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10 · Trends + Innovationen: Ergonomie · Produktion · 11. Dezember 2014 · Nr. 49-50 Zusätzliche Gründe? Des Weiteren tragen Ergonomie- Anforderungen an die Hersteller aus der 2006 novellierten EG- Maschinenrichtlinie dazu bei. Gleiches gilt für Arbeitgeber: Gemäß Arbeitsschutzgesetz, Ver- ordnungen und technischer Re- geln sind ergonomische Anfor- derungen stärker bei der Gestal- tung der Arbeit zu berücksichti- gen. Dies ergibt sich zum Beispiel aus den in Kürze in Kraft treten- den Neuerungen der Betriebssi- cherheitsverordnung und einer voraussichtlich zeitgleich erschei- nenden Novelle der Technischen Regel Betriebssicherheit (TRBS) 1151 über ergonomische und menschliche Faktoren im Arbeits- system. Auch Fortschritte bei der internationalen Ergonomie-Nor- mung unterstützen die menschen- gerechte Gestaltung von Arbeits- systemen. Kampagnen der gesetz- lichen Unfallversicherung tragen das Thema in die Betriebe. Gibt es verbindliche Termine, die demnächst Verbesserungen bei der Ergonomie ‚einfordern‘? Neue Regelungen werden sich in der eben genannten Novelle zur Betriebssicherheitsverordnung voraussichtlich Mitte 2015 finden. Diese wird zum Beispiel in § 3 (2) die neuen Anforderungen an die Gefährdungsbeurteilung enthal- ten: ‚Die Gebrauchstauglichkeit von Arbeitsmitteln einschließlich der ergonomischen, alters- und alternsgerechten Gestaltung‘ sind zu berücksichtigen. Weiterhin in § 6 (1): ‚Der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, dass die Gewährleistung der Gesundheit und der Sicher- heit der Beschäftigten bei der Verwendung von Arbeitsmitteln unter Beachtung der Grundsätze der Ergonomie erfolgt.‘ Außerdem wird es Ende 2014 / Anfang 2015 eine Arbeitsmedizinische Regel (AMR 13.2) geben, die die bereits seit Oktober 2013 geltende ar- beitsmedizinische Angebotsvor- sorge für Beschäftigte mit we- sentlich erhöhten körperlichen Belastungen, zum Beispiel bei repetitiven manuellen Tätigkei- ten oder Zwangshaltungen, kon- kretisieren wird. Inwieweit spielt dabei eine immer älter werdende Gesellschaft eine Rolle? Die demografische Entwicklung ist in Deutschland der wesentliche Faktor, der zu dem zunehmenden Interesse von Unternehmen an alternsgerechter Arbeitsgestal- tung führt. Für manche Unter- nehmen ist bereits ein durch- „Ergonomie gilt in der Produktion als Wettbewerbsfaktor“ Interview: Christoph Hecker, Berufsgenossenschaft Holz und Metall DIETMAR POLL PRODUKTION NR. 49-50, 2014 Herr Hecker, was sind die Grün- de dafür, dass das Thema ‚Ergo- nomie am Arbeitsplatz‘ boomt? Diese erfreuliche Entwicklung ist seit circa fünf bis acht Jahren feststellbar. Sie ist mit einer Renaissance der Arbeitsplanung und Arbeitsgestaltung verbun- den. Dafür gibt es mehrere Ur- sachen: Zum einen die wieder steigende Bedeutung manueller Arbeit in Verbindung mit höchst flexibler Produktionsorganisa- tion im Umfeld des Lean Ma- nagement und ganzheitlicher Produktionssysteme. Dies wird zum Beispiel mit U-Linien- Montagesystemen umgesetzt, wo überwiegend Steh-Geh-Ar- beitsplätze vorhanden sind. Zudem gilt Ergonomie in der Produktion und im Industrial Engineering mittlerweile als Wettbewerbsfaktor. Dr. Christoph Hecker, Leiter des Kompetenz- zentrums Ergonomie der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM), erläutert, wo- rüber die Ergonomie-Ex- perten dezeit diskutie- ren. DIETMAR POLL PRODUKTION NR. 49-50, 2014 LANDSBERG. Man kann sich der Sache einfach nicht mehr entzie- hen. Denn die Zeiten, in denen das ‚Material Mensch‘ sozusagen im Überfluss vorhanden war, sind lange schon vorbei. Jetzt geht es darum, den kostbaren Fachkräften ein Arbeitsleben zu ermöglichen, das sie nicht ‚verschleißt‘ oder gar arbeitsunfähig macht. Schließlich fordert auch ein immer später ein- setzendes Rentenalter die Leistung eines jeden Beschäftigten deutlich länger als in früheren Jahren. Gute Beispiele, wie man den in der Industrie arbeitenden Men- schen den Arbeitsalltag erleichtern kann, liefert Bott als Anbieter von ergonomischen Montagearbeits- plätzen. Kärcher hat in seinem Portfolio unter anderem Aufsitz- kehrmaschinen, die unter sämtli- chen ergonomischen Aspekten konzipiert worden sind. Und Pferd bietet ergonomische Handwerks- zeuge. Der Hersteller hat sogar innerhalb seiner Branche ein Er- gonomie-Label ins Leben gerufen. Auch rein wirtschaftlich be- trachtet fahren die Unternehmen, die auf ein ergonomisches Arbeits- umfeld setzen laut IVSS – Inter- nationale Vereinigung für soziale Sicherheit – in die Gewinnzone. Denn: Prävention verbessere nicht nur die Gesundheit und das Wohl- befinden der Erwerbsbevölkerung, sondern steigere auch die Produk- tivität und die Wettbewerbsfähig- keit der Volkswirtschaft. Bild: BGHM Bild: Edmolift Hebetechnik GmbH Ergonomie: Der Mensch im Mittelpunkt Körpergerechtes Arbeiten in der Produktion immer wichtiger Laut der BGHM tragen Kipp-Hubgeräte wie hier von Edmolift He- betechnik zur Belas- tungsminderung des Muskel-Skelett-Sys- tems von Beschäftig- ten bei. Zudem kann ihr Einsatz die Motiva- tion und Leistung der Beschäftigten stärken. Dietmar Poll betreut die Ressorts Betriebstechnik, Druck- lufttechnik, Instandhal- tung, Oberflächentech- nik und Werkstoffe. [email protected]

· Produktion · 11. Dezember 2014 · Nr. 49-50 Ergonomie ...Kammeröfen.Glühen,Löten, Härten,Oxidieren,Reduzieren. Bis 1200 °C, 3000 l. Technik und Wirtschaft für die deutsche

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Page 1: · Produktion · 11. Dezember 2014 · Nr. 49-50 Ergonomie ...Kammeröfen.Glühen,Löten, Härten,Oxidieren,Reduzieren. Bis 1200 °C, 3000 l. Technik und Wirtschaft für die deutsche

10 · Trends + Innovationen: Ergonomie · Produktion · 11. Dezember 2014 · Nr. 49-50

Zusätzliche Gründe?Des Weiteren tragen Ergonomie-Anforderungen an die Hersteller aus der 2006 novellierten EG-Maschinenrichtlinie dazu bei. Gleiches gilt für Arbeitgeber: Gemäß Arbeitsschutzgesetz, Ver-ordnungen und technischer Re-geln sind ergonomische Anfor-

derungen stärker bei der Gestal-tung der Arbeit zu berücksichti-gen. Dies ergibt sich zum Beispiel aus den in Kürze in Kraft treten-den Neuerungen der Betriebssi-cherheitsverordnung und einer voraussichtlich zeitgleich erschei-nenden Novelle der Technischen Regel Betriebssicherheit (TRBS)

1151 über ergonomische und menschliche Faktoren im Arbeits-system. Auch Fortschritte bei der internationalen Ergonomie-Nor-mung unterstützen die menschen-gerechte Gestaltung von Arbeits-systemen. Kampagnen der gesetz-lichen Unfallversicherung tragen das Thema in die Betriebe.

Gibt es verbindliche Termine, die demnächst Verbesserungen bei der Ergonomie ‚einfordern‘?Neue Regelungen werden sich in der eben genannten Novelle zur Betriebssicherheitsverordnung voraussichtlich Mitte 2015 finden. Diese wird zum Beispiel in § 3 (2) die neuen Anforderungen an die Gefährdungsbeurteilung enthal-ten: ‚Die Gebrauchstauglichkeit von Arbeitsmitteln einschließlich der ergonomischen, alters- und alternsgerechten Gestaltung‘ sind zu berücksichtigen. Weiterhin in § 6 (1): ‚Der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, dass die Gewährleistung

der Gesundheit und der Sicher-heit der Beschäftigten bei der Verwendung von Arbeitsmitteln unter Beachtung der Grundsätze der Ergonomie erfolgt.‘ Außerdem wird es Ende 2014 / Anfang 2015 eine Arbeitsmedizinische Regel (AMR 13.2) geben, die die bereits seit Oktober 2013 geltende ar-beitsmedizinische Angebotsvor-sorge für Beschäftigte mit we-sentlich erhöhten körperlichen Belastungen, zum Beispiel bei repetitiven manuellen Tätigkei-ten oder Zwangshaltungen, kon-kretisieren wird.

Inwieweit spielt dabei eine immer älter werdende Gesellschaft eine Rolle?Die demografische Entwicklung ist in Deutschland der wesentliche Faktor, der zu dem zunehmenden Interesse von Unternehmen an alternsgerechter Arbeitsgestal-tung führt. Für manche Unter-nehmen ist bereits ein durch-

„Ergonomie gilt in der Produktion als Wettbewerbsfaktor“ Interview: Christoph Hecker, Berufsgenossenschaft Holz und Metall

DIETMAR POLL

PRODUKTION NR. 49-50, 2014

Herr Hecker, was sind die Grün-de dafür, dass das Thema ‚Ergo-nomie am Arbeitsplatz‘ boomt?Diese erfreuliche Entwicklung ist seit circa fünf bis acht Jahren feststellbar. Sie ist mit einer Renaissance der Arbeitsplanung und Arbeitsgestaltung verbun-den. Dafür gibt es mehrere Ur-sachen: Zum einen die wieder steigende Bedeutung manueller Arbeit in Verbindung mit höchst flexibler Produktionsorganisa-tion im Umfeld des Lean Ma-nagement und ganzheitlicher Produktionssysteme. Dies wird zum Beispiel mit U-Linien-Montagesystemen umgesetzt, wo überwiegend Steh-Geh-Ar-beitsplätze vorhanden sind. Zudem gilt Ergonomie in der Produktion und im Industrial Engineering mittlerweile als Wettbewerbsfaktor.

Dr. Christoph Hecker, Leiter des Kompetenz-zentrums Ergonomie der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM), erläutert, wo-rüber die Ergonomie-Ex-perten dezeit diskutie-ren.

DIETMAR POLL

PRODUKTION NR. 49-50, 2014

LANDSBERG. Man kann sich der Sache einfach nicht mehr entzie-hen. Denn die Zeiten, in denen das ‚Material Mensch‘ sozusagen im Überfluss vorhanden war, sind lange schon vorbei. Jetzt geht es darum, den kostbaren Fachkräften ein Arbeitsleben zu ermöglichen, das sie nicht ‚verschleißt‘ oder gar arbeitsunfähig macht. Schließlich fordert auch ein immer später ein-setzendes Rentenalter die Leistung eines jeden Beschäftigten deutlich länger als in früheren Jahren.

Gute Beispiele, wie man den in der Industrie arbeitenden Men-schen den Arbeitsalltag erleichtern kann, liefert Bott als Anbieter von ergonomischen Montagearbeits-plätzen. Kärcher hat in seinem Portfolio unter anderem Aufsitz-kehrmaschinen, die unter sämtli-chen ergonomischen Aspekten konzipiert worden sind. Und Pferd bietet ergonomische Handwerks-zeuge. Der Hersteller hat sogar innerhalb seiner Branche ein Er-gonomie-Label ins Leben gerufen.

Auch rein wirtschaftlich be-trachtet fahren die Unternehmen, die auf ein ergonomisches Arbeits-umfeld setzen laut IVSS – Inter-nationale Vereinigung für soziale Sicherheit – in die Gewinnzone. Denn: Prävention verbessere nicht nur die Gesundheit und das Wohl-befinden der Erwerbsbevölkerung, sondern steigere auch die Produk-tivität und die Wettbewerbsfähig-keit der Volkswirtschaft.

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Ergonomie: Der Mensch im MittelpunktKörpergerechtes Arbeiten in der Produktion immer wichtiger

Laut der BGHM tragen Kipp-Hubgeräte wie hier von Edmolift He-betechnik zur Belas-tungsminderung des Muskel-Skelett-Sys-tems von Beschäftig-ten bei. Zudem kann ihr Einsatz die Motiva-tion und Leistung der Beschäftigten stärken.

Dietmar Poll betreut die Ressorts Betriebstechnik, Druck-lufttechnik, Instandhal-tung, Oberflächentech-nik und Werkstoffe.

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11. Dezember 2014 · Nr. 49-50 · Produktion · Trends + Innovationen: Ergonomie · 11

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schnittliches Alter der Beschäf-tigten von 45 bis 48 Jahren be-kannt. Wir erhalten hierzu im-mer häufiger Beratungsanfra-gen, zu denen wir in persönli-chen Gesprächen und Fachse-minaren Lösungen anbieten.

Wenn heute neue Werke ge-baut werden: Inwieweit beein-flussen Ergonomiebestimmun-gen diesen Vorgang?Immer mehr Unternehmen nut-zen bereits bei Neubauplanun-gen von Produktionsstätten die längerfristigen Kostenvorteile durch frühzeitige Berücksichti-gung ergonomischer Erkennt-nisse im Rahmen einer Ergono-mie-Strategie. Hierbei können heutzutage in IT-gestützten Layout-Simulationen – aber auch zum Beispiel durch das erfolgreiche Cardboard-Engi-neering – ergonomische Opti-mierungen von Arbeitsplätzen geplant und umgesetzt werden.

Ergonomisches Arbeiten

Was Hersteller bieten und was Entwickler und Anwender sagen

Montagearbeitsplatz von Bott Steharbeitsplatz (aus BGHM)

Andauernde Stehbelastung bedeutet eine erhöhte statische Muskelarbeit zur Aufrechterhaltung der Körperhaltung sowie eine stärkere Beanspruchung des Kreislaufsystems. Die meisten dadurch bewirkten Veränderungen sind zunächst funktioneller Natur und reversibel, sie können jedoch als langzeitige Folge in chronische Zustände übergehen. Grundregeln bei Einrichtung eines Steharbeitsplatzes sind: Körperhaltung aufrecht; Oberarme senkrecht nach unten; Zwischen Ober- und Unterarm ein rechter Winkel oder größer sowie Kopf- und Blickneigung zu-sammen ca. 30 bis 35°.

Ergonomisch einzustellender Bott avero Einzelarbeitsplatz mit hö-henverstellbaren Tischbeinen, Schwenkrahmen und bottBoxen.

„Ergonomie am Arbeitsplatz spielt heute eine tragende Rolle im Alltagsgeschehen. Das ist als ein wichtiges Leitmotiv in die Entwicklung unserer Arbeitsplatzsysteme eingeflossen. Die Tische sind höhenver-stellbar. Die Materialablagen und Schwenk-rahmen am Tischaufbau lassen sich leicht-gängig im gewünschten Greifraum justie-ren“, sagt Bernd Geiger, Leiter Konstrukti-on und Entwicklung bei Bott. Der Herstel-ler bietet ein Arbeitsplatzsystem, bei dem vielfältige Variationen und individuelle

Lösungen möglich sind: vom ergonomisch optimierten Einzelarbeitsplatz bis hin zu ganzen Fertigungslinien. Der komplette Montageprozess eines Produkts beginnt dabei mit dem Bereitstellen der Einzeltei-le und endet beim Verpacken und Vorbe-reiten für den Versand. Die Materialzufüh-rung für die einzelnen Fertigungsprozesse gewährleisten Bereitstellungswagen mit Schwenkrahmen und in die Fertigungslinie integrierte Materialzuführungsregale mit entsprechenden Greifschalen.

Aufsitz-Kehrmaschine von Kärcher

Kärcher produziert unter anderem Aufsitz-Kehrmaschinen für die Reinigung großer Flächen. Über die Aufsitz-Scheuersaugma-schine B 150 R von Kärcher sagt Anwender Siegfried Elser, B+B Parkhausgesellschaft, Objektleiter ‚Das Gerber‘ in Stuttgart: „Bei der Bodenreinigung kommt es auf die ein-fache und komfortable Bedienung der Ma-schine an: die automatische Reinigungs-mitteldosierung, das Tankspülsystem, die automatische Befüllung mit Frischwasser oder der werkzeuglose Bürstenwechsel er-leichtern den Arbeitsalltag sehr.“ Komfortabel werden diese Maschinen für

den Bediener durch das Ergonomiekonzept. Dazu gehören unter anderem: Einfache Bedienung mit Easy Operation Konzept; alle Bedienelemente sind gelb markiert; der Anwender weiß sofort, wo er hinfassen muss; vollautomatische und permanente Filterreinigung; werkzeugloser Wechsel von Hauptkehrwalze und Filter; guter Zugang zu Servicekomponenten.Neueste Features für ergonomisches Ar-beiten sind reduzierte Einstiegshöhe, ein Komfortsitz, ergonomische Lenkradein-stellung sowie die ergonomische Gestaltung des Fahrpedals.

Sitzarbeitsplatz (aus BGHM)

Die Gestaltung und Einrichtung eines Sitzarbeitsplat-zes muss die Voraussetzungen dafür schaffen, dass ein gutes Sitzen und Sehen bei der Arbeit möglich ist. Ins-besondere ist Fehlbeanspruchungen des Nackens, des Schultergürtels und des Rückens vorzubeugen. Außer-dem sind Zwangshaltungen durch ausreichende Frei-räume für Arm- und Beinbewegungen zu vermeiden. Allerdings führt andauerndes statisches Sitzen zu einer kritischen Dauerbelastung der Wirbelsäule, die Mus-kelverspannungen und Ermüdung verursachen kann. Empfohlen wird so genanntes ‚dynamisches Sitzen‘, das heißt wechselnde Sitzhaltung. Tätigkeiten, die ganztägig im Sitzen ausgeführt werden, sind aus ergo-nomischer Sicht zu vermeiden.

Handwerkszeug von Pferd

Der Mensch ist als Werker vielen Einflüs-sen wie Vibration, Lärm und Staub ausge-setzt. Zugleich bilden seine Hände die haptische Schnittstelle zwischen dem Werkzeug und dem Körper. Damit steht der Mensch buchstäblich im Mittelpunkt der Anwendung. Bei Pferd steht er aber auch im Mittelpunkt aller Prozesse, die ein handgeführtes Werkzeug in seiner Entste-hung durchläuft. Dies gilt von der For-schung und Entwicklung bis hin zur Ferti-gung des serienreifen Produktes. Jedes Werkzeug wird hinsichtlich seiner zu er-wartenden Vibrationsbelastung und seiner Lärm- und Staubemission sowie seiner

Haptik optimiert. Darüber hinaus bietet der Hersteller Beratungsleistungen zur Verbesserung der Ergonomie an. Beim Er-gocheck prüft der Anwendungstechniker beim Kunden vor Ort die aktuelle Arbeits-situation, macht Verbesserungsvorschläge und zeigt entsprechende Verbesserungs-potenziale auf. Dass sich damit verbunde-ne Investitionen lohnen, belegt die For-schungstätigkeit der IVSS – Internationa-le Vereinigung für soziale Sicherheit: Das durchschnittliche Kosten-Nutzen-Verhält-nis für Unternehmen, die in präventive Maßnahmen investieren, beläuft sich auf ein bemerkenswertes Verhältnis von 1 : 2,2.

Handwerkszeuge (VMBG, BGI 533)

Bei Handwerkszeugen kommt es auf körpergerechte, das heißt ergonomische Gestaltung an. Dies ist im We-sentlichen die Formgebung und Oberflächenbeschaffen-heit von Griffen sowie deren Winkelstellung zur Werk-zeug-Wirkungsachse. Der Mensch kann durch Hand- und Armbewegungen nur eine begrenzte Bandbreite an Kräften aufbringen, die von ihm als Belastungen regist-riert werden. Häufig wiederkehrende Belastungen oder auch einzelne Überbelastungen bergen Risiken in sich, die als arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren einzuord-nen sind. Diese äußern sich in Form von Schwielen, Bla-sen, Prellungen, Verzerrungen oder einer Gefühl- bzw. Kraftlosigkeit bei Überbeanspruchung von Sehnen oder Nerven. Begleiterscheinungen sind Schmerzen, die zu Leistungsverlust oder Arbeitsunfähigkeit führen können.

Ergonomische Aufsitz-Kehrma-schinen B 250 R.

Entscheider lesen Produktion

Technik und Wirtschaft

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Praxistest einer ergonomisch op-timierten Lösung auf Vibrationen.

Das sagt die Berufsgenossenschaft

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11. Dezember 2014 · Nr. 49-50 · Produktion · Top Technik: Ergonomie · 17

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Sicherheits-Holzlaufroste für Steharbeitsplätze

Ein Unternehmen der TRESTON Group OY Finnland

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PRODUKTION NR. 49-50 , 2014

MARIENHEIDE (BA). Werker müs-sen unter größtem Termindruck ein perfektes Arbeitsergebnis erzielen. Oft stehen wirt-schaftliche Belange vor ergonomischen Aspek-ten. Arbeit mit handge-führten Werkzeugen braucht daher neue, ergonomischere Lösun-gen, die sich an den wirtschaftlichen Erfor-dernissen messen lassen können. Hersteller wie Pferd haben erkannt, wie wichtig Er-gonomie ist und bieten Lösungen und Beratung an.

Dass sich hier Investitionen lohnen, belegt die IVSS – Interna-tionale Vereinigung für soziale Sicherheit. Demnach verbessert Prävention nicht nur Gesundheit und Wohlbefinden der Erwerbs-tätigen, sondern steigert auch die Produktivität und die Wettbe-werbsfähigkeit der Volkswirt-schaft. Das durchschnittliche Kosten-Nutzen-Verhältnis für Unternehmen, die in präventive Maßnahmen investieren, beläuft

Ergonomie für HandwerkzeugeWerkzeughersteller Pferd verringert Lärm- und Staubbelastung und optimiert die Haptik von Arbeitsgeräten

sich auf ein Verhältnis von 1 : 2,2. Jeder investierte Euro kommt also doppelt zurück.

Bei Pferd steht der Werker im Mittelpunkt aller Prozesse, die ein handgeführtes Werkzeug in seiner

Entstehung durchläuft. Dies gilt von Forschung und Entwicklung bis zur Fertigung des Produktes. Jedes Werkzeug wird in Vibrati-onsbelastung, Lärm- und Staub-emission und Haptik optimiert.

Zudem bietet Pferd spezielle Schutzausrüstungen, die gesund-heitliche Belastungen am Arbeits-platz reduzieren, die Arbeitssi-cherheit erhöhen und den Arbeits-komfort steigern helfen.

Pferd bietet auch Ergonomie-Beratung. Etwa den ‚Ergocheck‘, bei dem der Anwendungstechni-ker beim Kunden vor Ort die Ar-beitssituation prüft. Diese Bera-tung ist kostenlos.

Beim ‚Ergoscan‘ dagegen misst der Techniker Vibrations-, Lärm- und Staubbelastung und stellt belastbare Daten zur Verfügung. Diese Beratung ist aufwändiger und daher kostenpflichtig.Generell gilt:■ Der Schlüssel für den anwender-gerechten Einsatz von Werkzeu-gen liegt in der richtigen Kombi-nation von Werkzeug, Anwen-dung, Material und Antriebsart.■ Die optimale Abstimmung von Drehzahl, Maschinengröße und Antriebsleistung bei der Wahl des Antriebes erhöht den Arbeitskom-fort.■ Das Arbeiten im empfohlenen Drehzahlbereich führt zu besten Arbeitsergebnissen und erzielt eine ideale Kombination von Ab-tragsleistung, Standzeit, Oberflä-chengüte, Temperaturbelastung und Verschleiß des Werkzeuges bei hohem Arbeitskomfort.www.pferd.com

Der Praxistest beim ‚Ergockeck‘ zeigt Verbesserungspotenziale für die Ergonomie. Bild: Pferd

PRODUKTION NR. 49-50 , 2014

NEUENBURG-ZIENKEN (BA). Seit fast 30 Jahren hat sich der Wan-derkran von Kaltenbach Maschi-nenbau in Unternehmen aller Sparten bewährt, meldet das Un-ternehmen. Mit ihm kann ohne aufwändige Fundamentarbeiten dort Krankapazität zur Verfügung gestellt werden, wo sie gebraucht wird.

Nun hat Kaltenbach den Typ WK SL entwickelt, um die bishe-rigen Grenzen zu verschieben und

für den Anwender zusätzlichen Spielraum zu gewinnen.

Der WK SL sei die Antwort auf die Forderung nach maximaler Auslastung bei größtmöglichen Lasten. Dabei blieben die bishe-rigen Vorteile des Wanderkrans gewährleistet, etwa der Schwenk-bereich von 360°, die Leichtgän-gigkeit bei Ausleger und Laufwa-gen, die einfache Montage und intelligente Optionen wie Nach-laufbremse oder Schwenkbe-reichsbegrenzung. Auch weiterhin zeichne sich der Kran durch ge-

ringen Platzbedarf sowie den so-fortigen Anschluss an die betrieb-liche Elektroversorgung aus. Mit dem hydraulischen Bodenfahr-werk sei ein schnelles und einfa-ches Umstellen möglich. Zudem könnten Handling-Geräte ver-schiedenster Arten und Fabrikate angebaut werden.www.kaltenbach-maschinenbau.de

EFFIZIENZ-NAVI

PREIS MATERIAL

ENERGIE SERVICE

HANDHABUNG ZEIT

LEBENSDAUER

Kosten senken mit Produktion

Maximale Auslastung bei größtmöglichen LastenDer Wanderkran WK SL von Kaltenbach Maschinenbau bietet Krankapazität nach Bedarf

Der Typ WK SL des Wander-krans von Kal-tenbach wurde entwickelt, um Anwendern mehr Spielraum zu gewährleis-ten. Bild: Kaltenbach

1,4 Mioausgefallene Erwerbsjahre

aufgrund von Berufskrankhei-ten sammelten sich im Jahr

2012 an, was einem Verlust an Arbeitsproduktivität im

Wert von 92 Mrd Euro entspricht.