8
FEBRUAR 2007 Das Kundenmagazin von Kieser Training Editorial: Meilensteine einer 40-jährigen Firmengeschichte (1) 2 Aktuelles: Kieser Training im neuen Kleid / Den Spaniern den Rücken stärken / Herzlichen Glückwunsch / Geschichten um den Wasserbrunnen / Die Seele der Muskeln / Das Kieser Tagebuch (7) / Firmenchronik 3 Themen der Zeit: Hinter den Kulissen 4 Persönlichkeiten: Der Schau- spieler Jörg Schütthauf: Kraftvoll in verschiedene Rollen schlüpfen (Fortsetzung von Seite 1) 6 Dialog: Leben mit Rheuma 7 Kolumne: Muskel-Geschichten (1) Der Mann mit dem Kalb: Milon von Kroton, der stärkste Sportler der Antike 8 Reflex 19 FORTSETZUNG SEITE 6 Der Schauspieler Jörg Schüttauf: Kraftvoll in verschiedene Rollen schlüpfen Seit 1990 taucht der Schauspieler Jörg Schüttauf regelmäßig in Film und Fernsehen auf. Adolf-Grimme-Preise und weitere Auszeichnungen erhielt er unter anderem für Rollen in «Berlin is in Germany», «Lenz», «Der Laden» und «Warten ist der Tod». Den Frankfurter Tatort- Kommissar Fritz Dellwo spielt er seit 2001. Für seine schauspielerischen Leistungen im Tatort «Das letzte Rennen» erhielt er im Oktober 2006 den Hessischen Fernsehpreis für den «Besten Darsteller». Die Kieser Training-Redaktion sprach mit ihm in Potsdam. Ist es für Sie als Schauspieler wichtig, fit zu bleiben? Das Wichtigste für einen Schauspieler ist seine Konzentrationsfähigkeit oder wenn Sie so wollen seine Konzentrationskraft. Eine allgemeine Fitness hilft mir, mich auf den Punkt zu konzentrieren und die Rolle in jedem Augenblick mit aller Kraft darzustellen. Daher fahre ich regelmäßig mit meinen Inline-Skates und seit zwei Monaten genieße ich das Kieser Training. Sie genießen das Training? Ja, in der Tat! Die Trainingsmaschinen führen die Bewegung und trainieren ein- zelne Muskelgruppen ganz gezielt. Das Jörg Schüttauf ©Nadja Klier

Reflex 2007|19 - Kraftvoll in verschiedene Rollen schlüpfen

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Seit 1990 taucht der Schauspieler Jörg Schüttauf regelmäßig in Film und Fernsehen auf. Adolf-Grimme-Preise und weitere Auszeichnungen erhielt er unter anderem für Rollen in «Berlin is in Germany», «Lenz», «Der Laden» und «Warten ist der Tod». Den Frankfurter Tatort-Kommissar Fritz Dellwo spielt er seit 2001. Die Kieser Training-Redaktion sprach mit ihm in Potsdam. Editorial: Meilensteine einer 40-jährigen Firmengeschichte (1) – Aktuelles: Kieser Training im neuen Kleid / Den Spaniern den Rücken stärken / Herzlichen Glückwunsch / Geschichten um den Wasserbrunnen / Die Seele der Muskeln / Das Kieser Tagebuch (7) / Firmenchronik – Themen der Zeit: Hinter den Kulissen – Persönlichkeiten: Der Schauspieler Jörg Schütthauf: Kraftvoll in verschiedene Rollen schlüpfen (Fortsetzung von Seite 1) – Dialog: Leben mit Rheuma – Kolumne: Muskel-Geschichten (1) Der Mann mit dem Kalb: Milon von Kroton, der stärkste Sportler der Antike

Citation preview

FEBRUAR 2007

Das Kundenmagazin von Kieser Training

Editorial: Meilensteine einer40-jährigen Firmengeschichte (1) 2

Aktuelles: Kieser Training im neuen Kleid / Den Spaniern denRücken stärken / Herzlichen Glückwunsch / Geschichten umden Wasserbrunnen / Die Seele der Muskeln / Das Kieser Tagebuch (7) / Firmenchronik 3

Themen der Zeit: Hinter denKulissen 4

Persönlichkeiten: Der Schau-spieler Jörg Schütthauf: Kraftvoll in verschiedene Rollen schlüpfen(Fortsetzung von Seite 1) 6

Dialog: Leben mit Rheuma 7

Kolumne:Muskel-Geschichten (1)Der Mann mit dem Kalb: Milon von Kroton, der stärkste Sportlerder Antike 8

Reflex 19

FORTSETZUNG SEITE 6

Der Schauspieler Jörg Schüttauf:

Kraftvoll in verschiedeneRollen schlüpfen Seit 1990 taucht der Schauspieler Jörg Schüttauf regelmäßig in Film

und Fernsehen auf. Adolf-Grimme-Preise und weitere Auszeichnungen

erhielt er unter anderem für Rollen in «Berlin is in Germany», «Lenz»,

«Der Laden» und «Warten ist der Tod». Den Frankfurter Tatort-

Kommissar Fritz Dellwo spielt er seit 2001. Für seine schauspielerischen

Leistungen im Tatort «Das letzte Rennen» erhielt er im Oktober 2006

den Hessischen Fernsehpreis für den «Besten Darsteller». Die Kieser

Training-Redaktion sprach mit ihm in Potsdam.

Ist es für Sie als Schauspieler wichtig,fit zu bleiben? Das Wichtigste für einen Schauspieler istseine Konzentrationsfähigkeit oder wennSie so wollen seine Konzentrationskraft.Eine allgemeine Fitness hilft mir, michauf den Punkt zu konzentrieren und dieRolle in jedem Augenblick mit aller Kraftdarzustellen. Daher fahre ich regelmäßigmit meinen Inline-Skates und seit zweiMonaten genieße ich das Kieser Training.

Sie genießen das Training?Ja, in der Tat! Die Trainingsmaschinenführen die Bewegung und trainieren ein-zelne Muskelgruppen ganz gezielt. Das

Jörg Schüttauf ©Nadja Klier

Meilensteine einer 40-jährigen Firmengeschichte (1)1957; es gab noch keine «Fitness-Industrie» und die «Fitnesswelle» war noch in weiter Ferne. Krafttrainingwar kaum bekannt. Durch einen Unfall beim Boxen kam ich auf das Krafttraining und erlebte dessen heilungsbeschleunigende Wirkung am eigenen Leibe. Diese Erfahrung ließ mich nicht mehr los.1966 entschloss ich mich schließlich, ein «Zentrum für Krafttraining» zu eröffnen. Geld hatte ich keines,aber Ideen und Begeisterung.

Ich hatte viele Nächte gearbeitet. Meine aus Alteisen und Schrott gefertigten Geräte – einige Tonnen Hanteln, Bänke und einfache Zugapparate – habe ich hierher gekarrt. Nun musste alles ausgeladen undaufgestellt werden. Ich stand mitten in dem Raum in diesem Abbruchobjekt, in das ich mich eingemietethatte. Der Raum war groß und leer. Draußen stand der gemietete Lieferwagen, randvoll mit den Utensi-lien, die nächstens hier stehen würden. Ich genoss noch einmal die Leere des Raums. Mein Gehilfe, Hugo,war eingetroffen und wir begannen, die Einrichtung Stück für Stück hoch zu tragen und nach meinem Planim Raum zu platzieren. Drei Stunden später war es geschafft. Die Abendsonne schien durch das Fenster.

Dem Trainingsraum war eine Wohnung angegliedert. Ich zog mit Sack und Pack neben meinem Studio ein.Durch diese Zweisamkeit mit dem Arbeitsplatz war mir die «Sache» stets gegenwärtig. Manchmal ging ichnachts hinüber. Dann saß ich für Stunden auf einer der Trainingsbänke und stellte mir vor, wie es sein soll-te. Nachdem ich mir gehörig eingeredet hatte, dass es so sein wird, konnte ich mich wieder ins Bett legen.

Von den paar Freunden und Sportskollegen, die schon das Training weiterführten, konnte ich nicht leben.Die Miete musste bezahlt werden, das Wasser und die Heizung kosteten auch Geld. Die Heizung? Da warkeine. Aber es war ja Sommer und der Winter weit weg. Ein Gefühl wie beim Zwischenhalt auf einer Berg-wanderung machte sich in mir breit: Bis hierher hast du es geschafft. Aber die eigentliche Arbeit beginnterst jetzt. Schweißen und Bohren ist ein Kinderspiel gegen das was dir bevorsteht. Jetzt musst du denLaden in Gang bringen. Aber wie? Wie machen es die großen Unternehmen? Sie laden die Presse ein.Ich schrieb die Redaktionen der lokalen Zeitungen an und lud ein zur «Eröffnung des Zentrums für Krafttraining». Einer kam tatsächlich; und schrieb. Am nächsten Tag stand es unübersehbar in der NeuenZürcher Zeitung: «Zentrum für Krafttraining eröffnet». Ein kurzer, aber nicht übersehbarer Bericht übermeine Eröffnung. (Ich bin seither treuer Abonnent der NZZ.)

Ein Jahr später, 1967, gründete ich die Kieser Training AG, womit mein Gebilde aus Schrott und Hoffnungen auch eine juristisch stringente Form erhielt.

Ihr Werner Kieser

2 / EDITORIAL

RedaktionTania Schneider, RedaktionsleitungLucile SteinerDr. Sven GoebelClaudia Pfü[email protected]

GestaltungProcess AGSamariterstraße 7CH-8030 Zürichwww.process.ch

DruckGraphische Betriebe STAATS GmbHRoßfeld 8D-59557 Lippstadt

ErscheinungsturnusAlle zwei Monate

Onlineversionwww.kieser-training.com

ImpressumHerausgeberKieser Training AGSystemzentraleKanzleistrasse 126CH-8026 Zürich

Vertretungsberechtigter GeschäftsführerWerner Kieser

«Ich genoss den Augenblick der Vollendung eines langen Vorhabens. Wie ein Stapellauf, dachte ich. Das Schiff ist im Wasser und nun – ja was? Es dümpeltdahin. Ich muss es irgendwie in Bewegung setzen. Aber wie?»

AKTUELLES / 3

Das Kieser Tagebuch (7)

Bestimmte Typen findet man bei KieserTraining einfach nicht. Ich kann es nichterklären, aber wenn ich auf der Straßegehe, kann ich inzwischen die Menschenin Kieser-Menschen und Nicht-Kieser-Menschen einteilen. Das hat mit Äußer-lichkeiten nichts zu tun. Dünne, Dicke,richtig Dicke gehen genauso hin wie Junge und Alte: Ich habe mir sagen las-sen, dass die Alters-Spanne der derzeitTrainierenden zwischen 11 und 92 Jahrenliegt. Ich habe auch noch nicht heraus-bekommen, ob mehr Männer oder mehrFrauen hingehen. Einen Banker habe ichwieder erkannt und jemanden aus demOrchestergraben.

Kieser-Menschen sind freundlich. Ich fange immer mal wieder aufmunterndeBlicke ein, wenn mein großer Rückenauf-richter die totale Erschöpfung ankündigt.Kieser-Menschen sind uneitel. Sie habenalle die sympathisch falschen Klamottenan: Irgendwelche T-Shirts mit einfachenGymnastik-Schuhen – was eben noch sorumlag zu Hause.

Kieser-Menschen sind gemütlich: Ichglaube, sie alle können Winston Churchillbeipflichten, den mal ein Journalist frag-te, wie er so alt werden konnte. Der dickeChurchill nahm ruhig seine Zigarre ausdem Mund und sprach: «No sports.»

Nicht ein Verbissener ist bei Kieser, keinBodybuilder, kein Wettbewerber, keinKonkurrent. Du tust, was du kannst. Dasist manchmal nicht besonders viel. Aberdu tust es.

Ich weiß es: Kieser-Menschen sind Ge-nießer. Mit Rückenschmerzen. Mögli-cherweise auch mit ein bisschen Angst:Vielleicht ist manchen von ihnen auchdieser «Spiegel» von vor ein paar Mona-ten untergekommen. In dem ein Artikelstand über Medizin, die der Mensch nichtbraucht. Rückenoperationen, so war eszu lesen, bringen in den meisten Fällengar nichts und in vielen weiteren Fälleneine Verschlechterung. Besser sind: einpaar Muskeln. Rückenschmerzen schmä-lern den Genuss: Mit einer vorgefallenenBandscheibe genießt es sich halt nicht so gut.

Deshalb müssen sie doch ein bisschenSport machen, gezwungenermaßen.Aber langsam habe ich das Gefühl, als genießen die Kieser-Menschen sogar diese anstrengende Stunde.

Endlich ist es soweit: Kieser TrainingDeutschland hat seit dem 8. Januar 2007einen neuen Internetauftritt. Die weite-ren Länderauftritte folgen in Kürze.

Die dunklen, tristen Zeiten sind vor-bei! Eine übersichtliche und benutzer-freundliche Navigation führt Sie als Usernun durch die elektronische Kieser Training-Welt. Helles, zeitgemäßes Bild-material vermittelt einen ersten Eindruck

dessen, was Sie in Training und Therapieerwartet.

Welche Nutzen bietet mir das Kraft-training, wie werde ich in Training oderTherapie eingeführt oder wie sieht es ineinem Betrieb aus? Alle diese Fragenkönnen Sie nun auch im Netz klären.Wer sich zu Hause die eine oder andereTrainingsübung nochmals anschauenmöchte, kann dies jetzt ebenfalls tun: Alle

Übungen sind mit Bild dargestellt undausführlich beschrieben. Sie wissen nichtmehr, welche Muskeln an der D6 trainiertwerden? Kein Problem, auf unsererHomepage finden Sie die entsprechen-den Informationen grafisch dargestellt.

Neugierig geworden? Klicken Sie sich doch einfach mal beiuns unter www.kieser-training.com rein!

Nach dem vollen Erfolg des Kundensemi-nars «Die Seele der Muskeln», wir berich-teten in Ausgabe 18, bieten wir das Semi-nar auch in diesem Jahr vom 28. bis zum29. April in Köln an. Die Kosten liegen bei 369,– Euro, Kieser Training-Kunden zahlen 299,– Euro. Der Preis beinhaltet den zweitägigen Kurs sowie einen Mit-

tagsimbiss. Im Rahmen des Seminars werden Dr. Clemens Freudhöfer, Arztund Leiter der Kräftigungstherapie des Betriebes Frankfurt-Nordend, sowie Roy Scherer, Leiter der Ausbildungs- undDokumentationsstelle in Köln, über Trainingsmethodik, die historische Ent-wicklung und den medizinischen Nutzen

von Krafttraining referieren. Das Anmel-deformular erhalten Sie an der KieserTraining-Rezeption oder im Internetunter www.kieser-training.com. WeitereInformationen erhalten Sie auch telefo-nisch unter +49 (0) 221 283 427 5.

TEXT: FRANK SCHLÖßER, FREIER JOURNALIST

Herzlichen GlückwunschFolgende Betriebe haben Geburtstag:Basel 10 JahreBremen-Hastedt 10 JahreKreuzlingen 10 JahreBerlin-Mitte 5 JahreEssen-Rüttenscheid 5 JahreHildesheim 5 JahrePotsdam 5 JahreUlm 5 JahreWien-Neustiftgasse 5 JahreWuppertal-Elberfeld 5 Jahre

Den Spaniern denRücken stärken

Geschichten um den Wasserbrunnen

Die Seele der Muskeln

Kieser Training im neuen Kleid

Eröffnung des ersten Kraftstudios in Zürich

Gründung Kieser Training AG

Die Neue Zürcher Zeitung publiziertim Wissenschaftsteil den Artikel «Probleme des Krafttrainings».

19731966

Firmenchronik

1967

Kieser Training expandiert nach Spanien. Werner Kieser, CEO der KieserTraining AG, und Xavier Gumá, CEO der Wunder Training S. L., haben inBarcelona einen Masterfranchisevertrag unterzeichnet. Der erste Trainings-betrieb soll 2007 in Barcelona eröffnet werden.

In einem Betrieb hielt sich das Gerücht, der Muskelaufbau käme nichtvom Training, sondern von den Muskelaufbauprä-paraten im Wasserbrunnen.Bis ein Schild aufklärte:«Ab sofort ohne Muskel-aufbaupräparate.»

TEXT: DIE KIESER TRAINING-REDAKTION

4 / THEMEN DER ZEIT

Detlev Mitscher, Franchising Die meisten Interessenten, die in einerStadt einen Kieser Training-Betrieberöffnen möchten, haben sich bereits imInternet informiert und senden mir einKontaktformular. Meine Aufgabe ist eszunächst, in mehreren persönlichenGesprächen die für uns geeignete Unter-nehmerpersönlichkeit zu finden. Wirstellen sehr hohe Ansprüche an die Kan-didaten. Denn die «Ehe», die man mitKieser Training eingeht, dauert minde-stens 20 Jahre.Wenn diese Entscheidunggetroffen ist, schließen wir einen Vorver-trag. Ab diesem Zeitpunkt kommen viele Herausforderungen auf den Fran-chisenehmer zu, von der internen Ausbil-dung über Gespräche mit der Bank bishin zur Suche nach einer geeignetenImmobilie. Ich begleite die Franchise-nehmer auf «Schritt und Tritt» und leisteUnterstützung, wenn erste Hürden auf-tauchen. In dieser Phase sind Anspan-nung und Belastung für die Franchise-nehmer sehr groß. Daher landen auf

Kristina Pors, Forschungsabteilung Wenn sich ein Franchisenehmer dafürinteressiert, in einer bestimmten Stadteinen Kieser Training-Betrieb zu eröff-nen, erstellen wir gemeinsam mit ihm eineStandortanalyse. Hier spielen Faktorenwie Größe, Einwohnerzahl, Altersspie-gel, Kaufkraft, Anzahl der Wettbewerberoder Synergisten eine Rolle. Wir arbeitenmit einem Geoinformationssystem (GIS).Dies ist eine komplexe Software, die esermöglicht, unterschiedliche Kennzahlengeografisch genau miteinander zu ver-

«Kieser Training AG, Bühler, schönen guten Tag». Wer beim Stammsitz der Kieser Training

AG in der Schweiz anruft, wird von ihr freundlich empfangen: Verena Bühler, Sekretärin

und gute Seele des Hauses. «Sagen Sie, wann eröffnet denn endlich der Kieser

Training-Betrieb in Münster?» Solche oder ähnliche Anfragen erhält sie häufig. Was hinter

einer Eröffnung steckt, davon erzählen Mitarbeiter der Kieser Training AG.

meinem Tisch meist die diffizilen odereher unangenehmen Dinge, die eine sol-che Projektentwicklung mit sich bringt.Auch hier heißt es, «Der Mensch wächstam Widerstand». Irgendwann ist es abergeschafft: Die Ausbildung ist abgeschlos-sen, die Finanzierung steht, der Mietver-trag ist unterzeichnet. Jetzt kommt es zurUnterzeichnung des Franchisevertrages,in dem alle Rechte und alle Pflichten vonuns als Franchisegeber und dem Franchi-senehmer geregelt sind. In dieser Phaseläuft die Planung für die Eröffnung desBetriebes schon auf Hochtouren. Ichkoordiniere die einzelnen Abteilungen, sodass wir pünktlich eröffnen können. Jetztwird es noch einmal extrem hektisch. Wirsuchen gemeinsam die «richtigen» Mitar-beiter und planen die Eröffnungswerbungund -veranstaltung. Dann ist es soweit.Wie immer ist die Planung bis auf die letzte Minute aufgegangen. Die Reini-gungsfirma macht die Endreinigung, inzwei Stunden kommen die ersten Gästezur Eröffnungsfeier. Ein großer Schritt ist

getan, Erleichterung macht sich breit.Für den Franchisenehmer geht es erstrichtig los. Das ist der große Vorteil einesFranchisesystems, auch jetzt kann derFranchisenehmer von den Erfahrungender «Kollegen» und von mir profitieren.

knüpfen, sie zu analysieren und in ver-schiedenen Standortkarten zu visualisie-ren. Anhand dieses Kartensatzes wirdersichtlich, welcher Standort für einenneuen Trainingsbetrieb geeignet ist undwelcher nicht. Auf dieser Basis kann derFranchisenehmer dann die Immobilien-suche starten.

Verena Bühler, Sekretärin

Hinter den Kulissen

«Wir stellen sehr hohe Ansprüche an die Kandidaten. Denn die ‹Ehe›, die man mit KieserTraining eingeht, dauert mindestens 20 Jahre.»Detlev Mitscher, Franchising

«Wir erstellen gemeinsam mit dem Franchisenehmer eine Standortanalyse.»Dr. Sven Goebel, Kristina Pors, Forschungsabteilung

THEMEN DER ZEIT / 5

TEXT: DIE KIESER TRAINING-REDAKTION

Carole Iselin, Dipl.-Architektin, ZürichSobald der Franchisenehmer eine Immo-bile gefunden hat, die unseren räumlichenMindestanforderungen entspricht, kom-men wir Architekten ins Spiel. Beimersten Ortstermin prüfen wir, ob man daraus überhaupt einen Kieser Training-Betrieb machen kann. Dabei klären wirhauptsächlich technische und räumlicheRahmenbedingungen ab. Stimmen diese,starten die Verhandlungen zwischen Vermieter und Franchisenehmer und ichgehe in die Entwurfsplanung. Grundsätz-lich geht es darum, durch den Umbau derImmobilie das für die Kieser Training-Betriebe unverwechselbare Erschei-nungsbild zu schaffen, das sich durch eineschlichte, intelligente Funktionalität undeine Formensprache jenseits jeglicherhistorisierenden, dekorativen Elementeauszeichnet. Jedes Gebäude stellt mit sei-nen Besonderheiten für uns eine neueHerausforderung dar. Die Mietvertrags-verhandlungen ziehen sich oft in die Länge. Ist der Vertrag aber einmal unter-zeichnet, geht es für uns Architekten sehrschnell, schließlich soll der Betrieb mög-lichst schon übermorgen fertig sein. Esmuss ein Bauzeitenplan aufgestellt wer-den, das Bauteam zusammengestellt undAufträge vergeben werden. Ich geh sofortin die Ausführungsplanung und plane alleDetails. Natürlich kann ich die Plänenicht allein machen, sondern arbeite engmit den Sanitär- und Elektroplanern

zusammen. Was sie für uns planen sollen,ist nicht die Norm, da beim Kieser-Konzept alle Elemente wie Leitungen,Lüftung, Heizung, Elektrik sichtbar sind.Daher müssen sie bis ins Detail geplantund sorgfältig ausgeführt werden.WernerKieser hat einmal gesagt, das Erschei-nungsbild ließe sich zusammenfassen alseine Synthese aus der Stringenz einermathematischen Formel und der sinnli-chen Attraktivität einer Theaterbühne.Dieser Bühnencharakter findet Ausdruckin einem sehr kleinen Detail: der Rand-fuge zwischen Parkett und Wand. Reinfunktional ist sie notwendig, damit dasMassivholzparkett im Sommer anschwel-len und im Winter schwinden kann, ohneSchäden zu verursachen. Normalerweisewürde eine solche Fuge hinter einerSockelleiste verschwinden, bei KieserTraining bleibt sie sichtbar, um den Büh-nencharakter zu betonen.

Erica Caimi und Gisela Schneider, Einkauf und EtablierungUnser Job beginnt ca. drei Monate vordem Eröffnungstermin. Grundsätzlichwickeln wir für den Franchisenehmer diegesamte Einkaufsplanung ab, fungierenals Bindeglied zwischen ihm und den Lieferanten. Wir sind verantwortlich fürdie Einrichtung eines neuen Betriebs.Dabei ist vieles vom Konzept vorgege-ben: So steht beispielsweise fest, wie dieRezeption auszusehen hat oder wie dasArztzimmer eingerichtet ist. Die Unter-teilung der einzelnen Funktionsbereichewie Trainingsraum, Kräftigungstherapie,Arztzimmer, Umkleiden oder Duschenerfolgt möglichst nicht durch Wände,sondern durch die Möblierung. Wirklären mit dem Architekten, was baulicherforderlich ist und bestellen dement-sprechend das Mobiliar. Die Koordina-tion der Lieferungen stimmen wir mitdem Franchisenehmer, dem Architektenund Lieferanten ab und erstellen einenAnlieferungsplan. Anhand des Grund-

risses und kleinen maßstabsgetreuen Kopien der Maschinen, planen wir auchdie Aufstellung der Maschinen, damit derFranchisenehmer nicht mit einem Hub-wagen die rund 50 ca. 400 Kilogrammschweren Maschinen so lange hin undherschieben muss, bis es gut aussieht.Beim Maschinenstellplan geht es nichtnur darum, die verschiedenen Maschi-nentypen sinnvoll zueinander zu gruppie-ren, sondern auch darum, dem Raum eineStruktur zu geben und Wege zu schaffen.Aber nach dem 145.Trainingsbetrieb ent-wickelt man eine gewisse Routine. Beider Endabnahme sind wir zwei bis dreiTage vor Ort. Während dieser Zeit kon-trollieren wir mit dem Team die Lieferun-gen, installieren die EDV, richten undräumen alles ein und bieten die bestmög-lichen Startbedingungen für die Eröff-nung. Bei baulichen Verzögerungen wirdes manchmal auch zeitlich eng – da ist vonuns Flexibilität gefordert. Wie bei derEinrichtung von Rostock. Die Baumaß-nahmen waren noch in vollem Gange, als

Roy Scherer, Ausbildungs- und DokumentationsstelleBevor der Betrieb eröffnen kann, muss dasgesamte Team ausgebildet sein. Franchise-nehmer, Geschäfts- und Betriebsleiter,Instruktoren, Therapeuten und nicht zuletzt der Arzt durchlaufen eine inter-ne Ausbildung. Zu diesem Zweck hatWerner Kieser vor zwanzig Jahren eineAusbildungs- und Dokumentationsstellegegründet, die ADOK, die es in Köln undin Zürich gibt. Jeder Mitarbeiter absolviertseiner Funktion entsprechend verschiede-ne Kurse, Praktika und Prüfungen. DerFranchisenehmer beginnt seine Ausbil-dung in der Regel direkt nach Unterzeich-nung des Franchisevertrages. Da er alleKurse absolvieren muss, nimmt seine Aus-bildung etwa ein halbes Jahr in Anspruch.Das Praktikum von 360 Stunden absolvierter in einem Tochterbetrieb der Kieser Trai-ning AG. Uns ist wichtig, dass er nicht nurüber theoretische Kompetenz verfügt, son-dern auch den Betriebsalltag sehr genaukennen lernt, um letztlich seinen eigenenBetrieb aufbauen und die Qualität vonKieser Training gewährleisten zu können.

wir schon die EDV installiert haben.Auch war der Aufzug im Haus noch nichtfertig, so dass die Maschinen außen miteinem Lastenaufzug an der Fassade hoch-gezogen werden mussten. Um sie in denBetrieb zu bringen, musste sogar eineMauer raus geschlagen werden.

«Jedes Gebäude stellt mit seinen Besonderheitenfür uns eine neue Herausforderung dar.»Carole Iselin, Dipl.-Architektin, Zürich

«Wir sind verantwortlich für die Einrichtung eines neuen Betriebs.»Gisela Schneider und Erica Caimi, Einkauf und Etablierung

«Jeder Mitarbeiter absolviert verschiedeneKurse, Praktika und Prüfungen.»Roy Scherer, Ausbildungs- und Dokumentationsstelle

sehr kräftig zu sein.Wäre ich als Pferd zurWelt gekommen, dann mit Sicherheit alsHaflinger. Seelische Kraft und die Kraftder Konzentration sind aber ebenso wich-tig. Wobei ich spüre, dass die Kraft derKonzentration auch von meiner körperli-chen Fitness abhängt.

Gefällt Ihnen das funktionale Konzept von Kieser Training?Es trifft absolut meinen Nerv. Ich warvom ersten Moment an überzeugt: «Dasist genau meins.» Mir gefällt die ruhige,konzentrierte Atmosphäre. Außerdemhecheln die Kieser Training-Kunden kei-nem Schicki-Micki-Trainingsoutfit nach.Und ich kann in jeder größeren deut-schen Stadt trainieren. Im gleichenAmbiente. Und das Personal ist immerfreundlich.

Wo trainieren Sie normalerweise?In Potsdam. Meine ersten Trainings habeich in Hamburg absolviert. Da ich zwei-mal im Jahr beim Frankfurter Tatort imEinsatz bin, werde ich also auch in denFrankfurter Betrieben trainieren.

Worauf können wir uns in Zukunft freuen?Irgendwas kommt immer, wo ich mit rum-tanze. Das «Opfer», ein wie ich glaubebedrückender Film, aber natürlich gutgemacht. Schaun wir mal. Aproposdrücken, ich muss zum Training.

6 / PERSÖNLICHKEITEN

Und wie steht es mit der Beobachtung?Es ist eine grundlegende Aufgabe fürSchauspieler, mit offenen Augen durchdie Welt zu gehen und nicht nur ständig insich hinein zu schauen. Da ich den Berufnun aber seit über 25 Jahren ausübe, fah-re ich nicht mehr extra zum Bahnhof, umMenschen zu beobachten. Fällt mir aberbeispielsweise der besonders witzigeGang eines Menschen auf, überlege ichschon, ob meine nächste Figur vielleichtso gehen könnte.

Werner Kieser hat einmal gesagt, dieReduktion als Prinzip bedeute, dassman mehr Aufwand habe, um zuweniger zu kommen. Im Sinne vonGoethe: Ich habe leider nicht die Zeit,einen kurzen Brief zu schreiben. Wie wichtig ist für Sie als Schauspie-ler die Kunst des Weglassens?Das ist in der Tat ein entscheidenderPunkt, mit dem ich mich bei jeder Rolleimmer wieder beschäftige. Für meinenGeschmack ist die Kunst des Weglassensdas Wichtigste beim Spielen einer Figur.Mit wenigen Mitteln viel ausdrücken zukönnen, das zeichnet einen guten Schau-spieler aus. Jean Gabin beherrscht dies infaszinierender Art und Weise.

Spielt Kraft für Sie eine Rolle?Reine Muskelkraft spielt für mich schoneine Rolle.Wenn ich etwas anfasse, möch-te ich es auch hochheben können. Nunhabe ich das Glück, von Natur aus schon

fühlt sich wunderbar an, vor allem natür-lich hinterher. Als 14- bis 17-Jähriger habeich in der damaligen DDR Kraftsport und Kulturistik – so hieß das tatsächlich –betrieben. Mehr aus Freundschaft, meindamaliger Kumpel zog mich mit dahin.Obwohl es immer hieß, «höher, schneller,weiter», wurde ich breiter und breiter.Aus heutiger Sicht haben wir falsch trai-niert. Jetzt, bei Kieser Training, habe ichdas Gefühl, korrekt zu trainieren.

Sie sind Schauspieler aus Leiden-schaft. Wie begann Ihre Karriere? Schon sehr früh wusste ich: Es gibt fürmich nichts anderes, als diesen Beruf.Als ich mit Fünf die Fledermaus im Theater gesehen habe, war die Rolle des«Froschs» der Auslöser, die Initialzün-dung. Ich dachte: «Singen kannste zwarnicht, aber das andere, das willstemachen. Auf der Bühne stehen und dieLeute zum Lachen bringen.» In der ach-ten Klasse absolvierte ich dann an derTheaterschule Hans Otto in Leipzig einen«Schauspiel-Babykurs». Vor dem Grund-wehrdienst habe ich dann noch schnelleine Tischlerlehre gemacht, natürlich amTheater. Dann aber ging es endlich los mitder Schauspielschule und im Anschlusskamen die ersten Theaterengagements.

Hat Sie das Theater geprägt?Oh ja, sehr! Und es prägt mich immernoch. Theater ist etwas, was im Momentpassiert. Es wird an einem Abend von Abis Z durchgespielt und hier heißt es, kon-zentriert zu sein, damit das Publikum amEnde begeistert und zufrieden nach Hau-se geht. Im Gegensatz zum Theater istFilm etwas sehr Technisches. Man musswarten können. Lichtumbau, Technikoder Kollegen in der Maske brauchen vielZeit. Dann endlich kommt Deine Szene,aber es ist keine Zeit, um etwas Origenel-les auszuprobieren. Du sagst Deine vierSätze, alle sind zufrieden und dann heißtes wieder «Lichtumbau».

Was war für Sie anders oder besonders an Theater, Film und Fernsehen zu DDR-Zeiten?Da es in der DDR keine freie Presse- undMedienlandschaft gab, war Theater etwassehr Wichtiges und Bedeutendes für dieLeute. Im Fernsehen war vieles doch nur

so als ob. Eine Lüge jagte die andere,Schönfärberei hier und da. Nur wenigeFilme trauten sich, Kritisches anzuspre-chen. Trotzdem gab es sie, die Kunst-Filme, die die Wahrheit zeigten. Theaterhingegen war immer echt und pur, es passierte im Augenblick. Ungeschnitten,unzensiert. Das hatte mit echten Menschen zu tun, die mit großer Ernst-haftigkeit spaßige Sachen sagten undtaten. Zwischen den Zeilen brachten wirzum Ausdruck, was die Leute fühlten unddachten. Deswegen waren die Theaterauch immer voll. Nicht zu vergessennatürlich die familiäre Atmosphäre mitlauter durchgeknallten Künstlern, die allewas drauf hatten.

Sie haben viele Preise erhalten.Haben die eine Bedeutung?Preise sind immer auch ein großes Glück.Sie stehen übrigens in meinem Badezim-mer. Und wenn ich mal eine schlechtePhase habe, vielleicht auch mit Selbst-zweifeln, dann schaue ich aus meinerBadewanne über den Badeschaumrandund denke dann beim Anblick der Aus-zeichnungen: «Ach, vielleicht kannst du jadoch was.»

Gibt es Rollen, die Sie besonders reizen?Looser sind sehr interessante Charaktere,anrührend, geheimnissvoll. Schön ist aucheine tragisch-komische Figur, bei der dieZuschauer schmunzeln können. Zu vieleniedergeschlagene, vom Leben gezeich-nete Rollen legen sich bei mir allerdingsauf die Seele. Wenn du denn ganzen Tagden Verzweifelten gibst und den nächstenauch, braucht es schon ne Weile, das wieder los zu werden. Deshalb ist derAusgleich in Form von humorvollen Cha-rakteren wichtig für mich. Ich lache dochso gerne, fast schon ein bisschen albern.

Die Charaktere scheinen dem Lebenentsprungen. Was tun Sie dafür?Den geschriebenen Text mit Leben füllen.Oft sind Drehbuchtexte nicht so geschrie-ben, wie man sie sprechen würde. DiesenText dann sprechbar und lebendig zumachen, ist die Hauptaufgabe. Ich spre-che das Drehbuch also auf Band und gehe– joggen will ich das nicht nennen – damitdurch den Wald. Beim Hören des Texteskommen mir dann die verschiedenstenIdeen.

FORTSETZUNG VON SEITE 1

INTERVIEW: DIE KIESER TRAINING-REDAKTION

Jörg Schüttauf ©Nadja Klier

«Meine ersten Trainings habe ich in Hamburgabsolviert. Da ich zweimal im Jahr beim Frankfurter Tatort im Einsatz bin, werde ich alsoauch in den Frankfurter Betrieben trainieren.»

DIALOG / 7

Der Begriff Rheuma stammt aus demGriechischen und bedeutet letztlichnichts anderes als «reißender Schmerz».Hinter dem Sammelbegriff verbergensich rund 400 Erkrankungen, deren Ursa-che, Symptome und Verlauf teilweise sehrähnlich und damit schwer unterscheidbarsind. Grundsätzlich handelt es sich beiErkrankungen des «rheumatischen For-menkreises» um oft schubweise auftre-tende entzündliche Prozesse, die dieBeweglichkeit und das Wohlbefinden derPatienten stark einschränken. Über Ursa-che und Auslöser wird in der medizini-schen Forschung noch viel diskutiert.Nach neueren Erkenntnissen handelt essich um eine Autoimmunerkrankung, dieinnerhalb der ersten beiden Jahre nachAuftreten der Symptome besondersschnell fortschreitet. Der Abwehrmecha-nismus des Körpers entgleist und zerstörtmit der Zeit die körpereigenen Struktu-ren. Die Entzündungen betreffen Kno-chen, Gelenke, Muskeln, Sehnen undBänder. Aufgrund der Beteiligung desBindegewebes können neben dem Ske-lettsystem auch Organe betroffen sein.Sogar Osteoporose kann als Folgeerkran-kung von entzündlichem Rheuma auftre-ten.

Die Stärke der Schmerzen und Miss-empfindungen variieren in solchem Maße,dass eine sichere Diagnose schwer ist. Fürden Arzt ist es daher besonders wichtig,dass der Patient seine Beschwerden möglichst detailliert beschreibt. Zudemweisen eine exakte körperliche Untersu-chung und der gezielte Einsatz von Ultra-

Rheuma ist eine Erkrankung, die ältere Menschen betrifft. Stimmt. Allerdings

leiden in Deutschland auch ca. 40.000 junge Erwachsene und Kinder an

rheumatischen Erkrankungen. Insgesamt sind rund drei Millionen Menschen so

schwer an Rheuma erkrankt, dass eine dauerhafte medizinische Betreuung

erforderlich ist. Viele von ihnen haben einen wahren Ärztemarathon hinter

sich, denn die Diagnose ist nicht immer einfach.

schall, Röntgen oder KernspintomografieRheumatologen den Weg zur Diagnose.Der aus dem Blut bestimmte «Rheu-mafaktor» wird oft überschätzt, da sicheine Diagnose durch ihn weder sichernnoch ausschließen lässt. Er kann nur einTeil im diagnostischen Puzzle sein. Werüber Jahre hinweg unter Schmerzen inMuskeln, Sehnen und Gelenken leidet,muss nicht gleich an Rheuma erkranktsein. Denn diese Strukturen könnenBeschwerdebilder verursachen, die einRheuma vortäuschen.

Aus den vielfältigen Leiden rheumati-scher Erkrankungen führt kein gut ausge-schilderter Weg. Die Behandlung mussdem individuellen Befund entsprechen.Generell gilt: Je früher eine wirkungs-volle Therapie beginnt, umso größer istdie Chance, den Entzündungsprozess zubeeinflussen und einer Zerstörung vonKnorpeln und Gelenken entgegenzu-wirken. Allen rheumatischen Krankheits-bildern ist aber eines gemeinsam:Schmerz führt zur Schonung. Diese ist nur kurzfristig sinnvoll. Sie ist Gift für denStütz- und Bewegungsapparat, da sie inkürzester Zeit den Abbau von Muskula-tur, Bindegewebe und Knochensubstanznach sich zieht. Daher darf es in derBehandlung nicht nur darum gehen, ober-flächliche Symptome zu kurieren. Natür-lich ist es wichtig, zunächst den Schmerzzu behandeln. Noch wichtiger ist es aber,Maßnahmen einzuleiten, um die gestörteFunktion zu normalisieren und die Struk-turen wieder belastbar zu machen.

Um den Abbau wichtiger Körper-

strukturen zu verhindern, ist der Arzt bei der Auswahl der Behandlungsmaß-nahmen auch in seiner Kreativität gefor-dert: Der Patient muss seine körperlicheAktivität in Freizeit, Beruf und Sport wieder erobern. Ein gesundheitsorien-tiertes Krafttraining an fortschrittlichenTrainings- oder Therapiemaschinen kannin Absprache mit dem Arzt einen wichti-gen Beitrag leisten. Eine sichere Brückevon der Inaktivität zur körperlichenBelastbarkeit wird über eine gute medizi-nische Trainingstherapie gebaut. Ein gut-es Krafttraining leistet mehr, als Muskeln

zu kräftigen. Muskuläre Dysbalancenwerden korrigiert, Sehnen und Sehnen-ansätze werden belastbarer und sogar dieKnochen reagieren mit Aufbau neuerSubstanz und vermehrtem Einbau vonKalksalzen.

TEXT: DR. MARTIN WEIßARZT FÜR ALLGEMEINMEDIZIN

UND CHIROTHERAPIE, PRAXIS FÜR MEDIZINISCHE

KRÄFTIGUNGSTHERAPIE ROSENHEIM

«Ein gutes Krafttraining leistet mehr,als Muskeln zu kräftigen.»Dr. Martin Weiß

Leben mit Rheuma

8 / KOLUMNE

MUSKEL-GESCHICHTEN (1)

Der Mann mit dem Kalb:Milon von Kroton, der stärksteSportler der Antike

kleines Kalb und trug es mehrmals rundum das elterliche Anwesen. Diese Übungwiederholte er täglich, und da das Jung-tier schließlich zu einem prachtvollenStier herangewachsen war, wurde dasTrainingsgewicht sukzessive gesteigert.Diese «natürliche» Belastungssteigerunghatte nach einem Jahr den gewünschtenErfolg: Milon siegte im Knabenringenund die Nachbarsjungen gingen aufDistanz. Das Kalb auf der Schulter wurdeso sein Markenzeichen, und die spätereLegendenbildung versah ihn mit nochweiteren außerordentlichen Attributen:So soll Milon nicht nur gigantischesGewicht gestemmt haben, sondern konn-te ebenso gewaltige Mengen an Wein undFleisch vertilgen.

Doch wie alle prominenten Menschenerntete der antike Spitzensportler auchNeid und Missgunst. So lästert Cicero gut250 Jahre nach dessen Tod in seinemTraktat über das Alter recht abfällig, derKrotone sei nicht wegen seiner Persön-lichkeit, sondern «nur» wegen seinerKraft berühmt geworden. Hier meldensich wohl die Vorurteile eines nicht sehrsportbegeisterten Römers, dem die Kör-perkultur der Griechen mehr als suspektwar. Denn allem Anschein nach warMilon nicht nur ein starker, sondern auchein kluger Mann. Um 532 v. Chr. siedeltesich – so berichtet wiederum eine andereLegende – der Philosoph und Mathema-tiker Pythagoras in Kroton an und derwohlhabende Milon stellte ihm einen Teilseines Hauses für die Gründung einerSchule zur Verfügung. Die Pythagoräerlehrten, dass alle Dinge durch die Kraftder Zahlen erkannt und verstanden werden. Diese Systematik dürfte auchdem erfahrenen Sportler gefallen haben.

Pythagoras’ Lieblingsschülerin wurde dieTochter von Milon,Theano, die er schließ-lich heiratete.

Es sind nicht nur moderne trainings-theoretische Schriften, die in Milon vonKroton einen wichtigen Vorläufer in der Geschichte des Krafttrainings sehen.Schon die Renaissance entdeckte seinevorbildhafte Rolle in Sachen «Muskel-aufbau» wieder. Der Nürnberger Gold-schmied Christoph Jamnitzer (1563 –1618) schuf 1616 eine kunstvolle vergol-dete Schale, deren muschelförmigerBehälter von Milon auf den Armen überseinem Kopf getragen wird. Doch damitnoch nicht genug des gestemmten Ge-wichts. Über seinen Schultern hängt auchnoch das charakteristische Kalb, das hierdie Größe eines passablen Jungstiers hat.Eine Inschrift auf der Unterseite desGefäßes belegt, dass das kostbare Stückeinst von einem Onkel als Geschenk fürsein Patenkind gedacht war. Die Bot-schaft, die dem kleinen Jungen mit aufden Lebensweg gegeben werden sollte,könnte etwa wie folgt gelautet haben: DerMensch wächst am Widerstand!

Literatur:

Decker, Wolfgang. Sport in der griechischenAntike. Vom minoischen Wettkampf bis zuden Olympischen Spielen. München 1995.

Günther, Rosmarie. Olympia. Kult und Spielein der Antike. Darmstadt 2004.

Sonnabend, Holger. Der größte Sportler derAntike: Milon von Kroton. In: Damals 33,2001, 9, S. 66-71.

Kraft ist gut. Nur, wie bekommt man sie? Zum Beispiel durch das Training

mit Gewichten. Eine ungewöhnliche Lösung fand der berühmteste Sportler

des Altertums: Er trainierte mit Lebendgewicht.

TEXT: DR. MILA HORKY

Die riesigen Kräfte des Herkules sindauch heutzutage noch sprichwörtlich, siegehören in den Bereich der antikenMythen. Doch die griechisch-römischeAntike hatte auch einen Sport-Superstaraus Fleisch und Blut, den griechischenRingkämpfer Milon von Kroton (550 v.Chr.), der als der erfolgreichste Olympio-nike aller Zeiten gilt.

Olympia, im Juli 516 vor Christus: DieSensation ist perfekt – Milon von Krotonsiegt zum sechsten Mal im olympischenRingkampf und bestätigt damit einmalmehr seine Stellung als Ausnahmeathletseiner Zeit. Er war zugleich sechsfacher

Periodonike, diesen Ehrentitel erhieltenSportler, die außer in Olympia auch nochbei den panhellenischen Spielen in Del-phi, am Isthmos und in Nemea gesiegthatten. Dreißig Jahre lang führte Milondie Elite des griechischen Ringsports anund auf diesen Erfolg hatte er schon alsKnabe systematisch hingearbeitet.

Der aus Kroton in Süditalien stam-mende Milon war – einer Legende nach –eigentlich ein eher schwächliches Kind,das unter den Schikanen der stärkerenSpielkameraden zu leiden hatte. EinesTages beschloss er, diesem Mangel anKraft entgegenzuwirken: Er nahm ein

Muschelschale mit Milon von Kroton, Christoph Jamnitzer, 1616Foto: Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg