4
Arch. Oto-Rhino-Laryng. 217, 241--244 (1977) Archives of Oto-Rhino-Laryngology Springer-Verlag 1977 Short Communieation/Kurze Mitteilung Quantitative Hiirpriifung mit dem Ohrmuschelreflex naeh Preyer bei Meerschweinehen und Maus* P. Strauss und H. von Borries HN0-Klinik der Universitfit Dtisseldorf (Direktor: Prof. Dr. A. Meyer zum Gottesberge), Moorenstraf3e 5, D-4000 Dtisseldorf 1 Auditory Thresholds in Guinea-Pig and Mouse by the Pinna-Reflex of Preyer Summary. Auditory thresholds were obtained by controlling Preyer's pinna reflex for sound pressure levels quantitatively and selectively for single frequen- cies. Under the reported test conditions the auditory thresholds are very well reproducible and quickly done. Key words: Auditory threshold - Pinna-reflex of Preyer - Guinea-pig - Mouse. Zusammenfassung. Mittels des Preyerschen Ohrmuschelreflexes kann das H6r- verm6gen bei den Versuchstieren quantitativ und selectiv ftir die einzelnen Fre- quenzen bestimmt werden. Die Audiogramme sind bei dem angegebenen Ver- suchsaufbau gut reproduzierbar und schnell durchzuftihren. Sehliisselw6rter: H6rschwelle - Preyer's Ohrmuschelreflex - Meerschweinchen - Maus. Die H6rprtifung beim Versuchstier kann z. B. dutch Konditionierung auf eine be- stimmte Verhaltensweise mittels Training durchgeffihrt werden oder dutch Stape- diusreflex-Audiometrie. Beide Methoden sind zeitaufwendig. Eine Verminderung des Zeitaufwandes ist dutch Anwendung eines Zitterk~ifigs m6glich. Maas u. Esser haben 1973 eine Untersuchungsmethode angegeben, die es erlaubt, den Preyerschen Ohrmuschelreflex quantitativ und selektiv ffir jede Prfiffrequenz zu erfassen. Da das H6rverm6gen des kleinen Versuchstieres in den ultraschall- nahen Bereich geht, wurde die bisher verwendete Prfifanlage bis zu einer Mef3fre- quenz von 20 KHz erweitert. Die Prfifung des Preyerschen Ohrmuschelreflexes erfolgt im halbdiffusen Schall- feld im Hallraum. Das Blockschaltbild (Abb. 1) zeigt den Versuchsaufbau: Der Rauschgenerator erzeugt ein Schmalbandrauschen einer Bandbreite von 300 Hz um die Testfrequenz. Die Flankensteilheit ist hei allen Testfrequenzen weitgehend opti- * Mit Unterst/itzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Quantitative Hörprüfung mit dem Ohrmuschelreflex nach Preyer bei Meerschweinchen und Maus

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Quantitative Hörprüfung mit dem Ohrmuschelreflex nach Preyer bei Meerschweinchen und Maus

Arch. Oto-Rhino-Laryng. 217, 241--244 (1977) Archives of Oto-Rhino-Laryngology �9 Springer-Verlag 1977

Short Communieation/Kurze Mitteilung

Quantitative Hiirpriifung mit dem Ohrmuschelreflex naeh Preyer bei Meerschweinehen und Maus*

P. Strauss und H. von Borries

HN0-Klinik der Universitfit Dtisseldorf (Direktor: Prof. Dr. A. Meyer zum Gottesberge), Moorenstraf3e 5, D-4000 Dtisseldorf 1

Auditory Thresholds in Guinea-Pig and Mouse by the Pinna-Reflex of Preyer

Summary. Auditory thresholds were obtained by controlling Preyer's p inna reflex for sound pressure levels quantitatively and selectively for single frequen- cies. Under the reported test conditions the auditory thresholds are very well reproducible and quickly done.

Key words: Auditory threshold - Pinna-reflex of Preyer - Guinea-pig - Mouse.

Zusammenfassung. Mittels des Preyerschen Ohrmuschelreflexes kann das H6r- verm6gen bei den Versuchstieren quantitativ und selectiv ftir die einzelnen Fre- quenzen bestimmt werden. Die Audiogramme sind bei dem angegebenen Ver- suchsaufbau gut reproduzierbar und schnell durchzuftihren.

Sehliisselw6rter: H6rschwelle - Preyer's Ohrmuschelreflex - Meerschweinchen - Maus.

Die H6rprtifung beim Versuchstier kann z. B. dutch Konditionierung auf eine be- stimmte Verhaltensweise mittels Training durchgeffihrt werden oder dutch Stape- diusreflex-Audiometrie. Beide Methoden sind zeitaufwendig. Eine Verminderung des Zeitaufwandes ist dutch Anwendung eines Zitterk~ifigs m6glich. Maas u. Esser haben 1973 eine Untersuchungsmethode angegeben, die es erlaubt, den Preyerschen Ohrmuschelreflex quantitativ und selektiv ffir jede Prfiffrequenz zu erfassen. Da das H6rverm6gen des kleinen Versuchstieres in den ultraschall- nahen Bereich geht, wurde die bisher verwendete Prfifanlage bis zu einer Mef3fre- quenz von 20 KHz erweitert.

Die Prfifung des Preyerschen Ohrmuschelreflexes erfolgt im halbdiffusen Schall- feld im Hallraum. Das Blockschaltbild (Abb. 1) zeigt den Versuchsaufbau: Der Rauschgenerator erzeugt ein Schmalbandrauschen einer Bandbreite von 300 Hz um die Testfrequenz. Die Flankensteilheit ist hei allen Testfrequenzen weitgehend opti-

* Mit Unterst/itzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Page 2: Quantitative Hörprüfung mit dem Ohrmuschelreflex nach Preyer bei Meerschweinchen und Maus

242 P. Strauss und H. yon Borries

A G = RA U SCH GENERA TOR VI= VERSrARKER L = LAUTSPRECHERGRUPPE

M = MIKROPHON V2=MIKRO-VORVERST,4RKER Me =SCHA L L PEGEL MESSER S = PEGEL SCHREIBER

K = FERNSEHKAMERA M I M 2 =MONITORE Rec -- VlDEORECORDER

HA L L RAUM MESSPL A TZ

Abb. 1. Blockschaltbild zur Reflexaudiometrie (Ohrmuschel-R.)

Tabelle 1, Versuchsger/ite

Rausehgenerator (G) Verst~rker (V 1) Lautsprechergruppe (L) Mel3mikrophon (M)

Mikrophonverstgrker (V 2) Schallpegelmesser (Me) Pegelschreiber (S) Kamera (K)

Monitor (Mo l) Monitor (Mo 2) Video-Recorder (Rec)

Bruel und Kjaer 1024 Sony 3200 F 64 x Philips AD 3700, 1 x Heco KHC 25/4 1/2" Kondensatormikrophon Bruel nnd Kjaer Bruel und Kjaer 2801 Bruel und Kjaer 2606 Bruel und Kjaer 2305 Bosch-Kompakt-Kamera, l"-Aufnahmer6hre, Vario-Optik Fernseh GmbH, 601-1 HF-Monitor ,,Toledo" Video-Casettenrecorder ,Blaupunkt Videomat"

Alle Ger~ite werden fiber Wechselstrom-Spannungsstabilisator betrieben Eichung: Pistonphon, Bruel und Kjaer

mal, d.h. die Frequenzen, die die Testfrequenz umhiillen, weisen alle einen an- n~ihernd gleichen Schalldruck auf. Ein fast knackfreies ,,Einschalten '~ der Testfre- quenz wird durch einen Unterbrecher im Rauschgenerator erreicht (Tab. 1).

Nach Verst~irkung der Testfrequenz wird das Versuchstier fiber die Lautspre- chergruppe beschallt. Der Schalldruck, der das Tier erreicht, wird gleichzeitig mit einer jeweils vor Mel3beginn geeichten Apparatur gemessen und auf einem Pegel- schreiber kontinuierlich registriert. Der Ohrmuschelreflex wird fiber eine Video-An- lage auf einem Monitor beobachtet; auf einem Recorder kann das Bild zus/itzlich gespeichert werden. In Zweifelsf'~illen wird vom Recorder erneut abgespielt und die fragliche Reflexantwort kontrolliert.

Eine Lautsprecherwand mit 64 Mittelt6nern schafft im Bereich yon 1--6 kHz im Hallraum ein grol3es halbdiffuses reproduzierbares Schallfeld. Mit steigender Fre- quenz bekommen ab 8 kHz Interferenzen einen wachsenden Einflul3 auf den Schall-

Page 3: Quantitative Hörprüfung mit dem Ohrmuschelreflex nach Preyer bei Meerschweinchen und Maus

Quantitative H6rpr/ifung mit dem Ohrmuschelreflex

A

A

21,0 SEI TENANSICHT

l - - ' - 8,0----.--

o AI

A UFSICH T

A MITTELPUNKTdes HONOGENEN SCHALLFELDES

A I MITTELPUNKT der KALO TTE ANGABEN In cm

Abb. 2. Schallfeldaufbau 10-20 kHz mit homogener Zone (schraffiert) im Hallraum

243

feldaufbau. Nach Messungen in der Camera silens hat sich ein einzelner Hocht6ner am gfinstigsten erwiesen, ein reproduzierbares Schallfeld im Frequenzbereich ab 8 kHz aufzubauen (Abb. 2). Die Schwankungen im schraffierten Quader betragen dann nicht mehr als 5 dB bei 20 000 Hz, bei allen anderen Frequenzen nicht mehr als 2 dB. Auch um den schraffierten Bereich herum in einem Quader yon 30 x 30 x 30 cm betragen die Schwankungen nicht mehr als 7 dB bei 20 kHz, bei allen anderen Frequenzen nicht mehr als 4 dB. Da das Mel3mikrophon direkt zwi- schen und fiber den Ohren des Versuchstieres plaziert wird, ist der Raum mit dem gleichm/il3ig aufgebauten Schallfeld grog genug, bei Ruhigstellung des Versuchstie- res in einer Immobilisationsr6hre eine reproduzierbare H6rprfifung zu erreichen.

Die Abbildungen 3 und 4 zeigen die Ergebnisse beim gesunden Meerschwein- chen und bei der gesunden weiBen Maus. Die Messungen wurden aufsteigend von 1 -20 kHz durchgef/ihrt. Pr/iffrequenzen bis 6 kHz wurden mit einer Lautsprecher- wand, ab 8 kHz mit einem einzelnen Kalottenhocht6ner erzeugt. Die Mel3grenze betr/igt 20 kHz und 125 dB SPL.

Die hier wiedergegebenen Mel3resultate stammen jeweils aus zwei Mel3reihen, bei denen die Tiere im Abstand von 30 rain gemessen und zwischen zwei Messungen vom Mel3platz entfernt wurden. Bel/il3t man zwischen zwei Messungen das Versuchs- tier am Mel3platz und ver/indert die Lage des Registriermikrophons nicht, wird die Genauigkeit nicht gr68er. Eine Erh6hung der Zahl der Messungen fiber zwei hinaus, aus denen die Mittelwerte gebildet werden, f/ihrt zu keiner Steigerung der Genauig- keit. Folge-Audiogramme, die im Abstand von weniger als 3 rain durchgeffihrt wer- den, zeigen eine gr6f3ere Streuung. Bei Verlaufsbeobachtungen an einem Tier hat es sich als ausreichend erwiesen, f/ir jedes Audiogramm nur eine einzelne Messung durchzuf/ihren.

Die Autoren danken Herrn Priv. Doz. Dr. G. Esser, Leiter des Laboratoriums ffir Med. Akustik, Physikalische Abteilung, der HNO-Klinik f/ir die Unterst/itzung bei Versuchsaufbau und Versuchs- durchffihrung.

Page 4: Quantitative Hörprüfung mit dem Ohrmuschelreflex nach Preyer bei Meerschweinchen und Maus

244 P. Strauss und H. von Borries

0

10

dB SPL

50

100'

120

12 16 20 KHz I, !

J N total 10

' ' davon 0 ~ Nnicht messbar

Abb. 3. Reflexschwelle ffir Schmalbandrauschen (Ohrmuschel-R.) Meerschweinchen. Mittelwert aus 2 Messungen _+ s

0

10

dB SPL

50'

1 2 4 8 12 16 20 KHz I I I I I I I

100' F

120 N total 10 ' ' ' ' ' davon

0 ~-- Nnicht messbar

Abb. 4. Reflexschwelle ffir Schmalbandrauschen (Ohrmuschel-R.), Normalmaus. Mittelwert aus 2 Mes- sungen + s

L i t e r a t u r

Maas, B., Esser, (3.: Thrombocytenadhaesivk~it unter Lfirmeinwirkung. 9th Workshop on Inner Ear Biology, Graz 1973. Dtsch. reed. Wschr. 98, 2153--2155 (1973)

Eingegangen am 30. Mdrz 1977