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PSYCHOANALYSE IN DER TÜRKEI EINE UNTERREDUNG MIT TALAT PARMAN IN ISTANBUL Durchgeführt von: Hale Usak-Sahin, Klaus Posch und Monika Altenreiter In einem Café im Stadtteil Laleli in Istanbul trafen sich am Morgen des 27. April 2010 vier Personen: Klaus Posch, Psychoanalytiker und Studiengangsleiter für Soziale Arbeit an der Fachhochschule Joanne- um in Graz, seine Mitarbeiterin Monika Altenreiter, Koordinatorin für Internationales des Studienganges für Soziale Arbeit, Hale Usak- Sahin, Dissertantin am psychologischen Institut der Leopold Franzens Universität in Innsbruck, die zum Thema „Historische und aktuelle Spurensuche der Psychoanalyse in der Türkei“ forscht 1 und Talat Par- man, Vorstand der einen von zwei Turkish Study Groups 2 der Interna- tionalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV). Klaus Posch befragte Talat Parman zur Psychoanalyse in der Türkei, während Monika Alten- reiter das Gespräch dokumentierte und Hale Usak-Sahin, Koordinato- rin dieses Treffens, bei Bedarf die Übersetzung zwischen den Gesprächspartnern übernahm und einige notwendige Anmerkungen in diesen Bericht einfügte. Im Jahr 1994 gründete Talat Parman, damals Ausbildungskandidat in der La Société Psychanalytique de Paris (SPP), mit einigen an der Psychoanalyse interessierten Freunden die Istanbul Psikanaliz Grubu (Psychoanalyse Gruppe Istanbul). Ziel dieser Gruppe war die interna- tionale Anerkennung der Psychoanalyse in der Türkei durch die Mit- 120

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PSYCHOANALYSE IN DER TÜRKEIEINE UNTERREDUNG MIT TALAT PARMAN IN ISTANBUL

Durchgeführt von: Hale Usak-Sahin, Klaus Posch und Monika Altenreiter

In einem Café im Stadtteil Laleli in Istanbul trafen sich am Morgen des 27. April 2010 vier Personen: Klaus Posch, Psychoanalytiker und Studiengangsleiter für Soziale Arbeit an der Fachhochschule Joanne-um in Graz, seine Mitarbeiterin Monika Altenreiter, Koordinatorin für Internationales des Studienganges für Soziale Arbeit, Hale Usak-Sahin, Dissertantin am psychologischen Institut der Leopold Franzens Universität in Innsbruck, die zum Thema „Historische und aktuelle Spurensuche der Psychoanalyse in der Türkei“ forscht1 und Talat Par-man, Vorstand der einen von zwei Turkish Study Groups2 der Interna-tionalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV). Klaus Posch befragte Talat Parman zur Psychoanalyse in der Türkei, während Monika Alten-reiter das Gespräch dokumentierte und Hale Usak-Sahin, Koordinato-rin dieses Treffens, bei Bedarf die Übersetzung zwischen den Gesprächspartnern übernahm und einige notwendige Anmerkungen in diesen Bericht einfügte.

Im Jahr 1994 gründete Talat Parman, damals Ausbildungskandidat in der La Société Psychanalytique de Paris (SPP), mit einigen an der Psychoanalyse interessierten Freunden die Istanbul Psikanaliz Grubu (Psychoanalyse Gruppe Istanbul). Ziel dieser Gruppe war die interna-tionale Anerkennung der Psychoanalyse in der Türkei durch die Mit-

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gliedschaft in der IPV. Sechs Gruppenmitglieder (fünf Frauen und ein Mann) begannen durch seinen Ansporn ihre Ausbildung als sogenann-te Shuttle Analyse3 bei der SPP und sind heute alle ausgebildete Psy-choanalytikerInnen, die in der Türkei leben und praktizieren.

Durch Meinungsverschiedenheiten im Rahmen der beginnenden Institutionalisierung – die dabei vertretenen Positionen wurden nicht weiter besprochen - kam es im Jahre 2001 in der Istanbul Psikanaliz Grubu zu einer Spaltung, in deren Folge heute in Istanbul zwei Turkish Study Groups der IPV existieren: Die Turkish Psychoanalytical Study Group of the International Psychoanalytical Association mit dem Vor-stand Talat Parman und die Psike Istanbul - Psychoanalytic Associati-on for Training, Research and Development mit der Vorständin Bella Habip.

Neben diesen an die IPV gebundenen Studiengruppen existieren drei weitere psychoanalytische Vereine in der Türkei, die nicht an die IPV gebunden sind und (noch) keine geregelte Ausbildung in Psycho-analyse anbieten: die Halime Odağ Stiftung für Psychoanalyse und Psychotherapie in Izmir, die Anadolu Psychoanalytic Psychotherapies Association in Istanbul und die Ankara Contemporary Psychoanalytic Psychotherapies Association in Ankara.

Istanbul

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Talat Parman, geboren 1959 in Istanbul, ist Psychiater und Psycho-analytiker. Er besuchte in seiner Geburtsstadt das französischsprachige Gymnasium „Saint Joseph“ und studierte anschließend an der Istanbul Universität Medizin. Seine Facharztausbildung absolvierte er an der Université Paris Descartes in Frankreich. In der La Société Psychana-lytique de Paris (SPP) durchlief er seine psychoanalytische Ausbil-dung. Heute ist er der Vorstand der Turkish Psychoanalytical Study Group of the International Psychoanalytical Association.

Gesprächsinhalt

Die Analysefrequenz in der Turkish Psychoanalytical Study Group of the International Psychoanalytical Association folgt dem französi-schen Modell mit drei Stunden, sogenannte seans (vom fr. séance), pro Woche à 45 Minuten. Nach zwei bis drei Jahren Eigenanalyse kann ein Angehöriger einer psychiatrischen, psychologischen oder sozialen Profession in der Study Group um die Ausbildung zum Psychoanalyti-ker ansuchen. AusbildungskandidatInnen durchgehen dann während ihrer Ausbildung eine Lehranalyse, nehmen an Gruppen- und Einzel-supervisionen sowie theoretischen und klinischen Seminaren teil. Ein Komitee der IPV beaufsichtigt und fördert dabei die Ausbildung der KandidatInnen.

Die gesamte psychoanalytische Ausbildung beansprucht im Durch-schnitt 10 Jahre. Eine Analysestunde kostet zwischen € 40 und € 50 in Istanbul und zwischen € 30 und € 40 in Izmir und kann nicht über die Sozialversicherung abgerechnet werden. In Talat Parmans Praxis sind rund 20% der Klientel PatientInnen4 und 80% KandidatInnen in Aus-bildung.5 Zurzeit besteht seine Study Group aus 46 Mitgliedern: 7 PsychoanalytikerInnen, 5 Ehrenmitglieder und 34 Ausbildungskandi-datInnen (ca. 70% Frauen).6

Die Institutionalisierung der Psychoanalyse ist in der Türkei zwar noch relativ neu, theoretische Arbeiten sind jedoch schon seit einigen Jahrzehnten vorhanden. Obwohl eine deutsche Psychoanalytikerin – Edith Weigert Vowinckel7 - während des Nationalsozialismus nach Ankara geflüchtet war, emigrierte sie schon drei Jahre später in die

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USA weiter und konnte somit keine nachhaltigen Spuren der ange-wandten Psychoanalyse in der Türkei hinterlassen.

Einzelne Werke Sigmund Freuds wurden bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in die türkische Sprache übersetzt.8 Da laut Par-man die Mehrheit der türkischen PsychiaterInnen und PsychologInnen politisch links orientiert sind, enthält die aktuelle psychoanalytische Originalliteratur viele Schriften zu gesellschaftspolitischen Themen.

Die politische Gesinnung von türkischen Gelehrten hat sich auch auf die Übersetzung psychoanalytischer Schriften übertragen. Beispiels-weise wurden in den 1970er und 1980er Jahren vor allem die Werke von Wilhelm Reich und Erich Fromm von linksgesinnten Intellektuel-len ins Türkische übersetzt. Durch den stark betonten politischen Hin-tergrund wurden aber Reich und Fromm eher als politische Vorbilder und weniger als Psychoanalytiker bekannt.

Gesellschaftlich gesehen leidet die Psychoanalyse heute an der mangelnden Anerkennung als eine „seriöse“ Wissenschaft. Talat Par-man musste diese Problematik am eigenen Leib erfahren, als ihm

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zweimal die Dozentur verweigert wurde, da seine psychoanalytischen Schriften als „zu wenig wissenschaftlich“ betrachtet wurden. Erst beim dritten Antreten wurde ihm die Dozentur an der Istanbul Univer-sität verliehen. An manchen Universitäten der Türkei werden die Grundlagen der Psychoanalyse gelehrt. Das Studium der Psychologie beinhaltet einige Lehrveranstaltungen über die Psychoanalyse, ist aber generell an der kognitiven Wissenschaftsrichtung orientiert.9 In der psychiatrischen Ausbildung bzw. in der Ausbildung zum Klinischen Psychologen werden auch einige Kurse zur Psychoanalyse angeboten, hauptsächlich zum Thema der „Selbst-Psychologie“. Psychiatrische Lehrbücher bieten meist auch nur einige wenige grundlegende Kapitel zur Psychoanalyse an.

Im Unterschied zu manchen Ländern wurde die Psychoanalyse in der Türkei niemals verboten. Auch während des Militärregimes in den 1980er Jahren wurden psychoanalytische Schriften, im Gegensatz zur marxistischen Literatur, wie z.B. von Leo Trotzki, nicht zensuriert. In militärischen Kreisen hatte man „keine Ahnung“, wer Sigmund Freud eigentlich war und somit wurden seine Werke nie als eine politische Gefahr betrachtet. Genauso wenig wurde in der Türkei die Psychoana-lyse als ein „Werk von Juden“ angesehen und diesbezüglich verurteilt. Wenn heute an der Psychoanalyse Kritik geübt wird, dann aus dem Grund, dass sie dem „westlichen Denken“ entspringt und die Eigen-heiten der türkischen Kultur nicht angemessen berücksichtige.

Ödipale Konflikte sind laut Parman auf Grund der immens engen Beziehung zwischen Müttern und ihren Söhnen in der türkischen Kul-tur sehr stark ausgeprägt. Da Frauen in der traditionell-türkischen Gesellschaft weniger Einfluss haben als die Männer, „gebrauchen“ sie oft ihre Söhne, um ihre eigene Position zu stärken.10 Diese enge Bezie-hung spiegelt sich auch in der Alltagssprache wieder: „Anam avradım olsun“ (Meine Mutter soll mir zum Weib werden), ist beispielsweise eine Phrase, die Männer häufig beim Schwören verwenden.

Vielfach begegnet man in westlichen Kulturen der Vermutung, dass türkische Frauen in den Analysen nicht so frei über ihre Sexualität sprechen könnten. Talat Parman kann diese Annahme aus seiner Praxis nicht bestätigen. Seine erste Patientin in Paris war beispielsweise eine

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kopftuchtragende Türkin, die nicht besonders große Probleme hatte, über ihre Sexualität zu sprechen bzw. ihre Hemmungen entsprachen dem Durchschnitt. Er hat vielmehr die Erfahrung gemacht, dass es Männer sind, die Schwierigkeiten haben, ihre Sexualität zur Sprache zu bringen. Ein männlicher Analytiker scheint einem männlichen Ana-lysanden eher Ängste zu bereiten, während Frauen sich viel schneller öffnen und leichter über sensible Themen, vor allem in ihrer Mutter-sprache, erzählen können.

Im Islam sind der Glaube an die Erbsünde und die Tradition der Beichte nicht vorhanden. Diese Tatsache kann einen besonderen Ein-fluss auf den Prozess der Übertragung und Gegenübertragung haben.11 Der freien Assoziation vermag im islamischen Kontext ebenfalls eine andere Bedeutung zukommen, da gläubige Muslime daran glauben, dass bei Tabuthemen der Teufel12 aus ihnen spricht. Eine Annäherung an dieses Thema beinhaltet das Buch „Die Satanischen Verse“ des indisch-britischen Schriftstellers Salman Rushdie. Genauso ist die traditionelle Traumdeutung im Islam stark verankert, die in die analy-tische Arbeit eingebaut werden kann.13

In der psychoanalytischen Therapie können Schwierigkeiten auch von der „offiziellen Geschichtschreibung“ bestimmt sein. Geschicht-lich-gesellschaftliche Tabuthemen, wie die Kurden- oder Armenierfra-ge, werden zumeist nicht berührt und folglich nicht hinterfragt. Diese Problematik hat sich aber in den letzten zehn Jahren etwas gewandelt, indem die Menschen viel freier über solche gesellschaftspolitischen Themen diskutieren können. Jedoch besteht nach wie vor „die offizi-elle Version der Geschichte“, die durch die Regierung eingefordert wird und zu bestimmenden Konflikten führt.

Grundsätzlich sieht Talat Parman in der Psychoanalyse der Türkei keine signifikanten Unterschiede zur Psychoanalyse in den westlichen Ländern, zeigt aber kleine praktische Unterschiede auf, die etwa das Setting betreffen. Die Bezahlung des Honorars erfolgt sofort nach jeder Sitzung, um das „Schuldner – Gläubiger Verhältnis“ am Ende jeder Stunde zu beenden. Die Analysestunden finden vormittags statt, im Gegensatz z. B. zu Griechenland, wo die Analysestunden für den Nachmittag vereinbart werden. Während in Frankreich die Praxen im

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Juli oder August geschlossen haben, hat der türkische Analytiker nur im August Ferien.

Am Ende betonte Talat Parman, dass die Psychoanalyse in der Tür-kei nicht als etwas „ganz Anderes“ gesehen werden darf. Er verwehrt sich gegen die Formulierung „türkische Psychoanalyse“ und bevor-zugt von der „Psychoanalyse in der Türkei“ zu sprechen.

Fußnoten:

1 Während Klaus Posch und Monika Altenreiter anlässlich einer Studienexkur-sion der Fachhochschule in Istanbul weilten, war Hale Usak-Sahin wegen ihres aktuellen Forschungsvorhabens in der türkischen Metropole. 2 Eine „Study Group“ ist die erste Stufe einer sich neu organisierenden psycho-analytischen Gemeinschaft auf dem Weg zur vollen Mitgliedschaft bei der IPV. Nach bestimmten Voraussetzungen erreicht eine Study Group die nächste Stufe der „Provisional Society“, gefolgt von der „Component Society“ bis zur letzten Stufe der „Full Society“.3 Die „Shuttle Analyse“ ist eine Sonderform der psychoanalytischen Ausbil-dung, bei der die Lehranalyse, die Supervisionen und die theoretische Ausbil-dung geblockt und hochfrequentiert im Ausland stattfinden. Die Ausbildungs-kandidaten reisen für einige Tage im Monat in jenes Land, wo sich das Ausbil-dungsinstitut befindet, verbringen aber ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt in ihren Heimatländern. Diese Sonderform der analytischen Ausbildung ent-stand durch die große Nachfrage nach der Auflösung der Sowjetunion. Viele Psychiater und Psychologen aus den ost-europäischen Ländern waren an einer psychoanalytischen Ausbildung interessiert, doch waren in ihren Ländern keine (kaum) Lehranalytiker vorhanden. Da eine jahrelange Ansiedlung im Ausland aus ökonomischen, privaten und politischen Gründen schwierig war, organisierte die IPV die Möglichkeit der Shuttle Analyse, um jenen benachtei-ligten Personen die Ausbildung in Psychoanalyse zu ermöglichen. Eine ähnli-che Ausbildungsform entstand dann auch für die Kandidaten aus der Türkei. Vgl. Szönyi, Gábor u. Štajner-Popović (2008): Shuttle Analysis, ShuttleSupervision, and Shuttle Life-Some Facts, Experiences, and Questions. In: Psychoanalytic Inquiry. 28, S. 309-328.4 Die Mehrheit seiner Patienten besteht aus etwa gleich vielen weiblichen und männlichen Jugendlichen.5 Rund 90 % seiner LehranalysandInnen sind Frauen.6 Unter den gesamten AusbildungskandidatInnen befinden sich auch Türken jüdischer, kurdischer, tscherkessischer, alevitischer uvm. Abstammung. Da aber nur die nicht muslimischen Türken im Vertrag von Lausanne als eine Minderheit in der Türkei definiert wurden und alle übrigen Minderheitsgrup-pen türkische Namen besitzen, ist laut Parman die Erkennung ihrer ethnischen

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Abstammung sehr schwierig.7 Edith Weigert Vowinckel (1894-1982). Vgl. dazu: Usak-Sahin, Hale: Perspec-tives on Freudian Psychoanalysis from Central Europe, Turkey and the United States. i. E. The Chicago University Press; Holmes, Maren (2006): Leben und Werk der Psychiaterin und Psychoanalytikerin Dr. med. Edith Weigert-Vowinckel (1894-1982). Diplomarbeit, Berlin; Volkan, Vamık u. Itzkowitz, Norman (1984): The Immortal Atatürk. A Psychobiography. The Chicago University Press.8 Im Payel-Verlag sind gegenwärtig 16 Bände vorhanden, die von Emre Kapk?nundseinerFrauAyşenKapkın seit dem Beginn der 1990er Jahre kon-tinuierlich aus dem Englischen (Edition “Pelican”) ins Türkische übersetzt wurden.9 In der Türkei ist das psychologische Institut der Istanbul Universität für seine psychoanalytische Orientierung bekannt. Dort hat die Psychoanalytikerin Tev-fika Tunaboylu –Ikiz die Psychoanalyse sehr stark in das Lehr- und For-schungsprogramm eingebaut.10 Die türkischen Frauen aus traditionellen Kreisen steigen in der gesellschaft-lichen Hierarchie durch ihre Mutterschaft. Vgl. dazu: Saller, Vera (2004): Wanderungen zwischen Ethnologie und Psychoanalyse. Psychoanalytische Gespräche mit Migrantinnen aus der Türkei. edition diskord, Tübingen; Tazi, Nadia (2009): Jannah. In: S. Journal of the Jan van Eyck Circle for Lacanian Ideology Critique 2, S. 28-43.11 Beispielsweise ist der Beichtende (Analysand/Patient) an das eigene aktive Erzählen und das Zuhören des Beichtvaters (Psychoanalytiker) gewöhnt. In der traditionell-muslimischen Kultur sucht jemand Hilfe bei einer einer älteren Person, die ihm eine sogenannte „nasihat“ (Rat, Hinweis) erteilt, während der Hilfesuchende diesen Ratschlag schweigend annimmt. Die höfliche Distanz gegenüber älteren Menschen kann sich ebenfalls in die Analysesituation über-tragen, in der sich der Analysand/Patient durch diese „Trennlinie“ dem Analy-tiker schwer öffnen kann. Vgl. dazu: Ardjomandi, Mohammad E. (1990): Destruktivität und Versöhnung im schiitischen Islam. In: Herdieckerhoff, Eberhard (Hg.): Hassen und Versöhnen. Psychoanalytische Erkundungen. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, S. 121-137; Ders. (1993): Die fremde Kultur der Schiiten. Scham, Schuld und Narzißmus in der psychoanalytischen und psychotherapeutischen Behandlung von Iranern. In: Streek, Ulrich (Hg.): Das Fremde in der Psychoanalyse. Erkundungen über das „Andere” in Seele, Körper und Kultur. Verlag J. Pfeiffer, München, S. 65-77.12 DerSpruch„Şeytandürttü“(derTeufelhatmichgedrängtbzw.angestoßen),ähnlich dem deutschen Ausdruck „Der Teufel hat mich geritten“ (Hinweis Monika Altenreiter), der nach „verbotenen“ Handlungen verwendet wird, zeigt die sexuelle Färbung der triebhaften Handlung auf.13 Vgl. Koptagel-Ilal, Günsel (2006): Communicative Funktion of Dreams in the Therapeutic Process. In: Turkish Journal of Psychiatry. 17/3, S. 1-7.

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