Puppen sprechen aus, was Kinder verschweigen

Embed Size (px)

Citation preview

  • 7/28/2019 Puppen sprechen aus, was Kinder verschweigen

    1/1

    FEBRUAR 2006 KNIZER ZEITUNGDER SENSETALER

    Machmal knnen Kindernicht ausdrcken, was sie

    bewegt oder was ihnen

    fehlt. Handpuppen dienen

    in der Puppenspieltherapie

    als Medium: sie sagen un-

    geniert, was sonst nicht in

    Worte gefasst werden kann.

    Ganze Heerscharen von Puppenblicken einem aus dem Regal inMonica Bauers Therapiezimmerentgegen. Es sind schne, hss-liche, garstige, grosse, winzige,unscheinbare und reich verzierteFiguren. Monica Bauer streichteiner zierlichen Prinzessin einewollene Locke aus dem Gesichtund erklrt: Sie alle sind Ar-chetypen. All ihre Eigenschaftensind in jedem einzelnen von unsvereint. Seit zwei Jahren arbei-tet Monica Bauer als freischaf-fende Puppenspieltherapeutin inLiebefeld. Die meisten Puppenim Regal hat sie selbst gemacht.

    Nicht nur frdie Kleinen

    Puppen fordern sehr stark zumSpielen auf. Deshalb eignet sichdas therapeutische Puppenspielvor allem fr Kinder. Geradesie knnen oft nicht mit Wortenausdrcken, was ihnen fehlt. DasSpiel mit den Handpuppen bie-tet dem Kind eine ideale Mg-lichkeit, sich in seiner eigenenSprache auszudrcken. Im Spielwird sichtbar, was sonst nicht for-

    muliert werden kann. Die Pup-penspieltherapie eignet sich zurBehandlung unterschiedlichsterProbleme. Mangelndes Selbst-

    bewusstsein kann aufgebaut,ngste, Schlafstrungen, Trauerund Gewalterfahrungen mittels

    REGION

    Puppen sprechen aus, was Kinder verschweigenDas therapeutische Puppenspiel ffnet die Tr zur kindlichen Gefhlswelt

    Im Spiel mit den Puppen zeigt sich, was ein Kind beschftigt. Foto: B.Imboden

    Puppenspiel verarbeitet werden.Vermehrt kommen auch Jugend-

    liche und Erwachsene zu Moni-ca Bauer in die Therapiestunde.Vor allem sind es aber Kinderzwischen fnf und zwlf Jahren.Sie kommen eigentlich alle sehrgerne zu mir, erzhlt die Thera-

    peutin. Kein Wunder: in einemkleinen, gemtlichen Zimmer-chen wird neben dem Spiel mitden Handpuppen nach Lust undLaune modelliert, gemalt undmusiziert. Die Kinder knnenihre Stunde jeweils mitgestalten.

    Puppen drfen allesZu Beginn der Therapiestunde

    whlt das Kind drei Figuren und

    drei Requisiten aus. Gemein-

    sam mit der Therapeutin wird

    der Charakter jeder einzelnen

    Puppe definiert. Das Kind be-

    stimmt selbst welche Rollen

    es bernehmen mchte und ob

    Monica Bauer auch mitspielen

    soll. Die Handpuppen wirken

    stellvertretend und drfen al-

    les sagen, tun und spielen. In

    geschtztem Raum besteht dieMglichkeit, Schwieriges zu

    verarbeiten und Neues auszu-

    probieren. Die spielerische Aus-

    einandersetzung mit Problemen

    leitet einen psychischen Prozess

    ein, den die Puppenspielthera-

    peutin aufmerksam beobachtet

    und begleitet.

    Eltern sollen mitarbeitenVor der allerersten Sitzung fhrtMonica Bauer mit den Eltern einVorgesprch, in dem die Rahmen-

    bedingungen abgesteckt werden.Auch bei der ersten Therapiestun-de ist ein Elternteil dabei. Da-nach kommen die Kinder allei-ne. Es soll ihre ganz persnliche

    Informationen

    BI. Genaueres zum therapeu-tischen Puppenspiel fr Kin-der, Jugendliche und Erwach-sene erfahren Sie direkt beiMonica Bauer (031 961 21 88

    oder [email protected]) oder im Internet (www.unimasuisse.ch, www.puppen-spieltherapie.ch).

    Monica Bauer mit ihren Handpuppen. Foto: B. Imboden

    Stunde sein, so Monica Bauer.Whrend der Therapiephase, diemindestens 20 bis 25 Sitzungendauern sollte, werden die Elternimmer wieder mit einbezogen.Nach acht bis zehn Sitzungenerkennt man den roten Faden derGeschichten. Gemeinsam mitden Eltern versucht Monica Bauer

    dann zu klren fr wen oder wasdie einzelnen Puppen im Lebendes Kindes stehen knnten.

    Barbara Imboden

    13