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1 Problemstellung Medizinische Qualitätsindikatoren helfen bei der Feststellung, ob „die inhärenten Merkmale der me- dizinischen Versorgung diejenigen Anforderungen erfüllen, die vorab in Form von Sollwerten definiert wurden“ 1 . Neben einer Evaluationsfunktion (Mes- sung des Zielerreichungsgrades in Form von Diffe- renzen zwischen Ist- und Sollwerten der Versor- gungsqualität) übernehmen sie eine Monitoring- funktion (Messung von Veränderungen des Zieler- reichungsgrades über die Zeit), eine Alarmfunktion (Aufzeigen von qualitätsverbessernden Maßnah- men) und eine Unterstützungsfunktion (Unterstüt- zung beim Auffinden von Qualitätsstärken). Dabei kann die aus den Teilaspekten Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität bestehende Gesamtqualität der medizinischen Behandlung immer nur indirekt über die Ausprägungen der für eine Operationalisierung geeigneten Maßzahlen sichtbar werden. 2 Solche In- dikatoren der Versorgungsqualität sind in den Be- handlungsleitlinien für das jeweils untersuchte Krankheitsbild entweder implizit oder explizit ent- halten. Behandlungsleitlinien sind aus dem wissen- schaftlichen Schrifttum abgeleitete objektive Nor- men auf Basis eines breiten medizinisch-fachlichen Konsenses, die dem Ziel einer „Optimierung und Erleichterung der Orientierung im ärztlichen All- tag“ 3 dienen und „ein unverzichtbarer Bestandteil des modernen ärztlichen Informationsmanage- ments“ 4 sind. Sie nehmen in institutionalisierten Be- handlungsformen wie den Disease-Management- Programmen (DMP) für Diabetes mellitus Typ 2 ei- ne Schlüsselrolle ein. Insofern ist Qualitätsindikato- ren, die aus Behandlungsleitlinien abgeleitet wur- den, aus medizinischer Sicht bei der Charakterisie- rung der von den Ärzten als Leistungsanbietern ge- MEDIZINISCHE QUALITÄTSINDIKATOREN – BEHANDLUNGSLEITLINIEN 459 NEUE WEGE 11/2015 SOZIALE SICHERHEIT Prozessqualität bei der Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 Disease-Management-Programm und Regulärversorgung in einem Dreijahrespanel niedergelassener österreichischer Allgemeinmediziner – Teil 1 B !OHMOAKG <CDD2=F @J /J C .;IJ !OHMOAKG <CDD2=F @J / ?JF >00 OK MIJ <CDD)=F @J ',D ENA @9:#OL3OHLG9:O +4MAO5LO AOH OAL3LNLG9:ON LGGONG9:M?KON <CDD2=F @J BD7/ ?J 6 IIONG9:I*;OH OK MIJ <CDD'=F @J B/J 7 IIONG9:I*;OH OK MIJ <CDD'=F @J B/J 1# 3 /,"31)%. 1%%/3103 -, +31 /10 .'*-0.$,/31./00 /3,# 1 -1 +%10 -). /..3,.'*-0 )/'*31 !/0-1&3/031 $,+ &3/ +31 /3+31.03113/'*/.'*3, 3&/30.(1-,(3,(-..3 -). 1%3(013313,0 00/"# © fovito - Fotolia.com

Prozessqualität bei der Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2

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1 ProblemstellungMedizinische Qualitätsindikatoren helfen bei derFeststellung, ob „die inhärenten Merkmale der me-dizinischen Versorgung diejenigen Anforderungenerfüllen, die vorab in Form von Sollwerten definiertwurden“1. Neben einer Evaluationsfunktion (Mes-sung des Zielerreichungsgrades in Form von Diffe-renzen zwischen Ist- und Sollwerten der Versor-gungsqualität) übernehmen sie eine Monitoring-funktion (Messung von Veränderungen des Zieler-reichungsgrades über die Zeit), eine Alarmfunktion(Aufzeigen von qualitätsverbessernden Maßnah-men) und eine Unterstützungsfunktion (Unterstüt-zung beim Auffinden von Qualitätsstärken). Dabeikann die aus den Teilaspekten Struktur-, Prozess-und Ergebnisqualität bestehende Gesamtqualität dermedizinischen Behandlung immer nur indirekt überdie Ausprägungen der für eine Operationalisierung

geeigneten Maßzahlen sichtbar werden.2 Solche In-dikatoren der Versorgungsqualität sind in den Be-handlungsleitlinien für das jeweils untersuchteKrankheitsbild entweder implizit oder explizit ent-halten. Behandlungsleitlinien sind aus dem wissen-schaftlichen Schrifttum abgeleitete objektive Nor-men auf Basis eines breiten medizinisch-fachlichenKonsenses, die dem Ziel einer „Optimierung undErleichterung der Orientierung im ärztlichen All-tag“3 dienen und „ein unverzichtbarer Bestandteildes modernen ärztlichen Informationsmanage-ments“4 sind. Sie nehmen in institutionalisierten Be-handlungsformen wie den Disease-Management-Programmen (DMP) für Diabetes mellitus Typ 2 ei-ne Schlüsselrolle ein. Insofern ist Qualitätsindikato-ren, die aus Behandlungsleitlinien abgeleitet wur-den, aus medizinischer Sicht bei der Charakterisie-rung der von den Ärzten als Leistungsanbietern ge-

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Prozessqualität bei der Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2Disease-Management-Programm und Regulärversorgung in einem Dreijahrespanel niedergelassener österreichischer Allgemeinmediziner – Teil 1

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Ein optimales Behandlungsergebnis wird auchdurch das mitunter langfristige Einwirken vonFaktoren aus dem persönlichen Umfeld der Pa-tienten (mit)bestimmt, auf welche die Leistungs-anbieter bestenfalls zum Teil einwirken können(Prädisposition für eine bestimmte Erkrankung,Krankheitsprogression, Therapieadhärenz, sozio-ökonomische Charakteristika) und die mit denvorhandenen Krankenkassenroutinedaten kaummessbar sind. Aus diesem Grund beinhaltet dasLEICON-CCIV-Analysetool keine Ergebnisquali-tätsindikatoren.10

Mittlerweile belegen mehrere Studien, dass einegute Prozessqualität bei der Betreuung von Diabe-tes mellitus Typ 2 nicht nur von der Existenz einesDMP, sondern auch von der Hingabe der behan-delnden Ärzte positiv beeinflusst wird. Überdiessind Hinweise auf positive Spill-over-Effekte desDMP vorhanden, von denen Patienten außerhalbdes DMP profitieren könnten.11 So verweisenFuchs et al. (2014) in ihrem systematischen Litera-turüberblick über 17 Publikationen für den nieder-gelassenen Bereich in Deutschland darauf, dass„vor allem durch den Einsatz der Hausärzte einverbessertes Management der Krankheit bei einge-schriebenen Versicherten erreicht wurde“12. Sön-nichsen et al. (2010) resümieren mit Fokus auf dasösterreichische DMP „Therapie Aktiv“ ähnlich:„[D]iabetes care depends more on the care offeredby a specific [general practitioner] than on the widespread implementation of a programme.“13 Inder hierzu von Flamm et al. (2012) präsentiertenFolgeuntersuchung überwiegen dann jedoch diepositiven Auswirkungen auf die Prozessquali-tät. Flamm et al. raten deshalb ausdrücklich zu einer Ausweitung und Intensivierung des Pro-

zeigten Behandlungsqualität eine hohe Relevanz,Korrektheit und Verständlichkeit zuzubilligen. Unterdiesen Voraussetzungen ist ein objektiver Vergleichdes Istzustandes der Versorgungsqualität mit einemabsoluten Sollzustand möglich. Vom individuellenErreichungsgrad absoluter Qualitätsoptima durchden einzelnen Arzt abgesehen, ist auch die Analyseder Ursachen für relative Qualitätsunterschiede in-nerhalb von Kollektiven von Leistungsanbietern be-deutend. Denn nur Vergleiche mit der „Best Practice“in dem von Ärzten und Patienten vorgefundenenUmfeld erlauben die Entwicklung realitätsnaherQualitätssteigerungsmaßnahmen, die im Idealfall fürbeide Seiten gleichermaßen sinnvoll und zufrieden-stellend sein sollen.5Angesichts der zunehmend komplexen Behand-lungserfordernisse, die bei Patienten, Leistungsan-bietern und Krankenversicherungsträgern gleicher-maßen zu einem steigenden Informationsbedarf füh-ren, ist der Nutzen von verlässlichen Qualitätsdatender medizinischen Versorgung unbestritten.6 EinTeilaspekt der Versorgungsqualität lässt sich bereitsjetzt mithilfe des LEICON-CCIV-Analysetools7 amBeispiel der Behandlung von Patienten mit Diabetesmellitus Typ 2 im Bereich der niedergelassenen Ver-tragsärzte für Allgemeinmedizin anhand pseudony-misierter und nicht öffentlich zugänglicher Routine-daten bewerten. Ärzte und Patienten, die an einemDMP teilnehmen, sind getrennt von den Nichtteil-nehmern auswertbar.8 Die eingangs erwähnten Eva-luations-, Monitoring-, Alarm- und Unterstützungs-funktionen nimmt der LEICON-Datensatz aus-schließlich über ausgewählte Prozessqualitätsindi-katoren wahr, die auf jährlich abgerechneten Leis-tungen bei den 13 größten österreichischen Kran-kenversicherungsträgern9 basieren.

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gramms.14 Für Fullerton et al. (2012) sind hoheDrop-out-Quoten auf der Patientenseite nicht nurdeswegen ein zentrales Erfolgshemmnis für einDMP, weil durch Austritte viele relativ junge Pa-tienten verloren gehen, die noch lange vom DMPhätten profitieren können. Aus methodischer Sichtverzerren sie auch die Ergebnisse von Evaluations-studien, wenn sie nicht entsprechend berücksichtigtwerden.15 Ebenfalls im Zusammenhang mit derMethodik bei der Programmevaluierung erwähnenBusse et al. (2010) den Einfluss möglicher Spill-over-Effekte des DMP, wie „the physicians usingknowledge they have gained from the programmeor implementation becoming mandatory during theevaluation period…“16. Auch sie müssen statistischerfasst werden, will man die Wirkungen des DMPrichtig beurteilen: „These problems can be addres-sed scientifically (through cluster randomizationwith physicians having either only DMP patients ornone).“17 Hintergrund dieser strikten Trennungzwischen DMP-Teilnehmern und Nicht-DMP-Teil-nehmern ist gemäß Stark et al. (2009) die plausibleVermutung, dass „die ärztliche Orientierung an ei-ner leitliniengerechten Diabetikerversorgung auchzu einer Verbesserung der Versorgung von Nicht-Teilnehmern führen kann.“18 Eine unter diesen Ge-sichtspunkten jüngst von Berghold & Riedl (2015)mittels Propensity Score Matchings auf Patienten-ebene in Österreich mit LEICON-Daten durchge-führte Evaluationsstudie zeigt positive Effekte ei-ner Teilnahme an „Therapie Aktiv“ auf die Morta-lität der Betroffenen und die von ihrer Krankheitverursachten Kosten für das Gesundheitssystem.Die von den Leistungsanbietern gezeigte Qualitätdes Behandlungsprozesses – und die mit einerDMP-Teilnahme von Ärzten und Patienten verbun-denen Wirkungen auf die Prozessqualität – stehenjedoch nicht im Fokus.19

Insofern geht die vorliegende Untersuchung der Fra-ge nach, ob sich die Prozessqualität zwischen denam DMP teilnehmenden Ärzten und den nicht amDMP teilnehmenden Ärzten unterscheidet. Mit Be-dacht auf die Argumente von Fullerton et al. (2012),Busse et al. (2010) und Berghold & Riedl (2015)verfolgt sie denselben Ärzte- und Patientenstammüber die Jahre 2010 bis 2012 und trennt auch danach,ob sich der Teilnahmestatus von Ärzten und Patien-ten am DMP in diesem Zeitraum ändert. Als Ärzteversteht sie dabei niedergelassene österreichische

Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag. Würden al-le Ärzte den Behandlungsleitlinien entsprechendvorgehen, wären keine Prozessqualitätsunterschiedezwischen den am DMP teilnehmenden und den nichtteilnehmenden Ärzten zu erwarten, sofern sich dieden beiden Ärztegruppen zugeordneten Patientenund deren Charakteristika nicht statistisch signifi-kant voneinander unterscheiden. In diesem Idealfallsollte es keine Rolle spielen, ob es sich bei den ei-nem Arzt zugeordneten Patienten um Teilnehmeroder Nicht-Teilnehmer am DMP handelt. Existierenhingegen positive Prozessqualitätseffekte des DMP,dann drängt sich die Frage auf, ob auch nicht amDMP teilnehmende Patienten vom DMP profitierenkönnen, wenn sie von DMP-Ärzten betreut werden.Hiermit sind die von Stark et al. (2009) und Busse etal. (2010) erwähnten Spill-over-Effekte des DMP aufdie Nicht-DMP-Patienten angesprochen, die in Eva-luationsstudien methodische Berücksichtigung fin-den.20 Angesichts der von Sönnichsen et al. (2010)und Fuchs et al. (2014) erwähnten positiven Wirkungdes Einsatzes der Ärzte auf die gezeigte Prozessqua-lität erscheint die Suche nach möglichen positivenSpill-over-Effekten des DMP auf Nicht-DMP-Ärzteim Zeitablauf (Zeitdimension) und Nicht-DMP-Patienten (Patientendimension) interessant:21

Forschungsfrage 1 (Zeitdimension) – „Existierenpositive Spill-over-Effekte der strukturierten Diabe-tesbetreuung im Rahmen des DMP im Vergleich zwi-schen Ärzten, die durchgehend am DMP teilnehmen,die durchgehend nicht am DMP teilnehmen, die insDMP einsteigen und die aus dem DMP aussteigen –und die dabei durchgehend denselben Patienten-stamm betreuen?“

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a. „Unterscheidet sich die von den Ärzten gezeigteProzessqualität bereits vor deren Eintritt ins DMP(Abbildung 1-1, zukünftiger Wechsel von Feld 1oder 4 in Feld 2 oder 3) bzw. bereits vor deren Aus-tritt aus dem DMP (Abbildung 1-1, zukünftigerWechsel von Feld 2 oder 3 in Feld 1 oder 4) vonjener Prozessqualität, die von den durchgehendam DMP teilnehmenden Ärzten und den durchge-hend nicht am DMP teilnehmenden Ärzten er-bracht wird?“

b. „Unterscheidet sich die von den Ärzten gezeigteProzessqualität nach deren Eintritt ins DMP (Ab-bildung 1-1, erfolgter Wechsel von Feld 1 oder 4in Feld 2 oder 3) bzw. nach deren Austritt aus demDMP (Abbildung 1-1, erfolgter Wechsel von Feld2 oder 3 in Feld 1 oder 4) von jener Prozessquali-tät, die von den durchgehend am DMP teilneh-menden Ärzten und den durchgehend nicht amDMP teilnehmenden Ärzten erbracht wird?“

Forschungsfrage 2 (Patientendimension) – „Exis-tieren positive Spill-over-Effekte der strukturiertenDiabetesbetreuung im Rahmen des DMP im Ver-gleich zwischen durchgehend am DMP teilnehmen-den und durchgehend nicht am DMP teilnehmendenÄrzten, die zugleich durchgehend am DMP teilneh-mende und durchgehend nicht am DMP teilnehmen-de Patienten betreuen?“a. „Unterscheidet sich die von den Ärzten gezeigteProzessqualität bei der Betreuung von Nicht-DMP-Patienten durch einen Nicht-DMP-Arzt(Abbildung 1-1, Feld 1) von der Prozessqualitätbei der Betreuung von Nicht-DMP-Patientendurch einen DMP-Arzt (Abbildung 1-1, Feld 2)?“

b. „Unterscheidet sich die von den Ärzten gezeigteProzessqualität bei der Betreuung von Nicht-DMP-Patienten durch einen DMP-Arzt (Abbil-dung 1-1, Feld 2) von der Prozessqualität bei der

Betreuung von DMP-Patienten durch einenDMP-Arzt (Abbildung 1-1, Feld 3)?“

Eine über die Beschreibung von Prozessqualitätsun-terschieden hinausgehende, wissenschaftliche Suchenach den Determinanten dieser Unterschiede kannund will die vorliegende Studie nicht ersetzen. Hier-für sind, verglichen mit den hier angewandten deskriptiven Statistiken und Tests, ausgefeiltere sta-tistische Methoden erforderlich.23 Interessante Ein-blicke in die Besonderheiten der von den österrei-chischen Ärzten gezeigten Prozessqualität bei derBehandlung von Diabetes mellitus Typ 2 sind jedochmöglich. Der in der vorliegenden Ausgabe der So-zialen Sicherheit publizierte Teil 1 der Arbeit zeigt inAbschnitt 2 die in der empirischen Analyse verwen-deten Prozessqualitätsindikatoren, Abschnitt 3 wid-met sich der Forschungsfrage 1 (Zeitdimension).Teil 2 des Artikels setzt in der nächsten Ausgabe derSozialen Sicherheit mit Abschnitt 4 fort, der For-schungsfrage 3 (Patientendimension) zum Gegen-stand hat. Abschnitt 5 schließt mit der Beantwortungbeider Forschungsfragen und einer kritischen Beur-teilung der Ergebnisse.

2 Indikatoren der ProzessqualitätDie Qualität des Behandlungsprozesses innerhalbund außerhalb der strukturierten Diabetesbetreuungwird im Rahmen der vorliegenden Arbeit mithilfedreier Prozessqualitätsindikatoren gemessen, die fürjeden der Ärzte im Datensatz einzeln berechnet wer-den. Dabei handelt es sich um die Häufigkeit vonAugenuntersuchungen, die Häufigkeit von Bestim-mungen des Glykohämoglobinwerts (HbA1c) unddie Häufigkeit von Bestimmungen des Kreatinin-werts bei den behandelten Patienten.

Die Behandlungsleitlinien empfehlen jährliche Au-genuntersuchungen bei allen Diabetikern, um mitdem Diabetes mellitus in Verbindung stehende Au-generkrankungen wie die diabetische Retinopathiefrühzeitig erkennen und optimal behandeln zu kön-nen. So halten Stur et al. (2012) fest, dass jeder Diabetiker „mindestens einmal jährlich augenfach-ärztlich untersucht werden“24 sollte. Je nach Auf-fälligkeit des Befundes, der diabetischen Stoff-wechsellage und dem Alter der Betroffenen werdenzum Teil sogar unterjährige oder auch mehrjährigeUntersuchungsintervalle von bis zu vier Jahren

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empfohlen.25 Die deutsche Versorgungsleitlinie –Bundesärztekammer et al. (2010) – liefert Argumen-te, die für ein jährliches Untersuchungsintervall alspragmatische Lösung sprechen.26 Dieser Argumen-tation sowie den Vorgaben von Nicolucci et al.(2006), Hader & Gräf-Gruß (2009), Hammes et al.(2009), International Diabetes Federation (2012),Matthaei et al. (2011), Stur et al. (2012), Rydén et al.(2013) und Bundesärztekammer et al. (2014) folgtauch die vorliegende Arbeit und wählt für die Er-mittlung des Prozentanteils der jedem analysiertenArzt zugeordneten Patienten, die mindestens eineUntersuchung bei einem Facharzt für Augenheil-kunde erhielten, ein jährliches Untersuchungsinter-vall.27 Neben den Kontakten der einem Allgemein-mediziner zugeordneten Patienten bei Vertragsfach-ärzten für Augenheilkunde sind im Untersuchungs-datensatz auch Kontakte dieser Patienten bei Wahl-ärzten für Augenheilkunde berücksichtigt, sofern sieim Standardprodukt Folgekostenrechnung (FOKO)erfasst sind. Darüber hinaus fließen Wahlarztkon-takte beim Facharzt für Augenheilkunde ausdrück-lich auch dann in den Datensatz ein, wenn sie imStandardprodukt Leistungswesen der Gebietskran-kenkassen (LGKK) aufscheinen.28

Laut Matthaei et al. (2009), Handelsman et al.(2011), Matthaei et al. (2011), Clodi et al. (2012),Auinger et al. (2012), Bundesärztekammer et al.(2014), Pfeiffer & Klein (2014), American DiabetesAssociation (2014), Inzucchi et al. (2012), Interna-tional Diabetes Federation (2012), Nathan et al.(2009) und International Diabetes Federation (2013)ist das Glykohämoglobin (HbA1c) ein zentraler

Richtwert für die Stoffwechselkontrolle im Rahmenjeder Diabetestherapie, weil es die Wahrscheinlich-keit des Auftretens mikro- und makrovaskulärerKomplikationen beeinflusst: „It is well establishedthat the risk of microvascular and macrovascularcomplications is related to glycemia, as measured byHbA1c.“29 Der HbA1c-Wert sollte im Zuge der The-rapieüberwachung in drei- bis sechsmonatigen Inter-vallen und in der Verlaufskontrolle mindestens injährlichen Abständen gemessen werden. Im Folgen-den wird deshalb der Prozentanteil der jedem analy-sierten Arzt zugeordneten Patienten, die im Einjah-reszeitraum mindestens eine HbA1c-Bestimmung er-hielten, als Indikator der Prozessqualität verwendet.30

Für die frühzeitige Feststellung und optimale Be-handlung einer mit dem Diabetes mellitus in Verbin-dung stehenden Funktionseinschränkung der Nierendurch eine Erkrankung wie die diabetische Nephro-pathie werden gemäß Matthaei et al. (2011), Auingeret al. (2012), International Diabetes Federation(2012), Bundesärztekammer et al. (2013), Hassla-cher et al. (2013), International Diabetes Federation(2013), American Diabetes Association (2014) undBundesärztekammer et al. (2014) Screenings zurMessung der Kreatinin-Clearance und der glomeru-lären Filtrationsrate verwendet, die mindestens ein-mal jährlich – und teilweise sogar in drei- bis sechs-monatigen Abständen – durchgeführt werden soll-ten. Die vorliegende Studie verwendet deshalb denProzentanteil der jedem analysierten Arzt zugeord-neten Patienten, bei denen im Analysejahr mindes-tens eine Bestimmung des Kreatinins im Blut oderUrin durchgeführt wurde, als Qualitätsindikator.31

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3 Forschungsfrage 1 (Zeitdimension)

Zur Suche nach Spill-over-Effekten der strukturier-ten Diabetesbetreuung in zeitlicher Hinsicht (For-schungsfrage 1) analysieren die nachstehenden Ab-schnitte die von den Ärzten erreichten Werte derQualitätsindikatoren 1 bis 3 grafisch sowie mithilfenichtparametrischer Tests zwischen den Ärztegrup-pen für die Jahre 2010 (Forschungsfrage 1a) und2012 (Forschungsfrage 1b). Alle deskriptiven Statis-tiken und statistischen Tests hierzu sind in Tabelle 3-1 bis Tabelle 3-3 zusammengefasst. SämtlicheAuswertungen wurden mit der Software Stata (Re-lease 11.2) durchgeführt.32

Grundlage der folgenden Auswertungen ist der imLEICON-Data-Warehouse pseudonymisiert undösterreichweit gespeicherte Datenbestand der Be-handlung des Krankheitsbildes Diabetes mellitus Typ2 aus den Jahren 2010 bis 2012. Die im Analyseda-tensatz erfassten Patienten erhielten in jedem dieserdrei Jahre entweder orale Antidiabetika (A10B) odereine Kombinationstherapie aus oralen Antidiabetika(A10B) und Insulin (A10A). Die zunehmend an Po-pularität gewinnenden Kombinationspräparate, dieunter anderem auch für eine verbesserte Therapie-adhärenz der Patienten sorgen können, werden alsoim verwendeten Datensatz bei der Ermittlung derGesamtanzahl von Diabetespatienten berücksich-tigt.33 Die Diabetespatienten wurden zudem einemfür die Behandlung verantwortlichen Arzt für Allge-meinmedizin zugeordnet, sofern dieser ein Vertrags-verhältnis mit einem der 13 im LEICON-Data-Warehouse erfassten Krankenversicherungsträgerhatte. Eine solche Zuordnung von Patienten zu einemAllgemeinmediziner erfolgte immer dann, wenn derbetreffende Patient im laufenden Jahr von allen sei-nen Arztkontakten bei Ärzten für Allgemeinmedizinmindestens 80 % bei diesem einen Allgemeinmedi-ziner absolvierte. Um die von den behandlungsfüh-renden Allgemeinmedizinern geleistete Prozessqua-lität im Zeitablauf fair vergleichen zu können, solltensowohl der Ärztemix im Datensatz als auch der Pa-

tientenmix je Arzt im Zeitablauf unverändert blei-ben. Zugleich musste jeder Arzt eine Mindestanzahlzugeordneter Patienten überschreiten. Deshalb ver-blieben nur jene Ärzte im Datensatz, die in den Jah-ren 2010 bis 2012 durchgängig über einen Patien-tenstamm von mindestens fünf Personen verfügten.Hierbei musste es sich zudem über alle drei Analy-sejahre hinweg bei jedem Arzt um dieselben zuge-ordneten Patienten handeln.34 Aus diesen Einschrän-kungen resultiert ein dreijähriges balanciertes Ärzte-panel mit denselben mindestens fünf durchgängigzugeordneten Personen pro Arzt, das in die vier Ärz-tegruppen „Nicht-DMP-Ärzte“, „DMP-Ärzte“,„Aussteiger“ und „Einsteiger“ unterteilt ist. DerGruppe der „DMP-Ärzte“ gehören Allgemeinmedi-ziner an, die während der Jahre 2010 bis 2012 öster-reichweit durchgängig als Teilnehmer am DMP auf-schienen. Darunter fallen einerseits Kassenvertrags-ärzte von acht der neun Gebietskrankenkassen undvon den vier bundesweiten Krankenversicherungs-trägern, die entweder das DMP „Therapie Aktiv“oder eine andere Form der strukturierten Diabetes-betreuung anbieten. In den Bundesländern Nieder-österreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark,Vorarlberg und in Wien können Patienten in „Thera-pie Aktiv“ eingeschrieben werden. Dabei überneh-men die örtlichen Gebietskrankenkassen die Admi-nistration für alle Krankenversicherungsträger desbetreffenden Bundeslands. Im Burgenland wird einevergleichbare strukturierte Betreuung angewandt(„Modell Burgenland“). Deshalb sind DMP-Ärzteund DMP-Patienten aus dem Burgenland ebenfallsTeil des Untersuchungsdatensatzes. Tirol hingegenbeendete die Teilnahme an „Therapie Aktiv“ inForm des „Tiroler Diabeteskonzeptes“ mit Jahres-ende 2010. Allerdings werden vom Arbeitskreis für Vorsorgemedizin und Gesundheitsförderung in Tirol weiterhin kostenlose Diabetesschulungen unter dem Namen „Tiroler Diabeteskonzept“ ange-boten und abgerechnet. In Kärnten existierte zu kei-nem Zeitpunkt eine strukturierte Diabetesbetreu-ung im Rahmen von „Therapie Aktiv“. Schulungenfür Diabetiker sind jedoch bei der Kärntner Ge-bietskrankenkasse möglich.35 Weder in Tirol noch

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in Kärnten fließen derart geschulte Patienten undÄrzte – und zwar in keinem der Datenjahre 2010bis 2012 – aufseiten des DMP in den Untersu-chungsdatensatz ein.Bei den „Nicht-DMP-Ärzten“ im Untersuchungs-datensatz handelt es sich um Allgemeinmedizineraus ganz Österreich (inklusive Tirol und Kärnten),die in den Jahren 2010 bis 2012 nie als Teilnehmeram DMP registriert waren. Als „Aussteiger“ geltensolche Allgemeinmediziner, die im Jahr 2010 alsDMP-Ärzte registriert waren und deren Arztstatussich entweder im Jahr 2011 einmalig auf „Nicht-DMP-Arzt“ änderte (und auch im Jahr 2012 so ver-blieb) oder im Jahr 2012 auf „Nicht-DMP-Arzt“änderte. „Einsteiger“ sind alle Allgemeinmediziner,die im Jahr 2010 als Nicht-DMP-Ärzte erfasst wa-ren und deren Arztstatus sich entweder im Jahr2011 einmalig auf „DMP-Arzt“ änderte (und auchim Jahr 2012 so verblieb) oder im Jahr 2012 auf„DMP-Arzt“ änderte. Wechselte ein Arzt den Arzt-status sowohl im Jahr 2011 als auch im Jahr 2012,so wurde er – seinem Status im Jahr 2010 entspre-chend – entweder durchgängig der Gruppe derDMP-Ärzte oder durchgängig der Gruppe derNicht-DMP-Ärzte zugeteilt. Ob sich auch der Sta-tus der jedem der Ärzte zugeordneten Patienten(„DMP-Patienten“, „Nicht-DMP-Patienten“) än-derte, wird an dieser Stelle nicht beurteilt, da imFolgenden ausschließlich die Analyse der Werteder drei Prozessqualitätsindikatoren in der Gesamt-heit aller pro Arzt zugeordneten Patienten im Fokussteht.36

Insgesamt sind in diesem einfachen Dreijahrespa-nel 3.485 Allgemeinmediziner enthalten, die sichin 2.915 Nicht-DMP-Ärzte (88.851 zugeordnetePatienten), 313 DMP-Ärzte (11.997 zugeordnetePatienten), 144 Aussteiger (4.874 zugeordnete Patienten) und 113 Einsteiger (3.964 zugeordnetePatienten) untergliedern. Dies bedeutet einen Erfassungsgrad von 85,0 % aller 4.098 per Jahres-ende 2012 bei den österreichischen Krankenversi-cherungsträgern registrierten Vertragsärzte für All-gemeinmedizin. Die ihnen insgesamt zugeordne-ten 109.686 Patienten bedeuten einen Erfassungs-grad von 36,0 % der Grundgesamtheit all jener304.395 Diabetiker im LEICON-Data-Warehouse,die österreichweit entweder ausschließlich mit ora-len Antidiabetika oder mit einer Kombination vonoralen Antidiabetika und Insulin behandelt wur-den.37

Im Vergleich mit den Nicht-DMP-Ärzten bietendie DMP-Ärzte im Hinblick auf alle drei Quali-tätsindikatoren eine deutlich höhere Prozessquali-tät. Abbildung 1-1 zeigt für die Jahre 2010 bis2012 jeweils den Median des Anteils der den Ärzten zugeordneten Patienten, die jährlich min-destens einen abgerechneten Augenarztkontakt,jährlich mindestens eine HbA1c-Bestimmungbzw. jährlich mindestens eine Kreatinin-Bestim-mung aufweisen. Im Median haben aufseiten derNicht-DMP-Ärzte nur rund 38 % der zugeordnetenPatienten – mit leicht fallender Tendenz – mindes-tens einen jährlichen Augenarztkontakt. Aufseitender DMP-Ärzte liegt dieser Wert mit rund 46 % derzugeordneten Patienten – bei ebenso fallender Ten-denz – gemäß Tabelle 3-1 bis Tabelle 3-3 in allendrei Jahren auf dem 1 %-Niveau statistisch signi-fikant höher.38 Deutlich besser sind die Werte derHbA1c- und Kreatinin-Bestimmungen, die sich im

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Falle der Nicht-DMP-Ärzte im Median bei rund 66 % der zugeordneten Patienten und im Falle derDMP-Ärzte bei rund 80 % und darüber bewegen.Es werden also bei der Hälfte der Nicht-DMP-Ärzte bei zumindest zwei Drittel der Patienten undbei der Hälfte der DMP-Ärzte bei zumindest 80 %der Patienten diese beiden Laborparameter ermit-telt. Auch diese Differenzen sind in allen drei Jah-ren auf dem 1%-Niveau statistisch signifikant.39

Hingegen leisten die Aussteiger im Vergleich mitden DMP-Ärzten bei allen drei Qualitätsindikato-ren eine auf dem 1%-Niveau statistisch signifikantschlechtere Prozessqualität, während die Einsteigerim Vergleich mit den Nicht-DMP-Ärzten eine zu-mindest auf dem 10%-Niveau statistisch signifikantbessere Prozessqualität aufweisen. Bemerkenswertist, dass dieses Ergebnis für alle drei Jahre des Be-obachtungszeitraums gilt, obwohl die Aussteigererst 2011 oder 2012 das DMP verließen und dieEinsteiger erst 2011 oder 2012 dem DMP beitra-ten.40 Ebenso bemerkenswert ist, dass sich die vonden Aussteigern und den Nicht-DMP-Ärzten ge-leisteten Prozessqualitätswerte im Zeitablauf eben-so aneinander annähern, wie die von den Einstei-gern und den DMP-Ärzten geleisteten Prozessqua-litätswerte.41 Einsteiger und Aussteiger driften al-so im Zeitablauf auseinander. So zeigen die Ein-steiger bereits im Jahr 2010 bei den Augenarzt-kontakten eine auf dem 1%-Niveau statistisch signifikant bessere Prozessqualität als die Ausstei-ger. Auch die Differenz bei den HbA1c-Bestim-mungen ist zumindest auf dem 10%-Niveau statis-tisch signifikant. Bis zum Jahr 2012 fallen schließ-lich die Unterschiede zwischen Augenarztkontak-ten, HbA1c- und Kreatinin-Bestimmungen glei-chermaßen auf dem 1%-Niveau statistisch signifi-kant aus.42

An dieser Stelle ist einschränkend anzumerken,dass sich die vier Ärztegruppen hinsichtlich derAnzahl der zugeordneten Patienten, des Prozentan-teils der zugeordneten weiblichen Patienten unddes Alters der zugeordneten Patienten zum Teil sta-tistisch signifikant unterscheiden.43 Es sind dies dieeinzigen Werte, die von den Patienten bekannt sind.Sie könnten die Prozessqualitätsdifferenzen zwi-schen den Ärzten ebenso beeinflussen wie eineReihe unbekannter, individueller Einflüsse wie dieKrankheitsprogression, die Therapieadhärenz oderder sozioökonomische Status.44

Die folgenden Abschnitte verdeutlichen die Pro-zessqualitätsunterschiede zwischen den Ärztegrup-

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schen 40 und unter 50 % der Patienten mindestenseinen jährlichen Augenarztkontakt auf. Die (zu-künftigen) Einsteiger zeigen also bereits im Jahr2010 eine mit den DMP-Ärzten vergleichbare Prozessqualität, obwohl sie erst ab dem Jahr 2011

pen im Vergleich der Datenjahre 2010 und 2012 inForm von Histogrammen. Diese zeigen, welcherProzentsatz der Ärzte je Ärztegruppe (vertikaleAchse) bei welchem Prozentsatz der jedem der Ärz-te zugeordneten Patienten (horizontale Achse) denje Qualitätsindikator thematisierten Tatbestand er-füllt. Für die auf der horizontalen Achse der Histo-gramme gezeichnete Klassenbreite der Prozentan-teile der zugeordneten Patienten (PA) gilt immer 0 % ≤ PA < 10 %, 10 % ≤ PA < 20 %, ..., 80 % ≤ PA< 90 %, 90 % ≤ PA ≤ 100 %. An den gezeigten Abbildungen ist bemerkenswert, wie hoch dieSchwankungsbreite der Qualitätsindikatoren in allen vier Ärztegruppen ist – und wie weit die Werte bisweilen vom absoluten Qualitätsoptimum(100 % der Ärzte veranlassen bei 100 % der ihnenzugeordneten Patienten die im betreffenden Quali-tätsindikator angeführte Augenuntersuchung,HbA1c- oder Kreatinin-Bestimmung) entfernt sind.

Gemäß Abbildung 3-2 weisen im Jahr 2010 mit30,15 % bei den meisten der Nicht-DMP-Ärzte undmit 32,64 % bei den meisten der (zukünftigen) Aus-steiger aus dem DMP zwischen 30 und unter 40 %der Patienten mindestens einen Augenarztkontaktauf. Die (zukünftigen) Aussteiger zeigen also be-reits im Jahr 2010 eine mit den Nicht-DMP-Ärzten vergleichbare Prozessqualität, obwohl sieerst im Jahr 2011 oder 2012 das DMP verlassenwerden.Aufseiten der DMP-Ärzte und der (zukünftigen)Einsteiger ins DMP liegen diese Werte deutlich bes-ser. So weisen im Jahr 2010 mit 32,59 % bei denmeisten der DMP-Ärzte und mit 34,51 % bei denmeisten der (zukünftigen) Einsteiger ins DMP zwi-

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oder 2012 am DMP teilnehmen werden. Insgesamtschneiden demnach die DMP-Ärzte im Hinblickauf den Anteil der Patienten mit Augenarztkontak-ten – allerdings ebenfalls auf einem insgesamtniedrigen Niveau – deutlich besser ab als dieNicht-DMP-Ärzte. Die im Jahr 2010 von den Ein-steigern geleistete Prozessqualität ist mit jener derDMP-Ärzte vergleichbar, die von den Aussteigerngeleistete Prozessqualität mit jener der Nicht-DMP-Ärzte.Die in Abbildung 3-3 gezeigten Verteilungen für dasJahr 2012 bestätigen dieses Muster: Bei den nun be-reits eingestiegenen Einsteigern ins DMP verbessertsich die Prozessqualität weiter. So ist der Anteil derÄrzte, bei denen mindestens die Hälfte der zuge-ordneten Patienten mindestens einen Augenarzt-kontakt aufweist, von 22,12 % im Jahr 2010 auf28,31 % gestiegen (DMP-Ärzte: Anstieg des Ärzte-anteils von 36,74 % im Jahr 2010 auf 40,27 % imJahr 2012). Die nun bereits ausgestiegenen Ausstei-ger (18,75 % im Jahr 2010 und 18,75 % im Jahr2012) stagnieren auf dem deutlich niedrigeren Niveau der Nicht-DMP-Ärzte (Ärzteanteil 17,08 %im Jahr 2010 und 18 % im Jahr 2012).

Wie die folgende Abbildung 3-4 verdeutlicht, wei-sen im Jahr 2010 mit 20,48 % bei den meisten derNicht-DMP-Ärzte zwischen 70 und unter 80 % derPatienten mindestens eine HbA1c-Bestimmungauf. Die meisten der (zukünftigen) Aussteiger(24,31 %) führten hingegen nur bei zwischen 60und unter 70 % der Patienten mindestens eineHbA1c-Bestimmung durch. Ein Vergleich der bei-

den Verteilungen lässt erkennen, dass die (zukünf-tigen) Aussteiger also bereits im Jahr 2010 eineden Nicht-DMP-Ärzten ähnliche Prozessqualitätleisten, obwohl sie erst im Jahr 2011 oder 2012 dasDMP verlassen.Aufseiten der DMP-Ärzte und der (zukünftigen)Einsteiger ins DMP liegen diese Werte deutlichbesser. Im Jahr 2010 weisen bei den meisten derDMP-Ärzte (30,67 %) und bei den meisten der (zu-künftigen) Einsteiger ins DMP (27,43 %) zwischen80 und unter 90 % der Patienten mindestens einejährliche HbA1c-Bestimmung auf. Die (zukünfti-gen) Einsteiger zeigen also bereits im Jahr 2010 ei-ne mit den DMP-Ärzten vergleichbar hohe Pro-zessqualität, obwohl sie erst ab den Jahren 2011oder 2012 am DMP teilnehmen werden. Insgesamt schneiden demnach die DMP-Ärzte imHinblick auf den Anteil der Patienten mit HbA1c-Bestimmungen – auf einem insgesamt sehr hohenNiveau – deutlich besser ab als die Nicht-DMP-Ärzte. Die im Jahr 2010 von den Einsteigern geleistete Prozessqualität ist mit jener der DMP-Ärzte vergleichbar, die von den Aussteigern geleis-tete Prozessqualität mit jener der Nicht-DMP-Ärzte.Auch die in Abbildung 3-5 gezeigten Verteilungenfür das Jahr 2012 bestätigen das in Abbildung 3-4gezeigte Bild: Bei den nun bereits ins DMP einge-stiegenen Einsteigern verbessert sich die Prozess-qualität weiter, bleibt aber hinter jener der DMP-Ärzte zurück. So steigt der Anteil der Einsteiger,bei denen mindestens 70 % der zugeordneten Patienten mindestens eine jährliche HbA1c-Be-stimmung erhielten, von 71,67 % im Jahr 2010leicht auf 72,56 % (DMP-Ärzte: 72,12 % im Jahr

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2010 und 76,36 % im Jahr 2012). Hingegen ver-bleiben die nun bereits ausgestiegenen Aussteigermit rückläufiger Tendenz (Ärzteanteil 51,39 % imJahr 2010 und 48,62 % im Jahr 2012) etwas überdem insgesamt deutlich niedrigeren Niveau derNicht-DMP-Ärzte (43,63 % im Jahr 2010 und44,01 % im Jahr 2012).

Abbildung 3-6 zeigt, dass im Jahr 2010 mit 20,31 %bei den meisten der Nicht-DMP-Ärzte zwischen 70bis unter 80 % der Patienten mindestens eine Krea-tinin-Bestimmung aufweisen. Die meisten der (zu-künftigen) Aussteiger (24,31 %) führten hingegenbei zwischen 80 und unter 90 % der Patienten min-destens eine Kreatinin-Bestimmung durch. Ein Ver-gleich der beiden Verteilungen lässt erkennen, dassdie (zukünftigen) Aussteiger im Jahr 2010 (noch) ei-ne etwas höhere Prozessqualität als die Nicht-DMP-Ärzte leisten.Aufseiten der DMP-Ärzte und der (zukünftigen)Einsteiger ins DMP liegen diese Werte erneut deut-lich besser. Im Jahr 2010 weisen bei den meisten derDMP-Ärzte (34,50 %) und bei den meisten der (zu-künftigen) Einsteiger ins DMP (29,20 %) zwischen80 bis unter 90 % der Patienten mindestens eine jähr-liche Kreatinin-Bestimmung auf. Die (zukünftigen)Einsteiger zeigen also bereits im Jahr 2010 eine mitden DMP-Ärzten vergleichbar hohe Prozessqualität,obwohl sie erst ab dem Jahr 2011 oder 2012 amDMP teilnehmen werden.Insgesamt schneiden demnach die DMP-Ärzte imHinblick auf den Anteil der Patienten mit Kreatinin-Bestimmungen – auf einem insgesamt sehr hohen

Niveau – deutlich besser ab als die Nicht-DMP-Ärz-te. Die im Jahr 2010 von den Einsteigern geleisteteProzessqualität ist mit jener der DMP-Ärzte ver-gleichbar, die von den Aussteigern geleistete Pro-zessqualität mit jener der Nicht-DMP-Ärzte. Aller-dings fällt hier der Unterschied zwischen Einsteigernund Aussteigern geringer aus.Die für das Jahr 2012 dargestellten Verteilungen inAbbildung 3-7 zeigen, dass sich bei den nun bereitsins DMP eingestiegenen Einsteigern die Prozess-qualität minimal in Richtung der DMP-Ärzte ver-bessert – diese aber nicht ganz erreicht. Während inder Gruppe der Einsteiger der Anteil der Ärzte, beidenen mindestens 70 % der zugeordneten Patientenmindestens eine jährliche Kreatinin-Bestimmung er-hielten, von 69,02 % im Jahr 2010 auf 70,80 % imJahr 2012 anwächst, fällt der entsprechende Anteilder DMP-Ärzte im selben Zeitraum von 76,68 % auf 73,81 %. Die nun bereits ausgestiegenen Aus-steiger fallen demgegenüber zwar deutlich ab(Ärzteanteil von 59,73 % im Jahr 2010 und 50,70 %im Jahr 2012), schneiden aber weiterhin besser abals die Nicht-DMP-Ärzte (49,57 % im Jahr 2010 und46,52 % im Jahr 2012).Der in der nächsten Ausgabe der Sozialen Sicherheitfolgende Teil 2 des Artikels setzt mit den empiri-schen Ergebnissen im Zusammenhang mit For-schungsfrage 2 (Patientendimension) fort. Dabeikommt auch ein aus den drei Prozessqualitätsindi-katoren gebildeter Gesamtindikator zum Einsatz.Teil 2 liefert überdies zusammenfassend die Ant-worten auf Forschungsfrage 1 (Zeitdimension) undForschungsfrage 2 (Patientendimension), zeigt dieLimitationen der Studie auf und reflektiert abschlie-ßend die Bedeutung der erzielten Resultate.

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