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Media Perspektiven 9/2019 | 406 Kurz und knapp Digitale Plattformen erweitern und bereichern das Angebot an Audioformaten und Audioinhalten. Die Tagesreichweite von Audio (netto) beträgt derzeit 81 Prozent. Stärkster Pfeiler in der Audiowelt ist nach wie vor das Radio. Bei jüngeren Hörern liegen Live-Radio und Musik-Streaming in Bezug auf die Nutzungsdauer etwa gleichauf. On-Demand-Angebote und Sprachassistenten verfügen über Entwicklungspotenzial. Onlinenutzung. Zum intermedialen Aspekt tritt die intramediale Betrachtung. Zur Beantwortung der genannten Fragestellungen, unter intermedialem wie intramedialem Betrach- tungsaspekt, können zwei aktuelle Untersuchun- gen herangezogen werden: die ARD/ZDF-Massen- kommunikation Trends 2019 sowie die ARD/ZDF- Onlinestudie 2019. Beide Studien stammen aus dem ersten Halbjahr 2019, generieren aufschluss- reiche Mediennutzungsdaten und wurden von der ARD/ZDF-Forschungskommission in Auftrag gege- ben. Die Studie ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019 war vom 28. Januar bis 12. April 2019 im Feld. Die Feldzeit der ARD/ZDF-Onlinestudie 2019 startete einen Monat später (4. März 2019) und endete ebenfalls am 12. April 2019. Nach einer gemischten Stichprobe im Dual-Frame-An- satz mit 60 Prozent Festnetz- und 40 Prozent Mo- bilfunkanteil und einer Fallzahl von jeweils 2 000 computergestützt-telefonisch Befragten (CATI) be- ziehen sich beide Studien auf die deutschsprachi- ge Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland. Die Kooperation der Studienarbeitsgruppen (PG Massenkommunikation Trends/MIP und PG Multi- media) garantierte eine koordinierte inhaltlich-funk- tionale Arbeitsteilung und Abstimmung im Studi- endesign, bei den Fragebögen sowie der späteren Datenfusion. Nach einem aufwändigen Verfahren, durchgeführt durch Ankordata, ließen sich anhand von Fusionsfragen Basisdaten zu den drei Medien- rezeptionsformen „Sehen“ (Video), „Hören“ (Audio) und „Lesen“ (Text) generieren. Durch nach dem Modell der Media-Analyse Audio erhobene Tages- abläufe stehen sowohl Tagesreichweiten als auch Daten zu Nutzungsfrequenzen und Nutzungsdau- ern von Medien zur Verfügung. Neu war das Feld- institut. (2) ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019: Audio- und Radionutzung im intermedialen Spannungsfeld Zur Klärung der Fragestellung soll zunächst die Medienform Audio und das Hören im intermedialen Umfeld betrachtet werden. Die Studie ARD/ZDF- Massenkommunikation Trends 2019 untermauert anhand der abgefragten täglichen Mediennutzung den hohen Stellenwert des Hörens (Audio) im Ver- hältnis zu anderen Wahrnehmungsdimensionen wie Standortbestimmung anhand der Studienreihen ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends und der ARD/ZDF-Onlinestudie Radio- und Audionutzung 2019 Von Lothar Mai*, Nils Meinzer** und Christian Schröter*** In Zeiten des digitalen Medienwandels und der dabei immer stärker konvergierenden Medienwel- ten lohnt es, sich für einzelne Medien – wie Radio, Fernsehen, Printmedien und das Internet – sich zu vergewissern, welchen Stellenwert sie im Portfolio ihrer Nutzer einnehmen. In der Audio- und Radio- welt ist dabei eine Diskussion über die zukünftige Rolle und mögliche Entwicklungsrichtungen alter wie neuer Audiomedien entbrannt. Zentraler Be- zugspunkt ist dabei immer noch das Radio, der Diskurs verläuft jedoch kontrovers: Manche mei- nen durch das Aufkommen neuer Technologien und neuer Angebote, wie zum Beispiel Musikstre- aming und Podcasts, eine generelle Renaissance der Audionutzung registrieren zu können, an der auch das Radio partizipiert. Andere betrachten das Radio inzwischen sogar als antiquiert, im Rück- gang und als sich in der Defensive befindend. Po- sitioniert es sich noch ausreichend in neuen Inter- net-Entwicklungen wie Social Media? Ist es durch Technologiepfade wie DAB+ fit für die Zukunft? Bietet es seinen Hörern ausreichend Anknüpfungs- punkte bzw. Touchpoints? (1) Kann es durch Allein- stellungsmerkmale in mobilen wie stationären Nut- zungssituationen seine alte Stärke als attraktiver Tagesbegleiter behaupten und so weiterhin als tra- gende Säule in der Audiowelt dienen? Der vorliegende Beitrag möchte für diese Dis- kussion Nutzungsdaten wie auch Perspektiven zur Verfügung stellen. Er folgt dabei einem zweistu- figen Ansatz: In einem ersten Schritt wird der Mediengebrauch mit Grunddaten zur Nutzungsfre- quenz, Dauer etc. dargestellt. Bei dieser intermedi- alen Betrachtung liegt der besondere Augenmerk auf dem Radio und den Audiomedien als Ganzem. Was charakterisiert die Audiowelten und was den Konsum von Wort- oder Musikangeboten? Wie wer- den physikalische Tonträger genutzt? Wie und über welche Geräte und Kanäle werden auditive Medien wie das Radio erschlossen? Wo ist die Entwicklung stabil, wo dynamisch? Gibt es grundlegende Ver- änderungen? Welche Trends zeichnen sich ab? Der zweite Schritt fokussiert auf den Audio- mediengebrauch im Kontext des Internets und der Zwei Studien als Basis: MK Trends und Onlinestudie Studiendesign Medienform Audio im intermedialen Umfeld Diskussion über Rolle und Entwicklung der Audiomedien * ARD-Werbung Sales & Services, Radioforschung, Frankfurt/ Main, ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends. ** Radio Bremen, Medienforschung, ARD/ZDF-Projektgruppe Multimedia. *** SWR Medienforschung-Programmstrategie, ARD/ZDF-Projekt- gruppe Multimedia.

Radio- und Audionutzung · und Radionutzung schlägt ein weiterer demografi-scher Alterseffekt durch: das Älterwerden der so-genannten Baby-Boomer, jener geburtenstarken Jahrgänge

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Media Perspektiven 9/2019 | 406

Kurz und knapp• Digitale Plattformen erweitern und bereichern das Angebot an

Audioformaten und Audioinhalten.

• Die Tagesreichweite von Audio (netto) beträgt derzeit 81 Prozent.

• Stärkster Pfeiler in der Audiowelt ist nach wie vor das Radio.

• Bei jüngeren Hörern liegen Live-Radio und Musik-Streaming in Bezug auf die Nutzungsdauer etwa gleichauf.

• On-Demand-Angebote und Sprachassistenten verfügen über Entwicklungspotenzial.

Onlinenutzung. Zum intermedialen Aspekt tritt die intramediale Betrachtung.

Zur Beantwortung der genannten Fragestellungen, unter intermedialem wie intramedialem Betrach-tungsaspekt, können zwei aktuelle Untersuchun-gen herangezogen werden: die ARD/ZDF-Massen-kommunikation Trends 2019 sowie die ARD/ZDF-Onlinestudie 2019. Beide Studien stammen aus dem ersten Halbjahr 2019, generieren aufschluss-reiche Mediennutzungsdaten und wurden von der ARD/ZDF-Forschungskommission in Auftrag gege-ben. Die Studie ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019 war vom 28. Januar bis 12. April 2019 im Feld. Die Feldzeit der ARD/ZDF-Onlinestudie 2019 startete einen Monat später (4. März 2019) und endete ebenfalls am 12. April 2019. Nach einer gemischten Stichprobe im Dual-Frame-An-satz mit 60 Prozent Festnetz- und 40 Prozent Mo-bilfunkanteil und einer Fallzahl von jeweils 2 000 computergestützt-telefonisch Befragten (CATI) be-ziehen sich beide Studien auf die deutschsprachi-ge Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland.

Die Kooperation der Studienarbeitsgruppen (PG Massenkommunikation Trends/MIP und PG Multi-media) garantierte eine koordinierte inhaltlich-funk-tionale Arbeitsteilung und Abstimmung im Studi-endesign, bei den Fragebögen sowie der späteren Datenfusion. Nach einem aufwändigen Verfahren, durchgeführt durch Ankordata, ließen sich anhand von Fusionsfragen Basisdaten zu den drei Medien-rezeptionsformen „Sehen“ (Video), „Hören“ (Audio) und „Lesen“ (Text) generieren. Durch nach dem Modell der Media-Analyse Audio erhobene Tages-abläufe stehen sowohl Tagesreichweiten als auch Daten zu Nutzungsfrequenzen und Nutzungsdau-ern von Medien zur Verfügung. Neu war das Feld-institut. (2)

ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019: Audio- und Radionutzung im intermedialen SpannungsfeldZur Klärung der Fragestellung soll zunächst die Medienform Audio und das Hören im intermedialen Umfeld betrachtet werden. Die Studie ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019 untermauert anhand der abgefragten täglichen Mediennutzung den hohen Stellenwert des Hörens (Audio) im Ver-hältnis zu anderen Wahrnehmungsdimensionen wie

Standortbestimmung anhand der Studienreihen ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends und der ARD/ZDF-Onlinestudie

Radio- und Audionutzung 2019Von Lothar Mai*, Nils Meinzer** und Christian Schröter***

In Zeiten des digitalen Medienwandels und der dabei immer stärker konvergierenden Medienwel-ten lohnt es, sich für einzelne Medien – wie Radio, Fernsehen, Printmedien und das Internet – sich zu vergewissern, welchen Stellenwert sie im Portfolio ihrer Nutzer einnehmen. In der Audio- und Radio-welt ist dabei eine Diskussion über die zukünftige Rolle und mögliche Entwicklungsrichtungen alter wie neuer Audiomedien entbrannt. Zentraler Be-zugspunkt ist dabei immer noch das Radio, der Diskurs verläuft jedoch kontrovers: Manche mei-nen durch das Aufkommen neuer Technologien und neuer Angebote, wie zum Beispiel Musikstre-aming und Podcasts, eine generelle Renaissance der Audionutzung registrieren zu können, an der auch das Radio partizipiert. Andere betrachten das Radio inzwischen sogar als antiquiert, im Rück-gang und als sich in der Defensive befindend. Po-sitioniert es sich noch ausreichend in neuen Inter-net-Entwicklungen wie Social Media? Ist es durch Technologiepfade wie DAB+ fit für die Zukunft? Bietet es seinen Hörern ausreichend Anknüpfungs-punkte bzw. Touchpoints? (1) Kann es durch Allein-stellungsmerkmale in mobilen wie stationären Nut-zungssituationen seine alte Stärke als attraktiver Tagesbegleiter behaupten und so weiterhin als tra-gende Säule in der Audiowelt dienen? Der vorliegende Beitrag möchte für diese Dis-kussion Nutzungsdaten wie auch Perspektiven zur Verfügung stellen. Er folgt dabei einem zweistu-figen Ansatz: In einem ersten Schritt wird der Mediengebrauch mit Grunddaten zur Nutzungsfre-quenz, Dauer etc. dargestellt. Bei dieser intermedi-alen Betrachtung liegt der besondere Augenmerk auf dem Radio und den Audiomedien als Ganzem. Was charakterisiert die Audiowelten und was den Konsum von Wort- oder Musikangeboten? Wie wer-den physikalische Tonträger genutzt? Wie und über welche Geräte und Kanäle werden auditive Medien wie das Radio erschlossen? Wo ist die Entwicklung stabil, wo dynamisch? Gibt es grundlegende Ver-änderungen? Welche Trends zeichnen sich ab? Der zweite Schritt fokussiert auf den Audio-mediengebrauch im Kontext des Internets und der

Zwei Studien als Basis: MK Trends und Onlinestudie

Studiendesign

Medienform Audio im intermedialen Umfeld

Diskussion über Rolle und Entwicklung der

Audiomedien

* ARD-Werbung Sales & Services, Radioforschung, Frankfurt/Main, ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends.

** Radio Bremen, Medienforschung, ARD/ZDF-Projektgruppe Multimedia.

*** SWR Medienforschung-Programmstrategie, ARD/ZDF-Projekt-gruppe Multimedia.

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Media Perspektiven 9/2019| 407

Audiofeld an, dann erst – und im großen Abstand – folgt non-linear genutzte Musik mit 22 Prozent (gestriger Nutzung). Hörbücher als Special-Interest-Angebote haben dagegen genrespezifisch eine ein-stellige Tagesreichweite von 3 Prozent. Da nach der Systematik dieser Mediennutzungsstudie vor allem Wahrnehmungsdimensionen wie Sehen (Video), Hören (Audio) und Lesen (Text) im Vordergrund stehen, wird „Radio hören“ hier zunächst ohne ge-nauere Differenzierung des Ausspielwegs betrach-tet. Live zum Ausstrahlungszeitpunkt hat Radio 2019 eine Tagesreichweite von 70 Prozent, zeit-versetzt wird Radio zu 3 Prozent täglich genutzt.

Die Musik kann noch weiter differenziert werden, wobei das Hören „eigener Musik“ auf Tonträgern (CD, MP3) immer mehr durch das Hören über Mu-sik-Streamingdienste im Internet ersetzt wird. Vor allem bei jungen Hörern werden Musik-Streaming-anbieter immer populärer: Das Hören von Musik über Streamingdienste wie Spotify liegt bei den 14- bis 29-Jährigen schon bei 30 Prozent Tagesreich-weite, Plattformen wie YouTube mit ihrem Musikan-gebot erreichen bei den Jüngeren knapp die Hälfte der Musik-Streamer, 12 Prozent. Aber tägliches Radiohören und das Hören non-linearer Musik auf anderen Kanälen liegt bei den jüngeren Hörern auf gleichem Niveau (Radio: 52 %, Musik: 53 %). Musik über Tonträger erreicht nur noch 20 Prozent dieser Altersgruppe und ist inzwischen längst von Strea-mingangeboten (Nettowert gesamt: 38 %) über holt worden.

Bei der durchschnittlich über dreistündigen Audio-hördauer (186 Min. pro Tag) entfällt auf Radio live mit 149 Minuten der Löwenanteil von 80 Prozent

Sehen (Video) und Lesen (Text). (3) Die in dieser Studie ebenfalls erhobenen Tagesabläufe (gestern) ermöglichen die Berechnung weiterer Kennwerte, neben der Tagesreichweite auch die Nutzungsdau-er.

Der besondere Stellenwert von Audio im Medie-nensemble wird schon durch seine Tagesreichwei-te von 81 Prozent deutlich (vgl. Abbildung 1). Für vier Fünftel der Bevölkerung ist die Audionutzung damit fest im Alltag verankert. Generell erreichen mediale Inhalte hohe Tagesreichweiten: Video bzw. das Sehen von Bewegtbildern liegt bei 86 Prozent „gestern gesehen“, und etwa die Hälfte der be-fragten Personen (49 %) liest täglich redaktionelle Texte.

Der Stellenwert und die Wertschätzung von Medi-en durch ihre Nutzer zeigt sich auch in der Dauer, die einem Medium gewidmet wird. Diese Zeitspan-ne kann als Indikator für die Bindung von Personen an ein Medium interpretiert werden. Das Hören von Audioinhalten hat seine Schwerpunkte in der mittleren Generation (30-49 J.) sowie bei den „jungen Alten“ (50-69 J.) mit 192 bzw. 194 Minu-ten. Die ab 70-Jährigen und die 14- bis 29-Jähri-gen hören weniger lang Audioinhalte (173 Min. bzw. 175 Min.). Mit fast drei Stunden (175 Min.) hört die jüngere Generation knapp eine halbe Stunde länger Audio als sie sich Video/Bewegtbild (151 Min.) widmet. Blickt man auf den Tagesver-lauf, dann begleitet Audio – mit einem Schwer-punkt am Morgen – kontinuierlich durch den Tag.

Abbildung 2 verdeutlicht, welche einzelnen Aus-prägungen von Audio nach der Studie ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends unterschieden wer-den können: Radionutzung, live und zeitversetzt, führt mit netto 71 Prozent Tagesreichweite das

Tonträger zunehmend durch Streaming-dienste ersetzt

Durchschnittlich 186 Minuten Audio-nutzung am Tag

Tagesreichweite Audio (netto):

81 Prozent

Dauer der Audio-nutzung in den Altersgruppen

Radio mit 71 Prozent Tagesreichweite

Radio- und Audionutzung 2019

Gesamt 14-29 Jahre

98

86

81

49

98

84

81

48

Netto: Mediennutzung

Netto: Bewegtbild gesamt

Netto: Audio gesamt

Netto: Text gesamt

2019

2018

96

82

82

44

97

84

80

40

Abb. 1 Tagesreichweite der Medien: Video, Audio und Text 2018 und 2019 - Gesamt und 14 bis 29 Jahrein %

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2019: n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2018 und 2019.

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Media Perspektiven 9/2019 | 408

Musik wird im Durchschnitt eine gute halbe Stun-de (34 Min.) täglich gehört. Die Hördauer von Ton-trägern überhaupt geht dabei jedoch in allen Al-

(vgl. Abbildung 3). Zeitversetzt wird Radio nur zu einem Bruchteil der Livenutzung gehört (3 Min.).

Lothar Mai/Nils Meinzer/Christian Schröter

81

71

70

3

22

13

4

10

11

3

81

73

71

3

22

12

12

3

Netto: Audio gesamt

Netto: Radio gehört

live, zum Ausstrahlungszeitpunkt

Podcasts/Radiosendungen zeitversetzt

Netto: Musik gesamt

Musik bei Spotify/Youtube (2019: netto)

Musik bei YouTube

Musikstreaming/Spotify

Musik über CDs, Schallplatte,MP3 oder Download hören

Hörbücher oder Hörspiele über CDs,Schallplatte, MP3 oder Download

hören

2019

2018

Abb. 2 Dimensionen der Audionutzung 2018 und 2019 – Gesamt und 14 bis 29 Jahrein %

Gesamt 14-29 Jahre

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2019: n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2018 und 2019.

82

52

50

6

53

38

12

30

20

4

80

56

55

2

51

39

20

6

149

3

23

12 2

Radio live

Radio zeitversetzt

Streaming

Tonträger

Hörbücher

78

6

73

233

Abb. 3 Dimensionen der Audionutzung – Gesamt und 14 bis 29 JahreMinuten pro Tag

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2019: n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2018 und 2019.

Gesamt 14-29 Jahre

186 Minuten 175 Minuten

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Media Perspektiven 9/2019| 409

Schon früh, beim morgendlichen Aufstehen, und mit einer kleinen Spitze am Nachmittag, leistet Radio den Menschen Gesellschaft und bestimmt so den Soundtrack des Tagesverlaufs. Musik oder Hörbücher und Hörspiele werden – auf geringerem Niveau – am stärksten am Abend genutzt. Zwar ist die morgendliche Nutzung zwischen 8.00 bis 10.00 Uhr bei den älteren Hörern am stärksten ausgeprägt, die Hörer ab 70 Jahre reduzieren al-lerdings dann ihre Radionutzung – nach einer klei-nen Spitze am Mittag – erheblich (vgl. Abbildung 5). Die 50- bis 69-Jährigen stellen die Altersgrup-pe mit der längsten Hördauer dar. Sie starten etwas weniger ausgeprägt am Morgen, sind dafür aber die stärksten Hörer am Nachmittag. Erst gegen 17.00 Uhr geht ihre Nutzung zurück. Die 30- bis 49-Jährigen bilden mit einer kontinuierlichen Nut-zung über den Tag und zwei Spitzen in der „Prime-time“ am Morgen und der „Drivetime“ am Nach-mittag die Basis der Radionutzung. Die jungen Hörer haben auf etwas geringerem Niveau ebenfalls eine gleichmäßige Nutzung über den Tag. Nur während der Ausbildungszeit, wenn diese Altersgruppe zum Beispiel zur Schule geht, wird kein Radio gehört. Für alle Altersgruppen gilt: Nach 17.00 Uhr wird weniger Radio gehört.

Leistungs dimensionen von RadioprogrammenZusätzlich zur Erhebung des Tagesablaufs in der Medienkonkurrenz wurden in der Studie Massen-kommunikation Trends auch die Leistungsprofile der Fernseh- und Radioprogramme im dualen Rund funksystem beim Publikum abgefragt. Die erho benen Statements beziehen sich auf die poli-tische Meinungsbildung, einige informationsorien-

tersgruppen zurück. In der Gesamtbevölkerung ver-lieren sie gegenüber dem Vorjahr schon ein Drittel ihrer Hördauer: Nur noch 12 Minuten (2018: 18 Min.) des Musikkonsums fällt auf CDs oder den MP3-Player.

Die stärkste Radionutzung – mit über drei Stunden am Tag – hat die Altersgruppe der 50- bis 69-Jäh-rigen: Diese Zielgruppe erreicht mit 79 Prozent auch die höchste Tagesreichweite. Bei der Audio- und Radionutzung schlägt ein weiterer demografi-scher Alterseffekt durch: das Älterwerden der so-genannten Baby-Boomer, jener geburtenstarken Jahrgänge der Jahre 1954 bis 1969, die jahrzehn-telang die Radionutzung dominierten und deren letzter Jahrgang (1969) nun 50 geworden ist. Die nachwachsende Generation der 30- bis 49-Jähri-gen hat mit 75 Prozent eine etwas geringere Ta-gesreichweite und hört auch eine knappe halbe Stunde weniger Radio am Tag (157 Min.). Auch in der Nutzungsdauer für Tonträger zeigt sich ein Wandel: Bei den unter 30-Jährigen liegt die Nutzungsdauer von CDs oder MP3s nur noch bei 23 Minuten, die Nutzungszeit von Musik-Strea-mingdiensten dagegen deutlich über einer Stun -de (73 Min.). Es überrascht allerdings, dass in die-ser Altersgruppe die Nutzungsdauer für Audio ins-gesamt im Vergleich zum Vorjahr um über eine halbe Stunde gesunken sein soll. Dazu soll vor allem der starke Rückgang von Radio live zum Ausstrah-lungszeitpunkt mit einem Minus von 36 Minuten beigetragen haben. Diese Befunde stehen jedoch in deutlichem Widerspruch zu anderen Studien, wie etwa der Leitwährung ma Audio mit einer na-tionalen Fallzahl von über 50 000 Befragten. Ver-mutlich ist diese Abweichung zwischen den Studi-en auf unterschiedliche methodische Ursachen zu-rückzuführen.

Bei der Gesamtbevölkerung liegen das Fernsehge-rät (76 %) und das Radiogerät (59 %) als Quelle zur Mediennutzung 2019 immer noch vorne. Dennoch holt das Smartphone als Universalmedium in der Gerätenutzung auf. Über die Hälfte der Befragten (55 %) setzten es tagtäglich zum Medienkonsum ein. Bei den unter 30-jährigen sind es inzwischen sogar 91 Prozent. Betrachtet man allerdings die Dauer, etwa für die Livenutzung von Radioprogram-men, spielt das Smartphone nur eine untergeord-nete Rolle (vgl. Abbildung 4). Radio hat eine Ge-samtnutzungsdauer von 149 Minuten. Mit einem Anteil von über 80 Prozent (123 Min.) an der Ge-samtnutzungsdauer liegt der klassische terrestri-sche Verbreitungsweg via UKW-Radio bei der Nut-zung vorne. Die digitale Verbreitung via DAB+ Radio hat einen Anteil von 11 Prozent (17 Min.) und das WLAN-Radio wird knapp halb so lang (durch-schnittlich 8 Min.) gehört. Über das Smartphone wird nur 3 Minuten am Tag und damit zeitlich rela-tiv wenig Radio gehört.

Über den Tag hinweg entfällt der größte Anteil der Audionutzung auf das Hören von Radioangeboten.

Babyboomer sind eifrigste Audiohörer

Radio wird immer noch hauptsächlich

über Radiogeräte gehört

Radio und Musik im Tagesverlauf

Radio- und Audionutzung 2019

123

17

8 3

UKW-Radiogerät

DAB+ Radio

WLAN-Radio

Smartphone

Abb. 4 Nutzungswege von Live-Radio 2019Minuten pro Tag

Gesamt:149 Minuten

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2019: n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019.

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Media Perspektiven 9/2019 | 410

Werbung unterbrochen werden, bieten sie Spaß und gute Laune und sind gut zum Entspannen. Beim direkten Vergleich der Systeme sehen die jungen Hörer unter 30 Jahren die Entspannung und die gute Unterhaltung eher bei den privaten, wäh-rend die Gesamtbevölkerung diese Eigenschaft eher den öffentlich-rechtlichen Programmen zuspricht. Wenn es um zuverlässige und glaubwürdige Infor-mation geht, um Themen aus der Region und um das Hinweisen auf Ungerechtigkeiten und Versäum-nisse, sehen alle Altersgruppen dies im öffentlich-rechtlichen System eher erfüllt.

Als Zwischenfazit lässt sich aus den Ergebnissen der ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019 festhalten: Trotz zunehmender Fragmentierung der Medienlandschaft bildet Radio eine tragende Säule im Medienportfolio der Bevölkerung in Deutschland und gehört damit neben dem Fernsehen zu den Leit-medien. Inhaltlich steht Radio für gute Unterhaltung, Information, Regionalität und Zuverlässigkeit. Aber auch Spaß und gute Laune sind Eigenschaften, die Radioprogramme zum Tagesbegleiter vieler Men-schen machen. Der klassische UKW-Empfang bleibt vorerst der vorherrschende Verbreitungsweg für Radioprogramme. Gleichzeitig ist Radio mit neuen Verbreitungswegen und neuen Angeboten online oder offline gerüstet für die Zukunft. Nach dieser ersten Positionsbestimmung von Audio und Radio im Kontext der Mediennutzung wird im Folgenden der Fokus auf die Onlinewelt gerichtet. Wie ist die Nutzung des Audiokosmos im virtuellen Raum des Internets?

tierte Items (z. B. regionale Informationskompe-tenz, Kompetenz in Technik und Forschung, Zuver-lässigkeit der Informationen), verschiedene Aspek-te der Unterhaltung (gute Unterhaltung, Spaß und gute Laune, Entspannung) sowie die gesellschaft-liche Relevanz der Programme. Im Folgenden wird die Leistungsbewertung von Radioprogrammen herausgegriffen.

Die Abbildungen 6 und 7 zeigen die Bewertung von Radio generell und differenziert nach öffentlich-rechtlich und privat-rechtlich sowie nach Bevölke-rung gesamt und Altersgruppe der 14- bis 29-Jäh-rigen. Radio bietet demnach für 87 Prozent der Bevölkerung gute Unterhaltung. Auch Themen aus der Region, Spaß und gute Laune, Entspannung, zuverlässige und glaubwürdige Informationen und Hinweise auf Ungerechtigkeiten und Versäumnisse sind weitere Eigenschaften, die dem Medium Radio von über 80 Prozent der Befragten zugewiesen werden.

Die öffentlich-rechtlichen Programme bieten vor allem journalistische Qualität, Wissenswertes aus Forschung, Technik, Geschichte, Natur und sind ge-nerell wichtig für die politische Meinungsbildung. Auch wenn die privaten Programme nach Ansicht von knapp der Hälfte der Befragten durch zu viel

Trotz Fragmentierung bleibt Radio tragende Säule

Für 9 von 10 Befrag-ten bietet Radio gute

Unterhaltung

Ö.-r. Angebote stehen für journalistische

Qualität

Lothar Mai/Nils Meinzer/Christian Schröter

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2019: n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019.

0

10

20

30

40

50

70+ J.

50-69 J.

Gesamt

30-49 J.

14-29 J.

Abb. 5 Audionutzung im Tagesverlauf: Nettowert Radio 2019 - nach Altersgruppen in %

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Media Perspektiven 9/2019| 411

Onlinenutzung – geht auch ein Wechsel der Daten-quelle einher: Grundlage ist im Weiteren die aktu-elle Welle 2019 der ARD/ZDF-Onlinestudie.

Bei der medialen Internetnutzung zeigt sich 2019 ebenso wie beim Sehen von Videos auch beim Hören von Audios erneut ein Zuwachs. Während Video im Vergleich zum Vorjahr um rund 2 Prozent-punkte zulegt und damit bei 77 Prozent zumindest seltene Nutzung liegt, steigt die Audionutzung on-line um rund 3 Prozentpunkte auf 69 Prozent (vgl. Abbildung 8).

Aufschlussreich ist auch hier die Betrachtung nach Altersklassen, etwa der unter 30-Jährigen, insbe-sondere wenn man hierbei das härtere Kriterium des täglichen Internetgebrauchs zu Grunde legt. Der generelle auditive Internetgebrauch von nahe-zu 100 Prozent überrascht zunächst bei der jünge-ren Generation nicht (vgl. Tabelle 1). Wie sieht je-

ARD/ZDF-Onlinestudie 2019 – Ergebnisse zur Audionutzung im digitalen RaumMit der zunehmenden Digitalisierung in Deutsch-land wird das Internet zur Universalplattform für Kommunikation, Information und Unterhaltung – ideal für selbstbestimmte Inhaltsauswahl sowie orts- und zeitsouveräne Nutzung. Nach der ARD/ZDF-Onlinestudie 2019 nutzen rund 90 Prozent der deutschsprachigen Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren das Internet. Hochgerechnet sind das 63 Millionen. (4) Gut drei Viertel der Deutschen (77 %) sind täglich online. Einer der zentralen Kennwerte, der mediale Internetgebrauch, also die Nutzung von Audios, Videos, Texten oder Bildern im Internet, liegt bei 84 Prozent netto. Das entspricht in etwa dem Nutzungsniveau anderer Internet-Basisfunk-tionen wie der gezielten Informationssuche über Suchmaschinen (84 %) oder der Individualkom-munikation in Form von Lesen und Schreiben von E-Mails (82 %). Im Folgenden wird die Rolle von Audio im Kontext des Internets näher beschrieben. Mit der Änderung der Perspektive – vom interme-dialen Vergleich auf die spezielle Betrachtung der

Steigende Audio-nutzung im Internet

Zwei Drittel der jungen Altersgruppe nutzt täglich Online-Audio

Zunehmender Digitalisierungsgrad

und wachsender medialer Gebrauch

des Internets

Radio- und Audionutzung 2019

Abb. 6 Eigenschaften von Radioprogrammen 2019in %, sortiert nach „trifft eher auf öffentlich-rechtliche zu“

Frage: Ich nenne Ihnen jetzt einige Aussagen. Sagen Sie mir bitte jeweils, ob eine Aussage Ihrer Meinung nach eher auf die öffentlich-rechtlichen oder eher auf die privaten Radioprogramme zutrifft.

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2019: n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019.

56

55

52

51

50

46

43

43

43

41

31

31

29

29

26

10

8

9

8

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9

10

23

13

13

15

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27

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15

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17

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23

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27

28

15

21

23

23

20

18

22

14

19

25

23

13

23

35

17

15

29

eher auf öffentlich-rechtlich eher auf privat auf beide gleich auf beide nicht

bieten eine hohe journalistische Qualität

bieten Wissenswertes aus Forschung, Technik, Geschichte, Natur

sind wichtig für die politische Meinungsbildung

bieten zu vielen Themen umfassende Hintergrundinformationen

bieten zuverlässige und glaubwürdige Informationen

vermitteln die Werte unserer Gesellschaft

bieten Themen aus Ihrer Region

weisen auf Ungerechtigkeiten und Versäumnisse hin

lassen alle zu Wort kommen, die sich um gesellschaftliche Fragen kümmern

sind eine verlässliche Hilfe im Alltag

bieten gute Unterhaltung

sprechen die ganze Familie an

sind unabhängig von Staat, Politik und Wirtschaft

sind gut zum Entspannen

bieten Spaß und gute Laune

die Sendungen werden durch zu viel Werbung unterbrochen

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Media Perspektiven 9/2019 | 412 Lothar Mai/Nils Meinzer/Christian Schröter

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2014 2015 2016 2017 2018 2019

Bewegtbild online (netto) inkl. live Fernsehen

Audio online (netto) inkl. live Radio

Abb. 8 Nutzung von Audio und Video im Internet 2014 bis 2019zumindest selten, in %

Audio (netto): Ab 2016: ohne Musik über YouTube und Musik-Erkennungsdienste, aber inkl. Radio-Mediatheken.Ab 2018: inkl. Musik über YouTube und Radio-Mediatheken.Ab 2019: inkl. Online-Items aus Fusionsfrage 3.

Video (netto): Ab 2016: inkl. Facebook-Videos und -Sendungen, Streamingdiensten und Mediatheken.Ab 2019: Inkl. Online-Items Fusionsfrage 2 und einiger weiterer Streaming-Plattformen.

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2019: n= 2 000).

Quellen: ARD/ZDF-Onlinestudien 2014-2019.

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bieten Wissenswertes aus Forschung, Technik, Geschichte, Natur

bieten eine hohe journalistische Qualität

sind wichtig für die politische Meinungsbildung

bieten zuverlässige und glaubwürdige Informationen

lassen alle zu Wort kommen, die sich um gesellschaftliche Fragen kümmern

bieten zu vielen Themen umfassende Hintergrundinformationen

vermitteln die Werte unserer Gesellschaft

weisen auf Ungerechtigkeiten und Versäumnisse hin

sind eine verlässliche Hilfe im Alltag

bieten Themen aus Ihrer Region

sprechen die ganze Familie an

sind unabhängig von Staat, Politik und Wirtschaft

sind gut zum Entspannen

bieten gute Unterhaltung

bieten Spaß und gute Laune

Sendungen werden durch zu viel Werbung unterbrochen

Frage: Ich nenne Ihnen jetzt einige Aussagen. Sagen Sie mir bitte jeweils, ob eine Aussage Ihrer Meinung nach eher auf die öffentlich-rechtlichen oder eher auf die privaten Radioprogramme zutrifft.Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2019: n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019.

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trifft eher auf öffentlich-rechtlicheRadioprogramme zu

trifft eher privateRadioprogramme zu

Gesamt 14-29 Jahre

Abb. 7 Eigenschaften von öffentlich-rechtlichen und privaten Radioprogrammen 2019 – Gesamt und 14 bis 29 Jahrein %

bieten eine hohe journalistische Qualität

bieten Wissenswertes aus Forschung, Technik, Geschichte, Natur

sind wichtig für die politische Meinungsbildung

bieten zu vielen Themen umfassende Hintergrundinformationen

bieten zuverlässige und glaubwürdige Informationen

vermitteln die Werte unserer Gesellschaft

bieten Themen aus Ihrer Region

weisen auf Ungerechtigkeiten und Versäumnisse hin

lassen alle zu Wort kommen, die sich um gesellschaftliche Fragen kümmern

sind eine verlässliche Hilfe im Alltag

bieten gute Unterhaltung

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sind unabhängig von Staat, Politik und Wirtschaft

sind gut zum Entspannen

bieten Spaß und gute Laune

Sendungen werden durch zu viel Werbung unterbrochen

Page 8: Radio- und Audionutzung · und Radionutzung schlägt ein weiterer demografi-scher Alterseffekt durch: das Älterwerden der so-genannten Baby-Boomer, jener geburtenstarken Jahrgänge

Media Perspektiven 9/2019| 413

den ist der gestiegene Gebrauch von Mobilgeräten wie Tablets oder Smartphones: Bei allen Befragten liegt das Smartphone mit einer Nutzung gestern von 55 Prozent auf Rang 3 hinter Fernsehen/Smart-TV und UKW-Radio (vgl. Abbildung 9). Bei den unter 30-Jährigen dreht sich die Reihenfolge um: Der gestrige Smartphonegebrauch liegt mit 91 Prozent einsam an der Spitze.

doch der tägliche Online-Audiogebrauch aus? Zwei Drittel (66 %) der 14- bis 29-Jährigen sind täglich in den Online-Audiowelten unterwegs, das sind anteilig betrachtet doppelt so viel wie in der Bevöl-kerung gesamt (32 %).

Der Anstieg der Audionutzung wird durch zwei Ent-wicklungen gestützt: zum einen durch den weite-ren Anstieg der Mobilnutzung des Internets: Fast drei Viertel (74 %) der Bevölkerung geben an, zu-mindest gelegentlich das Internet unterwegs zu nutzen. Nicht nur bei den 14- bis 29-Jährigen, son-dern inzwischen auch bei den 30- bis 49-Jährigen liegt die gelegentliche Internetnutzung außer Haus nun schon jeweils bei 92 Prozent. Damit verbun-

Mobilnutzung und Smartphone wichtige

Faktoren

Radio- und Audionutzung 2019

Abb. 9 Gerätenutzung (gestern) 2018 und 2019 – Gesamt und 14 bis 29 Jahre in %

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2019: n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2018 und 2019.

Gesamt 14-29 Jahre

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Abb. 9 Ausgewählte Gerätenutzung (gestern) 2018 und 2019 – Gesamt und 14 bis 29 Jahre in %

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2019: n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2018 und 2019.

Gesamt 14-29 Jahre

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Laptop

Smartphone

Tablet

stationärer PC

Fernseher/Smart TV

UKW-Radio

WLan-Radio

DAB-Radio

anderes Gerät2019

2018

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Tab. 1 Nutzung von Audio-Anwendungen (netto) 2018 und 2019in %

2018 2019

Audio online netto selten täglich selten täglich

Gesamt ab 14 J. 66 22 69 32

14-29 J. 98 67 98 66

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2018: n=2 009; 2019: n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudien 2018 und 2019.

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bieten Wissenswertes aus Forschung, Technik, Geschichte, Natur

bieten eine hohe journalistische Qualität

sind wichtig für die politische Meinungsbildung

bieten zuverlässige und glaubwürdige Informationen

lassen alle zu Wort kommen, die sich um gesellschaftliche Fragen kümmern

bieten zu vielen Themen umfassende Hintergrundinformationen

vermitteln die Werte unserer Gesellschaft

weisen auf Ungerechtigkeiten und Versäumnisse hin

sind eine verlässliche Hilfe im Alltag

bieten Themen aus Ihrer Region

sprechen die ganze Familie an

sind unabhängig von Staat, Politik und Wirtschaft

sind gut zum Entspannen

bieten gute Unterhaltung

bieten Spaß und gute Laune

Sendungen werden durch zu viel Werbung unterbrochen

Frage: Ich nenne Ihnen jetzt einige Aussagen. Sagen Sie mir bitte jeweils, ob eine Aussage Ihrer Meinung nach eher auf die öffentlich-rechtlichen oder eher auf die privaten Radioprogramme zutrifft.Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2019: n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019.

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trifft eher auf öffentlich-rechtlicheRadioprogramme zu

trifft eher privateRadioprogramme zu

Gesamt 14-29 Jahre

Abb. 7 Eigenschaften von öffentlich-rechtlichen und privaten Radioprogrammen 2019 – Gesamt und 14 bis 29 Jahrein %

bieten eine hohe journalistische Qualität

bieten Wissenswertes aus Forschung, Technik, Geschichte, Natur

sind wichtig für die politische Meinungsbildung

bieten zu vielen Themen umfassende Hintergrundinformationen

bieten zuverlässige und glaubwürdige Informationen

vermitteln die Werte unserer Gesellschaft

bieten Themen aus Ihrer Region

weisen auf Ungerechtigkeiten und Versäumnisse hin

lassen alle zu Wort kommen, die sich um gesellschaftliche Fragen kümmern

sind eine verlässliche Hilfe im Alltag

bieten gute Unterhaltung

sprechen die ganze Familie an

sind unabhängig von Staat, Politik und Wirtschaft

sind gut zum Entspannen

bieten Spaß und gute Laune

Sendungen werden durch zu viel Werbung unterbrochen

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Media Perspektiven 9/2019 | 414

Die Gerätenutzung wird im Folgenden noch einmal betrachtet, herausgegriffen wird eine Teilgruppe: Gut jeder fünfte Onliner (21 %) nutzt zumindest mehrmals im Monat Live-Radio im Internet. In die-ser Teilgruppe dominiert das Smartphone als meist-genutztes Gerät für das Radiohören im Internet mit 29 Prozent bei allen Personen ab 14 Jahren und 47 Prozent bei den 14- bis 29-Jährigen (vgl. Abbildung 10). Die Nutzung des stationären PC kommt bei der Gesamtbevölkerung auf die Hälfte davon (15 %), während ein Viertel (23 %) der 14- bis 29-Jährigen den Live-Stream von Internet radioprogrammen am PC hört.

Nutzung von Audio-Anwendungen Doch die ARD/ZDF-Onlinestudie 2019 widmet sich nicht nur Fragen medialer Internetnutzung, den Empfangswegen und darin eingesetzter Geräte son-dern befasst sich auch mit den inhaltlichen Fel-dern der Audiowelten. Wie in den vergangenen Jahren können grob drei Felder identifiziert wer-den, mit denen sich die Audioentwicklung charak-terisieren lässt: Musikstreaming, Radio-live-Pro-

gramme sowie die On-Demand-Audioangebote. Die Musik-Streamingdienste liegen hinsichtlich einer mindestens seltenen Nutzung vorne (2019: 39, +1 %-Punkt), es folgen die Radio-live-Programme im Internet (vgl. Abbildung 11). Sie haben 8 Pro-zentpunkte aufgeholt und schließen mit 37 Prozent unmittelbar an. Die für den Audio-on-Demand-Ge-brauch angebotenen, zeitversetzten Audios/Pod-casts konnten im Vergleich zum Vorjahr 2 Prozent-punkte gutmachen und kommen auf 28 Prozent, und Hörbücher bzw. Hörspiele im Internet (16 %) verzeichnen ebenfalls einen Anstieg um 2 Prozent-punkte. Bei der mindestens wöchentlichen Nutzung er-gibt sich im Audiocluster die gleiche Reihenfolge, mit nur moderaten Zuwächsen. Gut die Hälfte der Befragten nutzt Audioanwendungen inzwischen mindestens wöchentlich. Der Nettowert für die mindestens wöchentlich genutzten Audioangebote im Internet ist um 5 Prozentpunkte von 49 auf 54 Prozent gestiegen (vgl. Abbildung 12). Bei den unter 30-Jährigen stieg der wöchentliche Audionetto-wert von 90 auf 95 Prozent.

Musik-Streamingdienste haben von allen über das Internet angebotenen Audioanwendungen die höchste Nutzungsintensität, ihr Nettowert liegt 2019

Wichtigste Felder der Audionutzung

im Internet

Musikstreaming mit höchster Nutzungsintensität

Lothar Mai/Nils Meinzer/Christian Schröter

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Abb. 10 Live-Nutzung von Radioprogrammen im Internet nach eingesetzten Geräten 2018 und 2019 Teilgruppe: zumindest mehrmals im Monat, am häufigsten genutztes Gerät, in %

Teilgruppe: Nutzung Angebot mind. mehrmals im Monat, am häufigsten genutztes Gerät(2018: n=332, 17 % von Gesamt; 2019: n=420, 21 % von Gesamt).

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2019: n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie 2018 und 2019.

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Smartphone

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stationärer PC

Tablet

Fernsehgerät

Smartspeaker

sonstiges Gerät

2019

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Gesamt 14-29 Jahre

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Media Perspektiven 9/2019| 415

die Hälfte der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren (48 %) Musik über YouTube, ein Prozent-satz der deutlich über dem Wert der anderen Mu-sik-Streamingdienste liegt. Spotify und YouTube versuchen, sich immer mehr auch als Werbeplatt-form zu profilieren und kooperieren dabei inzwi-schen auch mit Leitwährungssystemen wie der AGF-Videoforschung bzw. der ma Audio. (6) Spotify free hat aber in allen Bundesländern noch eine ge-ringere Reichweite als die regionalen klassischen Radioangebote. Über 90 Prozent der Spotify-free-Nutzer können auch über das klassische Radio er-reicht werden.

Mehr als ein Viertel (28 %) der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren hat bereits Podcasts oder zeitversetzte Radiosendungen im Internet ge-hört. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind es sogar fast 50 Prozent, die angeben, Podcasts zu hören. Bei der Hälfte der Podcasthörer gehört die Podcastnut-zung zur wöchentlichen Routine – 14 Prozent der Gesamtbevölkerung bzw. 25 Prozent der 14- bis 29-Jährigen hören mindestens einmal pro Woche Podcasts. (7)

bei 39 Prozent mindestens seltene Nutzung (min-destens wöchentlich: 28 %, +1 %-Punkt). Damit liegen sie knapp vor der Live-Radio-Nutzung im Internet mit 37 Prozent mindestens selten genutzt (vgl. Abbildungen 13 und 14).

Bei den Musik-Streamingdiensten lohnt eine ge-nauere Betrachtung nach Anbietern (vgl. Abbildung 15): Spotify ist hier wie in den Vorjahren führend (22 % mindestens selten, +2 %-Punkte), Amazon Music gewinnt 2019 ebenfalls (1 %-Punkt) und liegt nun bei 14 Prozent, das Mittelfeld wird von Apple Music angeführt (7 %), vor Google Play Music (6 %, –2 %-Punkte) und Soundcloud (5 %, –3 %-Punkte). Deezer legt 1 Prozentpunkt zu, auf nun 4 Prozent, und Napster markiert mit 1 Prozent das Schluss-licht (–1 %-Punkt). Diese Entwicklung korrespon-diert mit Umsatzzahlen des Bundesverbandes Mu-sikindustrie (BVMI). Audiostreaming hat danach allein im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 um 28 Prozent zugelegt und ist das umsatzstärkste Format. (5)

Musiknutzung über die Plattform YouTube kommt nach wie vor eine Sonderstellung zu. Sie wird in der ARD/ZDF-Onlinestudie separat abgefragt und wird auch nicht in den Nettowert für Musik-Strea-mingdienste einbezogen. Wie im Vorjahr nutzt fast

Ein Viertel der Befragten hat bereits Podcasts genutzt

Spotify bleibt beliebtester

Streamingdienst

Musiknutzung über YouTube

Radio- und Audionutzung 2019

* Ab 2018 im Audio-Nettowert enthalten.** Nicht im Audio-Nettowert enthalten.

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2018: n=2 009; 2019: n= 2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudien 2018 und 2019.

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Netto: Audio online

Radioprogrammelive im Internet

Zeitversetzte Audios/Podcasts

Hörbücher oder Hörspiele imInternet

Netto: Musik-Streamingdienste

Musik über YouTube*

(Musikerkennnungsdienste wieShazam oder Soundhound)**

2019

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Abb. 11 Nutzung von Audio-Anwendungen 2018 und 2019 – Gesamt und 14 bis 29 Jahrezumindest selten, in %

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Gesamt 14-29 Jahre

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Media Perspektiven 9/2019 | 416 Lothar Mai/Nils Meinzer/Christian Schröter

Abb. 13 Nutzungshäufigkeit von Musik-Streamingdiensten 2017 bis 2019Nettowerte aus den einzelnen Streamingdiensten, in %

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2019: n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudien 2017-2019.

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2017

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täglich wöchentlich monatlich seltener nie keine Onlinenutzung

* Ab 2018 im Audio-Nettowert enthalten.** Nicht im Audio-Nettowert enthalten.

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2018: n=2 009; 2019: n=2 000).

Quellen: ARD/ZDF-Onlinestudien 2018 und 2019.

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Netto: Audio online

Radioprogrammelive im Internet

Zeitversetzte Audios/Podcasts

Hörbücher oder Hörspiele im Internet

Netto: Musik-Streamingdienste

Musik über YouTube*

(Musikerkennnungsdienste wieShazam oder Soundhound)**

2019

2018

Abb. 12 Nutzung von Audio-Anwendungen – Gesamt und 14 bis 29 Jahrezumindest wöchentlich, in %

Gesamt

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66

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14-29 Jahre

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Media Perspektiven 9/2019| 417

Die Hinwendung zu Podcasts findet in verschiede-nen Nutzungssituationen statt. Vom Aufstehen über das Entspannen bis hin zum Einschlafen werden Podcasts gehört, außerdem finden sie in Mobili-tätsmomenten – im Auto, in Bus und Bahn – eben-so ihren Platz wie beim Sport und bei der Hausar-beit. Mindestens wöchentlich nutzen 42 Prozent der Podcasthörer das Medium bei der Hausarbeit, ein Drittel (34 %) hören Podcasts gezielt zum Ent-

spannen, ohne dabei etwas anderes zu tun, und ebenso viele hören Podcasts beim Autofahren (vgl. Abbildung 16). Podcasts werden damit auch in Si-tuationen, in denen die visuelle Aufmerksamkeit von anderen Tätigkeiten beansprucht wird, ohne dass die kognitive Leistungsfähigkeit der Hörerin-

Radio- und Audionutzung 2019

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täglich wöchentlich monatlich seltener nie keine Onlinenutzung

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2019: n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudien 2017-2019.

Abb. 14 Nutzungshäufigkeit von Live-Radioprogrammen 2017 bis 2019in %

Abb. 15 Nutzung von Musik-Streamingdiensten nach Anbietern 2019Nutzungshäufigkeit in %

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (2019: n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie 2019.

(8) (2) (1)

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Netto: Musik-Streamingdienste

Spotify

Apple Music

Amazon Music

Google Play Music

Soundcloud

Deezer

Napster

Musik über YouTube(nicht im Nettowert)

täglich wöchentlich monatlich seltener

Page 13: Radio- und Audionutzung · und Radionutzung schlägt ein weiterer demografi-scher Alterseffekt durch: das Älterwerden der so-genannten Baby-Boomer, jener geburtenstarken Jahrgänge

Media Perspektiven 9/2019 | 418

Bislang keine großen Sprünge bei der Nutzung

ihren Nutzerinnen und Nutzern mit der eigenen Stimme steuern lassen. In der jüngeren Zeit war es insbesondere die Sprachassistentin Alexa von Ama-zon, die durch intensive Werbe- und Marketing-maßnahmen bekannt gemacht wurde. Neben Me-dientechnologien lassen sich über Sprachassis-tenten im sogenannten Smart Home beispielswei-se auch das Licht, die Heizung oder die Rollläden mit Sprachbefehlen dirigieren. Nicht nur die Einga-be erfolgt bei Siri, Alexa und Co. sprachbasiert, auch die Ausgabe von Informationen erfolgt häufig akus-tisch – im Stil eines menschlich-technischen Dia-logs.

Werbetreibende wie Medienhäuser sind im Moment gespannt auf Veränderungen der medialen Audio-landschaft durch Sprachassistenzsysteme. Sie rüs-ten sich für die dialogische und auditive Verbreitung ihrer Inhalte über Sprachassistenzsysteme. Insbe-sondere für smarte Lautsprecher werden neue Au-dioanwendungen (sogenannte Skills) von Nach-richten- und Informationsanbietern, Radiosendern, Podcastproduzenten und der Werbewirtschaft ent-wickelt, um Nutzerinnen und Nutzer mit ihren In-halten zu erreichen. Doch wie entwickelt sich bis-her die Nutzung von Sprachassistenten, und wel-che Rolle spielen Smart-Speaker und mediale In-halte dabei? Die Ergebnisse der ARD/ZDF-Online-studie 2019 zeigen, dass im Vergleich zum Vorjahr insgesamt keine großen Sprünge bei der Nutzung von Sprachassistenzsystemen zu verzeichnen sind. Ein Drittel der Bevölkerung (33 %) hat bereits Sprachassistenten genutzt – das entspricht dem Vorjahreswert. Die Nutzung findet überwiegend auf dem Smartphone statt. Rund 29 Prozent der Be-

Vielfältige Anwen-dungsfelder für

Sprach assistenten

nen und Hörer erschöpft wäre (z. B. bei der Haus-arbeit, beim Autofahren), genutzt. Es zeigt sich au-ßerdem, dass Podcasts nicht nur Begleitmedien in Situationen sind, in denen visuelle Medien in be-grenztem Maße verwendet werden können, son-dern dass sie in bestimmten Situationen (Entspan-nung) die alleinige Aufmerksamkeit des Hörers er-halten. Es bleibt speziell für das Auto abzuwarten, ob sich die Podcastnutzung (wie auch die Online-Au-dionutzung insgesamt) intensiviert, wenn die Inter-netkonnektivität dort (etwa im Zuge des Ausbaus der 5G-Frequenzen) zunimmt und sich die Verbrei-tung von Car-Entertainment-Systemen mit leicht bedienbaren Radio- und Audio-Apps weiter stei-gert. Dann könnten sich ähnliche Veränderungen bei der Nutzung des Autoradios ergeben, wie sie bei der Fernsehnutzung im Zuge der Etablierung von Smart-TVs und Video-Streamingdiensten ein-getreten sind. Oder wird sich eine Mischform aus personalisiertem Angebot mit Live-Radioelemen-ten und algorithmisch zugespielten Podcastcaste-lementen herausbilden? Dies wird die Entwicklung zeigen.

SprachassistenzsystemeLängst lassen sich Smartphones, Laptops oder Smart-TVs nicht mehr alleine über externe Einga-begeräte wie Maus, Tastatur und Fernbedienung oder Display-Berührungen bedienen. In den ver-gangenen Jahren wurden Geräte und Software-Anwendungen auf den Markt gebracht, die sich von

Lothar Mai/Nils Meinzer/Christian Schröter

Podcasthörer („Podcasts mindestens einmal im Monat genutzt“), n=380, täglich und wöchentlich 2019.Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie 2019.

11

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bei der Hausarbeit (Kochen, Putzen etc.)

wenn Sie im Auto unterwegs sind

gezielt zum Entspannen ohne etwas anderes zu tun

wenn Sie im Bus oder in der Bahn unterwegs sind

beim Aufstehen, im Bad oder beim Frühstücken

beim Sport

wenn Sie zu Bett gehen

täglich wöchentlich

Abb. 16 Nutzungssituationen von Audio-Podcasts 2019in %

Page 14: Radio- und Audionutzung · und Radionutzung schlägt ein weiterer demografi-scher Alterseffekt durch: das Älterwerden der so-genannten Baby-Boomer, jener geburtenstarken Jahrgänge

Media Perspektiven 9/2019| 419

Interpersonale Kommunikation und

situative Information über Sprach-

assistenten

Stärkster Pfeiler im Audiokosmos bleibt das Radio

Bei Jüngeren nimmt konvergente

Audionutzung zu

völkerung haben bereits die Sprachassistenten-Funktion ihres Handys verwendet (vgl. Abbildung 17). Sprachassistenten auf smarten Lautsprechern wurden bisher von deutlich weniger Personen ge-nutzt. Rund 10 Prozent der Bevölkerung haben be-reits mit Sprachassistenten über smarte Lautspre-cher interagiert. Das entspricht dem Wert, den die Nutzung von Sprachassistenten auf dem Tablet er-reicht. Unter den genutzten Sprachassistenz-Sys-temen nimmt Siri von Apple nach wie vor die Spit-zenposition ein (18 % schon mal genutzt), Alexa von Amazon legt zu auf 13 Prozent, Google Assis-tant bzw. Google Now 12 Prozent, dann Cortana von Microsoft (5 %) und Bixby von Samsung bei 3 Prozent.

Bei der Betrachtung der Dienste und Funktionen, die über Sprachassistenten genutzt werden kön-nen, zeigt sich, dass Nutzerinnen und Nutzer pri-mär Anwendungen zur interpersonalen Kommuni-kation und zur situativen Information über Sprach-assistenten steuern (vgl. Abbildung 18): So werden insbesondere Messengerdienste mit der Hilfe von Sprachassistenten bedient (17 %). Ebenfalls rele-vant ist die Steuerung von Suchmaschinen und Wetter- oder Verkehrsservices, um Informationen abzurufen (je 16 %). Auch Navigationsdienste wer-den über Sprachassistenten bedient (15 %). Be-trachtet man die Sprachsteuerung von etablierten Online-Audiodiensten von Musik-Streamingdiens-ten und Radiosendern, so lässt sich festhalten, dass 12 Prozent der Gesamtbevölkerung Musik-Strea-mingdienste bereits über Sprachassistenten ge-steuert haben, das Abspielen von Radioprogram-men über Sprachassistenten hat bislang noch keine große Bedeutung, 8 Prozent der Gesamtbevölke-rung haben dies bereits getan.

FazitIm Zuge des Medienwandels verstärkt sich die Konvergenz zwischen den Medienwelten. Digitale Verbreitungswege wie das Internet erweitern und bereichern dabei das Angebot an Audioformaten und Audioinhalten. Stärkster Pfeiler in beiden Fel-dern dieses Audiokosmos‘ ist weiterhin das Radio. Klassisches Radio über UKW-Geräte dominiert, wird verstärkt nun aber auch über das Internet gehört. Inhalte von Radioprogrammen werden als Audio-on-Demand und zum Download auf Internetseiten vorgehalten oder als Podcasts zur Verfügung ge-stellt. Im Web sind vor allem musikdominierte Web-radios entstanden, die vom professionellen Radio-programm bis zu Playlists engagierter Nutzer neue Impulse in die Audio- und Radiolandschaft tragen. Daneben etablieren sich Musik-Streamingdienste wie Spotify, die – zumindest was die Musik betrifft – den Hörern erlauben, ihr eigenes Programm zu gestalten.

Das größte Publikum in Deutschland wird derzeit (noch) über klassische Ausspielwege – neben der terrestrischen Verbreitung analog und digital – wie auch über Kabel und Satellit erreicht. Liveradio-

Radio- und Audionutzung 2019

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Smartphone

Tablet

Smarter Lautsprecher

Notebook/Tablet

PC

Amazon Fire TV oder Fire TV Stick

Sonstige

Abb. 17 Geräte zur Nutzung von Sprachassistenten 2019schon mal genutzt, in %

Frage: Viele Geräte lassen sich mittlerweile auch mit der eigenen Stimme steuern. Ich nenne Ihnen nun eine Reihe solcher Sprachassistenten und Sie sagen mir jeweils, ob Sie diese schon einmal genutzt haben, sie nur dem Namen nach kennen oder erstmals davon hören.

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie 2018 und 2019.

Sprachnachrichten in Messengerdiensten

Suchmaschinen

Wetter oder aktuelle Verkehrslage

Navigationsdienste

allgemeine Informationen, wie z.B. Wikipedia

Adress- oder Telefonnummer-Suche

Musikstreaming

Radio abspielen

Smart-Home-Anwendungen, wie z.B. Licht, Heizung

Fernsehen oder Videos abspielen

Podcasts abspielen

Abb. 18 Genutzte Funktionen von Sprachassistenten 2019schon mal genutzt, in %

Frage: Ich nenne Ihnen nun einige Dienste oder Funktionen die man über Sprachsteu-erung – egal ob mit einem smarten Lautsprecher oder einem anderen Gerät - nutzen kann. Bitte sagen Sie mir jeweils, ob Sie diese über die Sprachsteuerung schon einmal aufgerufen haben.

Basis: Deutschspr. Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (n=2 000).

Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie 2018 und 2019.

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Page 15: Radio- und Audionutzung · und Radionutzung schlägt ein weiterer demografi-scher Alterseffekt durch: das Älterwerden der so-genannten Baby-Boomer, jener geburtenstarken Jahrgänge

Media Perspektiven 9/2019 | 420

Hören etwa – über diese Ausspielwege – liegt bei mehr als zwei Stunden am Tag. Elf Minuten Radio-konsum über das Internet wirken im Vergleich dazu zunächst gering. Bei den jüngeren Hörern unter 30 Jahren entwickelt sich aber schon eine konver-gente Nutzung von Audio. 78 Minuten Live-Radio stehen 73 Minuten Musik-Streaming gegenüber. Wichtigster Musik-Streamingdienst ist mit Ab-stand zurzeit Spotify, auch Amazon Music spielt noch eine gewisse Rolle. Für das Hören von Musik ist auch YouTube relevant.

Es bleibt abzuwarten, ob die Nutzung von wortba-sierten Audio-on-Demand-Angeboten wie Podcasts, Hörspielen oder Hörbüchern sich im Zuge techno-logischer Neuerungen wie etwa Car-Entertainment-Systemen oder auch der Einführung von 5G mögli-cherweise weiter intensiviert. Bei Sprachassisten-ten, bei einem Drittel der Bevölkerung schon im Einsatz, dominiert das Smartphone als Gerät, die jüngst stark beworbenen smarten Lautsprecher spielen dagegen noch eine untergeordnete Rolle. Am stärksten nachgefragt sind bei den Sprachas-sistenten Anwendungen zur interpersonalen Kom-munikation. Es geben sich durchaus neue Chancen, gerade für Wortinhalte im Kontext innovativer Angebote wie etwa der ARD Audiothek. (8) Jedem Zehnten ist sie in Deutschland ein Begriff und die Zahl ihrer Nutzer hat inzwischen die Millionengrenze über-schritten.

Anmerkungen:

1) Zur Bedeutung von Touchpoints in jüngeren Radioziel-publika vgl.: Gattringer, Karin/Sabine Feierabend/Irina Turecek: Radio ist mehr als "nur" hören. Vielfältige Interaktion der 14- bis 29-Jährigen mit ihrem Radio-programm In: Media Perspektiven, 5/2019, S. 221-231.

2) 2019 lag die Feldarbeit für beide Mediennutzungsstudi-en erstmals bei Kantar TNS, München. Kontinuität in den Fragestellungen führte zu stabilen und plausiblen Ergebnissen. Dabei ist das Frageprogramm der ARD/ZDF-Onlinestudie immer auch offen für neue techno-logische Entwicklungen, damit zusammenhängende Inhalte sowie Funktionen und deren Nutzung.

3) Zu den Befunden der ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019 vgl. auch Frees, Beate/Thomas Kupfer-schmitt/Thorsten Müller: ARD/ZDF-Massenkommunika-tion Trends 2019: Non-lineare Mediennutzung nimmt zu. Ergebnisse der repräsentativen Studie im Inter-medialvergleich. In: Media Perspektiven 7-8/2019, S. 314-333, sowie Breunig, Christian/Eva Holtmann-spötter: ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019: Fernsehen und Radioprogramme im Systemvergleich. In: Media Perspektiven 7-8/2019, S. 334-349.

4) Vgl. hierzu auch den Beitrag von Natalie Beisch, Wolfgang Koch und Carmen Schäfer in diesem Heft.

5) Vgl. Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI): Deutsche Musikindustrie wächst um 7,9 Prozent. Pressemitteilung vom 10.7.2019; online verfügbar unter https://www.musikindustrie.de/presse/presseinformationen/bvmi-halbjahresreport-2019 (abgerufen am 14.8.2019).

6) Zur Leitwährung ma Audio vgl. Gattringer, Karin/Irina Turecek: ma 2018 Audio – Konvergenzwährung für Radio und Online-Audio. Methodik, Ergebnisse und Trends der ma 2018 Audio II. In: Media Perspektiven 9/2018, S. 438-450, sowie AGF-Videoforschung: Zusammenarbeit von AGF und YouTube belegt erneut die Relevanz von Bewegtbild in der deutschen Medien-landschaft. Pressemitteilung vom 6.3.2019; online verfügbar unter: https://www.agf.de/agf/presse/ pressemitteilungen/?name=pm_06032019 (abgerufen am 14.8.2019).

7) Zur Entwicklung des Podcastmarktes allgemein vgl. Puffer, Hanna/Christian Schröter: Podcasts beflügeln den Audiomarkt. Angebot, Nutzung und Vermarktung von Audioinhalten im Internet. In: Media Perspektiven 7-8/2018, S. 366-375.

8) Vgl. Schröter, Christian/Thomas Laufersweiler: ARD- Audiothek – Auf dem Weg zu einer neuen Art des Hörens. Ergebnisse aus der Begleitforschung der innovativen Radio-App. In: Media Perspektiven 6/2019, S. 286-302.

On-Demand- Angebote und

Sprachassistenten mit Potenzial

Lothar Mai/Nils Meinzer/Christian Schröter