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Regionale Innovationspolitik: Zielsetzung und Spannungsfelder
Innovative Regionalentwicklung in Europa zwischen Kohäsion und WettbewerbsfähigkeitLeitung: Prof. Dr. KoschatzkyWintersemester 2008/2009
Nicolas Reum
Nebenfächer: VWL, BWL
5. Fachsemester
E-Mail:[email protected]
Svenja Distler
Nebenfächer: VWL, Jura
8. Fachsemester
E-Mail: [email protected]
Regionale Innovationspolitik: Zielsetzungen und Spannungsfelder 2
Gliederung
1. Einleitung2. Theoretische Perspektive – vom linearen zum
interaktiven Innovationsansatz3. Innovationspolitik in den Regionen der EU4. Problembereiche und Lösungsansätze
verschiedener Regionstypen5. Fünf Schlüsselprobleme
Regionale Innovationspolitik: Zielsetzungen und Spannungsfelder 3
Einleitung
Regionalentwicklung heute mehr auf Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtet als früher auf gleichwertige Lebensbedingungen.
Dies spiegelt sich auch in der EU-Regionalpolitik der aktuellen Förderperiode wider
wie lässt sich dieser Umschwung theoretisch erklären, was sind die gewünschten Ziele und woraus ergeben sich Probleme?
Regionale Innovationspolitik: Zielsetzungen und Spannungsfelder 4
Theoretische Perspektive – Vom linearen zum interaktiven Innovationsansatz
Innovation entscheidend für Wirtschaftsentwicklung Wettbewerbsdruck Kürzere Produktlebenszyklen Schnelle Reaktionen auf Kundenwünsche
Wissen im weiten Kontext wird benötigt
Regionale Innovationspolitik: Zielsetzungen und Spannungsfelder 5
Innovation wurde bis vor 20 Jahren als linearer Prozess verstanden Hierarchischer Aufbau (Invention, Innovation, Diffusion) Politische Maßnahmen fokussierten sich auf FuE-
Infrastruktur, finanzielle Unterstützung für Forschung und Technologietransfers
Beschränkung auf Bereitstellung von Wissen, Absorptionskapazitäten der Unternehmen so wenig berücksichtigt wie spezifische Gegebenheiten in den Regionen
Regionale Innovationspolitik: Zielsetzungen und Spannungsfelder 6
Ab Mitte der 80er Jahren Hinwendung zu einem interaktiven Innovationsansatz Innovation Prozess, der nicht von einer bestimmten Hierarchie
ausgeht und Feedback- und Synergieeffekte anerkennt Innovation nicht mehr als das Ergebnis der Arbeit einer einzelnen
Firma
Lernen ist das Herz der Innovation, das Wissen die primäre Ressource. Personengebundenes Wissen („tacit -knowledge“) von großer Bedeutung.
Theorie der Industriedistrikte: Bedeutung von kulturellen und sozialen Faktoren
Ansatz der Regionalen Innovationssysteme (RIS): Prozess des interaktiven Lernens zwischen Firmen und anderen Akteuren von großer Bedeutung
Regionale Innovationspolitik: Zielsetzungen und Spannungsfelder 7
Wichtige Rolle von kulturellen und institutionellen Faktoren, regionalen Identitäten und regionsspezifischen Ansätzen Betonung der Bedeutung der Region Regionale Ebene unterhalb der Staatsebene besonders
geeignet zur Schaffung von Innovationssystemen
Institutionell größte Aufmerksamkeit Faktische Bedeutung von RIS jedoch empirisch
noch umstritten
Regionale Innovationspolitik: Zielsetzungen und Spannungsfelder 8
Innovationspolitik in den Regionen der EU
Innovation und Wettbewerbsfähigkeit sind zentrale Punkte der Regionalentwicklungspolitik geworden Annahme, dass die regionale Entwicklung endogen kreiert
wird.
Auch in der EU Staaten schreitet der Regionalisierungstrend voran Verantwortlichkeiten nicht zentral, sondern an die
jeweiligen Träger in den Regionen abstellen. (Globalisierung, demokratische Legitimation)
Regionale Innovationspolitik: Zielsetzungen und Spannungsfelder 9
Innovationspolitik in den Regionen der EU
Weniger projektorientierte Ansätze (Technologieparks, Forschungszentren)
Endogenes Potenzial einer Region stärken Finanzierungsmaßnahmen Förderung von Technologietransfers Technologiediffusion und –absorption
Quantitative Erhöhung der Aufwendungen für Innovationspolitik 5,5-7,5 % der Strukturgelder in der EU für
Innovationsmaßnahmen
Regionale Innovationspolitik: Zielsetzungen und Spannungsfelder 10
Innovationspolitik in den Regionen der EU
Widerspruch zur Kohäsionspolitik, die eine Angleichung wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit vorsieht?
Neuer Weg zur Kohäsion liegt im Wirtschaftswachstum Erreichen höherer Wachstumspfade der EU als Ganzes Ausschöpfen von Wachstumspotenzialen Benachteiligte Regionen sollen in ihrer Entwicklung
aufholen
Wettbewerbsfähigkeit und Kohäsion sindkomplementär
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Problembereiche und Lösungsansätze verschiedener Regionstypen
Studienbefunde über Determinanten der Innovationsleistung von Regionen: FuE-Aktivitäten, Patentanmeldungen und große
Produktinnovationen in größeren Agglomerationen konzentriert
Diversifizierte oder spezialisierte Regionen vorteilhafter? häufig nur inkrementelle und prozessorientierte
Innovationen in peripheren und altindustrialisierten Regionen
Identifikation von drei Regionstypen
Probleme und Lösungsansätze
Regionale Innovationspolitik: Zielsetzungen und Spannungsfelder 12
Periphere Regionen: organisational thinness Fehlen dynamischer Cluster, keine „kritische Masse“ zur
Bildung Fehlen unterstützender Organisationen Verfügbarkeit von Wissen begrenzt kaum Möglichkeiten zur Absorption
Innovationsaktivitäten schwach ausgeprägt,schlechte Voraussetzungen für Bildung eines RIS
Regionale Innovationspolitik: Zielsetzungen und Spannungsfelder 13
Altindustrialisierte Regionen: lock-in statt zu schwacher zu starke Clusterung überspezialisiert in alten Produktbereichen funktionale lock-ins (zu starre Firmennetzwerke) kognitive lock-ins (zu homogene Wahrnehmung der
Akteure) politische lock-ins (starke, symbiotische Partnerschaften
öffentlicher und privater Akteure
Innovationsfähigkeit gering, zumeist nurinkrementell
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Agglomerationen: fragmentation Innovative Unternehmen, aber keine innovativen
Netzwerke Wissensgenerierung und Wissensanwendung zu stark
getrennt
Innovationspotenzial wird nicht ausgeschöpft
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Quelle: eigene Darstellung nach TÖDTLING u. TRIPPL 2005
Regionale Innovationspolitik: Zielsetzungen und Spannungsfelder 16
Lösungsansätze
Keine universellen Innovationspolitiken für alle Regionstypen
Grundlegende Prinzipien: Alle Akteure eines RIS miteinbeziehen, nicht nur
Unternehmen Nicht nur technologische Aspekte der Innovation
betrachten Mehr Kooperationen eingehen (public-private-
partnerships), weniger diktieren
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Einzelstrategien für
Periphere Regionen Initiierung eines technologischen Aufholprozesses Endogene Potenziale erkennen und ausnutzen Ansiedlung von Unternehmen von außerhalb Ausbau technologische Infrastruktur
Altindustrialisierte Regionen Aufbrechen alter Strukturen und Pfadabhängigkeiten Anregungen zur Annahme neuer Technologien starre Netzwerkstrukturen aufbrechen
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Einzelstrategien für
Fragmentierte Agglomerationen Geringe wirtschaftliche Integration überwinden aufkommende Netzwerke in bestimmten Bereichen
erkennen und fördern Gründungsförderung (Spin-offs) Barrieren zwischen Wissensgenerierung und –anwendung
überwinden, Kooperationen zwischen Universitäten und Unternehmen
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Notwendigkeit von Wettbewerb und Globalisierung
Wettbewerb ursprünglich Managementsprache, aber mittlerweile Wirtschafts- und Politikbegriff
Vergleich von Nationen und Unternehmen problematisch und fehlerhaft (Krugman)
Auf regionaler Ebene: kein Ausstechen der anderen Regionen und mehrere Wege des Wettbewerbs
Wettbewerb Regionen bemühen sich um Investitionen, Ressourcen
aber hierbei sind bevorteilte Regionen erfolgreicher Vergrößerung der Disparitäten
Ärmere Regionen reagieren mit Niedriglohn usw. (kurzfristige Lösungen) oder kopieren wohlhabender Regionen
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Notwendigkeit von Wettbewerb und Globalisierung
Soziale Aspekte wie (soziale) Gerechtigkeit findet man in der EU-Regionalpolitik nur als „catching-up“ Fokus auf die Produktionsseite Vernachlässigung der Nachfrageseite Vernachlässigung weiterer Umverteilungen oder sozialer
Aspekte
Region wird also gleichgesetzt mit einem Produktionssystem
Wettbewerb sollte global stattfinden – Zusammenarbeit auf regionaler Ebene Dabei werden oft außerregionale Beziehungen
vernachlässigt
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Verständnis von Wissen
Bedeutung von „tacit knowlegde“ für Cluster und Agglomerationen Verankert in regionaler Kultur räumliche Nähe
Lokale Orte: Verbreitung von „tacit knowledge“ Globale Netzwerke: Verbreitung von „codified
knowledge“ Howells (2002): Missinterpretation von „tacit
knowledge“ „tacit“ und „codified knowledge“ seien komplementär, nicht absolut „tacit knowledge“ überbewertet um Lokalisierung zu
erklären Übergang ist vielmehr fließend (kostenverbunden)
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Verständnis von Wissen
Wissen und räumliche/geographische Nähe In sozialen Netzwerken profitiert nur ein kleiner Teil vom
vorhanden Wissen Trotzdem gibt es „Lernen“ über Distanz
Region als Agent für Wissen, aber auch als Depot Weitergabe von Wissen und Innovationen Schaffung
von Vorteilen
Auch hier: Regionen schaffen und bewahren Wissen und Innovationen, nicht Unternehmen
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Regionsdefinitionen
Was ist die Region? Keine klaren Grenzen, regionale Interaktionsmuster,
kulturelle und soziale Nähe
Die Region als geschlossene Einheit, isoliert, ohne externen Einfluss kein Wissen von außen?
Region als Analyseeinheit verschiedene Definitionen im Konflikt (geographisch, kulturell, funktional, wirtschaftlich usw.)
Region als gedachtes Konstrukt Politisches Konstrukt versus sozial-kulturelles
Konstrukt der Region Verschiedene Ebenen: oft verschachtelt
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Regionsdefinitionen
Ebene im Zusammenhang mit Innovationen: multidimensional und ineinander übergehend
Politik zu sehr auf Region fixiert Regionale Innovationsstrategien meistens
Versorgung der Innovationsnachfrage durch eigenes Angebot
Besser wäre: Verbindungen der Unternehmen Netwerke bilden und Verdichten auf allen Ebenen
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Technologisch-räumliche Diversifikation
Innere Diversifikation einer Region Innovationen: nur in einigen Gegenden der Region,
die wirtschaftlich dynamisch und mit anderen Ebenen verknüpft sind
Heterogene Verteilung, aber homogene Strategien Meist „top-down“-Betrachtung der Unternehmen,
statt Interaktionen mit Innovationssystemen Nicht alle Unternehmen, Sektoren usw. können
Innovationssysteme gleich nutzen
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Technologisch-räumliche Diversifikation
„Synthetic knowledge“: Industrie Anwendung und neue Kombinationen
„Analytical knowledge“: Naturwissenschaften spielen große Rolle Universitäten
verschiedene Sektoren: traditionell, spezialisiert, skalenintensive usw. verschiedene Arten von Wissen und ihre Grenzen
Weniger entwickelte Regionen: KMUs Meistens haben diese Regionen nicht das Bedürfnis an
Innovationen, wie Förderprogramme bestimmen Traditionelle Unternehmen
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Governance
Regionalpolitik1. Mobilisieren von Netzwerken und Clustern2. Bilden von Private-Public-Partnerships regionale
Entwicklungsbüros3. Öffentlicher Sektor als Partner nicht als Intervention4. Lösungen sollen themenbezogen sein, den regionalen Weg
beachten
Effekt durch Regionalpolitik? Wie messbar? Effekt der vorherigen Umstände?
Qualität der Institutionen versus Quantität dieser Effizienz der neu geschaffenen Institutionen
gegeben? Keine Routine
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Governance
Für Erfolg bräuchten Institutionen langen Zeitraum Entwicklung von „Lobbies“ bestimmte Interessen
werden durchgesetzt Auch hier: Kopieren von erfolgreichen Modellen
anderer Regionen lokale Möglichkeiten? RIS als Idealmodell für jede Region? Genug Platz für regionale Identität, Strategien
usw.? Z.B. Wissen schaffen oder Wissen verbreiten
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Literatur
PELLEGRIN, J. (2007): Regional Innovation Strategies in the EU or A Regionalized EU Innovation Strategy? Conceptual an Empirical Underpinning of the EU Approach, Innovation 20, 203-221
TÖDLING, F.; TRIPPL, M. (2005): One size fits all? Towards a differentiated regional innovation policy approach, Research Policy 34, 1203-1219
UYARRA, E. (2007): Key Dilemmas of Regional Innovation Policy, Innovation 20, 243-261
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Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!!!