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1 Projektbericht: Gesundheitsmonitoring Rind RLP - Stärkung der Tiergesundheit Die Gesunderhaltung von Milchkühen ist eine wesentliche Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg von Milchviehbetrieben. So ist der Zusammenhang zwischen Gesundheit, Wirtschaftlichkeit, Langlebigkeit, Produktivität und Effizienz in den letzten Jahren immer mehr in den Focus gerückt (Egger-Danner et al., 2012). In den skandinavischen Ländern werden Gesundheitsdaten bereits seit den 1970er Jahren für Herdenmanagement und Zucht genutzt, was Berichten zufolge zu einem verbesserten Gesundheitsstatus der Tiere geführt hat. Neben einigen anderen Bundesländern hat auch Rheinland-Pfalz diese Thematik aufgegriffen und nach dem skandinavischen Vorbild das Projekt Gesundheitsmonitoring Rind (GM Rind RLP) ins Leben gerufen. Ziel war es, die Tiergesundheit und Nutzungsdauer der rheinland-pfälzischen Milchkühe zu verbessern. Damit einhergehend sollte auch das Herdenmanagement optimiert werden. Langfristiges Ziel war auch die Schätzung von Gesundheitszuchtwerten und die Implementierung dieser in die offizielle Zuchtwertschätzung der Milchrasse Holstein. Dazu wurde gemeinsam mit verschiedenen Projektpartnern 1 ein System zur Erfassung und Auswertung von Gesundheitsdaten von Milchkühen aufgebaut. Die Grundlage bildeten dabei die medizinischen Befunde und die von Tierärzten gestellten Erstdiagnosen, die durch teilnehmende Projektbetriebe erfasst wurden sowie Beobachtungen der Landwirte. Anhand der Dokumentation konnten Maßnahmen ergriffen werden, die die Nutzungsdauer und Lebensleistung der Milchkühe erhöhen. Das dadurch verbesserte Herdenmanagement und die Züchtung auf Gesundheitsmerkmale tragen zu einer Verbesserung des Status der Tierhaltung in den Bereichen Tiergesundheit, Tierschutz, Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz bei. 1 Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW), Landeskontrollverband Rheinland-Pfalz-Saar e.V. (LKV), Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR), Rinder- Union West e.G. (RUW),Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Rindergesundheitsdienst des Landesuntersuchungsamtes (RGD), Landestierärztekammer Rheinland- Pfalz (LTK) und Tierseuchenkasse Rheinland- Pfalz (TSK).

Projektbericht: Gesundheitsmonitoring Rind RLP - Stärkung der … · 2020. 9. 22. · Im November 2014 fand ein neuer überarbeiteter Gesundheitsbericht (2. Version) Einzug in die

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1

Projektbericht: Gesundheitsmonitoring Rind RLP - Stärkung der Tiergesundheit

Die Gesunderhaltung von Milchkühen ist eine wesentliche Grundvoraussetzung für den

wirtschaftlichen Erfolg von Milchviehbetrieben. So ist der Zusammenhang zwischen

Gesundheit, Wirtschaftlichkeit, Langlebigkeit, Produktivität und Effizienz in den letzten Jahren

immer mehr in den Focus gerückt (Egger-Danner et al., 2012).

In den skandinavischen Ländern werden Gesundheitsdaten bereits seit den 1970er Jahren für

Herdenmanagement und Zucht genutzt, was Berichten zufolge zu einem verbesserten

Gesundheitsstatus der Tiere geführt hat.

Neben einigen anderen Bundesländern hat auch Rheinland-Pfalz diese Thematik aufgegriffen

und nach dem skandinavischen Vorbild das Projekt Gesundheitsmonitoring Rind (GM Rind

RLP) ins Leben gerufen.

Ziel war es, die Tiergesundheit und Nutzungsdauer der rheinland-pfälzischen Milchkühe zu

verbessern. Damit einhergehend sollte auch das Herdenmanagement optimiert werden.

Langfristiges Ziel war auch die Schätzung von Gesundheitszuchtwerten und die

Implementierung dieser in die offizielle Zuchtwertschätzung der Milchrasse Holstein. Dazu

wurde gemeinsam mit verschiedenen Projektpartnern1 ein System zur Erfassung und

Auswertung von Gesundheitsdaten von Milchkühen aufgebaut.

Die Grundlage bildeten dabei die medizinischen Befunde und die von Tierärzten gestellten

Erstdiagnosen, die durch teilnehmende Projektbetriebe erfasst wurden sowie Beobachtungen

der Landwirte. Anhand der Dokumentation konnten Maßnahmen ergriffen werden, die die

Nutzungsdauer und Lebensleistung der Milchkühe erhöhen. Das dadurch verbesserte

Herdenmanagement und die Züchtung auf Gesundheitsmerkmale tragen zu einer

Verbesserung des Status der Tierhaltung in den Bereichen Tiergesundheit, Tierschutz,

Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz bei.

1 Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW), Landeskontrollverband Rheinland-Pfalz-Saar e.V. (LKV), Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR), Rinder- Union West e.G. (RUW),Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Rindergesundheitsdienst des Landesuntersuchungsamtes (RGD), Landestierärztekammer Rheinland- Pfalz (LTK) und Tierseuchenkasse Rheinland- Pfalz (TSK).

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Hintergrund und Ziele des Projektes Aus betriebswirtschaftlicher und ethischer Sicht ist es für Milchviehbetriebe von

entscheidender Bedeutung, die Tiergesundheit auf das höchste Maß zu steigern.

Im Durchschnitt erreichen rheinland-pfälzische Milchviehbetriebe eine Nutzungsdauer von 2,7

Laktationen. Das Leistungspotential der folgenden Laktationen wird also im Regelfall nicht

abgerufen. Neben den direkten Kosten einer Krankheitsbehandlung schränken auch

Folgekosten wie z. B. geringere Milchleistung, schlechtere Milchqualität und höhere

Remontierungskosten die Wirtschaftlichkeit der Betriebe ein (LKV, 2013).

Die Tiergesundheit ist somit einer der zentralen Faktoren für eine erfolgreiche

Milchviehhaltung. Hier setzt das Gesundheitsmonitoring an. Nicht zuletzt soll damit auch das

Herdenmanagement optimiert werden.

Mit dem Projekt wurden folgende Ziele verfolgt:

• Verbesserung der Tiergesundheit

• Erhöhung der Nutzungsdauer

• Optimierung des Herdenmanagements

• Reduzierung von Tierabgängen

• Verbesserung der Wirtschaftlichkeit

• Zucht auf Gesundheitsmerkmale/robuste und vitale Tiere

Gefördert wurde das Projekt durch das Land Rheinland-Pfalz.

Projektbetriebe In der Projektlaufzeit von 2013 bis 2018 nahmen insgesamt 120 Betriebe an dem Projekt teil.

In der Zeit von Juli bis November 2013 wurde das System auf sechs Testbetrieben erprobt. In

diesem Testlauf sollte festgestellt werden, ob die Dateneingabe und Datenauswertung sowie

die Weiterleitung an die Betriebe reibungslos funktioniert, oder ob noch Verbesserungen vor-

genommen werden müssen. Diese Testphase sollte als Vorbereitung für die Pilotphase

dienen.

Im Oktober starteten dann 49 Milchviehbetriebe in die Pilotphase. In den folgenden Jahren

konnten weitere Projektbetriebe geworben werden.

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Tabelle 1: Entwicklung der Anzahl der Projektbetriebe

Jahr 2013 2014 2015 2016 2017 2018

Projektbetriebe 49 48 48 68 94 85

Analog zur Betriebsdichte konzentrierten sich die Projektbetriebe zum größten Teil im

Landkreis Bitburg-Prüm. Die Beratung und Betreuung der 5 saarländischen Betriebe, die sich

dem Gesundheitsmonitoring angeschlossen haben, wurden durch den LKV sichergestellt.

Horizontale Betriebsvergleiche in den Auswertungen und Dokumentationen des Projekts (z.B.

Gesundheitsbericht) wurden länderübergreifend für Rheinland-Pfalz und das Saarland

dargestellt, da sich dadurch die Anzahl der Betriebe insgesamt erhöhte und eine bessere

Vergleichbarkeit gegeben war.

Herdengröße

Der größte Anteil der Projektbetriebe hielt zwischen 50 und 200 Kühen (Abbildung 1)

Abbildung 1: Anzahl Betriebe in Betriebsgrößenklassen im Zeitverlauf

Die durchschnittliche 305-Tage-Milchleistung der Projektbetriebe wurde aus den

Milchleistungen zum jeweiligen Projektstart der einzelnen Betriebe berechnet. Die

durchschnittliche 305-Tage-Leistung der Betriebe lag bei 8.757 kg Milch. Gemessen an der

Milchleistung ist die Tendenz zu erkennen, dass sich Betriebe mit einer im Vergleich bereits

hohen Milchleistung weiter verbessern möchten.

0102030405060708090

100

Anza

hl B

etrie

be

Quartale

>200 Kühe 100-199 Kühe 50-99 Kühe 25-49 Kühe 1-24 Kühe

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Zu Beginn des Projektes lag die Nutzungsdauer der Abgangskühe in allen MLP-Betrieben in

RLP bei 3,0 Jahren (LKV, 2012). Das bedeutet, dass die Kühe im Durchschnitt mit 5,4 Jahren

die Herde verlassen. Die Kosten der Bestandsergänzungen lagen bei 6,7 ct/kg Milch bzw. 576

€/Kuh (Rinderreport, 2011). Durch eine längere Nutzungsdauer und Verbesserung der

Tiergesundheit besteht also auch ein erhebliches Potential zur Senkung der

Produktionskosten in den Betrieben. Die durchschnittliche Nutzungsdauer der Abgangskühe

der am Projekt teilnehmenden Betriebe zu Projektbeginn wurde anhand der MLP

Jahresabschlüsse ermittelt. Die durchschnittliche Nutzungsdauer zu Projektbeginn beträgt

demnach 3,1 Jahre.

Erwartungen und Ziele der Projektbetriebe Zu Beginn der Teilnahme am Projekt wurden die Erwartungen an das Projekt und die Ziele der

Projektteilnehmer erfasst. Mehrfachnennungen waren möglich. Die Landwirte erwarteten sich

von der Teilnahme am Projekt, dass Schwachstellen in der Tiergesundheit aufgedeckt werden,

um daraus Maßnahmen abzuleiten. Auf Herdenebene wollten die Tierhalter die Daten zur

besseren Übersicht (15%) sowie zur gesundheitlichen Betriebsanalyse (14%) nutzen und u.a.

Erkrankungen in Zeitverläufen nachvollziehen können. Der horizontale Betriebsvergleich war

11% der Teilnehmer wichtig. Die digitale Gesundheitsakte, die bei der kontinuierlichen

Erfassung von Gesundheitsdaten für jedes Tier entsteht, ist wichtig um das

Erkrankungsgeschehen einzelner Tiere besser analysieren zu können. (Abbildung 2).

Abbildung 2: Erwartungen der Teilnehmer an das Projekt zu Projektbeginn

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Neben den Erwartungen wurden die Projektteilnehmer auch nach den Bereichen gefragt, die

sie in naher Zukunft verbessern wollen. Neben den Erkrankungsgruppen Klauen/Gliedmaßen,

Eutergesundheit, Fruchtbarkeit (einschließlich Verbesserung im Bereich Frischabkalber),

Stoffwechselprobleme und Kälbererkrankungen, die bereits 74% ausmachen, wurden auch

alte Stallgebäude mit mangelndem Kuhkomfort und eine zu geringe Nutzungsdauer als

Problembereiche genannt (Abbildung 3).

Abbildung 3: Bereiche in der Milchviehhaltung, in denen die Betriebsleiter Verbesserungspotenzial sehen

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Datenerfassungssystem für Gesundheitsdaten Gemeinsam mit verschiedenen Projektpartnern wurde nach dem Vorbild des Projektes G-Kuh

in Niedersachsen ein System zur Erfassung und Auswertung von Gesundheitsdaten von

Milchkühen in Rheinland-Pfalz aufgebaut. Die Aufzeichnung der Gesundheitsdaten obliegt

den Landwirten, die nach einem einheitlichen Diagnoseschlüssel die Erkrankungen ihrer Tiere

aufzeichnen und an den Landeskontrollverband Rheinland-Pfalz-Saar e.V. weiterleiten. Dieser

stellte zunächst hierfür eine zu diesem Zweck entwickelte Eingabe-Plattform (Webportal) im

Internet zur Verfügung.

Das Rechenzentrum der Vereinigten Informationssysteme Tierhaltung w.V. (vit) in Verden

bereitete die erfassten Gesundheitsdaten quartalsweise zu Gesundheitsberichten auf. Diese

Gesundheitsberichte konnten von den Landwirten für das Gesundheits- und

Herdenmanagement verwendet werden. So konnten mögliche Problembereiche oder -tiere

erkannt und durch prophylaktische Maßnahmen einer erneuten Erkrankung entgegengewirkt

werden.

Die Datenerfassung und Datenauswertung wurde im Projektverlauf mehrmals weiterentwickelt

und verbessert. So starteten die ersten Betriebe 2013 mit einem Erfassungsprotokoll, auf dem

die Befunde und Diagnosen handschriftlich dokumentiert wurden. Dieses Protokoll wurde dem

Projektteam per Fax übermittelt.

Im Jahr 2014 schaltete der LKV die Eingabemaske zur Erfassung der Gesundheitsdaten im

Webportal des LKV frei. Von da an war es den Betrieben möglich, die Gesundheitsdaten am

PC zu erfassen und über das Webportal an den LKV zu liefern. Viele Betriebsleiter nutzten

dennoch das Erfassungsprotokoll um die Erkrankungen zu notieren. Einmal in der Woche/ im

Monat/ im Quartal wurden die Daten dann vom Erfassungsprotokoll in die Webanwendung

übertragen.

Seit Januar 2016 erhielten die Projektteilnehmer die Möglichkeit, die Anwendung NETRIND

MLP und die mobile Version NETRIND-mobil zu nutzen. 84 der 85 Projektbetriebe nutzen

seither NETRIND MLP und 39 Betriebe nutzen zusätzlich NETRIND mobil. Die Vorteile, die

insbesondere die mobile Version auf dem Smartphone mit sich bringt, erleichtert die Eingabe

von Diagnosen erheblich. So können z.B. Erkrankungen vor Ort im Stall erfasst werden.

Außerdem können alle erforderlichen Meldungen im HI- Tier über das Programm durchgeführt

werden. Somit entfällt das Anmelden in den verschiedenen Portalen und der zeitliche Aufwand

für die Landwirte reduziert sich erheblich. Eine ständige Verbindung des Smartphones zum

Internet ist nicht notwendig. Besteht bei der Eingabe von Diagnosedaten keine

Internetverbindung, werden die Daten temporär gespeichert. Sobald wieder ein Kontakt zum

Internet vorhanden ist, können die Daten an HI- Tier und an vit übermittelt werden.

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Die Nutzer von Netrind mlp und Netrind mobil haben die Möglichkeit, Verbesserungs- und

Änderungsvorschläge für das Programm mitzuteilen. Einige der eingegangenen Vorschläge

wurden im Herdenmanagementprogramm bereits umgesetzt.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Projektteam und den professionellen Klauenpflegern

wurde im Laufe des Projektes intensiviert. Die Klauenpfleger haben sich dazu bereit erklärt,

die von ihnen digital dokumentierten Daten an vit weiterzuleiten, sodass diese Daten den

Projektbetrieben zu weiteren Auswertungen zur Verfügung stehen.

Gesundheitsberichte für Landwirte, Tierärzte und Berater Die Gesundheitsberichte werden aus den Gesundheitsdaten erstellt, die die am Projekt

teilnehmenden Landwirte erfassen. Aufgearbeitet und ausgewertet werden die so

gesammelten Daten quartalsweise im Rechenzentrum der Vereinigten Informationssysteme

Tierhaltung w.V. (vit).

Das Projektteam erstellte 2013 die ersten Auswertungen in Excel. Darin waren die Anzahl der

Erkrankungen in den einzelnen Erkrankungsgruppen (Bewegungsapparat, Euter-

erkrankungen, Fortpflanzungsstörungen, Infektionen, Parasiten, Stoffwechselerkrankungen,

Sonstige, Symptome und Kälberkrankheiten) abgebildet. Weiterhin wurde jede Erkrankung

des Einzeltieres aufgeführt.

2014 erstellte vit nachträglich für 2013 die Gesundheitsberichte in PDF Format und gab Mitte

März auch für 2014 die ursprünglichen Gesundheitsberichte (1. Version) aus.

Im November 2014 fand ein neuer überarbeiteter Gesundheitsbericht (2. Version) Einzug in

die Praxis. Durch Grafiken und farbliche Hervorhebungen war die neue Version anschaulicher

und besser überschaubar als der vorherige Gesundheitsbericht. Nur zu den Einzeltieren gab

es in den Berichten keine Informationen mehr, da diese über das Webportal abrufbar sind.

Ideen für die Überarbeitung der Gesundheitsberichte stammten von den teilnehmenden

Landwirten sodass der Quartalbericht von den Projektteilnehmern gerne angenommen wurde.

Für das 4. Quartal 2015 konnten erneut Verbesserungen in der 2. Version des Quartals-

berichtes vorgenommen werden. Diese wurden vornehmlich in der Darstellung der Tieranteile

in den Erkrankungsgruppen vorgenommen. Diese Änderungen sind in Abbildung 4 abgebildet.

Eine weitere Neuauflage (3. Version) des Quartalsberichts wurde im vierten Quartal 2017

von vit herausgegeben (Abbildung 4).

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Die quartalsweise an die Projekte versandten Gesundheitsberichte besprach das Projektteam

mit den Landwirten vor Ort auf den Betrieben. Auf Wunsch des Landwirtes nahmen an den

Besprechungen auch Tierärzte oder produktionstechnische Berater teil. So konnten Probleme

z.B. im Bereich Eutergesundheit oder im Bereich Klauengesundheit gemeinsam mit dem

Hoftierarzt oder mit dem Berater und dem Klauenpfleger aufgedeckt und verbessert werden.

Abbildung 4: Auszüge aus den Quartalsberichten, die im Laufe des Projektes mehrmals neu überarbeitet wurden

Ergebnisse

o Auswertung dokumentierter Gesundheits- und Leistungsdaten

Die Projektteilnehmer erhielten im Dezember 2018 einen individuellen

Projektabschlussbericht. In diesem wurden die in den Betrieben erfassten Gesundheitsdaten

über den gesamten Teilnahmezeitraum ausgewertet. Dabei wurden nur Betriebe in die

Auswertung einbezogen, die einige Kriterien der Diagnosehäufigkeit erfüllten, um eine

Vergleichbarkeit zwischen den Betrieben zu ermöglichen. Unter anderem wurde für jede

Diagnosekategorie (Erkrankungen im Bewegungsapparat, Eutererkrankungen,

Fortpflanzungsstörungen und Stoffwechselstörungen) der betriebseigenen Daten dem

Durchschnitt der Betriebe, welche die vorgegebenen Kriterien erfüllten, gegenübergestellt.

Auswertungen über alle Projektbetriebe hinweg werden untenstehend erläutert.

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o Anteil Kühe mit Diagnose

Im Projektverlauf zeigte sich über alle Betriebe hinweg, dass die Projektbetriebe sehr gesunde

Herden halten. So stieg der Anteil der Kühe, für die keine Diagnosen mehr gestellt werden

mussten, von Beginn des Jahres 2018 bis zum dritten Quartal in 2018 auf 87,6%.

Abbildung 5: Anteil Kühe ohne Diagnosen im Projektverlauf

Von den erfassten Diagnosen wurden 53% im Bereich Bewegungsapparat gestellt.

Eutererkrankungen und Fruchtbarkeitsstörungen waren mit 22 und 14% die zweit- und

drittgrößten Erkrankungsbereiche (Abbildung 10). Die Abbildung 6 bis Abbildung 10 stellen die

Häufigkeitsverteilungen innerhalb der wichtigsten Diagnoseobergruppen dar.

Abbildung 6: Anteil der erfassten Erstdiagnosen in den verschiedenen Diagnosegruppen an allen erfassten Erstdiagnosen

0102030405060708090

100

3-18 2-18 1-18 4-17 3-17 2-17 1-17 4-16 3-16 2-16 1-16 4-15 3-15 2-15 1-15 4-14 3-14 2-14 1-14 4-13Ante

il Kü

he in

% d

er H

erde

im

Durc

hsch

nitt

Quartale

ohne Diagnosen

Bewegungsapparat53%

Euter22%

Reproduktion14%

Verdauung/Stoffwechsel7%

Atmungssystem2%

Sonst. Erkrankungen2%

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Abbildung 7: Erkrankungen im Bewegungsapparat – Anteil einzelner Erkrankungen an allen Klauenerkrankungen

Abbildung 8: Eutererkrankungen– Anteil einzelner Eutererkrankungen an allen Eutererkrankungen

Dermatitis digitalis ; 29%

Ballenhornfäule; 14%Limax; 7%

Sohlengeschwür; 6%

Klauenrehe; 4%

Weiße-Linie-Defekt; 4%

Rusterholz'sches Sohlengeschwür;

3%

Zwischenklauenphlegmone3%

Weitere; 15%

Mastitis akut47%

Mastitis -ätiologisch

16%

E. coli5%

Mastitis subklinisch5%

Mastitis chronisch4%

Mastitis - deskriptiv3%

Sc. Uberis3%

Weitere17%

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Abbildung 9: Fortpflanzungsstörungen– Anteil einzelner Fortpflanzungsstörungen an allen Erkrankungen im Bereich Fortpflanzungsstörungen

Abbildung 10: Stoffwechselerkrankungen – Anteil einzelner Stoffwechselerkrankungen an allen Stoffwechselerkrankungen

Ovarialzysten22%

Nachgeburtsverhaltung19%

Azyklie12%

Endometritis10%

Stillbrünstigkeit6%

Ovarielle Sterilität5%

E1 Endometritis4%

E2 Endometritis4%

Weitere18%

Milchfieber35%

Ketose24%

Labmagenverlagerung

10%

Verdauungsstörungen6%

Fremdkörpererkrankung5%

Durchfall5%

Pansenazidose4%

Erkrankungen von Haube und Pansen

4%

Weitere7%

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Aufgrund der im Projekt vorliegenden datenschutzrechtlichen Bestimmungen wird in

Folgendem nicht tiefer in die Auswertung der Diagnosedaten eingegangen.

o Leistungsdaten zu Projektbeginn und zu Projektende

Die Leistungsdaten, die in dieser Auswertung herangezogen wurden, stammen aus den

Jahresabschlüssen der Milchleistungsprüfungen der Projektbetriebe. In der Auswertung

wurden alle Betriebe berücksichtigt, die mindestens 12 Monate am Projekt teilgenommen

haben. Verglichen wurde die Jahresmilchleistung, 305-Tage-Leistung sowie die

Nutzungsdauer über die gesamte Projektlaufzeit.

Sowohl die Milchleistung pro Lebenstag als auch die 305 Tage Leistung bei den am Projekt

teilnehmenden Betrieben lag in 2018 höher als bei dem Durchschnitt aller MLP-Betriebe. Wie

in Abbildung 11 zu sehen ist, erreichten die Projektbetriebe eine um 1.353 kg Milch höhere

305 Tage Leistung als alle MLP- Betriebe. Die Leistungssteigerung innerhalb ihrer Herden

stieg um fast 300 kg Milch an. Das gleiche Bild zeigt sich bei der Lebensleistung (Abbildung

12). Mit 14,37 kg Milch erzielten die Projektbetriebe eine um 2,6 kg höhere Lebenstagsleistung

als alle MLP-Betriebe.

Abbildung 11: Vergleich der 305-Tage-Leistung der Projektbetriebe zu Projektbeginn und zu Projektende. Daneben das Mittel aller MLP-Betriebe in 2018

8775 9069

7716

0

1000

2000

3000

4000

5000

6000

7000

8000

9000

Projektbetriebe zuProjektbeginn

Projektbetriebe zuProjektende (2018)

MLP-Betriebe (2018)

305-

Tage

-Lei

stun

g in

kg

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Abbildung 12: Durchschnittliche Lebenstagsleistung der Projektbetriebe im Vergleich zum Durchschnitt aller MLP-Betriebe

Die Nutzungsdauer ist ein wirtschaftlich wichtiges Merkmal in der Milchviehhaltung. Eine lange

Nutzungsdauer bringt eine anteilige Reduzierung der Aufzuchtkosten, das Ausnutzen des

Leistungsmaximums in der dritten und vierten Laktation und mehr Flexibilität für die Selektion

der Nachzucht. Dabei gilt es zu bedenken, dass die Ursachen für das Ausscheiden von Kühen

vielschichtig sind und vor allem das Ergebnis wirtschaftlicher Entscheidungen sein können. In

Zeiten von niedrigen Milch- und Jungkuhpreisen verbleiben Jungkühe häufiger im Bestand und

Kühe verlassen diesen früher.

Die Nutzungsdauer der Abgangstiere lag bei den Projektbetrieben zu Projektende in 2018

höher als bei Projektbeginn in 2013 (Abbildung 13). Sowohl die Projektbetriebe als auch alle

MLP- Betriebe konnten in der Projektlaufzeit ihre Nutzungsdauer steigern.

Abbildung 13: Nutzungsdauer der Abgangstiere der Projektbetriebe zu Projektbeginn, in 2018 sowie in MLP-Betrieben 2018

0

2

4

6

8

10

12

14

16

Projektbetriebe 2018 MLP-Betriebe 2018

Mkg

/Leb

enst

ag

3,14 3,21 3,10 3,16

0

1

1

2

2

3

3

4

Projektbetriebe zuProjektbeginn

Projektbetriebe 2018 MLP-Betriebe zuProjektbeginn

MLP-Betriebe 2018

Nut

zung

sdau

er d

er

Abga

ngst

iere

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o Abgänge, Bestandsersatzrate und Merzungsrate

Die aus den Jahresabschlüssen von 2017 stammenden Abgangsgründe wurden für die am

Projekt teilnehmenden Betriebe und für alle Betriebe ermittelt, die an der Milchleistungsprüfung

(MLP) teilnehmen. Bei den MLP Betrieben sind die Projektbetriebe mit inbegriffen.

Projektbetriebe verkauften 10% mehr Tiere zur Zucht als alle MLP Betriebe. Dies könnte ein

Zeichen dafür sein, dass in den Projektbetrieben weniger Tiere aus gesundheitlichen Gründen

den Betrieb verlassen.

Abbildung 14: Die Abgangsgründe in 2018 von MLP-Betrieben und Projektbetrieben

Gleiches Bild zeigt sich bei Bestandsersatzrate und Merzungsrate (Abbildung 15). Die

Bestandsersatzrate, also die Anzahl der Kühe eines Jahreszeitraumes, die ein Betrieb

einsetzen müsste um alle abgegangenen Kühe zu ersetzen, ist im Vergleich zum

Projektbeginn gestiegen.

Abbildung 15: Bestandsersatzrate und Merzungsrate der Projektbetriebe zu Projektbeginn und in 2018 sowie Bestandsersatzrate und Merzungsrate der MLP-Betriebe in 2018

0

5

10

15

20

25

Abga

ngsg

ründ

e in

% MLP-BetriebeProjektbetriebe

05

1015202530354045

Bestandersatzrate Merzungsrate

in %

Projektbetriebe zu Projektbeginn

Projektbetriebe zu Projektende (2018)

MLP-Betriebe (2018)

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Gesundheitsdaten als Grundlage für die Zuchtwertschätzung

Seit April 2019 werden Gesundheitszuchtwerte für die Bereiche Euter, Klauen, Fruchtbarkeit

und Stoffwechsel für die Rasse Holstein veröffentlicht. Die Diagnoseerfassung unserer

Gesundheitsmonitoring-Betriebe hat hierzu einen wertvollen Beitrag geleistet. Den

Rinderhaltern stehen damit weitere wertvolle Parameter für die Selektion auf eine verbesserte

Tiergesundheit zur Verfügung.

Für die Zuchtwertschätzung relevant sind insgesamt 13 Einzelmerkmale, die in folgende

Merkmalskomplexe zusammengefasst werden:

RZ Euterfit = Mastitis-Resistenz

RZ Klaue = Klauengesundheit

RZ Repro = Resistenz gegen Reproduktionsstörungen

RZ Metabol = Stoffwechsel-Stabilität

RZ Gesund = Gesamtzuchtwert, in dem alle 4 Merkmalskomplexe entsprechend ihrer

wirtschaftlichen Bedeutung gewichtet sind.

Ausgewertet wird für alle Merkmale die jeweilige Anzahl an Diagnosen innerhalb der Laktation.

Grundlage für die Zuchtwertschätzung im April 2019 waren die Daten von 676.508 Kühen und

1.490.285 Laktationen (vit, 2019).

Tabelle 2: Übersicht über die Einzelmerkmale und Merkmalskomplexe in der Zuchtwertschätzung für direkte Gesundheitsmerkmale (vit, 2019)

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Während der Projektphase führte vit bereits im Zuge des Projektes GKuh Plus mehrere

Testläufe zur Errechnung von Gesundheitszuchtwerten durch. Die Projektbetriebe bekamen

die noch inoffiziellen Zuchtwerte für Erkrankungen in den Bereichen Eutergesundheit,

Fruchtbarkeit, Stoffwechsel und Klauengesundheit zur Verfügung gestellt. Darin waren die

Relativzuchtwerte für alle Gesundheitsmerkmale (Indizes und Einzelzuchtwerte) sortiert nach

Erkrankungsgruppen (Eutergesundheit, Reproduktion, Stoffwechsel und Klauengesundheit)

abgebildet.

Ausblick

Die Projektbetriebe haben mit der Erfassung von Gesundheitsdaten auf ihren

Milchviehbetrieben den Grundstein für die Erarbeitung von Gesundheitszuchtwerten und

Gesundheitsberichten gelegt. Damit leisteten sie wertvolle Pionierarbeit. Die Betriebe

profitierten von den Vorteilen des Projektes und konnten neben der Einzelberatung

verschiedene Fortbildungen zur Tiergesundheit sowie die inoffiziellen Gesundheitszuchtwerte

nutzen. Die offiziellen Gesundheitszuchtwerte in der Holstein Zuchtwertschätzung wurden im

April 2019 zum ersten Mal veröffentlicht.

Daher ist es sehr erfreulich, dass das Projekt nach erfolgreicher Pionierphase in den

Regelbetrieb überführt wird. Der Landeskontrollverband Rheinland- Pfalz Saar e.V. wird das

Gesundheitsmonitoring Rind weiterführen.

Johannes Blang und Katharina Hergenröther

(Projektteam GM-Rind beim DLR Eifel in Bitburg)

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Literaturverzeichnis

Arbeitsgemeinschaft der Milchviehberatungsringe Rheinland-Pfalz und Dienstleistungs-

zentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel (2011). Rinderreport 2011

Fürst C., Dodenhoff J., Egger-Danner C., Emmerling R., Hamann H., Krogmeier D. und

Schwarzenbacher H. (2017). Zuchtwertschätzung beim Rind - Grundlagen, Methoden und

Interpretationen. http://www.zar.at/download/ZWS/ZWS.pdf

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