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Gründungsberatungsnetzwerk, Mainz 9.11.2015 1
Prof. Rolf Sternberg
Das Gründungsklima in Deutschland im internationalen Vergleich
Erfahrungsaustausch „Netzwerk für Gründungsberatung“Rheinland-Pfalz
Mainz 9. November 2015
Prof. Dr. Rolf Sternberg
Institut für Wirtschafts- und KulturgeographieLeibniz Universität Hannoverwww.wigeo.uni-hannover.de
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Prof. Rolf Sternberg
Aufbau• Empirie 1: Gründungsaktivitäten und
–einstellungen der Bevölkerung• Empirie 2: Gründungsbezogene
Rahmenbedingungen• Politik: was ist machbar und was sollte getan
werden?
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Prof. Rolf Sternberg
Warum Gründungen ökonomisch wichtig sind
– und das „Gründungsklima“wichtig sein kann
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Prof. Rolf Sternberg
Gründungen fördern Wirtschaftswachstum
Drei Effekte:• Arbeitsmarkteffekte: kleine Unternehmen schaffen netto
Arbeitsplätze; aber indirekte und langfristige Beschäf-tigungseffekte wichtiger als direkte (time-lags); positive Korrelation zw. Anteil junger Unternehmen und Beschäf-tigtenentwicklung auf regionaler Ebene
• Wissenstransfer: am effizientesten über Köpfe sowie bei Gründung durch die Wissen generierenden Köpfe
• Erneuerung des Unternehmensbestandes: Strukturwandel
© Rolf Sternberg
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Prof. Rolf Sternberg
Determinanten des Erfolges von Gründungen
• Merkmale der Gründerperson(en): Demographie, Erfahrungen, Persönlichkeitsmerkmale, Qualifikationen …
• Umfeldfaktoren (prägen das „Gründungsklima“):• privat: Friends, Fools, Family• regional: Nachfrage, Infrastruktur, Netzwerke, …• national: Gesetze, Förderprogramme …
• Unternehmensmerkmale: Branche, Finanzierung, Startgröße, Teamgründung …
© Rolf Sternberg
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Prof. Rolf Sternberg
“Gründungsklima”vs.
Gründungshäufigkeit/-erfolg
• Klima: •zumindest mittelfristige Perspektive•partiell politisch beeinflussbar•gesellschaftlich geprägt (nicht nur eine Akteursgruppe)
•Landes- und regionalspezifisch• Interdependente Beziehung: Kausalität nicht
eindeutig © Rolf Sternberg
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Prof. Rolf Sternberg
Was ist der Global Entrepreneurship Monitor
(GEM)?
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Was ist GEM?• Global Entrepreneurship Monitor• Größtes internationales Forschungskonsortium
zur empirischen, vergleichenden Analyse des Gründungsgeschehens (seit 1999)
• 2014 waren 70 Staaten beteiligt• Länderteam Deutschland seit 1999 vom
Referenten geleitet• Finanzierung durch länderspezifisches bzw.
globales Sponsoring (in D derzeit IAB, Nürnberg)
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Prof. Rolf Sternberg
GEM – Länderberichte Deutschland 1999 bis 2014
http://www.wigeo.uni-hannover.de/gem2014.html © Rolf Sternberg
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Prof. Rolf Sternberg
weltweit ca. 70 Länder pro Jahr:
1,7 Mio. Telefoninterviews mit 18-64-Jährigen
20.000 Interviews mit Gründungsexperten
in Deutschland:
77.900 Telefoninterviews mit Erwachsenen
863 Interviews mit Gründungsexperten
GEM-Datenbasis 1998-2014
© Rolf Sternberg
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Erfassung von Gründungsaktivitäten im GEMNascent Entrepreneurship Activity („Werdende Gründer“)Personen zwischen 18-64 Jahren, die a) versuchen sich zum Zeitpunkt der Befragung als Inhaber oder Teilhaber selbstständig zu machen, b) in den letzten 12 Monaten etwas zur Unterstützung dieser Neugründung unternommen haben, und c) während der letzten 3 Monate keine Löhne oder -gehälter bezahlt haben
Young Entrepreneurship Activity („neue Gründer“)Personen zwischen 18-64 Jahren, die a) Inhaber oder Teilhaber eines bereits bestehenden Unternehmens sind, bei dem sie b) in der Geschäftsleitung mithelfen, und c) nicht länger als 3,5 Jahre Gehälter erhalten oder Gewinne erzielt haben
Total Early-Stage Entrepreneurship Activity (=TEA)Summe aus werdenden Gründern und neuen Gründern © Rolf Sternberg
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Gründungsaktivitäten in Deutschland
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Total Early-Stage Entrepreneurial Activity (TEA) 2014© GERA; Sternberg, R., Brixy, U., Vorderwülbecke, A.
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Gründungsmotive: Quotient Opportunity-Necessity-Gründer in innovationsbasierten GEM-Ländern 2014
© GERA; Sternberg, R., Brixy, U., Vorderwülbecke, A.
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Prof. Rolf Sternberg
Opportunity- und Necessity-Entrepreneurship im Ländervergleich
0,10,9 1,02,9 2,9
7,5
2,7 1,8
6,3
0,01,02,03,04,05,06,07,08,0
Dänemark Deutschland USA
Pers
onen
je 1
00 E
rwac
hsen
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Nascent insgesamt Opportunity Necessity
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Merkmale von Opportunity-Gründern
Im Vergleich zu Necessity-Gründern …• verdienen sie (bereits) vor der Gründung mehr • sind sie besser qualifiziert• wollen sie in fünf Jahren vier mal mehr Mitarbeiter
beschäftigen• sind sie innovativer
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„Erhöhung des Einkommens“ als Motiv für die Unter-nehmensgründung in ausgewählten GEM-Ländern 2014
Der Prozentwert bezeichnet den Anteil der Total Early-Stage Entrepreneurs (TEA), die die Erhöhung ihres Einkommens als Gründungsmotiv angeben.
© GERA; Sternberg, R., Brixy, U., Vorderwülbecke, A.
Land Prozent „ja“Deutschland 19,2Schweden 41,2Norwegen 43,8USA 41,2Frankreich 43,6Japan 35,2
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• Deutschlands Position 2014 nicht besser als bei Gründungen insgesamt:
• Rang 15 unter 29 Ländern beim Anteil an allen neuen und werdenden Gründern, die Produkte mittlerer oder hoher Technologieintensität erzeugen oder dies planen (7% aller Gründungen)
• Rang 15 beim Anteil aller Gründungen, die in fünf Jahren mindestens 10 Beschäftigte und einen Beschäftigtenzuwachs um mind. 50% erwarten (14%).
• Aber: Bei der finanziellen Unterstützung potenziell wachstumsstarker Gründungen belegt Deutschland 2014 Rang 3 unter den 24 teilnehmenden EU-Ländern.
Potenziell wachstumsstarke Gründungen
© GERA; Sternberg, R., Brixy, U., Vorderwülbecke, A.
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Gründungseinstellungender Bevölkerung
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Gründungseinstellungen insgesamtVerglichen mit den Erwachsenen in den anderen 28 inno-
vationsbasierten GEM-Ländern sind die Deutschen 2014 …• sehr pessimistisch, was zukünftige Gründungschancen
anbelangt (Rang 16),• wenig selbstbewusst, was ihre Gründungsfähigkeiten
anbelangt (Rang 20),• relativ ängstlich hinsichtlich der Folgen eines
möglichen Scheiterns mit der Gründung (Rang 22).
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Die Einschätzung der Gründungsfähigkeiten in innovationsbasierten GEM-Ländern 2014
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Die Einschätzung der Gründungschancen in innovationsbasierten GEM-Ländern 2014
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Gründungsbezogene Rahmenbedingungen
– das Gründungsklima aus Sicht von Gründungsexperten
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• 16 Rahmenbedingungen (z.B. Finanzierung, außerschulische Bildung, öffentliche Förderinfrastruktur)
• Schrftl./mündliche Befragung von Gründungsexperten aller 16 Rahmenbedingungen (in D: 40 Personen in 2014)
• Je Rahmenbedingung 3-6 Statements (5er-Likert-Skala)• Erfassung der individuellen Wahrnehmung der Experten• Gleiches Erhebungsdesign in (fast) allen GEM-Ländern• (fast) gleiches Erhebungsdesign in allen Jahren• Ergo: intertemporale und internationale Vergleiche möglich
Erfassung gründungsbezogener Rahmenbedingungen im GEM
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Über alle Rahmenbedingungen schneidet Deutschland wesentlich besser ab als bei Gründungsaktivitäten und –einstellungen (29 innovationsbasierte Länder).
Verglichen mit anderen Staaten besitzt Deutschland relative Stärken bei öffentlichen Förderprogrammen (Rang 1), beim Wissens- und Technologietransfer; Rang 4) und bei der Finanzierung (Rang 5).
Relative (vgl. mit anderen Staaten) Schwächen liegen bei den kulturellen Werten und Normen (Rang 11), der gründungsbezoge-nen Ausbildung in der Schule (Rang 13) und bei der Wertschätzung von neuen Produkten durch Konsumenten (Rang 13).
Ergebnisse gründungsbezogene Rahmenbedingungen
© GERA; Sternberg, Brixy, Vorderwülbecke
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Rahmenbedingungen in Deutschland 2014
(Schulnoten; Abweichung von Note 3)
© GERA; Sternberg, Brixy, Vorderwülbecke.Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2014
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Gründungsbezogene Rahmenbedingungen 2014: Vergleich mit Mittelwert der
übrigen 28 innovationsbasierten Länder
1 Die Bewertungen basieren auf dem Mittelwert der Einstufung einer Reihe von Aussagen zu den jeweiligen Rahmenbedingungen durch die Experten auf einer Skala von 1 (vollkommen falsch) bis 5 (vollkommen wahr). Die Werte in der Abbildung geben für jede Rahmenbedingung die Differenz der Indexwerte Deutschlands zum Mittel der 28 Referenzländer an
© GERA; Sternberg, Brixy, Vorderwülbecke.Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2014
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Gründungsbezogene Rahmenbedingungen: signifikante Unterschiede Deutschlands gegenüber anderen Länder
2 Signifikanzniveau 95%
© GERA; Sternberg, Brixy, Vorderwülbecke.Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2014
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Einzelstatements zur Rahmenbedingung „Finanzierung“ 2014
© GERA; Sternberg, Brixy, Vorderwülbecke.Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2014
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Einzelstatements zur Rahmenbedingung „Bildung“ 2014
© GERA; Sternberg, Brixy, Vorderwülbecke.Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2014
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Politische Implikationen
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Theoretisch nur partiell begründbar und empirisch schwer belegbar, aber …
• plausibel, wenn Politik nachhaltig genug (Time-lags!!)• Politik sendet Signale aus und beeinflusst so das ‚Gründungsklima‘
• Gründungseinstellungen eher beeinflussbar als Gründungsquoten (indirekte statt direkte Steuerung)
Kausaler Zusammenhang zwischen Gründungsklima und Gründungspolitik?
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Was kann die Politik tun?
Quantität:Kulturelle Werte und soziale Normen verbessern
Qualität:Ausbildung in Schule etablieren und intensivieren
Förderpolitik:Qualität statt QuantitätFokussierung auf Ursachen des Unterbleibens einer Gründung bzw. des Scheiterns einer Gründung
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• Politik kann nur einen Teil der gründungsbezogenen Rahmenbedingungen und damit des Gründungsklimas beeinflussen
• Merkmale des (potentiellen) Gründers sowie private/regionale Kontextfaktoren beeinflussen ebenfalls die Gründungsent-scheidung und -erfolg, sind aber kaum politisch steuerbar
• Faktor Zeit: Förderprogramme sind schnell entwickelt, aber sie wirken – ggf. - nur langsam, wenig spektakulär und kaum medientauglich; zu beachten bei Bewertung von Fördermaßnahmen
… und was nicht - oder nur langfristig
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Prof. Rolf Sternberg
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !
GEM Länderbericht Deutschland 2014:http://www.wigeo.uni-hannover.de/gem2014.html