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52 Referate der siebten Friihjahrstagung Literatur [1] NV.VBERT, I).: Naunyn-Schmiedebergs Arch. exp. Path. Pharmak. 258, 152 (1966). [2] PITOT, H. (3., 0. PERAINO, C. LA~IAR, and A. K. KENlVAN: Proe. nat. Acad. Sci. (Wash.) 54, 845 (1965). [3] WAGLE,S. R., H. P. 1VIoRI~Is, and G. WEBER: Cancer Res. 28, 1003 (1963). Dozent Dr. D. NEUBERT Pharmakologisches Institut der Freien Universit£t, 1 Berlin 33, Thielallee 69/73 RNS-Basen im Sommersehen Sektor des Hippoeampus nach ehroniseher Behandlung mit LSD 25. Yon ¥. NEUn0FF Von der Arbeitshypothese ausgehend, da6 der Schizophrenie eine StSrung im DNS/RI~S-System und der davon abhi~ngigen Protein- synthese in definierten Gebieten des ZNS zugrunde licgen mu6, wurde damit begonnen, die RNS-Basenverteilung in den Regionen CA 1, CA 2 und CA 3 des Kaninchenhippocampus nach chronischer LSD 25- Behandlung zu analysieren. Aus diesen Arealen wurden die GangHen- zellen frei Hand in 0,9°/o NaC1 -~ 10 -3 m NaF als feinste Zellb~nder (etwa 0,5--1,5 • 10 -s g) pri~pariert und nach der Mikromethode yon EDsTRSM die RNS-Basen analysiert. LSD 25 wurde zweimal t~glich 150 ~/kg i.v. 4, 7 und 14 Tage lang appliziert. 2 Std vor dem TSten, am 5., 8. und 15. Tag, wurden 300 ~/kg, also die LD 50 verabreicht. Das wurde ohne wesentliche Intoxikationserscheinungen vertragen. Nur etwa 2 Std lang nach der Injektion war das Verhalten der Tiere auff~llig. Bei dem 14 Tage- Versuch schien dieser Zeitraum gegen Versuchsende kfirzer zu werden. Der auffallendste Befund (siehe Tabelle) ist die zunehmende Ver- mehrung yon Cytosin (bis zu -~ 17,4°/o) bei gleichzeitiger Abnahme yon Guanin (bis --10,5°/o) in CA 2. In CA 1 und CA 3 hingegen ffihrt die Behandlung ganz im Gegenteil zur ErhShung yon Guanin (-~ 15,5 bzw. 7,90/0) und Verminderung yon Cytosin (--3,3 bzw. --10,5°/0). Die ErhShung des Cytosin-Antefls der RNS-Basen in CA 2 (Basensumme = 100°/0) bleibt zwischen dem 7. und 14. Behandlungstag unver£ndert. Das stimmt mit dem vom LSD beschriebenen Toleranzph~nomen bei liingerer Behandlung iiberein und kann eventuell auf eine Enzyminduk- tion in der Leber durch die chronische Behandiung und infolgedessen beschleunigte Oxydation und Entgiftung zurfickgefiihrt werden. Um zwischen der Serotonin antagonistischen und der halluzinatori- schen Wirkung vom LSD unterscheiden zu kSnnen, wurde 2 Tieren der Serotoninantagonist Deseril in einer der Serotonin antagonistischen Wirkung des LSD ~quivalenten Dosis (36 y/kg) 7 Tage zweimat t~glich i.v. appliziert. Auch hohe Dosen von Deseril verursachen keinerlei Hallu- zinationen. CA 1 und CA 3 reagieren nach Deseril genauso wie nach

RNS-Basen im Sommerschen Sektor des Hippocampus nach chronischer Behandlung mit LSD 25

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52 Referate der siebten Friihjahrstagung

Literatur [1] NV.VBERT, I).: Naunyn-Schmiedebergs Arch. exp. Path. Pharmak. 258, 152

(1966). [2] PITOT, H. (3., 0. PERAINO, C. LA~IAR, and A. K. KENlVAN: Proe. nat. Acad.

Sci. (Wash.) 54, 845 (1965). [3] WAGLE, S. R., H. P. 1VIoRI~Is, and G. WEBER: Cancer Res. 28, 1003 (1963).

Dozent Dr. D. NEUBERT Pharmakologisches Institut der Freien Universit£t, 1 Berlin 33, Thielallee 69/73

RNS-Basen im Sommersehen Sektor des Hippoeampus nach ehroniseher Behandlung mit LSD 25. Yon ¥. NEUn0FF

Von der Arbeitshypothese ausgehend, da6 der Schizophrenie eine StSrung im DNS/RI~S-System und der davon abhi~ngigen Protein- synthese in definierten Gebieten des ZNS zugrunde licgen mu6, wurde damit begonnen, die RNS-Basenverteilung in den Regionen CA 1, CA 2 und CA 3 des Kaninchenhippocampus nach chronischer LSD 25- Behandlung zu analysieren. Aus diesen Arealen wurden die GangHen- zellen frei Hand in 0,9°/o NaC1 -~ 10 -3 m NaF als feinste Zellb~nder (etwa 0,5--1,5 • 10 -s g) pri~pariert und nach der Mikromethode yon EDsTRSM die RNS-Basen analysiert. LSD 25 wurde zweimal t~glich 150 ~/kg i.v. 4, 7 und 14 Tage lang appliziert. 2 Std vor dem TSten, am 5., 8. und 15. Tag, wurden 300 ~/kg, also die LD 50 verabreicht. Das wurde ohne wesentliche Intoxikationserscheinungen vertragen. Nur etwa 2 Std lang nach der Injektion war das Verhalten der Tiere auff~llig. Bei dem 14 Tage- Versuch schien dieser Zeitraum gegen Versuchsende kfirzer zu werden.

Der auffallendste Befund (siehe Tabelle) ist die zunehmende Ver- mehrung yon Cytosin (bis zu -~ 17,4°/o) bei gleichzeitiger Abnahme yon Guanin (bis --10,5°/o) in CA 2. In CA 1 und CA 3 hingegen ffihrt die Behandlung ganz im Gegenteil zur ErhShung yon Guanin (-~ 15,5 bzw. 7,90/0) und Verminderung yon Cytosin (--3,3 bzw. --10,5°/0). Die ErhShung des Cytosin-Antefls der RNS-Basen in CA 2 (Basensumme = 100°/0) bleibt zwischen dem 7. und 14. Behandlungstag unver£ndert. Das stimmt mit dem vom LSD beschriebenen Toleranzph~nomen bei liingerer Behandlung iiberein und kann eventuell auf eine Enzyminduk- tion in der Leber durch die chronische Behandiung und infolgedessen beschleunigte Oxydation und Entgiftung zurfickgefiihrt werden.

Um zwischen der Serotonin antagonistischen und der halluzinatori- schen Wirkung vom LSD unterscheiden zu kSnnen, wurde 2 Tieren der Serotoninantagonist Deseril in einer der Serotonin antagonistischen Wirkung des LSD ~quivalenten Dosis (36 y/kg) 7 Tage zweimat t~glich i.v. appliziert. Auch hohe Dosen von Deseril verursachen keinerlei Hallu- zinationen. CA 1 und CA 3 reagieren nach Deseril genauso wie nach

Referate der siebten Frfihjahrstagung 53

LSD (siehe Tabelle). Diese Ver~nderungen sind also in beiden Fi~llen auf den Serotonin-Antagonismus zurfickzuftihren. Auch CA 2 zeig~ unter Deseril die gleichen Xnderungen in der Basenverteilung wie CA 1 und 3 und damit die genau entgegengesetzten wie nach LSD. Daraus kann

Tabelle. Verteilung der RNS-Basen in den Regioneu CA 1, CA 2 und CA 3 (Sommer- scher Sektor) des Kaninchen Hippocampus nach chronischer Behandlung mit LSD 25 und Deseril. Die RNS-Basen der isolierten Ganglienzellen wurden in ttttMol bes'timmt und die prozentuale Verteilung au] die Basensumme ~ 100°/o bezogen. ( ± s -~ mitt.

lerer Fehler des Mittelwertes)

Tage LSD 25 0 4 7 14

Tiere/Analysen 1/1, IAo 1/lo 2/12

Uracyl

Cy~osin ~ s Guanin ~ s Adenin

21,94 0,66

32,00 0,65

22,66 0,59

23,38 0,93

21,19 0,52

31,20 0,73

24,16 0,40

23,45 1,21

20,95 0,29

30,98 0,65

26,17 0,41

21,90 0,32

7 Tg Deseril I

22,66 0,58

29,33 0,74

25,47 0,35

22,56 0,38

CA 1

Uracyl

Cytosin

Guanin ~ s Adenin zks

22,65 0,42

29,94 0,57

24,18 0,45

22,73 0,50

20,58 0,67

33,75 0,80

23,41 0,68

22,23 0,67

21,28 0,52

35,11 0,67

22,12 0,62

21,49 0,55

21,30 0,48

35,15 0,49

21,89 0,40

2i,67 0,30

21,48 0,37

28,37 0,56

27,33 0,41

22,82 0,42

22,59 0,54

33,17 0,41

22,81 0,47

21,46 0,38

22,18 0,40

31,54 0,76

24,48 0,51

21,90 0,36

Uracyl

Cytosin

Guanin

Adenin ~ s

22,26 0,40

30,01 0,92

24,62 0,51

23,10 0,63

22,08 0,58

32,28 0,74

24,63 0,65

20,97 0,52

22,53 0,59

28,39 0,69

26,62 0,44

22,45 0,58

CA 2

CA 3

gefolgert werden, da$ die naeh ehroniseher Gabe yon LSD 25 in der CA 2 Region des Hippocampus anftretenden Verschiebungen in der Basenzusammensetzung der RNS nicht auf die Serotonin antagonistisehe, sondern auf andere Wirkungen veto LSD zurfiekzufiihren sind.

Nach I-IYDI~N is~; ein hoher Cytosingehalt fiir die RNS der Ganglien- zellkerne spezifiseh und ein hoher Guanin-Anteil typisch fiir eytoplasma-

54 l~eferate der siebten Frfihjahrstagung

tische I~NS. Die Ver~nderungen in der Basen-Verteilung der RNS nach ehronischer Gabe yon LSD sprechen daf/ir, dab eine Wirkkomponente des LSD 25 spezifisch in der CA 2 Region des tIippoeampus angrefft und dort vornehmlich die I~NS der Ganglienzellkerne betroffen wird. Der Serotonin antagonistisehe Effekt yore LSD in CA 1 und CA 3 und ebenso der yon Deseril in alien 3 untersuehten Regionen ffihrt zu einer Vermehrung des Guanin-Anteils der 1~I~S und spricht also f/it eine Reak- tion vorwiegend cytoplasmatischer Strukturen.

tterrn Prof. Dr. HOLG]~ ttY])~.ze danke ich fiir anregende Diskussionen und die groBziigige Bereitstellung der Institutsmittel. Dem Schwedischen Medical Research Council danke ich fiir die Finanzierung einer Assistentenstelle. tterrn Dr. A. CE~- LETTI, Sandoz A.G., Basel, danke ich fiir die freundliche L~berlassung yon LSD 25.

Literatur EDSTI~6Yl, J.-E. : In : Methods of Cell Physiology, vol I, p. 417. New York: Academic

Press 1964. ~IYD~, H., and E. EG:z~zI: J. Cell Biol. 15, 37 (1962).

Privatdozent Dr. V. I~EUnOFF Institute of Neurobiology, Faculty of Medicine University of G6teborg/Schweden,

l~Iedicineregatan 5

Der Durehtritt einiger Substanzen dutch die Wand der Harnblase. Von F. K. 0HrfES0RGE und 0. WASS~ltMAN~

An isolierten Harnblasen yon Meersehweinchen wurde untersucht, mit welcher Geseh~dndigkeit dissoziierte und niehtdissozfierte Pharmaka die Blasenwand durchdringen.

I tarnstoff (1%, pKa 0,18) t r i t t etwa halb so sehnell dureh die Blasen- wand wie Antipyrin (1°/0, pKa 1,4). Die Durehtrittsgesehwindigkeit ist vom pH-Wert der angebotenen LSsung weitgehend unabh~ngig. Der Durchtr i t t von Prilocain (0,50/0, pKa 7,7) ist grSGer als der von Antipyrin (Werte fiir p i t 7,7 in mg/Std • 15 cm2:l°/0 Harnstoff 3,0 ~= 0,5; 1°/0 Anti- pyrin 5,0 =~ 0,4; 0,5°/0 Prilocain 5,4 ± 0,3) und w~ehst mit steigendem pH-Wert. Priloeain durchdringt die Blasenwand schneller von der Serosaseite, Harnstoff sehneller yon der Mucosaseite her.

Die Durehtrittsgeschwindigkeit yon Prilocain nimmt mit abnehmen- der Konzentrat ion relativ zu. Diese Zunahme geht mit einer Anreiche- rung im Gewebe einher. Der Gehalt im Gewebe ist beim Angebot riled- tiger Konzentrationen (0,04mg/ml) relativ grS~er als bei hSheren Konzentrat ionen (0,5 und 5 mg/ml). Er h~ngt, ebenso wie der Durch- tr i t t , yore p tLWer t der angebotenen LSsung ab (z.B. Anreicherungs- faktor bei 0,04 mg/ml fiir p i t 6,4 1,4; fiir pH 7,7 2,8; ffir pH 9,0 4,2). Es ergibt sieh daraus, da~ die Aufnahme der jeweils vorliegenden Kon- zentrationen von Base und Salz in einem Verh~ltnis von 3,5:1 erfolgen