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JOT 8 | 2004 24 form zu bringen. Das Lösungsmittel ließe sich zurückgewinnen und wieder verwenden. Mit diesem Verfahren her- gestellte Pulverlacke besäßen folgende Vorteile: Genau einstellbare Farbtöne, Nachnuancieren wäre möglich Besserer Verlauf, da keine Tempe- ratur-Vorbelastung durch das Extru- dieren erfolgt. Die kalte Herstellung ermöglicht auch eine Reduzierung der Ein- brenntemperaturen. Hohe Deckkraft mit dünneren Schichten, da Pigmente ausdisper- giert sind. Möglichkeit der Herstellung stabi- ler und farbtongenauer Metallics ohne Bonding. Kugelförmiges Korn mit einheitli- cher, mittlerer Größe ohne Feinst- pulveranteile. Dadurch maximaler Abscheidegrad im Zyklon, optima- les Aufladeverhalten und hoher Auftragswirkungsgrad. Die homogene Korngröße ermög- licht ein besseres Fließ- und Dosierverhalten. Die Dispersion ist filtrierbar. Dies gewährleistet einen hohen Rein- heitsgrad. Die mittels Sprühtrocknung herge- stellten Pulverlacke könnten in beste- henden Anwendungen die Qualität stei- gern und die Kosten senken. Von enor- mem Nutzen für alle Beteiligten wären die genannten Eigenschaften vor allem bei der Erschließung weiterer neuer Anwendungen für die Pulverlackierung. So wären für Automobilzulieferteile prä- zise reproduzierbare Farbtöne ebenso möglich wie gleichmäßig dünne Schich- ten für mechanische Bauteile. Aufgrund der hohen Reaktivität des Pulvers könn- ten die Einbrenntemperaturen deutlich gesenkt werden – ein gravierender Vor- teil, vor allem bei der Beschichtung von temperaturempfindlichen Substraten, wie zum Beispiel MDF. E in wesentlicher Nachteil beim Extrudieren von Pulverlack ist die Teilreaktion des Härters durch die Temperaturbelastung. Zudem sind Farbtonkorrekturen umständlich und ungenau da die Pigmente nicht opti- mal dispergiert werden. Dadurch sind Fehlchargen möglich. Bei der Vermah- lung von Pulverlack entsteht automa- tisch auch Feinstpulver, das elektrosta- tisch schlecht aufladbar ist und auf- grund der zu geringen Masse im Zyklon nicht abgeschieden werden kann und schließlich als Verlust im Endfilter landet. Nicht aufschmelzbare Verunreini- gungen, wie zum Beispiel ausgehärtete Lackpartikel aus dem Extruder oder Gelteilchen aus den Harzen, werden mitvermahlen und können nach dem Einbrennen als „Pickel“ im Lackfilm auftauchen. Ein weiterer Schwach- punkt konventionell hergestellter Pulverlacke: Bei einigen Gelb- und Orange-Farbtönen wird die Deck- fähigkeit erst bei Schichtstärken von mehr als 80 μm erreicht. Qualität steigern, Kosten senken Vor etwa zehn Jahren kam dem Autor dieses Beitrages erstmals die Idee, die Vorteile der Nasslackherstel- lung und der Pulverlackapplikation miteinander zu verbinden. Auslöser war ein Gespräch mit einem Studien- freund über die Herstellung von stabi- len Metallicpulvern ohne externes Bonding. So besteht durchaus technisch die Möglichkeit, Pulverlack anstelle des Extrudierens zu lösen und dann mit- tels Sprühtrocknung wieder in Pulver- Pulverlack dispergieren und trocknen statt extrudieren Die Pulverlackherstellung durch Extrudieren ist bewährt, einfach und günstig. Doch für mögliche neue Anforderungen und Anwendungen stößt diese Technik an ihre Grenzen. Im folgenden Beitrag wird ein alternatives Verfahren vorgestellt, das Pulverlacke mit ausgezeichneten Verarbeitungseigenschaften ermöglichen soll. PULVERBESCHICHTEN Innovativer Lohnbeschichter Jürgen Kemper ist ausgebildeter Lacktechniker, war mehrere Jahre im Verkauf von Pulverlacken und auch Beschichtungsanlagen tätig und ist heute geschäfts- führender Gesellschafter des Lohnbeschichtungsbetriebs PBT GmbH in Bergka- men. Das Unternehmen mit 10 Mitarbeitern und einem Auszubildenden feiert in diesem Jahr das 15-jährige Bestehen. Zu seinen Stärken zählt der Dienst- leister geometrisch schwierige Teile, da die Beschichtung von Hand erfolgt und selbst ent- wickelte Aufhängevor- richtungen verwendet werden. PBT verfügt über langjährige Erfah- rungen in der Beschich- tung von Aluminium- beziehungsweise Aluminiumgussteilen. Bild: Kemper

Pulverlack dispergieren und trocknen statt extrudieren

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Page 1: Pulverlack dispergieren und trocknen statt extrudieren

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form zu bringen. Das Lösungsmittelließe sich zurückgewinnen und wiederverwenden. Mit diesem Verfahren her-gestellte Pulverlacke besäßen folgendeVorteile: ◆ Genau einstellbare Farbtöne,

Nachnuancieren wäre möglich◆ Besserer Verlauf, da keine Tempe-

ratur-Vorbelastung durch das Extru-dieren erfolgt.

◆ Die kalte Herstellung ermöglichtauch eine Reduzierung der Ein-brenntemperaturen.

◆ Hohe Deckkraft mit dünnerenSchichten, da Pigmente ausdisper-giert sind.

◆ Möglichkeit der Herstellung stabi-ler und farbtongenauer Metallicsohne Bonding.

◆ Kugelförmiges Korn mit einheitli-cher, mittlerer Größe ohne Feinst-pulveranteile. Dadurch maximalerAbscheidegrad im Zyklon, optima-les Aufladeverhalten und hoherAuftragswirkungsgrad.

◆ Die homogene Korngröße ermög-licht ein besseres Fließ- undDosierverhalten.

◆ Die Dispersion ist filtrierbar. Diesgewährleistet einen hohen Rein-heitsgrad.

Die mittels Sprühtrocknung herge-stellten Pulverlacke könnten in beste-henden Anwendungen die Qualität stei-gern und die Kosten senken. Von enor-mem Nutzen für alle Beteiligten wärendie genannten Eigenschaften vor allembei der Erschließung weiterer neuerAnwendungen für die Pulverlackierung.So wären für Automobilzulieferteile prä-zise reproduzierbare Farbtöne ebensomöglich wie gleichmäßig dünne Schich-ten für mechanische Bauteile. Aufgrundder hohen Reaktivität des Pulvers könn-ten die Einbrenntemperaturen deutlichgesenkt werden – ein gravierender Vor-teil, vor allem bei der Beschichtung vontemperaturempfindlichen Substraten,wie zum Beispiel MDF.

Ein wesentlicher Nachteil beimExtrudieren von Pulverlack ist die

Teilreaktion des Härters durch dieTemperaturbelastung. Zudem sindFarbtonkorrekturen umständlich undungenau da die Pigmente nicht opti-mal dispergiert werden. Dadurch sindFehlchargen möglich. Bei der Vermah-lung von Pulverlack entsteht automa-tisch auch Feinstpulver, das elektrosta-tisch schlecht aufladbar ist und auf-grund der zu geringen Masse imZyklon nicht abgeschieden werdenkann und schließlich als Verlust imEndfilter landet.

Nicht aufschmelzbare Verunreini-gungen, wie zum Beispiel ausgehärteteLackpartikel aus dem Extruder oderGelteilchen aus den Harzen, werdenmitvermahlen und können nach demEinbrennen als „Pickel“ im Lackfilmauftauchen. Ein weiterer Schwach-

punkt konventionell hergestellter Pulverlacke: Bei einigen Gelb- undOrange-Farbtönen wird die Deck-fähigkeit erst bei Schichtstärken vonmehr als 80μm erreicht.

Qualität steigern, Kosten senken

Vor etwa zehn Jahren kam demAutor dieses Beitrages erstmals dieIdee, die Vorteile der Nasslackherstel-lung und der Pulverlackapplikationmiteinander zu verbinden. Auslöserwar ein Gespräch mit einem Studien-freund über die Herstellung von stabi-len Metallicpulvern ohne externesBonding.

So besteht durchaus technisch dieMöglichkeit, Pulverlack anstelle desExtrudierens zu lösen und dann mit-tels Sprühtrocknung wieder in Pulver-

Pulverlack dispergieren und trocknen statt extrudierenDie Pulverlackherstellung durch Extrudieren ist bewährt, einfach undgünstig. Doch für mögliche neue Anforderungen und Anwendungenstößt diese Technik an ihre Grenzen. Im folgenden Beitrag wird einalternatives Verfahren vorgestellt, das Pulverlacke mit ausgezeichnetenVerarbeitungseigenschaften ermöglichen soll.

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Innovativer LohnbeschichterJürgen Kemper ist ausgebildeter Lacktechniker, war mehrere Jahre im Verkaufvon Pulverlacken und auch Beschichtungsanlagen tätig und ist heute geschäfts-führender Gesellschafter des Lohnbeschichtungsbetriebs PBT GmbH in Bergka-men. Das Unternehmen mit 10 Mitarbeitern und einem Auszubildenden feiertin diesem Jahr das 15-jährige Bestehen. Zu seinen Stärken zählt der Dienst-leister geometrischschwierige Teile, da dieBeschichtung von Handerfolgt und selbst ent-wickelte Aufhängevor-richtungen verwendetwerden. PBT verfügtüber langjährige Erfah-rungen in der Beschich-tung von Aluminium-beziehungsweiseAluminiumgussteilen. Bild

: Kem

per

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Weitere Entwicklung vorantreiben

Nach siebeneinhalb-jähriger Prü-fung wurde für dieses „neue Produkt“das Patent für Deutschland erteilt.Aufgrund von Patentrecherchen mel-dete sich ein namhafter Pulverlackher-steller, der auch in diese Richtung ent-wickelt. Da es sich nicht um einendeutschen Hersteller handelt, sind kei-

zubringen. Idealerweise sollte einmöglicher Lackhersteller bereits übereine Nasslackfertigung sowie Pulver-lack-Know-how verfügen.

Dieser Beitrag soll neugierig ma-chen, denn wo ein Bedarf ist, wird auchentwickelt. ■

ne Informationen über den Entwick-lungsstand verfügbar.

Das weitere Vorgehen: Erste Versu-che zur Herstellung von sprühgetrock-neten Pulverlacken scheiterten amwenig kooperativen Verhalten einesdeutschen Sprühtrocknungs-Anlagen-bauers. Derzeit laufen Gespräche mitanderen Anbietern. Es gilt nun, eineninnovativen Lackhersteller mit derSprühtrocknungstechnik zusammen-

Der Autor: Jürgen Kemper, PBT GmbH,Bergkamen, Tel. 0 23 07/63 40,

[email protected]

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