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„Nicht der Ton, den der Töpfer formt, erst der Raum, den er umschließt, verleiht dem Krug seinen Wert.“ Lao-Tse Raumgestaltung für Kinder bis 6 Jahre Räume

Raumgestaltung für Kinder bis 6 Jahre › images › content › pdf › Rume.pdf · David Hohmann und Phyllis Weikart 5 „Die Aktivitäten sollten so ... und sich mit seinem Portfolio

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„Nicht der Ton, den der Töpfer formt, erst der Raum, den er umschließt, verleiht dem Krug seinen Wert.“ Lao-Tse

Raumgestaltung für Kinder bis 6 Jahre

Räume

Raumgestaltung für Kinder bis 6 Jahre

RäumeBedeutung der Umgebung 3Aktivitätsbereiche 7Für die Jüngsten 13Wege und Grenzen 17Aufbewahren und Ausstellen 19Flexibilität 21 Bewegung und Spielflächen 23Möbel 25Anregung 27Stimmung 29

© 2016 Community Products (UK) Limited

„In einem gut gestalteten Raum fühlen sich Kinder geborgen und sind aktiv.“Anita Olds

Einfühlsame Pädagogen haben immer wieder betont, wie wichtig die Umgebung für das Wohlbe-finden und die Entwicklung des Kindes ist. In Reggio-Kindergär-ten wird der Raumgestaltung große Aufmerksamkeit geschenkt, weil die Umgebung selbst als Lehrmeister des Kindes verstan-den wird. Friedrich Fröbel verglich Anfang des 19. Jahrhun-derts die Gestaltung eines Raumes für Kinder mit der Planung eines sich beständig wandelnden Gartens, der die Fantasie der Kinder anregt und ihr Verhalten lenkt. Seine Ideen

griff 100 Jahre später Margaret McMillan auf, als sie den ersten Kindergarten Großbritanniens gründete. Ihr Ziel war es, „eine Umgebung zu schaffen, in der Erziehung nahezu unvermeidbar ist“. Um das zu erreichen, ist es wichtig zu verstehen, wie Kinder lernen.

Im Kindergarten- und Grund-schulalter ist das Spiel die wich-tigste Methode, mit der das Kind die Welt entdeckt, Ideen entwi-ckelt und kommuniziert. Der russische Psychologe und Be-gründer des Konzepts der „Zone der nächsten Entwicklung“ Lew Wygotski formulierte es so: „Im Spiel ist das Kind stets seinem eigentlichen Alter voraus, so als wäre es einen Kopf größer, als es tatsächlich ist.“ Kinder sind

begeistert, wenn sie Dinge selbst entdecken können, und motivier-te Kinder sind wissbegierig und erweitern ständig von selbst die Grenzen ihres Wissens. Sobald Eltern und Erzieher begreifen, dass im Spiel die Grundlagen für alle Wissensbereiche gelegt werden, beginnen sie, es als kindliche „Arbeit“ zu respektie-ren und mit einem Höchstmaß an Zeit und Raum zu unterstüt-zen. Eine lernfördernde Raumge-staltung sollte viel Platz für gemeinsames und individuelles Spiel bieten.

Die Bedeutung derUmgebung

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„Das Spiel bietet dem Kind vielfältige Möglich-keiten, auszudrücken, was es weiß, und, was noch viel wichtiger ist, wie es sich gegenüber der Welt und seinen Bezugspersonen fühlt.“ Marjorie Ouvry

Das kindliche Spiel ist oft symbo-lischer Natur, zum Beispiel wenn im Rollenspiel (und beim Erbau-en von Miniaturwelten) Ge-schichten und Erlebnisse nachgespielt werden, oder wenn mit Bausteinen fantastische oder reale Orte und Gebäude errichtet werden. Dieses Symbolspiel ist eine wichtige Voraussetzung für das Verständnis komplexerer Zusammenhänge: Kinder müssen Gedanken erst in kon-kreter Form ausdrücken, bevor sie sich so abstrakte Symbole wie Schriftzeichen aneignen können. Kinder verflechten ihr Spiel auf faszinierende Weise mit erzähle-rischen Elementen, was die enge

Verbindung zwischen Spiel und Schriftspracherwerb verdeutlicht. Auf ähnliche Weise erschließen sich Kinder Kenntnisse in Mathematik und Physik, wäh-rend sie Wasser in verschiedene Gefäße gießen oder mit Baustei-nen spielen.

Da Kinder im Spiel so unglaub-lich viel lernen und es für ihr Wohlbefinden eine so zentrale Rolle spielt, kann die Qualität einer Umgebung daran gemessen werden, wie viel und wie dort gespielt wird. Schauen Sie sich um und fragen Sie sich: Wie viele Kinder spielen gerade? Und wie versunken sind sie in ihr Spiel? Diese Fragen sollten Sie sich häufiger stellen, denn das Spiel-potential einer Umgebung sollte immer wieder neu hinterfragt werden.

„[Kinder] erschaffen sich ihre eigenen Modelle der Wirklichkeit, die sie in dem Maße beständig weiterentwickeln, wie sie neue Erfahrungen machen und andere Sichtweisen kennenler-nen ... Niemand kann für das Kind Erfahrungen machen oder Wissen für es konstruieren. Das kann das Kind nur selbst tun.“

David Hohmann und Phyllis Weikart

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„Die Aktivitäten sollten so zahlreich sein wie Tasten auf dem Klavier, und … unent-wegt das Denken anregen, indem Kindern eine Viel-zahl von Optionen geboten werden.“Loris Malaguzzi

Eine einfache Möglichkeit, das spielerische Lernen zu fördern, besteht darin, den Raum in verschiedene Aktivitätsbereiche aufzuteilen. Diese ermöglichen dem Kind sanfte Übergänge, die es wie zu Hause in seinem eigenen Tempo vollziehen kann. So lernt es, seinen eigenen Rhythmus zu finden und den eigenen Interessen nachzugehen. Bevor Sie entschei-den, wo Sie Aktivitätsbereiche einrichten, sollten Sie überlegen, wo sich Türen, Waschbecken und Toiletten befinden und welche Bewegungslinien sich daraus ergeben. Planen Sie die Aktivitäts-bereiche so, dass diese Abläufe bestmöglich berücksichtigt werden. Beobachten Sie die Bereiche dann eine Zeit lang: Wird ein Aktivitätsbereich selten genutzt, können Sie die Anord-nung verändern. Die Schaffung einer anregenden Umgebung ist ein kontinuierlicher Prozess. Mögliche Aktivitätsbereiche sind zum Beispiel:

Der WillkommensbereichOb am Eingang oder im Raum selbst, der Willkommensbereich ist die Schwelle zwischen den zwei Lebenswelten des Kindes. Er vermittelt einen ersten Eindruck von Ihrem pädagogischen Konzept und sollte sorgfältig geplant werden, denn hier findet die tägliche Begegnung zwischen

Kind, Eltern und Bezugserzieher statt. Sie können diesen Bereich auch gut für Aushänge über die verschiedenen Kulturen der Kinder nutzen, um zu zeigen, dass ihre Herkunft respektiert wird. Wenn es hier geräumig ist und eine entspannte Atmosphäre herrscht, werden die Eltern gern verweilen. Außerdem bekommt jedes Kind einen Platz für seine persönlichen Sachen.

„In vielen Kindergärten haben wir liebevoll gestaltete Willkommens-bereiche eingerichtet, die das Kind einladen, hereinzukommen und sich mit seinem Portfolio zu beschäftigen. Es sollte so aufbe-wahrt werden, dass es für das Kind erreichbar ist. Denn schließ-lich ist das Portfolio auch Eigen-tum des Kindes; es gehört gleichzeitig dem Kind, den Eltern und dem Bezugserzieher. Für ältere Kinder legen wir die Portfolios in ein niedriges Regal, in dessen Nähe sich ein Tisch, Stühle und Kissen befinden, sowie Stifte und Locher, so dass sie daran arbeiten können.“ (Nicola Amies)

„Unser Willkommensbereich ist beides: Abschied und Begrüßung. Durch die Art, wie wir ihn einrichten und gestalten, können wir dem Kind ein Gefühl der Zugehörigkeit vermitteln. Es weiß, dass dies ein Ort ist, an dem es Spuren hinterlassen hat und zu dem es zurückkehren wird.“ (Jennie Lindon)

„Das Spiel mit Bausteinen könnte das Herzstück Ihres Lehrplans sein: Alles könnte um Bau-steine herum aufgebaut werden!“ Karen Miller

Bauecke und MiniaturweltenOft gibt es hierfür einen gemein-samen Bereich, in dem Kinder ganze Spielwelten aufbauen und darin kleine Autos, Tiere und Figuren lebendig werden lassen. Für diesen Bereich brauchen Sie eine möglichst große Fläche und viel Stauraum. Außerdem sollte er abseits vom Durchgangsver-kehr liegen, damit die Bauwerke der Kinder nicht umgestoßen werden. Grenzt dieser Bereich an die Rollenspielecke, können die Materialien wechselseitig genutzt werden: Aus großen Bauaktionen entwickeln sich häufig auch Rollenspiele.

„Um den pädagogischen Wert dieser Aktivität zu erhöhen, sollten Sie Einheitsbausteine kaufen. Das sind Holzbausteine mit speziellen Abmes-sungen und aufeinander abgestimmten geome-trischen Formen. Wenn Kinder damit komplizierte Bauwerke errichten, lernen sie durch die Längen-, Breiten- und Höhenmaße den Umgang mit räumlichen Bezie-hungen.“Mav Pardee

Aktivitätsbereiche

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Rollenspiel Dieser Bereich sollte geräumig sein und den Kindern die Mög-lichkeit bieten, in die unterschied-lichsten Rollen und Situationen zu schlüpfen. Außerdem benöti-gen Sie Platz für Stoffe und Kostü-me und unbedingt Mobiliar in Kindergröße. Am besten sind flexible Möbel, aus denen alles werden kann: Küche, Büro, Arztpraxis und Friseur. Bögen, Fenster und Spiegel faszinieren Kinder und regen zum Rollen-spiel an.

Bieten Sie variable Spielmateriali-en wie Korken, Kastanien, Knet-masse, Topfdeckel und Stoffreste an, die der kindlichen Vorstellung freien Lauf lassen.

Das Rollenspiel fördert die Fantasie und ist reich an sozialer Interaktion. Kinder brauchen hier viel Zeit, um ihre Ideen entwi-ckeln und umsetzen zu können.

gemeinsam entdecken können. Kinder interessieren sich instink-tiv für alles, was lebt. In manchen Kitas gibt es deshalb eine Amei-sen- oder Regenwurmfarm. Und wenn das Team einem Haustier zustimmt, kümmern sich die Kinder auch liebevoll um Fische, Meerschweinchen oder Renn-mäuse. In einer Einrichtung haben die Kinder sogar eine betagte Hündin, die sie innig lieben – obwohl sie meistens in der Leseecke ist!

„Kinder müssen die Spra-che der Dinge erlernen, bevor sie die Sprache der Worte und Zahlen meis-tern können. Worte und Zahlen sind für Kinder be-deutungslos, solange sie sich die Ideen, die hinter diesen Symbolen stehen, nicht angeeignet haben. Und am besten erwerben jüngere Kinder diese Ide-en durch die aktive und auch wiederholende Be-schäftigung mit denkför-derndem Spielmaterial.“David Elkind

Indem Kinder ihre Umwelt im Kleinen nachbauen, entwickeln sie ihr Wissen und ihr Verständ-nis von der Welt ebenso wie ihre Feinmotorik. Ohne jeden Zweifel hat das Spielen mit Bausteinen auf vielen Gebieten eine lernför-dernde Wirkung. (Gura) Mit 5-Jährigen über das Hebelgesetz oder die Schwerkraft zu sprechen, ist wahrscheinlich Zeitver-schwendung. Aber wenn das Kind einmal einen schiefen Turm gebaut hat, lernt es sicher sehr schnell, wie das Gewicht verteilt werden muss, damit die Bausteine im Gleichgewicht sind. Der bekannte amerikanische Archi-tekt Frank Lloyd Wright führte sein Interesse für Design darauf zurück, dass er als Kind oft mit Bausteinen gespielt hatte.

„Lernen beginnt mit der spielerischen Fantasie des Kindes. Das Spiel ist der Stoff, aus dem das Leben gemacht ist. Die Geschichten, die in der Puppen- oder Bauecke, im Sandkasten oder auf dem Spielplatz entstehen, öffnen die Tür für alle zukünftigen Geschichten über Freundschaft und Arbeit, Familie und Ge-sellschaft …“Vivian Gussin Paley

Bücherecke Sie befindet sich idealerweise etwas abseits von Getümmel und Lärm. Kinder lernen Bücher zu lieben, wenn diese in einer ansprechenden und angenehmen Umgebung dargeboten werden. Bequeme Sitzgelegenheiten laden dazu ein, es sich mit einem Buch oder einem Freund gemütlich zu machen. Diese häusliche Atmo-sphäre ist vor allem dann wichtig, wenn Kinder ganztägig betreut werden. Sie brauchen dann einen ruhigen, behaglichen Ort, an dem sie sich während eines langen Tages zeitweilig zurückziehen können.

Experimentierbereich In diesem besonders spannenden Bereich erforschen und entde-cken Kinder die Natur. Er lässt sich gut mit dem Nassbereich kombinieren, denn auch beim Experimentieren mit Wasser geht es um den Erwerb erster natur-wissenschaftlicher Kenntnisse. Vergrößerungsgläser, Magnete, Flaschenzug, Trichter und andere faszinierende Geräte und Materi-alien dürfen hier nicht fehlen.

Ein Stück lebendiger Natur sollte den Mittelpunkt dieses Bereiches bilden, damit Kinder und Erzie-her deren faszinierende Wunder

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Nassbereich Auch im Nass- und Kreativbe-reich wird intensiv gelernt. Idealerweise befindet er sich in der Nähe eines Waschbeckens und besteht aus einem Wasser-tisch sowie einem Feuchtsand- und einem Trockensandtisch. Denn diese unterschiedlichen Materialien laden zu den vielfäl-tigsten Aktivitäten ein. Auch Kieselsteine und Muscheln gehören hierher! Befindet sich der Bereich in der Nähe einer Außen-tür, können die Nassbeschäfti-gungen auch nach draußen verlegt werden.

Häufig werden im Nass- oder Kreativbereich auch formbare Materialien wie Knete oder Ton angeboten. Beim Modellieren verschiedenster Formen und Figuren entwickeln die Kinder ihre sensorischen Fähigkeiten und üben den Umgang mit unterschiedlichen Werkzeugen.

ErfinderwerkstattIdeal ist hier eine richtige Werk-bank, an der sich Kinder aus Holz und anderen Materialien selbst etwas bauen können. Auch die Werkzeuge sollten echt und funktionstüchtig sein und keine billigen Imitate. Natürlich muss die Werkbank gut beaufsichtigt werden und an einem ruhigen Platz stehen. In manchen Kitas hämmern die Kinder zunächst große Holz- oder Plastiknägel in Kürbisse, bevor sie mit richtigen Nägeln und Holz arbeiten dürfen.

Wie im Experimentierbereich sollten hier unterschiedlichste Materialien wie Draht, Schnüre, Klebeband, Gummibänder und Holzdübel angeboten werden, die zum Erfinden einladen.

Kreativbereich Dieser Bereich befindet sich praktischerweise in der Nähe eines Waschbeckens. Die Arbeits-mittel und das Material sollten frei zugänglich sein: Je größer die Auswahl, desto besser für die Kreativität der kleinen Künstler! Recycling- und Naturmaterialien sind dabei eine ausgezeichnete Ergänzung zu kommerziellen Bastelprodukten. Und vergessen Sie nie, dass der kreative Prozess wichtiger ist als das Ergebnis! Kreatives Tun stärkt das Selbstbe-wusstsein und das Selbstwertge-fühl des Kindes. Außerdem gibt es viel zu entdecken. So staunen Kinder nicht schlecht, wenn sie entdecken, dass aus Blau und Gelb Grün wird!

„Kunst schärft die Beob-achtungsgabe der Kin-der und lässt sie spüren, welches Potential in ihren Händen und Köpfen steckt … Wenn sie ermu-tigt werden, ihren Ideen Gestalt zu verleihen, be-greifen sie den Wert des Selbstausdrucks.“JC Arnold

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Für die „Ein Krippenraum sollte gleichzeitig ein Gefühl von Weite und Intimität ausstrahlen und dabei bereits mobilen Kindern genügend Platz und denen, die sich noch nicht selbst bewegen, einen ruhigeren Bereich bieten.“E. Goldschmied and S. Jackson

Die Bedürfnisse von Babys und Krabbelkindern unterscheiden sich von denen älterer Kinder. Denn in den ersten zwei Lebens-jahren durchlaufen sie dem Schweizer Entwicklungspsycholo-gen Piaget zufolge eine sensomo-torische Phase, in der sie vorrangig durch sinnliche Wahr-nehmung und körperliche Bewegung lernen.

Die Sinne des Babys sind von Anfang an hellwach. Der Tastsinn des Neugeborenen wird ange-sprochen, wenn seine Mutter mit ihm schmust, es liebkost und versorgt. Sobald Babys anfangen, ihre Bewegungen zu kontrollieren, strecken sie die Hände nach dem Gesicht aus, das sich über sie beugt. Auch mit den Füßen tasten sie gern. Sie sollten Gegenstände unterschiedlichster Beschaffen-heit erforschen können.

Der Gesichtssinn ist aktiv, wenn das Neugeborene die Gesichter seiner Eltern studiert und ihnen in die Augen schaut. Am Bett befestigte Bilder oder kontrast-starke Muster können den Gesichtssinn anregen. Auch Mobiles und andere Dinge, die sich bewegen, betrachten Babys gern. Steht das Krippenbett unter

einem Baum, beobachtet das Kind zufrieden das Spiel von Licht und Schatten, wenn sich die Blätter im Wind bewegen.

Vogelgesang und klassische Musik haben eine besänftigende Wir-kung auf Babys, aber noch besser sind menschliche Stimmen. Das Baby liebt es, eine bekannte Stimme sprechen, summen oder singen zu hören. Und mit welcher Begeisterung „entdeckt“ es seine eigene Stimme und beginnt, bewusst Laute zu erzeugen! Außerdem lernt es, Geräusche zu machen, indem es Gegenstände schüttelt oder damit klopft.

Ihren Geschmackssinn entwi-ckeln die Jüngsten, indem sie mit dem Mund neue Speisen und Gegenstände erkunden. Margaret McMillan bepflanzte ihren Kindergarten mit Rosen, Laven-del und anderen Kräutern, um die Kinder mit angenehmen Düften zu umgeben. Wir können ihrem Beispiel folgen, auch mitten in der Großstadt.

Da Babys mit all ihren Sinnen lernen, müssen wir ihnen die passenden Möglichkeiten und Materialien dazu bieten. Viele Kindergärten nutzen hierfür Schatzkörbe, in denen das Baby Alltagsgegenstände unterschied-lichster Beschaffenheit findet, die es nach Belieben untersuchen, drücken, reiben, klopfen, schüt-teln und in den Mund stecken kann: Schneebesen, Messlöffel, Flaschenbürste, Zitrone, Tannen-zapfen, Schwamm, Lederhand-schuhe, Muscheln, Holzlöffel … Die Erzieher sorgen für Sicherheit und Sauberkeit und fügen hin und wieder neue Gegenstände hinzu, um das Interesse der Babys wachzuhalten.

In ihrem Buch „People under Three“ (Menschen unter drei) prägten Elinor Goldschmied und Sonia Jackson den Begriff des

„heuristischen Spiels“. „Heuris-tisch“ steht hierbei für Herausfin-den und Entdecken und ist mit dem Ausruf „Heureka!“ verwandt. Das heuristische Spiel soll es den 1- bis 2-Jährigen ermöglichen, eine Vielzahl von Gegenständen zu erkunden. „Kinder haben einen natürlichen Drang, alles zu erforschen. Wir können diesen Forscherdrang fördern, indem wir ihnen Dinge wie Dosen, Korken, Topfdeckel, Papprollen, Ketten und Wäscheklammern anbieten. Während der

Jüngsten

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heuristischen Spielphase sollten sich die Erwachsenen setzen und ruhig verhalten. Das gibt Kindern die Möglichkeit, ihre eigene Wahl zu treffen und eigene Entdeckun-gen zu machen.“ (Crowther) Da Kinder es in diesem Alter lieben, Gegenstände zu ordnen und auf verschiedenste Art zu benutzen, sollte jeweils eine größere Anzahl vorhanden sein.

In körperlicher Hinsicht entwi-ckeln sich Babys mit erstaunlicher Geschwindigkeit: vom hilflosen Neugeborenen zum souveränen Krabbelkind oder Laufanfänger in nur einem Jahr! Sie haben einen angeborenen Drang, ihre Fähig-keiten ständig zu erweitern. Deshalb sollte die Umgebung ihr Bedürfnis unterstützen, mit allem, was sie umgibt, zu interagieren. Für die Jüngsten ist es wichtig, dass sie Flächen haben, auf denen sie herumrollen, sich ausstrecken und letztlich ihre eigene Methode finden können, sich zu bewegen. Große Krippenbetten mit festen Matratzen sind hierfür ideal. Ab einem Alter von drei Monaten kann ein Baby in einem geschütz-ten Bereich und in der Nähe seiner Bezugsperson eine gewisse Zeit auf dem Boden verbringen.

„Das Kind braucht eine andere Art von Fürsorge und Zuwendung, wenn es mobil wird. Auf der Su-che nach Entdeckungen entfernt es sich, krabbelt, läuft und untersucht seine Umwelt. Die Erzieherin muss das Krabbelkind jetzt nicht mehr nur durch Nähe beschützen; er muss es auch loslassen, um sei-ne wachsende Autonomie zu fördern.“D. Selleck and S. Griffin

Wenn das Baby sitzen gelernt hat, sieht es plötzlich vieles, das ihm vorher verborgen blieb. Das ist aufregend, aber auch frustrierend, denn das Kind sieht Dinge und Vorgänge, die sich außerhalb seiner Reichweite befinden. Das ist der Vorteil des Schatzkorbes: Es gibt trotz fehlender Mobilität viel zu entdecken!

Sobald Babys lernen zu robben und zu krabbeln, sind sie nicht mehr zu bremsen! Sie klettern auf alles herauf, rutschen herunter und kriechen überall hindurch … Da sie durch Wiederholung lernen, üben sie jede neue Bewegung viele Male.

Vor dem Laufenlernen fängt das Kind an, sich hochzuziehen und seitwärts zu laufen, wobei es sich überall festhält. Deshalb sollten Sie sicherstellen, dass Ihre Möbel stabil sind und Griffe und abgerundete Ecken haben. In dieser Phase sind Spielgeräte hilfreich, mit denen die Kinder ihren Gleichgewichtssinn trainie-ren und laufen üben können wie Schiebewagen, robuste Stühle oder auch große, feste Pappkar-tons zum Schieben.

Da Sinneswahrnehmungen und Bewegung für die Entwicklung der unter 3-Jährigen eine so zentrale Rolle spielen, sind folgende Aktivitätsbereiche zu empfehlen:

Aktivspielbereich Auf einer möglichst großen Fläche mit einem Bewegungscenter oder etwas ähnlichem, so dass die Kinder ihre Körperbeherrschung, ihr räumliches Bewusstsein und ihr körperliches sowie seelisches Gleichgewicht entwickeln können. Abrunden können diesen Bereich einige wenige Möbel für erste Rollenspiele sowie Bausteine und Spielfiguren zum Erbauen von Miniaturwelten.

NassbereichEingerichtet in der Nähe eines Waschbeckens bietet dieser Bereich formbares Material und Sand zur Sinneserfahrung sowie Boden-Staf-feleien und einfache Malutensilien. Der Nassbereich kann gleichzeitig als Essbereich genutzt werden.

Sicherer KrabbelbereichEin abgegrenzter und geborgener Platz für Babys, die noch nicht mobil sind. Gut geeignet für eine kleine Sinnesecke, die mit einer Tastwand aus Spiegeln, CDs, Knisterpapier, Kork und Schleifpa-pier sowie einem angenehmen Boden und dem Schatzkorb lockt.

Ruhebereich Hier können die Jüngsten entspan-nen und schlafen, mit ihrem Bezugserzieher kuscheln oder es sich mit einem Buch gemütlich machen. Ausgezeichnet macht sich hier ein Schaukelsessel, der die Erzieher-Kind-Bindung unterstützt.

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Eine klare Raumgliederung erleichtert den Kindern den Wechsel von einer Aktivität zur nächsten. Die Wege sollten um die einzelnen Bereiche herumfüh-ren, und die jeweiligen Eingänge müssen für die Kinder deutlich erkennbar sein.

Die einzelnen Aktivitätsbereiche sollten klar voneinander abge-grenzt sein. An manchen Stellen kann es reichen, eine Grenze durch einen Teppich oder ähnli-ches zu markieren. Es sollte aber auch echte Raumteiler geben, an denen sich die Kinder orientieren können und die ein konzentriertes

Spiel ermöglichen. Die Grenzen müssen dabei nicht starr sein, sie dürfen Sie allerdings nicht bei der Beaufsichtigung der Kinder behindern. Verwenden können Sie Stoffe, Spalierwände oder Möbel. Besonders gut eignen sich Regale, die gleich zwei Funktionen erfüllen können: als Raumteiler und Aufbewahrungsort.

Sie können einzelne Aktivitätsbe-reiche auch an drei Seiten begrenzen, um störenden Durch-gangsverkehr zu verhindern. Wenn Kinder ständig herumren-nen und nicht zur Ruhe kommen, könnte das auch an einer

ungünstigen Raumgestaltung liegen. Erzieher sind oft ganz überrascht, wie sich die Atmo-sphäre verändert, wenn Sie die Regale von den Wänden abrücken und zur Raumteilung nutzen: Plötzlich kehrt Ruhe ein, und die Kinder vertiefen sich für längere Zeit in sinnvolle Spiele.

Wege Grenzen

und

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„Kinder sollten die Mög-lichkeit haben, sich mit verschiedenen Mitteln auszudrücken sowie aus-reichend Gelegenheit, ihre Fantasie auf sinn-volle Weise zu nutzen … Wenn Kinder neue Fähig-keiten erwerben, müssen sie Gelegenheit haben, diese in verschiedenen Si-tuationen zu erproben und ihr Tun zu reflektie-ren und zu bewerten. Die Werke der Kinder ver-dienen in jeder Entwick-lungsphase Respekt, Wertschätzung und Er-mutigung für ihre Origi-nalität und Ehrlichkeit.“Walisischer Rahmenplan für Frühpädagogik

Gute Aufbewahrungslösungen sind in jedem Kindergarten wichtig. Spielmaterial, Kunstuten-silien, Bücher, Kostüme, Experi-mentiergeräte, Kleidungsstücke, nützlicher „Kleinkram“ … Jeder Erzieher könnte die Liste wahr-scheinlich mühelos fortsetzen. Deshalb sollte das Thema Aufbe-wahrung frühzeitig in die Raum-planung einbezogen werden, damit Kinder und Mitarbeiter den Raum optimal nutzen können. Alle Gegenstände sollten sicher, griffbereit, für die Kinder zugänglich, klar und

übersichtlich sowie ansprechend aufbewahrt werden. (Greenman)

Einbauschränke können sinnvoll sein, besonders für Dinge, die im Flur oder auf dem Dachboden längerfristig verwahrt werden. Innerhalb des Raumes sind sie eher unpraktisch, weil sie die Raumnutzung festlegen.

Die beste Lösung sind deshalb mobile, freistehende Regale. Diese können so aufgestellt werden, dass sie gleichzeitig als Begrenzung zwischen den Aktivitätsbereichen und zur Aufbewahrung der dort benötig-ten Utensilien dienen. Je nach Zweck werden Sie wahrscheinlich unterschiedliche Regaltypen benötigen: höhere und niedrigere, verstellbare, beidseitig zugängli-che, Regale, die sich zum Ausstel-len eignen, solche für bestimmte Geräte oder mit Fächern für jedes einzelne Kind, Regale, zu denen die Kinder Zugang haben und abschließbare Regalschränke … Meist sollen die Materialien sicher griffbereit liegen, damit die Kinder sie selbständig entnehmen und wieder zurücklegen können.

Wichtig ist auch, dass jeder Aktivitätsbereich Ausstellungsflä-chen hat. Pinnwände oder Magnettafeln (oder Regale mit Pinnwand-Rückseiten) eignen sich zum Aufhängen von Bildern und sind außerdem gute Raum-teiler. Dreidimensionale Ausstel-lungsgegenstände finden oben auf den Regalen Platz. Die ausge-hängten Fotos, Bilder und Schreibwerke sollten ebenso wie die ausgelegten Figuren, Modelle

und Geräte häufig ausgetauscht werden, damit sie immer aktuell und interessant sind. Bei der Gestaltung und Pflege der Aus-hänge und Auslagen können Sie die Kinder einbeziehen, um ihre Unabhängigkeit und ihr Selbstbe-wusstsein zu stärken.

Durch das Ausstellen ihrer Arbeiten werden die Leistungen der Kinder gewürdigt. Außerdem gibt es ihnen Gelegenheit, an Bekanntes anzuknüpfen. Kinder schauen sich frühere Projekte gern immer wieder an, weil es ihnen hilft, erworbenes Wissen zu strukturieren. Wenn Kinder einem Interesse für längere Zeit nachgehen können, steigert das ihre Konzentration und Motivati-on. (Edgington) Und natürlich zeigen sie ihren Eltern gern, was sie gemacht haben!

Auch von Ihnen selbst liebevoll gestaltete Aushänge sind denkbar. Kinder wissen Schönes zu schätzen, auch wenn sie das nicht immer artikulieren können. Bücher sollten deshalb ebenfalls an verschiedenen Stellen gut sichtbar angeboten werden.

Aufbewahren undAusstellen

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FlexibilitätEin Raum, der sich nie verändert, wirkt wie eine Tapete, die irgend-wann gar nicht mehr wahrge-nommen wird. Hier kann eine Umgestaltung helfen, das Interes-se neu zu wecken. So wie Men-schen Bewegungsfreiheit benötigen, muss sich auch eine Einrichtung innerhalb ihrer Räumlichkeiten hin und wieder wandeln und entwickeln können. Flexibilität ist der Schlüssel dazu.

„Wenn die Benutzer eines Gebäudes die Art der Raumnutzung gestalten können, wird ihr Gefühl gestärkt, im Besitz und verantwortlich für die Räumlichkeiten zu sein.“Mark Dudek

Bei einer flexiblen Raum-gestaltung können Sie Ihre Möbel variieren und anpas-sen für:• Veränderungen hinsichtlich Anzahl und Alter der Kinder

• Inklusion von Kindern mit Förderbedarf

• Verhaltensregulierungen

• Interesse weckende Umgestal-tungen

• Persönliche Vorlieben im Team

• Neue Jahreszeiten oder Themen

• Teilzeitnutzung (z. B. Hortbe-treuung oder kommunale Angebote)

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Schon der Schweizer Jean Piaget beschrieb in seinen entwicklungs-psychologischen Forschungen die herausragende Rolle der Bewe-gung für das verstandesmäßige Lernen.

Heute ist allgemein anerkannt, dass die körperliche Entwicklung mit der geistigen eng verbunden ist. Sie ist „insbesondere wichtig, um die Wissbegier und Lernbe-geisterung der Kinder zu entfa-chen und um ihre Lern- und Entwicklungsfähigkeit herauszu-bilden.“ (Überarbeiteter Entwurf der „Richtlinien für die Früh-kindliche Pädagogik“, Großbri-tannien 2011) „Körperliche Entwicklung fördert die soziale, emotionale und Persönlichkeits-entwicklung, da sich die Kinder mit zunehmender Körperkontrol-le als in ihrer Umgebung aktiv Handelnde erfahren und

infolgedessen ihr Selbst- und Kontrollbewusstsein wächst.“ (Tickell) Zur Schulung ihrer Grobmotorik, die so entscheidend ist für ihre körperliche Entwick-lung und ihr emotionales Wohl-befinden, sollten Kinder deshalb sehr viel Zeit im Freien verbrin-gen. Doch die Innenraumgestal-tung kann von dem Wissen um das kindliche Bewegungsbedürf-nis ebenfalls profitieren.

Auch die Erkenntnis, dass erst die Bewegung Kinder befähigt, still zu sitzen, sollte noch stärker berücksichtigt werden. Denn ruhiges Sitzen erfordert ein hohes Maß an Muskelkontrolle. So schreibt die britische Psychologin Sally Goddard Blythe: „Wenn Kinder nicht still sitzen können,

ist das ein Zeichen dafür, dass ihr Gleichgewichtssinn und Bewe-gungssystem noch nicht ausrei-chend entwickelt sind, um sich über längere Zeitspannen ruhig zu verhalten.“

Ihre wichtigste Innenspielfläche ist der Boden, und Kinder spielen am Boden in der Regel intensiver als am Tisch. Am Boden können sie Haltung und Position beliebig wechseln und haben alles im Blick. In zu vielen Räumen sehen Kinder aus ihrer Perspektive leider vor allem Beine: Tischbei-ne, Stuhlbeine, Menschenbeine! Deshalb ist es ratsam, die Anzahl der Tische und Stühle möglichst gering zu halten, um den Raum nicht zu überfüllen.

SpielflächenundBewegung

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Stühle sind natürlich ein Muss. Sie sollten stabil sein und es den Kindern ermöglichen, ihre Füße flach auf den Boden zu stellen, damit sie bequem sitzen und ihren Oberkörper bestmöglich kontrollieren können. Die Tischhöhe sollte darauf abge-stimmt sein. Für die meisten Kinder ist ein Höhenunterschied von 20 cm zwischen Sitzfläche und Tisch am günstigsten. Den Jüngsten geben Stühle mit seitlichem Halt zusätzliche Sicherheit.

Sie brauchen aber auch passende, niedrige Stühle für Erwachsene, damit sie bequem sitzen können, wenn sie mit den Kindern auf Augenhöhe interagieren.

Alle Möbel sollten auf die Größe der Kinder abgestimmt sein, abgerundete Ecken haben und robust sein. Holzmöbel wirken natürlich und haben eine ange-nehme Oberfläche. Durch die unterschiedlichen Farbtöne und Maserungen sehen die Kinder: Das war wirklich mal ein Baum!

Möbel

Sitzhöhe (cm) 13 17 20 25 30

Tischhöhe (cm) 30 36 41 46 51

1-Jährige 50% 50%

2-Jährige 60% 40%

3-Jährige 100%

4-Jährige 40% 60%

5-Jährige 100%

Auswahl der Tische:• Empfehlenswert sind

Mehrzwecktische. Wozu den Raum mit Tischen vollstellen, die nur zum Essen verwendet werden?

• Sie müssen leicht und verschiebbar sein.

• Die Tische sollten höhenverstellbar sein, so dass sie sich auch für Aktivitäten im Stehen und für ältere Kinder eignen.

• Auch Tische mit neigbarer Tischplatte können sinnvoll sein. Eine leichte Schrägstellung kann für Kinder mit Förderbedarf eine große Hilfe sein.

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Die Umgebung der Kinder sollte Neugier und Interesse wecken. Andererseits sollten Kinder auch nicht überstimuliert werden. Was in Maßen die Anregung fördert, kann im Übermaß ablenkend wirken.

Farben sind hierfür ein gutes Beispiel. Lange Zeit galt es als empfehlenswert, Kinder mit leuchtenden Farben zu umgeben. Wände, Teppiche, Vorhänge und sogar Möbel erstrahlten in Grün, Rot, Gelb, Lila und Orange … Tatsächlich aber fällt es Kindern schwer, sich inmitten solcher kräftigen Farben zu entspannen und zu konzentrieren. Sie möch-ten eine häusliche Atmosphäre schaffen: Würden Sie Ihr Zuhause mit knallbunten Plastikmöbeln vollstellen?

Die Natur kann uns hier als Vorbild dienen: Große Flächen wie Ozeane, Wälder, Sümpfe und der Himmel haben ruhige Farben in unterschiedlichen Schattierun-gen. Lautere Farbakzente werden nur im Kleinen gesetzt: Blüten, Schmetterlinge, Vögel … Auch in Innenräumen bewirkt eine ruhige Farbgestaltung eine friedliche Stimmung. Als Farbtupfer eignen sich die Kunstwerke der Kinder, schöne Stoffe oder interessante Gegenstände, die die Aktivitäts-bereiche kennzeichnen.

Anregung Reggio-Pädagogen betonen, dass „die Kinder selbst eine wichtige Farbquelle sind … Die Umge-bung sollte deshalb keinesfalls farbüberladen, sondern eher ein wenig ‚kahl‘ sein, so dass sich ein Gleichgewicht einstellt, wenn Kinder den Raum bevölkern.“

„Die Umgebung als Ganzes sollte einen kla-ren Sinn für Ordnung, Harmonie und Ästhetik ausstrahlen.“Mark Dudek

Ein Überangebot an Spielzeug und Material führt schnell zu Unordnung. Für Kinder ist zu viel Auswahl oft erdrückend und bewirkt, dass sie ständig etwas Neues anfangen. Da der Bestand an Spielmaterialien mit der Zeit wächst, muss regelmäßig aussor-tiert werden. Schließlich ist weniger oft mehr! Eine begrenzte

Anzahl ordentlich dargebotener Materialien macht einen ruhige-ren Eindruck. Der britischen Psychologin Jennie Lindon zufolge sind Kinder „aktive Mitarbeiter des Kindergartens“, für deren Verantwortungsbe-wusstsein es wichtig ist zu wissen, wo sie die benötigten Dinge finden (und wieder zurückbrin-gen) können.

Auch ein Übermaß an Geräu-schen wirkt überstimulierend. Der Geräuschpegel in einem Raum mit hoher Decke und hartem Fußboden ist für Kinder und Erwachsene gleichermaßen anstrengend. Hier können Schall-dämmplatten, Stoffe, Vorhänge, Polster und Teppiche Abhilfe schaffen, die einen Teil des Lärms schlucken. Auch Hintergrundmu-sik ist auf die Dauer ermüdend. Nehmen Sie sich lieber Zeit, um gemeinsam mit den Kindern zu singen und zu musizieren.

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Eingedenk der langen Zeit, die viele Kinder im Kindergarten verbringen, ist eine häusliche Atmosphäre enorm wichtig. Ihre Einrichtung wird lange in guter Erinnerung bleiben, wenn die Kinder mit ihr glückliche Erinne-rungen und Gefühle verbinden.

Natürlich ist es vor allem die warmherzige und fürsorgliche Beziehung des Erwachsenen zum Kind, die ihm ein Gefühl von Sicherheit und Willkommensein vermittelt. Doch auch die Umge-bung kann auf unterschiedliche Weise dazu beitragen. Natürliches Licht, Wandschmuck, Holzmöbel, Weidenkörbe und Zimmerpflan-zen sorgen für eine behagliche Stimmung. Ein sehr hoher Raum wird durch Stoffe, Lichterketten, Hängepflanzen oder Mobiles persönlicher. Womit Sie die Mobiles gestalten, wird von dem Ambiente abhängen, das Sie schaffen möchten. Denkbar sind Kiefernzapfen oder Zweige, aber auch CDs oder andere recycelte Materialien. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf!

Erinnerungen aus der eigenen Kindheit können ebenfalls hilfreich sein: Wann fühlten Sie sich als Kind geborgen? Machen Sie sich ruhig auch einmal klein

Stimmung und betrachten Sie den Raum aus der Perspektive des Kindes! Fühlen Sie sich in diesem Raum wie zu Hause?

„In kleineren Räumen, wo sie sich sicher fühlen und besser kontrollieren kön-nen, was um sie herum geschieht, sind Kinder oft viel mitteilsamer.“

Elizabeth Jarman

Wenn Erwachsene sich an den Lieblingsplatz ihrer Kindheit erinnern, beschreiben sie oft einen Ort, an dem sie sich als Kind sicher fühlten: „bei meiner Oma unter dem Küchentisch mit einer Decke, die bis zum Boden reichte“, „in einem kleinen Schrank unter der Treppe“, „in einem großen Pappkarton“ … Kinder kauern gern an einem versteckten Ort mit etwas Festem im Rücken, einem Schlupfwinkel, aus dem sie die Welt betrachten können. Rundungen erinnern an Umarmungen, und Kinder scheinen sie rechten Winkeln vorzuziehen. Sie sollten solche behaglichen Rückzugsorte in Ihrem Raum anbieten. Mit Möbeln und Stoffen oder einer Kombination aus beidem lassen sie sich ganz leicht einrichten. Wenn sich ein Kind dorthin zurückzieht, bereitet es sich häufig auf neue Erfahrungen vor oder lernt durch Beobachtung, was für die Entwicklung seiner Identität ebenfalls ganz entschei-dend ist. (Olds)

Wenn die Möbel Kindergröße haben, weiß das Kind instinktiv:

„Das ist für mich!“ Deshalb ist es auch nicht erstaunlich, wenn Forschungen zeigen, dass Kinder

in auf sie zugeschnittenen Räumen interessierter und konzentrierter sind. (White)

Forschungen belegen auch, dass die Licht- und Wärmeverhältnis-se sowie die Lautstärke der Umge-bung die Lernfähigkeit des Kindes beeinflussen. Sie können das Spiel von Licht und Schatten nutzen, in dem Sie zum Beispiel ein Rattan-Rollo vor das Fenster hängen, das vom Wind gewiegt wird. In einer Einrichtung hat ein Architekt die Dachrinnen so konstruiert, dass das Regenwasser das Sonnenlicht durch die Dachfenster reflektiert, wodurch an Zimmerdecke und Wänden bewegliche Muster entstehen. Wenn Kinder entspannt sind, gedeihen sinnvolles Spiel, Kom-munikation und Lernen wie von selbst.

Eine pädagogisch wertvolle Umgebung befähigt Kinder zu selbstbestimmtem Handeln. Hier können sie ihre Jacken selbst aufhängen, Lichtschalter und Wasserhähne betätigen, Türen öffnen und das Spielmaterial selbst auswählen. Sie erkunden den Raum und entdecken die vorhandenen Möglichkeiten zum Spielen und Forschen. Sie sind kreativ und fantasievoll, treffen Entscheidungen und lernen, selbständig zu denken. Sie fühlen sich zu Hause. So wird die Umgebung selbst zum Freund der Kinder und zu Ihrem besten Helfer!

„Die Seele eines Ortes ist das, was ihn unvergess-lich macht, was unseren Sinn für das, was möglich ist, erweitert, und uns mit dem Liebevollsten, Kreativsten und Mensch-lichsten in uns selbst verbindet.“Anita Olds

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3 Aktivitätsbereiche einrichten.

Drei Schritte zurRaumgestaltung

Grundriss des Raumes und Bewegungslinien einzeichnen.

Den Raum in Nass- und Trockenbereiche einteilen.

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Literatur

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Drei Schritte zurRaumgestaltung

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RaumplanungKostenloser ServiceAusgehend von den in diesem Themenheft vorgestellten Prinzipien haben wir bereits über 1000 Einrichtungen bei der Raumplanung unterstützt. Egal ob es sich um einen einzelnen Gruppenraum oder um einen kompletten Kindergarten für über 100 Kinder handelt, jedes Projekt ist einzigartig und eröffnet uns neue Einsichten in all die Fragen, die bei der Raumgestaltung für Kinder und Erzieher zu berücksichtigen sind.

Rufen Sie uns an und beschreiben Sie Ihr Vorhaben! Sie kennen Ihre Kinder; wir kennen unsere Möbel. Gemeinsam kön-nen wir flexible und lernfördernde Räume gestalten.

Gestaltung:Schicken Sie uns Ihre Grundrisse und wir machen Ihnen Gestal-tungsvorschläge. Unser Service ist kostenlos.

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Katalog 2016

DVD: Das Schlummerboot Selbständigkeit und Sicherheit der Kinder werden durch ein neues Schlafkonzept gefördert. 8 Min., Deutsch

Ich habe ein Einhorn gebaut! Freies Spiel ist ein essentieller Teil der Kindheit. Wenn Kinder mit einfachen Materialien experi-mentieren, finden sie Wege, ihre Gedanken im fantasievollen Spiel auszudrücken und weiterzuentwi-ckeln. 24 Seiten, Deutsch

Was passiert in der Krippe?Dieses Heft ist inspiriert durch unser Staunen über Babys und un-seren Wunsch, denjenigen unsere Anerkennung auszudrücken, die mit ihnen arbeiten. 32 Seiten, Deutsch

DasSchlummeran der Kita der Northumbria Universityboot

8 Minuten

Bewegungscenter

SIREN FILMS

Das

In action at Pen Green

Ein 20-Minuten Video von

DVD: Das Bewegungscenter im Einsatz im Pen Green Early Excellence Centre

Ein Film über die Bedeutung von Bewegung, Sozialverhalten und der Bereitschaft, begrenzte Risiken einzugehen. 20 Min. mit dt. Untertiteln

Freies Spiel mit Bausteinen und einfachen Materialien

Ich habe ein Einhorn

Von Community Playthings in Unterstützung von:

Tina Bruce, CBE, Roehampton UniversityLynn McNair, University of Edinburgh Sian Wyn Siencyn, Trinity College, Wales

Aus dem Englischen übersetzt von Christoph Lammert

gebaut!

Anregungen für ErzieherInnen im Krippenbereich

Was passiertin derKrippe?

Von Community Playthings, mit Sonia JacksonAus dem Englischen übersetzt von Christoph Lammert

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Lighting the fireStandardisierte Tests und Lernka-taloge gewinnen immer mehr an Bedeutung und bringen Kitas und Schulen dazu, immer mehr for-male Lehrmethoden einzusetzen. Aber lernen Kinder wirklich so? 28 Seiten, Englisch

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