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Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

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Page 1: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

Aus der reed. Kl inik der Universiti~t Bonn. (Direktor: Geh.-Rat Prof . Dr. F. S c h u l t z e . )

Rotlichttheral)ie der Lungentuberkulose. gon

Privatdozent Dr. reed. et phil. l t e inr ieh Gerhartz .

Mit 52 Textfiguren.

|)in naehfolgend beschriehenell 17ntersuehungen hande|n yon dem Eill[[tlSS (|eI' Bestrahltlng' lllit illtensiveln roteln, b zw. rotreiehenl Bogenlieht und Edelgaslieht auf die Tuberkulose. Beigeffigt siml einige Experimente iiber den Einfluss soleher Bestrahlunge~t auf 1)iphth<rietoxine und Pneumokokken.

Ob solehn Versuell{' yon altdcrer Seite .,:choir vorliegen, ist mh" nicht b"kanut. Bestrahlul~gen mit Gltihlampenlieht, in dem ja auch die lanawdlia'en Lichtstrahlen iH allerdings nut wen[o" - - ,a'r6sserem Bctragc vertr~tnn sind als in dem gew61mlieh f/ir Bnstrahhmgen beltutzt(m Lieht, sind ihrer geringen Liehtst~irke wegen nieht mit den hier angewendeten gleiehbedeutend und haben, wie Fall IX 8. 55 zeigt, nieht den gleiehen Einfluss. Die roten Bogenlieht- strahlen wurden zudem benutzt, ohne dass sie erst ein (}lasfilter durehsetzten. Nut bei einigen wenigen Versuehen, bei denen rein rotes Neonlieht zur Anwen(lung kam 11), passierten die roten Strahlen Glas, ehe sin auf/ielen.

l)in Versuche mit der intensiven Linhttcestrahh|ng warden an- gestellt in der Absicht, die keimt6tn~tden Kr~ifte des Liehtes, die wir v()lll Somienlieht her kennen, auszunutzen. Welches diese sind, ist bishcr nicht festgestnllt. I)urehwe;~' wird angenommen, d a s s e s der kurzwnllign Tell des S()lmenliehtspektrums ist, weleher diese Wirkung entfalt(:t, obwohl ei~wandfreie Beweise daf~ir fehlen. Nit

l) Ers{e .\litloilun~: Zur Pathologio mid F.liuik tier Tuberkulose. Med. Klinik. .lahrg. 191 1. Nr. 32. Meine ersten Versuche gehen bis 1913 zuriiek, bzw. lfinsichtlich des Vorshldiums der Penetrafionsffihigkeit der roten Strahlen his 191_9.

BeitrAgo zur Klinik der Tuberkuloso. Bd. XXXlV. H . a . 14a

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212 Heinrich Gerhartz. [2

demselben Rechte kOnnen die fibrigen Teile des Spektrums dafiir angesprochen werden. Den endgfiltigen Nachweis des wirksamen Strahlenteiles kann nut der Versuch bringeu. Jedenfalls haben die langwelligen Strahlen die grSssere Penetrationskraft, und diese Eigen- schaft war es in erster Reihe, die reich bestimmte, den Wirkungs= grad des oben eharakterisierten Lichtes auf die Lungentuberkulose des Menschen zu untersuchen.

Es gibt kaum eine medizinische Arbeit fiber diese Dinge, die nicht betonte, dass der rote Tell des Spektrums fast lediglich W~rme- wirkungen beg4sse. Diese Auffassung ist nieht riehtig. Bestrahlung mit intensivem, rotem NeonliCht erwiirmt nicht; wohl kann eventuell ein Tell der Wirkungen meiner Bogenlichtb,estrahlungen auf einer dabei vor sic,h gehenden Erhitzung des bestrahlten KSrperteiles be- ruhen, wenngleic~h solche Wirkungen vom ebenfalls Wi~rme erzeugen- den Glfihlichtkasten oder yon der Diathermie oder Heissluftbehand- lung' nieht bekannt sind. W~rme- und t~otliehtwirkung sind also ftir meine Versuehe zu trennen. Par diese kommen einesteils in erster Reihe in Betracht die lang~Mligen, roten und diesen benach- barren Teile des Spektrums, dagegen wenig blaue und violette Strahlen, anderenteils beruhen sie auf lediglich rein roten Strahlen. Die ersteren Versuehe sind die bei weitem zahlreicheren, weft die Atrparatur fiir die letzteren durch den Ausbruch des Krieges unbenutzbar wurde.

Die gemiseht-langwelligen Strahlen wurden mittels S i e m e n s- sober refer Effektkohlen, die in einer gew6hnlichen Bogenlampe brannten, erzeugt. Diese Bogenlampe war, um die seitliehe Aus- streuung des Liehtes zu verhindern, in einen Blechkasten Binge- sehlossen. Auf dessert Stirnseite war, um das LiCht noch s~rker einengen za kSnnen, ein kurzer Tub, tts yon 15 c)m Durehmesser be- festigt. Das vordere Tub, usende war 15 cm yon der Lichtquelle ent- fernt. So war es mSglieh, auf einmal den grSssten Tell des Brust- korbes stark z.u beliehten. Die Entfernung der Li~htque]le veto Kranken sChwankte etwas in den einzelnen Versuehen. Anfangs bewegte sie sieh z,wisehen 16 und 40 era, sparer lag sie zwisehen 20 und. 30 ena. Bei den ersten Bestrahlungen war sie etwas 1/~nger Ms bei den sp~tteren. Beim Neonlieht war der Ab.stand stets 20 bis 30 c~a. Das Gesiellt wurde, um die Augen z]u sehonen, w~ihrend der Bestrahlung dureh ein sehwarzes Tueh abgedeekt. Die Kranken sassen oder lagen, je naeh ihrem Kriiftezustand.

Naeh den Angaben yon E. J a s s e 1) besteht alas angewandte Flammenbegenlieht im Mittel mehrerer Messungen zu 77O/o aus Rot,

x) E. J ass e, 13bet die graphische Darstellung farbiger Lichtquellen. Elektrotechn. Zeitschr. 3L Jahrg. S. 1454--1456. 1913.

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3] Rotlichttherapie der Lungentuberkulose. 213

zu 13,5% aus Grfin und zu 9,5% aus Blau, w/~hrend das Tages- licht bei g'edecktem Himmel zu je 33,3% aus P~ot, Grtin und Blau zasammeng'esetzt ist und auch das Sonnenli~ht nur sehr wenig mehr Rot enth~lt (0,377 start 0,333 Rot im Taffesli(~ht).

Wird das Verhi41tnis des roten bzw. bla~ten Lichtes zum gTfinen Licht mitte[s des Photometers ermittelt, unter Bezugnahme auf das bei bede(fi~em Himmel herrschende Tageslicht als Einheit, so er- gibt sich nac~ B 1 o c h s 1) Bestimmungen ffir das Bogenlicht mit fibereinander stehenden retch Egoktkohlen ebenfalls ein sehr bes deutender Gehalt an l ~ t . Die Zahlen sind:

Rot Grtin

Blau Grtin

Reinkohlen-Bogenlampe FIammen-Bogenlampe ohne Glocke ftir rotes Licht

160

71,5

545

63

Das Licht, das ftir racine .Untersuchungen benutz~ wurde, weieht also yon dem Licht der gew6hnhchen elektrischen Bogenlampe weit ab. Es ist reich an Rot, i~rmer an Grtin und Blau.

In einer geringen Anzahl yon Versuc'hen wurde mit rein rotem Edelgus-Licht bestrahlt. Als Liehtquelle diente hierftir Moore-Lieht. Das rote Licht wurde so erzeugt, dass ein elektriseher Strom durch !uftleere, mit nur sehr geringen Meagen Neon besehiokte R6hren hindnrch ging. Fiir die Uberlassung einer solchen Anlage bin ich der Moore-Gesellsehaft, insbesondere ihrem Vertreter, Hexrn Inffenieur K a r i n ff e r , Barmen, zu grossem Dank verpfliehtet.

Das Neon-Lioht der ~oore-Gesellschaft leuchtet ffir das Auge ausserordentlich stark hellrot. Nach J a s s e s (1. e.) Bestimmungen g'elten folgende Werte, die gleiehzeitig einen Vergleich mit anderen Arten yon Bestrahlungen gestatten:

Rot Grfin Blau Tageslicht bei bedecktem Himmel

(Ausgangswert) 0,333 0,333 0,333 Sonnenlicht 0,377 0,325 0,298 Kohlenfadenglfihlampe 0,705 0,206 0,089 Moore-Licht mit Stickstofftillung 0,850 0,130 0,020

. . . . Neonffillung 0,955 0,042 0,0025

1) L. B lo c h, Die Kennzeichnung der Faxbe des Lichtes. Zeitschr. 34. Jahrg. S. 1306--1311. 1913,

Elektrotechn.

14a*

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214 Heinrich C, erharlz. [4

Aus den Messungen vo~l B t o c h (1. c.) seien die nach,~tehenden Zahlen wiedergegeben :

Tageslicht Sonnenlicht Kohlenfadengl~ihlichl (4 Watt/HK) Moorc-Ifieht mit Slicksl(~ffiillung

,, ,, Neonf{ilhm~

Rot Btau

Griin (irtin

100 100 1l 6 92 3~2 ; 3 (;55 15

224:~ 6

Es unterliegt also k'einem Zweifel, dass in dem erw/thnten Ne~m- Moore-Lieht eitl ausserordentlieh reines rotes Licht gegeb~n ist, alas noch dazu sehr liehtstark ist. A. N e u b u r g e r t) erw:ahnt, class die Lic]ltstiirke der Edelgas[ampen 200 Normalkerz,m pro ]aufend(m Meter b.etr/~gt.

Parl~enphotographien, die mit d,.m Bestrahhmgsliehtquellen he- lichtet wurden, zeigten einen intensiv roten l;arl~enton. I)ass den benutzten St:rahlen eine relat.iv grosse Penetrationskraft zukommt, geht u. a. daraus herw)r, dass, weml man ein Stethod;op lest auf die Lungenspitzengegend aufsetzt und zwisehen Liehtquelle und B~> schauer mit Ausnahme dieser K6rperstelle da~, Lieht abdeekt, man einen roten Lielfts,ehein dureh die Stethoskopkanall~ohrung hindureh- schimmern sieht. Aueh Experiment~. l>i denen farbenempfindliehe Platten yon dem penetrierellden L b h t beliehtet WUl'den, sprachvn in dem Sinne.

A. T ierversuche .

I. Wirkun~" der Bestrahlung auf Toxin. Zur Untersuchung der Frao'e. ~1) dem inten~iven, roten Licht

eine absehw~iehende Wirkung auf Toxine zul~omme, wurden Kanin- chert teils mit. bestrahltem Dip htheriegift t?eschickt, teils wurden Kaninctien, die solches (~ift srhalten, hatten, t)estrahlt. Oegen diese letztere Art wm Versuchen -- das gilt auch fiir die spfiter zu er- wiihnenden Tutoerkuloseversueh(- liisst sieh der Eiuwand erheben, dass dieses Yerfahren nieht wirkungsw~ll sein kmm, da ja die Haare der dunklen Tiere und ihr rela.tiv grosset Pigmentreiehtum dem Eirtdringen aueh an und fiir sieh stark penetrationsf~ihiger gtrahlen mindestens seh.r gross< vielleieht uniiberwindliehe Sehwierigkeiten entgegenstellt und somit den ftir die Bestrahhmg des Menschen geltendel~ Verhiiltnissen nieht Reehmmg trfigt. Perner bieten die Tiere, wenn sic zu mehreren im Kiifig sitzend bestrahlt werden, eine

1) A. N e u b u r g e r , Edelgasbeleuchtung. lqcho. 1914. S. 2011--2047.

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5] llotlichttherai)ie der Lungenluherkulose. 215

ll.(IF gerin.ge Fl~iehe den 8trahlen dar. Es wurde versucht, die Tiere, auf ein Bre/t aufgel)tmden, den Strahlen auszusetz.en, aber diese 3h,thodik lllusste bald verlassen werden.

1. S e r i e d e r T o x i n v e r s u c h e .

B e s t r a h l u n g y o n T o x i n und von T i e r e n .

I)il)l)flmrieles~gift , das mir yore lnst i tut Eir exper imentcl le Therapie in ["rankfurt freulMlichst zur \ erfiigung gestellt wurde, wurde mit physiologischer K.chsalzlSsung so verdiinnt, (lass 1 cem die zwanzigfaehe tOdliche Dosis ent hielt. I)as Toxin wurde in 12 cm Abstand yon den leuchtenden Kohlen in t leagenzgliisern bestrahlt . Ein daneben in ein mit Wasser besehicktes Reagenz- ~las oingestelltes Thermonleter zeigte im Maximum 530 C an.

I ' ; ine .halbe Shmde sp/iter wurden 2 Kaninchen je 2 ecru ( - - 40 fache li;dlich(~ l)()sis~ ,[os I , ,s l rahl ten Toxins in (lie ih~ssere Ohrran, lvene e ingespr i tz t ; (i a~,lereu Ti(,ren tmg('fiihr ~zl('icher GrSsse wurde tmhest rahl tes Toxi[t intra- vel~Ss injizi(!rl. V(m diesen Tieren wurden 3 bestra, hlt ; (tie iibrigen 3 Tiere wurden nicht belicht('t. Sic dienlen als Kontrolle tutd als Anhalt flit die Be mossung der dutch (li(, Bes t rahhmg nicht beeinf luss ten ] ,ebensdauer .

gei (ler l~eslrahhmg befawteu sich (lie Tiere zuniichst 17 Mi,mten lang in 28 cm Absland v(m der Ifichfquelle, dann 43 Minuten in nur 12 cm Ent- [ernung. t!ngefiihr .}ede Minute wurde der zylindrisehe, wei tmaschige I)rahtkorb iwm 2'_). cm l)m'chmesser und 35 cm il6he), in dem sie sich, befanden, um eine I t-\Veltdung gedreht.

15 Stuu(h*l~ spiiWr wurden 3 Tiere imchmals 65 Minuten in 15 cm Ab- sl:,ud hesh'ah[I. ~,)bei, um (tie Sh'ahlen ghqchlniissig auf die Tiere auffal len zu lasscn, din" Tierbohiilter ;die 5 Milluten um 90 o gewendet wnrde. Es kam also e i . , Ilosmddm~gsd(,sis z m knwemhmg, die aueh beim Mensehen leieht v(,rwirklichi werdett kmln.

("bet die genatwrel~ Bedingungen un(| Ergel)nisse des ers ten Versuehs gibt die Tabelle 1 Aldschluss.

Tabelle 1.

E r g e b n i s s e d e s D i p h t h e r i e t o x i n v e r s u e ' h s .

Unbestrahltes Diphtherietoxin

Kontr. i Uestr. iKontr. Bestr . ]Kontr. i Bestr.

Bestr,~hltes Diphtherie-

toxin Kontr i Bestrl

l<Srpergewicht in g 910 1110 1125 1260 1060 1180 1345 1445 Tod nach Stunden 19 19 19 19 (2')?) 21 19 211/2 eem Toxin pro kg 0,26 0,22 0,21 0,19 0,23 0,20 0,18 0,17

Die Tiere, (tie das bestrahlte Toxin erhielten, oder die 'aach der Einspritzung nieht bestrahlten Toxins den Strahlen ausgesetzt waren, lebten nieht l~nger als die Kontrolltiere.

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216 Heinrich Gerbartz. [6

2. Ser ie der T o x i n v e r s u c h e .

Bestrahlung yon Tieren.

9 ca. 6 Wochen alten Kaninchen von gleichem Wurf wurden pro 100 g Gewicht 0,2 ccm einer verdiinnten ToxinlSsung intraven6s eingespritzt, yon tier 1 ccm fiir ein Tier etwa die doppelte t6dliche I~s i s enthielt. 5 Tiere dienten zum Vergleich; 4 Tiere wurden eine Stunde n~tch der Einspritzung in ungef~hr 40 cm Abstand gleichzeitig mit anderen, so dass die Tiere sich zum Teil gegenseitig deckten, 10 1/4 Stunden lang bestrahlt. Das Ergebnis ist aus der Tabelle 2 abzulesem

D u r e h s e t m i t t l i c h l e b t e n i n d i e s e r V e r s u c h s r e i h e d i e b e s ~ r a h l t e n

T i e r e etw~.s ~ n g e r a l s d i e n i g h t b e s t r a t f l t ~ n , o.ber d i e s e D i f f e r e n z

i i b e r t r i f f t n i c h t d ie U n t e r s c h i e d e , d ie i n j e d e r G r u p p e z w i s c h e n d e n

e i n z e l n e n T i e r e n b e s t e h e n .

Bei der Sektion der Tiere w'urde bier wie in den iibrigen Versuchen das fiir den Diphtheriegifttod charakterist ische Bild vorgefunden.

Tab,el le 2.

E r g e b n i s d e s 2. D i p h t h e r i e t o x i n v e r s u o ' h s .

Kontroll t iere

Versuchstiere

Nr. Gewicht Farbe

1 a 610 ihellbraun 2 a 475 weiss 3 a 545 weiss 4 a 627 grau 5 a 535 grau

616 580 6~0 497

l b 2b 3b 4 b

weiss weiss grau grau

Lebensdauer nach dei Einspri tzung

42 Stunden 15 Min. 30 ,, 40 , 29 , 25 , 82 , 20 , 30 , 20 ,

67 Stunden 25_ Min. 73 , 50 , 36 , 35 , 31 , 35 ,,

Mittel 43 Stunden

Mittel 52t;~ Stunden

3. Ser i e der T o x i n v e r s u c h e .

Bestrahlung von Tieren.

Diese Versuchsreihe wurde mit der vorigen gleichzeitig angesetzt. Die Kaninchen ents tammten ebenfalls einem Wurf ~und wurden mit der gleichen Toxin- dosis beschickt wie die Tiere des zweiten Versuchs, erhielten also wiederum eine viel geringere Dosis als die Tiere des erstea Versuchs. Die Bestrahlurtgs- s ~ r k e war auch mit der :des vorigen Versuchs identisch. Alles N~ihere isi aus der Tabelle 3 zu ersehen.

D i e T a b e l l e ze ig t , d a s s z~visc 'hen d e n b e s t m h l t e n u n d d e n n i c h t

b : e s t r a h l t e n T i e r e n e i n U n t e r s c h i e d n ic :h t b o s t e h t . A u c h h i e r ~ e h e n

die D i f f e r e n z e n d e r L e b e n s d a u e r , d i e z w i s c h e n d e n e i n z e l n e n T i e r e n

Page 7: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

7] Rotlichttherapie der Lungentuberkulose. 217

v o r h a n d e n s ind, we i r f iber die m i t t l e r e n U n t e r s c h i e d e der be iden

R e i h e n h inaus .

A l s G e s a m t e r g e b n i s d e r V e r s u e h e a n d e n 26

T i e r e n d e r d r e i V e r s u c h s s e r i e n e r f f i b t s i c h e i n s o

g e r i n g e r U n t e r s c h i e d z u g u n s t e n d e r b e s t r a h l t e n

T i e r e , d a s s e r k e i n e B e d e u t u n g b, e a n s p , r u d h e n k a n n .

T a b e l l e 3.

E r g e b . n i s d e s 3. D i p h t h e r i e t o x i n v e r s u c , h s .

IJebensdauer nach der I Nr. Gewicht Farbe

Einspritzung r

Kontrolltiere

Versuchstiere

2a 3a 4a 5a

l b 2b 3b 4b

355 479 491 560 489

337 474 487 466

weiss 31 Stunden 55 Min.

weiss 29 , 50 , Mittel grau 53 ,, 50 , 37 Stunden weiss 39 , 15 , g'rau 29 , 5 ,

weiss grau weiss grau

22 Stunden 25 Min. 33 , 45 , 48 , 30 , 29 , 5 ,

Mittel 333A Stunden

B e s t r a h l u n g s v e r s u c h e m i t B a k t e r i e n .

1. V e r s u c h e m i t P n e u m o k o k k e n .

8 Kaninchen erhielten je 1 0se einer Pneumokokkenaufschwemmung (Dr. E s c h , ~onn). (2 Pneumokokkens~mme: Stamm A yon der Maus, Stamm B vom Me~erschweinchen. Blutziichtung. Aufschwemmung yon je i ccm einer 20stfindigen Schr~g-Agarasziteskultur in 19 ccm N~ihrbouillon und 1 ccm menschlicher Aszitesfliissigkeit.)

Die V e r s u c h e e r g a b e n e in n e g a t i v e s l ~ s u l t a t . D i e B e s t r a h l u n g

der T i e r e v e r l ~ n g e r t e n i c h t i h r e L e b e n s d a u e r .

2. V e r s u c h e m i t T u b e r k e l b a z i l l e n .

1. Serie der Tuberkuloset ierversuche. Schwache Infektion.

0,5 ccm yon stets reichlich Tuberkelbazillen enthaltendem, eitrigem Spu- tum eines hochfiebernden SchwertuberkulSsen wurden mit der Pipette aufge- sogen und mit einer LSsung yon 2,5 ccm Antiformin ~in 47,5 ccm destillierh~m Wasser bis zur Homogenisierung geschiittelt. Von dieser schwachen Emulsion wurden am 17. XII. 1913 Meerschweinchen 0,5 ccm unter die Haut des Ober- schenkels eingespritzt. Die 8 zum Versuch dienenden Tiere wurden in 2 K~figen gehalten. 4 Tiere wurden bestrahlt. Davon hatten 2 bestrahltes, 2 nicht be- strahltes Sputum eingespritzt erhalten. Bei der Bestrahlung sassen die Tiere

Page 8: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

o18 lleinrieh fierhartz, iS

in einem gegitterten Kiifig, ,lessen Maschen 5 mm l.ichtung besasse~l bei einer l)rahtdieke yon 11/e ram. l)er K~ifig war 23 cm ll()eh, 18 (:211 l ; l l l~ lllll] 18 eltl breit. Die Tiere wurden, da (lie Vorderfltiehe des Behiil~ers 13 cm yon der IAehtquelle entfernt war, wiihrend (ler Bestrahlung in einem :\bslarlde v-I~ 9 13- -36 cm yon den Strahlen getroffen, zuletzt aueh noeh 6fters aus notch gl'6sserer Nfihe. Die Tiere wandten sieh bald veto Lieht ab nnd wurden naeh sehr langer Bestrahhmg mmdlig, piepsten, suehten zu entkommen. Es wurde 50 Tage lang, pro Tag im Mittel 1 Stun(te lang, beslrahlt.

Die Tiere wurden dann get6tet. |h r Gewieht war gleich gebli(,bt,n, bzw. ~a r ~estiegen. Nur ein Tier hatte al)genommep, l~oider ('flag ein Tier bereits naeh 39t~igiger Bestrahlung einer Sekund~irinfektion. Von Tuberkul(~se f~md sieh boi ibm bei tier Sektion niehts vet. Ein Kontrolltier war schon vorher aus der- selben Ursaehe verendet. So blieb also leider nur n~ ein Kontrolltier. Dieses wies am 50. Tage naeh tier lnfektion eine ausgedehnte Tul)erkul()se tier I,ungen auf. Von r bestrahlten Tieren waren B Tiere frei v -n Tuborkulose. Ein viertes besass 2 winzige Kn6tehen im linken Oberlappen, ein weitores 2 elJ(,n- s~dehe im linken, eins im reehten I;nterlappen. Bei einem anderen Tier wurden in der Leber einzelne eben siehtbare KnOtehen gesehen. I)ie beiden letzt- (~rw~hnten Tiere hatten in vitro b~strahlten tuberkul6sen :\~tswurf ein~espritzt ,rhalten'.

Das E r g e b n i s d i e se s e r s t e l t V e r s u e h e s s p r i e h t i m Sim~e e i n e r

t u b e r k u 1 o s e a b s e h w ~i e h e n d e n W i r k u n g dee B e s t r a h -

h m g e n .

2. Sel'ie tier T u b e r k u l o s e t i e r v e r s u e h e . S e h w a e h e Infekt ion .

I-'iir einon zweiteH \ers~lch \turdell 30 .\lem'schweiHehoH I~,mJtzt. I)iese wurden in :2 Reihe~ abgeteilt, l)ie erste (irupi,e wurdo liicbt b~,slr;lhll, (liel~ie also zur Kontrolle; die zweite wurde bestrahlt.

Sfimt]iehe 30 Tiere warden mit je l ecru einer Sputmnemulsion italia- peritoneal sehr sehwaeh tuberkul6s infiziert.

Phthisiseher .\uswurf, dessen Bazillenreiehtum stets gross war, wurde zu diesem Zweeke mit gleiehen Teilen reinen Antiformins versetzt und his zur llomogenisiemmg geschiittelt.

D ie T i e r e w u r d e n m i t A u s n a h m e e i n i g o r w e n i g e r v o r A b -

l a u f e i n e s M o n a t s i n f o l g e e i n e r S e k u n d f i r i n f e k t i o n v e r e n d e t e n - -

4: M o n a t e n a e h d e r I n j e k t i o n des t u b . e r k u l 6 s e n V i r u s ge t6 t e t . A l l e

T i e r e w a r e n n u r s e h w a e h t u b e r k u l 6 s . W i r d d e r 3 i i t t e l w e r t de r ge-

s a m t e n K n 6 t e h e n , d ie iil d e n O r g a n e n d e r K o n t r o l l t i e r e b e o b a e h t e t

w u r d e n , d e m j e n i g e n de r b e s t r a h l t e n T i e r e e n t g e g e n g e h a l t e n , so er-

g e b e n s i e h f i i r die K e n t r o l l t i e r e v i e r K n O t e h e n p ro Tier , f i i r d i e

b e s t r a h l t e n T i e r e n u r z wei K n O t c h e n p r o Tie r . A l s o a u e h b i e r

w a r e n d i e b e s t r a h l t e n M e e r s e h w e i n e h e n i m V ( ~ r t e i l .

3. Ser ie der T u b e r k u l o s e t i e r v e r s u c h e . S c b w e r e Infekt ion .

200 cem Auswurf eines fiebernden ~chwertuborkul(;sen mit reichlieh Tuberketbazillen wurden mit 100 ecru einer 2c'0igen AntiforminlSsung vermischt und his zur H~)mogenit~it gesch0ttelt. Von dieser $putumlOsung wurde 28 un

Page 9: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

9] ],I.tlichtlherapie der [,ungenlul:erkulose. ~

gleich schweren, abor sanst sehr gleichen Meerschweinchen pro 100 g Gewicht je ! ccm inlra+peritoneal eingespritzt. Die eine JI~ilfte der Ticre wurde yore Tage nach <let Injeklion an I-iglich mit einer mittleren Dauer yon 117 Minuten }~ostrahlt; die amlere ltiilfte wurde theralmutisch nicht beeinflusst und diente zm" Konlrolle. lTm den Versuch mOglichst eindeutig ztt gestalten, wurden fi}r die tlestrahhmgsbehandlung die Tiere yon niedrigerem Gewicht ats (lie wahr- scheinlich jih/geren und damit prognostisch schlochter gestellten, attsgew~ihlt.

Drei nieht L>strahlte und ein bestrahltes Meersehweinchen starben sehon aIn vierten ttnd fiinften Tage naeh der Injektion. l/ci ihnen k()mtt~ makroskopisch keine Tuberkulose festgestellt werden. Atle Obrigen Tiere akquirier~cn eine sehr sehwere Tuberkuh)se. Die vor Ablauf des zweiten ~[onats verendeten :~{eer- sehweinehen wiesen eine generalisierte, haupts~iehtieh eine sehwere Abdomimdtul)erkuh)se. die sp~iter gestorbelten aueh cine sehwere Lungc.tul~erkuh)se, l,/n6tehen an Kn6tehen, auf. Die bestrahlten Tiere erwiesen sieh als etwas lihlger lebend. 74 Tage naeh der In- jektion der Bazillen war das letzte der nieht b.estrahlten Versuehs- tiere gestorben. Die letzten bestrahlten Tiere, die mittleres Ge- wieht L, esas+en, lebten noeh 24 bzw. 36 Tage l~ing'er als das letzt- verendete Kontrolltier. Im Mittel lebten die Kontrolltiere 36 Tag'e, (lie behandelten Tiere 401/2 'rag. Also aueh dieser Versueh ist trotz der sehr sehweren Infektion und den immerhin for eine ioene - trieren(h~ Beli('htung + reeht ung~instigen .Versuehsbedingungen im Nhtne (~iner t u l ) e r k u l o s e a l ? s e h w ~ i e h e n d e n W i r k u n g meiner Bcstrahtung'smethode ausgefallen, so dass diese Behandlungs- art sieh insgesamt auf ehl positives Ergebnis an einem Material yon 63 Versuehstieren stfitzen kann.

B. Bestrahlungen des tuberkuliisen Menschen. 17nt~rsuehungen iiber den Weft eines Behandlungsverfahrens

bei der Tubei'kulose erfordern vor allem eine grosse Skep.si+ und eine sorgfiiltig ausgearbeitete Teehnik der kontrollierenden fortlaufenden Untersuchungen. Es hiilt sehwer, ein therapeutisehes Gebiet aus- findig zu maehen, in dem so viele ftir objektiv und beweisend ge- haltene Anhaltspmlkte, in denen der Erfolg sich mit Sieherheit widerzuspiegehl sehien, sieh letzten Endes als unzuverlfissig er- wiesen. Jede Xra in der Tuberkulosel)dmndlung hat vorher als souver~in angesehene wertloser werden las,:en, jede abet aueh mit neueren besseren l 'riifmitteln arbeiten kimnen.

Das Ziel, ein einwandfreies Bild /i!>+r Wert und Unwert zu er- haltcn, sehien erreieht, als sieh (tie besten Kenner der Tuberkulose im Jahre 1901 au! (lie Tuberkutosefragebogen des Kaiserliehen Ge-

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2_00 Heinrich Gerhartz. [10

sundheitsamtes geeinigt batten. Darin spielte die Stadieneinteilung eine Hauptrolle. Heute, we wir aus den rSntgenologisehen Erfah- rungen heraus fiber die MSglichkeit, lediglich mit Perkussion und Auskultation die genaue top ische Diagnose eines tuberkul6sen Prozesses, seine Tendenz und Veriinderung feststellen zu kSnnen, sehr skeptise'h zu denken berechtigt sind, liegt es klar autage, dass mit dem damaligen Verfahren Irrtiimern Tiir und Tor ge- 6ffnet war, dass ferner eine Unterteilung in Grupl~n versohiedener Heilungschancen mit dem Stadienschema unmSglich war. Spitzen- herde kSnnen die versehiedenste Tendena ha.ben, torpid oder pro- g ressiv sein bei gleiehem Volumen des Prozesses. Sie kSnnen Ein- sehmelzungsvorgi~ngo aufweisen, ohne dass perkussorische oder aus- kultatoris~he Erscheinungen darauf hinweisen, und eine Unter- bringung in eine andere Kategorie angeaeigt erscheinen lassen. Ana- mnestische Daten ersetzen nicht die Beobaehtung des Arztes, die die Verlaufsform erfassen sell. Diese letztere wird vor Mlem anderen gebrameht. Wenn wir wissen wollen, ob ein Heilmittel bei der Tuber- kulose hilft, wollen wir zuni~Ohst erfahren, ob, es erreicht wird, dass der progressive Ctm.rakter eines Prozesses inhib,iert und damit seine tible Wirk~ng auf den Allgemeinzustand beseitigt wird. Ob das der Fall, liisst sieh allein wiihrend einer ~ngeren Beobachhmgszeit er- sehen und an der Hand. besserer Merkmale, als die sind, auf die die frtiher verwendeten Fragebogen hinzeigen.

Aus diesen Erw/~gungen heraus sind die hier untersuehten Tuber- kulSsen mit Ausnahme einiger weniger, lmi denen dies infolge Aus- bruch .des Krieges nicht mSglich war, 4 - -6 Wochen lang indifferent behandelt und beobaehtet worden zu dem ZweOke, erstens ein einiger- massen zutreffendes Urteil tiber die Verlaufstendenz ihrer tuber- kulSsen Erkrankung zu gewinnen, den physikalisc'hen Befund und die Begleiterseheinungen sicherzustellen, dann aber auch um zu erfahren, ob nicant die g'iinstigen hygienischen und digtetischen Ver- hiiltnisse, die thLhe und geregelte Lebensffihrtmg im Krankenhause allein sehon eine Besserung tier Erkrankung zu bewirken vermochten. Es ist vers~ndlic'h, class , bei dem flutenden Material der Klinik unter diesen Umst~n.den mit einem nur kleinen Krankenmaterial gearbeitet werden konnte.

Die Untersuehung betraf znngchst alle wesentlichen Allgemein- ersCheinungen, die durch eine Tuberkulose der Lungen herbeigefiihrt werden kSnnen. Sie wurden systematisch an der Hand eines Frage- bogens bei den Kr~.nken naohgesehen. Besonderer Wert wurde dabei auf die Untersuchung der toxiseh oder wahrscheinlich toxisch be- dingten Ersc'heinungen gelegt und wohl a~les berticksichtig% was

Page 11: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

11] Rotlichttherapie der Lungentuberkulose. 221

in der modernen Symp.tomatologie der Lungentuberkulose irgendwie damit in Zusammenhang gebrac'ht worden ist. Fiir die Beurteilung des Umfanges der Erkraukung wurde in erster P~eihe das R6ntgen- bild zugrande gelegt, ohne dass die bekannten perkussorisehen and attskultatorisehen Erscheinungen vernachlassigt worden w~iren. Sie wurden auch da noch herangezogen, we die r6ntgenologische Dia- gnostik ihren Wert wesentlioh eingeschr~nkt hat, wie bei der Ka- vernendia,gnose.

Die Beurteilung yon ~_ndermlgen im Umfang tuberkul6ser Pro- zesse unterliegt, wenn sie innerhalb eines Zeitraumes weniger Monate vorgenommen werden sell, bei der Langsamkeit, mit der solohe Herde sich auszubreiten p.flegen, fails nicht gr6ssere akute Schfibe nachhelfen, sehr grossen Schwierigkeiten. Das s~cherste Mittel fiir die topische Diagnose eines tuberkul6sen tterdes, ist heute sicher- lich das R6ntgenverfahren. Es orientiert ja aueh nicht nur fiber die GrSsse der Herde, sondern ~ss/; auch die Gruppieruug, Gr6sse und Form der den Komplex zusammensetzenden Hordc'hen, die Art der Konfluierang, die Bildung auc'h kleinerer Kavernen, die Schatten- verdiChtung bei der Vernarbung der Herde, den Umfang fibrSser Prozesse an der Verlagerung yon Trachea, Herz und Zwerchfell, Verkalk~ngsherde, und vieles andere erkennen, desson Kenntnis' reeht wohl zu einer Gruppierungsmethode der tuberkul6sen Prozesse nach topischen, progressiven und reparativen Zeiehen fiihren kann, die bessere anatomische und prognostisehe Auhaltspunkte gibt, als es "diebisherigen Einteilungsarten vermSgen. Denn diese suchen mit unzuliingliehen klinisehen MerkmMen naeh pathologiseh-anatomiseh- histologischen Gesiehtsimnkten ab~uteilen, obwohl doeh Klinik und Praxis genau gekennzeiehnete, kliniseh feststellb~re Typen bmuehen. fiber deren prognostisehe "and anatomisehe Wertigkeit noeh erst Erfahrungeu gesammelt werden mfissen.

Die Einordnung der Langentuberkulosef~ille erfolgte naeh Oe- siehtspunkten, die ioh bereits frfiher an dieser Stelle 1) vertreten habe, unter folgende kliniseh and prognostiseh gut fassbare Typen:

A. K l e i n k u o t i g e d i s s e m i n i e r t e T u b e r k u l o s e . 1. primi4re KnStehen, 2. aknte Miliartuberkulose, 3. akute disseminierte peribronehitisehe Kn6tehentuber-

lrulose,

*) H. G e r h a r t z , Die Abgrenzung der Lungentuberkulose-Formen nach klinischen, haupts~ichlich rSntgenologischcn Zeichen. Beitr. z. Klin. d. Tuberk. Bd. 34. S. 191. 1915.

Page 12: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

2~2 Heinrich (',erhartz. [1'2

4. chronische fibr(ise peribr~mehitische i(nOtehentuber- kulose,

5. disseminierte p erii~ronchitische ~ireisentuberkuloso. B. ( ~ r o s s k n o t i g e T u b e r k u l o s e .

1. g'rossknotige fibr6se Tub~'rl~uh~se, ;2. grossknotige ulzer6se Tuberkulose.

C. H o m o g e n h e r d i g e T u b e r k u l o s e . 1. initia|e Spitzcntut~erkuh se, 2. gr6ssere homogenherdige Prozesse, 3. kiisige Pneumonie.

D. Y o r e H i l u s a u s g e h e n d e T u b e r k u l o s e . E. A u s s e d e h n t e f i l ~ r 6 s e z i r r h o t i s e h e T u b e r k u -

to so (einschl. der katarrhalisch-asthmati~ehen F'(wm der Altorstuberkulose).

F. A t y p i s e h c L u n g ' e n t u [ ~ e r k u t o s e .

Die Metastasierungsformen wurden dab.ei untersehieden als 1. kleinste traubenf6rmige Herdehen, "2. gr6ssere Herde, 3. strangf6rmig'e Horde.

Ftir die Untersuchung dot' Einwirkmlg der intensiveu roten 5trahlen auf die mense'hliehe Tut~.erkulose der Lungen wurden zu- n:~iehst die schwersten Phthisiker, die die Klhfik aufsuchtcn, ])e- ltutz.t, urn, well.tl eille braueht)are 5trahleuwickung eintrat. ~tber einen ~lS.jektiv nachweisbaren Effekt z.u verftrgen. Die Kranke~ wurden~ wie erwfihnt, erst ltingere Zeit beobaehtet und w/ihrend dieser Zeit unter Einfltisse gebraeht, die denen ann~hernd gleiehwertig waren, denen die Heilst~itten~irzte ihre therap.eutisehen Erfolge zusehreiben. Sic wurden also a uf ger~iumiger, liehtreieher und~ehr luftiger Veranda tmtergebraeht, aufs beste gepflegt und weun aueh nicht alh unter stSmdiger Bettruhe, so doch unter gr6sster Sehonung ihrer ki;rper- lichen Kr[ifte gehalten. 'felllperatur, Puls und tlespirati~m wurden zweimal tiiglich gez~ihlt; das Sputum wurde nur morgens 5'emessen. Der Nutzcn disser indifferenten Beot:achtungszeit besteht darin, class die Ileaktionsfiihigkeit der sehr v/el b:~sser als vorher versor~'ten Kranken und die Tondenz der Erkrankung aufxedeek~ wird, s~ ,lass ein guter \'erg'leiehsmassstal~ ftir die folgende Bestrahlungstherapie gewomlen ist.

/)as Bestrahlungsfeh! riehtete sieh naeh dent R6nt~'enbefund. (Je- wOhnlich wurde in dec ersten H.~lfte tier t~igliehen Bestrahlungs- zeit der obere Rtickenabschnitt. in der zweiten clio Brust bestrahlt, wobei jedesmal die seitliehen Brustteile in einem mitbeliehtet wurden.

Page 13: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

13] R(~tlichttherapie der Lungentuberkulose. 223

~qp~iter wur(tcn aueh g ' leichzeit ige Bes t r ah lungen mi t zwei Bog'm>

lampel! "UDF~OII()IlIlllOII.

Unmitteibare Bestrahlungsfolgen.

Bet z. B. 26 cm At :s tand wi rd die Hau t des Handr i i ckens , wenn sic 10 Minutcn zum e rs tenmal dem d i rek ten B o g c n l a m p e n s t r a h l aus- gesetzt war, heiss. Von den K r a n k e n wi rd diese Hi tze gew6hnl ieh

als ,,seh6n warm" angegel)en. Es komntt dann zu e inem E r y t h e m ,

das gew6hnl ieh t /e Tag bc'stehen bleibt, l ' n a n g e n e h m e E m p f i n d u n g e n sind damit n icht ve rbunden . A m anderon Tage ist in der Reg'el

nieht~ mehr s iehtbar . Bet in t ens ive re r B e s t r a h h m g des Thorax tr i t t .

wcnn die~e 20 Minuten l ang hei 40 cm Abs t and , wie es meis tens der Fa l l war, v()r,,z,>mmm~,m wird, eine le iehte R/ituno' auf, die aueh

fast ni~ so s tark ist, dass mit der Bes t rah lungss t ! i rk ( ~ herunl-er-

Stel len ~,~,,,~()"~ ~,~,,(,t', z u w(,rd(m brau( 'ht . Besonders empf ind l i che werden

mit e imn! Stii(:k (lickem s(:hwarzvn Pap i e r ()det' T'ach al:ged~,okt. J u c k e n ist eventue l l v()rhanden, abe r gm:ing. In manehen F~ille,l

h le ib t auch tr()tz noch in tens ivm'e r B e s t r a h l u n g di( ~ VcrbretmUllXS-

e r sche inung aus. Nennenswer te P i g m e n t i e r u n g e n und AbschSlung'eH

dec Hau l b i lden sich nicht oft aus. Nach ein~ oder zweimalig(~r Be.qtrahlun~ hat berei ts Ang(?w6hnung an die Prozedm: s tat tg 'efunden.

Die KSrper temp(era tur ~indert ~ieh w~ihrend oder sofort naeh der

Bes t r ahhmg n icht. Die Pu l szah l g'eht meis tens etwas he run te r , was al0er n icht notwen(l ig d i rekt auf (lie B e s t r a h h m g bezogen werden

muss, sondern aueh d u t c h eine infolge des behax l i ehen (}efiihls

aufgct re tene , sedat ive W i r k u n g ve ru r s ach t sein kann. Die At.mungs-

f requenz ble ib t en tweder g le ich oder s te ig t etwas. E in nennenswer t e r , d i rekt e r k e n n b a r e r E in f lu s s der B e s t r a h l u n g is t also n ieh t vorhanden .

Einf luss der B e s t r a h l u n g auf Tuberkul i i se .

I. Schwere kaverniise doppelseitige Lungentuberkulose. Darm. tuberkulose. Kehlkopftuberkulose. Tabes dorsalis.

v o r g e s c h i c h t ('. Wahrscheinlich luberkul6se Hereditiit. lS!)2 I.ues. 190~; Typhus. Seit 1911 Erseheimm~en yon Tahes

1)er Kranke wuMe im Fel)ruar 1911 im Alter v(m 45 .lahr(,n zuerst (lurch Iluslen und etwas Auswur[ beliistigt, hmerhalb wenig(,r .\loHah ~ stellten sieh slarke Atenmol, Schmorzen zwiseheH den Sehulterbliittern, gr.sse Hinf~illigkeit, Nach|schweisse ein. l)er Huslen win'd(, immer heftiger: tier Aus~xurf blieb dabei stets sp/irlich; er enlhielt sehr viele Tuberkell)aziilen. Krankenhausbehandhm~ fand im Mat u~Jd im ,lull 1912 smtt.

A u f , la h m e b e f u n d . I)er Kranke befindet sich bet der Aufnalmte (24. Sel)tenlb({r 1913) ili elenilem Kr~ifte- und ErlVahrungszustand. Es bestehen h~,flige, zu Erbrechen fiihremh, Iiustenattaeket~, liistige Nachtschweissf,. har t -

Page 14: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

~24 Heinrich Gerhartz. [14

n~ckige Schlaflosigkeit und Unruhe, Dyspnoe. H~imoglobin (S a h 1 i) 500,'o. Wenig gespannter Puls mit standig hoher Pulszahl. Blutdruck 130. Diazo- reaktion negativ.

Thorax mit geringer Flankenabflachung. Einsenkung der Oberschltissel- beingruben. Etwas nach links versehobener Kehlkopf.

Der Versuch einer Beseitigung des st~ndigen und mit Invertierung einher- gehenden Fiebers mit Kreosot, durch Hydrotherapie, dutch H o e d e m a k e r sche Pillen in steigenden Dosen, scheitert. Das Erbrechen wird immer 'hti.ufiger. Husten und Auswurf nehmen trotz immer gr6sserer Kodeingaben zu. Es treten bald Darmblutungen hinzu. Das Tagesmaximum der Temperatur steigt in den zwei letzten Wochen dieser Periode his zu 390 C an und bleibt nie unter 38,40 C. Die Atemzahl liegt zwisehen 28 und 32 Atemziigen pro Minute. Das Allga- meinbefinden wird immer schlechter, so dass der Kraake das Bett nieht mehr verlassen kann. Nach der vom 23. September bis 11. November 1913 dauernden hygieniseh-di~tetischen Behandlung Tuberkulinkur R o s e n b a e h vom 11. No- vember bis 20. Dezember 1913 ohne jeden Erfolg. Es geht noch. 5fter als fr~iher Blur im Stuhl ab. Auch im Sputum, das zunimmt, zeigt sich Blur.

L u n g e n a u f n a h m e b e f u n d (vgl. Fig. 1) 1):

Fig. 1.

Fall I: Anfangsbefund (Ende September bis Anfang Oktober 1913).

P e r k u s s o r i s c h : Vorn rechts : DRinpfung bis zum unteren Rand der 3. Rippe. Links: DAmpfung bis zum Schltisselbein. Hinten rechts und links D~,mpfung bis zum Dornfortsatz des 6. Brustwirbels.

A u s k u l t a t o r i s c h : Vorn rechts tiber der Spitze und weiter abw'~rts bronchia]es Atmen, ohne Rasseln, links fiber der Lungenspitze inspiratorisches Knacken. Hinten rechts : Bis zur Mitre der Skapula bronchiales und verl~slgertes Exspirium, weiter unten fast bronchiales Inspirium und abgeschwachtes Ex- spirium; in- und exspiratorische Rasselger/iusche. Links: Derselbe Befund, aber keine Rasselger~iusche.

a) Fiir die graphische Darstellung des Lungenbefundes sind folgende Zeichea beniitzt worden :

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15] Rotlichttherapie der Lungentuberkulosc. ~25

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226 lloilu'ic'h ta,r l iar lz . [16

Am 22. I)ezenlt/(~r 1913 Beginn der l g ( ' s t r a h l / i n g s i ) e h a n d l u n ~ . Xuni ichst wurde der obere l l i icken I)c~stralill; voin 31. I)ezen~iler 1913 ~iit

wurdon auoli Fh'usi t l l i t l Deileii J~it einbezogon. Zu lzleginn (ler l leslrahlungei~ war dot Kl 'al ike so l l inf{ i l l ig. (lass er sicti k&uli i erhebon konnfe: er liillSSto zbt den ~ostral i lung(,n gefahrou wel'(|eli (ilid Jag w{ihrend (lorsolben. 14r wi lrde voll sfi indigem, festeni, bel lendeni l {eizt ius/en lnit ] :rbreolien, trotz grossor DoSOll Kodein, I~elSsligl. lJesf)lid(,l'S i)ei t iofer |Aig('rtlFi~ (los (~l)erkSrl)c~rs tral sohr hefl iger l~hisle[/ auf.

i)er p h y s i k a ] so ! l i e I - } ( , f u l i d \'(ill' ])t'[ l g e ~ i l i l i d t ' r i g e s l r : l h - l l l l l ~ ( . l l : S . i,k. 7}

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Fig . 2.

] "a l l I Be fnnd boi ln Beg inn der Bestrahlung' (nach der f ube rku l i n l l eh lmdhu ig ' : Dezember 1913 bis Jftl i t lai ' 1914).

i ' e r k u s s ~ , r i s c h : Vorl~ r ech t s : S ta rke I)f impfung iib~r dem ~tberlapt),ll I.is zum mdI ' ret i I{and der :2. I{ippi~: l inks : llis zur Mill~ ~ th, r :2. l{ipi,e. Hinten roch ts : ~ ta rke 5cl lal ldi i lnpfun~ ills • olwrel~ I~and ilos 5. Ih'ustwii ' t~eldorn

l '~ltsalzes, li/~ks his zum 1. I )r . ( . spin. thor.

. \ u s k u i l ~ l l l ~ r i s c i l : \OF~I I'ooh{s: ['bt'i ' (IOlli l)ThlllJfun~sl)c'I'oioh I)l'tlll cl i iales hi und I ' ]xs|l ir iul l l . x ienl l ich r igchl iche {rookelie Ullll [~,ClCllle klpll sonierenile [/assel~erliusclit,. besoiiders unferhal l l der |.{]it~ikula iin 1. Infer- kost~tll'aUlll tllld his ZlU' l'eciit(,li Achsel~l 'ube hin. woniger zahlreioh ]nl zweilen Zwisohenri i i l>eni 'auni. (i ller der rechten Spitz,, auoli anlldl~Jrisc'iies :\IlliCit. zll horoli. Lh iks : {"her i lei i l ge,<lftnit~fieii [~tlii~Olil+eld iSt [.~rol/(;hilt];lil/]tql, VOll i|oF 2. Ilipt>e {111 abw{ir ls broncl l ia ies hisl~irhtin i l l ld vt,rlfillffei'{os brol icho vesikulSr.s J']xspiriuil! Ztl }l/~tl'ell. Ai) tliltl Zll ein Kl i l lcks f iber dot Spitze. l l in ten l ' i,cll ls: [~l)or (lell/ I)i inltJfungsl)ereich s~,]ll' i:tutes ~l'onch[~il~ltll)Oi]. Vigil fill aii al iwf ir ls his Zlll]l lllllOl'Oll \Vi i ikel der ~kilptlll i. bronchiales l~]xspil'iilnl, fin til l[el'on l)r i t tet des rechiei l Z~ ischenschul terb la t l raun les vereinzel t trockene Nei)engerihtscil~ ~. L inks : f:ber deiil l i l /kel i ()berlappel~ his zur ]lilt.(. des ~chultorbiat{es iaules bronchiales l ip t11111 Exsl t i r i tnn. Vol l {]i/ ;411 his ZUl]l ~unlel'ell Winkel dot ~kapli]~l nu t brol lchiales [nspii '[Ull l. welter t lntoli bronchialos Exspir iuni . Cber dent OberlaiJlJen i,is ztlr Mitre des In lerskal l / l larr ; lu l l les konsol i ierel ide ILsselg,;-

Page 17: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

17] Rotliehttherapie der Lungentuberkulose. 227

riiusche. Wetter abwitrts bis zur H6he des untereu Endes der Skapula weniger zahlreiche gr6sserblasige Rasselger~usehe.

I { 6 n t g e n b e f u n d zu Beginn der Bestrahlung (23. Dezember 1914): Reehts: Grossfleekige Tuberkulose des Oherlappens his herunter etwa zur 3. vorderen Rippe. Links: Kleinknotige, in der Spitze fast homogene Schatten- bildungen im Oberlappen bis zur 3. vorderen Rippe. hn peripheren Lungen- feld, gegentiber dem 1. Interkostalraum eine walnussgrosse Kaverne.

Die Bestrahlung fiihrt zu keinem Erythem. Der Puls ist sehr klein; pro Miuute fallen 3- -4 Pulse aus. Am 27. Dezember staxke Darmblutung, Schmerzen und Druckempfindlichkeit in der IleocSkalgegend; Obstipation, die den Kranken hel~tstigt.

10. I. 191-t. Erleichterung der Herausbef6rderung des Auswurfes. Eitriges, klatsehiges Sputum.

12. I. Stimme belegt. Viel Kitzel im Kehlkopf. Am 13. 1. starker Singultus. Der Kranke fiihlt sieh am 15. t. lnorgens

noeh sehr sehleeht. Mitre Januar tritt ein neuer Sehub im linken Unterlappen (handbreite D~mpfung mit Bronehialatmen und sehr sp~rliehem Knistern) auf. ~3ber den tibrigen Lungenteilen ist weniger Rasseln als frtiher ~u h6ren. Die Temperatur steigt his z/l 39,10 C (rekt.) an. Diese Erseheinungen gehen bald zurfiek.

E n d b e f u n d (Anfang M/irz 1914; Fig. 3):

Fig. 3.

Fall I : Sehlussbefund (Anfang Mttrz 1914).

P e r k u s s o r i s c h : Vorn rechts besteht Dgmpfung fiber dem Ober- lappen his zum oberen Rand der 3. Rippe, links deutlich fiber der Spitze und auf der Klavikula. Hinten rechts reicht die Schallditmpfung bis zum 6. Proc. spin. thor., links his zum 5. Proe. spin. thor.

A u s k u l t a t o r i s c h : Vorn rechts: Bis zur 3. Rippe ist Bronchialatmen und verl~ingertes Exspirimn zu hSren; wetter unten ist das Atmungsger~.usch abgeschwiicht. Uber dem Diimpfungsfeld ist mittelblasiges Rasseln zu h6ren. Links: [~ber der Spitze und im 1. Interkostalraum Bronchialatmen und - - mit- unter fehlendes - - klein- bis mittetgrossblasiges Rasseln. Wetter unten ver-

Beitr~go zur Klinik tier Taborkn]osv. Bd. X X X I V . H. 3 1~

Page 18: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

228 Heinrich Gerhartz. 118

sch~rftes Atemger~iusch und verl/ingertes Exspirium. Hintet~ rechts: ~ber dem Oberlappen bis zum 4. proc. spin. thor. Bronchialatmen, zum: Teil auch gross- blasige Rasselgeriiusche, yore 6. proc. spin. thor. ab versch/irftes lnspirium und etwas verlAngertes Exspirium ohne Rasseln. Links: Im Bereiche der 1)iimpfung Bronchialatmen und klein- bis mittelgrossblasige Rasselger/iuschc, yon da ab verscharftes Inspirium, kein Rasseln.

E r g e b n i s d e r B e s t r a h l u n g . hi der letzten Woche vor der Bestrahlung, in der der Kranke zum Tell noc]l unter der Wirkung yon Taberkulin R o s e n b a c h stand, lag das Tagesmaximum der Temperatur zwischen 38,6 und 39,1 ~ C (rekt.). Im Mittel wurden 104 P u l s e und 30 ( - -36 ! ) A t e m z f i g e in tier Minute ge~hl t . In der letzten Woche vor tier Tuberkulinkur war die Amplitude des tiigli~hen Temperatalrmaximums 38,4 his 38,80 C (rekt.), die Puls- und die Atemzahl urn den Mittelwert yon 105 Pulsen uud 29 Atemzfigen hernm. Es war also eine entschiedene Teudenz. zur Verschlechterung des Zustandes vorhanden, woftir auch spricht, dass aul Ende der Tuberkulinperiode - - also vor der ersten Bestrahlung - - das Tages'- maximum der Temperatur hi4ufiger auf den Morgen verlegt war. In der letzten Zeit der Bestrahlungsperiode wurden als ~usserste Werte des ~gl ichen Temperaturgipfels Temperaturgrade yon 37,6 und 38,5 ~ C (rekt.) b.eobachtet. Die Puls- und Atemzahl lag bei dem Mittelwert 102 bzw. 25, wobei zu berticksichtigen ist, dass der Kranke den grSssten Tell des Tages ausser Bert sich befand, w/ihrend er in den beiden anderen Perioden s~ndig zu Bert lag. Der Kranke war wieder bei Wohlbefinden, sctlliOf besser und erbrach nicht mehr bei dem verringerten Husten. Der Ap,petit war sehr gut gewoi:den. Die Menge des tg, glichen S p,u t u m s betrug in der Woche vom 20. I. b,is 26. I." einschliesslich, in der ersten Hiilfte tier Be- strahlungszeit, im Mittel 55 cem, in der letzten Woche im Mittel 71 c cm; sie hatte also zugenommen. Der H S m o g l o b i n g e h a l t war w~ihrend der Bestrahlungsperiode nicht gestiegen. Das K 5 r p e r - g e w i c h t hatte in der Zeit yon der Aufnahme des Kranken his Anfang November bei stgndiger Bettruhe yon 45 kg auf 47,3 kg zugenommen, yon da ab, wiibrend der Zeit der Tuberkulinkur und noch in der ersten Bestrahlungszeit auf 40,7 kg abgenommen, dann aber, obwohl der Kranke wahrend der Bestrahlungen den 'Fag tiber ausser Bert blieb, auf 42--43,1 kg z ugenommen. Der D S m p , - f u n g s b e f u n d hatte sich gegentiber dem ersten Befund nicht wesentlich geandert ; das 1~ a s s e 1 n wurde weniger reichlich.

E s w a r a l s o , o b w o h l d i e V e r s c h l e e h t e r u n g d e s Z u s t a n d e s v o r h e r i m m e r g r S s s e r e F o r t s c h r i t t e g e - m a c h t h a t t e , s e i t d e r A u f n a h m e d e r B e s t r a h l u n g e n i m A l l g e m e i n b e f i n d e n , h i n s i e h t l i c h F i e b e r , P u l s ,

Page 19: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

19] Rotlichttherapie der Lungentuberkulosc. 229

A t e m z a h l , H u s t e n , R e i c h h a l t i g k e i t d e s R a s s e l n s

eine e n ~ s c h i e d e n e B e s s e r u n g a u f g e t r e t e n , s o d a s ' s

d e r K r a n k e , d e s s e n K r ~ i f t e a u f s ~ u s s e r s t e h e r a b g e - s e t z t w a r e n , w i e d e r a u f s t e h e n u n d h e r u m g e h e n

k o n n t e u n d . n e u e n L e b e n s m u t b e k a m . Der K r a n k e s ta rb

gunz pl6tz l idh a m 19. M~rz 1914.

Bei der A u t o p s i e w u r d e eine s ta rke D a r m t u b e r k u l o s e m i t ver-

ki is tem A p p e n d i x ge funden . In den L u n g e n waren ausse r a l ten aueh

Herde , deren A l t e r au f n u r 1 - - 2 W o e h e n gesehJ4tzt wurde . E ine

d i rekte Todesursaehe w u r d e nic'ht ge funden .

II. Kaverniise fibriise Lungentuberkulose. Darmtuberkulose. Tod al l Meningitis.

Die ersten Anzeichen eines Lungenleidens, Husten und Auswurf, traten, nachdem der Kranke vorher 2 Jahre gedient und 4 Jahre sp/iter die China-

Fig. 4.

Fall I I : Aufnahmebefund (Anfang Januar 1914).

expedition mitgemacht hatte, im Jahre 1909, bei eiuem Lebensalter yon 36 Jahren, auf. Der Husten blieb in der Folge bestehen. 1911 traten plStzlich unter Zu- nahme des Auswurfs Atembeschwerden und heftige Sctunerzen in der linken Seite hinzu. Der Kranke wurde nach 71/2 Monate w~ihrender Krankenhaus- behandlung wieder arbeitsfiihig. Mitte April 1913 stellte sich blutiger Auswurf ein; der Kranke musste wiederum das Krankenhans auf 4 Monate aufsuchen. Anfang Januar 1914 zeigte sich wieder Blut im Auswurf, das Allgemeinbefinden verschlimmerte sich, der Kranke lift unter linksseitigen Beklemmungen und Dyspnoe.

Bei der An fn a hm e (7. Januar 1914) bestehen noch grosse Schw/tche, viel Husten, Auswurf (ca. 80 ccm t~lich), l~istige Nachtschweisse und Ver- stopfung.

15"

Page 20: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

230 Heinrich Gerhartzo [20

Der Kranke, ein 1,60 m grosser, 41 Jahre alter, unterentwickelter, sehr schw~ichlicher und immer mfider Mann, befindet sieb in einem sehr schlechten Ern~hrungszustand (46 kg). Die Wangen sind hektiscb gerStet, I taut und Schleimh,~ute blass. H~noglobingehalt (S a h l i ) 620/0. Die Endglieder der Finger und Zehen sind kolbig verdickt und zyanotisch. Es besteht geringgradige Skoliose. Der Brustkorb ist wenig fief, vorn flach und dehnt . s ich rechts besser als ]inks. Es werden pro Minute 26--32 Atemzfige mit oberflS.chlicher totaler Hebung des Brustkorbes gemacht. Die rechte Oberschlfisselbeingrube ist etwas tiefer eingesunken als die linke. Beide Sehultern stehen gleich hoch. Der Kehlkopf weicht nach links ab.

Bei der Aufnahme (vgl. Fig. ~) wird vorn rechts tiber dem Oberlappen bis herunter zur 3. l:tippe D~.m p f u n g gefunden, vorn links bis zur 2. Rippe.

R.

d . -

Fig. 5.

L.

Kavernenb i ldung bei der dissem, grossknotigen fibr~sen Lungentuberkulose Fal l I I (41 Jahre al ter Mann).

Hinten reicht die Oberlappendihnpfung rechts bis zum 6., links bis zum 7. Proc. spin. thor. Der Stimmfremitus ist rechts hinten oben deutlich, links hinten oben aber kaum zu fiihlen, wohl dagegen links hinten unten.

Bei der A u s k u 1 t a t i o n wird vorn rechts oben fiber der Spitze und weiter bis zum unteren Rand der 3. Rippe das Atemger~tusch abgeschwiicht und mit m~issig reichlichen feuchten kleinblasigen Rasselgeriiuschen durchsetzt gefunden. Auch vorn links oben werden fiber der Spitze w~hrend In- und Exspirium, unterhalb der Klavikula bis zur 3, Rippe nur w~ihrend tier Inspiration, welter unterhalb noch reichlicher kleinblasige feuchte Rasselger~usche gehSrt.

Hinten rechts wird fiber der Spitze bis in den rechten Interskapularraum hinein Verl~lgerung des Exspiriums mit sehr zahlreichen feinblasigen in- und exspiratorischen Rasselger~iuschen wahrgenommen. Im unteren Teile des rechten Zwischensehulterblat t raumes besteht Bronchialatmen mit m~issig reichlichen mittel- grossblasigen Rasselger~iuschen. Weiter unten ist nut das Inspirium bronchial. Rasselger~iusche feblen hier.

Page 21: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

21J Rotlichttherapie der Lungentuberkulose. 231

Hinten links oben ist das Atemger~tusch abgeschw~ieht zu hSren. Es sind sehr zahlreiche, bis zum unteren Skapulaende allmiihlich sich verlierende Basselger~iusche zu linden. Deutliche Kavernensymptome sind nirgends vor- handen.

R 5 n t g e n b e f u nd . Rech t s sind um den Hilus gruppierte kleinknotige gleichmi4ssig disseminierte Schattenflecke sichtbar, die zwischen 1. und 3. Rippe, sowie zwischen der 4. und 5. vorderen Rippe zu grSsseren Herden konfluieren. Zwischen Schltisselbein und 3. vorderer rechten Rippe sind 2, vielleicht 4 Ka- vernen zu sehen. Je eine weitere Kaverne befindet sich im 3. rechten ~und 1. linken Interkostalraum (vgl. Fig. 5).

Das Herz ist klein. Der linke mittlere Bogen ist prominent. Blutdruck nur 92 mm Hg (B i v a - R o c ci) . Leber und Milz sind in geringem Grade ~r gr6ssert, ~lie Bauchdecken gespannt. Lokale Druckschmerzhafligkeit besteht nicht. Der Harn ist urobilinhaltig. Die Diazoreaktion f~llt negativ aus. Die

\

/

Fig. 6.

Fall I I : Schlussbeftmd (Mitre Marz 1914).

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I

l

KSrpertemperatur weist morgens wie abends fast die gleichen febrilen Werte auf; auch Typus inversus wird beobachtet. Die Temperaturen liegen meist zwischen 37,9--38,10 C. Die P i r q u e t sche Hautprobe ist negativ.

Beim Beginn der Bestrahlungen haben sich die rechtsseitigen Schatten- bildungen im Oberlappen etwas starker gedunkelt.

B e s t r a h 1 u n g. Es wurden 34 Bogenlampenbestrahlungen in 34 Tagen (yore 5. II. his 10. III. einschliesslich) vorgenommen. Im Mittel dauerte die Bestrahlung 43 Minuten, und zwar war von Anfang an die Bestrahlungszeit gleich gross. Es wurden Rficken und Brust abwechselnd, selten gleichzeitig bestrahlt.

E r g e b n i s . Nach 20ti4giger Bestrahlung (26. Februax 1914) ist der D~mpfungsbereich derselbe. Vorn rechts sind zwischen 1. und 3. Rippe, auch links im Bereich der Dfiznpfung noch feinblasige Rasselger~iusche zu hSren. Mitre Mi4rz 1914, nach 35t~giger Bestrahlung (vgl. Fig. 6), ist vorn rechts tiber dem Schliisselbein broncho-vesikul~ires Atmen zu finden. Im 1.--3. Inter- kostalraum, allm~ihlich yon oben nach unten abnehmend, sind vereinzelt mittel-

Page 22: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

232 Heinrich Gerhartz. [2'2

blasige ~feuchte Rasselger/tusche w~thrend des Inspiriums vorhanden. Das Atem- ger~iusch ist im 3. lnterkostalraum abgeschw~icht, im 4. Zwisehenrippenraum normal.

Vorn links oben finder sich tiber der Klavikula leises lnspirium mit spih'- lichen feuchten kleinblasigen ltasselger/iuschen und versch~rftes, verl~ngertes Exspirium. hn 1.--4. Interkostalraum ist das Rasseln mittelgrossblasig und reichlicher, im 5. linken Interkostalraum 1/isst sich nur etwas inspiratorisches Knarren wahrnehmen.

Hinten rechts oben ist Bronchialatmen und vereinzeltes feinblasiges Ras- seln zu hOren. In der ltShe des 3. Proc. spin. thor. nehmen die Itasselger~usche etwas zu, sind aber nur wfihrend der Inspiration vorhanden. Welter abwarts, zwischen 6. und 7. Brustwirbeldornfortsatz ist das Inspirimn noch bronchial, das Exspirium bereits normal. Rasseln findet sich hier nicht mehr. Hinten links oben ist tiber der Spitze bis zum 2. Proc. spin. thor. das Atemgerausch hroncho-vesikul/ir und frei yon Nebengerauschem Zwischen 3. und 6. Proc. spin. thor. ist normales Atemger/tusch mit mittelblasigen Rasselger~tuschcu wiihrend des Beginnes der Inspiration zu finden. Welter abwiirts fehlen Rass~l- ger~tusche.

Die l%sselgeri~usctle sind also an Zahl weniger geworden, aber noel1 im ganzen Bereieh der fr~heren Diimp~ung auffindbar.

~ 6 n t g e n o 1 o g i s c h hat sieh links nichts geiindert. Reehts sind ebenfalls dieselben Sehatteubildungen wie vorher vorhanden. Hfilzugetreten ist eine diffuse Besehattung des Oberlappens bis zur H6he der reehten vorderen Rippe, ferner eine homogene Besehattung der peripherisehen Absehnitte der weiter abw~trts gelegenen Partien des reehten Lungenfeldes.

Die A u s w u r f m e n g e betrug in der Zeit vor Beginn der Be- stratflungen regelrt~cssig 4 0 - - 8 0 eem, im Durehsehnitt 60 eem pro Tag geballt-eitriges Sp,utum. in der Folgezeit nahm das Sputum stetig an Henge ab. In der letzten gemessenen Woehe lag die t/ig- l i the Auswurfmenge zwisehen nut 5 - - 1 0 ecru (Mittel 7 eem t~glieh).

Die K 6 r p e r t e m p e r a t u r zeigte vor den Bestrahlungen keine Tendenz zur Erh6hung oder Abnahme. In den ftinf letzten Tagen

vor der Bestrahlung lag das Mittel bei je 37,7 o C (rekt.) Morgen- und 37,9 ~ C (Hax.) Abendtemperatnr. Dann ging die Temperatur in der Zeit vom 16. II. his 20. II. und yore 24. I[. bis 27. I[. auf v611ig normale Werte herab, wiihrend an den Zwisehentagen eine H6ehst- temperatur yon 37,6 haw. 37.70 C (rekt.) erreicht wurde. Von da an begann die Temperatur a.llmghlieh auf 38,40 C zu steigen. Es traten heftige Setflfifenkop{sehmerzen, Sehwindel, grosse Sehwgehe, Delirien und andere Zeichen einer Meningitis auf, der der Kranke am 23. Miirz 1914 erlag.

Die A u t o p s i e zeigte eine sehr stark fib.r6se Lungentuberkulose mit ausgesproehener Tendenz zur Abheilung and eine Darmtuber- kulose, aber keinen makroskopisehen Anhalt fiir eine Meningitis.

Page 23: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

23] Rotlichttherapie der Lungen~uberkulose. 233

Die P u l s z a h l hatte an den letaten Tagen vor den Bestrah-

lungen im Mitte] zwischen 84 96 P u l s e n pro Minute ge legen ; in

der Zeit w~ihrend tier 20. und 30. Bes t r a h l ung lag sic im Mittel

ebenso hoch, im Durchschn i t t bei 91 Pu lsen , wobei der E i n f l u s s

des tSg'lic'hen Transpor ts zu und yon den Bes t r ah lungen z.u beriiek-

s icht igen ist. Die A t e m z a h 1 b.lieb gleich : du rchschn i t t l i ch 25

in den letzten Tagen vor der Best rahlungszei t , 24 Mittel der morgend-

l ichen und abendl ichen AtemzahI in der Zeit yon der 2 0 . - - 3 0 . Be-

s t rahlung. Der H ii m o g 1 o b.i n g e h a 1 t n a h m in 21/2 Monaten yon

62O/'o auf 80O/'o z.u. D e r K r a n k e h a t t e a l s o h i s z u m A u f -

t r e t e n d e r M e n i n g i t i s w ~ i h r e n d d e r Z e i t d e r B e s t r a h -

l u n g e n e i n e B e s s e r u n g e r f a h r e n , d i e s i d h a u f A l l -

g ' e m e i n b , e f i n d e n , K 6 r p . e r t e m p e r a t u r , Z a h l d e r R a s -

s e l g ' e r ~ u s e . h e u n d H g m o g l o b i n g e h a l t b e a o g , w g h -

r e n d v o r h e r k e i n e A n d e u t u n g e i n e r N e i g u n g z u

B e s s e r u n g z u f i n d e n w a r . D e r A u s b , r u c h e i n e r M e -

n i n g i t i s k o n n t e n i c h t v e r h i n d e r t w e r d e n .

III. Progressive klein, bis mittelgrossknotige linksseitige Lungen- tuberkulose. Tuberkul6ses Gesehwiir am Gesiiss naeh tuberkuRiser

Periproktitis. Nierenamyloid.

V o l ' g e s c h i c h t e . Von der Schulzeit an wird der Kranke fast t~iglich v(,n Kopfschmerzen beliistigk Seit Januar 1913 besteht Wechsel yon normalen Stuhlentleerungen nfit Durchfgllen; ferner sind zeitweise Schmerzen, die tiber den ganzen Leib ausstrahlen, vorhanden. Im Frtihjahr 1913 macht der Kranke eine fieberhafte Rippenfellentziindung durch. Seit September 1913 leidet er unter starken Nachtschweissen. Der Kranke meldet sich erst am 3. Oktober 1913 arbeitsunfiihig, als er plStzlich mit hohem Fieber, Husten und blutigem Auswurf erkrankt. Nach 6 Tagen ist der Auswurf blutfrei. Am 6. Oktober 1913 bricht ein periproktitischer Abszess neben dem After auf und es entsteht ein nicht wieder abheilendes 6eschwiir. Fieber und Auswurf gehen allmfi.hlich zurfick. In den letzten Tagen vor der Aufnahm~ in die Klinik (26. November 1913) hat der Kranke wieder viertelsttindlich ttustenattacken, nach denen ~/2 Essl6ffel roll Blut entleert wird. Besonders um Mitternac.ht treten jetzt 3--4 slarke Durchf/ille auf. Der Appetit liegt darnieder. Hiiufige Wadenkr~impfe.

Be f u n d . Der Kranke ist 17 Jahre alt, 1,61 m gross, schlecht ent- wickelt und stark unterern~hrt. Er ist so hinfgllig, da.ss er kaum 1/ingere Zeit, ohne Schwindelgefiihl und 13belkeit zu bekommen, aufzusitzen vermag. Haut und Schleimhiiute sind sehr blass. H/imoglobingehalt (S a h 1 i) 56o0.

Der Brustkorb ist flach, aber symmetrisch. Der sterno-vertebrale Durch- messer ist klein. Die Wirbels~ule verl~.uft gerade. Beide Supraklavikulargruben sind in geringem Grade und gleich tief eingesunken. Die respiratorischen Brust- korbbewegungen sind beiderseits gleich. Der linke M. sternocleidomastoideus ist etwas spastisch kontrahiert. Neben dem After befindet sich auf der Innen- seite des linken Geshsses ein 22 mm langes, maximal 11 mm breites, typisches tuberkulSses Ulcus. Rektoskopisch sieht man in 10--15 em Tiefe die Schleim-

Page 24: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

234 Heinrich Gerhartz. [24

haut besonders stark granuliert und mit kleinsten, eiterbedeckten Ulzerationen besetzt, die bei der Untersuchung sofort zu bluten beginnen.. Auf der linken Seite befindet sich ein Geschwiir yon gr6sserem Umfang. Nach oben zu und dicht hinter dem After ist ~lie Schleimhaut 'weniger stark ver~indert. [~ber 17--18 cm weir vermag man der auftretenden Blutungen wegen nicht vorzu- dringen. W~ihrend der Untersuchung Abga.ng von wiisserig-schleimigem, blut- find eiterhalfigem Stuhl. Der Unterleib ist meteoristisch aufgetrieben. Er weist weder Druckempfindlichkeit noch Muskelspannung auf.

Der Harn ist stets sp~irlicb, trfibe und konzentriert, enthal t zahlreiehe hyaline Zylinder, rote BlutkSrperchen in wechselnden Mengen, Kristalle yon oxalsaurem Kalk und sehr grosse Mengen Eiweiss (--12O/oo).

Die KSrpertemperatur ist bei der Aufnahme normal, mitunter etwas niedriger. In tier 2. und 3. Woehe steigt sie auf abendliche Fieberwerte (rektal meist 37,7--38,2, maximal 38,60 C) mit hiiufigen grossen Amplituden an. Der Blutdruck ist niedrig (105 mm Hg, ~ R i v a - R o c c i ) . Die P i r q u e t s c h e Hautprobe ist positiv,

Fig. 7.

Fal l I I I : Aufnahmebefund (Ende November 1913).

P e r k u s s i o n s b e f u n c l (vgl. Fig. 7): Die Lungenspitze steht vorn rechts 3 cm, links 4 cm tiber der Klavikula, hinten links his zur H6he des 7. Halswirbels, rechts 1 cm tiefer. Sehalldii.mpfung ist vorn rechts fiber der Spitze bis zur Mitte des 1. Interkostalraums bin, links bis zur Mitre ~ler 2. Rippe vorhanden. Hinten reicht die D~tmpfung rechts bis zur Mitre zwischen 2. und 3. Brustwirbeldornfortsatz, links his zur HShe des unteren Randes des 3. Proc. spin: herab. Stimmfremitus links oben vorn und hinten stRrker als rechts.

A u s k u l t a t i o n s b e f u n d : Vorn rechts: Cber der Spitze sind In- und Exspirium yon gleieher Dauer. Es besteht broncho-vesikul~ires Atmen. Unterhalb des Schltisselbeins ist das Atemger~usch von normaler St~rke, das Exspirium his zur unteren D~mpfungsgrenze verl~ngert. Kein Rasseln rechts. Links: [Jber der Spitze lautes Atemger~useh mit verl~.ngerter Exspiration; des- gleichen bis zum unteren Rand der 2. Rippe, yon wo an nach unten zu der

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25] llotlichttherapie der Lungentuberkulose. 235

Atmungsstrom in normaler St/trke h6rbas" ist. Cber der Spitze und bis zum 2. Interkostalraurn w~thrend der Inspiration zahlreiche Ilasselger~iusehe. Weiter abw/irts in- und exspiratorisch sehr reiehliches feinblasiges Ilasseln.

H i n t e n: I/eehts fiber der Spitze bis zum Schulterblattgrat vereinzelt feine knackende GerS~usche w/ihrend des ersten Teiles des Einatmungsger~tusehes. Nach der Mitte des rechten Interskapularraumes lain gewinnt das Atmungs- ger~usch irnmer mehr bronchialen Charakter, der sich aber nach unten zu bis zum unteren Winkel der Skapula wieder verliert. Links: ~ber der Spitze ist das Exspirium auf die Dauer des Inspirationsgeritusches verl~tngert. Im ganzen Verlauf des Inspiriums sind feinblasige konsonierende Rasselger~usehe zu hSren. Gegeniiber dem 3.--~. Dornfortsatz sind diese Rasselger/s nu r w~thrend des Beginnes des Inspiriums oder auf seiner H6he wahrzunehmen. Im Interskapularraum besteht Bronehialatmen. Dieht unter der Spina scapulae sind wieder reiehliehere inspiratorisehe Ilasselgergusche vorhanden. Im linken Inter- skapularraum ist aueh inspiratorisehes Giemen zu h6ren.

In der linken AchselhShle ist das Exspirationsger/iuseh verlfingert und ver- schS.rft. Es sind mittelgrossblasige RasselgerS.usche yon fast klingendem Charakter zu finden, die sich naeh unten zu Mlm/ihlich verlieren. Auswurf ist nicht vorhanden.

B e s t r a h l u n g . Mit den Bestrahlungen wird am 21. Dezember 1913 begonnen. Es wird haupts/tehlieh der untere tliieken urtd 6fters auch das Ges~ssulcus bestrahlt, yore 31. XII. an, also nach 10 Tagen, auch die Brust. Der Abstand betrs gewfhnlieh 32 era. Es werden, da der Kranke infolge der h~ufiger werdenden Durchfiille und der ungenfigenden Nahrungsaufnahme so sehwaeh ist, dass er nur sehwer transportiert werden kann, nur 16 Be- s/rahlungen in 23 Tagen ausgeffihrt, mit einer Dauer yon nu t 26 Minuten.

W e i t e r e r V e r l a u f . Das Befinden weehselt in der Folge; im all- gemeinen nehmen aber die Durehfiille trotz entspreehender medikament6ser Behandlung immer mehr zu und sind sehliesslieh st/~ndig vorhanden. Die K S r p e r t e m p e r a t u r , die in den letzten Wochen vor der Bestrahluug mit sehr seltenen Ausnahmen immer fieberhaft gewesen ist, ffillt in der 4. Woche tier Bestrahlung auf normale Werte urLd steigt erst wieder h6her an, als (yore 21. Januar 1914 ab) hli.ufigere Darmblutungen kommen. Naeh einigen Tagen f~llt sie jedoch wieder ab und sinkt - - ungefiihr 1 Monat vor dem Tode - - auf subnormale Werte.

Am 3. Dezember 1913 werden 0,25 ecm des F r i e d m a n n s e h e n Tuber- kulosemittels intramuskul/ir eingespritzt. Nennenswerte Folgeerseheinungen wer- den danach nicht beobachtet.

L u n g e n b e f u n d . Der L u n g e n b e f u n d hat sieh h i s z u m B e - g i n n d e r B e s t r a h l u n g e n (Ende I)ezember 1913) nicht wesentlieh ge- ~indert. Rasselgerausehe sind hiuten reehts oben nieht mehr wahrzunehmen. Links sind jetzt w/ihrend In- und Exspiration zalalreiche Rasselger/iusehe wahr- nehmbar, nut am unteren Winkel des linken Sehulterblattes sind sie weniger geworden.

In den ersten Tagen der Bestrahlungsperiode gilt noeh im wesentliehen derselbe Befund (vgl. Fig. 8). Vorn links ist fiber ~ler Lungenspitze klingendes Rasseln am Ende des Inspiriums und Exspiriums zu hSren. Im 2. Interkostal- raum besteht feuehtes, feinblasiges Rasseln. ~lber der 3. Rippe ist das feuehte Rasseln reiehlicher, grSsserblasig, in- und exspiratoris'eh. Im 3. Interkostal- raum isl Knistern am Ende des Inspiriums und im Exspirium wahrzunehmen.

Page 26: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

2 3 6 Heinrich Gerharlz. [26

In der linken Axilla ist kein ]{asseln mehr zu h6ren. Hinten rechts ist kein Rasseln; links 1/isst sich fiber der Spitze nur auf der HOhe des Inspirim~as und am Ende des Exspiriums Knaeken linden. Sp~iter, Mitte Januar 191~, sind

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\ i f ' / / , " / , \ ~ \ \ \ l , i

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i '" ,. r .Z t Fig'. 8.

Fall I I I : Auskul taf ionsbefund beim Beghm der Bes t rahhmgen (Ende Dez. 1!)13).

rechts normale auskultatorische Verb.141tnisse vorhanden. Links fiber dem Ober- lappen his zur Mitle des linken Interskapularraumes auf der HShe des In- sl)iriums sind kriirschende OerSusche zu hSren. Auch in der Folge (Ende

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Fig. 9.

Fall I l I : Auskul ta tor ischer Schlussbefund.

Januar und Anfang Februar 1914) bleiben die knackenden Ncbenger~iusche iiber der linken Spitze sehr sp~rlich. Vorn tritt am Sternalende der 3. Rippe grSberes Knacken auf, hinten ist fiber der Spitze bis zur Spina scapulae sowohl in- wie exspiratorisch noch feinblasiges Rasseln zu h6ren. Der S c h l u s s b e-

Page 27: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

27] Rotlichttherapie der Lungentuberkulose. 237

f u n d vom 1. Februar 1914 (Fig. 9) verzeichnet fiir die rechte Seite und fiir vor, links: ~her der Spitze versch/irftes In- und Exspirium, aber kein Katarrh mehr, im ~. Interkostah'amn trod his in den 2.: etwas weniger scharfes Atnlungsger/iusch lind verl//ngertes Exspirium, fiir die linke Achselh6hle dasselhe, daneben noch vereinzettc knackende Ger~iusche am Ende des Exspiriums. ~ber der linken Spitze ist hinten his zum Schulterblattgrat hinab noch sp/irliches feinblasiges Rasseln zu finden.

E r g e b n i s. Der Kr~nke s t i rbt am 26. F e b r u a r 1914 an seiner

sc'hweren Darmtuberkulose und am Amyloid . 0 b w o h 1 ~ 1 s o d i e

T u b e r k u l o s e w / ~ h r e n d d e r B e h a n d l u n g ' s z e i t r a p i d e

F o r t s e h r i t t e g e m a c h t h a t , i s t d e r L u n g e n b e f u n d ,

d e r b i s z u r E i n l e i t u n g d e r B e s t r ~ h l u n g s b e h a n d -

l u n g s i c h v e r s e h l e c h t e r t e , b, e s s e r g . e w o r d e n , i n d e m

~li(' : v o r h e r z a h l r e i e h e n R a s s e l g e r ~ i u s c ' h e s p , ~ i r l i c h

g e w o r d e n s i n d u n d e i n e n t r o c k e n e n C h a r a k t e r a n -

g e n o m m ~ n h a b, e n. Das tuberkulSse Geschwtir tro(~knet un te r

wenigen Bes t r ah lungen aus. Sein W u n d r a n d w a l l wi rd flac'her und

dunkle r rot und es t re ten Gr~nu la t ionen auf. Das Oesehwtir juek t

nach der dr i t ten Bes t r ah lung stark. Als naeh achtt i i~iger Bestrah-

lung ft inf Tage lang ausgesetzt wird, t r i t t wieder etwa, s Sekret auf

und die Wundr i i nde r werden wieder didker. Das Gesehwtir hei l t bet

sec:hs Bes t r ah lungen noeh n ich t aus.

IV. Doppelseitige, haupts[ichlich linksseitige fieberhafte Lungen. tuberkulose.

V o r g e s c h i c h t e . Der Kranke, ein 22 Jahre .Jter Mensch, bemerkte im 5ommer 1911 zuerst Atembeschwerden, Brustschmerzen, die nach den Schultern zu ausstrahlten, und grosse Schl/ifrigkeit. Er ging erst im Oktober 1911 zum Arzt, der nervSses Herzleiden feststellte. Der Zustand verschlimmerte sich. Anfang Mat 1912 wurde zuerst eili schweres Lungenleiden festgestellt. Der Kranke ging dann auf ein Jahr nach Davos', yon wo er angeblich geheilt entlassen wurde. Im Sommer 1913 wurde 1/4 Liter Blur ausgehustet. Februar 1914 traten erneut Atembeschwerden, Husten und Auswurf uuf, was den Kranken veranlasste, wiederum auf 2 Monate nach Davos zu gehen. Darauf fiihlte er sich 3/~ Jahr lang fast wohl, his Ende 1914 wieder rLach ether ,,Influenza- Bronchitis" die alten Beschwerden auftraten. Seitdem bestehen dauernd Tem- peraturen --37,60 C (axillar) und es treten mitunter sehr hohe Pulszahlen auf. Das Gewicht, das friiher konstant 65 kg betrug, is~ auf 60 kg in letzter Zeit heruntergegangen.

Der Kranke ermfidet zurzeit rasch und bekommt schon nach leichten kSrperlichen Anstrengungen Herzklopfen und Kurzatmigkeit. Er neigt zum Schwitzen; Nachtschweisse sind aber nut bisweilen vorhanden. Es besteht selten tagsiiber, fast nur morgens, trockener Husten. Nur mit starkem R/iuspern IAsst sich wcnig schleimig-eitriger, geballter und in Wasser zu Boden sinkender Auswurf herausbringen. Stiindige Abendtemperatur yon 37,90 und 38,80 C (ax.), ah und zu bis 38,8 o C. Puls 96--120.

Page 28: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

238 Heinrich Gerhartz. [28

B e f u n d. Der Kranke ist ein schw/ichlicher, hagerer Mensch in schlechtem Erni~hrungszustand mit guter Hautdurchblutung. Die Mandibulargegend ist etwas eingefallen. GrOsse 1,80 m; Gewicht '60 kg. Es ist geringer Tremor der Hii~de und leichtes Zittern der geschlossenen Lider vorhanden.

Der paralytische, schmale Thorax, der v o r n oben beiderseits abgeflacht ist, 1/i.sst die Rippen deutlich erkennen. Der epigastrische Winkel ist klein. Die Schliisselbeine springen beiderseits vor. Die Supraklavikulargrube ist he- sonders rechts gegen die Norm vertieft. Am Ansatz des ersten Rippenknorpels ist gute Gelenkigkeit vorhanden. Die Brustvenen sind rechts vorn weiter als links. Links ist eine Achseldrfise geschwollen. Die meisten Brustmuskeln sind rechts rigider als links. Pirquet ist positiv.

P h y s i k a l i s c h e r B e f u n d (vg[. Fig. 10): Vorn rechts besteht Ende Januar 1915 fiber der Lungenspitze geringe Schallverkiirzung. Die rechte Spitze sleht etwas tiefer als die linke. Links ist l)~mpfung fiber dem Oberlappen his

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Fig. 10.

Fall IV: Anfangsbefund (Ende Januar 1915).

zmn oberen Rand der 2. Rippe nachweisbar. D ieun te re Grenze befindet sich am oberen Rand der 6. Rippc in tier Mammillarlinie.

Hinten rechts rcicht die Spitzend~mpfung herunter bis zum.unteren Ende des 3. Proc. spin. thor. Geringe Schalld~mpfung ist zwischen 5. und 8. Proc. spin. thor. vorhanden. Links finder sich DEmpfung fiber der Spitze his zum oberen Ende des 3. Proc. spin. thor. Der Fremitus ist yore rechts unterhalb der ,Klavikula starker als links, hinten dagegen oben links sffirker als rechis zu fiihlen.

Vorn rechts ist fiber der Lm~genspitze das AtemgerEusch abgeschw~.cht. Unterhalb der Klavikula ist Bronchialatmen mit verlangertem Exspirium zu hSren. Im 2. und 3. Interkostalraum ist das Inspirium noch bronchial, das Exspirium abet bereits weniger scharf und lang. Im 4. Interkostalraum ist, abgeschw/icht, dasselbe vorhanden.

t~ber der linken Spitze besteht Bronchialatmen mit verliingertem Exspirium. Im 1. Interkostalraum sind klingende Rasselgeriitische und Knarren zu finden.

Page 29: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

29] I/ottichttherapie der Lungentuberkulose. 239

Das Atemgeriiusch ist nicht durchzuh6ren. Nach unten zu schwiichen ~ich diese Erscheinungen ab.

Hinten rechts ist fiber der Lungenspitze bis zur Mitre zwischen 2. und 3. Proc. spin. thor. das Atemgeritusch verschtirft. In der H6he des 3. Proc. spin. thor. hSrt man sehr selten knackende Gerttusche. Nahe dem 7. Proc. spin. wird Giemen wahrgenomplen.

Uber der linken .Spitze ist das Atmungsgeriiusch verschitrft, das Ex- spirium verl~ingerl. In der H6he des 3. Proc. spin. thor. werden ab "and zu knackende Ger~iusehe gefunden. In dem Bereich des unteren Skapularwinkels sind reichlich feinblasige weir Rasselgeriiusche und knisternde Geriiusche zu h6ren, die nach unten zu Mlm~hlich abnehmen. Am reichlichsten sind sic im unteren Zwischenschulterblattraum.

R S n t g e n o l o g i s c h findet sich bei der Aufnahme rechts wie links eine fast gleichmSssige Dissemination kleinster und erbsengrosser KnStchen. l%chts, in der H6he des unteren Skapularwinkels, konfluieren sie zu grSsseren Kno{en. ]m linken Oberlappen his zur 2. l l ippe herab bilden sie ein dunkleres, dureh erbsen- his kirsehgrosse, seharf abgegrenzte (kavernSse?) Aufhellungen durehl6ehertes Sehattenfeld. Frei erseheint allein das linke Lungenfeld unter- halb der H6he der 5.--6. vorderen Rippe.

Der Kranke, der ambulant behandelt werden muss, wird auf seinen Wunseh sofort b e s t r a h l t . Die Behandlung wfihrt vom 26. Januar his 26. Mai 1915. Der Kra~ke wird in dieser ZeSt (121 Tage) 76real mit einer mittleren l)auer yon 31 Minuten mit der Bogenlampe an Brust und Riieken bestrahlt.

An den n~ehsten Tagen werden zum Teil noeh stgrkere katarrhalisehe Erseheinungen gefunden. So z. B. werden 8 Tage spS~ter vorn fiber dem linken Oberlappen, im 2. und 3. lnterkostalraum am reiehliehsten, sehr zahlreiehe Rasselger/iusehe, zum Teil konsonierende, brodelnde Geriiusehe gehSrt; hinten links sind yon tier Spitze his zum unteren Winkel der Skapula, mit dem Maximum in der H6he der Spina, ebenfalls reiehlieh feinblasige und gr6sser- blasige Rassetgerhusehe wahrzunehmen. Naeh 14 t~giger Bestrahlung sind links noeh reichlieh RasselgerS,usehe zu finden, abet anseheinend weniger als vorher. Reehts werden keine Nebengergusche mehr gehSrt. Mitre Februar werden die Klopfsehallverh~ltnisse wie vorhin gefunden. Ausserdem l~tsst sieh links vorn unten DSxnpfung vom oberen R0xtde der 4. Rippe his naeh unten bin naeh- weisen. Bei der Auskultatiou fehlen reehts nneh, wie vorher, katarrhalisehe Nebengergusehe. Links h6rt man fiber der Spitze sehr reichliehes in- und exspiratorisches Rasseln, im 1. Interkostalraum dasselbe, nu t weniger exspira- torisehe Rasselgergusehe. Im 2. Interkostalraum und welter abwS~rts werden noeh reichlieh Rasselger/iusehe w/ihrend der Inspiration wahrgenommen. Das Exspirium ist unh6rbar.

Hinten wird links fiber der Lungenspitze und im Interskapularraum ab und zu Brummen und Giemen geh6rt, aber his zum 6. Proe. spin. thor. aueh sehr reiehlieh in- und exspiratorisehes Rasseln. Imm,erhin ist aber doeb eine Neigung zur Austroeknung erkennbar.

Im weiteren Verlauf wird dies n~eh deutlieher. Bei der Auskultation wird Ende M~rz 1915 links ~orn fiber der Spitze versch/irftes AtemgerS, useh gehSrt. Hier sind noeh reiehlieh feinblasige knisternde Rasselger.iiusehe vor- handen. Im 1. linken Interkostalraum ist das Atemgerguseh nieht zu h6ren. Hier findet sieh noeh gr6sserblasiges konsonierendes Rasseln. Im 2. linken

Page 30: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

240 Heinrich Oerhartz. [30

Interkostalraum - - weniger im rechten - - ist dasselbe der Fall, daneben aber ist .trockenes Knacken vorhanden. Im unteren Teile des rechten Interskapular- raumes sind spiirlich knackende Nebenger~iusche zu h6ren. Links hinten ist das Atemgerausch fiber der Spitze versch~irft. Von der Spitze bis zunl 7. Brnst- wirbeldornfortsatz werden vereinzelte trockene knackende Rasselger~usche ge- hSrt, die - - fortgeleitet - - auch welter unten, noch durchzuhSren sind. lm ganzen sind (tie Rasselger~.usche wiederunl sehr viel weniger zahlreich ge- worden.

hn R S n t g e n b i l d vom 23. Miirz 1915 ist das Aussehen des linken Oberlappens oberhalb der HOhe der 2. Rippe noch das friihere; dagegen ist unterhalb dieser Gr(~nze das vorher durch Dissemination kleinster Kn6tchen verdunkelte Lm~genfeld wesentlich heller geworden. Die gr6sseren KnStchen der rechten Seite sind zum Tell in kleinere aufgel5st und hel ler , .zum Tell, dunkler und ebenso gross.

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Fig. 11.

Fall IV: Schlussbefund (Ende Juni 1915).

l)rei Wochen sp~.ter, am 15. ,kpril 1915, werden vorn rechts fiber der Spitze und im 3. Interkostalraum sphrlich trockene' knackende Nebengerfiusche gehSrt, vorn links iiber der Spitze, im 1. und besonders im 2. Interkostal- raum feinblasiges, knisterndes Rasseln w~hrend des Inspiriums, im 3. Inter- kostalraum etwas grSbere und weichere Rasselger~iusche w~ihrend der gleichen Atmungsphase. Hinten rechts wird im Bereiche yon der Spitze his zmn 5. Proc. spin. thor. und vom 9. Proc. spin. an ~Lbw~rts feinblasiges inspiratorisches Rasseln wahrgenommen. Auf der ganzen linken Seite findet sich etwas trockenes feinblasiges knackendes Rasseln, am reichlichsten fiber der Spitze ])is zum 4. Proc. spin.; yon da an nimmt es allm~hlich nach unten zu ab. Die Abnahme der Zahl der Rasselger~usche und der 0bergang yon feuchten zu trockenen hat also noch weitere Fortschritte gemacht.

E r g e b n i s . Seit Anfang M~rz ist die T e m p e r a t u r normal.

Das K 5 r p e r g e w i e' h t hat seit der Bestrahlung his Ende M~rz unl zwei Pfund zugenommen, yon da his Mitte April 1915 uln

Page 31: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

31] Rotlichttherapie der Lungentuberkulose. 211

weitere 11/2 Pfund. Um diese Zeit ist nur nlorgens noeh etwas griin-eitriges S p u t u m vorhanden. Das A 11 g e m e i n b e f i n d e n ist ganz wesent!ieh gebessert.

Ende Juni 1915, wenige Woe.hen naeh A b, s e h 1 u s s d e r B e- h a n d 1 u n g , ist der Diimpfungsbefund (vgl. Fig. 11) vorn rechts und links der frfihere; hinten reehts reieht die Diimp{ung weniger weir hemnter .

: Fig. 12.

Fall IV: Vergleich der Lungenfeldgrgssen der R6ntgenbilder. Ende Februar 1915.

- - Mitte Mai 1915.

1 J

Bei der Auskultation h6rt man vorn ree'hts fiber der Spitze das Atemgeriiuseh versehiirft, im 1. Interkostalraum In- und Ex- spirium, im 2. nur das erstere, bronchial. I m 3. In terkosta l raum ist das Inspirationsger~useh verseE4rft. Rasseln findet sieh reehts vorn nirgends. Links vorn ist im 2. Interkostalraum nahe dem Brustbein etwas troekenes Knarren, weiter lateral sehr spiirlich Knaeken zn linden. Hinten reehts ist w~hrend des Inspi r iums fiber der Spitze etwas Knistern, links hinten oben im Bereiehe der unteren Hiilfte des linken Zwise.laenschulterb.lattraumes im Inspir ium, weniger im Exspir ium, feinblasiges feuehtes Rasseln wahrzunehmen.

E s h a b e n a l s o d i e p e r k u s s o r i s e h e n u n d a u s - k u l t a t o r i s e h e n V e r h a l t n i s s e s i e h b e t r S e h t l i e h g e - b e s s e r t .

Page 32: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

242 Heim~ich Gerhar[z. [32

A u c h r 6 n t g e n o l o g i s c h e r sche in t die B e s s e r u n g kon-

s tank Zwei Monate naeh der zwei ten A u f n a h m e , Mitre Mai 1915,

w i rd de r gleic 'he geb,esserte B e f u n d erhoben. Der un te re A b s c h n i t t

des l i nken Lungen fe lde s is t a ufgehe l l t geb,lieben. F e r n e r t r i t t nun

anch au f der re~hten Seite im un te ren Dr i t t e l des i n f r ak luv iku la ren L u n g e n f e l d e s e ine A u f h e l l u n g z:utuge. Die da r t i be r ge legenen Sehat ten-

5 i ldungen bes i tzen den a l len Umfang .

W e r d e n d ie R6ntg 'enbi lder yore 31. I [ . 1915 und 17. V. 1915

m i t e i n a n d e r ve rg l i chen (Fig. 12), so ergib,t s ieh eine Verz i ehung

des Mi t t e l scha t t ens nac'h l inks bei Verkle inerung" des l inken Lungen-

feldes, m i th in eine deu t l i ehe T e n d e n z z u r S c' h r u m p, f u n g" auf

der l i nken Seite.

Die K 6 r p e r t e m p e r a t u r , die in de r ers ten Zeit nach der

E i n l e i t u n g der B e s t r a h l u n g e n abends fast i m m e r bei 380 C (axi l la r ) lag', w a r be re i t s nach se~hsw6chen t l i che r B e s t r a h l n n g Mitte M~irz

auf n o r m a 1 e W e r t e h e r u n t e r g e g a n g e n . Sie is t noc, h Ende J u n i

normal . Die A t e m z a h l b,etrug A n f a n g F e b r u ~ r regelmi4ssig 1 8 - - 2 2 ,

E n d e M~rz 2 0 - - 2 2 . Die P n 1 s z ~ h l , d ie A n f a n g F e b r u a r zwischen 96 u n d 120 lag, b~leibt be re i t s Mitte Miirz n u r noch zwisehen 80

und 84. D e r K r ~ n k e b, e s i t z t v o r z i i g l i e h e s A u s s e h e n ,

s e h r g u l e s A l l g e m e i n b , e f i n d e n u n d i s t i n s e i n e n L e i - s t u n g e n , m i t A u s n ~ h m e y o n D y s p n o e b, e i A n s t r e n -

g u n g e n , i n k e i n e r W e i s e b . e h i n d e r t .

V. Klein. bis mittelgrossknotige disseminierte doppelseitige Lungen- tuberkulose. Darmtuberkulose.

Die ersten Erscheinungen cines Lungenieidens machten sich dem Kranken erst im 29. Lebensjahre plStzlich mit grosser Schw~tche, Fieber, slarken Nachl- schweissen, geh~iuft sich folgenden H~imoptoen, Husten und Auswurf ])emerk~ bar. 3 Wochen nachher war er wieder fiir 2 3ahre arbeitsf~hig, obwohl Husten und Nachtschweisse nicht ganz wieder schwanden. Im 31. Lebensjahr, Endc M~irz 1914, wurden diese Beschwerden wieder gr6sser; es stellte sich auch wieder Auswurf ein. Am 21. und 22. April 1914 trat wieder mehrmals H~imoptoe mit Entleerung yon 1/2 Liter Blut auf. Der Kranke kam am 22. April 1914 in grossem Schwiichezustand, mit viel Husten, geballtem eitrig-blutigem Aus- wurf, mit links hinten lokalisierten Riickenschmerzen und Nachtschweiss in die Klinik.

Be f u n d . Es handelt sich um einen 1,70 m grossen, hageren, sehr schlecht ern~ihrten, leicht erregbaren 31 Jahre allen Kellner mit schw~ichlichem K6rperbau. Haut- und Schleimh~ute sind blass, t{~imoglobin ( S a h l i ) 70%. Paralytischer Thorax, vorn links und seitlich links-abgeflacht mit kleinem epigastrischem Winkel, enger oberer Thoraxapertur und deutlich sichtbaren Rippen. Die rechte Klavikula springt noch mehr als die linke vor. Die rechte Supraklavikulargrube ist ein wenig tiefer als die linke. Ebenso ist rechts

Page 33: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

33] Rotlichttherapie der Lungentuberkulose. 243

die M o h r e n h e i m sche Grabe noch st~irker ausgepr/igt als links. Die Klavi- kula und das Akromion stehen rechts tiefer. Der Ansatzwulst der 2. Rippe ist ~iber das Sternum hin fortgesetzt. Die Geleukigkeit am sternalen Ansatz des 1. Rippenknorpels ist, besonders links, verschlechtert. Beiderseits findet sich gleich starkes, fliigelf0rmiges Abstehen des Schul[erblattes. Die rechte Skap~la steht der Wirbels/i.ule n~her.

Die Thoraxbewegung ist rechts vorn etwas herabgesetzt ; diese Gegend schleppt nach bei der Einatmung. Infolgedessen bewegt sich auch das Akromion rechts weniger als links; es sind aber beiderseits nur geringe Exkursionen vor- handen. Die rechte Brustwarze steht tiefer a.ls die linke. Der Thoraxumfang ist w~hrend Ex- und Inspiration rechts wie links fast vSllig gleich.

Auf der rechten Seite sind der M. sternocleidomastoideus und scalenus etwas rigider und bei der Betastung res i s t eu te r als links. Der M. t rapezius scheint links etwas mehr atrophisch als rechts. Beiderseits besteht ein Druck- punkt zwischen der Spina scapulae und der Wirbels~ule. Die rechten vor- deren oberen Brustvenen scheinen etwas welter als die ]inken; deutliche GrSssendifferenz der Temporalvenen ist aber nicht vorhanden. Beiderseits findet sich etwas behinderte Nasenatmung.

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Fig. 13.

Fall V: Aufnahmebefund (Ende Apri l 1914).

Bei der Aufnahme (vgl. Fig. 13) besteht S c h a l l d i i . m p f u n g vorn oben yon der Spitze rechts bis zum oberen Rand der 3. Rippe, links, weniger stark, bis zur Mitre des 2. Interkostalraumes, hinten rechis bis zur Mitre zwischen 4. und 5. Brustwirbeldornfortsatz, links bis zum 4. Proc. spin. herab. Welter abw~irts findet sich rechts hinten unten ein vom 9. Proc. spin. ab steil nach aussen unten abhl lendes D/impfungsfeld. Auch hiuten ist rechts inten- sivere Dfimpfung als links vorhanden. Der Stimmfremitus ist ebenfalls rechts viel st~irker als links zu fiihlen.

A u s k u l t a t i o n : Vorn ist rechis fiber der Spitze wiihrend der In- spira[ion feinblasiges Rasseln zu h0ren. Das Exspirationsger/iusch ist ver- liingert, Im 1. Interkostalraum ist das Exspirium ebenfalls verl/ingert zu hSren, ferner sind sehr vereinzelt knackende Nebenger~iusche ~wahrzunehmen. lm

Beitr l tga zur Klinik dot Tuborkuloso. Bd. X X X I V . H. 3. 1 6

Page 34: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

244 Iteinrich Gerhartz. [34

2. rechten Interkostalraum |st das Inspirationsger/iusch bronchial; das Exspi- rium besitzt normale QualitS, t, | s t aber verlttngert. Im peripheren Abschnitt |st inspiratorisch Knacken vorhanden. Im 3. Interkostalraum |st das Inspirium verschtirft, alas Exspirium verl/tngert. Katarrh fehlt.

Vorn links | s t tiber der Spitze das lnspirationsger~iusch normal, aber yon feinblasigen katarrhal ischen Geriiuschen durchsetzt, das Exspiriunl ver- l~ingert, lm 1. und 2. linken Interkostalraum |st das Inspirium verscharft, alas Exspirium verl~ingert und im ~tusseren Abschnitte des 1. interkostalraumes auch bronchial. Im 3. Zwischenrippenraum is | das Inspirium broncho-vesikul~ir.

Hinten rechts |s t tiber der Spitze Bronchialatmen mit feinblasigen in- spiratorischen Rasselger~uschen zu hSren. Die l-lasselger~iusche werden in der H6he des Schulterblattgrats zahlreicher, yon da an abet sp~trlicher. Im unteren Tell des rechlen !nterskapularraumes sind nur noch vereinzelt knackende Ger/iusche vorhanden. Das Atemgertiuseh |st auch bier, und in geringem Grade auch noeh welter unterhalb versch~trft.

t t inlen links besitzt das Inspirium bronchialen Beiklang, wtihrend das Exspirium nut verliingert |st. Im linken Zwischenrippenraum sind In- und Ex- spit |urn bronchial. Welter unten |st noch his zur HShe des 10. Proc. spin. thor. das Atemger~iusch verseh~trft. Feinblasige lqasselger~usche sind in grosser Zahl iiber der Spitze zu hOren. Sie werden im ~beren Interskapularraum durch spiirliche knackende Ger~iusche abgelSst. I n (~er rechten Achselh6hle is| das Insl~irium und Exspirium fast bronchial, in der liuken Achselgrub(~ das Inspirium versch/irft zu hOren. Katarrh |st hier nicht vorhanden.

Das l ~ 5 n t g e n b i l d zeigt r e c h t s eine kleinknotige, disseminierte, peri- bronchitische Tuherkulose der ganzen Lunge, haupts~ichlich abet der oberen Partien bis etwa zur 3. Rippe vorn, in strangfSrmigein" Zusammenhang mit denl Hilns, und eine diffuse Verdiehtung der iiber der ersten Ripl)e gelegenen Teile. Die Herdchen haben zumeist Steeknadelkopf- his llaselnussgrOsse. Ferner Eronehialdrtisensehatten, Zwerchfellhochstand und auf der Kupl)e des rechlen Zwerehfells etwas unregelmSssige, verwaschene Konturierung (Adh~isionen?). Anch vom reehten Hilus aus ziehen gerade naeh abw~rts zwei Sehattenziige, die peripher yon ganz vereinzelten KnStehen begleitet sind.

L i n k s bestehl eine diffuse sl~irkere Vet'diehtung tier tiber der 1. Rippe gelegenen Lungenspitzenteile mit mitlelgrossknotigen AuslSufern der homogen- herdigen Verdichtung bis zur 2. nnd, in noeh geringerem Grade, Iris zur 3. tiippe. Zusammenhang der [uberkulSsen Sehattenhildungen mit dem ftilus roach| sieh links haupts/ichlieh an der Linksver/agerul,g des Mittelsehalfens bemerkbar. Schrumpfung.

l)as H e r z is | relativ klein. Die llerztSue sind sehr leise. Die P u l s - z a h 1 en |sprieht der Temperatur. Der B 1 tl- t d r u e k betriigt 98 mm He ( R i v a - t l o e c i ) . [)as A h d o m e n we|st im Epigastrium Tympanie und lerner tiberall Bauehdeckenspannung auf. ksalierte 1)ruckempfindlichkeit |st nieht vor- handen. Es sind ferner sehr lebhafte P~eflexe, Haulhyper~isthesien uud p,'~sitives Fazialisph~inonwn vorhanden. 1)ie P i r q u e t sche Prohe f/illt positiv aus.

Der Kranke verl~tss|, sell-on der Neigung zu tI~moptoe halber, ill. der erslen Zeit naeh der Aufnahme das Bet| nieht. Die KSrpertemperalur nimmt in den Tagen naeh einer H~imai)toe (27. IV. 1914, 6. V., It;. V.) subfebrile Werte an, und |st auch an den Tagen der ersten Beslrahlungen, denen eine H~moploe voraufging, abends maximal - -38 ,40 C erh6ht, w~ihrend sic vorher eine Woche hindurch normal war. Die Sputumtagesmeuge betr~igt 30 ecru zur Zeit des

Page 35: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

:~5] Rotlichttherapie der Lungen{uherkulose. 245

Beginns der Bestrahlungen. Es wird yon Anfang an geballt-eitriger, sehr grosse Mengen Tubcrkclbazillen enthaltcnder Auswurf entlecrt.

B e s t r a h l u n g . l)er Kranke wurde an 102 Tagen (vom 19. V. his '28. VIII. I.(,}14) 92mal bestrahlt mit ether miltleren Bestr~blungszeit yon 27 Minntcn. Am hihffigsien wurde mit Bogenlicbt bestrahlt, 25real, in der Zeit vom 16. IV. bis 19. Vll. einschliesslich, mit Neonlicht. I)ie Bestrahlungs- zeit war ffir beide I,ichtarten dieselbe. Es wurde nur dcr Thorax belichtet.

W e i t e r v e r l a u f . Nach 3wfichiger Bestrahlung (12. VI. 1914) gilt noch der oben genannte l)iimpfungsbefund, dagegen sind (lie katarrhalischen Erscheinungen stark vcrringerl. Vorn rechts ist im 1. Interkostalraum nur noch vereinzeltes Knacken zu h6ren; d;~gegen sind im 2. ]nterkostalraum noch einige feuchte Rasselgcr~usc'bc zu linden. Vorn links bcsteht kein Kalarrh mchr. l[inten rechts sind fiber der Spitze wShrend des lnspiriums knackende Neben- gerauscbe vorhanden, und zwar medial mehr als lateral. I)ie Rasselger/iusche sind in der ]lShe der Spina zahlreicher, machen aber dicbt unterhalb der Spina wicder vereinzelten knackenden Geriiuschen Platz. l l inten und fiber den &ehselhShlen ist kein Katarrh vorhanden.

Fiir den 72. Bestrahhmgstag (31. VII. 191.1) gilt folgender physikalischer Befund (vgl. Fig. 14):

Fig. 14.

Fall V: Befund am 72. Bestrahlungstag (31. Juli 1914).

Rechts bcsleht intensive Dii, mpfung fiber der Spitze bis herunter zum unteren Rand der 2. Rippe; im 2. Interkostalraum ist weniger intensive Diimp- fung vorhanden.

Links ist die D,'isnpfung etwas .werfiger stark als rcchts; sic reicht iiber den Oberlappen herauf bis zum unteren Rand der 2. l)dppe. Die I,ungenspitze steht rechts 2 cm, links l l /2 cm fiber dem Schliissclbcin.

Hinten finder sich rechts DiiJnl)fung fiber dem Oberlappen bis zum 5. Proc. spin. thor., ferner rechts hinten unten von~, '8. Proc. spin. bis zum 10.--11. Proc. spin., links l)itmpfung fiber tier Spitze his zum 4. Proc. spin. thor. herab. Die untere Lnngengrenze steht in tier HShe des 11. Proc. spin. thor. Der Frcmitus ist rcchts viel stfi, rkcr a,[s links.

16"

Page 36: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

246 Heinrich Gerhartz. [36

A u s k u l t a t o r i s e h : Vorn reehts hSrt man iil)er dem Obedappen bis zum unteren Rand der 3. Rippe bronchiales In- und Exspirium. Im 1. Inter- kostaJraum ist etwas Krepitieren vorhanden, im 2. Interkostalraum fehlt dies. Ira 3. und 4. InterkostaJraum hat 'sich der bronchiale Charakter des Atern- ger~iusches verloren, dagegen ist noch seltenes Krepitieren w/ihrend der Ein- atmung zu linden.

Links ist fiber der Spitze das Atemgeriiusch abgeschw/icht, im 1.--3. Inter- kostalraum einschliesslich verschiirft, das Exspirium verlgmgert.

Hinten rechts findet sich fiber der Spitze bis zum Schulterblattgrat ab- geschw~chtes AtemgerRusch und verliingertes Exspirium, unterhalb des Schulter- blattgrats im oberen Tell des Zwischenschulterblattraumes verl~ngertes Aus- atmungsger/i.usch. Links fiber der Spitze hSrt man sp~rlich trockenes Rasseln. In der oberen Ii~dfte des linkeu Interskapularraumes ist versch~irftes In- und verl~tngertes Exspirium, in seinem unteren Tell bronchiales Inspirium wahr- zunehmen.

Die katarrhalischen Ger~usche sind also fast voltstii.ndig verschwunden. Ende September ist nichts mehr yon Katarrh zu finden. Blut tritt, mit Aus- nahme ether geringen Spur am 58. Bestrahlungstag, nicht mehr im Sputum auf. D i e A u s w u r f s-Tagesmenge bleibt in der ersten Zeit wS.hrend der Be- strahlungen auf ann~hernd gleicher HShe, nach 2 Monate w~hrender Bestrah- lung geht sie auf ca. 10 ccm pro Tag herunter, bzw. es w'urde an manchen Tagen iiberhaupt nichts mehr ausgeworfen. Immerhin enthielt der Auswurf auch da noch ausserordentlich zahlreiche Mengen Tuberkelbazillen.

Das R S n t g e n b i l d zeigt am 28. VII. 1914, am 69. Bestrahlungstage, folgenden Befund: Rechts: Aufhellung der Spitzenverdichtung. Mehr strang- fSrmige Anordnung der unteren Schattenformationen. Die Herdschatten er- scheinen distinkter. Die strangf6rmigen Schattenztige stehen in deutlichem Zu~ sammenhang mit dem xechten Zwerchfell. Links: St/irkere Verdichtung der Spitzenpartie. Die untere Grenze des intensiven apikalen Schattenherdes reicht peripher etwas weniger welt naeh unten.

Das E r F e b, n i s i s t also ~un~ehst, an H a n d der R 5 n t g e h - a u f n u h m e n ab~elesen, fo lgendes : Die Sch~t ten s ind rech ts wie

l inks e twas d ich te r u n d d i s t i nk t e r geworden . Efi(~kgang der Ersche i -

n u n g e n r ech t s an der Sp.itze und im 1. I n t e r k o s t a l r a u m , s t~rkere

V e r d i c h t u n g im 3. und v i e l l e i c h t 4. r ech ten I n t e r k o s t a l r a u m ; m e h r

Verdichtung" f e r n e r in den l inken Mi t te lpar t ien , e twas A u f h e l l u n g

in den l i nken u n t e r e n Abschn i t t en . K e i n e n e n n e n s w e r t e GrSssen- ~ n d e r u n g d e r L u n g e n f e l d e r d u r o h even tue l l e Seh rumpfungsp rozes se .

Die A t e m z a h l ha t te bet Be~inn der Bes t r ah lungen 2 0 - - 2 4

Resp i r a t i onen pro Minu te b , t r a g e n . Sie g i n g ze i tweise au f n i ed r ige re

W e r t e he run te r , sp~ter abe r wiede r h i n a u f bis auf 28, sel ten bis

32 Atemz,f ige. Die P u 1 s z.a h 1 ha t t e in den ffinf let~ten Tagen vor

dem Beg inn der B e s t r a h l u n g e n im Mittel 87 be t ragen , am 100. Tage nach E i n l e i t u n g der B e s t r a h l u n g e n betri~gt sie 115 im D u r c h s c h n i t t

yon ff inf Tagen. Der P u l s bes i tz t noch i m m e r eine g rosse Sc,hwan-

kungsb re i t e , yon 7 8 - - 1 2 8 . Der B l u t d r u c ' k is t noch wet te r ge-

Page 37: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

37] Rotlichttherapie der Lungentul:~erkulose. 247

sunken, yon 98 auf 85 mm Hg. Der H i t m o g l o b i n g c h a l t ist nic'ht nennenswet~ gestiegen (yon 70 auf 74~

Nach aand naeh treten z u den ob,vn erwithuten lwch andere Zcichen einer Darmtuberkulose hinzu: Laibsc'hmerzen und Neig'uug zu Durehf~llen. Obwohl der Kranke sich nicht schont und leieht- sinnig ist, bessert sich das A 11 g e m e i n b e f i n d e n doch, so dass der Kranke, der anfangs sich miihsanl aufrecht hielt, ts ffir mehrere 8tunden auszugehen vermag. Das K 5 r p, e r g e w i c' it t , das in der Zeit y o n Beginu der Erkrankuug b.is zur Aufnahme in die Klinik um 10 kg a.bgenommen tmtte, h~tlt sich spiiter w~hrend der Behandlung auf gleic,her HShe (50 kg), obwohl die Nahrungsauf- nahme dnroh s~ndige Appetitlosigkeit grosse Schwierigkeiten b4etet. Der Kranke wird am 23. Sep.tember in entschieden gebessertem Allgemeinz.ustand aus der Behandlung entlassen, da er wieder seinen Beruf auszutiben wfinsc'ht, fiir den er sich g'enfigend gekriift igt zu ftihlen g'la~tbt. Er entzieht sich damit der Beobachtung. Er stirbt im Januar 1915 an manifester Darmtuberkulose.

VI. Ausgedehnte grossknotige linksseitige, geringere klein- his mittelgrossknotige rechtsseitige Lungentuberkulose. Kehlkopf-

tuberkulose. Mittelohrtuberkulose. V o r g e s c h i c h t e . 1911 wurde bei dean 23 Jahre alten Heizer, der

sehr vie] Staub einatmete, im Altcr yon 20 Jahren bei Gelegenheit der Ope- ralion eines periproktitischen Abszesses Lungentuberkulose festgestellt. Der Kranke wurde zu der Zeit I)ereits yon Nachtschweiss, Husteu uud Auswurf beIRstigt. Nach 1/2 Jahre wurde er gebessert aus dem Krankenhaus entlassen mid ging nun seinem Beruf wieder nach. Januar 1913 wurde wiihrend einer Unfallbehandlung wiederum eine 5 Monate w~thrende Heilbehandlung eingeleitet. Nachtschweisse waren damals nicht vorhanden. Mitre April 1914 stellten sich starker Eiterausfluss aus dem linken Ohr und SchwerhSrigkeit ein. Anfang M~trz 1914 wurden I~usten u n d A u s w u r f st~irker; es traten 5fters Schiittelfrost und Nachtschweisse auf. Die KrMte verfieleIx seit etwa 1/2 Jahre schnell.

Bei der A u f n a h m e (1. Juli 1914) fiihlt sich der Kranke schwer krank, immer miide und matt und wird jede Nacht vor 12 Uhr yon Nachtschweiss geplagt. Brustschmerzen werden rechts vorn unten lokalisiert. Er muss viel husten. Bluthusten besteht nicht , Neigung zu Nasenblutea ist vorhanden. Bei Anstrengung besteht Kurzatmigkeit, und es tritt leicht Herzklopfen auf. Aus dem linken Ohr fliesst dauerwl iibe[riechender Eiter aus. Zeitweise bestehen bei belegter Stimme Schluckschmerzen. Der Husten ist h~tufig, schmerzhaft und immer mit Auswurf verbunden; manchmal ffihrt er zu Erbrechen. Er besteht sowohl tagsiiber wie nachts, am meisten morgens gegen 5 Uhr. Der Auswurf wird im allgemeinen leicht herausbef6rdert ; nur selten ist anstrengen- der Husten dazu notwendig.

B e f u n d . Der Kranke ist ein 1,66 m grosset, nur 48 kg schwerer, sehr magerer Mensch mit schlaffer, langsamer KSrperbcwegung und in sehr schlechtern ' Ern~thrungszustand. Die Wangen sind eingesunken und weisen hektische RStel

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248 Heinrich Gerhartz. [38

auf. Die Extremit~iten sind kfihl; die Haut ist blass, atrophisch und feLtig. H~imoglobin (S a h li) 68o0. Dns Fazialisphiinomen ist positiv. Es besteht Lidflattern. Der 2. Pulmonalton ist verstiirkt. Die Thoraxform ist infantil, paralytisch, der Brustkorb vorn oben flach, unten relativ breit gespannt. Die obere Thoraxapertur ist eng. Die Schliisselheine springen stark vor. Beider- seits, besonders rechts, ist eine deutliche ,Mo h r e n h e l m sche Grube vor- handen. Die Supraklavikulargrube ist rechts noch tiefer als links. Thoraxein- senkung besteht links vora im 1. und 2. Interkostalraum neben dem Brustbein. Rechts vorn am Halse und fiber den heiden obersten rechten Interkostalr~umen sind die Hautvenen allein deutlich zu sehen. Bcim V a l s a 1 v a versuch tritt starkere Venenschwellung auf. Am Sternalansatz des ersten Rippenknorpels ist ziemlich gute Gelenkigkeit vorhanden. Die Klavikula und das Akromion stehen rechts etwas tiefer als links, dagegen ist die respiratorische Exkursion des Akromion links beeintrlichtigt, wie ~iberhaupt die ganze linke Seite bei der Atmung deutlich nachschleppt, hn 1. und 2. Interkostalraum ist sogar die Atmung aufgehoben. Die Schulterbl~itter stehen beiderseits stark ab. Die Brust- warze befindet sich links tiefer als rechts. Rechtsseitiger und linksseitiger Thoraxumfang stehen in MammillarhShe in normalem VerhMtnis zueinander. Yon den Thoraxmuskeln sind die meisten (Scalenus, Pectoralis, Trapezius, Le- vator scap., Rhomboideus) links rigider und bei der Palpation resistenter ala rechts. Fieber bis 38,20 C.

. . . . . . . . '

/

Die Atemzahl betr~gt 26--30.

, r r~

Fig. 15.

Fal l VI: Aufnahmebefund (1. Juli 1914).

P h y s i k a 1 i s c h e r B e f u n d (vgl. Fig. 15) : Bei der Aufnahme reichen beide Lungenspitzen gleich hoch hinauf. Schalldiimpfung hesteht fiber beiden Oberlappen, vorn rechts bis hinab zum oberen Rand der 3. Rippe, links his zum unteren Rand der 2. Rippe. Hinten ~ ist rechts yon der Spitze bis zum 4. Proc. spin. thor. tier Perkussionsschall stark ged~.mpft, links yon der Spitze his zum 2. Proc. spin. thor., dann ferner vorn ~1. his zum '6. Proc. spirt, thor.; eine geringere Schalldampfung reicht welter abw/irts bis zum 8. Dornfortsatz. In der linken Seite besteht ebenfalls deutliche keilfSrmige Diimpfung. Vorn ist im 1. rechten Interkostalraum Tympanie mit W i n t r i c h schem und G e r -

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39] I(ottichttherapie der l,ungentulmrkulose. '..)49

lilt r d l scheni Scha]lwechsel und klingenden Rasselger~iuschen zu finden, l)er Slimmfremitus ist links hinten st-irker als rechts hinten. Vorn r e c h t s i s t fiber der Spitze his herunter fast his zur 5. Rippe Bronehialatmen zu hOren. Links i s t e s iiber der Spitze ebenso, lm 1. linken lnterkostalraum ist das Inspirium al~geschwiicht, das Exspirium bronchial und verlfingert. Cber der 2. Rippe mid im 2. lnterk0stalraum ist wfihrend des hlspiriums reiehtiel, Knisterrassehl zu hSren; das Exspirium ist verl-ingert, lm 3. linken Interkostalraum ist das Atemger'ausch kaum zu hOren; es wird you reichlichen in- und exspiratoriscllen IUlsselger~tusehen iiberdeekt, hn 4. Interkostalraum h6rt man Reibeger~tusehe und klingendes RassebL Ilinten reehts ist tiber der Spitze das Atemger.:-tuseh Isonebial. Katarrbalisehe Nebenger~usehe fehlen. Welter unten tritt Bronchial- a~lnen auf, das nach unten zu alln~itfiieb in versehitrftes Atmen iibergeht. Hinten links ist iiber der Spitze das Inspirium holp.erig; Ill- und Exspirium sind verschlirft. Im oberen Tell des" linken Interskapularraulnes ist w~hrend des Inspiriums reichlieh klein- und mittelgrossblasiges Rasseln zu finden; das Exspirium ist verl~ingert. In den zwei unteren Dritteln des linken Zwisehen- sehulterblattraumes b6rt man Bronchialatmen und reicblieh klingendes, fein- blasiges Rasseln.

1)er A u s w u r f i s t rein eitrig, grau-griinlicb gef/i.rbt und besteht sowohl aus dicken miinzenfOrmigen Ballen - - zur Hauptsache - - , wie kgsigen kleinen Bri)ckeln. Er enth~lt sehr viele T.uberkelbazillen. Die Auswurfmenge betr/igt in den ersten Tagen des Aufenthalts in der Klinik 150 250 ccm t~glich. Mit- unter enth~dt der Auswurf etwas Blur. Die P i r q u e t sche Hautprobe ist fast negativ. Der Harn ist hochgestellt nnd weist positive Urobilin- und Diazo- reaktion auf.

Die Pulsation des H c r z e n s ist im 2.--4. Interkostalraum am linken Sternalrand deuflich siehtbar. Die Herzl6ne sind kurz und se.hr laut. Der Puls weist niedere Spannung auf, aber sonst bietet die Untersuchung nichts Besonderes dar. Zeichen einer Darmtuberkulose fehlen.

Ke h l k o p f: Am linken Aryknorpel und am medialen Tell der linken aryepiglottischen Falte ist perichondritische Schwellung vorhanden, ferner be- steht Injektion im hinteren Dritlel 'der linken Stimmlippe.

O h r: TuberkulOse Karies des Warzenforlsatzes mit heftigem Druckschmerz am linken Proc. und Planum mastoideum mit ZerstSrung des Tromme}fells und profuser Eitersekreiion (Priv.-Doz. Dr. B l a u).

Der Kranke wird vom 30. Juli 1914 an bis zum 15. August 1914, also an nur 17 Tagen, mit einer mittleren Sitzungsdauer yon 32 Minuten mit Bogen: lampenlicht an Brust und Rficken b e s t r a h 1 t. Er muss leider bald entlassen werden, well eine operative Behandlung der eitrigen Einschmelzung des Warzen- fortsatzes notwendig wird. (Kehlkopf und Ohr wurden nicht bestrahlt.)

Beim B e g i n n d e r B e s t r a h l u n g e n , am 30. ,hdi 1914, nach cin- monatiger Beobachtungszei't ist folgender p h y s i k a 1 i s c h e r B e f u n d (Fig. 16) vorhanden :

P e r k u s s o r i s c h : Vorn rechts besteht wenig intensive Dfimpfung yon der Lungenspitze bis zum unteren Rand der 3. Rippe; links reicht die D~mpfung, die viel intensiver ist, ebenso welt herunter. Es finder sich ferner vom oberen Rand der 5. Rippe an his unten wieder Schalld~tmpfung. Oben reicht die reehte Spitze 2t/,, cm welt iiber (lie Klavikuta hina, us, (lie linke 2 em welt. Hinteu rechts reieht die Spilzen([fimpfung w m d e r l-[5he der Vertebra prolninens his zmn 3. Proc. spin. thor., eiue untere, schwfichere, vom 6. Proc. spin. his

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250 Heinrich Gerhar[z. [40

zur untercn Lungengrenze, die sich, wenig verschieblich, gegeniiber dem 11. Prec. spin. thor: befindet. Links besteht D~impfung yon der H6he des vorspringendsten Halswirbeldorns bis zum 8. Prec. spin. thor.

A u s k u l t a t o r i s c h : Vorn rechts iiber der Lungenspitze ist das Atem- ger~iusch bronchial. Im 1. Inlerkostalraum ist das Bronchialatmen weniger scbarf; ab und zu ist ein ;Knacks w~thrend des Inspiriums zu hSren. Im 2. Inlerkostalraum ist das Inspirationsger/iusch scharf bronchial, das Exspirium abgeschw/icht. Im 3. und 4. Interkostalraum ist dasselbe, abet weniger aus- gepr~gt, vorhanden. Links findet sich iiber dem Oberlappen bis zum unteren Rande der 3. Rippe Bronehialatmen. Ehenda wird withrend des lnspiriums hohes, im 3. Interkoslalraum dicht am Sternum auch feinblasiges, konso nierendes Hasseln wabrgenommen. Im 4. Interkostalraum ist das Atemge- r/iusr'- abgeschw~icht. Der 5. Interkostalraum weist feinblasiges Rasseln auf.

Fig. 16.

F~ll VI : Befund am Anfang der Bestrahlung (Ende Juli 1914).

Hinten rechts ist fiber dem Oberlappen v o n d e r Spitze bis zur Hbhe des 8. Prec. spin. thor. das Exspirationsger~.usch verl~ingert. Oben ist his zum Schulterblattgrat sehr sp~rliches feinblasiges exspiratorisches Rasseln zu hSren, in SpinahShe in- ~nd exspiratorisches ebensolches Rasseln, im unteren Teile des rechten Zwischenschulterblattraumes dasselbe, aber nur wahrend der Exspiration. In der Hbhe des unteren Schulterblattwinkels sind nur noch sehr wenige exspiratorische mittelgrossblasige, feuchte Rasselger~iusche wahr- zunellmen.

Links iiber der Spitze ist das Inspirationsgerguseh abgeschw~cht, das Exspirationsgcr~usch bronchial und verlangert. Im Interskapularraum ist das Exspirium ebenfalls verschRrft und verl~ngert. Es wird dort hohes Krepitieren w~hrend der In- und Exspiration gebSrt. Veto unteren Schulterblattwinkel bis zur H6be des 8. Prec. spin. thor. besteht grSberes inspiratorisches Knaeken. Weiter abw~rts ist das Atemger~tuseh leise und mit wenigen feinblasigen Rassel- gcr~iuschen untermischt.

Im R 6 n t g e n b i l d ist die ganze linke Seite dunkel, mit nur m~issig aarker Aufbellung im 1. und 4. vorderen linken hlterkostalraum. Die inten-

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41] Rotlichttherapie der Lnngentuberkulose. 251

siven Schaltenbildungen sind noch eben als grossfleckige, an den linken Hilus sich anschliessende Gruppierungen isolierbar. Auf der rechten Seite reicht eine aus disseminierten kleinknotigen Schattenflecken sich aufbauende Ober- lal,penverdunkehmg yon der Spitze bis etwa zum 3. vorderen Interkostalraum, wo sie in ganz unregelmiissiger Begrenzung sich gegen die helle untere Lungen- feldhiilfte absetzt.

Nach dem physikalischen Befund erscheint tier Prozess bis zur Einleitung tier Bestrahlung beiderseits verschlimmert durch das Auftreten reichlicher Rassel- geriiusche, die entweder neu aufgetreten sind oder welter nach oben und unten reichen. Die Auswurfmenge geht in den ersten Tagen nach tier Aufnahme einige Male bis 250 ccm Tagesmenge hinauf, allmlihlich sinkt sie soweit, dass maximal nur noch 150 ccm, im Minimum jedoch, wie vorher, noch 100 ccm gefunden werden. Die KSrpertemperatur betriigt in den ersten Tagen 37,8--38,20 C. Sie liegt auch am Ende tier einen Monat wiihrenden Beobachtungsperiode noch ebenso hoch, ebenso bewegt sich noch die Pulsfrequenz ia der Regel zwischen 90 und 102 Pulsen pro Minute. Die Atemzahl betrEgt noch meist ca. 20 Respi- rationen pro Minute, steigt aber auch .noch bei Einleitung tier Bestrahlungs- behandlung mitunter bis auf 30. Jede Nacht wird der Kranke noch durch Schwitzen beliistigt. Die Nahrungsaufnahme ist noch sehr schlecht, trotzdem der vorher auf tier Wandersehaft unter .den ungtinstigsten diRtetisehen Verhiilt- nissen gewesene Kranke jetzt rationeller ernli.hrt wird. Der Magenchemismus ist noch nicht reguliert (freie Salzs~ure 9, Gesamtsiiure 23). Das KSrper- gewieht nimmt immer mehr ab, yon 49 kg auf 47 kg.

E r g e b n i s . An den vier ersten Bestrahlungstagen lag die T e m p e r a t u r morgens zwisehen 37,3--37,7 (Mittel 37,50 C), abends zwisehen 37,6 und 38,2 (Mittel 37,90 C). Am 6. August, also am achten Bestrahluugstag, geht die Morgentemperatur zum erstenmal auf einen normalen Wert herunter. In der Zeit vom 12.--15. August

b e w e g t sich die morgendliche Rektaltemperamr zwischen 37,0 und 37,4 (Mittel 37,2 ~ C), die abendli~he zwischen 37,6 und 37,9 (Mittel 37,7 o C). Die P u l s z a h l liegt meist bei 96 Pulsen ( - -112 max.), die A t e m z a h I bei 24 Respirationen ( - - 28 im Max.). Die Puls- zahl betrug an den ersten Bestrahlungstagen meist 96 Pulse pro Minute, ging aber im Maximum hSher hinauf ( - - 1 2 0 Pulse). In dieser Hinsieht ist also bei tier Entlassung" des Kranken eher eine Neignng Zur Besserung als zur Vers'ehlechteruug zu linden, trotz- dem eine nur ganz l~urze und deshalb unzureiehende Behandlung statthatte.

Die A u s w u r f t a g e s m e n g e hatte in den ersten aeht Tagen nach der Aufnahme 100--250, im Mittel 194 (~em betragen, an den letzten Tagen vor Einleitung der Bestrahlung 100--150, im Mittel 124 (~2m, bei den let~ten aeht Messungen vor der Entlassung 80--130 (Mittel 107 dc~). Der A~swurf hatte also schon vor Auf- nahme der Bestrahlungen sich merkli~h verringert. Tuberkelbazillen wurden natfirlich aueh bei der Entlassunff nodl im Sputum ge- funden. Zum Erbrechen fiihrte der Husten nicht mehr.

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252 tteinricll Gerharlz. [42

VII. Disseminierte kleinknotige kaverniise Lungentuberkulose im rechten Ober- und Mittellappen mit homogenherdiger beiderseitiger

Spitzentuberkulose.

V o r g e s c h i c h t e . Die Tuberkulose machte sich bei dem Kranken, einem Knecht, angeblich erst im Alter yon 42 Jahren, im Januar 1914, init Bluthusten, Nachtschweissen, starker Abmagerung, liusten und Auswurf be- merkbar. Seit ungef/ihr 10 Jahren soil allerdings schon bei leichter Anstrengung Kurzatmigkeit bestanden haben.

Bei der A u f n a h m e (20. Mai 1914) sind starke Nachtschweisse vor- handen. Auch den Tag tiber schwitzt der Kranke leicht. Schmerzen werden rechts vorn hin auf eine Stelle im 3. Interkostalraum in der rechten +Mammillar- linie lokalisiert. Sie strahlen nach der rechten Schulter hin aus. Beim Liegen auf der rechten Seite treten besonders leicht Schmerzen und ltusten auf. Die Expektoration ist den Tag tiber gleichm~issig verteilt.

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Fig'. 17.

Fall VII: Aufnahmebefund (20. Mai 191,1).

t~ e f u n d. I)er Kranke ist ein mittelkriifliger Mensch rail ziemlich schlaf[er tlall.uug, langsumen KSrperl)ewegungen und m,ch h,idlichem I';rn~ihrun~.szusland. Ifie Mandibulargegeml ist elwas eingesunken. Auf der Stiru isl Cl,loasma I,hlhi- sicorum sichlbar. I)er Bruslkorb ist normal gebaul, die .'<upraklavikular- un,I die M o h r e n h , , i m s c h e Grubc siml rechlsseili~z vertieft. Am Ansalz des I. I~itq~enkn<~rpels I)esh'ht ziemlich ~ute Bewo~,lichkeit. Man hiirl elwas Kimck,,lt dabei. Die rechte Klavikula springt vor, der Bruslkorb ist im 2. rechlen hll,,r- costalraum dieht neben dem Slernum elwas ein~,esunken. Die Palpation des 1. Interkoslalraumes ist dicht neben dem Sternum schmerzhaft. Die X'enerl in der Gegend des Manuhrium sterni sind stSrker als normal ~,",fiillt. I)ic r,'chte Schuller sh,ht etwas liefer als die linke; die Bt'LISIW;Irzell sh'h~'u .,.zh'ich linch. Bei der AImun~, sehlepl)l die rcchte Seite elw;ts hath. llie I)ifferenz im Ih'usb kc~rl)umfau~ zwisehen dot rechh.,ll und ]ink,,n Seile in Mammillarhi~he isl normal, l".s ist ,,rumh'.r I~.i~cke]t" w~rhaudcn. Mtlskch'igi,liliit I~,s!ehl ill go-

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43] t/otlichttherzqric der lmngonhlberkulose . 253

ringem (irade am rechton M. sternoclei(h)mastoideus, levator scat)ulae , sca lenus und an den ol)eren Interkoslales. Links ist Achsehl r i i senschwelhmg vorhanden. Die Nasenalmung ist links behindert .

Die rechte Lungenspilzo (s. Fig. 17) sleht liefer ;ds die linke. Vorn rcchls ist eine s tarke .":, c h a I 1 d it m p f u n g iiber dora Oberlal)pen his zur 2. Ril)pe , ferner im 4. Interkostalraum vorhanden. I)azwischen und auch im mcdi,'dcn Abschnit! des 1. rechien ln terkos la l raumos ist (lie l)5.mpfung wenigcr intensiv. Vorn links isl der Schall fiber dor Spilzo. in geringem (;rade al)ge- schw/icht.

l t inten isl rechts slarke II/J.mpfung Iris zum 6. Brustwirlrehlornf(,rlsatz, schwache Iris tmlen hin vorhanden. bis zum 2. 3. Proc. spin. thor.

Hinten links reicht die Sl)itzcndiimpfung

Fig. 1S.

Kaverno bei Fall VII.

A u s k u I t a t o r i s c h fin(let sich voro rcchts iiber (lem Schli isselbein bronchialcs Inspirium und vcrliingerics Exspirium, wel ter abw/irts verschSrf tes lnspirium und verllingerles Exspirium. hn t . luterkostalraum ist alas Atem- ger/i.usch wicder fast bronchial. Hier sind Rasselgerfi.usche vorhanden. Vorn links ist iiber der Klavikula das Inspirium verschiixft, l l inien rechts ist das Atemgerfiusch l)is zum 3. Proc. spin. thor. bronchial, weiter abw/Jrts verschiirft. Cber dem ol)eren hbschni t t sind vereiuzolt knish+male Ilasselg+,riiusche zu linden, l l inten links ist his zum 3. Brustwirbeldornfor tsa lz das Atemger/i.usch broncho-vesikuliir.

lm R S n t g e n b i l d ist di~ ganze rechte Seite Iris zur l t6he der 6. vor- deren Rippc in Form disseminiorter kleiner KnOtchen beschatte[. Nut an wenigen Stellen, ganz unten und in der Spitzc, isl eine Konglomcrafic,n zu grSssercn rundlichen, bzw. homogcnen Hcrdcll vorhalld(~l. In tier HShe (let' I . - -2 . vordoren rech/cn RilTe ist einc e twas geffillte Kavernc s ichtbar (Fig. 18).

Page 44: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

254 Heinrich Gerhartz. [~I4

Das rechtsseitige Lungenfeld ist etwas grSsser als das linke. Die Zwischen- rippenr~iume sind rechts kleiner als links. Herzverziehung ist nicht zu beob- achten. Links findet sich eine Spitzenverdunkelung geringen Grades. Der Kranke weist bet der Aufnahme Temperaturen bis 39,1 o C auf. In der Folge klingt das Fieber bah| bet Bettruhe auf leicht febrile Werte ab, exazerbiert aber dann wieder zeitweise (--39,3).

Am Ende der 40tiigigen Beobacbtungszeit ist eine merkliche Besserung nicht zu finden. Husten und Nachtschweisse erweisen sich einer Behandlung mit Acid. camphor., Atrinal, Phenoval unzugi~nglich, werden im Gegenteil noch l/istiger. Es treten ferner starke Leibschmerzen mit Durchfiillen auf.

B e s t r a h l u n g . Der Kranke wird vom 27. VI. 1914 nfit Bogenlampew licht, vom 30. VI. bis 19. VII. mit Neonlicht, yon da an wieder mit der Bogen- lampe auf Brust, Riicken und Seite bestrahlt. 1,1 der Zeit bis zum 18. November 1914 wird 135 mal mit einer mittleren Dauer yon 36 Minuten belichtet.

E r g e b n i s. Vom 15. Bes t rah lungs tage an vermag der Kranke

wieder auszugehen . Vom 26. Tage an ist die Tempera tu r fast immer

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i 5 % \ \ \ A V /

Fig. 19.

Fall VII: Befund Ende Juli 1914.

normal, vom 44. Bes t rah lungs tage an t r i t t jedoctl wieder regelnmssig

abendl icher Tempera tu rans t i eg (37 ,4 - -37 ,9 ) auf, und fast ebenso hohe

T e m p e r a t u r e n s ind am E n d e des k l in i schen Aufen tha l t s noc'h vor-

handen . A s p i r i n ~ n d Phen~ze t in zu 3 , 0 - - 4 , 0 g pro Tag beeinf lussen

in dieser Zeit na~h den Tab,~llen die Tempera tu r in ke iner Weise,

Pu l szah l und Resp i ra t ions f requenz sind dauernd hoch.

E n d e J u l i wird von mir folgender p h y s i k a l i s c h e r B e f u n d (Fig. 19) erhoben: Vorn rechts reicht die Oberlappendiimpfung bis zum unteren Rande der 3. Rippe. Links ist fiber der Spitze noch Schalld~.mpfung vorhanden. llinien rechts erstreckt sich die D/impfung yon der Vertebra prominens his zum 7. Proc. spin. thor., links bis zum 2. Proc. spin. thor. Der Frcmitus ist hinten rechts sehr viel starker als links.

Page 45: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

45] Rolliel)llheralfie der l,mJgenlulwrkulnse. 2,.55

A u s k u l t a t o r i s c h findet sieh folgendes: Vorn rechls ist das Ex- sldralimJsgeriiusch iil~,r der ~pilze w,rl/ingert. Ilas Atemgeriiusch ist nichl hr~mchial. Mall hiirt vcreinzelte, ziemlich grebe inspiratorische knaekende (;e- riiuschc, lm I. Interkostalraum sind reichlicher feinblasige, feuchte inspira- torische Rasselgerh.usche vorhanden. Im 2. lnterkostalraum sind die Rassel- gerausehc noch schwach durchzuh6ren. Vorn links ist iiber der l,ungenspitzc versch/irftes Inspirium und verl/ingertes Exspirium zu h6ren, hn 1. lnterkoslal- raum ist alas Exspirium unhSrbar, llinten rechts sind iiber der Spitze his zur Spins scapulae ziemlich zahlreiche P, asselger~tusehe w'/ihrend des lnspiriums nachweisbar, lm nnler~,u Tell dos rechlen Inlerskapularraumes is/ alas In-

Fig. 20.

Fall VII: Vergleich der LungenfeldgrSssen der Rtintgenaufnahmen.

- - - - Anfangsbefund (20. Mai 1914). - - Endbefund (22. Okt. 1914).

spirium versch/irfl, d;ts Exspirium normal, llinten links ist iiber der Lungcn- spitze nur etwas verschtirftes Inspirium zu findcn.

Eine wesentliche Besserung des auskultatori~hen Befundes ist also nieht zu verzeichnen.

]m R O n t g e r t b i l d veto 22. 3uli und 22. 0ktober 1914 ist die rcehte Spitze und -- weniger - - die linke Spitze noch in Form einer homogenen Setmttenbild'ung stark verdunkelt, die untcren Par- tien sind wohl etwas mehr aufgehellt als anfangs, a.ber noch in gleieher Ausdehnung und Form verdichtet, mit Ausrtahme eines im amterste.n Absehnitt des rechten Lungenfetdeg medial g"elegenen grossknotigen SChattenherdes. Immerhin ist eino T o n d e n z z u r

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256 Heinrich Gerhartz. [46

S c h r u m p f u n g d e r r e c h t e n L u n g e nachweisbar; denn wer- deu die erste uud letzte Platte so fibereinander g,ele~, dass die Schlfisselbeine und die Wirbels~ule sich jeweils decken, so wird eiue Verzi~huug des oberen Teiles des Mittels~hattens nazh rechts gefunden (Fig. 20).

Das KSrpergewicht hatte bei der Aufnahme des Kranken 59 kg betragen. Es nahm schon w~hrend der Beobac'htungszeit auf 64 kg zu und hielt sich dann auf diesem Wert, obwohl der Kranke claim ausser Belt b,lieb.

Der Kranke wird am 19. November 1914 entlassen. Anfang Februar 1915 l~s~t er sic;h, nachdem er his dahin seinen

Beruf ausgeiibt hat, yon neuem aufnehmen, well er sich wieder

</

Fig. 21.

Fall VII: Behind Endo Marz 1915.

sc'hw~icher fiihlt und wieder mehr von Fieber, Atemnot, Seiten- stichen, Husten und Auswurf belastigt wird. Da.s Gewieht ist mittler- weile unter den friiheren Anfaagswert auf 56,5 kg gesunken. Es bestehen starke Nachtschweiss'e, starker Hustenreiz mit reichlichem bazillenhaltigem Auswurf, erhebliche Dysp,noe und Temperatur --39,8. Wiedernm f~illt bereits ill den allern~chsten Tagen die Temperatnr bei Bettruhe auf 37,8 abends herab. Die Temperatur- amplitude ist geringer geworden. H~tufig findet sich Typus inversus. Nach etwa einem Monat Bettruhe ist die Temperatur meist normal. Der A~tswurf hat welter nachgelassen, tag's~b,er fehlt er jetzt. Seit 3--4 Wochen ist kein Nachtsehweiss mehr aufgetreten.

Die rechte Oberschlfisselbeingrube ist stark eingesunken. Auf der rechten Seite (vgl. Fig. 21) lfisst sich fiber dem Oberlappen vora bis zum unteren Rand

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47] Rotlichttberapie der Lungentuberkulose. 257.

der 3. Rippe, binten weniger deutlich abgrenzbar, bis zum 6. Proc. spin. thor. Schalldiimpfung auffinden. Vorn rechts ist fiber der Spitze noch massig reich- liches trockenes Knacken zu bSren. Dasselbe ist - - wolff fortgeleitet - - abge- schwficht im 1. Interkostalraum festzustellen. Im 3. Interkostalraum ist wah- read des Inspiriums etwas mittelgrossblasiges Rasseln zu finden. Vorn links ist fiber der Spitze und im 1. Interkostalraum bronchiales In- und versch~irftes Exspirium, im 2. Interkostalraum versch/irftes Atmen zu hSren. Hinten lassea sich im Bereiche der D~npfung vereinzelte feinblasige Rasselger~.usche wahr- nehmen. Unterhalb des D~impfungsfeldes ist das Atemgerausch versch~irft, des- gleicben links oben bis zum 7. Proc. spin. thor.

D e r p h y s i k a i i s c h e B e f u n d i s t a l so i m w ~ e n t l i c h e n u n v e r ~ n d e r t

g e g e n f r t i h e r , d e r g S n ~ e n b e f u n , d e t w a s b e s s e r .

VIII. Progressive, hoehfieberhafte, rechtsseitige Lungentuberkulose. Bei der Aufnahme, am 29. November 1913, 39 Jahre alter Former, der

viel Tonstaub inhalierte, hereditfir nicht belastet war uad sich wahrscheinlich durch seine Frau, die a~i Tuberkulose der Lunge starb, infizierte. Die ersten auff~.lligen Krankheitserscheinungen setzten Mitre November 1913 mit sehr heftigen, stechenden, rechtsseitigen Brust- und Riicketlschmerzen, mit starkem Husten,. reichlichem Auswurf, Appetitlosigkeit und Stuhldrang ein. Das KSrper- gewicht sank in 2 Wochen um 3,5 kg.

Be f u n d . Der Kranke ist ein 1,80 m grosser, kraftig gebauter, sich aufrecht haltender Mensch mit ziemlich energischen KSrperbewegungen. Er befindet sich noch in relativ gutem Eri~.hrungszustand. Es ist eine ganz geringe recbtskonvexe Skoliose der oberen Brustwirbeliaule vorbanden. Der Brust- korb ist normal gebaut; nur vorn oben erscheint er etwas abgeflacht. Die Schliisselbeiae springen nur sehr wenig vor, das linke etwas mehr als das rechte. Es besteht keine deutliche Mo h r e n h e i m s c h e Grube. Die rechte Schulter steht etwas tiefer als die linke. Das rechte Akromion, fiberhaupt die ganze rechte Seite bewegt sich bei n~ss ig tiefem Atmen weniger ausgiebig als die linke. Die Oberschliisselbeingruben sind nicht vertieft. Der untere Tell des Brustbeins ist ein wenig d o r s a l w ~ t s eingebogen. BeiderseiLs stehen die Schulterblatter, rechts etwas starker a]s links, ab. Das Beklopfen des 4. und 5. Brustwirbeldornfortsatzes ist schmerzhaft. Rechter und linker Brust- umfang stehen im normalen Verh~tnis. .Der M. sternocleidomastoideus ist rechts etwas rigider und resistenter ~ls der linke, der etwas atrophisch er- scheint. Rigider sind auch der rechte Trapezius, Levator scap.ulae, Infra- spinatus und Scalenus. Die Temporalvenen sind links st~rker erweitert als rechts. Die Nasenatmung ist links beeintr~chtigt. Es besteht st~trker Reiz- husten ohne viel Auswurf. Ab und zu fallen Pulse aus. Die P i r q u e t sch(~ Hautprobe ist positiv.

Bei der Aufnahme steht die rechte Lungenspitze vorn 1/2 Querfinger tiefer als die linke. Dber dem rechten Oberlappen (vgl. Fig. 22) ist vorn bis zur 2. Rippe, hinten bis zum 2. Brustwirbeldornfortsatz der Klopfschall ged~tmpft. Links vorn ist fiber der Spitze der Schall verkfirzt und h6her. Rechts hinten besteht noch am unteren Lungenra~d eine geringe D~iznpfungszone. 0ber der rechten Spitze ist vora das Atemgers versch~trft und mit wenig Giemen durchsetzt. Hintea sind dagegen zahlreiche inspiratorische feiablasige Rassel- gerSusche zu h6ren, welter unten tritt an Stelle der feuchten Rasselgerausche

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258 Heinrich Gerhartz. [48

Giemen. schw~ich(.

[~ber dem untersten Diimpfungsbereich ist das Atemgerfiusch abge- Hier sind ganz vereinzelt giemende Nebengerliusche zu h6ren.

Fig. 22.

,dUo

Fall VI I I : Aufnahmebefund (Endo November 1913).

In der Folge ,verschlechtert sich der physikalische Befund. Bei der Auf- nahme der B e s t r a h l u n g e n (Fig. 23). ist vorn rechts Dfimi0fung bis zum oberen Rand der 2. Rippe vorhanden. Weiter abwBrts ist der Schall bis zum unteren Rande der 3. Rippe kiirzer und h6her. Links ist in der tSupraklavikular-

Fig. 23.

Fall VI I I : Befund beim Beginn der Bestrahlungen (Ende Dezembor 1913).

grube und auf dem Schlfisselbein der Schall kfirzer und hSher. Hinten rechts ist intensive Diimpfung fiber dem Oberl~ppen bis zur HShe des 4. Brustwirbel- dornfortsatzes vorhanden, etwas hellerer Schall bis zum 5. Prec. spin. thur. Links besteht fiber der Spitze bis zum 2. Prec. spin. thor. Schaltverkiirzung. l)er Fremitus ist rechts oben wesenflich stfi, rker als links.

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49] Rotlichtlherapie der Lungentuherkuiose. 259

Vorn rechts wird in der Supraklavikulargrube ,Bronchiala[men und in- und exspiratorisehes, feiublasiges Rasseln geh6rt, unterhalb des Sehliisselbeins leises Inspirium und etwas verseh/i.rftes Exspirium. Im Bereich der l)/impfung sind zahlreiehe feinblasige, besonders inspira, torische Rasselger/iusehe, iil)er der 3. Rippe abgesehwiiehtes Atemgerguseh zu h6ren. In- und Exspirium sind normal, abet auf der H6he des Inspiriums mit zahlreiehen mittelgrossblasigen knaekenden Rasselger~tusehen durehsetzt. Links ist das Inspirium normal, das Exspirium in der Regio supraelavieularis verlgngert. Hinten reehts besfeht bis zur H6he des 6. Proe. spin. thor. abgesehwgehtes Atmen und verl~ingertes Exspirium. Es sind sehr zahlreiche feinblasige inspiratorisehe Rasselgeriiusehe vorhanden. Links sind die Atemger~iusehe normal.

In der rechten Aehselgrube ist das Inspirium sehr leise, das Exspirium etwas lauter und lgnger. Es sind ,hier sehr zahlreiehe, haupts~tchlieh inspira- torisehe, knaekende Ger~,usehe wahrzunehmen.

Die Hinf/illigkeit und Apathie des Kranken hat noeh zugenommen. Die Appetitlosigkeit ist noeh ebenso hartngckig wie zuvor. T~tglieh werden ca. 100 ecru Sputum ausgeworfen. Trotz gelegentlieher Pyramidongaben bekundet die Temperatur die Tendenz zu weiterem Ansteigen. Die Abendtemperatur ]iegt gewShnlieh zwisehen 38,0 und 38,90 C (Kurve Fig. 24). lnvertierung fehlt. Die Pulszahl liegt bei ungef/ihr 96 Pulsen. Naehtsehweisse und Husten sind noeh sehr liistig.

T e e h n i k d e r B e s t r a h l u n g . Der Kranke wird vom 20. Dezember 1913 an haupts~,ehlieh reehts vorn, hinten und seitlieh bestrahlt in 138 Sitzungen you im Mittel 32 Minuten, innerhalb einer Zeit yon 219 Tagen. Der kbstand yon der Bogenlampe betrggt im Mittel 26 em. 9mal wird der Kranke aueh mit Neonlieht bestrahlt mit ca. 20 Minuten t/gglicher Bestrahlungsdauer.

W e i t e r v e r l a u f . D i e h o h e n T e m p , e r a t u r e n b,leiben aueh in der e rs ten B e s t r a h l u n g s a e i t noeh hartn/i ,ekig bestehen. A n f a n g

J a n u a r 1914 erreie 'ht d ie abend l i ehe Temperatur e inen mi t t l e r en W e r t yon 39,10 r E r s t Mitt~ J a n u a r b e g i n n t eine diesbez,iiglio'he

Bes se rung e inaut re ten . Der K r a n k e l iogt s tgnd ig an Bert und sehli if t

viel . Da er t ro ta s tgnd iger a r ane i l i ehe r B e h a n d l u n g n u r wen ig zu

s i eh ~z*t nehmen v e r m a g und hguf ig e rbr ieh t , s ink t das G e w i c h t

i m m e r m e h r ab, yon '/1 k g a u f 65 kg his Mitre F e b r u a r . A n f a n g

l % b r u a r beg innen H u s t e n , A u s w u r f und N a e h t s e ' h w e i s s e

ab.zunehmen. A b und z.u e n t l ~ l t de r k u s w u r f noeh etwas Blut . I m A u s w u r f s ind yon ' / 0 - - 8 0 egnn Spu~:um noeh ungef / ihr 50 e c r u

rein e i t r i g ; tier Res t is t s6hleimig. Mitre A p r i l i s t da~ S p u t u m b.is au f wenige gr6.ssere Bal len h e r a b g e g a n g e n ; es wi rd m e h r und m e h r

seh le imig zerf l iessend. Die R e s p, i r a t i o n ~ f r e q u e n z, i s t yon

an fangs 1 8 - - 2 4 au f 1 2 - - 1 5 he run te rgegangen . A u d l die P u l s z a h l

is t gesunken . Der K r a n k e v e r m a g b e r d t s e in ige S tunden a u s s e r Bert

zu b,leiben,

Mitre aun i 1914 b,esteht nu r noe.'h morgens und abends , E n d e

J u n i fast nu r noe'h morgens k u s w u r f , und z,war nie'ht mehr ge-

ba lker , sondern seh le imiger , ze r f l i ess l i eher . Der anfangs ' ausser - Beitr~ge zur Klinik der Tuborkuloso. Bd. XXXIV. H. 3. 17

Page 50: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

260 IIeinrich Gerhartz. [50

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'.-2

E

Page 51: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

51] Rotlichttherapie der Lungentuberkulose. 261

ordentlieh grosse Bazillenreiehtum des Sputums nimmt mehr und mehr ab.

Gegen E n d e d e r B e s t r a h l u n g e n (Ende Juli 1914) schwitzt der Kranke, der t~glic'h stundenlang" ausgeht, nur noc.h selten. Er ermtidet noch leieht, o.b,er bei weitem nieht mehr so stark wie frtiher. Es ist noch geringe Kurzatmigkeit b,eim Gehen vorhanden. Die KSrpertemperatur ist dauernd wesentlic'h heruntergegangen (Fig. 25). Tagsfiber hustet der Kranke nut noch sehr wenig, haup.t- s~chlich morgens, mitunter auch abends und nachts, w~hrend frtiher auch tag'siiber sehr starker trockener Husten b estand. Erbrechen kommt nur noc'h selten, etwa alle acht Tage, vor. Rechts oben machen sich noch Brustsehmerzen b,eim Liegen auf der rechten Seite unct beim Hiniiberbeugen nach reehts hin bemerkbar. Das KSrpergewicht nimmt sNndig zxl. Bluthusten ist seit der ersten Zeit nieht mehr aufgetreten. M i t d e r Besserung des Allgemein- zustandes und der sonstigen Krankheit~ersc'heinungen hiilt auch die des Lungertbefundes Schritt; irtsbesondere werden die l~sselgeriiusche allm~hlieh spgrlicher, w/ihrend in der ersten Zeit nach Einleitung der Bestrahlungen noc~h deutliche Zeichen einer rapiden Progredienz der Krankheit vorhanden waren.

E n d e D e z e m b e r 1913 reichte die D/i. m p f u n g vorn rechts bis zum oberen Rand der 2. t/ippe; links war iiber der Klavikula der Schall verkfirzt und hSher. Hinten rechts ging die D~tmpfung ~'on der Vertebra prominens bis zt~m 4. Proc. spin. thor. herab; liaks bestand DRmpfung fiber d.er Spitze bis zur Spina scapulae.

A u s k u l t a t o r i s c h wurde vorn rechts fiber der Lungenspitze Bron- chiMatmen, abet kein Rasseln gehSrt, unterhalb der Klavikula versch~irftes Inspirium und versch~irftes und verlRngertes Exspirium, fiber der 2. Rippe etwas holperiges, rauhes Atemger~iusch. Links hSrte man etwas verl/ingertes Ex- spirium fiber der Lungenspitze. Hinten rechts war fiber der Spitze das Ex- spirium verl~ingert 'trod. versch~irft, im fibrigen das Atmungsger~iusch normal. Im Interskapularraum wurde sp~irliches Knacken wahrgenommen, links holperiges Inspirium fiber der Spitze, in der rechten Achselgrnbe wurden Rasselgeriiusche w~ihrend des Inspiriums gehSrt.

M i t r e J a n u a r 1914 (Fig. 26) werden noch rechts fiber der Spitze ganz vereinzelt feinblasige feuchte Rasselger/i.usche, im 1. Interkostalraum dagegeu reichlicher feinblasige RasselgerSusche gehSrt. Im 2. Interkostalraum sind nur ab und zu einige feuehte und trockerte RasselgerKusche, im 3. Inter- kostalraum keine deutlichen feuchten Rasselgerfi.usche mehr zu finden, t)ber der rechten Spitze sind hinten ganz selten knackende GerKusche im Beginn des Inspiriums aufzufinden, seit]ich in der rechten Achselgrube reichlich feuchte Rasselger~iusche, die nach unten zu alhna.hlich weniger werden.

Im R S n t g e n b i l d zeigt ~sich zu dieser Zeit noch rechts eine Ober- lappeninfiltration, die homogen ist, und mit ziemlich seharfer Abgrenzung in der HShe des unteren Randes der 3. Rippe abschliesst. Zentral, medial dicht unter der Klavikula, ist Aufhellung vorhanden. Dieser rechtsseitige Oberlappen-

17"

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262 Iteinrich Gerharlz. [52

o

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,53] Rotlichttherapie der Ltmgentul~erkulose. 263

prozess steht mit dem rechten Hilus in Zusammenhang. Peripher reicht er welter herab als medial. Reehls und aussen vom Hilus sind kleinknotige lferdehen disseminiert. Links breitet sich vom untersten Teil des IIilus naeh

' 1 Fig. 26.

Fall VIII : Befund Mitre Januar 1914.

unten aussen zu eine handfl~tchengrosse, kleinknotige, ziemlich gleicJmffissig disseminierte und strangfOrmige Schattenfleckenmasse arts.

J J

Fig. 27.

Fall VI I I : Endbefund (Ende Jul i 1914).

Der p h y s i k a l i s c h e E n d b e f u n d ist (Ende Juli 1914) folgender (Fig. 27): Vorn rechts ist D~tmpfung tiber dem Oberlappen bis zur 3. Rippe, links keine SchalldSmpfung vorhanden. Hinten rechts ist D/impfung fiber der Spitze bis zum 3. Brustwirbeldornfortsatz, links geringe Dfimpfung fiber der Spitze yon der Vertebra prominens bis zur Mitre zwischen 1. und 2.1Proc. spin.

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264 Heinrich Gerhartz. [54

thor. zu finden. Subjektiver Fremitus wird vorn rechts zwischen rechtem Sternalrand und Mammillarli~lie yon der Spitze bis zum unteren Rand der 4. Rippe empfunden.

Vorn rechts sind fiber der Spitze In- und Exspirium bronchial. Verein- zeltes feines Knacken ist im ganzen Verlauf des In- und Exspiriums zu linden. Im 1. Interkostalraum ist ebenso Bronchialatmen, besonders reichlich Knirschen und feines Knarren in der N~he des Sternums wahrzunetunen. Im 2. Inter- kostalraum ist nach rechts yon der rechten Mammillarlinie Bronchialatmen und sehr selten Knirschen und Knarren zu hSren. Die HerztSne sind hier deutlich wahrzunehmen. Medialwfirts yon der rechten Mammillarlinie ist abgeschw~chtes

i .......... " ............. i

Fig. 28. ",i

Fall VII I : Vergleieh der Lungenfeldgr6ssen der R6ntgenaufnahmen.

- - Befund am 11. Februar 1914. . . . . Befund am 25. Juli 1914.

Atmen und vereinzeltes Knirschen und Knarren vorhanden. Im 3. Interkostal- raum ist rechts yon der rechten Brustwarzenlinie noch lautes Bronchialatmen zu hSren. Auch hier sind die HerztSne fortgeleitet deutlich wahrzunehmen. Nach inneu \-on der rechten Mammillarlinie Jst alas Atemger~iusch abgeschw/icht. Im 4. Interkostalraum besteht auch noch typisches Bronchialatmen; es wird herzwfirts leiser. Links ist normaler Befund vorhanden. Hinten rechts sind tiber dem Dfimpfungsbereich ziemlich feines trockenes Knarren und sp~rlich pfeifende Ger~usche zu finden. Das Atemger~iusch ist bis zum 4. Brustwirbel- dornfortsatz abgeschwficht, das Exspirium verl/ingert. Nach unten zu bis zum unteren Winkel der Skapula ist normales Atemgeriiusch mit verl/ingerter Ex- spirationsphase zu hSren. Links finder sich fiber der D/impfung holperiges Ein- atmungsgerfusch und normales Exspirium.

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55] llotlichttherapie der Lungentul:erkulosc. -'265

Hiernach sind also keine feuchten Rasselger~iusche mehr vor-

handen, sondern n u t noeh t roekene und die Zeiehen yon Sehrmnp, fung

der reehten Lunge. Im R 5 n t g e n b i l d ist die Ober lappenseha t t enb i ldung homogener

geworden. Der un te re Ab.sehnitt des rechten Lungenfe ldes ist mi t

A u s n a h m e eines dif fusen Verdiehtungsherdes~ per ipher vom unters ten

Tell des reehten Hi lus stgrker aufgehell t . Dasselbe is t l inks noch

deut l ieher zu l inden . Auch hier ist der oh,are und untere A b s e h n i t t

im a l lgemeinen heller. Die vorher igen 8eha t t enb i ldungen in dem

mit t leren Teile des Lungenfe ldes sind noeh vorhanden . Also ist

aueh am Ende der B e h a n d l u n g noeh, wie frCiher, auf der reehten

Seite ein Oberlap,penprozess sichtbar, aber die im reeh ten u n d l inken

un te ren Lungenfe ld d isseminier ten k le inen Sc'hat;tenfleeken s ind zu-

rt iekgetreten. Werden erste a n d letzte Plat te so t ibere inandergelegt ,

dass Klav iku la und Wirbels / iu le korrespondieren , so t r i l l eine Ver-

ziehung des Mittelsehattens naeh reehts zutage (Fig. 28). Es~ maeht

sieh also eine Neigung z ur Schrump.fung an dem tub.erkulSsen Prozess

bemerkba.r.

IX. Doppelseitige grossknotige kavern~se Lungentuberkulose. KeM. kopftuberkulose.

V o r g e s c h i c h t e . Die Tuberkulose machte sich bei dem zur Zeit der :~.ufuahme (18. Juni 1914) 29 Jahre alten Kranken zuerst im Alter yon 22 Jahren durch eine Pleuritis bemerkbar, die 1913 angeblich zweimal rezidivierte. Zeit- weise war der Kranke zwischendurch wieder arbeitsf~ihig. Im Frtihjahr 19ll steige_rten sich Schw~ichegefilhl, Fieber, Nachtschweisse, Kurzatmigkeit, Husten und Auswurf wieder so, dass der Kranke sich nieht mehr aufrecht zu halten vermochte.

Be f u n d . Bei der Aufnahme leidet der Kranke unter st~tndigem', s:qu' oft yon Erbrechen begleitetem Huslen, reichlichem, schwer zu enfleerendem Aus- wurf und unter starkem Nachtschweiss. Es treteu rasch Ermtidung, Kurzatmig- keit und Herzklopfen auk

Der Kranke, 1,71 m gross, ist ein ziemlich kr~iftig gebauter Mensch mit etwas rundem l{0cken und sehr geringer rechtskonvexer Skoliose im oberen Brustteil der WirbelsSule. Er befindet sich noch in leidlichem Ern~thrungs- zustand (62 kg). Die Haul- und Schleimhautdurchblutung hat etwas gelitten. HMuoglobin nach S a h l i 630:0. Die Nasenatmung ist beiderseits behindert. 1)as Fazialisph~inomen ist positiv. Der Brustkorb ist etwas rachitisch deformiert, aber breit gespannt und vorn obeu, besonders links, abgeflacht, we zwischen Klavikula und 2. Rippe sogar Einsenkung vorhanden ist. Dort ist unterhalb tier Klavikula die Atembewegung aufgehoben. Die linksseitigen Rippenbogen stehen "wenig vet, ebenso die Klavikeln, so dass die Supraklavikulargruben etwas vertieft sind, die rechte mehr als die linke. Es sind deutliche M o h r e n- h e i m sche Gruben vorhanden, lJas untere Sternalende weist eine seht geringe Deviation nach reehts und hinten auf. Das linke Sehliisselbein steht mit seinem sternalen Ende links tiefer als rechts; die Schultern stehen dagegen in gleicher

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266 Heinrich Gerharlz. [56

H6he. Das linke Akromion weist eine verminderte respiratorische Beweglich- keit auf. Die rechte Brustwarze steht tiefer als die linke. Die linke Skapula steht etwas yore Thorax ab und ist der Wirbelsiiule mehr als (lie reehte gen/ihert. Rechts maeht sich beim Armheben .und -senken Skapularknacken deutlich bemerkbar. Rechts- und linksseitiger Thoraxumfang stehen in normalem Verh/iltnis zueinander. Von den Thoraxmuskeln sind nut der rechte Sterno- kleidomastoideus und Trapezius etwas rigide.

Bet der Atmung schleppt die linke ,Seite nach. Die rechte Lungenspitze reicht etwas weniger welt hinauf als die linke. Vorn (Fig. 29) besteht rechls yon der Spitze his zum obercn l/and tier 3. l~ippe, liaks zunSchst iiber der Spitze, S c h a 11 d ~ m p f u n g , yon der Klavikula his zum unteren Rand dcr 2. Rippe Tympanie, wetter al)wikrts his zur 4. Rippe geringere, yon da an wieder st/irkere Schalld~imlffung. Hinten rechts ist oben iiber dem Oberlappen bis znr Mitte zwischen 2. und 3. Brustwirbeldornfortsatz, wetter abw~rts yore

/ Fig. 29.

Fall IX: Anfangsbefund (Mitte Juni 1914).

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4.--7. Proc. spin. an, D~tmpfung zu finden. Links hinten oben erstreckt sich die Oberlappendiimpfung bis zur Mitte des 4.--5. Proc. spin. thor., eine untere yore 7. Proc. spin. bis unten hin.

A u s k u l t a t o r i s c h ist vorn rechts tiber der Spitze das Atemgeriiusch stark abgeschw/icht, im 1 . - -3 , besonders im 2. lnterkostalraum bronchial, t~bcr der Spitze und im 1. Interkostalraum ist klingendes Rasseln, im 1. Interkostal- raum dicht neben dem Brustbein auch ,etwas Knarren zu hSren. Vorn links ist tiber der Spitze das Atemger~usch bronchial, im 3. linken Interkostalraum stark abgeschw~tcht. Von Nebenger~-uschen ist tiber der Spitze feines Knarren und etwas Giemen, im 1. Interkostalraum lautes Knarren in beiden Atemphasen, im 2. Interkostalraum dasselbe zu finden. Im 3. Interkostalraum ist auch noch etwas Knarren zu hSren.

llinten rechts sind fiber tier Spitze feinblasige Rasselger~usche vorhanden. Nach der Mitte des rechten Interskai)ularraumes hin nehmen In- ha(1 Exspirium an St~irke zu. Rasseln fehlt hier. Hinte~ links ist tiber der Spitze Aas Atem- ger/iusch abgeschwiicht und mit mlissig lauten knarrenden Nebengeriiuscben

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57] Rotlichtlherapie der Lu,lgeuluberkulose. 267

durchselzt, die unlerhalb der Spina rasch abnelunen und in der H0he des 'unteren Skapulawinkels durch mittelgrossblasige, nach unten zu schw/icher hiirbare Rasselger/iusche abgelSst werden.

hn J / S n t g e n b i l d ist rechts eine grossknotige, his zur 4. vordereu l/it)t)e reichende Oberlappeutuberkulose mit Zerfallsprozessen zu sehen. Eine grosse Kaverne finder sich in der Spitze (s. Skizze Fig. 30). Der Prozess steht mit dem Hilus in unmittelbarer Verbindung. Ausserdem ziehen noch Schatten- str/inge vom Hilus nach abw/irts. Links ,ist yon der 3. vorderen Rippe an nach abwiirts eine diffuse, homogeue, undifferenzierbar6 Verdich~ung zu seheu. Eine in tier HOhe des l. uud 2. lnterkostalraumes befindliche Aufhellung wird durch zwei nussgrosse, vielleicht drei Kavernen bewirkt. Die Spitze ist in

f

Fig. 30.

Kavemen bei Fall IX.

homogener Form verdunkelt. Das linke Lm~genfeld ist betrachtlich kleiner als das rechte. Die Rippen fallen hiar steiler ab und die Zwischenrippenraume sind enger als auf der rechten Seite. Der Mittelschatten ist etwas nach links verzogen.

Im A u s w u r f finden sich ganz ausserordentlich grosse Mengen Tuberkel- hazillen. Beide S t i m m b ~ind e r sind gerStet. Eiu Ulcus ist nicht sichtbar.

B e s t r a h l u n g . Der Kranke wird in der Zeit vom 1. Juli bis 2. August 1914 einschliesslich nur 29 mal mit einer mittleren Dauer yon tEglich 27 Minuten in dem fiblichen Abstande bestrahlt, darunter 17mal mit Neonlicht, sonst mit Bogenlampenlicht.

V e r 1 a u f. W/ihrend in der ersten Zeit des Aufenthalts in der Klinik, nut an den beiden letzten Tagen vor der Bestrahlung niedrigere Werte annehmend, die ~gliche A u s w u r f m e n g e b,is zu 120 cure und im Mittel 68 ccm betr/igt, ist sie iu der Zeit, in der bestrahlt wird, viel geringer. Gegen Ende liogt sie bei rmr 34 ccm

Page 58: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

268 Heinrich Gerhar[z. [58

(Mittel); sie ist also auf die H~lfte gesunken. Die Nachtruho wird gegeu Ende des Aufenthalts (Ende Juli 1914) nut noch ab, und zu durch H u s t e n gestSrt. Der Husten ist trockener als fr~iher, ent- h~lt ab,er noeh immer sehr grosse Mengen Bazfllen. Die N a c h t- s c h w e i s s e sind viel seltener als in tier ersten Zeit. M a t t i g - k e i t s g e f f i h l ist kaum noch vorhanden. W~hrend der Kranke im letz~en halbert Jahr 7,5 kg an G e w i c h t verlor, steigt es nun in einem Monat wieder um 4,3 kg. Die A b e n d t e m p e r a t u r e n waren vor der Bestrahlung stets fieb,erhaft gewesen. In der Rege~ stieg die Temperatur his 38,1 oder 38,2 ~ C, mitunter auf 38,5 an. In der Bestrahlungszeit liegt die Temperatur drei Wochen lang fast

,%

Fig. 31.

Fal l I X : Endbefund (Ende Jul i 1914).

regelm~ssig niedriger, meist zwischen 37,6 und 36,80 C; nur zu allerletzt, als der Kranke sich sehon gr6ss~re Anstrengungen zu- muter, kommt es noch einmal z u einer Exazerb~tion. Die P u l s - z a h l e n nehmen his zum Beghm der Bestrahlungen immer mehr zu; sis bewegen sich z.wischen 108 und 120 Pulsen pro Minute. Diese HShe halten sie auc.h in der Folge bei.

Der p h y s i k a l i s e h e E n d b , e f u n d ist folgender (Fig. 31):

Vorn rechts findet sich D 5 m p f u n g fiber der Luugenspitze bis zur 2. Rippe, links fiber dem Oberlappen yon der Spitze bis zum unteren Hand der 2. Rippe, ferner von der 4. Rippe an bis unten hin.

Hinten rechts besteht schwache Dampfung yon der Spitze bis zum 3. Proc. spin. thor. Die untere Lungengrenze befindet sich, respiratorisch gut verschieb- lich, in der H6he der 10. Rippe. Links i s t Diimpfung fiber dem Ober|appen bis herunter zum 5. Proe. spin. thor., welter abwfirts yore 9.--11. Proc. spin. thor. vorhanden. Auch links ist die uutere Lungengrenze gut verschieblich.

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59] Rotlichtlherapie dcr Lungentuberkulose. 269

Bei der A u s k u l t a t i o n werden vorn rechts fiber der Lungenspitze haupts/icblich giemende und quietschende Rasselger~iusche, nur sehr spiirlich Rasselger/~uschc gehSrt. Auch im 1. Interkostalraum bestehen fast lediglich trockene katarrhalische GerEusche. Im 2. und 3. Interkostalraum ist das In- spirium bronchial, das Exspirium normal. Katarrh besteht hier nicht. Im 4. Interkostalraum ist das Inspirationsger~iusch noch verschiirft.

Links sind tiber der Lungenspitze mitunter sehr zahlreiche kleinblasige und mittelgrossblasige feuchte RasselgerS~usche zu hSren, in anderen Zeiten nur sehr vereinzelte feuchte knackende GerEusche. Im 1. Interkostalraum ist dasselbe vorhanden, nur tragen die GerEusche mehr klingenden Charakter. Im 2. Inierkostalraum ist links yon der linken Mammillarlinie dasselbe, rechts davon Knarren und Giemen zu hSren. Das gleiche gilt fiir den 3. Interkostal- raum; nur sind hier am Sternum an Stelle yon Knarren und Giemen klingende GerSusche vorherrschend. Im 4. Interkostalraum ist sehr selten Krepitieren zu hSren.

Hinten rechts ist fiber der Spitze das Exspirium verliingert. .W/ihrend des Inspiriums werden spiirliche katarrhalische Ger/iusche geh6rt. Zwischen Spina scapulae und der Mitte der Skapula ist das Rasseln etwas reichlicher. Welter abw/irts fehlt es. Links h6rt man fiber der Spitze w/ihrend der In- spiration wenige feuchte feinblasige Rasselger/iusche, wRhrend tier Exspiration knirschende Ger/iusche. Zwischen 2. und 4.--5. Proc. spin. thor. sind weniger katarrhalische Ger/iusche vorhanden, im Exspirium ist Knarren zu linden. Von der Mitre der Skapula bis zum 7. Proc. spin. thor. ist das Inspirationsgeritusch abgeschw/icht. Von Nebenger/iuschen ist nur Knarren w/ihrend des Exspiriums hier und welter unten stark abgeschw/icht zu hSren.

Die k a t a r r h a l i s c h e n Ger/~usche s ind also sowohl sp i i r l i cher als

t rockener geworden.

I m R S n t g e n b i l d vom 26. J u l i 1914 i s t e ine be t r / i ch t l i che

Aufhe l lung ' der rech ten L u n g e z,u sehen. Die r ech t s se i t igo Ober-

l appen tube rku lo se s te l l t s ich a ls d i s s emi n i e r t e k le inknot ige , mi t dem H i l u s z .usammenhEngende Tube rku lose dar, d i e n u r an der

Spitze und im 2 . I n t e r k o s t a l r a u m zu d i c h t e r e n H e r d e n s ich g e -

staltet . I n der rech ten Spi tze is t d ie K a v e r n e in den f r f iheren Grenzen zu sehen. L inks i s t e ine und i f f e renz ie r t e Vevdichtung" yon

der 3. R i p p e vorn ab.w~trts wie v o r h e r vorhanden . E s ze ig t sit,h,

wie eben, dass de r Ober lap.penprozess a u s grSsseren , unrege lmi i ss ig

ge fo rmten Kno ten besteht . Un te r der Kla.vikula s ind d ie be iden K a v e r n e n in a l t em U m f a n g z.u sehen. Der Sp i t zenhe rd is t dic~hter als vorher .

Das R e s u 1 t a t i s t also e ine s ' t~rkere V e r d i e h t u n g de r l i nken

Spitze. Die l i nksse i t igen Herde haben den a l ten Umfang . E s i s t

eine sehr s ta rke A u f h e l l u n g der reeh t sse i t igen H e r d e bei genau

demselben U m f a n g u n d derse lben F o r m vorhanden . Die K a v e r n e is t hel ler , aber ebenso gross .

Page 60: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

270 lteinrich Gerhartz. [60

X. Doppelseitige, hauptsKehlieh reehtsseitige, disseminiert klein. knotige kavern~se Lungentuberkulose.

V o r g e s c h i c h t e . Die bei der Aufnahme (4. Januar 1915) 28 Jahre alte Frau wurde wahrscheinlich (lurch ihren Mann, der an Luugen- und Kehl- kopfluberkulose leidet, infiziert. St~irkere Erscheinungen einer Lungentuberkulose machten sich zuerst 1912 bemerkbar. Die Frau erlitt im Februar und Juni 1912 eine starke, 1913 eine geringe H~moptoe. Von M~irz 1912 an war die Kranke */2 Jahr lang heiser. Die Beschwerden steigerten sich mehr und mehr. Im Sommer 1914 war die Frau so rr~att, dass sie sich kaum noch aufrecht halten konnte. Sie litt sehr an Luftinangel, starkem, bis zum Erbrechen sich steigernden Husten, der besonders abends die Nahrungsaufnahme st0rte, sehr heftigen Schmerzen, die znerst im Dezember 1913 auftraten und besonders yon Juni 1914 bis zum Ja.nuar 1915 immer s ~ r k e r wurden, an Kr~fteverfall und Herzklopfen. Amenorrhoe besteht seit Oktober 1914.

Bei der Aufnahme wird noch tiber heftige Schmerzen geklagt, die haupt- s/ichlich rechts hinten unterhalb des Schulterblattes loka|isiert werden, fiber grosses Mattigkeitsgeffihl und rasche Ermfidung, Neigung zu Herzklopfen, Husten und Auswm'f und Appefitlosigkeit.

B e f u nd . Die Kranke ist eine schm/ichtige, mittelgrossc, nut 101 Pfund schwere Frau mit blasser diinner Haut und hektisch gerSteten Wangen, einge- fallener Mandibulargegend und stets kfihlen Extremit~iten. Es besieht eine geringe linkskonvexe Skoliose. Die besonders rechts steil abfallenden Rippen sind an dem infantilen, paralytischen, sehr schmalen, besonders auch an der oberen Apertur engen Thorax deutlich sichtbar. Die Mo h r e n h e i m schen Gruben sind auf beiden Seiten gleich stark vorhanden. Schulter, Schlfissel- bein und Brustwarze stehen rechts etwas tiefer als links. Beide Klavikeln springen vor. An der sternalen Ansatzstelle des 1. Rippenknorpels ist nur geringe Gelenkigkeit vorhanden. Die 2. Rippe geht als gerundeter Grat fiber das Sternum. Das rechte Schulterblatt ist der Wirbels/~ule angenahert und steht vom Thorax ab. Beim Armbeugen ist deutlich Skapularknacken ffih|bar. Die rechtsseitigen Thoraxmuskeln sind etwas rigider als die linksseitigen.

Die Krazlke wurde infolge des Krieges yon mir selbst bei der Aufnahme nicht untersucht.

Das R 6 n t g e n b i l d vom 16. Dezember 1914, das 20 Tage vor der Aufnahme der Kranken in die Klinik angefertigt wurde, llisst im rechten Lungen- re!d, soweit die Mamma die Beobachtung nicht stSrt, eine fast gleichm/issige Dissemination noch nicht hirsekorngrosser bis erbsengrosser KnStchen erkennen. Im rechten Oberlappen ist eine teilweise geffillte Kaverne (Fig. 32) sichtbar, die yon der Mitte der rechten .Kiavikula bis zur H6he des unteren Randes der 2. vorderen Rippe und fast (lurch die ganze Breite des Lungenfeldes hindurch reicht. In der liuken Lunge ist ebenfalls eine fast gleichm~ssige Dissemination hirsekorngrosser KnStchen zu sehen; nur in der HShe der 3. vorderen linken Rippe f/ilK ein gr5sserer, homogener, etwa walnussgrosser Knoten auf. In der linken Spitze ist eine bis zur Klavikula reichende, dfinnwandige Kaverne, unterhalb des peripheren Endes der linken Klaviku!a eine unregelm/issiger gestaltete, anscheinend aus zwel zusammengesetzte, vorhanden, l)as rechte Lungenfeld, namentlich auch die rechte Spitze, ist dunkler als die linke. Die linke unterste Lungenpartie ist handbreit frei.

Page 61: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

61] Rot l icht therapie der Lungen tube rku lose . 271

Die K 5 r p e r t e m l) e r a t u r verl~iuft unregelmi iss ig . Die A b e n d t e m p e r a t u r steigt ;m nmnchen Tagen au f 38,8 :~ C, bleibt m i t u n t e r auch un ie r der Morgen-

F ig . 32.

Fa l l X : K a v e r n e n s i t u s .

tempera tur . Die P u 1 s z a h l s chwank t zwi schen 104 u. 120 P u l s e n ; am me i s t en liegt sie bei 108 Pulsen. Narkot ika s ind ffiglich no twendig zur Bek/ impfung des

Fig. 33.

Fall X: Befund Ende Mttrz 1915.

i iussers t heft igen und har tni ickigen H u s t e n s sowie der S c h m e r z e n . Die Kranke kann sich nicht a u s s e r Bett aufhal ten .

Page 62: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

272 Heinrich Gerhartz. [62

B e s t r a h l u n g . Vom 12. Januar 1915 an wird die Kranke bestrahlt. In die Zeit bis zum 2L Mai 1915 (164 ~Ta, ge) fallen 130 Bestrahlungen mit einer mittleren Dauer yon 31 Minuten. Die Bestrahlungen werden noch fort- gesetz[.

W e i t e r v e r l a u f . Ende M~rz 19t5 wird folgender p h y s i k a l i s c h c r B e f u n d erhoben (Fig. 33): Auf der rechten Seite besteht vorn bis zum 2. [nterkostalraum einschliesslich Tympanie, tiber der 3. Rippe S c h a 11 d ~t m p - f u n g, auch yore oberen Rand der 4. Rippe an ist der Perkussionsschall un- deutlich gediimpft. Links vorn ist tiber der ganzen Lunge 1)itmpfung vorhanden. Hin|en reich[ die Oberlappend/impfung rechts bis zur Mitre zwischen 6. und 7., links bis zur Mitre zwischen 7. und 8. Proc. spin. thor. herab.

Bei der A u s k u l l a t i o n wird vorn tiber beiden Spitzen und fiber der ganzen linken Lunge versch/irftes Atmen geh6rt, hn I. lnterkostalraum sind

11 j '",,/ 9

Fig. 34.

Fall X: Befund Ende Juni 1915.

m.assig reichliche feinblasige Rasselger~iusche zu finden. Im 2. rechten Inter- kostalraum ist nichts zu h6ren, dagegen im 3. Interkostalraum reichlich kon- sonierendes Rasseln und Knarren. Auch im 4. Interkostalraum ist noch etwas Knarren zu h5ren.

Hinten ist rechts fiber der Spitze das Atemger~usch bronchial. W~thrend des Beginnes des lnspirationsger~iusches h5rt man ganz vereinzelt knackende Nebenger/iusche. In SpinahShe sind sp~trliche mittelgrossblasige knackende Rassel- ger/iusche vorhanden. Unten treten vom Schulterblattwinkel an reichlicher fein- blasige, ganz unten auch mitte[grossblasige konsonierende Rasselger/iusche auf. Links fehlen katarrhalische Nebengerausche. Hier ist tiber der unteren Skapula und etwas unterhalb verscharftes Atmen zu hSren. 0ber der rechten Achsel- h6hle ist miissig reichliches weiches Rasseln vorhanden, fiber der linken nur versch~irftes Atmen.

E r g e b n i s . Ende Juni 1915, bei Abschluss dieses Berichtes, sind die D i i m p f u n g s g r e n z e n nur undeutlich zu bestimmen. Die R a s s e 1 g e r ~i u s c h e (Fig. 34) sind noch mit Ausnahme ge-

Page 63: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

63] Ilotlichitherai)ie der Lungentul:erkulose. 273

legentlieh im linken Interskapularraume an mnschriebener Stelle hSrbaren Giemens noeh auf die rechte Seite besehrgnkt. Dort be- sitzen sie vorn allein fiber der Spit~e noch feuc'hten Charakter; weiter abwiirts sind nur Giemen, Brummen, Knarren und Knirsehen miissig reiehlieh z.xt linden. Hinten reehts wird in SpinahShe mi~ssqg reiehlieh Knistern, iiber der Spitze sp~trlieh Giemen, vom Ende der Skap~la ab noch wie fr(iher reiehlieh mittelgrossblasiges ILasseln gehSrt.

R 5 n t g e n o 1 o g i s e 11 ist bereits Anfang Mai ein starker tliiek- gang der linksseitigen kleinknotigen Dissemination zu linden. Auf der reehten Seite ist in der H6he des 4. vorderen Interkostalraumes medial Aufhellung in dem vorher stark verdunkelten untersten Lungenfeldabsehnitt aufgetreten. Aus diesem und dem tibrigen physi- kalisehen Befund scheint hervorz.ugehen, dass das' vorher stark pro- gredient erseheinende Leiden keine siehtbaren weiteren Fortsehrit te gemaeht hat.

Ftir eine Besserung sprieht der sonstige klinisehe Befund. Die Kranke ist seit l~Iitte M/~rz 1915 wieder hinreiehend krgftig, um ausser Bert sieh aul'znhalten und herumzugehen. Die K 5 r p e r - t e m p e r a t u r , die in den ersten 14 Tagen nae'h der A ufnahme der Kranken (4.--17. I. 1915) abends bei 38,2 o C Mittelwert lag und nooh Ende Februar bis 39,2 heraufging, hat in den 14 Tagen veto 26. Hiirz his 8. April 1915 nur noeh eine mittlere abendliche H6he yon 37,9 ~ C, beim Absehluss diesea Berichtes in der Zeit vom 15. his 28. auni 1915 einse'hliesslich im Mittel morgens -36,3 o, abends 37,70 C (axillar). Hohe Temperaturen werden viel seltener als frtiher erreieht. Die P u 1 s z a h 1 betriigt ( i ra Mittel der 14 tiigigen morgendliehen und abendliehen Temp,eraturen) zuletz.t 90, wiihrend sie in den ersten 14 Tagen 110 betrug. In den beiden Wochen yon Ende Mi~rz b,is Mitre Apri l 1915 hatte die Kranke pro Tag noch 45 ecm S p u t u m ausgeworfen, in den letz.ten nur 37. Ftir die iilteste Zeit fehlen die Angaben. Der H u s t e n ist am Tage noeh sehr l~tstig, aber nieht mehr se'hmerzhaft. Naehts fehlt er jetat. Das K 5 r p e r g e w i e h t , das wiihrend des klinis.chen Aufenthaltes (seit Januar 1915) noe'h vom 18. Januar b,is 2. Februar um 1,5 kg gefallen war, hat seitdem wieder his Anfang April um 2,5 kg zugenommen. Eine H i i m o p t o e ist nie'ht wieder aufgetreten.

XI. Doppelseitige sehwere fieberhafte Lungentuberkulose. Kehl- kopftuberkulose. Diabetes.

V o r g e s c h i c h t e . Der Kranke, bei der Aufnahme (9. V. 19t4) 50 Jahre alt, bemerkte 1912 die ersten Zeichen eines Diabetes, zu dem seine Familie

Page 64: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

274 Ileinrich Gerharlz. [64

disponiert is!. Etwa gleichzeitig begann er auch zu husten. Herbs! 1912 traten Hals- und Brustscbmerzen, st/irkerer Husten, etwas Auswurf und Heiserkeit auf. Das KSrpergewicht begann abzunehmen. Trotzdem 'versah der Kranke seinen FSrsterberuf wetter. Nach ether anf/inglichen-Besserung im Friihjahr 1913 ver- schlimmerte sich der Zustand im Winter yon 1913 auf 1914 wieder. Anfang Mai 1914 stellte sich H~.moptoe ein und im Anschiuss daran grosse Mattigkeit, starker Naehtschweiss, st/irkerer Durst, starke Gewichtsabnahme, so dass der Kranke sich vSllig unfiihig sah, seinen Dienst wetter zu versorgen.

B e f u n d. Es handel! sich um einen mittelkrMtigen, sich aufrecht halten- den Mann, der noch in leidlich gutem Ern/ihrungszustand sich befindet. GrSsse 1,67 m. Im Ham werden Albumen, Azeton ul~(l~ bei kohlehydratfreier Kost, noch 1,1--1,3Oo Zueker gefunden. Die Azetonurie wird bald beseitigt, (lie Zuckerausscheidung auf ganz geringe Werte gebraeht. Die ![arnmenge steigt nie iiber 2,2 Liter pro Tag.

,1

Fal l 35.

f

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L

Fall XI: Anfangsbefund (Aafang Mat 1914).

Der sons! normal gebaute, relativ breit gespannte Brustkorh des Kranken is! nu t oben etwas fla.eh. Die Rippen sind nieht Sichtbar, die Supraklavikular- gruben nicht eingesunken; eher !st die linke etwas vorgewSlbt. Klavikula, Akromioa und Brustwarze stehen rechts ein wenig tiefer. Der Sternokleido- mastoideus !st rechts rigider als l inks; die iibrigen Thoraxmuskeln sind beider- seits gleich resistent.

P h y s i k a l i s c h e r B e f u n d (Fig. 35): Die rechie Lungenspitze sieht etwas tiefer als die l inke. Vorn !st iiber dem Oberlappen rechts h i s zur Mitte des 2. Interkostalraumes, links bis zur Mitte der 2. Rippe D ~ m p f u n g vor- handen. Hinten reich! die Oberla.ppend/impfung rechts bis zur Mitre zwischen 4. und 5., links his zum 5. Brust.w;irbeldornfortsatz. Links hinten unten er- streckt sich noch eine wenig starke Schalld/impfung yore 8. Proc. spin. thor. his zum unteren, gut verschieblichen Lungenra.nd (11. Proc. spin. thor.).

A u s k u l t a t o r i s e h wird vorn fiber der rechten Spitze Bronchial- a tmea mit vereinzelten knisternden Nebenger/iuschen, ira 1. Interkostalraum versch/i.rftes Aimen ohne Katarrh gefunden, lm 2. rechten Interkostalraum

Page 65: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

65] Rotliehttherapie der Lungentuberkulose. 275

ist das Inspirium verseh~irft, das Exspirium normal. Im 3. reehten Interkostal- raum ist das Exspirationsgeriiuseh verllingert. [~ber-der linken Spitze ist vorn verliingertes und verseh~trftes Exspirium mit vereinzeltem groben Knaeken zu hOren. Im 1. linken Interkostalru.um ist alas Atemgerfi.usch bronchial, im 2. Interkostalraum das Exspirium verl~ngert. Hinten reehts und links im Be- reiehe der Oberlappendiimpfung ist das Atemger~iuseh bronchial.

Im R5 n t g e n b i l d ist r e e h t s e i n e yon der Spitze his zur 3. vorderen Rippe reiehende mittelgrossknotige Besehattung zu sehen, die in Kleinknoten- und Strangform noeh welter abwfrts fiihrt und in der H6he des reehten Sehliissel- beines in einem Durehmesser yon 5 6 em homogen verdiehtet ist. Eine eben- solehe diffuse Sehaltenverdiehtung ist voln 4. reehten vorderen Interkostalraum ab in der peripherisehen HMfte des Lungenfeldes zu sehen. Beide Herdschatten stehen mit dem Hilus in Verbindung. Das reehte Zwerehfell steht hoeh. L i n k s reieht der Oberlappenprozess in grossknotiger und fast diffuser Form bis in den 2. vorderen Interkostalra.um hinein, in hellen, mittelgrossknotigen Sebattenherden his zum 3. 4. vorderen linken Interkostalraum.

Der A u s w u r f , der aus wenigen kleinen eitrigen Ballen besteht und in den ersten 8 Tageu mit Blur untermiseht ist, wird den Tag fiber gleieh- massig und ohne Mfihe entleert. In den ersten 4 Tagen erreieht die A b e n d - t e m p e r a t u r 38,60 C; in der Folge steigt sie noeh einmal his 37,9, bleibt ,'tber sonst zwisehen 37,0 und 37,6 ~ C. Die R e s p i r a t i o n s f r e q u e n z betr~igt am Ende der 37tligigen ;Beobaehtungszeit noeh 18--22; Husten und Auswurf sind weniger geworden.

K e h l k o p f: Auf dem ganzen reehten Stimmband sind zu dieser Zeit noeh Granulationen und Erosionen, die zum Tell den freien Rand iiberragen und in den subglottiseben I/aum herunterragen, vorhanden (Dr. S t a m m e n).

B e s t r a h l u u g . l)er Kranke wird in der Zeit vom 15. VI. 19 l l his 1. VIII. 1914 einsehliesslieh 41 real mit einer mittleren Dauer yon 22 Minuten l~eslrahlt. Anfangs (bis zum 19. VII. einsebliesslieh) wird 27 real Neonlieht an- gewandt. Es wird nut Brustkorb und Rfieken den Strahlen direkt ausgesetzt, nicht der Kehlkopf.

V e r l a u f . Der Kranke kann Ende Juni, 14 Tage naeh den Bestrahlungen, wieder ausgehen. Die Stimme ist wesentlieh besser geworden, ub, vr aue.'h bei der Entlassung noeh etwas heiser. Vom 2. Juli 1914 ab. se'hwindet tier A u s w u r f vollst~ndig. Der Kranke h u s t e t nieJht mehr, ausser b.ei vielem Si0,reehen und lautem Laehen. Er s c h w i t z t nur noeh sehr selten. Das friihere Mattigkeitsgeftihl is~ ganz weg. Der Kranke hat yore 20. Ma.i his 29. Juli 1914 sein G e w i c h t u m 4 kgvermehr t . T e m p . e r a t , u r , P u l s u n d A t e m - z a h l sind vom 17. Bestrahlung'stag an vSllig normal. Aueh der p h y s i k a l i s e h e B e f u n d ist gebessert (Fig. 36):

Reehls besteht DSnlpfung fiber dem Oberlappen bis zum unteren Rand der 3. Rippe, links fiber der Spitze und welter abwS.rts bis zum oberen Rand der 2. Rippe. Die Spitze steht 11/2 em fiber der Klavikula. Hinten reehts ist Dii.mpfung fiber dem Oberlappen bis herunter bis zum 5. Proe. spin. thor. vor- handen. Der Fremitus ist reehts viel stS.rker als links. Reehts ist fiber der ged~mpften Partie Bronehialatmen, kein Katarrh vorhanden, links fiber dem D/impfungsbereieh sakkadiertes Atmen. Im 2. lnterkostalraum ist das Inspirium

�9 Boitr/tge zur Klinik der Taberkuloso. Bd. X X X l g . tI. 3. 1 8

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276 tieinrieh Gerhartz. [66

versehSrft, das Exspirium n:trmal. Hinten ist rechts ebenfalls Bronehialatmen fiber dem [}Smpfungsfeld zu finden, weiter abwiirts versehSrftes In- und normales Exspirium. [:'tier der linken Spitze hSrt man Bronehialatmen. In der oberen Skapulargegend verseh~irftes In- und normales Exspirium.

Es ist also n i rgends mehr eine Spur K~tarrh vorhanden. Im l ~ 6 n t g e n b i l d vom 19. Jul i 1914 ist reehts noeh eine

Verdunke lung des ob,~ren Lungenfelde~, u n d zwar eine mehr homo- gene, wenig'er distinkte Herdze iehnung mit deutl ieher Verkle inerung

Fig-. 36.

Fall XI" Endbefund (Ende Juli 1914).

der Herdscha t t en sichtbar. E ine s~ rke r e Verd ich tung ist unten seitlich vorhanden. Das Zwerehfell steht noeh hSher.

L inks ist die Sp,it~e stark aufgehellt . Eine ebenso deutlielle Aufhe l lung ist im 1. und 2. In te rkos ta l raum vorhanden. Besonders im per ipheren Teil des 2. In te rkos ta l raumes ist ein starker ROck- gang der Herde z:u sehen. Es ergibt sieh also hier eine s~arke Auf- hel lung der l inksseit igen Prozesse und der reohten Spitze.

XI[. Homogenherdige Tuberkulose in der Form tier k:,isigen Pneu- monie bei kleinknotige.r, disseminierter (chronischer flbr~ser peri-

bronchitischer) Spitzentuberkulose.

V o r g e s c h i c h t e . Der bei der Aufnahmo (16. Mai 1914) 45 Jahre alte, bis dahin yon Tuberkulosezeichen, ausser einer seit einenl Jahre bemerkten Abnahme des KSrpergewichtes, freie Kranke erkrankte am 4. Mai 1914 pl6tzlieh mit hoDem Fieber, Sehiittetfrost, bellendem tfusten, reehtsseitigen Bruststichen und mit starker Atemnot, Besehwerden, die sieh haupts~tehlieh naehts geltend maehten. Alhnfihlieh klangen diese Erseheinungen etwas ab.

Als der Kranke aufgenommen wurde, hatte er noeh fiber starke Kurzatmig- keit, steehende reehtsseitige Brustsehmerzen, tiber Kopfsehmerzen und fast

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67] Pmtlichlflmrapie dot lmngenhO:erkuh~se. 277

lrockenen l|usten, iiber Al)l)etitlosigkeit und grosse Maltigkeit zu klagen. Er fieberte noeh hoeh.

B e f u n d . l)er Kranke ist ein 1,57 m grosset, mittelkriiftiger, magerer, Hasser Mam~ in schleehtem Ern~thrungszustand. HS, moglobin naeh S a h l i 60o/o. ller normale, etwas breite Brustkorb lfisst besonders vorn links oben die Rippen deufiieh sehen. Die reehte Klavikula springt sehr wenig vor. Die M o h r e n- h e i msehe Grube ist reehts deutlieh ausgepr/:igt. Ktavikula und Akromion stehen reehts eine Spur t iefer-als links. Die rechte Sehulter weist geringere respiratorisehe Bewegungen als die linke auf. Die reehte Seite sehleppt fiber- haupt bei der Atmung naeh. Zwischen reehter und linker Thoraxhiilfte besteht hinsiehflieh des Umfanges eine in- und exspiratorisehe l)ifferenz yon je 2 em (reehls 43/41, links 44/42 era). Es besteht nirgends eine deutliche Einsenkung. l)ie Gelenkigkeit am sternalea Ansatz tles 1. Rippenknorpels ist gering.

i

Fig. 37.

Fall XII: Aufnahmobefund.

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Au[ der vorderen Bruslseile sind die Hautvenen beiderseils sichtbar aber links starker als rechts. Beim V a l s a l v a schen Versuch schweilen haupt- s~ichlich die Venen oberhaib und - - weniger - - mderhalb der Klavikula beider- seits gleich stark an. Die Temporalvenen sind links welter als rechts.

Leichle Schalld~mpfung (Fig. 37) besteht fiber den Lungeu vorn fiber beiden Spitzen, hinten links bis zum 4., rechts bis zum (3. Brustwirbel, ferner sehr stark rechts lfinten unten vmn 9. Dornfortsatz bis zur unteren Grenze (11. ]/is 12. Brustwirbeldornfortsatz). Die rechte Spitze steht etwas tiefer als die linke. Der Fremitus ist rechts hinten unten sehr verst~rkt. ~ber den Spitzen ist vorn bis zur 2. Rippe verlgngertes Exspiriurn, hinten verseh/irfles Almungsger~iusch zu h6ren. Rechts hinten ist yon der Mitre des Schulterblattes all bis ~mten bin Knisterrasseln wahrzunehmen. Im Sputum sind sehr viele Tuberkelbazillen. Die P i r q u e t s c h e Probe fallt positiv aus.

4 Tage sparer, am 20. Mai, finder sich yore 7. Brustwirbeldornfortsatz an D.~lpfung und Knisterrasseln. Die K 6 r p e r t e m p e r a t u r hat in den ersten Tagen a~ h~ufigsten abends ihr Maximum (--39,7o C rekt.). Die P u l s z a h l liegl zwischen 90 und 102, die Atemzahl ist gew6hnlieh 24. Der

18"

Page 68: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

278 tleinrich Gerhariz. [68

Zustand zeigt in tier nitchsten Zeit trotz gelegentlicher Pyramidongaben keine Neigung zur Besserung. Es werden im Gegenleil immer hOhere Temperaturen erreicht ( - -400 C rekt.). Die Puls- und Atemzahl liegt auch racist h0her. Die S e h l a f l o s i g k e i t ist noch ebenso hoehgradig, der l [ u s t e n r e i z lrotz Narkolicis noeh sehr l~islig.

Am 14. Juni 1914 wird mit den B e s t r a h 1 u n g e n begonnen. Zuerst wird Neonliehi, sp~iter Bogenlieht verwandt. In der Zeit vom 13. aunt 1914 his 22. August 1914 einsehliesslieh wird die reehte Thor~xhMfte des Kranken (;(; nlal niit einer mittleren Dauer yon 39 Minuten ])estrahlt.

Del' p h y s i k a l i s e h e L u n g e n l ) e f u n ( l ist zu dieser Zeit fl)lg(,n(l(w (Fig. 38 ) : Die rechtsseitige SpilzendSmpfung reieht vorn his zur Mille des 1. Inlerkoslalraumes und wml oberen Rand der 2. zlt dein der 4. ]/il)pe ; h in len Iris zum 3. Proc. spin. ; (lie untere in tens ive l)~hnpfung ] toginnt am 7. Dornfortsatz.

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Fig. 38,

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Fall XII: Befund beim Beginn der Bestrahlungen (Mitte Juni 1914).

Vorn werden iiber tler rechten Spitze Bronchialatmen uml feinbh~sige feuchte Rasselgerihische wahrgenonunen, hn 1. lnierkostalratnn ist das Ah, m- geritusch versch/irft; Katarrh fehlt, hn 2. mnl 3. hlterkostah'aun~ sind hl- luld Exspirium verschiirft; cs ist ]lier sehr splirliches feinhlasiges knackendes ])<asseln bzw. Knisiern zu hOren.

ttinten ist fiber der rechten Spitze alas lnspiriuni wenig versch{irft, das Exspirium normal laut; es weist abet sohr spDtrliches feinblasiges ]{asseln auf. Vom Schulterl)lattgrat an ist nach unten zu ahnehmendes Knisterrasseln vor- handen, l)er Zustand hat also an Ausdehnung zugenonml(m. Sowohl der [rni- fang des 17nlerlappenprozesses wie dor Spitzenkalarrh hat sich vergr0ssert.

Das R ( 3 n t g e n b i l d vom 17. V. 1914 gibt folgeliden Befund: Rechtes Lungenfeld kleincr und wenigcr durchliissig als das linke. Gleichstand dor Claviculae. Rechts lnterkoslalriimne verkleinert; Rippen sieil abfallend. Rechle Spitze dunkel. Vom Hihis aus dichte Schatlenziige nach (let' Spitze zu. Siarke Schatt, enverdichiung yon der 4. Rippe (vorn) ab, yore 7. Brusiwirbel an abwi~ris diffuse Verdichtulig. Die Trachea verliiuft ill geradem Zuge auf der rechten

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(i9] Rotlichtlher~q)ie (ler LungeH{ul:erkulose. 279

]f~ilfle ,ler WirbelsSule, ist abet nicht ausgebogen. Zwerchfellkui)pe rechts iu der llSbe des 8.--9. Brustwirbels.

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Fig. 39.

Fall X I [ : Endbefund (Ende Jul i 1914).

Ill der Aufuahme yore 1. Bestrahlungstage zeigt sich dasselbe; nur ist dcr Spitzenschatten nocb dicbter. Man sieht ferner kleinknotige Einlagerungen im 1. lnterkostalraum. Ein sehr dichter diffuser Schattenherd mit eben sicht-

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Fig. 40.

Fall XII .

Befund am 17. Mai 1914. - Befund am 21. Jul i 1914.

1)arch, eingelagerten, grossknotigen, runden Herdeu beginut yon der H6he des 7. Brustwirbels an. l)er Zwerchfellstand hat sich nieht verSndert.

Der p h y s i k a l i s c h e B e f u n d war Ende Juli 1914, 1 Monat vor der Eutlassung, folgender (Fig. 39): V o r n rechts besteht D~mpfung fiber der

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280 Heinrich Gerhartz. [70

Page 71: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

71] Rotlichttherapie der Lungentul~erkulose. 281

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282 Heinrich Gerhartz. [72

L.ungenspitze, die 2 cm weir fiber das Schlfisselbein hinausreicht. Unten be- steht D~impfung yore unteren Rand der 4. Rippe an. Links ist fiber .der Spitze, die 11/2 cm iiber die Klavikula hina/mgeht, de/ Klopfschall ged~mpft.

H i n t en recbts besteht eine geringe D~npfung yore 1. Proc. spin. thor. his zur Mitre zwischen 3. und 4. Proc. spin. thor. Welter unten ist vom oberen Rand des 9. Proc. spin. thor. an intensive Schalld~mpfung vorhanden. Links ist eine geringe .Schallverkfirzung vom oberen Rand des 1. Proc. spin. thor. bis zum unteren des 2. Brustwirbeldornfortsatzes vorhanden. Die untere Lungen- grenze steht in der HShe des 11. Brustwirbeldornfortsatzes. Der Fremitus ist rechts hinten viel st~.rker als links. V o r n ist rechts fiber der Lungenspitze. rauhes Inspirium und verl~ingertes Exspirium, yon der rechten Klavikula bis zur Mitre des 2. Interskapularraumes versct~trftes Inspirium, weiter abw~irts bronchiales Inspirium und normales Exspirium zu hSren. Vorn links wird fiber der Spitze auf der HOhe des Inspiriums selten ein knackendes Neben- geriiusch gefunden. H i n t en rechts ist das Atmen fiber der Spitze his zum 2. Proc. spin. thor. abgeschw~cht. Vom 5. Brustwirbeldornfortsatz an bis unten hin ist besonders im unteren Tell noch sehr reichlich Knisterrasseln im ln- spirium zu hSren. Das Exspirationsgergusch ist kaum zu hSren.

W i i h r e n d d e r B~stra .hlung ha t s i ch also der U m f a n g der oberen

u n s i e h e r e n D~mpgungsfe lde r l inks ve r r inge r t , r ech t s um e ine Spur

ve rgrSsse r t . V o m Sp, i tzenkatar rh i s t l i nks n u r noeh eine Spur troc 'kenen K a t a r r h s vo rhanden . Die ~usku l t a to r i s chen E r s c h e i n u n g e n

f iber dem rech ten U n t e r l a p p e n s ind ebenfa l l s sowohl vorn wie h in ten

v e r r i n g e r t zu hSren.

Eine Punktion, dig rechts hinten unten in der Skapularlinie vorgenommen wird, fSrdert sehr zahlreiche verfettete und stark pigmentierte Alveolarepithelien und Endothelien, Erythrozyten und zahlreicbe freie Fettzellen zutage. Man fiihlt beim Einstich den Widerstand einer starken Schwarte.

Das R 6 n t g e n b i 1 d (21. J u l i 1914) weis t den f r i ihe ren Befund a u f : e inen ausserordent l ic 'h d i ch ten reeh t s se i t igen H e r d yon der HShe

des 7. B r u s t w i r b e l s an abwiir ts . Ev hande l t s ieh um eine dif fuse

V e r d i c h t u n g ohne D i f f e r e n z i e r u n g und mi t je tz t sehr sc 'harfer Ab-

g r e n z a n g nach ob.en. Die reeh te Sp,itz,e is t e twas hel ler . Die klein-

kno t igen H e r d c l m n s ind im 1. I n t e r k o s t a l r a u m his zur P e r i p h e r i e

h in deu t l i eh s ich tbar . R6n tgeno log i seh ha t s ieh also eine s ~ r k e r e

V e r d i e h t u n g mi t sehi4rferer Abgrenz :ung t ier ganzen reeh ten Lunge

herausgeb, i ldet . Das vo rhe r ve rk l e ine r t e rechte L unge n fe ld ha t s ieh

wieder a u s g e d e h n t (s. F ig . 40).

E r g e b . n i s d e r B e s t r a h l u n g : Das A l l g e m e i n b e -

f i n d e n is t b,ei der E n t l a s s u n g (20. A u g u s t 1914) wes~enfli~h besser .

Der Kranke , .der f r f iher stets b,3ttli4gerig u n d sehr h inf i i l l ig gewesen

ist, k a n n nun a u f sein und spaz ie ren gehen. A l l e r d i n g s e rmi ide t

er noch bald. Sehweres Krankhe i t s~e f f ih l bes teht n i ch t mehr , wohl

noch e ine gewisse S c h l a p ? h e i t der Gl ieder . Seit Mitre J u l i 1914

bes teh t ke ine K u r z a t m i g k e i t mehr . A m 25. J u l i 1914 haben die

Page 73: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

73] Rotlichttherapie der Lungentuberkulose. 283

N a c h t s c h w e i s s e aufgehSr t . Die f r i ihe re N e i g u n g z u N a s e n -

b 1 u t e n hat s ich ver lo ren . Die F i n g e r weisen e ine A n d e u t u n g yon

T rommel seh l ege l f i nge rn auf. Ab. und zu - - gewShn l i ch morgens

fr t ih - - bes teh t noc'h etwas H u s t e n , der a b e t n i ch t l i is t ig fMlt.

Ende J u l i da.gegen w u r d e noeh geba l l te r , mt inzenf6 rmige r , r e in

e i t r iger , g rasgr t ine r , bzw. g r a u e r A u s w u r f ent leer t . AuCh k le ine l in senfSrmige Teile wurden damal s exp,ektoriert . Der A u s w u r f g ing

i m m e r le icht heraus . Bei der E n t l a s s u n g w i rd n u r noch sel ten ausgeworfen . Der Baz i l l enbe fund war noc'h ein Monat vor de r Ent -

l a s sung s ta rk p~)sitiv; es w a r e n noch b,is zu 50 Baz i l l en und m e h r

im Gesichts fe ld zu f inden.

Die A t e m z a h l betr i igt bei der E n t l a s s u n g 20---24 Zfige. Der P u l s ist noch e twas hoCh. Die T e m p , e r a t u r , d ie bei Beg'iml

der B e s t r a h l n n g noeh d ie N e i g u n g zu we i t e r em A n s t i e g e r k e n n e n

liess, und noch an den B e s t r a h l u n g s t a g e n b,iu 39,40 C (rekt . ) siCh

erhob, g ing , besonder s sei t de r A u f n a h m e der Bogen l i6h tbes t rah- l u n g e a (Fig. 41), au f ganz no rma le W e r t e he run te r . N u r e inmal

noch w u r d e im le tz ten Monat vo r de r E n t l a s s u n g eine ab,~ndliche

R e k t a l t e m p e r a t u r yon 37,7 o C er re ich t .

Der H ii m o g" 1 o b, i n g e h a 1 t des Blutes w a r be re i t s e inen Monat

v e t der E n t l a s s u n g um 10O/o ges t iegen.

XIII. HauptsKchlich rechtsseitige homogenherdige Lungen- tuberkulose.

V o r g e s c h i c h t e. Der Kranke, ein Bau~rbeiter, der heredit~ir belastet ist, wurde wegen Lungentuberkulose vom Milit~ir entlassen. Im Alter yon 29 Jahren stellten sich bei ihm stitrkere Zeichen einer tuberkul6sen Lungen- erkrankung ein: leichte Ermiidbarkeit, Kurzatmigkeit, Sctunerzen beim Atmen. Viermaliger monatelanger Aufenthalt in Heilst~tten und Krankenh~tusern besserte den Zustand nicht wesentlicb. Bei der Aufnahme am 2. Januar 1914 hat ~er Kranke noch fiber grosse Mattigkeit, schmerzhaften Husten und Auswurf und hauptsiichlich rcchtsseitige Brustschmerzen zu klagen.

Be f u n d . Der Ern~ibrungszustand des 31 Jahre alien, 1,65 m grossen, blassen Mannes ist schlecht. Das Gewicht betr~igt 59 kg. H~moglobin (S a h l i ) 78% . Die P i r q u e t p r o b e ist t)ositiv.

Der Brustkorb ist flach, aber gut - - und beiderseits ziemlich gleich - - liiftbar (Exspiration 89, Inspiration 93 cm); die Oberschltisselbeingruben sind rechts wie links, besonders aber rechts, eingesunken. Beide Schultern stehen gleich hoch.

Die Lungenspitzen reichen gleich weir hinauf. Rechts - - und etwas weniger links - - besteht Spitzend~mpfung. Beide Spitzen weisen vorn Ver- schitrfung des Atemger~iusches und ndissig zahlrciche kleinblasige Rasselge- r~iusche, hinten verscldirftes Atemgeriiusch und weiter unten auch brummende Nebengeriiusche auf. Rechts hinten oben niihert sich das Atemger~tusch bron-

Page 74: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

284 ttcinrich Gcrhartz, [74

chialem. Bci der Aufnahme ist die Temperatur normal, Ptds 78--8~, Rcsp. 20--21.

hn l ( 6 n t g e n b i l d yore 5. Januar 1914 ist tiber dem untcrcn Sk;q)ula- abschnitt ungefiihr in der H6he der 1.--3. vordcren rcchtcn Rippe ein rund- licher, aus grossen Knoten zusammengesctzter Schattenherd in das periphcre rechte Lungenfeld eingelagcrt zu sehcn.

In dcr Folge verschlechtcrt sich wShrcnd dcr 11/~ Monate w~ihrenden Bcobachtungszeit der Zustand. K6rperternperatur, Puls- and Atemzahl stcigen an. Trotz l)yramidon bleibt die T e r n p e r a t u r fieberhaft. St~tndig werden vor Einleitung der Bestrahlunge~t und noch an dea crstcn Bcstrahlungstagen Abcndtempcraturcn his 38,0 o C, morgens hSherc Temperaturcn his 38,30 C beobachtct. Die P u l s z a h l bewegt sich zwischen 85 und 112 Pulsen. Die A t e m z a h l licgt ebenso hoch wie friiher. Die Mcnge des gcballt-eitrigen A u s w u r f s gcht an manchen Tagcn bis auf 40 ccm hcrauf, hie untcr 10 ccm

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Fig. 42.

Fall X I I I : Befund beim Beginn der Best rahlungen (Mitre Februar 1914).

herunter. Es tritt Blut im Auswurf auf. Der Husten fiihrt trotz Kodeingaben ab und zu zu Erbrcchen. Kreosot erweist sich ohne jede Wirkung.

Bci der Aufnahmc der B e s t r a h l u n g e n besteht (Fig. 42) Oberlappcn- diimpfung vorn rechts bis zum unteren Rand der 3. Rippe, hinten rechts bis zur H6he des 7. Dornfortsatzes.

Vorn wird tiber der rechten Spitze das Atemger~tusch fast bronchial ge- funden und sp~rlich Giemeu geh6rt, lm erstcn Intcrkostalraum ist das Atem- ger~usch wenigcr scharf. Es finden sich dort sehr spttrliche trockene Rassel- ger~iusche. Hintcn ist tiber der Spitze das Exspirium verschlirft und ver- l~ingert. W~ihrend des lnspiriums lassen sich spfi, rliche feinblasige Rassel- ger/iusche wahrnehmen. In der H6he des rechten Schulterblattgrats sind die inspiratorischen Rasselger~iusche zahlreicher; das Exsl)irium ist I)ronchial. In dcr Mitre (les rechten lnterskapularraumes herrscht Bronchialatmcn. Man h6rt hier ziemlich zahlreiche knisternde Rasselger~tusche. In der H6he des 7. Dorn- forlsatzes ist das Inspirium versch~irft, das Exspirium vcrl~tngert, aber nicht verschSrft; am Ende des Exspiriums werden hier sehr sp~irliche Rasselger~tusche

Page 75: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

75] llollichttherapie tier LungentulJerkulose. 285

gehSrt. [ber der linken Spitze wird - - bis in den linken Zwischenschulterblalt- winkel hincin holperiges Inspirium wahrgenommen. ['ber der rechten Achsel- hOhle wird ab und zu Giemen vernommen. Das Inspirium ist versehS_rft. Der physikalische Befund hat sieh also wesentlich versehleehtert.

Einen Monat naeh der ersten R S n t g e n a u f n a h m e sieht man im direkten Ansehluss an den reehten Hilus etwas oberhalb der Mitre des reehten Lungenfeldes quer dureh dieses ein homogenes Sehattenband hindurehziehen, das sowohl naeh oben strangfSrmige Auslgufer naeh tier Spitze, wie naeh unten aussen hin Verdiehtungsziige aussendet. Der vorher periphere Herd hat sich also naeh dem Mittelsehatten zu ausgedehnt.

B e s t r a h l u n g s t e e h n i k . l)er Kranke wird in der Zeit vom 19. Fe- bruar 1914 his zum 8. M~irz einsehliesslieh und vom 16. M~trz his zum {;. Mai 1914 einsehliesslieh 66real mit einer durehsehnittliehen Dauer yon 40 Minuten bestrahlt.

Fig. 43.

Fall X I I I : Befund Mitte Marz 1914.

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E r g e b n i s. Nach 14 t~giger Bes,trahlung sind die R a s s' e 1-

g e r i i u s c h e reehts hinten auf den unteren Ab,schnitt des Inter- skapularraumes b eschriinkt ; rechts vorn s'ind sie noch bis zur 3. R i p p e

auffindbar. 14 Tage spiiter (Fig. 43) fehlen die Basselgeriius~he rechts hinten vollkommen; rechts vorn sind sie weniger zahlreich und weniger ausgedetmt zu hSren. Links ob,en ist der Befund an Nebengeriiuschen im wesentlichen noeh derselbe.

Der Kranke wird auf Wunseh auf eine Woehe entlassen, dann abet wieder in Belmndlung genommen. Vom 10. April 1914: an b,leibt die T e m p e r a t u r v611ig normal. Der A l l g e m e i n a u - s t an d entsprieht dem guten Befinden. Das Auss'ehen ist besser. Die Dyspnoe hat sich vollkommen verloren. Der Appetit ist wesent- lich gebessert.

Page 76: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

286 Heinrieh Gerhartz. [76

Vorn reehts werden Mitte April 1914 (Fig. 44) iiber der Spitzc noeh auf der H6he des Inspiriums giemende Ger~usche gehbrt. Das Exspirium ist bier verl~tngert und verseh/trft. Im 1. rechten tnterkostalraum ist zwisehen Brust- bein und reehter Mammillarlinie das Exspirium noeh verlfingert, aber nieht mehr versehfirft; ausserhalb ist das Atemger~iuseh v611ig normal. Im 2. reehten Interkostalraum besteht dieht nebcn dem Sternum ebenfalls noeh verl~tngertes Exspirium, im 3. Interkostalraum und iiber der reehten Aehselgrube verseh~irftes Inspirium. Hinten ist an tier rechten und linken Spitze das Exspirium ver- l/ingert, sonst normal. Katarrh besteht aueh hier niehL

Bald ,darauf sind fiberhaup.t keine katarrhalischen Nebengerbmsehe mehr fiber der Lunge zu linden. Uber der reehten Spitze ist das

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Fig. 44.

Fall XIII : Befund 3 Woehen vor der Entlassung (Mitte April l.gll).

Exspir ium vorn wie hinten verl~ngert und versehi~rft, im 1. rechten vorderen Interkostalraum ist das Exsp.irium verlimgert, im fib,rigen

abet normal. Bei der E n t l a s s u n g , hat tier Kranke 27 fieb.erfreie Tage

hinter sieh. Die Morgentemperatur bewegt sieh zwischen 36,4 o C und 36,8 o C, die Abendtemperatur awis.ehen 37,1 und 37,40 C (rektal), die Pulszahl zwisehen 78 und 96 Pulsen. Die Atemzahl betri~gt gew6hnlieh 12 Atemz,tige Wo Minute. Auswurf wird nietlt mehr ent, leert. In der vorletzten Woche hat die tb, g liehe Auswurfmenge hie fiber drei Sp+atumbMlen betragen. Das Kbrpergewieht hat yon 59 auf 61 kg zugenommen. Der Kranke ist wieder roll arbeitsfiihig.

XIV. Fibriise, kaverniise Tuberkalose der reehten, geringe Tuber- kulose der linken Lunge. Kehlkopftuberkulose.

V o r g e s c h i e h t e . l)er Kranke, ein heredil~ir belasteter, bei (let' Auf- nahme (10. November 1914) 38 Jahre alter Maurer, erkrankte im l:rtihjahr 1913

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77] Roflichttherapie der Lungeniuberkulose. 287

rail Bluthusten, der sich yon da an, allnr~i.hlic|l weniger, alle paar Monate ein- s{ellte, l)azu tratcn luberkul6se Allgemeinerseheinungen und Kurzatmigkeit auf. :'~nfang Seplember 1914 wurde (tie St |mine heiser. Von September bis Dezember 1914 nahm das Gewicht merklich alL. Seit Ende Oktober 1914 wurde raschere Ermiidbarkeit heobaehtet. November 1914 "traten Fieber ( - -38 ,2 axill.) und Nachtsehweisse, Sehlaflosigkeit und reichlicher Auswurf auf. Zeitweise bestanden Leibschmerzen; Neigung zu l)urchf~illen oder Ohsfil)ation wurden jedoch nieht beol)aehtet.

Be| der A u f n a h m e (10. November 1914) beliistigt den Kranken 5fters ein heftiges Gefiihl yon Brustbeklemmung. I)er Kranke ffihlt sich, besonders morgens, sehr mall. I)er t tustcn |s t mit Brustschlnerzen und oft mit Erbrechen ver- J)unden. Abends, weniger nachts, pflegt er am st~i.rksten zu sein. Mitunter wird sehr hoher, klingender Ilusten und e• Keuchen wahrgenomme~. l)er Auswurf k<)mmt morgens leicht heraus, den Tag iiber |st die Expektc>ration

, I Fig. 45.

F'fll XTV: Hohlraume im rechten Lungenfeld.

5fters erschwert, l)er Auswurf |st schleimig-eitrig, zeitweise rein eitrig, ge- balll. Auch kiisige kleine BrSckel werden herausbefSrdert. Angeblich hat der Auswurf in letzter Zeit iil)len fauligea Oeruch,

B e f u n d . Es handelt sich um einen mittelkriiftigen, mageren blassen Menschen, der sich in leidlichem Ern~thrungszustand befindet. Der Thorax |s t normal gel)aut, nut an der oberen Ape~'tur etwas verengt. Rechts vorn in (let HSl'm des 1.--2. Interkostalraumes |st der Brustkorl) wenig eingesunken. Die rechte Seite schleppt be| der Atmung nach. Die Klavikeln springelt vor. Die rechte Supraklavikulargrube |st etwas tiefer als die linke. Von Thoraxmuskeln |s t der Sternokleidomastoideus rechts etwas rigider und be| der Palpation re - sistenter als normal, der Trapezius ~md Supraspinatus links. Die abendlichen Temperaturen gehen, be| normalen Morgentemperaturen, his 37,8; der Puls liegt be | 96--112 an den 3 erston Tagen. ])er Kranke wird he | der Aufnahme nicht you mir selbst xmtersucht.

Page 78: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

288 lIeinrich Gerhartz.. 178

Die R i J n t g e n a u f n a h m e yore 16. XI. 1914 zeigt eine starke Ver- dunkelung und Verkleinerung des reehten Spitzenfeldes, eine intensive Ver- st/irkung und Verdickung der reehtsseitigen Lungenzeiehnung mit Einlagerung mehrerer etwa walnussgrosser Hohlr~ume in das subklavikulare Lungenfeld (Fig. 45). Auf der linken Seite ist eine deutliehe Verdiekung und Verdunkelung der yore Hilus abw:,trtsziehenden Zfige vorhanden. Die linke Spitze ist nut leieht besehattet. Das linke Lungenfeld besitzt eine peribronehitisehe Zeiehnung, die bier eine st~rkere allgemeine Verdunkelung als auf der anderen Seite ver- nrsaeht. Zeiehen yon bronehiektatisehen Zerfallsprozessen fehlen hier.

Der Zustand versehleehtert sieh w/ihrend der 5 wTehigen Beobaehtungs- zeit eher als (lass er sieh bessert. Die Abendtemperatur erreieht kurz vor Einleitung der Bestrahlungen maximal 38,20 C. Die Pulszahl bewegt sieh noeh :~wisehen 96 und 104 Pulsen.

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Fig. J6.

Fall X I V : Befund Mitte Fobruar 1915.

B e s t r a h l u n g . Am 19. 1)ezember 1914 wird mit den Bestrahlungen begonnen. Bis zum 1. Mai 1915 wird der Brustkorb des Kranken 88real mit einer durchsehnit t l iehen Bestrahlungsdauer yon 32 Minuten mit Bogenlieht beliehtet. Der Kehlkopf wird nieht bestrahlt.

E r g ' e b n i s . Bei einer Untersne'hung am 12. II. 1915 wird der folgende Lungenbefund erhob,en (Fig. 46):

P e r k u s s o r i s c h : V o r n reehls: Es ist eine geringe D/tmpfung tiber dem Oberlappen bis zum unteren Rand der 2. Rippe naehzuweisen. Naeh unten zu ist Tympanie, vom oberen Rand der 4. Rippe an leiehte Sehalld~i~mp(tmg his unten bin vorhanden. Links findet sich geringgradige Dgmpfung fiber dem Oberlappen his zum unteren Rand der 3. Rippe.

H i n t e n reehts ist fiber dem Oberlappen bis zur HThe des 4. Proc. spin. thor. der Sehall gedfi, mpft. Eine intensivere D/impfung reieht vom 7.--8. Proc. spin. thor. an his unten. Links ist fiber dem Oberlappen his zur HThe des 6. Proe. spin. thor. der Klopfsehall ged/tmpft. Der Fremitus ist rechts hinten oben verst/irkt.

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79] I/ollicht~herapie der Lungentuberkulose. 289

A u s k u l i a t o r i s c h findet sich v o r n rechls folgendes: l~ber der Spitze und in den 4 ersteu h~terkostah'Sumen ist Bronchialatmen zu h6ren. Wtthrend iiber tier Spitze das Exspirium verl~ngert und auch bronchial ist, isf im 2. Intcrkostalraum alas Exspirium noch verliingert, aber im iibrigen normal. In den beiden niichsten Interkostalr~iumen ist das Exspirium ganz normal; katarrhalische Nebenger~iusche fehlen. Links ist iiber der Spitze normales hl- spirium und verliingertes Exspirium, im 1. Interkostalraum verschtirftes hl- spirium und verlS, ngertes Exspirium, im 2. "lnterkostalraum sakkadiertes lnspirium und verl/tngertes Exspirium wahrzunehmen.

H in t e n reehts: Cber der gedampften Partie Bronchialatmen, verl~ingertes ]';xspiriun~, sonst normales Atmen. Links: (?ber der Spitze bis zum 3. Proe. spin. lhor. verl~ingerles Exspirium. Sehr spSrliehe knackende NebengerS_usehe am Ende des Exspirimns. Von tier Spina scapulae his zur Mitre zwisehen 5. und t;. Proe. spin. thor. m~reines Inspirinm ~md verlSngerles Exspirium.

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Fig. 47.

Fall XIV: Befund Ende Marz 1915.

Welter abwLirts his zur HShe des 7. Proc. spin. thor. etwas versch~irftes In- spirium, normales Exspiriuin.

Es s ind also ke ine deu t l i chen ka t a r rhMischen E r s c h e i n u n g e n

mehr vo rhanden ausse r ge l egen t l i chem K n a c k e u iib,er t ier l i nken

Spitze. S d h r u m p f u n g s t e n d e n z m a c h t s ich an de r V e r l a g e r u n g des

Kehlkopfes bemerkba r .

Die Bes se rung des p tl y s i k a 1 i s~ e h e n B e f u n d e s schre i t e t

in der Fo lge we l te r fort. Sechs W o c h e n spoiler, E n d e Miirz 1915,

s ind die Di impfungs fe lde r (s. F ig . 47) ve rk le ine r t . Da~s Atemger i iusOh

ist reChts b ronch iM; es is t n i c h t mehr yon Neb.en~eriiuSehen begle i te t .

A u s w u r f f eh l t ; g e r i n g e r H u s t e n is t n u r morgens nodh vor-

handen. Mitre F e b r u a r 1915 bere i t s feh len d i e N a C h t s d h w e i s s e ,

auch die D y s p n o e ha t s ich ver lo ren . D~s R S n t g e n b i l d vom

23. i i I . 1915 zeigt a~sse r e iner deutli(~hen r ech t s se i t i gen Spi tzen-

Page 80: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

290 Heinrich Gerhariz. [80

a n f h e l l u n g eine A u f h e l l u n g des ganzen reehten Lungenfe ldes iiber-

haup t und eine V e r k l e i n e r u n g der Scha t tenbi ldungen .

E n d b,e f u n d. Das Gewicht hat seit der Bes t r ah lung bis Mitre

F e b r u a r berei ts wieder um 2 kg' (auf 65,5 kg) zugenommen. Nac'ht-

sctlweisse fehlen jetz.t. Die Dyspnoe hat sic'h verloren. Der Hus ten

]st vie1 wen ige r geworden. Die Tempera tur , die .frtiher, vor Weih-

nach ten 1914, t).is 38,2 ~ (axi l lar) stieg, betr~gt im F e b r ua r maximal

37,30 C. W~thrend der Bes t rah lungsze i t t r i t t n u t noch am 13. Be-

s t rah lungs tage abends Temp,eratur yon 37,6, am 17, 35., und 43.

Tage bis 37,5 (axi l lar) max ima l auf. Seit dem 44. Bestrahlungs-

tage hi41] sich die A b e n d t e m p e r a t u r un te r 37,2. Typus inversus ,

der vor der Bes t r ah lung ab und zu beobac~htet wurde, t r i t t nach

der E i n l e i t u n g der Bes t rah lungs the rap ie hie mehr auf. Die Puls-

zahl b.etr~gt be] der E n t l a s s u n g im Mittel 95. Der Kranke is] be]

der E n t l a s s u n g ro l l arbei tsfahig.

XV. Hauplsiichlich rechtsseitige, homogenherdige Lungentuber. kulose mit sehr reichlicher fiitider Sputumsekretion.

V o r g e s c h i c h t e . Be] dem beredit/h" belasteten, be] der Aufnahme (4. November 1914) 3l Jahre alten Kranken, einem Gemtiseh/imller, trafen die erstert deutlicben Zeichen einer Tuberkulose als ,,Lungen- und Rippenfell- eniziindung" im Jahre 1908, im Alter yon 25 Jahren, auf. hn September 1914 machten sich rechtsseiiige Brustschmerzen, Hus[en und bes(mders sehr reich- licher, iibelriechender Auswurf unangenehm bemerkbar. Angel)lich hat d~s Gewicht im Monat Oktober um 8 kg abgenommen.

Be fu rid. Anfang November 1914 besteht haupis~ichlich morgend- und abendlicber Husien, der sehr viel Auswurf entleert. Besonders leicht tritt der l{usle(l beim Vorniil)erneigen auf. Nachts is( er gew6hnlich s,'> stark, class er dem Kranken die Nachtruhe raubf. 1)as Sputum setzt sich zu 3 Schict/ten ab und riecht sehr f/it]de. Es siml harln!ickige Schlaflosigkeit, grosses Mattig- keilsgeffihl und ferner auch seit Begiun der Erkrankung ()bererregbarkeit, Minde- rung der geistigen Arbeitsfiihigkeit, Kurzalmigkeit un(I leichtes Herzklopfen vorhanden. Die tiigliche Auswurfmenge l)eir/igt in tier Beobachtungszeit in der Klinik bis zu 300 ccm pro Tag; nur itusserst sellen f/ill( sie auf 80 ccm uml nur einmal auf 70 ccm ab. An den grossen Sputummengen itndert weder Terpentininbalation noch eine Durstkur noch eine tiber einen Mona( dauernde tieissluftbehandlung etwas. Am 25. und 26. November enthiilt der Auswurf Blur. Ferner (rift am 26. Dezember 1914 eine H/imoptoe auf.

Der Kranke is( ein mittelkr/iftiger, etwas schlaffer Maml in leidlichem Ernfihrungszustand. Die Mandilmlargegend is( etwas eingefallen. Haut und Schleimh/iute sind ])lass. Es isl, ,,runder Riicken" mit der Konvexil/it im oberen Brustteil der Wirbels~tule vorha.nden. Das Fazialiszeichen is( posiliv. An der linken Halsseite sind Narben yon luberkulSsen Driisen sicbtbar. Trommel- schlegelfinger fehlen. Der Thorax is( in geringem Grade rachitiscb deform]err und paralytisch; besomlers recbts oben vorn is( er flacb. Die obere Thorax- apertur erscheint rechts etwas verengt. Die rechte Klaviku]a spring( ein wenig

Page 81: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

81] Rofliehttherapie der Lungentuberkulose. 291

vor der linken vor. Sie steht aueh tiefer, desgleieheiz das rechte Akromion. Bei m,'Sssig tiefer Einatmung beweg~ sieh das reehte Akromion deutlieh weniger gu[ als das linke. Beiderseits sind deutliehe M o h r e n h e l m sehe Gruben vor- handen. Die Interkostalr~ume w relatN eng. Beim Armheben und -senken fiihl{, man deutliehes Skapularknaeken, und zwar links etwas besser als reehls. Die respiratorisehe Thoraxdehnung ist reehts sehr gering.

Hinten reehts (Fig. 48) besteht geringgradige Sehalldiimpfung etwa yon der Spina scapulae ab. In tier reehten Axitla ist die D~tmpfung sehr intensiv. [)her der ganzen Lunge sind, reehts mehr als links, zahlreiche feuehte Rassel- ger/iusehe vorhandeu, die I)esonders reehts nnten, in der reehten AehselhShle und reehts vorn zahlreieher, grossblasig und zum Tell klingend sind. Das Alemgeriiuseh ist dureh die Rasselger/iusehe gr6sstenteils tiberdeekt.

Das Aufnahme - R 5 n t g e n b i 1 d (November 1914) zeigt links eine gering- gradige lmmogene Besehattung in der H6he der 1.--5. vorderen Rippen, rechts

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Fig. 48.

Fall XV: Aufnahmebefnnd (Anfang November 1914).

eine homogene Verdunkelung der Spitze, in der H01~e des 2. und 3. rechten vorderen Interkostalranmes Verstfirkung der Lungenzeichnung, welter abwS.rts, rail unregelm/issiger Linie zwischeu der 3. und 4. vorderen Rippe abgegrenzt, starke, fast gleichmiissige Schattenbildung.

Die K 6 r p e r ~ e m p e r a t u r e n sind unregelmS.ssig. Am Aufnahmetage erreich{, die Temperatur 38,90 C, an den folgenden Tagen bleibt sie unterhalb dieses Wertes, steigt aber 6fters noch bis 38,09 an. Mitre Dezember geht sie noch his 39,1 o hinanf, mM oft liegt die Morgentemperatur hSher als die Abend- lemperatur, l)ie P n l s z a h l liegt in der Regel bei 88 Pulsen pro Minute. l;as K S r p e r g e w i c h t hitlt sich auf gleicher H6he (66,6 kg). Da die bis- herigeu Mitlel: l iydrotherapie, Terpentininhalation, Heissluft, Durstkur versagen, wird die Bestrahlung versueht.

B e s t r a h l u n g . l~er Kranke wird yore 4. Januar 1915 an m i t d e r Eogenlampe hestrahlt, mit einer mittleren tii, glichen Bestrahlungsdauer yon 31 Minuten. hn ganzen fallen in (lie Zeit t om 4. Januar his 15. 3Iai 1915 (132 Tage) 90 Beliehtungen.

Beitr~.go zur Kl in ik der Tuberku lose . Bd. X X X I V . H, 3, 19

Page 82: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

292 Ih,inrich Gerharlz. [82

E r g e b n i s . Mitre Februar 1915 haben die kat~arrhalisehen Nebenger~iusehe bereits merklieh naehgelassen.

Reehts vorn ist hber dem Oberlappen etwas verseh~trftes lnspirium und verl 'fngertes Exspirium zu hSren, tiber tier gediimpften Partie kein Kalarrh mehr zu linden.

Hinten reehts wird iiber der Lungenspitze etwas verschfirftes und ver- lfingertes Exspirium wahrgenommen. Fber der Dfimpfung sind hier noch lniissig reichliche inspiratorisehe kleinblasige Rasselgerfiusche vorhanden. ],inks fehlt der Katarrh.

Enlh. 3Uirz 1915 (Fig. 49) beginnt das hintere l)iLmpfungsfeld erst ant 7. Proc. spin. thor. Vorn ist rechts iiber tier Spifze und im ,3. lnterkos[ab raum das lnspirium versehfirft, im 1. und 2. lnterkostalraum is{ das Inspirium

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Fig. 49.

Fall XV: Befund Ende Mi~rz 1915.

bronchial das Exspirium versch~irft. Links vorn ist iiber der Lungenspitze und im 1. und 2. Interkostalraum dasselbe vorhandcn, im 3. und 4. Inter- kostalraum ist nur versch~irftes Inspirium zu finden. Im 1. linken Interkostal- raum ist eine Spur Giemen zu hOren. Hinten ist rechLs oben bis zum unteren Winkel der Skapula das Atemger~iuseh verschiirft. [2ber der UnterlappendSmpfung isL wfihr(nid des lnspiriums sl)iirlieh mittelgrossblasige~ Rasseln wahrzun(,hlm'n. Links wird yon der Spitze bis zmn unteren Winkel der Skapula versc|dtrftes :\hlmn und ganz vereinzelt Giemen, unten ein wenig mith,lgrossblasig~,s Ilasse~n wiihrend des lnspiriums, und zwar links etwas mehr als rechts, gefunden, l::ber beiden Achselh6hlen ist das Atemger~iusch bronchial.

Es bestehen also nut noeh sehr geringe Erscheinungen eines Bronehialkatarrhs. Mitre April 1915 sind reehts hinten nur einige tlhonehi zu linden.

Im t t S n t g e n b i l d yore 25. Februar 1915 ist die Sehatten- bildung in der HShe des 1. und 2. Interkostalraums heller; die

Page 83: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

12otlichHherar, ie dot Lnngeatuherknlose.

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Page 84: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

294 Heinrich Gerhartz. [84

rechte Spitze ist nicht me hr beschattet. Die Grenz,e der rechtsseitigen unteren D~mp,fung beginnt fast einen InterkostMraum tiefer. Einen Mortar sp~ter ist der recite vordere 3. Interkostalraum noc~t mehr aufgehellt, die Se~lattengrenze s.eh~rfer und gradliniger abgegvenz.t. Links sind in der HShe des 4. vorderen Interkostalranms noeh Schattenflecken vorhanden. Die reehte Sp,itze ist aufgehellt ge- blieben. Mitte Mai 1915 hat die AuflMlung noe,h weitere betr~teht- lithe Fortschritte gemaeht.

Die K 6 r p e r t e m p e r a t u r und P u l s f r e q u e n z waren be- reits, bevor mit den BestrahNngen begonnen wurde, etwas herab- gegangen. Das Maximum hatte 10 Tage vor "dem Beginn der Be- strahlungskur noeh 380 betragen, am Tage vor der ersten Bestrahlung 37,8% Typns inversus kam noeh h~ufig vor. Die hSehste Temperatur in der Bestrahtnngsz, eit betrug am vierten Bestrahlungstag, wo noeh kein wirksamer Effekt da sein konnte, 37,7 o. Einige Zeit sp~ter hielt sie sieh immer nnter 37,3 o (einma.1) b,~w. 37,2 ~ (einmal), im ~Iittel yon 10 Tagen naeh 14 tS~giger Bestrahlung (yore 18.--26. I. 1915 eil~- schliesslic'h) 36,8 o C, w~hrend sie in den letzten l0 Tagen vor tier Bestrahlungszeit und in der ersten Bestrahlungs.zeit im Mittel 37,00 C betragen hatte (Mittel aus morgendliehen und abendliehen Tempe- raturen). In den n~ehsten 10 Tagen (28. I. his 6. I[. 1915 ein- sehliesslich) lag die mittlere Norgen- und Abendtemperatur noeh niedriger, bei 36,7 ~ C. S ieg ing also stetig herunter.

Dus O e w i e h t hatte sieh in den neun Wochen vor der Ein- leitung der Bestrahlungen (Anfang Januar 1915) auf gleieher H6he gehalten. Yon da an setzt eine s~ndige Zuna,hme ein. Mitte April

i s t das Gewieht yon 66,6 kg his auf 77,5 kg, also um 11 kg ge- stiegen. Seit Mitte Januar 1915 beginnt das A 11 g e m e i n b e f i n d e n sich z:u bessern; der Kranke wird gvistig f rischer. Mitte Februar stellt sich das fNihere Mattigkeitsgeft~hl nur noch s'elten ein. Hera- klopfen, Kurz~tmigkeit und Husten werden seltener. Blut ist seit Beginn der Bestruhlungen nicht mehr aufgetreten. Seit tier Bestrah- lung' geht die vorher mitunter his 300 eem im Tage angestiegene S p u t u m m e n g e hie mehr ifl;,er 140 eCnl. Sie f~llt immer mehr ab (Fig'. 50). Mitte Februar betr~tgt sic, trotzdem der Kranke nach Be- lieben Fliissigkeit z.u sieh nimmt, nur noc'h 30--40 ecru, Mitte April nur noeh 5 ecru. Sie bleibt sp~ter auch naeh voriibergehendem Aussetzen der Bestrahlung so niedrig. Der Kranke wird roll arbeits- f~hig entlassen.

Page 85: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

85] Rotlichltherapie der Lungentuberkulose. 295

XVI. Grossknotige Tuberkulose, hauptsKchlich des linken Unter- lappens.

\ : o r g e s c h i c h t e . Die Muller dcr Kranken starb an Tuberkulose. Bei der Kranken selbst machten sich im Friihjahr 1914 zuerst Zeichen einer Tuber- kulose mit Husten und Riickenschmerzen bemerkbar. Am 8. Mai 1914 stellte sich starker Bluthusten ein. Die H~ixnoptoe erneuerte sich nach eincr Woche. Die Kranke lag yon Ende Mai a,t 14 Tage zu Belt, sparer im Laufe des Juni l~ochmals 8 Tage, well sie zu matt war, mn sich auf~echt halten zu k6nnen. Es wurde damals zuerst Tuberkulose tier Lungen festgestellt. Jm Juni ver- lor sich der Husten etwas .und blieb .nur noch morgens liistig. Der Aus- wurf blieb blutfrei. Der Appetit begann sich wieder etwas zu helen. Dic Nachtschweisse blieben noch den Sommer fiber bestehen. Die Kranke nahm i~ der Zeit yore 8. Mai 1914, an dem sie 115 Pfmld wog, his zum 15. Juli 20 Pfund ab, aber yon Mitre Juli bis 11. September 1914, an dem mit den Bestrahlungen begonncn wurde, wieder 3 Pfund zu.

B e f u n d. Bei der Aufnahme der 19 j~ihrigen Kranken ist die Expektoration dell Tag fiber gleichm~ssig verteilt, der Husten fbrdert leicht stecknadelkopf- grosse, runde Br6ckel heraus. Beim Biegen nach der linken SeRe tretcn Schinerzen auf. Die Temperatur- und Pulsverh~ltnisse sind konstant. Fieber besteht in der Ruhe angeblich nicht.

Bei der (~bernahme der Kranken wird rSntgenologisch eine durch l)isse- ruination kleiner Schattenflecke entstandene homogene Beschattung der linken Lunge gefunden. Diese besitzt yon der Spitze his zur H6he der 4. Rippe nur nfittlere Intensit~t, geht abet dann im Anschluss an den mlteren Hilusabschnitt ill eine grossknotige Verdunkelung des untersten Lungenfeldes fiber, hn Bereichc der dieser entsprechenden D/~mpfung und im Oberlappen werden reichlich llasselger,iuscbe gefunden.

B e s t r a h l u n g . Die Kranke wird vom 11. September 1914 an bis zum 29. Dezember, also an 110 Tagen, mit einer mittleren Dauer yon 31 Minuten nur 81mM mit dem Bogenlampenlicht bestrahlt.

W e i t e r v e r l ~ u f . A m 5. F e b r u a r 1915 w i r d n o c h f o l g e n d e r

p h y s i k a l i s c h e r B e f u n d (F ig . 51) e r h o b e n :

Links vorn ist von der Spitze his zur 4. Rippe leichte S c h a l l v e r - kii r z un g, yon da ab intensive D~impfung zu finden. Links hinten hesteht l)itmpfung fiber (ler Spitze his zur Mitte zwischen 3. und 4. Proc. spin. thor. und ferner yon der MiRe zwischen 9. und 10. Proc. spin. thor. an abw~ixts. Die KlavikulardMnpfung ist rechts st~irker als links.

A u s k u l t a t o r i s c h ist vorn recbts fiber der Lungenspitze unreines In- spirium zu hOren. Katarrh fehlt. Inl 1. hRerkostalraum ist sehr sp~'liches inspiratorisches Rasseln und etwas verschlirftes Exspirium zu finden. Im 2. Inter- kostalraum wcrden sehr sp~.rlichc, trockene, knackende Ger~tusche am Ende des Inspiriums wahrgenommen. In den folgenden Interkostalr~umen ist kein Exspirationsger~iusch zu hSren. Das Inspirium ist normal. Links vorrt sind fiber der Spitze und im 1. Interkostalraum m~issig reichlich feuchte konso- nierende Rasselger~tusche, besonders im Begiml des Inspiriums zu hSren. Die Atmungsger~iuscbe sind nicht durch zu h6ren. Im 2. Interkostalraum ist das Atemger~iusch noch ebenso stark tl.bgeschwiicllt. Es sind hier sp~rliche knackende

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296 tteinrich Gerhartz. [86

Ger/tusche vorhamlen. In den folgendelt Interkostalr~iumc'n und in der linken Seite ist dasselbe, abet ilt viel geringerer StRrke, vorhanden.

Hinten rechts besteht tiberall normales Atmen.

Links hinten ist iiber tier Spitze alas Aten{geriiusch kaum h6rbar. Es sind bier reichlich weiche feinblasige Rassetgeriiusche vorhanden. In dcr tt6he der Spina scapulae ist das ltasseln besonde~s reichlich, 5usserst selten ist auch Giemeu zu hOren. Bis zur Mitte der Skapula liisst die Reichlichkeit der Rasselgeriiusche rasch nach. lm unteren Teil des linken lnterskapularraumes ist das ]nspirium versch~irft. In dem Lungenfeld yore 7. Proc, spin. thor. hn abw/irts sind wieder ziemlich reichliche feuchte ttasselge~'/insche wiihrend der lnsl)iration zu hOrem In tier linken Achselgrube ist wiihrend des Inspiriums nliissig reichliches Itassehi zu finden, in der rechten nicht.

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Fig. 51.

Fall XVI: Anfangsbefund.

In der Folge nelnnen die feuehten Neb,engerLtusehe einen troekenen Charakter an, indenl sie dutch knaekende, lmirsehende (lerfiusehe, die Ende ~iai 1915 (Fig. 52) ganz selten fiber der linken Spitze und dem Unterlappen an wenigen Stellen zu h6ren sind, ersetzt werden, f2ber den ablfiingigen Partien ist das Atemgerliusdh stark abgesehwiieht.

R 6 n t g e n o 1 o r i s e h tritt eine Aufhellung'~ des linken oborCdll Lungenfeldes, allerdings ificht his zur Helligkeit des red~tsseitigen, ein. Der untere Sehatten bleibt unver~indert.

Das K 6 r p e r g e w i c h t hatte b.ei ambulanter Weiterbehand-

lung yon auli 1914 his zur Bestrahlung, wie sehon oben erwiihnt wurde, bereits wieder yon 125 auf 128 Pfund zugenommen; w~ihrend der Bestrahlungszeit, unter sonst gleiehen Bedingungen, w)m Sep- tember 1914 his Ende aanuar 1!115 war es sdhneller, unl sieben Pfund gestieg'en. Die Appetenz. begmm nach 14t~giger Bestrah-

Page 87: Rotlichttherapie der Lungentuberkulose

87] Rotliehttherapie der Lungentuberkulose. 297

l u n g zu s te igen. Das A l l g e m e i n b e f i n d e n st ieg zusehends ,

die le iehte E r m O d b a r k e i t bei A n s t r e n g u n g ve r lo r sieh. H u s t e n

u n d A u s w u r f s e h w a n d e n fast vOllig, so dass d ie K r a n k e b,ei der

E n t l a s s m l g a u s der B e h a n d l u n g s ich in s eh r g u t e m kOrpe r l i chen

Z u s t a n d e b e f a n d u n d - - a b g es eh en yon g e r i n g e r bei T r e p p e n s t e i g e n

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Fig. 52.

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Fall XV[: Befund Ende Mai 1915.

s ich b e m e r k b a r macho, haler D y s p n o e vol l arbc, itsf/Jhig war . Die

B e s s e r u n g h ie l t his je tz t an.

X V I I . D o p p e l s e i t i g e L u n g e n s p i t z e n t u b e r k u l o s e u n d g e r i n g g r a d i g e

T u b e r k u l o s e d e s r e c h t e n U n t e r l a p p e n s .

V o r g e s c h i c h t e . Die Kranke, eine 31 Jahre alte Gartenarbeiterin, lift den Sommer 1914 iiber an starkem Mattigkeitsgeftihl. Das KSrpergewicht nabm stfindig und stark ab. Morgens wurde ohne Husten etwas schleimiger Auswurf herausbefSrdert.

B e f u nd . Es handelt sich um eine mittelkriiftige, sich aufrecht haltende Person rail leidliehem Erniihrungszustande. Haut- und Schleimh~iute sind normal durchblutet. Es ist eine geringe rechtskonvexe Lendenwirbels/tulenskoliose vor- handen.

Die Kranke besitzt eine etwas paralytisehe Thoraxform mit Abflaehung der vorderen oberen Thoraxpartien und geringer, beiderseits gleiehmSssiger Enge der oberen Apertur, abet guter Gelenkigkeit am sternalen Ansatz des 1. Rippen- knorpels. Der epigastrisehe Winkel ist klein. Die reehte Skapula ist an die Wirbels/iule angen/ihert. Beiderseits besteht gleieh starkes Skapularknaeken. Vorn reehts ist in der HOhe des 2. und 3. Interkostalraumes ein Streifen yon erweiterten blutgeftillten Kapillaren zu sehen. Die Mm. trapez, und supraspin. fiihlen sieh rigide an. Es besteht noeh eine geringe Strumabildung.

Bei iler A u f n a h m e wird eine doppelseitige, haupts~iehlieh linksseitige katarrhalisehe Lungentuberkulose gefunden. Die Kranke wird vom 10. September

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29S Heinrich Gerhartz. [$8

1914 an in Behandtung genommen. Die Kranke kommt unregelnr~ssig zur Be- slrahlung. Bis zum 15. Januar 1915 - - ill einem Zeitraume ton 128 :Tagen - - wird sic 87 real mit einer durehsehnittliehen Dauer yon 29 Mhmt(m beliehtet.

E r g e b n i s . Am 26. II. 1915 ist der p h y s i k a l i s e h e B e f u n d folgender :

P e r k u s s o r i s e h : V o r n beiderseits, links stiirker als reehts, D~tmp- fung fiber der Spitze, h i n t e n reehts DSmpfung "yon der Vert. prom. bis zum 2. Proe. spin. thor. Unten etwas zweifelhafle Sehallverkiirzung zwisehen 8. und 10. Proe. spin. thor. Gute Versehiebliehkeit der unteren Lungengrenzen. I,inks D/impfung zwisehen" Vert. prom. und oberem Rand des 2. Proe. spin. thor.; untere Grenze, gut versehieblieh, in der ttShe des 10. Brustwirbeldornfortsatzes.

A u s k u l t a t o r i s e h : V o r n beiderseits norlnales Atmen, h i n t e n r e e h t s normales Atmen, links etwas holperiges Inspirium.

Das R S n t g e n b i l d yore 10. September 1911 weist eine ganz geringe Besehattung beider Spitzen auf. 5 Monate sparer, am 15. Februar 1915, wird eine sehr deutliehe homogene Verdunkelung der linken Spitze vorgefunden. Ein in der HShe der 5. vorderen linken ]tippe gelegener, mit (lenl Hilus verbundener runder Sehattenherd ist noeh ebenso vorhanden.

Die Frau ist bei der Entlassung aus der Behandlung wieder roll arb,eitsfiihig.

XYIII. Reehtsseitige, leicht fieberhafte Spitzentuberkulose.

V o r g e s c h i c h t e . Die 29 Jahre alte Kranke hustet und wirft aus seit dem Winter 1913, besonders stark seit dem Friibjahr 1914. An Nacht- sehweissen leidet sie nicht. Ende Juni tritt eine geringgradige lI/hnoptoe mit anschliessenden Fiebertemperaturen auf. Ill den 5 Wocben yon Anfang Juni bis Mitre Juli hatte die Kranke 2,5 kg abgenommen.

B e f u n d . Die Kranke ist eine mittelgrosse, normal gebaute Person in relativ gutem Ern~ihrungszustand. Das Allgemeinbefinden ist mtissig stark ge- st6rt. Es besteht Husten und Auswurf, h/iufige Telnperatursteigerung --37,70 (axillar) abends, kein Typus inversus.

Rechts vorn und hinten l~sst sich DSmpfung geringen Grades tiber der Spitze, links keine Ver~tnderung des Klopfschalles feststellen. [be r der reehten Spitze hSrt man abgeschw~ichtes Atmen und Giemen auf der HShe der Inspira- tion, filler der linken Spitze versehtirftes lnspirium und bronebiales Exspirium.

R S n t g e n o l o g i s c h finder sich eine geringe honlogene Beschattnng der rechten Lungenspitze.

Mit den B e s t r a h l u n g e n wurde bei ambulanter Behandlung am 11. Juli 1914 begonnen. Sie wurden bis zum 19. Dezember 1911 mit wenigen Lnter- brechungen fortgesetzt. Es wnrden bl dieser Zeit 103 Bestrahlungen nfit einer mittleren Dauer yon 30 Minuten vorgenommcn.

E r g e b n i s . Die K S r p e r t e m p e r a t u r , (lie in den ersten 8 13estrah- lungstagen noch regelmiissig fiber dem Maximum der Norm lag, abends ])is 37,6 o und 37,7 o (ax.) stieg, sank yon da an mit sehr seltenen Ausnahmen, in denen einmal eine Temperatur yon 37,8~ erreicbt wurde, ab; aber auch Anfang September wurde noch einmal nach 20 tiigiger normaler Temperatur 37,60 und 37,70 beobachtet, ohne dass allerdings noch irgend ein Tuberknlosebefund er- hoben werden konnte. In der Folge blieb die Kra~ke fieberfrei. Des K 5 r p e r - g e w i c h t nahm stetig zu. 1)as Allgemeinbefinde ~_ war zmn Schluss sehr gut.

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Mille Febrtntr 1914 faud sich nueh reehls hinteu I)~tml)fuug iiber tier Spitze, links keine l)iianpfung,

Bei der A u s k u l t a t i o n wurde vorn reehts nur Verl~ingeruug des Ex- sl~iriums iiber tier Spitze geh(h't, llinten war iiber der Spitze versehhrftes Iuspirium und bronchiales, verl~ingerles Exspirinm, aber keiu Katarrh mehr vorhanden, l{6ntgenologisch is( <let reeldsseitige S[)ilzenschalten st.!irker.

E s k a m also b i e r z u m v611igen V e r s c ' h w i n d e n t ier k a t a r r h a l i -

s chen E r s e ' h e i n u n g e n und des F i e b e r s u n d zu s+t~rkerer U n d u r c h -

l i i ss igkei t des e r k r a n k t e n (:~eweb,as f j i r R 6 n t g e n s t r a h l e n .

XIX. Polyarthritis chronica tuberculosa (Poncet) .

V o l " g e s c h i e h ! e . Der Kranke, dessert Frau hn Jahre 1885 an Lungen- schwin(lsueht gestorben ist, l(eobachtete im ~Mter yon 53 Jahren, im Sommer 1909, zuerst eine angeblich pl6lzlich entslandene schmerz/ose Schwellung in beiden Hand- und Ellenbogenge/enken, (lie spliter im allgemeinen zuriickging, al;er Gelenkverdickungeil zuriickliess, hn Herbst 1912 gesellte sich eine starke Schwellung im rechtcn Kniegelenk, 2 Mouate sparer eilm noch erheblicherc im linken Kniegetenk hinzu. Erst nach "3 - I Monaten trat ein allmghlicher Riickgang der Schwcllungen und des Bewegungsschmerzes ein. l)as Gehen wurde erst Anfang Juli 1913 ziemlich pl6tzlich behindert. Die Schulter blieb immer frei.

Be f u nd. Der Kranke wird am 9. August 1.913 mit geringen Schmerzen in beiden Knieen, diffuser Schwellung und geringer R6tung beider Kniegelenke und sehr heftigen Bewegungsschmerzen und starker Flexion der Beine in die Kiinik aufgenommen. Die O13erschenkehnuskulatur isl beiderseits bereits etwas atrophisch. [)as linke Auge schmerzt sehr. Es weist eiu Ulcus corneae und Ziliarinjektion auf.

Im weiteren Verlauf kommt es eiu paarmal nnter Schiittelfrost zu plOtz- lichen Temperatursteigeruugen mit infillrativem Prozess in den abhiingigen Teilen der reehlen Lunge (versehtirftes Atmen, knackende, bzw. feuchte Rasselger~tusche; kein Husten und :Auswnrf), Herzschw~che 'nnd Angstgefiihl. Die Gelenke sehwellen h~iufig unter starken Schmerzen an 'und st6ren alas Allgemeinbefinden.

Es werden lherapeutisch Heissluflkasten, Glfihlichtkasten, heisse Biider, Sandb~tder, 1)ialhermie, feuchte Kompressen, Salit- und Radimnpaekungen, Fango, das einigen Erfolg bringt, Stauung, Massage, Gymnastik, purinfreie Diitt, yon Arzneien Salizyl, Tel. Colehiei, Atophml, Fibrolysin versucht - - ohne wesent- lichen Erfolg. Dann wird eine Kur mit Tuberkulin R o s e n b a c h (yon 0,1 ccm bis 2,1 ecru) eingeleitet. Sic bleibt aueh erfolglos, obwohl der Kranke auf'Tuber- kulin lokal und mit Allgemeinerseheinungen reagiert.

Sehliesslieh findet sieh 1911 folgender B e f u l ~ ( l bei dem Krankeu: Er kann weder slehen noeh gehen, noeh das Bet( verlassen, da beide Kniee in slarker Beugekontraktur slehen und bei tier Bewegung heftig schmerzen, so dass sieh sehen dadureh gr(-issere aktive lind passive Beweguugen verbieten. Fast liiglieh sehiessen aueh bei v611iger Ruhe pl6tzlich Sehmerzeu dutch beide Beine dureh. Beiderseits sind die Gegenden neben der Patella vemtriehen. l)ie Muskeln an Ober- und Untersehenkel sind atrophiseh. Der Knieumfang betr~tgt Mitle Januar 1914 reehts 39 era, links 38,5 em. Besonders an den Knoehenvorspriingen besleht Drucksehmerz. Druckpunkte bestehen ferner noeh aug der Tibiakante an der Grenze zwiseheu oberem und mittlerem Orittel, in der Mille der Riiekseite des Unterarms. Beteiligt sind ausser den Knieen noeh

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die Ellenbogen, Fuss-, Hasad- und Fingergelenke. Tophi sind an der linken Ohr- muschel und am linkcn Olekranon zu finden, ohne dass sonst irgendwelche Anhaltspunkte fiir Gicht vorhanden wfiren. In den l/5ntgenaufnahme~t sind keine deformierendc Prozesse oder -inderungen der Knochenstruktur, sondern nut Verdunkelungen der Gelenkspalten zu finden. Die grosse Wahrscheinlichkeit spricht, da der Kranke lokal an den Gelenken mit Schwellung, grSsserer Steifigkeit und Sehmerzen auf Tuberkulin reagiert und das ll6ntgenbild auch eine doppelseitige Affektion der Lungenspitzen aufdeckt, per exclusionem for chronischen, progressiven, tuberkul6sen Gelenkrheumatismus.

T e c h n i k d e r Be s t r a h l o n g . Die Bestrahhmg der t• Kniee (innen und aussen) und sp/iter aueh der iibrigen erkrankten Gelenke beginnt, naehdem jedes Mittel ersehOpft seheint und eine Sehnendurehschlmidung abge- lehnt wird, am 9. Juli 1914. Es wird stets Bogenlieht angewandt, und zwar so nahe wie m6glieh. Von Ende Januar 1915 an werden einen Mortar tang die Bestrahlungen ausgesetzt. Die mittlere Bestrahlungsdauer betrfigt in der Zeit vom 9. Juli 1914 his 21. Juni 1915 einsehliesslieh bei 281 Sitzungen 35 Minuten. Die Bestrahlung wird noeh fortgesetzt.

E r g e b n i s. Wiihrend der Kranke friiher angeblieh h~tufig bei sehleehten Wetterverh/iltnissen heftige @elenksehmerzen bekam, stellen diese sieh b ereits yon Mitte August 1914 an nur noeh sehr selten ein. Die Kniegelenke sind zu dieser Zeit sehon bes'ser be- weglich, ohne dass, wie vorher, bei heftigen Bewegungen Sehmerzen entstehen. Der Kranke versue'ht b,ereits am 15. August 1914 sieh wieder etwas aufzustellen. Mitre Miirz 1915, naeh 8 monatiger Be- stralflung, vermag der Kratlke bereits ohne Sehmerzen zu gehen. Die l~Iuskelschwiiehe ist allerdings aueh Ende M/irz noeh so stark, dass tiber fiinf Minuten dauerndes Siehen zum Zittern fcthrt. Die Beine k6nnen bereits gehoben und fast gestree,kt werden. Setbst gewaltsame Geradestreekung ist nieht mehr sehmerzlieh. Der Um- fang der Kniee hat reehts und links um je 2 (~m a'bgenommen. An den weniger b estrahlten Hiinden sind reebts die ersten Phalangeal- gelenke, links die Metakarpophalangealgelenke an Daumen und - - weniger - - am zweiten Finger noeh etwas verdie~t nnd sehmerz- haft. Die Handgelenke sind abgesetlwollen und se'hmerzfrei. ]n den Ellenbogengelenken ist eine v6llige Oeradestreekung des Armes noeh nieht m/Sglieh. Anfang auni 1915 kann der Kranke sehon eine hohe Treppe heruntergehen. Der Knieumfang ist Ende Juni 1915 beiderseits auf 36 ecru heruntergegangen. Febrile Temperatur- steigerungen (kurz. vor Einlei tung der Bestrahlung noch bis 38,8 o C), kommen w/ihrend tier Bestrahlungsbehandlm~g nieht mehr vor.

E n d e r g e b n i s . Aus den mitgeteilten Beriehten ergib,t sieh, dass w~ihrend der intensiven Bes t rahhmg s/imtliehe Kranke, und awar ands. soldm, (lie infolge der Sehwere der bereits eingetretenen Zer- st6rungen der Lungen oder der Mitbeteiligung anderer widl t iger

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Organe rettungslos der Tuberkulose verfallen waren oder sehienen, sic11 b,esserten.

Eine Ver~nderung tritt zuniiehst an der tuberkul6s erkrankten Lunge zutage. Unter den s~mtlie]len dahin geh6renden 18 Fiillen verselflimmerten sieh die physikalischen Erseheinungen nieht iib,er die vorher :vorha.ndene Progredienz, hinaus. Das dfirfte zmfi~ehst daraus hervorgehen, dass 5.ei keinem Kranken, aueh nieht bei dem sehwersten, im Verlanfe der Bestrahlung eine Vergr6sserung des Bereiehes yon Diimpfung und Ra.sselger~uschen auftrat. Bei Fall I und II konnte je Bin nener Sehub festgestellt werden. Beide Fi~lle yon ka.vern6ser doppelseitiger Lungenphthise waren abler vor Einleitung der Be- strahlungen p.rogredienter. In 10 F~.llen liess sieh demgegentiber r6ntgenologiseh ein giiekgang des Umfanges der pulmonalen Pro- zesse feststellen in der Art, das.s tells Aufllellungen tier vorher vorhandenen Sehattenbildungen, teils seh~rfere Abgrenzung, inten- sivere Sehattendiehte und noeh andere Zeiehen einer Tendenz; g, ur Settrumpfung beobaehtet werden konnten. Bemerkenswert sind dies- b.eziiglie'h die f'~lle VIII, XI und XI[. Der erstgenannte Kranke ist noe)l wi~brend tier einmon~tigen Periode der indifferenten Beob~ehtung das Bild einer rasch progressen Phthise: Diimpfung, I%usselger~usehe, Sehwi~ehe, Naehtsehweisse nehmen z u; die Temp,eratur steigt all- mNflieh bis zu einem mittleren Abendwert yon fiber 39,0 o C an; der Kranke ist unf~ihig, sieh ausser Bert z u halten. Beim Ab,schluss tier vorzeitig abgebroetlenen Behandlung maehen sieh Zeiehen einer mit 8dlrump.fung eiNlergehende~t Abtleilung des Prozesses bemerk- bar. Die Temperatur bleibt fast t~glieh unter 37,6 o C (rektM); sie steigt, ob,wohl der Kranke sieh t~glieh viel dranssen bewegt, nie mehr iiber 38,0 o rektal. Der Kranke hglt sieh ftir geniigend kri~ftig, seinen Beruf als Former wieder aufz.unehmen.

In einem anderen Falle (XII) b,esteht eine kgsige Pneumonie mit stiindig hohen Temperaturen und starker Prostration, die noeb, wiihrend der einmonatigen Vorp.eriode dentliehe Tendenz zu all- mghlieher Versehlimmerung erkennen li~sst. Der Kranke kann nadl 6wSehiger Bestrahlung die Klinik fieberfrei verlassen, t~Sngeno- logiseh und kliniseh ist eine offenkundige Neigung z:ur Abkap, selung des kranken Herdes z~t finden.

Im letzten Fall (XI) sind neben tier dol~pelseitig'en ausgedehnten fieberhaften Lungentuberkulose noeh eine Keblkop,ftuberkMose und, was den Verlauf der Erkrankung wesentlie~l z.u versehleehtern p.flegt, ein Diabetes mit Azetonurie vorhanden. Der Kranke, tier vorher vaUig arbeitsunfS, hig ist und both fiebert, ftihlt sieh naeh 6-wachiger Bestrahlung hinreichend gekriiftigt, seinen FSrsterberuf wieder aus-

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zutil0en. Mit dieser Besserung geht sine unz,weifelhafte Bssserung des physikalisChen und rantgenologisehen Lungenbefundes einher.

Kavernen b,lieben bei allen besp,roehenen Fgllen im alten Urn- fangs bestehen; neue traten nieht auf. Der Husten nahm in allen Fgllen ab,; ebenfalls verringerte sich der Auswurf, mit einer einzigen Ausnahme b,ei der schwer kavernOsen Phthise Fall I. Die wghrend der Bestrahlmlg eingetretene Verringerung des Auswurfes nahm zum Teil ganz erhebliehe Grade an. Bei der kavern6sen fibr6sen Tuberkulose Nr. II ging die tggli&e Auswurfmenge yon dnem Mittelwert yon 60 c~m auf 7 ecru herunter, bei den sehr sehweren Phthisen lq;all V, VIII und IX auf die H/ilfte und weniger, b,ei dem eb,enso setiweren Fall XI und in det~ leiehten Fgllen vollstgndig weg. Dass die Bazillen aus dem Auswurf sehwinden, wird wohl niemand bei so sd~weren Fiillen und nae'h so kurz,er Behandlung erwarten. Der Verringerung des Auswurfs entspricht, dass die l%sselgeriiuse'he mit Ausnahme eines Falles (VII), in dem eine etwas geftillte Kaverne vorhanden war, an Zahl abnahmen und in vier Fiillen vSllig sChwanden. Dass dieser Erfolg ein Ergebnis tier Bestrahlung ist, wird durch die Umst~inde, unter denen der Fall XV, bei dem g rosse Sputummengen ausgeworfen wurdsn, aur fast voll- st~ndig'en Abheilung kam, nahegelegt. Disser Kranke war erst naeh 43t~gigem klinisdlen Aufenthalt bestrahlt worden. Wghrel~d dieser Zeit wurde er mit unseren bisher wirksamsten Mitteln behandelt, mit Terpentininhalationen, Durstkur, IIeissluft, Obstkur, ohne dass diese Massnahmen die Auswurfmenge we~entlietl reduaiert hiitten. Sieben Ta~e ~r der Einleitung der Bestrahlung waren noeh 200 ecru, zwei Tags vorher 150 dem Auswurf am Tage erreieht worden. Im ganzen betrug die mittlere ~{enge w/ihrend der 6-wSehigen Vorbe- handlung dnrehsehnittlieh 170 eem. Die Bestrahlung (vgl. Fig. 50) brac'hte diese Menge auf 5 ecru herunter. Als zu einer Zeit, wo noetl betr/iChtliehe Ma.ssen Sp~tum ausgeworfen wurden, einige Tage mit der Bestrahlung" ausgesetzt wurde, stieg die Sputumkurve wieder an, um naetl erneuter Einleitung der Behandlung stark abaufallen und dann spgter aueh naeh Absehluss der Bestrahlungsbehandlung niedrig z'u bleiben.

Lungenbtutungen hatten bei 11 yon 16 Kranken vorher be- standen, bei fiinf yon ihnen auch noch in der der Bestrahlm~g vorauf- gehenden Beobachtungsperiode. Wghrend der Bestrahlungsbehand- lung' trat nur bei zavei Fiillen (V und X) an einem Tage sine ga.nz geringe H~tmoptyse ein. Bei Fall V waren in der Vorperiode kurz vor Einleitung der Bestrahlungen, bei Fall X friiher mehrmals gr6ssere Blutbeimengungen im Auswurf beobachtet worden. Dis

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Temperaturen gingen in allen Fiillen, aue:h wo sie in der voraufgehen- den Beobaehtungszeit noeh welter angestiegen waren, auf einen niedrigeren Wert, in seehs FSllen sehon in lmrz.em auf den normalen Wert hemnter. Im Fall II trieb, die alas Ende herbeiftihrende Menin- gitis z~let~ die Temperatur wieder hoeh. Ebenfalls fielen - - mit Ausnahme yon drei Fallen (II, V und VI) - - Pulsfrequenz. und Atemzahl ab,. Naehtsehweisse be.sserten sieh stets. Eine Hebung des Allgemeinbefindens mid der Kr~fte, eine Oewiehtsvermehrung stellte sie]l aueh da ein, wo spfiter eine kompliz.ierende Darm- oder Hirnhauttub,erkulose bald das Ende herbeiftihrte.

Sehr wahrsdheinlieh auch auf der Bestrahlung beruhend scheint mir die Besserung bei Fall XIX, dessen Gelenkerkrankung trotz Aufl~ietung aller unserer bestgeeigneten therapeutis(~hen Massnahmen einen solehen Grad erreieht hatte, (lass der Kranke fast b,eweg~n~g- los ein Jahr ]ang an d~s Bert gefesselt war und wir keine Hilfe mehr sahen. Er ist naeh mehrmonatiger Bestrahlung wieder imstande zu stehen, zu gehen und die Treppe auf und ab, zu s'teigen.

Soweit es mSglieh war, wurden alle anerkannten Hilfsmittel, die z~z einer ob,jektiven Beurteilung des Grades und der Tendenz der tuberkulSsen Erkrankung ftihren k6nnen, in Anwendung gezogen und mit der n6tigen Skepsis benutzt. Die entspreehenden Angaben finden sieh in den mitgeteilten Krankengesehiehten, so dass sieh jeder sein Urteil selbst bilden kann. Ieh habe den Eindruek ge- wonnen, dass die bestrahlten Fiille, die doeh aum grSsseren Teil als v611ig anssiehtslos.gelten konnten, Nutzen yon meiner. Behand- lungsmethode gehabt haben. Dieser Auffassung entsprieht ja aueh der Ansfall der Tiervers'uehe. Bisher gibt es keine andere Methode, mit Ansnahme vielleie.'ht der R6ntgenbestrahlung, die einen p,ositiven Erfolg' fin Experiment ftir sie'h ins Feld ftihren k6nnte. Mein Be- strahlungsverfahren kann z.um mindesten nieht sehaden. Es seheint mir deshalb berec'htigt, es weiter au versuehen. Es wird .sieh dann bald zeigen, ob die Beurteilung, die meine bisherigen eigenen Er- fahrungen nahelegen, riehtig ist, oder ob, der Zufall t~usehte. Die Tuberkulose der Lungen tritt in so weehselnden Verlaufsformen auf, dass die Erfahrung des einzelnen aue.'h bei bester Untersuehung wenig gilt. Andererseits sind wir den sehweren Tuberkulosefgllen gegeniiber so hilflos, dass ein Verfahren, das auch nur einige Aus- sieht bietet z.u ntitz.en, verdient, versueht zu werden.

Die Bestrahlung mit intensivem roten Licht ist einfaeh z u hand- haben und billig. Sie kann fiberall da angewandt werden, wo eine elektrisehe Leitung sic'h befindet. Teehnische Schwierigkeiten stehen

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also einer weiteren Anwendung der Methode nieht entgegen. Er- forderlicll ist eine mehrmonatige, vielleicht jahrelange Behandlung. Anseheinend ist die zuerst aus Vorsieht, sp/~ter aus gusseren Griinden yon mir angewandte Bestrahlungsintensitgt, die oft tgglic'h nur 15-- 20--30 Minuten b.etrug, zu gering. Von einer Ausdehnung der Be- strahlung auf eine Stunde und mehr habe ich hie Sehaden gesehen. Bemerkenswert ist, dass sieh sehr wahrscheinlieh die Wirkung nur lokal im Bezirk des Beliclltungsfeldes geltend mae,ht. Es mnp.fiehlt sietl deshalb - - ieh habe das aus gewissen Griinden versiiumt --, a l l e erkrankten Organe energise'h zu bestraAlen. Sieherlieh wird sieh bei der Verwendung gr6sserer Bogenliehtint.ensit~t mittels Ile- flektoren, wovon ieh bisher keinen Gebraueh gemaeht habe, und der kombinierten Anwendung yon Neonlie'ht wohl eine bessere Wir- kung erzielen lassen Ms ohne diese. Es ist ferner z.u wiinsehen, dass die Kohlen naeh der Riehtung hin verbessert we~'den, dass sie noeh mehr Rot ausstrahlen.

Die Grenzen des Verfahrens liegen auf der Hand. Das Dureh- dring~ngsverm6gen der roten Strahlen ist im Vergleich zu den RSntgenstrahlen nieht sehr gross und es ist deshalb anzunehmen, dass sehr dieke Gewebss,ehiehten nieht wirksam durehstrahlt werden. Insb.esondere bedeuten wohl die.kwandige Kavernen ffir die Strahlen ein unfib.erwindliehes Hindernis. Deshalb werden aueh diejenigen, die die Methode prinzipiell ffir niitzlie]t halten, nieht erwarten k6nnen, dass yon den in den Kavernen l~efindliehen Keimen ausgehende neue Seh~be verhindert werden kSnnen.

[3ber die Erfahrungen mit der Bestrahlung des tuberkuli3sen K e h l k o p f s wird Herr Privatdozent Dr. B l a u mit beriehten.