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R14 7. Juni 9. Juni 2013 Soloy (A) Alta (B) Nyland (C) Honningsvåg (D) Nordkapp (E) 705 km Das Nordkapp Auf geht’s, dieser 14. Streckenabschnitt bringt uns endlich zum Nordkapp, aber es ist noch einmal ein langer, langer Weg, gut 700 Kilometer. Zunächst stundenlang auf der E6 an dem faszinierenden Panorama der „Lynge Alpen“ vorbei und dann durch höchst unwirtliche, karge und unendlich weite Felsenlandschaften. 7. Juni 2013, Freitag Kilometerstand 105834 und nördlich des 69 Breitengrades Heute morgen zieht der Himmel langsam zu, doch wir frühstücken gegen 10:30h draußen, es ist überraschenderweise um die 16/17 °C warm, obwohl wir gestern den 69 Breitengrad überschritten haben. Ich trage in meinem Logbuch noch den Bericht über die Fahrt von den Lofoten bis hierher nach Soloy nach. Es war ja recht interessant, wie wir hier gelandet sind. Gestern sind wir einfach aufs Geratewohl losgefahren. Ich habe im Navi zunächst „Alta“ eingegeben. Alta ist so gesehen die letzte „große“ Stadt hier oben auf dem Weg zum Nordkapp und wir müssen auf jeden Fall durch Alta durch. Es ist jedoch viel zu weit um Alta in einer Tagesetappe ohne Stress zu erreichen und so überlassen wir es einfach dem Zufall, wo wir übernachten werden.Beim Kilometerstand 105834 tanken wir in Kongsvik an der Best Tankstelle für 873 Kronen 63 Liter Diesel nach. Es ist besser hier oben immer einen vollen Tank zu haben, denn wir wissen nicht wann und wo es mal wieder Nachschub geben wird.

R14 7. Juni 9. Juni 2013 - WordPress.com · 2013. 10. 23. · R14 7. Juni – 9. Juni 2013 Soloy (A) – Alta (B) – Nyland (C) – Honningsvåg (D) – Nordkapp (E) 705 km Das Nordkapp

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  • R14 7. Juni – 9. Juni 2013

    Soloy (A) – Alta (B) – Nyland (C) – Honningsvåg (D) – Nordkapp (E)

    705 km

    Das Nordkapp

    Auf geht’s, dieser 14.

    Streckenabschnitt bringt uns

    endlich zum Nordkapp, aber

    es ist noch einmal ein langer,

    langer Weg, gut 700

    Kilometer. Zunächst

    stundenlang auf der E6 an

    dem faszinierenden

    Panorama der „Lynge

    Alpen“ vorbei und dann

    durch höchst unwirtliche,

    karge und unendlich

    weite Felsenlandschaften.

    7. Juni 2013, Freitag

    Kilometerstand 105834 und nördlich des 69 Breitengrades

    Heute morgen zieht der Himmel langsam zu, doch wir frühstücken gegen 10:30h draußen, es

    ist überraschenderweise um die 16/17 °C warm, obwohl wir gestern den 69 Breitengrad

    überschritten haben.

    Ich trage in meinem Logbuch noch den Bericht über die Fahrt von den Lofoten bis hierher

    nach Soloy nach. Es war ja recht interessant, wie wir hier gelandet sind. Gestern sind wir

    einfach aufs Geratewohl losgefahren. Ich habe im Navi zunächst „Alta“ eingegeben. Alta ist

    so gesehen die letzte „große“ Stadt hier oben auf dem Weg zum Nordkapp und wir müssen

    auf jeden Fall durch Alta durch.

    Es ist jedoch viel zu weit um Alta in einer Tagesetappe ohne Stress zu erreichen und so

    überlassen wir es einfach dem Zufall, wo wir übernachten werden.Beim Kilometerstand

    105834 tanken wir in Kongsvik an der Best Tankstelle für 873 Kronen 63 Liter Diesel nach.

    Es ist besser hier oben immer einen vollen Tank zu haben, denn wir wissen nicht wann und

    wo es mal wieder Nachschub geben wird.

  • Aber der Reihe nach. Die E10 ist auch als „Lofast“ Verbindung von den Lofoten bis zur E6

    im Norden bekannt, wie wir nachlesen. Es gibt ungeheuer viele Brücken und Tunnel auf

    diesem Weg, die durch

    eine bezaubernde, schon

    sehr nördlich anmutende

    Landschaft führt.

    Als ich auf Wikipedia

    nachschaue, finde ich

    tatsächlich unter dem

    Suchbegriff „Lofast“ dann

    eine kurze und präzise

    Beschreibung und fühle

    mich bestätigt in der

    Erinnerung, so viele

    Brücken und Tunnel noch

    nicht gefahren zu sein und

    es gab unterwegs auch

    keine Fähre.

    Aus Wikipedia:

    Die Straße Lofast (Norwegisch: Lofotens fastlandsforbindelse) ist Teil der Europastraße 10

    und verbindet die Inselgruppe der Lofoten mit dem norwegischen Festland. Durch den Bau

    von Tunneln und Brücken kommt diese Verbindung ganz ohne Fähren aus. Die Strecke ist

    von Fiskebøl auf Austvågøy bis Gullesfjord auf

    Hinnøya, wo die Lofast auf die bisherig schon

    bestehende Straßenverbindung Sortland –

    Narvik stößt, 51 km lang und durchgehend

    zweispurig ausgebaut.

    Der Storting hatte 1989 den Bau der Lofast

    beschlossen. Baubeginn war 1993, nach

    Diskussionen über die Streckenführung (im

    Gespräch war unter anderem ein etwa 8 km

    langer Tunnel unter dem Hadselfjord zwischen

    Melbu und Fiskebøl). Am 19. Dezember 1997

    konnte das erste Teilstück der Straße von

    Fiskebol bis Myrland für den Verkehr freigeben

    werden, am 15. Oktober 1998 folgte die

    Raftsundbrua, die Brücke über den bekannten

    Raftsund, der die Lofoten von der Inselgruppe der Vesterålen trennt.

    „Die Raftsundbrua (deutsch „Raftsundet-Brücke“) ist mit 298 m Stützweite nach der

    Stolmabrua, zusammen mit der gleich weiten Sundøybrua, die zweitweitest gespannte

    Spannbeton-Balkenbrücke der Welt.

    Die am 15. Oktober 1998 dem Verkehr übergebene Straßenbrücke weist zwei Fahrstreifen

    sowie auf einer Seite einen Geh- und Radweg auf und überführt die Europastraße 10. Sie

    http://de.wikipedia.org/wiki/Europastra%C3%9Fe_10http://de.wikipedia.org/wiki/Inselgruppehttp://de.wikipedia.org/wiki/Lofotenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Norwegenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Tunnelhttp://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BCckehttp://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A4hrehttp://de.wikipedia.org/wiki/Austv%C3%A5g%C3%B8yhttp://de.wikipedia.org/wiki/Hinn%C3%B8yahttp://de.wikipedia.org/wiki/Sortlandhttp://de.wikipedia.org/wiki/Narvikhttp://de.wikipedia.org/wiki/Stortinghttp://de.wikipedia.org/wiki/Melbuhttp://de.wikipedia.org/wiki/Raftsundbruahttp://de.wikipedia.org/wiki/Raftsundhttp://de.wikipedia.org/wiki/Vester%C3%A5lenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Sprachehttp://de.wikipedia.org/wiki/Stolmabruahttp://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sund%C3%B8ybrua&action=edit&redlink=1http://de.wikipedia.org/wiki/Br%C3%BCckehttp://de.wikipedia.org/wiki/Europastra%C3%9Fe_10

  • steht in der Provinz Nordland in Norwegen, etwa 80 km nordwestlich von Narvik, überspannt

    den Raftsund und verbindet die Inseln Austvågøy und Hinnøya.“

    Nach einer Unterbrechung der Arbeiten bis 2003 wurde die gesamte Verbindung am 1.

    Dezember 2007 eröffnet. Sie verkürzt seither die Strecke von Svolvær, dem Hauptort der

    Lofoten, nach Narvik von 272 auf 238 km. Die Lofoten sind damit durchgängig ohne

    Fährverbindungen bis Å i Lofoten auf der Insel Moskenesøy im Westen in das norwegische

    Straßennetz integriert.

    Brücken und Tunnel

    Für die Lofast wurden zahlreiche Brücken und Tunnels gebaut, fast 30 % der Strecke

    verlaufen unterirdisch bzw. submarin. Die wichtigsten Brücken und Tunnel der Lofast sind

    (von West nach Ost):

    Meerestunnel: Sløverfjordtunnelen (Länge 3340 m) unter dem Sløverfjord zwischen

    den Inseln Årnøya und Holdøy - 112 Meter unter dem Meeresspiegel

    Tunnel: Falkfjordtunnelen (396 m)

    Tunnel: Myrlandstunnelen (1910 m)

    Brücke: Raftsundbrua (711 m)

    Tunnel: Raftsundtunnelen (1570 m)

    Tunnel: Storåtunnelen (210 m)

    Tunnel: Ingelsfjordtunnelen (1310 m)

    Brücke: Vesterstraumen bru (305 m)

    Brücke: Austerstraumen bru (196 m)

    Tunnel: Sørdalstunnelen (6338 m)

    Wir haben die berühmte Raftsundbrücke nicht fotografiert, sie ist zwar bemerkenswert, aber

    dafür fanden wir die

    „Tjeldsundbrua“, die in

    der Wikipedia

    Übersicht garnicht

    auftaucht sogar noch

    schöner.

    Wir kommen durch den

    Sordaltunnel, der die

    Region Troms und

    Nordland verbindet und

    mit mehr als 6km der

    längste Tunnel auf

    dieser Strecke ist.

    In Brervik am

    …Ofotfjord endet die

    E10. Es ist ein ganz kleiner Ort, in dem es aber einen

    Rema 1000 und ein Tankstelle gibt. Hier versorgen wir

    uns noch mit Proviant und dann geht es rechts ab auf der

    E6 wieder nordwärts. Der Verkehr wird dichter.

    Es ist kurz nach Mittag und wir halten langsam Ausschau

    http://de.wikipedia.org/wiki/Nordland_%28Provinz%29http://de.wikipedia.org/wiki/Norwegenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Narvikhttp://de.wikipedia.org/wiki/Raftsundhttp://de.wikipedia.org/wiki/Svolv%C3%A6rhttp://de.wikipedia.org/wiki/%C3%85_i_Lofotenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Moskenes%C3%B8yhttp://de.wikipedia.org/wiki/Raftsundbrua

  • nach einem Stellplatz für die Nacht. Unsere Erfahrung bei der täglichen Suche nach einem

    guten Platz sagt uns jedoch, dass wir hier, direkt an der E6 ganz bestimmt keinen für uns

    idealen Platz finden werden. Die Campingplätze sind hier nicht besonders schön, dafür aber

    richtig teuer und so entschließen wir uns am Nachmittag die E6 zu verlassen und mal wieder

    Richtung Küste zu fahren. Auf der Fv84, auf die wir kurzerhand abbiegen, geht es links nach

    Tennevoll und weil sich der Name schön und einfach anhört, fahren wir einfach dort hin. Auf

    der Straßenkarte sehen wir ja schon dass Tennevoll an einem Fjord liegt.

    In Tennevoll selber gibt es keinen Platz direkt am Fjord und so fahren wir die Fv84 weiter bis

    nach Soloy. Die Landschaft hier ist übrigens traumhaft schön, viel Grün mit noch mehr

    Bächen. Es ähnelt aus meiner Sicht ein wenig dem Harz. Aber das ist nur ein flüchtiger

    Eindruck.

    Dann in Soloy werden wir fündig … und mal wieder haben wir das Glück des Tüchtigen,

    sprich die längere Suche hat sich mal wieder ausgezahlt.

    Soloy Camping, und weil es ein wirklich reizender, ruhiger Platz am Fjord ist, hier gleich

    auch die Adresse. Liavein 70 in 9357 Tennevoll (Soloy ist so etwas wie ein Ortsteil). Es ist

    ein klitzekleiner Campingplatz auf einer Wiese direkt am Wasser.

    Ausser uns sehen wir noch drei Wohnwagen mit Vorzelt aus Schweden hier stehen. Das

    scheinen Langzeitcamper zu sein. An dem Sanitärgebäude steht noch ein

    weiteres Wohnmobil aus England und mehr nicht. Jan Johnson, der

    Eigentümer, ein älterer, sehr freundlicher Herr, erklärt mir dass

    er überwiegend Schweden als Gäste hat, Kiruna ist ja nur 200

    km weit entfernt und der Fisch hier im Fjord lockt natürlich

    die Angler und auch den einen oder anderen Vogel.

  • Dieser Platz ist irgendwie ein Geheimtipp, denn so Jan, es verirren sich nur ganz wenige

    Deutsche oder andere Wohmobilfahrer hierher. Er hat überwiegend die Angler als

    Saisongäste. Der Blick am Abend auf den Fjord ist in der tiefstehenden Sonne einfach nur

    romantisch.

    Na, wir sind jedenfalls wieder sehr zufrieden, bauen uns für die Nacht auf und können bei

    bestem Wetter auch noch draußen zu Abend essen. Die Sanitäranlagen sind tadellos, wie sich

    herausstellt und über eine WLAN Verbindung auf dem Platz komme ich auch ins Internet.

    Inklisive Strom zahlen wir dann nur 200 Kronen für die Nacht, ein echtes Schnäppchen.

    Am Morgen des 7. Juni stehen wir recht früh auf, machen den obligatorischen Spaziergang

    mit Jack um dann in aller Ruhe in der Morgensonne zu frühstücken. Als wir gegen 10:00h

    zusammenpacken, zieht dann der Himmel auch wieder zu, aber es sieht nicht nach Regen aus.

    Wir haben mal wieder Kontakt mit „Daheim“ und sollen ein Formular, welches ich per mail

    bekommen habe, audrucken, ausfüllen und wieder mit der Post zurückschicken. Welch ein

    kompliziertes Unterfangen.

    Jan, der Campingplatzeigentümer, den ich als erstes frage obe er mir etwas ausdrucken kann

    bejaht es zwar, sagt aber er müsse schnell noch etwas anders erledigen. Ich habe aber seine

    email-Adresse und so schicke ich per mail schon mal das Formular an ihn. Wir warten und als

    er wiederkommt, stelle ich fest, dass sein Deutsch doch nicht so gut ist, wie ich vermutet

    habe. Es dauert einige Zeit, bis ich mit Händen und Füßen erkläre, dass ich ihm eine mail

    geschickt habe, wo er den Anhang bitte nur ausdrucken solle. Nach einer weiteren guten

    Weile und Erklärungen verstehe ich dass sein Drucker defekt ist. Aber er ist sehr hilfsbereit

    und schickt uns zu einem Hotel oberhalb des Ortes, nachdem er mit irgendjemandem

    telefoniert hat.

    Wir sind zwar nicht sehr zuversichtlich, daß unser Wunsch dort angekommen ist, aber

    trotzdem fahren wir dort hinauf, es ist ja kein Umweg.

  • Das Hotel ist ein „Unikat“, das ganze Dach ist zugewachsen und der „Chef“ erklärt uns stolz,

    daß es das längste Hotel der Welt mit einem begrünten Dach wäre, auf dem sogar Ziegen

    weiden können. In der Tat muß ich drei Aufnahmen machen, um das ganze Hotel als

    Panoramabild einzufangen.

    Noch mehr überrascht bin ich dann als mir der nette Herr, er ist auch der Eigentümer, erklärt,

    daß er alles verstanden hätte und ich einfach über sein WLAN Netz ihm das Formular

    rüberschicken sollte. Keine drei Minuten später halte ich zwei Kopien in der Hand und auf

    meine Frage, was ich zu zahlen hätte, winkt er auch noch freundlich ab.

    Er zeigt mir dann, nicht ohne Stolz, noch bei einem kleinen Rundgang sein

    Hotel. Ich bin wieder einmal sehr beieindruckt von der Freundlichkeit der

    Menschen hier, verabschiede mich geschwind und dann geht es aber auf

    kürzestem Wege wieder zur E6 und somit weiter nordwärts. Unterwegs

    sehen wir immer wieder inmitten des prächtigen Grüns, wie sich die Flüsse

    bis zum Rand voll mit dem Wasser der Schneeschmelze, ihre Wege in den

    Fjord bahnen.

    Nach Alta sind es noch mehr

    als 400 km und wir sind uns

    jetzt schon sicher, dass wir es

    heute nicht mehr bis Alta

    schaffen werden.

    Nach einer guten Stunde

    kommen wir auf der E6 an

    Andselv vorbei, wo wir zum

    wiederholten Male ein

    Hinweisschild sehen mit der

    Aufschrift „Narvik 1940“.

    Es hat augenscheinlich etwas mit dem II. Weltkrieg zu tun und wen es

    interessiert, der möge in Wikipedia unter „Narvik 1940“ nachlesen, denn

    dabei geht es um die Besetzung Norwegens durch die Deutschen und den

    erbitterten Kampf um Narvik, die Hafenstadt, in der das Eisenerz aus

    Kiruna verladen werden konnte. Wer als Deutscher zum ersten Mal

    Norwegen bereist, sollte sich vorher über die unsäglichen und

    verheerenden Kriegsfolgen ein Bild machen, damit man, nicht so wie ich

    jetzt, fassungslos nach Erklärungen suchend von dieser Zeit wieder

    eingeholt wird. Überall in Norwegen sind uns diese stummen Zeugen aus

    der Kriegszeit begegnet.

  • Heute ist Andselv ein reger Handelsort und wir sehen auch hier des Norwegers liebste

    Freizeitgestaltung in Form von Hunderten von Wohnwagen und Wohmobilen, die hier an der

    Straße feilgeboten werden.

    Einige Kilometer hinter

    Andselv kommen wir über

    einen großen Fluß, es ist der

    Geadggeseatnu, wo wir rechts

    einen Parkplatz mit einem

    bemerkenswerten Kunstwerk

    sehen. Es ist anzunehmen,

    dass jeder „Nordkappfahrer“

    diesen Parkplatz kennt.

    Von Weitem sieht es aus, als wenn

    jemand ein „Osterfeuer“ aufgetürmt

    hat. Hier machen wir Rast und

    bewundern auch die originellen Bänke

    und Tische. Ja, Holz gibt es hier

    überall ausreichend, da wird nicht

    gespart. Diese Tische und Bänke

    schleppt so schnell niemand weg.

    Nach einer kurzen Pause zieht es uns jedoch weiter

    nach Norden, denn wir wollen heute noch einige

    Kilometer weiter kommen und wissen auch noch

    nicht, wo wir wieder übernachten werden. Auf jeden

    Fall nicht direkt an der E6. Die Landschaft ändert sich

    wieder und vor uns, in der Ferne taucht eine

    „Riesenformation“ von schneebedeckten, zackigen

    Berggipfeln auf. Soweit das Auge reicht, von links nach rechts. Was ist das bloß für ein

    Massiv? Das sieht ja fast so aus wie die Alpen.

  • Als ich auf der Straßenkarte nachsehe, finde ich tatsächlich eine Überschrift neben der E6, wo

    wir uns gerade befinden.

    „LYNGEALPEN“

    Es ist eine Region, von der wir vorher noch nie etwas gehört haben. Die

    Lynge Alpen, so werden wir noch feststellen, sind eine so großartige,

    weitläufige Gebirgslandschaft, dass sie von der Schönheit fast schon mit

    den Lofoten konkurrieren können und das will was heißen. Hier irgendwo

    in der Gegend werden wir uns für die Nacht einquartieren, das steht schon

    fest.

    Wo, die Suche kann

    beginnen, es ist

    Abenteur pur. Immer

    wieder, man kann es

    nicht oft genug

    wiederholen, eine

    Nordkappreise kennt nur

    ein Motto: „Der Weg ist

    das Ziel“.

    Die E6 führt jetzt stundenlang am

    „Lyngenfjord“ entlang und egal wohin man

    jetzt schaut, ob nach vorne oder in den

    Rückspiegel, die schneebedeckten, massiven

    Gipfel auf der gegenüberliegenden Seite des

    Fjordes reißen nicht mehr ab und immer

    wieder unsere Frage, wo, ja wo sollen wir

    hier übernachten?

    Am Nachmittag sind wir am Ka-Fjord angekommen. Dieser Fjord hat auch eine

    Kriegsgeschichte, wir wir erst sehr viel später, nämlich auf der Rückfahrt erfahren sollen.

    Jetzt aber, zieht es uns am Ka-Fjord erst einmal von der E6 weg in das Landesinnere. Mal

    sehen wie weit wir kommen um dort

    einen Stellplatz zu finden.

    Am Ende des Ka-Fjordes liegt der kleine

    Ort Birtavarre. Dort, direkt an der E6

    sehen wir auch einen Campingplatz mit

    gleichem Namen. Den verschmähen wir

    natürlich und machen uns auf der Fv333,

    die hier abzweigt, hinein in das Ka-

    Fjordtal in dem ein breiter und schneller

    Fluß, der Gaivuoneatnu aus den Bergen

    kommt. Doch die Fv333 endet im

    Nirgendwo. Nur noch Wegweiser mit

    Tisch und Bank und es ist ein Wunder,

    dass wir ohne Blessuren und Beulen am

    Auto dort auch wieder herauskommen.

  • Wie zum Trost, dass wir weiter nach einem Übernachtungsplatz suchen müssen, sehen wir

    neben den vielen kleinen, bunten Blumen,

    auch noch zwei süße Lämmer, die uns hier mitten auf der Straße

    neugierig begrüßen.

    Jack findet sie

    ebenso toll und

    möchte am

    liebsten raus aus

    dem Auto und

    sofort „Fang mich

    doch“ spielen.

    Zunächst einmal

    folgen wir wieder

    der Fv333 bis zum

    Ka-Fjord und

    sehen vor uns wieder die prächtige und

    majestätische Kulisse der Lyngealpen.

  • Der erste Platz, den wir am Lyngefjord finden ist zwar groß, aber nicht nach unserem

    Geschmack. Der Wind geht hier recht stark und so fahren wir weiter, es wird sicher noch

    etwas Besseres geben.

    Hinter Storslett sehen wir links die Fv323 abzweigen

    und fahren ihr hinterher, mal sehen wohin die führt.

    Langsam senkt sich auch schon die Sonne und die

    Bilder werden immer schöner. Hier werden wir

    irgendwo bleiben.

    Ja, und dann finden wir ihn auch,

    unseren Rast- und

    Übernachtungsplatz.

    Und weil es wieder einmal ein

    bemerkenswerter Stellplatz ist,

    hier die Koordinaten: N 69°52’35,196“ und O 21°7’11,605“. Von der E6 aus sind wir auf der

    Fv323 noch an die 10km weit auf diese, wie wir später feststellen, Halbinsel gefahren.

    Das ist wieder einmal ein Platz, ganz nach unserem Geschmack. Kein Mensch weit und breit,

    Strandnähe und Jack kann sich mal wieder so richtig austoben.

    Von hier aus kann man sogar die Mitternachtssonne beobachten, wie wir

    später feststellen.

    Also hat sich die Sucherei wieder gelohnt und wir wollen unseren

    gemütlichen Feierabend gerade einläuten, da kommt ein kleines Auto auf

    den Parkplatz gefahren. Wir erkennen am Kennzeichen, es kommt aus

    Salzburg in Österreich.

    Eine Frau in einem Alter, wo andere schon lange das Seniorenheim hüten

    steigt vergnügt aus und … es folgt ein Hund, von

    ähnlicher Größe wie Jack.

  • Es dauert garnicht lange und wir unterhalten uns mit der Dame und die beiden Hunde

    schließen gleich Freundschaft und fetzen

    glücklich am Strand entlang.

    Es ist nahezu 20.00h und unsere

    „Salzburgerin“ hat sich draußen einen

    Tisch aufgestellt, wo sie, wie sie uns

    erklärt, fast immer ihr Essen einnimmt.

    Wir bewundern die Frau. Ganz alleine

    auf sich gestellt ist sie auf dem Wege

    zum Nordkapp in diesem kleinen PKW

    (Kombi), wo hinter dem Fahrersitz der

    Hund seinen Platz hat. Es ist eine 8-

    jährige Hündin und nun wissen wir,

    wiso Jack sich so gefreut hat.

    Die Frau selber, und nun kommt es, ist

    71 Jahre alt. Sie „bewohnt“ den Fahrer-

    und Beifahrersitz und hinter dem

    Beifahrersitz hat sie sich ihr

    Schlafquartier eingerichtet. Im

    Gegensatz zu uns fährt sie jedoch sehr

    viel häufiger einen Campingplatz an,

    dies hier ist eher eine Ausnahme und wir

    sind umso mehr erfreut, dass uns dieser Zufall zusammengebracht hat.

    Und dann, gegen 23:00h kommt plötzlich noch ein „Pferdetransporter mit norwegischem

    Kennzwichen auf unseren kleinen Platz. Wir liegen schon in unserem Alkoven und lesen.

    Jetzt sollen wir aber wieder einmal gratis einen abendfüllenden Film geboten bekommen.

    Zunächst zwängt sich der Pferdetransporter an uns und dem kleinen PKW der Österreicherin

    vorbei und kommt dann schon mit quer eingeschlagenen Rädern nach rechts, kurz vor dem

    Toilettenhäuschen, zum Stehen. Ich denke mir, dass man über viel Fahrpraxis verfügen

    müsste, wenn man jetzt wieder umdrehen wollte.

    Weiter geht es also nicht, rückwärts wird es sehr eng, denn das kleine Auto der Salzburgerin,

    die sich auch schon zum Schlafen begeben hat, steht sehr dicht und alles ist dort zugezogen.

    Wir beobachten weiter und minutenlang geschieht nun überhaupt nichts, außer, dass sich der

    Pferdetransporter für uns als umgebautes Wohnmobil entpuppt.

    Vorne auf dem Beifahrersitz entdecke ich einen kleinen Jungen so 5-6 Jahre alt. Vom Fahrer

    ist noch nichts zu sehen. Dann aber geht plötzlich eine Tür in der Mitte des Wagens auf und

    ein Mädchen, wohl an die 16-17 Jahre, steckt den Kopf heraus, klappt eine dreiteilige, recht

    breite Treppe heraus und tritt ins Freie.

    Sie geht um den Wagen herum, als wenn sie etwas inspizieren wollte. Oben, so fällt uns auf,

    hat der LKW noch diese typisch kleinen Fenster mit „Gefängnissgittern“, damit die Pferde

    dort früher hinausschauen, aber nicht die Köpfe rausstecken konnten. Von außen sieht das

    ganze Gefährt recht betagt und weitgereist aus und ruft auch hier und da nach einem Lackstift.

  • Das Mädel geht also um das Fahrzeug herum, stellt sich etwas abseits auf und beginnt mit der

    Einweisung. Das Fahrzeug soll, so vermute ich, rückwärts hinter dem österreichischen PKW

    eingeparkt werden. Doch da, - die kleine Tür springt wieder auf und ein zweites Mädchen, in

    ähnlichem Alter, aber mit einem Kopf ohne Hals auf dem rundlichen Körper, klettert äußerst

    gemächlich heraus. Gleichzeitig geht die Beifahrertür auf und der kleine Junge kommt auch

    heraus, grüne Jacke, schwarze Hose. Drei Kinder, alle stehen nun herum und beratschlagen

    irgendetwas. Vielleicht wollen sie ja garnicht hierbleiben. Weiter passiert nichts. Vom Fahrer

    immer noch weit und breit nichts zu sehen.

    In dem Augenblick jedoch, wo Gerda und ich anfangen Wetten auf die nächste Episode

    einzugehen, geht die kleine Tür wieder auf und … wer kommt nun heraus? Es ist noch ein

    kleiner Junge, grüne Jacke, schwarze Hose. Nun sind es vier und der Pferdetransporter, als

    WoMo umgebaut steht immer noch quer auf dem hinteren Teil des Parkplatzes.

    Dann, und damit haben wir wirklich nicht gerechnet, entscheiden sich die Kinder plötzlich zu

    einer ganz neuen Aktion und rennen alle, die beiden Kleineren springend wie junge Lämmer,

    an den Strand. Vom Fahrer weiter nichts zu sehen. Ich sehe nur eine Hand, die einen „Tablet“

    oder ein Mobiltelefon in der Hand hält.

    Wir sind wahnsinnig gespannt, wie es weitergeht, ... und dann endlich kommt auch der Fahrer

    heraus … es ist zu unserer Überraschung eine Frau, wohl deren Mutter. Die Kinder kommen

    zurück und dann schafft die Frau es doch tatsächlich den Wagen ohne große Probleme dort

    einzuparken. Hut ab!

    Kurz darauf schnappen sich die beiden Mädel dann ein kleines Zelt und verschwinden in

    Sichtweise des Fahrzeuges am Strand, wo sie das kleine Zelt für die Nacht aufbauen und dort

    auch übernachten. Mittlerweile ist

    es nach Mitternacht, aber es wird ja

    nicht mehr dunkel.

    Die Familie versammelt sich dann

    am Strand, es wird ein Feuer

    gemacht und gegrillt. Für uns ist

    das ganze Spektakel damit zu Ende

    denn die Müdigkeit entführt uns in

    die Traumwelt mit Blick aufs Meer

  • 8. Juni 2013, Samstag

    Kilometerstand 106178 und nördlich des 69 Breitengrades

    Am nächsten Morgen, der Pferdetransporter ist schon fort, finden wir zu unserem Entsetzen

    all den Unrat und Müll des gestrigen Grillens noch an der Grillstelle liegen. Damit es

    hinterher nicht wieder heißt, diese bösen Ausländer, sammeln wir noch den Dreck weg,

    Mülltonnen stehen hier ja genug herum.

    Es ist eigentlich immer wieder ein Jammer, wenn sich einzelne Bürger dieses großartigen

    Landes ihrer schönen Natur und der sauberen Strände nicht bewusst sind. Wir haben es in

    Norwegen leider oft genug beobachtet und es soll hier auch gesagt werden. Es sind nicht die

    Ausländer und

    Wohnmobiltouristen aus ganz

    Europa.

    Gegen 11:00h, nach einem

    ausgiebigen Frühstück fahren

    wir los, nicht ohne uns noch

    von der netten Salzburgerin zu

    verabschieden und ihr eine

    gute Weiterreise zu wünschen.

    Als ich im Navi noch einmal

    Alta eingebe, bekomme ich als

    Fahrzeit 2:59h und 187km

    angezeigt. Nach 10km sind wir auch wieder auf der E6 und

    Gerda läßt unseren Diesel schnurren.

    Zwischen Storslett und Badderen passieren wir auf der E6 den

    Rastplatz „Gildetun“. Es geht hoch hinauf, bis wir inmitten einer

    Schneelandschaft einen der schönsten Aussichtspunkte auf

    diesem Sreckenabschnitt

    der E6 erreichen.

    Man kann hier oben am

    Restaurant wohl auch

    übernachten, wir aber

    genießen diesen Ausblick

    auf die Lynge Alpen noch

    einmal, bevor wir uns

    langsam aber sicher Alta

    nähern.

    Immer wieder sehen wir

    Hinweisschilder auf

    Rentiere und Elche, aber nicht ein einziges dieser schönen Exemplare sehen wir hier.

  • Doch halt, was sind das überall für helle Punkte dort unten im Tal und

    auf der anderen Seite? Immer wieder und immer mehr.

    Da müssen wir doch wirklich anhalten und

    unser Fernglas zu Rate ziehen. Es sind

    hunderte, wenn nicht tausend Rentiere, so

    weit man sehen kann, aber in sicherer

    Entfernung zur befahrenen E6.

    Ich komme nicht umhin und stecke das Teleobjektiv an die

    Kamera. Es wird etwas besser, aber so

    richtig sehen können wir die Tiere

    noch nicht. Es wird sicher noch

    mehr davon geben, sagen wir uns

    und fahren dann erst einmal

    weiter.

    Dann auf einmal, es ist noch vor

    Alta, sehen wir zu unserer großen

    Überaschung das Wohnmobil unserer Schweizer aus Bern, die

    wir vor mindestens drei bis vier Wochen unten in der Nähe von

    Stavanger am Preikestolen getroffen haben.

    Das ist wirklich eine der schönsten Begleiterscheinungen auf so einer

    Nordkappreise. Immer wieder, nach Wochen, trifft man einzelne

    „Mitreisende“ wieder. Wir fühlen uns dann wie eine große Familie.

    Der große Treck nach Norden. Kurz wird sich ausgetauscht und wer

    weiß schon ob und wo wir uns wieder begegnen.Später machen wir

    noch eine kurze Pause an einem Rastplatz, wo, mit schon sehr

    nomadischem

    Aussehen, die Samen

    ihre bunten Stände

    betreiben und vor

    allem Rentiergeweihe,

    Felle und viele andere

    typische Souverniers

    anbieten. Anschauen kostet ja

    nichts, sagen wir uns. Wir haben

    auch schon gelernt, dass Torr

    Kjott Rentierfleisch bedeutet.

    Es ist das wovon sich die

    Samen im Wesentlichen ernähren.

    Aber zugegeben, hier oben, jenseits des Polarkreises, wäre eine Diskussion über

    unsere „vegane“ Ernährungsweise mit größter Sicherheit völlig fehl am Platze.

  • Hier, kurz vor Alta wird die Besiedlung zusehends dünner, aber dafür lenken besonders die

    mächtigen Kiefern, die hier immer wieder am Straßenrand stehen, unsere ungeteilte

    Aufmerksamkeit auf sich. Manche Exemplare muss man dann einfach fotografieren, so wie

    diesen Baum, wobei ich versuche nicht darüber nachzudenken, in wievielen Fotoalben von

    Nordkappfahrern dieser Baum wohl zu Hause ist.

    An Alta sind wir, nach einem kurzen Tankstopp (52 ltr, 717 NOK), dann auch schnell vorbei,

    ohne in die Stadt hineinzufahren. Wir kommen doch

    auf dem Rückweg wieder hier vorbei und dann

    können wir uns noch umsehen.

    Jetzt ruft das Nordkapp und wir wollen noch gut

    100km weiter kommen, denn jetzt, so haben wir

    gelesen, kommt der „Schowdown“, es geht in eine

    der unwirtlichsten Gegenden Norwegens und selbst

    im Sommer kann es hier ganz schön ungemütlich

    werden.

    Die nächsten 100km sehen wir nur noch die Straße

    am Horizont verschwinden. Kein Baum, kein

    Strauch, kein Haus … oder?

    Wo sollen wir hier übernachten?

  • In der Tat, kein Haus, aber eine Kirche am Straßenrand, mitten im Fjell im Nirgendwo. Es ist

    die berühmte Samenkirche, hinter Alta an der E6. Da müssen wir anhalten und wir überlegen,

    ob wir hier unser Nachtlager aufschlagen. Doch irgendwie ist es uns unheimlich, so ganz

    allein hier zu stehen, wo man uns von allen Seiten hundert

    Kilometer weit entfern beobachten kann. Jack kommt die kleine

    Pause gut gelegen und er liest

    mal wieder in der lokalen

    „Abendzeitung“.

    Bis zum Nordkapp sind es noch

    gut 170km lesen wir auf einem

    Straßenschild, aber auch die werden hier immer seltener.

    Gut dass man sich hier nicht verfahren kann. Außer der E6

    gibt es keine weitere Straße die hoch zum Nordkapp führt.

    Der Verkehr ist hier oben recht spärlich. Eigentlich hatten

    wir hier mehr Fahrzeuge, vor allem Wohnmobile erwartet. Wo sind die bloß alle hin fragen

    wir uns. Doch zum Nachdenken darüber kommen wir nicht, denn endlich sehen wir sie hier

    direkt am Straßenrand, in einem kleinen Birkenwald

    stehen und liegen, die Rentiere!

  • Und dann finden wir auch unseren Übernachtungsplatz. Er liegt zwar direkt neben der E6,

    aber durch einige Birken, die hier überall zu finden sind, getrennt. Es gibt eine Toilette und

    einen Tisch mit Bänken, sowie einige Feuerstellen, die wohl Camper, die mit einem Zelt hier

    vorbeikommen, immer wieder zum Grillen

    und Essen kochen benutzen.

    Wir aber packen unsere Campingmöbel aus,

    die Markise wird rausgedreht und schon sind

    wir rundherum zufrieden mit dieser Wahl. Es

    dauert manchmal zwanzig Miniten und mehr,

    bis hier ein Auto vorbeikommt. In der hellen

    Nacht (es ist seit zwei Wochen nicht mehr

    dunkel) fahren aber sowieso kaum Fahrzeuge

    und so wird es immer ruhiger.

    Das einzige, was wir zu hören bekommen ist

    etwas Musik aus dem Transistorradio, wie

    man die Dinger früher nannte! Dazu

    schmeckt dann auch das „Feierabendbier“,

    wir haben immer noch Dosen mit Bitburger

    im Vorrat.

    Ich unternehme mit Jack in dem

    angrenzenden Birkenwald, die Birken sind

    hier typisch klein und verkrüppelt, eine

    ausgedehnte Wanderung entlang eines

    Feldweges und wir sind gespannt, wo der uns wohl

    hinführen wird.

    Die Sonne neigt sich langsam und taucht dabei die

    Landschaft in einen weichen, friedlichen Ton, fast

    sieht es so aus wie bei Herman Löns in der

    Lüneburger Heide. Es sind Postkartenmotive, die man

    jetzt überall sieht.

    Nach einer halben Stunde und

    weiteren Aufnahmen von den

    vielen kleinen Pflanzen und

    Blumen um uns herum, erreichen

    wir auf einmal am Ende dieses

    Weges doch tatsächlich einen

    Platz an dem zwei Ferienhäuser

    stehen. Nicht vorstellbar, hier

    ganz weit draußen.

  • Mittlerweile haben wir den 70.ten Breitengrad überschritten, unsere derzeitige Position lautet

    N 70°28’33,936“ und O 24°51’19,566“.

    Man beachte auf dem Bild

    links mit den Ferienhütten

    einmal genau den

    Parabolspiegel am Dach des

    vorderen Hauses. Es ist ein

    Offsetspiegel und der zeigt

    hier oben ganz tief in den

    Boden, so dass man meinen

    könnte, den hat jemand

    verbogen oder verstellt.

    Aber Nein, hier oben liegt

    der Elevationswinkel im

    einstelligen Bereich, ich

    schätze bei 6-9° höchstens,

    sodass die geostationären

    Satelliten ganz flach über

    dem Horizont zu sehen sind.

  • Um Mitternacht erleben wir hier oben wieder eine schöne „Mitternachtssonne“ und schlafen

    beruhigt, aber erwartungsvoll in den nächsten Tag hinein, denn dann wollen wir endlich am

    Nordkapp sein.

    9. Juni 2013, Sonntag

    Kilometerstand 106465, es gibt um 9:00h Frühstück in der Sonne und noch während wir essen

    taucht ein Wohnmobil mit britischem Kennzeichen auf. In der tat sind es Engländer, aus der

    Nähe von Cambridge, auch auf dem Weg zum Nordkapp. Mit dem Mann komme ich schnell

    ins Gespräch, denn er hat bei Astrium, einem Hersteller von Satelliten gearbeitet. Heute ist er

    so wie ich aber auch im Ruhestand.

    Gestern hatten wir auch noch Besuch von einem weiteren Schweizer Pärchen, die sich in

    Finnland ein Wohnmobil gemietet haben und nun von oben her die Reise runter duch

    Norwegen machen. Wir lernen daraus, dass nicht in jedem Wohnmobil mit finnischem,

    schwedischen oder norwegischen Kennzeichen auch ein Skandinavier hinter dem Steuer sitzt.

    Es ist durchaus häufig, so lernen wir, dass man hier herauffliegt und sich dann hier oben ein

    Wohnmobil leiht. Sie sagen es uns und fort sind sie. Na dann gute Fahrt.

    Ich gebe in einem einigermaßen ehrfürchtigen Akt unsere nördlichste Zielosition in das Navi

    ein, es ist die 71°10‘21“ Floge, die hier oben an nahezu jedem Wohnmobil, ja auch PKWs zu

    finden ist. Auch bei uns hinten auf der Box prangt in großen Lettern diese Kombination. Es ist

    fast geschafft.

  • Nach knapp einer Stunde erreichen wir den

    Abzweig auf der E6, von wo aus es nach links

    auf die E69 zum Nordkapp geht. Von hier aus

    sind es noch 128km bis zum Kapp, so sagt uns

    das Navi. Der Ort Honningsvag liegt davor, es ist

    der einzige Hafen, wo die großen

    Kreuzfahrtschiffe festmachen können und die

    Touristen dann von dort aus zu tausenden mit

    Bussen zum Nordkapp gekarrt werden. Wir

    wissen es nur noch nicht, aber wir sollen dieses

    Schauspiel noch erleben.

    Folgt man von hier aus nach rechts, der E6,

    kommt man nicht nur nach Kirkenes, am Rande der russischen Grenze, sondern dort entlang

    führt auch der Weg zum „richtigen Nordkapp“, nach Gamvik. Doch dort wollen wir erst

    später hin. Erst einmal zum Nordkapp, welches von allen Kreuzfahrttouristen weltweit

    besungen wird.

    Die E69 führt uns unvermittelt

    in eine neue und einzigartige

    Landschaft. Es geht immer am

    „Porsangerfjord“ entlang und

    die Felsen auf der rechten Seite

    sind durch die Stürme und das

    Nordmeerwasser zu ganz

    bizzaren Formationen

    ausgewaschen worden. Die

    Straße ist aber auch so eng, dass

    sich zwei breite Wohnmobile

    immer schwertun, wenn sie sich

    begegnen, oder, wenn auch

    noch Busse kommen!

    Die E 69 wäre alleine schon eine Reise wert, denn hier zeigt sich,

    kurz vor dem Nordkapp, die nördlichste europäische Landschaft in

    ihrer vollkommenen Schönheit. Für viele, die bis hierher viele

    tausend Kilometer unterwegs waren, vor allem die Rad- und

    Motoradfahrer, werden jetzt für ihre unsäglichen Strapazen

    entlohnt.

    Es wäre viel zu schade, hier einfach so durchzufahren und so

    halten auch wir immer öfter, je näher wir dem Kapp

    entgegenkommen an.

    Auf den unzähligen Parkplätze, die hinter nahezu jeder Kurve

    auftauchen, genießen diese unberührte Natur, die Luft und das

    Wasser. Alle Sinne sind an diesem Schauspiel beteiligt und nur

  • hier wird mir wieder klar, was schon Philosophen vor tausenden von Jahren feststellten.

    „Nichts ist im Verstand, was nicht schon vorher in den Sinnen war“

    Man kann hunderte von Fotos machen, man kann Bücher schreiben und

    Naturdokumentaionen sehen, aber diese Natur kann man mit dem Verstand nur erleben,

    verstehen und beschreiben, wenn man hier in Ehrfurcht und Demut einmal im Leben selber

    gestanden hat.

    Hier werden auch, wie wir sehen, die bekannten Steinmännchen gebaut, denn der

    Überlieferung nach, wird man wiederkommen, wenn man auch so ein Steinmännchen gebaut

    hat.

    Zum anderen schreibt jeder einen geheimen Wunsch auf ein Stück Papier und legt diesen

    Zettel unten in das Steinmänchen hinein. Hunderte von kleinen und großen, von dicken und

    dünnen, von hohen und niedrigen Steinmännchen sehen wir auf diesem letzten Abscghnitt vor

    dem Kapp und in dem tiefen Glauben an die Prophezeiung, bauen wir dann auf der Rückfahrt

    hier auch unser Steinmännchen.

    Weil die letzten 70-80km auf der E69 von einer so ergreifenden, natürlichen Schönheit sind,

    stelle ich hier, ohne Kommentar, noch einige Fotos hinein

  • … und dann ist es vollbracht, wir sind tatsächlich am Nordkapp angelangt. Wir schreiben den

    9. Juni 2013, 14:45h, als wir auf dem teuersten Parkplatz der Welt ankommen.