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1 das condition monitoring magazin der PRÜFTECHNIK AG und Flender Service GmbH Nr. 01 - März 2001 In dieser Ausgabe: PRÜFTECHNIK AG & Flender Service GmbH beschließen Zusammenarbeit Anwendungsbericht: Service an einem Extrudergetriebe Wie geht das? Maschinenalarm via eMail und SMS Level 1: Schwingungskenngrößen für Standardmaschinen Level 2: Grundregeln bei der Messung von Frequenzspektren Turbinenausrichtung auf Spanisch News Messetermine Condition Monitoring Anwendung: Zustandsorientierter Service an einem Extrudergetriebe Dr. Becker, Herne PRÜFTECHNIK und Flender Service stellen mit telediagnose.com ein gemein- sames Magazin vor, das Ihnen mit Erfah- rungsberichten und Grundlagen aus den Bereichen Condition Monitoring und all- gemeiner Instandhaltung die eine oder andere Hilfestellung geben soll. Zusammenarbeit beschlossen: PRÜFTECHNIK und FLENDER SERVICE Wenn Sie sich jetzt fragen, weshalb die Servicespezialisten für Antriebstech- nik und der Hersteller von Conditon Monitoring- und Ausricht-Systemen eine gemeinsame Kundenzeitung herausbrin- gen, lesen Sie einfach auf Seite 6 weiter. Dort erfahren Sie mehr. 8 Die Zahlen für einen Sechser im Lotto vorhersagen zu können - wer von Ihnen träumt nicht manchmal davon? Ein glückliches und sorgenfreies Leben wäre die angenehme Folge. Wäre Ihr Alltag in der Instandhaltung nicht auch schon um einiges leichter, könnten Sie Maschinenschäden rechtzeitig feststellen und den Zeitpunkt vor- hersagen, zu dem eine Reparatur wirklich not- wendig wird? Zustandsorientierte Instandhaltung heißt nach DIN 31051 außer Inspektion, Wartung, Zustandserfassung und geplanter Instandset- zung auch die Vorhersa- ge der Restlebensdauer von Maschinen und An- lagen. Das bedeutet, dass es nicht immer nö- tig ist, ein Wälzlager sofort zu wechseln, wenn eine Kontrollmes- sung z. B. Innenringfre- quenzen anzeigt. Im folgenden Artikel wird gezeigt, wie - un- ter entsprechender Auf- sicht - ein Getriebe noch mehrere Monate lang bis zum geplanten Jahresstillstand weiter- betrieben werden konnte. Regelmäßige Messungen hatten nämlich gezeigt, dass das Hüllkurvenspektrum sich nur ge- ringfügig verändert hatte. Aber der Reihe nach: Flender Service erhielt im Januar 2000 den Auftrag für mobile Zustandsmessungen an einem Doppelwellenextrudergetriebe. Bevor der Diagnosespezialist nun seine Mes- sungen vor Ort durchführt, werden an- hand der Fabriknummer die konstrukti- ven Daten des Getriebes ermittelt und die Lagerfrequenzen für den kompletten Antrieb berechnet (Bild 1). 8

PRÜFTECHNIK und FLENDER SERVICE Zustandsorientierter ... · Die Zahlen für einen Sechser im Lotto vorhersagen zu können - wer von Ihnen träumt nicht manchmal davon? Ein glückliches

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Page 1: PRÜFTECHNIK und FLENDER SERVICE Zustandsorientierter ... · Die Zahlen für einen Sechser im Lotto vorhersagen zu können - wer von Ihnen träumt nicht manchmal davon? Ein glückliches

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das condition monitoring magazin der PRÜFTECHNIK AG und Flender Service GmbH

Nr. 01 - März 2001

In dieser Ausgabe:PRÜFTECHNIK AG & Flender ServiceGmbH beschließen Zusammenarbeit

Anwendungsbericht:Service an einem Extrudergetriebe

Wie geht das?Maschinenalarm via eMail und SMS

Level 1: Schwingungskenngrößenfür Standardmaschinen

Level 2: Grundregeln bei derMessung von Frequenzspektren

Turbinenausrichtung auf Spanisch

NewsMessetermine

Condition Monitoring Anwendung:

Zustandsorientierter Servicean einem ExtrudergetriebeDr. Becker, Herne

PRÜFTECHNIK und Flender Servicestellen mit telediagnose.com ein gemein-sames Magazin vor, das Ihnen mit Erfah-rungsberichten und Grundlagen aus denBereichen Condition Monitoring und all-gemeiner Instandhaltung die eine oderandere Hilfestellung geben soll.

Zusammenarbeit beschlossen:

PRÜFTECHNIK und FLENDER SERVICEWenn Sie sich jetzt fragen, weshalb

die Servicespezialisten für Antriebstech-nik und der Hersteller von ConditonMonitoring- und Ausricht-Systemen einegemeinsame Kundenzeitung herausbrin-gen, lesen Sie einfach auf Seite 6 weiter.Dort erfahren Sie mehr. �

Die Zahlen für einen Sechser im Lottovorhersagen zu können - wer von Ihnenträumt nicht manchmal davon? Einglückliches und sorgenfreies Lebenwäre die angenehme Folge. Wäre IhrAlltag in der Instandhaltung nicht auchschon um einiges leichter, könnten SieMaschinenschädenrechtzeitig feststellenund den Zeitpunkt vor-hersagen, zu dem eineReparatur wirklich not-wendig wird?

ZustandsorientierteInstandhaltung heißtnach DIN 31051 außerInspektion, Wartung,Zustandserfassung undgeplanter Instandset-zung auch die Vorhersa-ge der Restlebensdauervon Maschinen und An-lagen. Das bedeutet,dass es nicht immer nö-tig ist, ein Wälzlagersofort zu wechseln,wenn eine Kontrollmes-sung z. B. Innenringfre-quenzen anzeigt.

Im folgenden Artikelwird gezeigt, wie - un-ter entsprechender Auf-sicht - ein Getriebenoch mehrere Monatelang bis zum geplantenJahresstillstand weiter-

betrieben werden konnte. RegelmäßigeMessungen hatten nämlich gezeigt, dassdas Hüllkurvenspektrum sich nur ge-ringfügig verändert hatte.

Aber der Reihe nach: Flender Serviceerhielt im Januar 2000 den Auftrag fürmobile Zustandsmessungen an einem

Doppelwellenextrudergetriebe. Bevorder Diagnosespezialist nun seine Mes-sungen vor Ort durchführt, werden an-hand der Fabriknummer die konstrukti-ven Daten des Getriebes ermittelt unddie Lagerfrequenzen für den komplettenAntrieb berechnet (Bild 1). �

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Bild 4: Innenring mit diagnostizierten Pittings

Bild 2: Messwerte aufgenommen im Abstand von drei Monaten

Bild 1: Berechnete Lagerfrequenzen

Bild 3: Demontage der Zwischenwelle

Flender Service hat dazu ein Compu-terprogramm entwickelt, das fast alleGetriebetypen einschließlich drehzahl-variabler Antriebe berücksichtigt.

Mit den berechneten Erregerfrequen-zen fährt der Diagnosespezialist dannzum Kunden, um den Istzustand des - inunserem Fall schon sieben Jahre alten -Antriebes zu erfassen und mögliche Ab-weichungen zu erkennen. Zum Einsatzkam der 6-kanalige DriveAnalysator®,mit dem man Geräusch- und Schwin-gungszustände über hochauflösendeFrequenzanalysen bewerten kann.

Schon bei den Kontrollmessungenwurde eine Lagervorschädigung festge-stellt, da deutliche, aber noch nicht be-triebskritische Anregungen einer Innen-ringfrequenz im Getriebe-Antriebsbe-reich auftraten.

Der aktuelle Getriebezustand wurdedokumentiert und an den Betreiber gingdie Empfehlung, sich Ersatzlager für dieZwischenwelle zu beschaffen. Nachspätestens drei Monaten sollte dann aufder Basis weiterer Vergleichsmessungenüber den Lagerwechsel entschieden wer-den.

Bild 2 zeigt zwei Hüllkurvenspektren,die im Abstand von drei Monaten anderselben Messstelle aufgenommenwurden. Wegen der geringen Verände-rungen war ein kurzfristiger Lagerwech-sel nicht notwendig und es wurde ent-schieden, bis zum geplanten Jahresstill-stand in fünf Monaten weiterzufahren.Dieser wurde dann von Herrn Schnei-ders, einem der 40 Leitmonteure vonFlender Service, durchgeführt (Bild 3).Im demontierten Zustand konnte dann -wie erwartet - der diagnostizierte Innen-ringschaden bestätigt werden - 9 Mona-te nach der Erstdiagnose. Deutlich sinddie Ausbrüche auf der Innenringbahn inBild 4 sichtbar. Zwei Tage später gingder Extruder wie geplant wieder in Be-trieb.

Sowohl die Diagnose als auch dieRestlebensdauerprognose haben sichalso im nachhinein als richtig und wirt-schaftlich vernünftig erwiesen. Eine teu-re „Crash-Reparatur“ war in diesem Fallnicht notwendig. Und die verhinderteAusfallzeit summiert sich fast zu einem„kleinen Sechser“ im Lotto. ■

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Wie geht das:Alarmierung via eMail?

Übertragungswegefür eMail und SMS

Mathias Luft, Roland Schühle, Franz Lebitsch

Bei der Überwachung des Maschinen-zustandes mit Online Condition Moni-toring Systemen spielt die automati-sche und sofortige Alarmierung des zu-ständigen Anlagenbetreibers oder Ser-vicepersonals eine entscheidende Rolle.Die Alarmierung via eMail oder SMSgibt die Möglichkeit, auf Schadensent-wicklungen rechtzeitig zu reagieren.

Technologie

Maschinenalarm via eMail und SMS

Mit dem Internet steht heute ein welt-weites Kommunikationsnetz zur Verfü-gung. Was also liegt näher, als die Kom-munikation für Condition MonitoringSysteme ebenfalls via Internet zu reali-sieren. Eine phantastische Vorstellung:Ein Überwachungssystem sendet Ihnenbei Zustandsverschlechterungen selbst-ständig ein eMail – mit allen Informatio-

nen, die Sie für die Schadensanalysebenötigen. Beim heutigen Ausbau derdrahtlosen Kommunikation könnte derzuständige Service-Ingenieur praktischan jedem Ort des Welt sofort informiertwerden. VIBRONET® und GearControl-ler® als Online Condition Monitoring Sys-teme sind bereits mit diesen neuen Funk-tionen ausgestattet. �

Telediagnose in Web-TechnologieAggregat

Zustandsänderung

Condition Monitoringin Web-Technologie

Alarmierung via eMail

Diagnose-Experte

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BegriffslexikonHätten Sie’s gewusst?

eMailElectronic Mail bzw. Elektronische Post isteine Methode, um Nachrichten bzw. Postelektronisch zu versenden. Dazu benöti-gen der Sender und der Empfänger eineeMail-Adresse (vom Aufbau her [email protected]). An eMailskönnen auch Dateien angehängt werden.

eMail-DateianhangeMails können als Anlage bzw. Anhangauch Dateien enthalten. Dadurch könnenmit der eMail-Nachricht auch gleich diezugehörigen Messdaten-Dateien versen-det werden.

eMail-SystemDas eMail System basiert auf dem Konzept,dass eMail-Server Nachrichten zunächstentgegennehmen, zwischenspeichern unddann an eMail-Clients weiterleiten. ZumAbsetzen und zum Abholen von eMailsverwendet man auf dem eMail-Client einentsprechendes eMail-Programm, das dieProtokolle SMTP und POP3 beherrscht.

eMail-ServerEin eMail-Server stellt Dienste für Nutzervon eMail-Diensten bereit. Diese werdenüber den eMail Client angefordert. eMail-Server befinden sich meist bei einem Inter-net-Provider wie z.B. T-Online, UUNEToder CompuServe, sie können sich aberauch in Firmen an zentraler Stelle befin-den.

eMail ClientEin Programm, das Dienste eines eMailServers nutzt.

SMTPSMTP steht für Simple Mail Transfer Proto-col und es dient zum Absetzen und zurWeiterleitung von eMails im Internet.

POP3POP3 steht für Post Office Protocol Vers. 3.Mit Hilfe von POP3 meldet sich ein eMail-Programm beim eMail-Server unter demBenutzernamen und Passwort des jeweili-gen Anwenders an, fragt nach, ob Postvorliegt und holt sie ggf. ab.

Internet-ProviderDienstanbieter, der Zugang zum Internetermöglicht. Große Provider, die gleichzei-tig Online-Dienste bieten, sind AOL, Com-puServe oder T-Online.

eMail – wie geht das?Eine der wichtigsten Anwendungen

des Internet ist E-Mail, kurz Mail ge-nannt. Vor allem, weil man damit nichtnur Briefe bzw. Texte, sondern alle Artenvon Dateien versenden kann.

Im Gegensatz zu den anderen Inter-net-Anwendungen wie z. B. WWW, FTPoder Telnet wird beim Mail-System kei-ne direkte Verbindung zwischen Senderund Empfänger vorausgesetzt. Das be-deutet, dass der Rechner des Empfän-gers nicht zur gleichen Zeit am Netz seinmuss wie der des Absenders. Das Mail-System basiert auf dem Konzept zwi-schengeschalteter Mail-Router, die eineNachricht zunächst entgegennehmenund dann weiterleiten. Zunächst ist es inder Regel der Mail-Router des Internet-Providers, an den der Absender seineNachricht absetzt. Dazu benutzt er eineentsprechende Mail-Software, die dassogenannte SMTP Protokoll beherrscht.Für den Signalmaster des VIBRONET®

Systems und den GearController® ist einentsprechendes Mail-Softwaremodulverfügbar.

SMTP dient nicht nur dem Absendereiner Nachricht, sondern auch den Mail-Routern, um untereinander Nachrichtenweiterzuleiten. So wandert eine Nach-richt von einem Mail-Router zum nächs-ten, bis es bei jenem angelangt, der fürdas Postfach des Empfängers zuständigist. Der erste Mail-Router, der die Mailvom Absender entgegennimmt, wird indieser Funktion als Mail-Gateway be-zeichnet. Den Mail-Router, der für dasPostfach des Empfängers zuständig ist,bezeichnet man in dieser Funktion alsMail-Server.

Einmal im Postfach des Mail-Serversangelangt, kann die Nachricht zum Ziel-rechner des Empfängers transportiertwerden. Dazu muss die Mail vom Emp-fänger beim Mail-Server abgeholt wer-den. Dies bietet nicht nur den Vorteil,dass man die Mail abholen kann, wannman will, sondern dass man dabei auchnicht von einem bestimmten Rechneraus agieren muss. Egal wo man ist, mitInternet-Zugang und einer entsprechen-den Software kann man auf sein Post-fach jederzeit zugreifen. Dabei kommtdas POP Protokoll zum Einsatz.

Auf dem PC des Anwenders wird einentsprechendes Mail-Programm benö-tigt, das sich beim Mail-Server mit Be-

nutzernamen und Passwort anmeldetund abfragt ob Post vorliegt. Der PC desAnwenders wird in dieser Funktion alsMail-Client bezeichnet. Die vorliegen-den Mails werden aufgelistet und kön-nen vom Mail-Client via POP individuellheruntergeladen werden.

SMS-Alarmierung Zur automatischen Benachrichtigung,

stehen Mail-Server Dienste bereit, diebei eingehender Mail eine SMS auf dasMobiltelefon des Empfängers absetzenkönnen.

eMail in derCondition Monitoring PraxisIm praktischen Condition Monitoring

Einsatz wird der Schwingungszustandentweder über den Gesamtpegel odermit Alarmmasken frequenzselektiv über-wacht. Detektiert das VIBRONET® Sys-tem eine Grenzwertüberschreitung kannes selbstständig eine eMail via Internetoder Intranet absetzen (siehe gelbePunkte 3 & 4 in der Grafik auf Seite 3).Der Empfänger erhält eine Klartextmel-dung mit Ort, Datum, Uhrzeit undAlarmursache (Punkt 5). Als Anlage dereMail liegt die Information zum Scha-denszeitpunkt (Zeit- oder Frequenz-schrieb) bei. Für weitere Untersuchun-gen loggt sich der Instandhaltungsver-antwortliche ins Inter- oder Intranet ein(Punkt 6) und analysiert die Anlage zum„Ortstarif“ – ohne Anfahrtskosten!

Mehr über die Vorteile der Telediagno-se mit Web-Technologie erfahren Sie inder nächsten Ausgabe. ■

VorschauIn unserer Juli-Ausgabe lesen Sie:

CM-Applikation: Höhere Verfügbarkeitan einem Papiermaschinenantrieb.

Level 1 Grundkurs: Tipps zur besserenMessstellenauswahl.

Level 2 Grundlagen: Wie messe ich aus-sagekräftige Frequenzspektren?

Technologie: Vorteile der Telediagnosemit Web-Technologie

Applikation: Laseroptisches Ausrichteneiner Vertikalmaschine.

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Die Schwinggeschwindig-keit ist die maßgebendeMessgröße in allen Richtlini-en oder Normen zur Beurtei-lung der Gehäuseschwingun-gen von Maschinen mit rotie-renden Massen und von Kol-benmaschinen. Gemessenund bewertet wird vorzugs-weise der Effektivwert derSchwinggeschwindigkeit inmm/s, im amerikanischenRaum wird Peak to Peak ininch/s verwendet. Der Um-rechnungsfaktor beträgt 1 mm/s =0.03937 inch/s. Im Schiffbau und beider Abnahme von Generatorschwingun-gen verwendet man gelegentlich als Ein-heit Schwingungswerte in dB.

Für die Beurteilung von Wälzlagern,von Getrieben mit Zahneingriffsfrequen-zen größer 1 kHz, von Turbogetriebenund von Sondermaschinen wird die Be-schleunigung meist als Zusatzmessgrößeverwendet. Stand der Technik ist dieMessung mit piezoelektrischen Be-schleunigungssensoren, da hier mit ei-

Level 1Schwingungskenngrößen für Standardmaschinen

nem Sensor sowohl Schwinggeschwin-digkeits- als auch Beschleunigungsmes-sungen möglich sind.

Das Diagramm ISO 10816-3 zeigt eineZusammenstellung von Schwingge-schwindigkeitswerten, die eine erste Ein-schätzung von Schwingungen gestatten.Natürlich gibt es bei der Anwendung die-ser Tabelle Grenzen. So ist es insbesonderean Getrieben notwendig, Frequenzberei-che zu verändern oder gleich Frequenz-analysen als Grundlage zur Schwingungs-beurteilung zu verwenden.■

Teil 1: Die DarstellungsformEin wesentliches Mittel bei der Ma-

schinendiagnose sind Frequenzanalysen.Sie geben Hinweise auf die Quelle vonSchwingungsanregungen und lassen diefür Diagnosen oft wichtigen, auch klei-nen Komponenten, im Schwingungs-signal erkennen. Jede Anregung musseinzelnen Anregern oder Maschinentei-len zuzuordnen sein. Unregelmäßigkei-ten oder Schäden führen zu Änderungenim Aussehen der Frequenzspektren.Dazu gehören Fehler wie z. B. mecha-nisch oder thermisch verursachte Un-wuchten, Eigenschwingungen, Ausricht-veränderungen, defekte Lager, Verzah-nungsschäden, Spielveränderungen,Passungsrost, Risse usw.. Stand derTechnik sind digital arbeitende FFT-Ana-lysatoren. FFT ist eine Kurzbezeichnungfür die Fast-Fourier-Transformation, einmathematisches Verfahren, das auto-�

Level 2Grundregeln für die Messung von Frequenzspektren

Unterschiedliche Darstellungsformen für Frequenzspektren

Condition Monitoring Grundlagen

Unterschiede zur VDI 2056 in Kürze:■ geänderte Maschinen-Klassifizierung■ neu festgelegte Grenzwerte■ geänderte Bereichsbezeichnungen■ erweiterter Filterbereich für Langsam-

läuferIn der nächsten Ausgabe geben wir Ih-nen hier wichtige Tipps zur optimalenMessstellenauswahl.

ISO 10816-3

Condition Monitoring Grundlagen

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Was passiert, wenn ein Service-Teameines der weltweit größten Turbinen-herstellers auf die Turbinen-Service-Spe-zialisten von PRÜFTECHNIK-Wibremtrifft? Es wird auf jeden Fall spannend,denn dann stehen sich „Lehrwelle“ und„Laserstrahl“ gegenüber. Dass es dabeiaber ganz freundschaftlich und kollegialzugehen kann, haben zwei November-wochen im andalusischen Carbonerasbei Almeria gezeigt, in denen eine 550MW Dampfturbine des ENDESA-Kraft-werkes in Revision ging und komplettausgerichtet werden musste.

Auszurichten waren die inneren Ein-bauteile von Hochdruck- (HD), Mittel-druck- (MD) und zwei Niederdruck-Tei-len (ND), die sich in einem gemeinsa-men Gehäuse mit einer Länge von rund30 Metern befanden.

Zum Einsatz kam das laseroptischeFluchtungsmesssystem CENTRALIGN®,das als Referenz einen präzisen undunbestechlichen Laserstrahl verwendet,und nicht, wie das bei den bewährten

Anwendung

Showdown unter Andalusiens Sonne

Blick über die geöffnete Dampfturbine (TopsOff)

matisch im Messgerät abläuft, um Fre-quenzspektren zu erhalten. FFT-Analysa-toren stellen Spektren als Liniendia-gramme dar. Die Anzahl der Linien solltemöglichst hoch sein, um eine ausrei-chende Frequenzauflösung zu erhalten.800 Linien sind ein Minimum, bessersind mehr.

Bei Messungen will man die einzelnenAmplituden über die Frequenz darstel-len. Die Amplituden der einzelnen spek-tralen Komponenten können linear oderlogarithmisch skaliert werden. In derlinearen Darstellung sind nur die größe-ren Komponenten sichtbar. Bei der loga-rithmischen Darstellung erkennt manauch kleinste Anregungen. Vorausset-zung ist natürlich, dass der Frequenz-analysator auch über eine ausreichendeAmplitudenauflösung verfügt: 100 dBsollten mindestens zur Verfügung ste-hen.

Auch der Frequenzmaßstab kann line-ar oder logarithmisch skaliert werden.Es ist zu beachten, dass Frequenzdia-gramme mit unterschiedlichen Skalie-rungen kaum vergleichbar sind, obwohlsie denselben Informationsgehalt haben.

Dies ist in der Abbildung veranschau-licht. Wir empfehlen den Einsatz vonlinearer Skalierung in Amplitude und inFrequenz.

Im Teil 2 in der nächsten Ausgabegeben wir Ihnen Tipps, wie Sie bei un-terschiedlichsten Typen von Maschinenausagekräftige Frequenzanalysen mes-sen können. ■

� Fortsetzung von Seite 1:PRÜFTECHNIK und

Flender Service kooperierenZur Verstärkung der PRÜFTECHNIK

Condition Monitoring wurde im vergan-genen Jahr die Ravensburger SchuehleMess- und Kontrollsysteme GmbH inte-griert. Schuehle war bis dato unabhängi-ger Systemlieferant von Flender Serviceund kooperierte seit vielen Jahren imBereich Online Condition Monitoringund Telediagnose.

PRÜFTECHNIK und Flender Servicehaben sich nun verständigt, die erfolg-reiche Zusammenarbeit fortzusetzenund zu verstärken.

Dieses Magazin - ein Zeichen dieserKooperation - ist an Mitarbeiter aus al-

len Bereichen der Anlagenüberwachungund der zustandsorientierten Instand-haltung gerichtet: Für Führungskräftegibt es Rubriken mit modernen Instand-haltungskonzepten für das Anlagenma-nagement, für Ingenieure und Instand-halter vor Ort werden in jeder Ausgabeinteressante Applikationen, neue Tech-niken und Technologien vorgestellt. EineRubrik mit ausführlichem Grundlagen-wissen für die Schwingungsüberwa-chung und -diagnose ist sicherlich nichtnur für Einsteiger interessant.

Wir würden uns freuen, wenn Ihnendie neue telediagnose.com zusagt undIhnen nützliche Hilfen für Ihren berufli-chen Alltag bringt. Selbstverständlichsind Sie auch als Autor mit einem Fach-artikel herzlich willkommen. Setzen Siesich einfach mit uns in Verbindung.

telediagnose.com wird dreimal im Jahrjeweils in einer deutschen und engli-schen Ausgabe erscheinen. Diese sinddann auch im Internet unterwww.telediagnose.com nachzulesen.Dort ist auch ein Diskussionsforum mitder Möglichkeit zum Gedankenaus-tausch eingerichtet. ■

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konventionellen Systemen derFall ist, eine Lehrwelle oder Kla-vierdraht.

Mit CENTRALIGN® können dierunden Einbauten im Strömungs-teil einer Turbine mit Durchmes-sern von 150 bis zu 6000 Millime-tern vermessen werden - undzwar bei einer Auflösung von ei-nem Hundertstelmillimeter(0,01 mm).

Zu Beginn der Vermessungwurden bei abgenommenen Ge-häuseoberteil (TopsOff) die Ist-Positionen aller Einbauteile wieLagerbohrungen, Öldichtungen,Dampfstopfbüchsen und Gehäu-sebohrungen ermittelt. Dasselbeerfolgte anschließend bei ge-schlossenem Gehäuse (TopsOn).Beide Messungen fallen naturge-mäß sehr unterschiedlich aus, dasich die Turbinenlinie beim Ein-bau der oberen Leiträder undAufsetzen der Gehäuseoberteileaufgrund der hohen Gewichtestark ändert. Aus beiden Messrei-hen errechnet das CENTRA-LIGN®-Programm die optimale statischeAusrichtlinie für die komplette Turbine,die als Basis für die anschließendenAusrichtarbeiten dient.

Die Ergebnisse der Kontrollmessungenund die anstehenden Korrekturen wur-den mit den Ingenieuren des Turbinen-herstellers abgestimmt.

Bei den anschließenden Ausrichtarbei-ten wurde ein weiterer großer Vorteildes CENTRALIGN® Systems deutlich:Während bei konventioneller Ausrich-tung die Lehrwelle immer erst aus derTurbine gehoben werden muss, bevorauszurichtende Einbauteile herausge-nommen werden können, können mitCENTRALIGN® die Einbauteile gleich-zeitig vermessen und verlegt werden.Dabei zeigt die sogenannte Move-Funk-tion stets die aktuelle Position der Ein-bauteile in der Turbine an. Alle dieseEigenschaften und Möglichkeiten desCENTRALIGN® tragen dazu bei, wertvol-le Montagezeit einzusparen. Genausoauch die Sensor-Halterung, genannt„large bore bracket“. Diese löste bei denIngenieuren des Turbinenherstellershöchste Begeisterung aus, denn diekannten zwar das CENTRALIGN®-Sys-tem, nicht aber die geniale Halterung,

mit der selbst die 3-Meter-Bohrungen imND-Gehäuse ganz bequem vermessenwerden konnten, und die durch ihreFlexibilität immer wieder beeindruckte.

Nach nur zehn Tagen waren die Aus-richtarbeiten komplett abgeschlossen. Indieser Zeit wurden je drei TopsOff- undTopsOn-Messungen durchgeführt undinsgesamt 42 Leiträder und 9 Dampf-stopfbüchsen ausgerichtet - gemäß Her-steller-Norm mit einer Genauigkeit von

±0,03 Millimetern zur festgelegten Ba-sislinie.

Zur gemeinsamen stolzen Freude derIngenieure des Turbinenherstellers undder PRÜFTECHNIK-Wibrem-Mannschaftbestätigten sich bei der Inbetriebnahmedie exakten Ausrichtwerte des CENTRA-LIGN®-Fluchtungsmesssystem - und bil-den somit eine exzellente Basis für wei-tere gemeinsame Auftritte bei zukünfti-gen Turbinenrevisionen. ■

PRÜFTECHNIK-Wibrem Techniker beim Einlesen der Messwerte

CENTRALIGN®-Bildschirm mit Messwerten in horizontaler und vertikaler Darstellung

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Impressum

PRÜFTECHNIK AGPostfach 12 6385730 Ismaningwww.pruftechnik.comTel: 089-99616-0Fax: 089-99616-200eMail: [email protected]

Flender Service GmbHCondition MonitoringSüdstrasse 11144623 Hernewww.flender-cm.comTel.02323-940-220Fax02323-940-229e-Mail: [email protected]

VIBSCANNER® – jetzt mitFFT-Analyse und Auswuchten

VIBSCANNER® ist ein Messinstrumentund Datensammler für die Offline-Zu-standsüberwachung von Maschinen. Fürdas erfolgreiche Handmessgerät präsen-tiert PRÜFTECHNIK jetzt zwei neueSoftware-Module.

Mit dem FFT-Modul’ (VIB 5.485-FM)können - für Lager-, Getriebe-und Maschinendiagnosen -Frequenzspektren bis zu 5 kHzaufgenommen und analysiertwerden. Dabei ist der Messbe-reich von 0 bis 100 / 200 / 400/ 1000 / 5000 Hz einstellbar.Bei der Auswertung kann dasbis zu 3200 Linien umfassendeSpektrum per Joystick beliebigin X- und Y-Richtung ein- undausgezoomt werden. Eine‘Max10-Funktion’ listet be-kanntermaßen die 10höchsten Amplitudendes Spektrums auf.Neu ist der ‘Max10-Zoom’ bei dem dieausgewählte Max10-Linie per Tastendruckim Frequenzbereich herausge-zoomt wird.

Sämtliche Messungen wer-den mit Hilfe optimierter Se-tups gesteuert, die sich bereits im Basis-Modul ausgezeichnet bewährt haben.

Zum Auswuchten in ein oder zweiEbenen kann VIBSCANNER® mit demFirmware-Modul ‘Auswuchten’ (VIB5.486-FM) aufgerüstet werden. Die äu-

Niederlandemit PRUFTECHNIK N.V.und Flender ServiceIndustrial Maintenance,3. - 6. April 2001 in Ahoy /Rotterdam

23. - 28. April 2000 Hannover MessePRÜFTECHNIK in Halle 8 D22Flender Service in Halle 26 Stand F12

Englandmit PRUFTECHNIK LTD.

MAINTEC Exhibition 200120. - 22. März in Birmingham

TermineBesuchen Sie uns auf internationalen Messen und Ausstellungen:

ßerst einfache Handhabung desProgramms wird durch eine intuiti-ve, grafische Bedienerführung ge-

währleistet, die den NutzerSchritt für Schritt durchdie Auswuchtprozedurführt. Die zum Auswuch-ten erforderlichen Kompo-nenten gibts jetzt in einemzusätzlichen Aufnehmer-

Set (VIB 5.846-HW), das ebenso wie diebeiden neuen Firmware-Module als Op-tion erhältlich ist. Durch den modularenAufbau der Firmware lassen sich beideModule einfach per Passworteingabe imGerät freischalten. ■

News

GearController® überwachtkomplette Vertikalmühle

GearController® wurden entwickelt,um Getriebe in Anlagen mit hoher Ver-fügbarkeit zu überwachen und Verände-rungen in der Maschinenausrichtung, inden Lagerungen und in den Verzahnun-gen frühzeitig zu diagnostizieren. Dochwarum soll man sich auf die Antriebs-komponenten begrenzen? Ausgeliefertwurden vor wenigen Wochen die erstenbeiden Telediagnosesysteme für Verti-kalmühlen, wo auch die Schwingungenund Temperaturen der Großwälzlager inden Mahlrädern und die Sichterlagerun-gen mit überwacht werden. ■