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Ulpiani Regulae - Zwei Pseudepigrafa von DETLEF LIEBS , Freiburg i. Br. „Im Anschluß an das Werk fast eines jeden berühmten Schriftstellers des Altertums sind Pseudepigrapha überliefert 1 ." Den römischen Juristen erging es nicht besser. Nicht nur wurden sie Gegenstand von fabulae litteratae, in welcher Rolle der verehrte Altmeister dieses Genres ver- trauten Umgang mit ihnen pflegt. Auf sein Interesse hofft vielmehr auch eine Studie über unechte römische Juristenschriften. Dabei werden sprachliche Argumente im Vordergrund stehen. (An-) Tony HONORE hat für unser Thema wichtige Vorarbeiten geleistet, die noch nicht allgemein zugänglich sind. Am 27. Februar 1981 trug er am Institut de droit romain in Paris über echte und unechte Werke Ulpians vor. Ausgehend von Ulpians Stil stellte er zwölf für diesen Juristen typische Wendungen vor, deren Vorkommen in den Digesten minde- stens zu 90, oft zu 1 0 0 % auf Ulpian entfällt; et putem (31 von 31), et magis puto (9 von 10), et non puto (19 von 20), et ego puto (alle 11), et verum puto (alle 3), et puto ohne Zwischenwort (112 von 126), parvi refert (37 von 39), proinde et si (alle 64), proinde si (85 von 89), proinde gefolgt von einem anderen Wort als et si oder si (62 von 63), per contrarium (29 von 31) und ut puta (294 von 311). In den großen Kommentaren Ulpians hat HONORE diese Wendungen vollzählig oder doch in großer Zahl angetroffen; in den Werken mittleren Umfangs 1 Wolfgang SPEYER, Die literarische Fälschung im heidnischen und christlichen Alter- tum (München 1971) 132. Brought to you by | Heinrich Heine Universität Düsseldorf Authenticated | 134.99.128.41 Download Date | 12/1/13 6:45 PM

Romanitas - Christianitas (Untersuchungen zur Geschichte und Literatur der römischen Kaiserzeit. Johannes Straub zum 70. Geburtstag am 18. Oktober 1982 gewidmet) || Ulpiani Regulae

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Ulpiani Regulae - Zwei Pseudepigrafa

von D E T L E F L I E B S , Freiburg i. Br.

„Im Anschluß an das Werk fast eines jeden berühmten Schriftstellers des Altertums sind Pseudepigrapha überliefert1." Den römischen Juristen erging es nicht besser. Nicht nur wurden sie Gegenstand von fabulae litteratae, in welcher Rolle der verehrte Altmeister dieses Genres ver-trauten Umgang mit ihnen pflegt. Auf sein Interesse hofft vielmehr auch eine Studie über unechte römische Juristenschriften.

Dabei werden sprachliche Argumente im Vordergrund stehen. (An-) Tony H O N O R E hat für unser Thema wichtige Vorarbeiten geleistet, die noch nicht allgemein zugänglich sind. Am 27. Februar 1981 trug er am Institut de droit romain in Paris über echte und unechte Werke Ulpians vor. Ausgehend von Ulpians Stil stellte er zwölf für diesen Juristen typische Wendungen vor, deren Vorkommen in den Digesten minde-stens zu 90, oft zu 1 0 0 % auf Ulpian entfällt; et putem (31 von 31), et magis puto (9 von 10), et non puto (19 von 20), et ego puto (alle 11), et verum puto (alle 3), et puto ohne Zwischenwort (112 von 126), parvi refert (37 von 39), proinde et si (alle 64), proinde si (85 von 89), proinde gefolgt von einem anderen Wort als et si oder si (62 von 63), per contrarium (29 von 31) und ut puta (294 von 311). In den großen Kommentaren Ulpians hat H O N O R E diese Wendungen vollzählig oder doch in großer Zahl angetroffen; in den Werken mittleren Umfangs

1 Wolfgang SPEYER, Die literarische Fälschung im heidnischen und christlichen Alter-tum (München 1971) 132.

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Ulpiani Regulae — Zwei Pseudep igra fa 283

Disputationes, De omnibus tribunalibus, De officio proconsulis und Ad legem Iuliam et Papiam in größerer Zahl; hinreichend zahlreich auch noch in den kleineren Werken De fideicommissis, De adulteriis, De ap-pelationibus, Ad edictum aedilium curulium, De officio consulis, De officio curatoris rei publicae, De officio praetoris tutelaris, Institutiones und De officio quaestoris. Nicht dagegen anzutreffen waren sie in den Opiniones, die vielmehr einen eigenen Sprachstil aufweisen2. Und eben-sowenig in den Regularum libri VII , dem Liber singularis regularum und dem Liber singularis pandectarum. Uberraschenderweise fehlten sie auch in den Responsorum libri II. H O N O R E schloß daraus auf Unechtheit all dieser Schriften, machte aber bei denjenigen einen Vorbehalt, von denen wir nur wenig Text haben wie bei den Pandectae; von ihnen sind ganze sieben Lenelzeilen auf uns gekommen.

Hier will ich nur den beiden Regulae-Werken nachgehen. Vom Liber singularis sind uns zwei Digestenfragmente überliefert3, drei Bruchstücke in der sog. Collatio legum Mosaicarum et Romanarum 4 und vor allem eine leicht gekürzte Fassung der ersten zwei Drittel des ganzen Werks als vermeintlicher Bestandteil der Lex Romana Visigothorum; dieses Bruchstück heißt in der juristischen Literaturgeschichte auch unsinniger-weise Tituli ex corpore Ulpiani5 . Nach Angriffen auf Ulpians Urheber-schaft durch Vincenzo A R A N G I O - R U I Z , Emilio A L B E R T A R I O und Fritz S C H U L Z in den zwanziger Jahren® haben in neuerer Zeit Ernst S C H Ö N -

2 S. schon F r a n z WIEACKER, I libri opinionum di Ulp iano? , in: Labeo 19 (1973) 197 ff.; u. Verf . , Ulp iani opinionum libri VI , in: Tijdschrift voor Rechtsgeschiedenis 41 (1973) 279 ff.

3 Dig . 22, 5, 17; u. 44, 7, 25. 4 Col i . 2, 2 ; 6, 2 ; u. 16, 4. 5 S. Paul KRÜGER, in: Col lect io l ibrorum iuris anteiustiniani II (Berlin 1878) 1 ff.;

Fr i tz SCHULZ, Die Epi tome Ulp iani des Codex Vat icanus reginae 1128 (Bonn 1926) I f f . ; u. H . L. W. NELSON, Überl ieferung, A u f b a u und Stil von Gai institutiones (Leiden 1981) 80 ff. Wie unsinnig die beflissen vorurteilslose Benennung dieses Stücks als Tituli . . . und seine Isolierung sind, hat NELSON S. 84 f. erneut gezeigt.

• ARANGIO-RUIZ, Sul „liber singularis regularum" , in: Bullett ino dell 'Ist ituto di Dir i t to R o m a n o 30 (1921) 178 f f . ; ALBERTARIO, Titul i ex corpore Ulpiani , ebd. 32 (1922) 73 ff.; SCHULZ, Die Ep i tome pass. SCHULZ trennt hier nicht deutlich zwischen dem Epi tomator , der nach 320 n. Chr . einzelne mittlerweile obsolet gewordene Passagen gestrichen zu haben scheint, und dem Verfasser oder doch Hersteller des Textes, der vor jenem interessiert. Schärfer scheidet er in seiner Geschichte der römischen Rechtswissenschaft (Weimar 1961) 221 ff. = Hi s tory of R o m a n Lega l Science ( O x f o r d 1946) 180 ff. WIEACKER, Text s tu fen (Göttingen 1960) 69 f. u. ö., fo lgt SCHULZ.

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BAUER7, Lothar MÜLLER8 und jüngst H . L. W. NELSON9 Echtheit nach-zuweisen versucht. Überzeugend dartun konnten SCHÖNBAUER und N E L -

SON aber nur, daß die Schrift zu Beginn des 3. Jh.s abgefaßt worden sein muß10 und das Recht dieser Zeit korrekt wiedergibt. N E L S O N konnte außerdem zeigen, daß der Regulaeverfasser gegenüber Gajus selbständig ist und wörtliche Anklänge nur bei Begriffsbestimmungen begegnen, die juristisches Allgemeingut waren11. Der Liber singularis ist überdies in Rom entstanden12, und zwar unter der Regierung Caracallas13, unter der audi Ulpian den Großteil seiner Werke schrieb14.

Angesichts dessen liegt es nahe, das Werklein Ulpian zu belassen, wel-chen Schritt SCHÖNBAUER, Lothar MÜLLER und N E L S O N audi getan ha-ben. Trotzdem hat H O N O R E recht mit seiner Behauptung, die Sprache der Regulae sei nicht Ulpians Sprache. Das läßt sich auch unabhängig von den zwölf ulpianischen Leitwendungen H O N O R E S zeigen. In U R 11, 28 werden die Sabinianer mit der älteren Literatur: Plinius d. J.15, Pom-ponius19 und Paulus17, Cassiani genannt, während Ulpian1 8 ebenso wie Marcian19, Justinian20 und der Talmud21 die Schule nach dem fachlich

7 „Tituli ex corpore Ulpiani" in neuerer Analyse, in: Studi in onore di Pietro de Francisci III (Mailand 1956) 303 ff.; u. Die Ergebnisse der Textstufenforsdiung und ihre Methode, in: IVRA 12 (1961) 145 ff.

8 L'ordinateur et les textes de droit romain, in: Revue de l'organisation internationale pour l'itude des langues anciennes par ordinateur 4 (1970) 66—69.

* A. a. O. (soeben Fn. 5) 85 ff. S. schon DERS., Die Fachsprache der römischen Juristen, in: Actes de la XII e conference internationale d'etudes classiques „Eirene" Cluj-Napoca 1972 (Bukarest 1975) 138—144.

10 NELSON a. a. O . 88—92. Nodi nidit berücksichtigt hat er, daß in „Tituli" (i. folg. UR) 13, 2 die iudicia publica noch lebendig zu sein scheinen, was im 3. Jh. aufhörte, Ugo BRASIELLO, Sulla desuetudine dei iudicia publica, in: Studi in onore di Emilio Betti IV (Mailand 1962) 559 ff. Das gleiche gilt für den zivilen Formularprozeß, der in UR 19, 16 und 25, 12 noch zu gelten scheint.

11 A . a .O . 92—96. " S. bes. UR 3, 3; 8, 2 f.; 11, 18 u. 20; 11, 24 u. 27 (lege aut legitimo iudicio agere,

s. Gai inst. 4, 103—105); 12, 1 u. 3; 25, 16; s. a. 1, 13. 13 S. einerseits UR 17, 2 Hodie ex constitutione imperatoris Antonini . . ., was auf

Caracalla zielt, NELSON 91 u. Ulpian Coli. 16, 9, 3 ; andererseits ist die constitutio Antoniniana mit der allgemeinen Bürgerrechts Verleihung noch nicht eingearbeitet, s. bes. UR 3, 1—6; u. 19, 4.

11 Hermann FITTING, Alter und Folge der Schriften römischer Juristen (2. Aufl. Halle 1908) 101 ff.; u. HONORE in dem o. g. Vortrag.

18 Ep. 7, 24, 8. » Dig. 1, 2, 2 § 52. 17 Dig. 47, 2, 18; u. 39, 6, 35 § 3. 18 Fragm. Vat. 266; u. Dig. 24, 1, 11 § 3. " Dig. 41, 1, 11.

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wesentlich ergiebigeren, wenn auch gesellschaftlich bescheidenen Lehrer des Cassius, Sabinus, Sabiniani nannten. Neraz heißt ebendort mißver-ständlich kurz Priscus, was unter den 76 Nerazzitaten Ulpians nie vor-kommt, während Ursejus Ferox22, Pomponius23 und Paulus24 eine Ver-wechslung mit Javolen oder Fulcinius Priscus manchmal in Kauf nahmen. Einmal zitiert der Regelverfasser noch den Julianschüler Maurician25. Im übrigen aber heißt es unbestimmt: plerisque placet2β, placuit27, con-stat26, sunt tarnen, qui dicunt2e, oder et id observatur magis30. Ulpian zitierte auch in seiner Elementarschrift, den Institutionen, nicht so unbe-stimmt, sondern verzichtete eher ganz, juristische Autoritäten anzufüh-ren31, so wie sich schon Neraz und Cervidius Skävola in ihren Regulae32, Paulus in seinen Brevia33 und später Modestin in seinen Pandectae34

einer Berufung auf die Jurisprudenz enthielten. Dieses entschiedene Ent-weder-oder leisteten sich aber nur die selbstbewußten hauptstädtischen Juristen mit Namen, während jene pauschalen Absicherungen kaum zu-fällig häufiger wiederkehren in unautorisierten Nachschriften von Lehr-vorträgen der Klassiker35, bei Epigonen wie Minicius und Ursejus Fe-

2° Cod Just. 6, 29, 3; u. Inst. Just. 2, 1 § 25. 21 Monumenta Talmudica V: Geschichte, 1: Griechen und Römer, hg. v. Samuel

KRAUSS (Wien 1914) 45 Nr. 80, eine Stelle aus der Pesikta des Rab Kahana (Pa-lästina, 5. oder 6. Jh. n. Chr.), wo ein Rabbi Marinus, Sohn des Rabbi Osaja, an-geführt ist m. d. W.: „Wie wenn einer sagt ,Varronianer, Severianer (Anhänger des Filosofen Severos von Alexandria im 5. Jh.?), Sabinianer'."

22 Dig. 39, 6, 21. Otto LENEL, Palingenesia iuris civilis (Leipzig 1889) II 1261 zu Sp. 179, erwägt Beziehung auf Fulcinius.

23 Dig. 35, 1, 112 § 3 aus Epistulae X I I . Vgl. Pomponius Dig. 40, 7, 5 pr. aus Ad Sabinum VIII . S. a. Dig. 34, 3, 8 § 2 aus Buch 6.

24 Dig. 41, 2, 1 § 21 aus Ad edictum praetoris LIV; vgl. Dig. 41, 1, 13; 41, 3, 47; u. 41, 4, 2 § 6.

25 UR 13, 2. 2« 1, 18 . 27 1, 21. 28 1,21. 29 1 , 2 1 . 30 22, 22. 31 In der Einleitung beruft er sich einmal auf Celsus: Dig. 1, 1, 1 pr. Coli. 16, 9, 3

kommt imperator noster, d. i. Caracalla, zu Wort. Sonst ist in den auf uns ge-kommenen Bruchstücken niemand zitiert, auch nicht unbestimmt auf eine Autorität verwiesen . S . LENEL, P a l i n g e n e s i a I I 9 2 6 — 9 3 0 .

32 LENEL, Palingenesia I 774 f. bzw. II 285—287. 3 3 LENEL I 9 5 5 f . 34 LENEL I 721—728. Nur in Buch 1 findet sich einmal Julian zitiert: Dig. 40, 7, 27. 35 Dazu sind außer den gajanischen Institutionen, s. NELSON 69 ff., zu redinen: Ju-

lians De ambiguitatibus (dazu unten Fn. 96), s. hieraus Dig. 28, 6, 31 pr. (placuit

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rox3 9 , Provinzia l jur is ten ohne ius respondendi w i e Gajus3 7 , Call istrat 3 8

und Macer3*, dem Epiklassiker Hermogen ian 4 0 und dem O p i n i o n e n v e r -fasser4 1 . Kaiserkonst i tut ionen führt der Regelverfasser s iebenmal mi t Urheber an4 2 , doch he ißt es audi z w e i m a l a l lgemein principalibus con-stitutionibus concessum43 b z w . permissum est44. Ähnl ich farblos drückt sich v o r a l lem Cal l is trat aus45 , manchmal audi der e t w a s jüngere Ze i t -genosse Marcian4" und e inmal Modest in 4 7 . U l p i a n dagegen sagt, w e n n es ihm biswei len untunlich erscheint, den oder die konst i tuierenden K a i -

prudentibus) u. § 1; Pauls Manualia (dazu Verf., Hermog. S. 48 f.), s. daraus Fragm. Vat. 55 = Dig. 45, 3, 26 (dicitur) u. Dig. 8, 4, 18 a. A. u. a. Ε. (receptum est); und Ulpians De excusationibus (Nachweis vorbehalten), s. daraus Fragm. Vat. 132 (prudentes) u. 139 (dicitur),

36 Zu ihrer Karakterisierung Verf., in: ANRW II 15 (Berlin 1976) 214 f. Von ihnen und nicht von Julian stammen Dig. 41, 4, 8 plerique responderunt; Dig. 28, 5, 8 pr. plerique responderunt·, u. Dig. 39, 6, 21 plerique, in quibus Priscus quoque, . . .

37 Zu ihm Verf. a. a. O. 294 ff., 323 f. u. 328 ff. S. von ihm inst. 2, 212; 3, 71; 4, 29; u. 4, 153 (plerique putant, inprobant oder plerisque placebat); Dig. 30, 69 § 5; 33, 4, 15; 2, 76 § 1; 35, 2, 78; 40, 12, 25 § 2; 34, 5, 7 § 2; 35, 1, 63 pr..; u. 45, 3, 28 § 1 (placuit oder placet); 39, 2, 6; 4, 8, 6; 29, 1, 17 §4 ; u. 39, 2, 32 (plerisque placuit bzw. placet); 50, 16, 30 pr.; 50, 16, 234 § 2; 50, 16, 238 § 2; 18, 1, 25 § 2; 28, 1, 26; u. 45, 1, 141 § 4 (quidam putant); 13, 6, 18 pr. (apud quosdam invenio); 47, 9, 5; 2, 4, 18; u. 41, 1, 5 § 1 (plerique putant bzw. putaverunt); 49, 14, 14 (dicitur); u. 22, 1, 28 § 1 (videbatur); 23, 3, 46 (aliis . • visum est u. plerique recte probaverunt); 31, 55 pr. (magis placere video); § 1 (post multas varietates placet); 34, 9, 10 § 2 (recte dictum est); 40, 4, 57 (sunt quidam, qui . . . crediderunt u. sed mihi traditum est hoc iure nos uti); u. 41, 1, 5 § 7 (videntur tarnen mihi recte quidam dixisse).

38 S. Dig. 50, 6, 6 § 3; 48, 19, 28 § 15; u. 49, 14, 3 § 2; XX 48, 10, 15 § 4; § 6; u. 50, 16, 220 § 1 (placuit bzw. placet); u. 4, 8, 41 (multi dixerunt).

s · S. Dig. 48, 5, 25 § 2 (α plerisque dictum est); u. 35, 2, 68 § 1 (quidam putant). 40 S. Dig. 35, 1, 94 pr.; 14, 2, 5; 23, 3, 74; u. 39, 5, 33 pr. (placuit); 44, 7, 32; u. 41,

8, 9 (post magnas varietates optinuit); u. 36, 4, 11 § 1 (convenit). 41 S. Dig. 50, 4, 3 § 10 (pridem placuit); 3, 5, 44 § 2; 4, 3, 33; 49, 15, 21 § 1; 12, 1,

26; u. 5, 2, 27 pr. (placuit); 50, 1, 6 § 2 (viris prudentibus placuit); 50, 13, 2; u. 4, 7, 11 (responsum est).

42 UR 3, 6: ex edicto divi Claudii; 24, 28: idque a divo Nerva introductum, postea a senatu auctore Hadriane diligentius constitutum est; 8, 5: ex constitutione divi Antonini (sc. Pii, s. Gai inst. 1, 102); 22, 34: sed postea divus Marcus constituit; 26, 7: sed postea imperatorum Antonini et Commodi oratione in senatu recitata id actum est, . . .; u. 17, 2: Hodie ex constitutione imperatoris Antonini . . .

43 UR 7, 1. 44 UR 23, 10. 45 S. Dig. 26, 7, 33 § 2; 27, 1, 17 pr.; u. § 2: alles aus De cognitionibus IV; 49, 14,

2 pr.; § 7; u. 3 § 8 aus De iure fisci et populi II bzw. III. 46 Dig. 40, 9, 11 § 1 aus Institutions XIII ; u. 39, 4, 16 § 4 aus De delatoribus. 47 Dig. 12, 1, 33 aus Pandectae X.

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Ulpiani Regulae — Zwei Pseudepigrafa 287

ser namentlich zu nennen, farbig invenio tarnen rescriptum48, ex sacris constitutionibus multifariam emissis4e, et extant rescripta50, sacrae con-stitutions docent51, saepissime rescriptum est52, constitutionibus declara-tur53, quibusdam rescriptis continetur... quibusdam vero, quae sunt pleniora, hoc cavetur, .. ,54 rescriptis quibusdam manifestatur repre-hensaeque sunt sententiae eorum, qui, .. ,55 oder multis constitutionibus cavetur66. Allgemein rescriptis principalibus kommt m. W. bei Ulpian nur vor, wo es Farbe nicht geben kann, nämlich in negativem Zusam-menhang: quibus nulla specialis poena rescriptis principalibus inposita est".

Auch bei den Regularum libri VII, von denen zwanzig Digestenfrag-mente mit zusammen 101 Lenelzeilen auf uns gekommen58 und die auch im Index librorum der Digesten korrekt verzeichnet sind59, läßt sich HONORES Verdacht durch weitere Beobachtungen erhärten. Zwei Zitate finden sich in den erhaltenen Resten, beide im sechsten Buch beim Testa-mentsrecht. Das eine Mal heißt es benigna interpretatione potius a ple-risque respondetureo, das andere Mal kurz secundum omnium senten-tiamβ1. Diese Wendung erinnert an die Behandlung des ius respondendi durch den davon ausgeschlossenen Provinzialjuristen Gajus: quorum (sc. eorum quibus permissum est iura condere) omnium si in unum sen-tentiae concurrant, id quod ita sentiunt legis vicem optinet®2. Einmal findet sich freilich auch bei Papinian secundum omnium sententiasβ3, je-doch mit Plural; und einmal bei Paulus secundum plurium sententiam ... et hoc iure uti Pomponius scribit. secundum Sabini autem sententiam

48 Dig. 27, 1, 15 § 16 aus dem Liber singularis De excusationibus. 49 Fragm. Vat. 134 ebendaher. 50 Vat. 139 ebdh. 51 Vat. 149 ebdh. 52 Dig. 48, 18, 1 § 7 aus De off ic io proconsulis VIII. 53 Ebd. % 23. 54 Ebd. § 26. 55 Dig. 48, 22, 7 § 4 ebdh. B. 10. 58 Ebd. § 15. 57 Dig. 47, 18, 1 § 1 ebdh. B. 8. 58 Palingenesia II 1013—1015. 59 Zu finden vor dem Digestentext. S. dort X X I V 8. 80 Dig. 28, 2, 2. M Dig. 28, 5, 51 § 1. 62 Gai inst. 1, 7. 83 Dig. 21, 2, 64 § 4 aus Quaestiones VII.

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. . .84, was sich aber der Kontrolle nicht so völlig entzieht wie die Wen-dung der Regulae. Und die pauschale Berufung auf plerique treffen wir gleichfalls vor allem bei Gajus wieder85, dazu einmal im Liber singularis regularum88, bei dem Provinzialjuristen Macer87 und ein- bzw. zweimal bei den Epigonen Minicius und Ursejus Ferox88; freilich auch einmal bei Julian selbst89 und Ulpian70. Ein andermal sagt dieser apud Celsum et apud alios plerosque relatum71; Paulus zweimal plerique et Pomponius ... ptitant bzw. probant72 und Marcellus einmal plerique putant... ego dubito7S. All das ist aber weniger pauschal als die Regularum libri VII.

Grobe, schablonenhafte Zitierweise ist nun nicht das einzige zu Ho-N O R E S Verdachtsgründen hinzukommende Befremdliche an den Regu-larum libri VII. Drittens finden sich nämlich allenthalben Ausdrücke und Wendungen, die bei Ulpian unüblich, üblich dagegen wieder bei den zweitrangigen juristischen Schriftstellern sind. So heißt es in Dig. 48, 15, 1 aus Buch 1: S't... emerit, capitale crimen adversus eum ex lege Fabia de plagio nascitur,... Der Text will sagen, daß der zuvor be-schriebene Kauf ein Plagiat darstelle und der Käufer dessen angeklagt werden könne. Diese beiden gewiß nahe beieinander liegenden Aussagen fließen unserem Fälscher ineinander, wobei ihm offenbar Wendungen wie actio nascitur, condictio nascitur, exceptio, interdictum, liberatio, petitio, querella nascitur, alles üblidies Juristenlatein74, vorschwebten. Crimen nascitur dagegen ist einmalig. Nur Paulus sagt . . . quae (sc. noxa) initio adversus aliquem nata est75 und Callistrat ex conversatione

M Dig. 2, 14, 17 § 5 aus Ad edictum praetoris III. 85 Gai inst. 2, 212; 3, 71; 4, 29; u. 4, 153. ·« U R 1, 18. 87 Dig. 48, 5, 25 § 2 aus De publiis iudiciis I. Über sein Wirken in der Provinz Verf.,

A N R W II 15 (Berlin 1976) 312 ff. •8 S. oben Fn. 36. M Dig. 18, 1, 39 § 1 aus Digesta XV. In Dig. 17, 1, 33 ist mir nicht klar, ob si in . . .

von Julian stammt. 70 Dig. 17, 2, 25 pr. aus Ad Sabinum X X I . 71 Dig. 26, 5, 12 § 1 aus De officio proconsulis III. 7 i Dig. 24, 1, 28 § 4; u. 26, 1, 1 § 3 aus Ad Sabinum VII u. Ad edictum praetoris

X X X V I I I . 73 Dig. 35, 2, 56 pr. aus Digesta X X I I . 74 Felix LESSER, Vocabularium Iurisprudentiae Romanae (i. folg. VIR) IV udSt.

nascor II C = Sp. 20 f. 75 Dig. 47, 2, 18 aus Ad Sabinum IX. 78 Dig. 1, 18, 19 pr. aus De cognitionibus I.

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Ulpiani Regulae — Zwei Pseudepigrafa 289

aequali contemptio dignitatis nascitur7β. Sachlich fällt in diesem Regu-lae-Text auf, daß das plagium als Kapitalverbrechen qualifiziert wird, während Ulpian in seiner sicher authentischen Schrift De officio pro-consulis sagte: . . . licet de capitalibus causis cognoscere nec soleat, tarnen ut de lege Fabia possit cognoscere imperator Antoninus (sc. Caracalla) constituit11. Zu Ulpians Zeit herrschte nodi die alte Geldstrafe78, die erst im späteren 3. bis frühen 4. Jh. durch Kapitalstrafen ersetzt wurde: Bergwerk und Todesstrafe bis zu Kreuzigung, Kampf mit wilden Tie-ren und Gladiatorenschule79; und nur für honestiores konnte es bei le-benslänglicher Relegation verbunden mit Verlust des halben Vermögens bewenden80. Ein Fingerzeig für die Datierung der Schrift81?

In Dig. 10 ,4 , 20 aus Buch 2 heißt es: Quaestionis habendae causa ad exhibendum agitur ex delictis servorum ad vindicandos (oder indican-dos)82 conscios suos. Damit präzisiert der Verfasser das Endziel, das hier mit der Vorführungsklage verfolgt wird, während im klassischen Juristenlatein ad nach agere oder actio stets den Streitgegenstand, mehr oder minder genau gefaßt, benennt83. Nur Hermogenian sagt einmal ad complendum id, quod pepigerunt, ex vendito agere poterit84. In Dig. 46, 3 ,43 aus demselben zweiten Buch heißt es accessiones i. S. v. .Neben-rechte' liberantur i. S. ν. ,erlösdien', an sich ,werden frei'. Der Text fährt fort puta adpromissores hypothecae pignora, meint mit accessiones also konkret mithaftende Bürgen und sonstige Interzedenten sowie Pfän-der und Hypotheken; ,Nebenrechte' ist ein jüngerer Begriff, ein Ein-deutschungsversuch von accessio in diesem Sinn. Die unumwundene Per-

77 Buch 9 Collatio 14, 3, 3. 78 Ulpian ebd. §§ 4 u. 5; Alexander 224 Cod. Just. 9, 20, 3; Pseudo-Paulus, Senten-

zen (i. folg. PS) 5, 6, 14 (aus der Lex Rom. Vis.); s. a. ebd. 1, 6 A, 2 (Codex Ve-sontinus); Fragm. de iure fisci § 9; u. Diokletian 287 Cod. Just. 9, 20, 6.

7» PS 5 Collatio 14, 2, 2 u. 3; Hermogenian Dig. 48, 15, 7; Maximian 287 Cod. Just. 9, 20, 7; Konstantin 315 Cod. Theod. 9, 18, 1; u. Collatio 14, 3, 6. S. dazu Verf., Her-mogenian 18 f.

80 So die PS Collatio 14, 2, 2. 81 Der Widerspruch unserer Regulae-Stelle zum unverfälschten Ulpian der Collatio

fiel sdion Hans NIEDERMEYER, Crimen plagii und crimen violentiae, in: Studi in onore di Pietro Bonfante II (Mailand 1930) 385; u. Christoph H . B R E C H T , RE Art. Plagium (1950) 2002, 41 f., auf, die deshalb zu der damals beliebten Hypothese einer Interpolation Zuflucht nahmen: capitale sei später eingefügt worden. Beson-ders wahrsdieinlich ist das nicht.

82 S. Theodor MOMMSEN, Digesta Iustiniani Augusti II (Berlin 1870) zdSt. 8 3 S . d. Stellen bei Ernst Theodor SCHULZE, VIR I udSt. ad I Β a = Sp. 171, 46—49;

u. I Β b = Sp. 182, 52—183, 16. 84 Dig. 18, 1, 75.

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sonifizierung von accessio wirkt hart, was Ulpian vermied; bei ihm fin-det sich nur exceptio et cetera rei commoda fideiussori ceterisque acces-sionibus competere potest85, eum dederit accessionis loco, qui .. .8β

oder ... ait eum liberari ex causa accessionis87. Ungeniert personifi-zierte accessio dagegen Paulus, der ζ. B. sagen konnte sed et accessiones ex eius persona liberari (sc. puto)88. Außerdem findet sich in Dig. 46, 3 ,43 eine mit praeterquam quod... eingeleitete nachgeschobene Einschrän-kung oder doch genauere Abgrenzung des Vorigen. Dieser zwar deut-liche, aber wenig glatte, schwerfällige Satzbau begegnet, freilich mit si statt quod, im prätorischen Edikt89, zweimal bei Gajus90, dreimal im pseudoulpianischen Liber singularis regularum91 und zweimal bei Gor-dian92; bei Ulpian und den anderen hauptstädtischen Klassikern m. W. aber nicht.

In Dig. 42 ,5 ,33 pr. aus dem dritten Buch finden wir transitives vescendi pupilli causa. Ulpian und die anderen Klassiker dagegen ge-brauchten das Gerundiv von vescor nur intransitiv, weshalb Bernhard KÜBLER93, zu welcher Annahme man damals wie gesagt Zuflucht zu nehmen pflegte, Unechtheit der Stelle argwöhnte.

In Dig. 40,4, 25 aus Buch 4 heißt es . . . tum fit liber, cum ... Ulpian und die meisten Klassiker sagten, wenn sie zuerst die Rechtsfolge nann-ten und danach die rechtliche Voraussetzung angaben: tunc... cum9*. Tum... cum findet sich sonst nur bei Pomponius95, Pseudo-Julian98,

85 Dig. 46, 1, 32 aus Ad edictum praetoris LXXVI. 8 · Dig. 46, 1, 3 aus Ad Sabinum X X X X I I I . 87 Dig. 46, 1, 5 aus Ad Sabinum X X X X V I . 88 Dig. 46, 1, 71 pr. aus Quaestiones IV. 89 Otto LENEL, Das edictum perpetuum (3. Aufl. Leipzig 1927) §§ 8 (s. Dig. 2, 2, 4)

u. 16 (s. Dig. 3 , 1 , 1 §11). 90 Gai inst. 2, 47 u. 3, 24. 91 UR 1, 13; 6, 5; u. 11, 22. 98 Cod. Just. 7, 36, 1; u. 9. 6, 5. 98 VIR V 1320, 52 f. udSt. vescor. 9 4 KÜBLER, V I R V 1 1 4 1 , 4 4 — 1 1 4 2 , 3 0 udSt . tunc . 96 Dig. 33, 7, 21 aus De fideicommissis I. 96 Dig. 28, 6, 31 pr. aus De ambiguitatibus. S. zu dieser Schrift insbes. Theo MAYER-

MALY, ZU Julians liber singularis de ambiguitatibus, in: Estudios de deredio ro-mano — Homenaje al Profesor Don Carlos Sanchez del Rio y Peguero (Saragossa 1 9 6 7 ) = Temis 21 ( 1 9 6 7 ) 1 4 7 — 1 5 0 ; A n t o n i o GUARINO, in I V R A 2 3 ( 1 9 7 2 ) 1 9 4 — 1 9 8 ; F r a n z HORAK, in : S Z 9 0 ( 1 9 7 3 ) 4 1 1 — 4 2 1 ; u. E l m a r BUND, in : A N R W I I 15 (Berlin 1976) 438 f. Am ehesten hat wohl, wie bei Pomponius (Endiiridium Ib.. sg., s. Okko BEHRENDS, Gnomon 45 [1973] 796), Gajus (Institutiones, S.NELSON [oben Fn. 5] 69 ff.), Paulus (Manualia, s. Verf., Hermogenian 48 f.) und Ulpian (De ex-

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dreimal Gajus97 und Florentin98, also ausschließlich bei den akademischen Juristen99. Außerdem heißt es am Schluß von Dig. 40, 4, 25 si modo ... pure quis manumissus sit, bedeutet quis also ,der betreifende'100. In Dig. 40 ,7 ,16 aus demselben Buch ist servum adjektivisch gebraucht, was bezogen auf eine Person sonst nicht vorkommt101.

In Dig. 25,2, 24 aus Buch 5 heißt es . . . tarn vindicatio quam condic-tio viro... competit, et in potestate est, qua velit actione uti. Dieses in potestate est i. S. v. ,es ist der Entscheidung überlassen' liest sich glatt nur mit Angabe dessen, um wessen Entscheidung es geht; und bei Ulpian habe ich die Wendung auch nur in dieser Weise vervollständigt gefun-den102. Ohne viri ist die Wendung eine unschöne Ellipse, was Ulpian wohl nicht hätte durchgehen lassen.

Unschön sorgloser Ausdruck findet sich schließlich in Dig. 28, 5,51 § 1 aus Buch 6: Si in non faciendo impossibilis condicio institutione beredis sit expressa,... ,Wenn bei einer Erbeinsetzung eine in einem Unter-lassen bestehende unmögliche Bedingung zum Ausdruck gebracht i s t , . . . ' . Hier ist einmal die Stellung der einzelnen Satzteile unlogisch, was die Verständlichkeit des Satzes unnötig mindert: Hinter condicio würde in non faciendo, wofür Ulpian einen ganzen Nebensatz aufzuwenden nicht gezögert hätte103, nicht dahin mißverstanden werden können, die Unmög-lichkeit folge aus dem Karakter der Bedingung als Unterlassung; und institutione heredis, dessen bloßer Ablativ von einem Unkundigen leicht als instrumental mißverstanden werden könnte, würde, käme es gleich nach si, dem Leser erlauben, Schritt für Schritt mitzudenken. Expressa betont104 ein hier unwichtiges Element: inserta o. ä. hätte in diesem Zu-

cusationibus, Nachweis vorbehalten), ein Schüler Lehrvorträge Julians unautorisiert herausgegeben.

97 Gai inst. 4, 71 u. 139; sowie Dig. 16, 1, 13 pr. aus Ad edictum provinciale IX. ί β Dig. 16, 3, 17 pr. aus Institutiones VII. " Wozu Pseudo-Julian insofern audi gezählt werden kann, als nahe liegt, daß er sich

akademischen Jargons bediente. 100 Ebenso U R 1, 22. 101 KÜBLER, VIR V 419, 13—21 udSt. servus, serva IV. Papinian Dig. 48, 5, 6 ist zu

Unrecht hier angeführt, s. Z. 9. 102 Dig. 39, 2, 4 § 9 aus Ad edictum praetoris I ; 28, 8, 1 § 2 aus Buch 60; 43, 4, 1 § 8

aus Buch 72; 1, 7, 17 § 1 aus Ad Sabinum X X V I . 103 Um eines klaren Gedankenflusses willen. S. Dig. 45, 1, 7, aus Ad Sabinum VI ; 35,

1, 7 pr. aus Buch 18; u. 40, 7, 6 § 7 aus Buch 27. 104 Vgl. Ulpian Ad Sabinum X X bzw. X X X V Dig. 36, 2, 7 § 5 bzw. 23, 3, 21; Paulus

Ad Sabinum V Dig. 40, 7, 1 § 1; Papinian Responsa II Fragm. Vat. 329; u. Julian Digesta L X X X I I Dig. 35, 1, 26 pr.

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sammenhang genügt. Außerdem folgt diesem ii-Satz mit dem Subjekt condicio als Haupt sa tz . . . heres erit ohne Subjekt, was zumindest hart ist.

Audi die zur Zeit Justinians unter Ulpians Namen umgelaufenen Re-gularum libri VII stammen also nicht von ihm. Wahrscheinlich sind sie frühestens im späten 3. Jh. n. Chr. entstanden. Für den traditionsbewuß-ten Juristen ist das eine bittere Wahrheit. Denn dann sind apokryf auch die berühmte Definition der Gerechtigkeit Iustitia est constans et perpe-tua voluntas ius suum cuique tribuendi, die klassischen Rechtsgebote Iuris praecepta sunt haec: honeste vivere, alterum non laedere, suum cuique tribuere und die stolze Selbstdarstellung der Rechtswissenschaft mit den Worten Iuris prudentia est divinarum atque humanarum rerum notitia, iusti atque iniusti scientia,os.

Warum die beiden mutmaßlichen Rechtslehrer, von denen der erste 212 n.Chr. in Rom ein schmales Werk108 namens Regulae verfaßte, der zweite im späten 3. oder im 4. Jh. vielleicht anderswo107 Regularum libri VII, ihre anspruchslosen, aber korrekten Lehrbücher unter Ulpians Na-men verbreiteten bzw. warum, was zumindest im ersten Fall wahr-scheinlicher ist, Spätere das taten, läßt sich leicht erraten: Unter dem Namen des meistgelesenen Klassikers ließen sich die Werke besser ver-breiten. Vielleicht hielten in beiden Fällen nicht die Autoren selber das juristische Publikum zum Narren, sondern geschäftstüchtige Verleger108, die audi heute bekannte Autoren bereitwilliger in ihr Programm auf-nehmen als unbekannte.

1 0 5 Alles Dig . 1, 1, 10 aus Buch 1 der Regularum libri VII . S. dazu Dieter NÖRR, Iurisperitus sacerdos, in: Xenion — Festsdir. f. Pan. J . Zepos (Athen 1973) I 555 ff.

l o e Der liber singularis der Collatio- und Digestenüberlieferung deutet auf den Umfang eines Normall iber . NELSON, a. a. O. 82 Fn. 8 a. E., hat aber gezeigt, daß der Um-fang des Werks den Umfang jedenfalls eines gajanischen Normall iber bei weitem übertraf. Vielleicht ist also auch diese Angabe nicht ursprünglich sondern gedanken-los um äußerlicher Einheitlichkeit willen später hinzugekommen, und war ur-sprünglich überhaupt keine Buchzahl angegeben wie beim Codex Hermogenianus oder Jul ius Aquilas Responsa, Verf., Hermogenian 24 bzw. A N R W II 15 S. 357 unten.

1 0 7 In Dig. 2, 1, 1 aus Budi 1 fällt auf, daß der ius dizierende Magistrat audi für die Vormundsbestellung zuständig ist, wofür in Rom ein besonderer Prätor amtierte. Bezugnahmen auf das Edikt des Prätors wie in Dig. 38, 8, 4 aus Buch 6 können dagegen ohne weiteres auch in einem etwa in Norditalien oder in einer Provinz entstandenen Werk vorkommen,

LOE s Wol fgang SPEYER, Die literarische Fälschung (oben Fn. 1) 133. S. a. S. 40 zum horror vacui der Alten, wenn eine Schrift anonym überliefert war.

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