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Projektbericht: Gesundheitsmonitoring Rind RLP - Stärkung der Tiergesundheit
Die Gesunderhaltung von Milchkühen ist eine wesentliche Grundvoraussetzung für den
wirtschaftlichen Erfolg von Milchviehbetrieben. So ist der Zusammenhang zwischen
Gesundheit, Wirtschaftlichkeit, Langlebigkeit, Produktivität und Effizienz in den letzten Jahren
immer mehr in den Focus gerückt (Egger-Danner et al., 2012).
In den skandinavischen Ländern werden Gesundheitsdaten bereits seit den 1970er Jahren für
Herdenmanagement und Zucht genutzt, was Berichten zufolge zu einem verbesserten
Gesundheitsstatus der Tiere geführt hat.
Neben einigen anderen Bundesländern hat auch Rheinland-Pfalz diese Thematik aufgegriffen
und nach dem skandinavischen Vorbild das Projekt Gesundheitsmonitoring Rind (GM Rind
RLP) ins Leben gerufen.
Ziel war es, die Tiergesundheit und Nutzungsdauer der rheinland-pfälzischen Milchkühe zu
verbessern. Damit einhergehend sollte auch das Herdenmanagement optimiert werden.
Langfristiges Ziel war auch die Schätzung von Gesundheitszuchtwerten und die
Implementierung dieser in die offizielle Zuchtwertschätzung der Milchrasse Holstein. Dazu
wurde gemeinsam mit verschiedenen Projektpartnern1 ein System zur Erfassung und
Auswertung von Gesundheitsdaten von Milchkühen aufgebaut.
Die Grundlage bildeten dabei die medizinischen Befunde und die von Tierärzten gestellten
Erstdiagnosen, die durch teilnehmende Projektbetriebe erfasst wurden sowie Beobachtungen
der Landwirte. Anhand der Dokumentation konnten Maßnahmen ergriffen werden, die die
Nutzungsdauer und Lebensleistung der Milchkühe erhöhen. Das dadurch verbesserte
Herdenmanagement und die Züchtung auf Gesundheitsmerkmale tragen zu einer
Verbesserung des Status der Tierhaltung in den Bereichen Tiergesundheit, Tierschutz,
Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz bei.
1 Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW), Landeskontrollverband Rheinland-Pfalz-Saar e.V. (LKV), Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR), Rinder- Union West e.G. (RUW),Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Rindergesundheitsdienst des Landesuntersuchungsamtes (RGD), Landestierärztekammer Rheinland- Pfalz (LTK) und Tierseuchenkasse Rheinland- Pfalz (TSK).
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Hintergrund und Ziele des Projektes Aus betriebswirtschaftlicher und ethischer Sicht ist es für Milchviehbetriebe von
entscheidender Bedeutung, die Tiergesundheit auf das höchste Maß zu steigern.
Im Durchschnitt erreichen rheinland-pfälzische Milchviehbetriebe eine Nutzungsdauer von 2,7
Laktationen. Das Leistungspotential der folgenden Laktationen wird also im Regelfall nicht
abgerufen. Neben den direkten Kosten einer Krankheitsbehandlung schränken auch
Folgekosten wie z. B. geringere Milchleistung, schlechtere Milchqualität und höhere
Remontierungskosten die Wirtschaftlichkeit der Betriebe ein (LKV, 2013).
Die Tiergesundheit ist somit einer der zentralen Faktoren für eine erfolgreiche
Milchviehhaltung. Hier setzt das Gesundheitsmonitoring an. Nicht zuletzt soll damit auch das
Herdenmanagement optimiert werden.
Mit dem Projekt wurden folgende Ziele verfolgt:
• Verbesserung der Tiergesundheit
• Erhöhung der Nutzungsdauer
• Optimierung des Herdenmanagements
• Reduzierung von Tierabgängen
• Verbesserung der Wirtschaftlichkeit
• Zucht auf Gesundheitsmerkmale/robuste und vitale Tiere
Gefördert wurde das Projekt durch das Land Rheinland-Pfalz.
Projektbetriebe In der Projektlaufzeit von 2013 bis 2018 nahmen insgesamt 120 Betriebe an dem Projekt teil.
In der Zeit von Juli bis November 2013 wurde das System auf sechs Testbetrieben erprobt. In
diesem Testlauf sollte festgestellt werden, ob die Dateneingabe und Datenauswertung sowie
die Weiterleitung an die Betriebe reibungslos funktioniert, oder ob noch Verbesserungen vor-
genommen werden müssen. Diese Testphase sollte als Vorbereitung für die Pilotphase
dienen.
Im Oktober starteten dann 49 Milchviehbetriebe in die Pilotphase. In den folgenden Jahren
konnten weitere Projektbetriebe geworben werden.
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Tabelle 1: Entwicklung der Anzahl der Projektbetriebe
Jahr 2013 2014 2015 2016 2017 2018
Projektbetriebe 49 48 48 68 94 85
Analog zur Betriebsdichte konzentrierten sich die Projektbetriebe zum größten Teil im
Landkreis Bitburg-Prüm. Die Beratung und Betreuung der 5 saarländischen Betriebe, die sich
dem Gesundheitsmonitoring angeschlossen haben, wurden durch den LKV sichergestellt.
Horizontale Betriebsvergleiche in den Auswertungen und Dokumentationen des Projekts (z.B.
Gesundheitsbericht) wurden länderübergreifend für Rheinland-Pfalz und das Saarland
dargestellt, da sich dadurch die Anzahl der Betriebe insgesamt erhöhte und eine bessere
Vergleichbarkeit gegeben war.
Herdengröße
Der größte Anteil der Projektbetriebe hielt zwischen 50 und 200 Kühen (Abbildung 1)
Abbildung 1: Anzahl Betriebe in Betriebsgrößenklassen im Zeitverlauf
Die durchschnittliche 305-Tage-Milchleistung der Projektbetriebe wurde aus den
Milchleistungen zum jeweiligen Projektstart der einzelnen Betriebe berechnet. Die
durchschnittliche 305-Tage-Leistung der Betriebe lag bei 8.757 kg Milch. Gemessen an der
Milchleistung ist die Tendenz zu erkennen, dass sich Betriebe mit einer im Vergleich bereits
hohen Milchleistung weiter verbessern möchten.
0102030405060708090
100
Anza
hl B
etrie
be
Quartale
>200 Kühe 100-199 Kühe 50-99 Kühe 25-49 Kühe 1-24 Kühe
4
Zu Beginn des Projektes lag die Nutzungsdauer der Abgangskühe in allen MLP-Betrieben in
RLP bei 3,0 Jahren (LKV, 2012). Das bedeutet, dass die Kühe im Durchschnitt mit 5,4 Jahren
die Herde verlassen. Die Kosten der Bestandsergänzungen lagen bei 6,7 ct/kg Milch bzw. 576
€/Kuh (Rinderreport, 2011). Durch eine längere Nutzungsdauer und Verbesserung der
Tiergesundheit besteht also auch ein erhebliches Potential zur Senkung der
Produktionskosten in den Betrieben. Die durchschnittliche Nutzungsdauer der Abgangskühe
der am Projekt teilnehmenden Betriebe zu Projektbeginn wurde anhand der MLP
Jahresabschlüsse ermittelt. Die durchschnittliche Nutzungsdauer zu Projektbeginn beträgt
demnach 3,1 Jahre.
Erwartungen und Ziele der Projektbetriebe Zu Beginn der Teilnahme am Projekt wurden die Erwartungen an das Projekt und die Ziele der
Projektteilnehmer erfasst. Mehrfachnennungen waren möglich. Die Landwirte erwarteten sich
von der Teilnahme am Projekt, dass Schwachstellen in der Tiergesundheit aufgedeckt werden,
um daraus Maßnahmen abzuleiten. Auf Herdenebene wollten die Tierhalter die Daten zur
besseren Übersicht (15%) sowie zur gesundheitlichen Betriebsanalyse (14%) nutzen und u.a.
Erkrankungen in Zeitverläufen nachvollziehen können. Der horizontale Betriebsvergleich war
11% der Teilnehmer wichtig. Die digitale Gesundheitsakte, die bei der kontinuierlichen
Erfassung von Gesundheitsdaten für jedes Tier entsteht, ist wichtig um das
Erkrankungsgeschehen einzelner Tiere besser analysieren zu können. (Abbildung 2).
Abbildung 2: Erwartungen der Teilnehmer an das Projekt zu Projektbeginn
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Neben den Erwartungen wurden die Projektteilnehmer auch nach den Bereichen gefragt, die
sie in naher Zukunft verbessern wollen. Neben den Erkrankungsgruppen Klauen/Gliedmaßen,
Eutergesundheit, Fruchtbarkeit (einschließlich Verbesserung im Bereich Frischabkalber),
Stoffwechselprobleme und Kälbererkrankungen, die bereits 74% ausmachen, wurden auch
alte Stallgebäude mit mangelndem Kuhkomfort und eine zu geringe Nutzungsdauer als
Problembereiche genannt (Abbildung 3).
Abbildung 3: Bereiche in der Milchviehhaltung, in denen die Betriebsleiter Verbesserungspotenzial sehen
6
Datenerfassungssystem für Gesundheitsdaten Gemeinsam mit verschiedenen Projektpartnern wurde nach dem Vorbild des Projektes G-Kuh
in Niedersachsen ein System zur Erfassung und Auswertung von Gesundheitsdaten von
Milchkühen in Rheinland-Pfalz aufgebaut. Die Aufzeichnung der Gesundheitsdaten obliegt
den Landwirten, die nach einem einheitlichen Diagnoseschlüssel die Erkrankungen ihrer Tiere
aufzeichnen und an den Landeskontrollverband Rheinland-Pfalz-Saar e.V. weiterleiten. Dieser
stellte zunächst hierfür eine zu diesem Zweck entwickelte Eingabe-Plattform (Webportal) im
Internet zur Verfügung.
Das Rechenzentrum der Vereinigten Informationssysteme Tierhaltung w.V. (vit) in Verden
bereitete die erfassten Gesundheitsdaten quartalsweise zu Gesundheitsberichten auf. Diese
Gesundheitsberichte konnten von den Landwirten für das Gesundheits- und
Herdenmanagement verwendet werden. So konnten mögliche Problembereiche oder -tiere
erkannt und durch prophylaktische Maßnahmen einer erneuten Erkrankung entgegengewirkt
werden.
Die Datenerfassung und Datenauswertung wurde im Projektverlauf mehrmals weiterentwickelt
und verbessert. So starteten die ersten Betriebe 2013 mit einem Erfassungsprotokoll, auf dem
die Befunde und Diagnosen handschriftlich dokumentiert wurden. Dieses Protokoll wurde dem
Projektteam per Fax übermittelt.
Im Jahr 2014 schaltete der LKV die Eingabemaske zur Erfassung der Gesundheitsdaten im
Webportal des LKV frei. Von da an war es den Betrieben möglich, die Gesundheitsdaten am
PC zu erfassen und über das Webportal an den LKV zu liefern. Viele Betriebsleiter nutzten
dennoch das Erfassungsprotokoll um die Erkrankungen zu notieren. Einmal in der Woche/ im
Monat/ im Quartal wurden die Daten dann vom Erfassungsprotokoll in die Webanwendung
übertragen.
Seit Januar 2016 erhielten die Projektteilnehmer die Möglichkeit, die Anwendung NETRIND
MLP und die mobile Version NETRIND-mobil zu nutzen. 84 der 85 Projektbetriebe nutzen
seither NETRIND MLP und 39 Betriebe nutzen zusätzlich NETRIND mobil. Die Vorteile, die
insbesondere die mobile Version auf dem Smartphone mit sich bringt, erleichtert die Eingabe
von Diagnosen erheblich. So können z.B. Erkrankungen vor Ort im Stall erfasst werden.
Außerdem können alle erforderlichen Meldungen im HI- Tier über das Programm durchgeführt
werden. Somit entfällt das Anmelden in den verschiedenen Portalen und der zeitliche Aufwand
für die Landwirte reduziert sich erheblich. Eine ständige Verbindung des Smartphones zum
Internet ist nicht notwendig. Besteht bei der Eingabe von Diagnosedaten keine
Internetverbindung, werden die Daten temporär gespeichert. Sobald wieder ein Kontakt zum
Internet vorhanden ist, können die Daten an HI- Tier und an vit übermittelt werden.
7
Die Nutzer von Netrind mlp und Netrind mobil haben die Möglichkeit, Verbesserungs- und
Änderungsvorschläge für das Programm mitzuteilen. Einige der eingegangenen Vorschläge
wurden im Herdenmanagementprogramm bereits umgesetzt.
Die Zusammenarbeit zwischen dem Projektteam und den professionellen Klauenpflegern
wurde im Laufe des Projektes intensiviert. Die Klauenpfleger haben sich dazu bereit erklärt,
die von ihnen digital dokumentierten Daten an vit weiterzuleiten, sodass diese Daten den
Projektbetrieben zu weiteren Auswertungen zur Verfügung stehen.
Gesundheitsberichte für Landwirte, Tierärzte und Berater Die Gesundheitsberichte werden aus den Gesundheitsdaten erstellt, die die am Projekt
teilnehmenden Landwirte erfassen. Aufgearbeitet und ausgewertet werden die so
gesammelten Daten quartalsweise im Rechenzentrum der Vereinigten Informationssysteme
Tierhaltung w.V. (vit).
Das Projektteam erstellte 2013 die ersten Auswertungen in Excel. Darin waren die Anzahl der
Erkrankungen in den einzelnen Erkrankungsgruppen (Bewegungsapparat, Euter-
erkrankungen, Fortpflanzungsstörungen, Infektionen, Parasiten, Stoffwechselerkrankungen,
Sonstige, Symptome und Kälberkrankheiten) abgebildet. Weiterhin wurde jede Erkrankung
des Einzeltieres aufgeführt.
2014 erstellte vit nachträglich für 2013 die Gesundheitsberichte in PDF Format und gab Mitte
März auch für 2014 die ursprünglichen Gesundheitsberichte (1. Version) aus.
Im November 2014 fand ein neuer überarbeiteter Gesundheitsbericht (2. Version) Einzug in
die Praxis. Durch Grafiken und farbliche Hervorhebungen war die neue Version anschaulicher
und besser überschaubar als der vorherige Gesundheitsbericht. Nur zu den Einzeltieren gab
es in den Berichten keine Informationen mehr, da diese über das Webportal abrufbar sind.
Ideen für die Überarbeitung der Gesundheitsberichte stammten von den teilnehmenden
Landwirten sodass der Quartalbericht von den Projektteilnehmern gerne angenommen wurde.
Für das 4. Quartal 2015 konnten erneut Verbesserungen in der 2. Version des Quartals-
berichtes vorgenommen werden. Diese wurden vornehmlich in der Darstellung der Tieranteile
in den Erkrankungsgruppen vorgenommen. Diese Änderungen sind in Abbildung 4 abgebildet.
Eine weitere Neuauflage (3. Version) des Quartalsberichts wurde im vierten Quartal 2017
von vit herausgegeben (Abbildung 4).
8
Die quartalsweise an die Projekte versandten Gesundheitsberichte besprach das Projektteam
mit den Landwirten vor Ort auf den Betrieben. Auf Wunsch des Landwirtes nahmen an den
Besprechungen auch Tierärzte oder produktionstechnische Berater teil. So konnten Probleme
z.B. im Bereich Eutergesundheit oder im Bereich Klauengesundheit gemeinsam mit dem
Hoftierarzt oder mit dem Berater und dem Klauenpfleger aufgedeckt und verbessert werden.
Abbildung 4: Auszüge aus den Quartalsberichten, die im Laufe des Projektes mehrmals neu überarbeitet wurden
Ergebnisse
o Auswertung dokumentierter Gesundheits- und Leistungsdaten
Die Projektteilnehmer erhielten im Dezember 2018 einen individuellen
Projektabschlussbericht. In diesem wurden die in den Betrieben erfassten Gesundheitsdaten
über den gesamten Teilnahmezeitraum ausgewertet. Dabei wurden nur Betriebe in die
Auswertung einbezogen, die einige Kriterien der Diagnosehäufigkeit erfüllten, um eine
Vergleichbarkeit zwischen den Betrieben zu ermöglichen. Unter anderem wurde für jede
Diagnosekategorie (Erkrankungen im Bewegungsapparat, Eutererkrankungen,
Fortpflanzungsstörungen und Stoffwechselstörungen) der betriebseigenen Daten dem
Durchschnitt der Betriebe, welche die vorgegebenen Kriterien erfüllten, gegenübergestellt.
Auswertungen über alle Projektbetriebe hinweg werden untenstehend erläutert.
9
o Anteil Kühe mit Diagnose
Im Projektverlauf zeigte sich über alle Betriebe hinweg, dass die Projektbetriebe sehr gesunde
Herden halten. So stieg der Anteil der Kühe, für die keine Diagnosen mehr gestellt werden
mussten, von Beginn des Jahres 2018 bis zum dritten Quartal in 2018 auf 87,6%.
Abbildung 5: Anteil Kühe ohne Diagnosen im Projektverlauf
Von den erfassten Diagnosen wurden 53% im Bereich Bewegungsapparat gestellt.
Eutererkrankungen und Fruchtbarkeitsstörungen waren mit 22 und 14% die zweit- und
drittgrößten Erkrankungsbereiche (Abbildung 10). Die Abbildung 6 bis Abbildung 10 stellen die
Häufigkeitsverteilungen innerhalb der wichtigsten Diagnoseobergruppen dar.
Abbildung 6: Anteil der erfassten Erstdiagnosen in den verschiedenen Diagnosegruppen an allen erfassten Erstdiagnosen
0102030405060708090
100
3-18 2-18 1-18 4-17 3-17 2-17 1-17 4-16 3-16 2-16 1-16 4-15 3-15 2-15 1-15 4-14 3-14 2-14 1-14 4-13Ante
il Kü
he in
% d
er H
erde
im
Durc
hsch
nitt
Quartale
ohne Diagnosen
Bewegungsapparat53%
Euter22%
Reproduktion14%
Verdauung/Stoffwechsel7%
Atmungssystem2%
Sonst. Erkrankungen2%
10
Abbildung 7: Erkrankungen im Bewegungsapparat – Anteil einzelner Erkrankungen an allen Klauenerkrankungen
Abbildung 8: Eutererkrankungen– Anteil einzelner Eutererkrankungen an allen Eutererkrankungen
Dermatitis digitalis ; 29%
Ballenhornfäule; 14%Limax; 7%
Sohlengeschwür; 6%
Klauenrehe; 4%
Weiße-Linie-Defekt; 4%
Rusterholz'sches Sohlengeschwür;
3%
Zwischenklauenphlegmone3%
Weitere; 15%
Mastitis akut47%
Mastitis -ätiologisch
16%
E. coli5%
Mastitis subklinisch5%
Mastitis chronisch4%
Mastitis - deskriptiv3%
Sc. Uberis3%
Weitere17%
11
Abbildung 9: Fortpflanzungsstörungen– Anteil einzelner Fortpflanzungsstörungen an allen Erkrankungen im Bereich Fortpflanzungsstörungen
Abbildung 10: Stoffwechselerkrankungen – Anteil einzelner Stoffwechselerkrankungen an allen Stoffwechselerkrankungen
Ovarialzysten22%
Nachgeburtsverhaltung19%
Azyklie12%
Endometritis10%
Stillbrünstigkeit6%
Ovarielle Sterilität5%
E1 Endometritis4%
E2 Endometritis4%
Weitere18%
Milchfieber35%
Ketose24%
Labmagenverlagerung
10%
Verdauungsstörungen6%
Fremdkörpererkrankung5%
Durchfall5%
Pansenazidose4%
Erkrankungen von Haube und Pansen
4%
Weitere7%
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Aufgrund der im Projekt vorliegenden datenschutzrechtlichen Bestimmungen wird in
Folgendem nicht tiefer in die Auswertung der Diagnosedaten eingegangen.
o Leistungsdaten zu Projektbeginn und zu Projektende
Die Leistungsdaten, die in dieser Auswertung herangezogen wurden, stammen aus den
Jahresabschlüssen der Milchleistungsprüfungen der Projektbetriebe. In der Auswertung
wurden alle Betriebe berücksichtigt, die mindestens 12 Monate am Projekt teilgenommen
haben. Verglichen wurde die Jahresmilchleistung, 305-Tage-Leistung sowie die
Nutzungsdauer über die gesamte Projektlaufzeit.
Sowohl die Milchleistung pro Lebenstag als auch die 305 Tage Leistung bei den am Projekt
teilnehmenden Betrieben lag in 2018 höher als bei dem Durchschnitt aller MLP-Betriebe. Wie
in Abbildung 11 zu sehen ist, erreichten die Projektbetriebe eine um 1.353 kg Milch höhere
305 Tage Leistung als alle MLP- Betriebe. Die Leistungssteigerung innerhalb ihrer Herden
stieg um fast 300 kg Milch an. Das gleiche Bild zeigt sich bei der Lebensleistung (Abbildung
12). Mit 14,37 kg Milch erzielten die Projektbetriebe eine um 2,6 kg höhere Lebenstagsleistung
als alle MLP-Betriebe.
Abbildung 11: Vergleich der 305-Tage-Leistung der Projektbetriebe zu Projektbeginn und zu Projektende. Daneben das Mittel aller MLP-Betriebe in 2018
8775 9069
7716
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
9000
Projektbetriebe zuProjektbeginn
Projektbetriebe zuProjektende (2018)
MLP-Betriebe (2018)
305-
Tage
-Lei
stun
g in
kg
13
Abbildung 12: Durchschnittliche Lebenstagsleistung der Projektbetriebe im Vergleich zum Durchschnitt aller MLP-Betriebe
Die Nutzungsdauer ist ein wirtschaftlich wichtiges Merkmal in der Milchviehhaltung. Eine lange
Nutzungsdauer bringt eine anteilige Reduzierung der Aufzuchtkosten, das Ausnutzen des
Leistungsmaximums in der dritten und vierten Laktation und mehr Flexibilität für die Selektion
der Nachzucht. Dabei gilt es zu bedenken, dass die Ursachen für das Ausscheiden von Kühen
vielschichtig sind und vor allem das Ergebnis wirtschaftlicher Entscheidungen sein können. In
Zeiten von niedrigen Milch- und Jungkuhpreisen verbleiben Jungkühe häufiger im Bestand und
Kühe verlassen diesen früher.
Die Nutzungsdauer der Abgangstiere lag bei den Projektbetrieben zu Projektende in 2018
höher als bei Projektbeginn in 2013 (Abbildung 13). Sowohl die Projektbetriebe als auch alle
MLP- Betriebe konnten in der Projektlaufzeit ihre Nutzungsdauer steigern.
Abbildung 13: Nutzungsdauer der Abgangstiere der Projektbetriebe zu Projektbeginn, in 2018 sowie in MLP-Betrieben 2018
0
2
4
6
8
10
12
14
16
Projektbetriebe 2018 MLP-Betriebe 2018
Mkg
/Leb
enst
ag
3,14 3,21 3,10 3,16
0
1
1
2
2
3
3
4
Projektbetriebe zuProjektbeginn
Projektbetriebe 2018 MLP-Betriebe zuProjektbeginn
MLP-Betriebe 2018
Nut
zung
sdau
er d
er
Abga
ngst
iere
in Ja
hren
14
o Abgänge, Bestandsersatzrate und Merzungsrate
Die aus den Jahresabschlüssen von 2017 stammenden Abgangsgründe wurden für die am
Projekt teilnehmenden Betriebe und für alle Betriebe ermittelt, die an der Milchleistungsprüfung
(MLP) teilnehmen. Bei den MLP Betrieben sind die Projektbetriebe mit inbegriffen.
Projektbetriebe verkauften 10% mehr Tiere zur Zucht als alle MLP Betriebe. Dies könnte ein
Zeichen dafür sein, dass in den Projektbetrieben weniger Tiere aus gesundheitlichen Gründen
den Betrieb verlassen.
Abbildung 14: Die Abgangsgründe in 2018 von MLP-Betrieben und Projektbetrieben
Gleiches Bild zeigt sich bei Bestandsersatzrate und Merzungsrate (Abbildung 15). Die
Bestandsersatzrate, also die Anzahl der Kühe eines Jahreszeitraumes, die ein Betrieb
einsetzen müsste um alle abgegangenen Kühe zu ersetzen, ist im Vergleich zum
Projektbeginn gestiegen.
Abbildung 15: Bestandsersatzrate und Merzungsrate der Projektbetriebe zu Projektbeginn und in 2018 sowie Bestandsersatzrate und Merzungsrate der MLP-Betriebe in 2018
0
5
10
15
20
25
Abga
ngsg
ründ
e in
% MLP-BetriebeProjektbetriebe
05
1015202530354045
Bestandersatzrate Merzungsrate
in %
Projektbetriebe zu Projektbeginn
Projektbetriebe zu Projektende (2018)
MLP-Betriebe (2018)
15
Gesundheitsdaten als Grundlage für die Zuchtwertschätzung
Seit April 2019 werden Gesundheitszuchtwerte für die Bereiche Euter, Klauen, Fruchtbarkeit
und Stoffwechsel für die Rasse Holstein veröffentlicht. Die Diagnoseerfassung unserer
Gesundheitsmonitoring-Betriebe hat hierzu einen wertvollen Beitrag geleistet. Den
Rinderhaltern stehen damit weitere wertvolle Parameter für die Selektion auf eine verbesserte
Tiergesundheit zur Verfügung.
Für die Zuchtwertschätzung relevant sind insgesamt 13 Einzelmerkmale, die in folgende
Merkmalskomplexe zusammengefasst werden:
RZ Euterfit = Mastitis-Resistenz
RZ Klaue = Klauengesundheit
RZ Repro = Resistenz gegen Reproduktionsstörungen
RZ Metabol = Stoffwechsel-Stabilität
RZ Gesund = Gesamtzuchtwert, in dem alle 4 Merkmalskomplexe entsprechend ihrer
wirtschaftlichen Bedeutung gewichtet sind.
Ausgewertet wird für alle Merkmale die jeweilige Anzahl an Diagnosen innerhalb der Laktation.
Grundlage für die Zuchtwertschätzung im April 2019 waren die Daten von 676.508 Kühen und
1.490.285 Laktationen (vit, 2019).
Tabelle 2: Übersicht über die Einzelmerkmale und Merkmalskomplexe in der Zuchtwertschätzung für direkte Gesundheitsmerkmale (vit, 2019)
16
Während der Projektphase führte vit bereits im Zuge des Projektes GKuh Plus mehrere
Testläufe zur Errechnung von Gesundheitszuchtwerten durch. Die Projektbetriebe bekamen
die noch inoffiziellen Zuchtwerte für Erkrankungen in den Bereichen Eutergesundheit,
Fruchtbarkeit, Stoffwechsel und Klauengesundheit zur Verfügung gestellt. Darin waren die
Relativzuchtwerte für alle Gesundheitsmerkmale (Indizes und Einzelzuchtwerte) sortiert nach
Erkrankungsgruppen (Eutergesundheit, Reproduktion, Stoffwechsel und Klauengesundheit)
abgebildet.
Ausblick
Die Projektbetriebe haben mit der Erfassung von Gesundheitsdaten auf ihren
Milchviehbetrieben den Grundstein für die Erarbeitung von Gesundheitszuchtwerten und
Gesundheitsberichten gelegt. Damit leisteten sie wertvolle Pionierarbeit. Die Betriebe
profitierten von den Vorteilen des Projektes und konnten neben der Einzelberatung
verschiedene Fortbildungen zur Tiergesundheit sowie die inoffiziellen Gesundheitszuchtwerte
nutzen. Die offiziellen Gesundheitszuchtwerte in der Holstein Zuchtwertschätzung wurden im
April 2019 zum ersten Mal veröffentlicht.
Daher ist es sehr erfreulich, dass das Projekt nach erfolgreicher Pionierphase in den
Regelbetrieb überführt wird. Der Landeskontrollverband Rheinland- Pfalz Saar e.V. wird das
Gesundheitsmonitoring Rind weiterführen.
Johannes Blang und Katharina Hergenröther
(Projektteam GM-Rind beim DLR Eifel in Bitburg)
17
Literaturverzeichnis
Arbeitsgemeinschaft der Milchviehberatungsringe Rheinland-Pfalz und Dienstleistungs-
zentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel (2011). Rinderreport 2011
Fürst C., Dodenhoff J., Egger-Danner C., Emmerling R., Hamann H., Krogmeier D. und
Schwarzenbacher H. (2017). Zuchtwertschätzung beim Rind - Grundlagen, Methoden und
Interpretationen. http://www.zar.at/download/ZWS/ZWS.pdf
Egger-Danner C,Fuerst-Waltl B, Obritzhauser W, Fuerst C, Schwarzenbacher H, Grassauer
B, Mayerhofer M, Koeck A (2012). Recording of direct health traits in Austria- experience
report with emphasis on aspects of availability for breeding purposes. J. Dairy Sci. 95,
2765-2777.
LKV (2012). Jahresbericht 2012
LKV (2013). Jahresbericht 2013
VIT (2019). Beschreibung der Zuchtwertschätzung für Milchleistungsmerkmale, Zellzahl,
Exterieurmerkmale, Nutzungsdauer und Zuchtleistungsmerkmale.
http://www.vit.de/fileadmin/DE/Zuchtwertschaetzung/zws_Bes_deu.pdf