76
Regionalpolitik Die Kraft der Regionen Was 15 Jahre Regionalmanagement in Österreich bewirkt haben.

Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

Regionalpolitik

Die Kraft der RegionenWas 15 Jahre Regionalmanagement in Österreich bewirkt haben.

RMÖ Broschüre_20-12.indd 1 10.01.11 15:26

Page 2: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

2

RMÖ Broschüre_OK.indd 2 17.01.11 08:58

Page 3: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

3

Die Kraft der Regionen – der Titel dieser Publikation enthält ein Versprechen: Österreich steht zur Vielfalt seiner Regionen. Diese Viel-falt verdient es, dass man genauer hinsieht. Der Blick gilt der Arbeit jener Menschen, die unsere Regionen mit ihren Initiativen beleben, die Akteure aus Wirtschaft und Politik zusammenbringen, um Leitpro-jekte zu entwickeln, und die zahlreichen Ideen aus der Bevölkerung sammeln, um das Leben in deren unmittelbarer Umgebung besser, lebenswerter zu machen.

Manche sagen: Es wäre vielleicht kostengünstiger für den Staat, wenn sich die Politik auf die großen Städte und ihr Umland konzentrie-ren würde. Die ländlichen Regionen wären nach solchen Ansichten nur noch zweitrangig. Aber für mich ist das nicht der österreichische Weg, das

ist auch nicht der Weg, den die Europäische Union gehen will. Ja, in Österreich haben sich urbane Räume vital und dynamisch entwickelt, und das ist gut so. Und Österreich hat darüber hinaus aber auch Räume, die kleinteiliger, vielfältiger, mitunter besonders reich an Traditionen sind. Menschen in diesen Räumen stellen ganz spezielle Fragen, für die es spezielle Antworten braucht.

Mit dem Beitritt zur EU hat sich Österreich verpflichtet, die Entwicklung seiner Regionen weiter zu fördern. Dafür gibt es spezielle finanzielle Unterstützung aus EU-Mitteln. Das war beim EU-Betritt 1995 so geplant – und in den seither vergangenen 15 Jahren haben die Regional- managements in Österreich tausende Projekte auf den Weg gebracht – von der Ansiedlung von Großbetrieben bis zur Internet-Schulung von Senioren, von kulinarisch interessanten Projekten bis zur maßgeschneiderten Bildung dort, wo sie gebraucht wird. Und besonders schöne Projekte entstehen im Spannungsfeld von Kunst, Landschaft und handwerklichem Können.

Auf den folgenden Seiten wird an Beispielen gezeigt, was Regionalmanagement bewir-ken kann, wenn Gemeinden und Unternehmen, Menschen und öffentliche Stellen, Sozial-partnerorganisationen und Vereine ihre Kräfte für eine Region bündeln. Diese Publikation ist eine Dokumentation von guten Ideen und deren Umsetzung. Sie zeigt, wie die Vielfalt Österreichs gepflegt wird – und dass die Mittel, die dafür eingesetzt werden, gut angelegt sind. Ich wünsche den heimischen Regionalmanagements auch für die weitere Zukunft viel Erfolg in ihrer Rolle als wichtiger Dienstleister in unseren Regionen.

Vorwort

Werner Faymann

Bundeskanzler Werner Faymann

RMÖ Broschüre_OK.indd 3 17.01.11 08:58

Page 4: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

ImpressumVerleger: Bundeskanzleramt

Redaktionsteam: Roland Arbter, Manfred Bruckmoser (BKA), Karl Becker, Evelyn Lukas (RMÖ)

Mitarbeit: Thomas Eder, Edith Vosta (BKA, Bundespressedienst)

Autor: Conrad Seidl

Lektorat: Irene Höltl

Grafische Gestaltung: HÄC-MÄC / Eisenstadt, www.haec-maec.at

Druck: Wograndl Druck

Fotos: Walter Luttenberger www.blende16.at

Seiten 8, 9, 17, 21: RMB – Regionalmanagement Burgenland GmbH www.rmb.at

Seiten 66, 67, 69: »Wie daham« (Seniorenpflegeheim)

Wien, Jänner 2011

ISBN 978-3-86680-192-9

Publikation im Internet: www.bka.gv.at/regionalpolitik, www.rm-austria.at

Gedruckt auf: PhoeniXmotion Xenon 250 / 150 g/m2 – ein Papier mit FSC/PEFC-Zertifikat

RMÖ Broschüre_OK.indd 4 17.01.11 08:58

Page 5: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

Die Kraft der RegionenWas 15 Jahre Regionalmanagement in Österreich bewirkt haben.

Vorwort 3

Auf ein Wort 6

Da draußen wächst etwas 8

Nüsse knacken 12

Kraft aus der Region 14

Der Stein des Anstoßes 18

Ein Flaggschiff für die Region 22

Auch die Stadt liegt auf dem Land 26

Gestatten, ich manage das hier 30

Über den Tälerrand geschaut 33

Zug fährt ab. Bus kommt gleich 38

Raus aus dem rustikalen Eck 42

Lebensraum Industrieregion 46

Sei g’scheit, bleib da 50

Tradition macht schön – und gesund 54

Zum Fressen gern 56

Den Kuchen teilen 62

Ich bin neu hier 64

Die Alten sind hier ganz schön jung 66

Visionen für Regionen 70

Glossar und Adressen 72

RMÖ Broschüre_OK.indd 5 17.01.11 08:58

Page 6: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

6

Auf ein WortOft sind es Kleinigkeiten, die die Regionalmanager anstoßen – und damit große Projekte in Gang bringen. Ein andermal große Konzepte, die auf die regionale Ebene heruntergebrochen und mit den lokalen Akteuren umgesetzt werden. Ein paar Gedanken von Regionalmanagern über ihre Arbeit und ihr Selbstverständnis.

Regionalmanagements sind Techni-sche-Hilfe-Strukturen, Beratungs- und Informationseinrichtungen, Un-terstützungsstrukturen für die EU-Programmumsetzung, Projektum-setzungsorganisationen bis hin zu regionalen Unternehmungen/Unter-nehmensnetzwerken und regionalen Managementzentren.

Mag. Josef Fanninger, Geschäftsführer Regionalmanagement Lungau

Es ist uns gelungen, Energieeffizienz zum Thema zu machen. Wenn Efer-ding zu einer Energieeffizienzregion wird, dann gibt das enorme Impulse für den ländlichen Raum.

Franz Tauber, Regionalmanager für kommunale und wirtschaftliche Entwicklung, RMOÖ GmbH, Geschäftsstelle Wels-Eferding

Regionalentwicklung beginnt im Kopf, nicht in der Brieftasche. Na-türlich ist ein Teil unserer Arbeit auch Förderungsmanagement – aber darauf allein kann man keine Ent-wicklung aufbauen.

Daniel Wibmer, Leader Service Tirol

In den Regionalmanagements wird hochengagierte Arbeit für die Ent-wicklung der Region geleistet. Es gibt eine hohe Übereinstimmung der Regionalmanager und Regionalmana-gerinnen und ihrer Mitarbeiterschaft mit der Einrichtung und der Tätigkeit.

Stephan Maurer, Geschäftsführer Regionalmanagement Pongau

Unsere Perspektive ist, gemeinsam mit Sprachkenntnissen grenzüber-schreitende Wirtschaftskenntnisse aufzubauen – für ungarische Schüler als künftige Arbeitnehmer in Öster-reich und für österreichische Schüler als künftige Unternehmer in Ungarn. Oder auch umgekehrt.

Nikolett Raidl, Regionalmanagement Industrieviertel

Viele dieser Projekte sind geprägt von ehrenamtlicher Arbeit und ho-hem persönlichem Einsatz. Im Mit-telpunkt stehen hier die Gemeinden und deren Vertreter. Diese Menschen gestalten ihren Lebensraum, packen mit an, um die Herausforderungen der Zeit zu bewältigen.

Ursula Poindl, Regionalmanagerin, Waldviertel

RMÖ Broschüre_OK.indd 6 17.01.11 08:58

Page 7: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

7

Wir haben die Wertschöpfung in der Alpwirtschaft erhöht – von der Heu-gabel bis zur Besteckgabel.

Franz Rüf, Geschäftsführer Telesis Entwicklungs- und Management GmbH

Wenn wir nur in ein einziges Projekt zur Steigerung der Zukunftschan-cen in Osttirol investieren könnten – welches würde uns am meisten brin-gen? Auch wenn wir diese Frage ge-nau so nicht beantworten müssen, ist sie eine Überlegung wert, denn: Die Mittel, die uns allen zur Verfügung stehen, sind begrenzt, ob es sich um das Engagement Ehrenamtlicher, un-sere eigene Zeit oder Geld handelt. Wir müssen uns auf wenige wichtige Themen konzentrieren.

Gina Streit, Regionsmanagement Osttirol

Regionalmanagement muss als Pro-zess gesehen und entsprechend per-manent an die regionalen Herausfor-derungen angepasst werden. Mit dem vor fünf Jahren eingerichteten Stadt-Umland-Management Wien/Nieder-österreich versuchen wir neue Wege zu gehen:

Es gibt eine klare inhaltliche Fo-kussierung auf die Herausforderun-gen einer Großstadtregion – dem-gemäß keine starre geografische Abgrenzung.

Koordination, Vernetzung als unmit-telbare Aufgabe – es gibt daher eine gute Arbeitsteilung mit anderen Ein-richtungen und keinen Wettbewerb mit anderen Organisationen um Projekte und Fördergelder.

DI Andreas Hacker, Stadt-Umland- Management Wien/Niederösterreich Regionalmanager südliches Wien Umland

Regionalmanagements sind Service-Strukturen mit starker regionaler Verankerung. Sie unterstützen durch Projekt- und Förderberatung, koor-dinieren sektorübergreifende Netz-werke, setzen thematische Impulse zur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr der Regionen gegenüber diesen Ebenen.

Mag. Bettina Golob, Geschäftsführerin Regionalmanagement Kärnten Dienst- leistungs GmbH

RMÖ Broschüre_OK.indd 7 17.01.11 08:58

Page 8: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

8

Da draußen wächst etwas …In 15 Jahren hat das Regionalmanagement Wurzeln geschlagen – und Früchte getragen.

Es gehört zu den Landessitten, die in der bur-genländischen Politik hochgehalten werden, dass man bedeutende Gäste durch das Land führt, um zu zeigen, was die Region zu bieten hat. Nimmt man dazu das Fahrrad, so kann man auch spüren, wie sich das Land stetig ändert – und wie die Beispiele für diese Än-derung auf kleinem Raum beisammenliegen. Eine solche Radtour war auch für den 4. Sep-tember 2010 angesetzt – Landeshauptmann Hans Niessl und sein Stellvertreter Franz Steindl traten selbst in die Pedale, zu Ehren des EU-Regionalkommissars Johannes Hahn. Der kennt als gestandener Österreicher das Burgenland zwar recht gut; aber das, was an Regionalentwicklung hier geschehen ist, das wissen selbst viele Einheimische nicht.

Georg Schachinger weiß es dagegen ganz genau. Er hat sich als Landesbeamter schon mit Regionalmanagement befasst, ehe es den Begriff gegeben hat. Das war, lange bevor der damalige Bundeskanzler Franz Vranitzky un-mittelbar vor dem EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995 den Landeshauptleuten vorge-schlagen hat, mit der Einrichtung von regio-nalen Managements nicht nur den ländlichen Raum zu fördern, sondern auch die geistigen

und finanziellen Mittel von Gemeinden, Län-dern und der EU zum Wohle der Regionen zusammenzuführen.

Damals, in den 1990er-Jahren, be-herrschten die Schlagworte »Landflucht« und »Entindustrialisierung« die Berichte über die peripheren Regionen Österreichs – viele suchten ihr Heil in den Städten oder in deren unmittelbarem Umland, den soge-nannten Speckgürteln. Vorausschauenden Experten und Politikern war aber klar, dass städtische Räume ihre eigenen Probleme ent-wickeln. Dass alte Industrieregionen Raum für neue Entwicklungen bieten. Und dass mit der richtigen Beratung die passenden Part-ner zusammengeführt werden können: »Die Allianz der Willigen aktionsfähig machen«, fasst Wolf Huber vom Bundeskanzleramt die Aufgabe zusammen.

»Wir waren immer Schlusslicht«, erin-nert sich der burgenländische Hofrat an die Zeit vor dem EU-Beitritt – und an Verhand-lungen zum Finanzausgleich, bei denen der burgenländischen Delegation stets beschie-den wurde, sich hinten anzustellen, wenn es um die Verteilung der Mittel gegangen ist: »In der ›Familie Österreich‹ hat die Einstel-lung geherrscht: Es soll alles bleiben, wie es ist. Die Reichen haben gesagt: Wir haben ein-gezahlt, wir wollen auch herausbekommen.« Als Anfang der Neunzigerjahre das erste Mal ein für Regionalpolitik zuständiger EU-Kom-missar – es war Bruce Millan – vom dama-ligen Landeshauptmann Karl Stix durch das Burgenland geführt wurde, da sind zum maß-losen Erstaunen des Gastes noch frei laufende Gänse erschreckt aufgeflattert, wenn einmal ein Auto über die Dorfstraße gekommen ist.

»Nach Jahren, wo wir keine Chance in der ›Familie Österreich‹ bekommen haben, hat uns die EU-Kommission eine Chance ge-geben«, sagt Hofrat Schachinger mit einer

Von links: LH-Stv. Franz Steindl, EU-Kommissar Johannes Hahn, Regionalmanager Burgenland Georg Schachinger, ORF- Moderatorin Gabi Schwarz, LH Hans Niessl.

RMÖ Broschüre_OK.indd 8 17.01.11 08:58

Page 9: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

9

RMÖ Broschüre_OK.indd 9 17.01.11 08:58

Page 10: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

10

Mischung aus Dankbarkeit und Stolz. Dank-barkeit dafür, dass das Burgenland als Ziel-1-Gebiet unmittelbar nach dem EU-Beitritt die bestmögliche Förderung aus den europä-ischen Töpfen für die »Entwicklung und struk-turelle Anpassung von Regionen mit Entwick-lungsrückständen« erhalten hat. Stolz darauf, dass dieses Geld gut angelegt wurde und das Burgenland heute ein Herzeigegebiet des Re-gionalmanagements ist. Nicht nur, aber auch, wenn der heutige Regionalkommissar zu Be-such kommt. 1995, bei Beginn der Ziel-1-För-derungen, hat es im Burgenland 75.000 Ar-beitsplätze gegeben, im Sommer 2010 waren es erstmals mehr als 95.000 Jobs. Zwei Peri-oden lang – von 1995 bis 2006 – erhielt das Burgenland Ziel-1-Förderungen. In der an-schließenden Phasing-Out-Phase von 2007 bis 2013 werden noch einmal mehr als 900 Millionen Euro EU-Mittel in 1600 (teilweise grenzüberschreitende) Projekte investiert. Die

Früchte der EU-Förderung kann man überall im Land sehen, auch wenn die frei laufenden Gänse weniger geworden sein dürften.

War die EU mit ihrem Geldsegen am Neusiedler See von Anfang an willkommen, so gab es am anderen Ende Österreichs an-fangs gewisse Bedenken, erinnert sich der Bürgermeister von St. Anton im Montafon, Rudolf Lerch. Er ist gleichzeitig Repräsentant des »Stand Montafon«, einer bis ins Mittel-alter zurückreichenden Vereinigung der zehn

Montafoner Gemeinden – vielleicht der äl- testen Einrichtung in Europa, die sich mit Regionalmanagement befasst. Sie hat bloß nicht so geheißen – und im Montafon heißt die Regionalmanagement-Organisation nach wie vor Stand Montafon, weil diese Organi-sation ohnehin auch für Forstfonds und Ab-wasserverband zuständig ist und sich die zehn Bürgermeister seit dem Jahr 1864 in monatlichen Abständen zusammensetzen.

»Vor der Leader-Phase hat man im Mon-tafon immer gesagt: ›Oje, die EU! Schenken lassen wir uns von der nix.‹ Aber seit 2000 hat sich gezeigt, dass man Fördermittel lu-krieren kann, wenn man die entsprechende Kofinanzierung aufstellt und dann das macht, was man eigentlich sowieso tun müsste«, sagt Lerch. Und dann eben noch das entscheidende Bisschen mehr. Jetzt sind die Gemeinden wei-ter zusammengerückt, haben ein räumliches

Entwicklungskonzept (zentrale Punkte: Ver-kehr und Tourismus) geschrieben – die Ten-denz sei schon, dass man größere Projekte eben gemeinsam angeht.

Die Weißtanne als Stammbaum

Eines der Leader-Projekte heißt »Bewusst Montafon« und befasst sich mit regionaler Vermarktung lokaler Produkte, als Genuss-region ist sie unter dem Namen »Sura Kees«

Quelle: Regionalmanagement Österreich

Regionalmanagementorganisation

GRUNDSTRUKTUR DER REGIONALMANAGEMENTEINRICHTUNGEN

Zusammenschluss zu regionalen Entwicklungsverbänden

Gemeinde-bund,

Städtebund

Einzel- personen

Unter- nehmen

Sozial- partner

andere regionale Organisa-

tionen

AMS

Gemeinden

RMÖ Broschüre_OK.indd 10 17.01.11 08:58

Page 11: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

11

bekannt: »Landwirtschaft gibt es kaum noch im Haupterwerb, aber wir brauchen sie zur Si-cherung des Lebensraums«, bilanziert Lerch. Regionalmanager Bernhard Maier erläutert, wie man mit einem forstwirtschaftlichen Pro-dukt regionale Identität schaffen kann: »Früher

hat man die Weißtanne nicht so geschätzt, das war immer ein Baum zweiter Wahl. Aber wir haben gezeigt, dass sie sowohl als Bauholz als auch als Möbelholz außergewöhnliche Eigen-schaften, etwa ihre Beständigkeit gegen Säuren und Basen, aufweist.« Vor allem aber kann die einst verschmähte Baumart bei bewusstem Ein-satz in der modernen Vorarlberger Architektur Akzente setzen.

Maier weiß auch, dass man darüber nicht nur reden darf, sondern die Liebe zur Region und ihren Bäumen auch lehren muss: Auf dem Krist-berg hat der Stand Montafon eine Waldschule eingerichtet, in der Schulklassen (aber auch Er-wachsene) mit den Besonderheiten der hiesigen Forstwirtschaft vertraut gemacht werden.

So schlägt das Regionalmanagement Wurzeln. Wobei es nicht immer die Weißtanne sein muss – es können auch Obstbäume sein. Die Streuobstwiesen waren einst charakteris-tisch für das Mostviertel, das seinen Namen eben vom Mostobst hat. Klar, dass man den Most heute mit ausgewählten Früchten und moderner Kellertechnik herstellt, sagt Regi-onalmanager für NÖ-West, Karl Becker, der stolz ist, dass inzwischen sogar das Weinmaga-zin »Falstaff« Mostverkostungen und Most-prämierungen durchführt. Aber dazu müssen erst wieder genügend Mostbäume her. Nach-dem man die anspruchslosen Obstbäume in den vergangenen Jahrzehnten gerodet hat, ist Becker darangegangen, die Mostobstbäume wieder populär zu machen: »Wir mischen uns nicht in die Urproduktion ein, das Regional-management will den Kammern, also in die-sem Fall der Landwirtschaftskammer, auch gar keine Konkurrenz machen. Was wir aber können, ist, bei der Vermarktung zu helfen, Marken aufzubauen, Voraussetzungen zu schaffen für das, was dann als Genussregion funktioniert.« 80.000 Obstbäume hat der Re-gionalverband der Bezirke Amstetten, Melk, Scheibbs und der Statutarstadt Waidhofen an der Ybbs im vergangenen Jahrzehnt pflan-zen lassen – den 80.000sten Baum hat Lan-deshauptmann Erwin Pröll eigenhändig ein-gesetzt. Längst ist das Regionalmanagement durch diese Bäume verwurzelt. Und man sieht es: Die Anstrengungen tragen Früchte.

RMÖ Broschüre_OK.indd 11 17.01.11 08:58

Page 12: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

12

Eigentlich wollte sie gar nicht in die Politik. Eigentlich wollte sie nur sehen, wie die Werk-zeuge der Politik funktionieren. Eigentlich. Aber »eigentlich« war gestern, genauer: im Herbst 2008, als Susanne Idl-Arakelian vom Projektlehrgang »Nüsse knacken – Früchte ernten« gehört hat, den das Regionalmanage-ment Tirol seit dem Jahr 2001 für politik- interessierte Frauen anbietet. Sie ist hingegan-gen, hat gelernt. Und zwar nicht nur, wie Po-litik abstrakt funktioniert. Sondern auch, dass man zugreifen muss, wenn man die Chance bekommt.

Die Chance kam in Form des Bürger-meisters, der ihr einen Platz auf der Gemein-deratsliste anbot: »Ich bin ein Frischling. Im

Oktober 2009 war das Seminar vorbei, im November hat mich der Bürgermeister an-gesprochen, und jetzt bin ich Gemeinderätin und Kulturreferentin der Stadt Lienz.« Sagt es – und lädt ein, doch rasch das Schloss Bruck zu besuchen. Begeistert und begeisternd.

Es ist diese ansteckende Begeisterung, die das Projekt erfolgreich macht. Begonnen hat es aufgrund der Erkenntnis, dass Frauen in der Politik unterrepräsentiert sind: »Die gän-gigen Demokratiekonzepte schließen Frauen zwar nicht explizit aus, de facto fördern sie aber deren Beteiligung nicht immer nachhal-tig und konsequent«, formuliert Elisabeth Stögerer-Schwarz, die Leiterin des Frauenre-ferats in Tirol, akademisch.

Nüsse knackenMitsprache für Bürgerinnen – acht Beispiele, wie Frauen die Früchte politischer Bildung ernten.

Lernte Nüsse knacken – und erntet nun die Früchte in der Politik: Susanne Idl-Arakelian.

RMÖ Broschüre_OK.indd 12 17.01.11 08:58

Page 13: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

13

Was das in der Praxis bedeutet, erklärt Marlies Trenkwalder, Gemeinderätin in der 714-Einwohner-Gemeinde Karrösten: »Auf der einen Seite wissen alle, dass es wichtig ist, die Frauenquote zu erfüllen. Und da werden The-men wie Familie zugeordnet. Aber bei Themen wie Verkehr und Bauwesen hat man uns bedeu-tet, dass wir uns lieber zurückhalten sollen.«

Warum eigentlich? Dass das Lehrgangs-motto »Nüsse knacken« von manchen männ-lichen Beobachtern mit Argwohn und schlecht verhohlener Kastrationsangst betrachtet wird, kommentieren die Teilnehmerinnen mit einem verschmitzten Lächeln. Ja, es geht um das Ein-dringen von Frauen in Bereiche, die männliche Politik über Jahrzehnte als selbstverständlich exklusives Revier betrachtet hat. Und das von den Frauen im Projekt mit gewissem Miss-trauen betrachtet wird. Sie haben generell ein ambivalentes bis sehr distanziertes Verhältnis zur Macht, »Macht wurde eher als etwas Ne-gatives eingeschätzt, häufig verbunden mit Ei-telkeiten und (Macht-)Missbrauch«, heißt es in einem Projektbericht.

»Ich wollte erst einmal hören, wo sich an-dere Frauen durchsetzen«, erzählt Friederike Schmidt, Betriebsratsvorsitzende im Kranken-haus Reutte – und nennt damit einen Nutzen, den das »Nüsse knacken« über den reinen Lernaspekt hinaus anbietet: Da gehe es nicht nur um das von Schmidt und ihrer Außerfer-ner Kollegin Christina Moser geschätzte Kom-munikationstraining, sondern vor allem um den Inhalt der Kommunikation, das Networ-king. Schließlich heißt der zweite Teil des Se-minarthemas ja auch »Früchte ernten«.

»Frauen wollen perfekt sein«, gesteht eine, die die Erntephase erreicht hat, nachdem sie den Lehrgang zweimal absolviert hat: Mar-tina Klauzner ist inzwischen Bürgermeisterin – und hat gelernt, dass es auf Perfektion gar nicht so ankommt, sondern vielmehr auf das Engagement. Das zeigen Frauen ohnehin oft außerhalb der Politik, etwa in Elternvereinen oder in der Kirche – dort werden die Teilneh-merinnen rekrutiert. Nicht alle wollen wirk-lich in die Politik, manchen reicht es schon, ein besseres Weltverständnis zu bekommen, wie

es Karin Deutsch aus Lavant anstrebt; verste-hen will sie auch, warum die Gleichberechti-gung von Frauen in Städten höher ist als bei ihr daheim. Schließlich gibt es auch Trost in dem Projekt: Ursula Euler hat bei einem grenz-überschreitenden Politiklehrgang gelernt, dass die Strukturen, in denen sich die Frauen im be-nachbarten Bayern durchsetzen müssen, nicht viel einfacher sind – und dass man sich da wie dort seinen Platz erkämpfen muss.

Oben: Frauen-Power aus Tirol – Friederike Schmidt, Christina Moser, Ursula Euler, Marlies Trenkwalder, Elisabeth Stögerer-Schwarz.

Links: Bürgermeisterin Martina Klauzner aus Gaimberg (oben) und Karin Deutsch aus Lavant.

RMÖ Broschüre_OK.indd 13 17.01.11 08:58

Page 14: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

14

Kraft aus der RegionLokale Energieproduktion stärkt die Menschen, die mit dieser Energie arbeiten.

Will man fossile Energieträger ausbeu-ten, dann müssen diese zunächst einmal vor-handen sein. Eine Binsenweisheit? Horst Fidl-schuster weist darauf hin, um den Unterschied zu den erneuerbaren Energieträgern hervorzu-heben: »Diese erneuerbaren haben nichts mit dem Vorkommen von Energie, sondern mit dem Vorkommen von Menschen zu tun.« Na-türlich müssen es auch die richtigen Menschen sein, aber dieser Menschenschlag scheint ir-gendwie in der östlichen Steiermark und dem südlichen Burgenland weit verbreitet zu sein. Dort haben in den 1990er-Jahren Dutzende von Häuslbauern selbstgebaute Sonnenkollek-toren auf ihre Dächer geschraubt, um Warm-wasser zu gewinnen. Und sie haben sich aus-getauscht, haben Selbstbaugruppen gegründet – dass Österreich mit rund 400.000 Solaran-lagen und 3,3 Millionen Quadratmetern Kol-lektorfläche eine weltweite Spitzenstellung einnimmt, hat viel mit dieser privaten Initia-tive zu tun.

»Das waren damals ›abgehobene Ver-ruckte‹«, gibt Fidlschuster die Vorurteile wie-der, mit denen die Solarpioniere konfrontiert waren. »Unser Job ist es, die 15 Zentimeter zu schaffen, um diesen Leuten wieder die Bo-denhaftung zu geben« – und diesen Job hat das Regionalmanagement offenbar gut hin-bekommen. Eines der Projekte, die aus den bescheidenen Selbstbaugruppen gewachsen sind, ist das »AEE – Institut für Nachhaltige Technologien« in Gleisdorf. Es unterstützt die breite Markteinführung von thermischen Solaranlagen durch Verbesserungen und Neuentwicklungen von Kollektoren, Anla-genkomponenten und Systemen. Wesentliche Schwerpunkte im Bereich der Komponenten-entwicklung waren bisher verbesserte Flach-kollektoren, Fassadenkollektoren, Kollek-toren aus Polymerwerkstoffen, Parabolrin-nenkollektoren für den Mitteltemperaturbe-reich sowie die Entwicklung von optimierten Wärmespeichern.

Längst aber hat die Fotovoltaik neue Dimensionen der regionalen Energieerzeu-gung eröffnet – und auch hier waren die Oststeirer führend. Hier stand die Idee von Roland Mösl am Anfang: Er entwarf vor beinahe 20 Jahren ein Wohnhaus, das mehr Energie produziert, als es verbraucht, das sogenannte Gemini-Haus. Das Regional-management brachte sieben Unternehmen

RMÖ Broschüre_OK.indd 14 17.01.11 08:58

Page 15: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

15

zusammen, die dieses Haus errichteten – zur Landesausstellung 2001 konnte es vor-gestellt und in Betrieb genommen werden. »Die Förderstelle des Landes hat zunächst gemeint: ›Was wollts denn, Fertigteilhäu-ser gibt’s doch schon!‹«, erinnert sich Fidl-schuster an den mühsamen Beginn. Umso größer sei das Staunen gewesen, als dann erstmals ein Bürogebäude errichtet wurde,

das doppelt so viel Energie erzeugt, wie es verbraucht.

Das Rad nicht neu erfunden

Damit war der Weg vorgegeben: Im freund-lichen Wettstreit – und oft in Kooperation – mit dem burgenländischen Güssing ent-wickelten die Steirer ihre Energieprojekte.

RMÖ Broschüre_OK.indd 15 17.01.11 08:58

Page 16: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

16

Mit der Kraft der Sonne: Fotovoltaik als gestalterisches Architekturelement in der Oststeiermark.

Der südöstliche Winkel Österreichs wurde zu einem Zentrum der Entwicklung erneu-erbarer Energiesysteme. Nicht dass das Rad, in diesem Fall: das Windrad, hätte neu erfun-den werden müssen. Aber man wusste nicht, ob sich Windräder auch im alpinen Bereich einsetzen lassen. Also half das Regionalma-nagement bei einem Forschungsprojekt mit, in dem auf der Sommeralm in der Gemeinde Naintsch erforscht wurde, wie sich Windrä-der verhalten, wenn sie unter extremen Be-dingungen vereisen. Ergebnis: Sie funktio-nieren. Und sie funktionieren auch in Ober-zeiring oder am Feistritzsattel. Das ist gut für die Weiterentwicklung des Sektors, gut auch für die Arbeitsplätze in der Steiermark. Elin in Weiz ist einer der großen Hersteller von Windkraft-Generatoren, 400 Stück pro Jahr gehen allein in den Export.

Energie erweist sich in den letzten Jah-ren als ein Schlüsselthema für das Regional-management, nicht nur im Südosten. So war das Regionalmanagement Linz/Linz-Land, organisiert durch das Regionalmanagement OÖ, im Oktober 2010 auf Studienreise in der Energieregion Weiz-Gleisdorf, eine Region, die mit Linz/Linz-Land vergleichbar ist. Beide Regionen sind von großen Städten beein-flusst und stehen für einen pulsierenden Wirt-schaftsraum. Die Mobilität ist aufgrund der vielen Pendler ein wichtiges Thema – Weiz-Gleisdorf etwa setzt auf E-Bikes und E-Mobi-lität, ein Konzept, das auch für andere Regio-nen adaptiert werden kann.

Wenn es, wie gesagt, menschlich passt. In St. Anton am Arlberg zum Beispiel: Die Tou-rismusgemeinde hat ein eigenes Energieleit-bild entwickelt, »nachdem ich einmal die richtigen Leute zur richtigen Zeit beisam-mengehabt hab«, wie Regionalmanager Da-niel Wibmer mit verschmitztem Lächeln er-zählt. In Reutte hat die Regionalentwick-lung Außerfern (REA) die Expertin Barbara Scheiber von Energie Tirol in eine neu ge-gründete Energieberatungsstelle geholt, um neueste Dämmsysteme, Solaranlagen, um-weltfreundliche und sparsame Heizungen zu empfehlen und Fragen zum Energieausweis zu beantworten. Und Wibmers Heimatstadt

RMÖ Broschüre_OK.indd 16 17.01.11 08:58

Page 17: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

17

Mit der Kraft der Wälder: Biomasse als Energieträger im Bezirk Güssing.

Wörgl hat sich überhaupt das Ziel gesetzt, bis 2025 energieautark zu werden.

Im burgenländischen Güssing ist das schon erreicht, die Stadt versorgt sich schon seit einigen Jahren selbst mit Wärme, Strom und Kraftstoff aus in der Region nachwach-senden Energieträgern. Das 1996 gegrün-dete Europäische Zentrum für Erneuerbare Energien hat die Stadt zur Vorzeige-Kom-mune gemacht, und das Konzept der Ener-

gieautarkie wird nun schrittweise auf den gesamten Bezirk ausgeweitet.

Fidlschuster und seine Kollegen könn-ten stolz den Erfolg feiern, dem sie die ent-scheidenden Impulse gegeben haben. Aber das ist nicht ihre Art, sagt der Steirer: »Un-ser Job ist, zu zeigen, dass gewisse Dinge gehen.« Sie gehen nicht nur – die Energie-projekte sind inzwischen zu Selbstläufern geworden.

RMÖ Broschüre_OK.indd 17 17.01.11 08:58

Page 18: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

18

Der Stein des AnstoßesKulturprojekte stiften Sinn – und geben Arbeit.

RMÖ Broschüre_OK.indd 18 17.01.11 08:58

Page 19: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

19

Dass Ewald Mahorka eines Tages Steine lie-ben würde, das hätte er sich in seinem frü-heren Leben nicht vorstellen können. Da war er Bauarbeiter, als solcher hat man zu Steinen ein eher nüchternes Verhältnis. Auch und gerade wenn man in einer soge-nannten strukturschwachen Region lebt. Seine Heimatstadt Radenthein hat nach Be-ginn des Magnesitabbaus einen wahren Boom erlebt, ist aber dann voll von jeder industriellen Krise erfasst worden. Und der Bauarbeiter Mahorka hat irgendwann einen Arbeitsunfall erlitten. Keine Chance, wieder Arbeit zu finden.

Bis zu jenem Zeitpunkt, an dem am Ortsrand von Radenthein ein geradezu für ihn geschaffen scheinender Arbeitsplatz ent-standen ist. Einer, der mit dem industriellen Wandel der Region viel zu tun hat: Am Ka-ningbach stand nämlich ein ehemaliger In-dustriebetrieb – ein unansehnliches und nutzloses Gebäude, für das Gemeinde, örtli-che Betriebe und Regionalmanagement eine neue Funktion gesucht haben. Die Idee dafür fand sich in der Geschichte. Jahrhunderte-lang war im Umfeld des Kaningbachs Granat abgebaut und zur Bearbeitung in böhmische Schleifereien gebracht worden, die dieser dann verführerisch funkelnd als »Böhmi-scher Granat« verließ. Im Jahr 1909 wurden die Stollen am Laufenberg geschlossen, und um den Radentheiner Granat wurde es still. Aus dieser Geschichte ließe sich doch etwas machen? Und aus dem alten Gebäude auch? Also wurde das Haus teilweise abgerissen, ein neuer Eingangsbereich geschaffen und das Granatium errichtet – ein nur dem Granat gewidmetes Museum.

Hier kommt Herr Mahorka ins Spiel. Genau genommen: Er kommt am Schluss ei-nes Rundgangs durch das Granatium ins Spiel, wenn man glaubt, alles gesehen zu ha-ben. Denn dann lädt Herr Mahorka ein, sich doch selbst als Edelsteinsucher zu versuchen – gleich hinter dem Granatium befindet sich ein Schürfgelände, wo noch tausende der funkelnden Steine darauf warten, entdeckt und gefördert zu werden. Wo genau? Herr Mahorka weiß es. Er führt die Besucher hin, leitet sie an, wie man behutsam klopfen muss, um vielleicht einen der schönen Steine zu fin-den und als Souvenir mit heimzunehmen.

Ja, er liebt diese Steine. Und er liebt die Leute, die, noch geblendet von den Schaustü-cken im Museum, selbst ihr Glück versu-chen. Der Granat, sagt man, ist ja der Stein der Liebe. Aber für Radenthein und seine Menschen ist er mehr: Seit der Anstoß für das (dann im Jahr 2008 eröffnete) Grana- tium erfolgt ist, hat man ein neues Selbstver-ständnis gefunden – und entdeckt, dass der Granat magnetisch wirkt; wenn schon nicht auf Metall, dann auf Touristen. Und Arbeits-plätze schafft er auch.

Das ist ja unverhohlen der Zweck vieler Kultur- und Tourismusprojekte, die vom Re-gionalmanagement angestoßen werden: eine Verbindung zwischen Wirtschaft und Kultur zu schaffen, für Einheimische und Touristen gleichermaßen Werte zu schaffen – und Iden-tität zu stiften. Das geht natürlich auch in viel kleinerem Maßstab – in dem eines Schaufens-ters zum Beispiel. Das war ein Projekt des Re-gionalmanagements Oberösterreich, verwirk-licht in der Mühlviertler Gemeinde Pregarten: Sie brachte im Sommer 2010 die Künstlerin Stephanie Senge mit den Gewerbetreibenden zusammen, um diese zu eigenem künstleri-schen Gestalten zu animieren – und die Anre-gungen dafür in der traditionellen japanischen Blumensteckkunst, dem Ikebana, zu suchen. Viele haben den Kopf geschüttelt – und fan-den es später schade, dass sie nicht mitge-macht haben. Denn die Teilnehmer des Pro-jektes haben die Impulse der Künstlerin

Linke Seite: Das Granatium lockt in ein ehemaliges Industrieareal, das als Kulturstätte zum Tou-ristenmagneten geworden ist.

Lebensinhalt Granat: Ewald Mahorka erklärt Regionalma-nagerin Bettina Golob die Kraft der Steine.

RMÖ Broschüre_OK.indd 19 17.01.11 08:58

Page 20: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

20

aufgegriffen und aus modernen Materialien moderne Zunftzeichen für ihr Gewerbe in der Formensprache des Ikebana geschaffen. Je-weils für ein Schaufenster, einen Sommer lang. Bei der Tankstelle von Birgit Singer fiel das Er-gebnis so spektakulär aus, dass es bis auf wei-teres die Tankstelle ziert. Die Sache erregte großes Aufsehen, sie wurde auf der Ortsbild-messe in Schmidham präsentiert, sie brachte Pregarten auf die Kulturseiten der Zeitungen – und den Betrieben mehr Kunden.

Wobei Pregarten in dieser Hinsicht schon gewisse Erfahrung hat: Hier hat man das Lehnerhaus, ein ehemaliges Wirtshaus, zu einem Heimathaus umgebaut, in dem der Kameradschaftsbund auf die Künstlergruppe Cart trifft. Spannend und befruchtend.

Auf Spannung setzt auch das Regional-management Industrieviertel, das im Jahr 2011 sein Viertelsfestival »Industrie-Utopie« in Zusammenarbeit mit der Landesausstel-lung »Römerland Carnuntum« veranstalten wird. Und im benachbarten Mostviertel gab es im Jahr davor die Ausstellung »Donau – Fluch und Segen«, die 2010 im niederöster-reichischen Ardagger und in der oberöster-reichischen Gemeinde Ennshafen veranstaltet wurde: Hier gab es für mehr als 40.000 Be-sucher einen Überblick, wie der mächtige Strom die Landschaft gestaltet hat, ihr Reich-tum verschafft – und diesen bei vielen Über-schwemmungen wieder genommen hat. »Wir haben mit dieser Ausstellung und den vielen Begleitveranstaltungen die Menschen aus Oberösterreich und Niederösterreich noch näher zusammengebracht, gerade auch, um die zukünftige wirtschaftliche Entwick-lung in dieser Region zu fördern«, resümiert der oberösterreichische Landeshauptmann-Stellvertreter Franz Hiesl.

Natur und Tourismus wurden auch im Wald von Markt Neuhodis im Naturpark Ge-schriebenstein-Írottko miteinander verbunden: »Das Konzept eines barrierefreien Baumwip-felpfads, auf dem auch Blinde, sehbeeinträch-tigte Personen oder Rollstuhlfahrer die Natur hautnah erleben können, ist hierzulande ein-malig«, sagt Hubert Reschl, der selbst im Roll-stuhl sitzt und die Perspektive von Menschen mit Behinderung gut kennt: Es sei ein im besten Sinne aussichtsreiches Projekt – gerade weil es

RMÖ Broschüre_OK.indd 20 17.01.11 08:59

Page 21: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

21

sich auch an Blinde wendet. Dafür konnte er sich »auch von nirgendwo Anleihen holen – alle unsere Ideen mussten wir selber entwi-ckeln und umsetzen«. Gemeinsam mit dem Blindenverband, einer Blindenschule und ei-ner Sozialschule hat das Regionalmanage-ment Burgenland in jahrelanger, detaillierter Vorbereitung ein eigenes Programm für diese besondere Zielgruppe entworfen.

Speziell den sehbeeinträchtigten Besu-chern ist beispielsweise ein kleiner Tierpark mit geschnitzten Holzfiguren gewidmet. Vom Wildschwein, Hirsch, Fuchs und Ha-sen bis zu einigen Spechtarten sind die Tiere des Waldes in Form naturgetreuer Skulptu-ren vertreten. Alle Stationen sind ausführ-lich in Brailleschrift beschildert, blinde Be-sucher erhalten zudem einen MP3-Player, mittels dessen Informationen zum Lebens-raum der Pflanzen und Tiere akustisch zur Verfügung gestellt werden. Die nötigen Ei-

genmittel für die Errichtung des behinder-tengerechten Baumwipfelpfads mussten vom Verein des Naturparks Neuhodis auf-gebracht werden, doch vergisst Reschl nicht hinzuzufügen: »Sehr geholfen haben uns al-lerdings die Fördermittel, die wir von der Europäischen Union sowie von Bund und Land lukrieren konnten.«

Linke Seite: Moderne Kunst als zeitge-mäßes Zunftzeichen an einer Tankstelle in Pregarten.

Rechte Seite: Naturerlebnis zum Angreifen im Naturpark Geschrieben-stein-Írottko.

RMÖ Broschüre_OK.indd 21 17.01.11 08:59

Page 22: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

22

Das Bild auf der nächsten Seite zeigt kein Schiff. Oder vielleicht doch, im übertragenen Sinne. Was wie der Bug eines mächtigen Kreuzfahrt-schiffs in die Landschaft ragt, bietet immerhin einen luxuriösen Swimmingpool auf dem obers-ten Deck. Verpflegung und Unterkunft, die kei-nen Vergleich mit irgendeiner Cruise-Line zu scheuen brauchen: 160 Betten, 13 Saunen, zwölf Pools. Jede Menge Wasser. Eine Einbettung in die Landschaft, wie man sie sonst nur auf einer Kreuzfahrt in einen Fjord erlebt. Und Spaß.

Dabei kommt Spa nicht von Spaß, sondern heißt einfach »Bad«. Aber was für ein Bad hat man da hingestellt in Kaprun!

Das Tauern Spa sprengt vielerlei Vorstel-lungen von dem, was ein Hallenbad leisten kann. Dass das 89-Millionen-Euro-Projekt zustande gekommen ist, hat viel mit der Er-kenntnis des Regionalmanagements Pinzgau zu tun, dass Regionen Leitprojekte brauchen, die identitätsstiftend sind. Und die regionale Identität von Kaprun und Umgebung war oh-nehin angeknackst, nachdem im November 2000 das größte Seilbahnunglück der öster-reichischen Geschichte den Pinzgauer Ort ge-troffen hat. Im ersten Schock fragte man sich, ob überhaupt je wieder Touristen nach Ka-prun kommen würden.

Natürlich, sie kommen wieder. Aber das ist nicht alles. Salzburgs Landeshaupt-mannstellvertreter Wilfried Haslauer hat es so formuliert: »Man kann 100 Millionen Euro in ein Projekt wie das Tauern Spa Ka-prun investieren. Aber es müssen auch die Einheimischen etwas davon haben. Denn sie müssen ja auch die Belastungen des Touris-mus mittragen.« Diese bekommt der Tou-rist üblicherweise gar nicht mit, sieht nicht, dass er Mitverursacher des Problems ist: mehr Verkehr – das eben ist er, der Frem-denverkehr. Höhere Grundstückspreise – die steigen so nebenher, kein Tourist fragt danach. Und er fragt auch nicht danach, ob die Einrichtungen, die er da nutzt, für irgendjemanden anderen gut sind, wenn er wieder abgereist sein wird.

Das Regionalmanagement muss aber genau diese Fragen stellen – und dafür sor-gen, dass es ein Angebot gibt, das den Ein-heimischen nicht nur über den Umweg ei-nes allgemeinen regionalen Wirtschafts-wachstums nutzt. Beim Tauern Spa Kaprun ist genau das gelungen: Statt vieler kleiner Schwimmbäder, die jede Gemeinde teuer zu stehen kommen, hat man ein Großpro-jekt errichtet, das der Bevölkerung ebenso wie dem Tourismus nutzt – und das ein

Ein Flaggschiff für die RegionLeitprojekte, die der Bevölkerung neuen Mut machen – das Beispiel Kaprun.

RMÖ Broschüre_OK.indd 22 17.01.11 08:59

Page 23: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

23

Baudenkmal der Zuversicht darstellt: ein Flaggschiffprojekt, das die Umgebung von Kaprun prägt, das neue Gäste anzieht und ihnen ebenso wie der örtlichen Bevölkerung Erholung verspricht. Ja, sicher: Das geht nicht ohne das neidlose Zusammenwirken der umgebenden Gemeinden. Es geht auch nicht ohne öffentliche Förderung. Aber es bringt die Interessen am richtigen Punkt zu-sammen. Solche Leitbetriebe entstehen in ganz Österreich – und sie schaffen Folgein-vestitionen. Arbeitsplätze, die nicht nur an Bord des Flaggschiffs entstehen, sondern in dutzenden Betrieben der Umgebung.

Es gibt viele derartige Flaggschiffe in Österreich. Das Flaggschiff kann eine weit über die Bezirksgrenzen hinaus bekannte Bä-ckerei sein. Oder eine spezialisierte Molkerei. Gelegentlich auch »nur« ein profiliertes Res-taurant. Und, in ganz großer Dimension, ein Projekt wie das Tauern Spa in Kaprun, das nicht ganz zufällig genau zehn Jahre nach der Katastrophe in der Gletscherbahn fertig geworden ist. Als Orientierung: Ein Flagg-schiff zeigt Flagge. Für die ganze Region.

RMÖ Broschüre_OK.indd 23 17.01.11 08:59

Page 24: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

24

RMÖ Broschüre_OK.indd 24 17.01.11 08:59

Page 25: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

25

RMÖ Broschüre_OK.indd 25 17.01.11 08:59

Page 26: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

26

Mikrokredite sind eine Erfindung für be-nachteiligte Bevölkerungsteile in benach-teiligten Provinzen von Bangladesch und Indien. Entwicklungshelfer könnten eine Menge darüber erzählen. Aber Bernd Gass-ler, der sein Büro im Zentrum von Graz hat? Nun: Er plaudert darüber mit großer Begeis-terung und großem Praxisbezug. Denn was in der Entwicklungszusammenarbeit funk-tioniert und in Ländern der Dritten Welt Kleinstunternehmern die Eröffnung eines bescheidenen Unternehmens ermöglicht, das passt genauso auf Jungunternehmer ohne finanzielle Mittel in Graz. »Wer arbeits-los ist und ein Unternehmen gründen will, tut sich besonders schwer – auch wenn die Idee noch so vielversprechend ist«, schildert Gassler den Grund, warum die erfolgreiche

Idee, für die Muhammad Yunus mit seiner Grameen-Bank im Jahr 2006 den Friedens-nobelpreis bekommen hat, schließlich in die Steiermark geholt wurde: Der Kleinkredit ist als schnelle finanzielle Hilfestellung gedacht. Die Laufzeit beträgt maximal fünf Jahre, die ersten sechs Monate können als rückzah-lungsfrei vereinbart werden, da zahlt auch die öffentliche Hand an den Raten mit.

Es geht dabei nicht um große Summen, typischerweise sind es fünf-, selten sechsstel-lige Eurobeträge, die den Gründern zur Verfü-gung gestellt werden. Wobei die Gründer oft Gründerinnen sind, sagt Gassler mit Hinweis auf Bügelservices, ein Café und ein Teehaus, vielfach von Menschen mit Migrationshin-tergrund geführt, die mit leeren Händen von

Auch die Stadt liegt auf dem LandWie Graz und sein Umland zusammenwachsen.

RMÖ Broschüre_OK.indd 26 17.01.11 08:59

Page 27: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

27

Von links:Erika Fink-Ladenstein, Christa Henker-Dick, Claudia Zenz, Roswitha Zenz.

RMÖ Broschüre_OK.indd 27 17.01.11 08:59

Page 28: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

28

keiner Bank Geld bekämen. Aus dem Mikro-kreditprogramm, »eine Grazer Erfindung, die inzwischen vom Sozialministerium aufgegrif-fen und österreichweit eingeführt wurde«, gibt es jedoch Starthilfe – vorausgesetzt, die hoffnungsfrohen Unternehmer können einen Business-Plan vorlegen.

»Das ist sicher anders hier als in länd-lichen Regionen«, sagt Gassler über die Ar-beit im Regionalmanagement Graz & Graz-Umgebung. Zu seiner »Kundschaft« zählen viele kleine und mittlere Unternehmer. Und viele von ihnen haben ein ähnliches Problem: Sie sind mit der täglichen Arbeit so beschäf-tigt, dass sie mögliche (finanzielle) Hilfestel-lung ungenutzt liegen lassen. »Man muss vie-len direkt nachlaufen, weil sie die Antragstel-lung für viel zu kompliziert halten«, lautet die Erfahrung – und diese Erfahrung hat zur In-stitutionalisierung des Wirtschafts-Frühstücks geführt, bei dem beraten und geholfen wird. Und für das Networking sind solche Treffen auch nicht schlecht.

Gassler selbst bezeichnet sich als über-zeugten Networker, das sei im städtischen Umfeld vielleicht noch wichtiger als in einem anderen Arbeitsbereich. Hier gibt es auch ganz andere Strukturen: auf der einen Seite die Stadt Graz, auf der anderen die 57 Um-landgemeinden – alle mit eigenen Interessen. Dass diese Interessen in manchen Punkten sehr ähnlich (wenn auch unterschiedlich for-muliert) sind, dass sie richtig geordnet zu sehr gut umsetzbaren Programmen werden kön-nen und dass man damit letztlich messbare Erfolge erzielen kann, das erzählt der Regi-onalmanager mit der Bescheidenheit desje-nigen, der das Vermelden der Zielerreichung gerne den Politikern überlässt. Die sind es schließlich auch, die Geld lockermachen müs-sen – etwa bei der Umsetzung des gemeinsam erarbeiteten Verkehrskonzepts: Es ist darauf ausgerichtet, den motorisierten Individualver-kehr noch weiter zurückzudrängen und öf-fentliche Verkehrsverbindungen attraktiver zu machen; der größte Brocken Geld dafür kommt von der Stadt Graz beziehungsweise von den Grazer Verkehrsbetrieben. Wenn das Fahrplansystem funktioniert, dann wird es

weniger Autos geben, die aus dem Süden nach Graz einpendeln, und auch das Einkaufs-zentrum Seiersberg, das am südlichen Gra-zer Stadtrand – nicht zur Freude aller Planer – entstanden ist, soll nach und nach für Be-nutzer von Massenverkehrsmitteln attraktiver werden.

Das Regionalmanagement muss in dich-ten, stadtnahen Räumen stets das Ganze im Auge haben, auf das Verbindende hinweisen und es, wenn möglich, augenfällig machen. In Graz und seinem Umland passiert das bei-spielsweise durch eine Vernetzung der Grün-räume und Parkanlagen: Zusammenhän-gende Grünflächen existieren beispielsweise in den Mur-Auen, die sich als Band entlang der Mur erstrecken. Die Mur-Auen im Grazer Stadtgebiet (vor allem in Puntigam und Liebe-nau) sowie in den angrenzenden Umlandge-meinden (Gössendorf, Feldkirchen) stellen ein Potenzial an Erholungsräumen für die Bevöl-kerung dar, das bisher nur teilweise erschlos-sen ist: »Da ist es uns darum gegangen, die Wege zum Fluss wiederherzustellen, da stellt der Radweg ein Element dar, das Mur-Beach und auch die Murinsel«, erzählt Gassler – und was an der Mur passiert, das wird auch an der Drau genau beobachtet.

Die Drau ist der Fluss, der durch die geografisch nächstgelegene Großstadt fließt, durch Maribor in Slowenien. Und mit Mari-bor verbindet Graz ein Programm der Europä-ischen Territorialen Zusammenarbeit (ETZ) – Ziel des Programmes ist es, die grenzüber-schreitenden wirtschaftlichen, sozialen, kultu-rellen und ökologischen Kontakte im Grenz-raum Österreich/Slowenien zu intensivieren, um die regionale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die regionalen Disparitäten zu vermindern. Was man an der Mur erfolgreich machen kann, kann man meist auch an der Drau umsetzen – nicht nur im engen flussbau-lichen Sinn, sondern auch im übertragenen partnerschaftlichen Sinn. Da gibt es nämlich ein City-Network, in dem die Stadtverwal-tungen eng zusammenarbeiten – und obwohl das Programm zunächst bis 2013 angelegt ist, gibt es schon handfeste Erfolge etwa in Um-weltfragen und bei der Energieoptimierung.

RMÖ Broschüre_OK.indd 28 17.01.11 08:59

Page 29: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

29

RMÖ Broschüre_OK.indd 29 17.01.11 08:59

Page 30: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

30

Was eigentlich arbeitest du, Tante? Man muss nicht Regionalmanagerin sein, um bei dieser Frage in leichte Verlegenheit zu geraten. Die meisten Managerinnen und Manager tun sich ja schwer, so eine Frage kindgerecht zu beant-worten. Die Arbeit des Managers besteht doch darin, eben keine sichtbare Arbeit zu tun, son-dern zu managen und die Arbeit anderer auf den Weg zu bringen – sichtbar sind die Ergeb-nisse, nicht das Arbeiten. »Der Radweg da, zum Beispiel«, hat die Regionalmanagerin Bet-tina Golob, Geschäftsführerin der Regional-management Kärnten Dienstleistungs GmbH, kindgerecht zu erklären versucht: Den habe sie gebaut. Aber die vielen Detailschritte, bis es so weit war, und die vom Regionalmanagement koordiniert wurden, bleiben unsichtbar.

Es ist kein Zufall, dass einem zuerst der-artige touristische Projekte einfallen, wenn man an die Tätigkeit des Regionalmanage-ments denkt: »Bei solchen Projekten wird meistens rasch klar, wer welchen konkreten

Nutzen davon hat, da sind alle rasch dafür«, weiß Karl Becker, der Obmann des Vereins Regionalmanagement Österreich. Schwie-riger werde es, wenn man versuche, Wirt-schaftsprojekte anzustoßen, da gelte es oft, eine Menge Misstrauen auszuräumen, damit sich kein Partner überfordert fühle. Und über-haupt: Sollte das nicht jemand anderer ma-

Gestatten, ich manage das hierDer Regionalmanager im Spannungsfeld von Wirtschaft und Politik.

RMÖ Broschüre_OK.indd 30 17.01.11 08:59

Page 31: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

31

chen als die Regionalmanager? Institutionen gäbe es doch genug.

Ja, die gibt es. Aber dennoch kann das Regionalmanagement Impulse geben, die andere nicht geben können. »Die anschau-lichsten Projekte sind oft die, die am kleins-ten sind«, tastet sich Daniel Wibmer von der Servicestelle Tirol an das Thema heran, »das Land Tirol hat viel in die Breitbandtechnolo-gie investiert, ›Internet für alle‹ gibt es in 98 Prozent des Siedlungsraums – aber es muss eben auch bei den Menschen ankommen. Wir haben betagte Menschen in die Schulen geholt, damit sie lernen, wie man sich einen Fahrplan und eine Zugfahrkarte im Internet holt. Das war übrigens eine Gaudi für die, wieder mal in der Schule zu sitzen.« Solche Initiativen, die ein paar tausend Euro kosten, kämen oft viel unmittelbarer beim Bürger an als große Projekte, die viel mehr Geld und Ar-beitsplätze bewegen.

Auch der Chef des Regionalmanage-ments Oberösterreich (RMOÖ), Wilhelm Pa-tri, übt sich in Bescheidenheit: »Regionalma-nagement heißt, die richtigen Akteure zum richtigen Thema und zur richtigen Zeit zu-sammenzubringen. Das ist nicht so spekta-

kulär. Wir haben zum Beispiel den Qualifi-zierungsverbund ›Regio‹ gegründet, da wer-den zwölf Organisationen der Regional- und Tourismusentwicklung bei der Weiterbil-dung von 340 Mitarbeitern unterstützt. Das ist unheimlich mühsam, aber ohne Öffent-lichkeitswirkung.« Dabei bekommt dieses Bildungsmodell nicht nur maßgeschneiderte fachliche Unterstützung, sondern auch au-ßerordentliche finanzielle Förderung durch Arbeitsmarktservice und Europäischen So-zialfonds. Aber solche umfassend geplanten und durchdachten Initiativen sind über den überschaubaren Kreis der Adressaten hinaus kaum attraktiv – in den Lokalmedien wird lieber darüber berichtet, wenn Schüler ei-nen Schulwald pflanzen. Das haben die Schü-ler der Volksschule Moosbach im Innviertel tatsächlich getan – und sie haben damit den

RMÖ Broschüre_OK.indd 31 17.01.11 08:59

Page 32: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

32

landesweit ausgeschriebenen Preis für Grün-raumgestaltung gewonnen. Die Lokal-medien griffen die Geschichte gerne auf. Ökologie schlägt Ökonomie, jedenfalls in Sympathiewerten.

Dabei ist die Bilanz, die Patri ziehen kann, auch ökonomisch recht herzeigbar: »Aus ei-nem Euro Gemeindebeitrag an die oberöster-reichischen Regionalvereine entstehen durch die Mitarbeit des RMOÖ rund 100 Euro Pro-jektinvestition und rund 50 Euro Fördermit-tel für die oberösterreichischen Teilregionen. Bis 2009 haben die RMOÖ-Regionalmana-ger über 650 Projekte entwickelt, begleitet und beantragt. Aus diesen Projekten ist eine Gesamtinvestitionssumme von 62 Millionen Euro für Oberösterreich entstanden. Für die Projekte werden 29 Millionen Euro Gesamt-fördermittel in die oberösterreichischen Regi-onen geholt.«

Aber vielleicht ist es ja der Mix aus Herz und Hirn, aus der Vernetzung mit den Ge-meinden und dem Gespür für das, was man mit einiger Fantasie umsetzen könnte, was das Regionalmanagement erfolgreich macht.

»Die führenden Köpfe müssen zusam-menpassen«, nennt der Salzburger Michael Payer die Voraussetzung dafür, dass das Re-gionalmanagement bei größeren Projekten überhaupt aktiv werden kann. Im Oberpinz-gau ist das gelungen: Hier ist eine Modell-region für den interkommunalen Steueraus-gleich entstanden – mit dem Anspruch, die gesamte Region als Wirtschaftsstandort zu stärken und gleichzeitig faire Verhältnisse für alle Bürger zu schaffen. In Oberöster-reich hat man ähnliche Ansätze gefunden, ist aber im Detail andere Wege gegangen. Genau genommen: Die Wege unterscheiden sich sogar innerhalb eines Bundeslandes, das die Größe Oberösterreichs besitzt, beträcht-lich – weil die Mentalitäten anders sind, weil die Akteure andere Vorstellungen haben.

Zentral regeln – da geht gar nichts. Für erfolgreiches Regionalmanagement gibt es nämlich keine verbindlichen Regeln, keine patentfähigen Rezepte. Aber eine Einstel-lung, die alle Regionalmanager gemeinsam haben: Sie hören gerne zu. »Wir wachen nicht jeden Tag mit einer neuen Idee auf, die wir unbedingt umsetzen wollen«, beschreibt es der Niederösterreicher Becker, »aber wir sind bereit, alle möglichen Ideen aufzugrei-

RMÖ Broschüre_OK.indd 32 17.01.11 08:59

Page 33: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

33

fen und zu schauen, ob sich daraus vielleicht etwas machen lässt.«

Die Kraft der »spinnerten Idee«

Sein Tiroler Kollege Wibmer nennt es »die Kraft der spinnerten Idee«, die der Regional-manager erkennen müsse. Oft sind die Trä-ger der »spinnerten Idee« nämlich bei den formell zuständigen Institutionen schon ab-geblitzt. Wie gesagt: Es gibt sie ja, die poli-tischen Vertretungen und die Kammerorga-nisationen, die Förderstellen und die Unter-nehmen. »Aber Regionalentwicklung beginnt im Kopf, nicht in der Brieftasche. Natürlich ist ein Teil unserer Arbeit auch Förderungs-management – aber darauf allein kann man keine Entwicklung aufbauen«, sagt Wibmer. Natürlich sind er und seine Kollegen oft mit dem Vorwurf konfrontiert, dass es ohnehin schon viele Doppelgleisigkeiten gibt – und mit dem Regionalmanagement womöglich noch ein schlecht nutzbares Gleis gelegt wird.

Tatsächlich: Regionale Entwicklungen gibt es auch ohne Regionsmanagement – Regionalentwicklung muss man also nicht »machen«. Aber man kann, ja muss Schwer-punkte setzen. Die Regionalmanager sind eine Anlaufstelle für jene, die mit einer Idee oder einem Vorhaben nicht genau wissen, was es braucht, damit daraus ein Projekt wird, das

umgesetzt werden kann. Häufig lassen sich Projekte nicht von Einzelnen umsetzen, son-dern es ist für ein sinnvolles Ergebnis die Zu-sammenarbeit mehrerer notwendig. Damit fallen Projekte oft flach, weil diese Koordina-tion der Interessen und Bedürfnisse der Part-ner in der Projektentwicklung zu aufwändig erscheint – aber genau für diesen Aufwand kann das Regionalmanagement einspringen; und es tut sich dabei auch viel leichter als jeder andere, weil es über lokale Kenntnisse verfügt – und seine Beziehungen, »Netz-werke« sagen die Regionalmanager heutzu-tage lieber, spielen lassen kann.

Mittendrin in diesen Beziehungsge-flechten: die lokalen Politiker. Ohne die Ge-meinden, die mitzahlen und mitbestimmen, würde kaum ein Projekt auf den Weg kom-men. Die Ansätze sind vielfältig – und die Er-gebnisse ebenso: »Das gemeinsame Anliegen ›Verkehr‹ hat die Gemeinden zusammenge-bracht. Und dann hat man entdeckt, dass man auch andere Dinge koordinieren kann«, sagt Franz Rüf, Regionalmanager im Bre-genzerwald. Und er koordiniert mit großem Engagement.

Das also ist die Arbeit, die ein Regional-manager leistet. Nicht kinderleicht zu erklä-ren. Aber an hunderten Beispielen in ganz Österreich bewährt.

RMÖ Broschüre_OK.indd 33 17.01.11 08:59

Page 34: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

34

RMÖ Broschüre_OK.indd 34 17.01.11 08:59

Page 35: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

35

Mauern trennen. Fast immer. Im Montafon aber ist das anders. Die Trockensteinmauern, die hier seit Jahrhunderten parallel durch die Landschaft laufen, verbinden. Sie sind Begrenzungen eines uralten Weges, auf dem Vieh von Tal zu Tal, von Alpe zu Alpe, von Land zu Land getrieben wurde. Es ist eine uralte Technik, nach der die Menschen die Mauern aufgeschichtet haben. Da darf kein Mörtel hinein. Und Erde schon gar nicht – da würden Pflanzen sprießen, die die Mauer über kurz oder lang sprengen würden.

In den vergangenen Jahrzehnten hat-ten sie Gelegenheit dazu. Da ist der Vieh-trieb weniger geworden, die Mauern sind nach und nach verfallen, das Wissen um ih-ren Aufbau und ihre Renovierung vielleicht noch schneller verlorengegangen. Man hat es wieder ausgegraben. Hat gelernt und das

neue alte Wissen angewendet, um die Mau-ern, die einst den Viehtrieb entlang der Via Valtellina erleichtert haben, wieder instand zu setzen. Denn die Via Valtellina – der alte

Weg vom Montafon ins Schweizer Veltlin – ist eines der grenzüberschreitenden Projekte: Bernhard Maier vom Stand Montafon hatte vor allem das Ziel, den alten Weg wiederzu-eröffnen – er ist für Wanderer höchst attrak-tiv. Aber darüber hinaus ging es auch um die kulturgeschichtliche Erforschung der Region – den Menschen, die an dem alten Weg le-ben, wurde rasch bewusst, dass es hier eine gemeinsame Geschichte mit der Schweiz gibt, die interessant genug ist, in Erinnerung behalten zu werden. Und in bescheidenem Maße touristisch genutzt zu werden – grenz-überschreitend mit den Schweizer Partnern.

In Vorarlberg schaut man überhaupt gerne über den Rand der Täler hinaus, das Regionalmanagement hat sich die Pflege der alten alpinen Verbindungswege zur Aufgabe gemacht – und daraus Leader-Projekte ent-

wickelt. Und da geht mit dem Jakobsweg über den Arlberg eine der historischen Ver-bindungen durchs Ländle. Durch die ex-trem schwierige topografische Lage für die

Über den Tälerrand geschautWie Regionen zusammenarbeiten – über Grenzen hinweg.

RMÖ Broschüre_OK.indd 35 17.01.11 09:00

Page 36: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

36

Errichtung von Wegstrecken sind in der Ver-gangenheit einzigartige Bauwerke entstan-den, die durch neue Straßenbauten scheinbar überflüssig geworden sind. »Wege, die ver-binden« ist daher ein Projekt, das dokumen-tieren und wiederbeleben soll. Und die Re-gio Klostertal hat mit »Walking in the Past« Hotspots der Kulturlandschaft katalogisiert und im wahrsten Sinn des Wortes wieder zu-gänglich gemacht – vernetzt wurde einerseits über den Arlberg, andererseits zur schon er-wähnten Via Valtellina. In Gaschurn wurde eine alte Wegeverbindung über das Zeinis-joch hinüber ins Paznauntal wiederentdeckt und wiederbelebt: Dabei ließ sich dokumen-tieren, dass die Talschaften früher in enger Verbindung gestanden sind und sich erst durch die Verkehrserschließung in Richtung der größeren Täler und Zentren auseinan-derentwickelt haben.

Regionalmanagement baut also Brü-cken: geistige und kulturelle Brücken in die Vergangenheit; und ganz handfeste Brücken, die eine historisch gewachsene Nachbar-schaft wieder bewusst machen und verfesti-gen. Das passiert nicht nur im alpinen Raum.

Eines der spektakulärsten und archi-tektonisch anspruchsvollsten Projekte ist die Innbrücke bei Wernstein, der sogenannte Mariensteg. Das von Erhard Kargel entwor-fene Bauwerk ersetzt seit 2006 eine alte Fähr-verbindung, die nach einem tragischen Unfall eingestellt werden musste. Stattdessen gibt es nun den 145 Meter langen Steg für Fußgän-ger und Radfahrer, der nicht nur eine prakti-sche Verbindung mit dem bayerischen Neu-burg darstellt, sondern wegen seiner außer-

gewöhnlichen Eleganz selbst zur Touristenat-traktion geworden ist. Nur ein einziger – auf Neuburger Seite – errichteter Pylon trägt die Brücke. Er ist nadelförmig, 30 Meter hoch und leitet die Zugkräfte über Rückspannseile in den Granitfels ab. Lot- und waagrecht wir-kende Kräfte nehmen Windseile beiderseits der Querträger auf. Schwingungstilger unter dem Gehbelag minimieren Vertikal- und Ho-rizontalschwingungen – wer über die Brücke geht, meint zu schweben. Wobei der oberste oberösterreichische Regionalmanager, Wil-helm Patri, erläutert, dass solche Projekte nicht ohne intensive Zusammenarbeit der be-teiligten Gebietskörperschaften und Gemein-den – in diesem Fall aus Bayern und Ober-österreich – und auch nicht ohne finanzielle Hilfe der EU zustande kämen: Das Projekt wurde zu 50 Prozent aus dem INTERREG IIIA-Programm der Europäischen Union ge-fördert – »es zeigt aber auch, wie wichtig es ist, dass Projekte von der örtlichen Bevölke-rung angenommen werden; dann kann man sie auch nach außen tragen«.

Auch Sprachen bauen Brücken

Und weil wir gerade bei der EU und dem Bauen von Brücken sind: Das Regionalma-nagement baut auch virtuelle, aber sehr trag-fähige Brücken, indem es den Fremdspra-chenunterricht in den Sprachen der Nachbar-länder fördert. Mit unterschiedlichem Erfolg, wie die Regionalmanagerin Ursula Poindl mit einer spitzen Bemerkung einräumt: »Die tschechischen Nachbarn sprechen gut Eng-lisch und Deutsch. Die Österreicher sprechen deutsch. Und der Freigegenstand Tschechisch kommt an vielen Schulen nicht zustande, oft

RMÖ Broschüre_OK.indd 36 17.01.11 09:00

Page 37: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

37

melden sich die Schüler auch bald wieder ab.« Aber das EU-Ziel, dass die EU-Bürger auch die Sprache eines Nachbarlands erler-nen, wird im Waldviertel nach und nach er-reicht werden, davon ist sie überzeugt.

Schließlich gibt es eine Initiative, schon Kindergartenkinder an die tschechische Spra-che heranzuführen – so wie es auf tschechi-scher Seite längst mit der deutschen Sprache passiert. Gemeinsam hat man auch Kurse für die Freiwilligen Feuerwehren abgehalten – damit im Falle eines Falles ohne Verständi-gungsschwierigkeiten auch jenseits der jewei-ligen Grenzen geholfen werden kann. Und in der Handelsakademie in Gmünd gehen die tschechischen Schüler sowieso ein und aus – da kommt Spracherwerb informell zustande.

Was an der Nordgrenze nach und nach in Schwung kommt, wird im Industrievier-tel und im Burgenland schon länger sys- tematisch betrieben. Seit 2002 gibt es etwa im südlichen Niederösterreich eine Sprach- initiative für Ungarisch. Auch hier beginnt der Sprachunterricht – kofinanziert von der EU – mit ungarischsprachigen Kindergärtnerin-nen an zwei Kindergärten mit insgesamt 120 Kindern und wird womöglich gleich an der Volksschule fortgesetzt, obwohl die Fremd-sprache ursprünglich nur für die berufsbil-denden Schulen gedacht war. Inzwischen sind

13 Arbeitsplätze für Ungarisch-Lehrer ent-standen. Wobei Nikolett Raidl, die selbst Ungarisch unterrichtet, darauf hinweist, dass auch die ungarischen Nachbarn schon ein Stück weiter sind: »Deutschunterricht ist dort Standard.« Und er wird auch von ös-terreichischer Seite gefördert: »Wir machen das ja nicht nur, weil wir besonders lieb zu denen sein wollen, sondern weil wir wis-sen: Wenn wir Deutschunterricht unterstüt-zen, dann werden die Schüler zu potenziellen Gästen am Schneeberg und am Semmering«, weist der Regionalmanager für das Indu- strieviertel, Andreas Weiß, auf die Umweg-rentabilität von Bildungsinvestitionen hin. Das hat inzwischen die Landespolitik ver-standen – und dafür internationales Lob be-kommen: »Das Bundesland Niederösterreich rief 2003 die NÖ Sprachoffensive ins Leben, an der mittlerweile mehr als 13.000 Schüle-rinnen und Schüler in ganz Niederösterreich teilnehmen und Tschechisch, Slowakisch und Ungarisch lernen. Weiters entstand 2006 das NÖ Sprach-Kompetenzzentrum. Es stellt eine komplexe und professionelle Informati-onsdrehscheibe für die Wirtschaft, aber auch für die Jugend dar. Um das Image kleinerer Sprachen nachhaltig positiv zu verändern, ist eine kontinuierliche Begegnung mit diesen Sprachen und vor allem mit deren Kulturen und Sprechern auf vielfältige Weise notwen-dig«, heißt es in einem Bericht der EU.

Eine Brücke, die verbindet: der von Erhard Kargel errichtete Mariensteg zwischen Wernstein in Oberösterreich und Neuburg in Bayern.

RMÖ Broschüre_OK.indd 37 17.01.11 09:00

Page 38: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

38

In der Werbung ist die bayerische Gemeinde Aying eine Idylle – Braugasthof und Heimat-haus sind international bekannt. Der Alltag ist ein bisschen anders: Aying am südöstli-chen Rand von München ist geprägt vom Pendelverkehr in die Landeshauptstadt – und wurde daher im Jahr 2010 zu einem Stu-dienobjekt für Pinzgauer Bürgermeister. Re-gionalmanager Michael Payer: »Das Inter- essante an Aying ist für uns Pinzgauer, dass es sich um eine Schlafgemeinde handelt, wie wir sie im Pinzgau etwa in Niedernsill ha-ben, wo ein Großteil der Einwohner nach Zell am See auspendelt.« Wobei Aying etwas hat, was für die Bewohner – und die Besu-cher aus dem Pinzgau – noch interessanter ist als die Bilderbuch-Inszenierung: Aying hat einen Bahnhof, von dem aus die S-Bahn im

20-Minuten-Takt nach München fährt. In 39 Minuten ist man mit der S6 am Marienplatz. Das schafft man mit dem Auto nicht. So et-was wertet den Standort enorm auf – »das ist etwas, was wir für den Pinzgau auch drin-gend bräuchten«, erzählt der Pinzgauer Regi-onalmanager. Aber der Pinzgau muss wieder einmal warten, der ersehnte Pinzgau-Takt auf der S-Bahn wurde auf Eis gelegt. »Dass keine Superbahn im Pinzgau gebaut wird, ist klar«, schreiben die »Salzburger Nachrichten« über das Projekt.

Immerhin gibt es im Salzburgischen die Bahntrassen, es gibt vorbildliche S-Bahn-Ver-bindungen zwischen der Stadt Salzburg und Straßwalchen sowie zwischen Freilassing und Golling – und das Regionalmanagement gibt

Zug fährt ab. Bus kommt gleich.Maßgeschneiderte Verkehrsangebote für die Peripherie.

RMÖ Broschüre_OK.indd 38 17.01.11 09:00

Page 39: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

39

die Hoffnung nicht auf, dass es auch im Pinz-gau gelingt, mehr Stationen und einen dichte-ren Takt auf der ÖBB-Strecke durchzusetzen. Dass die Nebenbahn nach Krimml erhalten geblieben ist, von den Salzburger Lokalbah-nen übernommen wurde und heute als Her-zeigebetrieb funktioniert, das ist ein gutes Bei-spiel dafür, was alles gelingen kann, wenn eine Region – in diesem Fall der Taxenbacher Bür-germeister Franz Wenger – und das Land – in diesem Fall Landeshauptmannstellvertreter Wilfried Haslauer – optimal zusammenwir-ken. Das ist das Grundprinzip beim Regio-nalmanagement: Erfolge sind immer gemein-same Erfolge mit den Kommunen der Region, sie können meist auch nur errungen werden, wenn die Entscheidungsträger gemeinsam an einem Strang ziehen.

Der Strang kann ein Schienenstrang sein – aber es muss nicht immer die Eisenbahn sein. »Klar sagen alle: ›Die eigene Bahn, das ist schon schön, wenn wir die behalten.‹ Aber wenn man die Leute konkret fragt, ob sie die Bahn auch regelmäßig nutzen, dann relativiert sich die Begeisterung rasch. Und wenn man gar auf die Kosten zu sprechen kommt, dann sind die Reihen der Eisenbahnfans schon we-sentlich dünner«, sagt Regionalmanager Karl Becker, der im Mostviertel erlebt, wie die Ei-senbahn-Infrastruktur zusehends ausgedünnt wird. Sorgen macht ihm das allerdings nicht – denn das Mobilitätskonzept für das südliche Mostviertel werde jetzt zügig umgesetzt. Da-für war zuerst eine schwere Entscheidung zu treffen – anders als bei der Schmalspurbahn nach Krimml wurde das Angebot für Kauf

RMÖ Broschüre_OK.indd 39 17.01.11 09:00

Page 40: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

40

Wenn alle an einem Strang ziehen, kann dies einen Schienenstrang ergeben wie im Pinzgau (oben) …

und Betrieb der Ybbstalbahn ausgeschlagen – aus Kostengründen. »Wenn ich diesen Ange-boten zustimmen würde, könnte ich nie wie-der einem Steuerzahler in die Augen schauen«, argumentierte Verkehrslandesrat Johann Heu-ras und erarbeitete mit dem Regionalverband eine Alternative: »Durch die Umsetzung des Mobilitätskonzepts kommt es zu einer Fahr-zeitverkürzung von bis zu 25 Minuten.«

In manchen Fällen ist eben der Zug das richtige Verkehrsmittel – und in ande-ren der Bus. Diese Erfahrung hat man zu-erst in Vorarlberg gemacht: Dort verkehrte von 1902 bis 1980 das Wälderbähnle von Bregenz durch das Tal der Bregenzer Ache bis Bezau. Nach einem Felssturz und ande-ren geologischen Problemen wurde die Bahn (bis auf eine kleine Museumsstrecke) aufge-geben: Die Entwicklung des weit über die Grenzen hinaus als vorbildlich geltenden Konzepts des Wälderbusses war der Start-schuss für die Zusammenarbeit der Gemein-den im Bregenzerwald – und Nukleus für das Regionalmanagement.

Das Verkehrsmittel der Wahl kann al-lerdings auch das Flugzeug sein – und dazu braucht man nicht einmal einen eigenen Flughafen. Wie das geht, erklärt die Regio-nalmanagerin Ursula Poindl: Ihrer Region fehlen noch die Anbindungen an die zentra-len Wirtschaftsräume von Linz und Budweis – wobei gerade Budweis interessant wird, weil der alte militärische Flughafen dort ausgebaut werden soll. Er dürfte den idea-len Anschluss des Waldviertels an das inter-nationale Netz von Fluglinien bieten. Wenn

RMÖ Broschüre_OK.indd 40 17.01.11 09:00

Page 41: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

41

denn auch die anderen Anschlüsse passen – und daran wird eifrig gearbeitet. Seit dem Jahr 2008 gibt es das mit dem Lead-Partner Jihočeská Silva Nortica entwickelte Konzept »Interregionale Mobilität«, das den Bürgern des Waldviertels und jenen der südböhmi-schen Grenzregion umweltfreundliche Ver-kehrsverbindungen bringen soll, auch wenn sich die Bahn mit dem Personenverkehr aus der Fläche zurückzieht. Die laufende Abstim-mung zwischen dem tschechischen und dem österreichischen Planungsbüro ist ein ver-pflichtender Teil der Studie, um ein koordi-niertes, für beide Länder optimales Ergebnis zu erzielen. Auf niederösterreichischer Seite ist beispielsweise das Busangebot bereits aus-gebaut worden, um flächendeckend zu erset-zen, was die Bahn ohnehin nur entlang ei-ner Strecke bieten konnte. In die Planungen werden auch alternative Mobilitätsangebote mit einbezogen, sagt die Regionalmanage-rin: »Fahrgemeinschaften sind bei Jugendli-chen sehr beliebt. Der Verkehrsverbund Ost-region hat dazu eine Webseite mit dem Na-men ›compano‹ geschaffen, auf welcher auch Fahrten von und nach Tschechien gebucht werden können.«

Und wenn gar nichts anderes mehr fährt, gibt es immer noch das Taxi: In mehre-ren Gemeinden gibt es inzwischen Nachtta-xis, die junge Leute zum halben Preis benut-zen können, um unabhängig mobil zu sein.

… oder ein Busnetz wie im Bregenzerwald (links).

RMÖ Broschüre_OK.indd 41 17.01.11 09:00

Page 42: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

42

87 Handwerksbetriebe aus dem Bregenzerwald haben sich zusammengetan …

Man kann nicht ruhig sitzen hier. Nicht weil die Sessel unbequem wären – im Ge-genteil: Diese Sitzgelegenheiten gehören zum Komfortabelsten, was in Österreich gefertigt wird. Aber wenn man einmal Platz genom-men hat, dann fallen einem sofort zwei, drei andere Designerstücke auf, die mindestens so einladend sind.

Also steht man auf, sieht sich um im Werkraum Depot. Das ist zunächst wirklich bloß ein Möbeldepot in der beschaulichen Bregenzerwälder Gemeinde Schwarzenberg. Aber was für eines! Jedes Stück ein Desi-gnerstück. Jedes Stück mit einer Geschichte – der Geschichte einer Partnerschaft zwischen (meist jungen) Designern und (meist altein-gesessenen) Handwerksbetrieben.

»Wir wollten das Handwerk aus dem rustikalen Eck holen«, erklärt Franz Rüf, der Geschäftsführer der Telesis Entwicklungs-

und Management GmbH, der das Regional-management im Bregenzerwald übertragen wurde. Der Bregenzerwald hat neben der Alpwirtschaft eine alte Handwerkstradition, aber gerade das macht anfällig dafür, sich auf mehr oder weniger gepflegten Kitsch zu kon-zentrieren – noch dazu, wenn Touristen im Bregenzerwald eben so etwas erwarten.

Die jungen Handwerker aber woll-ten etwas anderes, Zeitgemäßeres. Sie taten sich mit jungen Designern zusammen. Und sie lernten, sich gemeinsam zu präsentieren – eben im Werkraum Depot in Schwarzenberg. Die alte Lagerhalle wurde inzwischen zu ei-ner Design-Galerie herausgeputzt. Und sie ist gut besucht.

Die Wälder Gemeinde Schwarzenberg bekam damit – neben der Schubertiade – eine zweite Attraktion. Sie ist rasch zu klein geworden, denn es haben sich immer mehr

Raus aus dem rustikalen EckEine Region definiert sich über modernes Design und traditionelles Handwerk.

RMÖ Broschüre_OK.indd 42 17.01.11 09:00

Page 43: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

43

… um im Werkraum Depot modernes Design zu zeigen und den Publikumsgeschmack zu bilden.

RMÖ Broschüre_OK.indd 43 17.01.11 09:00

Page 44: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

44

Besucher der Region eingefunden, um zu se-hen, was modernes Design in perfekter Ver-arbeitung zu bieten hat. Dabei kann man in dieser Galerie gar nichts kaufen. Hier kann man nur schauen, anfassen, probesitzen. Dass das funktioniert, liegt an dem öster-reichweit einzigartigen Konzept.

Entstanden ist es aus einem Leader-Projekt im Jahr 1999: »Das Handwerk aus dem rustikalen Eck zu holen, das hieß da-mals, mit Designern von außen für den All-tag taugliche Einrichtungsgegenstände zu entwerfen und zu entwickeln«, erinnert sich die Kunsthistorikerin Renate Breuss. Sie un-terrichtet auch an der Fachhochschule Dorn-birn Design, und sie hat die Entwicklung des Werkraum Depots über Jahre begleitet. Viel hat sich an dem Konzept auch nicht ge-ändert – außer dass nach recht kurzer Zeit zu den Einrichtungsgegenständen auch an-dere handwerkliche Objekte dazugekom-men sind: Unter den 87 Mitgliedsbetrieben sind inzwischen nicht nur Tischler, Polsterer, Ofenbauer und Bodenleger, sondern auch

Schuhmacher, Installateure, Schlosser, Küfer und sogar Juweliere. Sie alle profitieren von dem Design-Netzwerk und vom allgemeinen Interesse am Design.

»Holzverarbeitung und avantgardis-tische Architektur sind im Bregenzerwald sehr stark verwurzelt, es gibt hier rund 550 Betriebe – und wir haben einige der besten von ihnen gewinnen können«, sagt Breuss, während sie von Designerstück zu Desi- gnerstück führt und einlädt, doch bitte noch einmal Platz zu nehmen. Man tut es, springt aber bald wieder auf, weil das nächste Stück ins Auge springt und man es unbedingt an-fassen und ausprobieren will. Das stand auch am Anfang der Kooperation: Da gab es die alle drei Jahre stattfindende Ausstel-lung »handwerk + form«, die ein lebendi-ges und aktuelles Bild vom Bregenzerwäl-der Handwerk bietet. Da wurden alle ein-gereichten Werkstücke in ehemaligen Werk-stätten (im Keller einer Brauerei, in einer Schmiede, einer Metzgerei, einem Stadl, einer Säge und einer Bäckerei) in Andels-

RMÖ Broschüre_OK.indd 44 17.01.11 09:00

Page 45: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

45

buch ausgestellt. Da sah man das »Mit-wachsmöbel Clip-Clap«, ein Kinderbett mit Schopf, den stapelbaren Hocker »Hippo«, ein »gesundes Bett für kranke Zeiten« – alles Dinge, die in einer Dauerausstellung ih-ren Platz finden sollten.

So wurde im Jahr 2004 ein leerstehen-des Depot in Schwarzenberg als »Werkraum Depot« eingerichtet – und während die Be-treiber noch darüber nachdachten, ob die Bezeichnung »Depot« nicht vielleicht eine Relativierung des edlen Anspruchs darstel-len könnte, haben die Besucher die Ausstel-lung gestürmt. Also blieb man bei der Be-zeichnung. Aber inzwischen ist klar, dass man nicht bei der Location bleiben kann.

Denn der Andrang ist so groß, dass man sich nach einer neuen Bleibe umsehen musste. Genauer: nach einem neuen Bau-platz für eine Ausstellungshalle, denn der Werkraum soll ja auch die neue Vorarlber-ger Architektur repräsentieren. Und so ergab sich der Kontakt zu einem jener Architekten, die das moderne Bild vom Bauen repräsen-tieren. Mit Handwerkern im Bregenzerwald arbeitet der Schweizer Peter Zumthor, selbst gelernter Schreiner, seit dem Bau des Kunst-hauses in Bregenz in den Jahren 1990 bis

1997 zusammen. Viele Betriebe kennt er von seiner Jurytätigkeit bei »handwerk+form«.

Zumthor wurde daher beauftragt, ein permanentes Quartier für den Werkraum zu entwerfen. Die Architektur des neuen Werk-raum-Hauses ist kräftig und einfach. Das Gebäude ist 60 Meter lang und neun Me-ter hoch. Zwei Säulenreihen tragen ein gro-ßes Dach, eingestellt ist eine Halle aus Glas. Auf 700 Quadratmetern soll künftig alles vereint sein, was die Wälder Handwerksbe-triebe brauchen: Informationsmöglichkeiten, Platz für Verwaltung und Schulungen, Vor-träge und Veranstaltungen und natürlich jene Ausstellungsfläche, die in Schwarzenberg zu knapp geworden ist. Also hat der Werkraum mit Unterstützung des Regionalmanagements nach einem geeigneten Standort gesucht und im benachbarten Andelsbuch vorgefühlt, wo man gerne mit dem Bau des Hauses ein neues Zeichen für das Handwerk setzen wollte. Die kalkulierten Baukosten von 2,7 Millionen Euro werden über Förderungen von Europä-ischer Union, Bund, Land Vorarlberg und Re-gion gesichert, eine zusätzliche Finanzierung wird über Sponsoren (Hauptsponsoren sind die Vorarlberger Kraftwerke und die Bregen-zerwälder Raiffeisenbanken) und über die Mitglieder aufgebracht.

RMÖ Broschüre_OK.indd 45 17.01.11 09:00

Page 46: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

46

Lebensraum IndustrieregionWie Lebensqualität und moderne Produktion die Obersteiermark aufwerten.

RMÖ Broschüre_OK.indd 46 17.01.11 09:00

Page 47: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

47

Dies könnte eine Geschichte über eine tou-ristisch reizvolle Landschaft werden. Es wäre eine Erfolgsgeschichte. In dieser Ge-schichte kämen Zimmervermieter vor, die ihre Kleinbetriebe auf Fünf-Sterne-Niveau aufgerüstet haben – und sich über Auslas-tung nicht zu beklagen brauchen. Es käme auch Heinz Reitbauer vor, der Patron vom Steirereck in Wien, der in sein Wirtshaus am Pogusch in die Obersteiermark zurückge-kommen ist und damit nicht nur eine kuli-narische, sondern auch eine touristische Sen-sation ausgelöst hat.

Die Geschichte und die zugehörigen G’schichterln könnte Jochen Werderitsch alle erzählen. Und er tut es auch, wenn man ihn nicht bremst. Und wenn er sich nicht be-sinnt, dass er eigentlich die Geschichte einer Industrieregion erzählen will. Einer Indu-strieregion, die in den 1980er- und 1990er-Jahren für all die Schlagzeilen gut war, die man über den Zusammenbruch der Grund-stoffindustrie damals gerne verbreitet hat. Es hat ja alles gestimmt. Und auch wieder nicht: Denn natürlich ist nicht die gesamte Industrie abgewandert, natürlich sind auch nicht all die hellen Köpfe und produktiven Hände abgewandert.

Werderitsch beschreibt seinen Job so: »Wir koordinieren das regionale Entwick-lungsleitbild und prüfen die Durchführ-barkeit von Projekten. Wie dockt man an Förderprogramme oder an Finanzierun-gen an?« Irgendwie sei das ja ein heilsamer Schock gewesen, als die Verstaatlichte Indu-strie in die Krise geraten ist. Da ist plötzlich die Kleinteiligkeit entdeckt worden, auch die Förderprogramme sind weggegangen vom Gießkannenprinzip, haben qualitativ hochwertige Projekte bevorzugt. Das passt schon wieder in die touristische Geschichte, aber jetzt sind wir im Industriekapitel, re-den nicht von den schönen alten Häusern, die denkmalschutzgerecht in vermietbaren Wohnraum umgewandelt worden sind.

Vielmehr: Wir reden doch davon, gleich werden wir sehen, warum. Aber erst gibt es von Herrn Werderitsch einen Hinweis auf

RMÖ Broschüre_OK.indd 47 17.01.11 09:07

Page 48: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

48

eines der großen europäischen Industriepro-jekte, den Airbus A380. Der kommt zumin-dest teilweise aus der östlichen Obersteier-mark – 85 Systemteile sind es, um genau zu sein, die aus der lokalen Hi-Tech-Industrie kommen. Und über deren sehr gute Substanz schwärmt der Regionalmanager ebenso wie über Reitbauers Küche und die Lebensquali-tät in der Region.

Dann nimmt er eine Karte zur Hand und macht anschaulich, warum das zusammen-hängt: Die alte (und nun wieder neue) Indu-strieregion Obersteiermark liegt ziemlich zen-tral zwischen wichtigen Industrie- und Kul-turräumen. »Die Hard Facts, vom Gleisan-schluss bis zu den kommunalen Förderungen, die müssen natürlich passen. Aber das tun sie an vielen anderen Standorten auch. Aber für einen Investor und noch mehr für einen Ma-nager zählt ja etwas anderes auch: Von hier sind Sie in einer Stunde in der Oper oder im Theater in Graz, in die Staatsoper und das Burgtheater in Wien ist es nicht viel weiter. Wir decken hier in der Region alle Ausbil-dungslevel ab, von der zweisprachigen eng-lisch-deutschen Kleinkinderbetreuung bis zur Montanuniversität in Leoben und der Fach-hochschule in Kapfenberg. Und über die Na-tur braucht man ohnehin nicht viel zu sagen.« Ein Bild – wie jenes auf Seite 46/47 – sagt da ohnehin mehr als 1000 Worte.

Die Gegend ist also als Lebensraum at-traktiv – und weil das Regionalmanagement genau diese Soft Facts herausarbeitet, funkti-onieren auch die Industrie und das Gewerbe wieder. Freilich: Da gibt es noch viele Pro-

bleme – etwa die Überalterung, die im Bezirk Leoben weit höher ist als im österreichischen Schnitt. Aber das ändert sich, wenn sich Be-triebe, die neue Werkstoffe entwickeln und ein-setzen, im Bezirk ansiedeln; die ziehen nämlich vor allem junge Arbeitskräfte an. Dabei geht es für das Regionalmanagement darum, dass das halbwegs koordiniert passiert. Also wurde die »Area M« als Marke der auf neue Mate-rialien ausgerichteten Wirtschaft geschaffen,

Industrielle Arbeitsplätze in einer Region, in der andere Urlaub machen: Die Ober-steiermark bietet eine einzig-artige Vielfalt.

RMÖ Broschüre_OK.indd 48 17.01.11 09:07

Page 49: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

49

»das war ein hartes Stück Arbeit, die Partner zusammenzubringen«, gibt Werderitsch zu. Aber es lohnt sich für alle: Der Industriestand-ort für neue Werkstoffe kann gemeinsam, über Gemeindegrenzen hinweg, vermarktet werden – auch die Förderstandards wurden harmoni-siert, und der Streit darum, wohin man einen neuen Betrieb locken will, wird vermieden. So kann sich die Region darauf konzentrie-ren, das zu sein, was sie immer war: eine der

stärksten Industrieregionen Österreichs, mit einem enormen Innovationspotenzial.

Und, nicht zu vergessen: Das war (auch) eine Geschichte über eine Tourismusregion. Hier liegen Touristenmagneten wie Aflenz Kurort, Spital am Semmering und Mariazell, das allein für 1,5 Millionen Besucher pro Jahr gut ist. In der »Area M« arbeitet und lebt man, wo andere nur zum Urlaub herkommen.

RMÖ Broschüre_OK.indd 49 17.01.11 09:01

Page 50: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

50

Die Kinder sollen es einmal besser haben. Diese löbliche Maxime leitet viele Eltern. Sie verhilft vielen jungen Leuten zu höherer Bil-dung – die Bildungschancen im ländlichen Raum sind in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen.

Die Chancen, einen dieser höheren Bil-dung entsprechenden Arbeitsplatz zu finden, sind aber nicht im gleichen Maß gestiegen. Und die Vorzüge, die das Großstadtleben bietet, sind auch nicht eins zu eins auf das Landleben zu übertragen. Etwa sechseinhalb

Mal zieht jeder Österreicher und jede Öster-reicherin im Leben um – und im Falle junger, gut gebildeter Menschen ist das Muster klar: Es zieht sie in die größeren Städte, allenfalls in deren Umland. Besonders auffällig ist das bei den Familien von Gewerbetreibenden – das Phänomen »Wirtshaussterben« auf dem Land ist nicht zuletzt ein Phänomen der hö-heren Bildung, die die Söhne und Töchter von Gastronomen erwerben. Typisch ist die Geschichte jener Gastwirtsfamilie, deren Sohn sechs Jahre im elterlichen Betrieb gear-beitet hat – wo die Mutter heute noch hofft:

Sei g’scheit, bleib daMaßgeschneiderte Qualifikationen für den ländlichen Raum.

RMÖ Broschüre_OK.indd 50 17.01.11 09:01

Page 51: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

51

»Hier haben die Eltern ihr Herzblut drinnen, es wäre schön, wenn die Kinder draufkom-men, dass das doch was Gutes ist.« Aber der Sohn ist eben auf etwas ganz anderes drauf-gekommen: »Als ich ein Stipendium bekom-men habe, um in Wien Kunst zu studieren, war klar, dass ich dort bleibe.« Ähnlich ging es seinen vier Geschwistern, von denen sogar zwei gastronomisch ausgebildet sind, sich dann aber als Lehrer und Sozialarbeiter wei-tergebildet haben.

Verschärft wird dieses Problem dadurch, dass die Standorte mit den höchsten Bil-dungseinrichtungen – in Österreich mehr als in anderen Ländern – auf die größten Städte und Wirtschaftszentren konzentriert sind. Während sich anderswo das akademische Leben oft in beschaulichen Städten mittlerer Größe abspielt, heißt Studentenleben in Ös-terreich Großstadtleben. Umso lieber bleiben die jungen Leute dort.

Das erleben vielen Familien von Gewer-betreibenden und Landwirten, die unter ih-ren eigenen Kindern keinen Betriebsnachfol-ger finden, weil diese gute Bildung als Berufung zu Höherem empfinden als zur Führung eines Wirtshauses, eines Bauernhofs oder eines Kaufmannsladens. Das Greißler- und Wirtshaussterben auf dem Land ist sichtbares Zeichen eines Braindrains: Die klügsten, bestgebildeten Köpfe verlassen die Regionen und bleiben in den Städten, wo sich ihnen mehr Chancen bieten. Sie gehen damit auch als intellektuelles Potenzial der Region verloren – als Arbeitskräfte und Kon-sumenten sowieso. Tendenziell werden Regi-onen ärmer, wenn gerade die am besten ge-bildeten Bewohner abwandern. Tatsächlich lässt sich an den Karten der Statistik Austria ablesen, dass Akademiker und Pflichtschul-absolventen in verschiedenen Welten leben – nicht nur geistig, sondern auch geografisch: Die Gebiete mit hoher Akademikerquote sind auch jene mit den relativ höheren Ein-kommen.

Aber das ist kein Naturgesetz. Michael Payer vom Regionalmanagement Pinzgau hat die Probe aufs Exempel gemacht und ein-mal nachgerechnet: Tatsächlich bietet seine Region etwa gleich viele Akademikerarbeits-plätze, wie Akademiker aus der Region an-

derswohin abwandern. Es geht also darum, die richtigen Leute anzusprechen, zu halten oder auch neu herzuholen – und die, die es anderswohin zieht, ziehen zu lassen.

Internet für alle

Das kann mit ganz einfachen Mitteln passie-ren: In Tirol hat das Regionalmanagement beispielsweise herausgefunden, dass in den pe-ripheren Regionen die Verbreitung von Inter-netanschlüssen signifikant geringer ist als in den städtischen Bereichen. Und, im Hinblick auf ein steiler werdendes Stadt-Land-Gefälle noch problematischer: Die einfachsten Kennt-nisse des Umgangs mit neuen Medien haben gefehlt. Das aber brauchte man nicht hinzu-

RMÖ Broschüre_OK.indd 51 17.01.11 09:01

Page 52: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

52

nehmen: Mit gezielten Kursen, mit dem Ange-bot von freien Computerzugängen wurde die Zugangsschwelle gesenkt, die Chancengleich-heit auch für jene wieder hergestellt, die sonst womöglich den Anschluss verloren hätten. Der Prospekt zeigt, wie niedrig die Schwelle ist: »Dieser Kurs richtet sich an alle Compu-teranfänger. Besonders an jene, die sich viel-leicht schon gedacht haben: Ein Computer-kurs wäre schon gut, aber ob ich da auch mitkomme? Bei diesem Kurs bestimmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Tempo und auch die Themen! Die kleine Teilnehmer-zahl gewährleistet, dass auf die Bedürfnisse der Einzelnen eingegangen wird.« Ins »vir-tuelle Dorf« ist der Weg nicht weit: Die örtli-che oder regionale Schule unterstützt die Pro-jektumsetzung aktiv, die Beziehung zwischen alten und jungen Menschen wird verbessert.

Regional organisierte, aber landes-weit wirksame Bildungsprojekte wie »Inter-net für alle« in Tirol können tatsächlich in jedem Alter ansetzen – manches Wissen kann

schon im Kindergarten vermittelt werden, an-deres kann noch im Pensionsalter nachgeholt werden: Maßgeschneidertes Wissen verbes-sert in jedem Fall die Lebensqualität in den Regionen.

Einen besonders ambitionierten Ansatz dafür hat man im Mostviertel gefunden: Dort wurde auf Initiative der Stadt Amstetten im Jahr 2007 erhoben, dass das tertiäre (aka-demische) Bildungsangebot im westlichen Mostviertel generell und im Vergleich zu wirt-schaftlich ähnlich starken Regionen im Be-sonderen unterrepräsentiert ist. Und wer hö-here Bildung anstrebt, kommt, wie beschrie-ben, eben oft nicht mehr zurück. Obwohl: Arbeitsplätze für hochqualifizierte Mitarbei-ter gäbe es wohl – ob bei Umdasch, bei Bene oder bei Welser Profile. Das sind Unterneh-men, die wie viele andere auch vor demselben Problem stehen, kaum genügend qualifizierte, dem betrieblichen Bedarf entsprechend aus-gebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Region rekrutieren zu können. Dazu

Q: STATISTIK AUSTRIA,

Volkszählung 2001.

Erstellt am: 1. 10. 2008.

Höchste abgeschlossene Ausbildung 2001: Mit Matura oder höherem Abschluss nach 5-km-Rasterzellen

Zahl der Bevölkerung über 14 Jahremit Matura oder höherem Abschluss

• 500 bis 2.500• 2.501 bis 10.000•10.001bis92.921

Anteil der Bevölkerung mit Matura oder höherem Abschlussan der Bevölkerung über 14 Jahre insgesamt

0,9 bis 18,9 % (= Österreich-Mittel)19,0 bis 50,5 %Zahl der Bevölkerung über 14 Jahre kleiner als 100

RMÖ Broschüre_OK.indd 52 17.01.11 09:01

Page 53: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

53

kommt, dass es für langjährige Beschäftigte nur mit relativ hohem räumlichem und zeit-lichem Aufwand möglich ist, in den Genuss einer erstklassigen Aus- und Weiterbildung zu kommen. Das wiederum lässt die Motivation zur Weiterbildung absinken.

Mit dieser Analyse ging Rosemarie Pich-ler daran, die Zukunftsakademie Mostvier-tel zu gründen. Gezielt klapperte sie alle Ein-richtungen ab, die an der Akademie Interesse haben könnten: Auf der einen Seite holte sie die Gründer-Unternehmen Umdasch, Wel-ser und Bene ins Boot; auf der anderen ge-lang es ihr, Gemeinden und Bildungspartner wie die bestehende Fachhochschule in St. Pöl-ten und den Campus Wieselburg einzubinden. Seit Anfang 2009 können nun Kurse angebo-ten werden, die vor allem Technikern die Soft Skills beibringen, die im Marketing gefragt sind: »Es geht darum, die Methoden für den Dienstleistungsverkauf zu erlernen – also das Problem der Kunden zu erkennen und ihnen eine spezielle Lösung anzubieten«, sagt Hu-bert Poustka, auf dessen Business-Card der Titel »Bildungs-Scout« steht. Die Marktlücke, in die die Zukunftsakademie da gestoßen ist,

hat sich als erstaunlich breit erwiesen: Die be-rufsbegleitenden Kurse und Lehrgänge sind gut gebucht, zu etwa zwei Dritteln werden die Teilnehmer direkt von den Unternehmen ent-sandt. Die restlichen 35 Prozent kommen aus Eigeninitiative – das Angebot ist ja entspre-chend breit und attraktiv. Es reicht von sechs-monatigen Kursen der Green Academy für ökologisches und energieeffizientes Bauen bis zum sechssemestrigen Master-Lehrgang Pre-Production Management.

So ganz nebenbei hat sich der Trend des Braindrains umgekehrt: An die Mostviert-ler Zukunftsakademie kommen auch Studie-rende aus der Universitätsstadt Linz.

RMÖ Broschüre_OK.indd 53 17.01.11 09:01

Page 54: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

54

Das Stichwort fiel am Rande einer EU-Konfe-renz. »Wisst Ihr eigentlich, was es bei Euch an traditionellem Heilwissen gibt?«, wurden die Salzburger gefragt. Sie wussten es nicht, je-denfalls nicht genau. Na ja: Dass man Fich-tenspitzen in Honig legen kann und dieser Honig dann nach zwei Wochen lindernd auf Bronchien und Magen wirkt, das hat man von daheim gewusst. Und dass man gegen Fuß-schweiß Walnussblätter in das Fußbad tun soll, das hatte man auch schon gehört.

Derartiges Wissen geht leicht verloren, man kennt ja heute andere Präparate als die traditionellen Hausmittel. Und diese würden in Vergessenheit geraten, wenn sich das Regi-onalmanagement Pinzgau nicht darum ge-kümmert hätte, dass sie rechtzeitig aufge-schrieben und für alle Zeit aufbewahrt werden. Das klingt nach Heimatromantik, aber das ist es nur zum Teil. Der Zugang war wissenschaftlich, gestützt auf ein Projekt der Paris-Lodron-Universität Salzburg; das Er-gebnis volkstümlich, vermittelt mit einem ge-wissen Augenzwinkern. Und das Ganze hat inzwischen internationale Anerkennung ge-funden: Das Heilwissen der Pinzgauerinnen steht im Verzeichnis des Immateriellen Kul-

turerbes der österreichischen UNESCO-Kom-mission. Erst hat man nur gefragt: »Was gebt Ihr den Kindern, wenn sie Husten haben?« Dann hat man das Wissen geordnet, katalogi-siert, weitergegeben.

Zum Immateriellen Kulturerbe gehört nicht nur die Heilkunde, sondern auch die Schönheitspflege: Seifensieden und Badekos-metik wurden ebenso wiederentdeckt – und wiederbelebt: Denn der Erfahrungsschatz der Saalachtaler Bevölkerung wird inzwischen in einem eigenen Bildungsprojekt aufgearbeitet.

In der Euphorie, mit dem alten Wissen eine neue Ära anstoßen zu können, gründete man einen Verein und begann, große Pläne zu schmieden: Wäre es nicht toll, auch im Saalachtal eine Therme zu haben? Könnte man nicht nach Heilwasser bohren? Die im Jahr 1999 gestellte zweite Frage wurde im Jahr 2001 positiv beantwortet: Da gab es

Tradition macht schön – und gesundWie das Regionalmanagement altes Wissen zugänglich macht.

RMÖ Broschüre_OK.indd 54 17.01.11 09:01

Page 55: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

55

eine erfolgreiche Bohrung. Das warme Heil-wasser hätte man also gehabt – aber man hätte viel Geld in die Hand nehmen müssen, um ein Thermenprojekt umsetzen zu kön-nen, das mit den bestehenden Thermen in erfolgreiche Konkurrenz geschickt hätte werden können.

Also gab man es ein wenig billiger, kon-zentrierte sich auf die Kräuter. Am Anfang stand ein Buch von Karin Buchart: »Die 13 Plagen in den Alpen.« Was ein bisschen altva-terisch klingt, beginnt mit den Pilgerplagen, setzt sich aber rasch mit Snowboarder-, Ma-nager- und Teenager-Plagen fort – eben mit dem Augenzwinkern hinter dem Wissen, dass Hausmittel helfen können, aber auch nicht immer den Doktor ersetzen.

Inzwischen gibt es zwar immer noch keine Therme, aber immerhin eine stets aus-gebuchte Ausbildung zum TEH®-Praktiker: Das Kürzel steht für »Traditionelle Europä-ische Heilkunde«, und das Interesse am tra-ditionellen Wissen ist groß – organisiert wird vom Wifi, die wissenschaftliche Be-treuung kommt von der Universität Graz, die Unterstützung von der Europäischen Union. Denn die Ausbildung ist ein INTER-REG IIIA- und Leader-Projekt. Und sie hat inzwischen ein Aushängeschild: Am Stein-pass ist ein ehemaliges Zollhaus zum Zen-trum der »TEH® Naturwerke« geworden, da kann man im wahrsten Sinne des Wortes hineinschnuppern, was Kräuter für das Wohlbefinden tun können. Da gibt es Trop-fen gegen alle möglichen Wehwehchen und für Wohlbefinden in allen denkbaren Le-benslagen.

Und jede Menge Kosmetik. Die kommt vielfach am besten an, nicht nur in Salzburg. Manches Wissen lässt sich ja übertragen: So bewirbt das Regionalmanagement Vorarl-berg gerne die Naturkosmetik aus dem Bre-genzerwald – ein Schönheitswettbewerb mit Naturprodukten.

RMÖ Broschüre_OK.indd 55 17.01.11 09:01

Page 56: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

56

Samstagvormittag ist das Käsehaus voll. Dass eine ganze Busladung von Feinschme-ckern kommt und sich mit Vorarlberger Bergkäse eindecken will, ist schon ein gutes Zeichen. Ein Zeichen für die Bekanntheit des Käses aus dem Bregenzerwald. Dass der Bus aber aus der Schweiz kommt, dem Land, das man gemeinhin als das Mutterland alpiner Käseerzeugung ansieht, das adelt das Ge-schäft in Andelsbuch – und den Käse aus dem Bregenzerwald.

Es ist nicht lange her, da hätte sich kein Mensch vorstellen können, dass man eigens in diesen Winkel Vorarlbergs fahren würde, um den lokalen Käse zu kosten und ihn mit heimzunehmen. In die Schweiz! Oder auch nach Japan. Es sind Gäste aus aller Welt, die hierherkommen – und dass sie kommen, ist kein Zufall. Denn im Bregenzerwald hat man schon vor Jahren erkannt, dass das Land nicht viel mehr zu bieten hat als Wald und Wiese – aber das in einer Qualität, die an-derswo gesucht wird. Und dann wurde das gezielt vermarktet: Die Käsestraße Bregen-zerwald ist zu einer Marke geworden, die Tourismus und Kultur, Bergbahnen und Bergbauern, Käsemacher und Gasthäuser zu-sammengeführt hat – insgesamt rund 160 Betriebe, die alle irgendwie mit dem Käse der Region zu tun haben.

Geruch und Geschmack des Käses – sie variieren mit dem Alter des Laibes – sind eine solide Basis, sie bilden sozusagen den Kern der Marke. Aber an der Käsestraße hängt viel mehr: Sie hat als Projekt der Regional-entwicklung der gesamten Region eine Iden-tität gegeben. Und diese Identität ist so aus-geprägt, dass die Käsestraße im Jahr 2000 als Beispielsprojekt für Regionalentwicklung auf der Expo in Hannover hergezeigt wurde.

Das Konzept ist einzigartig wie die Landschaft, aus der es kommt. Andererseits: Man kann lernen von den Bregenzerwäl-dern, die ihre Gäste an den Käse heranfüh-

ren und sie so emotionell an die Landschaft binden, aus der er kommt.

Das haben auch andere Regionen er-kannt: Auch in Kärnten geht die Liebe durch den Magen.

Die Kärntner Regionalmanagerin Bettina Golob erinnert sich daran, wie sie vom damaligen Landesrat Georg Wurmitzer engagiert wurde: »Such dir zwei, drei Schwerpunkte, bei denen sich Gastronomie,

Zum Fressen gernWie kulinarische Projekte regionale Identität stiften.

Lernziel Käsekunde – bei Ingo Metzler lernen Touristen und einheimische, was man aus Milch machen kann: Käse natürlich, aber auch Molke-Kosmetik – und sogar ein Molkebier.

RMÖ Broschüre_OK.indd 56 17.01.11 09:01

Page 57: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

57

RMÖ Broschüre_OK.indd 57 17.01.11 09:01

Page 58: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

58

RMÖ Broschüre_OK.indd 58 17.01.11 09:01

Page 59: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

59

Landwirtschaft und Tourismus integrieren lassen.« Das ist leichter gesagt als getan – aber dann fiel der frischgebackenen Regional-managerin ein großer hölzerner Fisch auf, der in Feld am See für die Kärntner Fischzucht wirbt. Mehrmals in der Woche ist sie auf der Fahrt zwischen Klagenfurt und Radenthein an diesem Fisch vorbeigekommen, hat sich kundig gemacht, was es mit der Fischproduk-tion so auf sich hat. Gemeinsam mit dem Re-gionalmanagement haben die Fischzüchter strenge Qualitätskriterien erarbeitet – etwa, was die Besatzdichte der Zuchtteiche angeht oder auch, dass man bei einer naturgerechten Aufzucht keinen flüssigen Sauerstoff zuführen darf. Und schließlich die Geschichte: Früher war die Seeforelle der dominierende Fisch der Region, 20 Kilo schwere Exemplare waren keine Seltenheit. Und außerhalb der Region waren sie so gefragt, dass bereits im 14. Jahr-hundert die Seeforelle vom Stift Millstatt an den kaiserlichen Hof geliefert wurde. Nun: Was einst dem Kaiser geschmeckt hat, müsste doch auch heutzutage dem König Gast in Kärnten munden.

Zwischen der ersten Idee für das Projekt und der vermarktungsreifen Umsetzung als »Kärntna Låxn« lagen vier Jahre: »Es war gar nicht so einfach, die Struktur aufzustellen – und die Anerkennung als Genussregion ist ja auch keine Selbstverständlichkeit gewesen, weil es ja nur vier Zuchtbetriebe sind.« Aber die haben eine Marke entwickelt, die weit über die Fischerei hinaus Identität stiftet.

Karl Becker, Obmann des Vereins Regio-nalmanagement Österreich, könnte ähnliche Projekte dutzendweise aufzählen: In seiner eigenen Heimat schwärmt er vom Birnen-most und von der Ybbstal-Forelle, die we-sentlich kleiner als der Kärntna Låxn ist, aber in ihrer Region ähnlich begehrt ist. »Unser Job ist nicht, in die Urproduktion einzugrei-fen. Aber wir können der Region über das, was man isst und trinkt, ein Gesicht geben.«

Da gilt es, innovative Bauern und inno-vative Unternehmer zusammenzuspannen – zum gemeinsamen Vorteil, wie etwa der Fleischhauer Bernhard Fleischanderl vor-führt. Er hat sich darauf spezialisiert, hoch qualitatives Rindfleisch zu suchen und zu ver-arbeiten. Fündig wurde er im südlichen

RMÖ Broschüre_OK.indd 59 17.01.11 09:01

Page 60: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

60

Waldviertel, wo teilweise noch alte Rinder-rassen wie das Waldviertler Blondvieh gehal-ten werden. Normalerweise bringt ein Stück Schlachtvieh rund 450 Kilo auf die Waage, die von Fleischanderl bevorzugten Ochsen bringen es dagegen nur auf 340 Kilo, die Kal-binnen gar nur auf 300 – aber das gibt ent-sprechend feineres Fleisch, sagt der Experte: »Es geht mir vor allem um die artgerechte Haltung und Fütterung, es gibt auch Züch-tungen aus Fleckvieh und Fleischrassen, die eine optimale Fleischqualität liefern.«

Wobei es ohnehin nie schwierig sei, die besten Stücke jedes Rinds zu verkaufen – da-für gibt es immer Bedarf in der Gastronomie. Aber so ein Ochse besteht ja nicht nur aus Premium-Stücken. Und so hat sich Fleischan-derl auf innovative Rindfleischspezialitäten konzentriert. Gibt’s denn das, Innovationen bei Fleischwaren? Der Meister lächelt und verweist auf die bekannten Saumeisen aus dem Waldviertel. Offenbar hatte noch nie je-mand daran gedacht, Rindfleisch in ähnlicher Form zu verarbeiten. Das Ergebnis sind die deutlich festeren »Ochsenbunkerln«, die we-niger Fett, aber mehr Biss haben als die Sau-meisen – und die inzwischen zu einer gefrag-ten Spezialität im Wiener Feinkosthandel geworden sind.

Die Sache ist nicht nur ein Gewinn für die Feinschmecker, die für solche Innovatio-nen hohe Preise zahlen. Sie lohnt sich spezi-ell auch für die Bauern: Sie bekommen für ihre Rinder mehr Geld, obwohl sie auf ihren Höfen weniger Arbeit und weniger Kosten mit der Aufzucht und Fütterung haben als herkömmliche Betriebe. »Auch wenn wir nur 150 Stück im Jahr verarbeiten können, haben die Bauern eine Abnahmegarantie, sie können ihre Betriebe extensiv im Neben- erwerb bewirtschaften und ersparen sich, Schrot zur Fütterung zuzukaufen.« So ganz nebenbei erschließen sich da neue Märkte: Seit aus den Waldviertler Rindern auch Dau-erwürste – die einzigen aus 100 Prozent Rindfleisch – gemacht werden, interessieren sich Muslime für Fleischanderls Produkte: »So ganz nebenbei haben wir eine Zielgrup-pe, die bisher ziemlich vernachlässigt wurde, für ein eigenständiges Produkt aus unserer Region identifiziert.«

RMÖ Broschüre_OK.indd 60 17.01.11 09:01

Page 61: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

61

RMÖ Broschüre_OK.indd 61 17.01.11 09:02

Page 62: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

62

Man kennt das: Wenn eine Gemeinde einen finanzkräftigen Arbeitgeber an der Angel zu haben glaubt, dann tut sie alles, um diesen Fisch an Land zu ziehen. Natürlich ist damit das eigene Land, der eigene Gemeindegrund gemeint. Das ist nicht viel anders, als wenn Staaten darum werben, dass Großkonzerne sich eben da und nicht anderswo ansiedeln. Denn da geht es um Einnahmen, die einem entgehen, sollte der Investor es vorziehen, sich doch lieber ein paar Kilometer weiter, hinter der (Gemeinde-)Grenze, anzusiedeln.

Den Unternehmern ist ihre komfortable Lage meist nur allzu sehr bewusst: Sie wissen, dass ein Wettbewerb der Standorte letztlich ihnen zugute kommt. Vielleicht lassen sich die politischen Akteure gegeneinander aus-spielen? Vielleicht geht es ja doch noch ein bisschen billiger, mit weniger Auflagen und noch mehr Entgegenkommen von dem, der seinen Standort am dringendsten andienen will? So kommt es zu einem mehr oder weni-ger fröhlichen – aber für die öffentliche Hand jedenfalls teuren – Lizitieren nach unten.

Es geht aber auch anders: In mehreren Regionen Österreichs haben sich einzelne Gemeinden zusammengeschlossen, um sich gemeinsam als Standort zu empfehlen. Sie teilen lieber die Einkünfte, als dass sie sich gegeneinander ausspielen lassen. Im Bezirk Eferding kam die Anregung dazu von der Wirtschaftskammer und der Technologie- und Marketinggesellschaft, erinnert sich der Regionalmanager für Kommunales und Wirtschaft, Franz Tauber: Er war es, der vier Gemeinden dazu gebracht hat, den Kuchen zu teilen.

Er konnte dabei auf Erfahrungen aus Mittersill im Pinzgau zurückgreifen, wo erst-mals in Österreich ein »interkommunaler Steuerausgleich« vereinbart worden ist. Es gibt, das räumt er ein, kaum einen Begriff, der weniger »sexy« klingt – also für das poli-tische Marketing tauglich ist. Wie wäre es stattdessen mit »Gemüsekompetenz«? Hat

auch nicht viel mehr Pfiff? Aber dafür hohe Relevanz in der Region rund um Eferding, die eines der führenden Gemüseanbaugebiete Österreichs ist: Wenn es hier gelingt, von der rein landwirtschaftlichen Betrachtung der Gemüseproduktion wegzukommen, For-schung und Entwicklung zu bündeln und auch die Gastronomie für das zu interessie-ren, was quasi vor der Tür wächst, dann ent-steht daraus ein Mehrwert. Gemüsekompe-tenzzentrum also. Es sind solche Leitbegriffe, die die Entscheidungsträger an einen Tisch bringen. Es sind solche Leitbegriffe, die es der Bevölkerung schmackhaft machen, dass die eigene Gemeinde mögliche Einnahmen mit den Nachbarn teilt – das kommt nämlich in Form von gesenkten Kosten wieder herein.

Im Eferdinger Beispiel heißt das, dass die vier Gemeinden Eferding und Fraham (mit roter Mehrheit) sowie Hinzenbach und Pup-ping (mit ÖVP-Mehrheit) ein gemeinsames Standortentwicklungskonzept erarbeiten. Es betrifft nicht nur betriebliche Flächen, son-dern auch Wohnbau, Freizeitfunktionen, kommunale Infrastruktur, agrarische Flä-chen und damit das Landschaftsbild. Ge-meinsam hat man die Umfahrung von Efer-ding geplant, die ab 2011 errichtet wird, ge-meinsam wird man davon profitieren, wenn sich an dieser Umfahrung Betriebe ansiedeln: Egal, auf welchem Gemeindegebiet die An-siedlung letztlich erfolgt, die Kommunal-steuer aller neuen Betriebe wird aufgeteilt.

Es war eine Entscheidung, die langen Vorlauf gebraucht hat, bevor am Abend des 18. Dezember 2008 in allen vier Gemeinde-räten der entsprechende Beschluss gefallen ist. Aber weil man inzwischen so schön zu-sammenzusitzen gewohnt ist, hat man eine Bürogemeinschaft eingerichtet, in der künftig alle Kommunalverbände der Region sitzen sollen und bis hin zur kommunalen Lohnver-rechnung alles gemeinsam gemacht werden soll. Den Bürgern gefällt es: Für sie sinken nicht nur die Kosten – auch die Behörden-wege werden kürzer.

Den Kuchen teilen …Zusammenarbeit hilft den Gemeinden – und ihren Bürgern.

RMÖ Broschüre_OK.indd 62 17.01.11 09:02

Page 63: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

63

RMÖ Broschüre_OK.indd 63 17.01.11 09:02

Page 64: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

64

Bei Migration denken die meisten an große Wanderungsströme zwischen Ländern oder gar Kontinenten. Tatsächlich aber findet Mi-gration auch auf lokaler Ebene statt – mit starken Auswirkungen.

Die Daten der Statistik Austria machen das für jede einzelne Gemeinde Österreichs nachvollziehbar: So hat etwa die Kärntner

Stadt Wolfsberg im Jahr 2009 erwartbarer-weise den regsten Bevölkerungsaustausch mit der Nachbargemeinde St. Andrä gehabt – aber es sind auch 30 Personen aus Graz zuge-zogen und 113 in die steirische Landeshaupt-stadt übersiedelt. Zum Vergleich: Nur 65 Wolfsberger hat es nach Klagenfurt verschla-gen, 14 nach Villach.

Die Beispiele zeigen: Österreichs Bevöl-kerung ist in Bewegung. Im Schnitt wechselt jeder Österreicher 6,38-mal im Leben seinen Wohnsitz, jede Österreicherin sogar 6,59-mal – was sich durch die höhere Lebenserwartung erklären lässt: Alte Frauen landen eher im Altersheim als alte Männer. Wobei im Schnitt dreieinhalb dieser Wohnungswechsel inner-halb einer Gemeinde oder eines Stadtbezirks

passieren. Nur der Rest zählt wirklich als Bin-nenwanderung, aber das sind auch noch drei Wanderungsbewegungen im österreichischen Durchschnittsleben.

Tatsächlich gibt es nur ganz wenige Ös-terreicher, die ihr Leben lang denselben Wohn-sitz behalten – etwa Bauern auf ihren Höfen oder Kinder, die jung sterben. Wer nicht schon

mit den Eltern einmal umsiedelt, tut das im Erwachsenenalter – mit Häufungen zum Stu-dienbeginn, bei Familiengründung und bei entsprechendem Einkommen in die Umland-gemeinden der Städte. Besonders augenfällig wird das im Umland von Graz, Linz, Salzburg und natürlich Wien. Die Menschen in der Stadtregion erleben Wien und das Umland in Niederösterreich als Ganzes: Sie arbeiten, wohnen, lernen, konsumieren und erholen sich im Ballungsraum. Sie organisieren ihren Alltag über die Stadtgrenze, die ja gleichzei-tig Landesgrenze ist, hinweg. Dennoch wirkt zwischen Stadt und Umland eine Trennlinie – in Politik, Verwaltung, Finanzierung und vie-len organisatorischen Fragen, die den Alltag der Menschen beeinflussen. Mit dem Stadt-Umland-Management setzen die Stadt Wien,

Ich bin neu hier …Migration ist die große Herausforderung für die Regionen.

Wien

Wels

Graz

Linz

Steyr

Krems

Lienz

Liezen

Zwettl

Leoben

LandeckTamsweg

Villach

Bludenz

Bregenz

Oberwart

Dornbirn

Salzburg

Wolfsberg

Amstetten

Feldkirch Innsbruck

St. Pölten

Klagenfurt

Eisenstadt

Zell am See

Braunau am Inn

Kapfenberg

Wr. Neustadt

Q: STATISTIK AUSTRIA, Wanderungsstatistik 2009.Erstellt am: 19. 05. 2010.

Wanderungen 2009nach politischen Bezirken

0 30 60 km

Grenzen der BundesländerGrenzen der politischen Bezirke

Wald, Almen und Ödland

Wanderungssaldo (Binnen- und Außenwanderung)je 1.000 der Bevölkerung

bis -6,0

-5,9 bis -3,0

-2,9 bis -0,1

0,0 bis 2,9

3,0 bis 5,9

6,0 und mehr

Die Österreicher ziehen im Schnitt dreimal im Leben von einer Gemeinde in eine andere.

RMÖ Broschüre_OK.indd 64 17.01.11 09:02

Page 65: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

65

das Land Niederösterreich und die niederös-terreichischen Umlandgemeinden auf regio-nale Zusammenarbeit über die Trennlinie hin-weg – zum Nutzen der Menschen, die in der Stadtregion leben.

Denn Zuwanderung ist nie ganz pro-blemlos – nicht für die Neuankömmlinge und auch nicht für die Gemeinden, in denen sie ihren neuen Wohnsitz aufschlagen. Und kul-turelle Inkompatibilitäten treten keineswegs nur dann auf, wenn die neuen Nachbarn aus fremden Ländern kommen oder einer bisher wenig verbreiteten Glaubensgemeinschaft angehören. Es reicht schon, wenn Städter in

Umlandgemeinden ziehen und früher länd-liche Agrargemeinden zu Schlafstätten für Menschen werden, die ihren eigentlichen Le-bens- und Wirtschaftsmittelpunkt 30 oder auch 50 Kilometer davon entfernt haben.

»Aber eine Region überlebt nur, wenn sie Zuwanderung zulässt«, sagt Andreas Weiß vom Regionalmanagement Industrieviertel. Im Schwarzatal wird ein regionales Integrations-leitbild entworfen. Wenn Regionalmanager und Bürgermeister miteinander untersuchen, was Abwanderung und Alterung der Bevölke-rung langfristig bedeuten, dann setzt sich lang-sam die Erkenntnis durch, »dass es wichtig ist, den Zuzug attraktiver zu machen. Mancher hat plötzlich erkannt, dass es Sinn macht, den einen oder anderen Asylwerber etwas freundlicher

auf zunehmen.« Womöglich ist er nämlich der Nahversorger von morgen.

Also gilt es, sich auf die Zuzügler einzu-stellen. In mehreren Regionen ist man bereits darangegangen, die bestehende alte Bausub-stanz zu erheben – um zu sehen, was man nutz-bar machen kann für Menschen, die ein neues, qualitätsvolles Dach über dem Kopf brauchen. Modernes Leben und Arbeiten stellt an Häu-ser andere Anforderungen als früher. Mehr und mehr zum Teil jahrhundertealte Häuser stehen deshalb leer. Das führt zu einem Verlust der Le-bendigkeit in den Ortskernen, aber auch zu ei-nem Verlust prägender, typischer Bausubstanz.

An der Grenze von Osttirol zu Südtirol läuft beispielsweise ein INTERREG-Projekt von Sil-lian und Umgebung, Tilliach und Villgraten mit der Gemeinde Gsies in Südtirol: Für eine fachgerechte Sanierung und Adaptierung ist mehr als die übliche Bauberatung erforderlich, die Besitzer müssen eingehend über die Mög-lichkeiten, ein altes Gebäude zu sanieren und zu nutzen, beraten werden, damit die alte Sub-stanz so adaptiert werden kann, dass sie mo-dernen Komfort bietet, ohne im wahrsten Sinn des Wortes ihr Gesicht zu verlieren. Ein zwei-ter Schritt ist die Bewusstseinsbildung in der Be-völkerung, dass solche alten Gebäude sehr er-haltenswert sind und gut saniert hervorragende Wohnqualität bieten können. Dann ist es auch nicht mehr schwer, jemanden zu finden, der sich in dem alten Gemäuer wohlfühlen will.

Wien

Wels

Graz

Linz

Steyr

Krems

Lienz

Liezen

Zwettl

Leoben

LandeckTamsweg

Villach

Bludenz

Bregenz

Oberwart

Dornbirn

Salzburg

Wolfsberg

Amstetten

Feldkirch Innsbruck

St. Pölten

Klagenfurt

Eisenstadt

Zell am See

Braunau am Inn

Kapfenberg

Wr. Neustadt

Q: STATISTIK AUSTRIA, Wanderungsstatistik 2009.Erstellt am: 19. 05. 2010.

Wanderungen 2009: Binnenwanderungennach politischen Bezirken

0 30 60 km

Grenzen der BundesländerGrenzen der politischen Bezirke

Wald, Almen und Ödland

Binnenwanderungssaldo (Zuzüge minus Wegzüge innerhalb Österreichs)je 1.000 der Bevölkerung

bis -6,0

-5,9 bis -3,0

-2,9 bis -0,1

0,0 bis 2,9

3,0 bis 5,9

6,0 und mehr

RMÖ Broschüre_OK.indd 65 17.01.11 09:02

Page 66: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

66

Die Alten sind hier ganz schön jungDer demografische Wandel bietet den Regionen neue Chancen für den ländlichen Raum.

RMÖ Broschüre_OK.indd 66 17.01.11 09:02

Page 67: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

67

Es gibt Menschen, die sehen es als bedrohlich an, wenn das Durchschnittsalter in einem be-stimmten Gebiet stetig ansteigt. Hofrat Ge-org Schachinger gehört nicht zu ihnen. Frei-lich kennt der oberste Regionalmanager des Burgenlands jene Prognosen der Statistik Aus-tria, die anschaulich machen, dass es Regionen gibt, die in den nächsten Jahrzehnten weniger und immer ältere Bevölkerung haben werden – und dass die großen Ballungsräume, allen vo-ran Wien, zu den jungen und wachsenden Be-reichen Österreichs gehören werden.

Aber das schreckt ihn nicht. Denn er hat eine Vision: »Das Burgenland könnte der Al-terssitz der Österreicher werden. So könnten

wir der Entleerungstendenz entgegenwirken.« Denn den großen Zug in die Zentralräume könne man nicht aufhalten, der ist eine welt-weite Tendenz. Aber keine Bewegung ohne Ge-genbewegung. Schon heute hat das Burgenland etwas zu bieten, das man gerade in Ballungs-räumen vergeblich sucht: Platz. Platz zum Woh-nen. Platz zum Leben.

Viele Leute kommen als Zweitwohnsit-zer – und bleiben. Viele junge Familien erken-nen, dass man hier billigen Baugrund bekom-men kann – und sie bleiben. »Wir haben eben nicht nur niedrige Löhne hier, sondern auch niedrige Kosten«, nennt Schachinger den ent-scheidenden Standortvorteil, »wir sind doch eigentlich verwöhnt im Burgenland, wir ha-ben große Häuser und große Gärten.« Für alte Leute könnte das allerdings auch einen Schock darstellen, wenn sie eines Tages pflegebedürf-tig werden – »das ist schon ein Umstieg, wenn man aus einem großen Haus in ein kleines Zim-mer in einem Heim umsiedeln muss«. Doch das ist etwas, das sich in eine relativ ferne Zukunft und ein relativ hohes Alter hinausschieben lässt, wenn die Gesundheitsvorsorge, die Infrastruk-tur und die Pflegeangebote passen.

Hier ist die Kommunalpolitik gefordert, das weiß man nicht nur im Burgenland, son-dern auch in einer der Nachbarregionen, der Buckligen Welt. Dort hat das Management der Kleinregion für das Problem einen wissen-schaftlichen Ansatz gesucht – und den Bevöl-kerungswissenschaftler Rainer Münz gefun-den. Der empfiehlt: Wenn man eine Österreich-Karte ansieht, dann solle man am besten den Alpenhauptkamm im Blick haben. Nördlich davon befinden sich all die Gebiete, wo die Be-völkerung wächst – mit den Ausnahmen des nördlichen Wald- und Mühlviertels. Südlich des Alpenhauptkamms schrumpft die Bevölkerung (wiederum mit zwei Ausnahmen, nämlich dem Grazer und dem Klagenfurter Becken).

Und ganz am östlichen Ende, aus der Buckligen Welt, da stammt Münz selbst her: »Meine Großmutter ist aus Krumbach, da habe ich einen Bezug hin – und die Leute einen zu mir.« Daher engagiert sich Münz in dem Pro-jekt, das die Bevölkerungsentwicklung in der

RMÖ Broschüre_OK.indd 67 17.01.11 09:02

Page 68: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

68

Kleinregion und ihre Auswirkungen auf die lo-kale Politik untersucht.

Erster Befund: Die Bevölkerung wird hier auf 20 Jahre hinaus kaum schrumpfen. Aber sie wird einen erheblich höheren Altersschnitt haben.

Für die Bürgermeister heißt das: Sollen die wenigen Kinder zu einem größeren Schulstand-ort pendeln, oder will man lieber Kleinstschu-len erhalten?

Oder: Werden künftig noch Kindergärten gebraucht, und wenn ja: wie viele? Und muss man nicht jetzt schon vorplanen, um für Senio-ren Heime zu schaffen? Oder Tagesheimstätten?

Und: Sind die Senioren nicht in großer Zahl relativ jung und relativ fit? Müsste die Ge-meinde nicht ein Interesse daran haben, dass diese jungen Alten einen Teil ihrer Freizeit in Projekte einbringen, die wiederum der ganzen Gemeinde zugute kommen? Münz: »Wenn eine Gemeinde eine einklassige Volksschule behält, dann gibt es wahrscheinlich einen oder meh-rere pensionierte Lehrer, damit man den Kin-dern Betreuung und Nachhilfe geben kann.«

Gerade in alternden und schrumpfenden Gemeinden wäre es notwendig, Strukturen

für Ehrenämter aufzubauen, auch im Pflegebe-reich: »Wenn es einmal keine Wehrpflicht und keinen Zivildienst gibt, dann muss man sehen, wer die Aufgaben der Zivildiener übernimmt«, sagt Münz.

So könnten etwa junge Alte die Pflege von älteren Alten teilweise übernehmen. Problema-tisch sei allerdings, dass es außer bei der Frei-willigen Feuerwehr und der Caritas in der Re-gion kaum Strukturen gibt, wo ehrenamtliche Arbeit andocken könnte. Aber solche Struktu-ren lassen sich ja aufbauen – ein bisschen Zeit dafür ist ja vorhanden, der Bevölkerungswan-del passiert ja nicht von heute auf morgen.

Man darf sich allerdings nicht ewig Zeit lassen damit, ihn zu gestalten. Das weiß auch Ursula Poindl, die Regionalmanagerin für das Waldviertel. Das ist, wie die Statistik zeigt und Münz erwähnt, eine der Abwanderungsregi-onen. Aber gerade das macht das Waldvier-tel zu einem interessanten Wohngebiet: Ob da nun der im Bezirk Zwettl produzierende Fer-tigteilhaus-Hersteller Hartl eine Passivhaus-siedlung in Sigmundsherberg errichtet oder der Luftkurort Litschau den »Wohnpark Her-rensee« für betreutes Wohnen einrichtet – im Waldviertel sind nicht nur junge Familien, sondern »auch solche, die sich auf den Ruhe-stand vorbereiten oder ihn gerade angetreten

WienWels

Graz

Linz

Steyr

Krems

Lienz

Liezen

Zwettl

Leoben

LandeckTamsweg

Villach

Bludenz

Bregenz

Oberwart

Dornbirn

Salzburg

Wolfsberg

Amstetten

Feldkirch Innsbruck

St. Pölten

Klagenfurt

Eisenstadt

Zell am See

Braunau am Inn

Kapfenberg

Wr. Neustadt

Q: STATISTIK AUSTRIA,Statistik des Bevölkerungsstandes.Erstellt am: 20.05.2010.

0 30 60 km

Bevölkerung am 1. 1. 2010: Durchschnittsalter der Bevölkerungnach Gemeinden

Durchschnittsalter der Bevölkerungin Jahren

34,4 bis 39,940,0 bis 42,4

42,5 bis 44,945,0 bis 47,447,5 bis 53,3

Grenzen der BundesländerGrenzen der politischen BezirkeGrenzen der GemeindenWald, Almen und Ödland

Alte Regionen, junge Regionen: Manche Gegenden werden mit einem überdurchschnittlich steigenden Durchschnittsalter fertigwerden müssen.

RMÖ Broschüre_OK.indd 68 17.01.11 09:02

Page 69: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

69

haben« willkommen, sagt Josef Wallenberger, einer der Initiatoren der Initiative »Wohnen im Waldviertel – Wo das Leben neu beginnt«.

Dass man auf die Bedürfnisse der neuen Alten und der alternden alteingesessenen Bevölkerung entsprechend Rücksicht neh-men muss, das zeigen unzählige kleine An-sätze in ganz unterschiedlichen Gemeinden in ganz Österreich. Da geht es nicht nur um die landespolitische Entscheidung, dass man die Kinder pflegebedürftiger Senioren nicht mehr finanziell in die Pflicht nimmt, wenn diese in ein Pflegeheim kommen – das habe einen wahren Run auf die Heime ausgelöst, erzählt die Niederösterreicherin Poindl.

Andererseits wünschen viele ältere Menschen, auch wenn sie mehr oder weni-ger stark durch altersbedingte Behinderun-gen eingeschränkt sind, möglichst lang in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben. Nur

muss diese eben ein wenig an die Bedürfnisse angepasst werden. Zum Beispiel im Mühl-viertel: Dort gab das Regionalmanagement die Anregung, die Dörfer und Städte behin-dertengerecht zu machen. »Ich habe inter-essierte Leute eingeladen und Verantwortli-che gesucht, die sich dessen annehmen«, er-innert sich Bürgermeister Anton Scheuwim-mer – schließlich gibt es in seiner Gemeinde 30 Rollstuhlfahrer. Das Problem sei, »dass Menschen, die gehen können, sich nicht vorstellen können, was man da für Schwie-rigkeiten haben kann«. Aber inzwischen ar-tikulieren sich die Rollstuhlfahrer, erzäh-len dem Bürgermeister, wie problematisch die so hübsch anzusehenden mit Kies oder Schotter gestreuten Wege sein können. Aber sie haben auch Erfolgserlebnisse: Nicht nur die öffentlichen Gebäude, sondern auch die Geschäftseingänge sind in den letzten Mo-naten behindertengerecht geworden. Eine Sorge weniger beim Altwerden.

RMÖ Broschüre_OK.indd 69 17.01.11 09:02

Page 70: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

70

»Regionen sind auch nur Menschen« hat vor ei-nigen Jahren ein Buch über österreichische Er-fahrungen in der Regionalentwicklung geheißen. Wenn man sich als Mensch vorstellt, man wäre eine Region: Wäre man da lieber eine Problem-region, die viele Fördermittel bekommt, oder eine Herzeigeregion, die alle bewundern, die aber we-niger finanzielle Ansprüche stellen darf?

Ich würde immer die positive Konnotation un-terstreichen – und ich halte das bei meiner Arbeit auch immer so. Die Motivation »Es wäre doch ge-lacht, wenn wir das nicht schaffen würden, zei-gen wir unsere Potenziale« ist für eine Region und ihre Vertreter immer produktiver als das, was ich etwa in den Achtzigerjahren in der Obersteier-mark erlebt habe: dass man sich auch krankjam-mern kann. Es ist immer gefährlich, wenn man die Schwarzmalerei – die natürlich auch dazugehört zum Geschäft, wenn man in der Hauptstadt um Fördermittel ansucht – selbst zu glauben beginnt. Einzelne Regionen sind darin »Meister«. Wobei gerade diese Regionen ohnehin viele För-derungen bekommen.

Ja, aber dort ist in den Köpfen verankert: »Wir sind das prototypische Problemgebiet in

Österreich. Wir haben ein Recht darauf, gefördert zu werden. Und: Es reicht nie.«

Regionalmanagement hat in den letzten 15

Jahren ja viel erreicht. Benachteiligte Regionen müssten doch heute weniger benachteiligt sein als damals, als Österreich der EU beigetreten ist?

Das sind sie ja auch. Da ist viel passiert, nicht erst in den letzten 15 Jahren, sondern seit 20 und 30 Jahren. Aber da muss man den Gewöhnungseffekt vermeiden, das ständige Gefühl, man sei besonders benachteiligt.

Man könnte jetzt polemisch einwerfen: Ziel des Regionalmanagements wäre es, sich selbst ab-zuschaffen – indem man dafür sorgt, dass in den Regionen kein Gefühl der Benachteiligung und auch kein objektiver Förderbedarf mehr herrscht.

Einen gewissen Bedarf an – fachchinesisch ge-sagt – »intermediären Organisationen« wie dem Re-gionalmanagement wird es immer geben. Und zwar in allen Regionen, aber mit unterschiedlichen Her-ausforderungen. Es gibt keine Region, die gar keine Probleme hat. In den ländlich-peripheren Regio-nen liegen die Herausforderungen vor allem in ge-ringer Dichte und großen Distanzen, wo aber al-les überschaubar ist und wenige, sehr aktive Perso-nen mit guter Vernetzung viel bewegen können. In städtischen Regionen besteht die Herausforderung umgekehrt in der hohen Dichte und den sich da- raus ergebenden Nutzungskonflikten. Zur Bewälti-gung dieser Herausforderungen braucht es aufgrund der Komplexität unserer Gesellschaft viele verschie-dene Akteurinnen und Akteure mit sehr unterschied-lichen Gedankenwelten und damit auch Stellen, die diese zusammenbringen. »Intermediäre« – und zwar in den Regionen ebenso wie auf nationaler und EU-Ebene – machen die Übersetzungsleistung zwischen diesen verschiedenen Gedankenwelten und Fach-sprachen: Und je komplexer die Welt wird, desto mehr braucht man das. Die Herausforderungen und die Lösungen liegen sehr oft quer zu den institutio-nellen und fachlichen Zuständigkeiten.

Visionen für RegionenWolf Huber im Gespräch mit Conrad Seidl überForderungen und Förderungen, lokale Machtverhältnisse und globale Herausforderungen.

RMÖ Broschüre_OK.indd 70 17.01.11 09:02

Page 71: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

71

Ein Konfliktfeld ist möglicherweise: Es gibt gewählte Politiker, die meinen, das allein schaffen zu können, und mit einem gewissen Misstrauen re-agieren: Da kommt ein Regionalmanager und sagt mir, wie es besser oder gar »richtig« geht.

Es geht ja nicht darum, dass das Regional-management jemandem etwas anschafft, das er tun soll. Es geht auch nicht darum, jemandem Ver-antwortung abzunehmen. Die Rolle ist: Kommu-nikation; die Leute zusammenbringen; gemeinsa-mes Verständnis wecken. Irgendwann vielleicht auch Fördermittel organisieren, aber das steht nicht an erster Stelle. Diese Leistung ist schwer sichtbar zu machen. Auch unsere eigene Rolle als Koordinationsstelle auf Bundesebene wurde im-mer wieder infrage gestellt. Da muss man sehen: Auch öffentliche Stellen müssen Marketing betrei-ben, eine Kundenbeziehung aufbauen und dem Kunden eine Leistung liefern, bei der er sagt: Das ist wirklich gut, was der macht.

Gibt es eine Leistung in den vergangenen 15 Jahren, auf die Sie stolz sind? Wo Sie sagen: Ja, da ist es gelungen, ein Problem auszuräumen, das können wir abhaken.

Ich will mir nicht anmaßen, zu behaupten, dass ich die Situation in ganz Österreich im Detail genau genug kenne. Aber man kann zum Beispiel sicher sagen: Das Burgenland hat die Ziel-1-Mit-tel gut genutzt – und dazu hat das Regionalma-nagement einen wichtigen Beitrag geleistet. Und es gibt – auch nur ein Beispiel – Unternehmen in der Obersteiermark, die sich Jahre später bei uns be-dankt haben, was für eine klasse Beratung sie mit unserer Hilfe bekommen haben.

Wobei sich die Problemstellungen über die Jahre verändern …

Sicher. Die vergangenen 30 Jahre haben ei-nen erheblichen Strukturwandel mit sich gebracht: Krise der Verstaatlichten Industrie, Fall des Eisernen Vorhangs, EU-Integration, EU-Osterweiterung, da gab es berechtigte Sorgen in der Landwirtschaft, im Gewerbe, in vielen Industriezweigen. Das hätte auch schiefgehen können, ist aber im Großen und Ganzen gut gelaufen, auch wenn es nicht nur Ge-winner gegeben hat. In der Landwirtschaft hat man Qualitätsprodukte entwickelt und expor-

tiert, viele Unternehmen haben ihre Fühler in die Oststaaten ausgestreckt und waren erfolgreich.

In der Öffentlichkeit herrscht aber zum Thema EU ein – zurückhaltend gesagt – skepti-scher Eindruck. Da hat das von Ihnen angespro-chene Marketing nicht wirklich gegriffen, oder?

Erstens: Ein Großteil der Segnungen der EU ist für die normale Bürgerin und den normalen Bürger leider kaum wahrnehmbar; der Wegfall von Zollformalitäten und die Vorteile europaweit einheitlicher Standards zum Beispiel spürt allen-falls ein Unternehmer. Zweitens: Für einen Bür-germeister oder auch einen Landeshauptmann ist es attraktiv, einen lokalen Erfolg zu verkaufen, da sagt man nicht gerne dazu, dass da der Bund oder die EU mitgeholfen haben.

Da haben Regionalmanager eine ähnliche Situation: Große Erfolge müssen sie den Politi-kern überlassen.

Das ist eine große Herausforderung für eine gute Regionalberaterin oder einen guten Regio-nalberater: auf der einen Seite diskret im Hinter-grund zu bleiben, dem Bürgermeister zu ermögli-chen, sich das Federl an den Hut zu stecken – und gleichzeitig behutsam, aber doch darauf hinzu-weisen: Ich war da auch beteiligt!

Abschließende Frage: Wo steht das Regio-

nalmanagement in 15 Jahren?

Das hängt von der Leistung der Regional-managerinnen und Regionalmanager ab, aber ich denke, wenn sie ihre Arbeit gut machen, wird in 15 Jahren die regionale Beratung eine unver-zichtbare Einrichtung in den Regionen sein. Ich möchte nicht verhehlen, dass damit auch eine Ge-fahr verbunden ist: Wenn die Netzwerke zu Filz-werken werden, dann gibt es eine gewisse Gefahr der Sklerose. Diese Gefahr kann man nur bannen, wenn man sich immer wieder neuen Herausfor-derungen stellt und neue Menschen mit neuen Ideen heranlässt, die bereit sind, gegen den Strich zu bürsten.

Wolf Huber ist als Leiter der Abteilung IV/4 im Bundes-

kanzleramt zuständig für die Koordination im Bereich

Raumordnung und Regionalpolitik.

RMÖ Broschüre_OK.indd 71 17.01.11 09:02

Page 72: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

72

Ziel-1-Förderungen Die Strukturfondsverordnungen für den Zeitraum 2000–2006 sahen eine Gliederung der EU-Fördermittel und -programme nach zwei regionalen Zielen und einem EU-weiten beschäftigungspolitischen Ziel vor. Ziel 1: Förderung der Entwicklung und strukturellen Anpassung der Regionen mit Entwicklungsrückstand; förderfähig waren Regionen der statistischen Klassifikationsebene NUTS 2 (in Österreich: Bundesländer), deren Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner zu Kaufkraftparitäten weniger als 75 % des EU-Durchschnitts beträgt. In Österreich war bis 2006 das Burgenland als Ziel-1-Gebiet förderfähig.

Das ehemalige Ziel 1 wird in der Förderperiode 2007–2013 unter dem Titel »Konvergenz« weitergeführt (gleiches Abgrenzungskriterium wie bisher). Daneben gibt es derzeit das Ziel »Regionale Wettbewerbsfähigkeit & Beschäftigung« mit Programmen für alle Regionen, die nicht unter das Ziel »Konvergenz« fallen, sowie das Ziel »Europäische territoriale Zusammenarbeit« (siehe unten).

Phasing Out Auslaufphase für ehemalige Zielgebiete, welche die Kriterien der Förder- fähigkeit in der folgenden Programmperiode nicht mehr erfüllen. In Österreich gab es bisher EU-Förderprogramme für folgende Phasing-Out-Kategorien: • 2000–2006:ehemaligeZiel-5b-GebieteinErgänzungzuden Ziel-2-Gebieten in den Bundesländern ohne Burgenland und Wien • 2007–2013:BurgenlandalsehemaligesZiel-1-Gebiet

LEADER Abkürzung von »Liaison entre actions de développement de l’économie rurale« Bis 2006: Gemeinschaftsinitiative der EU zur Unterstützung von eigen- ständigen Entwicklungsinitiativen in ländlichen Regionen. 2007–2013 als Schwerpunkt 4 in das Programm für ländliche Entwicklung (finanziert aus dem Europäischen Fonds für ländliche Entwicklung – ELER) integriert.

ETZ Ziel »Europäische territoriale Zusammenarbeit« in der EU-Förderperiode 2007–2013. Im Rahmen dieses Ziels werden aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) drei verschiedene Programmkategorien finanziert:

• regionaleProgrammederbenachbartenGrenzregionenzurEntwicklung von grenzüberschreitenden wirtschaftlichen und sozialen Projekten;

• ProgrammezurSchaffungundFörderungder»transnationalen« Zusammenarbeit in europäischen Großregionen (für Österreich relevan- te transnationale Programme: Alpenraum, Mitteleuropa, Südosteuropa);

• EU-weiteProgrammezurStärkungderEffizienzderRegionalpolitik durch die Förderung der interregionalen Zusammenarbeit, die Schaffung von Netzwerken und den Erfahrungsaustausch zwischen den regionalen und lokalen Behörden.

ETZ ist der Nachfolger von INTERREG.

INTERREG EU-Gemeinschaftsinitiative zur Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in den Förderperioden 1989–1993 (INTERREG I), 1994–1999 (INTERREG II) und 2000–2006 (INTERREG III). Bereits in der Strukturfondsperiode 2000–2006 gab es die drei Ausrichtungen: • INTERREGIIIA–grenzüberschreitendeZusammenarbeit der Grenzregionen • INTERREGIIIB–transnationaleZusammenarbeit • INTERREGIIIC–interregionaleZusammenarbeit

Nähere Informationen zu den EU-Strukturfonds und deren Einsatz in Österreich finden Sie auf der vom Bundeskanzleramt eingerichteten Web-Plattform www.strukturfonds.at

Glossar und Adressen

RMÖ Broschüre_OK.indd 72 17.01.11 09:02

Page 73: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

73

Regionalmanagement Burgenland GesmbHMarktstraße 3, 7000 Eisenstadt [email protected] www.rmb.at

Regionalmanagement Kärnten Dienstleistungs GmbH Millstätter Straße 35, 9545 Radenthein [email protected] www.regionalmanagement-kaernten.at LAG Großglockner – Mölltal/OberdrautalGemeindeamt Stall, 9832 Stall [email protected] www.grossglockner.or.at LAG Kärnten:mitteHauptplatz 23, 9300 St. Veit an der Glan [email protected] www.regionalmanagement-kaernten.at LAG Nockregion-OberkärntenHauptstraße 65, 9545 Radenthein [email protected] www.regionalmanagement-kaernten.at LAG UnterkärntenKlagenfurterstraße 10, 9100 Völkermarkt [email protected] www.regionalmanagement-kaernten.at LAG Villach-HermagorHauptstraße 44, 9620 Hermagor [email protected] www.regionalmanagement-kaernten.at, www.kaernten.gv.at

Regionalmanagement NiederösterreichLandhausplatz 1, 3100 St. Pölten [email protected] www.regionalmanagement-noe.at EU Plattform Pro WaldviertelAm Statzenberg 1, 3910 Zwettl [email protected] www.waldviertelportal.at Regionaler Entwicklungsverband NÖ-WestMostviertelplatz 1, 3362 Öhling [email protected] www.regionalverband.at Regionaler Entwicklungsverband IndustrieviertelSchlossstraße 1, 2801 Katzelsdorf [email protected] www.industrieviertel.at Regionaler Entwicklungsverband Weinviertel – Europaregion WeinviertelHauptstraße 31, 2225 Zistersdorf [email protected] www.euregio-weinviertel.eu Regionalverband NÖ-MitteHauptplatz 64, Haus 3, 3040 Neulengbach [email protected] www.noe-mitte.at

Regionalmanagement Oberösterreich GmbHHauptplatz 23, 4020 Linz [email protected] www.rmooe.at Euregio Bayerischer Wald – Böhmerwald,Regionalmanagement MühlviertelIndustriestraße 6, 4240 Freistadt [email protected] www.euregio.at Inn-Salzach-Euregio, Regionalmanagement Innviertel – HausruckIndustriezeile 54, 5280 Braunau [email protected] www.inn-salzach-euregio.at Regionalforum Steyr-KirchdorfPfarrhofstraße 1, 4594 Steinbach [email protected] www.rmooe.at Regionalforum Wels-Eferding Stelzhammerstraße 16, 4600 Wels [email protected] www.rmooe.at Regionalmanagement Vöcklabruck und GmundenLinzer Str. 46 a, 4810 Gmunden [email protected] www.rmooe.at Verein Regionalforum Linz/Linz-LandHauptplatz 23, 4020 Linz [email protected] www.linz-land.at WKOÖ, Referat Tourismuspolitik und Wirtschaftspolitik (RMÖ-Mitglied)Hessenplatz 3, 4020 Linz www.wko.at/ooe

Euregio Salzburg – Berchtesgadener Land – TraunsteinSägewerkstraße 3, D-83395 Freilassing [email protected] www.euregio-salzburg.eu Regionalverband LungauMarkt 52, 5570 Mauterndorf [email protected] www.lungau.at Regionalverband PongauBahngasse 12 (am Bahnhof), 5500 Bischofshofen [email protected] www.pongau.org Verein Regionalentwicklung Pinzgau c/o BH Zell am See, 5700 Zell am See [email protected] www.regpi.at WKO Salzburg (RMÖ-Mitglied)Julius-Raab-Platz 1, 5027 Salzburg www.wko.at/sbg

RMÖ Broschüre_OK.indd 73 17.01.11 09:20

Page 74: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

74

Regionalmanagement Graz & Graz-Umgebung Jungferngasse 1, 8010 Graz [email protected] www.graz-umgebung.at EU-Regionalmanagement OststeiermarkRadersdorf 75, 8263 Großwilfersdorf [email protected] www.regionalmanagement.at EU-Regionalmanagement Obersteiermark Ost GmbHPrettachstraße 51, 8700 Leoben [email protected] www.obersteiermark.at EU-Regionalmanagement Obersteiermark WestBundesstraße 66, 8740 Zeltweg [email protected] www.euregionalmanagement.at Regionalmanagement Bezirk Liezen Wirtschaftspark C 3 8940 Liezen [email protected] www.rml.at EU-Regionalmanagement Süd-West-SteiermarkGrottenhof 1, 8430 Kaindorf/Sulm [email protected] www.eu-regionalmanagement.at EU-Regionalbüro Voitsberg Conrad von Hötzendorfstraße 14, 8570 Voitsberg [email protected] www.eurm.or.at WKO Unternehmensservice Steiermark (RMÖ-Mitglied)Körblergasse 111–113, 8021 Graz www.wko.at/stmk

Regionalentwicklung Bezirk Landeck – Regio L Bruggfeldstraße 5, 6500 Landeck [email protected] www.regioL.at Regio Imst Mairhof 97, 6426 Roppen [email protected] www.regio-imst.at Regionalentwicklung AusserfernKohlplatz 7, 6600 Pflach [email protected] www.allesausserfern.at Regionsmanagement Osttirol Amlacherstraße 12, 9900 Lienz [email protected] www.rmo.at Regionalentwicklung Pillerseetal-LeogangRegio-Tech 1, 6395 Hochfilzen [email protected] www.regio-tech.at

Regionalmanagement Wipptal Nößlacherstraße 7, 6150 Steinach [email protected] [email protected] www.wipptalnetz.at Regionalmanagement Mittleres Unterinntal TirolPeter Rosegger Straße 5/4, 6300 Wörgl [email protected] www.regionalmanagement-tirol.com Regionalmanagement Hohe SalvePeter Rosegger Straße 5/4, 6300 Wörgl [email protected] www.regionalmanagement-tirol.com

Regio Bregenzerwald Impulszentrum BregenzerwaldGerbe 1135, 6863 Egg [email protected] www.regiobregenzerwald.at

Stand MontafonMontafonerstraße 21 6780 Schruns [email protected] www.stand-montafon.at Regio KlostertalGemeindeamt, 6752 Dalaas [email protected] www.klostertal.org Biosphärenpark Großes WalsertalJagdbergstr. 272, 6721 Thüringerberg [email protected] www.grosseswalsertal.at Regionalentwicklung Im WalgauWolfhaus, Bazulstraße 2, 6710 Nenzing [email protected] www.imwalgau.at Vision RheintalJahnstraße 13-15, 6900 Bregenz [email protected] www.vision-rheintal.at

Stadt-Umland-Management Wien-NiederösterreichSUM-Nord Zschokkegasse 91, 1220 Wien [email protected] SUM-Süd Schwartzstraße 50, 2500 Baden [email protected] www.stadt-umland.at

RMÖ Broschüre_OK.indd 74 17.01.11 09:20

Page 75: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

75

RMÖ Broschüre_OK.indd 75 17.01.11 09:02

Page 76: Regionalpolitik Die Kraft der Regionenzur Stärkung der Regionen und in-formieren über Trends und Strate-gien der EU-/Bundes- und Landes-ebenen. Und nicht zuletzt sind sie Sprachrohr

76

RMÖ Broschüre_20-12.indd 76 10.01.11 15:29