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Probleme der chemischen Bekiimpfung schadlicher Nere im Walde 43 plan ,Pupptinger und Ascholdinger Au". Schriftenr. Natursch. u. Lands&. Pfl. 2. Miinchen. TOXEN, R., 1950: Grundrif~ einer Systematik der nitrophilen Unkrautgesellschaften in der Eurosibirischen Region Europas. Mitt. Flor.-soz. Arb. Gem. N.F. 2. Stolzenau/Weser. -- Ders., 1956: Die heutige potentielle natiirEche Vegetation als Gegenstand der Vegetations- kartierung. Angew. Pflanzensoziol. 13. Stolzenau/Weser. Anschrifl des Verfassers: Prof. Dr. P. SEIBERT,Institut ftir Waldbau, Abteilung Vegetations- kunde und Landschafltspflege, der Forstli&en Forschungsanstalt Miinchen, 8 Miinchen 40, Amalienstrat~e 52 Probleme der chemischen BeDimpfung sch:idlicher Tiere im Walde Von W. SCHWENKE Die 3 wi&tigsten sch:idlichen Tiergruppen, mit denen es der Forst zu tun hat, sind die Ins&ten, die M:iuse und das Wild. Das Wild sei hier ausgeklammert. Die Wild- schaden-Verhtitung ist ein Sondergebiet schon yon der Zielsetzung her: bier sollen keine Sch~idlinge vernichtet, sondern nut abgeschreckt werden. Es sei somit die folgende Betrachtung auf einige Hauptprobleme der M:iuse- und Insektenbek:impfung beschr:inkt. Beide Sch~.dlingsgruppen miissen nach wie vor all- j:ihrlich in erheblichem Umfang mit chemischen Mitteln bek:impflt werden. Jede An- wendung chemischer Bek:impfungsmittel im Wald ist an 2 Voraussetzungen gekn:ipfl:: 1. es muff die Existenz des Bestandes bedroht oder das Wirtschaf~sziel, insbesondere die Holz- oder Samen-Ernte, stark gef:ihrdet sein; 2. der betreffende Sch:idling muf~ entweder nur mit chemischen Mitteln beMimpfbar sein, oder es bleibt aus schwerwiegenden anderen Grtinden -- vor allem Arbeits- kr:iftemangel -- keine andere Wahl als der Gebrauch der chemischen Waffe. Diese 2, ftir eine chemische Bek:impfung im Wald notwendigen Voraussetzungen miissen im Interesse der Erhaltung unserer Umwelt unbedingt unter Anlegung streng- ster Mai~st:ibe erftillt sein. Darauf kann nicht oflc und nachdriicklich genug hingewiesen werden. Was an notwendigen chemischen Ma~nahmen nach Erfiillung dieser 2 Voraus- setzungen tiberbIeibt, ist zur Zeit noch immer erheblich. Wir k/Snnen abet damit rech- hen, daf~ auf Grund der in vielen L:indern vorhandenen intensiven Bemiihungen zur Entwicklung nichtchemischer Bek:impfungsverfahren der Umfang der chemischen Be- k:impfung auch im Wald in den kommenden Jahren st~indig abnimmt (s. Beitr. v. U. SKATULLAin diesem Heft). Betrachtet man nun, worin zur Zeit die Hauptprobleme der chemischen Bek:imp- lung forstsch:idlicher Tiere bestehen, so handelt es sich bei den Miiusen: um die Fl:ichenspritzung und die Giftk/Sder-Anwendung, sowie bei den Insekten: um die Bek:impfung des grof~en braunen Rtisselk:ifers, die Borken- Mifer-Bek:impfung, die chemische L:iuterung yon Nadelholz, sowie das Problem des L&ungsmittels und der Ausbringungsform bei Bek:impfungen aus der LuS. Forstw. Cbl. 93 (1974), 43-47 (g) I974 Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin ISSN 0015-8003 / ASTM-Coden: FWSCAZ

Probleme der chemischen Bekämpfung schädlicher Tiere im Walde

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Probleme der chemischen Bekiimpfung schadlicher Nere im Walde 43

plan ,Pupptinger und Ascholdinger Au". Schriftenr. Natursch. u. Lands&. Pfl. 2. Miinchen. TOXEN, R., 1950: Grundrif~ einer Systematik der nitrophilen Unkrautgesellschaften in der Eurosibirischen Region Europas. Mitt. Flor.-soz. Arb. Gem. N.F. 2. Stolzenau/Weser. - - Ders., 1956: Die heutige potentielle natiirEche Vegetation als Gegenstand der Vegetations- kartierung. Angew. Pflanzensoziol. 13. Stolzenau/Weser.

Anschrifl des Verfassers: Prof. Dr. P. SEIBERT, Institut ftir Waldbau, Abteilung Vegetations- kunde und Landschafltspflege, der Forstli&en Forschungsanstalt Miinchen, 8 Miinchen 40, Amalienstrat~e 52

Probleme der chemischen BeDimpfung sch:idlicher Tiere im Walde

Von W. SCHWENKE

Die 3 wi&tigsten sch:idlichen Tiergruppen, mit denen es der Forst zu tun hat, sind die Ins&ten, die M:iuse und das Wild. Das Wild sei hier ausgeklammert. Die Wild- schaden-Verhtitung ist ein Sondergebiet schon yon der Zielsetzung her: bier sollen keine Sch~idlinge vernichtet, sondern nut abgeschreckt werden.

Es sei somit die folgende Betrachtung auf einige Hauptprobleme der M:iuse- und Insektenbek:impfung beschr:inkt. Beide Sch~.dlingsgruppen miissen nach wie vor all- j:ihrlich in erheblichem Umfang mit chemischen Mitteln bek:impflt werden. Jede An- wendung chemischer Bek:impfungsmittel im Wald ist an 2 Voraussetzungen gekn:ipfl:: 1. es muff die Existenz des Bestandes bedroht oder das Wirtschaf~sziel, insbesondere

die Holz- oder Samen-Ernte, stark gef:ihrdet sein; 2. der betreffende Sch:idling muf~ entweder nur mit chemischen Mitteln beMimpfbar

sein, oder es bleibt aus schwerwiegenden anderen Grtinden - - vor allem Arbeits- kr:iftemangel - - keine andere Wahl als der Gebrauch der chemischen Waffe.

Diese 2, ftir eine chemische Bek:impfung im Wald notwendigen Voraussetzungen miissen im Interesse der Erhaltung unserer Umwelt unbedingt unter Anlegung streng- ster Mai~st:ibe erftillt sein. Darauf kann nicht oflc und nachdriicklich genug hingewiesen werden.

Was an notwendigen chemischen Ma~nahmen nach Erfiillung dieser 2 Voraus- setzungen tiberbIeibt, ist zur Zeit noch immer erheblich. Wir k/Snnen abet damit rech- hen, daf~ auf Grund der in vielen L:indern vorhandenen intensiven Bemiihungen zur Entwicklung nichtchemischer Bek:impfungsverfahren der Umfang der chemischen Be- k:impfung auch im Wald in den kommenden Jahren st~indig abnimmt (s. Beitr. v. U. SKATULLA in diesem Heft).

Betrachtet man nun, worin zur Zeit die Hauptprobleme der chemischen Bek:imp- lung forstsch:idlicher Tiere bestehen, so handelt es sich bei den Miiusen: um die Fl:ichenspritzung und die Giftk/Sder-Anwendung, sowie bei den Insekten: um die Bek:impfung des grof~en braunen Rtisselk:ifers, die Borken-

Mifer-Bek:impfung, die chemische L:iuterung yon Nadelholz, sowie das Problem des L&ungsmittels und der Ausbringungsform bei Bek:impfungen aus der LuS.

Forstw. Cbl. 93 (1974), 43-47 (g) I974 Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin ISSN 0015-8003 / ASTM-Coden: FWSCAZ

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M~iuse

Was zuerst die M~iuse-Bek~impfung betri~, so stehen dem Forstmann bier 2 Ver- fahren zur Verfiigung, die beide unbefriedigend sind: Die Fl~ichenspritzung mit Toxa- phen und das Ausbringen P-haltiger K~Sder. Die Fl~ichenspritzung wird bei hoher Populationsdichte, das K~Sderverfahren bei geringerer - - aber gleichwohl noch sehr sch~idlicher - - Individuenzahl verwendet. Streut man KtSder bei hoher Dichte, kommt es hierbei off zur Abs&/Spfung nur eines Teils der Population, wodurch die iibrig- bleibenden Tiere, vom Konkurrenzkampf befreit, um so kriiftiger werden und um so mehr Nachkommen erzeugen.

Toxaphen ist yon allen heute in gr{Sf~erem Umfang gebrauchten Pestiziden das ftir Warmbliiter giftigste; besonders Hunde sind sehr empfindlich. Daneben ist es eines der st/irksten Fischgifte. Sein sehr langsamer Abbau auf der Pflanzenoberfl~iche macht diesen Wirkstoff ebenso unangenehm wie die Tatsache, dai~ er nicht nur ein Nagetier- Girl (Rodentizid), sondern auch ein Insektizid ist und somit bei Fl~ichenspritzungen die Insekten- und Spinnenfauna mit zerst/Srt. Man sollte miSglichst s&nelt yon diesem Wirkstoff wegkommen, doch ist er zur Zeit noch nicht ersetzbar. Es miissen spezifisch wirkende Rodentizide bzw. Microtizide, Wiihlmausgifte (es sind ja nur die Wtihl- mausarten zu bek~mpfen), entwickelt werden.

Die in grof~em Umfang verwendeten P-haltigen K/Sder sind unspezifisch und ge- f~ihrden Spitzm~.use und andere Kleins~iuger sowie Wild, Haustiere und V~Sgel. Dabei wirken sie gegen M~iuse nicht einmal befriedigend, was haupts~.chlich daran liegt, daft ihre Anwendungstechnik noch nicht gentigend auf die Verhaltensweise der M~use aus- gerichtet ist. In unserem Institut laufen Versuche zur Steigerung der Attraktividit der K/Sder, zur Mikroverkapselung und anderes (B/~uMLER, 1973). Wit rechnen bier mit einer baldigen Verbesserung und Entsch~,irfung der M~.usebek~impfung mit GiRk/Sdern.

Insekten

Unter den Insekten ist der Grofle Braune Riisselkiifer, HyIobius abietis, Kultursch~d- ling Nr. 1. Gegen seine vom Frtihjahr bis in den Herbst hinein anhaltenden Rinden- fra~-Sch~iden werden die lCrisch gesetzten Kiefern- und Fichtenpflanzen durch vor- heriges Tauchen in eine Insektizidbriihe sowie die schon ~ilteren Kulturpflanzen dutch Spritzen geschiitzt. DDT war und ist fiir beide Anwendungen ein ideales Mittel. Seine Verwendung zur Hylobius-Bek'~mpfung ist als Ausnahme zum DDT-Verbot bis Ende 1974 erlaubt. Was danach kommt, steht zur Zeit noch nicht lest. Entweder wird die Ausnahmegenehmigung zur DDT-Anwendung gegen Hylobius verl~.ngert oder es mut~ zu einem der Ersatz-Insektizide gegriffen werden, an deren Erprobung zur Zeit in mehreren L~indern intensiv gearbeitet wird. Als Tauchmittel hat hochdosiertes Lindan (sogen. Lindan-stark) bereits versuchsweise die amttiche Anerkennung erhalten und wird teilweise in der Praxis verwendet. Lindan-stark ist aber ohne Zweifel weit- aus bedenklicher einzusch~.tzen als DDT und sollte daher wieder verschwinden (SCHWENKE, 1973a). Aussichtsreicher diirfte das Phosphors~iureester-Priiparat Tetra- chlorvinfos als Tauchmittel sein, das zur Zeit im Rahmen der amtlichen Mittelprtifung auch in unserem Institut getestet wird. Beide Pr~iparate, Lindan-stark und Tetrachlor- vinfos, sind jedoch nur bisher als Tauchmittel anerkannt bzw. in Priifung. Es bleibt noch zu priis wie welt sie auch zur Spritzbehandlung yon Kulturen gegen Hylobius eingesetzt werden k/Snnen.

Eine grot~e Menge chemischer Bek~impfungsmittel muf~ j~ihrlich gegen die Borken- kiifer eingesetzt werden. Zum grtit~ten Tell geschieht dies in Form vorbeugender Sprit-

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zungen (die aber zugleich bekiimpfende Spritzungen sind, da die K~ifer beim Einbohr- versuch abget6tet werden), zum geringeren Teit in Form der direkten Bek~.mpfung durch Gififangb~iume. Innerhalb der hierftir verwendeten HCH-Mittel wird neuer- dings aus hygienischen Grtinden das technische Hexa mehr und mehr durch das Lindan ersetzt. Vergangene Jahre haben gezeigt, dai~ man mit HiFe der Schutzspritzung und des Gif~fangbaum-Verfahrens die in unseren W~ildern tiberall stark erh6hte Borken- k~iferdichte, deren Ansteigen auf das Beiassen yon brutf~ihigem Holz im Wald beruht, mit relativ geringem wirtschaSlichem Aufwand (gemessen am Aufwand der sog. ,,sauberen Watdwirtschalq") wirksam in Schach halten kann. Mir ist in den letzten Jahren in Bayern kein Fall eines Angriffs yon Borkenk~.fern auf im Saflc stehende B~iume bekanntgeworden, und dies trotz umfangreicher Windwiirfe und Schnee- briiche.

Eng verkntipt~ mit dem Borkenk~tfer-Problem sind die Forstschutz-Probleme der chemischen L~iuterung yon Nadelholz, wo ja nut die Borkenk~fer ernsthafte Sorgen bereiten kiSnnen. Die Bitanz der letzten Jahre ist auch in dieser Hinsicht giinstig. Ob bei Kiefer oder Fichte: die gr~Si~eren, an dickrindige Stammteile gebundenen Borkenk:,ifer, Groi~er Waldg~irmer und Buchdrucker, gehen in nur sehr geringem Umfang in die chemisch get~uterten dtinnen Stiimme. Von den kleineren, sich in diinn- rindigen Stammteilen entwickelnden Borkenk~ifer-Arten, kommt der Kleine Wald- g~.rtner in Bayern nicht vor. Es bleiben als wirkliche Gefahren: der Kleine Fichten- borkenk~fer oder Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) und auf jeden Fall der Nutzholzbohrer (Xyloterus lineatus). Beide Arten sprechen sehr gut auf Fangb~iume an und man kann sie daher dadurch unsch'~idtich machen, daf~ man den zum Borken- k~iferberd gewordenen L~.uterungsbestand dutch eine Reihe yon Gififangb~umen ab- riegelt. Zur Erh/Shung der Wirkung kann man ein Mittelsttick 5edes Fangbaumes frei yon BorkenMifer-Giflt lassen, damit sich dort K~ifer einbohren und mit ihren art- eigenen Lo&stoffen die Attraktivit~t der Fangb~.ume erh6hen k6nnen. Das ist abet natiirlich nur dort m6glich, wo Gew~ihr f~ir 12berwachung und rechtzeitige Entrindung dieser St~imme besteht.

Als letztes m6chte ich das Problem der Bek~.mpfung yon frei fressenden Raupen und Blattwespenlarven aus der Luf~ nennen, also die sogenannten Grot~bek~impfungen, insbesondere die Fragen des L~Ssungsmittels und der Ausbringungsform. 20 Jahre law, wurde gegen diese Sch~idlinge, also vornehmlich: Nonne, Kiefernspanner, Forteule und BuschhornblattwesFen, ein DDT-Pr~iparat in Diesel61 gel6st verwendet. Mit dem Verbot des DDT verschwand automatisch, ohne vom Verbot betroffen zu sein, au& das Diesel61 als L/Ssungsmittel yon Insektiziden yon der Bildfl~iche. Es ist nun jetzt nicht m;Sglich, ein als DDT-Ersatz dienendes Insektizid einfa& mit Diesel61 zu mischen. Dazu bedarf es einer besonderen Formulierung, die wiederum amtlich anerkannt wer- den mull Die Industrie ist bereit, eine solche Formulierung zur Anerkennung anzu- melden, jedoch gibt die BBA als anerkennende Beh~Srde hierzu kein griines Licht. Sie z~Sgert offensichtlich auf Grund des schlechten Klanges, der dem Namen DieseI~51 unter dem Blickpunkt des Umweltschutzes anhaftet. Dieses Z~Sgern und wieder einmal Zu- riickweichen vor der i:3ffentlichkeit ist jedoch falsch.

Ich kann hier nicht auf Einzelheiten eingehen, sondern verweise auf einen Aufsatz, den ich kiirzlich zu diesem Thema in der AFZ ver~Sffentlichte (ScHwENKE, 1973b). Die Vorteile des Diesel~51s gegentiber dem Wasser hinsichtlich der Wirkung, der Wirtschaflt- lichkeit und insbesondere auch des Umwelts&utzes sind evident. Es wird hierbei mit einer Diesel~51menge yon etwa 101/ha (in Kiefernwald) bis zu 301/ha (in Fi&ten- wald) gearbeitet, die - - wie auf dem Waldboden ausgelegte Glasplatten zeigten - - fast vollst~ndig yon der Kronenschicht abgefittert werden. Unsere Versu&e ergaben, dat~ in Kiefernwald mit Trichlorphon und 401 Wasser l~.ngst nicht die Wirkung zu erzielen war, wie sie eine Mischung yon Tri&Iorphon mit 101 Diesel61 gehabt h~itte.

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Wir m~it~ten auf Grund dieser Versuche im dichten Fichtenwald mindestens 1001 Wasser/ha ausbringen, um eine befriedigende Wirkung zu bekommen.

Was den Umweltschutz angeht, so ist vor allem darauf hinzuweisen, daft die feinen DieseR51-Tr~Spfchen sich in die Nadeln einbrennen und den Wirkstoff mit unter die Epidermis nehmen. Sie verlieren dadurch schnell ihreKontaktwirkung. Ein mit Wasser formuliertes Insektizid beh~ilt dagegen seine Kontaktwirkung und bleibt bioz6notisch l~inger gef~ihrlich, abgesehen davon, dab der Regen es abw~ischt und dadurch eine nochmalige Behandlung notwendig werden kann.

Man kann allerdings das Problem Diesel61/Wasser sehr einfach 1/Ssen, indem man keines yon beiden nimmt, sondern nut den reinen Wirkstoff ausbringt, wie das bei dem neuerdings stark propagierten ULV-Verfahren der Fall ist. Im ULV-Verfahren (Ultra-Low-Volume) werden durch Spezialdiisen die Tr~Spfchen so rein zerrissen, daft sie unsichtbar sind und schweben. Das Verfahren hat aber 3 entscheidende Nachteile: erstens wird der reine Wirkstoff, vor allem der Phosphors~iureester Malathion, ausge- bracht, der, bevor er die D/.isen verl~it~t, hochgiftig ist; zweitens haben die Erfahrungen mit Nebelmitteln im Forst gezeigt, dal3 die Kronenfauna durch nichts so stark beein- tr~ichtigt wird, wie durch insektiziden Nebel. Nebel wirkt radikal, er dringt in alle Ritzen; drittens ben~Stigt man beim Einsatz derartiger Aerosole absolute Windstille; und wann haben wir diese schon in unseren Breiten. Bei Versuchen mit dem ULV- Verfahren land man zum Tell noch in 10 km Entfernung den feinen Tr/Spfchen-Belag auf Autofenstern. Diese Methode ist also aus hygienischen und Umweltschutz-Gr;~inden nicht vertretbar.

Es wurde eingangs erw~ihnt, da!3 der Umfang der chemischen Bek~impfung im Wald sich auf Grund neuerer Entwicklungen in den n~ichsten Jahren welter verringern wird. Machen wir uns aber nichts vor: diese Abl6sung chemischer Verfahren durch nicht- chemische wird langsam gehen und nut einen Tell des Forstschutzes betreffen. Zu einem - - wohl erheblichen - - Tell werden wit mit den Pestiziden weiterleben m/.issen. Jedoch geht auch hier die Entwicklung welter in Richtung einer Entsch~rfung durch EinfL/hrung spezifisch wirkender Pr~iparate, dutch zeitlich und tSrtlich gezielte Aus- bringung sowie durch Integrierung mit biologischen Verfahren. Ein Rest an Risiko und Verantwortung wird bei chemischen Bek~impfungsmal3nahmen aber immer bleiben.

Der Praktiker kann nichts anderes tun, als sorgf~iltig zu entscheiden, ob und in welchem Umfang eine chemische Bek~impfung notwendig ist und im Falle der Be- k~impfung die Vorschriften streng beachten. Die Mittel, die er anwendet, sind amtlich und damit auch hygienisch gepri.ifl: und anerkannt. Der Forstmann sollte sich in der Erftillung seiner Pflichten nicht yon Angriffen irremachen lassen, die meist yon nicht- sachverst~indigen Seiten gegen ihn gerichtet werden. Er hat die Verantwortung ftir den Wald und damit fiir eine der wichtigsten Komponenten unserer Umwelt. Die Offentlichkeit sollte endlich begreifen, dai~ sich Umweltschutz und chemische Mittel nicht feindlich gegen;.iberstehen zu brauchen, sondern daf~ in vielen FHlen zum Aufbau und zur Erhaltung unserer Umwelt chemische Mittel notwendig sind.

Summary

Some problems in chemical control of forest pests

Spraying Toxaphen against mice in forest cultures seems to be doubtful on the strength of side effects. The effectiveness of toxic baits for mice control should be increased by raising attractiveness as well as by reducing the size of baits. Experi- ments showed that Tetrachlorvinfos can be used for Hylobius-control in place of DDT. Within young coniferous stands cleared by chemicals bark beetles can be

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Viren, Bakterien und Hormone als Alternative zum chemischen Forstschutz 47

controlled by felled stems sprayed with BHC. For avio chemic measures against larvae in the crowns of conifers the best results were obtained by using insecticides mixed with Diesel oil.

Literatur

BKu,~IL~s, W., 1973: Uber die Auswirkung k~SderfSrmiger Rodentizide auf die Kleins~uger- fauna forsdicher KulturflS.chen und ein Vorschlag for eine verbesserte Anwendung. Anz. f. SchS.dlingsk. Pfl. u. Umweltschutz 46, 55-60. - - SCH~ENKr, W., 1973a: Waldschutz und DDT- Verbot. Anz. f. Sch~dlingsk. Pfl. u. Umweltschutz 46, 49-52. - - Ders., 1973b: Zur Frage des L&ungsmittels bei der Bek~impfung yon ForstschS.dlingen aus der Luf~. Allg. Forstz. 28, 730.

Anscbrifl des Verfassers: Prof. Dr. W. SCHWENKE, Institut f~ir angewandte Zoologie der Forst- lichen Forschungsanstalt M~inchen, 8 M~inchen 40, Amaiienstr. 52

Einsatz yon Viren, Bakterien und Hormonen

als Alternative zum chemischen Forstschutz

V o n U . SKATULLA

Mit Hilfe der modernen chemischen Bek~impfung getingt es zwar, Best~inde, die in ihrer Existenz durch Massenauftreten yon Schadinsekten bedroht sind, zu retten, doch mLissen diese Erfolge durchweg mit vielen unerwi.inschten Nebenwirkungen erkau~ werden. Der Forstschutz bemi.iht sich deshalb heute, nach Alternativen zu suchen, die einen sicheren Erfolg im Kampf gegen den Sch~idling gewS.hrleisten, ohne dabei die Bioz~Snose des Waldes zu gef~ihrden.

Da es in diesem Rahmen nicht miSglich ist, alle derzeit beschrittenen Wege eines bio- logischen oder biotechnischen Forstschutzes zu behandeln, oder auch nur zu skizzieren, beschr~inken sich die folgenden Ausf~ihrungen auf die drei z. Z. fiir den Forstschutz aussichtsreichsten selektiv wirkenden Bek~impfungsverfahren: Die Anwendung yon Viren, Bakterien und Hormonen bzw. Substanzen mit hormonartiger Wirkung. Sie haben sich nicht nut im Labor, sondern auch schon im Freiland zum Tel! sehr gut bew~ihrt.

Der Einsatz yon Viren im Forstschutz wurde dutch die Beobachtung angeregt, daf~ viele unserer Grof~sch~idlinge yon nattirlichen Viruserkrankungen befallen werden. Der grof~e Vorteil der Viren ist, daf~ sie streng artspezifisch wirken und daher wie kein anderes Mittel die geringste Auswirkung auf die iibrige Fauna ausiiben. Ihr Nachteil ist, dai~ erstens l~ingst nicht fiir alle Forstsch~dlinge Viruskrankheiten bekannt sind und zweitens, daf~ ihre Gewinnung, also ihre Massenzucht, vorerst noch Schwie- rigkeiten bereitet. Bis jetzt war es relativ aufwendig, geniigend Infektionsmaterial ftir gr6t~ere Bek~impfungsaktionen im Freiland zu gewinnen. Da Viren sich nur in leben- den Zellen vermehren lassen, war es n&ig, den Sch~idling zun~tchst einmal im Labor zu ziichten, ihn dann zu infizieren, um aus den Kadavern der toten Tiere das Virus, welches meist in sogenannten Polyedern vorliegt, in geniigender Menge isolieren zu k~Snneno

Forstw. Cbl. 93 (1974), 47-52 �9 1974 Verlag Paui Parey, Hamburg und Berlin ISSN 0015-8003 / ASTM-Coden: FWSCAZ