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WIRTSCHAFTSFAKTOR BIOMÜLL . DAS FACHMAGAZIN VON RESOURCES DAS FACHMAGAZIN VON Nr. 99 I Dezember 2013 I www.saubermacher.at Wie aus organischen Abfällen Kompost und Strom gewonnen werden und welches Potential darin schlummert.

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WIRTSCHAFTSFAKTORBIOMÜLL

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Nr. 99 I Dezember 2013 I www.saubermacher.at

Wie aus organischen Abfällen Kompost und Strom gewonnen werden

und welches Potential darin schlummert.

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RESOURCES

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Natürliche Ressourcen

Kompost aus Bioabfällen ist einwunderbarer Dünger für Böden

und eine Zukunftshoffnungfür Österreichs Land- und

Abfallwirtschaft.IStOCk

ErdigesBusiness

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Natürliche Ressourcen

Der Kreislauf ist buchstäblich uralt:Quasi seit Anbeginn der Besiede-lung der Landmassen unseres

Planeten durch Pflanzen (seit ca. 450 Milli-onen Jahren) läuft jener biologische Pro-zess, bei dem organische Stoffe durchSauerstoff, Bakterien und Pilze abgebautund zu neuer nährstoffreicher Erde umge-wandelt werden. Biomüll gab es alsoschon in Urzeiten. Waren es im Paläozoi-kum aber Gewächse wie Farne undSchachtelhalme, die von Mutter Natur zuKompost umgewandelt wurden, so sind esin heutiger Zeit vor allem organische Zivili-sationsabfälle: Lebensmittelreste, Grün-schnitt, Fette, Öle ...

Uraltes WissenDass Kompost ein wunderbares Gemengeist, mit dem sich Böden verbessern unddüngen lassen, das wußte man schon zuZeiten eines Homer und Aristoteles (ca.800 bzw. 400 v. Ch.). Und man wussteauch, dass es nicht einfach damit getan ist,organischen Abfall auf einen Haufen zuwerfen und zu warten, dass die Natur ihrWerk vollbringe. Denn gute Kompostie-rung ist zwar vielleicht keine (schöne)Kunst, aber nichtsdestoweniger eine Tätig-keit, für die man viel Erfahrung und Know-how benötigt.

Nahrung für MikroorganismenVerantwortlich für den biologischen Abbauund die Umwandlung bei der Kompostie-rung sind Mikroorganismen. Die Protago-nisten sind Bakterien, Pilze, Aktinomyceten(Strahlenpilze) sowie tierische Einzeller(Protozoen). Den Hauptanteil beim Abbau(ca. 80 Prozent) tragen die Bakterien, diedie organischen Stoffe als Energiequelleverwenden und zudem mit ihnen körperei-gene Stoffe aufbauen.

Damit das Team der Mikroorgansimenperfekt arbeiten kann, benötigt es aberzwei wesentliche Stoffe: Sauerstoff undWasser. Das heißt: Bei der Kompostierungsind die Belüftung und Bewässerung ent-scheidend für den Erfolg. Sind diese nichtoptimal, dann können sich bei der Verrot-tung unerwünschte sauerstofflose (anaero-be) Fäulniszonen bilden. Diese verzögernnicht nur den Prozess, sondern haben auf-grund der Bildung von Methangas undSchwefelwasserstoff auch ein hohes Ge-fahrenpotenzial. Erwin Binner, Experte fürbiologische Behandlung an der Universitätfür Bodenkultur, Wien: „Bei der Kompostie-rung wird Gasbildung bewusst vermieden.Dafür muss man ausreichend Sauerstoff indie Umwandlung einbringen. Bei dieser ae-roben Form der Umwandlung entstehendann CO2 und Wasser.“ Umgekehrt werdeder anaerobe Vorgang gezielt bei Biogas-anlagen genutzt (siehe Seiten 10 und 11).

Störstoffe raus!Einen ähnlich großen Einfluss auf die Qua-lität des Kompostes hat die Zusammen-setzung des Ausgangsmaterials. Je weni-ger Störstoffe wie Glas, Kunststoffe,Gummi, Holz oder Metalle den Biomüll ver-unreinigen, desto schneller und besserfunktioniert die Kompostierung. Störstoffemüssen also vorher raus, was die Abfall-wirtschaft und ihre industriellen Kompos-tierungsanlagen vor große Probleme stellt.Das betont Felicitas Schneider, Abfallwirt-schaftsexpertin an der Universität für Bo-denkultur in Wien: „Viele wissen beispiels-weisenicht,welch immensenMehraufwanddie Aufbereitung bereitet, wenn der Biomüllsamt dem Plastiksackerl entsorgt wird.“

So wird kompostiertIst der Biomüll schließlich „sauber“, dann

wird er in den (kommunalen) Anlagen mitanderen natürlichen Ressourcen, bei-spielsweise Grünschnitt, gemischt. Da-durch erhält er eine lockere Struktur, waswiederum zur guten Belüftung beiträgt.

Beim Zersetzungsprozess durchläuft derBiomüll zwei wesentliche Phasen: Die Ab-und Umbauphase (Intensivrotte) mit hohermikrobieller Aktivität und starkem Tempe-raturanstieg. Und die Reifephase (Nachrot-tung), in der die Abbaustoffe langsam zuHumus sowie humusbildenden Substan-zen umgewandelt werden. Neben der Um-wandlung des Sauerstoffs zu CO2 werdenbei der Kompostierung etliche Mineralstof-fe freigesetzt: Dazu zählen Ammoniumsal-ze, Nitrate, Kalium etc. Diese erzeugen diedüngende Wirkung des Komposts.

So tickt die KompostuhrDer gesamte Prozess dauert zwischenacht und 20 Wochen, abhängig von derSauerstoffzufuhr und der Zusammenset-zung des Komposts. Erwin Binner: „Gene-rell ist jede Komponente einzeln schlechterabbaubar, als im Mix. Daher ist auch nochniemand auf die Idee gekommen, Oran-gen-, Bananenschalen und Co. getrenntaufzubereiten. Denn in diesem Fall fällt dieNährstoffverteilung eindimensional aus.“

Kompost und BusinessKomposterde ist wegen ihrer Eigenschaf-ten eine gute Alternative zu natürlichen(und zunehmend kostbareren) Erden wieTorf. Österreich hat in den letzten Jahrenviel Kompostierungs-Know-how aufge-baut. Robert Tulnik, GF ARGE Kompostund Biogas Österreich: „Kompostierungals Business wird weltweit immer bedeu-tender. Das ist eine Industrie für die Zu-kunft. Und die heimische Kompostwirt-schaft ist vorne dabei.“ •

Dass Kompost ein Segen für ausgelaugte und nährstoffarme Böden ist, das wussten schondie alten Griechen und Römer. Wie die Kompostierung funktioniert, welche winzigen Helferleindaran beteiligt sind und wie man aus Biomüll besten Kompost macht, das wissen wir heute.

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RESOURCES Natürliche Ressourcen

Bei der Verrottung der organischen Abfällewerden auch etliche Mineralstoffe freigesetzt:Nitrate, Ammoniumsalze, Kalium etc. Diesefungieren im Kompost als Dünger.

Glas, Kunststoffe,Gummi, Holz, Metall

MiNERALstoffE

stÖRstoffE

H2o + Co2

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AufbereitungDie Bioabfälle werden zur Kompos-tierungsanlage transportiert.

Störstoffe wie Glas, Kunststoffe,Gummi, Holz oder Metall werdendort zum größten Teil aus denKompost-Rohstoffen ausgesiebt, dasie die Qualität der Kompostierungmassiv verschlechtern.

ReifephaseBei der Nachrottung gehen dieTemperaturen und die biologischenVorgänge zurück. Der Frischkompostreift nun über mehrere Wochen zumFertigkompost.

Der Fertigkompost wird nochmalsabgesiebt und dann verkauft.

Ab- undUmbauphaseDie aufbereiteten Bioabfälle werdenin Kompostanlagen, z. B. in Rotte-boxen oder in langen Haufen, sogenannten Dreiecksmieten, lockeraufgesetzt. In diesen werden sievon Mikroorganismen wie Bakterien,Pilze, Aktynomyceten (Strahlenpilze)sowie Protozoen (tierische Einzeller)abgebaut. Den Hauptanteil, ca. 80Prozent, übernehmen die Bakterien,die die organischen Stoffe als ihreEnergiequelle benutzen. Bei derUmwandlung entstehen CO2 sowieWasser.

Beim Verrottungsvorgang steigendie Temperaturen in der Anlageauf bis zu 60°C an. Dabei werdenKeime und Unkrautsamen abge-tötet. Von Zeit zu Zeit muss dasMaterial umgewälzt werden, damitwieder genügend Sauerstoff für denVerrottungsprozess zur Verfügungsteht. Nach drei bis vier Monaten istdie Verrottung beendet.

Vom Biomüll zum Kompost

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Natürliche Ressourcen RESOURCES

Das Wort „Mietenkompostierung“ ist doch etwas sperrig.Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?Es geht dabei darum, Bioabfall bestmöglich zu verwerten undNährstoffe im Boden zu halten. Im Wesentlichen werden dabeimit Abfällen wie Holz-, Rasen- oder Strauchschnitt, Stroh, aberauch zum Beispiel Früchten so genannte Mieten aufgezogen,also Erd- oder Bioabfall-Wälle. Dabei kommt es darauf an, dassdie Umwandlung von Abfall in Kompost oder Humus rechtschnell geschieht.

Wie errreicht man das?Der Wall wird durch Bakterien abgebaut. Sie zersetzen das Ma-terial und wandeln es um. Für diesen Prozess braucht man op-timale Bedingungen. Das heißt: Das Mischverhältnis aus orga-nischem Material muss stimmen, abhängig ist das natürlich vonJahreszeit und klimatischen Bedingungen. Dazu kommt die nö-tige Aufbereitung. Man muss also Wasser zuführen und dieseWälle mit Wendemaschinen durchmischen, damit Luft hinzu-kommt und Kohlendioxid entweichen kann. Im besten Fall dau-ert dieser Prozess etwa acht Wochen. Dann ist von gut einemDrittel des Ausgangsmaterials Komposterde entstanden, dienoch gesiebt und vom Kompostplatz weg oder mittlerweileauch im Baumarkt verkauft wird.

Als Alternative zum Torf?Richtig. Komposterde ist eine echte Alternative dazu, zumalTorf wegen der Zerstörung von Moorlandschaften nicht ganzunkritisch gesehen werden kann. Häufig ist es auch so, dassEinfamilienhausbesitzer ihren Rasenschnitt zu einer Kompos-tierungsanlage bringen können und im Gegenzug Kompost be-kommen.

Wie hat sich diese Branche überhaupt entwickelt und wosteht sie jetzt?In Österreich hat man vor gut zwanzig Jahren begonnen, Kom-postanlagen aufzubauen. Das Land war sehr zeitig dran mit derAbfalltrennung und Landwirte haben sich mit dem Kompost ein

„Kompostierung ist eineZukunftsbranche“

zweites Standbein aufgebaut. Heute gibt es hier rund 450 An-lagen, viele sind kleine, dezentrale Betriebe, die ein Volumen ineiner Bandbreite von 1000 bis 20.000 Jahrestonnen bearbei-ten. Was Technologie und Know-how auf diesem Gebiet an-geht, ist Österreich Spitzenreiter.

Inwiefern zeigt sich das?Wie gesagt, die Hersteller der Maschinen haben das Know-how in der Umwelttechnik. Eine Industrie für die Zukunft. Denndas Thema Kompostierung erlangt auch weltweit eine immergrößere Bedeutung. Mit Humus lässt sich auch vertrockneteroder versalzter Boden verbessern und nutzbar machen. Öster-reichische Spezialisten arbeiten derzeit etwa in Bulgarien, wo ineinem groß angelegten EU-Projekt der ganze Verwertungspro-zess aufgebaut wird. Bislang hat man dort nicht wirklich vielWert auf Mülltrennung und Kompostierung gelegt. ●

Die Kompostierung ist in den vergangenen zwanzig Jahren zu einem Wirtschaftszweigherangewachsen. Rund 450 Anlagen gibt es derzeit in Österreich, die biogene Abfälle innährstoffreiche Erde verwandeln. Robert Tulnik, Geschäftsführer der ARGE Kompost &Biogas gibt Einblick in die Branche.

Robert tulnik istGeschäftsführerder ARGEKompost undBiogas Österreichmit sitz in WienARGE kOmpOSt & BIOGASöStERREICh (2)

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Natürliche Ressourcen

Gut 300 Biogasanlagen gibt es inÖsterreich. Sie geben jährlichzwischen 520 und 550 Giga-

wattstunden Ökostrom in das Stromnetzab und produzieren derzeit rund 1,3 Milli-onen Tonnen Dünger in Form von Gär-produkten. Eine stolze Leistung. Aber wiefunktioniert so eine Anlage?

Der Prozess beginntHannes Köck ist Betriebsleiter der Bio-gas-Anlage im Hartberger Ökopark. An-hand seiner Anlage schildert er, was dortpassiert: Zunächst werden biogene Ab-fälle beim Aufgabebunker zentral abgela-den. Darunter sind etwa Schlacht-, Kü-chen- oder Speiseabfälle, Grünschnittoder Biomüll. Ein Abscheider filtert an-

Wie aus AbfallStrom wird

Saubermacher-Experte Hannes Köck erklärt, wie eineBiogasanlage Ökostrom und Dünger erzeugtund sogar die entstehende Abwärme nutzt.

Von der Tonne …

Biogasanlage

Mit dem Dünger ausder Biogas-Anlagekönnen Pflanzenoder Früchte gutgedeihen

Das ausgegorene Substrat wirdebenfalls weiterverwendet: Land-

wirte nutzen es als Dünger

… in die Biogas-Anlage:Grünschnitt, Bio-, Schlacht-,Küchen- und Speiseabfällelanden hier. Die Masse wird

zum Substrat

Ein Rührwerk wiedieses vermischt dasSubstrat im Fermenter

ARGE KOMPOST & BIOGAS (5)

FOTOLIA (4)

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Natürliche Ressourcen

schließend Metall heraus, zum BeispielBesteck, das mit Speiseresten im Abfallgelandet ist. „Anschließend kommt dieMasse in Hammermühlen, die die einzel-nen Stücke auf zehn Millimeter zerklei-nern“, sagt Köck. Danach wird das so ge-nannte Substrat mindestens eine Stundelang auf 70 Grad erhitzt – „Hygienisierung“nennt sich das. Der nächste Abschnitt desProzesses: Das Substrat gelangt in denFermenter. Oft werden für diese Einbrin-gung, wie es Fachmann nennt, auch För-derschnecken verwendet.

„Rührende“ ArbeitDie Anlage im Ökopark besteht aus dreiRohrfermentern, das sind drei großeStahltanks mit je 160 Kubikmeter Volu-

men, sowie zwei Hauptfermenter mit ei-nem Volumen von jeweils 1000 Kubikme-tern. Innerhalb dieser Fermenter rührt einecomputergesteuerte Maschine das Subst-rat ständig. „Sonst würde schweres Mate-rial absinken und sich auf dem Boden ab-setzen, in der Mitte wäre Wasser undleichtes Material obenauf“, erklärt Köck.

Das Gas entstehtFür einen optimalen Vergärungsprozessbraucht es für die Bakterien ein gut durch-mischtes Substrat und eine konstanteTemperatur von 38 bis 40 Grad. Bei die-sem Zersetzungsprozess entsteht Biogas.Das fängt man über Rohre ein und saugtes ab, bis es in einem Gasspeicher landet.„Im Anschluss wird das Biogas, das zu 65

Prozent aus Methan besteht, noch ent-schwefelt und von Kondenswasser be-freit“, ergänzt der Fachmann.

Aus Abfall wird StromDie letzte Station ist ein Blockheizkraft-werk. Das Gas betreibt einen Verbren-nungsmotor, der an einen Generator an-geschlossen ist. Dieser gewinnt denStrom, der dann als Ökostrom in das Netzeingespeist wird. Das ausgegorene Subs-trat findet ebenfalls Verwendung. Zu-nächst landet das Gärprodukt in einemEndlager. Dort holen es die Landwirte alsDünger ab. Und noch einen Zweck erfülltdie Biogas-Anlage in Hartberg: „Mit derAbwärme beheizen wir den Ökopark“, soKöck. ●

So sieht es im Innerendes Fermenters aus –

bei 38 bis 40 Grad Bei der Zersetzungdurch Bakterien ent-steht Gas: Rohresaugen es ab …

… und bringen es zu einemBlockheizkraftwerk, wo es als

Treibstoff dient

Der Ökostrom wird ins Netzeingespeist

Letzlich landet der einstige Abfallumgewandelt in saubere Energie beim Verbraucher

Das Kraftwerk wandeltdas Biogas in Strom

und Wärme um

Wir versorgen rund 600Haushalte mit Ökostromaus Speiseresten.

Hannes Köck, BetriebsleiterBiogas-Anlage Hartberg

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RESOURCES Natürliche Ressourcen

Nachgefragt

Nachgefragt

Franz Hölzl istbei SPARÖsterreich fürdas ThemaNachhaltigkeitzuständig SPAR

GerhardZiehenberger istMitglied desVorstandes beiSaubermacher

Wie geht SPAR mit Lebensmitteln um,die nicht verkauft werden?Priorität hat bei uns, Abfall überhaupt zuvermeiden. Bleibt etwas übrig, geben wires an Tafeln, das Rote Kreuz, Sozial-märkte, Vinziwerke oder die Caritas wei-ter. Dann schauen wir, ob gewisse Le-bensmittel, wie etwa altes Brot, alsTierfutter taugen. Zuletzt steht die ener-getische Verwertung oder der Kompost.

Wie viel bleibt denn bei SPAR übrig?Von allen unseren Supermarktproduktenrund ein bis zwei Prozent.

So wenig?Wir verkaufen Ware vom Vortag preisge-

Wie kann man den Vorgang der Entsor-gung oder Kompostierung bei einemLebensmittelhändler kurz skizzieren?Wenn die Lebensmittel nicht verkauftoder sozialen Vereinen gespendet wer-den, beginnt unsere Rolle als Abfallver-werter. Hier achten wir auf hochwertigeVerwertung und eine größtmögliche Ver-wertungsquote. Lebensmittelabfälle wer-den dabei in Form von Energieprodukti-on durch die Erzeugung von Biogasverwertet – oder stofflich durch die Kom-postierung.

Welche Herausforderungen gibt es imVerhältnis zur normalen Entsorgung?Wir müssen besonders auf hygienische

SPAR und das Thema Entsorgung: Franz Hölzl, Leiter derNachhaltigkeit im Handelsunternehmen, über das Gebot desAusschöpfens und die Vermeidung von Lebensmittel-Abfällen.

Wenn Handelsketten Lebensmittel entsorgen müssen, tritthäufig Saubermacher auf den Plan: Vorstand GerhardZiehenberger gibt einen Einblick, worauf es dabei ankommt.

Köstlich & kostbar

Abholen & verwerten

Das erreichen wir damit, dass sie insolch einer Verpackung nicht so vielFeuchtigkeit verliert. Aber natürlich be-lasten Verpackungen auch die Umwelt.Deswegen müssen sie umweltverträg-lich sein. Daran arbeiten wir auch undich sehe eine gute Entwicklung.

Und was passiert, wenn etwas letztlichdoch in die Biotonne muss?Natürlich landet dort auch etwas. Aberdas ist überschaubar. Wir haben Verträgemit Entsorgern, die eine entsprechendeLizenz besitzen und sich darum küm-mern, dass die Ware dann zum Beispielin eine Biogas- oder Kompostierungs-Anlage geliefert wird. ●

fall, Bioabfall und Restmüll zusammen.Der Anteil an Lebensmittelabfällen liegtbei rund 400 Tonnen.

Welche Trends lassen sich ablesen?Einerseits werden oft viel mehr Lebens-mittel angeboten als konsumiert, was ei-nen höheren Anfall von Lebensmittelab-fällen bedeutet. Andererseits gibt eseinen bewussteren Umgang mit Lebens-mitteln. Nicht verkaufsfähige Lebensmit-tel werden oft an soziale Vereine weiter-gegeben. Und: Die Produktion vonBiogas wird attraktiver und wichtiger. Dageht es eben darum, mehr Energie ausAbfällen zu generieren anstatt fossileEnergieträger zu verbrauchen. ●

senkt – etwa Schwarzbrot – und verse-hen sie mit dem Aufkleber: „Lebensmit-tel sind kostbar“. Damit wollen wir dasBewusstsein für den Wert der Sachenwecken. Aber wie gesagt, unser Ziel ist,dass nichts weggeworfen wird. 79Prozent aller SPAR-Filialen haben bereitseine Vereinbarung mit einer Tafel. Regio-nal ist das noch recht unterschiedlich.Aber wir möchten das in ganz Österreichauf 100 Prozent ausweiten.

Wie könnte man denn Lebensmittelnoch länger haltbar machen?Mit einer entsprechenden Verpackung.Dann könnte zum Beispiel eine Gurkedrei bis vier Mal so lange haltbar sein.

Vorschriften achten. So unterliegen Le-bensmittel größtenteils dem Tiermateria-liengesetz. Durch die Einhaltung dieserspeziellen Hygieneanforderungen sollenTierkrankheiten und Seuchen verhindertwerden. Es ist daher neben den Kenn-zeichnungsvorschriften auf den Sammel-behältern auf Sauberkeit und rasche Ab-holung zu achten.

Mit welchen Lebensmittelhändlern ha-ben Sie Vereinbarungen?Wir haben Vereinbarungen mit REWE,Spar, Lidl und Hofer. Bei diesen Kundenübernimmt Saubermacher jährlich rund35.000 Tonnen an Abfällen. Diese setzensich hauptsächlich aus Verpackungsab-

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Natürliche Ressourcen RESOURCES

Das Niveaugefälle der nationalenAbfallwirtschaften spiegelt sichauch im Umgang mit natürli-

chen Ressourcen, sprich Biomüll, wie-der. Während einige Staaten, darunterauch Österreich, schon sehr hohe Stan-dards erreicht haben, sind etliche ande-re, auch in der EU, noch auf dem Niveauvon Entwicklungsstaaten.Ein außergewöhnlicher Fall in Europa

ist Italien. Während der Norden nahezuTop-Standards erreicht, steht Süditalienerst am Anfang der Biomüllverwertung.Sprich: Ein Großteil der organischen Ab-fälle wird dort deponiert. Mit schwerwie-genden Auswirkungen auf die Umwelt.Denn in den Deponien bildet sich Me-thangas, das in der Atmosphäre die25-fache Treibhauswirkung von Kohlen-dioxid entwickelt. Ähnlich verhält es sichin den USA: Während einige Bundes-staaten bereits ein effizientes Ressour-

cenmanagement praktizieren, stehenandere noch ganz am Anfang.Best-Practice-Beispiele findet man in

den nördlichen Ländern Europas, diepunkto Abfallwirtschaft zu den Top-Nati-onen zählen. „In Skandinavien werdenBioabfälle aber bevorzugt in Biogasanla-gen verwertet“, erklärt Erwin Binner, Ex-perte für biologische Behandlung am In-stitut für Abfallwirtschaft der Universitätfür Bodenkultur in Wien. „Man setzt alsoweniger auf die Kompost-, sondernmehr auf die Methangasgewinnung.“Interessante Unterschiede findet man

auch bei einem Blick auf die nationalenTrennsysteme. Frankreich trennt bei-spielsweise seinen gesamten Müll – alsoauch den Biomüll – erst, nachdem er aneinem zentralen Ort gelagert wurde. Da-für werden große mechanische Behand-lungsanlagen eingesetzt. Bei Erwin Bin-ner stößt dieses System auf wenig

Begeisterung: „Frankreich argumentiert,dass die Logistik, die mit einer Trennungvorab einhergeht, weit aufwändiger ist,als die Trennung im Nachhinein. Ich sehedas nicht so. Denn durch gute Planungist diese gut in den Griff zu bekommen.Österreich ist ein ideales Beispiel dafür.“

Ungenutzte PotenzialeDie Nicht-Nutzung von organischenRessourcen belastet aber nicht nur dieUmwelt. Viele Staaten lassen damit einriesiges Marktpotenzial brach liegen. Er-win Binner: „Lebensmittelabfälle machenin Österreich rund 30 Prozent des ge-samten Haushaltsmülls aus. In anderenLändern liegen die kompostierbarenRessourcen im Haushalt sogar zwischen50 und 80 Prozent“. Das lässt hoffen,dass, wenn schon nicht die Vernunft, zu-mindest die Aussicht auf satte Gewinnediese Abfallwirtschaften in Gang bringt.

Biomüll internationalDie unkontrollierte Deponierung von organischen Abfällen ist ein Problemmit globalen Dimensionen. Manche Staaten haben es schon gut im Griff,andere stehen noch ganz am Anfang. Ein Blick über die Grenzen.

Kompost ist eine wichtigeMöglichkeit, um Nährstoffein den Kreislauf zurückzu-bringen.Deshalb ist er fürdie biologische Landwirt-schaft essenziell.Felicitas Schneider, Abfallwirtschaftsexpertin, Universität für Bodenkultur, Wien

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Saubermacher Dienstleistungs AG I Hans-Roth-Straße 1 I 8073 Feldkirchen bei Graz I Tel. 059 800 I www.saubermacher.at

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