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1 Probleme mit Hatha-Yoga-Übungen bei Skoliose von Christa Lehnert-Schroth Hatha-Yoga-Übungen stammen aus dem Orient und werden bereits überall in der westlichen Welt gelehrt und ausgeführt. Sie sehen wunderbar aus und zeigen dem Betrachter, wie gelenkig man dadurch werden kann. Sie fördern die allgemeine Beweglichkeit sowie die Herz-Kreislauffunktion und sind für fast alle Menschen geeignet. Deshalb ist es auch verständlich, daß Patienten mit Skoliose geneigt sind, diese Übungen unbedenklich durchzuführen. Es sind aber keineswegs ALLE Übungen aus dem Hatha-Yoga als geeignet für Skoliose-Patienten zu bezeichnen, wie nachfolgend erläutert wird. In diesem Artikel referiere ich ausschließlich über Hatha-Yoga-Übungen mit Seit-, Vor- und Rückbeugungen sowie dem Rumpfdrehen. Den spirituellen Teil lasse ich aus, ebenso wie die Körper-Übungen, welche in die Geradeaus-Richtung gehen, also keine Dreh- und Beuge- Übungen beinhalten, so dass sie größtenteils auch von Skoliose-Patienten geübt werden dürfen. Seit einigen Jahren finden sich Artikel und Annoncen sowohl im Internet als auch in speziellen Büchern, die Hatha-Yoga-Übungen für Skoliose anbieten. Ja, es gibt sogar in den USA Fünf-Tage- Kurse für Yogalehrer, die sich zusätzlich mit Yoga für die Skoliose-Therapie ausbilden lassen können. Bedauerlicherweise muss man sagen, dass dabei nicht berücksichtigt wird, was diese Hatha-Yoga- Übungen bei Skoliose-Patienten bewirken. Und leider gibt es auch nirgends einen Hinweis auf einen Forschungsbericht der Orthopäden oder Physiotherapeuten. Dabei wäre es dringend geboten zu dokumentieren, was bei den Hatha-Yoga-Beuge- und Dreh-Übungen bei Skoliose- Patienten geschieht. Aus diesem Grunde beschreibe ich, in Anlehnung an die Dreidimensionalen Schroth‘sche Skoliose- Therapie, die Auswirkungen der oben genannten Hatha-Yoga-Übungen. Viele dieser Übungen haben eine schädigende Wirkung für Skoliose-Patienten. Denn Yoga dehnt und streckt nur und lockert die Gelenke, während Schroth das Ergebnis der günstigen Übungs-Ausführungen isometrisch stabilisiert. OHNE Stabilisierung ist ein Erfolg nicht möglich! In diesem Artikel zeige ich Übungen, die Patienten mit idiopathischer thorakaler Rechtsskoliose demonstrieren. Ich beziehe mich auf das Yoga-Journal Mai 2006 und einen Artikel im Internet von Elise Browning Miller „Yoga for Scoliosis“ 1 sowie auf das Buch von Monroe „Yoga and Scoliosis“ (2012) 2 . 1 Elise Browning Miller „Yoga for Scoliosis” 2 Marcia Monroe: Yoga and Scoliosis, Health and Healing DemosHealth, Demos Medical Publishing New York 10036. E-Book 2012. Hier sind die o.a. Übungen ebenfalls bebildert beschrieben. Im Vorwort dankt sie Iyengar, daß er ihr diese Übungen beigebracht hat.

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Probleme mit Hatha-Yoga-Übungen bei Skoliose

von Christa Lehnert-Schroth

Hatha-Yoga-Übungen stammen aus dem Orient und werden bereits überall in der westlichen Welt

gelehrt und ausgeführt. Sie sehen wunderbar aus und zeigen dem Betrachter, wie gelenkig man

dadurch werden kann. Sie fördern die allgemeine Beweglichkeit sowie die Herz-Kreislauffunktion

und sind für fast alle Menschen geeignet. Deshalb ist es auch verständlich, daß Patienten mit

Skoliose geneigt sind, diese Übungen unbedenklich durchzuführen. Es sind aber keineswegs ALLE

Übungen aus dem Hatha-Yoga als geeignet für Skoliose-Patienten zu bezeichnen, wie nachfolgend

erläutert wird. In diesem Artikel referiere ich ausschließlich über Hatha-Yoga-Übungen mit Seit-,

Vor- und Rückbeugungen sowie dem Rumpfdrehen. Den spirituellen Teil lasse ich aus, ebenso wie

die Körper-Übungen, welche in die Geradeaus-Richtung gehen, also keine Dreh- und Beuge-

Übungen beinhalten, so dass sie größtenteils auch von Skoliose-Patienten geübt werden dürfen.

Seit einigen Jahren finden sich Artikel und Annoncen sowohl im Internet als auch in speziellen

Büchern, die Hatha-Yoga-Übungen für Skoliose anbieten. Ja, es gibt sogar in den USA Fünf-Tage-

Kurse für Yogalehrer, die sich zusätzlich mit Yoga für die Skoliose-Therapie ausbilden lassen

können.

Bedauerlicherweise muss man sagen, dass dabei nicht berücksichtigt wird, was diese Hatha-Yoga-

Übungen bei Skoliose-Patienten bewirken. Und leider gibt es auch nirgends einen Hinweis auf

einen Forschungsbericht der Orthopäden oder Physiotherapeuten. Dabei wäre es dringend

geboten zu dokumentieren, was bei den Hatha-Yoga-Beuge- und Dreh-Übungen bei Skoliose-

Patienten geschieht.

Aus diesem Grunde beschreibe ich, in Anlehnung an die Dreidimensionalen Schroth‘sche Skoliose-

Therapie, die Auswirkungen der oben genannten Hatha-Yoga-Übungen. Viele dieser Übungen

haben eine schädigende Wirkung für Skoliose-Patienten. Denn Yoga dehnt und streckt nur und

lockert die Gelenke, während Schroth das Ergebnis der günstigen Übungs-Ausführungen

isometrisch stabilisiert. OHNE Stabilisierung ist ein Erfolg nicht möglich!

In diesem Artikel zeige ich Übungen, die Patienten mit idiopathischer thorakaler Rechtsskoliose

demonstrieren. Ich beziehe mich auf das Yoga-Journal Mai 2006 und einen Artikel im Internet von

Elise Browning Miller „Yoga for Scoliosis“1 sowie auf das Buch von Monroe „Yoga and Scoliosis“

(2012)2.

1 Elise Browning Miller „Yoga for Scoliosis”

2 Marcia Monroe: Yoga and Scoliosis, Health and Healing DemosHealth, Demos Medical Publishing New

York 10036. E-Book 2012. Hier sind die o.a. Übungen ebenfalls bebildert beschrieben. Im Vorwort dankt sie

Iyengar, daß er ihr diese Übungen beigebracht hat.

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Oft haben Skoliose-Patienten nach Hatha-Yoga-Übungen Rückenschmerzen oder sie bemerken,

daß sich ihr Rumpf verformt. Dann suchen sie nach Hilfe.

Yoga-Übungen stammen aus dem Fernen Osten und sind für Leute mit „normal gebautem“ Körper

gedacht, d.h. für Menschen, die eine symmetrische Muskelentwicklung auf beiden Seiten des

Rumpfes haben. Diese Übungen sind ganz gewiß nicht für Patienten mit Skoliose entwickelt

worden. Sie verbessern wohl die Atmung der Teilnehmer, sie sollten jedoch Skoliose-Patienten

nicht angeboten werden.

In diesen Tagen erhielt ich eine E-Mail aus Indien – ich übersetze:

„Ich bin die Mutter eines 13-jährigen Mädchens, welches vor 6 Monaten diagnostiziert wurde mit

idiopathischer struktureller thorakolumbaler Adoleszenten-Skoliose. Das liegt etwa sechs Monate

zurück. Meine Tochter hat gerade eine zweite Untersuchung hinter sich. Die Röntgenaufnahme

zeigt eine massive Verschlechterung. Die Skoliose hat sich in den vergangenen sechs Monaten um

11 Grad vergrößert. Während dieser Zeit hat sie aktiv Iyengar Yoga gemacht und war etwas

schwimmen. Das hat leider nicht geholfen. Der Arzt meinte heute, daß sie gut ausbalanciert sei.

Aber der Cobb-Winkel zeigte vor 6 Monaten eine Lenden-Kurve von 33 Grad Cobb und heute zeigt

sie 44 Grad. Der Arzt empfahl eine volle WS-Versteifungs-Operation, besser eher als später.

Insbesondere im Hinblick darauf, daß sie noch ein Jahr an Sport haben wird.“

Deshalb ist es höchste Zeit, diese Hatha Yoga-Übungen und deren Wirkung näher zu untersuchen.

Und auch, um die Augen der Yoga- und Pilates-Praktiker zu öffnen und ihnen zu zeigen, welche

verschlimmernde Wirkung diese Übungen für Skoliose-Patienten haben. Alle anderen Personen,

die einen „normal gebauten“ Körper haben, dürfen diese Hatha Yoga-Übungen ohne weiteres

machen, denn sie sind sehr gut, sie machen den Rumpf beweglich und verbessern die Atmung und

die Kreislauffunktion.

In dieser Schrift zeige ich nur Bilder aus meinem Lehrbuch (Dreidimensionale

Skoliosebehandlung)3 oder aus meinem Fundus.

Anatomie

Zunächst ist es wichtig, die normale Anatomie von Wirbelsäule und Brustkorb zu verstehen.

Normalerweise sieht man im Anatomie-Buch, daß die Dornfortsätze aller 24 Wirbel nach hinten

zeigen, s. Abb 1 und Abb 2a. Jeder Wirbel hat rechts und links einen Querfortsatz, mit welchem die

Rippen an der Brustwirbelsäule gelenkig verbunden sind, s. auch Abb 2a und Abb 4.

3 Christa Lehnert-Schroth: Dreidimensionale Skoliosebehandlung – Atmungs-Orthopädie System Schroth,

Urban und Fischer Elsevier München 8.A. 2014

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Abb 1: Es ist ganz wichtig zu wissen, wie eine normale

Wirbelsäule aussieht: s. links Abb 1. Diese Abbildung zeigt uns

der Reihe nach, die gerade Wirbelsäule von vorn, von hinten

und von der linken Seite aus gesehen. Sie besteht aus 7

Halswirbeln, 12 Brustwirbeln, 5 Lendenwirbeln, darunter

befindet sich das Kreuzbein, bestehend aus fünf

zusammenhängenden Wirbeln und darunter das Steißbein.

In Seitenansicht sehen wir drei physiologische , d.h. normale

Wirbelsäulen-Schwingungen und zwar in der Lende leicht

nach vorn schwingend, im Brustbereich nach hinten

schwingend, im Schulter-Hals-Abschnitt wieder nach vorn

schwingend. Diese Schwingungen ermöglichen u.a. auch ein

Auffangen von Druck und Stößen gegen die Wirbelsäule oder

andere Körperteile.

Diese drei WS-Schwingungen hat auch Katharina Schroth

gesehen und daraus ihre Schlüsse gezogen, denn bei einer Skoliose sind ja nicht nur die Wirbel

beteiligt, sondern der gesamte Rumpf. Katharina Schroth unterteilte ihn in drei Blöcke, die nicht

nur in Seitenansicht, sondern auch von vorn und von hinten gedacht oder auch gesehen werden

können. S. Abb 13, 14

Abb 2a Brustkorb von hinten gesehen; mit Rippen und

dem linken Schulterblatt

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Abb 2b Wirbel von oben und von vorn gesehen

Außerdem hat jeder Wirbel zwei nach oben und zwei nach unten reichende Gelenkfortsätze, die

die Wirbelsäule zusammenhalten und auch für Beweglichkeit des Rumpfes sorgen, s. Abb 2b.

So können wir alle möglichen Bewegungen ausführen, wie Oberkörper vorwärts beugen,

rückwärts beugen, seitwärts nach rechts oder nach links beugen und auch einseitig drehen.

Abb 3a Abb 3b

Zwischen den einzelnen Wirbeln befinden sich die Zwischenwirbelscheiben (Abb 3a und 3b), deren

Grund- und Deckplatten mehr waagerecht und parallel angeordnet sind. Diese bestehen aus

einem bewegbaren Faserknorpel, der den jeweiligen Gallertkern umhüllt. Der Gallertkern besteht

aus einer mehr flüssigen, gallertartigen Masse, welche naturgemäß unter einem hohen von oben

kommenden Druck steht und uns aufrecht hält.

Wichtig zu wissen ist, daß bei jeder solcher Bewegung die jeweiligen Zwischenwirbelscheiben mit

ihren Gallertkernen in die weniger belastete Richtung gleiten, die ihnen keinen Widerstand

entgegensetzt. Natürlich nimmt der jeweils betroffene Wirbel auch die angrenzenden Wirbel und

Zwischenwirbelscheiben mit in diese Richtung. Sie schieben uns nun nicht mehr senkrecht nach

oben, sondern in die weniger Widerstand leistende Richtung.

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Abb 4

Jeder Wirbel hat einen Dornfortsatz, der nach hinten zeigt, und rechts und links je einen

Querfortsatz, mit dem im thorakalen Bereich die Rippen mit dem zugehörigen Querfortsatz

gelenkig verbunden sind. (Abb 4)

Die Oberkörper-Beugungen

Bei den Oberkörper-Beugungen liegt unser Hauptaugenmerk nach Schroth’schem Konzept auf

den skoliotischen Gegebenheiten. Ich beziehe mich dabei vorwiegend auf das Yoga-Journal Mai

2006.

Die Vorwärtsbeugung

Bei einer Vorwärtsbeugung des Oberkörpers drängen Wirbelsäule und Rippen nach hinten in die

physiologische thorakale Kyphose und vergrößern sie. Wenn wir das oft genug machen, wird die

physiologische Krümmung bald zu einer pathologischen. Wir bekommen einen Buckel nach hinten,

weil sich diese Bewegungen dem Gehirn einprägen.

Wenn wir uns dann wieder aufrecht stellen, gleiten die Gallertkerne (eine mehr flüssige Masse in

den Zwischenwirbelscheiben) wieder in die Mitte der Zwischenwirbelscheiben, falls wir uns nicht

inzwischen die Vorwärtsbeugung des Oberkörpers durch schlechte Haltung mit Rückenrundung

o.ä. angewöhnt haben. Dann werden nämlich die Zwischenwirbelscheiben keilförmig.

Abb 5

Zum Beispiel werden bei der Yoga-Übung Plow (Abb 5) die Beine aus Rückenlage über den Kopf

geschwungen bis die Füße den Boden erreichen. Der Kopf wird dabei nach vorn gepreßt, der

Nacken wird überdehnt, die Brust wird verengt und der Rippenbuckel nach hinten gedrückt und

die Atmung dort hinein gelenkt. Die physiologische Lendenlordose wird aufgehoben und in eine

LWS-Kyphose verwandelt. Dann nennt man diese Krümmung thorakolumbal. Bei Skoliose rundet

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sich der Rippenbuckel dabei einseitig nach hinten, weil diese Bewegung gefühlmäßig inzwischen

fest verankert ist. Deshalb läßt Schroth diese Übung weg.

Beim Schulterstand (Abb 6a) lastet das gesamte Gewicht von Beinen, Becken und Rippenkorb auf

dem Schultergürtel. Der Kopf wird nach vorn gedrängt, der Nacken überdehnt und überlastet. Es

entsteht ein Schulterbuckel. Die Brust ist blockiert und kann nicht beatmet werden. Die

Atmungsluft fließt in den Rundrücken bzw. bei Skoliose in den einseitigen Rippenbuckel und

vergrößert ihn, zumal bei Skoliose sowieso alle Rumpfmuskeln anders als im Anatomiebuch

angegeben funktionieren.

Abb 6a Abb 6b

Dreht man das Bild um 180° um (Abb 6b), dann sieht man die Person stehend. Der Blick ist wie

depressiv erdwärts gerichtet, die Figur sieht bucklig aus. Will ein skoliotischer Patient so

aussehen? Schroth läßt diese Übung deshalb weg.

Die Rumpf-Rückbeugung

Bei einer Rückbeugung des Oberkörpers wird nicht etwa der runde Rücken wieder gerade,

sondern es entsteht ein Druck in der physiologischen LWS-Lordose nach vorn. Es entsteht ein

Hohlkreuz, weil die entsprechenden Wirbel nach vorn ausweichen und die

Zwischenwirbelscheiben oft in eine Keilform zwingen, wodurch auch die Gallertkerne nach vorn

drängen. S. Abb 3

Wenn wir das oft genug machen, zeigen wir, wie beweglich wir sind. Dafür weicht jedoch der Leib

nach vorn aus, die Bauchmuskeln werden überdehnt und die Eingeweide gleiten nach vorn-unten

ins Becken und ziehen ihrerseits die Lendenwirbelsäule in eine Hyperlordose. Das sieht nicht nur

nicht schön aus, es ist auch ungesund und bereitet oft Kreuzschmerzen.

Deshalb muß unser Ziel sein, die Vor-Rückwärtsverschiebungen des Körpers wieder aufzulösen

und ihn wieder in ein normales stabiles Gleichgewicht zu bringen.

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Abb 7a Abb 7b

Aus Bauchlage den rechten gestreckten Arm sowie das linke gestreckte Bein Abb 7a – oder

umgekehrt – zu heben, erzeugt eine LWS-Lordose.

Bei Skoliose ist eine Rückbeugung des Oberkörpers (Abb 7a und Abb 7b) kontraindiziert, denn der

Körper verliert seine senkrechte Haltung, weil außerdem in eine vielfach bestehende

Hyperlordose mit Flachrücken und/oder in die einseitige Rückenkonkavität der Brustwirbelsäule

hineingearbeitet wird. Der Rumpf wird instabil.

Bei Locust-Heuschrecke (Abb 8a Hände ans Becken) werden Oberkörper und Beine angehoben,

was ebenfalls eine Lendenlordose erzeugt.

Abb 8a

Übung Locust-Heuschrecke

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.

Abb 8b Cobra

Bei der Übung Cobra (Abb 8b) stützt der Übende in Bauchlage

seinen Oberkörper mit beiden Händen neben dem Becken in die

Senkrechte. Auch das ist für Haltungsgeschädigte und für

Skoliotiker aus oben angeführten Gründen ungeeignet.

Abb 8c Half Moon

Beim Half Moon (Halbmond), (Abb 8c) im aufrechten Stand

werden beide gestreckten Arme nach oben und so weit wie

möglich nach hinten geführt. Das überdehnt die Bauchmuskeln

und preßt die Rippenbögen nach vorn und erzeugt eine LWS-

Hyperlordose und einen Flachrücken. Schroth läßt diese Übungen

weg.

Auch die Übung Bow erzeugt eine enorme LWS-Lordose:

Abb 8d Bow

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Die Seitbeugen

Geringe Seitwärts-Beugung des Oberkörpers (Abb 9a, 9b)

Abb 9a Abb 9b

Im Stand, Arme gestreckt nach oben, kann der Oberkörper nach rechts oder nach links gebeugt werden.

Das beweist die Beweglichkeit des Rumpfes.

Bei Skoliose Ist das nicht zu empfehlen, denn eine Seitbeugung sowohl nach rechts als auch nach links geht

immer in die jeweilig vorhandene Krümmung hinein, entweder in die thorakale oder in die lumbale

Krümmung. Deshalb lassen wir diese Übung bei Skoliose besser weg.

Abb 10 a – 10d (von links nach rechts)

Bei thorakaler Rechts-Skoliose (Abb 10a) wandert die LWS seitwärts, das Becken z.B. mit LWS nach links,

der Rippenkorb mit BWS nach rechts, der Schultergürtel mit HWS wieder nach links, genau wie das Becken.

Deshalb darf nicht in diese Krümmungen hineingeübt werden.

Abb 10b verdeutlicht das an der Zeichnung eines skoliotischen Körpers und den ungleich arbeitenden

Rückenmuskeln. Sie arbeiten im linken Lendenteil, im rechten Brustkorb, im linken Schultergürtelteil

jeweils entgegengesetzt.

Abb 10c und Abb 10d zeigen die Rückenmuskeln an einem „normal gebauten“ Körper.

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Abb 11a- 11d (von links nach rechts), Abzeichnungen von Röntgenbildern

Im ersten Röntgenbild (Abb 11a) sehen wir ein vierjähriges Mädchen mit keilförmigen Wirbeln von

Th10 und Th11. Die LWS weicht von der Mittellinie der WS um 19° ab.

Das zweite Röntgenbild (11b) zeigt eine Rö-Aufnahme nach 1 ½ Jahren. Die LWS weicht nun 30°

von der Mitte ab, was eine deutliche Verschlechterung aufweist. Beide Rö-Aufnahmen wurden in

normaler Haltung im Stehen aufgenommen.

Das dritte Röntgenbild (Abb 11c) wurde am gleichen Tag wie das zweite in einer Seitbeuge-Übung

aufgenommen. Es zeigt deutlich eine Abflachung des Hauptkrümmungsbogens. Wenn das Becken

nicht auf der Röntgenplatte sichtbar wäre, könnte der Eindruck entstehen, daß durch diese Übung

die Wirbelsäule wieder gerade werden könnte. Dreht man die Aufnahme jedoch so, daß das

Becken horizontal steht, s. 4. Aufnahme (Abb 11d), so wird deutlich, daß der Körper während der

Übung noch weiter aus seinem Gleichgewicht kommt, wodurch die freien Rippen auf der rechten

Seite nun näher am Beckenkamm stehen als auf dem ersten Bild. Wenn der

Hauptkrümmungsbogen zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule nach rechts aufzubiegen versucht

wird, so geht der Oberkörper in die gleiche Richtung, die der LWS-Bogen einleitet.

Die Schrothschen-Erklärungen, an einer Zeichnung (Abb 12) verdeutlicht:

A = Übergang von einem Bogen in den anderen.

B = oberer Lendenwirbelsäulenbogen

C = unterer Brustwirbelsäulenbogen

D = oberer Brustwirbelsäulen-Bogen

Abb 12

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Abb 12: Der kaudale (untere) Teil des BWS-Bogens hat nämlich die gleiche Richtung wie der

kraniale (obere) Zeil des Lendenbogens. Somit gehen die beiden Bögen ineinander über und bilden

gewissermaßen eine gerade Linie nach schräg rechts. Bei der „Umkrümmungs-Übung“, die auf den

Hauptkrümmungsbogen abzielt, bleibt dieses Verbindungsstück in seiner Fehlrichtung bestehen

und wird außerdem stärker nach rechts belastet. Da die Linie des BWS-Bogens abgeflacht

erscheint, wird diese Übung oft fälschlicherweise als günstig angesehen. Das ist jedoch nicht der

Fall, da bei der Rumpfbeugung nach rechts das Schwergewicht des Körpers noch weiter nach

rechts verlagert wird, als es bei einer rechts thorakalen Skoliose ohnehin der Fall ist.

Der Patient soll erkennen, was bei Seitbeugen geschieht, wenn nur eine, die mittlere WS-

Krümmung, gesehen wird. Wenn wir das nicht beachten, verschlechtern sich folglich all die

anderen Bögen ebenfalls automatisch.

Jede Skoliose ist eine Summe von mehreren Falschbewegungen, die sich in eine falsche Form

entwickelt haben. Deshalb ist es nicht genug, sich nur auf eine WS-Krümmung behandlerisch zu

konzentrieren, weil sich sonst der Rippenbuckel weiter vergrößert und sich außerdem ein

Lendenbogen oder ein Lendenwulst als Gewichtsausgleich auf der anderen Seite bildet. Deshalb

müssen wir alle WS-Bögen sehen und behandeln.

Wir müssen aber zu den seitlichen Abweichungen (frontal) auch die Vor-Rück-Abweichungen

(sagittal) sehen und behandeln. Oft wird das sagittale Profil durch Unwissenheit der Therapeuten

und Patienten übersehen. Dann entsteht bei Skoliose automatisch oft auch eine

Beckenverdrehung und/oder ein flügelförmiges Abstehen des einen Schulterblattes, welche die

Optik des Rippenbuckels verunschönt.

Abb . 13a – 13d (von links nach rechts).

Gedankliche Einteilung der dreibogigen Skoliose in drei Rumpfblöcke

Die normalerweise lotrecht übereinander stehenden rechteckigen Blöcke (Beckengürtel, Rippenkorb,

Schultergürtel) Abb 13a verschieben und verdrehen sich bei Skoliose gegeneinander. Bei der dreibogigen

Skoliose verschieben sie sich in der frontalen Ebene, Abb 13b. Die nach lateral (nach der Seite)

abgewichenen Rumpfblöcke drehen sich gleichzeitig nach hinten, Abb 13c. Der in der Mitte liegende

Rippenkorbblock verschiebt und verdreht sich nach der anderen Seite. In der Zeichnung (Abb 13d) eine

Patientin, bei der die linke Hüfte prominent ist.

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Nach Schroth muß zunächst die nach lateral prominente linke Hüfte in der Gegend des Trochanter major

(Hüftknochen) nach innen geübt werden. Das Becken kommt nun wieder über den Schwerpunkt. Dadurch

ordnen sich auch die darüber befindlichen Rumpfabschnitte mehr in die Senkrechte.

Abb 14a -14d (von links nach

rechts). Gedankliche Einteilung des Rumpfes bei der vierbogigen Skoliose.

Beckengürtel, Rippenkorb, Schultergürtel verschieben und verdrehen sich nach der Seite.

Bei der vierbogigen Skoliose mit einer lumbosakralen Gegenkrümmung teilt sich der Beckengürtelblock

noch einmal in einen LWS- und einen Beckenabschnitt. Die nach seitlich abgewichenen Rumpfabschnitte

(Abb 14c) sind gleichzeitig auch nach hinten gedreht. In der Zeichnung Abb 14d eine Patientin, bei der die

rechte Hüfte prominent ist.

In diesem Artikel gehe ich nicht weiter auf die vierbogige Skoliose ein. Näheres ist im Buch nachzulesen.

Seitwärts-Beugung des Oberkörpers (Triangle Pose) Abb.15a und 15b

Abb 15a Abb 15b

Der Übende steht im breiten Grätschstand. Die eine Hand wird hoch über den Kopf gehalten. Die

andere Hand gleitet nun am gestreckten Bein entlang Richtung Fuß.

Bei einer Beugung nach rechts weichen die Lendenwirbel mit ihren Zwischenwirbelscheiben und

Gallertkernen nach links aus und drängen in die linke Taille, weil sie ja rechts gedrückt werden.

Man kann nun sehr gut in die linke Seite atmen. Es empfiehlt sich, diese Seitbeugung bei „normal

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gebautem“ Körper auch nach der linken Seite hin auszuführen, wobei dann die rechte Seite

beatmet werden kann.

Die Triangle Pose ist für alle Personen gut, denn man wird dadurch beweglich, ja sogar

hypermobil. Doch für Skoliose ist sie unbedingt abzulehnen. Warum?

Abb 15b: Bei Beugung des Oberkörpers zur Konkavseite (links) vergrößert sich der Rippenbuckel.

Deshalb werden wir sie bei Skoliose weglassen.

Abb 15a: Durch eine Beugung des Oberkörpers zur thorakalen Konvexseite (Rippenbuckelseite –

hofft man, die Hauptkrümmung (BWS) geradezuziehen und besser in die Konkavseite atmen zu

können, s. auch Abb 11. Das ist jedoch ein Trugschluß, weil man sich nur auf den mittleren - den

thorakalen - Bogen bezieht. Durch die Oberkörper-Beugung nach der rechten Seite wird das

Körpergleichgewicht des Patienten gestört. Der Rippenbuckel wird schwer und erfordert einen

Gewichtsausgleich in Form der nach außen tretenden Hüfte der anderen Seite. Das erzwingt

jedoch einen Lendenbogen nach dieser Seite oder vergrößert ihn. Deshalb lassen wir diese Übung

bei Skoliose-Patienten weg.

Auf Seite 6 des Yoga-Journals Seite 79 sowie im Buch von Monroe steht eine Dame mit

thorakaler Rechtsskoliose im weiten Grätschstand. Sie beugt sich nach rechts und gleitet mit der

rechten Hand am rechten Bein entlang nach unten und erreicht den Fuß. Ihr linker Arm ist nach

oben ausgestreckt. Sie betrachtet sich dabei von vorn in einem Spiegel. Die Person soll sich

strecken und ihre linke Rippengegend dehnen und beatmen. Es entstehen alle unter Abb 13

beschriebenen Falschbewegungen. Dieses Phänomen würde ganz schnell sichtbar, wenn die

abgebildete Dame ihren entkleideten Rücken zeigen würde oder sie sich dabei im Spiegel von

hinten sehen könnte. Bedauerlicherweise sind im Buch von Monroe nur Übende mit T-Shirts etc.

zu sehen, bei denen nicht einmal eine Faltenbildung während der Übungen sichtbar ist.

Das augenscheinliche Ziel ist, den Körper zu strecken und die Muskulatur geschmeidig zu

machen. Es arbeiten Füße, Beine, Hüften, Bauchmuskeln, Beinrückseiten streckend und

stabilisierend und verbessern beide Seiten des Brustkorbes – convex und concav (Monroe. 66).

Der einzige scheinbar positive Effekt ist, daß die thorakale WS nach links gedrückt wird, was den

linken Erector spinae-Muskel sowie den linken Latissimus dorsi sowie die linken

Interkostalmuskeln verlängert und die Atmung in die linke Konkavität lenkt.

Es wird jedoch nicht bedacht, was weiter unten (im angrenzenden Becken) geschieht und was wir

aufmerksam beachten müssen: Eine Oberkörperbeugung nach rechts komprimiert die lumbale

Konkavität (rechte Taille) und verkürzt den Quadratus lumborum und den Erektor spinae sowie

den Psoas. Diese Muskeln sind jedoch schon atrophiert. Deshalb verschlechtert diese Übung die

Rumpfabweichungen und die asymmetrische Körpergewichts-Verlagerung mit Folgen für die LWS-

Gelenke. Die Zwischenwirbelscheiben werden weiterhin einseitig zusammengedrückt. Das hat

Einfluß auf die in den Zwischenwirbelscheiben liegenden Gallertkerne, die uns normalerweise

unter einem Druck von oben aufrecht halten. Durch den einseitig auf ihnen lastenden Druck wirkt

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diese Schubkraft nach oben nun nicht mehr senkrecht, sondern seitwärts und nach hinten die

LWS verdrehend. Das kann zu Entzündung, Schmerzen und verminderter Beweglichkeit führen.

Bei Triangle nach rechts werden die rechten freien Rippen nach innen, unten und links gedrückt.

Normalerweise geben sie aber der Taille einen Halt.

Die linken Lumbalmuskeln (Quadratus lumborum, Erector spinae, Psoas etc) werden nun

gezwungen, das Körpergewicht aufzufangen und zu tragen. Sie erstarken und drehen die

Lendenwirbel so, daß deren Querfortsätze nun links nach hinten stehen. Es entwickelt sich ein

Lendenwulst, der wie ein Rippenbuckel erscheint.

Üblicherweise werden solche Übungen beidseitig ausgeführt. Das sollte jedoch für Patienten mit

Skoliose verboten werden, weil die entsprechenden Bewegungen immer in die vorhandenen WS-

Krümmungen hinein arbeiten und die Asymmetrie verstärken.

Man kann also bei Skoliose nicht auf eine gute Körperbalance hoffen, weil die pathologische

Imbalance der erwähnten lumbalen Muskelgruppen es nicht zuläßt. Beide Übungsversionen sind

also in Bezug auf die gesamte WS-Struktur unkorrekt und abzulehnen.

Die Seitenlage muß eigentlich mit zu den Seitbeugungen gezählt werden, s. Abb 17a

Abb 17a

Auf Seite 7 des Yoga-Journals liegt eine Person mit thorakaler Rechtsskoliose auf der rechten Seite.

Unter dem seitlichen Rücken liegt ein dickes Kissen. Man sieht deutlich, daß sich die unten

liegende Seite leicht nach hinten dreht. Das kann man auch am nackten Rücken einer normal

gebauten Person erkennen und auch selbst ausprobieren.

Liegt ein Patient mit thorakaler Rechtsskoliose auf der rechten Seite, so dreht sich seine unten

liegende Seite, die ohnehin schon nach hinten gedreht ist, weiter nach hinten (Abb 17a), auch

wenn ein Kissen dort untergelegt wird. Denn bei Skoliose sind die Muskeln, die sich

normalerweise an der Seite befinden (mm intercostales und m. latissimus dorsi) sowie die Rippen

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durch die Brustkorbverdrehung mit nach hinten gedreht. Der Druck des Kissens wirkt nicht, wie

gewünscht, auf den mittleren Rippenkorb nach innen. Die seitlichen Muskeln liegen bei Skoliose

mehr hinten. An der Seite befinden sich nun Teile des m. trapecius, m. latissimus dorsi und

vordere Interkostalmuskeln, die nicht hineingedrückt werden dürfen, denn sie müssen nach dem

Schroth-Konzept wieder an ihren ursprünglichen Platz gerückt bzw. nach vorn-oben gedreht und

geatmet werden. Dann könnte u.U. eine Seitenkompression möglich sein. Doch wohin soll diese

Rumpfgegend ausweichen? Es ist kein Platz dafür vorhanden

Es ist ja so, daß sich alle von der Mitte aus nach der Seite abgewichenen Rumpfabschnitte bei

Skoliose gleichzeitig nach hinten drehen. Und alle konkaven Abschnitte drehen sich automatisch

nach vorn. Deshalb legt Schroth die Patienten auf die thorakal konkave Seite, evtl. mit einem

Kissen unter dem Lendenwulst, der vorher manuell nach vorn entdreht wird.

Abb 17b

Hier möchte ich noch einfügen, was ich kürzlich erlebte:

Ich schrieb an einen Senior-Iyengar-Yoga-Lehrer, daß er doch bitte die Seitbeugungen für Skoliose-

Patienten weglassen soll, weil sie nicht die thorakale Krümmung strecken, sondern die Lende

einseitig unterhalb des rechten Rippenbuckels verengen und die LWS nach links schieben. Ich

schickte ihm einen Teil meines diesbezüglichen Artikels.

Nachfolgend seine Antwort: „Triangle Pose (Trikonasana). Die Person steht im weiten Stand und

beugt den Oberkörper nach rechts. Die rechte Hand erreicht den rechten Fuß. Der linke Arm wird

über den Kopf gestreckt. Wenn einem Studenten mit einer rechtsseitigen Lendenkonkavität gesagt

wird, er soll die rechte Hand zum rechten Fuß führen und dann den linken Arm über den Kopf

strecken, ist klar, daß der Patient (Student) mit einem sehr ungeeigneten (woefully unadaequate )

Lehrer übt.

Am ‚rudimentary level‘ von Triangle Pose vorausgesetzt, soll jedoch der rechte Arm parallel zum

Boden gestreckt und der rechte Arm weg vom rechten Fuß auf einen Stuhl gelegt werden in Höhe

der rechtsseitigen Rippen. (Das ist alles sehr kompliziert zu verstehen. Kommentar C. L-S.) Dann

wird der linke Arm, statt über den Kopf gestreckt, auch parallel zum Fußboden und dem rechten

Arm, mit der linken Hand auf den selben Stuhl gelegt, so daß beide Seiten der LWS und damit der

m. erector spinae gestreckt sind und ebenso gewichtsmäßig an beiden Seiten der Wirbel

ausbalanciert sind.“ (Das steht nirgends beschrieben. Kommentar C. L-S.)

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„Die Autorin (also ich) beschreibt, sie nimmt an, daß bei der Triangle Pose nach rechts die rechte

Taille verengt und verkürzt wird und die freien Rippen (11. und 12.) zur linken Seite drücken. Das

verschlimmert weiter die bereits atrophierten rechten Lumbalmuskeln.

Die Autorin schreibt: „Die rechten freien Rippen (11. und 12.) verlagern sich nach links unten und

zur Mitte.“ Aber das ist absolut unkorrekt! Wenn die Triangle Pose nach rechts gemacht wird, ist

der Kopf des rechten Femur (Oberschenkel) ausreichend zu tragen in die Hüfte hinein (was und in

welche Hüfte?), der rechte Sitzbeinhöcker widersteht, ausreichend nach vorn geführt,

aufzunehmen, so daß die rechten freien Rippen gestreckt sind, weg von der rechten Taille (??).

Das verlängert den rechtseitigen m. quadratus lumborum. Er verkürzt sich nicht. Also, die Triangle

Pose ist keine seitliche Beugung, sondern eine seitliche Streckung. Nicht eine laterale Beugung”.

(Soweit die Ausführungen des Senior-Iyengar-Yoga-Lehrers.)

Das ist für mich unverständlich, zumal das Foto dieser Übung die Linkskrümmung der LWS zeigt

(Abb 15a). Weder bei Miller noch Monroe findet man eine solche Erklärung.

Der Yoga-Experte weiß leider nicht, daß wir drei Körperblöcke haben und nicht nur einen in der

Mitte. Er sieht die Lendengegend überhaupt nicht, die das Fundament ist, wie der Keller des

Hauses, und der hat horizontal und auch nicht seitwärts zu stehen, so daß die anderen Teile genau

senkrecht darauf gebaut werden können. Dasselbe müssen wir bei den Körperübungen bedenken.

Der Yoga-Experte schaut nicht auf Lende und Beckenabschnitt. Er sieht nicht, daß die linken

Lendenmuskeln die LWS nach links ziehen und die LWS-Krümmung vergrößern und die LWS

dadurch verdrehen. Das macht einen Lendenwulst, denn das gesamte Rumpfgewicht hängt an

den linken Lendenmuskeln. Er glaubt, daß er die rechte Taille streckt. Auch wenn sie sich

tatsächlich strecken würde, bleibt doch der Fehler bestehen, daß das Becken nach links ausweicht

und der Körper aus dem Gleichgewicht kommt.

Er weiß und sieht leider auch nicht, daß durch die Führung des linken Armes ein Schulter-Hals-

Bogen entsteht, weil der linke Schultergürtel breit gezogen wird und die obere Wirbelsäule mit

sich zieht.

Der Experte denkt nicht an den Lenden- und Beckenabschnitt. Er bemerkt auch nicht, daß die

linken Lendenmuskeln die LWS nach links ziehen und verdrehen. Das ist auch so, wenn er die

rechte Taille „streckt“, weil das gesamte Rumpfgewicht an diesen linken Lendenmuskeln hängt.

Eine ähnlich seltsame Erklärung hat er für die Rumpf-Rückbeugen

Er schreibt dazu: „Ich frage mich, ob die Autorin jemals selbst die Yoga-Haltungen bis in die Tiefe

studiert und praktiziert hat. In meinen Augen und Verständnis zieht sie falsche Schlüsse bezüglich

des Effekts der Praxis. Sie wählt ein Bild von einer Haltung aus, vielleicht aufgebaut und

ausgerichtet von jemand Unqualifiziertem. Diese Haltung wird in dem einen Bild gezeigt und

empfohlen, welches sehr wohl schlecht ist. Aber was kann das aussagen über eine Yoga-Praxis in

korrekter Weise von einem qualifizierten Lehrer dargeboten? Diese Übung ist unkorrekt.“ (Ich

habe mehrere Rückbeuge-Fotos in meinem Artikel.)

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„ Wir haben eine ganze Zusammenstellung von verschiedenen Hilfen in verschiedenster Form:

Keile, Schaum, Bandagen, Schlaufen, Dreiecke usw. um die ungewollte Gegenaktion zu ändern, um

ein harmonisches Gleichgewicht in der Wirbelsäulen-Streckung zu ermöglichen. Es wird kein

Akzent auf die rückwärtige Streckung bei den Rumpfbeugen gelegt. Im Gegenteil, die WS ist vom

vorderen (??) Steißbein auf dem Weg bis hinauf zum Atlas im Gleichgewicht. Eine harmonische

Streckung, weil auch zwischen den Wirbeln Platz geschaffen ist, mit Betonung auf Öffnung vorn.

Aber diese vordere Öffnung ist nicht zum Quetschen, Schließen und/oder die WS Drehen in

vergleichbarem Weg. Und wenn es geschieht, ist die Haltung unkorrekt, so wie an einem Körper

gemacht, der noch nicht fertig ist für solch eine Aktion…. Eine richtige Rückbeuge erzeugt

Streckung der WS, kein Zusammendrücken.“ (Schroth hat keinen Patienten, der noch nicht fertig

ist für diese oder jene Übung.)

„Die Autorin meint, daß die Rückwärtsstreckung die thorakalen Muskelgruppen verkürzt (Ich

schrieb, die lumbalen Muskeln.) und daß die Bauchmukeln überdehnt und schwach werden. In

einer klassischen Rückbeugung sind die rückwärtigen Muskeln momentan zusammengespannt. Ja,

aber gibt das der Autorin die Freiheit, zu verkünden, die Muskeln seien verkürzt? Man könnte

einfach folgende Wörter brauchen: gespannt, rinsed (?), gestreckt oder flushed (?)“. (Er hat

missverstanden: Die überstreckten Bauchmuskeln werden schwach, weil sie nun in der Übung lang

bzw. überdehnt sind und später unfähig sind, sich zusammenzuziehen. Dadurch sinken die

Eingeweide nach vorn-unten. Der Patient bekommt einen dicken Bauch und eine Lendenlordose.)

„Wenn die Locust-Pose praktiziert wird, verstärkt das die Lordose, wie die Autorin betont. Wenn

ja, ist es eine unnormale Überstreckung/Bogen der LWS. Ein Senior Lyengar Yogalehrer weiß die

Wirbelsäulenstreckung nach oben in der Rückbeuge zu betonen. Er gibt wenig Betonung auf jeden

Bogen.“ (Aber mit seinen Rückbeugen bleibt die Lendenlordose trotzdem bestehen.)

Salabasaba wird mit einer zusammengefalteten Decke gemacht, die unterhalb des Nabels bei L5

liegt und die Vorderseite von L5 unterstützt und nach hinten bewegt. Der Patient streckt beide

Arme nach vorn, hebt die Hände auf einen Stuhlsitz und hält den Kopf nach unten, so daß die

Lende nicht in die Lordose geschoben wird. Ein gut geschulter Lehrer steht über dem Becken des

Patienten. Und mit einem trainierten Fuß (trained foot) bewegt der Lehrer das Steißbein fest nach

unten (distal) und in den Körper. Dem Patienten wird gesagt, nicht zu biegen, jedoch die vordere

Wirbelsäule zu strecken, mit den Armen entlang in einer longitudinalen Streckung, links und rechts

und vorn und hinten ausbalanciert. Das macht keine Lenden-Überbeugung (Lordose). Im

Gegenteil, es macht eine Lücke bei L5/S1 und eine Streckung für die untere WS.“

(Wenn die Arme auf dem Stuhlsitz liegen, arbeiten die Rückenmuskeln in einer guten Streckung.

Aber der nach vorn stehende vordere Rippenbogen gleitet dabei nach vorn und macht eine

Lendenlordose, zumal das Becken auf dem Boden liegt. Warum soll der Kopf nach vorn gehalten

werden, um eine LWS-Lordose zu vermeiden? Das erzeugt nur eine Kyphose im oberen Rücken.

Und was bedeutet ein trainierter Fuß? Ist das Chiropraktik? Schroth macht niemals etwas mit

dem Fuß, um eine Skoliose zu korrigieren. Kommentar C. L-S.))

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Alle Yogalehrer sprechen über B.K.S. Iyengar, von dem diese Skoliose-Übungen stammen und nach

denen sie arbeiten. Er ist der Meister in Yoga und ein anerkanntes Vorbild. Iyengar ist 1918

geboren und schulte Yoga-Lehrer seit etwa Mitte des vorigen Jahrhunderts mit seinem Wissen.

Während dieser Zeit waren auch die sogen. Schwedischen Umkrümmungs-Übungen gang und

gäbe, gegen die Katharina Schroth seit den 20er Jahren kämpfte. Leider hat auch Iyengar nicht

weiter über Skoliose nachgedacht. Er schaute nicht unter die T-Shirts der Patienten und konnte

nicht sehen, was er lehrte. Für ihn war am wichtigsten, die konkave, eingesunkene Rumpfseite zu

dehnen, damit sie weit wird und dort Luft einströmen kann. Er gab Skoliose-Kurse, und all seine

Studenten waren mit seinen Übungen einverstanden, weil es „logisch“ war und sie schauten auch

nicht hinter diese Übungen – bis heute nicht.

Iyengar hat nichts gewußt von unseren drei Rumpfblöcken (Becken, Rippenkorb, Schultergürtel).

Er beugte und drehte den Schultergürtel zusammen mit dem Rippenkorb gegen das Becken. Dabei

hat er nicht daran gedacht, wie das bei einem unbekleideten Patienten aussehen könnte. Aber wir

sehen es in den o.a. Bildern und Katharina Schroth sah es an ihren Patienten. Sie hat sofort

gesehen, daß wohl die rechte Schulter nach hinten muß, jedoch der rechte Brustkorb dagegen

nach vorn(-oben) – und das rechte Becken wieder nach hinten, wie der Schultergürtel.

All das wird bei Hatha-Yoga-Skoliose-Übungen nicht bedacht oder gesehen und kann auch nicht in

diese Hatha-Yoga-Übungen eingebaut werden.

Leider hat Iyengar sich nicht die Mühe gemacht, seine „Findung“ genau zu überdenken,

aufzuschreiben und seinen Schülern genau zu erklären, was sie außerdem bewirken. Das ist auch

zum Nachteil der Patienten bis heute nicht geschehen. So werden diese Übungen, die der Meister

ihnen beigebracht hat, immer weiter gemacht.

Fazit: Nach welcher Richtung man sich beugt, es wird bei Skoliose immer falsch sein, weil „es“

sich bei Skoliose immer in die bereits vorhandenen WS-Bögen biegt und diese vergrößert. Die

Lendenmuskultur wird z.B. bei Seitbeuge einseitig gedehnt und muß im gedehnten Zustand

Haltearbeit leisten und erstarkt einseitig und zieht in die falsche Richtung.

Was können wir tun?

Es bietet sich eigentlich nur an, das Gegenteil zu machen von dem, was der Körper zeigt, s. Abb

18b. Deshalb neigt (nicht beugt!!) Schroth bei thorakaler Rechtsskoliose den Oberkörper nach

links, um die oben angeführten entscheidenden Fehler zu vermeiden und zu korrigieren.

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Abb 18a zeigt einen Patienten stehend und Abb 18b in der Übung Muskelzylinder. Katharina

Schroth prägte den Satz: „ So wie die Übung aussieht, so wird auch der Körper“.

Abb.18a Abb 18b

Bei der Übung „Muskelzylinder “ Abb.18 b wird die Verengung unterhalb des Rippenbuckels weit,

Luft kann dort einfließen. Der Oberkörper wird nach links und zusätzlich leicht nach vorn geneigt,

nicht gebeugt! Die rechte Taillenmuskulatur hat nun den Oberkörper zu tragen und erstarkt

wieder. Durch einen Fersenschub rechts weitet sich die vorher inaktive Region in der rechten

Taille. Die LWS rückt nach der Mitte und entdreht sich. Das alles ist immer verbunden mit der

Schroth’schen Dreh-Winkel-Atmung. Nun kommt es darauf an, diese neuen Engramme im Gehirn

zu festigen, so daß sie wieder normal wirken. Auch die freien Rippen kommen dadurch wieder an

ihren normalen Platz.

Nun zu den Rumpfdrehungen, s. Abb. 19a und Abb. 19b

Eine Rumpfdrehung erfolgt bei Yoga, indem der Schultergürtel gegen den Beckengürtel gedreht

wird. Im Sitzen z.B. dreht man den rechten Schultergürtel nach hinten und den linken nach vorn.

Es entsteht dabei eine Schrägspannung an der Vorderseite von links unten nach rechts oben. Die

linke Brustseite wird eng, die rechte weit. Von hinten sieht man, wie sich der Rücken rechts etwas

nach außen rundet und die thorakale Wirbelsäule in einen Bogen nach rechts zieht. Das kann jeder

an sich selbst nachvollziehen. Die Atmung wird dadurch vermehrt in die rechte Lungenhälfte

geleitet. Deshalb sollte eine normal gebaute Person solche Dreh-Übungen beidseitig ausführen,

um auch die andere Seite zu beatmen und sich keine „Lieblingsseite“ anzugewöhnen.

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Was müssen wir hier über Skoliose wissen?

Abb 19a und Abb 19b zeigen eine entsprechende Yoga-Übung. Wenn dieser Körper sich nach der

rechtsthorakalen Seite dreht, wird der Rippenbuckel größer.

Abb 19a Abb 19b

Dreht er sich nach links, wird der Rippenbuckel ebenfalls größer, weil es die skoliotischen

Wirbelsäulenschwingungen und Rippen nicht anders gestatten.

Wir sehen diese Übung an einem nackten Rücken. Der Patient sitzt auf beiden Gesäßhälften. Er

dreht den rechten Schultergürtel nach hinten. Dabei wird nicht bedacht, daß sich gleichzeitig auch

der Brustkorb mit nach rechts hinten dreht, weil dieses „Mittelstück“ überhaupt nicht gesehen

oder beachtet wird. Dabei ist das für den Patienten das Wichtigste, weil es einen Rippenbuckel

zeigt, der den Anblick stört. Wenn der aber in der Übung gleichzeitig mit nach hinten gedreht wird,

ist keine Körperkorrektur möglich.

Auch wenn der linke Schultergürtel nach hinten gedreht wird, nimmt „es“ die konkaven Rippen

leider nicht mit. Im Gegenteil, der einseitig vorstehende linke Rippenbogen zieht sich weiter in die

Fehlrichtung. Die schrägen Bauchmuskeln ziehen falsch und verlängern sich von links unten (m.

obliquus abdominis internus) nach rechts oben (m. obliquus abdominis externus) und lassen den

rechten Rippenbuckel bequem nach hinten gleiten. Man kann hier nun WS-Streckungen machen

so viel man will, die Verdrehungen des Körpers bleiben jedoch bestehen! Aber das wollen wir ja

nicht.

Die Rumpfseitbeugungen und Drehungen

Im Buch Monroe sind mehrere Bilder zu finden, auf denen sie die Triangle Pose zeigt, in der sie

den Oberkörper noch zusätzlich einseitig nach hinten oder nach vorn dreht (Seiten 77, 78, 117).

Hier sind zwei Übungen in einer, die jedoch beide für Skoliose unzweckmäßig sind. Da wird

gedreht, egal wie, Hauptsache, DASS gedreht wird. (Da ich leider kein Foto dieser Übung habe,

verweise ich auf Abb 21, die eine ähnliche Übung zeigt.) Und sowas nennt man „Yoga for

Scoliosis“. In ihrem Buch-Vorwort bedankt sich Monroe bei Iyengar, daß er ihr diese Übungen

gezeigt hat. Also weiß auch er nichts Besseres, zumal er Monroe ein nettes kurzes Geleitwort für

das Buch gibt.

Fazit: Nach welcher Richtung sich ein skoliotischer Körper dreht, es wird immer falsch sein.

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Im klinischen Wörterbuch Pschyrembel steht unter Skoliose: „griechisch scolios krumm.

Verbiegung der Wirbelsäule mit Drehung der einzelnen Wirbelkörper (Torsion) und Versteifung in

diesem Abschnitt.“ Diese Definition ist natürlich sehr unvollständig, wie wir schon gesehen haben.

Denn eine Skoliose besteht ja nicht nur aus Wirbeln, sondern der gesamte Brustkorb ist betroffen,

weil die Rippen mit den Querfortsätzen der Wirbel verbunden sind. Sie drängen die Wirbel in die

Fehlform. Das ist das Erste, was wir sehen: Es entsteht eine einseitige Rippenerhöhung, die infolge

der Verdrehung mit der Zeit zu einem Rippenbuckel wird.

Nach Schroth werden alle drei Rumpfabschnitte in einer Übung mit der Schroth’schen Dreh-

Winkel-Atmung entdreht:

Abb 20a und Abb 20b zeigen z.B. den Schroth-Drehsitz, der all die oben beschriebenen Fehler

vermeidet.

Das Becken sitzt entdreht auf dem Stuhl, das gestreckt und nach außen rotierte Bein zieht die

rechte Hüfte nach hinten. Durch einen Fersenschub rechts weitet sich die rechte Taille, die dortige

Enge verschwindet und kann beatmet werden, damit die freien Rippen wieder an den ihnen

gebührenden Platz rücken. Dagegen wird der rechte Brustkorb nach vorn-oben gedreht und

beatmet. Der rechte Schultergürtel wird wieder nach hinten geführt. Nun kann auch die linke Seite

dreh-atmend geweitet und nach hinten eingeordnet werden. Mit einem Hinterkopfschub

cranialwärts wird das beste entdrehte Übungs-Ergebnis durch einen isometrischen

„Muskelmantel“ gefestigt.

Abb 20a und Abb 20b

Gedankenloses Drehen und Beugen ist bei Schroth nicht erlaubt, zumal jede Skoliose anders

aussieht und auch entsprechend anders behandelt werden muß.

Wir sehen: beide Therapieformen sind genau entgegengesetzt und müssen deshalb auch

entgegengesetzte Resultate zeigen.

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Eine Art Rumpf-Dreh-Beuge wird im Buch Monroe auf Seiten 77. 78.92, 97 ff beschrieben.

Abb 21 zeigt eine Übung nach Hoffa, die der abgebildete Patient vier Jahre lang machen mußte,

die aber der Yoga-Übung sehr ähnelt.

Abb 21 a und Abb 21b (von links nach rechts):

Die Abbildung zeigt, wie der Patient den

Schultergürtel nach rechts hinten dreht und

das Becken rechts nach vorn ausweicht. Die

rechte Taille wird schräg gequetscht. Der

Rippenbuckel ragt deutlich nach hinten. Das

ist keine Rumpfdrehung, sondern eine

VERdrehung, die ins Unglück führt. Nur

Katharina Schroth hat gesehen, daß es so

nicht geht, weil wir ja drei Körperblöcke

haben (Becken, Rippenkorb und

Schultergürtel), die gegeneinander verdreht

sind und wieder aufgedreht (entdreht)

werden müssen, und nicht nur zwei (Becken und Schultergürtel).

Leider hat das niemand gesehen und der Patient hat es vier Jahre lang falsch gemacht, was zu

einer massiven Verschlechterung führte. Siehe auch Abb 25.

Abb.22a – 22c zeigen drei Schroth’sche Wiedergutmachungs-Übungen, die das Gegenteil machen,

nämlich

Abb 22a – 22c (von

links nach rechts)

das rechte Becken nach hinten und den rechten Brustkorb dagegen nach vorn, den rechten

Schultergürtel wieder nach hinten. Das gelingt natürlich an einem inzwischen so versteiften Körper

besser mit therapeutischer Unterstützung.

Auf jeden Fall müssen wir das weglassen, was schadet. Wir müssen uns auf die Möglichkeiten

konzentrieren, die eine Skoliose bzw. den gesamten skoliotischen Körper wieder berichtigen. Es

gibt einzig und allein dafür nur die Methode Schroth, die Katharina Schroth in ihrer Jugend am

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eigenen Leib ausprobierte und später auch an ihren Patienten mit besten Ergebnissen angewendet

hat. Ich habe diese hilfreiche Methode in meinem reich bebilderten Lehr-Buch “Dreidimensionale

Skoliosebehandlung“ genau beschrieben.

Noch zwei Yoga-Positionen, die nicht im Yoga-Journal beschrieben sind, jedoch erwähnenswert

sind. Sie sind nicht für Skoliosepatienten geeignet:

Kopfstand - Head stand. Beim Kopfstand wird der Schädel gut durchblutet. Ansonsten finde ich

bei dieser Übung keine positive Wirkung, weder für Haltungsgestörte noch für Skoliosepatienten.

Abb 23: The Wheel – Chacrasana: Aus dem Stand wird der

Oberkörper so weit nach hinten-abwärts geführt, bis die

Hände den Boden erreichen. Erklärungen siehe oben unter

Rückbeugung.

Im Yoga Journal, Mai 2006 sowie im Buch von Monroe sind noch einige symmetrisch

auszuführende Übungen angegeben, die auch Skoliosepatienten ausführen dürften, wenn sie sich

dabei nicht verdrehen. Das Wichtigste ist, daß alle Seitbeugungen und Verdrehungen zu

unterlassen sind.

Abb 24: Nun zeige ich noch den Yoga-Drehsitz, Spiral Twist

Dieser Patient war von den Yoga-Übungen so begeistert, daß er

sich jedes Mal im Anschluß an die tägliche Schroth-Behandlung in

diesen Yoga-Drehsitz begab, weil er sich dabei sehr wohl fühlte. Er

drehte seinen Körper einmal rechts herum, einmal links herum, bis

es in der WS knackte. Er hörte auch nicht damit auf, bis ich ihn

fotografierte und ihm die Bilder übergab. Da erkannte er, wie er bei

dieser Übung in seine Skoliose hinein übte. Links oben sitzt er ohne

Übung. Die Skoliose ist kaum auffällig. Bei einer

Oberkörperdrehung nach links hinten (Bild rechts oben und rechts

unten) vergrößert sich die Rippenbuckelrundung. Bei einer

Drehung des Oberkörpers nach rechts hinten (Bild links unten)

geschieht dasselbe.

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Wir sehen, beide Therapieformen sind genau entgegengesetzt und müssen deshalb auch

entgegengesetzte Resultate zeigen.

Abb 25:

Das Resultat einer vierjährigen unzweckmäßigen

Behandlung.

Abb 26:

Das Resultat einer vierjährigen Schroth-Anwendung.

Die anscheinend „komplizierte Schroth-Theorie“

wird in der Praxis sehr einfach von den Patienten

nachvollzogen. Es kommt auf das „Gewußt-wie?“

an.

Vier verschiedene Skolioseformen bei rechtsthorakaler Skoliose:

Abb. 27a – 27d (von links nach

rechts)

Auf dem linken Bild (27a) sehen wir eine dekompensierte thorakale Rechtsskoliose mit links

prominenter Hüfte und Beinbelastung rechts.

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Das zweite Bild (27b) zeigt eine mehr senkrecht stehende Person mit starken Rückenrundungen,

jedoch mehr gerade stehendem Becken. Beinbelastung beidseitig.

Das dritte Bild (27c) zeigt außer einem „Schulterbuckel“ links eine ungleiche

Schulterhöhenstellung. Das vierte Bild (27d) zeigt eine vierbogige Skoliose mit Beinbelastung links

und rechts prominenter Hüfte.

In meinem Buch werden dafür Erklärungen mit den entsprechenden Übungen gezeigt, die

natürlich der jeweilige Patient wissen, lernen und beachten muß.

Deshalb ist es unmöglich, einfache Seitbeugen oder Dreh-Übungen zu machen, ohne zu wissen,

wie der einzelne Patient während der Übung aussieht.

Es reicht wirklich nicht, einen kurzen Blick in mein Buch zu werfen und einige Übungen daraus in

irgendeine „Skoliose-Therapie“ zu integrieren, die nicht für Skoliose-Patienten geeignet ist.

Warum müssen es ganz spezielle Übungen sein, die eine Skoliose

verbessen sollen?

Allgemeine Turnübungen können da nicht helfen, weil der Skoliotiker keine symmetrisch

arbeitenden Muskeln hat. Die einseitig arbeitenden Muskeln arbeiten dann meist in die

Fehlrichtung hinein, wie oben angegeben. Schroth glaubt, daß die Seitverschiebungen und

Verdrehungen der Rippen die Wirbelsäule mit sich in die Verformung ziehen – nicht umgekehrt.

Die wunderbar anzusehenden Seitbeugungen und Rumpfdrehungen müssen bei Skoliose leider

entfallen. Es müssen Übungen sein, die auf alle WS-und Rumpf-Fehlbildungen berichtigend

einwirken, wie im Buch beschrieben.

Ich lese im Internet, daß in den USA Yogalehrer in Fünf-Tage-Kursen zur Skoliosebehandlung mit

Yoga ausgebildet werden. Wer hat schon darüber nachgedacht, was bei den Hatha Yoga-Übungen

geschieht und welches Theorie-Konzept dabei verfolgt wird?

Zertifizierte Schroth-Therapeuten wissen um die verschiedenen Skolioseformen und wie sie zu

behandeln sind. So muß z.B. die dreibogige Skoliose anders behandelt werden als die vierbogige.

Deshalb kann nicht einfach ein System, welches für normal gebaute Menschen entwickelt wurde,

für Skoliose-Patienten angewendet werden.

Yoga ist für fast alle Menschen ausgezeichnet, jedoch sind die angegebenen Hatha-Yoga-Übungen

für Skoliosen schädlich. Für Skoliose-Patienten ist es auch immens wichtig, daß der Therapeut den

Rücken des Patienten ohne Kleidung sieht. Im Yoga-Journal sowie im Buch von Monroe sind

jedoch die Oberkörper aller demonstrierenden Personen mit Kleidung bedeckt, so daß niemand

erkennen kann, wie es darunter aussieht und welche Auswirkungen die Übungen haben.

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Die Atmung

Die Atmung wurde bisher nur sehr am Rande vermerkt. Sie ist aber ein wesentlicher, ja, der

wichtigste Bestandteil der Schroth’schen Therapie. Es gibt kein anderes Mittel, um die

eingesunkenen Rumpfabschnitte zu weiten. Sie können nur durch Luft von innen geweitet und

wieder aufgefüllt werden.

Schroth setzt deshalb zum Korrigieren der überhöhten Stellen immer an den verengten Rippen an,

um diese zu weiten. Wenn man die nach der Seite und nach hinten abgewichenen Rippen nur

hineindrücken würde, hätten sie schließlich gar keinen Platz, weil die eingesunkenen Rippen und

die steife Wirbelsäule daran hindern. Ein Entdrehen von Brustkorb und Wirbelsäule kann nur in

der größtmöglichen Rumpflänge entstehen. Deshalb setzt Schroth die sogenannte Rechte-Winkel-

Atmung ein, die im Lehrbuch genau beschrieben ist. Dabei atmet der Patient die Rippen von der

Mitte aus nach nach außen, das ist die eine Richtung, und gleich anschließend noch nach oben -

kopfwärts - entlang der Schenkel eines gedachten rechten Winkels. Das ist die ergänzende zweite

Richtung. Das „nach oben“ bedeutet Streckung der Wirbelsäule und damit des gesamten

Oberkörpers. Nach außen bedeutet weg von der krummen Wirbelsäule, die dabei mit in die

Korrektur gezogen wird.

Um den Rippenbuckel zu verkleinern, hilft nur das Auffüllen der rückwärtigen Konkavitäten, wobei

die Rippen als Hebelarme für die verdrehten Wirbel wirken. Das ist natürlich nur die

Außenbewegung der Atmung (Rippen). Zu einer richtigen Schroth-Atmung gehört noch das

bewußte - einseitige – Senken des Zwerchfells als Innenbewegung der Atmung dazu.

Vielleicht gibt dieser Artikel kompetenten Lesern einen Anreiz, eine Gegenüberstellung beider

Methoden mit deren Ergebnissen zu veranlassen. Das wäre nun wirklich an der Zeit, zumal „Yoga

for Scoliosis“ überall auf der Erde wie Pilze aus der Erde kommt und sich verbreitet.

Ich würde mich sehr freuen, wenn ich von Ihnen als Leser/Leserin eine Rückmeldung bekäme,

welche Erfahrungen Sie mit Yoga-Übungen haben und wie Ihre Gedanken dazu sind.

Mit freundlichen Grüßen

Christa Lehnert-Schroth, PT, Tochter von Katharina Schroth, der Begründerin der Methode Schroth

e-mail: [email protected]

www.Schroth-Skoliosebehandlung.de - www.scoliosistreatment-Schroth.com

www.schrothmethod.com

Christa Lehnert-Schroth: Dreidimensionale Skoliosebehandlung – Atmungs-Orthopädie System Schroth,

Urban und Fischer Elsevier München 8.A. 2014

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Film: Unzweckmäßige Übungen als Link in meiner Homepage in Deutsch und Englisch sowie mehrere Filme,

die Schroth-Übungen zeigen

Back to back by Elise Browning Miller, Http://www.Yogaforscoliosis.com/Yoga_jornal2006.htm

Back to Back by Elise Browning-Miller, Yoga Journal May 2006

Buch: Yoga for Scoliosis, New Editional. Therapeitic Back Care, Reduse Pain and Improve Posture,

Trademark of Shanti Productions, LLC, 2003

Marcia Monroe: Yoga and Scoliosis, Health and Healing DemosHealth, Demos Medical Publishing New York

10036. E-Book 2012. Hier sind die o.a. Übungen ebenfalls bebildert beschrieben. Im Vorwort dankt sie

Iyengar, daß er ihr diese Übungen beigebracht hat.

Scoliyoga Ellen Kiley. Yoga Therapy for Scoliosis and Spinal Fusion. Joining Ancient W…

DVD Pilates