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Referat von Evelyne Fröstl und Frederick Tekook am 12.10.2010 1 RENÉ DESCARTES (1596-1650) 1596: Am 31.März wird Descartes in La Haye (das nun Descartes heißt) in der Nähe von Touraine in Frankreich als drittes Kind von Joachim und Jeanne Descartes geboren. 1597: Seine Mutter stirbt nach der Geburt ihres letzten Kindes, das ebenfalls nicht überlebt. Descartes und seine beiden älteren Geschwister werden von der Großmutter aufgezogen. 1600: Sein Vater heiratet erneut; die Kinder bleiben jedoch bei der Großmutter. 1607: Descartes wird Internatsschüler an der Jesuitenschule in La Flèche; 1615 verlässt er die Schule wieder. In der Zwischenzeit (1610) stirbt seine Großmutter. 1614-1615: Er übersiedelt in ein kleines Haus etwas außerhalb von Paris und schottet sich von der Außenwelt für ungefähr ein Jahr ab. Es wird vermutet, dass er einen Nervenzusammenbruch erlitt. 1615-1616: Descartes studiert Jus an der Universität Poitiers und legt 1616 sein Examen ab. 1616- Mitte 1618: Eine Lücke in der Biographie. Wahrscheinlich hat er diese Jahre in Paris verbracht. 1618: Im Sommer geht er in die Niederlande (nach Breda, das damals eine Festungstadt war und im Laufe der Geschichte zu einem Symbol des niederländischen Freiheitskampfes wurde) und dient in der Armee von Prinz Maurice von Nassau. Im selben Jahr trifft er Isaac Beeckman, der Descartes‘ Interesse an die Naturwissenschaften (vor allem an der angewandten Mathematik) weckt. Descartes stellt sein erstes wissenschaftliches Werk fertig: Das Compendium Musicae, das sich mit mathematisch-physikalischen Themen befasst. 1619: Unter Beeckmans Führung beginnt Descartes sehr intensiv sich mit mathematischen und physikalischen Problemen auseinander zu setzen. Des Weiteren beginnt er sich immer mehr mit Algebra zu befassen. Aus dieser Zeit gibt es auch Fragmente seiner Aufzeichnungen (zB: mathematische Beschreibungen des freien Falls, Überlegungen zu hydrostatischen Paradoxa). Descartes verlässt die Armee von Prinz Maurice und plant eine Reise nach Deutschland um in der Armee von Maximilian von Bayern zu dienen; er ist dann in Ulm stationiert. Im Sommer 1619 reist er nach Frankfurt und wohnt der Krönung von Kaiser Ferdinand bei. Danach reist er nach Regensburg. Außerdem besucht er die Arbeitsstätte des Astronomen Tycho Brahe in Prag und in die von Johannes Kepler. Descartes entwickelte die Idee, dass es eine universale Methode zur Erforschung der Wahrheit geben müsse und dass er berufen sei, diese zu finden. Zu dieser Zeit hat er drei wichtige Träume gehabt, die seine weitere Laufbahn beinflussten. 1620: Descartes beginnt die Arbeit an den Regulae ad directionem ingenii (Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft). Er verfasst insgesamt elf Regeln; verwirft das Projekt dann aber wieder. Er widmet sich nun hauptsächlich der Geometrie und besonders der Optik. Er will den Versuch einer vollkommen mathematischen Begründung der Physik unternehmen. 1622: Er kehrt nach Frankreich zurück. Wo er sich in den Jahren vergangenen zwei Jahren aufgehalten hat ist unbekannt. Portrait gemalt von Frans Hals (1648)

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Referat von Evelyne Fröstl und Frederick Tekook am 12.10.2010 1

RENÉ DESCARTES (1596-1650)

1596: Am 31.März wird Descartes in La Haye (das nun Descartes heißt) in der Nähe von Touraine in Frankreich als drittes Kind von Joachim und Jeanne Descartes geboren. 1597: Seine Mutter stirbt nach der Geburt ihres letzten Kindes, das ebenfalls nicht überlebt. Descartes und seine beiden älteren Geschwister werden von der Großmutter aufgezogen. 1600: Sein Vater heiratet erneut; die Kinder bleiben jedoch bei der Großmutter. 1607: Descartes wird Internatsschüler an der Jesuitenschule in La Flèche; 1615 verlässt er die Schule wieder. In der Zwischenzeit (1610) stirbt seine Großmutter. 1614-1615: Er übersiedelt in ein kleines Haus etwas außerhalb von Paris und schottet sich von der Außenwelt für ungefähr ein Jahr ab. Es wird vermutet, dass er einen Nervenzusammenbruch erlitt. 1615-1616: Descartes studiert Jus an der Universität Poitiers und legt 1616 sein Examen ab. 1616- Mitte 1618: Eine Lücke in der Biographie. Wahrscheinlich hat er diese Jahre in Paris verbracht. 1618: Im Sommer geht er in die Niederlande (nach Breda, das damals eine Festungstadt war und im Laufe der Geschichte zu einem Symbol des niederländischen Freiheitskampfes wurde) und dient in der Armee von Prinz Maurice von Nassau. Im selben Jahr trifft er Isaac Beeckman, der Descartes‘ Interesse an die Naturwissenschaften (vor allem an der angewandten Mathematik) weckt. Descartes stellt sein erstes wissenschaftliches Werk fertig: Das Compendium Musicae, das sich mit mathematisch-physikalischen Themen befasst. 1619: Unter Beeckmans Führung beginnt Descartes sehr intensiv sich mit mathematischen und physikalischen Problemen auseinander zu setzen. Des Weiteren beginnt er sich immer mehr mit Algebra zu befassen. Aus dieser Zeit gibt es auch Fragmente seiner Aufzeichnungen (zB: mathematische Beschreibungen des freien Falls, Überlegungen zu hydrostatischen Paradoxa). Descartes verlässt die Armee von Prinz Maurice und plant eine Reise nach Deutschland um in der Armee von Maximilian von Bayern zu dienen; er ist dann in Ulm stationiert. Im Sommer 1619 reist er nach Frankfurt und wohnt der Krönung von Kaiser Ferdinand bei. Danach reist er nach Regensburg. Außerdem besucht er die Arbeitsstätte des Astronomen Tycho Brahe in Prag und in die von Johannes Kepler. Descartes entwickelte die Idee, dass es eine universale Methode zur Erforschung der Wahrheit geben müsse und dass er berufen sei, diese zu finden. Zu dieser Zeit hat er drei wichtige Träume gehabt, die seine weitere Laufbahn beinflussten. 1620: Descartes beginnt die Arbeit an den Regulae ad directionem ingenii (Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft). Er verfasst insgesamt elf Regeln; verwirft das Projekt dann aber wieder. Er widmet sich nun hauptsächlich der Geometrie und besonders der Optik. Er will den Versuch einer vollkommen mathematischen Begründung der Physik unternehmen. 1622: Er kehrt nach Frankreich zurück. Wo er sich in den Jahren vergangenen zwei Jahren aufgehalten hat ist unbekannt.

Portrait gemalt von Frans Hals (1648)

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1623: Er reist nach Italien und kehrt erst 1625 wieder nach Frankreich zurück. 1625: In Zusammenarbeit mit anderen Gelehrten beschäftigt er sich mit der Optik und entdeckt das Brechungsgesetz. 1626-28: Er nimmt die Arbeit an den „Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft“ wieder auf. Hier sind einige der philosophischen Konsequenzen seiner Arbeit im Bereich der Optik und Algebra auffindbar. 1628 verwirft er die „Regulae“ nun endgültig. Im November 1628 nimmt er an einem Kongress über aristotelische Philosophie teil und stellt erstmals seine eigene Arbeit über die Methode öffentlich vor. Descartes geht in die Niederlande und bleibt dort für die nächsten 20 Jahre; auch wenn er immer wieder reist und seine Aufenthaltsorte geheim hält. 1629-30: Er beginnt, sich mit einer Reihe von metaphysischen Fragen auseinander zu setzen. Er unterbricht die Arbeit an anderen Projekten um sich dem Phänomen der Parhelia (Nebensonnen) zu widmen. Außerdem bricht Descartes seinen Kontakt mit Beeckman ab, weil er Beeckman beschuldigt, dass er Descartes‘ Leistungen als seinen Verdienst ansieht, weil er in frühen Jahren sein Lehrer war. 1630-32: Descartes zieht nach Amsterdam. Sein letzter großer Verdienst in der Mathematik: die Lösung des Pappus-Locus-Problems. In dieser Periode geht er regelmäßig zum Metzger um sich Teile zum Sezieren zu besorgen. Er versöhnt sich wieder mit Beeckman. Descartes zieht nach Deventer, wo er sich intensiv mit der Optik und physikalischen Bewegungsgesetzen beschäftigt und eine Kosmologie skizziert. Außerdem beginnt er am Traité de la lumière (Abhandlung über das Licht) zu schreiben; das Werk bleibt jedoch unvollendet. 1632-33: Descartes verfass den Traité de l’homme (Abhandlung über den Menschen). Er entwirft ein mechanistisches Bild des Menschen und beschreibt den Körper als eine Maschine. Er plant, seine Schriften zu veröffentlichen; hört aber dann vom Schicksal des Galileo Galilei, der von der Inquisition zum Widerruf seiner Thesen gezwungen wurde, und veröffentlicht seine Werke vorerst doch nicht. Im Dezember 1633 kehrt er nach Amsterdam zurück. 1634-36: Er vollendet die Werke Dioptrique und Météors und beginnt die Vorrede zu schreiben. 1635 geht er nach Utrecht, wo ihm eine Stelle angeboten wurde, wo er seine Naturphilosophie unterrichten konnte. Im August 1635 kommt Descartes‘ Tochter Francine zur Welt; ihre Mutter war ein Dienstmädchen des Hauses in Amsterdam, wo Descartes gewohnt hat. Aus Dioptriqu“ und Météors und der Vorrede entsteht Le discours de la méthode. Descartes verfasst außerdem das Werk Géometrie, das aus Aufzeichnungen früherer Werke besteht. Währenddessen werden einige seiner Abhandlungen veröffentlicht. 1637-39: Er geht nach Leiden um die Veröffentlichung des Discours und den drei Essais persönlich zu überwachen. Er zieht in ein Städtchen an der Küste, wo er bis November 1639 bleibt. Das ist eine der glücklicheren Perioden seines Lebens: Die beiden Veröffentlichungen werden vom Publikum gut aufgenommen und er verbringt viel Zeit mit seiner Tochter Francine. Zu dieser Zeit war Descartes ausschließlich über seinen Freund Marin Mersenne zu erreichen, da er der einzige war, der Descartes‘ Adresse kannte. Informationen über Descartes‘ Leben im Haus an der Küste sind auch durch die Briefe an seinen Freund Constantijn Huygens (der Vater des berühmten holländischen Astronomen Christiaan Huygens) überliefert. 1639-40: Er arbeitet an den Meditationes und wird in einen öffentlichen Disput mit Voetius verwickelt, der eine Menge religiöser und ideologischer Fragen an Descartes stellt, die dieser versucht hatte zu vermeiden. Dies ist der erste von vielen Disputen, denen Descartes in den 1640er Jahren ausgeliefert war.

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Er geht erneut nach Leiden; diesmal um die Veröffentlichung der Meditationes zu überwachen. Im September 1640 stirbt seine Tochter Francine. 1641-43: Die Meditationen werden veröffentlicht. Descartes verwirft die Idee einen Dialog zu schreiben (geplanter Titel: La Recherche de la verité (die Suche nach der Wahrheit)); stattdessen bringt er seine Überlegungen zu Metaphysik und Naturphilosophie in Form eines ausführlichen Kommentars eines scholastischen Standardwerks heraus. Des Weiteren beginnt er an den Principia zu arbeiten. Die zweite Auflage der Meditationen mit einem Brief an Dinet, in dem sich Descartes gegen Angriffe auf seine Meditationen verteidigt, wird veröffentlicht. Nach dem Epistola ad Voetium (Brief an Voetius), in dem Descartes auf eine Attacke antwortet, feiert Voetius seinen Erfolg: Der Gemeinderat von Utrecht droht Descartes mit Ausweisung aus Utrecht und öffentlicher Verbrennung seiner Bücher. Descartes flüchtet nach Hague; er kann seine Beziehung zum Prinz von Orange nutzen um Voetius‘ Hetze auf ihn zu stoppen. Descartes zieht schließlich nach Egmond du Hoef. 1643-46: Descartes beginnt eine herzliche Korrespondenz mit Prinzessin Elisabeth von Böhmen, der Tochter von König Friedrich V von der Pfalz, der die Schlacht am weißen Berg verlor und daraufhin ins Exil flüchten musste. Die Korrespondenz mit Prinzessin Elisabeth regte Descartes zu dem Werk Les Passions de l’âme an. Die Frage nach den Emotionen ergibt sich auch systematisch aus dem Substanzdualismus. Von den ursprünglich geplanten sechs Teilen der Principia sind vier fertiggestellt; diese werden veröffentlicht. 1644 reist Descartes kurz nach Frankreich; kehrt aber rasch wieder nach Egmond du Hoef zurück. Er verbringt viel Zeit damit Tiere zu sezieren und die medizinischen Eigenschaften von Pflanzen zu studieren. Er vollendet eine Rohfassung der Passions de l’âme (die Leidenschaften der Seele). Prinzessin Elisabeth geht nach Berlin; Descartes sieht sie nie wieder, sie bleiben jedoch brieflich in Kontakt. Ende 1643 beginnt Königin Christina von Schweden eine Korrespondenz mit Descartes. 1647-49: Descartes wird von den Theologen der Universität Leiden verurteilt und so reist er wieder für kurze Zeit nach Frankreich. Dort trifft er sich mit Thomas Hobbes, Blaise Pascal und Pierre Gassendi. Die französischen Übersetzungen der Meditationen und der Principia werden veröffentlicht. Im April 1648 wird er von Burman, einem holländischen Studenten, über seine Philosophie interviewt. Burman bewahrt die unglaublich wertvollen Aufzeichnungen des Gespräches auf. Im Mai 1648 kehrt Descartes nach Paris zurück. Dort herrschen jedoch politischer Unruhen und so geht er bereits im August wieder in die Niederlande. 1649-1650: Ende Februar 1649 wird Descartes nach Schweden an den Hof von Königin Christina eingeladen um ihr Hauslehrer zu werden. Descartes akzeptiert die Anstellung. Les Passions de l’âme wird im November 1649 veröffentlicht. Das letzte Werk Descartes‘ war ein Skript für ein Ballett. René Descartes stirbt am 11.Februar 1650 im Alter von 54 Jahren in Stockholm an einer Lungenentzündung. Quellen: - Gaukroger, Stephen: Descartes: An Intellectual Biography, Oxford; 1995 - Cottingham, John (editor): The Cambridge Companion to Descartes, Cambridge University Press; 1998.bv