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INFOTEST QUERFLÖTE BUFFET-CRAMPON MODELL 6020 (SERIE II)

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Querflöte Buffet-Crampon Modell6020 (Serie II) im Test

Von Klaus Dapper

1981 verlor Buffet-Crampon seine Selb-ständigkeit: Buffet wurde von der britischenFirma Boosey & Hawkes übernommen. Boosey& Hawkes besaß zu dieser Zeit eine Quer-flötenfabrik in Edgware in der Nähe vonLondon. Bis 1983 trugen die dort hergestell-ten Flöten den Firmennamen „Boosey &Hawkes“ (Modell „Emperor“). Ab 1984 wur-den praktisch dieselben Flöten unter demNamen Buffet-Crampon vermarktet.Konzeptionell waren diese Instrumente rechtgut: Mensur und Kopfstück wurden inZusammenarbeit mit dem berühmtesten briti-schen Flötenbauer Albert Cooper entwickelt.Aber immer wieder gab es Probleme mit derFertigungsqualität, die anscheinend auch übermehrere Modellwechsel hinweg nicht dauer-haft in den Griff zu bekommen waren. Selbstauf der Frankfurter Messe wurden Instrumentepräsentiert, bei denen Klappen hingen oderPolster nicht gut deckten. Im Jahre 2000wurde diese Produktion eingestellt, seit 2001werden Querflöten der Marke Buffet-Cramponin einer neu entstandenen Fabrik inMarkneukirchen (Sachsen) gebaut. Auch hierdauerte es anscheinend eine Weile, bis dieProduktion rund lief: wir mußten lange aufunser Test-Instrument warten. Aber mittlerwei-le ist man rundum zufrieden mit dem neuenInstrument; im November `02 erhielten wir

schließlich eine Flöte aus laufender Fertigungzur eingehenden Begutachtung. Unser Besprechungsexemplar ist eineQuerflöte Modell 6020 Serie II. Die Serie IIgibt es seit dem Sommer 2002. Sie unter-scheidet sich von der vorangegangenen Seriedurch Optimierung der Klappenteile undStabilität. Die Flöte mit der Ser. Nr. 796303ist eine versilberte Schüler-Flöte mit Standard-Beklappung: Deckelklappen, E-Mechanik, off-set-g, C-Fuß.

Äußeres ErscheinungsbildDie Mundplatte ist annähernd sphärischgerundet. Das Mundloch hat die Form einesabgerundeten Rechtecks mit den Maßen 12 x10,3 mm. Die Mundlochflanken sind sowohloben angeschnitten als auch auf derUnterseite stark unterschnitten. DerMundlochkamin ist mit 5,1mm normal hoch.Das Kopfstück trägt eine Gravur mit denInitiale „BC“ für Buffet Crampon, darunter derName Cooper und die Zahl 6000. Dies ist eineModell-Gruppen-Nummer für die Modelle inversilberter Ausführung. Daneben gibt es die7000er (Silber-Kopf) und 8000er Modelle(Silber-Rohr).

Die Hülse der Steckverbindung am Hauptstückist die Visitenkarte jeder Querflöte. Sie trägt

den traditionellen Firmenstempel in der glei-chen Form wie vor 150 Jahren; darunter denSchriftzug „Serie II“. Auf der Rückseite findensich die Serien-Nummer, darüber die um dieKopfstück-Spezifikation verkürzte Modell-Nr020 (20 steht für: Deckelklappen, offset-G, E-Mechanik) und der Schriftzug „Made inGermany“. Wenn man die Finger darüberglei-ten läßt, fühlt sich die Maschinen-Gravur rauhund kratzig an. Da sich die Kopfstück-Gravurnicht kratzig anfühlt, brauchte es an dieserStelle eigentlich auch nicht sein. Für die Herstellung der Deckel wurden völligneue Wege beschritten, auf die man beiBoosey/Buffet stolz ist. Normalerweise sindDeckel, Deckelarm und Polster-Befestigungzunächst einzelne Teile: Die Deckel werdenaus einem runden Blech in einer Pressegeprägt, die äußere Form bildet sich auchinnen ab. Deckel und Deckelarm werden mit-einander hartverlötet, die Gewindehülse zurPolsterbefestigung wird weich in die Mitte desDeckels eingelötet. Bei der neuen Buffet Flötebestehen sie dagegen aus einem Teil.Ausgangspunkt ist ein Rohling, der ähnlichaussieht wie ein Türschloss-Zylinder. Hiervonwerden – vereinfacht gesagt – Scheiben abge-schnitten, aus denen ein Fräs-Automat dieForm von Deckel und Arm ausfräst. Selbst dieGewindehülse im Deckel wird bei diesem

2.2003

Der Name Buffet-Crampon ist ein klangvoller und traditionsreicher Name im Querflötenbau. Daher ein paarWorte über die Firmengeschichte. Die französische Firma Buffet-Crampon mit Sitz in Paris, gegründet1839 von Jean Louis Buffet, blickt heute auf eine über 160-jährige Tradition im Holzblasinstrumentenbauzurück. Während bei Buffet im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts Querflöten von wirklichhervorragender Qualität gebaut wurden, traten sie spätestens in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg inden Hintergrund.

Modell 6020, Serie II

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Vorgang mit ausgearbeitet. So wird die Anzahlder Arbeitsschritte reduziert – ein Teil derLötvorgänge entfallen – , und eine kaum zuüberbietende Gleichmäßigkeit der Teile erzielt.Gleichzeitig ist die Auflagefläche für dieKlappenpolster absolut plan, was später dasAnpassen der Polster in den Klappen erleich-tert. Die Herstellung dieser Teile geschieht beiBuffet in Paris.Eine weitere Errungenschaft der Serie II: DieAchsröhrchen und Hebel sind dank derVerwendung einer veränderten Legierung unge-wöhnlich stabil: man bemerkt dies vollerBewunderung, wenn man probehalber mal ver-sucht, das B-Trillerhebelchen zu verbiegen.Ganz großartig für ein Schülerinstrument!

Die Schallröhre und das gesamte Klappenwerksehen makellos aus, wie man es auch vonInstrumenten deutlich höherer Preisklassengewohnt ist. Die Deckel haben große, relativflache Griffmulden. Die Klappenarme unter-scheiden sich bei näherer Betrachtung einwenig von der üblichen Form. Üblich sind bei

dieser Bauweise deutlich Y-förmige Klappen-arme; bei unserer Flöte kann von „Y“ kaum dieRede sein, da sie an der Deckelseite kaumbreiter werden. Dies ist ohne Einbuße anStabilität nur durch die oben beschriebeneBauweise (Deckel und Arm aus einem Stück)zu realisieren.

Zur Einstellung der Klappenkoppelung hat dieFlöte die üblichen 5 Einstellschrauben. DieEinstellschraube für die F-Fis-Koppelung liegtsehr versteckt unter dem B-Trillerhebel. Diesmachte uns skeptisch; die Praxis zeigte aber,daß sie ohne weiteres mit dem Schrauben-zieher erreicht werden kann. Die Achse der Gis-Klappe ist – anders als beifast allen „deutschen“ Flöten - unter derHaupt-Achse plaziert, also in-line.Die Achse am Fußstück wird von 4 Achs-böckchen getragen. Dies dient der Robustheitdes Instruments und ist für Schülerins-trumente sehr sinnvoll. Die vorsichtshalber indas Rohr eingeführte Prüflampe brachte keineDeckungsfehler zutage.

HandlingDas Spielgefühl unter den Fingern kann alssehr gut bezeichnet werden, man fühlt sich aufder Flöte sofort zu Hause. Alle Griffteile habendie optimale Größe und Lage. Die großenMulden unter den Fingerspitzen empfandenwir unter den Fingern als sehr angenehm. DieGriffteile der Gis-Klappe, der Daumenklappeund der Klappen am Fußstück sind etwas grö-ßer bemessen als international üblich. Das fin-den wir positiv: Den Profi stört es nicht, unddie weniger erfahrene Hände der Querflöten-Anfänger können leichter ihre Positionen fin-den.

Der Federdruck ist relativ weich eingestellt,trotzdem reagiert die Mechanik ausnahmslosleicht und blitzschnell. Lediglich bei den dreiKlappen am Fußstück spürt man einen etwasstärkeren Federdruck. Die Flötenlehrer predi-gen ihren Schülern, das Eigengewicht derFinger müsse ausreichen, um die Klappen zuschließen. So werden Überlastungen und Ver-krampfungen vermieden. Voraussetzung hier-

INFOTESTQUERFLÖTE BUFFET-CRAMPON MODELL 6020 (SERIE II)

1.2003

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INFOTEST QUERFLÖTE BUFFET-CRAMPON MODELL 6020 (SERIE II)

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für ist natürlich, daß die Flöte dies auch mit-macht, ohne andererseits träge zu reagieren.Dies ist bei unserer Buffet-Flöte der Fall.

Lediglich bei der Gestaltung der Griffteile fürden rechten kleinen Finger wäre noch mehrGriffkomfort herauszuholen gewesen. Dieimmer etwas unbequeme Rutschbewegung vonCis nach Dis hin und zurück gestaltet sich beider Buffet-Flöte recht hakelig; dies liegterstens an den zu wenig gerundeten Konturender Hebel-Kanten. Zweitens muß der Fingerwegen der sehr langen Hebelarme einen zugroßen Höhenunterschied überwinden.

Ansprache und Klang Man hat bei dem neuen Buffet Modell sehr vielVorarbeit geleistet, verschiedene Mundloch-Formen probiert und von Testpersonen bewer-ten lassen, bis man sich auf die uns vorliegen-de Mundloch-Form festlegte. Der oben bereitserwähnte Albert Cooper sagte einmal, wenn erFlötisten verschiedene Kopfstücke zur Aus-wahl vorlege, wisse er immer schon vorher, fürwelchen sich die Flötisten entscheiden: fürden lautesten. Dies könnte auch bei unseremKopfstück den Ausschlag gegeben haben. Mitdiesem Kopf erzielt man bei gleicher Spiel-weise eine deutlich höhere Lautstärke als mitden meisten anderen Kopfstücken. Dies er-möglicht mit Leichtigkeit einen kräftigen undvoluminösen – allerdings auch ein wenig rau-hen - Ton in der Tiefe und im mittlerenRegister und eine strahlende Höhe. In derHöhe muß man vorsichtig sein, damit die Flöte

nicht zu grell klingt, wie es oftNeusilber-Flöten eigen ist. Im fortissimokaum schlagbar, ist das pianissimonicht die starke Seite dieses Kopf-stücks.

Die Ansprache der Buffet Flöte ist inallen Registern durchschnittlich bisleicht. Wer einen weichen, seidigen Tonoder eine extrem leichte Ansprachebevorzugt, wäre wahrscheinlich mitanderen Mundplatten besser aufgeho-ben. Den meisten Schülern ist es aberwichtiger, daß die Flöte gutmütig rea-giert, daß die Töne in allen Lagen sicher„kommen“, auch wenn die Lippen-stellung vielleicht noch nicht optimalist. Diese Anforderung wird von derneuen Buffet Querflöte bestens bedient. Wer übrigens die Buffet Flöte mit ande-ren Kopfstücken kombinieren will, wirdSchwierigkeiten bekommen. Das Rohrist relativ schlank; die meisten Fremd-fabrikate passen nicht hinein. Dafürkann man aber den haus-eigenen7000er Silberkopf probieren.

StimmungRichtig schlecht stimmende Flöten findet manheute bei keinem der bekannten Herstellermehr. Die Tonlochnetze sind mittlerweile sogründlich berechnet und erprobt, daß eseigentlich nur noch Nuancen sind, in denensich die Intonation der modernen Böhmflötenunterscheiden. So gesehen war hier keinegroße Überraschung zu erwarten. Um die 442-Hz Stimmung zu erreichen, fürdie diese Flöten konzipiert sind, brauchte dasKopfstück nur etwa 2 mm weit ausgezogenwerden. Die Buffet Flöte reagiert über den ges-amten Tonumfang recht friedlich, auch diebekannten Problemtöne halten sich in einemdurchaus beherrschbaren Rahmen.Vielleicht ewas tiefer als gewohnt intonierene1 und e2, die sonst eigentlich nicht zu denProblemtönen zählen. Daher muß das Intervalld2-e2 im Auge behalten werden, sonst fälltneben dem ungewohnt tiefen e2 das auf denmeisten Flöten notorisch hohe d2 besondersauf.Eine 444 Hz-Stimmung läßt sich mit bis zumAnschlag eingeschobenen Kopf soeben nocherreichen. Auch bei dieser Stimmung läßt sichdie Flöte noch recht gut in tune spielen, wennman auf die tiefsten Töne des unterenRegisters etwas aufpasst, die sonst ein wenignach unten driften. Auch cis 2 muß nun stär-ker (nach unten) korrigiert werden.Um für einen weitere Test a=440 Hz zu erzie-len, muß der Kopf etwa 4,5 mm ausgezogenwerden. Die In-sich-Stimmung ist bei 440 Hz

auch noch recht annehmbar: Am stärkstenbetroffen ist in diesem Fall das jetzt spürbar zutiefe b3. Beachtet werden muß auch dasIntervall cis3-dis3, damit neben dem ange-nehm tiefen cis3 das nun recht hohe dis 3nicht aus dem Rahmen fällt.

ZubehörZum Lieferumfang der Flöte gehört ein stabilesschwarzes Kunststoff-Etui mit 3 Metall-scharnieren und zwei metallenen Schnapp-Schlössern. Äußerlich ist es eher großzügigbemessen; innen ist es mit genau passenden,mit blauem Kunstsamt bezogenen Form-blöcken ausgestattet, die der Flöte sicherenHalt bieten. Der schwarze Kunststoff-Wischerstab ist prak-tischerweise fast unkaputtbar: man kann ihnbeinahe zu einem U biegen, ohne daß erbricht. Für den Putzstab ist im Etui kein Extra-Platz vorgesehen. Also entweder ins Hauptrohrschieben, denn der relativ weiche Kunststoff-Stab kann das Rohr nicht beschädigen, odermit dem Etui zusammen in die Tragetasche. Ein Putztuch liegt bei; wahrscheinlich füraußen(?), eines für innen muß nachgekauftwerden.Weiteres Zubehör (seit der Serie II) ist einesehr praktische, gefütterte Tragetasche mitGriff-Schlaufe und Umhänge-Gurt. Mit der Flöte kommt eine Garantie-Karte mitder Bitte, sie ausgefüllt zurückzusenden. Nachdeutschen Recht gibt der jeweilige Händler dieGarantie, so daß dies hierzulande unnötig ist.Wer weiß, wo die Flöte hergestellt wird, wirdsich vielleicht über die Anschrift der französi-schen Fabrik auf der Garantiekarte wundern.In den Zeiten der Globalisierung, in denenjapanische Flöten (Pearl) aus Taiwan undKopfstücke tschechischer Flöten aus den USAstammen, ist die deutsche Herkunft desInstruments mit dem französischem Namenund der britischen Konzern-Mutter auch nichtmehr verwunderlich.

PreisEUR 594,-. ❚

2.2003

Pro und Contra

+ Leicht spielbare Flöte mit kräftigem Klang+ Besonders präzise und stabile Mechanik

dank neuer Fertigungstechnik+ Günstiger Preis

- Etwas rauher Klang- Hakelige Griffverbindungen für den

rechten kleinen Finger

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