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Materialabbau seit 125 Jahren Mit der Produktion von Portlandcement wurde in der Schweiz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnen. Der Eröffnung des Vigiers-Werks im solothurnischen Luterbach im Jahr 1871 folgten 1877 Produktionsaufnahmen in Saint-Sulpice (Val de Travers) und 1882 in Aarau (Zurlinden/JCF). Bereits 1891 - der Wegweiser Nr. 3 hat darüber berichtet - nahm das JCF- Werk Wildegg seinen Betrieb auf. Die meisten inländischen Zementfabriken wurden vor 1914 gegründet, sind aber mit drei Ausnahmen alle wieder geschlossen worden. Allein zwischen 1959 und 1988 sank die Zahl der Werke von 35 auf 11. Heute produzieren noch 6 Zementfabriken: • Péry (BE), Vigier, 1891 *) • Wildegg (AG), JCF, 1891 • Siggenthal (AG), Holcim, 1912 • Eclépens (VD), Holcim, 1953 • Untervaz (GR), Holcim, 1958 • Cornaux (NE), JCF, 1966 *) Gründungsjahr oder Betriebsaufnahme Liebe Leserin, lieber Leser Mit dem Wegweiser Nr. 4 behandeln wir das Thema Rohstoffendlichkeit. Kalkstein und Mergel stehen in Zementwerksnähe nicht unbegrenzt zur Verfügung. Der Abbau der restlichen Vorkommen belastet unseren Lebensraum weiter und zerstört unsere Landschaft. Herzlichen Dank für Ihr Interesse. Vorstand IG Gisliflue Rohstoffe sind endlich November 2015 WEGWEISER Nr. 4 Rohstoffvorräte sind nicht unendlich Im Kanton Aargau wurde Zementgeschichte geschrieben. Ein Teil davon ist die 1912 in Holderbank gegründete Portlandcementfabrik. Holderbank (heute Holcim) baute vorerst im Steinbruch Schümel, dann ab 1951 im Ost-Teil der Unteregg und ab 1971 gemeinsam mit jura cement in der Oberegg ab. 1975 wurde der Betrieb in Holderbank eingestellt bzw. nach Rekingen verlegt. Hätte Holcim weiter in Holderbank produziert, wären die Rohstoffreserven in den hiesigen Steinbrüchen schon lange erschöpft. Die Entwicklung der schweizerischen Zement- industrie – mit einer Vielzahl von Betriebs- Gründungen und -Schliessungen – verdeutlicht es: Rohstoffreserven sind endlich. Dies ist nicht neu. Als die Jura-Cement-Fabriken Aarau-Wildegg und die Cementfabrik Holder- bank-Wildegg (die damaligen Bezeichnungen) in den 60er- Jahren des letzten Jahrhunderts began- nen, in Auenstein und Veltheim ein neues Abbau- Als Kalkstein werden Sediment- gesteine bezeichnet, die überwiegend aus dem chemischen Stoff Calciumcar- bonat (CaCO3) in Form der Mineralien Calcit und Aragonit bestehen. Mergel ist ein Sedimentgestein. Er entsteht, wenn das feine Material (Ton, Schluff) abgela- gert und gleichzeitig Kalk ausgefällt oder ebenfalls abgelagert wird. Hätte Holcim weiter in Holderbank produziert, wären die Rohstoff- reserven in den hiesigen Steinbrüchen schon lange erschöpft.

Rohstoffe sind endlich - gisliflue.ch · bonat (CaCO3) in Form der Mineralien Calcit und Aragonit bestehen. Mergel ist ein Sedimentgestein. Er entsteht, wenn das feine Material (Ton,

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Page 1: Rohstoffe sind endlich - gisliflue.ch · bonat (CaCO3) in Form der Mineralien Calcit und Aragonit bestehen. Mergel ist ein Sedimentgestein. Er entsteht, wenn das feine Material (Ton,

Materialabbau seit 125 Jahren

Mit der Produktion von Portlandcement wurde in der Schweiz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnen. Der Eröffnung des Vigiers-Werks im solothurnischen Luterbach im Jahr 1871 folgten 1877 Produktionsaufnahmen in Saint-Sulpice (Val de Travers) und 1882 in Aarau (Zurlinden/JCF). Bereits 1891 - der Wegweiser Nr. 3 hat darüber berichtet - nahm das JCF-Werk Wildegg seinen Betrieb auf. Die meisten inländischen Zementfabriken wurden vor 1914 gegründet, sind aber mit drei Ausnahmen alle wieder geschlossen worden. Allein zwischen 1959 und 1988 sank die Zahl der Werke von 35 auf 11. Heute produzieren noch 6 Zementfabriken:

•Péry(BE),Vigier,1891*)

•Wildegg(AG),JCF,1891

•Siggenthal(AG),Holcim,1912

•Eclépens(VD),Holcim,1953

•Untervaz(GR),Holcim,1958

•Cornaux(NE),JCF,1966

*) Gründungsjahr oder Betriebsaufnahme

Liebe Leserin, lieber Leser

Mit dem Wegweiser Nr. 4 behandeln wir das Thema Rohstoffendlichkeit.

Kalkstein und Mergel stehen in Zementwerksnähe nicht unbegrenzt zur Verfügung. Der Abbau der restlichen Vorkommen belastet unseren Lebensraum weiter und zerstört unsere Landschaft.

Herzlichen Dank für Ihr Interesse. Vorstand IG Gisliflue

Rohstoffe sind endlich

N o v e m b e r 2 0 1 5 W E G W E I S E R N r . 4

Rohstoffvorrätesindnichtunendlich

Im Kanton Aargau wurde Zementgeschichte geschrieben. Ein Teil davon ist die 1912 in Holderbank gegründete Portlandcementfabrik. Holderbank (heute Holcim) baute vorerst im Steinbruch Schümel, dann ab 1951 im Ost-Teil der Unteregg und ab 1971 gemeinsam mit jura cement in der Oberegg ab. 1975 wurde der Betrieb in Holderbank eingestellt bzw. nach Rekingen verlegt. Hätte Holcim weiter in Holderbank produziert, wären die Rohstoffreserven in den hiesigen Steinbrüchen schon lange erschöpft.

Die Entwicklung der schweizerischen Zement-industrie – mit einer Vielzahl von Betriebs- Gründungen und -Schliessungen – verdeutlicht es: Rohstoffreserven sind endlich. Dies ist nicht neu. Als die Jura-Cement-Fabriken Aarau-Wildegg und die Cementfabrik Holder-bank-Wildegg (die damaligen Bezeichnungen) in den 60er- Jahren des letzten Jahrhunderts began-nen, in Auenstein und Veltheim ein neues Abbau-

Als Kalkstein werden Sediment-gesteine bezeichnet, die überwiegend aus dem chemischen Stoff Calciumcar-bonat (CaCO3) in Form der Mineralien Calcit und Aragonit bestehen.

Mergel ist ein Sedimentgestein. Er entsteht, wenn das feine Material (Ton, Schluff) abgela-gert und gleichzeitig Kalk ausgefällt oder ebenfalls abgelagert wird.

Hätte Holcim weiter in Holderbank produziert, wären die Rohstoff-reserven in den hiesigen Steinbrüchen schon lange erschöpft.

Page 2: Rohstoffe sind endlich - gisliflue.ch · bonat (CaCO3) in Form der Mineralien Calcit und Aragonit bestehen. Mergel ist ein Sedimentgestein. Er entsteht, wenn das feine Material (Ton,

WEGWEISER

Periodische Informationen der IG Gisliflue

Herausgeber: IG Gisliflue, 5105 Auenstein

Text, Fotos, Druck: IG Gisliflue

Auflage: 1700 Exemplare

gebiet, die Oberegg, zu erschliessen, und damit in Auenstein die Güterregulierung auslösten, rechneten sie nicht mit Materialreserven für 50 oder mehr Jahre. Folgende Formulierung im sogenannten Obereggvertrag, welcher am 1. April 1964 unter-zeichnet wurde, macht dies deutlich:

„ Die beiden Firmen erklären sich bereit, nach vollständiger Ausbeutung der Oberegg, normale Produktionsverhältnisse vorausgesetzt spätestens im Jahr 2000, das Steinbruchareal inkl. Schutzgürtel an die Ortbürgergemeinde oder, sofern diese dannzumal nicht mehr existieren sollte, an die Einwohnergemeinde Auenstein zu übertragen.“ EndemitSteinbrucherweiterungen

Nun, im Jahr 2015, steht nicht die Rückübereig-nung der Oberegg, sondern eine weitere Steinbrucherweiterung zur Debatte. Sollen die Erweiterungen wirklich auch inskünftig im bisherigen Rhythmus weitergehen?

1965: Vorbereitung Erschliessung Oberegg

1990: Erweiterung Steinbitz/Winkelmatt

2015: Erweiterung Jakobsberg-Egg

2040: Ausbeutung eines neuen Abbaugebiets!

Schon überdurchschnittlich lange wird in Wildegg Zement hergestellt. Nun soll den JCF genügend Zeit eingeräumt werden, um aus der hiesigen Produktion auszusteigen und andere Geschäftsmodelle zu finden:

• dieGrenzenderlokalenAbbaugebietesindjetztendgültigabzustecken

• dieVorrätewerdennachdenangedach-tenErweiterungenerschöpftsein

UnsererLandschaftist Sorgezutragen

Mit dem Wegweiser Nr. 3 haben wir auf die Steinbruchwunden in unserer Landschaft aufmerksam gemacht. Deren Fläche ist derart gross, dass grössere Erweiterungen oder neue Abbaugebiete nicht mehr tragbar sind. 1996 wurden die hiesigen JCF-Steinbrüche bewusst nicht in das Bundesinventar für Land-schaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung aufgenommen. Dies darf nicht zum Freipass für beliebige Erweiterungen im Gebiet Jakobsberg-Egg werden.

Die IG Gisliflue ist gesprächsbereit. Gestützt auf einen Beschluss der Generalversammlung 2015 versucht der Vorstand, mit der Kerngruppe der Begleitkommission „Mitwirkung Erweiterung Steinbruch jc“ eine tragbare, mehrheitsfähige Lösung zu finden.