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70 J. GroBfeld t, Priifung auf Raffinose in Ablaufsirupen. YOI1 J. Grogfeld ~. (Eingegangen am 3. Mai x943. ) Nach den Begriffsbestimmungen fiir Sirupe fiir Speisezwecke yore 8. Juli 19401 ist die Verwendung yon Rohmelasse (Melasse ans Raffinerie n, WeiBzuckerfabriken nnd Rohzuckerfabriken) und Restabl~iufen vonder Traubenzuckerherstellung zur Herstellung yon Speisesirupen, auch deren geringwertigster Sorte, n~mlich yon Ablaufsirup, verboten. Hiernach kommt ftir die Herstellnng yon Ablaufsirup praktisch nnr der sogenannte ,,Strontianablauf" in Frage, also der Ablauf, der aus der Anfarbeitung der Zucker- Strontiumverbindnng bei der Melasseentzuckerung anfMlt. Tats~tchlich enthalten die meisten Ablaufsirupe des Handels im allgemeinen gr6Bere Anteile yon Stron- tianablauf. Ffir den Nachweis des Zusatzes der verbotenen Melasse kann es somit von Wert sein, anf einen Gehalt an Strontianablauf zu prtifen. Nach frtiheren Untersuchungen yon W. Sntthoff nnd J. Grogfeld 2 liegen die brauchbarsten Merkmale Itir Strontianabl~ufe auBer in dem fehlenden Phos- phors~iuregehalt der Asche im Strontiumnachweis sowie in der sehwachen Rechts- drehnng des Zuckers nach der Inversion. Auch ist der Gehalt der Strontianmelassen an Stickstoff nnd Betain viel geringer als bei Rohmelassen. Von diesen Besfandteilen ist der Strontinmgehalt offenbar anf zuriickgebliebege Vernnreinignngen zuriickzufiihren und demgem~ig sehr schwankend. Er kann zur Best~tignng des Vorliegens yon Strontianablauf wertvoll sein, ist aber znr Mengen- bestimmung riaturgem~B wenig geeigne*c. Anders verh~ilt es sich mit der abweichenden Drehung der Strontianabl~ufe nach der Inversion. Denn diese abweichende Drehung ist eine Folge des Gehaltes an Raffinose, die in Rohmelassen anderer Art nur in kleiner Menge vorkommt. Es ist daher anssichtsreich, den Nachweis auf diesen Bestandteil zu stfitzen. 1. ]3estimmung der Raffinose durcb S~iureinversion. Nach A. Herzfeld und J. Damm/iller 3 bestimmt man bei Abwesenheit grSl3erer Mengen (tiber 2 %) yon Invertzncker (wie es bei diesen Abl~infen meistens der Fall ist) unter !Einsetznng des Normalgewichts die Polarisation vor der Inversion P und nach der Inversion I und berechnet Z = Saccharose sowie R = Raffin0se- anhydrid nach den Formeln: 0,5124 P -- I Z= 0,839 ' P--Z R = 1,852" 1 Verkiindgsbl. Reichsn~hrstd. 392 (1940). - Diese Z., Gesetze tl. Verordnungen32,126 (1940). \¥. Sutthoff u. J. GroBfeld, diese Z. 27, 183 (1914). 8 A. Herzfeld und J. Dammiiller, Z. Ver. dtsch.'Zuckerind. 1889, 722, 74:2. -- ttand- buch der Lebensmittelchemie, Bd. V, S. 403.

Prüfung auf Raffinose in Ablaufsirupen

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70 J. GroBfeld t,

Priifung auf Raffinose in Ablaufsirupen.

YOI1

J . Grog fe l d ~.

(Eingegangen am 3. Mai x943. )

Nach den Begriffsbestimmungen fiir Sirupe fiir Speisezwecke yore 8. Juli 19401 ist die Verwendung yon Rohmelasse (Melasse ans Raffinerie n, WeiBzuckerfabriken nnd Rohzuckerfabriken) und Restabl~iufen v o n d e r Traubenzuckerherstellung zur Herstellung yon Speisesirupen, auch deren geringwertigster Sorte, n~mlich yon Ablaufsirup, verboten.

Hiernach kommt ftir die Herstellnng yon Ablaufsirup praktisch nnr der sogenannte , , S t ron t i anab lau f " in Frage, also der Ablauf, de r aus der Anfarbeitung der Zucker- Strontiumverbindnng bei der Melasseentzuckerung anfMlt. Tats~tchlich enthalten die meisten Ablaufsirupe des Handels im allgemeinen gr6Bere Anteile yon Stron- tianablauf.

Ffir den Nachweis des Zusatzes der verbotenen Melasse kann es somit von Wert sein, anf einen Gehalt an Strontianablauf zu prtifen.

Nach frtiheren Untersuchungen yon W. S n t t h o f f nnd J. G r o g f e l d 2 liegen die brauchbarsten Merkmale Itir Strontianabl~ufe auBer in dem fehlenden Phos- phors~iuregehalt der Asche im Strontiumnachweis sowie in der sehwachen Rechts- drehnng des Zuckers nach der Inversion. Auch ist der Gehalt der Strontianmelassen an Stickstoff nnd Betain viel geringer als bei Rohmelassen.

Von diesen Besfandteilen ist der Strontinmgehalt offenbar anf zuriickgebliebege Vernnreinignngen zuriickzufiihren und demgem~ig sehr schwankend. Er kann zur Best~tignng des Vorliegens yon Strontianablauf wertvoll sein, ist aber znr Mengen- best immung riaturgem~B wenig geeigne*c.

Anders verh~ilt es sich mit der abweichenden Drehung der Strontianabl~ufe nach der Inversion. Denn diese abweichende Drehung ist eine Folge des Gehaltes an Raffinose, die in Rohmelassen anderer Ar t nur in kleiner Menge vorkommt. Es ist daher anssichtsreich, den Nachweis auf diesen Bestandteil zu stfitzen.

1. ] 3 e s t i m m u n g de r R a f f i n o s e d u r c b S ~ i u r e i n v e r s i o n . Nach A. H e r z f e l d und J. D a m m / i l l e r 3 bes t immt man bei Abwesenheit

grSl3erer Mengen (tiber 2 %) yon Invertzncker (wie es bei diesen Abl~infen meistens der Fall ist) unter !Einsetznng des Normalgewichts die Polarisation vor der Inversion P und nach der Inversion I und berechnet Z = Saccharose sowie R = Raffin0se- anhydrid nach den Formeln:

0,5124 P - - I Z =

0,839 ' P - - Z

R = 1,852"

1 Verkiindgsbl. Reichsn~hrstd. 392 (1940). - Diese Z., Gesetze tl. Verordnungen32,126 (1940). \¥. Sut thoff u. J. GroBfeld, diese Z. 27, 183 (1914).

8 A. Herzfeld und J. Dammiiller, Z. Ver. dtsch.'Zuckerind. 1889, 722, 74:2. - - ttand- buch der Lebensmittelchemie, Bd. V, S. 403.

Pr i i fung au f Ra i f inose i n AManfs i rupen . 71

Da es in der Lebensmitteluntersuchung meist fiblich ist, die Polarisationswerte auf eine L6snng yon 10 g in 100 ccm fiir ein 200 mm-Rohr zu beziehen, haben wir die vorstehenden Formeln darauf umgerechnet.

Nennen wir Pv = Drehung vor der Inversion, 10 g in 100 e~.m, 200 mm-Rohr, Pn = Drehung nach .der Inversion, 10 g in 100 ccm, 200 mm-Rohr, so fotgt:

0,5124X 7,5 P v - 7,5 Pn Z =

0,839 Z = 4,58 P v - 8,94 Pn,

7,5 Pv 7,5 × 0,5124__Pvq_ 7,5 ×~Pn R

1,852 0,839 × 1,852 0,839 q2 1,852' R = 1,58 Pv q- 4,83 pn.

AnI die Polarisationsvorzeichen ist nattirlich genau zu achten. Fiir die Berechnung bet Gegenwart yon mehr als 2 % Invertzucker wird auf die

~enannte Literaturstelle verwiesen. Fiir unsere Untersuchungen standen uns 7 Proben Ablaufsirup zur Verfiigu~lg.

Von diesen war die Probe 1 zur Herstellung eines Kleingeb~cks verwendet worden nnd hatte eine Backware yon ekelerregendem Geschmack geliefert. Die weiteren 6 Proben waren Speisesirupe bzw. Ablaufsirupe des Handels.

Die Untersuchnng dieser Proben ergab folgendes Bild (Tabelle 1 und 2). Hiernach weicht die Probe 1 in ihrer Zusammensetzung wesentlich yon den

iibrigen Proben ab. So sind besonders die erhebliche Linksdrehung nach der Inver- sion, die entsprechend niedrig gefundene Raffinosemenge, schlieBlich auch die niedrigere Rechtsdrehung vor der Inversion und der widerliche Geschmack Kenn- zeichen, die auf Rohmelasse hindeuten.

2. B e s t i m m u n g der R a f f i n o s e d u r c h I n v e r s i o n m i t He feausz f igen . Betrachtet man die oben abgeleitete Formel zur Berechnung der Raffinose

R = 1,58 Pv q- 4,83 Pn niiher,, so I~tllt der groBe Einflug des zweiten rechts stehenden Gliedes 4,83 Pn gegeniiber dem ersten rechten Gliede 1,58 Pv ins Auge.

Durch geringe Zus~ttze rechtsdrehender Stoffe, z. B. yon Glucose, wird man also imstande sein, die Linksdrehung so stark zu ver~indern, dab erhebliche Mengen Raffinose vorget~uscht warden. Man k6nnte also Rohmelasse auf diese Weise hinsichtlich der Prtifung nach H e r z f e l d und D a m m ~ l l e r geradezu analysenfest machen. Dadurch wird dieses Priifungsverfahren mehr oder we.niger entwertet, wenn auch die Geschmackspriifung immerhin noch Anhaltspunkte l~Bt.

Von grgBerem Wert ist jedoch, dab es auf ganz andere Weise m6glich ist, den Raffinosegeha~t in einem Sirup oder in ether anderen Zuckermischung ~zu efmitteln, nfimlich durch Einwirkung yon verschieden wirkenden Zuckerspaltenden Enzymen.

So i s t au f G r u n d der Arbe i t en y o n H. S. P a i n e u n d R. T. B a l c h 1 ein Ve r f ah ren en t - wickel t worden , das u n s bet nnse re r Aufgabe nt i tz l iche Diens te le is ten kann . Die Grund l age des Ve r f ah rens b e r u h t da rauf , dab ein E n z y m a u s z u g aus obergXriger Here infolge seines erheb- l i chen Geha l tes an F ruc t o s i da se ( Inver tase) neben der Saccharose die Raf f inose in F ruc to se u n d Melibiose spa l te t , dab aber e in E n z y m a u s z u g aus un t e rgg r ige r t Iefe infolge seines Gehal tes a n Galaktos idase , die in oberg~r iger Here fehl t , a u c h noch die Melibiose in Glucose u n d Ga lak tose zerlegt . N a n k a n n d a n n aus d e m Un te r sch i ed beider Po la r i sa t ionswer te den Ra;flinose- n n d Saccha rosegeha l t be r echnen n a c h den F o r m e l n :

1 H. S. P a i n e u n d R. T. B a l c h , Ind . engin. Chem. 17, 240 (1925).

72 J. G r o B f e l d t ,

R = 0,352 (o ~ - u) 26 × 100 = 1,~54 ( O - U),

P - - 2 , 2 0 1 O + 1,201 U Z =

1,32

Hierin bedeuten : R = Raffinoseanhydrid, Z = Saceharose, P = Polarisation' des Normalgewichts im 200 mm-Rohr, vor der Inversion,

O ~ Polarisation des Normalgewichts im 200 mm-Rohr, nach Inversion mit Enzym- auszug aus obergXriger Here,

U = Polarisation des Normalgewichts im 200 mm-Rohr , nach Inversion mi t Enzym- auszug aus unterg~riger tIefe.

Eingehende Nachprfifungen des Verfahrens durch R. S a l ~ n i , G. G. K i n d t und G . D . d ' O r a z i 1, dnrch K. Z a b l i n s k y nnd A. W o l f 2 und weitere Bearbeiter haben seine Brauchbarkei t besti~figt.

Tabelle t . E i g e n s c h a f t e n d e r u n t e r s u c h t e n A b l a u f s i r u p e .

l~r. G e s c h m a e k

sfiB-saIzig, widerlich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . siiB-salzig, widerlich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sfiB-salzig, widerlich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . sfig-salzig, kratzend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . stil3-salzig, schwach bi t ter . . . . ~ . . . . . . . . . . . . . sfiB-salzig, schwach bi t ter . . . . . . . . . . . . . . . . . . stiB, etwas kratzend, brennend . . . . . . . . . . . . .

Dichte der L6sung 1 : 5

bei 20 o C

1,0583 1,0613 1,0618 1,0604 1,0618 1,0618 1,0605

Entsprechend t~xtrakt

%

78,3 82,3 82,9 81,0 82,9 82,9 81,2

Tabelie 2. Z u s a m m e n s e t z u n g y o n A b l a u f s i r u p e n .

Prfifung auf Stront ium

0

Spuren Spuren Spuren Spuren

Polarisation tier LSsung 1:10 im 200 mm-Rohr

Nr. vor Inversion naeh Inversion

Kreisgrade Kreisgrade

+ 7,52 ~-2,08 + 9,28 --0 ,22 + 9,04 - -9 ,22 + 10,26 --1 ,12 + 9,35 --1 ,14 + 9,00 --0 ,92 + 9,62 - - 1 , 0 1

Spezifische Drehung des

tgxtraktes nach Inversion

Kreisgrade

- -13,3 - - 1,3 - - 1 , 3

- - 6,9 6,9

- - 5,5 6 , 2

Berechnet

Saccharose Raffinose

% %

53,0 1,8 44,5 13,6 43,4 13,2 57,0 10,8 53 ,0 9,3 49,4 9,8 53,1 10,3

Invert- zucker

%

0,7 1,1 0,5 0 , 9 0,9 1,0 1,0

Asche

%

7,20 6,39 6,73 4,77 5,42 6,82 4,59

F i i r d i e H e r s t e l l u n g d e r E n z y m a u s z t i g e a u s d e r H e f e h a t R. W e i d e n - h a g e n 3 e ine V o r s c h r i f t a n g e g e b e n , n a c h d e r a u c h Z a b l i n s k y u n d W o l f g e a r b e i t e t h a b e n . I n A n l e h n u n g a n d iese V o r s c h r i f t v e r f u h r e n w i r i n e t w a s v e r e i n f a c h t e r F o r m wie f o l g t :

t t e r s t e l l u n g d e r H e f e a u s z f i g e .

Die oberg~rige B a c k h e f e bildete eine Reinhefe vom Aussehen guter B~ckerhefe. Die Menge be t ru ) etwa 650 g. Zur Reinigung wurde Me mi t Wasser zu einem diinnen Brei angerieben und dieser auf einer Porzellannutsche trocken gesaugt. Der Rtickstand wurde mi t 65 ccm (auf je 100 g Hefe 10 ccm) Toluol verrieben, in eine 1,5 1-Pulverflasche gefiillt und zun~chst 2 Tage

1 R. S a l a n i , G. G. K i n d t und G. D. d'Orazi , Ind. saccarif, ital. 34, 29 (1941). 2 K. Z a b l i n s k y u. A. W o l f , Z. Wirtsch.-Gruppe Zuckerind. 92, 160 (1942): a R. W e i d e n h a g e n , Z. Ver. dtsch. Zuckerind., Techn. T. 77, 696 (1927).

Prt~fung auf tRaffinose in Ablaufsirupea. 7~

bei Zimmertemperatur stehengelassen. IIierbei t ra t dutch Autolyse starke Verfliissigung ein. Nun wurde in einem Wasserbad yon 300 C unter Umrtihren mit einem Glasstab 2 Stunden lang bei 300 C weiter autolysiert. Zu der breiigen I~Iasse wurden dann 650 ccm des t Wasser gegeben, die Mischung mit 2,5% Ammoniak gegen Lackmuspapier neuiralisiert und 8 Tage lang bei 30 o C im Brutschrank gehalten 1. Dabei wurde tXglich die Reaktion gegen Lackmuspapier nachgeprfift und, soweit n6tig, nachneutralisiert (Ttipfelprobe zur Zwischenfarbe yon Lackmus, pit = etwa 6,5--7,0). Zum SchlnB wurde durch ein groBes Faltenfilter unter Benutzung yon Kieselgur abtropfen gelassen und das Filtra~ mit Essigs~ure angesXuert, bis eine Tiipfelprobe auf Kongo- papier beginnende Blauf~rbung (pH = 4,775,0) eben erkennen lieB 2. Die Enzyml6sung wurde dann mit etwa 1 ccm Toluol haltbar gemacht und im Ktihlschrank aufbewahrL

Die u n t e r g X r i g e H e f e war eine unterg~rige Brauereihefe; sie bildete eine breiige Masse, die zun~tchst auf einer Nutsche abgesogen und mit Wasser ausgewaschen wurde: Der breiige !Riickstand wog etwa 500 g. E r wurde in eine 1,5 l:Pulverflasche gegeben, mit 50 ccm Toluol versetzt und bis zum folgenden Tage stehengelassen. Dann wurde genau, wie bei der ober- gArigen ttefe angegeben ist, mxtolysiert, mit 500 ccm Wasser verd~nnt und nactl Neutralisierung mii. Ammoniak 7 Tage lang bei neutraler Reaktion und 30°C im Brutschfank gehaiten. Dann wurde wieder unter Verwendung yon Kongopapier bis zur beginnenden Bl~uung mit Essig= sXure anges~uert und da~n erst unter Verwendung yon Kieselgur als Filterhilfe dutch ein Falten- filter filtriert und das Fil trat nach Haltbarmachung mit Toluol im I{t~hlschrank aufbewahrt.

Beide EnzymlSsungen erwiesen sich als hochwirksam. Saccharose wurde Yon beiden L6sungen innerhalb 24 Stunden schon bei Zimmertemperatur ~/oilst~tndig aufgespalten. Eine leichte Trtibung der EnzymlSsungen, die bei der Ablesung der Polarisationswerte die Genauigkeit etwas beeintr~chtigte, wurde durch Kl~trung nach Carrez vor der Polarisation beseitigt. Im iibrigen wurde, abgesehen yon dea kleinen Einwaagen, nach der Vorschrift yon Zab l in sky und Wolf verfahren.

Arbe i t svor sch r i f t .

50 g Sirup wurden in heiBem Wasser gel6st, in einen 250 ccm-Kolben gebracht, nach Ab- k~hlen mit 30 ccm Bleiessig geldXrt, zur Marke aufgeftillt und filtriert, big das Abtropfen auf- h6rte. Das Fil trat wurde mit 2 g festem iKaliummonophosphat (KH 2 PO~) versetzt und unter zeitweilig wiederholtem Umschiittelrx etwa ~ Stunde lang stehengelassen. Dann wurde Kiesel- gur zugegeben und yon dem ausgeschiedenei1 Bleiphosptlat durch ein ±rockenes Faltenfilter klar abfiltrier~. Das bisweilen trtibe durchlaufende Anfangsfiltrat wurde zurtickgegossen. Nun wur- den in zwei 100 ccm-MeGkolben je 50 ccm (= 10 g Sirup) des entbleiten Filtrats gegeben. Dazu kamen im ersten Kolben 5 ecru Enzymauszug aus oberg~riger, im zweiten Kolben 5 ccm Enzym- auszug aus unterg~riger Here uad je ein Tropfen Toluol. Die beiden Kolben blieben nun nach Umschiitteln 48 Stunden in einem W~rmeschrank yon 28--30°C. Darauf wurde erkalten ge- lassen, mit je 1 ccm Kaliumferrocyanid- und Zinkacetatl3sung gekl~rt, auf 100 ccm aufgeftillt, filt~;iert ~nd polarisiert. Von der gefundenen Drehung wurde die in einem Blindversuch mit der gleichen Menge der Enzyml6sungen gefundene aIs Korrektur abgezogen.

In einem weiteren Versuch 3 wurden noch zur Prtifung der Wirksamkeit der EnzymlSsung aus der unterg~irigen Hefe je 50 ccm des entbleiten Filtrats start mit 5 mit 20 ccm dieser Enzyml6sung statt 2 je 3 Tage lang bei 28 bis 300 C stehenge- lassen und dann wie oben behandelt.

Um die auf S. 72 angegebenen Eormeln anwenden zu k6nnen, muBten wir nun unsere Ergebnisse auf das Normalgewicht, 75 g, umrechnen, also mit dem Faktor 7,5 multiplizieren. Wir k6nnen aber auch die Form~ln entsprechend umwandeln,

f Infol'ge Versagens der Temperaturregulierung bei ullserem Brutschrank stieg die Tenl- peratur in der ersten Nacht vortibergehend auf ~0 ° C, was aber, wie besondere Priifungen erwiesen, die Wirksamkeit des Auszugs offenbar nicht wesentlich vermindert hat.

Hierbei t rat noch eine geringe Trtibung eli1, so dab es zweckm~giger erscheint, das Arl- s~ueri1 vor -dem Abfiltrieren der ttefe vorzunehmen; bei der V.erarbeitung der unterg~rigen tIefe wurde dieser Umstand beachtet.

3 Dieser Versuch wurde m i t neaer Sirupeinwaage ausgeftihrt; es kann natiirlich auch der IRes* des entbleiten Filtrats verwendet werden.

74 J. GroI?feld t,

indem wir unseren m i t oberg~iriger Here fiir 10 g in 100 ccm erha l tenen W e r t m i t 01, den m i t un te rg~r iger t t e fe e rha l tenen mi t U 1 bezeichnen und e rha l ten dann :

P v - 2,201 01 + 1,201 u 1 Z = 1,32 × 7,5 ~ 5,68 Pv - - 12151 01 + 6,82 U1,

0,352 × ( 0 ~ - Us) R = 26 x 100 X 7,5 = 10,15 ( O 1 - U1).

Auf diese Weise wurden fo!gende Ergebnisse e rha l ten :

Tabelle 3. E n z y m a t i s c h - p o l a r i m e t l : i s c h e B e s t i m m u n g yon S a c c h a r o s e und Ra f - f inose in A b l a u f s i r u p e n .

Polarisation 1 10 im 200 mm-~Rohr Berechnete Menge

vor der Inversion

Kreisgrade

+ 7,52 + 9,28 + 9,04 + 10,26 + 9,35 + 9,00 -F 9,62

nach der Inversion mit Auszug aus

ob erg~riger Heft

5 ec~-~

Kreisgrade

uaterg~riger Here

5 ccm " 10 ccm 2 Tage a Tage

Kreisgrade I Kreisgrade

Nr. I "l Sacchar°se %

--2,11 --2,40 --0,28 --1,34 --0,30 ~-1,39 --1,01 1,94 --1,12 --1,89

0,73 --1,59 --1,03 --1,84

- - 52,7 47,1 45,6

-7,S9 57,7 ~1,95 54,2 --1,60 49,4

1,94 55,0

Frfiheres Ergebnis mittels S~iureinversion

RaKinose Saccharose ' Raffinose

% % %

2,9 10,8 11,1 9,4 7,8 8,7 8,4

53,0 44,5 43,4

• ' 57,0 53,0 49,4 53,1

I 1,8

13,6 13;2 10,8 9,3 9,8

10,3

Die Po la r i sa t ion des Bl indversuches war in beiden FMlen sehr ge r ing ; sie be- t r ug fiir 5 ccm Enzyml6sung auf 100 ccm aus obergfiriger H e f e + 0,10 °, aus un te r - gfiriger Hefe + 0,06 °.

Die Versuche 4 bis 7 zeigen, daB bei s t~rkerer E n z y m w i r k u n g mi t EnzymlSsung aus unterg/ i r iger Here keine wesent l ich andere Drehung e rha l t en wJrd als 'bei schw~cherer Einwirkung. I m Mit te l be t rug n~tmlich bei den 4 P roben die Drehung

nach 2t&giger Behandlung mit 5 ccm Enzyml6sung --1,82 °, nach 3t&giger t3ehandlung mit 20 ccm Enzyml6sung --1,84 °.

Hie raus k a n n m a n en tnehmen, daB nicht nur der Auszug aus obergar iger , son- dern auch der aus unterg~r iger Here r o l l w i rksam war.

Die gefundenen W e r t e I~r Saccharose s t immen der GrSBenanordnung nach ziemlich fiberein. Die Mi t te lwer te berechnen sich wie folgt :

Saccharose, Mittelwert, gefunden durch S~ure-Inversion Enzym-Inversion

50,5% 51,7% Unterschied 1,2%

Der Raf f inosewer t ist , auBer bei der e r s t en Probe, b e i den h6heren Raff inose- geha l t en be i der S~ure- Invers ion s te t s e twas h6her als be i dem Enzymver fah ren , dessen Ergebnisse nach den genann ten Arbe i t en als die genaueren anzusehen sind. I m Mit te l unserer 7 P roben berechnet sich:

Raffinose, Mittelwert, gefunden dutch S&ure-Inversion Enzym-Inversion

9,8% 8,5% Unterschied 1,3%

Priifung auf Raffinose in Ablaufsirupen. 75

Wenn wir annehmen, dab die Enzym-Inversion die richtigeren Ergebnisse liefert, sind also bei unseren Versuchen im Mittel dutch S~iure-Inversion 1,2% zu wenig Saccharose, dagegen fast der gleiche Betrag, nfimlieh 1,3% zu viel Raffinose ge- funden worden.

Nach den frtiheren Untersuchungen yon S u t t h o f f und Grol3fe ld zeigten Strontianmelassen im Mittel folgende Drehungswerte:

Pv = + 9 , 5 3 ° ; P~ = + 0 , 1 0 °. Hieraus berechnen sich nach H e r z f e l d und D a m m i i l l e r an

Saccharose 42,8 %; Raffinose 15,5 %.

Daraus kann geschlossen werden, dab die als Speisesirupe zu verwendenden Ablaufsirupe des I-Iandels nicht reine Strontiansirupe sind, sondern mit einem ande- ten Zuckersiru p vermischt sind. Urn R/ibensirup (R/ibensaft) kann es sich dabei nicht handeln, well Rtibensaft erhebliche Mengen Invertzucker enth~tlt, yon dem wir in unseren Ablaufsirupen nur kleine Mengen fanden. Wegen des verh~iltnism~Big nicht sehr hohen Aschegehaltes kann es sich aber vielleicht um Zus~itze yon Rohr- zucker handeln.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

1. Ftir die Berechnnng des Gehaltes an Saccharose (Z) und Raffinose (R) in Prozent aus den Polarisationswerten der L6sung 1 : 10 im 200 mm-Rohr vor und nach der Inversion wurden aus den yon H e r z f e l d und D a m m i i l l e r angegebenen folgende Gleichungen berechnet:

Z = 4,58 P v - 8,94 Pn, R = 1,58 Pv + 4,83 Pn.

2. Es wird darauf hingewiesen, dab durch kleine Zus~itze yon nach der Inversion rechtsdrehenden Stoffen, z. B. von Gh:cose, Raffinose vorget~iuscht werden kann.

3. Fiir die enzymatische Bestimmung der Saccharose und Raffinose aus der Polarisation vor der Inversion und nach der Inversion mit einem Auszug aus ober- g~iriger (Oi) bzw. unterg~triger Bierhefe (U:) werden far die Messung einer Sirup- 15sung yon 10 g in 100 ccm im 200 mm-Rohr folgende Berechnungsformeln ab- geleitet :

Z =- 5,68 Pv - - 12,51 O~ + 6,82 UI; R = 10,15 (O1-- U:).

4. Ftir die Herstellung der Enzymausziige aus den Helen und die Ausftihrung tier polarimetrischen Messungen werden Arbeitsvorschriften angegeben.

5. Vergleichende Versuche an 7 als ,,Ablaufsirup" bezeichnetcn SPeisesirupen des I-tandels ergaben im Mittel nach dem enzymatischen Verfahren 1,2% hShere Saccharose-, dagegen 1,3% niedrigere Raffinosewerte als nach dem Verfahren mittels S~iureinversion.

6. W~thrend bei einer anscheinend aus Rohmelasse bereiteten Ablaufsirupprobe der Raffinosegehalt nach dem enzymatischen Yerfahren nur 2,9% erreichte, ergab die Bestimmung bei den tibrigen 6 Proben 7,8 bis 11,1%, w~ihrend Strontianmelasse nach Irtiheren Versuchen etwa 15% Raffinose enth~ilt.