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(Aus der Universit~tsklinik fiir Hals-Nasen-Ohrenkranke Freiburg i. Br. [Direktor: Prof. Dr. reed. Otto Kahler].) Quantitative Mineralbestimmnng bei entziindliehen Nasen- und Nebenh6hlenerkrankungen ~ Vor~ Privatdozent Dr. med. R. Mittermaier. Mit 5 Textahbildungcn. (Eingegangen am 21. Februar 1935.) Auf Grlmd friiherer Untersuchungen mit physikaliseh-ehemischen und chemischen Methoden konn~e gezeigt werden, dab die en~z~ndlichen Ertn-ankungen der Nase und der Nebenh6hlen yon recht erheblichen St6rnngen des Basen-Sguregleichgewichtes, des normalen Fliissigkeits- gehaltes und des Mineralbestandes begleitet sind. In letzter Zeit sind einige Arbeiten erschienen, die ~hnliche Unter- suehungen zum Thema hatten (~riebel 2, Buhrmester 3) und, soweit sic sich mit derselben Fragestellung besehi~ftigten, die yon mir gefundenen Ergehnisse bestgtigten. Im fremdsprachlichen Schrifttum sind auBer- dem noch einige Arbeiten zur Ver6ffentlichung gekommen, die quan- titative Mineralbestimmungen zum Gegenstand hatten. Miyake ~ machte Bestimmungen yon Schwefel, dann auch yon Calcium, Phosphor und Natrium hei verschiedenen Formen yon Schleimhaaterkranknngen. Israel and Nicholas 5 berichten fiber Calcium- ttnd Phosphorbes~im- mungen bei ei~rigen Sinusitiden. Troise, Riccitelli und Loizaga 6 unter- suchten das Verhgltnis yon Kalium zu Calcium bei vasomotorischer Rhinitis. Bezfiglich der Problemstellung m6chte ich, um Wiederholungen zu vermeiden, auf meine frtiheren Ver6ffentlichttngen 7 hinweisen. Ieh hatte seinerzeit sehon die Notwendigkeit betont, die Untersttchungen fiber den Gesamtmineralbestand dttrch weitere Feststellungen fiber das Vor- kommen der einzelnen Elektrolyte, in erster Linie Na', K', Ca", CI', POt'" zu ergs Uber Ver/i~uderungen im Mineralstoffweehsel, gerade aueh bei Entzfindungszusts liegen bekanntlich schon reiehe Erfahrungen Diese Arbei~ ist Ms 2. Mi%eitung der Arbeit ,Der MinerMstoffwechsel bei entziindlichen Nasen- und Nebenh6hlenerkrankungen" [Arch. Ohr- usw. Heilk. 134, H. 2 (1933)] anzusehen. -- 2 Griebel: Arch. Ohr- usw. Heilk. 138, 178 (1934). -- a Buhrmester: Arch. of Otolaryng. 42, 1041 (1933). -- 4 Miyake: Ref. Zbl. Hals- usw. Heilk. 23, H. 8, 495.- s Israel u. Nicholas: Arch. of Otolaryng. 18, 770--774 (1933). -- s Troise, Riccitelli u. Loizaga: Ref. Zbl. ttals- usw, I-teflk. 23, 101. -- v Mittermaier, R.: Arch. Ohr- usw. Heilk. 127 (1930); 134 (1933). -- Z. Hals- uw. Heilk. 34 (1933). Archiv fl Ohren-, Nasen- u. Kehlkopfheilktmde. t3d. 139. 15a

Quantitative Mineralbestimmung bei entzündlichen Nasen- und Nebenhöhlenerkrankungen

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Page 1: Quantitative Mineralbestimmung bei entzündlichen Nasen- und Nebenhöhlenerkrankungen

(Aus der Universit~tsklinik fiir Hals-Nasen-Ohrenkranke Freiburg i. Br. [Direktor: Prof. Dr. reed. Otto Kahler].)

Quantitative Mineralbestimmnng bei entziindliehen Nasen- und Nebenh6hlenerkrankungen ~

Vor~ P r iva tdozen t Dr. med. R. Mittermaier.

Mit 5 Textahbildungcn.

(Eingegangen am 21. Februar 1935.)

Auf Gr lmd fr i iherer Unte r suchungen mi t phys ikal i seh-ehemischen und chemischen Methoden konn~e gezeigt werden, dab die en~z~ndlichen Er tn-ankungen der Nase und der Nebenh6hlen yon recht erhebl ichen St6rnngen des Basen-Sguregleichgewichtes , des normalen Fl i iss igkei ts- gehal tes und des Minera lbes tandes beglei te t sind.

I n le tz ter Zeit s ind einige Arbe i ten erschienen, die ~hnliche Unter - suehungen zum Thema h a t t e n (~riebel 2, Buhrmester 3) und, soweit sic sich mi t derselben Frages te l lung besehi~ftigten, die yon mi r gefundenen Ergehnisse bes tg t ig ten . I m f remdsprachl ichen Schr i f t tum s ind auBer- dem noch einige Arbe i ten zur Ver6ffent l ichung gekommen, die quan- t i t a t i v e Minera lbes t immungen zum Gegens tand ha t ten . Miyake ~ machte Bes t immungen yon Schwefel , dann auch yon Calc ium, Phosphor und N a t r i u m hei verschiedenen F o r m e n yon Sch le imhaa te rk ranknngen . Israel and Nicholas 5 ber ich ten fiber Calcium- t tnd Phosphorbes~im- mungen bei ei~rigen Sinusi t iden. Troise, Riccitelli und Loizaga 6 unter - suchten das Verhgl tnis yon K a l i u m zu Calcium bei vasomotor ischer Rhini t is .

Bezfiglich der Prob lemste l lung m6chte ich, um Wiederho lungen zu vermeiden, auf meine fr t iheren Ver6ffentl ichttngen 7 hinweisen. I eh ha t t e seinerzeit sehon die Notwend igke i t be tont , die Unters t tchungen fiber den Gesamtmine ra lbe s t and dttrch weitere Fes t s te l lungen fiber das Vor- k o m m e n der einzelnen E lek t ro ly te , in erster Linie Na ' , K ' , Ca" , CI', POt ' " zu ergs Uber Ver/i~uderungen im Mineralstoffweehsel, gerade aueh bei Entzf indungszus ts l iegen bekannt l i ch schon reiehe Er fahrungen

Diese Arbei~ ist Ms 2. Mi%eitung der Arbeit ,Der MinerMstoffwechsel bei entziindlichen Nasen- und Nebenh6hlenerkrankungen" [Arch. Ohr- usw. Heilk. 134, H. 2 (1933)] anzusehen. -- 2 Griebel: Arch. Ohr- usw. Heilk. 138, 178 (1934). -- a Buhrmester: Arch. of Otolaryng. 42, 1041 (1933). -- 4 Miyake: Ref. Zbl. Hals- usw. Heilk. 23, H. 8, 4 9 5 . - s Israel u. Nicholas: Arch. of Otolaryng. 18, 770--774 (1933). -- s Troise, Riccitelli u. Loizaga: Ref. Zbl. ttals- usw, I-teflk. 23, 101. - - v Mittermaier, R.: Arch. Ohr- usw. Heilk. 127 (1930); 134 (1933). - - Z. Hals- uw. Heilk. 34 (1933).

A r c h i v fl Ohren- , Nasen- u . K e h l k o p f h e i l k t m d e . t3d. 139. 15a

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auf anderen Gebieten der Medizin vor. Es gait nun, zu ergrfinden, inwie- weir solche Ver~nderungen auch auf dem uns besonders interessierenden Gebiet eine Rolle spielen. Vielleicht seheinen solehe Arbeiten ffir manehen lediglich yon theoretischem Interesse zu sein; demgegenfiber mSchte ieh auf die im In- und Auslande sich immer mehr h/~ufenden Vorschls hin- weisen, die katarrhalisehen und entzfindlichen Erkrankungen der oberen Luftwege durch di~tetische und medil~amentSse Mal~nahmen anzugehen, mit dem Ziel, die physikaliseh-ehemisehen Vorg~nge zu beeinflussen. Vielfach halter diesen Vorschl~gen etwas rein Spekulatives und Tastendes an. Es scheint mir notwendig, einmal die tatss physikaliseh- chemisehen Vorg~nge an Ort und Stelle zu prfifen, um dann an diese Pro- bleme mit begrtindeteren Vorstellungen herangehen zu kSnnen.

Aus diesen Erw~gungen heraus wurden die quantitativen E]ektrolyt- bestimmungen, fiber die hier berichtet werden soll, im Laufe der letzten 21/2 Jahre gemaeht. AuBere Umst~nde verzSgerten den friiheren Absehlul3 der Arbeit. Es wurden im ganzen etwa 800 Einzeluntersuehungen ge- macht, an einem Material, das yon ungefs 150 Patienten stammte. Darunter finden sieh F~lle, bei denen das Material nur eine einzige Unter- suchung erlaubte, andererseits konnten aber aueh wieder solehe beob- aehtet werden (z. B. bei Patienten mit ehronisehen KieferhShlenerkran- kungen), bei denen die Untersuchungen sieh fortlaufend fiber mehrere Wochen erstreekten.

Die chemisehen Arbeiten sind wieder, wie aueh die der frfiheren Ver- 5ffentliehungen, anf der chemischen Abteilung des Hygienisehen Institufses (Direktor Geheimrat Uhlenhuth) der Universit~t Freiburg yon Fr~ulein L. Ki~hl ausgeffihrt worden, unter Leitung des Abteilungsvorstehers Dr. E. Remy. Dabei wurden nut anerkannte exakte Methoden der analyti- sehen Chemie zm" Bestimmung der einzelnen Minerulbestandteile ange- wandt. Die quantitativen Best.immungen erstreekten sieh auf Na' , K ' , Ca'" (in einigen wenigen F/~llen aueh auf Mg"), ferner auf Cl' und PO~'".

Ffir die Bestimmung der gesamten Mineralstoffe war jeweils eine genau abgewogene Menge Substanz bei 100 ~ C im Wassertrockenschrank vorgetroeknet und alsdann vorsichtig veraseht. Die Asche wurde mehrere Male mit destilliertem Wasser ausgelaugt, die Auszfige filtriert, der Filterrfiekstand restlos mineralisiert. Hierauf wurden die Asehenauszfige mit dem in der Sehale verbleibenden Asehem~est vereinigt, unter Zusatz yon einigen Knbikzentimeten~ 5%iger AmmoniumcarbonatlSsung zur Trockene verdampft und noehmals schwach geglfiht. Nach dem Erkalten wurden die Mineralbestandtei]e gewogen. In der jeweils so erhaltenen Mineralstoffmenge wurden nunmehr die einzelnen Bestandteile quanti- ta t iv er~nittelt (Literatur s. FuBnote 1).

1 Treadwell, F. F.: An~lytische Chemie, Bd. 2. 1930. - - Holgpe-Seyler-Thier- ]elder: Physiologisch-chemische Analyse, 1924. - - Rona, P. u. H. Kleinmann: Praktikum der physiologischen Chemie, Bd. 2. 1929.

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bei entzfindliehen Nasen- and Nebenh6hlenerkrankungem 221

K" wurde als Kaliumnatriumhexanitroeobaltiat bestimmt. Ca" wurde aus der Asehe naeh Entfernung der Kiesels/~ure, des Eisens and des Alu- miniums als Oxalat gef/~llt und dureh Glfihen in Caleiumoxyd fibergeffihrt. Na" wurde in Form des Natriumpyroantimoniats (Methode naeh Kramer und Tisdall), Mg'" als Magnesiumpyrophosphat ermittelt. CI' wurde auf maganalytisehem Wege naeh der Methode yon Volhard, PO~"' wiederum als Magnesiumpyrophosphat bestimmt.

An dieser Stelle m6ehte ieh noehmals Herrn Dr. Remy sowohl f/it die Uberwaehung der ehemisehen Arbeiten, als aueh ffir seine stere I-Iilfe nnd die Anregungen, die er mir im Verlaufe dieser Arbeiten gegeben hat, meinen besten Dank ausspreehen.

Bestimmungen des WassergehMtes im ursprfingliehen Material konn- ten nur in den Fgllen gemaeht werden, bei denen bei der Gewinnung des Materiales weder ein Verlnst noeh eine Vermehrung der Flfissigkeit (letzteres dureh Herausspfilen des Sekretes mit Aqua destillata) statt- gefunden hatte.

Die fiir die einzelnen Mineralbestandteile gefundenen Werte wurden zuns in ihrem Verh~ltnis zur Troekensubstanz ausgedrfiekt; sehr bald ergab sieh abet die Notwendigkeit, sie prozentual auf den Gesamt- mineralbestand umzureehnen. Ein Beispiel m6ge dies erkl~ren: Wenn man in einem eitrigen Sekret, auf die Troekensubstanz bereehnet, 3,726 % PO~'" finder and 2 Tage sps 4,379%, so heiBt dies zun/~ehst, dab eine Zunahme des PO4'" stattgefunden hat. Bertieksiehtigt man abet, dab in derselben Zeit der Mineralgehalt in der Troekensubstanz yon 8,433% auf 11,44 % ges~iegen ist, so ergibg sieh, dag trotz des Anstieges, prozentual auf den Mineralgehalt umgereehnet, PO~"' yon 44,18% auf 38,28% znrfiek- gegangen ist. Der Anstieg des Gesamtminerales ist demnaeh in diesem Falle nieht so sehr dureh Ztmahme yon P04'" erfolgt, als in erster Linie dureh Vermehrung der anderen Mineralbestandteile, denen gegen- fiber P04'" prozentual sogar eine Abnahme erfahren hat.

(Jber die Sehwankungen des Gesamtmineralgehal~es im Troeken- rfiekstand is~ h'fiher sehon beriehtet worden. Dabei wurde aueh die Bedeutung der MinerMzunahme erSrtert. Der Zweek der vorliegenden Untersuehung ist, das Verhgltnis der versehiedenen Elektrolyte zuein- ander zu erforsehen und deswegen mugte notwendigerweise jeweils ihr Prozentgehalt zum Gesamtmineralbestand erreehnet werden.

Das m'sprfingliehe Material wurde, wie erws veraseht. Die Asehe enthgl~ natfirlieh aueh solehe Elektrolyte, die zun~ehst an organisehe Substanz gebunden oder als Carbonat vorhanden waren. Unsere Ergeb- nisse dfirfen demnaeh nieht dazu verwandt werden, um daraus Sehhtl~- folgerungen fiber die Art des ursprfingliehen Vorkommens der Elektro- lyre, ob ionisiert, ob organiseh oder anorganiseh gebunden, ztt ziehen. Die L6sung dieser Frage mug zurfiekgestellt werden, sie ist vorerst aueh

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nicht so wichtig, da der Anteil der organiseh gebundenen Bestandteile verhgltnismaBig gering ist.

Welche Bestimmungen jeweils durchgdfihrt werden konnten, war yon der Art und Menge des Materiales abhgngig. So war es nur dann mSglich, drei, vier oder mehr Bestimmungen yore gleiehen Material zu machen, wenn dieses in geniigender Menge vorgelegen hatte. Bei der Zusammen- stellung der Ergebnisse war ich deswegen angewiesen, auch Einzel- untersuchungen bzw. Durchschnittswerte, die aus einer gr613eren Zahl yon Einzeluntersuchungen errechnet sind, mit zu verwerten.

Es ist unmSglich, alle Ergebnisse in Zahlenform, das Verhgltnis zur Troekensubstanz wie zum Minera]gehalt, gegebenenfalls aueh das gegen- seitige Verhgltnis z. B. yon K" zu Ca" bier ausfiihrlieh wiederzugeben, da dieses Zahlenmaterial allein viele Seiten fiillen wiirde. Ich mul~ mieh darauf besehrgnken, die Gesetzma~igkeiten, die sieh bei dem Vergleiche der Werte, bei ihrer Einordnung in versehiedene Krankheitsbildcr finden lieBen, zu schildern und nm" vereinzelt wenige Zahlen a]s Beispiele in Tabellen- oder Kurvenform zu bringen. Selbstverstgndlich stehen alle ausffihrlichen Protoko]le jederzeit zur Einsicht zur Verffigung.

Als ein Beispiel des Mineralgehaltes in K6rperflfissigkeit will ich ztt- ngchst mit einigen Normalwerten fiir die Zusammensetznng des mensch- lichen Serums nach Angaben yon L i c l c i n t 1 beginnen.

Tabelle 1. Mineralgehal t des menschlichen Blutserums in rag-%.

Na, I K Ca Mg I C1 P" Gesamt i

rag-% 320--350 13---23 9--11 2,0--2,8 I 330--370 10--15 I J (entsprechend

30--45 P04)

Wenn man diese Werte ausdrfieken will in ihrem Verha]~nis zum Gesamtmineralbestand, so ist zu berficksichtigen, dal~ bei einem Trocken- riiekstand yon 9--10% etwa 1/10 dieses l%iickstandes yon Mineralien gebildet wird. Als Mittelwert bei menschliehen und tierisehen Seren fanden wir einen Mineralgehalt yon 750--950 rag-%. I m Verhaltnis zum Mineralbestand ergeben sich flit Cl' 33,1--37,3 % und ffir K" 1,9--3,1%.

I m Serum wird demnach auf Grund fibereinstimmender Untersuchun- gen einer groi~en Anzahl yon Autoren sehr viel Na" und Cl' gefunden. Die Kationen, K ' , Ca" and Mg", desgleichen das Anion P%'" kommen dagegen nur in verha]tnismal3ig geringer lV[enge vor.

I m Gewebe yon Organen ergeben sich ganz andere Befunde. Als Beispie] diene zmaachst eine Zusammenstellung yon Zonde]~ ~ fiber Be- stimmungen in verschiedenen Organen, wie Herz, Leber, Niere, Milz.

1 L ick in t : Miinch. med. Wsehr. 19~0 I, 888. 2 Zondek: Die Elel~trolyte. Berlin: Julius Springer 1927.

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bei entziindlichen Nasen- und Nebenh6hlenerkrankungen. 223

Tabelle 2. Mineralgehal t yon verschiedenen Organen nach Zondek in rag-%.

Na I~ I Ca I Mg P04

mg-% 26~45 133--171 11--16 10--14 99--32r

Von eigenen Organuntersuchungen m6ehte ich hier die Werte, wie ich sie bei Tonsillen und adenoiden Vegetationen und weiter aach an hypertrophischer Sehleimhaut der unteren NasenmUscheln festgestellt habe, anffigen.

Tabelle 3.

Na K Ca Mg C1 PO4 % % % % %

Tonsillen 3--10 13--20 1,2--5,5 0,46--1,84 1,39-- 9,13 24,75--57,78 hyp. Nasen- schleimhaut 4,21--11,13 9,21--28,86 3,7--17,6 - - 8,19--15,87114,89--20,50

Ein Vergleieh zeig~, dab die in der K6rperflfissigkei~ vorhandenen Na- und CI-Mengen zurfickgegangen sind zugunsten einer s~arken Zunahme yon K, Ca, Mg und PO~.

AuBerdem k6nnen noch weitere SchluBfolgerungen gezogen werden: Der gr6Bere Wassergehalt bedeutet zu gleieher Zeit Vorhandensein yon mehr C1 (zum geringeren Tell wahrseheinlich aueh yon Na). In Organen, die aus sehr zel]reichem Gewebe bes~ehen (z. B. Tonsil]on) finder sich dafiir um so mehr PO a. _~hnlieh steht es mit K, das besonders im Ver- h~ltnis zu Ca im zellreiehen Gewebe in starkem MaBe vorgefunden wird. Erwi~hnenswert ist ferner, dab die Werte, die sieh an beiden Tonsillen ein und desselben Pa$ienten ergaben, stets beinahe gleich waren. Gr6Bere Unterschiede bei verschiedenen Patienten sind zweifellos individuell bedingt. So wurden z. ]3. in einem Falle folgende Zahlen ermittelt : C]' 3 - -4%, P04'" 40--43%, Na" 6- -7%, K" 13--14%. In einem anderen Falle dagegen: Cl' 7 - -9%, P04" ' 24--25%, Na" 4--10%, K" 20--22%. Eine Ausnahme macht Ca", das auch bei ein und demselben Patienten gar nicht so selten in sehr versehiedener Menge auftritt .

Der gegensei~ige Austaasch der Anionen Cl' und PO4'" kommt auch bei der Musehelsehleimhaut wieder deutlich zum Ausch'uek, wenn, wie bei 2 F/~llen mit dem PO4-Gehal~ yon 46--49 % dafiir C1 nur die auffallend niedrigen Werte yon 8,1--8,2% aufwies.

Ausgehend yon solehen Normalwerten im Serum und im Gewebe sollen jetzt die Verhi~ltnisse bei ausgesproehen pathologischen Zustanden besprochen werden. Wir beginnen mit der Rhini t is acuta.

In der Tabelle 4 sind DarchschnittswerSe, wie sie an t t and einer gr6Beren Anzahl yon Untersuehungen errechnet wurden, angegeben,

Archly L Ohren-, Nasen- u. Kehlkopfheilkunde. B4. 139. 155

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224 1%. Mi~termaier: Quantitative Miner~lbestimmung

C1 hat im VerhKltnis zu den im Serum gefundenen Werten eine Ver- mehrung erfahren. In Einzelf~llen geht diese bis zu 46 und 51%. Bemer- kenswert ]st nun, dab im aligemeinen eine besondere Konstanz des Ge- haltes an CI sich hier nicht linden ls Die Sehwankungen betragen

Tabelle 4 .

N~ K Ga C1 PO~ % % %o % %

7,97 6,17 3,13 40,39 6,00

immerhin zwisehen 30,83 und den sehon erw~hn- ten 51%. In einem F~lle allerdings fanden sich Sehwankungen im Ver- laufe yon 5 Tageu nur

zwischen 40,15 und 42,50 %. POa ]st im Verhs zum Serum vermindert. Be] N~ ]st eine auffallende Abn~hme zu erkennen. Anch hier finden sich bedeutende Schwgnkungen, z. B. in einem Falle zwischen 1,6 und 9,0%, in einem anderen Falle liegen die Werte d~gegen grSl~tenteils zwischen 5,2 und 8,2%. Die Abnahme yon Na gleieht sich w~hrscheinlich .dutch die Zunahme yon K und Ca aus. Zu betonen ]st ferner noch, dab das Ver- h~ltnis K/Ca im Einzelfa]le ein sehr wechselndes ]st.

Die C1-Vermehrung findet ihre Erklgrung wohl in dense]ben Um- sts die naeh Ansicht mehrerer Autoren auch in jedem Transsudat, in jeder 0demflfissigkeit eine Zunahme yon C1 n m 10--14 % C1 hervorrufen (s. be] Heubner 1). Hier werden physikaliseh-chemische Vorg~nge ver- antwortlich gemacht, wie sie be] der Ultrafiltration und der Kompen- sationsdialyse unter Zugrundelegung der Gesetze des Donnansehen Gleichgewiehtes (auf die bier einzugehen zu weir fiihren wfirde) vorliegen.

I m klinisehen Bilde des akuten Schnupfens we]sen die Absondernngen recht typische Ver~nderungen auf, indem das w~sserige Sekret der ersten Tage zunehmend zs und fester wird. Eine Gesetzm~Bigkeit im Vorkommen der versehiedenen Elektrolyte, die dieser Ver~nderung des Sekretes entsprieht, war jedoch nieht naehzuweisen, ~ueh nicht in den F~lIen, be] denen das Material an vier oder ffinf aufeinanderfolgenden Tagen bis in die Zeit kurz vor der Ausheilung untersueht w.orden war.

Be] den Absonderungen der Erkranlcungen der NebenhShlen sind wir gewohnt, die Unterseheidung in schleimige und eitrige Sekrete zu machen. Deswegen gilt unser Hauptinteresse der Frage, inwieweit sich hier Gesetz- m~tBigkeiten im Elektrolytgehalt erkennen lassen.

Tabelle 5.

I �84 Patient Eiter Schleim Patient I

E . . . . 14,58 9,99 I T i i . . . S e i . . . 11,30 7,28 ] Gru. Sch 2 27,71 11,98 ] Sch 2 . It . . . . 9,74 5,47 ~ Jii . .

][~ Ca Schleim Eiter

15,69 18,78 10,37 14,14

Patient

9,46 Tfi . . 5,49 Re] 1,38 Gu . . 6,6 D i . . .

Ei t e r Schleim

3,33 13,79 6,65 11,43 6,2

- - 1--2

1 Der Mineralbestand des K6rpers. Berlin: Julius Springer 1931.

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bei entziindlichen ~sen- und NebenhShlenerkrankungen. 225

TabelIe 5 gibt eine Gegenfiberstellung der Werte der Kationen, Na, K und Ca. Es sind jeweils die Ergebnisse am eitrigen und schleirnigen Sekret yon dernselben Patienten, bei dam eine ~nderung in der Form der Absonderung eingetreten war, eingezeiehnet. Dabei ergibt sich, dab in: Eiter wesentlich mehr Na und K vorhanden ist als im Schleim. Ca ver- halt sich gerade umgekehrt: irn schleirnigen Sekret ist Ca verrnehrt. Die Ziffern ffir Ca unter Gu und Di sind Durehschnittswerte yon rnehreren Untersuchungen. Es ware aber falsch, aus dem niedrigen Prozentsatz yon 1--2 % bei Di. einen Gegensatz z u d e r eben gemaehten Behauptung herauszulesen. Diese Werte sind hier eingeffig~, urn zu beweisen, dab auch hier wieder individuelle Unterschiede die HShe der Prozentzahl beein- flussen. Dasselbe geh~ aus den Differenzen des Na-Gehaltes im Eider ohne weiteres hervor. Den: Ca-Geha]~ yon 6,2% en~sprich~ bei Gu. ein dureh- sehnittlicher K-Gehalt von l 1,35 %, und dem niedrigeren Ca-Wert bei Di, das ebenfalls geringere Vorkommen yon K mit 4,44%. Aul~erdem stieg aueh bei Di. Ca irn Varlaltfe einer Woehe yon 1,09 auf 3,33% an unter stetiger Zunahrne des Schleimes im Sekret. ~ber den Verlauf bei solehen chronischen Erkrankungen mSchte ieh jedoeh weiter unten noah im Zusammenhange sprechen.

Tabelle 6 veranschaulicht das Verhalten der Anionen C1 und POt: Eiter enth/s groBe Mengen yon PO t und verh/iltnism/H~ig wenig C1. Beim Schleim liegen die Verh/~lt- nisse gerade entgegengesetzt. Der Antagonismus zwischen C1 and PO 4, 1/~13t sich bei den Patienten Wb., BS. und W5. eindeutig erkennen. Bei dem Patienten Hau. ist sehon im Eiter verh/~ltnisrn/~l~ig wenig 1)04, dieses nimrnt im sehleimigen Sekret noeh welter ab. Die An- gaben fiber die Patienten Wei., Bii. und Eb. sind weitere Bei- spiele aus einer grof~en Zahl yon /~hnlichen F/~llen, die imrner wieder

Tabelle 6.

P a t i e n t

Wb.

: ~-~U, ~

Weft . B f i . . .

Eb . . . .

J~iter C1 PO4

1288 50,12 4~00 34,61

21126 38,65 15,82 47,63

22,4 5,,37 46,2

12,94 35,09

Schle im

C1 PO~

20,15 25,65 23,33 25,70 38,68 23,72

17,8

4 i, 2

zeigen, dal~ der hShere PO4-Gehalt im Eiter, sowie das verrnehrte Vor- kommen von C1 im Schleim eine Gesetzm/s ist. Abet auch hier ist irnmer wieder das individuelle Niveau zu beachten. Es w/~re falsch, yon vorneherein aus dem rnakroskopisehen Aussehen des Sekretes auf einen bestirnmten Prozentsatz der einzelnen Elektrolyte zu schlieBen oder anzunehmen, dab ein bestimmter patho]ogischer Vorgang an eine genau festzulegende Menge gebunden sei. Vielrnehr ist immer wieder rnit individuellen Schwankmlgen zu reehnen, w/~hrend das Verh~iltnis der einzelnen Mineralbestandteile zueinander eine gegenseitige Abh/~ngig- keit zeigt.

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226 1~. Mittermaier: Quantitative Mineralbestimmung

In mehreren Fgllen konnte ieh aueh die Selcrete mit der aus der Kiefer- h6hle operativ gewonnenen Schleimhaut vergleiehen. Diese Unter- suehungen hat ten versehiedentlieh genau die gleiehen Resultate. ZweimM fund sieh eine Vermehrung yon K in der stark entzfindlieh-vergnderten Sehleimhaut; dasselbe gilt zweimal ffir Ca und einmal ffir Na. Die Be- funde beim C1 waren nicht so eindeutig, h/~ufiger allerdings war C1 in der Sohleimhaut vermehrt.

Damit kommen wir zum Mineralgehalt der Schleimhaut in ihren ver- schiedenen Formen.

N a

Polyp . . . . . 12,97 Schleimhaut . .

Tabelle 7.

K Ca Ci I PO,

6,93 5,01 20,5 20,71 9,65 5,11 16,49 29,72

Tabelle 7 zeigt, dug beiErrechnung yon Durchschnittswerten polyp6s entartete Schleimhaut verhs mehr C], die entzfindlieh ver- ~tnderte und wesentlich zellreichere Schleimhaut uus Kieferh6hlen, bei chronischen NebenhSh]enerkrankungen ira Durchschnitt mehr K und PO 4 enth/ilt.

Auch in Einzelf~llen best/itigt sieh, dab in dieser Versehiebung des Cl-Gehaltes bei entzfindlieher Sehleimhaut und 6dematSs-polypSser Sehleimhaut eine Gesetzm~gigkeit zu suehen ist, z. B. dureh folgenden Befund: Bei dem Patienten Be. wurden sowohl glasige Polypen aus dem mittleren Nasengang als aueh derbe flaehe fibr6se Schleimhaut aus der KieferhShle in einer Sitzung entfernt. Die Schleimhaut wies einen GehMt von 17%, die Polypen einen solchen yon 25% C1 auf.

Der Wert solcher Durchschnittsberechnungen liegt darin, dab man aus ihnen eine gewisse Tendenz herauslesen kann. Ffir den Einzelfall mug allerdings mit recht erheblichen Unterschieden gereehnet werden. Immerhin aber lagen doch die Werte ffir C1 unter 27 Untersuehungen an glasigen Polypen des mittleren Nasenganges 21mal zwisehen 17 and 28 %, 2real bei 30 ~nd 31%, and nur in 4 F/~l]en waren Sehwankungen zwisehen 6 and 14% vorhanden. Bei der entzfindlieh vergnderten KieferhShlen- sehleimhaut funden sieh 5real unter 7 Untersuehungen Werte un te r 19,57% C1 nnd nnr 2mM ErhShungen auf 22,84% und 28,55%.

Bei den PO4-Werten , die an 18 F~llen yon polyp6ser Schleimhaut gefunden warden, ist das Verh/iltnis der dem Durchsehnitt gegenfiber erhShten bzw. erniedrigten Werten ein gleichm/~l~iges, indem 9 F/~]le Zahlen zwischen 21,13 his 36,24% ~nd die fibrigen 9 Fglle solehe yon 7,5--19,50% P% aufwiesen. Dagegen hat in den Fgllen yon mehr oder weniger stark entziindlieh ver~tnderter KieferhShlenschleimhaut kein einziger weniger als 18,74% P04, daffir finden sieh aber solehe mit fiber 30 and 40%.

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bei entz/indlichen iNasen- und NebenhShlenerkrankungen. 227

Der Gehalt an K sehwankt bei Polypen zwisehen 4,56 und 10,31%, der bei entzfindlicher Sehleimhaut zwisehen 5,47 und 12,91%. I m groBen ganzen ist K in der entzfindlichen Schleimhuu~ immer etwas ver- mehrt. Bei Ca sind die Schwankungen um den Mittelwert jeweils reeht grog (zwisehen 1,06 und 9,00%, einmal sogar 13,28%). Demzufolge ist auch naturgem/tB das Verh/tl~nis K zu Ca ein sehr verschiedenes.

Erw/thnenswer~ scheint, dab u~ter der groBen Zahl yon untersuehten F/tllen 2mal mehr Ca als K vorhanden war, and zwar einmal in einer im Protokoll ausdrficklich als ,,sehr stark schleimig-weieh-zerflieBend" be- zeiehneten Schleimhaut aus einer Kieferh6hle und einmal bei einem sehr groBen glasigen Choanal- polyp. Zu vergleiehen sind damit die F/tile mit /thn-

Mineral lichem K-Ca-Verh/tltnis bei stark schleimiger Absonde- rung (z. B. Fall Tfi., Tabelle 5). Na

Bei l~a sind die Schwan- kungen um den Mit telwert yon 12,97% in der polypSsen K Schleimhaut recht erheblich. Die Grenzwer~e sind 4,67 bis

C~ 29,99%. 10real liegen die Prozentzahlen zwischen 8,44 und 16,34, 2mal unter 8% Mg und 3real fiber 18,03%.

Die Untersuchung an den C1 Sekreten bei den chronischen Verlau]s/orm~n der Neben- PO~ h6hlenerkrankungen stfitzen

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Wei. :Bm. :[-I o. Di. Jii. ]3m. Bau. Li.

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Li. Si.

Wei. We. Si.

Grenzwerte

9,00 6,23--11,64 10,50 3,70--18,93 6,57 4,95-- 7,69

11,90 9,81--14,24 8,85 7,17-- 9,96 4,44 3,79-- 5,52 3,57 1,30-- 5,31 4,34 2,15-- 7,11 2,99 1,87-- 3,61 0,94 0,56-- 1,33 1,79 0,82-- 2,59 7,92 3,16---15,70

22,00 20,30--23,27 7,12 5,37--11,97

26,59 20,08--31,01 27,58 17,85--38,00

sich auf 15 F/tlle, die, ohne eine Tendenz zur Besserung zu zeigen, fiber mehrere Wochen hin behandelt worden waren. In 10 weiteren F/tllen konnte auch das bei der Operation gewonnene Material mituntersucht werden. AuBerdem sind noch eine Anzahl yon F/tllen mit nur 1 oder 2 Un~ersuchungen dabei, die abet laut Protokoll auch als klinisch-chroni- sche Erkrankung zu bezeichnen waren.

Bringt man die Ergebnisse der einzelnen F/tile in Kurvenform, so finden wir wieder erhebliehe Schwankungen. Bei der Bespreehung des Gehal~es an Elektrolyten im eitrigen und sehleimigen Sekret an sich is~ dies sehon zu Genfige erw/thnt. Aber gerade bei den chronischen Formen kommt doeh wieder in ausgesprochenem MaBe das individuelle Niveau des Mineralgehaltes zum Ausdruck.

Dieses 1/tBt sich, glanbe ich, am besten aus Tabelle 8 erkennen, in der Durchschnitts- und Grenzwerte yon F/tllen die bis zu 8real hintereinander gespfil~ worden waren, eingezeichnet sind.

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228 1%. Mi~termaier: Quantitative Mineralbestimmung

Bei Na ist die Spanne der Grenzwerte recht grog, bei K und Ca wesentlieh kleiner ; das bedeu~et, dab K und Ca das individuelle Niveau mit gr6gerer Konstanz bewahren. Bei C1 ist die Spanne der Grenzwerte mitunter aueh weir, abet in manchen F~llen liegen alle Werte wieder dieht

beieinander (vgl. Fall Si.), s0 / / \ 8. I X. C1 1/~gt besonders deutlich

/ \ die individuelle tt6he der 3o - - \ I Prozentzahlen erkennen ; bei

/ 1 \ / ~ " kungen P04 sind dagegen die Schwan" gr6Ber.

~o Eine besondere Erw/~h- nung verdienen 4 F/~lle, yon

o 2~.2s]g ~g ~ r ag. 2s~.,,~,zg.zz.~.2~ ~v. denen einer an doppelseitiger Abb. 1. C1-Gehal t 4es Sekre tes bei vo r i i be rgehende r KieferhShlenerkrankung lift.

Besseruns. Im Protokoll steht der Ver- merk, dab nach den ersten

Spfilungen das Sekret deutlich schleimiger wurde, um dann wieder mehr eitrigen Charakter anzunehmen. Dieser Zustand blieb dann bestehen, ohne dal~ eine tIeilung eintrat. Dem Umschlag des Sekretes yon der eitrigen zur schleimigen Beschaffenheit entspricht eine unverkennbare Zunahme yon C1, das sparer sehr rasch wieder zurfickgeht (Abb. 1).

Auf Abb, 2 ist der

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g'ch_r recite ~ferMh/e ~fehI h'nke ~'eferhdhle

2r 2g~. YM. 3zI~. gM. 6.2g. 2f~.. 28.~. s gl~. 9.M. /].2g

Abb. 2. C1- u n d N a - G e h a l t des Sekre tes bei vor i iber- g e h e n d e r Besserung .

Fall mit doppelseitiger Erkrankung wiederge. geben, und zwar ist hier die Bewegung yon C1 und yon Na eingezeich- net. Das Ansteigen in der Zeit yore 1.--4.3. ist auf beiden Seiten ge- meinsam festzustellen. Inwieweit hierbei nich~ nur 5rtliche, sondern

auch allgemeine Einfltisse zur Geltung kommen, kann daraus nicht ersehen werden. Dies ist aber zweifellos eine Aufgabe, deren L6sung fiir die Zukunft bedeutungsvoll sein wird.

~berblieken wit alle diese nieht ausgeheilten F/~lle, so ergibt sieh, dab mit Ausnahme der eben gesehilderten C1-Vermehrung, die einer voriiber- gehenden klinischen Besserung entsprieht, niemals eine Zunahme yon CI stattgefunden hat. Die Regel ist, dab mit einer weiteren klinischen Ver- schleehterung bzw. mit dem Gleiehbleiben des Zustandes eine Abnahme yon C1 zu finden ist.

Bleibt der K-Gehalt in einer H6he, so bedeutet dies, dag die eitrige Absonderung in derselben St/~rke unvermindert anh/ilt.

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bei entziindlichen Nasen- und Nebenh6hlenerkrankungen. 2 2 9

Die Heilung akuter oder subakuter NebenhShlenentziindungen konnte in 16 F/~llen verfolgt werden. Bei 6 F/illen hatte es sich um eine akute Rhinitis und Sinusitis gehandelt. Naeh hSehstens 2--3 Sp/ilungen war die Heilung bereits eingetreten. Die F/~lle zeichneten sich dadureh aus, dab das Sekret bei der ersten Spfi- lung mehr oder weniger rein eitrig war, bei der zweiten bzw. dritten Spfilung sich jedoeh nur noch eine Schleimfloeke heraussptilen lie]. (4 dieser F~lle sind auf Abb. 3 auf- gezeichnet.)

In einer zweiten Gruppe fasse ich 3 F~lle zusammen, bei denen die NebenhShlenentziindung nicht so raseh zur Abheilung kam. Die Erkrankung dauerte immerhin zwei Woehen und noch 1/inger.:

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Abb, 3. C1-Geha l t des Sekretes bei der Aushef lung a k u t e r NebenhShlenentzi indung.

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Das Sekret war anfangs ausgesprochen fStid-eitrig, wurde zum Sehlu] sehleimiger, dann lieB sieh nur noch eine Schleimflocke heraussptilen, ehe die endgfiltige Heilung eintrat. (2 F/~lle sind in Abb. 4 wieder- gegeben.)

Diese beiden Gruppen haben das gemeinsame, dab das eitrige Sekret sich vor der Ausheilung in eine schleimige Absonderung umwandelte. Sie weisen samt und senders eine Zu- nahme yon C1 im Laufe der Behand- lung auf.

Wenn dies nach dem Vorhergesagten auch verst/indlieh ist, so muB hier doch ganz besonders der Ton darauf gelegt werden, dab unmittelbar nach der Um- wandlung des Sekretes aueh die Heilung eintrat. Damit stellt sich die Frage, inwieweit C1-Zunahme und Heilung in Zusammenhang zu bringen sind.

Der Gehalt an N~ ging zarfick, das gleiche gilt ffir K. Ca dagegen nahm zu. Diese Dinge sind schon oben, bei der

26

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Abb. 4. C1-Gehalt des Sekre tes bei der Ausheilung subaku te r Neben-

hShlenentzf indungen.

Gegeniiberstellung der Befunde an eitrigen and sehleimigen Sekreten besprochen und als charakteristisch hingestellt worden.

In einer dritten Gruppe sind 3 F~lle zusammengefaBt, die sieh eben- fails lange hinzogen und oftmals gespfilt warden. Die Heilung t ra t ein, ohne dab das eitrige Sekret einen schleimigen Charakter angenommen hi~tte. (2 dieser Fglle sind in Abb. 5 wiedergegeben. Es sind sowohl die C1 als auch die Na-Werte eingezeiehnet.)

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230 1~. Mittermaier: Quantitative Mineralbestimmung

Bei dem zweiten Patienten war die Kieferh6hleneiterang zweifellos dentalen Ursprungs gewesen. Nach der Zahnextraktion mul~ten noch einige Spiilungen ausgefiihrt werden.

Das Charakteristische dieser 3 Fglle ist, dab der Ci-Gehalt abnimmt. Der Gehalt an Na b]eibt oder nimmt sogar etwa zu. PO 4 weist eine au~er- ordentliehe Konstanz auf (z. B. zwischen 21, 42 und 28,57%, bei seehs Spiilungen innerhalb der kurzen Zeit vom 4 bis 11.8.).

Aus dieser Reihe f~llt ein einziger Fall heraus, bei dem die Heilung innerhalb einer Woehe eingetreten war. Es warden zwei Sptthmgen

30 gemaeht. Sehon bei der ersten ~ ~ t A~o. [ Z. Spiilung war ein sehr hoher

CI- Gehalt vorhanden yon 20 36,58%, im Protokoll isf aus-

~ ~ ~ driieklieh vermerkt : schlei- +0 ~ . . . . . . . " ,~ / ~ . / ..... miges Sekret. Die Spiilung

�9 " - ~ nach 4 Tagen ergab wieder "N, ~s=

Schleimabsonderung, der C1- ~6.z ~ z s ~ ~ . 4.~ z~. ~ czE. z ~ z . ~ Gehalt be~rug27,77%. Wenn

aneh bier die Ausheilung yon Abb. 5 . C1 (-)- u n d N a ( . . . ) - G e h a l t des Sekre tes bei chronischer NebenhShlenentziindang. Die Ffeilnng einer Abnahme des C1 beglei- erfo lg te ohne dal~ alas e i t r ige Sekre t sch le imigen

Charakter angenommen hiitte, tet ist, so sprieht dieses doch nieht gegen die oben gemachte

Annahme, d a 6 der Umschlag yon eitrigem zu schleimigem Sekret mit einer Ct-Zunahme verbunden sein muB, denn die Sekretion war ja hier schon bei der ersten Spiilung stark seh]eimig.

Betrachten wir noch einmal das Vorlcommen der M i n e r a l i e n bezfiglieh der verschiedenen Kranlchei tsbi lder , so ergibt sieh: Bei Na ist zunaehst das auffallendste, wenn man das Vorkommen im Serum als Ausgangs- wert nimmt, dab es im Sekret bei einer akuten l~hinitis nur in verh~ltnis- mi~Big geringer Menge anzutreffen ist. Im eitrigen Sekret, bei Neben- h6hlenerkrankungen, finder sich mehr Na, im Schleim hat es dagegen wieder abgenommen, aber bleibt im ganzen vie]leicht doeh etwas h6her als im Nasensekret bei aku~em Schnupfen. Nieht ganz im Einklang steht damit die Zunahme bei dem vorfibergehenden Umsehlag des eitrigen in ein sehleimiges Sekret; hierbei kann Na anseheinend dem Kurven- verlanf von C1 mehr oder weniger naehfolgen. Naeh weiteren Spfilungen in solehen Fallen, wenn das Sekret wieder ei~rig bleibt, geht dann die Na-Menge aueh mit zurtiek.

In dem Verhi~ltnis yon Na und C1, und zwar sowohl in den Abson- derungen wie in der po]yp6sen Schleimhaut, ]~Bt sich eine l~egelmi~f~igkeit nicht erkennen. Es ist zumindesten deswegen falsch, anzunehmen, dal~ Na nur in Form des NaC1 vork~me. Man darf aueh nicht Na rechnerisch naeh der gefundenen O1-Menge bestimmen wollen, sondern mul~, wie dies

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bei el)tziindlichen Nasen- und Nebenh6hlenerkrankungen. 231

in meinen Untersuehungen geschehen ist, quantitative Na-Bes~immungen ffir sieh maehen.

K h a n , wenn man wieder als Vergleiehsobjekt des Serum zugrunde legt, im Sekret der Rhinitis acute eine Vermehrung gefunden; noeh aus- gesproehener ist diese Zunahme im Eiter und im Gewebe, vor allen Dingen, wenn letzteres sehr zellreieh ist. So kommt es auch, dab K im Sehleim nur in geringerer Menge vorhanden ist, im Eiter beh/ilt es fiber l~ngere Zeit sein gleiehbleibendes Niveau; bei der Ausheilung einer eitrigen Kieferh6hlenerkrankung geht es zurfick. DaB K vorwiegend an Eiter- zellen gebnnden ist, geht auch daraus hervor, dal3 der Befund bei ersten Spfilungen h/*ufig die h6chsten K-Werte ergab. Auch kann K in ent- zfindlich ver/gnderter Schleimhaut stets in g~513erer Menge gefunden werden als in polyp6ser.

Ca ist im Seka'ete der Rhinitis acute vermehrt. Aber es bleibt unter- halb der K-Werte. I m sehleimigen Sekrete linden wir bei Ca (als einzigstes der bisher matersuchten Kationen) einen weiteren Anstieg, der sogar bisweilen noch fiber die K-Werte hinausgehen kann. In dieser Beziehung ist ein Fail noeh erwghnenswert, der fiber l/mgere Zeit hin beobaehtet wurde, znm SehluB ausheilte und bei dem stets mehr Ca als X vor- handen war.

An sieh ist bekann~lieh des Verhgltnis K zu Ca im Serum ein ziem- lich konstantes, wie 2:1. DaB in dem yon mir untersuehten Muterial so weehselnde Ca-Mengen festgestellt warden, liegt sieherlich mit daran, dal] man ffir Ca sowohl ein Vorkommen als undissoziiertes Salz als aneh als kolloidale Proteidverbindung und sehliel31ich als Ca-Ion anzunehmen hat.

Bei der Rhinitis acute gleieht sich die Abnahme yon Na zweifelsohne durch den Anstieg yon K trod Ca aus.

Auf Grund der vorliegenden Ergebnisse ist bei den Anionen des Haupt- interesse dem C1 zuzuwenden.

C1, des im Sermn sich vorwiegend als NaC1 findet, ist im Sekre~ der I{hinitis acute vermehrt. Dieses mag anf physikalisch-ehemische Vor- ggnge zariiekzuffihren sein, wie des oben bereits kurz angedeutet ist. Eitriges Sekret enthglt an sieh wenig C1. Zu beaehten ist dabei jedoch ein ausgesproehen individuelles Verhalten. I m Sohleim erfghrt C1 regel- mgBig einen Anstieg. Wasserreiches Gewebe enthglt vie] C]. Is t die Aus- heilm~g einer Nebenh6hlenerkrankmlg von einer Sekret/inderung begleitet, so bedeutet dies stets einen C1-Anstieg. Nut in den Fgllen, bei denen die Eiterung langsam aufh6rte, ohne dab ein Umschlag des Sekretes statt- gefunden hatte, fend sieh eine langsame C]-Abnahme. Der C1-Anstieg ist nieht nut rel~tiv zu bewerten. Dies w/~re anzunehmen, wean des Anion POt mit den daran gebnndenen K~tionen einfaeh aus dem Sekret ver- sehwinden wiirde. Der MineralgehMt nimmt jedoeh nieht einfaeh ab, sondern er kann, wie in frfiheren Untersuehungen gezeigt wurde, beim Sehleimigwerden der Absonderung sogar zunehmen.

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232 1~. Mit~ermaier.

Vielfaeh finder zwischen C1 und P04 ein gegensei~iges Sich-Ersetzen start. P0a ist tiberall da anzutreffen, wo viele Zellen sind, so z. B. ira zellreichen Gewebe yon Tonsillen. I m Sekret der Rhinitis ist es in geringerer Menge vorhanden als im Serum. Ausgesproehen viel PO 4 finder sich im eitrigen Sekret, im Schleim dagegen weniger. In entziindlicher Schleimhau~ ist mehr vorhanden als in polylo6ser. I m Sekx'et ist seine Menge ziemlich konstant, so lange dieses eitrig bleibt.

I)as Ergebnis der vorstehenden Untersuchungen hat in manchen Punkten ein durchaus erwartetes Resultat ergeben, wenn man die Er- fahrungen iiber den Mineralstoffwechsel bei entziindlichen Erkrankungen zugrunde legt. (Z. B. Vermehrung yon K bei Eiterungen und ~hnliches.) Aber die langwierigen and auch kostsloieligen Untersuchungen haben andererseits doch gezeigt, dab es nicht angs gewesen ware, die bisher bekanntgewordenen Tatsachen des Mineralstoffwechsels einfach auf unser Gebiet zu fibertragen.

In dieser Ver6ffentlichung muBte ich mich darauf beschrs nm" die tats/~chlichen Ergebnisse zu bringen. Uber ihre Bedeutung im Rahmen der physikalisch-chemischen Vorg~nge iiberhaupt wird spKter noch zu sprechen sein.