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Leibniz Universität Hannover Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie Global Entrepreneurship Monitor Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich Länderbericht Deutschland 2016 Rolf Sternberg · Johannes von Bloh

Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

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Leibniz Universität Hannover

Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie

Global Entrepreneurship MonitorUnternehmensgründungen im weltweiten Vergleich

Länderbericht Deutschland 2016

Rolf Sternberg · Johannes von Bloh

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GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM)

Länderbericht Deutschland 2016

Rolf Sternberg

Johannes von BlohLeibniz Universität Hannover, Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie

Hannover, Juni 2017

© Copyright Global Entrepreneurship Research Association (GERA)

Sternberg, R.; von Bloh, J..

Kontaktadressen:Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie

Leibniz Universität Hannover

Schneiderberg 50, 30167 Hannover

Telefon: 0511-762-4496

Fax: 0511-762-3051

E-Mail: [email protected]

Internet: http://www.wigeo.uni-hannover.de

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Die Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland

Rolf Sternberg

Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn dieses

internationalen Forschungsprojekts 1998. Seit 2005 Professor für

Wirtschaftsgeographie am Institut für Wirtschafts- und Kultur-

geographie der Leibniz Universität Hannover. Zuvor Professuren

an der TU München (1995-1996) und an der Universität zu Köln

(1996-2005). Studium der Geographie (Diplom 1984), Promotion

(1987) und Habilitation (1994) in Hannover.

Johannes von Bloh

Seit 2015 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Insti-

tut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität

Hannover. Studium der Geographie (BA) sowie Wirtschaftsgeogra-

phie (MA) ebenfalls an der Leibniz Universität Hannover. Mitglied

des GEM-Länderteams seit Anfang 2015.

Die Autoren bedanken sich herzlich bei den 53 Gründungsexperten sowie den 3.944 Bürgern, die sich in Deutschland zur Mitwirkung an

der Experten- und Bevölkerungsbefragung im Jahr 2016 bereit erklärt hatten.

Die im Bericht verwendeten Daten werden durch das GEM-Konsortium zentral erhoben und verarbeitet. Die alleinige Verantwortung für

die Auswertung und Interpretation der Daten tragen die Autoren.

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Inhaltsverzeichnis1 Zentrale Ergebnisse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2 Was ist GEM? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Ziele und Organisation des GEM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Neues aus dem deutschen GEM-Team . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

3 Wie viel wird gegründet? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Total early-stage Entrepreneurial Activity (TEA) aller GEM-Länder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Die zeitliche Entwicklung der TEA-Quote in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Nascent Entrepreneurs („werdende Gründer“) in den innovationsbasierten Ländern . . . . . . . . . . . . . . . 11

4 Wer gründet? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

TEA-Quoten nach Geschlecht in den innovationsbasierten Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

TEA-Gründungsquoten der MigrantInnen in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

5 Warum wird gegründet? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Die TEA-Gründungsmotive im internationalen Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Gründungsmotive in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Die Einschätzung der Gründungschancen in den innovationsbasierten Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Die Einschätzung der individuellen Gründungsfähigkeiten in den

innovationsbasierten Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

6 Was wird gegründet? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

TEA-Quoten nach Technologieintensität in ausgewählten innovationsbasierten Ländern . . . . . . . . . . . 18

Exportstarke Gründungen im internationalen Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

7 In welchem Kontext wird gegründet? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Die Stärken und Schwächen des Gründungsstandortes Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Hemmnisse, Gunstfaktoren und Wichtigkeit der Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

Der Gründungsstandort Deutschland im internationalen Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

Die Einschätzung der gründungsbezogenen Rahmenbedingungen für Personen

mit Migrationshintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Die Einschätzung von gründungsbezogenen Rahmenbedingungen für Ältere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

8 Wichtigste Befunde und politische Implikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Anhang 1: GEM 2016 - Konzept, Methodik, Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

Anhang 2: GEM-Daten im Vergleich mit anderen Gründungsdatenquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

Zitierte Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

GEM-Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

Am GEM beteiligte Länder im Jahre 2016 und Fallzahlen beider Erhebungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

Titelbild: © istock.com/BrianAJackson

Layout: Anne-Kathrin Ittmann

Abbildungen: Stephan Pohl

Page 6: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

6 GEM-Länderbericht Deutschland 2016

1 Zentrale ErgebnisseDer 17. Länderbericht Deutschland zum

Global Entrepreneurship Monitor (GEM)

beschreibt und erklärt die Gründungsak-

tivitäten in Deutschland im Jahr 2016. Er

vergleicht zudem die Situation in anderen

GEM-Ländern sowie die Gründungsland-

schaft Deutschlands im Referenzjahr mit

jener in den Vorjahren.

Die Analyse basiert auf einer repräsenta-

tiven Stichprobe von 3.944 telefonischen

Personenbefragungen aus dem Frühsom-

mer 2016. Sie wurden ergänzt durch

Informationen aus 53 standardisierten

Interviews mit Experten für 16 grün-

dungsbezogene Rahmenbedingungen (z.B.

Finanzierung, Bildung, Arbeitsmarkt, Regu-

lierung/Steuern, öff entliche Förderpro-

gramme oder Schutz geistigen Eigentums),

die gemäß einschlägiger Befunde der

Gründungsforschung das Gründungsver-

halten der Menschen beeinfl ussen können.

Für den internationalen Vergleich wurden

Befragungsdaten von 182.430 Bürgern

sowie 2.828 Experten aus 65 Ländern

genutzt.

Insgesamt versuchten zum Zeitpunkt

der Befragung 4,6% der erwachsenen

Deutschen, aktiv ein neues Unternehmen

zu gründen (werdende Gründer) oder

waren Inhaber und Geschäftsführer eines

Unternehmens, das noch nicht älter als

3 ½ Jahre war (neue Gründer). Bei dieser

Total Early-Stage Entrepreneurial Activity

(TEA-Quote) belegt Deutschland den

vorletzten Rangplatz unter den 27 inno-

vationsbasierten und somit vergleichbaren

Ländern, die 2016 am GEM teilnahmen. Die

deutsche TEA-Quote bewegt sich damit auf

dem Niveau des Vorjahres.

In Deutschland liegt die TEA-Quote unter

Männern bei 6,0%, bei Frauen lediglich

bei 3,1%. Bei der Relation beider Quoten

belegt Deutschland Rang 19 unter den 27

innovationsbasierten Ländern, wenn man

eine ausgeglichene Geschlechterbeteili-

gung als Norm setzt. Während die männ-

liche TEA-Quote bereits seit 2013 bei ca.

6% stagniert, ist die TEA-Quote der Frauen

nach einem zwischenzeitlichen GEM-

Allzeithöchstwert 2011 seit zwei Jahren

wieder auf einem Wert um 3% angelangt.

Gründer, die sich selbstständig machen, um

eine Geschäftsidee umzusetzen (3,5% aller

18-64-Jährigen; so genannte Opportunity-

Gründungen), sind auch in Deutschland

häufi ger als Gründer aus Mangel an

Erwerbsalternativen (1,0%). Die Grün-

dungsmotive unterscheiden sich zwischen

Männern und Frauen: Opportunity-Grün-

dungen sind bei Männern (4,5%) deutlich

häufi ger als bei Frauen (2,4%). Auf die

generell wachstumsstärkeren Opportunity-

Gründungen entfallen 2016 ca. drei Viertel

aller Gründungen, was dem langjährigen

Mittelwert Deutschlands nahekommt,

nachdem im Vorjahr ein ungewöhnlicher

hoher Anteil dieses Gründungsmotivs zu

konstatieren war.

Bei Indikatoren wissens- und technolo-

gieintensiver Gründungen belegt Deutsch-

land schlechtere Rangplätze unter den 27

innovationsbasierten Ländern als es seinem

Status als Hightech-Land entspricht.

Hier ist erkennbar noch Luft nach oben.

Ausschließlich mit sehr guten Bedingungen

auf dem Arbeitsmarkt sind diese Defi zite

nicht zu erklären, auch wenn die Oppor-

tunitätskosten einer Unternehmensgrün-

dung für einen hochqualifi zierten und gut

bezahlten Arbeitnehmer sicher derzeit und

im Vergleich mit vielen anderen Ländern

besonders hoch sind.

Frühere GEM-Länderberichte zeigten, dass

die TEA-Quote für Migranten der ersten

Generation (die nicht in Deutschland

geboren wurden) in Deutschland in einigen

Untersuchungsjahren statistisch signifi kant

höhere TEA-Quoten aufwiesen als Nicht-

Migranten. Allerdings setzt, das zeigen die

2016er-Daten deutlich, die überproportio-

nale Gründungstätigkeit erst nach mehre-

ren Jahren des Aufenthalts in Deutschland

ein – und pendelt sich nach etwa zehn

Jahren Aufenthalt auf dem - im inter-

nationalen Vergleich - niedrigen Niveau

der in Deutschland Geborenen ein. Ergo

darf zumindest kurzfristig nicht erwartet

werden, dass die niedrige Gründungsquote

aufgrund der jüngsten Zuwanderungs-

ströme steigen wird. Bei entsprechender

Integration der Zugewanderten in die

hiesige Gesellschaft und das Arbeitsle-

ben, bei angemessener Qualifi kation und

mit zielgruppenspezifi scher Unterstüt-

zung durch spezifi sche Maßnahmen der

Gründungsförderung ist diese Erwartung

mittelfristig aber nicht unrealistisch.

Von den befragten Gründungsexperten

wurden 2016 unter allen 16 gründungsbe-

zogenen Rahmenbedingungen insbeson-

dere die öff entlichen Förderprogramme, die

(relativ wenigen) Marktzugangsbarrieren,

die Finanzierung und die Verfügbarkeit

von Beratern und Zulieferern für neue

Unternehmen im Vergleich zu den anderen

Ländern als positiv bewertet. Die Schwä-

chen des Gründungsstandorts Deutschland

liegen in der schulischen und außerschuli-

schen Vorbereitung auf unternehmerische

Selbstständigkeit sowie bei den gesell-

schaftlichen Werten und Normen (Grün-

dungskultur). Insgesamt betrachtet ist

Deutschland im internationalen Vergleich

der meisten gründungsbezogenen Rah-

menbedingungen gut positioniert.

Um das Gründungspotential Deutschlands

besser auszuschöpfen, sollten die Zielgrup-

pen Migranten, Ältere sowie Frauen grün-

dungspolitisch expliziter und umfassender

als bisher adressiert werden (vgl. Brixy et

al. 2016). Die teils bereits vorhandenen

Programme, insbesondere zugunsten von

Menschen mit Migrationshintergrund

sowie von Frauen, sind sinnvoll, aber aus-

baufähig. Bei Migranten sollte eine solche

Unterstützung auf die besonders grün-

dungsaffi nen Jahre nach der Zuwanderung

konzentriert sein – also nicht zu früh, aber

auch nicht zu spät.

Page 7: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

7Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich

2 Was ist GEM?Ziele und Organisation des GEM

Seit mittlerweile 18 Jahren ist die interna-

tionale und auf dieser Ebene vergleichbare

Erfassung und Aufbereitung von Daten zu

Gründungsaktivitäten und Gründungs-

einstellungen eine zentrale Aufgabe des

Global Entrepreneurship Monitors (GEM).

Auf Basis dieser Daten können sowohl das

globale Forschungskonsortium als auch die

nationalen GEM-Teams fundierte Empfeh-

lungen für politische Entscheidungsträger

formulieren.

Der GEM Global Report erscheint seit der

ersten Ausgabe im Jahr 1999 jährlich mit

aktuellen Ergebnissen zum Gründungs-

verhalten der mehr als 60 teilnehmenden

Länder. Mit Ausnahme des Jahres 2007

existiert seit 1999 für jedes Jahr ein

GEM-Länderbericht für Deutschland. Beide

Reports sind frei verfügbar, der Global

Report unter www.gemconsortium.org,

der Länderbericht unter www.wigeo.uni-

hannover.de/gem.html.

Der Datenerfassung liegen beim GEM

zwei verschiedene jährliche Erhebungen

zugrunde. Der Adult Population Survey

(APS), eine quantitative und repräsentative,

meist telefonisch durchgeführte Bevölke-

rungsbefragung hat die Quantifi zierung

von Gründungsaktivitäten und –einstellun-

gen im Land zum Ziel. Der National Expert

Survey (NES), eine in Deutschland online

durchgeführte Befragung von Gründungs-

experten mit verschiedenen Schwerpunk-

ten, bewertet die gründungsbezogenen

Rahmenbedingungen für das jeweilige

Land. Ein Überblick zu den methodischen

Details des GEM-Projekts fi ndet sich auf

den Seiten 26-27. Weiterführende bzw.

vertiefende methodische Details zum GEM-

Erhebungsdesign fi nden sich bei Reynolds

et al. (2005) sowie Bosma et al. (2012).

Im Verlauf der letzten 18 Jahre hat sich die

Zahl der am GEM teilnehmenden Natio-

nen kontinuierlich erhöht. Zwar beteiligen

sich nicht alle Länder jährlich, aber über

alle Jahre nahmen mittlerweile über 100

verschiedene Nationen teil, die Mehrheit

davon mindestens fünf Jahre. Es existieren

seit dem Pilotjahr (1998) 833 Erhebungs-

wellen (Summe der teilnehmenden Länder

pro Jahr über alle Jahre) des APS und 685

Erhebungswellen des NES. Es gibt auf

globaler Ebene keine andere vergleichbare

Datenbank zu Gründungsaktivitäten- und

einstellungen mit diesem Umfang.

Die interne Organisation des Forschungs-

konsortiums regeln die koordinierenden

Gremien. Die Global Entrepreneurship

Research Association (GERA) fällt die

strategischen, inhaltlichen und fi nanzi-

ellen Entscheidungen und setzt sich aus

gewählten Vertretern der Länderteams, der

Gründungsinstitutionen und der Sponso-

ren zusammen. Die Association of Global

Entrepreneurship Monitor National Teams

(AGNT) ist die Interessenvertretung der

Länderteams und das GERA Research and

Innovation Advisory Sub-Committee (RIAC)

berät GERA bei Fragen der Forschungsstra-

tegien.

Die Finanzierung der Aufgaben des

Konsortiums wird durch jährliche Beiträge

der teilnehmenden Länder und durch

institutionelle Sponsoren gewährleistet.

Die Sponsoren sind das Babson College in

Boston/USA, die Universidad del Desar-

rollo in Santiago (Chile), die Universiti Tun

Abdul Razak in Kuala Lumpur (Malaysia),

die Universidad Tecnológico de Monterrey

(Mexiko) sowie die London Business School

(UK). Die Datenerhebung innerhalb der

Länder erfolgt jedoch eigenständig und

häufi g ebenfalls fi nanziert durch Spon-

soren. Das GEM Länderteam Deutschland

kooperiert seit Anfang 2017 mit dem RKW

Kompetenzzentrum.

Durch die hohe Qualität und internationale

Vergleichbarkeit der Gründungsdaten steigt

die Zahl der auf GEM-Daten basierenden

wissenschaftlichen Publikationen stetig.

Neben den Publikationen in wissenschaft-

lichen Journals entfaltet der GEM eine

Vielzahl zusätzlicher Forschungsaktivitäten

wie aktuell zum Thema Gründungen durch

Ältere (GEM 2016 / 2017 Report on Senior

Entrepreneurship) oder in Form der soge-

nannten ‚Policy Briefs‘, in denen etliche der

am GEM teilnehmenden Länder bezüglich

ihrer Gründungspolitik (bzw. einzelner

Maßnahmen) und deren Eff ekte betrachtet

werden. Weitere Reports zu Spezialthemen

sind etwa der High Growth Entrepreneur-

ship Report 2005, 2007 und 2011 (hier

heißt er ‚High Impact Entrepreneurship

Report’), der Financing Report 2004 und

2006, die sechs Women and Entrepre-

neurship Reports (2005-2007, 2010, 2012,

2015), der Youth Report (2013), der Sub-

Saharan Africa Regional Report (2012), die

seit einigen Jahren erscheinenden Latin

America and Caribbean Regional Reports

und viele andere. Die genannten Veröff ent-

lichungen stehen auf gemconsortium.org

als Download zur Verfügung.

Auch aktuelle Forschungsthemen wie

das Konzept des Entrepreneurial Ecosys-

tem – durch den GEM werden übrigens

bereits seit Jahren gründungsbezogene

Kontextfaktoren durch die erwähnten

Expertenbefragungen erfasst – und die

„Big Data“-Nutzung in der Gründungs-

forschung werden im GEM aufgegriff en.

Insbesondere die vielfältige Struktur der

am GEM beteiligten Akteure (Unterneh-

mer, Forscher verschiedenster Disziplinen,

Wirtschaftsförderer, (Statistik-) Ämter,

etc.) hilft, aktuelle Problemstellungen aus

vielen Blickwinkeln zu betrachten und

lösungsorientierte Ansätze zu erarbeiten.

Dies geschieht beispielsweise auf dem

jährlichen Coordination Meeting des GEM.

Im Jahr 2017 fand dieses in Kuala Lumpur

in Malaysia statt. Hier werden ebenfalls

potentielle Änderungen des GEM-Erhe-

bungsdesigns diskutiert wie beispielsweise

die Online-Erhebung und/oder Tablet-

gestützte Erfassung von APS-Daten.

www.wigeo.uni-hannover.de/gem.html www.gemconsortium.org

Page 8: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

8 GEM-Länderbericht Deutschland 2016

Neues aus dem deutschen GEM-Team

Nach langjähriger erfolgreicher Zusam-

menarbeit endete Anfang 2017 die

Kooperation mit dem Institut für Arbeits-

markt- und Berufsforschung (IAB). Das

Länderteam Deutschland bedankt sich für

eine stets reibungsfreie und zuverlässige

Kooperation. Der Dank gilt insbesondere

Herrn Udo Brixy, der etliche Jahre als Co-

Autor an den Länderberichten mitgewirkt

hat. Gleichzeitig freuen wir uns auf

Zuwachs im GEM Länderteam Deutschland.

Als neuer Partner wird das RKW Kompe-

tenzzentrum auch aktiv an der zukünftigen

Gestaltung des GEM in Deutschland mit-

wirken. Wir begrüßen Herrn Dr. Matthias

Wallisch, Frau Dr. Natalia Gorynia-Pfeff er

und Herrn Armin Baharian als neue Mit-

glieder des GEM-Länderteams Deutschland

und freuen uns auf eine produktive und

zuverlässige Teamarbeit.

Als eines der sechs Gründungsmitglieder

des GEM, die schon im Pilotjahr 1998

teilnahmen, kann Deutschland mittlerweile

eine bis auf 2007 komplette Datenreihe für

die jährliche Bürger- und Expertenbefra-

gung sowie einen jährlichen Länderbericht

Deutschland vorweisen. Die Daten haben

großes Auswertungspotential für internati-

onale und/oder intertemporale Vergleiche.

Für die Jahre 1999-2016 enthält die Daten-

bank für Deutschland über 83.000 Fälle

der Bürgerbefragung (nur das Vereinigte

Königreich und Spanien haben mehr

Fälle) sowie über 1000 Fälle der Exper-

tenbefragung. Um eine solch quantitativ

umfassende und qualitativ hochwertige

Datenbasis zu erhalten, muss ein gewisser

Forschungsaufwand unter beträchtlichem

Einsatz zeitlicher, personeller und fi nanziel-

ler Ressourcen betrieben werden.

In den meisten Jahren seit Bestehen des

GEM konnten in Deutschland mehr Bürger

befragt werden als das vom internatio-

nalen GEM-Konsortium vorgeschriebene

Minimum von 2000 Fällen. Je größer die

Stichprobe ausfällt, desto aussagekräfti-

ger und gesicherter sind die empirischen

Ergebnisse. Auch im Jahr 2016 wurden in

Deutschland mit 3944 Bürgern deutlich

mehr Probanden im Rahmen der Bevölke-

rungsbefragung telefonisch interviewt als

gefordert. Ähnliches gilt für die Experten-

befragung: Der Umfang der deutschen

Stichprobe (N=53) übersteigt die Pfl icht-

leistung von 36 Experten.

Im Rahmen des EU-Projektes DiasporaLink

hatte das Länderteam Deutschland 2015

eine Initiative zur Datenerfassung von

Transnational Diaspora Entrepreneurship

(TDE) gestartet. Dem Ruf folgend, nahmen

elf weitere Länder TDE-Fragen in ihre APS-

Erhebung 2016 mit auf: UK, Luxemburg,

Polen, Irland, Kroatien, Georgien, Bulgarien,

Chile, Mexiko, Puerto Rico und Jamaica.

Daraus resultieren die ersten international

vergleichbaren quantitativen Daten zum

TDE Phänomen, die insbesondere für die

Gründungsforschung wertvoll sind. Neben

Eingewanderten Personen werden auch

Rückwanderer erfasst – also deutsche

Staatsbürger, die längere Zeit im Ausland

gelebt haben, um anschließend zu remig-

rieren. Die TDE-Fragen werden auch 2017

wieder in den APS integriert werden. Ziel

ist es, eine über mehrere Jahre spannende

Zeitreihe zu generieren. Bei der Auswer-

tung sind sowohl Analysen spezieller

Migrationskorridore als auch ein Fokus auf

ausgewählte Diaspora-Netzwerke denkbar.

Der vorliegende GEM-Länderbericht 2016

orientiert sich an den für das Verständnis

des Gründungsgeschehens am Grün-

dungsstandort Deutschland relevantesten

Fragestellungen. Der Leser fi ndet zunächst

eine Antwort auf die Frage, wie viel in

Deutschland gegründet wird. Dabei werden

verschiedene GEM-Gründungsquoten

sowohl international als auch intertempo-

ral verglichen. Im anschließenden Kapitel

4 wird der Frage nachgegangen, wer

Unternehmen gründet. Hierbei lassen sich

Gründungsquoten beispielsweise durch

sozio-demographische Charakteristika

betrachten (u. a. Alter, Migrationsstatus

oder auch bildungs- und geschlechtsspe-

zifi sche Unterschiede). Kapitel 5 thema-

tisiert, warum Menschen in Deutschland

den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.

Dabei werden Gründungsmotive und

-einstellungen international und/oder

intertemporal verglichen. Unternehmens-

gründungen können sehr verschieden sein.

In Kapitel 6 wird daher erörtert, welche

Unternehmen in Deutschland gegründet

werden. Der diesjährige Fokus liegt dabei

auf Technologieintensität und Internati-

onalisierung. Das anschließende Kapitel

7 thematisiert die gründungsbezogenen

Rahmenbedingungen auf der Grundlage

der Expertenbefragung, um zu zeigen, in

welchem Kontext in Deutschland gegrün-

det wird.

Ein besonderer Fokus wird in diesem Jahr

auf die Themen „Eingewanderte“ sowie

„Gründungen durch Ältere“ gelegt. Der

Länderbericht endet mit einer Zusam-

menfassung und Hinweisen zu den

(gründungs-)politischen Implikationen der

empirischen Befunde des GEM.

http://www.wigeo.uni-hannover.de/DiasporaLink

Page 9: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

9Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich

TTotal early-stage Entrepreneurialotal early-stage Entrepreneurial Activity (TEA):Activity (TEA): Prozentanteil derjenigen 18-64-Jährigen, die während der letzten 3,5 Jahre ein UnternehmenProzentanteil derjenigen 18-64-Jährigen, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmengegründet haben und/oder gerade dabei sind ein Unternehmen zu gründen, an allen 18-64-Jährigen.gegründet haben und/oder gerade dabei sind ein Unternehmen zu gründen, an allen 18-64-Jährigen.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016

©© Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA), Sternberg, R., von Bloh, J.Association (GERA), Sternberg, R., von Bloh, J.

MittelwertMittelwert

Die vertikalen Balken markieren denDie vertikalen Balken markieren denBereich, in dem sich der MittelwertBereich, in dem sich der Mittelwertder Grundgesamtheit mit einerder Grundgesamtheit mit einerWWahrscheinlichkeit von 95% be-ahrscheinlichkeit von 95% be-findet. Die Überlappung der Balkenfindet. Die Überlappung der Balkenzweier Mittelwerte ist ein Belegzweier Mittelwerte ist ein Belegdafürdafür, dass die Unterschiede, dass die Unterschiedezwischen diesen Balken statistischzwischen diesen Balken statistischnicht signifikant sind.nicht signifikant sind.

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Kanada

TTotal early-stage Entrepreneurial Activity (TEA) in den 65 GEM-Ländern 20otal early-stage Entrepreneurial Activity (TEA) in den 65 GEM-Ländern 201616

3 Wie viel wird gegründet?Total Early-stage Entrepreneurial Activity (TEA) aller GEM-Länder

Unternehmerische Selbstständigkeit bleibt

in Deutschland, anders als in den meisten

faktororientierten bzw. effi zienzbasierten

Volkswirtschaften ein vergleichsweise

seltenes Ereignis. Auch im Vergleich zu

den 26 innovationsbasierten Ländern, die

2016 an den repräsentativen Haushalts-

befragungen des GEM teilnahmen, ist die

deutsche TEA-Quote von 4,56% niedrig.

Sie ist beispielsweise statistisch signifi kant

niedriger als jene der der USA, Australiens

oder Kanadas, wo der Anteil der Gründer

an der 18-64-jährigen Bevölkerung 2016

mehr als dreimal so hoch ist. Dagegen gibt

es 2016 nicht ein am GEM partizipierendes

Land, dessen TEA-Quote signifi kant gerin-

ger ist als die deutsche (5%-Niveau, vgl.

Überlappung der Konfi denzintervalle).

Zusätzlich zeigt die untenstehende Abbil-

dung die Gründungsquote für die sechs

faktorbasierten sowie die 32 effi zienzba-

sierten Volkswirtschaften, die ihrerseits

gut untereinander vergleichbar sind. Die

drei Ländergruppen verwendet das World

Economic Forum in seinem jährlichen Glo-

bal Competitiveness Report. Gründungen

sind in den innovationsbasierten Staaten

wesentlich seltener als in den beiden

anderen Ländergruppen, die sich zudem

in der Varianz der TEA-Quote unterschei-

den. Inhaltlich sinnvoll sind insbesondere

Vergleiche innerhalb der Ländergruppen,

weshalb dies die einzige Abbildung im

vorliegenden Länderbericht Deutschland

bleibt, die alle GEM-Länder darstellt. Die

übrigen vergleichenden Abbildungen

zeigen nur die 27 innovationsbasierten

Länder.

Die TEA-Quote gibt den Anteil all jener

18-64-Jährigen des betreff enden Landes

wieder, die „werdende Gründer“ oder Grün-

der „junger Gründungen“ sind, bezogen auf

die Gesamtheit der 18-64-Jährigen (vgl.

auch Anhang S. 26f). Diese Defi nition ist zu

beachten, wenn die GEM-Resultate mit den

Gründungsquoten anderer Institutionen

verglichen werden (z.B. des IFM oder der

KfW). Die TEA-Quote ist für Länderverglei-

che die einzige Gründungsquote, für die

zum Zwecke des Ländervergleichs nicht

nur Daten für bereits erfolgte Gründungen

(= „Young Entrepreneurs“), sondern auch

Daten für mit konkreten Aktivitäten beleg-

bare Gründungsabsichten existieren.

Page 10: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

10 GEM-Länderbericht Deutschland 2016

Die zeitliche Entwicklung der TEA-Quote in Deutschland

In Deutschland sind die TEA-Gründungs-

quoten seit 2011 relativ konstant, zumin-

dest unterscheiden sie sich nicht statistisch

signifi kant (5%-Niveau). 2016 gab es einen

leichten, aber ebenfalls nicht statistisch

signifi kanten Rückgang der Quote gegen-

über dem Vorjahreswert um knapp 0,2

Prozentpunkte auf 4,56%.

Die zeitliche Entwicklung der TEA-Quote in

Deutschland zeigt seit 2001 im Wesentli-

chen drei Phasen. Zwischen 2001 und 2005

lagen die Quoten meist zwischen 5% und

6% und damit deutlich niedriger als zur

Jahrtausendwende und dem New Economy

Boom. Zwischen 2006 und 2010 sanken sie

dann beträchtlich auf Werte um die 4%.

Die jüngste Phase seit 2011 kennzeichnen

um etwa einen Prozentpunkt höhere TEA-

Quoten, die zuletzt wieder abnahmen.

In den mit Deutschland hinsichtlich der

ökonomischen Rahmenbedingungen

vergleichbaren 26 innovationsbasierten

Volkswirtschaften sind sowohl ähnliche

als auch abweichende Entwicklungen der

TEA-Quote zu beobachten. Ähnlich wie in

Deutschland sind auch in Italien, Spanien

oder Schweden die TEA-Quoten in den

letzten Jahren recht stabil. Dagegen sind

sie etwa in Kanada und Irland in den letz-

ten Jahren regelmäßig angestiegen, wäh-

rend die TEA-Quoten in Südkorea sinken.

Umfang und Veränderung der Grün-

dungsaktivitäten eines Landes hängen von

vielen Faktoren ab, die auf nationaler wie

individueller Ebene sowie bei ökonomi-

schen und außerökonomischen Determi-

nanten zu suchen sind. Die Ausprägung

dieser Erklärungsfaktoren kann sich über

die Jahre verändern, beispielsweise beim

Übergang von einem volkswirtschaftlichen

Aufschwung zu einem Abschwung und

umgekehrt, wobei Time Lags zwischen

dem Eintreten dieser volkswirtschaft-

lichen Ereignisse und der Veränderung

der Gründungsquoten zu beachten sind.

Diese volkswirtschaftlichen Determinanten

wirken zudem in verschiedenen Ländern

in unterschiedlicher Intensität, Geschwin-

digkeit und Art. Kürzlich haben Wissen-

schaftler des deutschen GEM-Teams in

einer Mehrebenenanalyse zeigen können,

dass z.B. die Wirtschafts- und Finanzkrise

2008/2009 in Deutschland in vielen Regi-

onen und bei vielen Personen (aber nicht

in der Volkswirtschaft insgesamt) zu einem

Anstieg der Gründungsaktivitäten geführt

hat (vgl. Hundt/Sternberg 2014).

Die, verglichen mit den Quoten aus Mitte

der letzten Dekade, relativ hohen TEA-Quo-

ten seit 2011 sind primär auf die Zunahme

jener Gründer zurückzuführen, die einen

(oft gut bezahlten) Arbeitsplatz besitzen,

aber i.d.R. nach mehr Unabhängigkeit

streben, eine Marktchance für ihre Pro-

duktidee erkennen sowie ihr Einkommen

erhöhen wollen. Solche Gründer werden im

GEM traditionell als „Opportunity Entre-

preneure“ bezeichnet (vgl. zu den beiden

unterschiedlichen Gründungsmotiven die

Seiten 14 und 15). Letztgenannter Grün-

dungstyp reagiert weniger sensibel auf

veränderte Knappheitsverhältnisse auf dem

Arbeitsmarkt als Personen, die aus Mangel

an Erwerbsalternativen gründen.

Ein möglicher Bevölkerungszuwachs in

einem Land kann unter sonst gleichen

Bedingungen, auch zu einem absoluten

Anstieg der Gründungszahlen und - falls

der Zuwachs auf überproportional grün-

dungsaffi ne Menschen zurückzuführen

ist - auch die Gründungsquoten erhöhen.

In Deutschland war zuletzt insbesondere

durch die jüngsten Zuwanderungen ein

Bevölkerungszuwachs zu beobachten, auf

die absolute oder relative Gründungs-

häufi gkeit hat sich dies bislang jedoch

nicht ausgewirkt, was bei realistischer

Betrachtung in so kurzer Zeit auch nicht zu

erwarten war (vgl. dazu auch S. 13).

TTotal early-stage Entrepreneurialotal early-stage Entrepreneurial Activity (TEA):Activity (TEA): Prozentanteil derjenigen 18-64-Prozentanteil derjenigen 18-64-Jährigen, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet habenJährigen, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet habenund/oder gerade dabei sind ein Unternehmen zu gründen, an allen 18-64-Jährigen.und/oder gerade dabei sind ein Unternehmen zu gründen, an allen 18-64-Jährigen.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2001-2006, 2008-2016Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2001-2006, 2008-2016

©© Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA),Association (GERA),Sternberg, R., von Bloh, J.Sternberg, R., von Bloh, J.

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2005

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2009

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2008

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2004

MittelwertMittelwert

Die vertikalen Balken markieren den Bereich, in dem sich derDie vertikalen Balken markieren den Bereich, in dem sich derMittelwert der Grundgesamtheit mit einer WMittelwert der Grundgesamtheit mit einer Wahrscheinlichkeitahrscheinlichkeitvon 95% befindet. Die Überlappung der Balken zweier Mittel-von 95% befindet. Die Überlappung der Balken zweier Mittel-werte ist ein Beleg dafürwerte ist ein Beleg dafür, dass die Unterschiede zwischen, dass die Unterschiede zwischendiesen Balken statistisch nicht signifikant sind.diesen Balken statistisch nicht signifikant sind.

Die Entwicklung der TEA-Quote in Deutschland 200Die Entwicklung der TEA-Quote in Deutschland 2001 - 201 - 201616

Page 11: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

11Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich

Nascent Entrepreneurs („werdende Gründer“) in den innovationsbasierten Ländern

Die Gründung eines Unternehmens ist ein

Prozess bestehend aus mehreren Schrit-

ten und Phasen und lässt sich ergo nicht

einfach exakt einem Zeitpunkt zuordnen.

Die Unterteilung dieses Prozesses in

verschiedene Teilprozesse oder Phasen

erscheint daher sinnvoll, auch bezogen auf

die Quantifi zierung von Gründungsaktivi-

täten und die Berechnung von Gründungs-

quoten. Dem trägt der GEM seit seinen

Anfängen vor knapp 20 Jahren Rechnung.

Im GEM wird zwischen zwei Phasen des

Gründungsprozesses unterschieden, die

in der TEA-Quote als Summenprozente

zusammengefasst sind, wobei Personen die

zeitgleich mit zwei Gründungsprojekten in

beiden Phasen beschäftigt sind, nur einmal

gezählt werden (vgl. Anhang S. 26f). So

genannte Nascent Entrepreneurs („wer-

dende Gründer“) beschäftigten sich zum

Zeitpunkt der Erhebung im Frühjahr 2016

ernsthaft mit einer Gründung, hatten diese

aber noch nicht vollzogen. Bei Gründern

junger Unternehmen, der zweiten in der

TEA-Quote berücksichtigten Population,

war dies maximal 3,5 Jahre zuvor bereits

passiert. Diese Unterscheidung zwischen

zwei Phasen im Gründungsprozess ist

GEM-spezifi sch, sodass die zugehörigen

Gründungsquoten nicht direkt mit auf

anderen Defi nitionen basierenden Grün-

dungsquoten innerhalb desselben Landes

vergleichbar sind und auch nicht vergli-

chen werden sollten.

In Deutschland hatten 2016 2,90% der

18-64-Jährigen konkrete Schritte unter-

nommen, um ein Unternehmen zu gründen

(z.B. die Organisation des Gründungsteams,

die Beschaff ung von Kapital), den formalen

Gründungsakt aber noch nicht vollzogen.

Der Rangplatz 24, den Deutschland bei die-

sem Indikator unter den 27 innovationsba-

sierten Staaten belegt, ist leicht besser als

bei der TEA-Quote (vgl. S. 9).

Wie die Abb. zeigt, liegt mit den Vereinig-

ten Arabischen Emiraten nur ein Land der

Referenzgruppe mit seiner Nascent-Quote

statistisch signifi kant unter jener Deutsch-

lands. Zahlreiche europäische Länder

weisen dagegen eine statistisch signifi kant

höhere Quote auf als Deutschland (z.B.

die Schweiz, das Vereinigte Königreich, die

Niederlande oder Schweden).

In Deutschland, wie in fast allen inno-

vationsbasierten Ländern (Ausnahmen:

Spanien und Taiwan), ist die Nascent-

Quote höher als die Quote der „Young

Entrepreneurs“ (2,90% vs. 1,67%). 2016 ist

dieser Unterschied größer als in den Vor-

jahren. Daraus darf nicht unbedingt darauf

geschlossen werden, dass es hierzulande

(besonders) schwierig sei, von einem wer-

denden zu einem tatsächlichen Gründer zu

werden.

Die Quote der Gründer junger Unterneh-

men (also der neben der Nascent-Quote

zweiten Komponente der TEA-Quote) ist

Deutschland gegenüber 2015 leicht gesun-

ken (von 2,25% auf 1,67 %).

Nascent Entrepreneurs:Nascent Entrepreneurs: Erwachsene (18 - 64 Jahre), die sich aktiv an der Gründung eines neuen Unternehmens beteiligen (z.B.Erwachsene (18 - 64 Jahre), die sich aktiv an der Gründung eines neuen Unternehmens beteiligen (z.B.durch die Suche nachdurch die Suche nach Ausstattung oder Standorten, Organisation des Gründungsteams, Erarbeitung eines Geschäftsplans, Bereit-Ausstattung oder Standorten, Organisation des Gründungsteams, Erarbeitung eines Geschäftsplans, Bereit-stellung von Kapital), die Inhaber- oderstellung von Kapital), die Inhaber- oder TTeilhaberschaft im Unternehmen anstreben und während der letzten drei Monate keine Löhneeilhaberschaft im Unternehmen anstreben und während der letzten drei Monate keine Löhneoder Gehälter gezahlt haben.oder Gehälter gezahlt haben.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016

©© Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA), Sternberg, R.; von Bloh, J.Association (GERA), Sternberg, R.; von Bloh, J.

22

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Die vertikalen Balken markieren den Bereich, in dem sich derDie vertikalen Balken markieren den Bereich, in dem sich derMittelwert der Grundgesamtheit mit einer WMittelwert der Grundgesamtheit mit einer Wahrscheinlichkeitahrscheinlichkeitvon 95% befindet. Die Überlappung der Balken zweier Mittel-von 95% befindet. Die Überlappung der Balken zweier Mittel-werte ist ein Beleg dafürwerte ist ein Beleg dafür, dass die Unterschiede zwischen, dass die Unterschiede zwischendiesen Balken statistisch nicht signifikant sind.diesen Balken statistisch nicht signifikant sind.

Nascent Entrepreneurs (Nascent Entrepreneurs („„werdende Gründerwerdende Gründer””) in den innovationsbasierten GEM-Ländern 20) in den innovationsbasierten GEM-Ländern 201616

Page 12: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

12 GEM-Länderbericht Deutschland 2016

4 Wer gründet?TEA-Quoten nach Geschlecht in den innovationsbasierten Ländern

Die GEM-Daten erlauben Aussagen zu

diff erenzierten Varianten der TEA-Quote

u.a. nach dem Alter, dem Geschlecht, dem

Bildungsstand oder dem Erwerbsstatus der

Gründerperson. So gründen in Deutsch-

land 35-44-Jährige deutlich häufi ger

als 18-25-Jährige oder 55-64-Jährige

(TEA-Quoten 2016 5,7% bzw. 4,2% bzw.

3,2%). Auch liegt die TEA-Quote 2016 bei

Erwerbstätigen (5,1%) deutlich über jener

der Nicht-Erwerbstätigen (2,3%) und der

Studierenden und Rentner (1,3%).

Gründungspolitisch besonders relevant

sind die Unterschiede zwischen Männern

und Frauen. In Deutschland liegt die TEA-

Quote unter Männern 2016 bei 6,0%, bei

Frauen lediglich bei 3,1% - der Unterschied

ist statistisch signifi kant (5%-Niveau).

Bei den TEA-Quoten der Frauen belegt

Deutschland den letzten Platz unter den

27 innovationsbasierten Ländern, bei den

Männern Rang 25. Zusätzlich zeigt die

Abbildung die Relation zwischen beiden

TEA-Quoten: auf eine Gründerin kommen

in Deutschland 2016 1,93 Gründer. Dieser

Wert liegt beträchtlich unter dem Mit-

telwert aller innovationsbasierten Länder

(1,68) und entspricht dem Rang 19, falls

man eine ausgeglichene Geschlechterbetei-

ligung als Maßstab nähme. Aus volkswirt-

schaftlicher Sicht lässt sich nicht schlüssig

zugunsten oder ungunsten einer höheren

(oder niedrigeren) Frauengründungsquote

argumentieren. Falls es aber das Ziel der

Gründungsförderpolitik sein sollte, das

Gründungspotential stärker auszuschöp-

fen, also mehr bislang abhängig oder gar

nicht beschäftigte Personen zu einer Grün-

dung zu bewegen, dann machte es Sinn,

sich auf die Unterstützung von Frauen zu

fokussieren - denn hier ist das Potential

off enbar weniger gut ausgeschöpft als bei

den Männern und die Diskrepanz hat sich

gegenüber dem Vorjahr erhöht.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016

©© Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA),Association (GERA),Sternberg, R.; von Bloh, J.Sternberg, R.; von Bloh, J.

00 55 151510100055101015152020

5,325,32

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5,615,61

5,065,06

5,155,15

7,267,26

111,051,05

7,277,27

12,0312,03

10,8310,83

111,341,34

16,9916,99

6,526,5213,0513,05

7,297,29

3,103,10

14,5214,52

5,995,99

6,546,54111,731,73

3,703,706,586,58

111,681,6820,7620,76

7,657,65

6,086,08

13,2413,24

10,3510,35

3,283,285,575,57

111,481,48

8,648,64

13,2913,29

5,305,30

9,369,36

10,5010,50

6,306,30

5,605,60

8,058,05

4,804,80

4,664,66

6,806,80

6,766,76

17,6517,65

13,3413,34

20,2620,26

8,038,03

13,2713,27

14,8014,80

8,818,81

7,797,79

111,181,18

6,616,61

5,815,81

8,098,09

111,371,37

SchweizSchweiz2,08 : 12,08 : 1

FrankreichFrankreich2,12 : 12,12 : 1

VVereinigtes Königreichereinigtes Königreich2,14 : 12,14 : 1

SlowenienSlowenien2,14 : 12,14 : 1

TTaiwanaiwan2,20 : 12,20 : 1

ZypernZypern2,34 : 12,34 : 1

HongkongHongkong2,00 : 12,00 : 1

IrlandIrland1,99 : 11,99 : 1

DeutschlandDeutschland1,93 : 11,93 : 1

LuxemburgLuxemburg1,79 : 11,79 : 1

UAEUAE1,78 : 11,78 : 1

EstlandEstland1,78 : 11,78 : 1

Puerto RicoPuerto Rico1,73 : 11,73 : 1

PortugalPortugal1,70 : 11,70 : 1

ItalienItalien1,70 : 11,70 : 1

AustralienAustralien1,54 : 11,54 : 1

NiederlandeNiederlande1,54 : 11,54 : 1

KanadaKanada1,52 : 11,52 : 1

SüdkoreaSüdkorea1,52 : 11,52 : 1

IsraelIsrael1,42 : 11,42 : 1

USAUSA1,41 : 11,41 : 1

SchwedenSchweden1,40 : 11,40 : 1

FinnlandFinnland1,39 : 11,39 : 1

ÖsterreichÖsterreich1,39 : 11,39 : 1

GriechenlandGriechenland1,38 : 11,38 : 1

SpanienSpanien1,25 : 11,25 : 1

KatarKatar1,19 : 11,19 : 1

Ø aller innovations-Ø aller innovations-basierten Länderbasierten Länder

1,68 : 11,68 : 1

TEATEA pro 100 Männer bzwpro 100 Männer bzw. Frauen (18 - 64 Jahre). Frauen (18 - 64 Jahre)

MännerMänner FrauenFrauenGründungsquoteGründungsquoteMänner : FrauenMänner : Frauen

TEA-Gründungsquoten nach Geschlecht in den innovationsbasiertenTEA-Gründungsquoten nach Geschlecht in den innovationsbasiertenGEM-Ländern 20GEM-Ländern 201616

Page 13: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

13Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich

TEA-Gründungsquoten der Migranten in Deutschland

Die GEM-Daten können zu einer der wich-

tigsten aktuellen Debatte hierzulande, den

Folgen der Zuwanderung nach Deutsch-

land, empirische Befunde beitragen, denn

die erwartete und teils erhoff te Erhöhung

der geringen deutschen Gründungsquote

infolge der höheren Gründungsaktivität

von Migranten gehört zu den gründungs-

politisch relevanten Implikationen der

jüngsten Migrationsprozesse. Tatsächlich

ließe sich eine unter Migranten - ver-

glichen mit Nicht-Migranten - höhere

Gründungsneigung und –aktivität grün-

dungstheoretisch plausibel begründen.

Entsprechende empirische Ergebnisse etwa

des KfW-Gründungsmonitors scheinen dies

zu bestätigen (vgl. Leifels 2017). Wissen-

schaftler des deutschen GEM-Teams hatten

bereits vor einigen Jahren gezeigt, dass vor

allem männliche Zuwanderer aus hoch-

entwickelten Industrieländern in Deutsch-

land überproportional häufi g gründen,

verglichen mit Nicht-Migranten, aber auch

verglichen mit anderen Migranten (vgl.

Brixy/Sternberg/Vorderwülbecke 2013 KB).

Die GEM-Daten der letzten Jahre (vgl.

GEM-Länderbericht Deutschland 2015)

zeigten, dass die TEA-Quote für Migran-

ten der ersten Generation (sind nicht in

Deutschland, ihrem aktuellen Wohnland,

geboren) nur in einigen der Untersu-

chungsjahre statistisch signifi kant von

denen der Nicht-Migranten in Deutschland

abwichen, in diesen Fällen tatsächlich

jeweils nach oben. Auch gründungspo-

litisch ist es in diesem Zusammenhang

interessant, wie lange es nach der Zuwan-

derung nach Deutschland dauert, bis Mig-

ranten sich ggf. unternehmerisch selbst-

ständig machen. Dies lässt Rückschlüsse

darauf zu, wie schnell Gründungen durch

Migranten die im internationalen Vergleich

geringe Gründungsquote Deutschlands

möglicherweise erhöhen könnten.

Die Abb. macht deutlich, dass innerhalb

der ersten drei Jahre nach der Zuwande-

rung nur mit sehr wenigen Gründungen

durch diese Migranten zu rechnen ist.

Die entsprechende TEA-Quote liegt um

die 3% und damit deutlich unter jener

Deutschlands insgesamt sowie jener aller

Migranten. Dieser Befund ist mehr als

plausibel, denn Migranten haben in ihren

ersten Monaten und Jahren in einem

fremden Land, dessen Sprache zunächst zu

erlernen ist, andere Probleme zu lösen als

ein Unternehmen zu gründen.

Nach einigen Jahre der Integration

dagegen scheinen diese zuwanderungsbe-

dingten Gründungshemmnisse signifi kant

geringer zu werden, denn über alle Aufent-

haltsjahre hinweg weisen die TEA-Quoten

nach 4 bis 7 Jahren die höchsten Werte

auf, wie die Abb. zeigt. Es braucht also

ganz off enbar einige Jahre der Integration,

der Qualifi zierung und des Erkennens von

Gründungschancen in Deutschland, bis

die unternehmerische Selbstständigkeit

zu einer ernsthaften und quantitativ

spürbaren Alternative zur abhängigen

Erwerbstätigkeit wird (die ja ebenfalls mit

zunehmender Aufenthaltsdauer wahr-

scheinlicher wird). In diesem Zeitraum

sind die TEA-Quoten der Migranten um

ein Vielfaches höher als die deutschen

TEA-Quoten insgesamt, aber auch als die

mittlere TEA-Quote aller Migranten. Nach

zehn und mehr Jahren Aufenthaltsdauer

in Deutschland sinken die TEA-Quoten der

Migranten wieder und unterscheiden sich

nicht mehr signifi kant von jenen der Nicht-

Migranten. Off enbar fi ndet mit zunehmen-

der Aufenthaltsdauer eine Anpassung des

Gründungsverhaltens der Migranten an

jenes der Nicht-Migranten statt, ähnlich

wie es auch beim generativen Verhalten zu

beobachten ist.

TTotal Early-stage Entrepreneurialotal Early-stage Entrepreneurial Activity (TEA):Activity (TEA): Prozentanteil derjenigen 18-64-Prozentanteil derjenigen 18-64-Jährigen, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/oderJährigen, die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben und/odergerade dabei sind ein Unternehmen zu gründen, an allen 18-64-Jährigen.gerade dabei sind ein Unternehmen zu gründen, an allen 18-64-Jährigen.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2015, 2016Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2015, 2016

©© Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA),Association (GERA),Sternberg, R., von Bloh, J.Sternberg, R., von Bloh, J.

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TEA-Gründungsquoten von Migranten nach Anzahl der LebensjahreTEA-Gründungsquoten von Migranten nach Anzahl der Lebensjahre ininDeutschland 20Deutschland 2015 - 2015 - 201616

Page 14: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

14 GEM-Länderbericht Deutschland 2016

5 Warum wird gründet?Die TEA-Gründungsmotive im internationalen Vergleich

Die Motive für die Entscheidung einer

Person, ein Unternehmen zu gründen,

können sehr verschiedener Natur sein.

Unter gewissen Voraussetzungen erlaubt

das Gründungsmotiv Rückschlüsse auf

die Wahrscheinlichkeit der tatsächlichen

Umsetzung des Gründungsvorhabens

sowie den späteren Erfolg der Gründung.

Im GEM werden seit vielen Jahren Daten

zu zwei verschiedenen - gleichwohl

manchmal auch parallel auftretenden

- Gründungsmotiven erhoben und mit

eigenen, intertemporal sowie international

vergleichbaren Gründungsquoten darge-

stellt: der Mangel an Erwerbsalternativen

und das Erkennen und Ausnutzenwollen

einer Marktchance. Gründungen, bei denen

der/die Gründer eine Marktchance erkannt

haben/zu erkennen glaubten, haben im

Aggregat tendenziell höhere Wachstums-

und Überlebenschancen als Gründungen

aus Mangel an Erwerbsalternative. Letztere

kennzeichnet 2016 eine TEA-Quote von

1,0%, während diese Quote bei Gründun-

gen zur Ausnutzung einer Marktchance bei

3,5% liegt.

Anders ist dies beim internationalen

Vergleich. Zwar sind die „Opportunity“-

Gründungen in allen innovationsbasierten

GEM-Staaten häufi ger als die Gründungen

aus Mangel an Erwerbsalternativen (vgl.

Abb.). Die Diff erenz zwischen den Werten

beider Quoten diff eriert zwischen den

Staaten aber erheblich. Der Faktor 3,5 für

Deutschland liegt im unteren Mittelfeld

der innovationsbasierten Länder: deutlich

höher (und damit günstiger für die von

Gründungen ausgehenden ökonomischen

Impulse) als z.B. in Griechenland oder

Taiwan, aber auch deutlich geringer als z.B.

in Schweden, Finnland oder den USA, wo

der Quotient zwei- bis sechsmal so hoch ist

wie in Deutschland.

Der Quotient sagt nichts über das Niveau

der beiden Quoten aus. Während in

Deutschland beide Quoten vergleichsweise

gering sind, ist die TEA-Quote der Oppor-

tunity-Gründer z.B. in den Niederlanden

und den USA mehr als dreimal so hoch wie

in Deutschland – weshalb auch die TEA-

Quote insgesamt in diesen Ländern sta-

tistisch deutlich über jener Deutschlands

liegt (vgl. Abb. S. 9). Die Gründungen aus

Mangel an Erwerbsalternativen hingegen

sind in Deutschland, verglichen mit dem

zweiten Gründungsmotiv, häufi ger als in

vergleichbaren Ländern.

Etwa drei Viertel aller Gründer in Deutsch-

land gründen, weil sie eine selbst erkannte

Marktchance umsetzen wollen. Die TEA-

Quote für solche Opportunity-Gründungen

ist bei Männern mit 4,5% deutlich höher

als bei Frauen (2,4%), der Faktor 1,9

zwischen beiden Geschlechtern ist aber

derselbe wie bei der TEA-Quote insgesamt.

Quotient der Quoten der Opportunity-Gründer und der Necessity-Gründer (jeweilsQuotient der Quoten der Opportunity-Gründer und der Necessity-Gründer (jeweils TEA) in den innovationsbasierten GEM-LändernTEA) in den innovationsbasierten GEM-Ländern2015: je höher die Säule, umso höher ist der relative2015: je höher die Säule, umso höher ist der relative Anteil der Opportunity-GründerAnteil der Opportunity-Gründer..

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016

©© Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA), Sternberg, R.; von Bloh, J.Association (GERA), Sternberg, R.; von Bloh, J.

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TTotal early-stage Entrepreneurial Activity (TEA) in den innovationsbasierten GEM-Ländern 20otal early-stage Entrepreneurial Activity (TEA) in den innovationsbasierten GEM-Ländern 2016 nach16 nachGründungsmotiv (Quotient Opportunity-Gründungen und Necessity-Gründungen)Gründungsmotiv (Quotient Opportunity-Gründungen und Necessity-Gründungen)

Page 15: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

15Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich

Gründungsmotive in Deutschland

Die vorherige Abbildung zeigte den Quoti-

enten aus der TEA-Opportunity-Quote und

der TEA-Necessity-Quote aus statischer

Perspektive und im Vergleich der inno-

vationsbasierten Länder im Jahre 2016.

Die unten stehende Abbildung vergleicht

diesen Quotienten für Deutschland über

die Zeit und setzt ihn zur TEA-Quote für

Opportunity-Gründungen in Beziehung.

Die Abbildung zeigt mindestens Zweierlei.

Bezogen auf die auf der linken Hochachse

abgetragenen Quotienten aus den TEA-

Quoten beider Gründungsmotive lässt sich

ein Rückgang auf den mittleren Wert der

letzten 15 Jahre konstatieren (Wert 3,45),

nachdem im Vorjahr der höchste Wert

seit Beginn der GEM-Datenreihe (4,68)

verzeichnete wurde. Aktuell gründen also

in Deutschland etwa dreieinhalb mal so

oft Personen, weil sie gute Gründungs-

chancen für ihr Produkt/ihre Dienstleis-

tungen sehen, als dies für Menschen ohne

Erwerbsalternative der Fall ist.

Zweitens zeigt die Abbildung, dass es -

zumindest in Deutschland - keinen klaren

statistischen Zusammenhang zwischen

der Häufi gkeit der (mit der TEA-Quote

erfassten) Opportunity-Gründungen

einerseits und dem geschilderten Quo-

tienten aus beiden Gründungsmotiven

andererseits existiert. Es lassen sich Jahre

und Zeiträume benennen, in denen trotz

zunehmender TEA-Opportunity-Quoten

der Quotient abnahm (z.B. 2004-2005).

Umgekehrt ist das relative Gewicht der

Opportunity-Gründungen in manchen

Perioden gewachsen, obwohl die ent-

sprechende TEA-Quote zurückging (z.B.

2014-2015). Gleichwohl verändern sich die

Werte beider Skalen in den meisten Jahren

in dieselbe Richtung: steigt die TEA-Quote

der Opportunity-Gründungen, dann nimmt

auch der Wert des Quotienten zu (z.B.

2009-2011).

Dies bedeutet, dass das Gründungs-

motiv „Erkennen und Ausnutzen einer

Marktlücke“ das Gründungsgeschehen in

Deutschland - jedenfalls in den meisten

der mit Daten abgedeckten Jahre - stärker

prägt als das Gründungsmotiv „Mangel

an Erwerbsalternativen“. Die Veränderung

volkswirtschaftlicher Rahmenbedingungen

kann einen Teil der Erklärungen liefern.

Der relative niedrige Quotient und die

ebenfalls niedrige TEA-Opportunity-Quote

unmittelbar vor, während und nach der

Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009

zeigen dies (vgl. Abb.). In diesen Jahren

haben Gründungen aus der ökonomischen

Not heraus relativ betrachtet eine größere

Bedeutung gehabt als Opportunity-Motive.

Dies führte auch dazu, dass die TEA-

Quoten insgesamt in Deutschland keinen

Einbruch zu verzeichnen hatten, denn die

Rückgänge bei dem einen Motiv wurden

durch Zuwächse beim anderen Motiv kom-

pensiert (vgl. dazu auch Hundt/Sternberg

2014). Deutschland unterscheidet sich hier

von mehreren anderen Ländern, in denen

infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise

die Gründungszahlen erheblich sanken.

LinkeLinke Achse:Achse: Quotient der Quoten der Opportunity-Gründer und der Necessity-Gründer (jeweilsQuotient der Quoten der Opportunity-Gründer und der Necessity-Gründer (jeweils TEA) in den innovationsbasiertenTEA) in den innovationsbasiertenGEM-Ländern 2015: je höher die Säule, umso höher ist der relativeGEM-Ländern 2015: je höher die Säule, umso höher ist der relative Anteil der Opportunity-GründerAnteil der Opportunity-Gründer..

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2002-2006, 2008-2016Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2002-2006, 2008-2016

©© Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA), Sternberg, R.; von Bloh, J.Association (GERA), Sternberg, R.; von Bloh, J.

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5Opportunity-Gründungen (TEAopp) und Relation der beiden Gründungsmotive in Deutschland 200Opportunity-Gründungen (TEAopp) und Relation der beiden Gründungsmotive in Deutschland 2002 - 202 - 201616

Page 16: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

16 GEM-Länderbericht Deutschland 2016

Die Einschätzung der Gründungschancen in den innovationsbasierten Ländern

Neben umfeldbezogenen Determinanten

beeinfl usst auch die personenspezifi sche

Gründungseinstellung die individuelle

Gründungsneigung sowie die tatsächli-

che Umsetzung einer Gründungsabsicht.

In der GEM-Fragebatterie werden seit

vielen Jahren drei wichtige dieser Varia-

blen berücksichtigt: Die Angst, mit einer

möglichen Gründung zu scheitern (und

deshalb gar nicht erst zu gründen), die

Einschätzung der Gründungschancen im

regionalen Umfeld während der nächsten

Monate sowie die Beurteilung der eigenen

Gründungsfähigkeiten (vgl. zu Letzteren

S. 17).

2016 würden in Deutschland 44% der

Befragten aus Angst vor dem Scheitern

eine Gründung unterlassen, ein in der

jüngeren Vergangenheit stabiler Wert.

Umgekehrt und nach Geschlecht diff eren-

ziert: Bei 56% der in Deutschland Befrag-

ten (61% der Männer, aber nur 51% der

Frauen) wäre dies kein Grund, von einer

Gründung abzusehen. Deutschland belegt

damit Platz 15 in der Rangliste der 27

innovationsbasierten Staaten, unter denen

Puerto Rico die diesbzgl. am wenigsten

ängstliche Bevölkerung besitzt.

Nimmt eine Person die Gründungschancen

in der näheren Zukunft und in der Region,

in der sie lebt, als günstig wahr, kann dies

bei vorhandenem Gründungswunsch die

Ängste vor einem möglichen Scheitern

überkompensieren, sodass es trotzdem zu

einer Gründung kommt. Die Wahrnehmung

ist in Deutschland in den letzten Jahren

tendenziell optimistischer geworden. Im

Jahre 2016 sehen 37,6% der Befragten

gute Gründungschancen (vgl. Abb.). Dies

bedeutet Platz 16 unter den innovations-

basierten GEM-Ländern. Bezieht man die

vorgenannte Frage nach der Angst vor

dem Scheitern nur auf jene 18-64-Jährige,

die gute Gründungschancen sehen, dann

erhöht sich der Anteil derjenigen, die die

Angst nicht vom Gründen abhalten würde,

von 56% auf 60%.

Der Anteil der gute Gründungschancen

Sehenden diff eriert erheblich zwischen

Männern (48%) und Frauen (nur 38%),

dem höchsten Bildungsabschluss (z.B. 57%

bei Hochschulabsolventen, aber nur 21%

bei Menschen ohne Schulabschluss) sowie

Bundesländern (Westdeutschland 46%,

Ostdeutschland 34%, jeweils ohne Berlin),

nicht aber nach dem Alter der Befragten.

Prozentanteil derjenigen, die folgende FrageProzentanteil derjenigen, die folgende Frage :: „„In den nächsten sechs Monaten werden sich in der Region, in der Sie leben,In den nächsten sechs Monaten werden sich in der Region, in der Sie leben,gute Möglichkeiten für eine Unternehmensgründung ergeben.gute Möglichkeiten für eine Unternehmensgründung ergeben.““

bejahenbejahen

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016

©© Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA), Sternberg, R.; von Bloh, J.Association (GERA), Sternberg, R.; von Bloh, J.

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Die vertikalen Balken markieren den Bereich, in dem sich derDie vertikalen Balken markieren den Bereich, in dem sich derMittelwert der Grundgesamtheit mit einer WMittelwert der Grundgesamtheit mit einer Wahrscheinlichkeitahrscheinlichkeitvon 95% befindet. Die Überlappung der Balken zweier Mittel-von 95% befindet. Die Überlappung der Balken zweier Mittel-werte ist ein Beleg dafürwerte ist ein Beleg dafür, dass die Unterschiede zwischen, dass die Unterschiede zwischendiesen Balken statistisch nicht signifikant sind.diesen Balken statistisch nicht signifikant sind.

Die Einschätzung der Gründungschancen in den innovationsbasierten GEM-Ländern 20Die Einschätzung der Gründungschancen in den innovationsbasierten GEM-Ländern 201616

Page 17: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

17Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich

Die Einschätzung der individuellen Gründungsfähigkeiten in den innovationsbasierten Ländern

Die individuellen Gründungs- und andere

Fähigkeiten beeinfl ussen, ob eine Grün-

dung erfolgreich ist. Bereits vor der

tatsächlichen Gründung wird die Grün-

dungsentscheidung aber dadurch (mit)

bestimmt, wie die Person ihre eigenen

Gründungsfähigkeiten wahrnimmt. Für die

Gründungsentscheidung ist ausschlagge-

bend, wie die potentielle Gründerperson

ihre Fähigkeiten einschätzt – nicht, ob sie

sie korrekt einschätzt. 2016 meinen 37,4%

der 18-64-Jährigen in Deutschland, über

ausreichende Fähigkeiten und Erfahrun-

gen zur Umsetzung einer Gründung zu

verfügen (Rang 21 unter den 27 Referenz-

staaten, vgl. Abb).

Interessant ist der Zusammenhang zu einer

anderen im GEM ebenfalls seit Langem

berücksichtigten Variable: die persönliche

Kenntnis einer anderen Gründerperson, die

natürlich eine Vorbildfunktion einnehmen

kann (positiv oder negativ). Forschungs-

ergebnisse unter Beteiligung von Wissen-

schaftlern des deutschen GEM-Teams und

basierend auf GEM-Daten zeigen, dass

derartige Vorbildfunktionen sehr wirkungs-

mächtig für die individuelle Entscheidung

zugunsten oder zuungunsten des Schritts

in die Selbstständigkeit sein können und

zudem regional unterschiedlich wirken

(vgl. Wyrwich/Stützer/Sternberg 2016). In

Deutschland kennen 2016 22% der Befrag-

ten eine andere Gründerperson persönlich,

nur in Puerto Rico sind es noch weniger.

Unter den Befragten in Deutschland, die

eine andere Gründerperson kennen, liegt

der Anteil der die eigene Gründungsfähig-

keit positiv Einschätzenden bei 59%, beim

Rest, also ohne persönliche Kenntnis einer

Gründerperson, sind es nur 35%. Auch

wenn diesem statistisch hochsignifi kan-

ten Zusammenhang noch kein kausaler

entsprechen muss, dürfte die Kenntnis

eines anderen Gründers zumindest zu einer

realistischeren Einschätzung der eigenen

Gründungsfähigkeiten beitragen. Die

Korrektheit der Einschätzung der eigenen

Gründungsfähigkeiten kann mittelfristig

darüber (mit)entscheiden, ob die Gründung

erfolgreich ist.

Die Werte zur Einschätzung der eigenen

Gründungsfähigkeiten haben sich für

Deutschland über die Zeit des Untersu-

chungszeitraums durchaus verändert.

Die Referenzwerte der Jahre 2003-2010

lagen ausnahmslos zwischen 40 und 50%.

Anschließend sanken die Prozentwerte bis

2014 auf etwa 33%. In den vergangenen

zwei Jahren war ein leichter, aber statis-

tisch nicht signifi kanter Anstieg um vier

Prozentpunkte zu konstatieren.

Auch bei dieser Variable sind Unterschiede

zwischen den Geschlechtern (Männer: 44%

gehen vom Vorhandensein der notwen-

digen Gründungsfähigkeiten aus, bei

Frauen nur 31%) und nach dem höchsten

formalen Bildungsabschluss (z.B. Hoch-

schulabsolventen 53%, Abitur nur 24%)

off ensichtlich.

Prozentanteil derjenigen, die folgende FrageProzentanteil derjenigen, die folgende Frage :: „„Sie haben das Wissen, die Fähigkeit und die Erfahrung, die notwendig sind,Sie haben das Wissen, die Fähigkeit und die Erfahrung, die notwendig sind,um ein Unternehmen zu gründen.um ein Unternehmen zu gründen.““

bejahenbejahen

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016

©© Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA), Sternberg, R.; von Bloh, J.Association (GERA), Sternberg, R.; von Bloh, J.

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Die vertikalen Balken markieren den Bereich, in dem sich derDie vertikalen Balken markieren den Bereich, in dem sich derMittelwert der Grundgesamtheit mit einer WMittelwert der Grundgesamtheit mit einer Wahrscheinlichkeitahrscheinlichkeitvon 95% befindet. Die Überlappung der Balken zweier Mittel-von 95% befindet. Die Überlappung der Balken zweier Mittel-werte ist ein Beleg dafürwerte ist ein Beleg dafür, dass die Unterschiede zwischen, dass die Unterschiede zwischendiesen Balken statistisch nicht signifikant sind.diesen Balken statistisch nicht signifikant sind.

Die Einschätzung der Gründungsfähigkeiten in den innovationsbasierten GEM-Ländern 20Die Einschätzung der Gründungsfähigkeiten in den innovationsbasierten GEM-Ländern 201616

Page 18: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

18 GEM-Länderbericht Deutschland 2016

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016

©© Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA), Sternberg, R.; von Bloh, J.Association (GERA), Sternberg, R.; von Bloh, J.

1515 7070

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Gründungen (TEA) nach TGründungen (TEA) nach Technologieintensität für ausgewählte innovationsbasierte GEM-Länder 20echnologieintensität für ausgewählte innovationsbasierte GEM-Länder 201616

6 Was wird gegründet?TEA-Quoten nach Technologieintensität in ausgewählten innovationsbasierten Ländern

Die deutsche Volkswirtschaft, wie andere

rohstoff arme, exportstarke und von

demographischem Wandel bald spürbar

beeinfl usste Länder ebenfalls, hat ihre

komparative Stärken im internationalen

Wettbewerb bei wissens- und technolo-

gieintensiven Produkten und Dienstleistun-

gen. Anzahl, Qualität und wissensbezogene

Merkmale der Unternehmensgründungen

in diesem Sektor sind daher auch für die

Wirtschaftspolitik von Interesse.

Zwei Aspekte dieser Wissensintensität der

über die TEA-Quote erfassten Gründungen

werden in der Abbildung dargestellt. Die

Abbildung zeigt für 16 ausgewählte, mit

Deutschland gut vergleichbare innovati-

onsbasierte GEM-Länder den Anteil der

TEA-Gründungen, die dem Mediumtech-

oder Hightech-Sektor zuzuordnen sind.

Erstens bewegt sich Deutschland bei der

TEA-Quote für die Technologieintensität

im Mittelfeld der 16 Länder, die fast alle

wichtigen innovationsbasierten Volks-

wirtschaften repräsentieren (nur Japan

fehlt). Deutschlands Rückstand gegenüber

den 2016 diesbzgl. führenden Ländern

Schweiz, UK, Australien und Schweden

ist off ensichtlich, aber statistisch meist

nicht signifi kant. Dasselbe gilt zugunsten

Deutschlands für die Unterschiede zu

Portugal, Hongkong und Südkorea am

Ende des Rankings. Bei der so gemessenen

Technologieintensität der Gründungen

in Deutschland besteht also sicher noch

Spielraum nach oben.

Zweitens zeigt die Abbildung, wie hoch der

Anteil der TEA-Gründer in der Bevölkerung

ist, die meinen, KEINE neuen (d.h. max. fünf

Jahre alten) Technologien zur Herstel-

lung des/der angebotenen Produkts/e zu

nutzen. Gut drei Viertel der Gründer setzt

nach eigener Einschätzung keine neuen

Technologien ein. Der entsprechende Wert

ist in acht der 15 Referenzländer – teils

statistisch signifi kant - niedriger, aber inte-

ressanterweise nicht in den zuvor genann-

ten Ländern mit einer deutlich höheren

TEA-Quote für Hightech- oder Mediumtech

Gründungen gemäß der OECD-Defi nition.

Diese vier Länder kennzeichnet off enbar

ein hoher Anteil an Hightech-Gründern

und zugleich ein hoher Anteil an Gründern

ohne Nutzung neuer Technologien.

Die Daten beider Achsen basieren auf

den diesbezüglichen Erwartungen der

tatsächlichen bzw. potentiellen Gründer.

Erfragt werden im GEM, seit vielen Jahren,

Merkmale des Produkts der Gründung,

die anschließend Rückschlüsse auf die

Technologieintensität und eine Zuordnung

der in der Innovationsindikatorik üblichen

Kategorien („low-tech“, „medium-tech,

„hightech“) der OECD erlauben.

Page 19: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

19Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich

Exportstarke Gründungen im internationalen Vergleich

Für die Prosperität, Dynamik und Stabilität

einer Volkswirtschaft sind Gründungen

insbesondere dann wichtig, wenn sie

mittelfristig spürbar wachsen. Der Anteil

der Exporte am Gesamtumsatz wird dabei

oft als ein Indiz für Wachstumspotentiale

interpretiert. Die Abbildung zeigt die TEA-

Gründungsquote (Bezug: 18-64-Jährige)

für jene Gründer, die aktuell oder in fünf

Jahren mindestens 50% ihrer Kunden

im Ausland haben bzw. dies erwarten.

Die Abbildung zeigt die entsprechenden

TEA-Quoten (2016) für alle 27 innovati-

onsbasierten Länder, die 2016 am GEM

teilnahmen.

Die TEA-Quote liegt in Deutschland bei

0,52%, was nahezu exakt dem Mittelwert

der letzten vier Jahre entspricht (vgl. dazu

auch den GEM-Länderbericht Deutschland

für das Referenzjahr 2014) und damit

statistisch signifi kant unter dem Wert der

meisten Referenzländer. Letztere umfassen

nicht nur kleine Staaten wie Israel, Zypern

oder Irland, sondern auch große Volkswirt-

schaften mit einem entsprechend großen

Binnenmarkt wie Australien oder das

Vereinigte Königreich.

Ein hoher Exportanteil kann auf inter-

national wettbewerbsfähige, techno-

logieintensive Produkte hinweisen. Er

kann aber auch Indiz für das spezifi sche

Exportverhalten des u.U. hohen Anteils der

Gründungen mit Migrationshintergrund

sein. In der Tat zeigen die GEM-Daten,

dass Gründer mit Migrationshintergrund

vergleichsweise viele Kunden im Ausland

haben – was nichts mit der Technologiein-

tensität der Produkte zu tun haben muss.

Gründungen durch Migranten weisen

üblicherweise intensive Exportbeziehungen

zu genau einem Land auf, nämlich dem

Land der Herkunft des Gründers oder des-

sen Eltern. Zudem ist beim internationalen

Vergleich zu beachten, dass für Länder mit

einem relativ großen Binnenmarkt (USA,

aber auch Deutschland) die Bedeutung der

Exporte eine andere ist als für relativ kleine

Volkswirtschaften, deren Gründer stärker

auf den Export setzen müssen, wenn ihre

Gründung wachsen soll.

Auch wenn die Exportintensität der

Gründungen also bisweilen als Indiz für

deren internationale Konkurrenzfähigkeit

interpretiert wird (die Werte korrelieren z.B.

in der Tat stark positiv mit anderen Merk-

malen wachstumsorientierter Gründungen

wie z.B. der Beschäftigtenzahl), dürfen

andere Einfl ussgrößen auf die Exportin-

tensität mit abweichenden Ursachen nicht

unberücksichtigt bleiben.

Im Zeitverlauf ist die genannte TEA-Quote

für Deutschland relativ instabil: nach

einem Anstieg seit 2012 erreichte sie 2014

mit fast einem Prozent den bislang höchs-

ten Wert, der seitdem wieder deutlich sank

(2015: 0,81%, 2016: 0,52%).

TTotal early-stage Entrepreneurialotal early-stage Entrepreneurial Activity (TEA):Activity (TEA): Prozentanteil derjenigen 18-64-Jährigen, die während der letzten 3,5 Jahre einProzentanteil derjenigen 18-64-Jährigen, die während der letzten 3,5 Jahre einUnternehmen gegründet haben und/oder gerade dabei sind ein Unternehmen zu gründen, an allen 18-64-Jährigen.Unternehmen gegründet haben und/oder gerade dabei sind ein Unternehmen zu gründen, an allen 18-64-Jährigen.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2016

©© Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA), Sternberg, R.; von Bloh, J.Association (GERA), Sternberg, R.; von Bloh, J.

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Die vertikalen Balken markieren den Bereich, in dem sich derDie vertikalen Balken markieren den Bereich, in dem sich derMittelwert der Grundgesamtheit mit einer WMittelwert der Grundgesamtheit mit einer Wahrscheinlichkeitahrscheinlichkeitvon 95% befindet. Die Überlappung der Balken zweier Mittel-von 95% befindet. Die Überlappung der Balken zweier Mittel-werte ist ein Beleg dafürwerte ist ein Beleg dafür, dass die Unterschiede zwischen, dass die Unterschiede zwischendiesen Balken statistisch nicht signifikant sind.diesen Balken statistisch nicht signifikant sind.

Gründungen (TEA) mit mindestens 50% Auslandsumsatz jetzt oder in fünf Jahren in Prozent allerGründungen (TEA) mit mindestens 50% Auslandsumsatz jetzt oder in fünf Jahren in Prozent aller18-64-Jährigen in den 27 innovationsbasierten GEM-Ländern 2018-64-Jährigen in den 27 innovationsbasierten GEM-Ländern 201616

Page 20: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

20 GEM-Länderbericht Deutschland 2016

7 In welchem Kontext wird gegründet?Die Stärken und Schwächen des Gründungsstandortes Deutschland

Politische, ökonomische, soziale und kul-

turelle Kontextfaktoren eines Landes oder

einer Region können sich auf Motivation,

Besonderheiten, Überleben sowie Quan-

tität und Qualität von Unternehmens-

gründungen auswirken. Es zeigen sich

zwischen den Nationen zum Teil deutliche

Unterschiede, welche im Wesentlichen das

Ergebnis diff erierender länderspezifi scher

Rahmenbedingungen sind. Steuersystem,

Finanzierungsbedingungen, Arbeitsmarkt

oder die Einstellung der Bevölkerung zur

Selbstständigkeit als Erwerbsalternative

üben einen bedeutenden Einfl uss auf die

Entstehung von Gründungsideen und

-vorhaben, deren Umsetzung sowie den

langfristigen Erfolg aus. Diesen Rahmenbe-

dingungen widmet sich der National Expert

Survey (NES) des GEM. Mit mindestens

36 Gründungsexperten pro Land und Jahr

(Deutschland 2016: N=53) bildet der NES

die Basis für kontextspezifi sche Analysen

und Vergleiche. Dabei werden gründungs-

bezogene Aspekte auf einer Skala von 1

(vollkommen falsch) bis 9 (vollkommen

wahr) bewertet, zu je einer Rahmenbedin-

gung zusammengefasst und im Folgenden

als Abweichung vom theoretischen Mittel-

wert (5) dargestellt.

Sechs dieser Rahmenbedingungen können

auf Basis der Expertenurteile als positiv

hervorgehoben werden (vgl. Abb.). Darun-

ter fallen etwa die physische Infrastruktur

(positive Abweichung vom theoretischen

Mittelwert: 1,21), die Wertschätzung von

Innovationen aus Konsumentensicht (1,16)

oder auch der Schutz geistigen Eigentums

(0,97). Dass die Expertenurteile für die

übrigen neun Rahmenbedingungen aller-

dings nach wie vor unter dem theoreti-

schen Mittelwert liegen, bereitet Sorge. Die

schulische Gründungsausbildung bildet seit

Jahren mit Abstand das Schlusslicht - so

auch 2016 (-2,22). Nach wie vor scheint die

Darstellung von Selbstständigkeit als echte

Alternative zur abhängigen Beschäftigung

keine gesteigerte Aufmerksamkeit in den

Kultusministerien zu erhalten. Verstärkt

wird dies durch die Einschätzung, dass die

Politik kein besonderes gründungsbezoge-

nes Engagement zu zeigen scheint und die

deutsche Kultur der unternehmerischen

Selbstständigkeit auch von den befragten

Experten als eher gering entwickelt bewer-

tet wird. Nicht nur diese gesellschaftlichen

Werte und Normen hinsichtlich Unterneh-

mertum (-0,75) werden von den befragten

Experten negativ beurteilt, sondern auch

die Belastung durch Regulierungen und

Steuern (-0,81) sowie die derzeitige Lage

am deutschen Arbeitsmarkt werden als

Schwächen des Gründungsstandortes

Deutschland identifi ziert.

Die Bewertungen basieren auf dem Mittelwert der Einstufungen einer Reihe vonDie Bewertungen basieren auf dem Mittelwert der Einstufungen einer Reihe vonAussagen zur jeweiligen Rahmenbedingung durch die Experten auf einer Skala von 1Aussagen zur jeweiligen Rahmenbedingung durch die Experten auf einer Skala von 1(vollkommen falsch) bis 9 (vollkommen wahr). Je höher der W(vollkommen falsch) bis 9 (vollkommen wahr). Je höher der Wert, desto besser wurdeert, desto besser wurdedie Rahmenbedingung eingeschätzt. Die Länge der Balken gibt die positive oderdie Rahmenbedingung eingeschätzt. Die Länge der Balken gibt die positive odernegativenegative Abweichung vom theoretischen Mittelwert der Neunerskala an.Abweichung vom theoretischen Mittelwert der Neunerskala an.

Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA)Association (GERA)

Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2016Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2016

©© ,,Sternberg, R; von Bloh, J.Sternberg, R; von Bloh, J.

553311 77 99

MarktzugangsbarrierenMarktzugangsbarrieren

+ 1,21+ 1,21

+ 1,16+ 1,16

+ 0,97+ 0,97

+ 0,84+ 0,84

+ 0,78+ 0,78

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- 1,04- 1,04

- 2,22- 2,22 Schulische GründungsausbildungSchulische Gründungsausbildung

Außerschulische GründungsausbildungAußerschulische Gründungsausbildung

ArbeitsmarktArbeitsmarkt

Wissens- undWissens- und TTechnologietransferechnologietransfer

Regulierung, SteuernRegulierung, Steuern

FinanzierungFinanzierung

MarktdynamikMarktdynamik

Priorität und Engagement der PolitikPriorität und Engagement der Politik

Gesellschaftliche WGesellschaftliche Werte underte undNormen (Kultur)Normen (Kultur)

Berater und Zulieferer fürBerater und Zulieferer fürneue Unternehmenneue Unternehmen

WWertschätzung neuer Produkte/ertschätzung neuer Produkte/Dienstleistungen aus KonsumentensichtDienstleistungen aus Konsumentensicht

WWertschätzung neuer Produkte/ertschätzung neuer Produkte/Dienstleistungen aus UnternehmenssichtDienstleistungen aus Unternehmenssicht

Schutz geistigen EigentumsSchutz geistigen Eigentums(Patente etc.)(Patente etc.)

ÖfÖffentliche Förderprogrammefentliche Förderprogramme

Physische InfrastrukturPhysische Infrastruktur

Bewertung der jeweiligen RahmenbedingungBewertung der jeweiligen Rahmenbedingung

Bewertung der gründungsbezogenen Rahmenbedingungen inBewertung der gründungsbezogenen Rahmenbedingungen inDeutschland 20Deutschland 201616

Page 21: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

21Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich

Hemmnisse, Gunstfaktoren und Wichtigkeit der Rahmenbedingungen

Zwar spielen diverse Rahmenbedingungen

als Hemmnisse und Gunstfaktoren eine

Rolle für die Gründungsaktivitäten eines

Landes, aber es sind nicht alle Kontextfak-

toren gleich wichtig. Die bereits genannten

Stärken und Schwächen des Gründungs-

standorts Deutschland werden daher von

den Experten neben ihrer Ausprägung

(Spalte Bewertung) auch hinsichtlich ihrer

gründungspolitischen Relevanz auf einer

Skala von 1 (sehr gering) bis 5 (sehr hoch)

bewertet (vgl. Abb.).

Etwas weniger als die Hälfte der 16

Rahmenbedingungen wird demnach von

über zwei Drittel der befragten Experten

als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ erachtet

(Spalte A). Auff ällig und problematisch

ist hierbei, dass die Mehrzahl der identi-

fi zierten Schlüsselfaktoren - wie etwa die

gesellschaftlichen Werte und Normen, die

schulische und außerschulische Grün-

dungsausbildung oder auch die Regulie-

rungen und Steuern - diejenigen sind, die

zuvor bereits als Schwächen identifi ziert

wurden. Dies unterstreicht einmal mehr

den unmittelbaren politischen Hand-

lungsbedarf hinsichtlich einer Aufwertung

dieser kritischen Bereiche durch kon-

krete zielorientierte Programme. Neben

der Einschätzung von Schlüsselfaktoren

werden die Gründungsexperten nach den

schwerwiegendsten Hemmnissen (Spalte

B) und den Gunstfaktoren (Spalte C) für

Unternehmensgründungen in Deutschland

befragt. Das Ergebnis lässt den Schluss

zu, dass sowohl die wenig entwickelte

Gründungskultur in Deutschland als auch

die davon nicht gänzlich unabhängige

Finanzierungssituation ernst zu nehmende

Hemmnisse darstellen.

Bemerkenswert ist, dass die Finanzierung

von Gründungsvorhaben zwar einer-

seits als Hemmnis, andererseits aber als

Gunstfaktor eingeschätzt wird. Ob sich

hierdurch eine Trendwende im Bereich

Finanzierung abbildet oder das Ergebnis

auf die Heterogenität der befragten Exper-

ten zurückzuführen ist, muss sich noch

zeigen. Optimistisch stimmt, dass sich die

Gesamtbewertung der Rahmenbedingung

im Vergleich zu 2015 etwas gebessert hat.

Ähnlich wie in den Vorjahren ist die Ausge-

staltung der öff entlichen Förderinfrastruk-

tur als besonders wirksames gründungs-

politisches Instrument bewertet worden.

Etwas weniger als die Hälfte der Experten

ist der Meinung, dass die öff entliche Förde-

rung in Deutschland Unternehmensgrün-

dungen besonders begünstige.

AA WWichtigkeit der Rahmenbedingung:ichtigkeit der Rahmenbedingung:

BB Schwerwiegendste Gründungshemmnisse:Schwerwiegendste Gründungshemmnisse:

CC Gunstfaktoren:Gunstfaktoren:

** BewertungBewertung

Diese Rahmenbedingung wird von denDiese Rahmenbedingung wird von denbefragten Experten als besonders wichtig angesehen.befragten Experten als besonders wichtig angesehen.

Diese Rahmenbedingung erhält vonDiese Rahmenbedingung erhält vonmindestens 30% der befragten Experten besondersmindestens 30% der befragten Experten besonders Bewertungen; derBewertungen; derWWert gibt den %-Anteil der Befragten an, die der Meinung sind, dass die jeweiligeert gibt den %-Anteil der Befragten an, die der Meinung sind, dass die jeweiligeRahmenbedingung die Entfaltung neuer unternehmerischerRahmenbedingung die Entfaltung neuer unternehmerischer Aktivitäten besondersAktivitäten besonderserschwert.erschwert.

Diese Rahmenbedingung erhält von mindestens 30% der be-Diese Rahmenbedingung erhält von mindestens 30% der be-fragten Experten besondersfragten Experten besonders Bewertungen; der WBewertungen; der Wert gibt den %-Anteil derert gibt den %-Anteil derBefragten an, die der Meinung sind, dass die jeweilige Rahmenbedingung neueBefragten an, die der Meinung sind, dass die jeweilige Rahmenbedingung neueunternehmerischerunternehmerischer Aktivitäten besonders unterstützt.Aktivitäten besonders unterstützt.DieDie

Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA)Association (GERA)

negativenegative

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gibt die positive oder negativegibt die positive oder negative Abweichung vom theoretischenAbweichung vom theoretischenMittelwert der Neunerskala an.Mittelwert der Neunerskala an.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2016Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2016

©© ,,Sternberg, R; von Bloh, J.Sternberg, R; von Bloh, J.

(+ 1,21)(+ 1,21)

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(- 0,09)(- 0,09)

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(- 0,81)(- 0,81)

(- 1,04)(- 1,04)

(- 2,22)(- 2,22)Schulische GründungsausbildungSchulische Gründungsausbildung

Außerschulische GründungsausbildungAußerschulische Gründungsausbildung

ArbeitsmarktArbeitsmarkt

Wissens- undWissens- und TTechnologietransferechnologietransfer

Regulierung, SteuernRegulierung, Steuern

FinanzierungFinanzierung

MarktdynamikMarktdynamik

MarktzugangsbarrierenMarktzugangsbarrieren

Priorität und Engagement der PolitikPriorität und Engagement der Politik

Gesellschaftliche WGesellschaftliche Werte underte undNormen (Kultur)Normen (Kultur)

Berater und Zulieferer fürBerater und Zulieferer fürneue Unternehmenneue Unternehmen

WWertschätzung neuer Produkte/ertschätzung neuer Produkte/Dienstleistungen aus KonsumentensichtDienstleistungen aus Konsumentensicht

WWertschätzung neuer Produkte/ertschätzung neuer Produkte/Dienstleistungen aus UnternehmenssichtDienstleistungen aus Unternehmenssicht

Schutz geistigen EigentumsSchutz geistigen Eigentums(Patente etc.)(Patente etc.)

ÖfÖffentliche Förderprogrammefentliche Förderprogramme

Physische InfrastrukturPhysische Infrastruktur

RahmenbedingungenRahmenbedingungen Bewertung*Bewertung* AA BB CC

Gründungshemmnisse, Gunstfaktoren und ihre Wichtigkeit inGründungshemmnisse, Gunstfaktoren und ihre Wichtigkeit inDeutschland 20Deutschland 201616

Page 22: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

22 GEM-Länderbericht Deutschland 2016

Der Gründungsstandort Deutschland im internationalen Vergleich

Durch das international abgestimmte und

standardisierte Erhebungsdesign des GEM

wird es möglich, länderübergreifende

Vergleiche spezifi scher Rahmenbedin-

gungen vorzunehmen. Dies erlaubt eine

Bestätigung bzw. Relativierung der von

den deutschen Experten identifi zierten

Stärken und Schwächen. Als Vergleichslän-

der werden Nationen herangezogen, deren

Wirtschaftssysteme ebenfalls als „inno-

vations-basiert“ eingestuft wurden und

für die NES Daten für 2016 vorliegen. Die

Einschätzungen der Rahmenbedingungen

in den Vergleichsländern basieren auf den

Urteilen und Antworten der jeweils in dem

entsprechenden Land befragten Experten.

Im Gegensatz zum Vorjahr wurden 2016

wieder etwas mehr Rahmenbedingun-

gen in Deutschland besser bewertet als

in den 26 Vergleichsländern (vgl. Abb.).

Bis auf Südkorea, für das die Experten

die Marktdynamik signifi kant besser

einschätzen als in Deutschland, sind die

positiv vom Mittelwert der Referenzländer

abweichenden Rahmenbedingungen in

keinem Land besser eingeschätzt worden

als in Deutschland. Auff allend: Obwohl die

Finanzierungsbedingungen in Deutschland

noch ausbaufähig sind (vgl. S.20f), stehen

sie international vergleichsweise gut dar.

Die Stärke der öff entlichen Förderinfra-

struktur, über die letzten Jahre konstant,

kann auch 2016 im internationalen Ver-

gleich wieder Maßstäbe setzen. Zwar lässt

sich zum Vorjahr eine gewisse Erholung

feststellen, dennoch lag 2014 noch über

die Hälfte der Rahmenbedingungen über

dem internationalen Mittelwert. Deutsch-

land befi ndet sich bezüglich der relativen

Anzahl an Unternehmensgründungen

seit Jahren auf den hinteren Plätzen. Um

langfristig die Wettbewerbsfähigkeit und

die Innovativität der Firmen auf globaler

Ebene zu sichern, sollte diesem schlum-

mernden Potential endogenen Wachstums

eine weitaus höhere Priorität gewidmet

werden. Es ist daher besonders kritisch,

dass der Gründungsstandort Deutschland

bei seinen größten absoluten Schwächen

auch im internationalen Vergleich deutlich

zurückliegt. Dies betriff t insbesondere die

gesellschaftlichen Werte und Normen

hinsichtlich Unternehmertum und die

schulische Gründungsausbildung (-0,70),

welche sich auf dem letzten Platz fi ndet.

Knapp ein Drittel der Referenzländer wird

in diesem Bereich statistisch signifi kant

besser eingeschätzt.

11 Die Bewertungen basieren auf dem Mittelwert der Einstufung einer ReiheDie Bewertungen basieren auf dem Mittelwert der Einstufung einer Reihevonvon Aussagen zur jeweiligen Rahmenbedingung durch die Experten aufAussagen zur jeweiligen Rahmenbedingung durch die Experten aufeiner Skala von 1 (vollkommen falsch) bis 9 (vollkommen wahr). Dieeiner Skala von 1 (vollkommen falsch) bis 9 (vollkommen wahr). DieWWerte in dererte in der Abbildung geben für jede Rahmenbedingung die DifAbbildung geben für jede Rahmenbedingung die Differenzferenzder Indexwerte Deutschlands zum Mittel der Referenzländer 2016 an.der Indexwerte Deutschlands zum Mittel der Referenzländer 2016 an.

22 Bei der relativen Positionierung der Referenzländer hinsichtlich derBei der relativen Positionierung der Referenzländer hinsichtlich derBeurteilung der einzelnen Rahmenbedingungen verglichen mit derBeurteilung der einzelnen Rahmenbedingungen verglichen mit derBeurteilung in Deutschland wird ein Signifikanzniveau von 5% zugrundeBeurteilung in Deutschland wird ein Signifikanzniveau von 5% zugrundegelegt.gelegt.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 2016Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 2016

©© , Sternberg, R., von Bloh, J., Sternberg, R., von Bloh, J.Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA)Association (GERA)

CCAANNFFIINNSSUUSSAASSLLOOAAUUSSIILL

PPRR

UUKKPPRRCCYYIIGGRR

GGRRII

IILL

SSLLOO

PP

CCAANN

II

KKOORR

PPRR

IILL

GGRR

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GGRRTTWW

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GGRR

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KKOORR

HHKK EESSTT

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II

GGRR

SSLLOO IILL UUSSAA

FF

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UUAAEE

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EESSTT

FFIINN

FF

CCHH CCAANN

QQ

NNLL

NNLL EESSTT QQ UUAAEE CCHH SS

HHKK

AA

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PP

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CCHH

FF

EESSTT

KKOORR

EESSTT

FF

CCHH

NNLL

NNLL

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AA

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CCAANN

CCHH

CCYY

EE

EESSTT

HHKK

II

GGRR

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FFIINN

IILL

IIRRLL

KKOORR

LLUUXX

NNLL

PP

PPRR

QQ

SS

SSLLOO

TTWW

UUAAEE

UUKK

UUSSAA

- 0,70- 0,70

- 0,64- 0,64

- 0,56- 0,56

- 0,49- 0,49

+ 0,41+ 0,41

+ 0,29+ 0,29

- 0,21- 0,21

- 0,23- 0,23

- 0,49- 0,49

+ 0,46+ 0,46

+ 0,60+ 0,60

+ 0,96+ 0,96

Differenz zwischen Index-Differenz zwischen Index-werten Deutschlands undwerten Deutschlands und

den Mittelwerten derden Mittelwerten derReferenzländer 2016Referenzländer 201611

LänderLänder, die von ihren Experten, die von ihren Expertenstatistisch signifikantstatistisch signifikant

schlechterschlechtereingeschätzt werden als Deutschlandeingeschätzt werden als Deutschland22

besserbesser

GriechenlandGriechenlandHongkongHongkongItalienItalienIsraelIsraelIrlandIrlandSüdkoreaSüdkoreaLuxemburgLuxemburgNiederlandeNiederlandePortugalPortugal

Puerto RicoPuerto RicoKatarKatar

VVereinigteereinigte Arab. EmirateArab. Emirate

USAUSA

SchwedenSchwedenSlowenienSlowenienTTaiwanaiwan

VVereinigtes Königreichereinigtes Königreich

ÖsterreichÖsterreichAustralienAustralienKanadaKanadaSchweizSchweizZypernZypernSpanienSpanienEstlandEstlandFrankreichFrankreichFinnlandFinnland

00-1-1 +1+1

Gründungsbezogene Rahmenbedingungen Deutschlands verglichen mit den 26 innovationsbasierten Ländern 20Gründungsbezogene Rahmenbedingungen Deutschlands verglichen mit den 26 innovationsbasierten Ländern 201616

ÖfÖffentl. Förderprogrammefentl. Förderprogramme

FinanzierungFinanzierung

Berater und Zulieferer für neue UnternehmenBerater und Zulieferer für neue Unternehmen

Wissens- undWissens- und TTechnologietransferechnologietransfer

MarktzugangsbarrierenMarktzugangsbarrieren

Priorität und Engagement der PolitikPriorität und Engagement der Politik

Gesellschaftliche WGesellschaftliche Werte und Normen (Kultur)erte und Normen (Kultur)

Regulierung, SteuernRegulierung, Steuern

MarktdynamikMarktdynamik

AAußerschulische Gründungsausbildungußerschulische Gründungsausbildung

Physische InfrastrukturPhysische Infrastruktur

SchulischeSchulische GründungsausbildungGründungsausbildung

Rahmenbedingungen:Rahmenbedingungen:

Page 23: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

23Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich

Die Einschätzung der gründungsbezogenen Rahmenbedingungen für Personen mit Migrationshintergrund

Abweichend von den 16 bereits auf den

letzten Seiten beschriebenen Rahmenbe-

dingungen sind 2016 durch den deutschen

NES einige Fragen zu gründungsbezogenen

Rahmenbedingungen für Personen mit

Migrationshintergrund gestellt worden.

Nachdem Migrantenökonomien in der

Öff entlichkeit, aber auch in der Forschung

lange Zeit kaum Beachtung fanden, liegt

auf Gründungen durch Migranten derzeit

- auch durch die Politik - ein besonderer

Fokus, wofür es auch abseits der jüngeren

Einwanderungsdynamik gewichtige Gründe

gibt.

Auch für diese Gründungen gelten natür-

lich die allgemeinen positiven Eff ekte,

die Gründungen auf die Ökonomie eines

Landes ausüben. Zusätzlich bieten Per-

sonen mit Migrationshintergrund jedoch

ungenutzte Potentiale bezüglich Quantität

und Qualität (beispielsweise bei Team-

gründungen mit gemischten Teams) von

Gründungen in Deutschland (vgl. Leicht et

al. 2016).

Bedingt durch sozio-kulturelle und

ökonomische Unterschiede zwischen dem

Geburtsland und Deutschland können

Eingewanderte eine andere Wahrnehmung

der Möglichkeiten zur Unternehmensgrün-

dung (opportunity recognition) aufweisen

als Einheimische, wodurch neue Ideen oder

Technologien nach Deutschland kommen

können. Dennoch sollte nicht angenom-

men werden, dass Existenzgründungen ein

Allheilmittel für die Arbeitsmarkintegration

der jüngst Zugewanderten sind. Der Weg in

die Selbstständigkeit könnte aber zumin-

dest für einige Migranten eine sinnvolle

Alternative zur abhängigen Beschäftigung

darstellen.

Die Relevanz von Migranten für die

deutsche Wirtschaft sehen auch die 2016

befragten Experten (vgl. Abb.). Erfreulich

ist, dass zumindest auf Ebene der Rege-

lungen und Gesetze keine großen Benach-

teiligungen von Gründern mit Migrations-

hintergrund gegenüber Nicht-Migranten

zu herrschen scheinen. Basierend auf den

Expertenmeinungen wird die wichtige

Rolle der migrantischen Gründerinnen

und Gründer scheinbar in der Breite der

Bevölkerung nicht wahrgenommen, da Ein-

wanderung nicht als ökonomisch positiv

erachtet wird. Zudem meint die Mehrheit

der Befragten, dass es für außerhalb von

Deutschland Geborene bedeutend schwie-

riger sei, eine Gründungsidee zu fi nanzie-

ren. Hier ist zu prüfen, welche Bedeutung

institutionelle Unzulänglichkeiten und

Barrieren besitzen und wie konkrete Maß-

nahmen zum Abbau dieser Ungleichheiten

aussehen könnten.

Zwei weitere Fragen richten sich speziell

auf den Themenkomplex der Remigration,

also der Rückwanderung solcher Personen,

die längere Zeit in einem anderen Land

gelebt haben, um dann in ihr Geburts-

land zurückzukehren. Diese Remigranten

können insbesondere dann sehr wertvoll

für die Wirtschaft sowohl des Heimat- als

auch des Gastlandes sein, wenn sie auf

Basis ihrer Kontakte in beiden Ländern

transnational agierende Unternehmungen

starten. Scheinbar wird dieses wichtige

Element des internationalen „Brücken-

baus“ jedoch seitens der Politik zu wenig

wahrgenommen. Insbesondere im Bereich

der aktiven Unterstützung von Unter-

nehmensgründungen durch Rückkehrer

nach Deutschland fällt die Bewertung

sehr negativ aus. Dies besonders kritisch

vor dem Hintergrund des potentiell für

Deutschland neuen Wissens, das an die

Gründungsperson gebunden ist.

Dargestellt sind jeweils die Einzelaussagen zu den Rahmenbedingungen schulische undDargestellt sind jeweils die Einzelaussagen zu den Rahmenbedingungen schulische undaußerschulische Gründungsausbildung, die durch die Experten auf einer Skala von 1außerschulische Gründungsausbildung, die durch die Experten auf einer Skala von 1(vollkommen falsch) bis 9 (vollkommen wahr) bewertet wurden. Die(vollkommen falsch) bis 9 (vollkommen wahr) bewertet wurden. Die bzwbzw..Zahlen geben dieZahlen geben die Abweichung vom theoretischen Mittelwert der Neunerskala an.Abweichung vom theoretischen Mittelwert der Neunerskala an.

Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA)Association (GERA)

rotenroten grünengrünen

Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2016Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2016

©© ,,Sternberg, R; von Bloh, J.Sternberg, R; von Bloh, J.

553311 77 99

- 0,23- 0,23

+ 0,90+ 0,90

+ 1,08+ 1,08

- 1,07- 1,07

- 1,43- 1,43

- 2,17- 2,17In Deutschland stellt die Regierung aktivIn Deutschland stellt die Regierung aktivUnterstützung für UnternehmensgründungenUnterstützung für Unternehmensgründungendurch Rückkehrer nach Deutschland bereit.durch Rückkehrer nach Deutschland bereit.

In Deutschland ermutigt die Regierung imIn Deutschland ermutigt die Regierung imAusland lebende Deutsche zu einer RückkehrAusland lebende Deutsche zu einer Rückkehrnach Deutschland.nach Deutschland.

In Deutschland ist es für außerhalb vonIn Deutschland ist es für außerhalb vonDeutschland geborene Gründer einfach, dieDeutschland geborene Gründer einfach, diefinanziellen Mittel zu Gründungsfinanzierungfinanziellen Mittel zu Gründungsfinanzierungzu erhalten.zu erhalten.

In Deutschland wird Einwanderung alsIn Deutschland wird Einwanderung alsökonomisch positiv erachtet.ökonomisch positiv erachtet.

In Deutschland werden imIn Deutschland werden im Ausland geboreneAusland geboreneGründer durch Regeln und Gesetze zu Unter-Gründer durch Regeln und Gesetze zu Unter-

nehmensgründungen nicht gegenüber innehmensgründungen nicht gegenüber inDeutschland geborenen Gründern benachteiligt.Deutschland geborenen Gründern benachteiligt.

In Deutschland spielen Migranten eineIn Deutschland spielen Migranten einewichtige Rolle in der Wirtschaft.wichtige Rolle in der Wirtschaft.

Bewertung RahmenbedingungenBewertung Rahmenbedingungen

Rahmenbedingungen für EingewanderteRahmenbedingungen für Eingewanderte

Rückwanderung nach DeutschlandRückwanderung nach Deutschland

Die Einschätzung der gründungsbezogenen Rahmenbedingungen fürDie Einschätzung der gründungsbezogenen Rahmenbedingungen fürPPersonen mit Migrationshintergrundersonen mit Migrationshintergrund

Page 24: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

24 GEM-Länderbericht Deutschland 2016

Die Einschätzung von gründungsbezogenen Rahmenbedingungen für Ältere

Der GEM widmet sich in fast jedem Jahr

einem zusätzlichen Themenschwerpunkt.

Die zentral entwickelten Fragen hierfür

werden in allen partizipierenden Ländern

gestellt. Im Jahr 2016 legte die weltweite

GEM Community sowohl im APS als auch

im NES besonderen Wert auf das wichtige

Thema „Gründungen durch Ältere“.

„Senior Entrepreneurship“ gewinnt vor

allem in den (post-) industriellen Ländern

durch eine Veränderung der Altersstruktur

zunehmend an Relevanz. Auch in Deutsch-

land altert die Bevölkerung, ungeachtet

der letzten Migrationsereignisse. Ein

besonderer Fokus auf Gründungen in den

späteren Lebensjahren ist notwendig um

die Potentiale dieses Bevölkerungsteiles zu

aktivieren.

Zwar folgt die Gründungsneigung nicht

linear dem Lebensalter, sondern invertiert

U-förmig (vgl. S.12), aber tendenziell

gründen ältere weniger häufi g als jüngere

Altersgruppen. Gerade vor dem komplexen

Hintergrund des demographischen Wan-

dels und der schwierigen Jobsuche Älterer

sollte diesem Thema verstärkt Aufmerk-

samkeit gewidmet werden (vgl. hierzu auch

Brixy et al. 2016).

Die 2016 im Rahmen des NES befragten

Experten kamen ebenfalls zu dem Schluss,

dass es Älteren – also Personen, die älter

als 50 Jahre sind – schwerer fällt, eine

neue Beschäftigung zu fi nden als solchen,

die jünger sind als 50 (vgl. Abb.). Es gilt

jedoch nicht automatisch der Schluss,

dass aus dieser Gemengelage überwie-

gend Gründungen „aus der Not heraus“

entstehen müssen. Zwar sind Gründungen

durch Ältere tendenziell weniger innovativ

als solche von Jüngeren (vgl. Brixy et al.

2016), aber neben einer unter Umständen

besseren Kapitalausstattung, verglichen

mit früheren Lebensjahren, seien Ältere

insbesondere durch ihre Erfahrungen und

ihr über Jahre angesammeltes, personen-

gebundenes Wissen zu einer erfolgreichen

Unternehmensgründung in der Lage, die

nicht nur primär dem Erhöhen des Einkom-

mens diene, so die Experten.

Nicht nur die im Vergleich zu früher gestie-

gene weitere Lebenserwartung, sondern

auch der längere Erhalt der körperlichen

und geistigen Fitness Älterer ermöglicht

Chancen, das Thema Unternehmensgrün-

dungen auch in den höheren Altersgrup-

pen zu etablieren. Nachteilig erscheint in

diesem Licht das Ergebnis, dass es keine

ausreichenden (Steuer-) Programme gibt,

die Anreiz und Unterstützung zur Existenz-

gründung in diesem Bereich schaff en (vgl.

Abb.). Auch hier sollte die Selbstständigkeit

sukzessive als ernst zu nehmende Alterna-

tive zur abhängigen Beschäftigung oder

Langzeit-Arbeitslosigkeit bekannt werden.

Zwar sind durch Ältere gegründete

Unternehmen durch eine vergleichsweise

geringere Innovativität geprägt, dennoch

könnte eine verstärkte Gründungsaktivität

ab 50 und älter viel dazu beitragen, dass

das wertvolle und vor allem personenge-

bundene Erfahrungswissen dieser Gründer

der Gesellschaft erhalten bleibt. Denkbar

sind beispielsweise Programme, die ältere

und jüngere Gründungswillige zu gemein-

samen Vorhaben zusammenführen. Dies

könnte etwa bei der Finanzierung poten-

zieller Projekte von Vorteil sein, da ein

kostbarer Erfahrungsschatz und eine für

die Bank wichtige langfristige Perspektive

zusammentreff en.

Zwar taucht das Thema „Gründungen

durch Ältere“ in der aktuellen Erhebung

(2017) durch die internationale GEM-Com-

munity nicht mehr als Schwerpunktthema

auf, in Deutschland wird das GEM-Team

einige der NES-Fragen, ergänzt um eine

Erweiterung, aber aus gegebener Relevanz

beibehalten.

Dargestellt sind jeweils die Einzelaussagen zu den Rahmenbedingungen schulische undDargestellt sind jeweils die Einzelaussagen zu den Rahmenbedingungen schulische undaußerschulische Gründungsausbildung, die durch die Experten auf einer Skala von 1außerschulische Gründungsausbildung, die durch die Experten auf einer Skala von 1(vollkommen falsch) bis 9 (vollkommen wahr) bewertet wurden. Die(vollkommen falsch) bis 9 (vollkommen wahr) bewertet wurden. Die bzwbzw..Zahlen geben dieZahlen geben die Abweichung vom theoretischen Mittelwert der Neunerskala an.Abweichung vom theoretischen Mittelwert der Neunerskala an.

Global Entrepreneurship ResearchGlobal Entrepreneurship Research Association (GERA)Association (GERA)

rotenroten grünengrünen

Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2016Datenquelle: GEM-Expertenbefragung 2016

©© ,,Sternberg, R; von Bloh, J.Sternberg, R; von Bloh, J.

553311 77 99

+ 1,37+ 1,37

+ 2,87+ 2,87

+ 2,92+ 2,92

- 0,45- 0,45

- 1,98- 1,98In Deutschland gibt es Programme und Steuer-In Deutschland gibt es Programme und Steuer-vorteile, um Personen die 50 Jahre alt oder ältervorteile, um Personen die 50 Jahre alt oder ältersind, zur Gründung eines eigenen Unter-sind, zur Gründung eines eigenen Unter-nehmens zu ermutigen.nehmens zu ermutigen.

In Deutschland möchten UnternehmensgründerIn Deutschland möchten Unternehmensgründer,,die 50 Jahre alt oder älter sind, eher ihr Ein-die 50 Jahre alt oder älter sind, eher ihr Ein-kommen erhöhen als das Wkommen erhöhen als das Wachstums desachstums desUnternehmens zu steigern.Unternehmens zu steigern.

In Deutschland erhöhen Personen, die 50 JahreIn Deutschland erhöhen Personen, die 50 Jahrealt oder älter sind, durch ihre Erfahrung und ihralt oder älter sind, durch ihre Erfahrung und ihr

erworbenes Wissen ihre Chance, erfolgreicherworbenes Wissen ihre Chance, erfolgreichein Unternehmen zu gründen.ein Unternehmen zu gründen.

In Deutschland ist es für Personen, die 50 JahreIn Deutschland ist es für Personen, die 50 Jahrealt oder älter sind, schwieriger einen Job zualt oder älter sind, schwieriger einen Job zufinden als für solche die jünger sind als 50.finden als für solche die jünger sind als 50.

In Deutschland leben Personen, die 50 JahreIn Deutschland leben Personen, die 50 Jahrealt oder älter sind, längeralt oder älter sind, länger, gesünder und aktiver, gesünder und aktiverals dies früher bei Menschen diesenals dies früher bei Menschen diesen Alters derAlters der

Fall warFall war..

Bewertung RahmenbedingungenBewertung Rahmenbedingungen

Gründungen von ÄlterenGründungen von Älteren

Die Einschätzung der spezifischen gründungsbezogenen Rahmen-Die Einschätzung der spezifischen gründungsbezogenen Rahmen-bedingungen für Ältere im Detailbedingungen für Ältere im Detail

Page 25: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

25Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich

8 Wichtigste Befunde und politische ImplikationenDie Prosperität der deutschen Wirtschaft

basiert auf Wissen, Technologie bzw.

Innovationen, also neuen Ideen, die sich

als Produkte oder Prozesse am Markt

behaupten. Zwar leisten etablierte Unter-

nehmen hier einen wesentlichen Beitrag,

aber gerade von jungen Unternehmen und

Start-Ups wie etwa universitären Spin-Off s

werden tendenziell häufi ger wichtige Inno-

vationen hervorgebracht. So werden nicht

nur neue Arbeitsplätze kreiert, sondern es

wird vor allem ein nachhaltiger Leistungs-

druck für neue Ideen und Produkte auf

die älteren und etablierten Unternehmen

erzeugt.

Wie in den Vorjahren sind Gründungen in

Deutschland nach wie vor ein eher seltenes

Ereignis – insbesondere im direkten inter-

nationalen Vergleich mit anderen wissens-

basierten Volkswirtschaften, zeigt sich eine

defi zitäre Ausprägung des Phänomens u.a.

bei der Betrachtung der TEA-Quote. Trotz

der geringen Gründungsquoten gibt es

auch Positives zu berichten. Drei von vier

Gründungen folgen einer wahrgenomme-

nen Gründungsmöglichkeit (Opportunity

Entrepreneurship) und resultieren nicht

primär aus dem Mangel einer Erwerbsal-

ternative. Sie sind für die Volkswirtschaft

mittelfristig wichtiger als letztere. Dennoch

befi ndet sich Deutschland auch hier nur

im Mittelfeld der innovationsbasierten

Nationen. Vor diesem Hintergrund ist es

bedenklich, dass die Selbsteinschätzung

der eigenen Befähigung zur Unterneh-

mensgründung bei den im APS befragten

Personen im Vergleich zu den Werten

der letzten Dekade abgenommen hat.

Gerade im Kontext der seit Jahren schlecht

bewerteten gründungsbezogenen Rahmen-

bedingung der schulischen und außerschu-

lischen Gründungsausbildung ist dies alar-

mierend. Die berufl iche Selbstständigkeit

muss bereits in den Schulen als mögliche

Alternative zur klassischen Erwerbsbio-

graphie mit abhängiger Beschäftigung

aufgezeigt werden, um so langfristig und

nachhaltig ein Umdenken zu induzieren.

So könnte eine ausgeprägtere Grün-

dungskultur geschaff en werden, da die

gesellschaftlichen Werte und Normen sich

seit Jahren als wesentliche absolute und

relative Schwäche des Gründungsstand-

ortes Deutschland erweisen und von den

befragten Experten als schwerwiegendes

Gründungshemmnis identifi ziert werden.

Für einen Großteil der Bevölkerung ist die

unternehmerische Selbstständigkeit keine

Alternative zur abhängigen Beschäftigung.

Hier braucht es auch weiterhin nachhaltig

ausgerichtete politische, aber vor allem

gesellschaftliche Anstrengungen.

Eine Überraschung stellt 2016 die Bewer-

tung der Rahmenbedingungen für die

Finanzierung von Gründungsvorhaben dar.

Ein Teil der Experten sieht sie nach wie vor

als Hemmnis, der andere etwas kleinere

Teil sieht die Finanzierungslage jedoch

durchaus als Gründungsgunstfaktor. Auch

im internationalen Vergleich liegt diese

Rahmenbedingung über dem Durchschnitt

der innovativen Referenzländer, obwohl die

Gesamtbewertung der Rahmenbedingung

nur knapp unter dem theoretischen Mittel-

wert liegt. In der Konsequenz bedeutet dies

also nicht, dass im Bereich Finanzierung

nun ein ausreichendes und fl ächende-

ckendes Angebot zur Verfügung steht

und weitere Anstrengungen obsolet sind.

Die Spannweite der Bewertungen deuten

mindestens eine starke regionale Hetero-

genität an. Auch an speziell zugeschnitte-

nen Programmen, etwas für Frauen, Ältere

oder Migranten, herrscht off enkundig noch

Mangel.

Um das Gründungpotential Deutschlands

mindestens quantitativ besser auszunut-

zen, sollte den Bereichen Gründungen

durch Personen mit Migrationshinter-

grund, Gründungen durch Ältere sowie

durch Frauen noch mehr Aufmerksam-

keit geschenkt werden. Zwar gibt es für

Migranten und Frauen bereits Programme,

allerdings sind auch diese noch ausbau-

fähig. Bei Migranten sollte insbesondere

darauf geachtet werden, in dem beson-

ders gründungsaffi nen Zeitraum nach

der Migration die nötige Unterstützung

sowie den Abbau eventueller Barrieren zu

gewährleisten. Gemeint ist jene Zeit nach

der Integrationsphase und vor der Adap-

tion an vorherrschende, eher geringere

Gründungsneigungen. Auch sollte überlegt

werden, ob es sinnvoll wäre, Anreize für

eine vereinzelte Remigration der deutschen

Diaspora zu setzen. Vor dem Hintergrund

der zukünftigen demographischen Heraus-

forderungen sollte ein besonderes Augen-

merk auf Personen ab 50 gelegt werden.

Hier wären beispielsweise intergenerative

Projekte denkbar.

Nicht alle Unternehmensgründungen sind

volkswirtschaftlich gleich eff ektiv. Hier

können etwa die regionalen Wirtschafts-

förderungen eine wichtige Filterfunktion

übernehmen, wenn sie gut in die regio-

nalen Gründungssysteme eingebunden

sind. Insbesondere für Gründungen zur

Umsetzung einer innovativen Idee sollte

ein Klima geschaff en werden, in dem

kreativen Geschäftsideen und identifi -

zierten Möglichkeiten mit reduziertem

gesellschaftlichen und fi nanziellen Risiko

nachgegangen werden kann. Vor allem

sollte dies im Bewusstsein möglich sein,

dass ein eventuelles Scheitern im persön-

lichen Umfeld und bei Geldgebern nicht

zum Stigma wird.

Eingedenk der oben genannten Punkte sind

die deutschen Ergebnisse des GEM nicht

zufriedenstellend. Trotz der derzeitigen

guten wirtschaftlichen Lage Deutschlands

gilt es, die im internationalen Vergleich

unterdurchschnittliche Gründungsdynamik

ernst zu nehmen. Zwar fällt der diesjährige

Vergleich mit den innovationsbasierten

Referenzländern wieder etwas besser

aus als 2015, dennoch liegt Deutschland

insbesondere in der Quantität auf dem

vorletzten Platz (wobei Italien auf dem

letzten Platz nicht statistisch signifi kant

schlechter ist). Es bedarf eines fokussierten

und langfristigen Strategie der politischen

Entscheidungsträger zugunsten einer

stärkeren Gründungsdynamik auf diversen

in diesem Bericht aufgezeigten Ebenen. Die

zentralen Schwachstellen innerhalb der

Rahmenbedingungen sind zu adressieren,

um die dringendsten Handlungsbedarfe zu

identifi zieren und zu beseitigen.

Page 26: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

26 GEM-Länderbericht Deutschland 2016

Anhang 1: GEM 2016 - Konzept, Methodik, DatenDie empirische Basis des GEMDamit in gleicher Weise Gründungsakti-

vitäten und Einfl ussfaktoren auf Grün-

dungen in den unterschiedlichen Ländern

erfasst werden können, bedarf es eines

international koordinierten Erhebungsde-

signs. Da es für Gründungen sowie auch

für die Einschätzung gründungsbezogener

Rahmenbedingungen keine vergleichbaren

Statistiken auf globaler Ebene gibt, die für

die Ziele dieses Projektes herangezogen

werden könnten, führt der GEM eigene

Primärerhebungen in den teilnehmenden

Ländern durch. Ein komparativer Vorteil

gegenüber anderen Datenquellen für

Gründungsaktivitäten besteht darin, dass

solche standardisierten Erhebungen in

allen Ländern stattfi nden und im selben

Zeitraum exakt dieselben Fragen an einen

repräsentativen Querschnitt der Bevölke-

rung sowie an systematisch ausgewählte

Experten gerichtet werden. Die verschiede-

nen Erhebungen bzw. Datenquellen werden

im Folgenden kurz dargestellt.

Bevölkerungsbefragung - APSFür die Bevölkerungsbefragung des GEM,

den Adult Population Survey, wird eine

repräsentative Stichprobe der erwachse-

nen Bevölkerung (18 bis einschließlich 64

Jahre alt) gezogen. Aufgrund dieser Daten

lässt sich ermitteln, wie hoch der Anteil

der Personen in der Bevölkerung ist, die

aktuell in die Gründung eines Unterneh-

mens involviert sind, eine solche Gründung

planen oder bereits durchgeführt haben.

Darüber hinaus wird eine Fülle weiterer

Daten erhoben, wie etwa die Einstellung

der Bevölkerung gegenüber Unternehmern

und Gründern, die Angst zu scheitern oder

auch (zumindest in einigen Ländern) die

Frage nach einem Migrationshintergrund.

Die in der Regel telefonische Befragung

zufällig ausgewählter Haushalte und

Befragungspersonen erfolgte im Jahr

2016 eng koordiniert und mit gleichem

Fragebogen in 65 Volkswirtschaften.

Insgesamt wurden weltweit 182.430

Personen befragt. Abweichend von der

telefonischen Erhebungsmethode wurde

der APS in einigen wenigen Ländern online

durchgeführt. In seltenen Fällen erfolgten

die Interviews persönlich (face-to-face),

falls über Telefonate keine repräsentative

Stichprobe gewährleistet werden konnte.

Die vom GEM-Konsortium für jedes Land

vorgegebene Mindestgröße der Stichprobe

liegt bei 2.000 erfolgreich durchgeführten

Interviews und die Methodik jedes Landes

wird seitens des Global Teams auf Korrekt-

heit und Konformität überprüft.

In Deutschland fand die Befragung in Form

einer computergestützten telefonischen

Primärbefragung vom 11. Mai bis zum 11.

Juli 2016 statt. Die Durchführung erfolgte,

im Auftrag des Instituts für Wirtschafts-

und Kulturgeographie der Leibniz Uni-

versität Hannover, durch das uz-Bonn.

Insgesamt wurden 37431 Haushalte

kontaktiert (ohne neutrale drop-outs),

in 3944 Fällen konnte ein auswertbares

Interview durchgeführt werden. Dies

entspricht einem Ausschöpfungsgrad von

10,54%. 2407 der 3944 Interviews (61%)

wurden über eine Mobilfunk-Stichprobe

gezogen, um der Altersverteilung in der

Bevölkerung zu entsprechen. Die Verteilung

der Interviews auf die Bundesländer ist

proportional zur tatsächlichen Verteilung

der Bevölkerung. Um die Repräsentativität

der Stichprobe gewährleisten zu können,

wurde zum einen für einen geringen

Prozentsatz der Stichprobe eine „modifi ed

last birthday“-Methode genutzt und zum

anderen wurden die erfassten Fälle, wie

bei solchen Befragungen üblich, gewichtet

(kombinierte Design- und Nonresponse-

Gewichtung).

Diese Erhebungen sind die Basis für diverse

Maßzahlen der Gründungsaktivität, von

denen die drei wichtigsten vorgestellt

werden. Die nur im GEM verfügbare Grün-

dungsquote der Nascent Entrepreneurs

(‚werdende Gründer‘) ist defi niert als der

Prozentanteil der 18- bis 64-Jährigen, die

• zum Zeitpunkt der Befragung versu-

chen, alleine oder mit Partner ein neues

Unternehmen zu gründen (hierzu zählt

jede Art selbstständiger Tätigkeit),

• in den letzten zwölf Monaten etwas

zur Unterstützung dieser Neugründung

unternommen haben (z.B. durch die

Suche nach Ausstattung oder Standor-

ten, Organisation eines Gründerteams,

Erarbeitung eines Geschäftsplans,

Bereitstellung von Kapital),

• die Inhaber- oder Teilhaberschaft im

Unternehmen anstreben und

• während der letzten drei Monate keine

Vollzeitlöhne oder -gehälter bezahlt

haben.

Die Gründungsquote der Young Entrepre-

neurs (‚Gründer junger Unternehmen‘) ist

defi niert als der Prozentanteil der 18- bis

64-Jährigen, die

• Inhaber oder Teilhaber eines bereits

bestehenden Unternehmens sind, bei

dem sie in der Geschäftsleitung mithel-

fen und

• aus diesem Unternehmen nicht länger

als 3,5 Jahre Gehälter, Gewinne oder

Sachleistungen erhalten haben.

Die Total early-stage Entrepreneurial Acti-

vity (TEA) stellt die Gesamtheit der beiden

vorgenannten Personengruppen dar, aber

nicht die Gesamtheit der Gründungen.

Personen, die sowohl werdende Gründer

als auch neue Gründer sind, werden nur

einmal gezählt. Dies erklärt, warum die

Quotensumme der Nascent Entrepreneurs

und der Young Entrepreneurs größer ist als

die TEA-Quote.

Im GEM werden auch etablierte Gründun-

gen erfasst. Diese werden von Personen

geführt, die schon seit mehr als 3,5 Jahren

Gehälter, Gewinne oder Sachleistungen

aus der Gründung zahlen bzw. erhalten,

Inhaber oder Teilhaber sind und in der

Geschäftsleitung aktiv sind.

Expertenbefragung - NESDie zweite empirische Säule des GEM bildet

die Befragung von Gründungsexperten.

Dieser National Expert Survey (NES) ist

eine in allen beteiligten GEM-Ländern in

weitgehend gleicher Form durchgeführte

schriftliche (online oder postalisch) und

zum Teil auch persönliche Expertenbe-

fragung. Der NES dient der Einschätzung

gründungsbezogener Rahmenbedingungen

Page 27: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

27Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich

in den jeweiligen Ländern. Rahmenbe-

dingungen wie gesellschaftliche Werte

und Normen, Arbeitsmarkt, öff entliche

Förderprogramme oder auch Marktzu-

gangsbarrieren haben als Kontextfaktoren

direkten und indirekten Einfl uss auf das

Gründungsgeschehen eines Landes. Für

den NES werden Personen aus Wirtschaft,

Wissenschaft und Politik interviewt, die

sich intensiv mit dem Thema Unter-

nehmensgründung auseinandersetzen

und somit einen breiten Überblick über

das Gründungsgeschehen im jeweiligen

Land vorweisen können. Hierbei kommt

ein standardisierter und in die jeweilige

Landessprache übersetzter Expertenfrage-

bogen zum Einsatz. Ausgewählt werden

die teilnehmenden Experten nach einem

in allen Ländern einheitlichen Schlüssel.

Es werden in jedem Land mindestens

36 Experten befragt, von denen jeweils

mehrere Personen Experten für eine der

gründungsbezogenen Rahmenbedin-

gungen sind. Insgesamt wurden 2016

in 65 Ländern 2.828 Experteninterviews

geführt. In Deutschland beantworteten

53 Gründungsexperteninnen und –exper-

ten aus unterschiedlichen Regionen die

Fragen. Dabei bewerteten die befragten

Experten Einzelaussagen (statements) zu

gründungsbezogenen Aspekten auf einer

Skala von 1 (vollkommen falsch) bis 9

(vollkommen wahr). Jeweils zwei bis sechs

dieser Einzelaussagen werden zu einer von

16 gründungsbezogenen Rahmenbedin-

gungen zusammengefasst und über einen

Indexwert quantifi ziert. Der Indexwert für

die jeweilige Rahmenbedingung wird über

die Berechnung des arithmetischen Mittels

durchgeführt, d.h. die Bewertungen der

einzelnen Aussagen gehen gleichgewichtig

in die Indizes ein (vgl. Seite 20).

Dass nicht alle Rahmenbedingungen für

den Gründungsstandort Deutschland

gleich relevant sind, ist eine plausible

Annahme. Daher bewerten die befragten

Experten zusätzlich jede Rahmenbedin-

gung hinsichtlich ihrer gründungspoli-

tischen Relevanz auf einer Skala von 1

(sehr gering) bis 5 (sehr hoch) und werden

anschließend gebeten, unter den Rah-

menbedingungen in Deutschland die drei

schwerwiegendsten Gründungshemmnisse

sowie die drei einfl ussreichsten Gunstfak-

toren zu identifi zieren (vgl. Seite 21).

Die international standardisierte Experten-

befragung erlaubt einen länderübergrei-

fenden Vergleich der Bewertung grün-

dungsbezogener Rahmenbedingungen (vgl.

Seite 22). Die relative Positionierung des

Gründungsstandortes Deutschland bei der

jeweiligen Rahmenbedingung erfolgt durch

die Diff erenz zwischen dem Indexwert

Deutschlands und dem arithmetischem

Mittel der übrigen Länder. Als Referenz-

staaten fungieren dabei die anderen 26

im Jahr 2016 an der Expertenbefragung

des GEM beteiligten innovationsbasierten

Volkswirtschaften. Zwecks Beurteilung der

Positionierung des Gründungsstandortes

Deutschlands im internationalen Kontext

wird darüber hinaus dargestellt, welche

Länder jeweils statistisch signifi kant besser

bzw. schlechter von den Experten beurteilt

werden. Dabei wird ein Signifi kanzniveau

von 95% zugrunde gelegt.

Kategorisierung für den LändervergleichDie 65 in 2016 am GEM teilnehmenden

Länder werden gemäß der Kategori-

sierung des ‚Global Competitiveness

Report 2016/2017‘ und basierend auf der

Argumentation von Porter et al. (2002) in

drei Gruppen unterteilt. Dies macht ins-

besondere deshalb Sinn, weil Gründungs-

aktivitäten in diesen drei Gruppen sehr

unterschiedliche Funktionen besitzen. Mit

anderen Worten: Dieselbe Gründungsquote

hat in den verschiedenen Gruppen eine

sehr unterschiedliche Bedeutung. Die erste

Gruppe besteht aus Ländern mit geringer

Wirtschaftskraft. Weil ihr Wachstum in

erster Linie auf der Mobilisierung primä-

rer Produktionsfaktoren basiert (Land,

Rohstoff vorkommen, gering qualifi zierte

Arbeitskräfte etc.), werden sie als „fak-

torbasierte Ökonomien“ bezeichnet. Zur

zweiten Gruppe zählen Volkswirtschaften,

die ihren Lebensstandard mit Hilfe auslän-

discher Direktinvestitionen (ADI) steigern

konnten. Da weiteres Wachstum vor allem

durch die Erhöhung der Effi zienz erzielt

wird, gelten diese Länder als „effi zienzba-

sierte Ökonomien“. Die dazu benötigten

Technologien müssen in der Regel impor-

tiert werden, da die Kapazitäten zur Gene-

rierung eigener Innovationen noch nicht

hinreichend entwickelt sind. Der Übergang

zu einer „innovationsbasierten Volkswirt-

schaft“, der dritten und letzten Gruppe, ist

nach Ansicht von Porter et al. (2002) der

schwierigste. Bereits in effi zienzbasier-

ten Ökonomien sind makroökonomische

Stabilität sowie der garantierte Schutz von

Privateigentum (des materiellen wie des

geistigen) wichtige Bedingungen für die

Attrahierung von ADI. Zusätzliches Merk-

mal innovationsbasierter Volkswirtschaften

sind erkennbare Investitionstätigkeiten im

Bereich Bildung, Forschung und Entwick-

lung, sowohl von staatlicher als auch von

privater Seite. Deutschland gehört, wie alle

OECD-Staaten, zur Gruppe der innovati-

onsbasierten Volkswirtschaften. Von den

65 am GEM 2016 beteiligten Ländern zäh-

len außer Deutschland 26 weitere Länder

zu den innovationsbasierten Ökonomien.

In der Tabelle auf Seite 31 fi ndet sich die

Eingruppierung der Länder, für die sowohl

APS als auch NES Daten vorliegen. Die

innovationsbasierten Nationen bilden im

vorliegenden Bericht die Referenzgruppe,

an der der Gründungsstandort Deutsch-

land gemessen wird.

Zuordnung der Länder nach dem aktuel-len GEM Global Report:Faktorbasierte Ökonomien (6): Burkina

Faso, Indien, Iran, Kamerun, Kasachstan,

Russland

Effi zienzbasierte Ökonomien (32): Ägypten,

Argentinien, Belize, Brasilien, Bulgarien,

Chile, China, Ecuador, El Salvador, Geor-

gien, Guatemala, Indonesien, Jamaica,

Jordanien, Kolumbien, Kroatien, Lettland,

Libanon, Makedonien, Malaysia, Marokko,

Mexiko, Panama, Peru, Polen, Saudi-Ara-

bien, Slowakei, Südafrika, Thailand, Türkei,

Ungarn, Uruguay

Innovationsbasierte Ökonomien (27):

Australien, Deutschland, Estland, Finnland,

Frankreich, Griechenland, Hongkong, Israel,

Italien, Kanada, Katar, Luxemburg, Nie-

derland, Österreich, Portugal, Puerto Rico,

Schweden, Schweiz, Slowenien, Spanien,

Südkorea, Taiwan, USA, Vereinigtes König-

reich, Vereinigte Arabische Emirate, Zypern.

Page 28: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

28 GEM-Länderbericht Deutschland 2016

Anhang 2: GEM-Daten im Vergleich mit anderen Grün-dungsdatenquellen Der GEM ist nicht die einzige Datenquelle

in Deutschland, die zur Quantifi zierung

von Gründungsaktivitäten herangezogen

werden kann. Die verschiedenen Ansätze

lassen sich sowohl nach der Erhebungs-

form als auch nach der Erhebungseinheit

unterteilen.

Bei der Erhebungsform unterscheidet man

zwischen prozessproduzierten und stich-

probenbasierten Datensätzen (vgl. Hagen

et al. 2012). Erstere nutzen Informationen

öff entlich vorgeschriebener Meldepro-

zesse (bspw. Gewerbeanzeigenstatistik,

Umsatzsteuerstatistik, Betriebsdatei zur

Beschäftigtenstatistik, Unternehmensregis-

ter) oder basieren auf Recherchen für die

kommerzielle Nutzung. Prozessproduzierte

Datensätze haben den Vorteil, dass sie als

Vollerhebungen hohe Fallzahlen aufweisen,

der Informationsgehalt für jeden einzelnen

Fall ist aber im Vergleich zu eigens für

Forschungszwecke erhobenen Daten häufi g

geringer (vgl. Hagen et al. 2012).

Für wissenschaftliche Fragestellungen sind

jedoch verlässliche Daten auf der Individu-

alebene notwendig die durch stichproben-

basierte Datensätze erhoben werden. Diese

Methode wird unter anderem auch beim

GEM genutzt, um die gestellten Fragen der

Erhebung präzise auf den gewünschten

Erkenntnisgewinn ausrichten zu können.

Neben dem GEM gehören der KfW-

Gründungsmonitor, das Mannheimer-

Gründungspanel, der Mikrozensus, das

sozio-ökonomische Panel (SOEP) und das

Flash Eurobarometer zu den in Deutsch-

land verfügbaren, stichprobenbasierten

Datensätzen. Aus Kostengründen fallen

die Stichproben zwar meist eher klein aus,

dafür bieten sie einen hohen Informations-

gehalt bzgl. jedes einzelnen Merkmalsträ-

gers (vgl. Hagen et al. 2012).

Die Erhebungseinheit ist bei prozessori-

entierten Datensätzen in der Regel das

Unternehmen bzw. die Gründung, während

im GEM, wie auch in anderen stichpro-

benbasierten Datensätzen (mit Ausnahme

des Mannheimer-Gründungspanels), die

Gründungsperson im Fokus des Interesses

steht (vgl. Hagen et al. 2012).

Im internationalen Umfeld ist unter

anderem noch der Global Entrepreneurship

Index (GEI) des Global Entrepreneurship

and Development Institute (GEDI) zu

erwähnen. Der Index wird seit 2011 eben-

falls jährlich veröff entlicht, dabei werden

für den GEI keine Primärdaten erhoben.

Einen wichtigen Teil der verarbeiteten und

verwendeten Sekundärquellen bilden dabei

die Daten des GEM.

Im Vergleich zu den beschriebenen Daten-

sätzen besitzt der GEM etliche Alleinstel-

lungsmerkmale. Zuerst sei die international

und intertemporal standardisierte Bevöl-

kerungsbefragung genannt. Diese erlaubt

es, für eine Vielzahl verschiedener Länder

mit unterschiedlichem Entwicklungsstand

Gründungsaktivitäten zu vergleichen. Es

gibt keine zweite Datenbank mit einer

solch globalen Spannweite an vergleichba-

ren Daten mit hoher Qualität.

Ergänzend zu Gründungsaktivitäten

werden vom GEM auch Gründungsein-

stellungen und –motivationen erhoben.

Durch die repräsentative Stichprobe der

Gesamtbevölkerung zu Gründungseinstel-

lungen und -motivationen von Individuen

lassen sich sowohl Rückschlüsse auf die

Gründungskultur verschiedener Länder als

auch Vergleiche zwischen Ländergruppen

mit ähnlichem Entwicklungsstand ziehen.

Die einzige Datenquelle, die ebenfalls

Informationen zu Gründungsaktivitäten

und -einstellungen über mehrere Länder-

allerdings nur in Europa und in größeren

als jährlichen Erhebungsintervallen –

beinhaltet, ist das Flash-Eurobarometer der

Europäischen Kommission (vgl. Europäi-

sche Kommission 2013). Eine besondere

komparative Stärke der GEM-Daten ist die

Abbildung von Unternehmensgründungen

als Prozess. Es werden zwar keine echten

Paneldaten zu einzelnen Gründern erho-

ben, aber es existieren im GEM separate

Maßzahlen für die Vorgründungs-, die

Gründungs- und die Nachgründungsphase,

sodass der Gründungsprozess über diese

verschiedenen Phasen verfolgt und vergli-

chen werden kann.

Page 29: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

29Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich

www.gemconsortium.org

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Brixy, U.; Sternberg, R.; Vorderwülbecke, A. (2013): Unternehmensgründungen durch Migranten. Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt-

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Europäische Kommission (2013): Entrepreneurship in the EU and beyond. Flash Eurobaromenter 354 Report.

Hagen, T.; Metzger, G.; Ullrich, K. (2012): KfW-Gründungsmonitor 2012: Boom auf dem Arbeitsmarkt dämpft Gründungsaktivität. Jähr-

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Leifels, A. (2017): Migranten gründen häufi ger und größer: mehr Wochenstunden, mehr Angestellte. KfW Research, Fokus Volkswirt-

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Porter, M.; Sachs, J.; McArthur, J. (2002): Executive Summary: Competitiveness and Stages of Economic Development. In: Porter, M.;

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Reynolds, P.D.; Bosma, N.; Autio, E.; Hunt, S.; De Bono, N.; Servais, I.; Lopez-Garcia, P.; Chin, N. (2005): Global Entrepreneurship

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Schwab, K.; Sala-i-Martin, X. (2016): The Global Competitiveness Report 2016-2017. Genf: World Economic Forum.

Wyrwich, M.; Stützer, M.; Sternberg, R. (2016): Entrepreneurial role models, fear of failure, and institutional approval of entrepreneur-

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Page 30: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

30 GEM-Länderbericht Deutschland 2016

GEM-PublikationenGEM-Länderberichte Deutschland

Jedes GEM-Mitgliedsland publiziert die

neuesten GEM-Ergebnisse einmal jährlich

in einem länderspezifi schen Bericht. Die

Länderberichte des betreff enden Referenz-

jahres erscheinen stets nach dem Global

Report (siehe mittlere Spalte). Deutschland

ist seit dem Start des GEM im Jahr 1999

Mitglied dieses weltweit größten Grün-

dungsforschungsverbundes. Das deutsche

GEM-Länderteam hat seitdem jährlich

einen GEM-Länderbericht publiziert (außer

2007). Die bibliographischen Angaben der

jüngsten Länderberichte zu den Berichts-

jahren 2013, 2014 und 2015 lauten:

Sternberg, R., Vorderwülbecke, A., Brixy, U. (2014): Global Entrepreneurship

Monitor. Länderbericht Deutschland 2013.

Hannover: Institut für Wirtschafts- und

Kulturgeographie, Leibniz Universität

Hannover.

Sternberg, R., Vorderwülbecke, A., Brixy, U. (2015): Global Entrepreneurship

Monitor. Länderbericht Deutschland 2014.

Hannover: Institut für Wirtschafts- und

Kulturgeographie, Leibniz Universität

Hannover.

Sternberg, R.; von Bloh, J., A.; Brixy, U. (2016): Global Entrepreneurship Monitor

(GEM). Länderbericht Deutschland 2015.

Hannover: Institut für Wirtschafts- und

Kulturgeographie, Universität Hannover,

Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und

Berufsforschung der Bundesagentur für

Arbeit (IAB).

Sämtliche deutschen Länderberichte

seit 1999 stehen als PDF-Download zur

Verfügung: www.wigeo.uni-hannover.de/

gem.html

GEM Global Reports

Im Januar jeden Jahres erscheint ein Global

Report zum GEM, der von einem jährlich

wechselnden internationalen Forscherteam

geschrieben und von der Global Entre-

preneurship Research Association (GERA)

herausgegeben wird. Im Unterschied zu

den Länderberichten, die die Spezifi ka

der einzelnen Länder in den Mittelpunkt

stellen, gibt der Global Report einen Über-

blick über die neuesten Daten zu allen im

jeweiligen Jahr am GEM partizipierenden

Staaten. Die bibliographischen Angaben zu

den jüngsten drei Global Reports lauten:

Singer, S.; Amorós, J.E.; Arreola, D.M. (2015): Global Entrepreneurship Monitor

2014 Global Report. Babson Park, MA: Bab-

son College, Santiago de Chile: Universidad

del Desarollo, Kuala Lumpur: Universiti

Tun Abdul Razak, Monterrey: Tecnológico

de Monterrey, London: London Business

School.

Kelly, D.; Singer, S.; Harrington, M. (2016): Global Entrepreneurship Monitor

2015/16 Global Report. Babson Park, MA:

Babson College, Santiago, Chile: Universi-

dad del Desarrollo, Kuala Lumpur, Malay-

sia: Universiti Tun Abdul Razak, Mexico:

Tecnológico de Monterrey, London, United

Kingdom: London Business School.

Global Entrepreneurship Research Association (GERA) (2017): Global

Entrepreneurship Monitor 2016/17 Global

Report. Babson Park, MA: Babson College,

Santiago, Chile: Universidad del Desarrollo,

Kuala Lumpur, Malaysia: Universiti Tun

Abdul Razak, Mexico: Tecnológico de Mon-

terrey, London, United Kingdom: London

Business School.

Sämtliche Global Reports seit 1999 stehen

als PDF-Download zur Verfügung: www.

gemconsortium.org

Artikel in SSCI gerankten Zeitschriften

Ein wichtiges Ziel des GEM-Projekts ist die

Verbreitung der auf GEM-Daten basie-

renden Forschungsergebnisse in interna-

tionalen wissenschaftlichen Zeitschriften

mit professionellem Reviewprozess und

hoher Reputation in der Entrepreneurship-

Community.

Exemplarisch genannt seien fünf Artikel

der letzten zwei Jahre, die in im SSCI

gerankten Zeitschriften erschienen sind

und von Mitgliedern der GEM-Länderteams

oder anderen Autoren verfasst wurden.

Blume-Kohout, M. E. (2016): Why are

some foreign-born workers more entrepre-

neurial than others? Journal of Technology

Transfer, 41 (6), 1327-1353.

Estrin, S.; Mickiewicz, T.; Stephan, U. (2016): Human capital in social and

commercial entrepreneurship. Journal of

Business Venturing, 31 (4), 449-467.

Schott, T.; Jensen, K. W. (2016): Firms‘

innovation benefi ting from networking and

institutional support: A global analysis of

national and fi rm eff ects. Research Policy,

45 (6), 1233-1246.

Wyrwich, M.; Stützer, M.; Sternberg, R. (2016): Entrepreneurial role models, fear

of failure, and institutional approval of

entrepreneurship: a tale of two regions.

Small Business Economics 46(3), 467-492.

DOI: 10.1007/s11187-015-9695-4.

Hechavarria, D. M.; Terjesen, S. A.; Ingram, A. E.; et al. (2017): Taking care of

business: the impact of culture and gender

on entrepreneurs‘ blended value creation

goals. Small Business Economics, 48 (1),

225-257.

www.wigeo.uni-hannover.de/gem.html www.gemconsortium.org

Page 31: Global Entrepreneurship Monitor - Wirtschaftsgeographie · PDF fileDie Autoren des GEM-Länderberichts Deutschland Rolf Sternberg Leiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn

31Unternehmensgründungen im weltweiten Vergleich

Am GEM beteiligte Länder im Jahre 2016 und Fallzahlen beider ErhebungenStaaten Bevölkerungs-

befragungExperten-befragung

Staaten Bevölkerungs-befragung

Experten-befragung

Faktorbasierte Länder Slowakei 2.000 36

Burkina Faso 2.325 39 Südafrika 2.862 52

Indien 3.400 72 Thailand 2.693 36

Iran 3.295 36 Türkei 2.411 36

Kamerun 2.413 228 Ungarn 2.011 36

Kasachstan 2.086 37 Uruquay 1.615 36

Russland 2.007 36

Innovationsbasierte LänderEffi zienzbasierte Länder Australien 1.593 38

Ägypten 2.528 47 Deutschland 3.944 53

Argentinien 1.679 37 Estland 1.993 39

Belize 2.267 36 Finnland 2.018 36

Brasilien 2.000 93 Frankreich 1.541 37

Bulgarien 2.000 36 Griechenland 2.000 36

Chile 7.961 40 Hongkong 1.783 39

China 3.513 36 Irland 2.004 36

Ekuador 1.841 36 Israel 2.516 36

El Salvador 1.753 9 Italien 2.045 36

Georgien 1.579 36 Kanada 1.767 44

Guatemala 2.219 36 Katar 2.980 41

Indonesien 3.464 36 Luxemburg 2.024 36

Jamaika 2.020 37 Niederlande 1.768 39

Jordanien 1.830 36 Österreich 4.581 40

Kolumbien 2.069 42 Portugal 2003 39

Kroatien 2.000 40 Puerto Rico 1.998 36

Lettland 1.625 36 Schweden 3.663 50

Libanon 2.600 39 Schweiz 2.834 38

Malaysia 2.005 37 Slowenien 1.621 36

Marokko 2.005 94 Spanien 22.000 36

Mazedonien 1.991 40 Südkorea 2.000 78

Mexiko 5.111 36 Taiwan 2.000 36

Panama 2.015 38 USA 2.573 43

Peru 2.080 47 Vereinigte Arabische Emirate 2.011 36

Polen 1.623 36 Vereinigtes Königreich 8.224 23

Saudi Arabien 4.049 39 Zypern 2.001 36

Insgesamt 182.430 2.828

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Leibniz Universität HannoverInstitut für Wirtschafts- und KulturgeographieSchneiderberg 5030167 HannoverTelefon: +49-511-762-4496Telefax: +49-511-762-3051

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