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Religion und Frühkapitalismus. Eine historische Studie (Deutsche Ausgabe von Religion and the Rise of Capitalism) by R. H. Tawney; Max Moser Review by: Antonio Montaner FinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 12, H. 3 (1950/51), pp. 578-579 Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KG Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40908687 . Accessed: 10/06/2014 04:36 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to FinanzArchiv / Public Finance Analysis. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.34.78.110 on Tue, 10 Jun 2014 04:36:55 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Religion und Frühkapitalismus. Eine historische Studie (Deutsche Ausgabe von Religion and the Rise of Capitalism)by R. H. Tawney; Max Moser

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Religion und Frühkapitalismus. Eine historische Studie (Deutsche Ausgabe von Religion andthe Rise of Capitalism) by R. H. Tawney; Max MoserReview by: Antonio MontanerFinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 12, H. 3 (1950/51), pp. 578-579Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40908687 .

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578 Literatur

gen Bernsdorffs erweisen deutlich, wie sehr von Wiese Recht hat, vor der leichtfertigen Annahme zu warnen, man könne die (vermeintlich einfa- chen) sozialen Verhältnisse der Naturvölker bedenkenlos als Vorstufe soziologi- scher Erkenntnis in Betracht ziehen (vgl. seine „Soziologie - Geschichte und Hauptprobleme" 1931, S. 35 f.).

Dem Sammelwerk wurde eine ausführliche Vierkandt-Bibliographie ange- fügt, die einen wertvollen Überblick über das literarische Werk des Jubilars vermittelt und neben den Monographien, Aufsätzen und von ihm herausgege- benen Publikationen auch seine ungedruckten Schriften sowie in- und auslän- dische Veröffentlichungen zum Gegenstand seiner Persönlichkeit und seines Schaffens enthält.

E.H.Tawney, Eeligion und Frühkapitalismus. Eine historische Studie (Deutsche Ausgabe von Eeligion and the Eise of Capitalism, übersetzt von Max Moser). A. Francke AG. Verlag Bern 1946, 331 S.

Antonio Montaner

Daß Tawneys Studie vom Erscheinungsjahr 1925 an auch in der deut- schen Fachwissenschaft dankbare Aufnahme und Anerkennung gefunden hat, vereinfacht die Besprechung ihrer deutschen Übersetzung. Seitdem hat sich das Schrifttum zu diesem Thema auch im englischen Sprachgebiet beträchtlich ver- mehrt, und Troeltschs Darstellung der Bedeutung des Protestantismus für die Entstehung der modernen Welt kann nun ebenso wie Max Webers Untersuchungen über die Protestantische Ethik und den Geist des Kapitalismus in englischer Übertragung gelesen werden.

Schon die Fragestellung Tawneys mußte gerade in Deutschland be- sonderes Interesse finden, nachdem Sombart, Troeltsch und Max Weber das Problem der geschichtlichen und gesellschaftlichen Beziehungen von Eeligion und Wirtschaft gestellt hatten. Indessen geht die Bedeutung der Kapitalismus-Forschung weit über den Rahmen eines wirtschafte- und religions- soziologischen Anliegens hinaus, da jede wertende Stellungnahme in der Beurtei- lung moderner Kultur notwendig mit der zum religiösen Erlebnis identisch ist. Bei der hier übersetzten Neuausgabe von 1937 sind vom Verfasser im äußeren Aufbau keine und in der Materialbehandlung nur unwesentliche Änderungen vorgenommen worden. Vom mittelalterlichen Hintergrund im I. Kapitel aus- gehend, behandelt er im II. Kapitel die politisch-geistige Bedingtheit und Wir- kung der Reformatoren auf dem europäischen Festland unter Hervorkehrung des Faktors ökonomischer Macht, die von Italien aus - wo sie schon lange be- heimatet war - nun durch tausend Kanäle nach Westeuropa einströmte. Der Verfasser wendet sich sodann besonders ausführlich der englischen Entwicklung zu: im III. Kapitel der anglikanischen Kirche (1. Die Landfrage, 2. Religiöse Theorie und soziale Praxis, 3. Wachsender Individualismus) und im IV. der puri- tanischen Bewegung (1. Puritanismus und Gesellschaft, 2. Disziplinierte Fröm- migkeit und Handelsgeist, 3. Der Sieg der Wirtschaf tstugenden,4. Die neue Medi- iin gegen die Armut). Das V. Kapitel vermittelt als Schlußwort eine knappe Zusammenfassung der Resultate.

Die deutsche Fassung, die von Max Moser mit lobenswertem Sprach- gefühl und Sachverständnis (von einigen in Übersetzungen kaum zu vermeiden- den Akzehtverlagerungen abgesehen) besorgt wurde, erweist aufs neue, wie sehr sich Τ a w η e y in Problemsicht und Materialaufbereitung und -ausleuchtung gerade von Max Weber unterscheidet: Tawneys methodische Grund- haltung ist eindeutig historisch orientiert, während bei Weber daneben ebenso unverkennbar spezifisch soziologisches Interesse gestaltend in den Vordergrund getreten war. Daß Τ a w n e y diese besondere Zuwendung Webers zu den- selben Problemen übersehen oder jedenfalls nicht ausreichend in Betracht ge- zogen hat, läßt verstehen, daß er bei aller Würdigung Webers diesem doch

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Literatur 579

nicht ganz gerecht geworden ist. Gewiß mag die idealtypische Begriffsbildung Webers den Widerspruch Τ a w η e y s hervorgerufen und den Gegensatz zwischen „deduktiver Modellkonstruktion" und „induktiver Tatsachenfor- schung" abermals haben aufleben lassen. In der Tat münden alle Meinungs- verschiedenheiten, die Τ a w n e y gegenüber Weber zu erkennen gibt, in die Parteiung des Methodenstreites ein. Charakteristisch hierfür sind Äußerungen Τ a w n e y s etwa wie jene, daß Weber die Stabilität und Konsequenz seiner Theorie überschätzt habe, oder daß die Tatsachen selbst wichtiger seien als das, was Weber über die Tatsachen schrieb. Es leuchtet durchaus ein, daß Τ a w - n e y bei der Begründung und Abgrenzung seiner Position zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Max Weber kommen mußte. Aber es scheint mir doch bedenklich, ihm den (von seiner besonderen Fragestellung aus hinfälligen) Vorwurf unzutreffender Generalisierung und Einseitigkeit zu machen (S. 214 f., 315). Es ist vielleicht nicht überflüssig hervorzuheben, daß Theorie nicht eine Methode bedeutet, sondern ein formelles Ziel, dem „verstehende" Sozial- und Ideengeschichte nicht entraten kann. Daß die Aufgabe der Historik nicht im bloßen Abbilden der Wirklichkeit, sondern in einem Umbilden und Vereinfachen durch Begriffe besteht, hat insbesondere Rickert in unwiderlegbarer Weise auseinandergesetzt.

Diese kritischen Bemerkungen sollen und können die hohe Bedeutung dieses Werkes, das eine bemerkenswerte Bereicherung unserer historisch-soziologischen Literatur darstellt, nicht schmälern. Sein eigentlicher und bleibender Wert be- ruht auf jenen Teilen, die die Eigenart des englischen Wirtschafts- und Gesell- schaftssystems erfassen. Hier wird der tiefer schürfenden sozialwissenschaft- lichen Betrachtung ein weites Feld erschlossen. Im übrigen sei auf die ausführ- liche Besprechung der englischen Erstausgabe durch Salin (Ζ. f. St. 1928, S. 617 ff.) verwiesen, die noch immer, auch für die deutsche Übersetzung, Be- achtung verdient. Die dort geäußerte Vermutung, Τ a w n e y habe eine ganze Reihe klärender Hinweise und Einfügungen im Neudruck der Weber sehen Religionssoziologie nicht berücksichtigt, weshalb es leicht zu den genannten prinzipiellen Mißverständnissen habe kommen können, hat mittlerweile durch ein entsprechendes Eingeständnis Τ a w n e y s (im Vorwort zur Ausgabe 1937, S. 10 f. der Übersetzung) ihre Bestätigung gefunden.

Antonio Montaner.

Oscar Liebeck, Vernunft statt Tradition. Franz Mittelbach Verlag Stuttgart. 206 S. 1950. Wer wie OscarLiebeckin seinem durch zahlreiche (vor allem der jünge- ren Geschichte Nordamerikas entnommene) historische und auch autobiographi- sche Anekdoten auf den Umfang von 206 Seiten gebrachten Buch von dem Ersatz

unseres Geldes durch eine sog. vernünftige Währung über die Errichtung eines gros- sen öffentlichen Versorgungsbetriebes mit zwei aus einem ständischen Parlament durchs Los gewählten Direktoren an der Spitze an Stelle der parteipolitisch ver- seuchten Demokratie bis herab zu freiem Unterricht, freier Entbindung, freier Bestattung und privatwirtschaftlicher Organisation der Müllabfuhr unsere ganze Gesellschaftsordnung umzubauen aufruft und damit dann die Patentlösung nahezu aller Probleme verspricht, die die Menschheit heute bedrücken, dürfte auch dann von der politischen und wissenschaftlichen Öffentlichkeit unter die etwas kühnen Utopisten gerechnet werden, wenn er sich persönlich energisch dagegen verwahrt und seiner programmatischen Schrift gleich eine Musterver- fassung beilegt, die sofort heute oder morgen von irgendeiner menschlichen Gemeinschaft ,,(Dorf, Stadt, Land, Staat, Staatenbund)" angenommen werden kann. Das nietzscheanische Pathos („wiederum bin ich ein Vernichter und kein Reformator . . ." S. 10) macht deshalb etwas betreten. Es kann einem solchen Buch vielleicht zu einigen Jüngern, schwerlich aber zu größerer politischer und

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