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Strahlenschutz und Überwachung der Radioaktivität in der Schweiz Ergebnisse 2017 Radioprotection et surveillance de la radioactivité en Suisse Résultats 2017

Radioprotection et surveillance de la radioactivité en Suisse · Strahlenschutz und Überwachung der Radioaktivität in der Schweiz Ergebnisse 2017 Radioprotection et surveillance

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Strahlenschutz undÜberwachungder Radioaktivität inder SchweizErgebnisse 2017

Radioprotectionet surveillancede la radioactivitéen SuisseRésultats 2017

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Liebe Leserin, lieber Leser

2017 war ein Schlüsseljahr für die Schweizer Strahlenschutzgesetz-gebung: Am 26. April verabschiedete der Bundesrat die totalrevidier-ten Verordnungen im Strahlenschutz. Die Schweiz hat sich damit an die neuen internationalen Normen angepasst und garantiert einen hochstehenden Strahlenschutz für Bevölkerung und Umwelt. Nähere Einzelheiten zu den Neuerungen erfahren Sie im Interview mit unse-rer Mitarbeiterin Barbara Ott: Sie war die Projektleiterin und äussert sich zu den Neuerungen dieser umfassenden Revision. Meinerseits danke ich allen Beteiligten, die aktiv an den verschiedenen Etappen dieses Prozesses mitgewirkt haben, für ihr Engagement. Ich bin überzeugt, dass sich unser Bemühen um einen Dialog bei der Ausar-beitung dieser neuen gesetzlichen Grundlage sehr positiv auf die Umsetzung auswirken wird.

Am 16. Juni hat das Parlament das Bundesgesetz über den Schutz vor Gefährdungen durch nichtionisierende Strahlung und Schall (NISSG) gutgeheissen. Das neue Gesetz bietet die Möglichkeit, ge-fährliche Laserpointer zu verbieten oder für gewisse kosmetische Behandlungen Anforderungen an die Ausbildung zu stellen. Bei Sola-rien kann das BAG prüfen, ob die Anbieter die Sicherheitsvorgaben der Hersteller einhalten. Die öffentliche Vernehmlassung für die Aus-führungsverordnung zum NISSG wird im ersten Halbjahr 2018 statt-finden, und ich empfehle interessierten Kreisen unbedingt, daran teilzunehmen.

Der 2. Nationale Strahlenschutztag zur medizinischen Radiologie war mit über 160 Teilnehmenden ein grosser Erfolg. Wir werden gemein-sam unser Hauptziel erreichen, dass nurmehr begründete Untersu-chungen mit optimierten Strahlendosen durchgeführt werden. Der Strahlenschutz muss künftig noch stärker zu einem wichtigen Be-standteil bei der Qualität und Sicherheit medizinischer Behandlungen werden.

Im Bereich Umweltüberwachung gab das Jahr 2017 einige Rätsel auf. Verschiedene europäische Länder, darunter auch die Schweiz, haben Spuren des Isotops Ruthenium-106 in der Atmosphäre ge-messen – mit bisher unbekannter Ursache. Für die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung stellten diese Spuren jedoch zu keiner Zeit eine Gefahr dar.

Ich lade Sie abschliessend ein, in diesem Bericht zu entdecken, wel-che Erfolge, Herausforderungen und Ereignisse unsere Abteilung im vergangenen Jahr zudem beschäftigten – etwa die Einführung klini-scher Audits, die Sanierung radiumkontaminierter Gebäude, die Stär-kung des Radonschutzes, die Kontrollen der Radioaktivität an den Grenzen, die Exposition von Flugpassagieren wegen eines radioakti-ven Pakets oder unsere Teilnahme an einer Notfallübung.

Viel Vergnügen bei der Lektüre!

Sébastien Baechler

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Inhalt 3 Editorial 5 Interview: Moderner, risikobasierter Strahlenschutz 10 Strahlenschutz in Medizin und Forschung 18 Radiologische Ereignisse21 2. Nationaler Strahlenschutztag in der Medizin 24 Aktionsplan Radium 2015–2019 27 Aktionsplan Radon 2012–2020 30 Überwachung der Umwelt 33 Reportage: Radioaktivitätskontrolle am Grenzübergang in Chiasso 35 Intervention in einem radiologischen Notfall36 Gesundheitsschutz vor nichtionisierender Strahlung und Schall 38 Strahlenexposition der Bevölkerung 201740 Internationale Zusammenarbeit 43 Publikationen, weiterführende Informationen 44 Strahlenschutz: Aufgaben und Organisation 45 Organigramm / Aufgabenportfolio 47 ff. Französische Texte / Version française92 Impressum / Colophon

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Ab 1. Januar 2018 gilt das neue Ausfüh-rungsrecht im Strahlenschutz: Das Revisi-onspaket umfasst die Strahlenschutzver-ordnung, die Verordnung über die Ge-bühren im Strahlenschutz und acht De-partementsverordnungen. Was war der Auslöser für diese umfassende Revision?

Barbara Ott: Unser Hauptziel war ein moderner, risikobasierter Gesundheitsschutz. Wir haben die Gesetzgebung an neue wissenschaftliche Erkenntnisse, an die technischen Weiterent-wicklungen und an internationale Richtlinien angepasst. Dabei soll für Bevölkerung und Um-welt ein mindestens gleich hohes Strahlen-schutzniveau wie in unseren Nachbarländern garantiert sein. Neue Herausforderungen im Strahlenschutz sind die enormen technologi-schen Fortschritte in der Medizin, die Innovatio-nen in der Forschung, die Weichen, die im Hin-blick auf die Stilllegung der Kernkraftwerke gestellt werden müssen, und die notwendige Verstärkung der radiologischen Sicherheit.

Was würden Sie als die Hauptzüge der Revision charakterisieren?

Barbara Ott: Wir führen mit der Revision eine risikobasierte Regelung ein, die alle künstlichen und natürlichen Expositionssituationen mit ioni-sierender Strahlung abdeckt. Dieser sogenann-te «graded approach» erlaubt es künftig, uns in Bereichen mit hohen Dosen und Risiken mehr zu engagieren. Bei kleineren Risiken setzen wir demzufolge auf die Selbstverantwortung. Die Einführung klinischer Audits soll für die Vermei-dung unnötiger Strahlendosis sorgen und gleichzeitig auch zur Senkung der Gesundheits-kosten beitragen. Zudem wurden Aufträge des Bundesrats konkretisiert: Die neuen Bestim-

mungen ermöglichen die Umsetzung des Akti-onsplans Radon 2012–2020 (Senkung des Ra-donreferenzwertes in Aufenthaltsräumen) und schaffen die Rahmenbedingungen für den Not-fallschutz.

Hinweis: Die wichtigsten Neuerungen finden Sie im Kästchen Seite 6/7.

Die neue Strahlenschutzverordnung hat gut 60 Artikel mehr als die alte aus dem Jahr 1994. Haben sich in den letzten Jah-ren neue Risiken ergeben?

Barbara Ott: Insgesamt geht die neue Verord-nung weiter als die alte, um bestehende Lücken zu schliessen und die oben erwähnten Heraus-forderungen zu meistern. Mehr Gewicht hat z.B. der Strahlenschutz in der Medizin, um Patientin-nen und Patienten besser zu schützen. Perso-nen, die beruflich mit ionisierender Strahlung und Radioaktivität umgehen, haben jetzt eine Fortbildungspflicht. Neu aufgenommen haben wir Bestimmungen zu Altlasten, wie sie bei-spielsweise durch die Verwendung von Radium in der Uhrenindustrie aufgetaucht sind, aber auch zum Umgang mit natürlicher Strahlung im Arbeitsalltag, wie etwa in Wasserwerken oder im Tunnelbau. Neu gilt auch das Flugpersonal als beruflich strahlenexponiert. Für Pilotinnen und Piloten sowie das Kabinenpersonal müssen deshalb die jährlichen Strahlendosen individuell berechnet werden. Die Behörden haben auch erweiterte Pflichten in der Kommunikation, so müssen sie über alle radiologischen Ereignisse von öffentlichem Interesse informieren.

Moderner, risikobasierter Strahlenschutz

Das revidierte Strahlenschutzrecht schützt Bevölkerung, Patientinnen und Patienten und Personen am Arbeitsplatz besser vor ionisierender Strah-lung sowie die Umwelt vor Radioaktivität. Die Schweiz passt sich mit der Revision neuen internationalen Richtlinien an, ohne bewährte eigene Lösungen aufzugeben. Barbara Ott, Fachspezialistin in der Abteilung Strah-lenschutz und Projektleiterin, äussert sich im nachfolgenden Interview zu den Neuerungen dieser Revision.

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Der Bund will Strahlenschutz künftig risiko-basiert betreiben. Welche Gefährdungen sind aus heutiger Sicht vernachlässigbar, wo liegen die grossen Risiken?

Barbara Ott: Die neue Verordnung bezweckt generell, mit innovativen Ansätzen den Aufwand für alle Beteiligten klein zu halten, gerade dort, wo die Risiken verhältnismässig gering sind. So gelten beispielsweise die Angestellten von Zahnarztpraxen nicht mehr als beruflich strah-lenexponiert und müssen keine Dosimeter mehr tragen, sofern sie nur mit zahnmedizini-schen Kleinröntgengeräten arbeiten. Für solche Röntgenanlagen haben wir auch das Prozedere bei den Bewilligungsgesuchen vereinfacht. Solche Massnahmen erlauben es, uns in der Zukunft auf Bereiche mit hohen Risiken zu kon-zentrieren. Dies umfasst dosisintensive Strah-lendiagnostiken und -therapien, die Nuklearme-dizin, geschlossene hochaktive Quellen wie beispielsweise das medizinische Strahlenskal-pell. Ein weiteres Beispiel für den risikobasier-ten Ansatz sind Radonsanierungen, da die emp-fohlenen Sanierungsfristen von der Dringlichkeit im Einzelfall abhängen. Zudem haben wir die Werte, unterhalb derer die Radioaktivität eines Stoffes als unbedenklich gilt, internationalen Standards angepasst. Damit wird ein besserer Schutz für die Bevölkerung gewährleistet und der grenzüberschreitende Warenverkehr erleich-tert. Das wirkt sich etwa beim Transport von speziellen Materialien zum Recycling aus.

Die wichtigsten Neuerungen des revidierten Strahlenschutzrechts:• In der Medizin werden klinische Audits

eingeführt. Damit sollen ungerechtfer-tigte Untersuchungen und Behandlun-gen vermieden und die Patientendosen noch weiter optimiert werden.

• Der Referenzwert für das natürliche radioaktive Gas Radon in Wohn- und Aufenthaltsräumen wird gesenkt. Es gilt neu ein Referenzwert von 300 Bec-querel pro Kubikmeter. Das bedeutet, dass die Radonbelastung in der ganzen Schweiz beim Bauen stärker beachtet werden muss.

• Es werden neue Bestimmungen zum Umgang mit radioaktiven Altlasten eingeführt. Diese beinhalten insbeson-dere Messungen und Sanierungen betroffener Liegenschaften. Aktuelles Beispiel sind die Belastungen durch Radium aus der Uhrenindustrie.

• Die internationale Harmonisierung der Befreiungsgrenzen erleichtert den grenzüberschreitenden Warenverkehr und gewährleistet einen besseren Schutz für die Bevölkerung bei der Ab-gabe von Stoffen an die Umwelt.

• Die radiologische Sicherheit wird ver-stärkt: Die Massnahmen bestehen in der verbesserten Kontrolle von hoch radioaktiven Quellen.

• Die Problematik illegaler oder verse-hentlich gehandhabter radioaktiver Quellen erhält mehr Gewicht. Kehricht-verbrennungsanlagen und metallverar-beitende Betriebe müssen künftig mit geeigneten Verfahren überwachen, dass kein so genannt herrenloses radio-aktives Material (z.B. kontaminiertes Altmetall beim Metallrecycling) in den Bearbeitungsprozess gelangt.

• Schutz von Personen am Arbeitsplatz: Bei der beruflichen Strahlenexposition wird der Dosisgrenzwert für die Augen-linse gesenkt. Zudem sollen künftig auch natürliche Strahlenquellen berück-sichtigt werden, was Arbeitsplätze mit starker Radonexposition, Industrien mit natürlich vorkommenden radioaktiven Materialien sowie das Flugpersonal betrifft.

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• Die Ausbildung im Strahlenschutz wird modernisiert. Eine regelmässige Fort-bildung soll sicherstellen, dass die Kompetenzen im Strahlenschutz erhal-ten und aktualisiert werden.

• Die Aufsichtsbehörde informiert die Bevölkerung künftig nicht nur über Stör-fälle, sondern über alle radiologischen Ereignisse von öffentlichem Interesse.

• Bewilligungen und die Aufsicht basieren auf einem nach Risiken abgestuften System. Bei kleinen Risiken (z.B. Rönt-genkleinanlagen in Zahnarztpraxen) wird das Bewilligungsverfahren vereinfacht und die Aufsichtstätigkeit reduziert.

Barbara Ott ist dipl. Elektro-ingenieurin ETH Zürich und arbeitet seit 2011 als wissen-schaftliche Mitarbeiterin in der Sektion Strahlentherapie und medizinische Diagnostik beim BAG. Sie war als Projektleiterin für die Totalrevision der Verordnungen im Strahlenschutz verantwortlich.

Die Strahlenexposition der Schweizer Bevölkerung ist in den letzten 15 Jahren gestiegen, nicht zuletzt aufgrund medizi-nischer Anwendungen mit ionisierender Strahlung. Schützt die neue Verordnung die Bevölkerung nun besser?

Barbara Ott: Die medizinischen Technologien haben sich in den letzten zehn Jahren stark ent-wickelt und tragen wesentlich zu verminderten Strahlungsdosen bei. Trotzdem steigt die durch-schnittliche Strahlenbelastung der Bevölkerung aufgrund der zunehmenden Anzahl von dosisin-tensiven Untersuchungen an. Wir können des-halb unseren Fokus verstärkt auf die Rechtferti-gung medizinischer Anwendungen richten, also die Frage, was bei einem bestimmten Krank-heitsbild sinnvollerweise wie oft eingesetzt wer-den soll. Hier gibt es noch einiges Verbesse-rungspotenzial. Das neu eingeführte Mittel dafür sind die «Klinischen Audits», so genannte Peer Reviews unter Fachkollegen: Neue Be-handlungsprotokolle sollen künftig die Strahlen-belastung von Patientinnen und Patienten in einem gesamtheitlichen Ansatz verringern. Das heisst, dass nicht nur eine kleine Strahlenbelas-tung im Vordergrund steht, sondern die Untersu-chungen und Behandlungen eine gute Qualität aufweisen müssen.

Ein schlanker Staat und mehr Selbstver-antwortung für die Akteure sind Forde-rungen, welche die Politik heute stellt. Wie geht die neue Verordnung mit die-sem politischen Wind um?

Barbara Ott: Wir haben einen Verfassungsauf-trag im Strahlenschutz, den wir erfüllen müssen und der Ressourcen erfordert. Allerdings ken-nen wir diese politische Forderung und setzten sie so weit als möglich um, einige Beispiele habe ich vorher erläutert. Dies hat dazu geführt, dass die Schweiz einen schlanken und günsti-gen Strahlenschutz hat, der auch grundsätzlich nicht bestritten ist. Trotzdem brauchen wir ein gewisses Mass an Sichtbarkeit. Gerade in der Medizin bestehen viele sinnvolle Verpflichtun-gen, um Patient/innen zu schützen. Würden wir hier zu stark deregulieren, bestünde die Gefahr, dass er in gewissen Bereichen vergessen würde.

Beim Schutz vor Radon hätten wir weiter gehen können. Kantone müssen die Sanierung von Häusern nur bei Schulen und Kindergärten an-ordnen, ansonsten sind die Hauseigentümerin-nen und -eigentümer in der Pflicht. Bei den Bau-materialien haben wir in Bezug auf die natürliche Strahlung die Regelung so offen gelassen, dass wir zukünftige Normen ohne Zusatzkosten über-nehmen können. Und, last but not least, trägt auch unser risikobasierter Ansatz dieser politi-schen Forderung Rechnung.

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Der Strahlenschutz ist im Gegensatz zu anderen Bereichen traditionell detailreich organisiert, daran ändert sich auch nach der Revision nichts. Was ist beispielswei-se in den teilweise sehr umfangreichen Anhängen der Strahlenschutzverordnung geregelt?

Barbara Ott: Im Strahlenschutz ist allein der Bund für die Reglementierung verantwortlich. Wir haben mit der neuen Verordnung unsere bisherige Vision beibehalten: Die Verordnung soll nicht nur ein juristisches Werk sein, sondern vor allem auch ein Manual und Labortool für Spezialisten, die mit ionisierender Strahlung umgehen. Dies erklärt diesen Detailreichtum und auch die vielen praxisbezogenen Anhänge. Wir haben als einziges Land eine vollständige Liste aller Nuklide im Anhang, mit denen sich beispielsweise Dosen abschätzen oder die Be-freiungsgrenzen für radioaktive Materialien anwenden lassen. Wir sind überzeugt, dass dies bereits heute geschätzt wird.

Mit der Inkraftsetzung des umfangrei-chen Revisionspaketes schafft der Bund eine Situation, in der es für alle Beteilig-ten schwierig wird, sich zurechtzufinden. Gibt es Hilfestellungen seitens des BAG?

Barbara Ott: Uns ist bewusst, dass wir viel Bera-tungsarbeit leisten müssen. Wir haben diverse Merkblätter für ausgesuchte Zielgruppen mit den wichtigsten Neuerungen veröffentlicht, Veranstaltungen wie den Strahlenschutztag (siehe Bericht Seite 21) durchgeführt sowie das neue Recht diversen Fachgesellschaften vorge-stellt. Wichtig ist auch unsere Aufsichtstätigkeit vor Ort in den Betrieben, wo wir die neuen Re-gelungen vorstellen und konkrete Hilfestellung leisten können. Zudem gibt es teilweise Über-gangsfristen, die den Umsetzungsdruck etwas abmildern.

Verordnung über den

Strahlenschutz bei

nicht medizinischen

Anlagen zur Erzeu-

gung ionisierender

Strahlung, SnAV

Beschleuniger-

verordnung, BeV

Röntgenverordnung,

RöVStrahlenschutz-

Ausbildungs-

verordnung

Verordnung über

die ablieferungs-

pflichtigen radioakti-

ven Abfälle

Verordnung über

den Umgang mit

radioaktivem

Material, UraM

Verordnung über

den Umgang mit

geschlossenen

radioaktiven Quellen

in der Medizin,

MeQV

Dosimetrie-

verordnung

Jodtabletten-verordnung

Parlament

EDI

BAG

Anlagen Material Ausbildung Dosimetrie

Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft

Strahlenschutzgesetz, StSG

Wegleitungen

Strahlenschutzverordnung, StSV

Verordnung über die Gebühren im Strahlenschutz, GebV-StS

Bundesrat

Abb. 1: Die Gesetzeslandschaft im Strahlenschutz ab 1. 1. 2018

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Unser Wunsch ist es, dass die Verantwortlichen zuerst die grossen Herausforderungen an-packen und wir anschliessend mit ihnen ge-meinsam die Details erarbeiten. Ein kulanter Vollzug ist für uns in dieser Übergangsphase selbstverständlich. Und, trotz all dieser Verände-rungen: Gleichgeblieben ist zumindest eines, nämlich die Physik, die dahinter steckt!

Was waren die grössten Herausforderun-gen für das Projetktteam im BAG?

Barbara Ott: Herausfordernd war es dafür zu sorgen, dass unser Alltagsgeschäft nicht unter dem Verordnungsprojekt zu leiden hatte. Wir erhielten für das Projekt keine zusätzlichen Res-sourcen. So war es zeitweilig schwierig, die internen Fachleute freizubekommen. Insgesamt fand ich es aber bereichernd, nicht nur im eige-nen Fachbereich zu arbeiten, sondern zusam-men als Abteilung Strahlenschutz die neue Ver-ordnungslandschaft zu gestalten. Da ich normalerweise im medizinischen Bereich arbei-te, realisierte ich erst als Projektleiterin, wie vielfältig unsere Aufgaben im Strahlenschutz eigentlich sind. Es war meine persönliche Herausforderung, in all diesen Themen genü-gend sattelfest zu werden und die Fäden in der Hand zu behalten.

Von der Strahlenschutzgesetzgebung betroffen sind eine grosse Anzahl Behör-den, medizinische Fachgesellschaften, Verbände und viele mehr. Dies kommt auch in den 141 Stellungnahmen zum Ausdruck, die das BAG zur Vernehmlas-sung erhalten hat. Wie hat das BAG diese Kreise ins Revisionsprojekt einbezogen?

Barbara Ott: Strahlenschutz ist nicht nur eine Angelegenheit des BAG. Wir haben deshalb die anderen zuständigen Behörden wie das Eidg. Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) und die Suva ins Projekt integriert, was sich von Anfang an ausbezahlt hat. Allerdings hatten wir nach der Vernehmlassung tatsächlich 141 Stellungnah-men auf dem Tisch, deren Bearbeitung doch ziemlich aufwändig war. Nichtsdestotrotz war es unser Anliegen, alle Stellungnehmenden zu treffen, um die Einwände zu diskutieren. Wir konnten dadurch viel Unzufriedenheit ausräu-men, die oft auf Missverständnissen beruhte. So haben beispielsweise die angepassten Be-willigungsgebühren viel zu reden gegeben. Sie werden neu pauschal pro Bewilligung für eine Frist von zehn Jahren erhoben. Da dies einen

erheblichen Bürokratieabbau mit sich bringt, waren die Betroffenen am Ende einverstanden.

Auch wenn der grosse Umbau jetzt erst in Kraft tritt und den gesetzlichen Rah-men für die nächsten 10 bis 20 Jahre fixiert, ist der Gedanke an eine nächste Revision nicht ganz abwegig. Zeichnen sich bereits heute neue risikobehaftete Gebiete am Strahlungshorizont ab, die zukünftig geregelt werden müssten?

Barbara Ott: Es gehört zu unseren grossen Herausforderungen, die rasche technologische Entwicklung, durch die immer wieder neuartige Geräte auf den Markt kommen, mitzuverfolgen. Im Normalfall wirken sich diese Innovationen jedoch nur auf die technischen Verordnungen aus. Neue Forschungsergebnisse erwarte ich in den nächsten Jahren zu noch wenig bekannten gesundheitlichen Effekten im Niedrigdosisbe-reich oder zu individuellen Strahlensensibilitä-ten. Inwiefern sich solche Erkenntnisse in unse-ren Regelungen niederschlagen würden, lässt sich heute nicht sagen.

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Strahlenschutz in der Medizin

Insgesamt waren in der Schweiz 2017 rund 20'000 Anlagen für die medizinische Anwen-dung ionisierender Strahlung bewilligt, über die Hälfte davon gehören in den Bereich der denta-len Radiologie. In der dentalen und in der kon-ventionellen Radiologie finden ca. 85 % der Untersuchungen statt. Aufgrund vieler Opti-mierungsmassnahmen während der letzten Jahrzehnte erhalten Patient/innen bei solchen Untersuchungen relativ kleine Strahlendosen.

Die komplexen Technologien in der diagnosti-schen Radiologie entwickeln sich enorm rasch. Patient/innen können davon zwar stark profitie-ren, der zunehmende Einsatz führt aber zu ei-nem Anwachsen der durchschnittlichen Strah-lenexposition der Bevölkerung. Sie ist aufgrund medizinischer Anwendungen innert 15 Jahren um 40 % gewachsen, von 1,0 auf 1,4 mSv/Jahr pro Person (1998–2013, Quelle: Institut de Ra-diophysique IRA, Lausanne, 2015; vgl. auch: Strahlenexposition der Bevölkerung 2017, S. 38).

Im Berichtsjahr waren 352 Computertomogra-fen (CT) in der Schweiz im Einsatz (zum Ver-gleich 1998: 187 CT-Anlagen). Einer Erhebung zufolge werden hierzulande knapp 10 % der radiologischen Untersuchungen mit CT-Anlagen durchgeführt, was 70,5 % der jährlichen kollekti-ven Strahlendosis in der Medizin verursacht (IRA, 2015).

Auch bei anderen Anlagen im Hochdosisbereich gibt es Mengenausweitungen: In der Nuklear-medizin ist die Anzahl PET/CT- und PET/MRI-Anlagen in den letzten 13 Jahren von 3 auf 41, die der SPECT-CT-Anlagen von 1 auf 51 ange-wachsen (2004–2017); in der Strahlentherapie ist die Anzahl Beschleuniger von 47 auf 75 (2006–2017) gestiegen.

Angesichts dieser Entwicklung rücken die Strah-lenschutzprinzipien Optimierung und Rechtferti-gung stark in den Vordergrund, da das Risiko unnötiger bzw. unbeabsichtigter Strahlenexpo-sition von Patient/innen besteht sowie der Schutz des Personals gewährleistet sein muss.

Strahlenschutz in Medizin und Forschung

Der enorme technologische Fortschritt bei den bildgebenden Verfahren bringt viele Vorteile, gleichzeitig wächst aber auch die durchschnittliche Strahlenexposition der Bevölkerung. Ziel ist es, negative Auswirkungen zu vermeiden und die Bevölkerung, Patient/innen und beruflich strahlen-exponiertes Personal gut zu schützten. Im Rahmen von Aufsichtsschwer-punkten optimieren das BAG und die Betriebe gemeinsam den Einsatz ionisierender Strahlung. «Klinische Audits» sollen als zusätzliches innova-tives Instrument künftig die Rechtfertigung von Untersuchungen und Behandlungen in der Medizin stärker ins Blickfeld rücken.

Technisches Audit

(BAG)

Regulierung

Z.B. Prüfung baulicher

Strahlenschutz

Optimierung

Vergleich Dosen-DRW

Rechtfertigung

Begutachtung

Rechtfertigungs-

prozess

Inspektion

(BAG)

Klinisches Audit

(Peer Review)

Abb. 2: Die Klinischen Audits ergänzen ab 1.1.2018 das Aufsichtssystem beim Strahlenschutz in der Medizin

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Mangelndes Fachwissen, ungenügendes Be-wusstsein für Strahlenschutz und fehlendes Training des medizinischen Personals sind wich-tige Faktoren, die im aktiven Austausch des BAG mit den Betrieben evaluiert und optimiert wer-den können.

2017 stand bei den rund 30 CT-Audits vor allem die Rechtfertigungspraxis im Fokus. Bei der letzten Aufsichtskampagne hatte das BAG noch die Optimierung und die Einführung Diagnosti-scher Referenzwerte in den medizinischen All-tag thematisiert.

Klinische Audits: Expert/innen bestätigen Nutzen nach Pilotphase Klinische Audits sollen künftig ungerechtfertigte Untersuchungen und Behandlungen mit ionisie-render Strahlung minimieren und Prozesse und Ressourcen optimieren. Um den bestmöglichen Nutzen von ionisierender Strahlung zu erzielen, ist es wichtig, dass die Untersuchungen und Behandlungen gerechtfertigt sind und optimiert durchgeführt werden. Ersteres heisst, dass die Verantwortlichen vor jeder Anwendung mit ioni-sierender Strahlung die Vorteile und Risiken für die Patient/innen sorgfältig abwägen und prü-fen, ob strahlungsfreie, bildgebende Verfahren ein ähnliches Untersuchungsergebnis ermögli-chen (z. B. Magnetresonanz oder Ultraschall). Wenn die Vorteile der Anwendung ionisierender Strahlung deren Risiken überwiegen, gilt die Anwendung zum Wohl des Patienten als ge-rechtfertigt.

Ab dem 1. Januar 2018 müssen Betriebe mit Computertomografie (CT), Nuklearmedizin, Radio-Onkologie und bei durchleuchtungsge-stützten, interventionellen Verfahren regelmäs-sig klinische Audits durchführen. Das legt die revidierte Strahlenschutzverordnung (StSV) in Art. 41 bis 43 neu fest. Eine zweijährige Über-gangsphase (2018/2019) stellt sicher, dass sich die Betriebe optimal darauf vorbereiten können. Es handelt sich bei Klinischen Audits weder um behördliche Kontrollen der technischen Qualität noch um Inspektionen der Aufsichtsbehörden, sondern um sogenannte «Peer Reviews», das heisst Begutachtungen durch Fachexpert/innen. Abb. 2 (S. 10) verdeutlicht die Einbettung der Klinischen Audits ins aktuelle Aufsichtssystem im Strahlenschutz, die Unterschiede der ver-schiedenen Auditformen, deren Zielsetzungen sowie die Akteure.

Vor jeder Audit-Runde definieren Mediziner/innen, Medizinphysiker/innen und Fachleute für Medizinisch-Technische Radiologie (MTRA) Schwerpunktthemen und legen die genauen Auditinhalte fest. Zudem erarbeitet der auditier-te Betrieb im Vorfeld ein Qualitätshandbuch, das eine wichtige Grundlage für das Audit bildet. Während des Audits evaluieren Mediziner/in-nen, Medizinphysiker/innen und MTRA die Pra-xis ihrer Kolleg/innen an deren Arbeitsorten und geben ihnen gegebenenfalls Empfehlungen zur Verbesserung der klinischen Praxis ab (vgl. das Diagramm zum Auditzyklus in Abb. 3).

Bereits 2015 und 2016 haben neun Deutsch-schweizer Spitäler in der Radiologie und Radio-Onkologie erfolgreiche Pilot-Audits durchge-führt. Diese haben in diesem Jahr nun in der französischen Schweiz und neu auch im Bereich Nuklearmedizin stattgefunden. Fachexperten haben dafür in Auditoren-Schulungen gelernt, ein Audit zu planen, durchzuführen und die Re-sultate zielgruppengerecht zu kommunizieren. Insgesamt ca. vierzig Personen haben die Aus-bildung als externe/r Auditor/in absolviert; die meisten konnten seitdem bereits praktische Erfahrungen sammeln.

Online-Befragungen nach den Audits haben gezeigt, dass sowohl die auditierten Personen als auch die Auditor/innen diese Form der Be-gutachtung als sehr nützlich für den Patienten-schutz und die Abläufe im Betrieb beurteilten. Die Auditor/innen gaben zudem an, dass sie fachlich von den Pilotaudits profitieren konnten. Mehrere Faktoren trugen zu dieser mehrheitlich positiven Beurteilung bei, so das Vorhandensein von evidenzbasierten Inhalten, fachliche und soziale Kompetenzen der Auditor/innen, geringe Überschneidungen mit anderen Audits oder

Betrieb definiert Verbesserungs-

massnahmen und setzt diese um

Audit wird durchgeführt –

Auditoren geben Empfehlungen ab

EvaluationAuditprogramm

3 2

4

Abb. 3: Diagramm eines Zyklus bei Klinischen Audits

Auditprogramm und Standards

werden festgelegt

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Zertifizierungen, gut organisierte Abläufe, ein überschaubarer Aufwand für die Betriebe und eine Adaption der Audits an lokale Gegebenhei-ten. Diese Punkte sollen auch in die definitive Implementierung der Klinischen Audits in der Schweiz Rechnung einfliessen. Für eine zukünf-tige Ausweitung des Auditprogramms wird zudem eine weitere Standardisierung der Pro-zesse angestrebt, und es muss sorgfältig be-stimmt werden, welche Inhalte vor Ort auditiert und welche bereits vor dem Audit (z.B. in elek-tronischer Form) begutachtet werden.

Zentral war im Berichtsjahr zudem der Aufbau eines Steuerungskomitees, dem Vertreter/innen des BAG, der hauptsächlich betroffenen medizi-nischen Fachgesellschaften, dh. der Nuklearme-dizin (SGNM), der Radiologie (SGR), der Radio-onkologie (SRO), der Medizinphysik SGSMP, der Medizinisch Technischen Radiologie (SVMTRA) sowie der Vereinigung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) angehören. Dieses Gremium wird künftig die Strategie der Auditprogramme festlegen. Inhaltlich wird das Steuerungskomi-tee durch Fachkommissionen unterstützt, die 2017 in den Bereichen Radiologie, Radio-Onko-logie und Nuklearmedizin gegründet wurden. Sie erarbeiten derzeit die Inhalte, welche die Betriebe für die Vorbereitung auf die definitiven Audits benötigen werden. Die Betriebe erstellen in der zweijährigen Übergangsphase (2018/2019) ein Qualitätshandbuch gemäss Artikel 43 StSV, das die inhaltliche Grundlage für die zu-künftigen Audits bilden wird, und bereiten sich auf eine jährliche Eigenevaluation vor. Nach der Übergangsphase (ab 2020) können Klinische Audits, die auf dem Qualitätshandbuch basie-

ren, obligatorisch veranlasst werden. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie unter www.clinicalaudits.ch.

Aufsichtsschwerpunkt BAG: Strahlenschutz im Operationstrakt Ein Aufsichtsschwerpunkt im Bereich Strahlen-therapie und medizinische Diagnostik lag auch 2017 beim Strahlenschutz in den Operations-trakten von Schweizer Spitälern. Die BAG-Fach-leute haben sich in diesem Jahr auf die franzö-sischsprachige Schweiz konzentriert und konnten 114 OP-Bereiche besuchen. 2016, nach dem Aufbau des Projektes, waren es 52 Betrie-be gewesen. Dabei haben die BAG-Vertreter/innen 478 Anlagen gesehen und sind 830 Fach-personen aus dem Gesundheitswesen begeg-net – dazu gehörten Chirurgen, Orthopäden, Anästhesisten, Radiolog/innen, Fachpersonen für technische Operationspflege, Mitarbeitende aus dem Bereich Lagerungspflege und Anästhe-siepflege, Fachfrauen und -männer für medizi-nisch-technische Radiologie, Medizintechniker/innen, Medizinphysiker/innen und Qualitätsma-nager/innen (vgl. Abb. 4). In den OP-Audits ste-hen der Strahlenschutz der strahlenexponierten Berufsgruppen im OP Bereich und der Aus-tausch zu Strahlenschutzthemen im Vorder-grund. Die Audits sollen ausserdem die interdis-ziplinäre Kommunikation zwischen den verschiedenen Berufsgruppen fördern.

Die BAG-Vertreter/innen haben die Besuche in den Spitälern nicht zuletzt auch genutzt, um die Fachleute aus der Praxis direkt über die Ände-rungen im Strahlenschutz aufgrund der revidier-ten Verordnungen zu informieren. Positive Aus-

Abb. 4: Strahlenexponierte Berufsgruppen im OP-Bereich

Chirurgie, 15 %TOA, Fachfrau / Fachmann Operationstechnik, 33 % Lagerungspflege, 13 % Anästhesie, 6 %Anästhesiepflege, 10 %Strahlenschutzsachverständige, 7 %Sachkunde Strahlenschutz Radiologie, 3 %Sachkunde Strahlenschutz Chirurgie, 2 %QM, 2 %Technik, 2 %MTRA, 3 %Medizinphysik, 4 %

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wirkungen erhofft sich das BAG u.a. von der dort neu festgelegten Fortbildungspflicht für alle beruflich strahlenexponierten Personen: Damit schafft es eine optimale Voraussetzung, um das Know-how breit zu streuen und damit auch die verschiedenen Aspekte im Strahlenschutz bes-ser als bisher abzustützen.

Die Auditkampagne im Operationstrakt wird 2018 fortgesetzt.

Diagnostische Referenzwerte bei Aufnahmen mit CBCT im Kopf- und Halsbereich Die Verwendung digitaler Volumentomografen (oft als CBCT für «Cone beam computed tomo-graphy» bezeichnet) ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Gegenwärtig sind in der Schweiz 608 CBCT-Geräte im Einsatz, damit hat die Schweiz im europäischen Vergleich die höchste Pro-Kopf-Dichte. Aktuell sind es vor allem Zahnmediziner/innen, die CBCT häufig einsetzen. Sie verfügen aber oft nur über eine Basisausbildung im Strahlenschutz, obwohl die Mehrzahl von ihnen angibt, gute oder sogar sehr gute Kenntnisse zumindest in der Anwendung von CBCT zu besitzen. Auch sind relativ selten Strahlenschutzsachverständige vor Ort, da nur wenige Medizinphysiker in diesem Bereich tätig sind. Daher könnten die Personendosen und die kollektiven Dosen der Schweizer Bevölkerung zunehmen und es braucht Massnahmen, um diese allfällige Zunahme zu begrenzen. Derzeit ist dieser Anstieg allerdings schwierig zu quanti-fizieren, weil hier noch keine diagnostischen Referenzwerte zur Verfügung stehen.

Um diesen Trend genauer zu bestimmen und gegebenenfalls bremsen zu können, hat das BAG eine Liste mit diagnostischen Referenz-werten (DRW) für die verschiedenen Indikatio-nen zusammengestellt. Mit deren Hilfe können die Anwender/innen ihre Praxis verbessern mit dem Ziel, die Strahlenexposition ihrer Patient/innen zu reduzieren. Das BAG hat die Umset-zung dieses Projekts dem Institut für Radiophy-sik (IRA) in Lausanne übertragen. Das Projekt beschränkt sich bewusst auf Anwendungen an Kopf und Hals. Andere Aufnahmen, wie z.B. die Extremitäten, sind momentan aufgrund der deutlichen Unterschiede gegenüber den Aufnah-men im Kopf- und Halsbereich nicht im Fokus.In Zusammenarbeit mit Fachärztinnen und Fach-ärzten im Dental-, HNO- und Kiefer-Gesichts-Bereich entstand bereits eine Liste mit typi-

schen Indikationen für CBCT-Anwendungen in diesen Gebieten. Es sollen namentlich Daten zur Dosis und Häufigkeit der einzelnen Untersu-chungen erfasst werden. Ausserdem ist vorge-sehen, Parameter zu sammeln, die mit dem Untersuchungsprotokoll festgelegt sind.

Diese Studie zu CBCT wird es ermöglichen, einerseits die verschiedenen Anlagen einge-hend zu vergleichen und gleichzeitig einen Teil des Datenmaterials bereitzustellen, das für die grosse Erhebung zur Strahlenexposition der Bevölkerung 2018 erforderlich sein wird. Mit den erhobenen Daten könnten auch DRW pro Indi-kation im Bereich der CBCT bestimmt werden. Diese werden in einer Wegleitung des BAG publiziert werden.

Nuklearmedizin: Zulassung und Eichung von Aktivimetern in Dosier- und Applika-tionsautomatenIn der Nuklearmedizin wird jede Patientendosis vor der Verabreichung systematisch mit soge-nannten Aktivimetern (= Messgeräte zur Aktivi-tätsbestimmung) genau gemessen. Aktivimeter können direkt in Dosier- und Applikationsauto-maten eingebaut sein. Diese integrierten Syste-me sind vor allem im Hinblick auf die Reduktion hoher Extremitätendosen des nuklearmedizini-schen Personals sehr empfehlenswert, voraus-gesetzt, die hohe Präzision der Aktivitätsbestim-mung kann eingehalten werden. Die Auswer-tung der letztjährigen Auditschwerpunkte hat aufgezeigt, dass die Geräte oft nicht nach den

Abb: 5: CBCT-Geräte: Für zahnmedizinische Aufnahmen kommen sie immer häufiger zum Einsatz

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geltenden Bestimmungen der Strahlenmess-mittelverordnung zugelassen und geeicht wa-ren. In Koordination mit der zuständigen Behör-de für die Zulassung und Eichung von Strahlen-messgeräten (Eidgenössisches Institut für Met-rologie METAS) und in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Herstellern hat das BAG bewirkt, dass ein Grossteil dieser Systeme nunmehr zugelassen und geeicht wurde. Damit steht ihrer optimalen und sicheren Verwendung nichts mehr im Wege.

Neue Entlassungskriterien in der Nuklidthe-rapieDas Entlassungskriterium für Schilddrüsenpati-ent/innen, die mit Jod-131 behandelt werden, wird gemäss der neuen Gesetzgebung im Strahlenschutz von 5 auf 10 μSv/h (gemessen in 1 m Abstand) angehoben. Damit hat man sich an die europäischen Nachbarländer angepasst. Der angehobene Wert sollte zu einer verkürzten Hospitalisation der behandelten Personen füh-ren. Entsprechende neue Entlassungskriterien braucht es auch für neuartige Therapien von neuroendokrinen Tumoren mit Lutetium-177 Dotatate und Dotatoc. Anwendungen mit Lute-tium-177 werden künftig zunehmen, da die EU im September 2017 das erste Produkt zugelas-sen hat und in den nächsten Jahren mit weite-ren Zulassungen zu rechnen ist. Eine sehr starke Zunahme wird erfolgen, sobald die ersten Lute-tium-177-Therapeutika für das Prostatakarzinom in die Routineanwendung kommen.

Um mögliche Risiken für Mensch und Umwelt frühzeitig abzuschätzen, hat das BAG am Unispi-tal Basel Messungen mit 24 Patient/innen

durchgeführt. In regelmässigen Zeitabständen hat man die Dosisleistung der stationierten Personen bestimmt und die Kontaminationen im Zimmer und auf Gegenständen gemessen. Gleichzeitig haben Fachleute am CHUV (Lau-sanne) vergleichbare Messungen gemacht. Die ersten Resultate zeigen, dass die Dosisleistung und somit die unmittelbaren Gefahren für Dritte bei Therapien mit Lutetium-177 nicht so kritisch sind wie angenommen: Die Gammastrahlung ist hier weniger intensiv als die von Jod-131. Es muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Immissionsgrenzwerte in Gewässern nicht überschritten werden, da der grösste Teil der Aktivität über den Urin ausgeschieden wird. Insgesamt haben die Messresultate ergeben, dass eine Hospitalisation von 48 Stunden aus-reicht, um den Strahlenschutz gegenüber Drit-ten sowie die Immissionsgrenzwerte zu ge-währleisten. Diese Zeitdauer wird somit als Standard vorgegeben.

Bei der Verwendung von Lutetium-177 (Halb-wertszeit 6 Tage) gilt es, künftig die Verunreini-gung mit dem längerlebigen Nuklid Lutetium-177m (Halbwertszeit 160 Tage) bei der Abgabe an die Umwelt im Auge zu behalten. Diese Ver-unreinigung könnte zu Kapazitätsengpässen in den Tanks der Abklinglagerung führen, wenn die Häufigkeit der Anwendungen stark zunimmt.

Fortbildungspflicht für alle beruflich strah-lenexponierten Personen: mindestens alle fünf JahreDie revidierte Strahlenschutzverordnung ver-pflichtet alle Personen, die Umgang mit ionisie-render Strahlung haben, sich mindestens alle fünf Jahre im Strahlenschutz fortzubilden. Die Fortbildung soll sicherstellen, dass die erlernten Strahlenschutz-Kompetenzen erhalten und aktu-alisiert werden. Das BAG hat mit den betroffe-nen Fachgesellschaften verhandelt und ein Kon-zept erarbeitet, um 2018 für möglichst jeden Anwendungsbereich eine Fortbildung zur Verfü-gung stellen zu können. Einige Fachgesellschaf-ten haben in ihren diesjährigen Jahrestagungen bereits Lektionen integriert, die als Fortbildung gelten. Die Strahlenschutzschulen haben eben-falls bereits 2017 die ersten anerkennungspflich-tigen Fortbildungen erfolgreich durchgeführt. Weitere Veranstaltungen sind geplant. Die inter-essanten Fortbildungsangebote können übri-gens umgehend genutzt werden, dafür muss die Übergangsfrist nicht abgewartet werden.

Abb: 6: In der Nuklearmedizin wird jede Patientendosis vor der Verabreichung genau mit sogenannten Aktivimetern (= Messgeräte zur Aktivitätsbestimmung) gemessen

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Neue CERN-Anlage produziert Radionuklide für die medizinische ForschungSeit Dezember 2017 werden in der neuen Anla-ge CERN-MEDICIS Radionuklide für die medizi-nische Forschung produziert. Dank der benach-barten Anlage ISOLDE wird es möglich sein, Spitälern und Forschungszentren in der Schweiz und Europa eine breite Palette von Radionukli-den zur Verfügung zu stellen, von denen einige ausschliesslich im CERN hergestellt werden. Dies ebnet den Weg für die Erforschung neuer Technologien zur Diagnose oder Behandlung von Krebs mit nicht-konventionellen Radionukli-den. Das BAG hat die Installation der neuen Anlage im Rahmen des Zulassungsverfahrens eng begleitet.

Kampagne zur Freigabe von LEP-Modulen mit supraleitenden KavitätenDie Strahlenschutzverordnung gibt Grenzwerte an, unterhalb derer Abfälle, die schwache Radio-aktivitätsspuren enthalten, über die üblichen Kanäle entsorgt werden dürfen. Ein Entscheid der ASN und des BAG im Rahmen des tripartiten Treffens vom 29. Juni 2012 definiert für die Ent-sorgung der radioaktiven CERN-Abfälle Grund-sätze für eine ausgewogene Aufteilung auf Frankreich und die Schweiz. Auf dieser Grundla-ge hatte das CERN 2013 die erste Kampagne zur Freigabe radioaktiver Abfälle gestartet. Diese Kampagne umfasste eine Charge von 55 Struk-turen des Hochfrequenz-Beschleunigers und acht kugelförmige Akkumulatoren des Hochfre-quenzsystems des Large Electron Positron Colli-der (LEP), dessen Betrieb 2000 eingestellt wur-de (vgl. Abb. 7).

Zusätzliche Anforderungen an die Strahlen-schutz-Ausbildung für bestimmte Berufs-gruppen Personen, die mit ionisierender Strahlung um-gehen oder Strahlenschutzaufgaben gegenüber anderen Personen wahrnehmen, müssen eine entsprechende Ausbildung nachweisen. In der revidierten Strahlenschutz-Ausbildungsverord-nung sind die dafür notwendigen Ausbildungen ersichtlich. Die Liste wurde an vom Strahlen-schutz betroffene Berufe, die Kompetenzen im Strahlenschutz erlangen können, angepasst.

Neu wird zum Beispiel in der Zahnmedizin so-wie für Oto-Rhino-Laryngologie, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, eine obligatorische aner-kannte Strahlenschutzausbildung für die Anwendung von digitalen Volumentomografen verlangt. Mit dem Erhalt des eidgenössischen Fähigkeitszeugnisses als Dentalassistent/in ist der Nachweis der notwendigen Ausbildung für intraorale Röntgenuntersuchungen erbracht. Zum Erlangen der notwendigen Ausbildung für die Anwendungen von OPT/Fernröntgen und extraorale Aufnahmen (DVT) im Niedrigdosisbe-reich ist der Besuch von zusätzlichen anerkann-ten Kursen Voraussetzung.

Die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft SSO und die schweizerische Gesellschaft für dento-maxillofaziale Radiologie haben, in Zusammen-arbeit mit dem BAG, einen Rahmenlehrplan für erweiterte Aufnahmetechniken entwickelt, der ab 2018 angeboten werden kann.

Forschung am CERN

Das CERN, die Europäische Organisation für Kernforschung, Frankreich und die Schweiz arbeiten auf der Grundlage der tripartiten Verein-barung vom 16. September 2011 zusammen, um die Qualität der Strahlenschutz- und Sicher-heitsmassnahmen bei den Anlagen des CERN zu gewährleisten. Es finden regelmassig triparti-te Treffen statt zwischen dem CERN und den Strahlenschutzbehörden der beiden Gastländer (Autorité de sûreté nucléaire ASN in Frankreich und BAG). Bei diesen Treffen stellt das CERN die strategischen und rechtlichen Entwicklungen im Bereich Strahlenschutz vor. Dazu gehören bei-spielsweise die Planung neuer Anlagen, die ionisierende Strahlen produzieren, Änderungen von Regelungen zur Sicherheit oder zum Strah-lenschutz oder auch Ergebnisse von Kontroll-messungen.

Abb. 7: Beispiel eines teilweise zerlegten LEP-Moduls mit 4 supraleitenden Kavitäten (Foto: CERN)

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Bei einer 2017 organisierten Kampagne wurde eine Reihe von Modulen supraleitender Kavitä-ten des Hochfrequenzsystems des LEP freige-geben. Diese Kampagne umfasste 71 LEP-Mo-dule mit je 4 supraleitenden Kavitäten, ein Halb-modul des Super Proton Synchrotron (SPS) so-wie 4 in der Testphase verwendete Einheiten (2 einfache Kavitäten und 2 Viertelmodule), die insgesamt 444 Tonnen Material entsprachen. Von den 71 LEP-Modulen enthielten vier Kavitä-ten aus reinem Niob, der Rest bestand aus mit Niob beschichtetem Kupfer.

Das CERN hat diese Kampagne mit einem Merkblatt zur Freigabe von Abfällen dokumen-tiert, das es dem BAG vor Beginn der Entsor-gungskampagne zur Prüfung vorlegte. Nach Diskussionen zwischen dem CERN und dem BAG entstand eine überarbeitete Version des Merkblatts mit einer Beschreibung der verwen-deten Methode. Die vom BAG zusätzlich zu den Messungen des CERN vorgenommenen Stich-proben bestätigten, dass die Entsorgung der LEP-Module mit den supraleitenden Kavitäten unter Einhaltung der gesetzlichen Bestimmun-gen und in einer sowohl für die Bevölkerung als auch für die Umwelt unbedenklichen Weise erfolgte.

Forschung am Paul Scherrer Institut

Das Paul Scherrer Institut (PSI) in Villigen AG gehört zu den grössten Forschungszentren der Schweiz. Es betreibt grosse Beschleunigeranla-gen, wie z. B. den Protonenbeschleuniger mit den dazugehörigen Strahllinien und Experimen-ten (u.a. die Spallations-Neutronenquelle SINQ), den medizinischen Protonenbeschleuniger COMET, die Swiss Light Source (SLS) und seit kurzem auch den SwissFEL. Die Beschleuniger-anlagen und Forschungslabors fallen in den Aufsichts- und Bewilligungsbereich des BAG, während die Kernanlagen des PSI zum Zustän-digkeitsbereich des Eidgenössischen Nuklearsi-cherheitsinspektorats (ENSI) gehören. Das BAG überprüft im Rahmen seiner Aufsichtstätigkeit, dass die Grenzwerte für ionisierende Strahlung am PSI eingehalten werden und dass die Sicherheit der Bevölkerung, des Personals am PSI und der Umwelt gewährleistet ist. Zudem begleitet das BAG die grossen Projekte des PSI um sicherzustellen, dass im Bau befindliche Anlagen in Zukunft sicher betrieben werden können.

Abnahmetests bei der Bestrahlungsanlage Gantry 3 Im Berichtsjahr fanden die technischen Abnah-metests (customer acceptance tests) der neuen Bestrahlungsanlage Gantry 3 des Zentrums für Protonentherapie statt. Während die restlichen Bestrahlungsanlagen vom PSI selbst entwickelt und gebaut worden sind, handelt es sich bei der Gantry 3 um ein kommerzielles Produkt. Das BAG hat diese Abnahmetests inspiziert, da die erfolgreiche technische Abnahme der Anlage eine Voraussetzung ist für das Erteilen einer Betriebsbewilligung für die Anwendung am Menschen. Die klinische Inbetriebnahme der Gantry 3 ist für das Jahr 2018 geplant.

Lösungsfindung bei der Abfallentsorgung Für das PSI aber auch für die Aufsichtsbehörden ist – nebst dem Bau und der Inbetriebnahme neuer Forschungsanlagen – die Bewirtschaftung von Abfällen aus den Beschleunigeranlagen eine besondere Herausforderung. Die BAG-Fachleu-te haben deshalb im Berichtsjahr mehrere Fach-anlässe mit dem PSI und dem ENSI durchge-führt. Es ist wichtig, praktikable Lösungen für die verschiedenen Entsorgungswege zu finden und Prozesse zu entwickeln, die den Schutz von Mensch und Umwelt sicherstellen und die Men-ge an radioaktivem Abfall minimieren.

Das PSI hat aufgrund von Forderungen des BAG das Konzept für die Behandlung der Abfälle aus den Beschleunigeranlagen des PSI West revi-diert. Darin sind die möglichen Entsorgungspfade und das entsprechende Vorgehen für die teilwei-se sehr unterschiedlichen Materialien dargelegt. Wann immer möglich, werden die anfallenden Abfälle sofort oder nach einer mehrjährigen Abklinglagerung freigemessen und als konven-tionelle Abfälle entsorgt. Diese Prozesse und deren Dokumentation stellen, nicht zuletzt auch aufgrund der Einführung der Befreiungsgrenzen aus der neuen Strahlenschutzverordnung, hohe Anforderungen an die Messtechnik. Ist eine Freimessung aufgrund der vorhandenen Aktivi-tät nicht möglich, müssen die Abfälle charakteri-siert, dokumentiert, konditioniert und, bis zu einer definitiven Entsorgung, in einem geologi-schen Tiefenlager, zwischengelagert werden. Diese Abfälle sind oftmals nur bedingt mit jenen aus Kernkraftwerken vergleichbar und bedürfen deshalb besonderer Aufmerksamkeit. Für die Behandlung der Abfälle aus den Beschleuniger-anlagen des PSI ist eine bestimmte Infrastruktur

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notwendig. Diese ist zurzeit nur bedingt vorhan-den. Deshalb laufen am PSI verschiedene Infra-strukturprojekte, die sowohl im BAG- als auch im ENSI-Aufsichtsbereich liegen. Das PSI soll die Möglichkeit haben, vorhandene Altlasten und Abfälle aus dem laufenden Beschleuniger-Be-trieb sowie aus künftigen Rückbauarbeiten ent-sorgen zu können.

Radioaktive Abfälle

Der Bund ist damit beauftragt, radioaktive Abfäl-le aus Medizin, Industrie und Forschung fachge-recht zu entsorgen. Davon ausgenommen sind radioaktive Abfälle der Betreiber von Kernkraft-werken. Das BAG organisiert jedes Jahr Kampa-gnen zur Sammlung dieser Abfälle, die an-schliessend behandelt und im Bundeszwischen-lager (BZL) in Würenlingen im Kanton Aargau gelagert werden. Für die Zukunft ist eine Endla-gerung der gesamten radioaktiven Abfälle in geologischen Tiefenlagern vorgesehen. Die Standortwahl dafür ist gegenwärtig im Gange. Die Inbetriebnahme des Lagers für Abfälle mit schwacher und mittlerer Aktivität, zu denen der Grossteil der Abfälle des Bundes gehört, ist für 2050 vorgesehen.

Sammelaktion für radioaktive AbfälleIm Rahmen der Sammelaktion 2017 haben 19 Unternehmen radioaktive Abfälle mit einer Ge-samtaktivität von 1.55 x 1015 Becquerel (haupt-sächlich Tritium H-3) und einem Bruttovolumen von insgesamt 4,84 m3 abgegeben. Ausserdem

konnten bestimmte Abfälle mit Tritium und Koh-lenstoff-14 mit der Zustimmung des BAG ge-mäss den Bestimmungen von Artikel 83 der Strahlenschutzverordnung (StSV) von 1994 ver-brannt werden. Eine weitere mögliche Lösung ist die Dekontamination und Lagerung schwach radioaktiver Abfälle zum Abklingen in den Unter-nehmen bis zur Freigabe.

Die Wiederverwendung oder Rezyklierung ge-schlossener Strahlenquellen hoher Aktivität könnte sich als sinnvolle Alternative zur Entsor-gung als radioaktiver Abfall erweisen. Dies be-trifft insbesondere Strahlenquellen mit Americi-um-241, Krypton-85, Caesium-137 oder auch Cobalt-60.

Wie die Rezyklierung ist auch die Entsorgung von Strahlenquellen mit hohen Aktivitäten sehr kostspielig. Es entstehen leicht Kosten von einigen zehntausend Franken. Seit vielen Jahren hält das BAG Nutzer solcher Strahlenquellen dazu an, finanzielle Reserven im Hinblick auf die Entsorgung anzulegen. Noch allzu oft sind be-troffene Unternehmen jedoch von der Höhe der Entsorgungskosten überrascht und müssen beträchtliche finanzielle Auswirkungen bewälti-gen. Seit 2018 ist die Bildung ausreichender Rückstellungen für die Entsorgung von Strahlen-quellen vor dem Kauf obligatorisch.

1974

-9920

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Abb. 8: Jährliches Volumen radioaktiver Abfälle bei den Sammelaktionen des Bundes (1974–1999: durchschnittlich geliefertes Volumen in Fässern pro Jahr, ab 2000 geliefertes Bruttovolumen der Abfälle)

Volu

men

m3

0

5

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15

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35

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Radiologische Ereignisse

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat den Auftrag, die Bevölke-rung vor ionisierender Strahlung zu schützen, insbesondere auch Patient/innen und beruflich strahlenexponiertes Personal sowie die Umwelt. Kommt es trotz den Vorsichts- und Schutzmassnahmen zu meldepflichtigen Ereignissen mit ionisierender Strahlung oder tauchen radiologische Altlasten auf, ist es Aufgabe des BAG, diese zu untersuchen und zu bewerten sowie darüber zu informieren.

Nach der Meldung eines radiologischen Ereig-nisses erfolgt immer eine sorgfältige Analyse im BAG. Die zuständigen Expert/innen evaluieren mögliche Folgen, prüfen die vorgeschlagenen Korrekturmassnahmen und entscheiden über die Durchführung einer Inspektion vor Ort. Zu-dem ist das BAG verpflichtet, angemessen zu informieren, teilweise in Zusammenarbeit mit den betroffenen Betrieben oder Behörden. Jedes gemeldete Ereignis erscheint in statisti-scher Form im Jahresbericht der Abteilung Strah-lenschutz. Ereignisse von besonderem Interesse werden in Kurzberichten näher erläutert.

2017: 25 gemeldete radiologische Ereignisse 2017 hat das BAG 25 Meldungen zu radiologi-schen Ereignissen verschiedenster Ursachen erhalten. Abbildung 9 gibt einen Überblick über die Ereignisse und die betroffenen Bereiche. In 11 Fällen, die meistens Quellenfunde anbelangen, ist eine Meldung an die IAEO-Datenbank ITDB (Incident & Trafficking Database) vorgesehen.

2017 gingen sieben Meldungen aus den Berei-chen Umwelt, Betrieb und Bevölkerung ein, zehn weitere mit Altlasten, herrenlosen Quellen oder Quellenverlusten. Ein weiterer gemeldeter Fall betraf beruflich strahlenexponiertes Perso-nal. Keines dieser insgesamt 18 Ereignisse wur-de als INES 1 oder mehr eingestuft.

Von den drei gemeldeten Fällen aus dem Trans-portbereich warf besonders das Ereignis mit einem Gefahrenguttransport bei einem nicht-konformen Flug von Kairo nach Brüssel via Zü-rich viele Fragen auf (vgl. Kurzbericht S. 19).

Patienten 4Beruflich strahlenexponierte Personen 1Umwelt, Betrieb und Bevölkerung 7Altlasten, herrenlose Quellen, Quellenverlust 10Transport 3

Abb. 9: 2017 gab es 25 Meldungen zu radiologischen Ereignissen in verschiedenen Bereichen

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In der Strahlentherapie gab es vier Ereignisse, bei denen Patient/innen betroffen waren. Eine Fehlbestrahlung wegen einer falschen Positio-nierung, eine Patientenverwechslung und eine Fehlbestrahlung, weil die Therapieplanung auf einem inkorrekten Befund basierte. Diese Ereig-nisse sind maximal auf Level 1 der provisori-schen INES Medical Rating Skala einzustufen. Zudem entstand eine wesentliche Überdosie-rung bei einem Patienten in der interventionel-len Radiologie. Das BAG hat die Ereignisse in den betroffenen Spitälern untersucht und Mass-nahmen angeordnet. Im Fall der Überdosierung werden die Massnahmen erst 2018 definitiv festgelegt werden (vgl. Kurzbericht).

Ein Fall, der sich nicht in der Schweiz ereignet, aber auch hierzulande für Aufsehen gesorgt hat, entstand durch den Nachweis von Spuren von Ruthenium-106 in der Luft. Ein Kurzbericht wid-met sich diesem aussergewöhnlichen Gesche-hen mit ungeklärter Ursache (S. 20). Eine Über-sicht zu den Messergebnissen in der Schweiz ist im Kapitel Umweltüberwachung (S. 32).

Kurzberichte zu radiologischen Ereignissen von besonderem Interesse:

Akuter Strahlenschaden eines Patienten in der interventionellen RadiologieEine aussergewöhnlich hohe Strahlenbelastung hat ein Patient bei einer komplexen therapeuti-schen Intervention in der Lendenwirbelregion erlitten. Ziel dieses Eingriffs war die Sklerosie-rung (Verödung) eines Hämangioms (Blut-schwämmchens). Der Patient war stark adipös, deshalb war das in die Fehlbildung injizierte Kontrastmittel im Fluoroskopiemodus nicht erkennbar. Demzufolge wurde die Intervention mit einer hochauflösenden digitalen Subtrakti-onsangiographie (DSA) durchgeführt. Die Ein-strahlrichtung erfolgte schräg linksseitig, auf Höhe des vierten Lendenwirbelkörpers und auf einer Feldgrösse von 6 cm ventro-dorsal und 10 cm kranio-kaudal. Die Durchleuchtungszeit betrug 11,3 Minuten. Im Gegensatz zum Fluoro-skopiemodus verfügt der DSA-Modus über keine Dosiswarnung nach Erreichen einer kriti-schen Durchleuchtungszeit. Daher wurde die Dosisüberschreitung während der Durchleuch-tung nicht bemerkt. Eine Dosisabschätzung für

die Haut an der Strahleneintrittsstelle ergab den aussergewöhnlich hohen Wert von 30 bis 35 Gy. Dadurch muss mit einer Nekrotisierung (Abster-ben) der Haut und des Unterhautgewebes inner-halb der nächsten zwei Jahre gerechnet wer-den. Das Strahlenereignis ist als Level 3 auf der provisorischen INES Medical Skala einzustufen. Der Patient wird regelmässig kontrolliert und der Wundverlauf überwacht. Als unmittelbare Massnahme wurde entschieden, Sklerosierun-gen in Zukunft nur noch im Fluoroskopiemodus durchzuführen, falls der Patient dafür entspre-chend geeignet ist. Weitere Abklärungen zum Strahlenereignis und den daraus resultierenden Massnahmen sind noch im Gange.

Zwischenfall bei einem Lufttransport von radioaktivem Material von Kairo via Zürich nach Brüssel Im Juli 2017 hat die Fluggesellschaft Swiss ein Paket mit radioaktivem Material von Kairo nach Zürich und – mit einem zweiten Flugzeug – von Zürich nach Brüssel transportiert. Das Paket erfüllte die Vorschriften zur Beförderung gefährli-cher Güter nicht. Die vom Absender verwende-te Abschirmung war für die betreffende Strah-lenquelle ungeeignet, bei der es sich um Iridium-192 zur zerstörungsfreien Werkstoffprü-fung (Radiographie) handelte. Die belgischen Behörden stellten das Problem bei der Entge-gennahme des Pakets in Belgien fest.

Einige Passagiere der beiden Flüge waren durch diesen Vorfall einer zusätzlichen Strahlendosis ausgesetzt. Gemäss einer Schätzung der belgi-schen Aufsichtsbehörde für nukleare Sicherheit (AFCN) haben 19 Personen während des Flugs von Kairo nach Zürich und 7 Personen während des Flugs von Zürich nach Brüssel eine Dosis von über 1 mSv (maximal 6,6 mSv) erhalten. Als zuständige Stelle teilte das BAG den betroffe-nen schweizerischen Passagieren die Über-schreitung dieses Grenzwerts mit. Zudem reich-te das BAG wegen dieser Überschreitung des Grenzwerts für die Bevölkerung Klage bei der Schweizerischen Bundesanwaltschaft ein. Die Staatsanwaltschaft trat wegen der fehlenden Zuständigkeit der Schweiz nicht auf diese Klage ein.

Die AFCN bewertete das Ereignis als Vorkomm-nis der Stufe 2 auf der INES-Skala (International Nuclear Event Scale). Die Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung zwischen den

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Konzentrationen erreicht, müssen die gemesse-nen Werte auf eine unkontrollierte Abgabe zu-rückzuführen sein. Weil keine weiteren künstli-chen Radionuklide festgestellt wurden, ist die Hypothese ausgeschlossen, dass es aus einem Kernreaktor stammt. Für die Abgabe könnte aber eine Anlage zur Wiederaufbereitung von benutzten Brennelementen aus Kernreaktoren oder ein Unternehmen, das Strahlenquellen herstellt, verantwortlich sein. Bis zum 31. De-zember 2017 hat jedoch kein Land der IAEO bekannt gegeben, diese Abgabe verursacht zu haben. Deren Ursprung ist damit noch immer ungeklärt.

Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) sowie das französische Institut für Strah-lenschutz und nukleare Sicherheit (IRSN) haben die Abgabe auf der Grundlage hunderter Mess-ergebnisse mit Simulationen rekonstruiert. Die von den beiden Instituten unabhängig voneinan-der durchgeführten und Anfang November ver-öffentlichten Untersuchungen kommen zum gleichen Schluss: Mit grösster Wahrscheinlich-keit stammt die Abgabe aus dem Gebiet südlich des Urals. Mit den verfügbaren Daten lässt sich der genaue Abgabeort allerdings nicht bestim-men. Für das wahrscheinlichste Abgabegebiet deuten die Simulationen des IRSN auf eine sehr hohe Menge von abgegebenem Ruthenium-106 zwischen 100 und 300 Terabecquerel. Ein Unfall mit einer Abgabe dieser Grössenordnung würde in Frankreich oder der Schweiz eine lokale Um-setzung von Massnahmen zum Schutz der Be-völkerung in einem Umkreis von mehreren Kilo-metern um die Abgabestelle auslösen. Eine Überschreitung der maximal zulässigen Konzen-tration in Lebensmitteln (1250 Bq/kg für Ruthe-nium-106) wäre im Umkreis von einigen Dut-zend Kilometern zu beobachten. Gemäss den Untersuchungen des BAG in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), dem Kanton Basel und dem Zoll ist die Wahrscheinlichkeit eines Szenarios, bei dem mit Ruthenium-106 kontami-nierte Lebensmittel aus der Umgebung der Abgabestelle in die Schweiz eingeführt wurden, äusserst gering. Ausserdem ist auch das poten-tielle Gesundheitsrisiko im Zusammenhang mit einem solchen Szenario sehr niedrig. Damit scheint es nicht gerechtfertigt, systematische Kontrollen zur radioaktiven Kontamination von Lebensmitteln durchzuführen, die von Gebieten südlich des Urals in die Schweiz eingeführt werden.

schweizerischen und belgischen Behörden funk-tionierte bei diesem Ereignis gut. Der Austausch gewährleistete ein optimal abgestimmtes Vor-gehen. Ausserdem wurden verschiedene Mass-nahmen getroffen, die ein solches Ereignis künf-tig verhindern sollen, namentlich eine bessere Ausbildung des Bodenpersonals bei Swiss und Swissport und gründlichere Kontrollen. Der Austausch mit den ägyptischen Behörden er-wies sich hingegen als schwieriger und kompli-zierter.

Nachweis von Ruthenium-106 in der Luft in der Schweiz und verschiedenen Ländern EuropasAb Ende September 2017 haben mehrere euro-päische Laboratorien zur Überwachung der Radioaktivität Ruthenium-106 in der Atmosphä-re nachgewiesen.Sie haben das BAG sehr schnell über die Messergebnisse informiert, unter anderem in Italien, Österreich und der Tschechischen Republik.

Die in ost- und südeuropäischen Ländern ge-messenen Konzentrationen lagen im Allgemei-nen über den in der Schweiz festgestellten Wer-ten. Beispielsweise wurde im Osten Öster-reichs ein Wert von 40’000 Mikro-Bq/m3 regist-riert. Nachdem die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) über die Situation infor-miert worden war, bat sie alle Mitgliedsstaaten, ihr die Messergebnisse zu diesem Radionuklid mitzuteilen. Von den rund 400 bis Mitte Oktober gesammelten Ergebnissen lag der höchste der IAEO gemeldete Wert bei 0,15 Bq/m3. Gemes-sen wurde er am 30. September in Rumänien. In den Ländern mit den höchsten Messwerten wurden Ruthenium-106-Spuren vereinzelt bis im November nachgewiesen, vermutlich weil be-reits am Boden abgelagerte Partikel wieder aufgewirbelt wurden. Die Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass die Abgabe des radioak-tiven Materials heute beendet ist. Anzumerken ist zudem, dass die im Oktober von Russland gelieferten Daten lückenhaft waren. Am 21. November gab der russische meteorologische Dienst bekannt, in seinem Gebiet ebenfalls höhere Ruthenium-106-Werte gemessen zu haben, die mit den Werten in Polen vergleichbar waren.

Das Radionuklid Ruthenium-106 hat eine Halb-wertszeit von 373,6 Tagen. Da es unter norma-len Umständen in der Luft keine nachweisbaren

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2. Nationaler Strahlenschutztag in der Medizin

Der zweite Nationale Strahlenschutztag zum Thema Diagnostische Radiologie war ein voller Erfolg: Über 160 Praxisleute aus der Radio-logie, der Medizinphysik sowie MTRA trafen sich am 21. September 2017 zum fachlichen Austausch in Bern. Gut drei Monate vor Inkraft-treten der revidierten Strahlenschutzverordnung war vielen Spezia-listen daran gelegen, klare Angaben zur Umsetzung der Neuerungen in ihren Betrieben zu bekommen und diese mit Berufskolleg/innen zu diskutieren.

Das BAG kam diesem Anliegen mit einem breit angelegten Tagungsprogramm entgegen: Insge-samt 15 Referent/innen beleuchteten die aktuel-len Brennpunkte: «Strahlenschutzkultur und Sicherheitsmanagement», die «Revision der Verordnungen», die «Einführung der Klinischen Audits» sowie die «zukünftigen Herausforderun-gen». Pascal Strupler, Direktor des BAG, und Sébastien Baechler, Leiter der Abteilung Strah-lenschutz, eröffneten die Tagung.

Kultur des Dialogs mit Strahlenschutz-Akteuren «Ein wirksamer und nachhaltiger Strahlenschutz erfordert ein Engagement aller Beteiligten», hiess Pascal Strupler die Fachleute willkommen. Diese Maxime spiegelte sich in vielen Beiträgen

des Tages. Der Erfahrungsaustausch sämtlicher Akteure von Behörde über Spitalbetrieb bis hin zu den Fachgesellschaften war sehr lebhaft: Zur Einführung der Klinischen Audits, dem neuen Instrument zur Minimierung ungerechtfertigter Untersuchungen und Behandlungen, äusserten sich z.B. der Projektleiter des BAG, ein Radiolo-ge und Leiter der Computertomographie eines auditierten Betriebs (Kantonsspital Baden), ein MTRA vom Inselspital Bern als Auditor sowie eine Radiologin der Schweizerischen Gesell-schaft für Radiologie. Dank dieser unterschiedli-chen Perspektiven erhielt das Publikum ein diffe-renziertes Bild zu Konzept, Umsetzung und allfälligen Stolpersteinen bei diesem anspruchs-vollen Projekt.

Strahlenschutz ist Gesundheitsschutz Von wirksamen Strahlenschutzmassnahmen profitieren Patient/innen sowie das medizini-sche Personal gleichermassen. Die durchschnitt-liche Strahlenbelastung pro Einwohner/in steigt bekanntlich aufgrund medizinischer Anwendun-gen stetig. Zwischen 1998–2013 ist sie im medi-zinischen Bereich um 40 % angewachsen, von 1,0 auf 1,4 mSv/Jahr. Strahlenschutz sei deshalb auch ein Gesundheitsthema, und deshalb Teil der BAG-Strategie «Gesundheit2020», so Pascal Strupler.

Abb. 10: Der Austausch von Behörden und Praxisleuten fördert eine gelebte Strahlenschutzkultur: Do the right procedure and do it right

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Nicht zuletzt seien ungerechtfertigte medizini-sche Strahlenanwendungen aber auch ein Kos-tenfaktor: Der BAG-Direktor spannte am Ende seiner Ausführungen den Bogen zu Health Tech-nology Assessment (HTA), der systematischen Bewertung medizinischer Verfahren und Techno-logien. Dabei geht es insbesondere um die Vor-aussetzungen zur Wirksamkeit, Zweckmässig-keit und Wirtschaftlichkeit medizinischer Leistungen.

Zukunftsgerichtetes Triple-A-Konzept für die Anwendung von Strahlen Strahlenschutz soll in den medizinischen Betrie-ben kein Fremdkörper sein, sondern auf sämtli-chen Hierarchiestufen in die bestehende Sicher-heitskultur und das Qualitätsmanagement eingebunden werden, betonte der Strahlen-schutzleiter des BAG, Sébastien Baechler. Zum Schutz von Patienten und Personal solle auch die Schweiz das international abgestützte «Triple A Concept» implementieren: Die drei A sind ein Akronym für Awareness, Appropriateness und Audit. Awareness steht für die Sensibilisierung von Patienten und Personal gegenüber Strahlen-risiken, mit Appropriateness soll die Anwendung von Strahlen angemessen zugewiesen und durchgeführt werden und Audits bezwecken, ungerechtfertigte Untersuchungen zu vermei-den. Mit der Revision der Strahlenschutzverord-nung sind die Grundsteine für die Umsetzung des Triple-A-Konzepts gelegt: Die deutliche Ver-stärkung der Strahlenschutzprinzipien Optimie-rung und Rechtfertigung sowie die Einführung von klinischen Audits.

Klinische Audits and more: Neue Aufgaben, Konzepte und Prozesse aufgrund der Revision Etwa 80 % des anwesenden Publikums wuss-ten bereits vor der Tagung über die Revision der Strahlenschutzverordnung Bescheid, dies ergab eine spontane Umfrage vor Ort. Das mag einer-seits an der gezielten Informationstätigkeit des BAG liegen, anderseits waren viele Fachgesell-schaften bei der Ausarbeitung der Gesetzesvor-lage eingebunden. Im Hinblick auf die Umset-zung der geänderten Vorgaben empfahlen die BAG-Fachleute den anwesenden Sachverständi-gen, folgende Aufgaben ab 2018 vordringlich zu planen:• Ausarbeitung eines Qualitätshandbuches als

Vorbereitung auf die Klinischen Audits;• Ausarbeitung eines betriebsinternen Konzepts

für die neu eingeführte Fortbildung;• Verstärkter Einbezug der Medizinphysiker im

OP, insbesondere im Hinblick auf den tieferen Dosisgrenzwert für Augenlinse und Extremitä-ten für das Personal;

• Registrierung, Analyse, Meldepflicht für medi-zinische Strahlenereignisse.

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Es ist klar, dass die medizinischen Betriebe nicht alle neuen Anforderungen gleich ab 1. Januar 2018 werden umsetzen können – das BAG wird in den ersten Monaten Kulanz zeigen. Der Auf-wand für die Umsetzung der Neuerungen kann je nach Betrieb recht gross sein, es braucht viel Denkarbeit für neue Konzepte und Anpassun-gen bestehender Prozesse – das schilderte Roland Simmler, Medizinphysiker einer grossen Spitalgruppe, sehr anschaulich aufgrund der eigenen Erfahrungen.

Neue Expertengruppe der KSR zur Rechtfer-tigung Ein Teil der StSV-Revision betrifft die Erweite-rung des Optimierungsprozesses und die Ver-stärkung der Rechtfertigung (vgl. StSV Art. 27–31 und Art. 198). Insbesondere bei der Recht-fertigung werden die Empfehlungen der Eidge-nössischen Kommission für Strahlenschutz (KSR) erwartet, um die Vorgaben der StSV um-setzen zu können. Lange Zeit sei im Strahlen-schutz die «Optimierung» vor der «Rechtferti-gung» gestanden, obwohl gerade hier 100 % Dosis (und Kosten) eingespart werden könnten,

so argumentierte Prof. Peter Vock, ehemaliger Radiologie-Institutsdirektor am Inselspital Bern. Er leitet neu die Expertengruppe der KSR zur Rechtfertigung auf der sogenannten «Ebene 2». Auf Ebene 2 wird eine spezifische Untersu-chung für eine generische Indikation definiert und gerechtfertigt. Ziel der zweiten Rechtferti-gungsstufe ist es zu beurteilen, ob das Verfah-ren die Diagnose oder die Behandlung verbes-sert und die benötigte Information über den exponierten Patienten verschafft. Die Arbeits-gruppe wird bestehende europäische und inter-nationale Guidelines analysieren und auf deren Anwendbarkeit in der Schweiz prüfen. Erste Stellungnahmen zu konkreten Rechtfertigungs-situationen sind im Laufe des Jahres 2018 zu erwarten.

Abb. 11: Blick in die Zukunft: Auf Basis der ICRP Empfehlung zu künftigen Forschungsschwer-punkten beleuchtete Prof. François Bochud Aspekte wie die Weiterverfolgung der Studien zu den Effekten niedriger Strahlung, die individuelle Radiosensibilität und den Lebensstil sowie die Berücksichtigung ethischer Grundwerte im Strahlenschutz.

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Historische NachforschungenIm Rahmen des Aktionsplans hat das BAG die Universität Bern damit beauftragt, historische Nachforschungen zu potentiell mit Radium-226 kontaminierten Gebäuden in der Schweiz durch-zuführen. Die Ergebnisse dieser Studie werden im ersten Quartal 2018 veröffentlicht. Die Uni-versität Bern hat das BAG bereits darüber infor-miert, dass die Zahl potentiell kontaminierter Gebäude die ursprünglich bei der Lancierung des Aktionsplans geschätzten 500 Gebäude übersteigt. Diese Gebäude liegen hauptsächlich in den Kantonen Neuenburg, Bern und Solo-thurn und sekundär in den Kantonen Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Freiburg, Genf, Jura, Luzern, St. Gallen, Schaffhausen, Tessin, Wallis, Waadt und Zürich.

Diagnostische Untersuchungen bei potenti-ell kontaminierten GrundstückenBisher wurden fast 400 Grundstücke (Gebäude und Gärten) hauptsächlich in den Kantonen Neu-enburg, Bern und Solothurn, aber auch in den Kantonen Basel-Landschaft, Genf, Jura, Tessin, Waadt und Zürich untersucht. Eine diagnosti-sche Untersuchung besteht aus der Messung der Dosisleistung auf der gesamten Grundfläche des betroffenen Gebäudes oder der betroffenen Aussenfläche. Gemessen wird auf zwei Ebenen in 10 cm bzw. 1 Meter Höhe ab Boden. Der Ab-stand der Messpunkte auf diesen Ebenen be-trägt 1 Meter.

Wenn in Innenräumen Spuren von Radium vor-handen sind, berechnet das BAG anhand der Dosisleistungen und Expositionsszenarien die zusätzliche Jahresdosis, der sich die Gebäude-

Nutzenden aussetzen könnten. Zeigen die Be-rechnungen, dass der für die Schweizer Bevöl-kerung zulässige Grenzwert von 1 mSv pro Jahr überschritten ist, werden Eigentümer, betroffe-ne Personen, Kanton und Gemeinde informiert und die Räumlichkeiten saniert. Gärten sind sanierungsbedürftig, wenn die Konzentration von Radium-226 in der Erde den Grenzwert von 1000 Becquerel pro Kilogramm (Bq/kg) über-steigt.

Bei 80 der kontrollierten Liegenschaften war eine Sanierung wegen Radium-226-Kontamina-tionen erforderlich. In den meisten Fällen lag die berechnete Dosis in den Innenräumen zwischen 1 und 10 mSv/Jahr. Bei 5 Gebäuden wurde jedoch eine Dosis zwischen 10 und 17 mSv/Jahr festgestellt. Die maximalen gemessenen Radium-226-Werte in Bodenproben von zu sanierenden Gärten lagen durchschnittlich bei 16’500 Bq/kg. In einem Fall wurden punktuell Werte von gegen 210’000 Bq/kg gemessen.

Ausserdem hat das BAG fünf ehemalige Indus-triestandorte identifiziert, bei denen aufgrund einer Radium-226-Kontamination eine Sanie-rung erforderlich ist. Diese sind aber bereits im Kataster der belasteten Standorte aufgeführt. Es muss ein Ansatz entwickelt werden, wie künftig bei Überschneidungen der Zuständigkeit von BAG und Bundesamt für Umwelt (BAFU) vorzugehen ist.

Aktionsplan Radium 2015–2019

Der Aktionsplan Radium 2015–2019 verfolgt das Ziel, die radiologi-schen Altlasten zu sanieren, die in der Uhrenindustrie durch die Ver-wendung von Leuchtfarbe mit Radium-226 bis in die 1960er-Jahre entstanden sind. Bisher wurden bei fast 400 Gebäuden diagnostische Radiummessungen vorgenommen. 80 dieser Gebäude müssen sa-niert werden, bei mehr als 50 Gebäuden laufen die Sanierungsarbei-ten oder sind bereits abgeschlossen. Mit historischen Nachforschun-gen will das BAG weitere kontaminierte Gebäude eruieren.

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SanierungsprogrammVon den 80 Gebäuden mit Sanierungsbedarf werden im Moment über 50 Gebäude saniert oder sind bereits saniert. Das Sanierungskon-zept beinhaltet die Planung, die Beseitigung der Kontamination, die Wiederherstellung, die Schlusskontrolle und die Entsorgung der Abfälle. Ziel ist es, die Kontaminationen so stark wie möglich zu verringern und an jedem Punkt 10 cm über dem Boden eine Umgebungs-Äqui-valentdosisleistung von weniger als 100 nSv/h zu erreichen. Folgende Massnahmen werden am häufigsten durchgeführt: Entfernung konta-minierter Materialien (Teppiche, Radiatoren usw.), Entfernung von Bodenbelägen und frühe-ren Isolationen (Fussboden, Parkett, Schlacke), Abschleifen von Belägen (Farbanstriche, Fens-terbretter) oder Entfernung von Erde (Gärten, Rasen usw.). Der Umfang der Massnahmen wird dabei so optimiert, dass die künftige Be-wohnbarkeit des Objekts gewährleistet ist so-wie die finanziellen Aufwendungen für den Bund und die Störungen für die Bewohner trag-bar sind.

Schwach mit Radium-226 kontaminierte Abfälle kommen in Zwischenlager, bis sie gemäss den gesetzlichen Bestimmungen entsorgt werden können. Für die Zwischenlagerung bestehen vier Standorte in den Kantonen Bern, Genf, Neu-enburg und Solothurn. Das BAG stellt mit Strah-lenschutzmassnahmen sicher, dass Personen, die sich an diesen Standorten oder in ihrer Um-gebung aufhalten, keinen Strahlendosen ausge-setzt sind, welche die zulässigen Grenzwerte überschreiten. Inerte Materialien mit einer spe-zifischen Aktivität von höchstens der tausendfa-chen Freigrenze (LE) werden nach Artikel 82 der Strahlenschutzverordnung (StSV) von 1994 in bestehenden Deponien gelagert. Ab dem 1. Januar 2018 wird die Freigrenze (LE) für Radium-226 durch die viermal tiefere Befrei-ungsgrenze (LL) ersetzt. Gemäss Artikel 83 StSV darf die wöchentlich mit Zustimmung der Bewilligungsbehörde zur Verbrennung zugelas-sene Aktivität die tausendfache Bewilligungs-grenze (LA) nicht überschreiten. Abfälle, welche diese Werte übersteigen, werden im Bundes-zwischenlager (BZL) in Würenlingen entsorgt.

Information der Öffentlichkeit über den AktionsplanEin Lenkungsausschuss und eine Begleitgruppe stellen den Informationsaustausch zwischen allen Akteuren des Aktionsplans sicher. Das BAG informiert die Öffentlichkeit über das Inter-net laufend zum Stand des Projekts, der für den Stichtag 31. Dezember 2017 in Abb. 13 darge-stellt ist. Das BAG hat ausserdem Ende 2017 die Bevölkerung der Kantone Genf und Basel-Land-schaft mit zwei Medienmitteilungen über den Stand der diagnostischen Untersuchungen und der Sanierungen informiert.

Überwachung von Deponien und anderen kontaminierten StandortenDas BAG muss Deponien, die vor 1970 in Be-trieb waren, und andere Standorte, die als po-tenziell mit Radium kontaminiert gelten, sachge-recht radiologisch überwachen und begleiten, insbesondere wenn der Standort saniert oder wiederhergestellt werden muss. Das BAG setzt diese Aufgabe in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt sowie den betrof-fenen Gemeinden und Kantonen um. Bei den mehr als 8000 Standorten, die vor 1970 in Be-trieb waren, wurden Prioritäten risikobasiert festgelegt: Sofern die ehemaligen Deponien geschlossen und die potenziell kontaminierten Abfälle nicht zugänglich sind, ist das gesundheit-liche Risiko durch Radium sehr gering. Bei 44 Deponien, die möglicherweise gemäss der Verordnung über die Sanierung von belasteten Standorten AltlV konventionell zu sanieren sind, wird abgeklärt, ob eine Radiumüberwachung erforderlich ist.

Abb. 12: Sanierung eines mit Radium-226 kontaminierten Fussbodens in La Chaux-de-Fonds (Quelle: BAG)

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weitere Abklärungen nicht sicher schliessen, ob mit Radium-226 kontaminierte Abfälle in diesen Deponien vorhanden sind. Das BAG hat im Rah-men des vom BAFU durchgeführten Projekts ChloroKarst auch Radiummessungen bei Was-serproben von Karstquellen im Kanton Neuen-burg vorgenommen.

Die entsprechenden Kontrollen wurden 2017 fortgeführt, namentlich im Kanton Neuenburg. Das BAG hat bei den ehemaligen, im Kataster der belasteten Standorte aufgeführten Deponi-en Bulles und Sombaille mehrere Sickerwasser-Proben entnommen, um zu prüfen, ob Sanierun-gen erforderlich sind. Ausserdem wurde das Wasser von acht Quellen des Doubs analysiert. Die Ergebnisse der Radiummessungen zeigten, dass die Werte bei allen Quellen unter der Nach-weisgrenze von 5 mBq/l lagen. Auch wenn die Werte für das Sickerwasser der Deponien höher waren, lässt sich aus diesen Ergebnissen ohne

Abb. 13: Stand des Aktionsplans Radium am 31. Dezember 2017

Anzahl

Gebäude

91

29

106

32

39

22

319

Stand der

diagnosti-

schen

Messungen

Anzahl

Gebäude

128

37

125

35

49

25

399

Kanton BE

Kanton NE

Kanton SO

andereKantone

Total

Anzahl

Gebäude

37

8

19

3

10

3

80

Anzahl

Gebäude

23

8

15

6

1

53

betroffene Gemeinden

Biel/Bienne

Bern, Cortébert, Hasle b.

Burgdorf, La Neuveville,

Lengnau bei Biel,

Loveresse, Lyss, Moutier,

Nidau, Orpund, Pieterlen,

Reconvilier, Sonvilier,

Tramelan

La Chaux-de-Fonds

Colombier, Corcelles,

Fleurier, Le Locle,

Neuchâtel, Peseux

Aedermannsdorf,

Bettlach, Biberist,

Grenchen, Holderbank,

Langendorf, Olten,

Solothurn, Trimbach,

Welschenrohr, Zuchwil

Arogno (TI), Carouge (GE),

Courgenay (JU),

Delémont (JU), Genève,

Küsnacht (ZH), Lausanne

(VD), Le Noirmont (JU),

Le Sentier (VD),

Les Breuleux (JU),

Les Pommerats (JU),

Locarno (TI), Porrentruy

(JU), Ziefen (BL)

Fälle ohne Sanierungsbedarf

Ergebnisse der diagnostischen Messungen Stand der Sanierungen

Sanierungsfälle Sanierung abgeschlossen(oder laufend)

betroffene Gemeinden

Biel/Bienne

Kräiligen, Nidau, Moutier,

Orpund, Tavannes

La Chaux-de-Fonds

Fleurier, Neuchâtel

Bellach, Bettlach,

Biberist, Grenchen,

Welschenrohr

Genève,

Waldenburg (BL)

betroffene Gemeinden

Biel/Bienne

Kräiligen, Nidau, Orpund,

Tavannes

La Chaux-de-Fonds

Bettlach, Biberist,

Grenchen

Genève

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Umsetzung der neuen Gesetzes-bestimmungen

Die neuen Gesetzesbestimmungen zu Radon sind im Wesentlichen in der revidierten Strahlen-schutzverordnung (StSV) zu finden, aber auch in der Verordnung über die Gebühren im Strahlen-schutz, in der Strahlenschutz-Ausbildungsverord-nung sowie in der Dosimetrieverordnung. Die Neuerungen im Radonbereich sind auf einem Merkblatt unter www.strahlenschutzrecht.ch zusammengefasst. Das BAG hat verschiedene Arbeiten im Hinblick auf die Umsetzung der revi-dierten Strahlenschutzverordnungen durchge-führt.

Neue Wegleitung für RadonIn Räumen, in denen sich Personen regelmässig während mehrerer Stunden täglich aufhalten, gilt ab 1. Januar 2018 für die Radonkonzentration ein Referenzwert von 300 Bq/m3 (Art. 155 StSV). Er ersetzt den bisherigen Grenzwert von 1000 Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m3). Das BAG hat im Juni 2017 eine Arbeitsgruppe beauftragt, eine Wegleitung zu erarbeiten, welche die Um-setzung des neuen Referenzwerts erleichtern soll. Diese Arbeitsgruppe besteht aus Vertrete-rinnen und Vertretern der Konferenz der Vorste-her der Umweltschutzämter (KVU), des Ver-bands der Kantonschemiker der Schweiz (VKCS), der Suva, des Eidgenössischen Depar-tements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz

und Sport (VBS), des Schweizerischen Ingeni-eur- und Architektenvereins (SIA) und des Haus-eigentümerverbands (HEV).

Ein erster Entwurf der Wegleitung ermöglicht es Eigentümern von Liegenschaften, die Dringlich-keit einer Radonsanierung prüfen zu können, falls der Referenzwert von 300 Bq/m3 überschrit-ten wird. Gemäss Artikel 166 StSV hat der Ge-bäudeeigentümer die notwendigen Sanierungs-massnahmen zu treffen und die Kosten dafür zu tragen, nachdem ihm das BAG und die Kantone Empfehlungen über die Dringlichkeit der Sanie-rungsmassnahmen abgegeben haben. Die Be-lastung für die Gebäudenutzer hängt von ihrer Aufenthaltsdauer im Gebäude und der im Ge-bäude gemessenen Radonkonzentration ab. Im November 2017 wurde der Entwurf für die Weg-leitung allen Kantonen zur Konsultation vorge-legt und am 23. Informationstag Radon vorge-stellt. Das BAG hat die Wegleitung Anfang 2018 veröffentlicht.

In der Wegleitung sind weitere Aspekte präzi-siert, insbesondere Kriterien zur Unterstützung der Vollzugsbehörden bei der Priorisierung der Radonmessungen in Schulen und Kindergärten (Art. 164 StSV) sowie Kriterien zur Anordnung einer Sanierung (Art. 166 StSV). Notwendig ist auch eine genauere Festlegung der Modalitäten für die Abgabe von Informationen zur Radonpro-blematik im Rahmen der Baubewilligungsver-fahren (Art. 163 StSV).

Aktionsplan Radon 2012–2020

2017 bereitete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Umsetzung der neuen Gesetzesbestimmungen zu Radon vor, die ab dem 1. Januar 2018 gelten. Es hat ein Merkblatt veröffentlicht, um interes-sierte Kreise über die künftigen gesetzlichen Vorschriften zu infor-mieren. Im Weiteren hat eine vom BAG beauftragte Arbeitsgruppe begonnen, eine Wegleitung zur Umsetzung des neuen Referenz-werts von 300 Bq/m3 zu verfassen. Überdies hat das BAG die zu erneuernden Akkreditierungen der Radonmessstellen und die Publika-tion der neuen Radonkarte vorbereitet. Parallel dazu wurden weitere Projekte zur Sensibilisierung der Baufachleute und der Öffentlichkeit durchgeführt.

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Weitere VorbereitungsarbeitenDas BAG muss die Akkreditierungen für die Radonmessstellen erneuern. Gemäss Artikel 159 StSV anerkennt das BAG eine Messstelle für Radonmessungen, wenn diese über das notwendige Fachpersonal und Messsystem verfügt und keine Interessenskonflikte beste-hen. Die Anerkennung ist auf fünf Jahre befris-tet. Die anerkannten Radonmessstellen sind künftig verpflichtet, sich an die vorgeschriebe-nen Messprotokolle zu halten (Art. 160 StSV). Die Mindestmessdauer in Räumen, in denen sich Personen regelmässig während mehrerer Stunden täglich aufhalten, beträgt 90 Tage in der Heizperiode (zwischen Oktober und März). Im November 2017 informierte das BAG alle aner-kannten Messstellen und die Kantone über die notwendige Erneuerung der Akkreditierungen für Messungen in Wohnräumen, Schulen, Kin-dergärten und bei Arbeitsplätzen. Neue Aner-kennungsentscheide werden bei einem für den 1. März 2018 vorgesehenen Treffen ausgestellt. Für Messungen an radonexponierten Arbeits-plätzen braucht es eine spezifische Ausbildung, die im Sommer 2018 organisiert wird.

Das BAG hat die Publikation der neuen Radon-karte (Art. 157 StSV) zusammen mit dem Institut für Radiophysik (IRA) und Swisstopo erarbeitet. Diese Karte zeigt die Wahrscheinlichkeit (in %), dass der Referenzwert von 300 Bq/m3 für die Radonkonzentration in Gebäuden überschritten wird (Abb. 14). Die Berechnung dieser Wahr-scheinlichkeit beruht auf den bisher in Gebäu-den in der Schweiz durchgeführten Radonmes-sungen (www.map.geo.admin.ch).Die neue Radonkarte wird 2018 auf der Internet-seite www.map.geo.admin.ch veröffentlicht.

Das BAG nutzte die Revision der Gesetzgebung, um die Zuständigkeit der Radonfachpersonen rechtlich zu verankern und Anforderungen an deren Aus- und Fortbildung festzulegen. Ver-schiedene Ausbildungszentren haben bereits Fortbildungen organisiert, namentlich die Hoch-schule für Technik und Architektur Freiburg, die Eidgenössische Technische Hochschule Lau-sanne, die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Muttenz, die Università della Svizzera italiana und die Scuola universitaria professiona-le della Svizzera italiana (SUPSI). Das BAG hat ein Informationsschreiben über die neuen ge-setzlichen Bestimmungen an die Ausbildungs-

Abb. 14: Karte mit Angaben zur Wahrscheinlichkeit in Prozent, dass der Referenzwert von 300 Bq/m3 überschritten wird (BAG, Stand 2017)

< 11-10 10-20> 20

50 km

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zentren und die fast 250 in der Schweiz tätigen Radonfachleute geschickt. Gemäss Artikel 161 StSV hat das BAG die Radonfachpersonen gebeten, dem BAG einen neuen Antrag zu stellen, um auf der Liste zu bleiben, die unter www.ch-radon.ch verfügbar ist.

Ausbildung der Baufachleute und Information der Öffentlichkeit

Im Rahmen der 2015 geschaffenen Ausbildungs-plattform fand am 10. März 2017 ein Treffen statt, um die Radonproblematik in die Grundaus-bildung der betreffenden Baufachleute aufzu-nehmen. Betreut wird diese Plattform von Do-zierenden der Hoch- und Berufsschulen. Diese Initiative erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI). Der Schweizerische Platten-verband (SPV) und SolSuisse sowie die Berner Fachhochschule haben die Radonproblematik in ihre jeweiligen Studiengänge aufgenommen.

Derzeit entwickelt das Ingenieurbüro Ghielmetti in Igis ein virtuelles Radonhaus in Zusammenar-beit mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Chur. Für Ausbildungszwecke steht dieses neue Tool 2018 bereit.

Das BAG hat zusammen mit dem Faktor Verlag AG, der auf die Publikation von Büchern und Zeitschriften in den Themenbereichen Architek-tur, Technologie, Energie und Nachhaltigkeit spezialisiert ist, ein neues Radon-Handbuch veröffentlicht (Abb. 15). Der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) und der Schweizerische Verein von Gebäudetechnik-Ingenieuren sind Mitherausgeber. Das neue Handbuch berücksichtigt die spezifischen Be-dürfnisse der Planung und der Bauherrschaften und veranschaulicht die konzeptionellen und technischen Aspekte des Radonschutzes bei Neubauten und bestehenden Gebäuden. Die deutsche Version wird im Januar 2018 veröffent-licht und kann beim Faktor Verlag AG bestellt werden (www.faktor.ch, [email protected], Telefon 044 316 10 60). Die französische und die italieni-sche Ausgabe werden im Frühling 2018 erschei-nen.

Das BAG hat bei 300 Immobilieneigentümern eine Umfrage durchgeführt, um den Anteil von Gebäuden zu schätzen, welche den ehemaligen Grenzwert von 1000 Bq/m3 überschreiten, der bis zum 31. Dezember 2017 galt. Die Umfrage hat gezeigt, dass ca. 45 % der betroffenen Ei-gentümer/innen ihre Liegenschaft saniert ha-ben. Die Ergebnisse wurden an verschiedenen Anlässen präsentiert und in einem Artikel der Fachzeitschrift Journal of Radiological Protection veröffentlicht (Fabio Barazza et al., 2018, J. Radiol Prot., 38 (2018) 25–33).

Das BAG unterstützt derzeit zwei Projekte zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Radon-problematik im Zusammenhang mit der Qualität der Raumluft. Es handelt sich um die Ausstel-lung «Wohlbefinden in Gebäuden», die von der Stiftung Aiforia entwickelt wurde und in der Bauarena in Volketswil zu sehen ist, sowie um das Projekt «JURAD-BAT» des Programms Inter-reg Frankreich-Schweiz, das die Problematik der Raumluft in der Grenzregion des Jura beleuchtet.

Abb. 15: Titelblatt des neuen Radon-Handbuchs

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Überwachung der Umwelt

Die Überwachung der Radioaktivität in der Umwelt gehört zu den ständigen Aufgaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Diese Überwachung soll jeden signifikanten Anstieg der Radioaktivität in der Umwelt rasch erkennen und die durchschnittliche jährliche Strah-lendosis bestimmen, der die Schweizer Bevölkerung ausgesetzt ist. Zu diesem Zweck betreibt das BAG ein Messnetz zur automatischen Bestimmung der Radioaktivität in der Luft und im Wasser. Parallel dazu erarbeitet es ein Programm mit Proben und Messungen, an dem sich auch andere Laboratorien des Bundes sowie Kantone und Hochschulinstitute beteiligen. Die Ergebnisse dieser Überwachung werden jedes Jahr im «Jahresbericht Umweltradioaktivität und Strahlendosen» sowie auf der Internetplattform «Radenviro» des BAG veröffentlicht (www.radenviro.ch).

Neues automatisches Messnetz URAnetDas automatische Messnetz des BAG zur Über-wachung der Radioaktivität in der Luft wird der-zeit saniert. Die Ablösung der alten RADAIR-Sonden durch neue Messsonden im URAnet-Messnetz (URAnet aero) wurde 2016 in Angriff genommen und 2017 mit der Einrichtung und Inbetriebnahme der letzten 7 der insgesamt 15 Stationen des Messnetzes abgeschlossen (sie-he Abbildung 16). Dadurch wird eine substan-zielle Verbesserung der Überwachung erreicht, da die neuen Stationen die in Aerosolen vorhan-denen Radionuklide (Gammastrahler) nachwei-sen und individuell quantifizieren können. Die alten RADAIR- Stationen konnten hingegen nur die Gesamtaktivität der - und -Strahler mes-sen. Bei einer Messung über 12 Stunden kann das System Caesium-137 in Konzentrationen zwischen 1 und 2,5 mBq/m3 nachweisen. Ob-wohl nun alle Überwachungssonden in Betrieb sind, ist das Netz noch nicht vollständig einsatz-fähig: Erste Daten sollten online im Laufe der ersten Jahreshälfte 2018 vorliegen. Der Bereich des Messnetzes zur Überwachung des Wassers (URAnet aqua) ist seit 2015 in Betrieb.

Wichtigste Ergebnisse der Überwachung 2017Die Messergebnisse aus der Umweltüberwa-chung 2017 zeigen, dass die natürliche Radioak-tivität in der Schweiz überwiegt. Allerdings be-stehen, hauptsächlich aufgrund der Geologie, regionale Abweichungen. Die Radioaktivität künstlichen Ursprungs als Folge des Nieder-schlags von Kernwaffentests und des Unfalls in Tschernobyl ist geografisch ebenfalls ungleich-mässig verteilt: In den Alpen und auf der Alpen-südseite sind die Werte für Caesium-137 und Strontium-90 noch immer leicht höher als im Mittelland.

Obwohl die Konzentrationen von Caesium-137 seit 1986 stetig abnehmen, werden in bestimm-ten Nahrungsmitteln (z. B. einheimische oder eingeführte Wildpilze, Honig oder Heidelbeeren) noch immer erhöhte Werte gemessen. Über-schreitungen des neuen Grenzwerts für Lebens-mittel, der gemäss der am 1. Mai 2017 in Kraft getretenen Tschernobyl-Verordnung bei 600 Bq/kg liegt, wurden 2017 im Fleisch von Tessiner Wildschweinen festgestellt. Seit eini-gen Jahren kontrolliert der Veterinärdienst des Kantons Tessin systematisch die Radioaktivität aller auf dem Kantonsgebiet gejagten Wild-schweine. Davon abgesehen wurden 2017 bei den in der Schweiz geprüften Lebensmitteln

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Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspek-torat ENSI hat mit Blick auf den Rückbau des Kernkraftwerks Mühleberg in Zusammenarbeit mit dem BAG 2017 ein Programm für zusätzliche Messungen in der Umgebung des Kernkraft-werks lanciert. Die radiologische Situation in der Umgebung der Kernkraftwerke ist gut bekannt, da während der gesamten Betriebsdauer Über-wachungsmessungen durchgeführt wurden. Gewisse spezielle Radionuklide (Eisen-55, Ni-ckel-63, Strontium-90, Actinoide), die beim Be-trieb nicht dominieren und deshalb kaum ge-messen wurden, dürften bei den Stilllegungs-arbeiten freigesetzt werden. Das Ziel der für drei Jahre vorgesehenen zusätzlichen Messun-gen besteht darin, vor dem Beginn der Arbeiten einen Nullpunkt für diese Radionuklide festzu-setzen, damit sich später die effektiven radiolo-gischen Auswirkungen durch den Rückbau der Anlage auf die Umwelt bestimmen lassen.

In der unmittelbaren Umgebung von Unterneh-men, die Tritium verwenden, ergab die Überwa-chung eine signifikante Kontamination der Um-welt (Niederschläge, Lebensmittel), insbeson-dere in Niederwangen. Zwar waren die Werte, die in den untersuchten Niederschlägen in der Umgebung des Unternehmens mb Microtec gemessen wurden, leicht tiefer als in der Ver-gangenheit (maximal 1315 Bq/l im Jahr 2017, was 11 % des Immissionsgrenzwerts für Tritium in den öffentlich zugänglichen Gewässern ent-spricht), in Lebensmitteln wurden aber höhere Werte gemessen. Beispielsweise betrug die

keine weiteren Überschreitungen des Grenz-werts für Caesium-137 beobachtet. Seit dem 1. Mai 2017 und dem Inkrafttreten der neuen Lebensmittelgesetzgebung existiert in der Schweiz kein Toleranzwert mehr für Radionukli-de. Ausser für Caesium-137 infolge des Unfalls in Tschernobyl gibt es auch keine Grenzwerte mehr.

Im Rahmen der Überwachung der Kernkraftwer-ke und der Forschungszentren (PSI, CERN) wur-den mit den 2017 durchgeführten Messungen Spuren von Luftemissionen nachgewiesen. Feststellbar waren namentlich erhöhte Kohlen-stoff-14-Werte in Blättern in der Umgebung der Kernkraftwerke oder erhöhte Konzentrationen von Isotopen mit kurzer Halbwertszeit (Natri-um-24, Iod-131), welche die Beschleuniger der Forschungszentren produzieren. In den Flüssen zeigten sich gelegentlich Spuren flüssiger Abga-ben in den Sedimenten, insbesondere Cobalt-Isotope flussabwärts des Kernkraftwerks Müh-leberg. Die Messungen ergaben im Mai auch leicht erhöhte Tritium-Konzentrationen (maxima-le Aktivität von 15,5 Bq/l) in der Aare nach der Revision des Kernkraftwerks Gösgen. Bei Weil am Rhein betrugen die monatlichen Tritium-Konzentrationen im Rhein unter 4–5 Bq/l. Die Abgaben dieser künstlichen Radionuklide an die Umwelt blieben aber immer deutlich unter den erlaubten Werten.

Abb. 16: Das neue automatische Messnetz des BAG zur Überwachung der Radioaktivität in der Luft (URAnet). Grün sind die Standorte der Wassersonden eingetragen (URAnet Aqua). Die Stationen zur Überwachung der Aerosole sind violett eingezeichnet (URAnet Aero).

URAnet Aqua URAnet Aero

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Tritiumkonzentration im Destillat einer Rhabar-ber-Probe, die der Kanton Bern in der Nähe die-ses Unternehmens im August 2017 gesammelt hatte, 664 Bq/l. Der Konsum solcher Lebensmit-tel stellt keine Gefahr für die Gesundheit dar, da selbst bei einer Menge von 10 kg Rhabarber oder Salat mit dieser Konzentration eine Dosis von deutlich weniger als 1 Mikro-Sv aufgenom-men würde. Dennoch handelt es sich um unge-wöhnlich hohe Werte. Massnahmen zur künfti-gen Reduktion der Emissionen wie eine Mo-dernisierung der Anlagen oder die Optimierung der Arbeitsmethoden werden derzeit von die-sem Unternehmen geprüft.

Im ersten Quartal 2017 hat ein Arzt aus der Zent-ralschweiz eine Zunahme des Urangehalts in den Urinproben seiner Patienten gemeldet. Diese Patienten wurden vorher mit Chelaten-Medikamenten behandelt. Die gefundenen Werte stellten kein gesundheitliches Risiko dar. Ausserdem hat die Umweltüberwachung wäh-rend dieser Zeit keine erhöhten Konzentrationen von Uran weder in der Luft noch im Wasser er-geben.

Ruthenium-106 zwischen Ende September und Anfang Oktober 2017 in der Luft im TessinAb Ende September 2017 haben mehrere euro-päische Radioaktivitäts-Messlaboratorien Ru-thenium-106 in der Atmosphäre entdeckt. In der Schweiz stellte das BAG bei der Überwachung der Radioaktivität in der Luft in Cadenazzo (Tes-sin) zwischen dem 25. September und dem 2. Oktober ebenfalls eine Konzentration von 50 Mikro-Bq/m3 Ruthenium-106 fest. Zwischen dem 2. und 3. Oktober erreichte die Höchstkon-zentration 1900 Mikro-Bq/m3. Danach ging die Konzentration von Ruthenium-106 in der Luft schrittweise zurück. Zwischen dem 3. und 4. Oktober betrug sie noch 480 Mikro-Bq/m3. Anschliessend sank sie auf 466 Mikro-Bq/m3 zwischen dem 4. und 5. Oktober und auf 320 Mikro-Bq/m3 zwischen dem 5. und 6. Oktober; ab dem 7. Oktober waren dann keine Spuren mehr nachweisbar.

Die maximal gemessene Konzentration von Ruthenium-106 war mit 1900 Mikro-Bq/m3 in der Luft in Cadenazzo allerdings immer noch 350-mal kleiner als der für dieses Radionuklid in der Strahlenschutzverordnung festgelegte Immissi-onsgrenzwert in der Luft (667‘000 Mikro-Bq/m3) und stellte daher für die Gesundheit der Bevöl-kerung keine Gefahr dar. Das kantonale Tessiner Labor hat ausserdem am 4. Oktober Proben von Gras in Cevio, Mezzovico und Prato Leventina entnommen. In diesen Proben lagen die Ruthe-nium-106-Werte unter der Nachweisgrenze. Somit gab es keine Kontamination von Lebens-mitteln. Im Übrigen wurden bei den Messstatio-nen auf der Alpennordseite in der Schweiz in diesem Zeitraum in der Luft keine Spuren von Ruthenium-106 gefunden.

Weitere Informationen zu den Messergebnissen in anderen europäischen Ländern sowie zum möglichen Ursprung der Emissionen sind auf Seite 20 des vorliegenden Berichts zu finden.

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Radioaktivitätskontrolle am Grenzüber-gang in Chiasso

Im November 2017 organisierte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Zusammenarbeit mit dem Zollinspektorat Radioaktivitätskontrollen mit einem mobilen Messportal am Grenzübergang Chiasso-Strada. Dieses Portal wird seit 2015 gemeinsam mit dem Paul Scherrer Institut (PSI) für Routinemessungen, hauptsächlich im Güterverkehr mit Last-wagen, eingesetzt. Dabei sollen allfällige herrenlose Strahlenquellen ausfindig gemacht werden. Wir haben das für diese Kontrollen zustän-dige Team einen Tag lang begleitet. Auch wenn das Messportal an jenem Tag den Alarm mehrfach wegen natürlicher Radioaktivität in der Ladung auslöste, entsprachen die beförderten Waren den gesetzlichen Anforderungen.

Am Montag, 20. November 2017, stehen wir am Warengrenzübergang Chiasso-Strada im Tessin. Lastwagen passieren der Reihe nach und ohne Unterbruch das Portal zur Radioaktivitätsmes-sung, das erst seit einigen Stunden in Betrieb ist. Reto Linder von der Sektion Forschungsanla-gen und Nuklearmedizin des BAG sowie Udo Strauch und Rouven Philipp vom PSI bilden das Messteam des Tages. Sie arbeiten mit dem Zoll-personal zusammen, das die Fahrzeuge zum Messportal leitet.

Laut Roberto Messina, Dienstchef MobeTeam IV der Eidgenössischen Zollverwaltung, über-queren rund 3500 Lastwagen täglich die Grenze in Chiasso. Die Zollkontrollen erfolgen in der Regel nach dem Zufallsprinzip. Bei deklarations-pflichtigen Importwaren können die Messungen bei Bedarf auf einen bestimmten Ladungstyp ausgerichtet werden. Beim Transitverkehr ist das hingegen nicht möglich.

Bei jedem Lastwagen, der das Portal passiert, wird die Dosisleistung auf beiden Seiten des Fahrzeugs gemessen. In einem in unmittelbarer Nähe aufgestellten Container visualisiert Udo Strauch vom PSI die Dosisleistungskurven auf einem Bildschirm. Weiter vorne könnte man Reto Linder fast mit einem Verkehrspolizisten verwechseln. Mit einer gelben Sicherheitswes-te ausgestattet, kategorisiert er die gemesse-nen Fahrzeuge. Überschreitet ein Transporter die Dosisleistungsschwelle von 0,1 Mikrosievert pro Stunde (μSv/Std.) über der natürlichen Hin-tergrundstrahlung, löst das Portal automatisch einen Alarm aus. Reto Linder stoppt dann das Fahrzeug, um eingehendere Kontrollen durchzu-führen. An jenem Tag löst namentlich ein aus Litauen kommender Lastwagen den Alarm aus. Mit einem tragbaren Gerät beginnt Reto Linder, die Dosisleistung direkt am Fahrzeug zu mes-sen, was ihm ermöglicht, einen Hotspot in der Grössenordnung von 1 μSv/Std. vorne rechts Abb 17: Durchfahrt eines Lastwagens durch

das mobile Messportal

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am Anhänger ausfindig zu machen, dessen Inhalt er anschliessend prüft. Das Produkt, das den Alarm ausgelöst hat, ist ein industrieller Zusatzstoff, der für die Reifenherstellung ver-wendet wird. Reto Linder entnimmt eine Probe davon, um sie mittels Gammaspektroskopie im Labor des BAG in Liebefeld analysieren zu las-sen. Jede Entdeckung und jeder Alarm werden zudem in einem Bericht dokumentiert. Bevor der litauische Transporter weiterfahren darf, prüft das Messteam, ob die Transportvorschrif-ten eingehalten werden, das heisst, ob die an der Aussenseite des Anhängers messbare Do-sisleistung den Grenzwert von 5 μSv/Std. nicht überschreitet und ob das Frachtgut den Trans-portpapieren wirklich entspricht.

Wie uns Udo Strauch vom PSI erklärt, handelt es sich hier nicht um einen Einzelfall. Gewisse Materialien wie Phosphatdünger oder Erde enthalten von Natur aus etwas Radioaktivität, deren Gammastrahlung am Messportal nach-weisbar ist. Diese Materialien werden als «na-türlich vorkommende radioaktive Stoffe» (natu-rally occurring radioactive materials, NORM) bezeichnet. Seit dem 1. Januar 2018 fallen die NORM in den Geltungsbereich der Strahlen-schutzverordnung (StSV). NORM-Befreiungs-grenzen (LLN) bestehen nun für Kalium-40 so-wie für natürliche Radionuklide der Uran-238- und der Thorium-232-Zerfallsreihe. Laut Reto Linder ermöglichen diese Kriterien eine bessere Bewältigung der NORM-Problematik, da die betroffenen Hersteller bei Überschreitung der LLN beispielsweise der Genehmigungspflicht unterstellt werden können.

Die Messungen am Grenzübergang Chiasso-Strada dauerten fünf Tage, an denen über 4000 Fahrzeuge kontrolliert wurden. Der Alarm wurde etwa 40-mal wegen NORM, namentlich in La-dungen mit Erde, Keramik, Chemikalien, Ze-ment oder Brandschutzmaterial, ausgelöst. Abschliessend hält Reto Linder fest: «Das BAG organisiert diese Art von Kontrollen periodisch. Dank der erworbenen Erfahrung sind wir bereit, ausserordentliche Situationen zu bewältigen, in denen die Schweiz mit der Einfuhr von grossen Mengen herrenloser Strahlenquellen oder kon-taminierter Materialien konfrontiert wird.» Zu solchen Situationen kam es in der Vergangen-heit, beispielsweise nach der Nuklearkatastro-phe in Fukushima oder bei der wiederholten Entdeckung von kontaminierten Stahlprodukten im Jahr 2009.

Mit der Inkraftsetzung der revidierten StSV per 1. Januar 2018 wurden die Be-stimmungen zur radiologischen Sicher-heit gemäss den Empfehlungen der In-ternationalen Atomenergieagentur (IAEA) und der Europäischen Union ver-schärft. Diese Verschärfung erfolgt kon-kret auf drei Handlungsebenen: • Verstärkung von Sicherheit und Siche-

rung hochradioaktiver Quellen;• Überwachung der Radioaktivität in Ab-

fallentsorgungs- und Recyclingbetrie-ben, damit herrenlose Strahlenquellen ausfindig gemacht werden;

• Periodische Grenzkontrollen, um allfälli-ge illegale Importe und Exporte von radioaktivem Material aufzudecken.

Abb. 18: Reto Linder vom BAG misst die Dosisleistung an einem Lastwagen aus Litauen

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Gesamtnotfallübung (GNU 2017) im Kern-kraftwerk MühlebergDas Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspek-torat ENSI schreibt für alle schweizerischen Kernanlagen vor, ihre Prozesse für einen radiolo-gischen Notfall mit einer Übung zu überprüfen. Dazu müssen eines der vier Kernkraftwerke sowie sämtliche weiteren betroffenen Stellen alle zwei Jahre eine Gesamtnotfallübung durch-führen. Das Szenario der sogenannten GNU17 hat das Kernkraftwerk Mühleberg betroffen. Das BAG hat an zwei Tagen daran teilgenom-men, um die internen Abläufe der Alarmierung sowie die Organisation des Krisenstabes zu überprüfen. Dank den Messresultaten der eben-falls in die Übung einbezogenen Probenahme-und Messorganisation konnte der Bundesstab das betroffene Gebiet in verschiedene Kontami-nationsgrade unterteilen und die Schutzmass-nahmen teilweise lockern.

Im Rahmen der Übung hat das BAG als feder-führendes Amt im Bundesstab den Entwurf einer Notverordnung vorgelegt, die im Ernstfall die bereits angeordneten Sofortmassnahmen

der Nationalen Alarmzentrale (NAZ) ablösen würde. Die Notverordnung stützt sich auf Artikel 20 des Strahlenschutzgesetzes (StSG). Das Ziel war, die angeordneten Sofortmassnahmen der NAZ den ersten Messresultaten entsprechend anzupassen. So wurden darin Entscheidkriterien und Schutzmassnahmen wie die sofortige nach-trägliche Evakuierung, die Einschränkungen für den Aufenthalt im Freien und die Aufhebung der Schutzmassnahmen, wo nicht mehr erforder-lich, definiert. Die Dosiswerte für die Schutz-massnahmen beruhen auf den Vorgaben der IAEA. Die vorgeschlagene Verordnung soll den Kantonen die Kriterien liefern, um im Notfall den Vollzug regeln zu können. Diese übungsmässig erarbeitete Notverordnung ist ein erster Schritt, um die neue Strahlenschutzverordnung im Be-reich der Notfallexpositionssituation umzuset-zen.

Strategische Führungsübung SFU17Ebenfalls 2017 hat während 30 Stunden die strategische Führungsübung SFU17 stattgefun-den, bei welcher der Bundesrat und die General-sekretariate ein anspruchsvolles Szenario zu bewältigen hatten: Es begann mit einer Bom-benexplosion in Genf und eskalierte mit Geisel-nahmen, Bombendrohungen, Cyberangriffen und einem Anschlag auf das Kernkraftwerk Mühleberg. Der Bundesrat bot im Rahmen der Übung den Bundesstab ABCN auf, um sich auf dessen beratende und koordinierende Funktion abzustützen. Das BAG hat als Mitglied dieses Bundesstabes den Bundesrat fachtechnisch unterstützen können. Die Auswertung nach Abschluss dieser strategischen Übung hat ge-zeigt, dass das BAG grundsätzlich gut auf ein solches Ereignis vorbereitet ist.

Intervention in einem radiologischen Notfall

2017 konnte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bei zwei grossen Übun-gen überprüfen, wie gut es auf die Bewältigung von Notfallsituationen vorbe-reitet ist: Die Gesamtnotfallübung (GNU2017) und die strategische Führungs-übung (SFU2017) haben gezeigt, dass Verbesserungspotenzial besteht. Diese Erkenntnisse sind namentlich bei der Strahlenschutzstrategie im künf-tigen Nationalen Notfallplan zu berücksichtigen.

Abb. 19: Das Szenario Notfall im KKW Mühleberg als Rahmen für die Gesamtnotfallübung 2017

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Neues Bundesgesetz über den Schutz vor Gefährdungen durch nichtionisierende Strahlung und Schall (NISSG)Das neue Gesetz soll die Bevölkerung künftig besser vor gesundheitlichen Gefährdungen durch NIS und Schall schützen. Es regelt unter anderem Solarien, kosmetische Anwendungen, Laserpointer, Lasershows und den Schall bei Veranstaltungen.

Dank dem neuen Gesetz lässt sich künftig über-prüfen, ob Produkte mit starken NIS- und Schall-belastungen so verwendet werden, dass keine gesundheitlichen Gefährdungen entstehen. Im Vordergrund stehen die Solarien, deren gewerb-liche Anbieterinnen und Anbieter künftig kontrol-liert werden können, ob sie die bereits heute bestehenden Vorschriften zu Solarien einhalten. Das heisst, dass sie die Kundschaft richtig infor-mieren und Risikogruppen wie Minderjährige vom Besuch abhalten. Im Weiteren ermöglicht das Gesetz, kosmetische Behandlungen mit starken NIS- oder Schallbelastungen sicher durchzuführen. Dazu bestehen künftig Ausbil-dungs- und Verwendungsvorschriften, und Fach-leute müssen ihre Sachkunde nachweisen. Ebenfalls unter das neue Gesetz fallen Laser-shows und Schallbelastungen bei Veranstaltun-gen und Konzerten, die keine gesundheitlichen Gefährdungen verursachen dürfen. Schlussend-lich ermöglicht das neue Gesetz, bei erheblicher Gesundheitsgefährdung die Ein- und Durchfuhr, den Verkauf und den Besitz von Produkten zu verbieten. Im Fokus stehen zurzeit gefährliche Laserpointer, welche die Gesundheit der Bevöl-kerung massiv gefährden und beispielsweise für Pilotinnen und Piloten ein gravierendes Si-cherheitsproblem darstellen. Wenn die starke

Strahlung solcher Laserpointer auf das Auge trifft, können nebst Blendungen auch Netzhaut-verletzungen resultieren, die das Sehvermögen beeinträchtigen oder gar zur Erblindung führen.

Für den Vollzug des NISSG sind grösstenteils die Kantone zuständig. Der Bund vollzieht jedoch das Gesetz bei Veranstaltungen mit Laserstrah-lung und bei der Ein- und Durchfuhr gefährlicher Laserpointer. Er stellt zudem Vollzugshilfen für die kantonalen Vollzugsbehörden bereit.

Das Parlament hat das Gesetz nur wenig ange-passt. Es hat einen Evaluationsartikel eingefügt, der den Bundesrat verpflichtet, das Parlament acht Jahre nach Inkrafttreten des neuen Rechts darüber zu informieren, wie wirksam und not-wendig das NISSG ist. Das Parlament hat das Gesetz am 16. Juni 2017 verabschiedet.

Gesundheitsschutz vor nichtionisierenderStrahlung und Schall

Markantester Meilenstein im Bereich Nichtionisierende Strahlung (NIS) und Schall war am 16. Juni 2017 die Verabschiedung des neuen Bundesgesetzes über den Schutz vor Gefährdungen durch NIS und Schall durch das Parla-ment. Weitere Ergebnisse waren die Beiträge an eine neue WHO-Broschüre zu Solarien und die Entwicklung des neuen Faktenblatts zu Risiken von portablen Media-Playern.

Abb. 20: Das Parlament hat das NISSG am 16. Juni 2017 verabschiedet

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Die zum Gesetz vorgesehene Verordnung regelt Solarien, Behandlungen mit kosmetischem Zweck und gefährliche Laserpointer und integ-riert die bereits heute bestehende Schall- und Laserverordnung vom 28. Februar 2007 (SLV). Das Gesetz und die Verordnung sollen Anfang 2019 in Kraft gesetzt werden.

WHO Broschüre zum Thema SolariumDie WHO hat 2017 eine Broschüre zu Solarien publiziert, die Behörden helfen soll, Massnah-men für Solarien zu entwickeln (Abb. 21). Sie enthält eine Zusammenfassung der gesundheit-lichen Gefährdungen sowie einen Katalog von Massnahmen, um diese zu reduzieren. Das BAG, das seit 2014 offiziell ein Collaborating Center der WHO ist, hat an dieser Broschüre mitgearbeitet.

Neues Faktenblatt zu den Risiken von portablen Media-PlayernMit portablen Media-Playern bzw. Mobiltelefo-nen können Menschen sehr laute Musik über Kopfhörer konsumieren, so dass in den letzten Jahren erhebliche Risiken für bleibende Gehör-schäden entstanden sind. So setzen sich ge-mäss einer repräsentativen Befragung 20 % der Schweizer Bevölkerung ab 15 Jahren mindes-tens monatlich, davon rund ein Drittel sogar täglich, lauter Musik eines portablen Media-Player aus. Laut wissenschaftlichen Erkenntnis-se gefährden zwischen 5–10 % der Benutzerin-nen und Benutzer portabler Media-Player ihr Gehör. Im Jahr 2015 hat die WHO deshalb eine Initiative für sicheres Musikhören (Make liste-ning safe) lanciert. Das BAG hat seinerseits 2017 ein Faktenblatt zum Thema publiziert. Es gibt folgende Tipps, um die Risiken für Gehörschä-den klein zu halten: • Stellen Sie den Lautstärkeregler auf 60 % der

Maximallautstärke, um unbeschränkt Musik über Kopfhörer zu hören (vgl. Abb. 22);

• Reduzieren Sie die Hördauer bei lauter Musik;• Benutzen Sie geräuschisolierende Kopfhörer,

um zu verhindern, dass Sie die Lautstärke in einer lauten Umgebung erhöhen müssen, um die Musik weiterhin gut zu hören. Seien Sie sich aber bewusst, dass Sie so akustische Warn-signale und den Verkehr nicht hören können.

Vgl.Faktenblatt auf: www.bag.admin.ch (Themen / Mensch und Gesundheit / Strahlen-schutz, Radioaktivität und Schall / Schall).

Übermässige UV-Strahlung von Solarien oder der Sonne führt zu gesundheitlichen Gefährdungen wie Hautverbrennungen oder Hautkrebs. Solche UV-Belastungen führen in der Schweiz zu schätzungswei-se 2'000 Melanomerkrankungen und ungefähr 300 Todesfällen pro Jahr. Laut aktuellen epidemiologischen Erkenntnis-sen sind 5,4 % der Melanomerkrankun-gen auf Solarien zurückzuführen (Männer 3,7 %, Frauen 6,9 %). Auf die Schweiz bezogen heisst dies, dass in der Schweiz 51 Männer und 90 Frauen pro Jahr an solariuminduzierten Melanomen erkran-ken bzw. 14 Männer und 19 Frauen daran sterben.

Sehr laut

Abb. 22: Bis 60 % der Lautstärkeskala (hier gelb) kann unbeschränkt Musik gehört werden

Abb. 21: WHO Broschüre zu Auswirkungen von Solarien, vgl. www.who.int/uv/

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Strahlendosen der BevölkerungDie Strahlenexposition der Bevölkerung wird aus den Strahlendosen natürlicher und künstli-cher Strahlenquellen ermittelt. Die drei wichtigs-ten Ursachen für die Strahlenbelastung der Be-völkerung sind das Radon in Wohnungen, die medizinische Diagnostik sowie die natürliche Strahlung (Abb. 23). Für alle künstlichen Strah-lenexpositionen (ohne Medizin) gilt für die allge-meine Bevölkerung ein Dosisgrenzwert von 1 mSv pro Jahr. Die berufliche Strahlenbelas-tung, insbesondere für Junge und Schwangere, ist durch besondere Bestimmungen geregelt.

Strahlenbelastung durch RadonRadon-222 und seine Folgeprodukte in Wohn- und Arbeitsräumen liefern den grössten Dosis-beitrag für die Bevölkerung. Diese Nuklide ge-langen über die Atemluft in den Körper. Die internationale Strahlenschutzkommission ICRP schätzt heute das Lungenkrebsrisiko aufgrund von Radon etwa doppelt so hoch ein wie in frü-heren Einschätzungen (ICRP 115, 2010). Folglich muss die durchschnittliche «Radondosis» für die Schweizer Bevölkerung auch nach oben korri-giert werden. Sie beträgt mit den neuen Risiko-faktoren etwa 3,2 mSv pro Jahr statt den 1,6 mSv, die mit den alten Dosisfaktoren aus der Publikation ICRP 65 geschätzt wurden. Die Ra-donbelastung der Bevölkerung ist nicht einheit-lich. Der angegebene Mittelwert leitet sich aus der durchschnittlichen Radonkonzentration von 75 Bq/m3 ab.

Strahlenexposition der Bevölkerung 2017

Der grösste Anteil an der Strahlenbelastung der Bevölkerung stammt vom Radon in Wohn- und Arbeitsräumen sowie von medizinischen Untersuchungen. Die Bevölkerung ist von diesen Strahlungsquellen unterschiedlich stark betroffen. Bei Personen, die in ihrer beruflichen Tätigkeit mit Strahlen umgehen, gab es 2017 eine Überschreitung eines Grenzwertes.

2013

2008

Abb. 23: Durchschnittliche Strahlendosen der Schweizer Bevölkerung [mSv pro Jahr pro Person]. Die Belastung durch Radon muss nach der Beurteilung von 2010 (ICRP 115, 2010) deutlich höher eingeschätzt werden als zuvor (ICRP 65). Der Wert für die medizinische Diagnostik beruht auf der Erhebung von 2008 bzw. auf der Zwischenerhe-bung von 2013. Die natürliche Exposition setzt sich aus terrestrischer Strahlung (t), Inkorporation (i) und kosmischer Strahlung (c) zusammen. Zu «übrige» gehören Kernkraftwerke und Forschungsanstalten sowie künstliche Radioisotope in der Umwelt.

3,5

mSv / Jahr

c

i

t

ICR

P 6

5

ICR

P 1

15

Radon medizinische Diagnostik

natürliche Radioaktivität

übrige

1,5

3

1

2,5

0,5

2

0

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Bestrahlung durch medizinische DiagnostikDie Dosis aufgrund medizinischer Anwendun-gen (Diagnostik) beträgt auf die gesamte Bevöl-kerung umgerechnet 1,4 mSv/Jahr pro Person (Auswertung der Zwischenerhebung 2013). Dies ist ein Anstieg von 0,2 mSv in 5 Jahren seit der letzen Auswertung (Erhebung 2008; 1.2 mSv/Jahr pro Person). Mehr als zwei Drittel der jährlichen kollektiven Strahlendosis in der Röntgendiagnostik verursachen computertomo-grafische Untersuchungen. Wie beim Radon ist die Belastung durch die medizinische Diagnostik ungleichmässig verteilt. Rund zwei Drittel der Bevölkerung erhalten praktisch keine Dosis durch Diagnostik, bei einigen wenigen Prozen-ten der Bevölkerung sind es mehr als 10 mSv.

Terrestrische und kosmische StrahlungDie Dosis aufgrund der terrestrischen Strahlung (d.h. Strahlung aus Boden und Fels) macht im Mittel 0,35 mSv pro Jahr aus und hängt davon ab, wie der Untergrund zusammengesetzt ist. Die Dosis durch kosmische Strahlung beträgt im Mittel etwa 0,4 mSv pro Jahr. Die kosmische Strahlung nimmt mit der Höhe über Meer zu, da dadurch die abschwächende Lufthülle der Erde dünner wird. In 10 km Höhe ist die kosmische Strahlung deshalb rund 100-mal stärker als auf 500 m über Meer. Aus diesem Grund ergibt ein Überseeflug (retour) eine Exposition von typi-scherweise rund 0,06 mSv. Das Flugpersonal kann eine Dosis von bis zu einigen mSv pro Jahr erhalten.

Radionuklide in der Nahrung und im TabakRadionuklide gelangen auch über die Nahrung in den menschlichen Körper und führen zu Dosen von rund 0,35 mSv. Das Kalium-40 im Muskelge-webe liefert mit rund 0,2 mSv den grössten Beitrag. Weitere Radionuklide in der Nahrung stammen aus den natürlichen Zerfallsreihen von Uran und Thorium. Auch künstliche Radionuklide kommen in der Nahrung vor; hauptsächlich die Nuklide Caesium-137 und Strontium-90 von den Kernwaffenversuchen der 1960er-Jahre und vom Reaktorunfall von Tschernobyl im April 1986. Die regelmässigen Ganzkörpermessun-gen an Schulklassen ergeben heute Dosen durch aufgenommenes Caesium-137 von weni-ger als einem Tausendstel mSv pro Jahr. Bei Rauchern und Raucherinnen führt das Inhalieren von natürlichen Radioisotopen, welche im Tabak enthalten sind, zu einer zusätzlichen Strahlendo-sis. Gemäss neueren Studien liegt der Mittel-wert für die effektive Dosis beim Rauchen von einem Paket Zigaretten (20 Stück) täglich bei 0.2–0.3 mSv pro Jahr.

Übrige (künstliche) StrahlenquellenZu den bisher erwähnten Strahlendosen kommt ein geringer Beitrag von ≤ 0,1 mSv pro Jahr aus den Strahlenexpositionen durch Kernkraftwer-ke, Industrie, Forschung, Medizin, Konsumgüter und Gegenstände des täglichen Lebens sowie künstliche Radioisotope in der Umwelt. Der radioaktive Ausfall durch den Reaktorunfall von Tschernobyl im April 1986 und den oberirdi-schen Kernwaffenversuchen (1960er-Jahre) machen heute nur noch wenige Hundertstel mSv pro Jahr aus. Die Dosis durch die Ausbrei-tung von radioaktiven Stoffen nach dem Reak-torunfall in Fukushima 2011 ist in der Schweiz vernachlässigbar. Die Emissionen radioaktiver Stoffe über Abluft und Abwasser aus den Schweizer Kernkraftwerken, dem PSI und dem CERN ergeben bei Personen, die in unmittelba-rer Nähe wohnen, Dosen von höchstens einem Hundertstel mSv pro Jahr.

Berufliche StrahlenexpositionIm Berichtsjahr waren in der Schweiz ca. 98´000 Personen beruflich strahlenexponiert. Diese Zahl steigt kontinuierlich (+ 35 % in den letzten 10 Jahren), ca. drei Viertel dieser Personen ar-beiten im medizinischen Bereich. Im Rahmen seiner Aufsichtstätigkeit untersucht das BAG in den Bereichen Medizin und Forschung alle Ganzkörperdosen über 2 mSv im Monat sowie alle Extremitätendosen über 10 mSv. Die meis-ten erhöhten Dosen gab es in den dosisintensi-ven Bereichen Nuklearmedizin und interventio-nelle Radiologie. Im Berichtsjahr wurde eine Überschreitung des Jahresgrenzwertes für die Ganzkörperdosis festgestellt. Die Auswertung des Dosimeters einer Pflegefachperson auf einer Notfallstation ergab eine Dosis von 30 mSv. Trotz einer Untersuchung durch das Spital und das BAG konnte keine Dosisursache ermittelt werden. Aufgrund der Abklärungen ist es aber unwahrscheinlich, dass es sich um eine echte Personendosis handelt. Die restlichen Monatsdosen der Person waren das ganze Jahr bei 0 mSv. Die Ganzkörperdosis von 30 mSv wurde trotzdem im Zentralen Dosisregister erfasst.

Der ausführliche Jahresbericht «Dosimetrie der beruflich strahlenexponierten Personen in der Schweiz» wird im Sommer 2018 auf www.bag.admin.ch/dosimetrie-jb publiziert werden.

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Kooperationszentrum der Weltgesundheits-organisation (WHO)Seit 2014 ist das BAG Kooperationszentrum der WHO für Strahlenschutz und öffentliche Gesundheit. Es engagiert sich hier für den Gesundheitsschutz in Notfallsituationen mit Strahlenexposition, in Situationen mit bestehen-der Strahlenexposition (insbesondere mit Radon) oder mit geplanter Strahlenexposition im medizinischen Bereich sowie bei Expositio-nen mit nichtionisierender Strahlung. 2017 stand im Zeichen einer gemeinsamen externen Evaluation zur Umsetzung der Internationalen Gesundheitsvorschriften in der Schweiz und Liechtenstein (vgl. Abb. 24). Bei der Frage, ob die Schweiz in der Lage sei, Gefahren für die öffentliche Gesundheit vorzubeugen, zu erkennen und rasch darauf zu reagieren, hat sich das BAG mit spezifischem Blick auf radiolo-gische Notfallsituationen eingebracht. Nach einer ausführlichen Diskussion mit den von der WHO beauftragten, externen Experten ent-stand eine Liste mit den dringlichsten Anforde-rungen. Um die Ressourcen möglichst effizient einzusetzen, priorisierte das Team ausserdem die Optimierungsmöglichkeiten für die Vorberei-tung, die Reaktionen und die Aktionen.

Wissenschaftlicher Ausschuss der UNSCEARUNSCEAR ist eine 1955 geschaffene Kommissi-on der Vereinten Nationen. Ihre Mission besteht darin, die Strahlendosen und die Wirkungen ionisierender Strahlen auf internationaler Ebene zu prüfen und eine wissenschaftliche Basis für den Strahlenschutz bereitzustellen. Sie legt der UN-Generalversammlung in regelmässigen Abständen Berichte vor. Wie 2016 beteiligte sich der Abteilungsleiter Strahlenschutz auch 2017 im Rahmen der deutschen Delegation an den Arbeiten des Ausschusses.

Internationale Strahlenschutzkommission (ICRP)Die ICRP hat den Auftrag, ein internationales System zum Strahlenschutz zu entwickeln und auf dem aktuellen Stand zu halten. Sie gibt Empfehlungen zu allen Aspekten dieses Schutzes heraus. Ausserdem ist Professor François Bochud, Vorsitzender der Eidgenössi-schen Kommission für Strahlenschutz (KSR), Mitglied im Komitee 4, das bei der Umsetzung der ICRP-Empfehlungen eine Beratungsfunktion wahrnimmt. 2017 hat sich das BAG verpflichtet, während fünf Jahren die ICRP-Initiative «Advan-cing Together» zu unterstützen. Ziel der Initiati-ve ist es, das Strahlenschutzsystem zu verbes-sern, den Zugang zu den Empfehlungen und Arbeiten der ICRP zu erweitern und die Zusam-menarbeit mit Fachpersonen, Behörden und der Bevölkerung zu stärken.

Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO)Die IAEO ist eine mit der UNO verbundene Organisation, deren Aufgabe es ist, grundlegen-de Sicherheitsnormen zum Strahlenschutz aufzustellen. Zu diesem Zweck stützt sie sich auf die Empfehlungen und Leitlinien der ICRP. Diese Normen sind die Grundlage für die Ausarbeitung gesetzlicher Bestimmungen zum Strahlenschutz auf länderübergreifender (zum

Internationale Zusammenarbeit

Der Schweizer Strahlenschutz muss internationalen Standards ent-sprechen und – besonders wo der Austausch mit den umliegenden Ländern von Bedeutung ist – harmonisiert sein. Die enge Zusammen-arbeit mit internationalen Gremien ist deshalb wichtig. Unsere wich-tigsten Partner sind nachfolgend aufgeführt.

Abb 24: Teilnehmende an der externen Evaluation über die Implementie-rung der Internationalen Gesundheitsvorschriften

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Beispiel Europäische Union) oder nationaler Ebene. In diesem Zusammenhang verfolgt das BAG insbesondere die Tätigkeiten des RASSC (Radiation Safety Standards Committee). 2017 nahm das BAG u. a. an einem technischen Workshop teil. Thema waren die Abschlussmo-dalitäten für die Notfallphase als Vorbereitung auf die Übergangsphase. Die GNU 2017 hat gezeigt, dass diese Etappe bei der Bewältigung eines Unfalls zentral ist (vgl. auch Bericht S. 35).

Kernenergie-Agentur (NEA)Die NEA (Nuclear Energy Agency) gehört zur Organisation für wirtschaftliche Zusammenar-beit und Entwicklung OECD und unterstützt ihre Mitgliedstaaten in technischen und rechtlichen Fragen bei der Entwicklung und friedlichen Nutzung der Kernenergie. Das BAG wirkt punktuell bei den Arbeiten des Komitees für Strahlenschutz und öffentliche Gesundheit mit.

International Radiation Protection Associati-on (IRPA)Die wichtigste Aufgabe der IRPA ist es, die Kommunikation zwischen den Strahlenschutz-akteuren zu verbessern und so die Strahlen-schutzkultur, die Umsetzung der guten Praxis und die Fachkompetenzen zu fördern. Das BAG beteiligt sich an diesen Arbeiten mit verschiede-nen Arbeitsgruppen des Fachverbands für Strahlenschutz. 2017 nahm das BAG an einer europäischen IRPA-Konferenz in Wien teil. Themen waren das bessere Verständnis der Bevölkerung für das Strahlenrisiko, der Schutz vor nichtionisierender Strahlung und die Förderung des Netzwerks für junge Berufsleute. Diese Themen haben für die IRPA 2018 Priorität.

Expertengruppe «Artikel 31 Euratom-Vertrag» Seit November 2014 nimmt das BAG in einer Beobachtungsfunktion an den Treffen und Diskussionen der Expertengruppe «Artikel 31 Euratom-Vertrag» teil. Diese Gruppe ist damit beauftragt, die von der Europäischen Kommissi-on ausgearbeiteten Grundnormen für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung gegen die Gefahren ionisierender Strahlungen zu prüfen.

Vereinigung europäischer Strahlenschutzbe-hörden (HERCA)In der HERCA sind nahezu alle europäischen Staaten vertreten. Die Vereinigung hat das Ziel, den Strahlenschutz in Europa zu harmonisieren, zum Beispiel durch gemeinsame Stellungnah-men zu Strahlenschutzthemen. Sie ist für die europäischen Strahlenschutzbehörden die wichtigste Plattform für den Erfahrungsaus-tausch und zur Verbesserung der Strahlen-schutzpraxis in den Mitgliedsländern. In diesem Rahmen beteiligte sich das BAG 2017 an den Überlegungen in den Bereichen Medizin, Not-fallintervention und Umgang mit Radon und natürlicher Radioaktivität (NORM).

Europäisches Forschungsprogramm zum Strahlenschutz (CONCERT)Das BAG vertritt die Interessen der Schweiz im Rahmen der europäischen und internationalen Forschungsnetze im Bereich Strahlenschutz und gewährleistet den Zugang von Schweizer Forschenden zu diesen Programmen, z. B. zum Programm CONCERT. CONCERT, das «Euro-pean Joint Programme for the Integration of Radiation Protection Research», gehört zum Forschungsprogramm Horizon 2020 und bildet den strukturellen Rahmen für gemeinsam lancierte Forschungsinitiativen der Strahlen-schutz-Forschungsplattformen MELODI, ALLIANCE, NERIS und EURADOS. CONCERT ist eine gemeinsam finanzierte Initiative mit dem Ziel, nationale Forschungsbemühungen anzuziehen und mit den europäischen Projekten zu bündeln, um die öffentlichen Ressourcen besser zu nutzen und die gemeinsamen europäischen Herausforderungen im Strahlen-schutz effizienter angehen zu können. 2017 unterstützte das BAG das Universitäts-spital Zürich, das am Projekt CONFIDENCE mitarbeitet. Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines epidemiologischen Werkzeugs zur Nachkontrolle der Personen, die nach einem Strahlen- oder Nuklearunfall ionisierender Strahlung ausgesetzt sind. In diesem Kontext beteiligte sich das BAG auch an den Überlegun-gen der europäischen Plattform NERIS zur Vorbereitung von Notfallinterventionen nach Nuklear- und Strahlenunfällen und insbesondere zu den Massnahmen, die ein Leben auf konta-miniertem Gebiet bis zur Rückkehr zur Normali-tät ermöglichen.

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European ALARA NetworkZiel dieses Netzwerks (www.eu-alara.net) ist es, die Strahlenbelastung der Bevölkerung mit Optimierungsstrategien auf einem so niedrigen Niveau zu halten, wie dies mit vernünftigem Aufwand möglich ist («As Low As Reasonably Achievable»). Im Mai 2017 hat das BAG am 17. European ALARA Network Workshop «ALARA in Emergency Exposure Situations», der in Zusammenarbeit mit NERIS in Lissabon organisiert wurde, teilgenommen. Die Schluss-folgerungen und Empfehlungen des Workshops sind auf der Webseite des ALARA Netzwerks zu finden.

Bilaterale Zusammenarbeit mit Deutschland und FrankreichDie Zusammenarbeit des BAG mit dem Bundes-ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und mit dem Bun-desamt für Strahlenschutz (BfS) stand 2017 im Zeichen der deutsch-schweizerischen Expertise zu den Dosis-Koeffizienten für Radon. Die Publikation der Resultate wird 2018 erfolgen. Im Bereich Radon hat das BAG zudem seine Zusammenarbeit im französich-schweizerischen Projekt INTERREG V «JURADBAT» weiterver-folgt. Das Projekt läuft seit 2016, die Publikation der Ergebnisse wird 2019 erfolgen. Zusammen mit der französischen Aufsichtsbe-hörde für nukleare Sicherheit und Strahlen-schutz koordiniert das BAG die Überwachung der Radioaktivität in der Umgebung des CERN. Die Zusammenarbeit mit der französischen Behörde für nukleare Sicherheit (ASN) und mit dem Institut de radioprotection et de sûreté nucléaire (IRSN) wurde insbesondere im Rahmen von Arbeitsgruppen, die sich mit dem Strahlenschutz im Zusammenhang mit medizi-nischen Anwendungen, der Umwelt oder Notfällen befassen, 2017 fortgeführt.

Ausserdem beteiligt sich das BAG am Erfah-rungsaustausch mit den Strahlenschutzbehör-den ENSI und Suva zu Betrieb, Sicherheit, Überwachung und Umweltauswirkungen von Kernanlagen sowie über weitere Aspekte des Strahlenschutzes. Dieser Austausch findet regelmässig statt im Rahmen der Deutsch-Schweizerischen Kommission für die Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen bzw. der Com-mission mixte franco-suisse de sûreté nucléaire et de radioprotection.

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RechtsgrundlagenDie schweizerische Strahlenschutzgesetzge-bung bezweckt, Mensch und Umwelt vor gefährlichen ionisierenden Strahlen zu schüt-zen. Sie umfasst alle Tätigkeiten, Einrichtun-gen, Ereignisse und Zustände, die eine Gefährdung durch ionisierende Strahlen mit sich bringen. Sie regelt den Umgang mit radioaktiven Stoffen und mit Anlagen, Appara-ten und Gegenständen, die radioaktive Stoffe enthalten oder ionisierende Strahlen aussen-den können. Die Gesetzgebung behandelt im Weiteren Ereignisse, die eine erhöhte Radioak-tivität der Umwelt bewirken können.

Dieser Jahresbericht erfüllt die von der Schwei-zer Strahlenschutzgesetzgebung geforderte Informationspflicht zur Personendosimetrie (Art. 55 StSV), Umweltradioaktivität (Art. 106 StSV) und Radonproblematik (Art. 118 StSV).

Revision der Verordnungen im Strahlenschutz:Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 26. April 2017 die revidierten Verordnungen im Strahlenschutz verabschiedet. Sie treten am 1. Januar 2018 in Kraft. Weitere Informationen unter folgendem Link: www.strahlenschutz-recht.ch.

Publikationen, weiterführende Informationen

InformationsmaterialAusführliche Informationen über die Abteilung Strahlenschutz finden Sie auf der BAG-Websei-te www.bag.admin.ch: Themen, Strahlung, Radioaktivität & Schall.

Ionisierende Strahlung: BAG-Weglei-tungen, Gesuchsformulare zu Röntgen-anlagen, radioaktiven Stoffen, Informa-tionen zu radioaktiven Abfällen, beruflich strahlenexponierten Personen, Radon.

Nichtionisierende Strahlung und Schall: Broschüren und Faktenblätter zu Sonnenschutz, Solarien, Laser, elektro-magnetischen Feldern und Schall im Freizeitbereich.

Weiterbildung: DVD zum Strahlen-schutz in der Nuklearmedizin, in der zahnärztlichen Praxis, bei interventionel-len Untersuchungen und beim Röntgen im Operationssaal.

Verbraucherschutz NewsletterBestellen Sie unseren kostenlosen Verbraucherschutz-Newsletter, um das Neuste aus den Abteilungen Strahlen-schutz und Chemikalien zu erfahren.

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Strahlenschutz: Aufgaben und Organisation

Strahlung ist allgegenwärtig. Ihrem Nutzen in Medizin, Industrie und Forschung stehen Risiken für Mensch und Umwelt gegenüber. Zu hohe Strahlung, Radioaktivität oder Radon bergen Risiken – sei es am Arbeitsplatz, in der Umwelt oder im Privatleben. Der Schutz vor die-sen Risiken ist die zentrale Aufgabe der Abteilung Strahlenschutz.

Über 40 Mitarbeitende verschiedener Berufs-gruppen, z. B. Physiker/innen, Geolog/innen oder Ingenieure, setzen sich dafür ein, dass Strahlen-expositionen der Schweizer Bevölkerung so niedrig wie möglich sind. Erste Priorität haben Massnahmen, die schwere Störfälle verhindern und hohe Dosen von Bevölkerung, Patient/innen sowie beruflich strahlenexponierten Personen vermeiden.

Um diese Ziele zu erreichen, verfügen wir über vielfältige Mittel. Bei der ionisierenden Strahlung sind die Strahlenschutzgesetzgebung und die damit verbundenen Vollzugsaufgaben unsere Basis. Die gesetzlichen Bestimmungen sollen Mensch und Umwelt in allen Situationen schüt-zen, bei denen ionisierende Strahlen oder erhöh-te Radioaktivität eine Gefahr darstellen. Die Überwachung der ca. 22'000 Bewilligungen für die Verwendung ionisierender Strahlung in Medi-zin, Industrie und Forschung ist deshalb eine zentrale Aufgabe unserer Abteilung. Bei der nichtionisierenden Strahlung und beim Schall legen wir das Schwergewicht unserer Tätigkei-ten auf die Information der Öffentlichkeit. Eine gesetzliche Grundlage für diesen Bereich ist in Vorbereitung.

Strahlenschutz funktioniert nicht ohne Zusam-menarbeit mit verschiedensten Partnern im In- und Ausland. All diese Partnerschaften ermögli-chen es uns, gesundheitliche Risiken von Strahlung laufend nach dem neusten Stand von Wissenschaft und Technik zu beurteilen.

Unser Aufgabenportfolio umfasst (vgl. auch Organigramm, nächste Seite):• Bewilligungserteilung und Aufsicht in Strahlen-

therapie, Nuklearmedizin und radiologischer medizinischer Diagnostik. Im Fokus steht der Schutz von Patienten und Patientinnen sowie des medizinischen Personals;

• Bewilligungserteilung und Aufsicht in komple-xen Forschungsanlagen wie CERN und PSI;

• Erarbeitung und Anpassung gesetzlicher Grundlagen, aktuell die Revision der Strahlen-schutzverordnung sowie die Gesetzgebung im NIS- und Schallbereich;

• Überwachung beruflich strahlenexponierter Personen (ca. 98’000 Personen);

• Bewilligung klinischer Studien mit radioaktiv markierten Pharmazeutika;

• Zulassung und Typenprüfungen radioaktiver Strahlenquellen;

• Überwachung der Radioaktivität in der Umwelt;• Betrieb eines akkreditierten Radioaktivitätsla-

bors und Betrieb von Messnetzen;• Evaluation der Dosen ionisierender Strahlung

der Schweizer Bevölkerung;• Realisierung des nationalen Radonprogramms

sowie neu des Radium-Aktionsplans;• Anerkennung von Strahlenschutz-Ausbildun-

gen, Dosimetriestellen und Radonmessstellen;• Information zu nichtionisierender Strahlung,

um gesundheitsbeeinträchtigende optische, elektromagnetische oder akustische Belastun-gen von Personen zu verhindern;

• Bereithaltung eines Krisenmanagements, um bei radiologischen Ereignissen und Katastro-phen unverzüglich eingreifen zu können.

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Personen in grauer Farbe sind 2017 ausgetreten

Koordinationsstelle Bewilligungen

– Bearbeitung von Gesuchen und Bewilligungen

– Drehscheibenfunktion gesamte Abteilung

Kranken- und Unfall- ver siche rung

Gesund-heitspolitik

Öffentliche Gesundheit

Verbraucher-schutz

Chemikalien Strahlenschutz

– Notfall / Krisen-management

– Politische Geschäfte– Medien / Öffentlich-

keitsarbeit

Sébastien BaechlerSybille Estier (Stv)

Patricia GrimmSamuel von Gunten (Stv) Agnes OberliShannen Simmler

Bewilligungen / Aufsicht:– Durchführung von Audits und Inspektionen– Optimierung der Strahlenexposition von

Patienten und Personal – Evaluation der medizinischen Strahlendosen

der Bevölkerung– Festlegen der Diagnostischen Referenzwerte

(DRW) für die Schweiz

Strahlen- therapie und med. Diagnostik

Philipp TruebReto Treier (Stv)Jeanne BergMichael Gasser (extern)Marc Marconato Jacqueline Metzen (extern)Barbara OttJulien OttThomas Theiler

– Überwachung ionisierender Strahlung in Nuklearmedizin und Forschungsanlagen

– Ausbildung im Strahlenschutz

– Radioaktive Abfälle– Radiopharmazeutika /

Klinische Studien

– Überwachung der radiologischen Anwendungen in der Strahlentherapie und med. Diagnostik

– Überwachung der Installationsfirmen von radiologischen Apparaten

– Beratung in Strahlenschutz-fragen

Forschungs-anlagen und Nuklearmedizin

Nicolas StrittReto Linder (Stv)Fabien DevynckThomas FluryAnnemarie HarwigRolf HesselmannLorenzo MercolliRaphaël Stroude

Nicht- ionisierende Strahlung und Dosimetrie

NIS:– Information und

Beurteilung zu nichtionisierender Strahlung und Schall

– Schutz des Publikums vor Laserstrahlung und hohen Schallpegeln bei Veranstaltungen

DOS:– Dosisüberwachung

beruflich strahlenex-ponierter Personen

– Führung des zentralen Dosisregisters

– Aufsicht über Personendosime-triestellen

– Erarbeitung Grundlagen der Dosimetrie

Daniel StorchRaphael Elmiger (Stv)Daniel FreiBeat GerberMartin MeierAnna SchöniEvelyn Stempfel

– Umsetzung nationales Radonprogramm und Radium- Aktionsplan

– Vorbereitung auf radiologische Ereignisse

– Beurteilung internationale Entwicklung im Strahlenschutz

– Verwaltungsstraf-recht

Radiologische Risiken

Christophe MurithMartha Palacios (Stv)Emanuel ChristenFabio BarazzaGennaro Di TommasoWalther GfellerClaudio Stalder

– Überwachung der Radioaktivität in der Umwelt (Koordina-tion nationales Überwachungspro-gramm, Betrieb akkreditiertes Radioaktivitätslabor und Messnetze)

– Evaluation der Strahlendosen der Schweizer Bevölkerung

Umwelt-radioaktivität

Sybille EstierPhilipp Steinmann (Stv)Pierre BeuretGiovanni FerreriAndré GurtnerDaniel LienhardMatthias Müller

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Radioprotectionet surveillancede la radioactivitéen SuisseRésultats 2017

Strahlenschutz undÜberwachungder Radioaktivität inder SchweizErgebnisse 2017

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Chères lectrices, chers lecteurs

L’année 2017 aura été une année charnière dans le paysage législatif de la radioprotection en Suisse !

Le 26 avril, le Conseil fédéral a adopté la révision totale des ordon-nances relatives à la radioprotection, avec entrée en vigueur au 1er janvier 2018. La Suisse s’adapte ainsi aux nouvelles normes inter-nationales en vue de garantir, dans les années à venir, un niveau de radioprotection élevé pour la population et l'environnement. Pour en savoir plus, je vous invite à lire l’interview de notre collaboratrice Mme Barbara Ott, responsable du projet, qui nous parle des nou-veautés et des enjeux de cette révision. Pour ma part, je tiens à remercier toutes les parties prenantes, qui ont participé activement aux différentes étapes de ce processus. Je suis convaincu que le souci accordé au dialogue et à la communication dans le cadre de l’élaboration de cette nouvelle législation facilitera son application par l’ensemble des acteurs de la radioprotection en Suisse.

Le 16 juin, le Parlement a adopté la loi sur la protection contre les dangers liés au rayonnement non ionisant et au son (LRNIS). Cette nouvelle loi permet notamment d'interdire les pointeurs laser dange-reux, d’imposer des exigences de formation pour certains traite-ments esthétiques et d’instaurer des contrôles sur les solariums afin de garantir que les exploitants respectent les instructions de sécurité du fabricant. La consultation publique sur l’ordonnance d’application de la LRNIS se déroulera au premier semestre 2018, et j’encourage vivement les milieux intéressés à y participer.

Comptant plus de 160 participants, la 2ème journée nationale de radio-protection sur le thème de la radiologie médicale a rencontré un franc succès. Les échanges ont été profitables à tous les acteurs, et c’est ensemble que nous atteindrons notre objectif de garantir des exa-mens justifiés avec des doses optimisées. À l’avenir, la radioprotec-tion doit davantage être considérée comme un élément à part entière de la qualité des soins et de la sécurité du patient.

Pour la surveillance de l’environnement, l’année 2017 aura été quelque peu énigmatique. En effet, des traces de ruthénium-106 d’origine inconnue ont été détectées dans l’atmosphère par plusieurs pays européens, dont la Suisse. Ces traces ne représentaient cepen-dant aucun risque pour la santé de la population suisse.

Mise en place des audits cliniques, gestion des bâtiments contami-nés au radium, renforcement de la protection contre le radon, contrôle de la radioactivité aux frontières, exposition des passagers d’un avion à un colis radioactif, participation à un exercice général d’urgence, etc… Je vous invite à découvrir dans ce rapport quelques-uns des succès, des défis et des activités marquantes qui ont occupé notre division au cours de l’année écoulée. Bonne lecture !

Sébastien Baechler

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Contenu49 Editorial 51 Interview : Une radioprotection moderne et basée sur les risques 56 Radioprotection dans la médecine et dans la recherche 64 Evénements radiologiques67 Deuxième « Journée nationale de radioprotection » dans le domaine médical 70 Plan d’action radium 2015–2019 73 Plan d’action radon 2012–2020 76 Surveillance de l'environnement 79 Contrôle de la radioactivité à la frontière de Chiasso81 Intervention en cas d’urgence radiologique82 Protection sanitaire contre le rayonnement non ionisant et le son84 Exposition de la population aux rayonnements ionisants86 Collaboration internationale89 Documentation complémentaire90 Radioprotection : tâches et organisation91 Organigramme / Catalogue des tâches92 Impressum / Colophon

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La nouvelle législation relative à la radio-protection s’applique dès le 1er janvier 2018 : elle comprend l’ordonnance sur la radioprotection, l’ordonnance sur les émoluments perçus dans le domaine de la radioprotection et huit ordonnances départementales. Quel a été l’élément déclencheur de cette révision en profon-deur ?

Barbara Ott : Notre objectif principal était une protection sanitaire moderne et fondée sur les risques. Nous avons adapté la législation aux nouvelles connaissances scientifiques, aux développements techniques et aux directives internationales. Ainsi, le niveau de radioprotec-tion de la population et de l’environnement doit être au moins égal à celui des pays voisins. Les énormes progrès technologiques de la médeci-ne, les exigences issues des innovations de la recherche, les orientations à définir en vue de la désaffectation des centrales nucléaires et la nécessité de renforcer la sécurité radiologique sont autant de nouveaux défis.

Quels sont, selon vous, les points princi-paux de cette révision ?

Barbara Ott : La révision permet d’introduire une réglementation graduée en fonction des risques, couvrant toutes les situations d’exposition aux rayonnements ionisants d’origine artificielle ou naturelle. Cette approche (graded approach) nous permettra d’intervenir davantage dans les domaines où les doses et les risques sont élevés. Dans les domaines à faible risque, en revanche, nous misons sur la

responsabilité individuelle. L’introduction d’audits cliniques vise à éviter les doses de rayonnement inutiles tout en contribuant à la réduction des coûts de la santé. En outre, des mandats du Conseil fédéral ont été concrétisés : les nouvelles dispositions permettent en parti-culier de mettre en œuvre le plan d’action radon 2012-2020 (abaissement du niveau de référence du radon dans les locaux de séjour) et de créer les conditions-cadres pour la protection en cas d’urgence.

Remarque : un résumé des principales nouveau-tés figure dans l’encadré situé plus bas.

La nouvelle ordonnance sur la radiopro-tection comporte une soixantaine d’articles de plus que l’ancienne, datant de 1994. De nouveaux risques sont-ils apparus ces dernières années ?

Barbara Ott : Dans l’ensemble, la nouvelle ordon-nance va plus loin que l’ancienne pour combler certaines lacunes et relever les défis que je viens d’évoquer. La radioprotection a gagné en importance dans la médecine, l’objectif étant de mieux protéger les patients. Les personnes confrontées aux rayonnements ionisants et à la radioactivité dans l’exercice de leur profession sont à présent soumises à une obligation de formation continue. Nous avons par ailleurs introduit de nouvelles dispositions sur les hérita-ges radiologiques, comme le radium utilisé jadis dans l’industrie horlogère, mais aussi sur l’exposition au rayonnement naturel dans le quotidien professionnel, comme dans les cen-

Une radioprotection moderne et basée sur les risques

La révision de la législation en matière de radioprotection vise à mieux protéger la population, les patients et les personnes exposées à leur poste de travail contre les rayonnements ionisants ainsi qu’à mieux protéger l’environnement contre la radioactivité. Par cette révision, la Suisse s’adapte aux nouvelles directives internationales sans pour autant renon-cer aux solutions qui ont fait leurs preuves au niveau national. Barbara Ott, collaboratrice scientifique de la division Radioprotection et responsable du projet, nous dévoile les nouveautés de la révison.

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tres de distribution d’eau ou lors de la construc-tion de tunnels. Désormais, le personnel navi-gant est également considéré comme profes-sionnellement exposé, de sorte que les doses annuelles de rayonnement devront être éva-luées individuellement pour les pilotes et le personnel de cabine. Les obligations des autori-tés en matière de communication ont été étendues ; en effet, elles doivent à présent infor-mer la population de tout événement radiolo-gique présentant un intérêt public.

À l’avenir, la Confédération souhaite que la radioprotection suive une approche fondée sur les risques. A l’heure actuelle, où faut-il agir en priorité et dans quels domaines les risques sont-ils considérés comme négli-geables ?

Barbara Ott : Globalement, la nouvelle ordon-nance vise, par des approches innovantes, à limiter l’effort pour toutes les parties concer-nées, en particulier lorsque les risques sont relativement faibles. Ainsi, le personnel des cabinets dentaires n’est plus considéré comme professionnellement exposé, si bien qu’il n’est plus tenu de porter de dosimètre dans la mesu-re où il ne travaille qu’avec de petites installa-tions dentaires à rayon X. Pour de tels appareils, nous avons également simplifié la procédure liée à la demande d’autorisation. De telles me-sures nous permettent de nous concentrer, à l’avenir, sur les domaines liés à des risques éle-vés. Ils comprennent les diagnostics et les thérapies nécessitant l’usage de hautes doses de rayonnement, la médecine nucléaire, ainsi que les sources hautement radioactives scel-lées telles que les systèmes de radiochirurgie robotisée. Une approche graduée est aussi appliquée pour les assainissements liés au ra-don, les délais recommandés dépendant de l’urgence du cas. De plus, nous avons adapté aux standards internationaux les valeurs en dessous desquelles la radioactivité d’une sub-stance est considérée comme inoffensive. Cette adaptation garantit une meilleure protec-tion de la population et facilite le trafic transna-tional des marchandises, une modification qui se répercute, par exemple, sur le transport de certains matériaux destinés au recyclage.

Principales nouveautés de la révision des ordonnances en matière de radio-protection :• Des audits cliniques sont introduits en

médecine. Cette mesure a pour objectif d’éviter les examens et les traitements injustifiés, et d’optimiser encore davan-tage la dose administrée aux patients;

• Le niveau de référence auquel le radon, gaz radioactif naturel, est toléré dans les locaux d’habitation et de séjour, a été abaissé à 300 becquerels par mètre cube. L’exposition au radon dans les bâtiments devra donc être davantage prise en compte dans toute la Suisse;

• De nouvelles dispositions s’appliquent aux héritages radiologiques. Elles pré-voient notamment la mesure et, le cas échéant, l’assainissement des bâti-ments concernés. Les contaminations par le radium autrefois utilisé par l’industrie horlogère en sont un exem-ple actuel;

• L’harmonisation internationale des limi-tes de libération facilite le trafic de mar-chandises transnational et garantit une meilleure protection de la population lors du rejet de substances dans l’environnement;

• La sécurité radiologique est renforcée : les mesures prévues consistent à amé-liorer le contrôle des sources haute-ment radioactives;

• La question des sources illégales ou manipulées par inadvertance prend plus d’importance. À l’avenir, les usines d’incinération des ordures ménagères et les établissements de traitement des métaux doivent veiller, au moyen de procédés appropriés, à ce qu’au-cune matière radioactive orpheline (p. ex. de la ferraille de récupération contaminée lors du recyclage du métal) n’entre dans le processus de traite-ment;

• Protection des personnes exposées à leur poste de travail : la limite de dose pour le cristallin a été abaissée. En out-re, on tiendra également compte des sources de rayonnement naturel dans le cadre de l’exposition professionnelle ; cela concerne les postes de travail forte-ment exposés au radon, les industries utilisant des matières radioactives natu-relles ainsi que le personnel navigant;

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En Suisse, l’exposition de la population au rayonnement a augmenté ces quinze dernières années, notamment en raison des applications médicales du rayonne-ment ionisant. La nouvelle ordonnance protège-t-elle mieux la population ?

Barbara Ott : Malgré l’important développement des technologies médicales durant la dernière décennie, contribuant à réduire les doses de rayonnement par examen, l’exposition moyenne de la population continue d’augmenter, en rai-son de l’augmentation du nombre d’examens à forte dose. Ainsi, nous sommes en mesure de nous concentrer davantage encore sur la justifi-cation des applications médicales, c’est-à-dire la question de savoir comment et combien de fois il est judicieux d’intervenir pour un tableau cli-nique donné. À cet égard, il existe encore un fort potentiel d’amélioration. Un nouvel outil a été introduit à cette fin : les « audits cliniques », soit des expertises réalisées par des pairs (peer reviews). A l’avenir, de nouveaux protocoles thérapeutiques permettront de réduire l’expo-sition des patients dans le cadre d’une approche globale. En d’autres termes, il ne sera plus uni-quement question de faible exposition au rayon-nement, mais aussi de bonne qualité des exa-mens et des traitements.

• La formation en radioprotection est modernisée. Une formation continue régulière garantira le maintien et l’actualisation des compétences;

• À l’avenir, l’autorité de surveillance infor-mera la population non seulement des accidents majeurs, mais également de tout événement radiologique présentant un intérêt public;

• Les autorisations et la surveillance sont fondées sur un système gradué en fonc-tion du risque. Dans les cas de risque faible (p. ex. les petites installations radiologiques des cabinets dentaires), la procédure d’autorisation est simplifiée et la surveillance réduite.

Barbara Ott possède un diplôme d’ingénieur électricien de l’EPFZ. Depuis 2011, elle travaille comme collaboratrice scientifique de la section Radiothérapie et diagnostic médical de l’OFSP. Elle a été en charge de la révision totale des ordonnances relatives à la radioprotection, en tant que responsable de projet.

La politique actuelle exige un allégement de l’intervention étatique et une plus grande responsabilisation individuelle des acteurs. Comment la nouvelle ordon-nance s’adapte-t-elle à ce contexte poli-tique ?

Barbara Ott : En matière de radioprotection, nous devons remplir un mandat constitutionnel qui exige des ressources. Nous sommes con-scients de cette exigence politique et la prenons en compte dans la mesure du possible. J’ai d’ailleurs mentionné quelques exemples précé-demment. Cette volonté politique a eu pour conséquence la mise en place en Suisse d’une structure de radioprotection épurée, peu coûteuse et fondamentalement bien acceptée. Toutefois, nous avons besoin d’une certaine visibilité. Dans la médecine, en particulier, de nombreuses obligations doivent être respec-tées pour que la protection des patients soit assurée. Là, une trop forte déréglementation nous ferait courir le risque de ne pas remplir notre mandat dans certains secteurs.En matière de protection contre le radon, il au-rait été possible d’aller plus loin. Les cantons ont l’obligation d’ordonner l’assainissement des bâtiments uniquement pour les écoles et les jardins d’enfants ; sinon c’est aux propriétaires d’assumer cette responsabilité. Pour les maté-riaux de construction, nous avons opté pour une réglementation ouverte en ce qui concerne le rayonnement naturel, afin de pouvoir intégrer les normes futures sans coûts additionnels. Notre approche fondée sur les risques corres-pond donc au contexte politique actuel.

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Par la mise en vigueur de ce vaste train de révisions, la Confédération crée une situation où les parties concernées pei-nent à se retrouver. Peut-on compter sur l’aide de l’OFSP ?

Barbara Ott : Nous sommes conscients de de-voir fournir un important travail de conseil. Nous avons publié, à l’attention des groupes cibles, diverses fiches d’information sur les principales nouveautés. Nous avons aussi organisé des manifestations comme la « Journée de la radio-protection » (voir en page 67 du présent rapport) et présenté le nouveau droit à diverses associa-tions professionnelles. Notre activité de surveil-lance dans les entreprises est également impor-tante ; nous y présentons les nouvelles réglementations et pouvons apporter des aides concrètes. Il existe en outre certains délais tran-sitoires qui réduisent quelque peu la pression de mise en pratique. Nous souhaitons que les res-ponsables s’attèlent en premier lieu aux grands défis ; nous définirons ensuite les détails en

Contrairement à d’autres domaines, la radioprotection est traditionnellement organisée de manière détaillée ; cela ne change pas avec la révision. Qu’est-ce qui est réglé dans les annexes parfois très volumineuses de l’ordonnance sur la radioprotection ?

Barbara Ott : Seule la Confédération édicte la réglementation en radioprotection. Nous avons gardé la même philosophie en concevant la nouvelle ordonnance : ce texte ne doit pas seu-lement être une œuvre juridique, mais aussi et surtout un manuel et un outil de laboratoire pour les spécialistes utilisant le rayonnement ioni-sant. Ceci explique le degré de détails ainsi que les nombreuses annexes se rapportant à la pra-tique. Nous sommes le seul pays à avoir, dans une annexe, une liste complète des nucléides permettant, par exemple, d’estimer les doses ou d'appliquer les limites de libération pour des matériaux radioactifs. Nous sommes convain-cus que cet outil est déjà apprécié aujourd’hui.

Ordonnance concernant

la radioprotection appli-

cable aux installations

non médicales de pro-

duction de radiation

ionisantes, ORIn

Ordonnance sur les

accélérateurs, OrAc

Ordonnance sur les

rayons X, OrXOrdonnance sur la

formation en radio-

protection

Ordonnance sur les

déchets radioactifs

soumis à l'obligation

de livraison

Ordonnance sur

l'utilisation de

matières radioacti-

ves, OUMR

Ordonnance sur

l'utilisation de sour-

ces radioactives

scellées en médecine,

OSRM

Ordonnance sur la

dosimétrie

Ordonnance sur les comprimés d'iode

Parlement

DFI

OFSP

Installations Matières Formation Dosimétrie

Constitution fédérale de la Confédération Suisse

Loi sur la radioprotection, LRaP

Directives

Ordonnance sur la radioprotection, ORaP

Ordonnance sur les émoluments perçus dans le domaine de la radioprotection, OE-RaP

Conseil fédéral

Figure 1 : Vue d'ensemble de la loi et des ordonnances sur la radioprotection à partir du 1er janvier 2018

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collaboration avec eux. Dans cette phase transi-toire, la souplesse d’exécution ira de soi. Et malgré tous ces changements, une chose au moins n’aura pas changé, à savoir, la science physique sous-jacente !

Quels ont été les grands défis auxquels l’équipe du projet a été confrontée au sein de l’OFSP ?

Barbara Ott : Pour nous, c’était de veiller à ce que les affaires courantes ne pâtissent pas du projet d’ordonnance. Nous n’avons pas obtenu de ressources supplémentaires pour le projet. Ainsi, il était parfois difficile de trouver des spé-cialistes internes disponibles. Mais, en fin de compte, j’ai trouvé enrichissant de ne pas tra-vailler uniquement dans ma spécialité, et de participer à la création d’un nouveau cadre légal en tant que membre de la division Radioprotec-tion dans son ensemble. Étant donné que je travaille normalement dans le secteur médical, ce n’est qu’en tant que responsable de projet que j’ai réalisé combien nos tâches étaient mul-tiples dans le domaine de la radioprotection. Mon défi personnel était d’acquérir les connais-sances nécessaires dans tous ces secteurs et de garder la maîtrise des opérations.

Un grand nombre d’autorités, de socié-tés médicales, d’associations et autres entités sont concernées par la législation sur la radioprotection. D’ailleurs, 141 prises de position ont été adressées à l’OFSP lors de la consultation. Comment ces milieux ont-ils été intégrés au projet de révision ?

Barbara Ott : La radioprotection n’est pas unique-ment l’affaire de l’OFSP. C’est pourquoi nous avons intégré les autres autorités compétentes que sont l’Inspectorat fédéral de la sécurité nuc-léaire (IFSN) et la Suva, ce qui s’est révélé payant dès le début. Toutefois, après la consultation, nous avons effectivement eu sur la table 141 prises de position, dont le traitement a pris pas-sablement de temps. Malgré leur nombre, nous avons tenu à rencontrer les principaux partici-pants à la consultation afin de discuter de leurs objections. Nous avons pu dissiper beaucoup de mécontentements qui reposaient souvent sur des malentendus. Par exemple, les adaptations des émoluments d’autorisation ont soulevé beaucoup de discussions. Ils seront à l’avenir perçus tous les dix ans de manière forfaitaire pour chaque autorisation. Comme cette mesure diminue énormément la bureaucratie, les parties concernées ont finalement été d’accord.

Même si cette grande évolution n’entre en vigueur que maintenant et qu’elle fixe le cadre légal pour les dix à vingt prochai-nes années, l’idée d’une nouvelle révi-sion n’est pas complètement déplacée. Distingue-t-on déjà aujourd’hui de nou-veaux domaines à risques en matière de radiations qui devront être réglés à l’avenir ?

Barbara Ott : L’un de nos grands défis consiste à suivre la rapide évolution technologique, qui entraîne la mise sur le marché de nouveaux types d’appareils. Normalement, ces innova-tions ne se répercutent que sur les ordonnances techniques. Dans les années à venir, je m’attends à ce que la recherche aboutisse à de nouveaux résultats concernant des effets sani-taires encore peu connus dans le domaine des faibles doses ou dans celui des sensibilités indi-viduelles au rayonnement. Actuellement, il n’est pas possible de savoir dans quelle mesure de telles connaissances se répercuteront sur nos réglementations.

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Radioprotection dans la médecine

En 2017, environ 20’000 installations autorisées ont été exploitées pour des applications médica-les du rayonnement ionisant, dont plus de la moitié en radiologie dentaire. Près de 85 % des examens sont effectués dans les domaines de la radiologie traditionnelle et dentaire. Au cours de tels examens, les patients reçoivent des doses de rayonnement relativement faibles du fait des nombreuses mesures d’optimisation mises en œuvre ces dernières décennies.

Les technologies complexes en radiologie diag-nostique connaissent un développement très rapide. Les patients en tirent de grands béné-fices, mais l’utilisation croissante de ces appli-cations a également pour conséquence que la population est en moyenne davantage exposée au rayonnement. Ainsi, l’exposition a augmenté d’environ 40 % en quinze ans, passant de 1.0 à 1.4 mSv par an et par personne entre 1998 et 2013 (source : Institut de radiophysique IRA, Lausanne, 2015) ; voir aussi dans le chapitre sur l’exposition de la population au rayonnement 2017, p. 84).

Durant l’année sous rapport, 352 tomodensi-tomètres (CT) ont été exploités en Suisse (en comparaison, le nombre d’installations CT s’élevait à 187 en 1998). Il ressort d’une enquête que moins de 10 % des examens radiologiques sont effectués au moyen d’installations CT, ces dernières étant toutefois à l’origine de 70.5 % de la dose de rayonnement collective annuelle en médecine (source : IRA, Lausanne, 2015). Le nombre des autres installations du domaine des doses élevées est également en augmentation : en médecine nucléaire, le nombre d’installa-tions TEP/CT - TEP/IRM est passé de 3 à 41 du-rant les treize dernières années et celui des installations SPECT-CT de 1 à 51 entre 2004 et 2017 ; en radiothérapie, le nombre d'accéléra-teurs est passé de 47 à 75 entre 2006 et 2017.

Radioprotection dans la médecine et dans la recherche

Les énormes progrès technologiques de l’imagerie médicale apportent certes de nombreux avantages, mais ils conduisent aussi à une augmen-tation de l’exposition moyenne de la population. L’objectif est d’en éviter les conséquences négatives et d’assurer une bonne protection de la population, des patients et des personnes exposées aux rayonnements dans l’exercice de leur profession. Dans le cadre des priorités établies en matière de surveillance, l’Office fédéral de la santé publique (OFSP) optimise l’utilisation des rayonnements ionisants, en collaboration avec les établissements médicaux. Les « audits cliniques » doivent en outre contribuer à ce qu’à l’avenir, l’accent soit davantage mis sur la justifica-tion des examens et des traitements.

Audit technique

(OFSP)

Réglementation

p. ex. examen de la

radioprotection liée à

la construction

Optimisation

Comparaison

doses – NRD

Justification

Expertise du

processus de

justification

Inspection

(OFSP)

Audit clinique

(Peer Review)

Figure 2 : À partir du 1er janvier 2018, les audits cliniques complètent le système de surveillance de la radioprotection en médecine

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En raison de cette évolution, une plus grande attention doit être accordée aux deux principes de la radioprotection que sont l’optimisation et la justification. Il existe en effet le risque que les patients soient exposés de manière inutile ou accidentelle au rayonnement. La protection du personnel doit aussi être assurée. Les manques de qualification, de sensibilisation et d’entraîne-ment du personnel médical en matière de radio-protection sont des facteurs importants qui peuvent être évalués et optimisés au cours d’échanges entre l’OFSP et les établissements. Les près de 30 audits CT réalisés en 2017 se sont notamment concentrés sur la pratique en matière de justification. Quant à la campagne de surveillance précédente, elle était centrée sur l’optimisation des protocoles CT et sur l’intro-duction de niveaux de référence diagnostiques dans la pratique quotidienne. Audits cliniques : les expertises en confir-ment l’intérêt après les phases pilotes À l’avenir, les audits cliniques permettront de minimiser le nombre d’examens et de traite-ments utilisant le rayonnement ionisant de ma-nière injustifiée tout en optimisant les proces-sus et les ressources. Pour utiliser au mieux le rayonnement ionisant, il est important que les examens et les traitements soient justifiés et réalisés dans des conditions optimales. Cela sig-nifie, d’une part, que les responsables effec-tuent une pesée d’intérêts avant chaque applica-tion de rayonnement ionisant à des patients et, d’autre part, qu’ils évaluent si un résultat ana-logue pourrait être obtenu par des méthodes n’utilisant pas de rayonnement (imagerie par résonance magnétique ou ultrasons). Lorsque les avantages de l’application de rayonnement ionisant l’emportent sur les risques qu’elle pré-sente, elle est considérée comme justifiée dans l’intérêt du patient.

Dès le 1er janvier 2018, des audits cliniques doi-vent être effectués régulièrement en ce qui concerne la tomodensitométrie (CT), la médeci-ne nucléaire, la radio-oncologie et les procédu-res interventionnelles assistées par radioscopie. Cette disposition est définie dans les articles 41 à 43 de l’ordonnance sur la radioprotection (ORaP) révisée. Une phase transitoire de deux ans (2018/2019) garantira que les établissements puissent s’y préparer de manière optimale.Les audits cliniques ne sont ni des contrôles des autorités sur la qualité technique, ni des inspec-tions opérées par les autorités de surveillance,

mais des expertises réalisées par des confrères (peer reviews). La figure 2 (page 56) illustre l’intégration des audits cliniques dans le sys-tème actuel de surveillance de la radioprotec-tion, les différences entre les diverses formes d’audit ainsi que leurs objectifs, et présente les acteurs de ce système.

Avant chaque audit, les médecins, les physici-ens médicaux et les techniciens en radiologie médicale (TRM) définissent les thèmes princi-paux et le contenu. Par ailleurs, l’établissement concerné par l’audit élabore au préalable un manuel de qualité qui constituera une base im-portante pour l’audit. Durant celui-ci, les méde-cins, les physiciens médicaux et les TRM éva-luent la pratique clinique de leurs collègues à leur poste de travail et émettent si nécessaire des recommandations d’amélioration (voir dia-gramme sur le cycle d’audit en figure 3).

En 2015 et 2016, des audits pilotes ont été me-nés avec succès dans neuf établissements de radiologie et de radio-oncologie de Suisse alé-manique. D’autres audits pilotes ont été effec-tués en 2017 en Suisse romande et, pour la première fois, dans le domaine de la médecine nucléaire. Les experts ont suivi une formation afin d’être en mesure de planifier et de conduire un audit ainsi que de communiquer les résultats aux groupes cibles de manière adaptée. Environ quarante personnes ont suivi et réussi la forma-tion d’auditeur externe. Depuis, la plupart d’entre elles ont déjà pu acquérir une certaine pratique.

D’après l’enquête en ligne remplie par les parti-cipants, tant les auditeurs que les personnes auditées considèrent que ce type d’expertise contribue grandement à la protection des pati-ents et à l’amélioration des processus au sein

Identification et mise

en œuvre de mesures

d'amélioration par

l'entreprise

Réalisation de

l'audit et recom-

mendations émises

par les auditeurs

Évaluation du

programme d'audit

3 2

4

Figure 3 : Représentation schématique du cycle d’un audit clinique

Détermination du

programme d'audit

et des normes

1

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de l’établissement. Les auditeurs ont en outre mentionné qu’ils avaient beaucoup appris lors de ces procédures. Parmi les facteurs contri-buant à cette évaluation globalement positive, on peut citer les contenus fondés sur des bases probantes, les compétences professionnelles et sociales des auditeurs, le peu de chevauche-ments avec d’autres audits ou certifications, la bonne organisation des processus, l’investisse-ment raisonnable pour les établissements ou encore l’ajustement des audits aux conditions locales. Ces facteurs seront également pris en compte dans la mise en œuvre définitive des audits cliniques en Suisse. En outre, il est prévu de standardiser encore davantage les processus en vue d’une extension future du programme d’audits ; il y a lieu de déterminer en détail les contenus devant faire l’objet d’un audit sur site et ceux pouvant être expertisés au préalable, par exemple sous une forme électronique.

L’un des faits majeurs en 2017 a été la création d’un comité de pilotage composé de représen-tants de l’OFSP et des associations profession-nelles principalement concernées, à savoir les sociétés suisse de médecine nucléaire (SSMN), de radiologie (SSR), de radio-oncologie (SRO), de radiobiologie et physique médicale (SSRPM) ainsi que l'Association suisse des techniciens en radiologie médicale (ASTRAM) et la Fédéra-tion des médecins suisses (FMH). Cet organe sera chargé de déterminer la future stratégie de mise en œuvre. En ce qui concerne les conte-nus, ce comité sera soutenu par des commis-sions qui ont été créées en 2017 dans les domai-nes de la radiologie, de la radio-oncologie et de la médecine nucléaire. Elles élaborent actuel-lement les contenus qui seront nécessaires aux

établissements pour préparer les audits défini-tifs. Durant la phase transitoire de deux ans (2018/2019), il est prévu que les établissements préparent un manuel de qualité au sens de l’article 43 ORaP, qui constituera la base matéri-elle des futurs audits. Les établissements dev-ront par ailleurs se préparer à effectuer une auto-évaluation annuelle. Après la phase transitoire (dès 2020), les audits cliniques seront entrepri-ses à titre obligatoire sur la base du manuel de qualité.

De plus amples informations sur le projet figu-rent sous www.clinicalaudits.ch.

Surveillance de la radioprotection dans les salles d’opération : un thème prioritaire de l’OFSP En 2017, la section Radiothérapie et diagnostic médical de l’OFSP a notamment mis l’accent sur la surveillance de la radioprotection dans les domaines opératoires d’hôpitaux suisses, les spécialistes de l’OFSP ayant visité 114 domai-nes opératoires en Suisse romande. Après la mise en place du projet, 52 établissements avait été contrôlées en 2016. Jusqu’ici, les représen-tants de l’OFSP ont ainsi inspecté 478 installa-tions et rencontré 830 professionnels de la san-té (chirurgiens, orthopédistes, anesthésistes, radiologues, spécialistes de l’assistance tech-nique du domaine opératoire, personnes res-ponsables du positionnement des patients et de l’anesthésie, techniciens en radiologie médi-cale (TRM), physiciens médicaux et gestion-naires de la qualité, voir figure 4).

La radioprotection des groupes professionnels exposés aux radiations et les échanges sur des thèmes de radioprotection figurent au premier plan des audits du domaine opératoire. Les au-dits doivent également favoriser la communica-tion entre les différents groupes professionnels.Les représentants de l’OFSP ont saisi l’occasion des inspections effectuées dans les hôpitaux pour informer directement les praticiens sur les modifications liées à la révision des ordonnan-ces en matière de radioprotection. L’OFSP es-père notamment que la formation continue, désormais obligatoire pour les personnes expo-sées aux radiations dans un cadre profession-nel, aura des effets positifs. Cette disposition crée en effet des conditions optimales pour la diffusion des connaissances permettant le ren-forcement des aspects de radioprotection. Cet-te campagne d’audits se poursuivra en 2018.

Figure 4 : Groupes professionnels exposés aux radiations dans le domaine opératoire

Chirurgien, 15 %Assistant technique salle d'opération, 33 % Aide de salle, 13 % Médecin anesthésiste, 6 %Infirmier anesthésiste, 10 %Expert RP technique, 7 %Expert RP radiologie, 3 %Expert RP chirurgie, 2 %Assurance qualité, 2 %Technicien, 2 %TRM, 3 %Physicien médical, 4 %

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Etablissement de niveaux de références dia-gnostiques en CBCT pour les modalités tête et cou L’utilisation d’appareils de tomodensitométrie volumique numérisée (également désigné par l’acronyme anglais CBCT pour « Cone beam computed tomography ») a fortement augmen-té ces dernières années en Suisse. On dénom-bre actuellement 608 appareils répartis sur tout le territoire, faisant de la Suisse le pays d’Europe avec le plus grand nombre d’appareils de ce type par habitant. Dans la pratique actuelle, les CBCT sont fréquemment utilisés dans des do-maines tels que la médecine dentaire où les praticiens ne possèdent souvent qu’une forma-tion de base en radioprotection, et ce, même si la majorité des médecins-dentistes suisses indiquent disposer de bonnes, voire de très bonnes connaissances dans l’utilisation du CBCT en lui-même. De plus, ces appareils sont rarement utilisés sous la supervision d’experts en radioprotection, les physiciens médicaux n’étant globalement que peu impliqués dans la gestion de cette modalité. Tous ces éléments sont donc susceptibles de conduire à une aug-mentation des doses individuelles et collectives délivrées à la population. Des actions doivent donc être entreprises afin de limiter cette possi-ble hausse. À l’heure actuelle, celle-ci est toute-fois difficilement quantifiable du fait de l’absen-ce de valeurs dosimétriques de références pour cette modalité.

Afin de quantifier puis de freiner cette tendance, l’OFSP a prévu d’établir une liste de niveaux de référence diagnostiques (NRD) associés à cha-cune des indications, permettant aux utilisa-teurs d’améliorer la pratique grâce à une optimi-sation de la dose délivrée au patient. La réalisation de ce projet a été confiée à l’Institut de radiophysique (IRA) de Lausanne. Le projet se restreint volontairement aux applications concernant la tête et le cou du patient, car il s’agit des applications principales des CBCT. Les autres applications, consistant essentiellement en de l’imagerie des extrémités du patient, ont été exclues du fait des différences significatives qu’elles présentent sur de nombreux points avec l’imagerie tête et cou.

Une liste d’indications types des applications dentaires, ORL et maxillo-faciales pour la moda-lité CBCT a déjà été établie en collaboration avec des médecins spécialisés dans chacun des domaines évoqués. La dose et la fréquence de

chaque examen devront en particulier être docu-mentées. Il est également prévu de collecter des paramètres définissant le protocole selon lequel l’examen a été réalisé.

Cette étude permettra à la fois de comparer de manière plus approfondies les différentes instal-lations et de fournir une partie du matériel né-cessaire à la grande enquête 2018 concernant l’exposition de la population. Grâce aux données relevées, des NRD par indication pourront éga-lement être déterminés pour la modalité CBCT et feront prochainement l’objet d’une nouvelle directive de l’OFSP.

Médecine nucléaire : activimètres intégrés aux dispositifs automatiquesEn médecine nucléaire, les doses destinées aux patients sont systématiquement mesurées au moyen d’un activimètre (= appareil de mesure de l’activité) avant toute administration. Les activimètres sont souvent intégrés aux disposi-tifs automatiques de dosage et d’application. Ces systèmes intégrés sont surtout recomman-dés dans l’optique de réduire les doses élevées aux extrémités reçues par le personnel de mé-decine nucléaire, à condition de maintenir une grande précision dans la détermination de l’activité. L’évaluation des audits de l’année dernière a montré de fréquents manquements en matière d’approbation et de vérification de ces appareils par rapport aux dispositions de l’ordonnance sur les instruments de mesure des rayonnements ionisants. En 2017, l’OFSP a organisé l’approbation et la vérification d’une

Figure 5: Les appareils CBCT sont de plus en plus utilisés pour l’imagerie en médecine-dentaire

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grande partie de ces systèmes, en collaboration avec les différents fabricants et l’Institut fédéral de métrologie (METAS), autorité compétente pour l’approbation et la vérification des appareils de mesure. Une utilisation optimale et sûre est ainsi garantie.

Nouveaux critères de sortie pour les patients en thérapie par radionucléide Selon la nouvelle léglislation sur la radioprotec-tion, le critère de sortie des patients souffrant de maladies thyroïdiennes traitées par de l’iode-131 passe de 5 à 10 μSv/h (mesuré à 1 m de distance). Par cette adaptation, la pratique de la Suisse est harmonisée avec celle des pays voisins. La nouvelle valeur devrait conduire à une réduction de la durée d’hospitalisation des personnes traitées.

Il faudra définir des critères de sortie pour les nouvelles thérapies appliquées aux tumeurs neuroendocriniennes utilisant du lutécium-177 dotatate et du lutécium-177 dotatoc. L’utilisation de lutécium-177 est appelée à augmenter, un premier produit ayant été autorisé par l’Union européenne en septembre 2017. D’autres autori-sations suivront certainement ces prochaines années. Un fort accroissement s’opérera à partir du moment où les premiers produits thérapeu-tiques contre le cancer de la prostate basés sur du lutécium-177 seront systématiquement utilisés.Afin de pouvoir évaluer assez tôt les risques pour l’être humain et l’environnement, l’OFSP a effectué des mesures sur 24 patients de l’Hôpi-tal universitaire de Bâle. Le débit de dose des

personnes hospitalisées a été mesuré à inter-valles réguliers, tout comme les contaminations dans la chambre et sur les objets. Des mesures comparables ont été effectuées parallèlement au CHUV (Lausanne). Les premiers résultats montrent que le débit de dose et, par consé-quent, le risque immédiat encouru par les tiers lors des thérapies basées sur du lutécium-177 ne sont pas aussi critiques qu’attendu, car le rayonnement gamma du lutécium-177 est moins intense que celui de l’iode-131. Il faut toutefois veiller à ce que les valeurs limites d’immission dans l’eau ne soient pas dépas-sées, la plus grande partie de l’activité étant éliminée par l’urine. Les résultats des mesures ont montré qu’une hospitalisation de 48 heures suffisait à garantir la radioprotection des tiers ainsi que le respect des valeurs d’immission. Cette durée est ainsi définie comme durée stan-dard.

Il y a lieu de garder à l’esprit que, lors de l’utilisa-tion de lutécium-177 (durée de demi-vie 6 jours), il faut s’attendre à la présence de lutécium-177m, plus stable (durée de demi-vie 160 jours), lors du rejet dans l’environnement. Cette impureté pourrait être à la source de problèmes de capa-cité dans les cuves de décroissance si le nomb-re d’applications augmentait fortement.

Obligation de formation continue au moins tous les cinq ans pour les personnes profes-sionnellement exposées aux radiationsSelon l’ORaP révisée, toute personne utilisant du rayonnement ionisant est tenue de suivre un perfectionnement en radioprotection au moins tous les cinq ans. La formation continue vise à garantir que les compétences des personnes concernées par la radioprotection soient actuali-sées. L’OFSP a discuté la question avec les as-sociations professionnelles concernées et éla-boré un concept afin de pouvoir mettre à dispo-sition une formation en 2018, si possible pour chacun des domaines d’application. Certaines associations professionnelles ont déjà intégré des cours dans leurs journées annuelles qui comptent comme formation continue. En 2017 déjà, les écoles de radioprotection ont assuré avec succès les premières formations continues soumises à homologation. D’autres manifesta-tions sont prévues. Il est possible de bénéficier de ces offres de formation très profitables dès à présent, indépendamment du délai transitoire.

Figure 6: Chaque dose destinée à un patient en médecine nucléaire est mesurée au moyen d’un activimètre (= appareil de mesure de l’activité) avant administration

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Une nouvelle installation du CERN produit des radionucléides pour la recherche médicaleEn décembre 2017, la nouvelle installation CERN-MEDICIS a commencé à produire des radionucléides destinés à la recherche médi-cale. Grâce à l’installation voisine ISOLDE, une vaste gamme de radionucléides, certains d’entre eux ne pouvant être produits qu’au CERN, pourra être mise à disposition des hôpi-taux et des centres de recherche en Suisse et en Europe. Il sera ainsi possible d’explorer de nouvelles techniques impliquant l’utilisation de radionucléides non conventionnels pour le diag-nostic et le traitement du cancer. L’OFSP a suivi de près la mise en place de cette installation en vue de son homologation.

Campagne de libération des modules des cavités supraconductrices du LEPL’ordonnance sur la radioprotection fixe des valeurs limites en dessous desquelles les dé-chets contenant de faibles traces de radioacti-vité peuvent être éliminés par la voie conven-tionnelle. Une décision de l'ASN et de l'OFSP, validée au cours de la réunion tripartite du 29 juin 2012, fixe les principes directeurs de la répartition équitable des déchets radioactifs du CERN entre la France et la Suisse en vue de leur élimination. Sur cette base, le CERN avait pro-cédé en 2013 à la première campagne de libéra-tion de déchets. Cette campagne concernait un lot de 55 structures accélératrices alimentées par radiofréquence et de huit accumulateurs sphériques provenant du système de radiofré-quence du « Large Electron Positron Collider (LEP) », mis à l’arrêt en 2000.

Formation en radioprotection : exigences supplémentaires pour certaines catégories professionnelles Les personnes utilisant le rayonnement ionisant ou ayant des responsabilités de radioprotection vis-à-vis de tiers doivent pouvoir justifier d’une formation adéquate. L’ordonnance sur la forma-tion en radioprotection révisée fixe les forma-tions nécessaires à cet égard. La liste a été adaptée aux nouvelles professions concernées par la radioprotection.

Ainsi, une formation en radioprotection recon-nue est désormais obligatoire pour utiliser la tomographie volumétrique numérisée en méde-cine dentaire, en otorhinolaryngologie, ainsi qu’en chirurgie orale et maxillo-faciale. La forma-tion requise en radioprotection pour les exa-mens radiologiques dans le domaine des exa-mens intraoraux correspond au certificat fédéral de capacité d’assistant dentaire. Pour les appli-cations de l’orthopantographie et de la téléradio-graphie ainsi que des techniques extraorales (TVT) dans le domaine des faibles doses, il est nécessaire pour les assistantes dentaires de suivre des cours complémentaires de radiopro-tection reconnus. La Société suisse des méde-cins-dentistes (SSO) et la Société suisse de radiologie dento-maxillofaciale ont élaboré un programme de formation-cadre pour des tech-niques étendues de prise d’images en collabora-tion avec l’OFSP, qui pourra être proposé dès 2018.

Recherche au CERN

L'Organisation européenne pour la Recherche nucléaire (CERN), la France et la Suisse ont mis en place une collaboration au moyen de l’accord tripartite du 16 septembre 2011, afin d’assurer la qualité des pratiques de radioprotection et de sûreté appliquées aux installations du CERN utilisant des rayonnements ionisants. Des réu-nions tripartites sont régulièrement organisées entre le CERN et les autorités compétentes en matière de radioprotection des pays hôtes, soit l’Autorité de sûreté nucléaire (ASN) en France et l’OFSP en Suisse. Durant ces réunions, le CERN expose les évolutions stratégiques et réglemen-taires présentant des enjeux de radioprotection, par exemple la planification de nouvelles instal-lations produisant des rayonnements ionisants, les changements relatifs aux règles de radiopro-tection et de sûreté, ou encore des résultats de mesures de contrôle.

Figure 7 : Exemple de module LEP partiellement démonté contenant quatre cavités supraconductrices (photo : CERN)

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Des modules des cavités supraconductrices du système de radiofréquence du LEP ont été libé-rés dans le cadre d’une campagne organisée en 2017. Cette campagne a concerné 71 modules du LEP contenant chacun quatre cavités supra-conductrices, un demi-module utilisé dans le Super Synchrotron à Protons (SPS) ainsi que quatre unités (deux cavités simples et deux quarts de module) utilisées lors des phases de test, représentant 444 tonnes de matériel. Sur les 71 modules du LEP, quatre contenaient des cavités constituées de niobium pur, le reste des cavités étant constitué de cuivre recouvert d’un film de niobium.

Cette campagne a été documentée par une note technique de libération de déchets présen-tée à l'OFSP pour validation avant le début de la campagne d'élimination. Des discussions entre le CERN et l’OFSP ont abouti à une version révi-sée de cette note précisant la méthodologie adoptée. Des mesures par échantillonnage effectuées par l’OFSP, complémentaires à celles du CERN, ont permis de confirmer que l'élimination des modules de cavités supra-conductrices du LEP a pu se faire dans le res-pect de la législation, et de façon sûre, tant pour la population que pour l'environnement.

Recherche à l'Institut Paul Scherrer

L’Institut Paul Scherrer (PSI), situé à Villigen (AG), fait partie des plus vastes centres de recherche de Suisse. Il exploite de grands accélérateurs, tels que le cyclotron, installation circulaire permettant d’accélérer des protons, ainsi que les lignes de faisceaux et les expériences correspondantes. Parmi ces dernières, on peut par exemple citer la source de neutrons par spal-lation (SINQ), l’accélérateur médical de protons (COMET), la source synchrotronique de lumière suisse (SLS) et depuis peu le SwissFEL. Les accélérateurs et les laboratoires de recherche relèvent du domaine d’autorisation et de surveillance de l’OFSP alors que les installations nucléaires du PSI sont de la compétence de l’Inspection fédérale de la sécurité nucléaire (IFSN). Dans le cadre de son activité de surveil-lance, l’OFSP s’assure du respect des limites concernant les rayonnements ionisants en vue de garantir la sécurité de la population, du personnel du PSI et de l’environnement. De

plus, l’OFSP accompagne les grands projets du PSI pour s’assurer, notamment, que les installa-tions en cours de construction puissent, à l’avenir, être exploitées en toute sécurité.

Tests de réception techniques de l’installa-tion Gantry 3Durant l’année sous rapport, la nouvelle installa-tion d’irradiation Gantry 3 du Centre de thérapie aux protons a fait l’objet de tests de réception techniques (customer acceptance tests). Con-trairement aux autres installations d’irradiation élaborées et construites par le PSI lui-même, l’installation Gantry 3 est un produit commer-cial. L’OFSP a donc inspecté les tests de récep-tion, l’octroi d’une autorisation d’exploitation à des fins d’applications sur l’être humain étant subordonné à une réception technique positive. La mise en service clinique de Gantry 3 est pré-vue en 2018.

Recherche de solutions pour l’élimination des déchets Outre la construction et la mise en service de nouvelles installations de recherche, la gestion des déchets issus des accélérateurs constitue un défi particulier non seulement pour le PSI, mais aussi pour les autorités de surveillance. C’est pourquoi les experts de l’OFSP ont organi-sé plusieurs rencontres techniques avec le PSI et l’IFSN durant l’année sous rapport. Il est im-portant de trouver des solutions praticables pour les diverses voies d’élimination et d’éla-borer des processus garantissant la protection de l’être humain et de l’environnement tout en réduisant à un minimum la quantité de déchets radioactifs.

Afin de se conformer aux exigences de l’OFSP, le PSI a révisé son plan de traitement des dé-chets issus des accélérateurs du PSI ouest. Le plan présente désormais les voies d’élimination possibles pour la grande variété de matériaux concernés ainsi que les démarches à adopter en conséquence. Lorsque cela est possible, les déchets sont libérés immédiatement ou élimi-nés comme déchets conventionnels après un stockage pour décroissance de plusieurs an-nées. En raison, notamment, de l’introduction de limites de libération dans la nouvelle ORaP, ces processus et leur documentation posent de grands défis à la technique de mesure. S’il n’est pas possible d’effectuer une mesure de libérati-on en raison de l’activité présente, les déchets

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doivent être caractérisés, documentés, condi-tionnés et stockés provisoirement dans l’attente de leur élimination définitive dans un dépôt géologique en profondeur.

Le traitement des déchets issus des accéléra-teurs du PSI nécessite une infrastructure parti-culière, qui n’est actuellement que partiellement disponible. C’est pourquoi le PSI a lancé diffé-rents projets d’infrastructure, qui relèvent tant du domaine de surveillance de l’OFSP que de celui de l’IFSN.

Déchets radioactifs

La Confédération est chargée d'éliminer les déchets radioactifs provenant de la médecine, de l'industrie et de la recherche, à l'exception des déchets des exploitants des centrales nuc-léaires. L'OFSP organise chaque année une campagne de ramassage de ces déchets, qui sont ensuite traités et entreposés dans le dépôt intermédiaire fédéral (BZL) à Würenlingen dans le canton d'Argovie. A l'avenir, la totalité des déchets devra être stockée définitivement dans un dépôt en couches géologiques profondes. La sélection des sites pour les dépôts est actuelle-ment en cours. La mise en service du dépôt pour les déchets de faible et moyenne activité, dont la majeure partie des déchets de la Con-fédération fait partie, est prévue en 2050.

Campagne de ramassage des déchets radioactifs Au cours de la campagne de ramassage de 2017, 19 entreprises ont livré des déchets radioactifs présentant une activité totale de 1.55 x 1015 bec-querels (en majeure partie du tritium H-3) et un volume total brut de 4,84 m3. Par ailleurs, cer-tains déchets contenant du tritium et du car-bone-14 ont pu être incinérés avec l’autorisation de l’OFSP dans le respect des dispositions de l’article 83 de l’ordonnance sur la radioprotec-tion (ORaP) de 1994. Lorsque cela est possible, une décontamination et un entreposage de déchets faiblement radioactifs pour décrois-sance en entreprise est aussi envisageable, afin de pouvoir ensuite les libérer.

La réutilisation ou le recyclage de sources radio-actives scellées de haute activité s’avère être une alternative judicieuse à leur élimination comme déchets radioactifs. Cela concerne no-tamment les sources d’américium-241, de kryp-ton-85, de césium-137 ou encore de cobalt-60. L'élimination, comme le recyclage, de sources radioactives avec des activités importantes est très coûteuse. Des montants de plusieurs dizai-nes de milliers de francs sont facilement at-teints. Depuis de nombreuses années, l'OFSP encourage les détenteurs de telles sources à créer des réserves financières pour leur élimina-tion. Cependant, il arrive encore trop souvent que le détenteur soit surpris par ces montants et que l'élimination de la source ait un grand impact financier pour une entreprise. Dès 2018, la mise en place de provisions financières suffi-santes pour l'élimination des sources avant leur achat sera obligatoire.

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-9920

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Figure 8 : Volume annuel de déchets radioactifs collecté lors des campagnes de ramassage de la Confédération. Moyenne annuelle des volumes de fûts délivrés entre 1974 et 1999 et leur fluctuation. Depuis 2000, le graphique indique des volumes de déchets bruts.

Volu

me

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5

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Événements radiologiques

L’OFSP a pour mission de protéger la population des rayonnements ionisants, notamment les patients et les personnes professionnel-lement exposées aux radiations, ainsi que l’environnement. Malgré les mesures de prévention et de protection mises en œuvre, il peut arriver que des événements radiologiques soumis à déclaration surviennent ou que des héritages radiologiques soient découverts. L’Office fédéral de la santé publique (OFSP) est tenu d’étudier ces cas, de les évaluer et d’en informer le public de manière appropriée.

L’OFSP analyse de manière approfondie tous les événements radiologiques déclarés. Les experts compétents évaluent les conséquences possi-bles, examinent les mesures correctives propo-sées et décident si une inspection sur place s’impose. En outre, l’OFSP est tenu d’informer la population de manière appropriée sur la situa-tion, parfois en collaboration avec les entreprises ou les autorités concernées.

Tout événement déclaré figure sous la forme de statistique dans le rapport annuel de la division Radioprotection, les événements marquants étant brièvement décrits ci-après.

Vingt-cinq événements radiologiques an-noncés en 2017 Durant l’année 2017, l’OFSP a enregistré 25 déclarations d’événements aux causes diver-ses. La figure 9 donne un aperçu des événe-ments et des domaines concernés. Il est prévu

de signaler 11 cas, principalement des décou-vertes de sources, à la base de données ITDB (Incident & Trafficking Database) de l’Agence internationale de l’énergie atomique (AIEA).

En 2017, sept événements ont concernés les domaines « environnement, entreprises et po-pulation » et dix autres les domaines « héritages radiologiques, sources orphelines ou pertes de source ». Un autre événement concernant des personnes professionnellement exposées aux radiations a été notifié. Aucun de ces 18 événe-ments n’a été classé en INES 1 ou plus.

Par ailleurs, trois incidents ont été annoncés dans le domaine du transport. Parmi ceux-ci, le transport non conforme de matières radioacti-ves entre Le Caire et Bruxelles via Zurich, décrit en page 65, a suscité bon nombre de questions.

Quatre événements ont été relevés chez des patients de radiothérapie. Dans les trois pre-miers cas, des irradiations inappropriées résul-

Patients 4Personnes exposées aux radiations dans l’exercice de leur profession 1Environnement, entreprise et population 7Héritages radiologiques, sources orphelines, pertes de source 10Transport 3

Figure 9 : 25 événements radiologiques annoncés dans divers domaines en 2017

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tent de différents facteurs (mauvais positionne-ment du patient, confusion entre patients et plan de thérapie incorrect). Ces incidents sont à classer, au maximum, au niveau 1 de l’échelle provisoire INES médicale. Le quatrième cas concerne un surdosage important chez un pati-ent traité en radiologie interventionelle. L’OFSP a examiné les événements dans les hôpitaux concernés et a exigé la prise de mesures. Dans le cas du surdosage, les mesures ne seront définitivement fixées qu’en 2018 (voir descrip-tion ci-après).

Par ailleurs, l’OFSP a mesuré des traces de ruthénium-106 dans l’air dès fin septembre 2017. Même si ce cas ne s’est pas produit en Suisse, il a tout de même eu un grand retentissement. Un bref rapport est consacré à cet événement extra-ordinaire dont les causes ne sont pas élucidées (page 66). Un aperçu des résultats des mesures effectuées en Suisse figure au chapitre « Sur-veillance de l’environnement » en page 78.

Brefs comptes rendus d’événements présentant un intérêt particulier

Lésions aiguës dues à une irradiation en radiologie interventionnelleUn patient a été exposé à un rayonnement d’une intensité inhabituelle lors d’une interven-tion thérapeutique complexe pour une sclérose relative à un hémangiome dans la région lom-baire (tumeur vasculaire bénigne). Comme le patient présentait une importante adiposité, le produit de contraste injecté dans l’anomalie n’était pas visible par fluoroscopie.

L’intervention a donc été effectuée au moyen d’une angiographie numérique par soustraction (ANS) de haute résolution. Le rayonnement a été dirigé de façon oblique sur le côté gauche à la hauteur de la quatrième vertèbre lombaire, avec une surface de champ de 6 cm (projection ventro-dorsale) et de 10 cm (projection crânio-caudale). La radioscopie a duré 11.3 minutes. Contrairement à la fluoroscopie, l’ANS de cette installation ne dispose pas d’un système d’alarme de dose lorsque la durée critique a été atteinte. Le dépassement de dose n’a donc pas été remarqué durant l’intervention. L’évaluation de dose effectuée sur la peau à l’endroit irradié a

donné un résultat inhabituellement élevé : 30 à 35 Gy. Il faut donc s’attendre à une nécrose (mortification) de la peau et des tissus sous-cutanés au cours des deux prochaines années. Cet événement radiologique doit être classé au niveau 3 sur l’échelle provisoire INES médicale. Le patient et sa blessure font l’objet de contrô-les réguliers. Il a été décidé à court terme de n’utiliser dorénavant que la méthode par fluoro-scopie pour les scléroses, si celle-ci est appro-priée pour le patient. D’autres mesures suivront consécutivement aux clarifications encore en cours concernant cet événement radiologique.

Incident lors d’un transport aérien de ma-tières radioactives entre Le Caire et Bruxelles via Zurich En juillet 2017, un colis de matières radioactives transporté du Caire à Zurich, puis de Zurich à Bruxelles dans deux avions de ligne de la com-pagnie Swiss International Airlines s'est avéré ne pas répondre aux exigences de transport de marchandises dangereuses. En effet, le blin-dage utilisé par l'expéditeur n’était pas appro-prié pour la source en question, de l’iridium-192 utilisé dans le domaine du contrôle non destruc-tif de matériaux (gammagraphie). C’est à la ré-ception du colis en Belgique que le problème a été découvert.

Certains passagers ont donc été exposés à une dose de rayonnement supplémentaire. Selon une estimation des autorités de sûreté nucléaire belge (AFCN), 19 personnes sur le vol du Caire à Zurich et 7 personnes sur le vol de Zurich à Bru-xelles ont reçu une dose de rayonnement su-périeure à 1 mSv (au maximum 6.6 mSv). En tant qu’autorité compétente, l’OFSP a commu-niqué le dépassement de cette valeur limite aux passagers suisses concernés. L’OFSP a déposé plainte auprès du ministère public de la Con-fédération pour non-respect des doses à la po-pulation. Le ministère n'a pas donné suite à cette plainte par manque de responsabilité au niveau suisse.

L’AFCN a classé l’événement au niveau 2 sur l'échelle INES (International Nuclear Event Sca-le). La collaboration et l'entraide entre les autori-tés belges et suisses ont très bien fonctionné lors de cet incident et les échanges ont permis de coordonner les actions des autorités de ma-nière optimale. Afin d’éviter qu’un tel incident se reproduise, différentes mesures ont par ail-

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Le ruthénium-106 est un élément radioactif avec une demi-vie de 373.6 jours. N’étant pas détec-té dans l’air en temps normal, sa présence ne peut être liée qu’à un rejet non maîtrisé. L’ab-sence de tout autre radionucléide artificiel con-duit à écarter l’hypothèse d’un rejet issu d’un réacteur nucléaire. En revanche, un tel rejet pourrait provenir d’une industrie de retraitement de combustibles nucléaires usés ou d’une entreprise de production de sources radioacti-ves. En date du 31 décembre 2017, aucun pays n’avait toutefois déclaré à l’AIEA être à l’origine de ce rejet, qui reste donc inconnue.

L’Office fédéral allemand de radioprotection (BfS) ainsi que l’Institut de radioprotection et de sûreté nucléaire français (IRSN) ont reconstitué le rejet par simulations à partir de centaines de résultats de mesures. Les calculs effectués indépendamment par les deux instituts et publi-és début novembre arrivent aux mêmes conclu-sions, à savoir que la zone de rejet la plus plausi-ble se situe au sud de l’Oural sans qu’il ne soit possible, avec les données disponibles, de loca-liser précisément le point de rejet. Par ailleurs, pour la zone de rejet la plus plausible, les simula-tions de l’IRSN estiment une quantité très im-portante de ruthénium-106 rejetée, comprise entre 100 et 300 térabecquerels.

Du fait des quantités rejetées, les conséquen-ces d’un accident de cette ampleur en France (ou en Suisse) auraient nécessité localement de mettre en œuvre des mesures de protection de la population dans un rayon de l’ordre de quel-ques kilomètres autour du lieu de rejet. Un dé-passement des niveaux maximaux admissibles dans les denrées alimentaires (1250 Bq/kg pour le ruthénium-106) aurait quant à lui été observé sur quelques dizaines de kilomètres autour du point de rejet. Toutefois, suite aux investigations menées par l’OFSP en collaboration avec l’Office fédéral de la sécurité alimentaire et des affaires vétérinaires (OSAV), le canton de Bâle et les douanes, la probabilité d’un scénario d’importation en Suisse de denrées alimen-taires contaminées au ruthénium-106 à proximi-té de la source de rejet est extrêmement faible, le risque sanitaire potentiel lié à ce scénario étant lui aussi très faible. Il apparaît donc injusti-fié de mettre en place des contrôles systéma-tiques des niveaux de radioactivité dans les denrées alimentaires en provenance du Sud de l’Oural qui sont importées en Suisse.

leurs été prises pour améliorer la formation du personnel au sol chez Swiss et Swissport et pour intensifier les contrôles. Les échanges avec les autorités égyptiennes ont, par contre, été plus délicats et compliqués.

Détection de ruthénium-106 dans l’air en Suisse et dans plusieurs pays européensA partir de fin septembre 2017, plusieurs labora-toires européens de mesure de la radioactivité ont détecté du ruthénium-106 dans l’atmos-phère. L'OFSP a très vite été informé sur ces résultats. De plus amples informations con-cernant les résultats de mesures en Suisse sont disponibles en page 78 du présent rapport.

Les concentrations mesurées dans les pays de l’Est et du Sud de l’Europe ont été généralement supérieures à celles enregistrées en Suisse, avec par exemple une valeur de 40’000 μBq/m3 enregistrée dans l’Est de l’Autriche. Informée de cette situation, l’Agence internationale de l’éner-gie atomique (AIEA) a demandé à l’ensemble de ses pays membres de communiquer leurs résul-tats de mesure concernant ce radionucléide. Parmi environ 400 résultats collectés jusqu’à mi-octobre, la valeur la plus élevée rapportée à l’AIEA était de 0.15 Bq/m3 et a été mesurée le 30 septembre en Roumanie. Dans les pays où les concentrations maximales ont été enregistrées, des traces de ruthénium-106 ont à nouveau été sporadiquement mesurées jusqu’en novembre, probablement suite à la remise en suspension de particules déposées au sol. Toutefois, les résultats tendent à montrer que le rejet est aujourd’hui terminé. A noter que les données fournies en octobre par la Russie étaient lacu-naires. Le 21 novembre, le service météorolo-gique russe a annoncé avoir également mesuré des valeurs plus élevées de ruthénium-106 sur son territoire, à des niveaux comparables à ceux enregistrés en Pologne.

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Deuxième « Journée nationale de radioprotection » dans le domaine médical

La deuxième « Journée nationale de radioprotection », dédiée au thème de la radiologie diagnostique, a rencontré un franc succès. En effet, plus de 160 personnes actives en radiologie, ainsi qu’en physique et technique médicales se sont rencontrées à Berne le 21 septembre 2017 pour des échanges entre professionnels. Près de trois mois avant l’entrée en vigueur de l’ordonnance sur la radioprotection (ORaP) révisée, de nombreux spécialistes ont souhaité obtenir des orientations claires sur la mise en œuvre des nouveautés dans leurs établissements et pouvoir en discuter avec des collègues.

L’Office fédéral de la santé publique (OFSP) a répondu à ce besoin en présentant un vaste programme : pas moins de quinze intervenants ont en effet illustré des sujets brûlants tels que la culture de la radioprotection et la gestion de la sécurité, la révision des ordonnances, l’intro-duction des audits cliniques ainsi que les défis futurs. Pascal Strupler, directeur de l’OFSP, et Sébastien Baechler, responsable de la division Radioprotection, ont ouvert la rencontre.

Culture du dialogue avec les acteurs de la radioprotection« Une radioprotection efficace et durable exige un engagement de la part de toutes les parties prenantes » : c’est par ces mots que Pascal Strupler a souhaité la bienvenue aux partici-pants. Cette devise s’est ensuite reflétée dans de nombreuses contributions tout au long de la journée. Les échanges entre les représentants des autorités, des hôpitaux et des associations professionnelles ont été très animés. Le nou-veau dispositif des audits cliniques, visant à minimiser le nombre d’examens et de traite-ments injustifiés, a fait l’objet de plusieurs inter-ventions, notamment de la part du responsable de projet à l’OFSP, d’un médecin radiologue, chef de la tomodensitométrie de l’Hôpital cantonal de Baden (en tant que représentant d’un établissement soumis à un audit), d’un technicien en radiologie médicale de l’Hôpital de l’Ile à Berne (en tant qu’auditeur), ainsi que d’une radiologue représentant la Société suisse de radiologie. Ces différents points de vue ont permis de dresser un tableau différencié du concept, de la réalisation et des éventuelles difficultés que comporte cet ambitieux projet.

Radioprotection et santé Des mesures de radioprotection efficaces profi-tent tant aux patients qu’au personnel médical.

Figure 10 : Les échanges entre les autorités et les praticiens sont l’expression d’une culture vivante de la radioprotection : Do the right procedure and do it right

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On sait que l’exposition moyenne au rayon-nement par personne due aux applications mé-dicales a augmenté d’environ 40 % entre 1998 et 2013 : elle est en effet passée de 1.0 à 1.4 mSv par an. Selon Pascal Strupler, la radiopro-tection est donc un sujet de santé publique. Elle fait, qui plus est, partie intégrante de la stratégie « Santé 2020 » de l’OFSP relative aux défis en matière de santé publique.

Les applications médicales injustifiées ont éga-lement un coût. À la fin de son intervention, le directeur de l’OFSP a ainsi évoqué le Health Technology Assessment (HTA), soit une évalua-tion systématique des procédés et technologies médicaux. L’enjeu est de créer les conditions nécessaires à des prestations médicales effi-caces, adaptées et rentables.

Triple A : un concept pour l’application des radiations tourné vers l’avenir Comme l’a souligné Sébastien Baechler, res-ponsable de la division Radioprotection de l’OFSP, la radioprotection ne doit pas être consi-dérée comme une question marginale dans les établissements médicaux, mais être intégrée à tous les échelons dans la stratégie de sécurité et de gestion de qualité. Selon lui, la Suisse doit mettre en œuvre à l’avenir le concept « Triple A », reconnu à l’échelle internationale, pour la pro-tection des patients et du personnel. Les trois A sont un acronyme pour Awareness, Appropria-teness et Audit. Awareness concerne la sensibi-lisation des patients et du personnel aux risques liés aux rayonnements ; Appropriateness suppo-se que l’application du rayonnement soit prescrite et réalisée avec pertinence et les Au-dits ont pour objectif d’éviter les examens injus-tifiés. La révision de l’ORaP pose les bases pour la mise en œuvre du concept « Triple A », étant donné le net renforcement des principes de radioprotection que sont l’optimisation et la justification, ainsi que l’introduction des audits cliniques.

Audits cliniques : nouvelles tâches, nouveaux concepts et nouveaux processus sur la base de la révision Il ressort d’un sondage spontané effectué sur place qu’environ 80 % des participants étaient au courant de la révision de l’ORaP avant la ren-contre. Ce résultat est peut-être dû à la politique d’information ciblée de l’OFSP ; toutefois, rap-pelons aussi que de nombreuses associations professionnelles étaient impliquées dans l’élaboration du projet de législation. Dans l’optique de la mise en œuvre des dispositions révisées dès 2018, les spécialistes de l’OFSP ont recommandé aux experts présents de plani-fier en priorité les tâches suivantes : • élaboration d’un manuel de qualité pour prépa-

rer les audits cliniques ;• élaboration d’un concept interne à

l’établissement répondant à la nouvelle exi-gence de formation continue ;

• intégration renforcée des physiciens médicaux dans le domaine opératoire, notamment en raison de l’abaissement des valeurs limites de doses pour le cristallin et les extrémités pour le personnel ;

• enregistrement, analyse, obligation de décla-ration des événements radiologiques médi-caux.

Il est certain que les établissements médicaux ne pourront pas satisfaire à toutes les nouvelles exigences dès le 1er janvier 2018 – l’OFSP se montrera conciliant durant les premiers mois. Comme l’a très clairement fait remarquer Ro-land Simmler, physicien médical d’un grand groupe hospitalier, en parlant de sa propre ex-périence, la mise en œuvre des nouvelles dispo-sitions peut demander un investissement im-portant selon l’entreprise. Les nouveaux concepts et adaptations de processus requiè-rent par ailleurs une réflexion approfondie.

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Création d’un nouveau groupe d’experts de la CPR concernant la justificationUne partie de la révision de l’ORaP concerne l’extension du principe d’optimisation et le ren-forcement de la justification (articles 27–31 et 198 ORaP). Des recommandations de la Com-mission fédérale de radioprotection (CPR) sont attendues afin de pouvoir mettre en œuvre les dispositions de l’ORaP concernant la justifica-tion. Selon le Professeur Peter Vock, ancien directeur de l’Institut de radiologie de l’Hôpital de l’Ile à Berne, l’optimisation a longtemps été placée avant la justification en radioprotection, bien que dans ce domaine 100 % des doses (et des coûts) pourraient être économisés. Il dirige à présent un groupe d’experts de la CPR qui étudie la question de la justification au « niveau 2 ». À ce niveau, un examen spécifique est défini et justifié pour une indication géné-rique. L’objectif du deuxième niveau de justifica-tion est d’évaluer si le procédé améliore le diag-nostic ou le traitement et s’il apporte les infor-mations requises sur les patients exposés. Le groupe de travail va analyser les directives euro-péennes et internationales et se pencher sur la

question de leur applicabilité en Suisse. Les premières prises de position à propos de situa-tions de justification concrètes sont attendues dans le courant de l’année 2018.

Figure 11 : Sur la base des recommandations de la Commission internationale de protection radiologique (CIPR) sur les futures recherches prioritaires, le professeur François Bochud a illustré certains aspects comme la poursuite des études sur les effets dus aux faibles doses de rayonnement, la radiosensibilité individuelle et le mode de vie, ainsi que la prise en compte des principes éthiques en radioprotection.

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Recherche historiqueDans le cadre du plan d’action, l’OFSP a manda-té l’Université de Berne pour la recherche histo-rique des bâtiments potentiellement contami-nés au radium-226 en Suisse. Les résultats de cette étude seront publiés au 1er trimestre 2018. L’Université de Berne a déjà informé l’OFSP que le nombre de bâtiments potentiellement conta-minés dépassait les 500 bâtiments estimés lors du lancement du plan d’action. Les objets en question se situent principalement dans les cantons de Neuchâtel, de Berne et de Soleure ; les cantons de Bâle-Campagne, Bâle-Ville, Fri-bourg, Genève, Jura, Lucerne, St-Gall, Schaff-house, Tessin, Valais, Vaud et Zurich sont aussi concernés.

Diagnostics de biens-fonds potentiellement contaminésPrès de 400 biens-fonds (bâtiments et jardins) ont été examinés jusqu’ici, principalement dans les cantons de Neuchâtel, Berne et Soleure, mais aussi dans d’autres cantons tels que Bâle-Campagne, Genève, Jura, Tessin, Vaud et Zurich. La démarche de diagnostic consiste à mesurer le débit de dose sur une grille 1 mètre sur 1 mètre sur toute la surface du bâtiment ou de l’espace extérieur concerné, à une hauteur de 10 cm et de 1 mètre.

En présence de traces de radium-226 dans des locaux intérieurs, l’OFSP évalue la dose efficace reçue par les personnes qui séjournent dans le bâtiment sur la base des résultats de mesure et de scénarios d’exposition. Ces scénarios ont pour objectif d’exclure, pour tout occupant ac-tuel ou futur, une exposition supérieure à la

limite de dose de 1 milliSievert par an (mSv/an) tolérée pour la population suisse. Si le résultat de cette estimation montre que la dose est su-périeure à 1 mSv/an, l’OFSP désigne le bien-fonds comme nécessitant un assainissement et en informe le propriétaire, les personnes con-cernées, ainsi que le canton et la commune. Pour les jardins, un assainissement est requis en cas de dépassement du seuil de 1000 bec-querels par kilogramme (Bq/kg) pour la concent-ration en radium-226 dans la terre.

Parmi les biens-fonds contrôlés, 80 nécessitent un assainissement lié au radium-226. Dans la majorité des cas, la dose calculée dans les lo-caux intérieurs se trouve entre 1 et 10 mSv/an. Dans cinq bâtiments, la dose se situe toutefois entre 10 et 17 mSv/an. Les valeurs maximales de radium mesurées dans des échantillons de terre prélevés dans les jardins à assainir s’élèvent en moyenne à 16’500 Bq/kg. Dans un cas, elles avoisinent ponctuellement les 210’000 Bq/kg.

Par ailleurs, l’OFSP a déjà identifié cinq anciens sites industriels figurant au cadastre des sites pollués qui nécessitent un assainissement lié au radium-226. Une approche commune doit être développée entre l’OFSP et l’Office fédéral de l'environnement (OFEV), afin de gérer ces situa-tions de pollutions croisées.

Plan d’action radium 2015–2019

Le plan d’action radium 2015–2019 a pour objectif de régler le prob-lème des héritages liés à l’application de peinture luminescente au radium-226 dans l’industrie horlogère jusque dans les années 1960. Le rapport concernant la recherche historique sera disponible au premier trimestre 2018. Jusqu’ici, près de 400 bâtiments ont déjà fait l'objet d’un diagnostic du radium. Parmi ceux-ci, 80 bâtiments doivent être assainis, les travaux étant terminés ou en cours dans plus de 50 bâtiments.

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Programme d’assainissementsSur les 80 bâtiments nécessitant un assainis-sement, plus de 50 bâtiments ont déjà été as-sainis ou sont actuellement en cours d’assainis-sement. La démarche d’assainissement comprend la planification, la dépollution, la remi-se en état, le contrôle final de l’atteinte de l’objectif ainsi que l’élimination des déchets. L’objectif de l’assainissement est de limiter la dose effective annuelle des habitants à 1 mSv. On tentera toutefois d’optimiser la réduction des contaminations afin d’atteindre en tout point un débit de dose inférieur à 100 nSv/h à 10 cm du sol. Les modalités d’assainissement étant spécifiques à chaque objet, leur descrip-tion générique n’est pas envisageable. Citons toutefois les mesures les plus fréquentes appli-quées : retrait de matériaux contaminés (tapis, radiateur), de revêtements et d’anciennes isola-tions (plancher, parquet, scories), ponçage de revêtements (peinture, appui de fenêtre) ou encore enlèvement de la terre (jardins, pelou-ses). Ces travaux doivent permettre de garantir l’habitabilité de l’objet tout en maintenant l’engagement financier de la Confédération et le dérangement pour les locataires à un niveau acceptable.

Les déchets d’assainissement faiblement con-taminés au radium-226 sont entreposés en lieu sûr dans l’attente de leur élimination conformé-ment aux dispositions légales. Quatre sites de stockage temporaires ont déjà été aménagés à cette fin dans les cantons de Berne, Genève, Neuchâtel et Soleure. L’OFSP s’assure, par le biais de mesures de radioprotection, que le personnel séjournant sur ces sites ainsi que la population des alentours ne soient pas exposés à des doses de rayonnement dépassant les seuils admis. Les matériaux inertes dont l’activité spécifique est inférieure à 1000 fois la limite d’exemption (LE) peuvent être déposés en décharge conformément à l’article 82 de l’ordonnance sur la radioprotection (ORaP) de 1994. À partir du 1er janvier 2018, la LE sera rem-placée par une limite de libération (LL) quatre fois plus basse pour le radium-226. Selon l’article 83 ORaP, l’activité hebdomadaire admi-se pour l’incinération de déchets combustibles avec l’assentiment de l’autorité de surveillance ne doit pas dépasser l’équivalent de 1000 fois la limite d’autorisation (LA). Les déchets qui dé-passent ces valeurs sont éliminés au Dépôt intermédiaire fédéral (BZL) à Würenlingen.

Modalités d’information sur le plan d’actionUn comité pilotage et un groupe d’accompagne-ment assurent un échange d’information perma-nent entre tous les acteurs du plan d’action. En outre, l’information du public est assurée par la mise à jour périodique de l’état d’avancement du projet sur le site internet de l’OFSP, dont la version au 31 décembre 2017 est présentée dans la figure 13. Par ailleurs, l’OFSP a publié deux communiqués de presse régionaux fin 2017 afin d’informer la population des cantons de Genève et de Bâle-Campagne sur l’état des diagnostics et des assainissements.

Surveillance des décharges et autres sites contaminésL’OFSP est chargé de mettre en place une sur-veillance radiologique appropriée dans les dé-charges en activité avant 1970 ainsi que d’autres sites identifiés comme potentiellement conta-minés au radium-226, afin de garantir un suivi de la situation, notamment lorsque le site doit être assaini ou réhabilité. Ce volet du plan d’action est mis en œuvre en étroite collaboration avec l’OFEV ainsi que les communes et cantons con-cernés par ces sites. Une priorisation parmi plus de 8000 sites en activité avant 1970 a été défi-nie. Relevons que tant qu’une ancienne déchar-ge reste fermée et que les déchets potentielle-ment contaminés sont inaccessibles, le risque sanitaire lié à la présence de radium-226 est très faible. Ainsi, 44 décharges candidates à un as-sainissement conventionnel selon l’ordonnance sur l’assainissement des sites pollués (OSites) ont été retenues pour examiner le bien-fondé d’y mettre en place une surveillance du radi-um-226.

Figure 12: Assainissement d’un plancher contaminé au radium-226 à La Chaux-de-Fonds (Source : OFSP)

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rieures à la limite de détection de 5 mBq/l dans les eaux de source. Même si les valeurs dans les lixiviats des décharges sont plus élevées, elles ne permettent pas d’infirmer ou de confir-mer la présence de déchets contaminés au radium-226 dans ces décharges, des analyses supplémentaires étant nécessaires. Par ailleurs, l’OFSP a également effectué des mesures du radium-226 dans des échantillons d’eau des exutoires karstiques du canton de Neuchâtel dans le cadre du projet ChloroKarst mené par l’OFEV.

Les contrôles se sont poursuivis en 2017, no-tamment dans le canton de Neuchâtel. L’OFSP a en effet prélevé plusieurs échantillons d’eau de forages (lixiviats) dans le cadre d’investigations au sens de l’OSites visant à évaluer la nécessité d’assainissement de deux anciennes décharges figurant au cadastre des sites pollués, à savoir la décharge des Bulles et la décharge de la Som-baille. Les eaux de huit sources du Doubs ont également été analysées. Les résultats des mesures du radium-226 effectuées par l’OFSP ont montré que toutes les valeurs étaient infé-

Figure 13 : État d’avancement du plan d’action radium au 31 décembre 2017

Nombre

bâtiments

91

29

106

32

39

22

319

Etat des

diagnostics

Nombre

bâtiments

128

37

125

35

49

25

399

Canton BE

Canton NE

Canton SO

Autrescantons

Total

Nombre

bâtiments

37

8

19

3

10

3

80

Nombre

bâtiments

23

8

15

6

1

53

Communes concernées

Biel/Bienne

Bern, Cortébert, Hasle b.

Burgdorf, La Neuveville,

Lengnau bei Biel,

Loveresse, Lyss, Moutier,

Nidau, Orpund, Pieterlen,

Reconvilier, Sonvilier,

Tramelan

La Chaux-de-Fonds

Colombier, Corcelles,

Fleurier, Le Locle,

Neuchâtel, Peseux

Aedermannsdorf,

Bettlach, Biberist,

Grenchen, Holderbank,

Langendorf, Olten,

Solothurn, Trimbach,

Welschenrohr, Zuchwil

Arogno (TI), Carouge (GE),

Courgenay (JU),

Delémont (JU), Genève,

Küsnacht (ZH), Lausanne

(VD), Le Noirmont (JU),

Le Sentier (VD),

Les Breuleux (JU),

Les Pommerats (JU),

Locarno (TI), Porrentruy

(JU), Ziefen (BL)

Bâtiments sans nécessité d'assainissement

Résultats des diagnostics Etat des assainissements

Bâtiments à assainir Assainissements terminés (ou en cours)

Communes concernées

Biel/Bienne

Kräiligen, Nidau, Moutier,

Orpund, Tavannes

La Chaux-de-Fonds

Fleurier, Neuchâtel

Bellach, Bettlach,

Biberist, Grenchen,

Welschenrohr

Genève,

Waldenburg (BL)

Communes concernées

Biel/Bienne

Kräiligen, Nidau, Orpund,

Tavannes

La Chaux-de-Fonds

Bettlach, Biberist,

Grenchen

Genève

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Mise en œuvre des nouvelles dispositions légales

Les nouvelles dispositions légales concernant le radon figurent essentiellement dans l’ordon-nance sur la radioprotection (ORaP) révisée, mais aussi dans l’ordonnance sur les émolu-ments perçus en radioprotection, l’ordonnance sur la formation en radioprotection ainsi que dans l’ordonnance sur la dosimétrie. Une syn-thèse des nouveautés dans le domaine du radon est disponible sous www.legislationradioprotec-tion.ch. L’OFSP a mené différents travaux afin de préparer la mise en œuvre des ordonnances sur la radioprotection révisées.

Nouvelles lignes directrices pour le radonLa valeur limite de 1000 becquerels par mètre cube (Bq/m3) est remplacée, à partir du 1er janvier 2018, par un niveau de référence de 300 Bq/m3 pour la concentration de radon dans les locaux où des personnes séjournent régulièrement durant plusieurs heures par jour (art. 155 ORaP). L’OFSP a formé un groupe de travail en juin 2017 afin d’établir des lignes directrices pour faciliter la mise en œuvre du niveau de référence de 300 Bq/m3. Ce groupe de travail est constitué de représentants de la Conférence des chefs des services de la protection de l’environnement (CCE), de l’Association des chimistes cantonaux

de Suisse (ACCS), de la Suva, du Département fédéral de la défense, de la protection de la po-pulation et des sports (DDPS), de la Société suisse des ingénieurs et des architectes (SIA) et de l’Association suisse des propriétaires fon-ciers (APF).

Un premier projet de lignes directrices a été élaboré à l’attention des propriétaires immobi-liers, leur permettant d’évaluer l’urgence d’un assainissement lié au radon si un dépassement de la valeur de référence de 300 Bq/m3 est con-staté. Selon l’art. 166 ORaP, c’est en effet au propriétaire de prendre les mesures d’assainis-sement nécessaires à ses frais, des recomman-dations de l’OFSP et des cantons concernant l’urgence des mesures d’assainissement lui étant remises. L’exposition des occupants du bâtiment est fonction de la concentration en radon mesurée et de la durée de séjour dans le local concerné. En novembre 2017, le projet de lignes directrices a été envoyé en consultation à l’ensemble des cantons et présenté à la 23ème Journée d’information sur le radon. L’OFSP pu-bliera ces critères au début de l’année 2018.

D’autres aspects seront ensuite précisés dans des lignes directrices, notamment des critères pour soutenir les autorités d’exécution dans la priorisation des mesures de radon, notamment

Plan d’action radon 2012–2020

Durant l’année 2017, l’Office fédéral de la santé publique (OFSP) a préparé la mise en œuvre des nouvelles dispositions légales con-cernant le radon à partir du 1er janvier 2018. Une notice a été publiée afin d’informer les milieux intéressés sur ces dispositions. L’OFSP a également constitué un groupe de travail pour établir des lignes directrices permettant la mise en œuvre du nouveau niveau de réfé-rence de 300 Bq/m3. Il a par ailleurs mis en place la procédure de renouvellement des agréments des services de mesure du radon et préparé la publication de la nouvelle carte du radon. D’autres projets ont aussi été menés en parallèle, dans le but de sensibiliser les pro-fessionnels de la construction et le grand public à la problématique du radon.

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dans les écoles et les jardins d’enfant (art. 164 ORaP), ainsi que pour ordonner un assainisse-ment (art. 166 ORaP). Il est également néces-saire de préciser les modalités d’information sur la problématique du radon dans le cadre de la procédure d’octroi des permis de construire (art. 163 ORaP).

Autres travaux préparatoiresLes agréments pour les services de mesure du radon doivent être renouvelés. Selon l’art. 159 ORaP, l’OFSP reconnaît un service de mesure pour effectuer des mesures du radon si ce ser-vice dispose du personnel compétent et de systèmes de mesure appropriés et s’il veille à l’absence de conflits d’intérêts. L’agrément est limité à cinq ans. Les services agréés pour la mesure du radon ont désormais l’obligation de s’en tenir aux protocoles de mesure prescrits (art. 160 ORaP). La durée de mesure minimale dans les locaux où des personnes séjournent

régulièrement durant plusieurs heures par jour est fixée à 90 jours durant la période de chauffa-ge (entre octobre et mars). En novembre 2017, l’OFSP a informé tous les services de mesures agréés et les cantons sur cette nouvelle situa-tion en vue du renouvellement des agréments pour les compétences de mesure dans les habi-tations, les écoles et jardins d’enfants, ainsi qu’aux postes de travail. De nouvelles décisions d’agrément seront remises lors d’une rencontre prévue le 1er mars 2018. La compétence de mesures pour les postes de travail exposés au radon nécessite une formation spécifique qui sera organisée d’ici l’été 2018.

L’OFSP a préparé la publication de la nouvelle carte du radon (art. 157 ORaP) en collaboration avec l’Institut de radiophysique (IRA) et Swiss-topo. Cette carte indique une probabilité (en %) de dépassement de la valeur de référence de 300 Bq/m3 pour la concentration de radon dans les bâtiments (figure 14). Le calcul de la probabi-lité se base sur les mesures du radon effectuées jusqu’ici dans les bâtiments en Suisse. La nou-velle carte du radon sera publiée en 2018 sur le site internet www.map.geo.admin.ch.

Figure 14 : Carte indiquant la probabilité en pour cent de dépassement de la valeur de référence de 300 Bq/m3 (OFSP, état 2017)

< 11-10 10-20> 20

50 km

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L’OFSP a profité de la révision de la législation pour ancrer légalement la compétence de consultant(e)s en radon et pour fixer des exigen-ces de formation et de maintien des connais-sances. En effet, différentes écoles ont déjà organisé de telles formations, notamment la Haute école d’ingénierie et d’architecture de Fribourg, l’Ecole polytechnique fédérale de Lau-sanne, la Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) de Muttenz, l’Université de Suisse italienne et la Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI). L’OFSP a envoyé une information sur les nouvelles dispositions légales aux centres de formation et aux près de 250 consultant(e)s en radon actifs en Suisse. Conformément à l’art. 161 ORaP, les consul-tant(e)s en radon ont été priés de soumettre une nouvelle demande à l’OFSP afin de rester sur la liste publiée sous www.ch-radon.ch.

Formation des professionnels et information du public

Une rencontre a eu lieu le 10 mars 2017 dans le cadre de la plateforme sur la formation créée en 2015, afin d’intégrer le radon dans la formation de base des métiers du bâtiment concernés par la problématique. Cette plateforme est consti-tuée de formatrices et de formateurs issus des hautes écoles et de la formation professionnel-le. Cette démarche s’opère en collaboration avec le Secrétariat d'Etat à la formation, à la recherche et à l'innovation (SEFRI). Les associa-tions suisses du carrelage (ASC) et SolSuisse, ainsi que la Berner Fachhochschule ont notam-ment intégré la problématique du radon dans leurs cycles de formation respectifs.

Une maison virtuelle du radon est actuellement développée par le bureau d’ingénieur Ghielmetti à Igis, en collaboration avec la Zürcher Hoch-schule für angewandte Wissenschaft (ZHAW) à Wädenswil et la Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) à Coire. Ce nouvel outil pourra être exploité à des fins de formation à partir de 2018.

L’OFSP a élaboré un nouveau guide technique sur le radon (figure 15) en collaboration avec la maison d’édition Faktor Verlag AG, spécialisée dans la publication de livres et de périodiques axés sur l'architecture, la technologie, l’énergie

et la durabilité. Les associations suisses des ingénieurs et architectes (SIA) et des ingénieurs en technique du bâtiment ont également partici-pé à titre de coéditeurs. Conçu en tenant comp-te des besoins spécifiques des planificateurs et des entrepreneurs, le nouveau guide technique illustre les aspects conceptuels et techniques de la protection contre le radon dans les nou-velles constructions et les bâtiments existants. La version allemande, publiée en janvier 2018, peut être commandée auprès de la maison Faktor Verlag AG (www.faktor.ch, [email protected], 044 316 10 60). Les éditions française et itali-enne paraîtront au printemps 2018.

L’OFSP a mené une enquête auprès de 300 propriétaires immobiliers afin d’estimer le taux d’assainissement des bâtiments dépassant la valeur limite de 1000 Bq/m3 applicable jusqu’au 31 décembre 2017. Cette étude a montré que près de 45 % des propriétaires interrogés ont assaini leur bâtiment. Ces résultats ont été pré-sentés lors de divers événements et publiés dans un article de la revue « Journal of Radiolo-gical Protection » (Fabio Barazza et al., 2018, J. Radiol Prot., 38 (2018) 25–33).

L’OFSP soutient actuellement deux projets vi-sant à sensibiliser le public à la problématique du radon dans un contexte de qualité de l’air intérieur. Il s’agit de l’exposition « Bien-être dans les bâtiments », conçue par la fondation Aiforia à la Bauarena de Volketswil, et du projet Interreg franco-suisse « JURAD-BAT », visant à appréhender la problématique de la qualité de l’air intérieur dans la région transfrontalière de l’Arc jurassien.

Figure 15 : Couverture du nouveau guide technique sur le radon

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Surveillance de l’environnement

La surveillance de la radioactivité dans l’environnement fait partie des tâches permanentes de l’Office fédéral de la santé publique (OFSP). Cette surveillance doit permettre d’une part de détecter rapidement toute augmentation significative de la radioactivité dans l’environnement, et d’autre part d’évaluer la dose de rayonnements annuelle moyenne reçue par la population suisse. Pour ce faire, l’OFSP exploite un réseau automatique de mesure de la radioactivité dans l’air (actuellement en rénovation) et dans l’eau. En parallèle, il élabore un programme de prélèvements et de mesures, auquel participent également d’autres laboratoires de la Confédération, des cantons et des instituts universitaires. Les résultats de cette surveil-lance sont publiés chaque année dans le rapport « Radioactivité de l’environnement et doses de rayonnements en Suisse », ainsi que sur la plateforme internet « Radenviro » de l’OFSP (www.radenviro.ch).

Nouveau réseau automatique de mesure URAnetLe réseau automatique de surveillance de la radioactivité dans l’air de l’OFSP est en cours de rénovation. Le remplacement des anciens moni-teurs RADAIR par les nouvelles sondes de me-sure du réseau URAnet (URAnet aero) a démar-ré en 2016 et s’est achevé en 2017, avec l’instal-lation et la mise en service des sept dernières stations parmis les quinze que compte le réseau (voir figure 16). L’amélioration de la surveillance est substantielle puisque les nouveaux moni-teurs permettent l’identification des radionucléi-des (émetteurs gamma) présents dans les aéro-sols et leur quantification individuelle, alors que les moniteurs RADAIR mesuraient uniquement les activités et totales. Par ailleurs, le sys-tème permet de déceler des concentrations en césium-137 de l’ordre de 1 et 2.5 mBq/m3 pour une mesure de douze heures. Si toutes les son-

des dédiées à la surveillance de l’air sont en service, le réseau n’est pas encore pleinement opérationel : les premières données devraient être consultables en ligne dans le courant du 1er semestre 2018. Le volet aquatique du réseau URAnet (URAnet aqua) est quant à lui opération-nel depuis novembre 2015.

Principaux résultats de la surveillance 2017Les résultats des mesures effectuées en 2017 dans les différents compartiments environne-mentaux montrent que la radioactivité naturelle est largement prépondérante en Suisse, avec des variations régionales, principalement liées aux caractéristiques géologiques. La radioacti-vité d’origine artificielle, comme conséquence des retombées des essais nucléaires atmos-phériques et de l’accident de Tchernobyl, est, elle aussi, répartie de façon inhomogène sur le territoire : dans les Alpes et le sud des Alpes, les valeurs relevées pour le césium-137 et le stron-tium-90 sont toujours légèrement supérieures à celles du Plateau.

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Dans le cadre de la surveillance des centrales nucléaires et des centres de recherche (PSI, CERN), les mesures effectuées en 2017 ont mis en évidence des traces de rejets atmosphé-riques. Il s’agissait notamment de valeurs accrues de carbone-14 dans les feuillages au voisinage des centrales nucléaires ou d’iso-topes de courtes périodes (sodium-24, iode-131) produits dans les accélérateurs des centres de recherche. Des traces de rejets liquides ont sporadiquement été détectées dans les sédi-ments de rivières, notamment des isotopes de cobalt en aval de la centrale nucléaire de Mühle-berg. Des valeurs de tritium légèrement accrues (activité maximale de 15.5 Bq/l) ont été mesu-rées dans l’Aar en mai suite à la révision de la centrale nucléaire de Gösgen. Dans le Rhin, à Weil am Rhein, les concentrations mensuelles de tritium n’ont pas dépassé 4–5 Bq/l. Les rejets à l'origine de la présence de ces radionucléides artificiels dans l'environnement sont toutefois restés nettement inférieurs aux valeurs autori-sées.

L’Inspection fédérale de la sécurité nucléaire (IFSN) a également initié un programme de mesures complémentaires au voisinage de la centrale nucléaire de Mühleberg en collabora-tion avec l’OFSP en 2017, en prévision du futur démantèlement de la centrale. La situation ra-diologique de l’environnement au voisinage des installations nucléaires est bien connue grâce aux mesures de surveillance effectuées pen-

Bien que les concentrations en césium-137 diminuent régulièrement depuis 1986, des va-leurs plus élevées sont toujours régulièrement mesurées dans certaines denrées alimentaires, comme les champignons sauvages (indigènes ou importées), le miel ou les myrtilles. Des dé-passements de la nouvelle valeur limite pour les denrées alimentaires, fixée à 600 Bq/kg dans l'ordonnance Tchernobyl entrée en vigueur le 1er mai 2017, ont été enregistrés en 2017 dans de la viande de sangliers en provenance du Tessin. Depuis quelques années, le service vétérinaire cantonal du Tessin contrôle en effet systémati-quement la radioactivité de tous les sangliers chassés sur son territoire. Hormis cet exemple, aucun dépassement de la valeur limite pour le césium-137 n’a été enregistré dans les denrées alimentaires prélevées en Suisse en 2017. À noter que depuis le 1er mai 2017 et l’entrée en vigueur du nouveau droit alimentaire suisse, il n’existe plus de valeurs de tolérance pour les radionucléides dans les denrées alimentaires en Suisse. Hormis pour le césium-137 provenant de l’accident de Tchernobyl, les valeurs limites ont également été supprimées.

Figure 16 : Nouveau réseau automatique de surveillance de la radioactivité dans l’air (URAnet) de l’OFSP. En vert, l’emplacement des sondes aquatiques (URAnet aqua). En violet, les moniteurs dédiés à la surveillance des aérosols (URAnet aero).

URAnet Aqua URAnet Aero

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dant toute la durée d’exploitation. Toutefois certains radionucléides spéciaux (fer-55, nickel-63, strontium-90, actinides), non domi-nants en régime d’exploitation et donc peu me-surés, sont susceptibles d’être émis lors des travaux de désaffectation. L’objectif de ces me-sures complémentaires, prévues sur une durée de trois ans, est d’établir un point zéro de la situation radiologique pour ces radionucléides avant le début des travaux, afin de permettre l’évaluation à postériori de l’impact radiologique effectif du démantèlement de l’installation sur l’environnement.

La surveillance mise en œuvre au voisinage des entreprises utilisatrices de tritium a révélé un marquage significatif de l'environnement (préci-pitations, denrées alimentaires), à proximité immédiate de ces entreprises, en particulier à Niederwangen. En effet, si les valeurs enregis-trées dans les précipitations prélevées au voisi-nage de l’entreprise mb Microtec ont été lé-gèrement inférieures à celles mesurées par le passé (maximum de 1315 Bq/l en 2017, soit 11 % de la limite d'immission pour le tritium dans les eaux accessibles au public), des valeurs plus élevées ont été mesurées dans les denrées alimentaires. Ainsi, la concentration en tritium dans le distillat d’un échantillon de rhubarbe prélevé par le canton de Berne à proximité de cette entreprise en août 2017 s’est élevée à 664 Bq/l. Si la consommation de telles denrées ne représente pas de risque pour la santé du consommateur, puisque même l’ingestion de 10 kg de rhubarbe ou salade présentant une telle activité conduirait à une dose bien inférieu-re à 1 μSv, il s’agit de valeurs inhabituellement élevées. Certaines mesures pour la réduction future des rejets, telles qu’une modernisation des équipements ou l’optimisation des métho-des de travail, sont actuellement à l’étude dans l’entreprise.

Au premier semestre 2017, un médecin de Suisse centrale a signalé une augmentation des teneurs en uranium dans des échantillons d’urine de ses patients. Ceux-ci avaient été trai-tés auparavant par des chélates. Les valeurs trouvées ne présentent pas de risque sanitaire. Par ailleurs, la surveillance de l’environnement durant la période considérée n’a pas montré de concentration accrue en uranium, ni dans l’air ni dans l’eau.

Ruthénium-106 mesuré dans l’air au Tessin entre fin septembre et début octobre 2017A partir de fin septembre 2017, plusieurs labora-toires européens de mesure de la radioactivité ont détecté du ruthénium-106 dans l’atmos-phère. En Suisse, la surveillance de la radioacti-vité menée par l’OFSP dans l’air a également révélé une concentration de 50 μBq/m3 de ruthénium-106 à Cadenazzo (Tessin) entre le 25 septembre et le 2 octobre. La concentration maximale a atteint 1900 μBq/m3 entre les 2 et 3 octobre. La concentration de ruthénium-106 dans l’air a ensuite progressivement diminué. Entre les 3 et 4 octobre, elle s’élevait à 480 μBq/m3. Elle est ensuite passée à 466 μBq/m3 entre les 4 et 5 octobre, puis à 320 μBq/m3 entre les 5 et 6 octobre, jusqu’à devenir indétectable à partir du 7 octobre.

La concentration maximale de ruthénium-106 mesurée à 1900 μBq/m3 dans l’air à Cadenazzo, reste toutefois 350 fois inférieure à la limite d’immission dans l’air fixée pour ce radionu-cléide dans l’ORaP et n’a donc représenté au-cun risque pour la santé de la population. Le laboratoire cantonal du Tessin a également pré-levé des échantillons d’herbe à Cevio, Mezzo-vico et Prato Leventina le 4 octobre. Dans ces échantillons, les concentrations en ruthéni-um-106 sont restées inférieures à la limite de détection : il n’y a donc pas eu de contamination des denrées alimentaires. Par ailleurs, aucune trace de ruthénium-106 n’a pu être décelée au cours des mêmes périodes par les autres sta-tions suisses de mesures dans l’air situées au Nord des Alpes.

De plus amples informations concernant les résultats des mesures dans d’autres pays euro-péens ainsi que sur les origines possibles des rejets sont disponibles en page 66 du présent rapport.

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Contrôle de la radioactivité à la frontière de Chiasso

En novembre 2017, l’Office fédéral de la santé publique (OFSP) a orga-nisé des contrôles de la radioactivité au moyen d’un portique de mesu-res mobile à la frontière de Chiasso-Strada en accord avec l’Inspection des douanes. Ce portique est utilisé depuis 2015 en collaboration avec l’Institut Paul Scherrer (PSI) pour des mesures de routine menées prioritairement dans le transport de marchandises par camions et visant à détecter d’éventuelles sources radioactives orphelines. Nous avons accompagné l’équipe en charge de ces contrôles durant une journée. Ce jour-là, même si le portique de mesures a fréquem-ment déclenché l’alarme en raison de la présence de radioactivité naturelle dans des chargements, les marchandises transportées étaient conformes aux exigences légales.

Nous sommes le lundi 20 novembre 2017 à la frontière de marchandises de Chiasso-Strada au Tessin. Des camions défilent dans un cortège ininterrompu au travers du portique de mesure de la radioactivité, en service depuis quelques heures seulement. Reto Linder de la section Installations de recherche et médecine nuc-léaire de l’OFSP ainsi que Udo Strauch et

Philipp Rouven du PSI forment l’équipe de mesure du jour. Ils collaborent avec le personnel des douanes, qui dévie les véhicules vers le portique de mesure. Selon Roberto Messina, chef de service Mobe-Team IV de l’administration fédérale des doua-nes, quelques 3500 camions franchissent quoti-diennement la frontière de Chiasso. Les con-trôles douaniers sont généralement menés de manière aléatoire. Si besoin, il serait toutefois possible de cibler les mesures sur un type de chargement particulier pour les marchandises importées qui font l’objet d’une déclaration. Ceci n’est par contre pas possible pour les véhi-cules en transit.

A chaque passage d’un camion dans le portique, le débit de dose est mesuré sur les deux côtés du véhicule. Assis dans un container à proximité immédiate, Udo Strauch du PSI visualise les courbes de débit de dose sur un écran. Plus loin devant, on confondrait presque Reto Linder avec un agent de la circulation. Equipé d’un gilet de sécurité jaune, il s'occupe à trier les véhicu-les mesurés. Si un transporteur dépasse le seuil de débit de dose de 0.1 microSievert par heure (μSv/h) au-dessus du bruit de fond naturel, le Figure 17 : Passage d’un camion dans le

portique de mesure mobile

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portique déclenche automatiquement une alar-me. Reto Linder immobilise alors le véhicule pour procéder à des contrôles plus approfondis.

Ce jour-là, un poids-lourd en provenance de Lituanie a notamment déclenché l’alarme. Grâce à un appareil portable, Reto Linder com-mence par mesurer le débit de dose directe-ment au contact du camion, lui permettant de détecter un point chaud de l’ordre d’un micro-Sievert par heure (μSv/h) à l’avant droite de la remorque, dont il examine ensuite le contenu. Le produit qui a déclenché l'alarme est un additif industriel utilisé pour la production de pneus.

Reto Linder en prélève un échantillon afin de le faire analyser par spectrométrie gamma dans le laboratoire de l’OFSP à Liebefeld. Chaque dé-couverte et alarme est par ailleurs documentée dans un rapport. Avant d’autoriser le transpor-teur lituanien à repartir, l’équipe de mesure véri-fie que les exigences de transport soient res-pectées, à savoir que le débit de dose mesurable sur l’extérieur de la remorque ne dépasse pas la limite de 5 μSv/h et que le colis corresponde bien au document de transport.

Comme nous l’explique Udo Strauch du PSI, il ne s’agit pas d’un cas isolé. Certaines matières comme les engrais phosphatés ou la terre con-tiennent naturellement un peu de radioactivité, dont le rayonnement gamma est détectable au portique de mesure. Ces matières sont appe-lées « naturally occurring radioactive materials (NORM) ». Depuis le 1er janvier 2018, les NORM font partie du champ d’application de l’ordon-nance sur la radioprotection (ORaP). Des limites

de libération (LLN) sont désormais fixées pour le potassium-40, ainsi que pour les radionucléides naturels des chaînes de désintégration de l’uranium-238 et du thorium-232. Selon Reto Linder, ces critères permettront une meilleure prise en charge de la problématique des NORM, les fabricants concernés pouvant être par exem-ple soumis à autorisation en cas de dépasse-ment des LLN.

Les mesures à la frontière de Chiasso-Strada ont duré cinq jours, durant lesquels plus de 4000 véhicules ont été contrôlés. L’alarme s’est déclenchée près de 40 fois en raison de la pré-sence de NORM, notamment dans des charge-ments de terre, de céramiques, de produits chimiques, de ciment ou encore de matériaux anti-incendie. A Reto Linder de conclure : « L’OFSP organise périodiquement ce genre de contrôle. Grâce à l’expérience acquise, nous sommes prêts à faire face à des situations extra-ordinaires dans lesquelles la Suisse serait con-frontée à l'importation de grandes quantités de sources radioactives orphelines ou de matériaux contaminés ». De telles situations ont eu lieu dans le passé, par exemple après l’accident nucléaire de Fukushima ou lors de fréquentes découvertes de produits en acier contaminés en 2009.

Dans le cadre de l’entrée en vigueur de l’ORaP révisée au 1er janvier 2018, les dispositions relatives à la sécurité radio-logique ont été renforcées conformé-ment aux recommandations de l’Agence internationale de l’énergie atomique (AIEA) et de l’Union européenne. Ce renforcement est concrétisé par trois axes d’action :• Renforcement de la sécurité et la sûreté

des sources hautement radioactives ;• Surveillance de la radioactivité dans les

entreprises d’élimination et de recyclage de déchets pour la détection de sources radioactives orphelines ;

• Contrôles périodiques aux frontières afin d’identifier d’éventuelles importa-tions et exportations illégales de ma-tières radioactives.

Figure 18 : Reto Linder de l’OFSP contrôle le débit de dose au contact d’un camion en provenance de Lituanie

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Exercice général d’urgence (GNU 2017) à la centrale nucléaire de MühlebergL’Inspectorat fédéral de la sécurité nucléaire (IFSN) prescrit aux centrales nucléaires suisses de vérifier leurs processus relatifs aux urgences radiologiques dans le cadre d’exercices. Ainsi, l’une des quatre centrales nucléaires et tous les services associés doivent effectuer un exercice général d’urgence (GNU) chaque deux ans. Le GNU 2017 a concerné la centrale nucléaire de Mühleberg. L’OFSP y a participé durant deux jours afin de vérifier les processus internes d’alarme, ainsi que l’organisation de l’Etat-major de crise. La planification en matière de collecte et de mesure d’échantillons était également intégrée à l’exercice. Les résultats des mesures ont permis à l’Etat-major fédéral de diviser la région concernée en plusieurs zones selon leur degré de contamination et ajuster une partie des mesures de protection.

L’OFSP a présenté, en tant que service compé-tent au sein de l’Etat-major fédéral, le projet d’ordonnance d’urgence qui remplacerait, dans une situation grave, les actions immédiates

ordonnées par la Centrale nationale d’alarme (CENAL). Cette ordonnance d’urgence est fon-dée sur l’article 20 de la loi sur la radioprotection (LRaP). Elle vise à adapter les actions immédia-tes ordonnées par la CENAL aux premiers résul-tats de mesures. Des critères de décision et des mesures de protection y ont donc été définis, par exemple l’évacuation immédiate, la limita-tion de séjour à l’extérieur ou encore la levée des mesures de protection lorsqu’elles ne sont plus nécessaires. Les valeurs de doses relatives aux mesures de protection sont fondées sur les normes de l’Agence internationale de l’énergie atomique (AIEA). L’ordonnance proposée per-met de mettre des critères à disposition des cantons afin de régler l’exécution en cas d’urgence. Cette ordonnance élaborée à titre d’exercice constitue une première étape de la mise en œuvre de la nouvelle ordonnance sur la radioprotection dans le domaine des situations d’exposition d’urgence.

Exercice de conduite stratégique SFU 2017Dans le cadre de l’exercice de conduite straté-gique SFU 2017 qui s’est également déroulé en 2017 sur une durée de 30 heures, le Conseil fédéral et les secrétariats généraux avaient pour mission de maîtriser un scénario exigeant : ex-plosion d’une bombe à Genève, suivie d’une prise d’otages, de menaces d’autres bombes, de cyberattaques et d’un attentat sur la centrale nucléaire de Mühleberg. Le Conseil fédéral a fait appel à l’Etat-major ABCN pour le conseil et la coordination. L’OFSP a pu apporter au Conseil fédéral ses conseils d’ordre technique, en tant que membre de l’Etat-major fédéral. L’évaluation de l’exercice stratégique a montré que l’OFSP était globalement bien préparé à un tel événe-ment.

Intervention en cas d’urgence radiologique

En 2017, l’Office fédéral de la santé publique (OFSP) a eu l’occasion de tester son niveau de préparation face à la gestion de situations d’urgence, dans le cadre de l’exercice général d’urgence (GNU 2017) et de l’exercice de conduite stratégique (SFU 2017). Ces exercices ont montré qu’il existe un potentiel d’amélioration, dont les enseignements doivent notamment être pris en compte dans la stratégie de radioprotection à intégrer au futur Plan national d’urgence.

Figure 19 : Scénario d'urgence à la centrale nucléaire de Mühleberg dans le cadre du GNU 2017

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tamment pour les pilotes. Lorsque le rayonne-ment intense de tels pointeurs atteint l’œil, il peut en résulter, outre des éblouissements, des lésions de la rétine, qui entravent la vision et peuvent même conduire à la cécité.

L’exécution de la LRNIS relève en grande partie des cantons. La Confédération se charge toute-fois de l’exécution en ce qui concerne les mani-festations utilisant le rayonnement laser ainsi que l’importation et le transit de pointeurs laser dangereux. Elle fournit en outre des aides à l’exécution aux cantons.

Le Parlement n’a apporté que peu de modifica-tions à la loi. Il a introduit un article d’évaluation qui oblige le Conseil fédéral à informer le Parlement, huit ans après l’entrée en vigueur du nouveau droit, sur l’efficacité et la nécessité de la LRNIS. Le Parlement a adopté la loi le 16 juin 2017.

Nouvelle loi fédérale sur la protection contre les dangers liés au rayonnement non ionisant et au son (LRNIS)La nouvelle loi vise à mieux protéger la popula-tion contre les risques liés au RNI et au son. Elle règle entre autres l’utilisation du RNI dans les solariums, les applications cosmétiques, les pointeurs laser et les spectacles laser, ainsi que le son lors de manifestations.

Grâce à la nouvelle loi, il est désormais possible de vérifier si les produits engendrant de fortes expositions au RNI ou au son sont utilisés de manière à ne présenter aucun danger pour la santé. Cette exigence concerne en premier lieu les solariums. On peut désormais contrôler si les prestataires professionnels respectent les prescriptions déjà en vigueur en ce qui concerne les solariums, autrement dit qu’ils informent correctement la clientèle et qu’ils refusent les clients à risque comme les mineurs. Par ailleurs, la loi permet de réaliser en toute sécurité des traitements esthétiques impliquant de fortes expositions au RNI ou au son. Il existe à présent des prescriptions relatives à la formation et aux applications, et les spécialistes sont tenus d’apporter la preuve de leurs compétences professionnelles. Les spectacles laser et les expositions au son lors de manifestations et de concerts relèvent également de la nouvelle loi, car ils ne doivent engendrer aucun risque pour la santé. Enfin, la nouvelle loi permet d’interdire l’importation, le transit, la vente et la possession de produits pouvant engendrer des risques sanitaires importants. L’intérêt se focalise actu-ellement sur les pointeurs laser dangereux, qui peuvent mettre en péril la santé publique et présentent un risque de sécurité sérieux, no-

Protection sanitaire contre le rayonnement non ionisant et le son

Le Parlement a adopté la nouvelle loi fédérale sur la protection contre les dangers liés au rayonnement non ionisant (RNI) et au son en date du 16 juin 2017, constituant ainsi un jalon important dans le domaine RNI et son. Autres faits marquants de l’année sous revue, l’Office fédéral de la santé publique (OFSP) a contribué à la préparation d’une brochure de l’Organisation mon-diale de la santé (OMS) concernant les solariums et a élaboré une nouvelle fiche d’information sur les risques liés aux lecteurs multimédia portables.

Figure 20 : Le Parlement a adopté la LRNIS le 16 juin 2017

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L’ordonnance d’exécution de la loi régit les sola-riums, les traitements à des fins cosmétiques et les pointeurs laser dangereux ; elle intègre éga-lement l’ordonnance son et laser actuelle (OSLa), datant du 28 février 2007. La loi et l’ordonnance entreront en vigueur début 2019.

Brochure de l’OMS sur les solariumsEn 2017, l’OMS a publié une brochure sur les solariums afin d’aider les autorités à élaborer des mesures relatives aux solariums. Elle com-prend un résumé des risques sanitaires et un catalogue de mesures permettant de les rédui-re. L’OFSP, qui est officiellement un centre colla-borateur de l’OMS depuis 2014, a participé à son élaboration.

Nouvelle fiche d’information sur les risques associés à l'utilisation de lecteurs multimé-dia portablesGrâce aux lecteurs multimédia et aux télépho-nes portables, on peut écouter de la musique à forte intensité à l’aide d’écouteurs, si bien que des risques considérables de pertes auditives durables sont apparus ces dernières années. Selon un sondage représentatif, 20 % de la population suisse âgée de 15 ans ou plus écou-tent au moins une fois par mois de la musique à un niveau sonore élevé sur un lecteur multimé-dia portable ; sur ce pourcentage, un tiers le fait tous les jours. Selon des acquis scientifiques, 5 à 10 % des utilisateurs de lecteurs multimédia portables mettent leur audition en danger. C’est pourquoi l’OMS a lancé, en 2015, une initiative pour une écoute sans risque de la musique (Make listening safe).

L’OFSP a, quant à lui, publié une fiche d’infor-mation sur ce thème sous www.bag.admin.ch (Thèmes, Santé humaine, Rayonnement, radio-activité & son, Son, Son: Appareils de musique portables iPod, MP3, téléphone mobile, etc.). Voici encore quelques conseils pour limiter les risques d’atteinte de l’audition : • ne pas dépasser 60 % du volume maximal

pour pouvoir en profiter aussi longtemps qu’on le souhaite ;

• ne pas écouter trop longtemps de la musique à un volume élevé ;

• porter un casque à isolation phonique pour éviter de devoir monter le volume dans un contexte très bruyant, en gardant toutefois à l’esprit qu’ainsi, on n’entend ni les signaux d’avertissement, ni la circulation !

L'exposition excessive aux rayons UV des solariums ou du soleil conduit à des atteintes physiologiques comme les brûlures cutanées ou les cancers de la peau. Chaque année en Suisse, de telles expositions conduisent à environ 2000 cas de mélanome et près de 300 décès. Selon de récents résultats épidémiolo-giques, 5.4 % des cas de mélanome sont dus aux solariums (hommes 3.7 %, fem-mes 6.9 %). S’agissant de la Suisse, cela signifie que, du fait de l’utilisation de so-lariums, 51 hommes et 90 femmes sont atteints de mélanome chaque année et que 14 hommes et 19 femmes en meurent.

Figure 21 : Brochure de l’OMS sur les solariums, disponible sous www.who.int(Programmes, Ultraviolet radiation and the INTERSUN Programme, Ressources and Publications, Artificial tanning devices: public health interventions to manage sunbeds)

Figure 22 : On peut écouter de la musique sans limite jusqu’à 60 % de l’échelle d’intensité (en jaune)

Très fort

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Doses de rayonnement reçues par la populationL’exposition de la population est déterminée à partir des doses de rayonnement provenant de sources naturelles et artificielles. Elle provient principalement du radon dans les habitations, du diagnostic médical et de la radioactivité natu-relle (figure 23). La valeur limite de dose due à des expositions artificielles (applications médi-cales exceptées) est fixée à 1 mSv par an pour la population. L’exposition aux rayonnements dans le cadre professionnel est réglementée par des dispositions spécifiques, en particulier pour les jeunes et les femmes enceintes.

Doses de rayonnement dues au radonLe radon-222 et ses descendants radioactifs, présents dans les locaux d’habitation et profes-sionnels, constituent la majeure partie de la dose de rayonnement reçue par la population. Ces radionucléides pénètrent dans le corps par l’air respiré. La Commission internationale de protection radiologique (CIPR) estime que le risque de cancer du poumon dû au radon est environ deux fois plus élevé que lors de son évaluation précédente (CIPR 115, 2010). En con-séquence, la dose moyenne de radon à laquelle la population suisse est exposée doit être corri-gée vers le haut. Elle s’élève maintenant à 3.2 au lieu de 1.6 mSv par an, valeur qui avait été calculée sur la base des anciens facteurs de dose figurant dans la publication 65 de la CIPR. À noter toutefois que la dose de rayonnement due au radon n’est pas la même partout. La valeur moyenne est calculée à partir de la con-centration moyenne de radon, à savoir 75 bec-querels par mètre cube (Bq/m3).

Exposition de la population aux rayonne-ments ionisants

La plus grande partie de l’exposition de la population aux rayonne-ments est due au radon dans les habitations et sur les lieux de travail, ainsi qu’aux examens médicaux. L’exposition à ces sources varie largement d’un individu à l’autre. Concernant les personnes exposées aux rayonnements dans l’exercice de leur profession, un dépasse-ment de limite de dose a été observé en 2017.

2013

2008

Figure 23 : Doses moyennes de rayonnement reçues par la population suisse [en mSv/an/personne]. La dose inhérente au radon est, selon l’évaluation de la CIPR (115, 2010), sensiblement revue à la hausse par rapport à l’estimation de la CIPR 65. La dose induite par le radiodiagnostic médical a légèrement augmenté depuis l’enquête de 2008 (enquête intermédiaire de 2013). La dose provenant de la radioactivité naturelle résulte du rayonnement terrestre (t), de l’incorporation (i) et du rayonnement cosmique (c). La rubrique « autres » englobe les centrales nucléaires, les instituts de recherche ainsi que les radio-isotopes artificiels présents dans l’environnement.

3,5

mSv / année

c

i

t

ICR

P 6

5

ICR

P 1

15

Radon Diagnostic médical

Radioactivité naturelle

Autres

1,5

3

1

2,5

0,5

2

0

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Doses de rayonnement dues au diagnostic médicalSelon l'enquête intermédiaire de 2013, la dose moyenne reçue par la population par le biais du radiodiagnostic médical est de 1.4 mSv par an et par personne. Ceci correspond à une augmenta-tion de 0.2 mSv par rapport à l’enquête de 2008. Plus des deux tiers de la dose collective annuel-le en radiodiagnostic sont dus aux examens de tomodensitométrie. Comme dans le cas du radon, l’exposition par le diagnostic médical est très inégalement répartie entre les personnes. Environ deux tiers de la population ne reçoit pratiquement aucune dose associée au radiodia-gnostic, alors que la dose excède 10 mSv pour un faible pourcentage de la population.

Rayonnement terrestre et cosmiqueLe rayonnement terrestre provenant du sol et des roches induit une dose moyenne de 0.35 mSv par an et dépend de la composition du sol. La dose associée au rayonnement cosmique s’élève en moyenne à 0.4 mSv par an. Ce rayon-nement augmente avec l’altitude, car la couche d’air qui l’atténue diminue. Il est environ 100 fois plus élevé à 10’000 mètres d’altitude qu’à 500 mètres. Ainsi, un vol transatlantique (aller-re-tour) représente une dose d’environ 0.06 mSv. Pour le personnel navigant, la dose peut att-eindre quelques mSv par an.

Aliments et tabacDes radionucléides naturels sont également assimilés dans le corps humain via l’alimenta-tion et produisent une dose moyenne d’environ 0.35 mSv par an, la part la plus importante pro-venant du potassium-40 fixé dans les tissus musculaires (environ 0.2 mSv par an). En plus du potassium-40, les aliments contiennent des radionucléides issus des séries naturelles de l’uranium et du thorium. On y trouve aussi des radionucléides artificiels, principalement du césium-137 et du strontium-90 provenant des retombées des essais nucléaires atmosphé-riques des années 1960 ainsi que de l’accident de Tchernobyl, survenu en avril 1986. Les mesu-res au corps entier régulièrement réalisées sur des collégiens ont montré que les doses liées à l’incorporation de césium-137 étaient inférieu-res à un millième de mSv par an. Chez les fu-meurs, l’inhalation de radionucléides naturels qui sont contenus dans le tabac conduit à une dose supplémentaire. D’après les études récen-tes, fumer un paquet de cigarettes (20) par jour occasionne une dose efficace moyenne s’élevant à 0.2–0.3 mSv par an.

Autres sources de rayonnement (artificielles)Aux doses de rayonnement déjà mentionnées vient s’ajouter une faible contribution, ≤ 0,1 mSv par an, qui comprend l’irradiation due aux cen-trales nucléaires, aux industries, à la recherche et à la médecine, aux biens de consommation et aux objets usuels ainsi qu’aux radioisotopes artificiels présents dans l’environnement.Les doses occasionnées par les retombées de l’accident de Tchernobyl et par les essais nuc-léaires atmosphériques des années 1960 ne représentent plus aujourd’hui que quelques centièmes de mSv par an. Les doses provenant de l’accident du réacteur nucléaire de Fukushi-ma sont négligeables en Suisse. Les doses reçues par les personnes habitant à proximité immédiate des centrales nucléaires suisses, du PSI ou du CERN, et qui sont attribuables aux substances radioactives émises par ces installa-tions dans l’air et dans les eaux usées, atteig-nent au maximum un centième de mSv par an.

Exposition aux rayonnements dans le cadre professionnelEn Suisse, environ 98’000 personnes ont été exposées aux rayonnements dans l’exercice de leur profession en 2017. Ce nombre est en cons-tante augmentation (+ 35% ces dix dernières années) ; environ 75 % de ces personnes travail-lent dans le domaine médical. Dans les secteurs de la médecine et de la recherche, l’OFSP effec-tue une analyse en cas de dépassement de 2 mSv pour la dose mensuelle au corps entier ainsi que pour les doses aux extrémités dépas-sant 10 mSv. C’est dans les domaines de la mé-decine nucléaire et de la radiologie intervention-nelle que les doses élevées ont été les plus nombreuses. Un dépassement de la limite de dose annuelle a été constaté en 2017. En effet, une dose au corps entier de 30 mSv a été mesu-rée chez un membre du personnel soignant des urgences. Malgré des études approfondies me-nées par l’OFSP et l’hôpital, il n’a pas été possib-le d’en déterminer la cause. Il s'avère cependant improbable qu'il s'agisse ici d'une réelle dose individuelle, les doses mensuelles de la person-ne concernée étant nulles le reste de l'année. Cette dose a tout même été enregistrée dans le registre dosimétrique central.

Le rapport annuel sur la dosimétrie des person-nes exposées aux radiations dans l’exercice de leur profession en Suisse sera publié sur www.bag.admin.ch/dosimetrie-rapports en été 2018.

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Organisation mondiale de la santé (OMS)Depuis 2014, l’Office fédéral de la santé publique (OFSP) est centre collaborateur de l’OMS pour la protection contre les rayonne-ments et pour la santé publique. À ce titre, elle est impliquée dans la protection sanitaire en cas de situation d’exposition d’urgence, de situation d’exposition existante (notamment concernant le radon) et de situation d’exposition planifiée dans le domaine médical, ainsi qu’en cas d’exposition aux rayonnements non ionisants.

L’année 2017 a été marquée par l’évaluation extérieure conjointe de l’implémentation du règlement sanitaire international (2005) en Suisse et dans la Principauté du Liechtenstein. L’évaluation de la capacité de la Suisse à prévenir, à détecter et à réagir rapidement à des menaces pour la santé publique, a impliqué la division Radioprotection notamment concernant la situation d’urgence radiologique. Suite aux discussions approfondies avec les experts extérieurs mandatés par l’OMS, les besoins les plus urgents pour répondre à une telle situation ont été identifiés. En outre, les possibilités d’amélioration en matière de préparation,

de réaction et d’action ont été classées par ordre de priorité en ciblant efficacement les ressources.

Comité scientifique UNSCEARL’UNSCEAR est une commission de l’Organi-sation des Nations Unies (ONU) mise sur pied en 1955. Elle a pour mission d’évaluer les doses délivrées ainsi que les effets des radiations ionisantes au niveau mondial, et de fournir une base scientifique pour la radioprotection. Elle présente des rapports périodiques à l’Assem-blée générale de l’ONU. En 2017, comme en 2016, le responsable de la division Radioprotec-tion a participé aux travaux du Comité au sein de la délégation allemande.

Commission internationale de protection radiologique (CIPR)La CIPR a le mandat de développer et d’exploi-ter un système international de protection radiologique. Elle émet des recommandations sur tous les aspects de cette protection. Par ailleurs, le professeur François Bochud, prési-dent de la Commission fédérale de radioprotec-tion (CPR), est membre du comité 4, qui exerce une fonction consultative sur l’application des recommandations de la CIPR. En 2017, l’OFSP s’est engagé à soutenir sur cinq ans l’initiative « Advancing Together » de la CIPR dont les objectifs sont d’améliorer le système de radioprotection, d’élargir l’accès aux recom-mandations et aux travaux de la CIPR, ainsi que de renforcer la collaboration avec les profession-nels, les autorités et la population.

Agence internationale de l’énergie atomique (AIEA)L’AIEA, agence liée à l’ONU, est en charge d’établir les normes de sécurité de base sur la protection contre les radiations. Elle s’appuie, à cet effet, sur les recommandations et les orien-tations de la CIPR. Ces normes servent de base

Collaboration internationale

La radioprotection suisse doit correspondre aux standards internatio-naux et être harmonisée avec eux, surtout dans les domaines forte-ment concernés par des échanges avec les pays voisins. Une étroite collaboration avec les organismes internationaux est donc très impor-tante. Nos principaux partenaires et affiliations sont les suivants :

Figure 24 : Participants à l’évaluation extérieure de l’implémentation du règlement sanitaire international

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à l’établissement des législations de radiopro-tection transnationales (par exemple, celles de l’Union européenne) ou nationales. Dans ce contexte, l’OFSP suit en particulier les activités du Comité des normes de sûreté radiologique (Radiation Safety Standards Committee ; RASSC).

En 2017, l’OFSP a entre autres participé à un atelier technique portant sur les modalités de clôture de la phase d’urgence en vue du passage à la phase de transition. Comme l’a montré le GNU 2017, cette étape est essentielle dans la gestion post accidentelle.

Agence pour l’énergie nucléaire (AEN)L’AEN est une agence de l’Organisation de coopération et de développement économique (OCDE) qui soutient les États membres sur les questions techniques et juridiques relatives au développement et à l’utilisation pacifique de l’énergie nucléaire. L’OFSP participe ponctuelle-ment aux travaux du comité s’occupant des questions de radioprotection et de santé publique.

Association internationale de radioprotec-tion (IRPA)Le rôle premier de l’IRPA est de permettre une meilleure communication entre les acteurs de la radioprotection dans la perspective de promou-voir une culture de radioprotection, la mise en œuvre de bonnes pratiques ainsi que le main-tien des compétences professionnelles. L’OFSP participe à ces travaux par le biais des groupes de travail du Fachverband für Strahlenschutz.En 2017, l’OFSP a participé à une conférence IRPA européenne à Vienne consacrée aux thèmes de la compréhension du risque radiolo-gique pour le public, la protection contre les rayonnements non ionisants et la promotion du réseau des jeunes professionnels. Ces thèmes seront prioritaires pour l’IRPA en 2018.

Groupe d’experts de « l’article 31 du traité Euratom » Depuis novembre 2014, l’OFSP participe, en qualité d’observateur, aux réunions et aux discussions du groupe d’experts de « l’article 31 du traité Euratom ». Ce groupe est chargé d’examiner les normes de base relatives à la protection sanitaire contre les dangers des radiations ionisantes élaborées par la Commis-sion européenne.

Association des autorités européennes de radioprotection (HERCA)Les États européens sont pratiquement tous représentés dans HERCA, avec comme objectif d’harmoniser la radioprotection en Europe, par exemple par des prises de position communes sur des thèmes de radioprotection. HERCA est, pour les autorités de radioprotection européen-nes, la plateforme la plus importante pour échanger des expériences et pour améliorer la pratique en matière de radioprotection dans les pays membres.

Dans ce cadre, l’OFSP a pris part, en 2017, aux réflexions menées dans les domaines de la médecine, de l’intervention en cas d’accidents et de la gestion du radon et de la radioactivité naturelle (NORM).

Le programme européen de recherche en radioprotection (CONCERT)L’OFSP représente les intérêts de la Suisse au sein des réseaux européens et internationaux de recherche en radioprotection afin de per-mettre l’accès des chercheurs suisses à ces programmes, par exemple au programme CONCERT. Celui-ci, intitulé « European Joint Programme for the Integration of Radiation Protection Research », fonctionne dans le cadre de Horizon 2020 en tant que structure-cadre pour les initiatives de recherche lancées conjointement par les plateformes de recherche en radioprotection MELODI, ALLIANCE, NERIS et EURADOS. CONCERT est une initiative en cofinancement qui vise à attirer et à mutualiser les efforts nationaux de recherche avec les projets européens afin de mieux utiliser les ressources publiques et de s’attaquer plus efficacement aux défis européens communs en matière de radioprotection.

En 2017, l’OFSP a soutenu l’hôpital universitaire de Zurich qui est impliqué dans le projet CONFIDENCE. Ce projet vise à développer un outil épidémiologique pour le suivi d’une population victime d’expositions aux radiations ionisantes suite à un accident radiologique ou nucléaire. Dans ce contexte, l’OFSP a aussi participé aux réflexions de la plateforme européenne NERIS sur la préparation à l'intervention d'urgence nucléaire et radiolo-gique, notamment concernant les mesures permettant la vie en territoires contaminés jusqu’au retour à la normale.

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Réseau européen ALARAL’objectif de ce réseau est de maintenir l’exposition de la population à un niveau aussi faible que raisonnablement possible (« As Low As Reasonably Achievable ») par des stratégies d’optimisation (www.eu-alara.net). En mai 2017, la division Radioprotection a participé à la 17ème

manifestation « European ALARA Network Workshop », portant sur le thème « ALARA in Emergency Exposure Situations », organisée à Lisbonne en collaboration avec NERIS. Les conclusions et les recommandations de cet atelier figurent sur le site Internet du réseau ALARA.

Collaboration bilatérale avec l’Allemagne et la FranceLa collaboration de l’OFSP avec le ministère fédéral de l'Environnement, de la protection de la Nature, de la construction et de sûreté nuclé-aire (BMUB) et l’Office de protection contre les radiations (BfS) a été marquée, en 2017, par l’expertise germano-suisse des coefficients de dose du radon. La publication des résultats de cette expertise seront publiés en 2018. Dans le domaine du radon, l’OFSP a également pour-suivi sa collaboration dans le projet franco-suisse INTERREG V « JURADBAT » initié en 2016, dont les résultats seront livrés en 2019.

L’OFSP et l'Autorité de sûreté nucléaire (ASN) se rencontrent régulièrement afin de coordon-ner la surveillance de la radioactivité aux alentours du CERN. En 2017, la collaboration avec l’ASN ainsi que l’Institut de radioprotection et de sûreté nucléaire (IRSN) s’est notamment poursuivie dans le cadre de groupes de travail traitant de la radioprotection dans le domaine médical, environnemental et de l’urgence.En outre, l’OFSP participe, avec les autres autorités suisses de radioprotection, l’Inspecto-rat fédéral de la sécurité nucléaire (IFSN) et la Suva, aux échanges d’expériences concernant l’exploitation, la sécurité, la surveillance et les effets sur l’environnement des installations nucléaires ainsi que d’autres aspects de la radioprotection. Ces échanges ont lieu régu-lièrement dans le cadre de la Deutsch-Schwei-zerischen Kommission für die Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen ou de la Com-mission mixte franco-suisse de sûreté nucléaire et de radioprotection.

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Bases légalesEn Suisse, la législation sur la radioprotection vise à protéger l’être humain et l’environne-ment contre les rayonnements ionisants. Elle s’applique à l’ensemble des activités, installa-tions, événements ou situations pouvant présenter un danger lié à des rayonnements ionisants. Elle règle la manipulation de subs-tances radioactives ainsi que d’appareils, d’installations et d’objets contenant de telles substances ou pouvant émettre des rayonne-ments ionisants. Elle concerne en outre les événements susceptibles de provoquer une augmentation de la radioactivité dans l’environnement.

Le présent rapport annuel répond à l’obligation d’informer exigée par la législation suisse sur la radioprotection à propos des thèmes suivants : dosimétrie individuelle (art. 55 ORaP), radioactivité de l’environnement (art. 106 ORaP) et problématique du radon (art. 118 ORaP).

Révision des ordonnances relatives à la radioprotectionLors de sa séance du 26 avril 2017, le Conseil fédéral a adopté la révision des ordonnances relatives à la radioprotection. Elles sont entrées en vigueur le 1er janvier 2018. De plus amples informations à ce sujet figurent sous le lien suivant : www.legislationradioprotection.ch.

Documentation complémentaire

Documents d’informationPour de plus amples informations sur la division Radioprotection, il est possible de consulter le site Internet de l’OFSP à l’adresse : www.bag.admin.ch (thèmes, rayonnement, radioactivité & son).

Rayonnement ionisant : Directives et notices de l’OFSP, ainsi que formulaires et brochures sur les installations radiolo-giques, les substances radioactives, les déchets radioactifs, les personnes exposées au rayonnement dans le cadre professionnel et le radon.

Rayonnement non ionisant et son : Directives et notices de l’OFSP, ainsi que formulaires et brochures sur les installa-tions radiologiques, les substances radioactives, les déchets radioactifs, les personnes exposées au rayonnement dans le cadre professionnel et le radon.

Perfectionnement : DVD sur la radiopro-tection en médecine nucléaire, dans les cabinets dentaires, lors des examens radiologiques interventionnels et lors de l’utilisation d’installations à rayons X en salle d’opération.

Newsletter Protection des consommateursRecevez gratuitement notre newsletter « Protection des consommateurs » contenant les informations les plus récentes issues des divisions Radiopro-tection et Produits chimiques.

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Radioprotection : tâches et organisation

Les rayonnements sont omniprésents. Utiles en médecine, dans l’industrie et dans la recherche, ils présentent aussi certains risques pour l’être humain et l’environnement. Que ce soit dans le monde du travail, dans la nature ou dans la sphère privée, une forte exposition à des radiations, à des déchets radioactifs ou au radon n'est pas sans danger. La division Radioprotection s’emploie donc à protéger la po-pulation des effets nocifs des rayonnements.

Plus de 40 collaborateurs, issus de nombreux domaines professionnels, tels que la physique, la géologie et l’ingénierie, s’engagent pour que les doses de rayonnements auxquelles la popu-lation suisse est exposée soient maintenues à un niveau aussi bas que possible. La première priorité est donnée aux mesures visant à empêcher les accidents et à réduire les doses élevées subies par la population, les patients ainsi que les personnes exposées aux rayonne-ments dans l’exercice de leur profession.

Pour atteindre ces objectifs, nous disposons de moyens diversifiés. En ce qui concerne les ray-onnements ionisants, la loi sur la radioprotection et ses diverses ordonnances d’application sont primordiales. Les dispositions légales visent à protéger l’être humain et l’environnement dans toutes les situations dans lesquelles des rayon-nements ionisants ou une augmentation de la radioactivité présenteraient un danger. Notre division s’emploie à surveiller les quelque 22’000 autorisations concernant l’utilisation de rayonnements ionisants en médecine, dans l’industrie et dans la recherche. Pour ce qui est des rayonnements non ionisants (RNI) et du son, nous mettons l’accent sur l’information de la population. Une base légale est en préparation dans ce domaine.

La radioprotection ne fonctionne pas sans une collaboration avec différents services et parte-naires en Suisse et à l’étranger. Une telle colla-boration nous permet de réévaluer en continu les risques induits par les rayonnements sur la santé en fonction des derniers développements de la science et de la technique.

Nos tâches sont les suivantes (cf. organigram-me page suivante) :• Octroi d’autorisations et surveillance en radio-

thérapie, en médecine nucléaire et en radio-diagnostic médical ; la protection des patients ainsi que celle du personnel médical est au cœur de notre action;

• Octroi d’autorisations et surveillance des installations complexes de recherche telles que le CERN et le PSI;

• Elaboration et adaptation des bases légales, comme la révision de l’ordonnance sur la ra-dioprotection et de la législation dans le do-maine du RNI et du son;

• Surveillance du personnel professionnelle-ment exposé aux radiations ionisantes (envi-ron 98´000 personnes);

• Octroi d’autorisations pour des études cli-niques utilisant des produits radiopharma-ceutiques;

• Homologation et expertise de sources radioactives;

• Surveillance de la radioactivité dans l’environ-nement;

• Exploitation d’un laboratoire accrédité de mesure de la radioactivité et gestion de réseaux de mesure;

• Evaluation des doses de rayonnements ionisants reçues par la population suisse ;

• Mise en œuvre des plans d’action pour le radon et le radium;

• Reconnaissance des formations en radiopro-tection, des services de dosimétrie et des services de mesure du radon;

• Information concernant le RNI pour éviter les expositions optiques, électromagnétiques ou acoustiques potentiellement dangereuses pour la santé humaine;

• Entretien d’un dispositif de gestion de crise pour pouvoir intervenir sans retard en cas d’incidents radiologiques et de catastrophes.

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Les collaborateurs marqués en gris ont quitté la division Radioprotection en cours d'année

Autorisations / Surveillance :– Réalisation d'audits et d’inspections– Optimisation de l’exposition des patients et

des professionnels – Évaluation de l’exposition médicale reçue par

la population– Détermination de niveaux de référence

diagnostiques (NRD) pour la Suisse

Radiothérapie et diagnostic médical

Philipp TruebReto Treier (suppl.)Jeanne BergMichael Gasser (externe)Marc Marconato Jacqueline Metzen (externe)Barbara Ott Julien OttThomas Theiler

Service de coordina-tion des autorisations

– Traitement des demandes et des autorisations

– Plaque tournante de l’ensemble de la division

Assurance maladie et accidents

Politique de la santé

Santé publique

Protection des consom- mateurs

Produits chimiques

Radioprotection

– Urgence / Gestion de crise

– Affaires politiques – Médias / Relations

publiques

– Surveillance du rayonnement ionisant en médecine nucléaire et dans les installations de recherche

– Formation en radioprotection

– Déchets radioactifs– Produits radiophar-

maceutiques / études cliniques

– Surveillance des applications radiologiques dans la radiothérapie et le diagnostic médical

– Surveillance des entreprises installatri-ces d’appareils radiologiques

– Conseil pour les questions liées à la radioprotection

Installations de recherche et médecine nucléaire

Nicolas StrittReto Linder (suppl.)Fabien DevynckThomas FluryAnnemarie HarwigRolf HesselmannLorenzo MercolliRaphaël Stroude

Rayonnement non ionisant et dosimétrie

RNI :– Information et

évaluation sur le rayonnement non ionisant et le son

– Protection du public contre les rayons laser et les nuisances sonores lors de manifestations

DOS :– Surveillance

dosimétrique des personnes exposées au rayonnement dans l'exercice de leur profession

– Gestion du registre dosimétrique central

– Surveillance des services de dosimé-trie individuelle

– Elaboration de bases concernant la dosimétrie

Daniel StorchRaphael Elmiger (suppl.)Daniel FreiBeat GerberMartin MeierAnna SchöniEvelyn Stempfel

Sébastien BaechlerSybille Estier (suppl.)

– Mise en oeuvre du programme national radon et du plan d’action radium

– Préparation aux événements radiologiques

– Évaluation de l’évolution au niveau internatio-nal en matière de radioprotection

– Droit pénal administratif

Risques radio-logiques

Christophe MurithMartha Palacios (suppl.)Emanuel Christen Fabio BarazzaGennaro Di TommasoWalther GfellerClaudio Stalder

Patricia GrimmSamuel von Gunten (suppl.)Agnes OberliShannen Simmler

– Surveillance de la radioactivité dans l’environnement (coordination du programme national de surveillance, exploitation du laboratoire accrédité d'analyse de la radioactivité et des réseaux de mesures)

– Évaluation des doses de rayonnement reçues par la population suisse

Radioactivité de l’environ-nement

Sybille EstierPhilipp Steinmann (suppl.)Pierre BeuretGiovanni FerreriAndré GurtnerDaniel LienhardMatthias Müller

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ImpressumKonzeption, Redaktion und alle nicht gezeichneten Texte: BAGAlle nicht gezeichneten Fotos: BAGGrafiken & Layout: Christoph Grimm, Bern / Bruno Margreth, ZürichCopyright: BAG, Mai 2018Abdruck mit Quellenangabe erwünscht: «Strahlenschutz BAG; Jahresbericht 2017»

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