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APRIL 2007 Wenn von «starkem Rückgrat» die Rede ist, dann meint man zumeist den aufrich- tigen Charakter einer Person. Erst in zweiter Linie fällt uns die ureigene Be- deutung des Begriffs ein – ein kräftiger Rücken, der den Menschen aufrecht hält. Franz von Falkenhausen,Geschäftsführer der Carl Zeiss Jena GmbH, ist fraglos ein Mensch, der über beides verfügt. Seit gut einem Jahr trainiert von Falkenhausen bei Kieser Training in Jena. Nach wiederkehrenden Rückenproble- men war er auf das gesundheitsorientier- te Krafttraining aufmerksam geworden. «Das Konzept hat mir sofort eingeleuch- tet», sagt der 61-Jährige, der seitdem regelmäßig im Jenaer Betrieb an die Maschinen geht. Inzwischen ist er be- schwerdefrei. «Ich halte den Wochenrhythmus durch», sagt er über seine Trainingsfre- quenz. Eine Entscheidung, die nach eige- nem Bekunden der Vernunft folgt, nicht der Leidenschaft. «Ich quäle mich nicht gern, und wenn man seine Muskulatur bis zur Erschöpfung beansprucht, dann ist das ja eine Quälerei. Aber ich mag das gute Körpergefühl hinterher – und das Wissen, dass ich den inneren Schweine- hund wieder überwunden habe.» Das Kundenmagazin von Kieser Training Editorial: Meilensteine einer 40-jährigen Firmengeschichte (2) 2 Aktuelles: «Leichter leben in Deutschland» / Herzlichen Glückwunsch / Geschichten um den Wasserbrunnen / Das Kieser Tagebuch (8) / Firmenchronik 3 Themen der Zeit: Kraftvoll zu mehr Ausdauer 4 Persönlichkeiten: Ein Mann mit Rückgrat (Fortsetzung von Seite 1) 6 Dialog: Jetzt mal langsam... 7 Kolumne: Muskel-Geschichten (2) Bilder, die unter die Haut gehen 8 Reflex 20 Ein Mann mit Rückgrat Dr. Franz von Falkenhausen, Geschäftsführer der Carl Zeiss Jena GmbH, schafft auf beeindruckende Weise den Dreifach-Spagat zwischen beruflicher Verantwortung, engagiertem Ehrenamt und ehrgeizigem Golfspiel. Von Falkenhausens Passion gilt einem anderen Sport: dem Golf. Erst vor sechs Jahren war er erstmals damit in Kontakt FORTSETZUNG SEITE 6 Foto: © Carl Zeiss Jena GmbH Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Franz von Falkenhausen (re.) durch Thüringens Ministerpräsidenten Dieter Althaus

Reflex 2007|20 - Ein Mann mit Rückgrat

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Dr. Franz von Falkenhausen, Geschäftsführer der Carl Zeiss Jena GmbH, schafft auf beeindruckende Weise den Dreifach-Spagat zwischen beruflicher Verantwortung, engagiertem Ehrenamt und ehrgeizigem Golfspiel. Editorial: Meilensteine einer 40-jährigen Firmengeschichte (2) – Aktuelles: «Leichter leben in Deutschland» / Herzlichen Glückwunsch – Themen der Zeit: Kraftvoll zu mehr Ausdauer – Persönlichkeiten: Ein Mann mit Rückgrat (Fortsetzung von Seite 1) – Dialog: Jetzt mal langsam... – Kolumne: Muskel-Geschichten (2) Bilder, die unter die Haut gehen

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Page 1: Reflex 2007|20 - Ein Mann mit Rückgrat

APRIL 2007

Wenn von «starkem Rückgrat» die Redeist, dann meint man zumeist den aufrich-tigen Charakter einer Person. Erst inzweiter Linie fällt uns die ureigene Be-deutung des Begriffs ein – ein kräftigerRücken, der den Menschen aufrecht hält.Franz von Falkenhausen, Geschäftsführerder Carl Zeiss Jena GmbH, ist fraglos einMensch, der über beides verfügt.

Seit gut einem Jahr trainiert von Falkenhausen bei Kieser Training in Jena.Nach wiederkehrenden Rückenproble-men war er auf das gesundheitsorientier-te Krafttraining aufmerksam geworden.«Das Konzept hat mir sofort eingeleuch-

tet», sagt der 61-Jährige, der seitdemregelmäßig im Jenaer Betrieb an dieMaschinen geht. Inzwischen ist er be-schwerdefrei.

«Ich halte den Wochenrhythmusdurch», sagt er über seine Trainingsfre-quenz. Eine Entscheidung, die nach eige-nem Bekunden der Vernunft folgt, nichtder Leidenschaft. «Ich quäle mich nichtgern, und wenn man seine Muskulatur biszur Erschöpfung beansprucht, dann istdas ja eine Quälerei. Aber ich mag dasgute Körpergefühl hinterher – und dasWissen, dass ich den inneren Schweine-hund wieder überwunden habe.»

Das Kundenmagazin von Kieser Training

Editorial: Meilensteine einer40-jährigen Firmengeschichte (2) 2

Aktuelles: «Leichter leben inDeutschland» / Herzlichen Glückwunsch / Geschichten umden Wasserbrunnen / Das Kieser Tagebuch (8) / Firmenchronik 3

Themen der Zeit: Kraftvoll zumehr Ausdauer 4

Persönlichkeiten: Ein Mann mitRückgrat (Fortsetzung von Seite 1) 6

Dialog: Jetzt mal langsam... 7

Kolumne:Muskel-Geschichten (2)Bilder, die unter die Haut gehen 8

Reflex 20

Ein Mann mit Rückgrat

Dr. Franz von Falkenhausen, Geschäftsführer der

Carl Zeiss Jena GmbH, schafft auf beeindruckende Weise

den Dreifach-Spagat zwischen beruflicher Verantwortung,

engagiertem Ehrenamt und ehrgeizigem Golfspiel.

Von Falkenhausens Passion gilt einemanderen Sport: dem Golf. Erst vor sechsJahren war er erstmals damit in Kontakt

FORTSETZUNG SEITE 6

Foto: © Carl Zeiss Jena GmbHVerleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Franz von Falkenhausen (re.) durch Thüringens Ministerpräsidenten Dieter Althaus

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Meilensteine einer 40-jährigen Firmengeschichte (2)Die Trainingsausrüstung in meinem Studio bestand bis etwa 1974 vorwiegend aus Hanteln. Aus derGeschichte der Athletik und des Zirkus wusste ich, dass Hanteln ursprünglich nicht als Trainingsgeräte,sondern als Utensilien zur Demonstration von Kraftakten verwendet wurden. Das Problem des Hantel-trainings besteht nun darin, dass der menschliche Bewegungsapparat sich um Drehpunkte bewegt, um dieGelenke. Hanteln aber bieten geradlinigen Widerstand, entsprechend der Erdanziehung. Der Widerstandfür die einzelnen Muskeln «stimmt» nur in einem relativ kleinen Bewegungsausschnitt einer Übung. Ichversuchte deshalb mit verschiedenen Übungstechniken, diesen Mangel auszugleichen. Diese Tüfteleienbeschäftigten mich damals nächtelang. Aber es handelte sich ja auch um weit mehr als nur um ein Herumprobieren mit verschiedenen Hebetechniken. Es führte zu einem Gewinn an Erkenntnis über denZweck einer Trainingstechnologie und des Trainings überhaupt.

Eine Trainingstechnologie soll nämlich in erster Linie «produktiveres» Training ermöglichen. Die äußerenUmstände des Trainings tragen zum Trainingseffekt nichts bei.Tätigkeiten wie etwa die Bereitstellung vonGerätschaften kosten nur Zeit und Energie, die dann für das eigentliche Training fehlen. Ein weiteres Pro-blem, das nur technisch gelöst werden kann, stellt die Fähigkeit unseres Körpers dar, Schwachstellen aufKosten von Stärken zu entlasten. Wenn beispielsweise das linke Bein durch eine Verletzung oder durchvorübergehende Stilllegung geschwächt ist, weiß sich der Körper durchaus zu helfen: Er entlastet automa-tisch das schwache Bein und überlässt dem stärkeren Bein die Mehrarbeit. Wir hinken, und wir hinken imLaufe der Zeit sogar immer besser, aber wir hinken eben. Und das bedeutet auch, dass das schwache Beinschwächer und schwächer wird. Eine verhängnisvolle Abwärtsspirale. Eine Technologie des Trainings musssomit auch diese «Delegation» der Anstrengung auf stärkere Partien verhindern helfen. Der Körper mussgewissermaßen gezwungen werden, den schwächeren Teil einer zunehmenden und möglichst kontrollier-ten Belastung auszusetzen, damit dieser wieder gestärkt wird.

Mit meinen selbstgebauten Apparaten und Geräten war ich zwar auf dem Weg in die richtige Richtung,aber zufrieden war ich noch lange nicht. 1972 las ich in der amerikanischen Krafttrainingszeitschrift IRONMAN einen Artikel von einem gewissen Arthur Jones, der behauptete, eine neue Trainingstechnologie entwickelt zu haben. Jones beschrieb ausführlich die technologisch bedingten Mängel, die dem klassischenHanteltraining eigen waren und wie seine Maschine – es handelte sich um die «Pullover»-Maschine – diese Mängel nicht nur eliminieren, sondern überkompensieren würde. Sie ermögliche eine Trainingsqua-lität, die mit konventionellen Geräten bislang nicht erreicht werden konnte. Da wusste ich, ich muss dieseMaschinen haben – koste es, was es wolle. Und es kostete viel.

Ihr Werner Kieser

2 / EDITORIAL

RedaktionTania Schneider, RedaktionsleitungLucile SteinerDr. Sven GoebelClaudia Pfü[email protected]

GestaltungProcess AGSamariterstrasse 7CH-8030 Zürichwww.process.ch

DruckGraphische Betriebe STAATS GmbHRoßfeld 8D-59557 Lippstadt

ErscheinungsturnusAlle zwei Monate

Onlineversionwww.kieser-training.com

ImpressumHerausgeberKieser Training AGSystemzentraleKanzleistrasse 126CH-8026 Zürich

Vertretungsberechtigter GeschäftsführerWerner Kieser

«Dass dieses Ungleichgewicht der Kräfte die Ursache der meisten Probleme unseres Bewegungsapparates darstellt, war mir damals allerdings noch nicht recht bewusst.»

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AKTUELLES / 3

Das Kieser Tagebuch (8)

Paris Hilton könnte von Prinz Charlesschwanger werden. Die Bürgerschaftkönnte plötzlich den OB absägen. Derlängst erloschene Vulkan unter demBodendenkmal von Dorf Mecklenburgkönnte ausbrechen. Drinnen, bei Kieser,bekäme man davon nichts mit. KeinDudeln, kein Flimmern. Für eine Stundebin ich offline. Draußen tobt der Verkehr,gehen Kinder im Trubel verloren. Drin-nen ist mir das alles egal.

Ich höre nur mich und die Maschine.Manchmal rauschen die Gewichte leisenach unten und klacken ein bisschen.Manchmal knackt es ein wenig im Ellen-bogen. Irgendwo schwatzt manchmal leise der Instruktor. Ich rieche nichts alsmeinen eigenen Schweiß. Ich sehe nurdie Maschinen auf dem Parkett vorweißen Wänden und dazwischen dieanderen Kieser-Menschen. Nicht mal Bil-der hängen an der Wand. Beine, Arme,Rücken, Brust – stückweise erliege icheiner wohligen Ermattung. Eine Stundenur für mich. Keine Netzwerke, keineSynergieeffekte, keine anderen Forde-rungen als die eigenen an mich selbst:Kilos mit einer Bewegung um ein paar Zentimeter nach oben transportierenund dann wieder runterlassen. Drinnen herrscht Arbeitsatmosphäre. Konzentra-tion. Solche Fleckchen sind selten gewor-den in diesen Breitengraden.

Für eine Stunde ist alles ganz einfach:Arbeit ist Kraft mal Weg.

Der Wunsch, sein Gewicht dauerhaft zureduzieren, besteht auch in diesem Früh-jahr wieder bei vielen Menschen. DieSuche nach einem Erfolg versprechendenKonzept starten die Meisten dabei sichernicht zum ersten Mal.

Seit 2004 gibt es nun «Leichter lebenin Deutschland», ein Gesundheitskon-zept zum Abnehmen, das auf einer intel-ligenten Ernährungsumstellung beruht.Hilfestellung erfährt der Interessentdabei in ausgewählten Apotheken, derenMitarbeiter eigens dafür geschult sind.Teilnehmer von «Leichter leben inDeutschland» erwerben ein Wertscheck-heft, in dem neben Gutscheinen für Kör-perfett-, Cholesterin- und Blutdruckmes-sungen auch Eintrittskarten zu mehrerenVorträgen enthalten sind. Themen wieErnährungsverhalten, Tipps für den Ein-kauf im Supermarkt sowie Sport undBewegung werden hier aufgegriffen.

Denn eine gesunde Gewichtsreduktionkann nur mit einem deutlichen Mehr anBewegung langfristig erfolgreich sein.

Anfangs nur auf den süddeutschenRaum begrenzt, wird «Leichter leben inDeutschland» mittlerweile von etwa 1200Apotheken deutschlandweit angeboten.Hans Gerlach, Apotheker und Initiatordes Konzeptes, berichtet: «Aus einerregionalen Geschichte in Straubing isteine bundesweite Aktion geworden, diemittlerweile auch über die GrenzenDeutschlands hinausstrahlt. Wir habenbereits Anfragen aus Österreich undPolen.»

Seit Anfang dieses Jahres besteht eineKooperation zwischen «Leichter leben inDeutschland» und Kieser Training. «EineZunahme an Muskelmasse erhöht denGrundumsatz, also die Menge an Energie,die unser Körper im Ruhezustand ver-braucht. Wird der Grundumsatz hochge-

halten, kann der so genannte Jo-Jo-Effektvermieden und die Gewichtsabnahmeerleichtert werden. Dazu ist ein gezielterMuskelaufbau unerlässlich», erläutertGerlach zur Partnerschaft mit KieserTraining. «Ernährungsumstellung alleinbringt nur bedingt Erfolg. Entscheidendist eine Kombination aus gesunderErnährung, ausreichend Bewegung undKrafttraining», erklärt der Apotheker.

Bis heute haben über 250.000 Perso-nen bei «Leichter leben in Deutschland»mitgemacht und ihr Gewicht um durch-schnittlich sieben Kilogramm reduziert.Wer auch solche Erfolge verzeichnenmöchte oder sich einfach für das Kon-zept interessiert, findet unter www.llid.de weitere Informationen. Der «ApoFinder»hilft bei der Suche nach der nächstenberatenden Apotheke.

TEXT: FRANK SCHLÖßER, FREIER JOURNALIST

Herzlichen Glückwunsch

Folgende Betriebe haben Geburtstag:

Hamburg-Bergedorf 10 JahreMünchen-Schwabing 10 JahreBöblingen 5 JahreRegensburg 5 JahreWürzburg 5 Jahre

Anm. d. Red.: Im letzten Reflex hat sich bei denGratulationen ein Fehler eingeschlichen: Der Betrieb in Kreuzlingen ist bereits seit 20 Jahrenund nicht erst seit 10 Jahren geöffnet.

«Leichter leben in Deutschland»

Werner Kieser rüstet als erster in Europa seinen Trainingsbetrieb vollständig mit den damals revolutionären Nautilus-Maschinen aus.

«Leistungsfähiger durch Krafttraining» von Werner Kieser erscheint als erstes deutschsprachiges populärwissenschaftlichesBuch zum Thema.

Kieser Training expandiert in der Schweiz mittels Franchising.

19811978

Firmenchronik

Ich erklärte einem Kunden vor dem Einführungstraining, er möge sich umziehen und mit einem Handtuch wiederkommen. Gesagt, getan.Der Kunde stand kurze Zeit später an der Rezeption – in Unterhoseund mit dem gewünschten Handtuch über der Schulter. Seine Worte:«Jetzt kann’s losgehen.»

TEXT: DIE KIESER TRAINING-REDAKTION

1979

Geschichten um den Wasserbrunnen

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4 / THEMEN DER ZEIT

Geschmeidig drückt der Arm desSchwimmers in einer fließenden Kraul-bewegung das Wasser nach hinten.Automatisch dreht der Kopf sich seitlichaus dem Wasser um Luft zu holen,während zugleich der andere Arm ober-halb der Wasseroberfläche nach vornschnellt und ebenso sanft wie kraftvolleintaucht. Rhythmisch absolvieren dieBeine scheinbar unabhängig von Arm-und Kopfbewegungen in hoher Fre-quenz Scherenschläge.

Anderenorts setzt ein Marathonläu-fer federnden Schrittes einen Fuß vorden anderen. Die Arme scheinen denLäufer sowohl nach vorn zu heben alsauch nach hinten abzudrücken. DieAtmung ist leicht, während die Schritt-

Gezieltes Krafttraining unterstützt Einsteiger in den Ausdauersport und stellt

auch für etablierte Langstreckler eine vielseitige Ergänzung dar.

bewegung deutlich schon im Unterbauchbeginnt.

Austrainierte Ausdauersportler bietenein faszinierendes Schauspiel: Langstre-ckenschwimmer erinnern in ihrer Effi-zienz an Fische, Langstreckenläufer anafrikanische Großkatzen. Verstärkt wirdder Vergleich durch den gleichermaßenkräftigen wie schlanken, schmalen Kör-perbau. Obwohl sie wenig Masse aufwei-sen, sind die drahtig wirkenden Ausdau-ersportler muskulös – kein Wunder: FürBestleistungen unterstützen die Spitzen-athleten ihr Ausdauertraining durchgezieltes Krafttraining.

Doch auch wer keine Höchstleistun-gen anstrebt, kann sich von den Lei-stungssportlern etwas abgucken: Kraft-

training kann zur Unterstützung von Aus-dauersportarten Vielfältiges leisten undempfiehlt sich besonders in der Saison-vorbereitung oder beim Wechsel in eineneue Sportart als ideale Ergänzung.

Generell gilt: Grundlage für alle sport-lichen Aktivitäten ist ein gesunder undausreichend kräftiger Bewegungsappa-rat. Nur wenn Bänder, Sehnen, Knochenund Muskeln mitspielen und die abgefor-derte Leistung auch im entsprechendenMaße erbringen, kann die Energie for-dernde sportliche Betätigung auch wirk-lich Spaß machen.

Warum gezieltes Krafttraining sinn-voll ist, zeigt ein Blick auf den Aufbau desmenschlichen Körpers: Die 639 einzelnenMuskeln mit ihren vielfältigen dynami-

Kraftvoll zu mehr Ausdauer

Fotos: © Gernot Gleiss

«Generell gilt: Grundlage für allesportlichen Aktivitäten ist ein gesunder und ausreichend kräftigerBewegungsapparat».

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THEMEN DER ZEIT / 5

muskulär mehr Muskelfasern angesteuertwerden als bei üblicher Belastung»,erklärt Sportmediziner Dr. Michael Tankaus Hamburg. Dieser Reiz auf eine höhe-re Anzahl der Muskelfasern verursachtdie Stärkung des Muskels, die sich positivauf das Leistungsvermögen im Ausdauer-bereich auswirkt. Denn: «Wenn die Mus-kelansteuerung besser läuft, benötigt derSportler weniger Energie für seine Bewe-gungen», weiß Tank, beratender Arzt desDeutschen Volleyball-Verbandes.

Der Energieverbrauch ist eng an denSauerstoffhaushalt im Muskel gekoppelt.Mehr Sauerstoff ermöglicht mehr Leis-tung, denn die Energieausbeute bei derVerbrennung von Glukose mit Sauerstoffliefert 19-mal mehr Energie, als wenn die

Verbrennung ohne Sauerstoff ablaufenmuss. Und damit erfolgt die positive Aus-wirkung auf den Läufer, Schwimmer oderRadfahrer unmittelbar: Weil er durcheine effiziente Muskelansteuerung mitweniger Energie pro Bewegung aus-kommt, kann er sich über einen längerenZeitraum belasten und kommt bei glei-cher Belastung schneller voran.

Des Weiteren leistet eine ausreichendvorbereitete und kräftige Muskulaturdem Körper wertvolle Dienste als Stoß-dämpfer. Beispiel Jogging: Bei jederSchrittlandung werden die Muskeln ex-zentrisch belastet – das heißt, dass derMuskel durch den Aufprall gedehnt wirdund sich zugleich anspannen muss, umden nächsten Schritt vorzubereiten.

Bei einem Läufer, der auf dem Trimm-pfad schwungvoll über einen Baum-stamm setzt, wird bei der Landung kurz-zeitig ein Höchstmaß an Muskelkraftgefordert. Ein zu schwacher Muskel kannan dieser Stelle kaum ausreichendeDämpfung für die Gelenke bieten. DieGefahr, dass die Belastung auf denGelenkknorpel wirkt, ist dann sehr vielgrößer. Umgekehrt bildet die gezielt trainierte Muskulatur in aller Regel eineausreichende Dämpfung für den Gelenk-apparat.

Aber Tausendsassa Krafttraining kannnoch mehr. Insbesondere für Einsteigerins Krafttraining oder Sportartenwechs-ler ist die Vorbereitung an den Maschineneine große Hilfe: Denn wer ausreichendkräftige Muskeln aufweist, kann fal-sche Bewegungsmuster verhindern. «EinKraftdefizit kann dazu führen, dass mansich einen schlechten Stil angewöhnt, weilMuskeln für die korrekte Technik feh-len», bestätigt Sportmediziner Tank.Besonders augenfällig werden solcheTechnikschlampereien im Schwimmenmit seinen anspruchsvollen Bewegungs-abläufen. Doch auch bei koordinativ ver-meintlich leichteren Sportarten wie dembeliebten Jogging, beim Radfahren oder

Skilanglauf kann mangelnde Kraft einenfalschen Stil fördern.

Eine verkehrte Technik mit hinge-schluderten Bewegungen kann den Kör-per nachhaltig belasten. Dazu ist es oft-mals schwierig und langwierig, falscheBewegungsmuster wieder zu korrigieren,wenn der Körper sich erst einmal darangewöhnt hat. «Wer allerdings schon eineperfekte Technik hat, für den hat zusätzli-che Muskelkraft in Bezug auf die Technikkeinen weiteren Nutzen», sagt Tank.

Schließlich bietet Krafttraining einengezielten Ausgleich, denn jede Sportartstellt individuelle Ansprüche an den Kör-per und fordert Muskelgruppen unter-schiedlich stark. Am Beispiel des Rad-fahrens ist das besonders augenfällig:Während Bein- und Gesäßmuskulaturstark eingesetzt werden, bleibt die Mus-kulatur des Oberkörpers oftmals ver-gleichsweise untrainiert. Zudem werdenRücken und Nacken stark belastet.

Beschwerden, die durch solche un-gleichmäßigen Belastungen verursachtwerden, können durch ein gezieltes Krafttraining gelindert oder vermiedenwerden. Dafür sollten besonders dieAntagonisten, also jene Muskeln oderMuskelgruppen, die als Gegenspieler dermuskulären Leistungsträger (Agonisten)wirken, gestärkt werden.

In der Unterstützung für Ausdauer-sportarten ist das Krafttraining somit einvielseitiger Begleiter und besonders zumWiedereinstieg in die grüne Saison undden Outdoorsport ratsam. Sollten Sie sichfür ein sportartenspezifisches Krafttrai-ning interessieren, wenden Sie sich bittean einen Mitarbeiter in Ihrem KieserTraining-Betrieb.

schen und stabilisierenden Aufgaben stel-len 40 bis 50 Prozent des Körpergewichts.Damit dieses muskuläre Körpergewichtnicht als «träge Masse» agiert und selbstzur Belastung wird, sondern seine Leis-tung angemessen und dynamisch vollbrin-gen kann, benötigt es eine ökonomischeSteuerung durch das Nervensystem. Hierkommt das vorbereitende Krafttrainingins Spiel.

Durch Krafttraining wird die Koordi-nation sowohl intramuskulär (innerhalbdes einzelnen Muskels) als auch inter-muskulär (im Zusammenwirken verschie-dener Muskeln) erhöht. «Krafttrainingmit einer hohen Gewichtsbelastung beieiner niedrigen Wiederholungszahl derjeweiligen Übung führt dazu, dass intra- TEXT: STEFANIE BOEWE

«Wenn die Muskelansteuerung besser läuft, benötigt der Sportler weniger Energie für seine Bewegungen».

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umtriebigen Geschäftsmannes, der bei-spielsweise noch ein weiteres Jahr langsein Amt als Präsident der IHK Ost-thüringen ausüben wird und der als Präsi-dent seines heimischen Golfclubs tätig ist.

Vor zehn Jahren war er Gründungs-mitglied des Kirchbauvereins Jena,seit nunmehr neun Jahren sitzt er demVerein vor. Das größte und ambitionier-teste – jedoch bei Weitem nicht das einzi-ge – Projekt des Vereins ist die Wieder-herstellung der Stadtkirche Jena, die zumEnde des Zweiten Weltkrieges zerstörtworden war. In einem ersten Schritt istdank der Arbeit des Kirchbauvereinsbereits der Turm der Kirche saniert wor-den – ein Projekt, das gut vier MillionenEuro verschlang. In einem zweiten Bau-abschnitt wird für knapp sechs MillionenEuro nun das Kirchenschiff wieder herge-stellt. Kommendes Jahr soll die Stadtkir-che dann in altem Glanz erstrahlen. EinMeilenstein. «Ich hätte vor zehn Jahrennicht für möglich gehalten, dass es gelin-gen würde, eine so große Summe zusam-men zu bekommen. Das war nur möglich,weil viele viele Helfer sich diesem Zielmit großem Engagement verschriebenhaben», sagt der gebürtige Passauerbewegt.

Es sind Projekte wie dieses, die imNovember 2006 zur Verleihung des Bun-desverdienstkreuzes Erster Klasse an Dr.Franz von Falkenhausen führten. Die Fra-ge, ob ihm diese Auszeichnung wichtig sei,beantwortet er mit «Hm». Es ist keinrespektloses «Hm» – im Gegenteil. VonFalkenhausen hat sich über die Auszeich-nung gefreut, sehr sogar. Aber «ich habesie auch als Anerkennung des Engage-ments vieler Freunde um mich herumgesehen.»

Bei Ehrenämtern soll es künftig dannnicht zwingend bleiben. Von Falkenhau-sen hat noch viel vor. «Es gibt zahlreicheDinge, die man noch machen könnte.Etwa im Bereich Beratung», sagt er.«Aber ich werde aufpassen, dass ich nichtwieder so eingespannt sein werde, wie dasim Berufsleben mitunter der Fall war.»Denn da sind ja auch noch andere Dinge,die zu ihrem Recht kommen wollen. DasGolfspiel beispielsweise. Ein einstelligesHandicap ist ein schönes Ziel für 2007.Und da kann er auch weiterhin einenstarken Rücken gut gebrauchen.

6 / PERSÖNLICHKEITEN

es nicht so lief.» Das hat sich inzwischengebessert – zum einen, weil es für einenSpieler mit Handicap 10 deutlich seltenerschlecht läuft. Zum anderen hat ergelernt, Fehlschläge auf dem Platz am 18.Loch zurückzulassen und «mir die Launenicht vermiesen zu lassen.»

Ohnehin ist es schwer zu glauben, dassvon Falkenhausen sich leicht die Stim-mung verderben lässt. Er wirkt ausgegli-chen und in-sich-ruhend, ein Mann undMacher, der um große Erfolge weiß unddennoch bescheiden auftritt.

Ende März hat er seine Position alsGeschäftsführer der Carl Zeiss JenaGmbH abgegeben und ist seitdem imRuhestand. Der promovierte Maschinen-bauingenieur blickt zurück auf eine beeindruckende 28 Jahre währende Kar-riere im Unternehmen Carl Zeiss. «Ichhabe die ganz großen Flops vermeidenkönnen», sagt von Falkenhausen undnennt bescheiden auch den Faktor«Glück» als relevanten Teil seiner erfolgs-geprägten Laufbahn.

Der Abschied von dem Unternehmen,das sein Berufsleben geprägt hat, fällt vonFalkenhausen nicht leicht. Für richtig hälter ihn dennoch. «Ich scheide zu einemZeitpunkt aus, an dem viele Themen zueinem guten Abschluss gekommen sindund an dem sich viele Bereiche, die ichverantworte, in guter Form befinden. Undder Abschied wird ja nicht dadurch leich-ter, dass man ihn hinauszögert.» Und sosteht nun ein neuer Lebensabschnitt an,der eine neue Herausforderung bietet.

Damit nach dem erfüllten Arbeits-leben nicht die Langeweile droht, hat von Falkenhausen längst vorgesorgt: Ver-schiedene Ehrenämter und Engagementsbereichern schon jetzt das Leben des

gekommen. «Golf hat mich vom erstenTag an fasziniert», offenbart von Falken-hausen. Wie sehr das Golfspiel ihngepackt hat, zeigt ein Blick auf sein Han-dicap: In nur sechs Jahren hat er sich von54 auf 10 heruntergespielt – ein exzellen-ter Wert. «Wenn ich einen Sport treibe,dann entwickele ich auch einen gewissenEhrgeiz. Ich kann mich gut konzentrierenund habe auch die Ausdauer und Hart-näckigkeit, Dinge zu trainieren, die ande-ren vielleicht schnell langweilig erschei-nen.»

Allerdings birgt das Golfspiel auch einegewisse Gefahr: Die geforderten Drehun-gen und Schlagbewegungen aus demOberkörper heraus sind alles andere alsrückenfreundlich und demnach einebesondere Herausforderung. «Deswegenwerde ich meinen wöchentlichen Trai-ningsrhythmus bei Kieser sicherlich lang-fristig beibehalten», sagt von Falkenhau-sen. «Auch, wenn ich mir vorher jedesMal einen Ruck geben muss.»

Von Falkenhausen lacht leise. Erpflegt einen feinen Humor. Und er lachtüber anfängliche Fehlversuche mit demkleinen weißen Ball. «Beim Golf mussman den Umgang mit Misserfolgen ler-nen», hat er erfahren. «Am Anfang ist mirdas richtig aufs Gemüt geschlagen, wenn

FORTSETZUNG VON SEITE 1

TEXT: STEFANIE BOEWE

«Ich mag das gute Körpergefühl hinterher – und das Wissen,dass ich den inneren Schweinehund wieder überwunden habe.»

Dr. Franz von Falkenhausen Foto: © Carl Zeiss Jena GmbH

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DIALOG / 7

Die Vorteile im Überblick

– gesteigerte Konzentration auf die Übung

– genauere Wahrnehmung der arbeiten-den Muskeln

– höhere Spannung in den arbeitenden Muskelfasern

– höherer Trainingsreiz auf Teilstrecken der Übung

– Ansprechen zusätzlicher / anderer Muskelfasern

– Überwindung stillstehenden Trainingsfortschritts

– geringere Gelenkbelastung

Erinnern Sie sich noch an Ihre ersten Erfahrungen bei Kieser Training?

Kam Ihnen das Trainingstempo anfangs auch so unendlich

langsam vor? 4-2-4 Sekunden: Man glaubt gar nicht, wie lang zehn

Sekunden sein können. Dabei geht es noch langsamer. Nämlich

superlangsam. 10-1-4 Sekunden: Das ist die Richtlinie für ein so

genanntes Super-slow-Training.

Die «Entdeckung der Langsamkeit»Das Super-slow-Training stammt aus denUSA. 1982 suchten die WissenschaftlerBrenda und Ken Hutchins an der Univer-sität von Florida eine Möglichkeit, einsicheres und effizientes Krafttraining fürFrauen mit Osteoporose durchzuführen.Bis zu diesem Zeitpunkt war es allgemeinüblich, im 2-0-4-Rhythmus zu trainieren.Das schnelle Anheben des Gewichteshätte den brüchigen Knochen der älterenDamen jedoch gefährlich werden können.Also verlangsamten die Wissenschaftlerdiese Bewegungsphase. In vorangegange-nen Experimenten zu verschiedenen Trai-ningstempi hatte sich diese Vorgehens-weise als effizient und sicher zugleicherwiesen.

Für wen eignet sich das Super-slow-Training?Grundsätzlich kann jeder nach der Super-slow-Methode trainieren. Unsere In-struktoren empfehlen das Super-slow-Training gerne denjenigen Kunden, diegewohnheitsmäßig zu schnell oder nicht

über den gesamten Bewegungsumfang(Range of Motion = ROM) trainieren.Denn diese Methode ist eine gute Gele-genheit, sich zu zügeln. Sie sind noch ein-mal gezwungen, sich wirklich auf dasTempo und die Übungsausführung zukonzentrieren.

Empfehlenswert ist es auch für die-jenigen, die noch intensiver trainierenmöchten. Durch die betont langsameÜbungsausführung werden jeglicherSchwung und damit jede ungewollteUnterstützung vermieden. Der Trainings-reiz ist intensiver.

Können Sie Ihre Trainingsgewichtenicht mehr steigern? Auch dann bietet dieSuper-slow-Methode eine gute Möglich-keit, diese Stagnationsphase zu überwin-den. Trainieren Sie die betreffendenÜbungen mindestens dreimal mit derSuper-slow-Methode. Danach versuchenSie, ausgehend vom Ursprungsgewicht,das Gewicht im normalen 4-2-4-Rhyth-mus wieder zu steigern.

Besonders interessant ist diese Trai-ningsvariante auch für Personen mit

orthopädischen Vorschäden an denGelenken. Da das Trainingsgewicht beider Super-slow-Methode um etwa 10 bis20 Prozent herabgesetzt wird, ist die Belastung für die Gelenke geringer. DieTrainingsintensität bleibt durch die ver-längerte konzentrische Phase dennochgewährleistet.

Aber Achtung: Das Training imSchneckentempo ist umso schwieriger, jekürzer der durch die Maschine vorgege-bene Bewegungsradius ist: beispielsweisebei der G1 (Schulterheben). Den nuretwa 15 Zentimeter kurzen Hubweg aufzehn Sekunden zu verteilen, erfordertwahrlich Geduld und Konzentration.

Wenn Sie diese Methode einmal aus-probieren möchten, lassen Sie sich vonunseren Instruktoren beraten.

Jetzt mal langsam…

TEXT: ANIKA STEPHAN

Das Super-slow-Training

Maschinen: alle oder ausgewählte Maschinen Ihres Trainingsprogramms

Bewegungstempo: 10-1-4 Sekunden

Übungsdauer: 60 bis 90 Sekunden bis zur lokalen Erschöpfung

Widerstand: 10 bis 20 Prozent unter dem normalen Trainingsgewicht

Steigerung: bei mehr als 90 Sekunden +5 Prozent, bei weniger als 60 Sekunden -5 Prozent

Foto: © Marianne Wiora

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8 / KOLUMNE

MUSKEL-GESCHICHTEN (2)

Bilder, die unter die Haut gehen

dem ersten umfassenden Anatomiewerkder Neuzeit die Funktion von Illustratio-nen, wie sie heute in modernen didak-tischen Tafelbänden selbstverständlichsind. Mit diesem bebilderten Lehrbuchwurden zugleich viele Irrtümer aus derWelt geschaffen, die über Jahrhunderteunkorrigiert überlebt hatten. So etwa dievon Galen vertretene Annahme, dass derMann eine Rippe weniger habe als dieFrau.

Das Universalgenie Leonardo da Vincianalysierte übrigens nicht nur die funk-tionale Anatomie des menschlichen Kör-pers, sondern auch die menschliche Psy-

che. Seine Tagebücher überliefern, dass er seine seelische Verfassung genauestensbeobachtete und sein Leben mit einemselbst aufgestellten Regelkanon diszipli-nierte. Dabei stand auch die körperlicheErtüchtigung auf dem Programm. Unddank seiner akribischen physiognomi-schen Studien wird der Künstler sehrgenau gewusst haben, welche Muskeln erbei seinen Leibesübungen jeweils geradetrainierte.

Kaum ein Buch oder wissenschaftlicher

Artikel erscheint ohne Illustrationen.

Doch Darstellungen der menschlichen

Physiognomie gibt es noch gar nicht so

lange. Leonardo da Vinci entdeckte

den Mensch als System aus Muskeln,

Sehnen und Knochen.

Die Muskeln sind der Motor der mensch-lichen Bewegung. Zu der willentlich steu-erbaren Muskulatur gehören etwa 600Muskeln, die zugleich etwa 40 bis 50 Pro-zent unserer Körpermasse ausmachen.Zwischen der Muskulatur und den Kno-chen dienen Bänder und Sehnen als Ver-bindungselemente. Das Wissen um dasAussehen und die Funktionsweise dieserMuskeln verdanken wir der Anatomie,die als Wissenschaft noch eine verhältnis-mäßig junge Disziplin ist.

Nach einer ersten Hochphase der«alten» Anatomie im dritten Jahrhundertv. Chr. in Alexandria waren es vor allemdie Forschungen des griechischen ArztesGalen (um 129–199), die die europäischeMedizingeschichte prägten. Seine ana-tomischen Studien blieben bis in dieRenaissance vorbildlich und unhinter-fragt, auch wenn Galen wahrscheinlichnie einen Menschen, sondern nur Tiere,insbesondere Affen, Hunde und Schwei-ne, sezierte.

Ein neuer Impuls ging dann von denbildenden Künstlern des 15. und 16. Jahr-hunderts aus, die in ihrem Bestreben, diemenschliche Physiognomie immer realis-tischer darzustellen, auch anatomischeGrundlagenforschung betrieben. Dieseswar nicht ungefährlich, da das Sezierenals heute etabliertes Verfahren der medi-zinischen Forschung von der Kirche zeit-weise unter Strafe verboten war. Hattesich Leonardo da Vinci Anfang des 16.Jahrhunderts noch nachts auf den Fried-hof von Mailand geschlichen, um Leichenzu untersuchen, durften die Mitgliederder Florentiner Malerakademie Ende des

Jahrhunderts schon ganz offiziell an Sek-tionen im nahe gelegenen Hospital teil-nehmen.

Leonardo da Vinci (1452–1519) isteiner der ersten Künstler der Renais-sance, von dem detaillierte anatomischeZeichnungen erhalten sind. In WindsorCastle werden seine berühmten, zwischen1478 und 1518 entstandenen Anatomie-Notizbücher verwahrt, ein Konvolut vonetwa 780 Zeichnungen, die in einer Füllevon Einzelstudien die Mechanik undMotorik des menschlichen Skeletts unddes Muskelapparates untersuchen. DaVinci bediente sich dabei der Technik derMehransichtigkeit und stellt freigelegteOrgane, Muskeln und Knochen aus meh-reren Blickwinkeln dar. Eine um 1510entstandene Zeichnung zeigt neben derSkizze des Knochenaufbaus zweier Füßevier Studien eines menschlichen Torsos,die sich mit der Muskulatur im Schulter-und Nackenbereich befassen. Im Zen-trum der Darstellung stehen dabei derKopfwender (M. sternocleidomastoideus)sowie der obere Teil des Trapezmuskels(M. trapezius), beide sind für die Stützeder Nackenwirbel von zentraler Bedeu-tung.

Mit den anatomischen Studien derKünstler hielten erstmals auch bildlicheDarstellungen Einzug in die wissen-schaftliche Fachliteratur. Andrea Vesal(1514–1564), der Begründer der moder-nen Anatomie, beauftragte Johann Step-han von Kalkar, für sein umfangreichesWerk «De humani corporis fabrica libriseptem» (1543) Abbildungen anzuferti-gen. Diese Kupferstiche übernahmen in

© Bildarchiv Foto Marburg Anatomische Studien zur Muskulatur und zum Knochenbau, Leonardo da Vinci, um 1510, Zeichnung,Windsor Castle, Royal Library (RL 19002v)

TEXT: DR. MILA HORKY’