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16 Im Zentrum Tour 1 Eine gewisse Zurückhaltung gilt als hanseatische Tugend. Geht es um ihre gute Stube, dann legen die Bremer diese Zurückhaltung schon mal ab und behaupten selbstbewusst, ihr Marktplatz mit Roland und Welterbe-Rathaus sei der schönste in ganz Deutschland. R Ro olan land d, mehr als 600 Jahre altes Symbol der Freiheit, S. 16 Rathaus Rathaus, Perle der Weserrenaissance und UNESCO- Weltkulturerbe, S. 18 Bl lei ik kelle eller r im m Dom Dom, gruselige Gruft mit mumifizierten Leichen, S. 32 Stad Stadtmu tmus si ikan ant ten n, Bremer Wahrzeichen, obwohl die nie hier angekommen sind, S. 26 Rathaus, Roland & Stadtmusikanten Rund um den Marktplatz Der Marktplatz ist unbestritten das Zentrum Bremens, die gute Stube ihrer Stadt, wie die Bremer zu sagen pflegen. Hier steht der Roland, seit 2004 gemeinsam mit dem Rathaus von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Vis-à-vis findet man den Schütting, einst als Gildehaus der Bre- mer Kaufmannschaft errichtet, und an der Südostseite tagt das Landesparla- ment im 1966 errichteten Haus der Bürgerschaft. Etwas abseits des ei- gentlichen Marktplatzes ragt der St.- Petri-Dom knapp hundert Meter in den Himmel. Etwas versteckt hinter dem Eingang zum Ratskeller steht die Plastik der weltberühmten Bremer Stadtmusikanten. Treffpunkt auch vieler Bremer bei ih- ren Verabredungen in der Innenstadt ist der Roland. Von hier aus hat man fast alle Sehenswürdigkeiten am his- torischen Marktplatz im Blick. In wel- cher Reihenfolge man sie besichtigt, ist jedem Besucher selbst überlassen. Unmittelbar an den Marktplatz schließt der Domshof mit dem St.- Petri-Dom an. Spaziergang Symbol für Freiheit und Bürgerrechte Bremer Roland Seit nun mehr als 600 Jahren steht er auf dem Bremer Marktplatz unweit des Rathauses der Bremer Roland. Stolz und gleichzeitig freundlich schaut er in die Welt, dieser aparte junge Rittersmann mit seiner Lang- haarfrisur, die im Jahr 1404 ganz Tour Rund um d Mark atz Spaz ga

Rathaus, Roland & Stadtmusikanten Tour 1 Rund um den ...€¦ · Rund um den Marktplatz Der Marktplatz ist unbestritten das Zentrum Bremens, die gute Stube ihrer Stadt, wie die Bremer

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Im Zentrum

Tour 1Eine gewisse Zurückhaltung gilt alshanseatische Tugend. Geht es umihre �gute Stube�, dann legen dieBremer diese Zurückhaltungschon mal ab und behauptenselbstbewusst, ihr Marktplatz mitRoland und Welterbe-Rathaus seider schönste in ganz Deutschland.

RRoolanlandd, mehr als 600 Jahre altesSymbol der Freiheit, S. 16RathausRathaus, Perle derWeserrenaissance und UNESCO-Weltkulturerbe, S. 18Blleiikkelleellerr imm DomDom, gruselige Gruftmit mumifizierten Leichen, S. 32StadStadtmutmussiikananttenn, BremerWahrzeichen, obwohl die nie hierangekommen sind, S. 26

Rathaus, Roland & Stadtmusikanten

Rund um denMarktplatzDer Marktplatz ist unbestritten dasZentrum Bremens, die �gute Stube�ihrer Stadt, wie die Bremer zu sagenpflegen. Hier steht der Roland, seit2004 gemeinsam mit dem Rathausvon der UNESCO zum Weltkulturerbeernannt. Vis-à-vis findet man denSchütting, einst als Gildehaus der Bre-mer Kaufmannschaft errichtet, und ander Südostseite tagt das Landesparla-ment im 1966 errichteten Haus derBürgerschaft. Etwas abseits des ei-gentlichen Marktplatzes ragt der St.-Petri-Dom knapp hundert Meter inden Himmel. Etwas versteckt hinterdem Eingang zum Ratskeller steht diePlastik der weltberühmten BremerStadtmusikanten.

Treffpunkt auch vieler Bremer bei ih-ren Verabredungen in der Innenstadtist der Roland. Von hier aus hat manfast alle Sehenswürdigkeiten am his-torischen Marktplatz im Blick. In wel-cher Reihenfolge man sie besichtigt,ist jedem Besucher selbst überlassen.Unmittelbar an den Marktplatzschließt der Domshof mit dem St.-Petri-Dom an.

SpaziergangSymbol für Freiheit und Bürgerrechte

Bremer RolandSeit nun mehr als 600 Jahren steht erauf dem Bremer Marktplatz unweitdes Rathauses � der Bremer Roland.Stolz und gleichzeitig freundlichschaut er in die Welt, dieser apartejunge Rittersmann mit seiner Lang-haarfrisur, die im Jahr 1404 ganz

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offensichtlich mo-dern war. Den Bre-mern war und ister geradezu heilig,wobei der Begriff�heilig� eher in dieIrre führt. Der Bre-mer Roland sym-bolisiert seit jeherdie Freiheit und dieRechte der Bürger.Mit der Errichtungder Roland-Statuesetzten sie ein Zei-chen gegen die alleinigeMacht der Kirchenfürsten, dievor kaum etwas zurückschreckten.Erzbischof Albert II. jedenfalls ließrund fünfzig Jahre vor dem Bau desbis heute erhaltenen steinernenRolands dessen hölzernen Vorgängervon seinen Schergen umstoßen undabbrennen.

Errichtet wurde der Bremer Rolandzeitlich noch vor dem Rathaus. Er warnicht der Einzige; im Mittelalterschmückten viele Roland-Statuen dieMarktplätze vor allem nord-ostdeut-scher Städte. Und kopiert wurde derBremer Roland später auch gerne. Einerziert eine Kirche im New Yorker Stadt-teil Brooklyn, einer die ecuadorianischeHauptstadt Quito und einer erfreut dieBesucher eines Freizeitparks in Japan.In Brasilien wurde gar eine Stadt na-mens Rolândia gegründet; ihr spende-ten Bremer Kaufleute Ende der 1950er-Jahre eine Roland-Statue.

Der Bremer Roland ist jedoch nicht nurdas Original, er ist auch der größte.5,47 m misst die aus einem besonderenKalkstein gehauene Statue, die auf ei-nem 60 cm hohen Podest thront. Ge-stützt wird der edle Rittersmann voneinem Pfeiler, den ein gotisch anmu-tender Baldachin krönt, sodass dasDenkmal insgesamt auf eine Höhe vonetwas über zehn Metern kommt. 170Bremer Mark, damals eine stolze Sum-

me, bekamen die Steinmetze ClawsZeelleyher und Jacob Olde einst vonden Kaufleuten für ihre Arbeit. DenBremern ist er seitdem viel mehr wert.Weil sie natürlich ganz besonders inKriegszeiten darum fürchteten, hattensie ihrem Roland während des Zwei-ten Weltkriegs eigens einen maßge-schneiderten Bunker verpasst undmauerten ihn rundherum ein. Seit1973 steht er unter Denkmalschutz,2004 wurde er, gemeinsam mit demRathaus, in die UNESCO-Weltkultur-erbe-Liste aufgenommen.

Das Schwert 11des Rolands stehtweniger für seine Kampfeslust, als fürdie Gerichtsbarkeit; seine Handschuhefür das freie Marktrecht Bremens, wassich dadurch erklärt, dass der Kaiserden Städten im Mittelalter symbolischeinen Handschuh überreichte, wenn erihnen das Marktrecht erteilte. Das kai-serliche Wappen mit dem doppelköpfi-gen Adler auf seinem Schild verdanktder Bremer Roland allerdings dendreist, aber von den Bremer Bürgers-leuten offensichtlich gut gefälschtenkaiserlichen Urkunden.

�Vvryheit do ik ju openbar� verkündetdie Inschrift auf dem goldverziertenSchild.

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18 Tour 1: Rund um den Marktplatz

Umschrift auf dem Schilddes Rolands:Vryheit do ik yu openbarde karl und mennich vorst vorwardesser stede ghegheven hat,des dankt gode is min radt.Auf Hochdeutsch:Freiheit verkündige ich euchdie Karl und mancher andere Fürst,fürwahr,dieser Stadt gegeben hat.Dafür dankt Gott, dies ist mein Rat.

Dass der Roland so spitze Knie hat,soll einen ganz und gar banalenGrund haben: Das Maß zwischen denbeiden Knien beträgt eine sogenannteBremer Elle (ca. 55 cm) und soll denHändlern als Maßstab gedient haben.Eindeutig mehr gerätselt bzw. gestrit-ten wurde über die Bedeutung der Fi-gur zu seinen Füßen: Bis heute hältsich die Sage, dass es sich dabei umjenen Krüppel handelt, der anno 1032ein Areal umrundete, das der Stadtschließlich von der Gräfin Emma ge-schenkt wurde und heute den Bürger-park bildet ( S. 76).Dass der Roland immer noch den Bre-mer Marktplatz ziert, ist übrigens auchder Gutgläubigkeit Napoleons zu ver-danken. Der französische Kaiser wolltedie Statue während der Besatzung zuBeginn des 19. Jh. eigentlich in denLouvre nach Paris bringen lassen.Doch die cleveren Bremer redeten esihm aus: Der Roland sei künstlerischvon viel zu geringem Wert � und soblieb er auf dem Marktplatz stehen inseiner ganzen Pracht � was nicht ganzrichtig ist. Denn der originale Kopfwird seit 1983 im Focke-Museum aus-gestellt, der Roland auf dem Markt-platz erhielt eine Kopie.Bis heute ist der Roland das Wahrzei-chen der Stadt und der Sage nach bleibtBremen so lange eine freie Stadt, wie erauf dem Marktplatz steht. Sicherlich

auch deshalb hängen ihm die Bremerzur Zeit des Freimarktes liebevoll eingroßes Lebkuchenherz um undschmücken ihn mit bunten Luftbal-lons. Und alljährlich an seinem Ge-burtstag, dem 5. November, bekommtder steinerne Geselle einen buntenStrauß Blumen geschenkt.

Perle der Weserrenaissance

RathausDer Roland stand bereits auf demMarktplatz, da begannen 1405 die Bau-arbeiten am Bremer Rathaus, die bis1409 andauerten. Der zunächst imspätgotischen Stil errichtete Bau war �wie der Roland � als ein Zeichen desBürgertums an die Kirche zu deuten:�Schaut her, ihr klerikalen Herrscher,das Bürgertum ist auf dem Vormarsch.�Ausgedrückt wurde das neue Selbstbe-wusstsein insbesondere durch die über-lebensgroßen Figuren an der Südseite,die den Kaiser und seine sieben Kur-fürsten darstellten. Nur einen hattendie Auftraggeber dort nicht verewigenlassen � den damaligen Landesherren,den Erzbischof von Bremen.

Die Bremer Bürger bauten ihr Rathausdirekt an die Grenze des damaligenDombezirks, genau neben den Palastdes Erzbischofs und provozierten dendamaligen Machthaber zudem damit,dass das Rathaus in seinen Abmessun-gen größer war als der Bischofspalast.Das in seiner Grundfläche rund 40 mmal 16 m große Gebäude erhielt bereitsden Ratskeller, eine Untere Halle fürdas Marktvolk sowie eine Obere Rat-haushalle, Versammlungsort und Re-präsentationsraum für den Rat derStadt. Ziemlich genau zweihundertJahre später wurde die zum Markt ge-wandte Seite umfassend verändert,während die beiden schmalen Seitenan der Nordwest- und an der Südost-front des Gebäudes weitgehend erhal-ten blieben. Insofern darf man durch-aus behaupten, dass das Bremer

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Spaziergang 19

Rathaus das einzige europäische Rat-haus des Spätmittelalters ist, das niezerstört wurde.

Inspiriert für die Neugestaltung Endedes 16. Jh. wurden die Bremer Bürgerdurch die prächtigen Bauten in denreichen Bürgerstädten Flanderns, inGent, Brügge oder Antwerpen � undsie kopierten sie dennoch nicht. DerRat beauftragte den Architekten Lüdervon Bentheim mit der Neugestaltungder Fassade. Dieser hatte in den Jah-ren zuvor bereits mehrere Bauten inder Stadt im Stil der Weserrenaissanceerrichtet. So wie von Bentheim es da-mals plante und realisierte, präsen-tiert sich das Bremer Rathaus weitge-hend auch heute noch. Die Bremer sa-gen, dass es das schönste Rathaus inganz Deutschland sei. Der ehemaligeLeiter der Bremer Kunsthalle, EmilWaldmann, nannte es �eines der groß-artigsten Denkmale genialer Stilver-schmelzung�. Und etwas muss schondran sein, denn sonst hätte dieUNESCO den Bau 2004 nicht als Welt-kulturerbe ausgezeichnet.

Die Umgestaltung des Bremer Rathau-ses, die 1608 begann, wurde das Le-benswerk von Bentheims, der im Jahrder Fertigstellung 1613 starb. Und eswurde definitiv geklotzt und nicht ge-kleckert. Der komplette Mittelteil derFassade wurde abgerissen und durcheinen gläsernen Erker ersetzt, der voneinem prächtigen Renaissancegiebelgekrönt wird. Die gotischen Spitzbo-genfenster mussten eckigen Fensternweichen. Die Pracht des Gebäudesdrückt sich jedoch vor allem in demreichhaltigen Fassadenschmuck aus,ein wahres Meisterwerk der Bildhauer-kunst. Immer noch sind nicht alle Figu-ren und Symbole entschlüsselt, immernoch zerbrechen sich Kunsthistorikerihre Köpfe darüber, was die Baumeisterund Künstler aus dem beginnenden17. Jh. ausdrücken wollten.

Über jedem der Arkadenbögen � in densogenannten Zwickeln � tummeln sichFrauenfiguren, teilweise nur leicht be-kleidet, teilweise wie der liebe Gott sieschuf. Engel und Fabeltiere bevölkerndie Arkaden, auf den darüber liegenden

Bremens gute Stube: Rathaus, Dom und Haus der Bürgerschaft

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20 Tour 1: Rund um den MarktplatzFriesen findet man Darstellungen derSternzeichen, der Schwächen und Tu-genden der Menschheit, aber durchausauch Politisches. Auf einem der Frieseaußerhalb der sogenannten Mittelrisal-tis hockt ein Mann rittlings auf einemanderen. Er drückt ihn zu Boden, ent-wendet seinem Widersacher dasSchwert. Schaut man genauer hin, er-kennt man in dem Opfer den Papst,dessen Stab in seinem eigenen Hinternsteckt. Einmal mehr drückt sich in derDarstellung � erschaffen rund hundertJahre nach der Reformation � das Auf-begehren gegen die Allmacht der ka-tholischen Kirche aus.

Die meisten Betrachter, die versuchen,die ungeheure Fülle der Figuren zu er-fassen, verrenken sich im Bereich deszweiten Arkadenbogens (von links ausbetrachtet) den Hals. Sie sind auf derSuche nach der Gluckhenne, die ir-gendwo an der Rathausfassade ge-meinsam mit ihren Küken im Nest sitzt� gehalten von einer Frauengestalt.Diese Henne, so die Legende, soll ver-antwortlich gewesen sein für die An-siedlung der späteren Stadt Bremen im

Jahre 778 n. Chr. Der Gründungsmy-thos lautet folgendermaßen: Auf derFlucht vor Feinden sahen einige Fluss-fischer am Ufer der Weser eine Henne,die im Abendlicht ihre Küken zu einemsicheren Ort in den Dünen brachte �just als die Sonne durch die dunklenWolken brach. Die Fischer, die arm wa-ren und denen nichts so wichtig warwie ihre Freiheit, sahen darin ein Zei-chen: Wo eine Glucke mit ihren Jungenihr Nest baut, da würden auch sie freiund sicher leben können.

So hübsch die Geschichte auch seinmag, sie ist der blühenden Fantasie derErzähler und des Sagenschreibers Frie-drich Wagenfeld entsprungen, der sie1845 als Erster aufgeschrieben hatte. InWahrheit steht die Gluckhenne wohl �neben den erwähnten anderen Tugen-den � für �Custodia�, was sich als dieFürsorglichkeit des Rates gegenüberseinen Bürgern interpretieren lässt;korrespondierend mit einer gegenüber-liegenden Darstellung (�Vigilantia�) ei-ner Frau, die einen Hahn auf der Handträgt, was ebenfalls für Wachheit oderSchutz steht.

Im Bremer Ratskeller lagern unbezahlbare Tropfen

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Spaziergang 211909 bis 1913 wurde an der Seite inRichtung Dom das Neue Rathaus ange-fügt, dreimal so groß wie das Alte Rat-haus und dennoch kaum wahrnehmbarim Gesamtensemble. Genau so sollteder im Neorenaissance-Stil errichteteAnbau sein, nicht das Gesamtbild stö-rend, unauffällig, zweckmäßig � inso-fern auch ein Meisterwerk. Im Innerendes Neuen Rathauses befinden sichu. a. der Kaminsaal, daran angrenzenddas Gobelinzimmer (in dem man sichdas Ja-Wort geben kann), der Senats-saal und der große Festsaal mit seinemimposanten Jugendstil-Leuchter.

An der Westseite des Alten Rathausesführt eine Treppe hinunter in den Rats-keller, eine hinauf in die Untere Rat-haushalle, einen der bedeutendstenProfanbauten der späten Gotik. Die indrei Längsschiffe gegliederte Halle �getragen von mächtigen Eichenbalken� mit einem einfachen Steinfußbodenund weiß gekalkten Wänden hat ihrmittelalterliches Antlitz weitgehendbewahrt und wird überwiegend alsAusstellungsraum genutzt.

Ein Stockwerk höher geht es deutlichprächtiger und schmuckvoller zu. Undman vermag gar nicht zu sagen, wasnun das Prunkstück im Inneren desBremer Rathauses ist � die Güldenkam-mer oder die Obere Rathaushalle. Hierbegrüßten die Bremer Bürgermeistervon jeher ihre Gäste aus aller Welt, diesich ins Goldene Buch der Stadt eintru-gen. Und hier wird und wurde gefeiert,beispielsweise bei der Schaffermahl-zeit, dem ältesten noch zelebriertenBrudermahl der Welt ( S. 22). Undschon so manches Mal musste man umdie prachtvolle historische Einrichtungbangen, wenn die nicht mehr ganznüchternen Spieler des SV Werder hierMeisterschaften und Pokalsiege feierten.

Beeindruckende acht Meter beträgt dieDeckenhöhe der Halle. Unterhalb derornamental bemalten Eichenholzdeckefallen die mächtigen Kronleuchter und

die bis zu 450 Jahre alten Schiffsmodel-le ins Auge. Die Kanonen der Schiffs-modelle wurden früher tatsächlich mitPulver gefüllt und zu besonderen An-lässen wurde aus ihnen Salut geschos-sen. Auffällig und besonders wertvollsind die Wandbilder von BartholomäusBruyn in der Halle: Eines (aus dem Jahr1532) stellt die Gründung Bremens dar,ein weiteres, �Das salomonische Ur-teil�, gilt als Symbol und gleichzeitigals Ermahnung zu guter und weiserRechtsprechung.

Die Güldenkammer wurde wahrschein-lich bereits während des großen Um-baus zu Beginn des 17. Jh. von Lüdervon Bentheim geplant. Eine zweige-schossige Kammer, die der Baumeisterwie einen Schrein in die Obere Rat-haushalle hineinbauen ließ, ein fein zi-seliertes Portal, eine filigran verzierte,barocke Wendeltreppe, die in das obereStockwerk führte sowie �güldene� Le-dertapeten machten den Versammlungs-raum zu einer ganz besonderen Schatz-kammer. Anfang des 20. Jh. glänzte reingar nichts mehr gülden. Der Raum wararg vernachlässigt worden, außer einpaar kaputten Stühlen war er nackt undleer � ehe sich Heinrich Vogeler in derGüldenkammer austoben durfte. Derjunge Künstler aus der nahen Künstler-kolonie Worpswede hatte 1903 einenWettbewerb zur Neugestaltung des Rau-mes gewonnen und verzauberte zweiJahre später die Kammer in ein wunder-schönes, fantasievolles, üppiges Jugend-stil-Ensemble, wie es in der Form heuteweltweit nur noch ganz selten erhaltenist. Reiher und Rosen verarbeitet derKünstler thematisch in seiner ornamen-talen Kunst, die Wände zieren selbster-klärend goldene Tapeten. Seither werdenStaatsgäste, aber auch andere wichtigePersönlichkeiten in der Güldenkammerempfangen und verwöhnt.Rathaus-Führungen finden Mo�Sa um 11, 12,15 und 16 Uhr, So um 11 und 12 Uhr statt.Eintritt 5,50 �, zu buchen über die BTZ (www.bremen-tourismus.de).

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22 Tour 1: Rund um den Marktplatz

Bremen im KastenSchaffermahlzeitBremens ehemalige Häfen sind im ständigen Wandel, das Haus Seefahrt hingegenwahrt Traditionen seit Jahrhunderten. Paradebeispiel dafür ist die Bremer Schaf-fermahlzeit. Dabei handelt es sich um das älteste, alljährlich ausgetragene Bruder-mahl der Welt, ausgerichtet seit 1545. Das Haus Seefahrt (ursprünglich �ArmeSeefahrt�) wurde einst gegründet, um die Seefahrer zu unterstützen, ihnen mit der�Rente� unter die Arme zu greifen bzw. den Witwen und Waisen der auf dem Meergebliebenen Seefahrer zu helfen. Insofern gilt das Haus Seefahrt als der ältestenoch bestehende Sozialfonds in Europa.Die Schaffermahlzeit war einst ein einfaches Abschiedsessen, das Kaufleute undReeder ihren Kapitänen spendierten, bevor diese nach dem Winter wieder auf gro-ße Fahrt gingen. Heutzutage werden während der Veranstaltung Kontakte ge-knüpft, Seilschaften gefestigt, Geschäfte eingefädelt, Politik gemacht. Seit 1952findet die Schaffermahlzeit immer am zweiten Freitag im Februar statt. Geladensind rund 300 Teilnehmer, je hundert kaufmännische und hundert seemännischeMitglieder des Hauses Seefahrt sowie hundert Gäste aus Politik, Wirtschaft unddem öffentlichen Leben. Jeder dieser Gäste darf nur einmal in seinem Leben an derVeranstaltung teilnehmen. Darunter waren seit Heinrich Lübke u. a. alle Bundes-präsidenten und sämtliche Bundeskanzler und die Bundeskanzlerin. Die dreiausrichtenden Schaffer werden gewählt und rekrutieren sich aus den kaufmänni-schen Mitgliedern des Hauses Seefahrt. Sie haben etwas �geschafft�, weshalbihnen die Ehre zuteil wird, sie müssen aber auch für den ganzen Spaß bezahlen.Die sechs Kapitäns-Schaffer werden nach der Reihenfolge ihres Eintritts in dieStiftung Haus Seefahrt benannt und haben das Recht, lebenslang an der Schaffer-mahlzeit teilzunehmen.

Hepp, hepp, hepp � hurra: Die Schaffermahlzeit kann beginnen

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Rundum

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Spaziergang 23Bei der Schaffermahlzeit gibt es eine strenge Kleiderordnung: Das Tragen vonFrack ist für die Männer vorgeschrieben (bislang hat sich nur der Philosoph Mar-tin Heidegger geweigert, sich in einen Frack zu werfen) und so mutet es an wieeine Parade von Pinguinen, wenn die Teilnehmer vom Schütting hinüber zumRathaus gehen. Nur die Kapitäne und Militärs dürfen ihre Uniform tragen.Auch der Ablauf ist strengen Regeln und einem minutiös geplanten Ritual unterwor-fen. Sobald sich die Tür der Oberen Rathaushalle für die Teilnehmer öffnet, stimmtdas Hanseatische Salonorchester Richard Wagners �Einzug der Gäste� aus der OperTannhäuser an. Die Tische sind seit jeher in der Form von Neptuns Dreizack ange-ordnet und das opulente Sechs-Gänge-Menü wird durch den Verwaltenden Vorsteherdes Hauses Seefahrt mit dem Ruf �Schaffen, schaffen unnen un boven � unnen unboven schaffen� eröffnet, was übersetzt ins Hochdeutsche so viel bedeutet wie �Essenfassen, Essen fassen unter Deck und an Deck, unter Deck und an Deck Essen fassen.�Und auch die Speisenfolge ist seit Jahrhunderten unverändert, wobei die Gäste �mit Ausnahme des Löffels für die Hühnersuppe � nur ein Besteck bekommen. Dasmuss reichen und es muss mit dem bereit gelegten Löschblatt nach jedem Gangabgewischt werden. Zwischen den Gängen werden reichlich Reden gehalten, wo-bei exakt nach der ersten Rede des zweiten Schaffers auf das Staatsoberhaupt unddas Vaterland die dritte Strophe des Deutschlandliedes geschmettert wird. Klat-schen ist übrigens verpönt bzw. streng untersagt: Die Beiträge werden mit einem�Hepp, hepp, hepp � hurra!� bedacht. Der Hühnersuppe folgen Stockfisch, ein ei-gens für die Schaffermahlzeit gebrautes, dickflüssiges Seefahrtsbier, Kohl und Pin-kel, Kalbsbraten und als sechster und letzter Gang Rigaer Butt, Sardellen, Wurst,Zunge, Chester- und Rahmkäse sowie ein Fruchtkorb. Wenn das alles verspeist ist,wird Tabak aus langen Tonpfeifen geraucht, dazu wird Mokka gereicht.So weit so ehrenwert. Frauen allerdings waren bei den traditionsbewussten �Pfef-fersäcken� jahrhundertelang ausgeschlossen. Lediglich am Seefahrtsball nach dem

Essen durften sie teilnehmen, währendder eigentlichen Schaffermahlzeit wa-ren sie unerwünscht � was regelmäßigzu Protesten geführt hatte. 2004 durfteeine Kapitänin als erste Frau über-haupt teilnehmen, 2007 dann ließ mandie Kanzlerin mitmachen. Angela Mer-kel positionierte sich außergewöhnlichdeutlich für ihre Verhältnisse und kri-tisierte die anachronistische und chau-vinistische Haltung des Hauses See-fahrt. Zunächst vergebens. Bis 2015blieb es dabei: Frauen durften beimBall hübsch aussehen und tanzen, abernicht am Festakt teilnehmen. Dochdann lenkten die konservativen Herrenendlich ein: An der 471. Schaffermahl-zeit im Februar 2015 durften als Gästedie Politikerinnen Ursula von der Ley-en und Annegret Kramp-Karrenbauersowie die Unternehmerinnen NicolaLeibinger-Kammüller und Isolde Lieb-herr teilnehmen.

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24 Tour 1: Rund um den Marktplatz

�Nur über meine Leiche�

RatskellerWer im Bremer Ratskeller (Eingang ander Westseite neben dem Aufgang zurUnteren Halle) einen Wein kaufenmöchte, der kann sich in die ange-schlossene Weinhandlung begeben unddort einen sehr anständigen Tropfenfür 10 bis 15 Euro erstehen. Er könnteaber auch bis zur nächsten Versteige-rung warten und mitbieten um eine derkostbaren Raritäten, wie beispielsweiseeinen Rüdesheimer Apostelwein ausdem frühen 18. Jh. Die letzte Flasche,die von diesem guten Schluck unterden Hammer kam, lag bei etwa 15.000Euro. Einige Weine, die in den Regalendes Bremer Ratskellers liegen und rei-fen und reifen und reifen � und nachHunderten von Jahren immer nochtrinkbar sind � könnten wohl höchs-tens Scheichs oder chinesische Milliar-däre kaufen. Aber noch nicht einmaldas, denn sie sind unverkäuflich. ImRosekeller, den man bei einer besonde-ren Führung besichtigen kann, duftetes überaus intensiv; hier lagert im so-genannten Rosefass auch der ältestenoch trinkbare Weißwein der Welt, derRüdesheimer Rosewein, Jahrgang 1653.Besagte Scheichs haben noch kein An-gebot abgegeben, aber ein Chinesewollte vor einigen Jahren eine Flaschekaufen. Summen, für die man ein Ein-familienhaus kaufen könnte, waren daim Spiel. Doch der Bremer Kellermeis-ter Karl-Josef Krötz stellt jedes Malklar, wenn wieder so ein unmoralischesAngebot eingeht: �Nur über meine Lei-che!� Nur ganz selten durfte wichtigerBremen-Besuch � wie Queen ElizabethII. im Jahr 1978 � von dem edlen Trop-fen kosten. Insgesamt erstrecken sichdie Katakomben über ca. 5500 m² un-terhalb des Rathauses, des Liebfrauen-kirchhofs, des Neuen Rathauses unddes Domshofs. In dem 600 Jahre altenKellergewölbe lagern mehr als 1200verschiedene Sorten.

Wer einfach nur ein gutes Glas Weinkosten oder eine regionale Spezialitätprobieren möchte, ist im gastronomi-schen Bereich des Bremer Ratskellersgut aufgehoben. Während in so man-chem Privathaushalt unter den or-dentlich aufgeräumten Wohnräumenein chaotischer und muffiger Kellerwartet, setzt sich im Bremer Rathausdie Pracht auch unterirdisch fort � zu-mindest in dem Teil, der heute alsRestaurant genutzt wird. In den riesi-gen Prunkfässern der Großen Säulen-halle, die man als Besucher als erstesbetritt, wird kein Wein mehr gelagert.Das größte dieser vier gigantischen,bunt bemalten und reich verziertenHolzfässer (Affenfass, Löwenfass,Drachenfass und Delfinfass) würdedas Volumen von 37.000 Flaschen fas-sen. Auffällig beim Betreten der von20 Säulen getragenen HistorischenHalle sind die kleinen Separées zurMarktplatzseite, die den hübschenplattdeutschen Namen �Priölken� tra-gen. In diesen kuscheligen Kabinenwurde traditionell nicht etwa herum-geknutscht, hier wurden Geschäftezwischen den Kaufleuten und heimge-kehrten Kapitänen abgewickelt. Inte-griert in die Halle ist der Bereich �Vordem Bacchus� mit einem weiterenPrunkfass und der Abbildung des Ro-lands. Unter strenger Beaufsichtigungdurch den Weingott Bacchus werdenim gleichnamigen Keller aus demJahr 1620 Weinproben abgehalten.Sehenswert im Hauff-Saal sind dievon den Geschichten des BremerDichters inspirierten Gemälde vonMax Slevogt, darunter eine Darstel-lung der Stadtmusikanten.Im Bremer Ratskeller finden zahlreiche Veran-staltungen statt, u. a. thematische Dinner(Krimi-Dinner, Dinner in Concert, Dracula-Din-ner). Wer einmal in den �Keller kieken� will, dergeht zur offenen Führung, jeweils Sa um 11und 13 Uhr und zu den Kellerführungen inkl.Weinverkostung nach Absprache. Eintritt jenach Führung 15 bis 35 �. Infos unter www.ratskeller-bremen.de oder www.ratskeller.de.

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