8
APRIL 2006 Eine Geschichte mit Herz Im Frühjahr 2002 begann ich im Kieser Training-Betrieb in Hannover als In- struktor zu arbeiten. Es war eine aufre- gende Zeit. Der Betrieb war erst drei Monate zuvor eröffnet worden und musste sich noch etablieren, und auf mich kamen nach meinem Sportstudium in Köln zahlreiche neue Aufgaben zu. Ich lernte in Hannover viele nette Men- schen kennen, Kollegen wie Kunden. Doch besonders angetan hatte es mir das freundliche Lächeln einer jungen Frau namens Sandra, die regelmäßig bei uns trainieren kam. Aber außer einem netten «Hallo» oder einer kurzen Verabschie- dung bot sich nie die Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch, und als ich schließlich im November 2002 zum zweiten, neu eröffneten Kieser Training- Betrieb in Hannover wechselte, schien die Chance auf ein Kennenlernen ver- passt zu sein. Ich befürchtete, dass ich ihr freundliches Lächeln wohl zum letzten Mal gesehen hatte. Anfang 2003 lud mich dann eine Freundin ins «Chez Heinz» ein, eine Clubdisco in Hannover Linden. Es war ein unfreundlicher Winterabend, es schneite unablässig und die Sicht war so schlecht, dass ich die Straßennamen auf den Schildern kaum entziffern konnte. Ich wollte die Suche nach der angegebe- nen Adresse schon beinahe aufgeben, als mir ein halb verschneites Straßenschild doch noch den Weg zur Diskothek wies. Aber ich war mittlerweile deutlich zu Das Kundenmagazin von Kieser Training Editorial: Ein starkes Herz. Für ein aktives Leben. 2 Aktuelles: Fußball-WM 2006 heißt für mich… / Kostensenkung durch Prävention / Wechsel im Management / Das Kieser Tagebuch (2) 3 Themen der Zeit: Wenn das Herz die Kraft verliert, machen auch die Muskeln schlapp 4 Persönlichkeiten: Krafttraining mit Herzschrittmacher und Bypass 6 Dialog: Ein Spezialist gibt Auskunft 7 Kolumne: Ein Herz lässt seinen Muskel spielen 8 Reflex 14 Der Nachwuchs wird von Sandra und Matthias Hüsam schon sehnsüchtig erwartet! spät für meine Verabredung.Also machte ich mich in der tanzenden Menschen- menge auf die Suche nach meiner Bekannten. Als ich sie schließlich fand, traute ich meinen Augen nicht: Meine Freundin war nicht allein, sondern sie unterhielt sich angeregt mit Sandra, der Kundin mit dem netten Lächeln. Wie sich herausstellte, studierten die beiden seit Jahren zusammen. Sandra strahlte mich an und plötzlich war alles ganz selbstverständlich. Wir erzählten, lach- ten und tanzten. So vergaßen wir voll- kommen die Zeit und schließlich bot ich ihnen an, sie nach Hause zu bringen. Aber auch dieses Mal schien es, als wollte uns das Schicksal noch unverhofft Hindernisse in den Weg legen. Die Autotüren waren zugefroren, aber wir nahmen es mit Humor und kletterten durch den Kofferraum in den Wagen. Drei Tage später kam Sandra dann zum Training in meinen neuen Betrieb. Und als ich sie sah, wusste ich sofort, dass es gefunkt hatte. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag und dies war der Beginn unseres gemeinsamen Lebens. Neun Monate später habe ich Sandra einen Heiratsantrag gemacht und im Juli 2004 gaben wir uns das Ja-Wort. Heute warten wir gespannt und glücklich auf unser erstes Kind, das im Mai dieses Jahres das Licht der Welt erblicken soll. TEXT: MATTHIAS HÜSAM INSTRUKTOR IM KIESER TRAINING BETRIEB HANNOVER-CALENBERGER NEUSTADT

Reflex 14, Ausgabe April 2006

Embed Size (px)

DESCRIPTION

 

Citation preview

APRIL 2006

Eine Geschichte mit Herz

Im Frühjahr 2002 begann ich im KieserTraining-Betrieb in Hannover als In-struktor zu arbeiten. Es war eine aufre-gende Zeit. Der Betrieb war erst dreiMonate zuvor eröffnet worden und musste sich noch etablieren, und aufmich kamen nach meinem Sportstudiumin Köln zahlreiche neue Aufgaben zu.Ich lernte in Hannover viele nette Men-schen kennen, Kollegen wie Kunden.Doch besonders angetan hatte es mir dasfreundliche Lächeln einer jungen Fraunamens Sandra, die regelmäßig bei unstrainieren kam.Aber außer einem netten«Hallo» oder einer kurzen Verabschie-dung bot sich nie die Gelegenheit zueinem persönlichen Gespräch, und alsich schließlich im November 2002 zum

zweiten, neu eröffneten Kieser Training-Betrieb in Hannover wechselte, schiendie Chance auf ein Kennenlernen ver-passt zu sein. Ich befürchtete, dass ich ihrfreundliches Lächeln wohl zum letztenMal gesehen hatte.

Anfang 2003 lud mich dann eineFreundin ins «Chez Heinz» ein, eineClubdisco in Hannover Linden. Es warein unfreundlicher Winterabend, esschneite unablässig und die Sicht war soschlecht, dass ich die Straßennamen aufden Schildern kaum entziffern konnte.Ich wollte die Suche nach der angegebe-nen Adresse schon beinahe aufgeben, alsmir ein halb verschneites Straßenschilddoch noch den Weg zur Diskothek wies.Aber ich war mittlerweile deutlich zu

Das Kundenmagazin von Kieser Training

Editorial: Ein starkes Herz.Für ein aktives Leben. 2

Aktuelles: Fußball-WM 2006 heißt für mich… / Kostensenkungdurch Prävention / Wechsel imManagement / Das Kieser Tagebuch (2) 3

Themen der Zeit: Wenn das Herzdie Kraft verliert, machen auch die Muskeln schlapp 4

Persönlichkeiten: Krafttrainingmit Herzschrittmacher und Bypass 6

Dialog: Ein Spezialist gibt Auskunft 7

Kolumne: Ein Herz lässt seinenMuskel spielen 8

Reflex 14

Der Nachwuchs wird von Sandra und Matthias Hüsam schon sehnsüchtig erwartet!

spät für meine Verabredung.Also machteich mich in der tanzenden Menschen-menge auf die Suche nach meinerBekannten. Als ich sie schließlich fand,traute ich meinen Augen nicht: MeineFreundin war nicht allein, sondern sieunterhielt sich angeregt mit Sandra, derKundin mit dem netten Lächeln. Wiesich herausstellte, studierten die beidenseit Jahren zusammen. Sandra strahltemich an und plötzlich war alles ganzselbstverständlich. Wir erzählten, lach-ten und tanzten. So vergaßen wir voll-kommen die Zeit und schließlich bot ichihnen an, sie nach Hause zu bringen.Aber auch dieses Mal schien es, als wollte uns das Schicksal noch unverhofft Hindernisse in den Weg legen. DieAutotüren waren zugefroren, aber wirnahmen es mit Humor und klettertendurch den Kofferraum in den Wagen.

Drei Tage später kam Sandra dannzum Training in meinen neuen Betrieb.Und als ich sie sah, wusste ich sofort,dass es gefunkt hatte. Wir verabredetenuns für den nächsten Tag und dies war der Beginn unseres gemeinsamenLebens. Neun Monate später habe ichSandra einen Heiratsantrag gemachtund im Juli 2004 gaben wir uns das Ja-Wort. Heute warten wir gespannt undglücklich auf unser erstes Kind, das imMai dieses Jahres das Licht der Welterblicken soll.

TEXT: MATTHIAS HÜSAMINSTRUKTOR IM KIESER TRAINING BETRIEB

HANNOVER-CALENBERGER NEUSTADT

2 / EDITORIAL

RedaktionTania Schneider, RedaktionsleitungLucile SteinerDr. Sven GoebelClaudia Pfü[email protected]

GestaltungProcess AGSamariterstraße 7CH-8030 Zürichwww.process.ch

DruckGraphische Betriebe STAATS GmbHRoßfeld 8D-59557 Lippstadt

ErscheinungsturnusAlle zwei Monate

Onlineversionwww.kieser-training.com

ImpressumHerausgeberKieser Training AGSystemzentraleKanzleistrasse 126CH-8026 Zürich

Vertretungsberechtigter GeschäftsführerWerner Kieser

Ein starkes Herz. Für ein aktives Leben.

Regelmäßige Bewegung ist gesund, besonders ein Ausdauertraining verlängert das Leben, schützt vorHerzinfarkt und Schlaganfall. Das ist seit über 20 Jahren wissenschaftlich belegt. Im Gegensatz zum Ausdauertraining war Krafttraining im Rahmen eines gesundheitlich orientierten Trainings lange Tabu.Mittlerweile ist es längst etabliert – auch im Gesundheitssport.

Gerade bei Patienten mit Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems betrachtete man Krafttraining bisvor wenigen Jahren als kontraproduktiv oder sogar als gefährlich. Der Grund dafür lag in der Tatsache,dass während eines Krafttrainings der Blutdruck zu sehr ansteigt, was für Herzpatienten ein Risiko birgt.Erst später stellten Wissenschaftler fest, dass das Ausmaß der Blutdruckerhöhung entscheidend von derArt der Kraftbelastung abhängt. Für Herzpatienten gefährlich hohe Blutdruckwerte fanden sie lediglichbei isometrischen Belastungsformen mit höchstem Krafteinsatz. Bei einem Training ohne Pressatmungund mit relativ leichten Gewichten bei gleichzeitig hoher Wiederholungsanzahl blieb der Blutdruckjedoch auch für Herzpatienten im akzeptablen Rahmen.

Weitere Vorbehalte sahen Mediziner darin, dass Krafttraining vermeintlich zu einer ungünstigen Cholesterin-Konstellation führt. In Untersuchungen über die Effekte sportlicher Aktivitäten auf die Cholesterin-Konzentration hatten sie beim Krafttraining einen deutlichen Anstieg des «bösen», gefäß-aggressiven LDL-Cholesterins festgestellt. Dahingegen war der Wert des «guten» HDL-Cholesterins,welches das Herz-Kreislauf-System schützt, deutlich gesunken. Im Rückblick ist dieser Effekt allerdingseinfach zu erklären: Ein Teil der Probanden hatte zur Förderung des Muskelwachstums Anabolika ein-genommen. Deren Nebenwirkung, die erhebliche Veränderung des Cholesterin-Profils, ist inzwischenlängst bekannt.

Nachdem diese Fehleinschätzungen ausgeräumt waren, hat sich die Einstellung der Sportwissenschaftlerund Mediziner zum Krafttraining erheblich gewandelt. Deutlich wird dies bei einem Blick in die «Guide-lines» des American College of Sports Medicine. Ist in der Ausgabe von 1982 mit keinem Wort von Krafttraining die Rede, empfehlen die Richtlinien 1998 Krafttraining als elementaren Bestandteil einespräventiven Fitnesstrainings.

Es kräftigt nicht nur die Muskulatur und lindert damit eine große Anzahl von Beschwerden am Bewe-gungsapparat. Da die Muskulatur mehr Energie umsetzt als Fettgewebe, unterstützt die Zunahme aktiver Körpermasse auch eine angestrebte Gewichtsreduktion. Nicht zuletzt verbessert Krafttrainingden Stoffwechsel und reduziert damit die Risikofaktoren, die dazu beitragen, dass koronare Herzkrank-heiten entstehen.

Prof. Dr. med. Klaus-Michael BraumannProfessor für SportmedizinDekan des Fachbereichs Sportwissenschaft der Universität Hamburg

«Heute ist Krafttraining fester Bestandteil jeglicher Form gesundheitlich und rehabilitativ ausgerichteten Fitnesstrainings.»

AKTUELLES / 3

Wechsel imManagementDer Verwaltungsrat der Kieser TrainingAG hat sich Ende Januar von AndreasGeorgiadis, CEO der Kieser Training AG,getrennt.Werner Kieser hat bis auf weite-res die Geschäftsführung übernommen.

Das Kieser Tagebuch (2)

Gestern war das erste Probetraining beiKieser. Ich sag nur «Superkompensation».Irgendein Zauberwort muss es haltimmer sein. Bei Kieser ist es eben dieses.«Superkompensation» geht so: Auf denTrainingsmaschinen ist immer ein Mus-kelmänneken aufgemalt, in grau. Rot istes nur da, wo die Maschine den Muskeltrainiert. Nehmen wir mal einen heraus:den großen tief liegenden Rückenauf-richtemuskel. Noch nie was von demgehört. Es gibt kaum eine Gelegenheit,den zu trimmen oder seine Kraft anzu-wenden. Weil er so tief liegt, sehen ihndie Damen am Strand auch nicht. Wa-rum also sollte man den trainieren? «Weildas der Muskel ist, der einem nach demSchuhezubinden wieder in die Senk-rechte verhilft,» sagt mein «Instruktor» (Kieser Training kommt aus der Schweiz)und klemmt mich so in die Maschine,dass mir nur noch eine Bewegung bleibt:Ich strecke meinen Rücken gegen einenWiderstand und irgendwo heben sichein paar Kilo-Platten. Eine halbe Stundein dieser Maschine? «Nein», sagt meinInstruktor. «Nur bis zur völligen Erschöp-fung.» Er lächelt. Und fügt hinzu: «DesMuskels.» Er stöpselt Stecker in Löcher,rüttelt mich zurecht, notiert Zahlen ineine Tabelle.

Zehn Wiederholungen, immer schönlangsam und der große Rückenaufrichterist soweit: Tief drinnen zittert er. Dort hates noch nie gezittert. Der Instruktor nicktzufrieden und klemmt mich in die näch-ste Maschine. Für den nächsten Muskel,auch an Bauch und Brust. So gezielt auchtrainiert wird – die Muskeln sind halt einganzheitliches System. Nach einer Drei-viertelstunde – am Anfang dauert es halt ein wenig länger wegen der ganzenTheorie – fühle ich, dass ich doch nocheinige Rest-Muskeln gehabt habenmuss. Sonst könnten sie jetzt nicht zittern.

Jetzt beginnt die Superkompensation: Inden kommenden 48 Stunden erholt sichder Muskel von seiner Erschöpfung. Erbaut sich wieder auf – ein bisschen mehrals vorher. Aber bis ich davon etwas merke, können noch ein paar Wochenvergehen.

Immer mehr Krankenkassen bezuschus-sen Kieser Training. Die nachgewiesenenpräventiven und therapeutischen Wirkun-gen des gesundheitsorientierten Kraft-trainings auf das Muskel- und Skelett-system scheinen zu einem Umdenken derKrankenkassen zu führen. Seit mehr alseinem Jahr kooperiert Kieser Trainingbereits mit der im Großraum Rhein-Mainansässigen BKK Hoechst – nur ein Bei-spiel für eine konstruktive Zusammen-

arbeit. Jochen Hess, Regionalleiter derBKK Hoechst Frankfurt, dazu: «Um denGesundheitszustand der Bevölkerungdauerhaft zu verbessern und damit auchdie Kosten des Gesundheitswesens zureduzieren, sind präventive Maßnahmendringend notwendig. Hier setzen wir an, zum gesundheitlichen Wohle unserer Mitglieder.» Wichtige Eckpunkte derKooperation sind die gemeinsam vonKrankenkasse und Kieser Training orga-

nisierten Aktionstage, Fachvorträge oderInformationsstände. Alle Veranstaltun-gen stießen bei Mitgliedern wie bei Kunden und Gesundheitsbewussten aufbreiten Zuspruch.

Weitere Infos zu den bundesweit mit KieserTraining kooperierenden Krankenkassenfinden Sie unter www.kieser-training.comunter Unternehmen/Kooperationen.

Fußball-WM 2006 heißt für mich…Wo und wie werden Sie diese vier Wochen Ausnahmezustand verbringen? Sind Sie eingefleischter Fan und fiebern bei jedem Spiel mit? Oder flüchten Sie mit einem Alternativprogramm in eine fußballfreie Zone?

Seien Sie kreativ und fotografieren Sie Freunde, Familie, Ihre Mannschaft oder sichselbst bei Ihrem persönlichen WM-Programm und senden Sie Ihren Schnappschusssowie ein kurzes Statement an:

Kieser Training GmbHPublic RelationsNeusser Str. 27–29D-50670 Köln

Oder mailen Sie Ihren Kommentar und eine Digitalaufnahme mit höchster Auflösungan [email protected]

Die originellsten und witzigsten Fotos erscheinen in der nächsten Ausgabe desReflex. Also ran an die Kamera, denn die drei besten Einsendungen werden prämiert.Einsendeschluss ist der 24. April 2006.

TEXT: DIE KIESER TRAINING-REDAKTION

TEXT: FRANK SCHLÖßER, FREIER JOURNALIST

Eröffnungen

(Änderungen vorbehalten)

Ende AprilKieser Training München-HaidhausenEinsteinstraße 104D-81675 Mü[email protected]

Kostensenkung durch Prävention

1. Preis: 12 Monate Kieser Training

2. Preis:6 Monate Kieser Training

3. Preis: 1 Rückenanalyse

sowie jeweils ein von WernerKieser signierter Sportsack.

Wir sind gespannt auf IhreBeiträge!

Wettbewerb

4 / THEMEN DER ZEIT

hinzu, besteht die Gefahr, dass Muskel-masse und -kraft weiter abnehmen. Einpumpschwaches Herz führt dazu, dass dieMuskulatur nicht ausreichend durchblu-tet und mit Sauerstoff versorgt wird, sodass die Leistungsfähigkeit sinkt. Bei körperlicher Belastung tritt neben mus-kulärer Müdigkeit häufig auch Atemnotauf. Daher schonen sich viele Patientenkörperlich, weshalb sich die Muskulaturweiter zurückbildet. Der Zustand derSkelettmuskulatur bestimmt in erhebli-chem Maße den weiteren Krankheitsver-

In westlichen Ländern nimmt die Häufigkeit von Herzschwäche (Herzinsuffizienz)

stetig zu. Ein prekärer Nebeneffekt dieser Krankheit ist ein Verlust an Skelettmuskulatur.

Obwohl der Erhalt der Muskulatur in der Therapie ein wichtiges Ziel sein muss,

lehnte die Medizin bis vor zehn Jahren ein Krafttraining kategorisch ab. Heute zeigen

Forschungen, dass Krafttraining bei Herzschwäche nicht nur unverzichtbar ist,

sondern auch sicher und effizient durchgeführt werden kann.

lauf. Der beschriebene Teufelskreis ist einGrund, warum 50 Prozent der Betroffe-nen innerhalb von fünf Jahren nach derDiagnose Herzschwäche versterben.

Krafttraining ist notwendigUm als Patient mit Herzschwäche kör-perliche Alltagsbelastungen Herz-Kreis-lauf schonend und beschwerdefrei bewäl-tigen zu können und so lange wie möglichselbstständig zu bleiben, ist es unverzicht-bar, die Muskulatur und die neuromus-kulären Funktionen zu erhalten. Neben

Wenn das Herz die Kraft verliert, machen auch die Muskeln schlapp

Herzpatienten sollten in den ersten Wochen immer mit kleinen Muskelgruppen trainieren, zum Beispiel jedes Bein einzeln. Je kleiner die Muskelmasse, mit der trainiert wird, desto geringer ist die Herz-Kreislauf-Belastung.

Ein schwaches Herz schwächt die Muskeln Herzschwäche ist ein gesundheitlichesProblem, das insbesondere im höherenLebensalter auftritt. Häufig ist der Grund ein jahrelang unbehandelter oderschlecht behandelter Bluthochdruck. ImDurchschnitt sind Patienten mit einerHerzschwäche älter als 70 Jahre. In die-sem Alter hat der Mensch altersbedingtbereits fast die Hälfte seiner Muskelmas-se aus jüngeren Jahren verloren. Kommtnun noch eine chronische Herzschwäche

THEMEN DER ZEIT / 5

Medikamenten und gesunder Ernährungist ein Ausdauertraining heute festerBestandteil der Behandlung einer Herz-insuffizienz. Zwar wirkt sich dies positivauf die Durchblutung und den Stoffwech-sel der Muskulatur aus, doch kann esweder den Verlust an Muskelmasse auf-halten noch die Muskulatur im notwendi-gen Umfang aufbauen. Hierzu ist ein zu-sätzliches Krafttraining notwendig. Dieseslehnten Mediziner jedoch bis in die Mitteder 90er Jahre als zu risikoreich ab. DieBegründung: Einerseits hatte man beigesunden Sportlern während Kraftbelas-tungen wie Gewichtheben oder einemHanteltraining mit großen Gewichten hohe Blutdruckwerte gemessen. Ande-rerseits wurden bei Patienten mit Herz-schwäche unerwünschte Herz-Kreislauf-Reaktionen beobachtet, wenn diese leich-te Gewichte über längere Zeit mit unun-terbrochener Muskelanspannung hielten.Beides, hohe Gewichte sowie eine un-unterbrochene Muskelanspannung übermehrere Minuten, kann bei Patienten mitHerzschwäche tatsächlich zu einer Über-lastung von Herz und Kreislauf führen. Esstellt sich also die Frage, wie die Bein-,Rumpf- und Armmuskulatur trainiertwerden kann, ohne das Herz-Kreislauf-System zu überlasten. Hierzu gibt es heute Antworten.

Ärztliche Abklärung gibt SicherheitGrundsätzlich gilt: Vor Beginn einesKrafttrainings sollte der Patient ohneProbleme über mehrere Wochen ein ärztlich verordnetes und therapeutischüberwachtes Ausdauertraining (Gehenoder Fahrradergometertraining) tolerie-ren. Zudem sollte der Patient ein stabilesKörpergewicht haben, also keine täg-lichen Gewichtsschwankungen durchWassereinlagerungen, beispielsweise anden Fußgelenken oder in der Lunge, auf-weisen. Ebenfalls sollten Herzschlag undBlutdruck unproblematisch sein. DasAbhören von Herz und Lunge darf keineGeräusche eines akuten Herzproblemszeigen. Der Patient sollte sich insgesamtbeschwerdefrei und gut fühlen.

• Die erste, weltweit gültige Regel ist: Jeder Patient mitHerzschwäche, der ein körperliches Training beginnt –ganz gleich welcher Art – sollte dies ärztlich überwachtund sporttherapeutisch angeleitet tun.

• Das Üben mit freien Gewichten wie Hanteln oderGewichtsmanschetten kann zu unkontrollierten Bela-stungen führen. Am besten eignen sich für das TrainingGeräte, die die Gelenke schonen und eine gesunde Kör-perhaltung gewährleisten sowie eine feine Dosierung derGewichte erlauben.

• Das Trainingsprogramm muss individuell auf denPatienten abgestimmt sein und die Schwere der Erkran-kung und die Leistungsschwäche berücksichtigen.

• In den ersten Trainingswochen sollten Herzpatientenimmer mit kleinen Muskelgruppen üben, beispielsweisemit einem Arm oder einem Bein. Je kleiner die Muskel-masse, mit der trainiert wird, umso geringer ist die Herz-Kreislauf-Belastung.

• Die Muskeln sollten bei Kraftbelastungen im rhyth-mischen Wechsel arbeiten, d. h. in kurzen Abständenangespannt und wieder entspannt werden. Ein andau-erndes Halten eines Gewichtes ist ungünstig.

• Die Stärke der Muskelanspannung, die für das Über-winden eines Gewichtes notwendig ist, sowie die Anzahlder Wiederholungen sollten in der Anfangsphase immerniedrig sein. Was «niedrig» für die Praxis heißt, legt derbetreuende Therapeut fest.

• Herz-Kreislauf-Reaktionen und eventuelle Be-schwerden zeigen dem Therapeuten, in welchem MaßeGewichte, Widerstände oder Übungswiederholungenerhöht werden können.

• Das Zeitverhältnis von Üben und Pause sollte min-destens 1:2 betragen, einer Minute Üben folgen zweiMinuten Erholung.

• Bei den Übungen gilt es, Pressatmung zu vermeiden.Der Patient sollte nie den Atem anhalten oder gegen ver-schlossene Atemwege «pressen». Damit wird vermieden,dass der Blutdruck spontan schwankt und der Herz-muskel für kurze Zeit zu wenig durchblutet wird. Um Pressatmung zu vermeiden, atmet der Patient beim Überwinden des Gewichts aus und beim Loslassen ein.

• Das Training ist genau zu dokumentieren: Das absolvierte Trainingsprogramm, die wiederholt gemes-senen Herzschlag- und Blutdruckwerte, möglicheBeschwerden wie Atemnot, Muskelermüdung oderGelenkschmerzen sind genau zu protokollieren und beider weiteren Gestaltung des Trainingsprogramms zuberücksichtigen.

Krafttraining bei Herzschwäche ist sinnvoll undeffektiv. Aber: Jede Art von körperlichem Trainingmuss ärztlich verordnet, therapeutisch angeleitetund überwacht werden.

Zur Person

PD Dr. sportwiss. Katharina Meyer, MPHUniversität Bern & Schweizerisches Gesundheitsobservatorium

Die Sportwissenschaftlerin und Belastungsphysiologin PD Dr. Katharina Meyer von derUniversität Bern hat durch ihre Studien entscheidende Erkenntnisse geliefert, wie Patienten mit Herzschwäche ein Krafttraining sicher und effektiv durchführen können.

Meyer, K., Hajric, R., Westbrook, S., et al. (1999). Hemodynamic responses during legpress exercise in patients with chronic congestive heart failure. The American Journalof Cardiology 83, 1537-1543.

Meyer, K. (2001). Exercise training in chronic congestive heart failure: Recommendationsbased on current research. Medicine and Science in Sports and Exercise 33, 525-531.

Fragen an die Autorin unter: [email protected]

TEXT: PD DR. SPORTWISS. KATHARINA MEYER

Quellen:

Cheetham, C., Green, D., Collis, J., et al. (2002). Effect of aerobic and resistance exercise on central

hemodynamic responses in severe chronic heart failure. Journal of Applied Physiology 93,175-180.

Elkayam, U., Roth, A., Weber, L., et al. (1985). Isometric exercise in patients with chronic advanced

heart failure: hemodynamic and neurohumoral evaluation. Circulation 72, 975-981.

Karlsdsottir, A.E., Foster, C., Porcari, J.P., et al. (2002). Hemodynamic responses during aerobic and

resistance exercise. Journal of Cardiopulmonary Rehabilitation 22, 170-177.

Meyer, K. (2004). Körperliche Bewegung – dem Herzen zuliebe. Ein Ratgeber für Herzpatienten.

4. erweiterte Auflage. Darmstadt: Steinkopff.

Ein schwaches Herz? Das Einmaleins fürs Krafttraining

ärztlicher Trainingsberatung bei Kieser Training trainierte Herr Daxenbergerweiter – langsam und vorsichtig, verstehtsich. Eines Tages klagte er über Schmer-zen zwischen den Schulterblättern, die in den Brustkorb ausstrahlten. Dabei han-delte es sich nicht – wie man annehmenkönnte – um herzbedingte Brustschmer-zen. Dr.Weiß erklärt: «Nach einer Opera-tion am offenen Herzen, bei der derBrustkorb schließlich geöffnet wird, kla-gen viele Patienten über Brustschmerzen.Meist können weder Internist nochOrthopäde etwas feststellen. Die Erfah-rung zeigt, dass diese Schmerzen häufigvon blockierten oder gereizten Rippen-wirbelgelenken herrühren. Bei HerrnDaxenberger waren gleich mehrere Rippengelenke blockiert.» Durch daschiropraktische Lösen der Blockaden in Verbindung mit dem Training zur Stärkung von Wirbelsäule und Rumpfreduzierten sich die Schmerzen deutlich.

Zu Beginn durfte der 73-Jährige nichtan allen Maschinen uneingeschränkt trainieren. So war die C3 beispielsweisenicht im Programm enthalten, da bei derStreckung der Arme die Gefahr bestan-den hätte, dass sich der Herzschritt-macher lockert. Inzwischen verträgt er die meisten Übungen sehr gut. «WederSchrittmacher noch Bypass bereiten mirim Training Probleme. Anfangs durfte ichdie Gewichte nur sehr vorsichtig steigern.Und ich muss stets darauf achten, dass ichdie Übungen langsam und sauber ausfüh-re und dabei Pressatmung vermeide.»

Neben dem Krafttraining trainiertHerr Daxenberger am Ergometer seineAusdauer und auch im Alltag bewegt ersich so viel wie möglich. Das Rauchen hater schon vor zehn Jahren aufgegeben.«Das Krafttraining hat für mich einengroßen Fortschritt gebracht: Ich bin wie-der körperlich belastbar und die Rücken-beschwerden halten sich in erträglichenGrenzen. Diese Fitness möchte ich mir solange wie möglich erhalten.»

6 / PERSÖNLICHKEITEN

TEXT: DIE KIESER TRAINING-REDAKTION

1997 implantierten die Ärzte AloisDaxenberger einen Herzschrittmacher:Mit 34 Schlägen pro Minute war der Pulsgefährlich niedrig, was zu einer Unter-versorgung des gesamten Körpers, derOrgane und des Gehirns führte. So litt der damals 64-Jährige unter Müdigkeit,Schwindelattacken und beständig kaltenFüßen. Mit dem schwachen Herzen gingnichts mehr so, wie er wollte: Ganz alltäg-liche Aufgaben wurden zur Herausforde-rung und auf seine Hobbys Schwimmen,Skifahren oder Mountainbiken mussteder Sportler verzichten. Hatte er in frühe-ren Jahren noch den Kilimandscharo undandere 5000er bestiegen, fiel ihm plötz-lich das Treppensteigen schwer.

Nach dem Eingriff ging es HerrnDaxenberger besser. Auf Empfehlung

seines Arztes begann er im Jahr 2001 miteiner Kräftigungstherapie, in erster Liniewegen starker Verschleißerscheinungenund Schmerzen an der Wirbelsäule.Dr. med. Martin Weiß, der die Kräfti-gungstherapie in Rosenheim ärztlichkontrollierte, erläutert: «Die Symptomewaren sehr ausgeprägt, so dass eine Ope-ration angezeigt gewesen wäre, dochwaren die Erfolgsaussichten gering. Alswir mit der Kräftigungstherapie starteten,war klar, dass wir nicht alle Beschwerdenwürden beseitigen können. Ich war skep-tisch, umso schöner ist der insgesamt guteund lang anhaltende Erfolg.» NachdemDr. Weiß in der Eingangsuntersuchungein gesundheitliches Risiko aufgrund derHerzkrankheit ausgeschlossen hatte, star-tete der begleitende Therapeut vorsichtig

und immer in Rückkopplung mit demArzt mit niedrigen Gewichten. «Die The-rapie verlief sehr erfolgreich, vor allemhabe ich sie mit meinem Herzen gut ver-tragen», erzählt Herr Daxenberger heute.

Seitdem trainiert er regelmäßig, in-zwischen gemeinsam mit seiner Frau,meistens dienstags und freitags. Daranhat sich auch nach einer zweifachen koro-naren Bypass-Operation, die 2003 auf-grund verengter Herzkranzgefäße not-wendig wurde, nur vorübergehend etwasgeändert. Während der Operation warenKomplikationen aufgetreten, Durchblu-tungsstörungen im Gehirn verursachteneine halbseitige Lähmung. Mit Hilfe einerErgotherapie gingen die Lähmungs-erscheinungen vollständig zurück undnach einer Reha und anschließender

Gesundheitsorientiertes Krafttraining ist auch für Herzpatienten möglich:

Dies zeigt das Beispiel von Alois Daxenberger, der seit fünf Jahren trainiert – trotz eines

Herzschrittmachers und trotz eines zweifachen koronaren Bypasses.

Krafttraining mit Herzschrittmacher und Bypass

Alois Daxenberger möchte seine körperliche Leistungsfähigkeit so lange wie möglich erhalten.

DIALOG / 7

Ist Krafttraining gut fürs Herz?Die positive Wirkung eines Krafttrainingsauf das Herz-Kreislauf-System ist erst seitetwa 15 Jahren genauer bekannt und wirdin zunehmendem Maße auch bei Patien-ten mit Herzerkrankungen genutzt. Kraft-training ist aber nicht gleich Krafttraining.Ein isometrisches Training (Krafttrainingin Form von Halteübungen) ist für Herz-patienten nicht geeignet. Dahingegen hatein Training in Form von Bewegungenverschiedener Muskelgruppen gegeneinen definierten Widerstand günstigeEffekte auf Herz und Kreislauf sowie aufdie kardiovaskulären Risikofaktoren:

• Durch die Stärkung der Muskulaturwird die körperliche Leistungsfähigkeitgesteigert. Alltägliche Belastungen wiedas Treppensteigen mit vollen Einkaufstü-ten können mit geringerer Herzfrequenzund auf einem niedrigeren Blutdruck-niveau bewältigt werden. Folglich ist derSauerstoffbedarf für das Herz bei gut Trainierten geringer als bei Untrainierten.

• Die Aufnahme von Blutzucker in dieMuskulatur wird verbessert. Dies beugtDiabetes mellitus, einem bedeutendenRisikofaktor für Herzinfarkte und Schlag-anfälle, vor.

• Das Skelettsystem wird gestützt unddie Koordinationsfähigkeit verbessert.Damit sinkt das Risiko, zu stürzen.

Krafttraining, richtig betrieben, ist alsogut fürs Herz und eine wichtige Ergän-zung zum Ausdauersport.

Allgemein gilt, dass Herzpatienten undPatienten mit Bluthochdruck (Hypertoni-ker) statt mit 40 bis 60 Prozent ihrer maxi-malen Kraft nur mit 30 bis 40 Prozent trai-nieren sollten. Stattdessen sollten sie dieWiederholungsfrequenz ihrer Übungenvon 10 auf 15 steigern. Gerade diese Pati-enten sollten Luftanhalten und Pressenvermeiden.

Für welche Patienten ist Krafttrainingnicht geeignet?Kraftsport ist nicht geeignet, ja sogar riskant für Patienten mit Angina Pectorisoder Luftnot bereits in Ruhe oder beigeringer Belastung. Dies gilt auch für Patienten mit unkontrolliertem Blut-hochdruck und unkontrollierten Herz-rhythmusstörungen.

Wann sollte der Patient vor Trainings-beginn einen Arzt aufsuchen?Leiden Sie unter Brustenge oder deutli-cher Luftnot unter Belastung, sollten Sievor Trainingsbeginn unbedingt einen Arzt

aufsuchen. Gleiches gilt, wenn Sie einenunregelmäßigen Herzschlag spüren. SindSie untrainiert und haben Risikofaktorenfür einen Herzinfarkt wie Rauchen,Diabetes mellitus, erhöhte Blutfettwerte,erhöhten Blutdruck oder erheblichesÜbergewicht, dann sollten Sie aus Sicher-heitsgründen ebenfalls einen Arzt kon-sultieren, selbst wenn Sie beschwerdefreisind. Denn nicht jede Herzerkrankunggeht mit Beschwerden einher, aber dieschmerzlose Erkrankung ist genausogefährlich wie die schmerzhafte.

TEXT: PROF. DR. MED. JOACHIM SCHOFER

Ein Spezialist gibt Auskunft

Zur Person

Prof. Dr. med. Joachim Schofer

Prof. Dr. med. Joachim Schofer gründete im Jahre 1990 zusammen mit seinem Kollegen Prof. Dr. med. Detlef Mathey das heutige Universitäre Herz- und Gefäßzentrum Hamburg, in dem acht Kardiologen und Angiologen sowie ca. 90 Mitarbeiter tätig sind. Prof. Schofers Hauptinteressengebiet ist die interventionelle Kardiologie – ein Fachgebiet, in dessen Zentrum zwar die Katheterbehandlung verengter Herzkranzgefäße und krankhaft veränderter Herzklappen steht, in dem Katheterverfahren aber auch zur Behandlung der Halsschlagadern,der Aorta, der Nierenarterien sowie der Becken- und Beingefäße eingesetzt werden. In diesen Disziplinen hat sich Prof. Schofer als einerder führenden Kardiologen Deutschlands etabliert. Sein Renommeereicht zudem weit über Deutschlands Grenzen hinaus, da er neben dem täglichen Einsatz zum Wohle seiner Patienten auch intensiv wissen-schaftlich tätig ist. Bis heute hat er mehr als 100 Artikel in internationa-len Fachzeitschriften veröffentlicht und wird regelmäßig als Referent zu Fachkongressen in Europa und den USA eingeladen.

Universitäres Herz- und Gefäßzentrum Hamburg GmbHProf. Dr. med. Mathey, Prof. Dr. med. Schofer und PartnerWördemanns Weg 25-2722527 HamburgTel.: +49 (0)40 889 0090http://www.center-for-cardiology.de

Für welche Patienten ist Krafttrainingempfehlenswert?Krafttraining kommt für alle Herzpatien-ten grundsätzlich nur dann in Betracht,wenn ihr Zustand stabil ist:

• Für Patienten mit koronarer Herzer-krankung (Verengungen der Herzkranz-gefäße) oder Herzinsuffizienz (Herz-schwäche) bedeutet dies, dass AnginaPectoris-Symptome (Brustenge) bzw.Luftnot erst auf mittlerem Belastungs-niveau auftreten. Für Patienten mit Herzrhythmusstörungen heißt das, dassdie Störungen kontrolliert sind.

• Bei Bluthochdruck ist die Auffassungnoch sehr verbreitet, Krafttraining seischädlich. Das Gegenteil ist der Fall: Miteiner gut ausgebildeten Muskulatur fallendie alltäglichen Verrichtungen leichterund sie verursachen einen geringerenBlutdruckanstieg als dies bei untrainier-ten Patienten der Fall wäre. Vorausset-zung für das Training ist allerdings, dassder Hochdruck kontrolliert ist.

• Mussten sich Patienten einer Bypass-Operation unterziehen und wurde dabeidas Brustbein eröffnet, sollten sie mit demKrafttraining erst nach drei Monatenbeginnen. Vor Beginn muss sich der Arztvon der Stabilität des Brustbeines über-zeugen.

• Nach einer Schrittmacherimplantationmuss nur ca. zwei Wochen gewartet wer-den, bevor der Patient mit dem Trainingbeginnen kann.

8 / KOLUMNE

Es klopft. Ich mache auf, draußen stehtmein Herz. «Ach, Du bist’s...», sage ichund setze mich wieder an die Schreib-maschine.

«Was heißt hier: Ach, Du bist’s?»

Oh, oh. Da ist er wieder: Der gewohntbeleidigte Ton. Doch da ist es schon zuspät: Mein Herz lässt die Muskeln spielenund setzt für einen Schlag aus. Heftigzuckend gehe ich zu Boden.

«Kleiner Warnstreik», quallt es ungerührtund kommt zur Sache. «Spaß beiseite. Dumusst mir was pumpen.»

«Wie bitte?»

«Du musst mir was pumpen. Ich bin schonwieder blank. Ich will trainieren, kannaber mein Kieser-Abo nicht bezahlen.»

«Och, da bricht mir aber das Herz!»

«Pass mal auf, mein Freund! Ich pumpeDir jede Minute Dein komplettes Blutdurch den Kreislauf, da kannst Du mirweiß Gott mal einen Gefallen tun! Dassind schließlich jedes Mal fünf Liter!»

«Das ist Dein Job!» Ich zünde mir eineZigarette an. Das wird länger dauern!«Hör mal zu Herzchen! Seit dem Umbaudes Gesundheitssystems stehen hier mei-ne Organe Schlange und wollen irgend-welche Extrawürste!»

Ein Herz lässt seinen Muskel spielen

«Ich bin aber verdammt noch mal Deinwichtigstes Organ.»

«Das sagen sie alle. Organe sind auswech-selbar. Schau dir mal das italienische Justizwesen an, seit Berlusconi an derMacht ist. Nimm’s Dir nicht zu Herzen,aber Du bist eine schlichte Pumpe unddurchaus ersetzbar.»

«Kulturbanause! Ich bin – mit Verlaub – mehr als nur ein Organ! Der altgriechischePhilosoph Aristoteles hielt mich für denSitz der Seele.»

«Meine Güte, die Seele! Spätestens seitFreud ist das eine multiple Persön-lichkeit! Für die Asiaten ist sie sogar dermaßen auf Wanderschaft, dass sie garkeinen Wohnsitz braucht. Und hierzu-lande hast Du Dich kritiklos vermarkten lassen. Ich sage nur ‹Ein Herz für den FCBayern!› Als Symbol hast Du ziemlichausgedient!»

«Die Azteken weihten ihrem Stammesgott,der Sonne, menschliche Herzen!»

«Toll. Und zwar frisch gepresste, direktaus dem Thorax des Delinquenten. Undwozu? Damit die Sonne auch wirklichwieder aufgeht. Gut, dass sich die Erdum-drehung mittlerweile bis Mexiko rumge-sprochen hat!»

«Im alten Ägypten glaubte man, dass sichSünden im Herzen ansammeln. Am Endeentschied ein Totengericht über Unsterb-lichkeit oder Verdammnis. Auf einer Waa-ge musste sich das Herz gegen eine Federbehaupten, also möglichst leicht und ohneSünden sein.»

«Tja, tut mir leid. Der Durchschnitt liegtaber nun mal bei 300 Gramm. Wobei,wenn ich Dich so ansehe, entweder hastDu ein kapitales Vorstrafenregister oderDu solltest es mal mit FDH versuchen…AUTSCH!»

«Herzrhythmusstörung.»

Wie schafft es dieser unansehnliche Mus-kelklops nur, so unverschämt zu grinsen?«Also gut!», lenke ich ein. «Hol Dir ’neFlasche Rotwein aus dem Keller und lassmich in Ruhe!»

«Kieser nimmt keinen Rotwein. Ich brau-che Cash!»

Jetzt heißt es ruhig bleiben, aber wie? Wosind meine verdammten Zigaretten? Ahda! Mir fällt ein Stein vom Herzen! MeinHerz reicht mir ein Feuerzeug. Es ist leer.Das war Absicht! «Herzloser Sadist!»

«Neueste Studien besagen, dass sich alleinmit einer Änderung des Lebensstils dieInfarktgefahr um 80 Prozent verringernließe...»

«Lebensstil? Was ist das? Wir leben ineiner neoliberalen Gesellschaft! Da istbereits Überleben Luxus.»

«Dann will ich es mal so formulieren:Herzinfarkte und Schlaganfälle sindschon heute weltweit die häufigsten To-desursachen. Haupt-Risikofaktoren sindÜbergewicht und Rauchen.»

«Pfui!»

«Nun, ich trage eben mein Herz auf derZunge.»

«Hier ist das Geld. Und jetzt halt DeineKlappen, sonst bekomme ich den Infarktauch ohne Dich.»

TEXT: ECCO MEINEKE

Ecco MeinekeKabarettist, Soul-Entertainer, Autor,Fotograf, Kieser-Kunde

«Ich pumpe Dir jede Minute Dein komplettesBlut durch den Kreislauf, da kannst Du mirweiß Gott mal einen Gefallen tun!»