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P fung der Brauchbarkeit eines neuentwickelten Ger ites Schnellaush irtung von Photopolymerisaten fiir kiefer- orthop idische Anwendungsbereiche Von E. Steger, H. Seeholzer und S. Ritzkat, Miinchen A~s der Poliklinikfiir Kieferorthop/idie der Universit/itMiinchen(Direktor: Prof. Dr. F. Ascher) Fiir die Befestigung von Brackets und anderen Hilfsvorrichtungen auf der Schmelzoberfl~iche werden seit einiger Zeit Auto-und Photopolymerisate verwen- det. Ein Vorteil der Photopolymerisate besteht darin, dab der ~ Zeitpunkt der Aus- h~rtung des Kunststoffes vom Behandler bestimmt werden kann, w/ihrend bei den Autopolymerisaten diesbeziiglich nur wenig Spielraum gegeben ist, In mehrfacher Hinsicht nachteilig wirkt sich aUerdings die lange Belichtungsdauer (0,5-2 Min.) aus, die bei den derzeit zur Verfiigung stehenden UV-Lichtquellen ftir die Aush/irtung ~otwendig ist. Die Polymerisationsgeschwindigkeit der Photopolymerisate l/it3t sich abet mit dem hierbei verwendeten herk6mmtichen UV-Lampensystem (Nuva-Lite) rticht erh6hen, da man die UV-Lampen yon Hand ftihren mug und somit in der Lampenleistung beschr/inkt ist. AuBerdem k6nnen die in der Technik bekannten UV-durchlfissigen Lichtleiter wie z. B. Quarzfaserbtindel mit gutem Wirkungsgrad r~icht an leistungsstarke Quarzlampen angeschlossen werden (Nath, pers6nliche Mit- teilung). Die Fiihrung der Quarzlampe mit einem starren Quarzstab als Lichtleiter ist bei dem herk6mmlichen System (Nuva-Lite) zudem relativ unhandlich. Ein von Nath und Kreitmair ~ entwickeltes flexibles Fltissigkeitslichtleitersystem kann dagegen mit leistungsstarken Quarzlampen in Verbindung gebracht werden. Nath betont, dab dabei weder die gute Transmission beeintrficbtigt wird, noch ir- gendwelche Schfiden am Lichtleiter entstehen wiirden. Die uns von Nath und Kreitmair angebotene und in Erprobung stehende Vorrich- tung enth/ilt eine Quecksilber-H6chstdrucklampe (HBO 75) der Finna Osram, an die der Fliissigkeitslichtleiter angeschlossen istL U. a. sollte seine B'rauchbarkeit fiir kieferorthop/idische Indikationsbereiche geprtift werden. Hierbei war insbesondere auch der Vergleich mit Nuva-Lite interessant, da dieses Ger/it seit langem in unserer Verwendung ist. Mit Nuva-Lite betr/igt die reine Bestrahlungszeit fiir das Aufbringen eines Brak- kets oder anderer Hilfsteile, die in der kieferorthop~idischen Therapie gebraucht werden, nach Angaben des Herstellers (Fa. Caulk) etwa ein bis zwei Minuten, d. h. je 1/2 - 1 Minute fiir die Kunststoffe Nuva-Seal und Nuva-Fil. Bei Verarbeitung ei- her lichtaush/irtenden Estic| (Estilux| Fa. Kulzer), die bei uns im Rah- ~Nath, G., Max-Planck-Institut fiirBiochemie,8033 Martinsried,Abteilung ffirexperimentelle Medizin, Kreitmair, A., lnstitut fiir Ergonomieder TechnischenUniversit/itMttnchen. zWeitereAngaben zu diesemGer/itlindensichbei: Stege)5 E., Seeholzer, H., Ritzkat, S.: Eineneueultra- violette Lichtquellemit flexiblemLichtleiterzur Schnellaush/irtung yon Adhaesivkunststoffen, Zahn- ~irztl. Praxis (1975), im Druck Fortschritte der Kieferorthop/idie 37 ([976) 109-111 (Nr. 1) 109

Prüfung der Brauchbarkeit eines neuentwickelten Gerätes zur Schnellaushärtung von Photopolymerisaten für kieferorthopädische Anwendungsbereiche

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P fung der Brauchbarkeit eines neuentwickelten Ger ites Schnellaush irtung von Photopolymerisaten fiir kiefer-

orthop idische Anwendungsbereiche Von E. Steger, H. Seeholzer und S. Ritzkat, Miinchen

A~s der Poliklinik fiir Kieferorthop/idie der Universit/it Miinchen (Direktor: Prof. Dr. F. Ascher)

Fiir die Befestigung von Brackets und anderen Hilfsvorrichtungen auf der Schmelzoberfl~iche werden seit einiger Zeit Auto-und Photopolymerisate verwen- det. Ein Vorteil der Photopolymerisate besteht darin, dab der ~ Zeitpunkt der Aus- h~rtung des Kunststoffes vom Behandler bestimmt werden kann, w/ihrend bei den Autopolymerisaten diesbeziiglich nur wenig Spielraum gegeben ist, In mehrfacher Hinsicht nachteilig wirkt sich aUerdings die lange Belichtungsdauer (0,5-2 Min.) aus, die bei den derzeit zur Verfiigung stehenden UV-Lichtquellen ftir die Aush/irtung ~otwendig ist. Die Polymerisationsgeschwindigkeit der Photopolymerisate l/it3t sich abet mit dem hierbei verwendeten herk6mmtichen UV-Lampensystem (Nuva-Lite) rticht erh6hen, da man die UV-Lampen yon Hand ftihren mug und somit in der Lampenleistung beschr/inkt ist. AuBerdem k6nnen die in der Technik bekannten UV-durchlfissigen Lichtleiter wie z. B. Quarzfaserbtindel mit gutem Wirkungsgrad r~icht an leistungsstarke Quarzlampen angeschlossen werden (Nath, pers6nliche Mit- teilung). Die Fiihrung der Quarzlampe mit einem starren Quarzstab als Lichtleiter ist bei dem herk6mmlichen System (Nuva-Lite) zudem relativ unhandlich.

Ein von Nath und Krei tmair ~ entwickeltes flexibles Fltissigkeitslichtleitersystem kann dagegen mit leistungsstarken Quarzlampen in Verbindung gebracht werden.

Nath betont, dab dabei weder die gute Transmission beeintrficbtigt wird, noch ir- gendwelche Schfiden am Lichtleiter entstehen wiirden.

Die uns von Nath und Krei tmair angebotene und in Erprobung stehende Vorrich- tung enth/ilt eine Quecksilber-H6chstdrucklampe (HBO 75) der Finna Osram, an die der Fliissigkeitslichtleiter angeschlossen istL U. a. sollte seine B'rauchbarkeit fiir kieferorthop/idische Indikationsbereiche geprtift werden. Hierbei war insbesondere auch der Vergleich mit Nuva-Lite interessant, da dieses Ger/it seit langem in unserer Verwendung ist.

Mit Nuva-Lite betr/igt die reine Bestrahlungszeit fiir das Aufbringen eines Brak- kets oder anderer Hilfsteile, die in der kieferorthop~idischen Therapie gebraucht werden, nach Angaben des Herstellers (Fa. Caulk) etwa ein bis zwei Minuten, d. h. je 1/2 - 1 Minute fiir die Kunststoffe Nuva-Seal und Nuva-Fil. Bei Verarbeitung ei- her lichtaush/irtenden Estic| (Estilux | Fa. Kulzer), die bei uns im Rah-

~Nath, G., Max-Planck-Institut fiir Biochemie, 8033 Martinsried, Abteilung ffir experimentelle Medizin, Kreitmair, A., lnstitut fiir Ergonomie der Technischen Universit/it Mttnchen. zWeitere Angaben zu diesem Ger/it linden sich bei: Stege)5 E., Seeholzer, H., Ritzkat, S.: Eine neue ultra- violette Lichtquelle mit flexiblem Lichtleiter zur Schnellaush/irtung yon Adhaesivkunststoffen, Zahn- ~irztl. Praxis (1975), im Druck

Fortschritte der Kieferorthop/idie 37 ([976) 109-111 (Nr. 1) 109

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E; Steger, H. Seeholzer, +S. Ritzkat

men der klinischen Prtifung des Lampensys tems seit einiger Zeit ebenfalls unter- sucht wird, sind ~hnliche Aush/irtungszeiten notwendig.

Bei Verwendung des oben beschriebenen Lichtleitersystems ben6tigen wir zur Befestigung eines Brackets eine Bestrahlungszeit von etwa zwei mal fiinf Sekunden.

Hierdurch ergibt sich als reine Bestrahlungsdauer fiir e ine, ,Vollbeb/inderung" die ze i t yon etwa eineinhalb Minuten. Zu dem Vorteil der wesentlich geringeren Be- s trahhmgsdauer k o m m t noch hinzu, d a b keine zei t raubenden Kiihlpausen notwen- dig sind. Nuva-Li te kann im Gegensatz zum neuen System wiihrend der Bestrahlung nicht gektihlt werden. Es schaltet sich bei 1/ingerer Betr iebsdauer automatisch ab. Erst nach einer gewissen Abkiihlung ist es m6glich, die L a m p e wieder in Betrieb zu nehmen. Aufgrund der erw~ihnten Zeitersparnis hat ten wir auch mit der Trocken- haltung des Arbeitsgebietes weniger Schwierigkeiten,

In gleicher schneller und einfacher Weise gestaltet sich das Befestigen anderer Retent ionselemente. So betr/igt der zeitliche Aufwand fiir d as Anbr ingen yon pala- tinalen und labialen Kunsts toffretent ionen zur Verankerung yon Platten und zur Stabilisierung yon Fingerfederchen des Innenbogens (vgl. Zahnfirztl. Praxis 1974) bei Verwendung des neuen Lichtleitersystems nur noch wenige Minuten.

Auch die Verankerung yon H~kchen nach Freilegung verlagerter Z~ihne konnte in allen F/illen schnell und mit gutem Erfolg vo rgenommen werden. Mit Nuva-Li te hat- ten wir hierbei beztiglich der Haftffihigkeit gelegentlich unbefriedigende Ergebnisse. Bei der langdauernden Aush/irtungszeit mit Nuva-Li te ist in ungtinstigen F/illen eine Benetzung des Arbeitsfeldes durch Gewebsfltissigkeit schwer zu verhindern. Ftir die Dauer der mit dem Lampensys tem verbundenen kurzen Verarbeitungszeit lieg sich dagegen - insbesondere unter Zuhi l fenahme yon Gingi-Pak| - das Arbeits- gebiet wesentlich besser t rocken halten.

Als sehr gtinstig bei der H a n d h a b u n g d e s Lichtleiterschlauches erwies sich dessen hohe Flexibilit~it bei e inem minimalen Biegeradius von 6 cm. Untersuchungen be- zi)glich m6glicher Nebenwirkungen wie etwa Irri tat ionserscheinungen an der Mund- schleimhaut sind noch nicht abgeschlossen. Bei der rein klinischen Inspekt ion konn- ten keine nachteiligen Gewebsreakt ionen festgestellt werden. Eine weitere Prtifung des Systems sowie die Abkl/irung einiger praktisch-technischer Fragen sind noch er- forderlich.

Zusammenfassung

Es wurde eine neue Methode z~tr Schnellaush~irtung yon Photopolymerisaten im Rahmenkieferortho- pfidischer Indikationsbereiche geprtift und mit Nuva-Lite verglichen. Hierbei kamen die Kunststoffe des Nuva-Systems (Fa. Caulk) sowie eine lichtaushgrtende Estic| (Estilux | Fa. Ktdzer) zur An- wendung. Das Ger~it ist gut zu handhaben. Die Po!ymerisationsdauer ist um ein Vielfaches k0rzer als bei Verwendung yon Nuva-Lite. Zm beschleunigten Polymerisation kommen noch weitere Vorteile wie Fortfall yon zeitraubenden Kiihlpausen und aufgrund der Schnellpolymerisation Erleichterungen und Verbesserungen beztiglich der Trockenhaltung des Arbeitsgebietes hinzu. Einige praktisch-technische Fragen m/issen noch beantwortet und die biologischen Reaktionen auf die Strahlung tiberpriift werden.

Summary

'A new method for the quick cming of photocurable resin used in orthodontic treatment was tested and compared with Nuva-Lite. The apparatus is easy to handle. Resin curing takes much less time than when

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Geri i t z u r Schne l laush i i r t ung y o n P h o t o p o l y m e r i s a t e n

wo~'kJng with the Nuva-Lite system. A few practical and technical questions are still to be answered and ~ e biological response to the radiation has to be examined.

On a 6prouv6 une nouvelle m6thode concernant le durcissement rapide de Photopolym~res duns le do- t~l;drle orthodontique; celle-ci a 6t6 eompar6e avec Nuva-Lite. L'appareil est facile ~t manoeuvrer. La du- ~'t~e~ de polym6risation est beaucoup plus courte que celle obtenue avec Nuva-Lite. Quelques questions #ortcernant la technique pratique doivent ~tre encore prises en consid6ration, ainsi que les r6actions biolo- i~iqttes provoqu6es par les radiations.

gebrifttum

L Nath, G.: Pets. Mitt. 1975. Seeholzer, H, S. Ritzkat, E. S~teger: M6glichkeiten der Plattenverankerung mit am Schmelz haftenden Kunststoffen. Zahn~irztl. Pr~x. 13 (1974), 327.

3, Steger, E., S. Ritzkat, It. Seeholzer: Kunststoffe als praktische Hitfsmittel bei der Innenbogentherapie. Zahn~irztl. Prax. 10 (1974), 256--257.

~kl~sehr. d. Verf.: Dr. Dr. E. Steger, Dr. tt. Seeholzer, Dr. S. Ritzkat, Poliklinik fiir Kieferorthop~idie der L~fiversit~it Mfinchen, 8 Mfinchen 2, GoethestrafSe 70.

};'ortschritte der Kieferorthop/~die 37 (1976) 109-111 (Nr. 1) 111