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Versuch einer Begegnung Ludwig Rellstab Franz Schubert Anton Ruppert Wolfgang Mirlach Florian Appel Franz Leander Klee

Programmheft Versuch einer Begegnung · 2018-12-13 · Hier, wo der Flammen düstrer Schein, Ach, nur auf Waffen spielt, Hier fühlt die Brust sich ganz allein, Der Wehmut Träne

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Page 1: Programmheft Versuch einer Begegnung · 2018-12-13 · Hier, wo der Flammen düstrer Schein, Ach, nur auf Waffen spielt, Hier fühlt die Brust sich ganz allein, Der Wehmut Träne

Versuch einer Begegnung

Ludwig RellstabFranz Schubert Anton Ruppert

Wolfgang MirlachFlorian Appel

Franz Leander Klee

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Versuch einer Begegnung

Lieder und Klaviermusik von Franz Schubert und Anton Ruppert

Wolfgang Mirlach – Gesang, PercussionFlorian Appel – Klavier, Stimme, PercussionFranz Leander Klee – Klavier, Percussion

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Und wenn Rellstab nicht allein der Dichter wäre, sondern zugleich (ihm gleichend) ein brauchbarer Gegenstand? Flugs zur Hand genommen und mit ihm ausgeschritten: ins Unbekannte, Geahnte, urgründlich Verwandte. Ein Versuch mit/ohne Versuchung (stellte sich ein, hielt Ausschau).

Versuch einer Begegnung. Versucht sein sich/einander zu begegnen; schrittweise, annäherungsweise – Seit an Seit, vis á vis.Annäherungsweisen, in Morgenröten, abenddämmernd. Auf der Suche – nach? ! Daseinsweisen: nicht(s) unversucht lassen

Ich will meinen Rellstab tragen, gerne tragen, weiter tragen, forttragen – hin:fort. Rellsstabreimend Versuche wagen. Besucht, nicht gefunden. Gesuchte finden sich hörend, wi(e)derstehend. Wiederhall des Anklopfens. Da und dort. ! Schlangenlinienpfadig einander zugespielt.

Ton an Ton für Ton. Reihung, Reihe. Die Reiher, kreisend, über uns. ! Klanggesammel, Anklang. Aufsuche.

Resonanzbodenraunend die Eisengussplatte darüber beklopft. Bekloppt. Becken schlagen, tupfen, streiche(l)n. Triangelnd den Tod dreifaltig singsangen. Ihr Auge! Und meins? Versuch (Versuch ...) einer Begegnung. Die Begegnung (ver)suchend, Hand in Hand, überhand, unterhand. Behände Hände kreuzen, Wort an Wort für Wort, purzelnd, stürzend, überstürzend.

Stille dann und wann. Fährten legen, Irre gehen. Irre Fährten, Gefährten.Klangwärts schlendern, beiseite, an der Seite, beiderseits. Flauchend.

! ! ! ! Täglich, nächtlich. Noturnetten zwitschern wir, die Sterne an den Wurzeln bergen wir. Hin zu den Versuchen, Blick-Angesängen, getürmten Kaskadenliedern! Inne(ge)halten. Schon wieder. Schon nicht mehr. Weiser, Strassen, Wege.

In die Ferne weisen, ferne Weisen. Dort, drüben, hinterm Dorf. Beglückt! Wegeweise Suche, wegweisende Suche.

Sichtweise. V e B. Versuch von Begegnung. Versesuche, Tönesuche. Scherben über Scherben über Tonscherben. Rellstäbe schnitzen und dreinschlagen und zwinkern, und –.Hochangesehen. Tiefes b. Pedalschlag. Löffelklopfklopf. ! Herz klopfe! Herz töne! Herztöne .. Herzenstöne ...! ! ! ! !! ! ! Versuch einer Begegnung

FA! ! ! ! ! ! ! ! !

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PROGRAMMNOTIZ

Das Entdecken, Erarbeiten von Liedern Franz Peter Schuberts, mit Wolfgang Mirlach gepflegt seit gemeinsamen Schultagen bei den Regensburger Domspatzen, hat insbesondere den Wandererliederkreis „Winterreise“ zu einem steten Begleiter durch Jahre und Jahreszeiten werden lassen. Vom selben Dichter, Wilhelm Müller, stammen bereits die Texte, die Schubert im vorausgegangenen Liedzyklus, „Die schöne Müllerin“, vertont hat. Vergleichbarer Geschlossenheit entbehrt die vom Verleger Tobias Haslinger posthum zusammengestellte Liedgruppe mit dem Titel „Schwanengesang“. Unter dieser Überschrift sind letzte Lieder aus Schuberts Sterbejahr 1828 veröffentlicht. Neben dem Einzellied „Taubenpost“ sind das die beiden Gruppen auf Gedichte Ludwig Rellstabs und Heinrich Heines. Überlegungen hinsichtlich der Möglichkeit beide Gruppen unabhängig voneinander aufzuführen, führten vor allem bei den Rellstabliedern zu der Frage, mit welchen anderen Liedern sie in einem Programm zusammengehen könnten. Im Frühjahr 2014 ließ sich der Münchner Komponist Anton Ruppert mit folgendem Gedankenspiel locken: in einem Steinbruch fielen ihm Scherben, einerseits mit den von Schubert bereits komponierten, andererseits unvertonten Rellstabversen in die Hände. Er möge sie nur zusammenklauben und nach Hause bringen, um sie, frei sichtend, mit eigenen Vertonungen und Zwischenmusiken zu neuer Einheit (Vielheit) zu fügen. So entstand dieser „Versuch einer Begegnung“. Neben den Rellstab-Liedern aus dem „Schwanengesang“ beinhaltet er die Schubert-Vertonungen „Herbst“ und „Lebensmut“ (fragmentarisch, von Ruppert fortgesetzt).

Seit 2008 entstehen, gemeinsam mit Franz Leander Klee entwickelt und dargeboten, Klavier- und Lesespiele unter dem Titel „nachts“. Texte und Klaviermusiken unterschiedlichster Autoren und Komponisten verbinden sich innerhalb dieses Rahmens zu kammerspielartiger Szenerie. Für „nachts (vier)“ schrieb Anton Ruppert u.a. 5 Noturnetten für Klavier zu vier Händen. Sie bilden, zusammen mit einer vierhändigen Schubert-Ouvertüre, den Beginn unserer Programmfolge.

Florian Appel

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PROGRAMMFOLGE

Franz Schubert (1797 - 1828)

Anton Ruppert (*1936)

Franz Schubert / Anton Ruppert

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Versuch einer Begegnung (2014)!! für Bariton und Klavier!!! I! Liebesbotschaft S! II! Kriegers Ahnung S! III! Hirtenlied R! IVa! Lebensmut S! IVb! Lebensmut R! V! Herbst S! VI ! Interludium R! VII! Frühlingssehnsucht S! VIII! Interludium R! IX! Ständchen S! X! Auf dem Strom R! XI! Aufenthalt S! XII! Ihr Auge R! XIII! In der Ferne S! XIV! Abschied S! !

! ! ! ! ! ! S = Schubert R = Ruppert

!

Ouvertüre in F-Dur, D 675 (~1819)! für Klavier zu vier Händen

5 Noturnetten (2015)!! für Klavier zu vier Händen

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I Liebesbotschaft

Rauschendes Bächlein,So silbern und hell,Eilst zur GeliebtenSo munter und schnell?Ach, trautes Bächlein,Mein Bote sei du;Bringe die GrüßeDes Fernen ihr zu.

All ihre Blumen,Im Garten gepflegt,Die sie so lieblichAm Busen trägt,Und ihre RosenIn purpurner Glut,Bächlein, erquickeMit kühlender Flut.

Wenn sie am Ufer,In Träume versenkt,Meiner gedenkendDas Köpfchen hängt;Tröste die SüßeMit freundlichem Blick,Denn der GeliebteKehrt bald zurück.

Neigt sich die SonneMit rötlichem Schein,Wiege das LiebchenIn Schlummer ein,Rausche sie murmelndIn süße Ruh,Flüstre ihr TräumeDer Liebe zu.

II Kriegers Ahnung

In tiefer Ruh liegt um mich herDer Waffenbrüder Kreis.Mir ist das Herz so bang und schwer,Von Sehnsucht mir so heiß.

Wie hab ich oft so süß geträumtAn ihrem Busen warm,Wie freundlich schien des Herdes Glut,Lag sie in meinem Arm.

Hier, wo der Flammen düstrer Schein,Ach, nur auf Waffen spielt,Hier fühlt die Brust sich ganz allein,Der Wehmut Träne quillt.

Herz, dass der Trost dich nicht verlässt,Es ruft noch manche Schlacht. –Bald ruh ich wohl und schlafe fest,Herzliebste – gute Nacht!

sämtliche Gedichte von Ludwig Rellstab (1799 - 1860)

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III Hirtenlied

Hier oben, auf einsamen Höhen,Umflossen von Himmelsblau,von säuselnder Lüfte Wehen,Hier ruh ich auf blumiger Au.

Rings lagern die Lämmer im Grünen,Es tönet der Klang der Schalmei,Von glänzender Sonne beschienen,Ziehn wandernde Vögel vorbei!

Ihr flieget hinaus in die Ferne,Weit in die unendliche Welt!Ich weile hier oben so gerne,Nah unter dem blauen Gezelt!

Von den Menschen dort unten geschieden,Von Sorgen und Unmut und Schmerz,Erfüllt sich mit seligem FriedenHir oben das ruhige Herz!

So web sich aus seligen Tagen,Still gleitend der Lebenslauf,Die stürmischen Wellen, sie schlagenNicht bis hier oben hinauf!

Fromm weidet die silberne HerdeIm grünen, blumigen Land,Verworrenes Trübsal der ErdeBerührt nicht den heiligen Strand!

IV Lebensmut

Fröhlicher LebensmutBraust in dem raschen Blut,Sprudelnd und silberhellRauschet der Lebensquell.Doch eh die Stunde flieht,Ehe der Geist verglüht,Schöpft aus der klaren FlutFröhlichen Lebensmut.

[Mutigen Sprung gewagt;Nimmer gewinnt, wer zagt;Schnell ist das Wechselglück,Dein ist der Augenblick.Wer keinen Sprung versucht,Bricht keine süße Frucht.Auf! Wer das Glück erjagt,Mutigen Sprung gewagt.

Mutig umarmt den Tod!Trifft Euch sein Machtgebot.Nehmt Euer volles Glas,Stoßt an sein Stundenglas;Des Todes BrüderschaftÖffnet des Lebens Haft.Neu glänzt ein Morgenrot:Mutig umarmt den Tod!]

Strophen 2 und 3 nicht vertont, Ruppert führt den Text der 1. Strophedekonstruierend fort

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V Herbst

Es rauschen die WindeSo herbstlich und kalt,Verödet die Fluren,Entblättert der Wald,Ihr blumigen Auen,Du sonniges Grün,So welken die BlütenDes Lebens dahin.

Es ziehen die WolkenSo finster und grau,Verschwunden die SterneAm himmlischen Blau.Ach, wie die GestirneAm Himmel entfliehn,So sinket die HoffnungDes Lebens dahin!

Ihr Tage des LenzesMit Rosen geschmückt,Wo ich den GeliebtenAns Herze gedrückt!Kalt über den HügelRauscht, Winde, dahin –So sterben die RosenDer Liebe dahin!

VI Interludium (instrumental)

VII Frühlingssehnsucht

Säuselnde Lüfte wehend so mildBlumiger Düfte atmend erfüllt!Wie haucht ihr mich wonnig begrüßend an!Wie habt ihr dem pochenden Herzen getan?Es möchte euch folgen auf luftiger Bahn!Wohin?

Bächlein, so munter, rauschend zumal,Wollen hinunter silbern ins Tal.Die schwebende Welle, dort eilt sie dahin!Tief spiegeln sich Fluren und Himmel darin.Was ziehst du mich, sehnend verlangender Sinn,Hinab?

Grüßender Sonne spielendes Gold,Hoffende Wonne bringest du hold!Wie labt mich dein selig begrüßendes Bild!Es lächelt am tiefblauen Himmel so mildUnd hat mir das Auge mit Tränen gefüllt!Warum?

Grünend umkränzet Wälder und Höh!Schimmernd erglänzet Blütenschnee!So dränget sich alles zum bräutlichen Licht,Es schwellen die Keime, die Knospe bricht,Sie haben gefunden, was ihnen gebricht,Und du?

Rastloses Sehnen! Wünschendes Herz,Immer nur Tränen, Klage und Schmerz?Auch ich bin mir schwellender Triebe bewußt!Wer stillet mir endlich die drängende Lust?Nur du befreist den Lenz in der Brust,Nur du!

VIII Interludium (instrumental)

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IX Ständchen

Leise flehen meine LiederDurch die Nacht zu dir,In den stillen Hain hernieder,Liebchen, komm zu mir!

Flüsternd schlanke Wipfel rauschenIn des Mondes Licht,Des Verräters feindlich LauschenFürchte, Holde, nicht.

Hörst die Nachtigallen schlagen?Ach, sie flehen dich,Mit der Töne süßen KlagenFlehen sie für mich.

Sie verstehn des Busens Sehnen,Kennen Liebesschmerz,Rühren mit den SilbertönenJedes weiche Herz.

Lass auch dir die Brust bewegen,Liebchen, höre mich!Bebend harr ich dir entgegen!Komm, beglücke mich!

X Auf dem Strom

Nimm die letzten Abschiedsküsse,Und die wehenden, die Grüße,Die ich noch ans Ufer sende,Eh dein Fuß sich scheidend wende!Schon wird von des Stromes WogenRasch der Nachen fortgezogen,Doch den tränendunklen BlickZieht die Sehnsucht stets zurück!

Und so trägt mich denn die WelleFort mit unerflehter Schnelle.Ach, schon ist die Flur verschwunden,Wo ich selig Sie gefunden!Ewig hin, ihr Wonnetage!Hoffnungsleer verhallt die KlageUm das schöne Heimatland,Wo ich ihre Liebe fand.

Sieh, wie flieht der Strand vorüber,Und wie drängt es mich hinüber,Zieht mit unnennbaren Banden,An der Hütte dort zu landen,In der Laube dort zu weilen;Doch des Stromes Wellen eilenWeiter ohne Rast und Ruh,Führen mich dem Weltmeer zu!

Ach, vor jener dunklen Wüste,Fern von jeder heitern Küste,Wo kein Eiland zu erschauen,O, wie faßt mich zitternd Grauen!Wehmutstränen sanft zu bringen,Kann kein Lied vom Ufer dringen;Nur der Sturm weht kalt daherDurch das grau gehobne Meer!

Kann des Auges sehnend SchweifenKeine Ufer mehr ergreifen,Nun so schau ich zu den SternenAuf in jenen heilgen Fernen!Ach, bei ihrem milden ScheineNannt ich sie zuerst die Meine;Dort vielleicht, o tröstend Glück!Dort begegn’ ich ihrem Blick.

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XI Aufenthalt

Rauschender Strom,Brausender Wald,Starrender FelsMein Aufenthalt.

Wie sich die WelleAn Welle reiht,Fließen die TränenMir ewig erneut.

Hoch in den KronenWogend sich’s regt,So unaufhörlichMein Herze schlägt.

Und wie des FelsensUraltes Erz,Ewig derselbeBleibet mein Schmerz.

Rauschender Strom,Brausender Wald,Starrender FelsMein Aufenthalt.

XII Ihr Auge

Nimm einen Strahl der Sonne, vom Abendstern das Licht,Die Feuerglut des Aetna, die aus der Lava bricht -Du hast, was mich erhellt und mich erwärmt und mich verklärt, -Und was mein innres Leben bis in den Tod verzehrt!

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XIII In der Ferne

Wehe dem Fliehenden,Welt hinaus Ziehenden! –Fremde durchmessenden,Heimat vergessenden,Mutterhaus hassenden,Freunde verlassendenFolget kein Segen, ach,Auf ihren Wegen nach!

Herze! das sehnende,Auge, das tränende,Sehnsucht, nie endende,Heimwärts sich wendende,Busen, der wallende,Klage, verhallende,Abendstern, blinkender,Hoffnungslos sinkender!

Lüfte, ihr säuselnden,Wellen sanft kräuselnden,Sonnenstrahl, eilender,Nirgend verweilender:Die mir mit Schmerze, ach!Dies treue Herze brach,Grüßt von dem Fliehenden,Welt hinaus Ziehenden!

XIV Abschied

Ade! du muntre, du fröhliche Stadt, ade!Schon scharret mein Rösslein mit lustigem Fuß,Jetzt nimm noch den letzten, den scheidenden Gruß,Du hast mich wohl niemals noch traurig gesehn,So kann es auch jetzt nicht beim Abschied geschehn,Ade!

Ade! ihr Bäume, ihr Gärten so grün, ade! Nun reit ich am silbernen Strome entlang.Weit schallend ertönet mein Abschiedsgesang,Nie habt ihr ein trauriges Lied gehört,So wird euch auch keines beim Scheiden beschert,Ade!

Ade! ihr freundlichen Mägdlein dort, ade!Was schaut ihr aus blumenumduftetem HausMit schelmischen, lockenden Blicken heraus!Wie sonst, so grüß ich und schaue mich um,Doch nimmer wend ich mein Rößlein um,Ade!

Ade! liebe Sonne, so gehst du zur Ruh! Ade!Nun schimmert der blinkenden Sterne Gold,Wie bin ich euch Sternlein am Himmel so hold,Durchziehn wir die Welt auch weit und breit,Ihr gebt überall uns das treue Geleit,Ade!

Ade! du schimmerndes Fensterlein hell, ade!Du glänzest so traulich mit dämmerndem ScheinUnd ladest so freundlich ins Hüttchen uns ein.Vorüber, ach, ritt ich so manches Mal,Und wär es denn heute zum letzten Mal,Ade!

Ade, ihr Sterne, verhüllet euch grau! Ade!Des Fensterlein trübes, verschimmerndes LichtErsetzt ihr unzähligen Sterne mir nicht,Darf ich hier nicht weilen, muß hier vorbei,Was hilft es, folgt ihr mir noch so treu,Ade!

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WOLFGANG MIRLACHgeboren in Kelheim / Donau, sang bei den Regensburger Domspatzen. Er studierte Gesang an der Musikhochschule München bei Hanno Blaschke, Donald Sulzen und Andrej Kucharský & Schauspiel an der UdK Berlin.Engagements führten ihn u.a. als Papageno in: Die Zauberflöte an die Kraevaya Philharmonie Wladiwostok, als Roman Cycowski in: Die Comedian Harmonists an das Stadttheater Bremerhaven; sowie an das Zimmertheater Tübingen und das Berliner Ensemble. In Inszenierungen u.a. von Barrie Kosky, Robert Wilson und Alfred Kirchner. Unter musikalischer Leitung von Ton Koopmann, Georg Ratzinger, Andreas Spering u.a. In Vokalensembles: u.a. Vocalconsort Berlin in: Moses und Aron - Komische Oper Berlin, Die Singphoniker, Comedian Harmonists Today. In Lied-Duos mit Florian Appel: Winterreise, Über meiner Mütze nur die Sterne, Watchman!. Mit Akane Kubo: Die Schöne Müllerin.

FLORIAN APPELin München geboren, studierte dort zunächst Philosophie, später Dirigieren und Liedgestaltung. Künstlerische Arbeiten verbinden den Acteur musicale unter anderem mit der MusikTheaterWerkstatt Frankfurt, der Deutschen Oper am Rhein, der Oper Leipzig, der Vlaamse Opera Antwerpen, dem Festspielhaus Neuschwanstein, dem Stadt-theater Bern, dem Theaterhaus Gessnerallee Zürich, den Théâtres de la ville de Luxembourg, dem Theater Osnabrück, dem Stadttheater Bremerhaven und dem Deutschen Theater Berlin.

FRANZ LEANDER KLEE wurde in Zams (Tirol) geboren und erhielt erste musikalisch prägende Eindrücke als Mitglied im Kinderchor der Oper Frankfurt. Unterricht bei Eike Wernhard, Claus Kühnl und Volkmar Olbrich in den Fächern Klavier, Komposition und Dirigieren setzten seine Studien fort. Noch während seiner Studienzeit gründete er „...Dein Hackfleisch“, einen Zusammenschluss von Komponisten, Instrumentalisten, Schauspielern und Literaten zur Realisation von Stücken im Bereich des experimentellen Musiktheaters. Die Dichterin Brigitte Bee und der bildende Künstler Wolfgang Klee sind in diesem Zusammenhang als wichtige Förderer und Impulsgeber zu nennen.Seit 2009 firmiert die Gruppe unter dem Namen MusikTheaterWerkstatt Frankfurt. Franz Klee war als Korrepetitor und Kapellmeister an den Opernhäusern Düsseldorf und Bern engagiert. Seit 2006 arbeitet er freischaffend als Begleiter, Korrepetitor, Komponist und Bühnendarsteller. Stationen seit dieser Zeit waren das Deutsche Theater Berlin, Bad Reichenhaller Philharmoniker, Théâtres de la ville Luxembourg, Konzerthaus Gasteig München, Schloßkonzerte Thun, Bouffes du Nord Paris, Vlaamse Opera Antwerpen. Darüberhinaus ist er Lehrbeauftragter für Korrepetition an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf.

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