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© Luchsprojekt Bayern
Risse
Die klassische Rissnutzung
Weitere typische Merkmale
Kleinere Beutetiere
Hetzjäger
Alte Weisheiten?
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Die klassische Rissnutzung
Kommt man an ein vomLuchs frisch erbeutetesReh, so lassen sich aufden ersten Blick keineauffälligen Bisswundenoder Verletzungenfeststellen.
Bei genauerer Unter-suchung findet sich inder Regel ein gezielterBiss in der Kehle, seltenseitlich am Hals oder imNackenbereich.
Normalerweise beginntder Luchs seine ersteMahlzeit an den Keulen,selten im Schulter-bereich. Trotz dortgesetztem Tötungsbissfängt der Luchs nicht imHalsbereich zu fressenan.
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Die klassische Rissnutzung
Nach zweimaligerNutzung sieht einRehriss so aus: beideKeulen sind sauberausgelöst, derBauchraum nochgeschlossen.
Im Verlauf der weiterenNutzung arbeitet sich derLuchs den Rückenentlang nach vorne.Dabei öffnet sich zwarder Bauchraum, derVerdauungstrakt wirdjedoch nicht gefressen!
Nach dem Fressen vonSchulterpartien und Halsbleiben nur die größerenKnochen, Fell undVerdauungstrakt übrig.
Ein Luchs frisst aneinem ausgewachsenenReh 4 bis 5 Nächte lang.
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Die klassische Rissnutzung
Oft hängt selbst nachvollständiger Nutzungdas gesamte Skelett undDecke zusammen.Daneben finden sichmeist noch Teile desVerdauungstraktes. Erstjetzt trauen sich Füchsean den Kadaver.
Beim Wiegen wird esoffensichtlich: auch hierhängt ein vollständiggenutzter Luchsriss nochzusammen(oben Hinterläufe, untenVorderläufe und Haupt).
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Weitere typische Merkmale
Bei diesem vom Luchserbeutetem Mufflon istder Bluterguss an derDrossel die einzigeVerletzung, die man amganzen Tierkörperfindet. Das Tier wurdemit einem gezielten Bisserstickt.
Da der Luchs meist ein-mal zubeißt und dannnicht mehr loslässt,zeigen sich nur dievier große Einstiche(Löcher)der Eckzähne.
Der Luchs versucht,seine Beute mit denPranken festzuhalten,um dann den Tötungs-biss anzubringen. Wenner dabei abrutscht,hinterlassen die spitzenKrallen lange Striemenin der Unterhaut, diemeist, aber nicht immer,die Haut durchritzen.
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Weitere typische Merkmale
Noch in Nutzungbefindliche Risse werdenzuweilen ganz oderteilweise mitumliegendem Substratwie Nadelstreu, Grasoder Schnee abgedeckt.
Bitte beachten: Inseltenen Fällenverscharrt auch derFuchs seine Beute.
Dieser Riss ist nahezuvollständig mit Heide-kraut und Moos ver-blendet. Nur ein Laufschaut noch heraus.
Frisst sich der Luchs denRücken entlang nachvorne, stülpt sich dasFell der Beute manchmalüber deren Kopf.
Auch dieser Gemse hater „das Fell über dieOhren gezogen“.
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Weitere typische Merkmale
Gerade wenn eineLuchsin mit Jungen aneinem Riss frisst, bleibtkaum etwas übrig. DasSkelett aber bleibteinigermaßen voll-ständig.Die fehlenden drei Läufeund den Verdauungs-trakt haben in diesemFall schon Füchsedavongetragen.
In steilem Geländerutscht bei jeder Nutzungdie Beute weiter nachunten. So entstehenverschiedeneFraßstellen mit einerHaarschleppedazwischen.
Geht man dieserSchleifspur nach, solässt sich das gesamteRehskelett zusammen-tragen - obwohl dieLuchsin samt Jungesschon lange die Gegendverlassen haben.
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Kleinere Beutetiere
Auch Füchse zählen zurBeute von Luchsen. DerTötungsbiss erfolgt hierin der Regel direkt in denSchädel. Nach derMahlzeit bleiben vomFuchs nur Verdauungs-trakt, Schwanz undLäufe liegen.
Von Hasen lässt derLuchs auch nicht vielübrig. Hier konnte nurder Schwanz und Teiledes Verdauungstraktsgefunden werden.
Beim Erbeuten vonFederwild bleiben in derRegel nur Federn übrig.Diese werden - wiedurch den Fuchs auch -abgebissen. Falls derKörper noch vorhandenist, sollte man nachKrallenspuren suchen.Luchse packen - imGegensatz zu Hundenund Füchsen - mit denKrallen und nicht mitdem Fang zu.
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Hetzjäger
Von außen könnenRisse von Hetzjägerndurchaus mit Luchs-rissen verwechseltwerden. Vor allem dann,wenn sie gar nicht (wiehier im Bild) oder sogarluchstypisch angefres-sen sind.
Bei genauerem Hin-sehen fallen jedoch diedeutlichen Blutspuren imgesamten Hals- undKopfbereich auf.
Schaut man dort unterdie Haut, sieht manzahlreiche Bisswunden,die das Gewebe massivgequetscht haben - esist richtig „zermatscht“.Eindeutiger Hinweis aufzahlreiche und weniggezielte Bisse!
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Hetzjäger
Zieht man die Haut desTieres ab, findet man oftzahlreiche Blutergüssean Hinterläufen, Flankenund Rücken.Aufgepasst: von außensieht man diese Ver-letzungen kaum!
Eine Bisswunde imFlankenbereich sprichtfür einen Hetzjäger, derversucht hat, das Opfermit dem Gebiss festzu-halten. Der Abstand derFangzähne konnte hiergut gemessen werden(3,3 cm) und passtegenau zu dem später auffrischer Tat ertapptenHund.
Wieder ein Biss in denFlankenbereich. Hiersind noch deutlich diestumpfen Zahnbögen zuerkennen, die in derUnterhaut deutlicheBlutergüsse hinterlassenhaben.
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Hetzjäger
Ungewöhnliche undkostspielige Beute: hierwurden vier Nandus imBayerischen Wald ge-tötet.
Die zahlreichen Wundendeuten auf Hetzjägerhin. Eine Infrarot-kamera überführteschließlich zwei Hundeals Täter.
Oft verenden Tiere ohneGewalteinwirkung. Wer-den diese Kadaver da-nach herumgezerrt oderangefressen, hinterlas-sen die Zähne zwarLöcher in der Haut, aberkeine Blutergüsse!Das „Ausräumen“ derBauchhöhle deutet hierauf Fuchs oder Hund alsNutznießer hin.
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Alte Weisheiten: Diese hier stimmen nicht!
Kopflose Rehe im Waldsind nicht Anzeichendafür, dass der Luchs imRevier unterwegs ist. AlsKopfabschneider gilteindeutig der Fuchs. Eslohnt sich aber in jedemFall, das Tier aus derDecke zu schlagen undnach Bisswunden zuuntersuchen.
Hier hat der Fuchs denKopf abgetrennt. Oft istder Halsbereich dabeisiebartig durchlöchert.Denn im Gegensatz zumLuchs muss der Fuchsöfter zubeißen. Seinerelativ kleinen undspitzen Fangzähnehinterlassen dabei einBild ähnlich wie beieinem Schrotschuss!
Für den Fuchs typisch istauch das Auslösen vonSchulter oder Keule.Sauber, wie mit einemMesser abgeschnitten,ist hier der Rippenbe-reich freigelegt worden.
Der Luchs dagegentrennt keine Körperteileab. Er zieht - wennüberhaupt - die ganzeBeute in Deckung!
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Alte Weisheiten: Diese hier stimmen nicht!
Wenn der Luchs anseiner Beute nichtgestört oder bewusstvergrämt wird, nutzt erdiese vollständig. Hierkönnte er noch zwei-bis dreimal fressen.
Wer diesen Riss abernach Hause oder zumLuderplatz bringt, zwingtden Luchs zu einemneuen Beutezug.
Auch im Sommer nutzenLuchse ihre Beute in derRegel vollständig. Andiesem Riss hat einLuchskuder noch zweiTage lang gefressen -und dabei die Madenaufgeschleckt.Hochwertiges Protein,auch wenn wirMenschen das anderssehen mögen!
Mehrfachtötungenkommen beim Luchsäußerst selten vor. Inder freien Natur könnenBeutetiere normaler-weise flüchten. Dochauch in Wildgatterndeuten mehrere toteTiere nicht auf denLuchs, sondern aufHetzjäger hin - bei unsmeistens Hunde.