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1000 STATT MILLE Stärker, leichter, schneller. Diesem Streben fiel die in Ehren ergraute Aprilia RSV mille R zum Opfer. Sie ist Vergangenheit. Die Zukunft heißt RSV 1000 R Factory. Ob es ein trauriger oder freudiger Abschied ist, klärt der Top-Test. Von Guido Stüsser; Fotos: Gargolov, Jahn Top-Test Aprilia RSV1000 R Factory test + technik 24 test + technik 20/2003 MOTORRAD B egeisterung. Egal, auf welcher Bühne sich die neue Aprilia RSV 1000 R Factory präsentiert, ihr Design fasziniert jeden. Vom anzugtragenden Mitfünfziger, vor dessen Bürogebäude wir einige Standbilder schossen, bis hin zum 18-jährigen RS-125-Fahrer, der sie vor der Pommes-Bude entdeckte. Ob von vorne, von der Seite oder von hinten, sie macht immer eine gute Figur. Insgesamt etwas zierlicher und mit weniger Sicken sowie Kanten versehen lässt die Factory die 2003er-Mille ganz schön alt aussehen. So ist auch der sehr voluminöse und oft kritisierte Endschalldämpfer passé. Das Sahnehäubchen bildet das kunstvoll ge- schwungene Heck, das dem von Captain Kirks Raumschiff Enterprise in nichts nachsteht. Noch während uns neidische Blicke bei der Abfahrt von der Fotolocation folgen, wird die geänderte Sitzposition spürbar. Das Mille-Feeling hat ein wenig gelitten. Während man auf der Alten hoch oben wie auf keinem anderen Sport- motorrad thronte und die Beine sich eng an die schmale Taille schmiegten, kommt die Sitzposition auf der Factory derer auf japanischen Sportlern sehr nahe. Die Sitzhöhe schrumpfte von 830 auf 810

RSV1000R Factory

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1000 STATTMILLE

Stärker, leichter, schneller. DiesemStreben fiel die in Ehren ergrauteAprilia RSV mille R zum Opfer. Sie ist Vergangenheit. Die Zukunft heißtRSV 1000 R Factory. Ob es ein trauriger oder freudiger Abschied ist,klärt der Top-Test.

Von Guido Stüsser; Fotos: Gargolov, Jahn

Top-Test Aprilia RSV 1000 R Factory

t e s t + t e c h n i k

24 test + technik 20/2003MOTORRAD

B egeisterung. Egal, auf welcherBühne sich die neue Aprilia RSV

1000 R Factory präsentiert, ihr Designfasziniert jeden. Vom anzugtragendenMitfünfziger, vor dessen Bürogebäude wireinige Standbilder schossen, bis hin zum18-jährigen RS-125-Fahrer, der sie vorder Pommes-Bude entdeckte. Ob vonvorne, von der Seite oder von hinten, siemacht immer eine gute Figur. Insgesamtetwas zierlicher und mit weniger Sickensowie Kanten versehen lässt die Factorydie 2003er-Mille ganz schön alt aussehen.So ist auch der sehr voluminöse und oftkritisierte Endschalldämpfer passé. DasSahnehäubchen bildet das kunstvoll ge-schwungene Heck, das dem von CaptainKirks Raumschiff Enterprise in nichtsnachsteht.

Noch während uns neidische Blickebei der Abfahrt von der Fotolocationfolgen, wird die geänderte Sitzpositionspürbar. Das Mille-Feeling hat ein weniggelitten. Während man auf der Alten hochoben wie auf keinem anderen Sport-motorrad thronte und die Beine sich engan die schmale Taille schmiegten, kommtdie Sitzposition auf der Factory derer auf japanischen Sportlern sehr nahe. DieSitzhöhe schrumpfte von 830 auf 810

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Top-Test Aprilia Factory

Was sonst noch auffielPlusWirkungsvolle Anti-Hopping-KupplungSehr gutes LichtElegante Cockpiteinheit mit allen Extras wieUhr, Schaltblitz, LaptimerGeregelter Katalysator, sehr gute AbgaswerteKupplungs- und Bremshebel vielfach einstellbarGeringer Landstraßenverbrauch (5,7 Liter)Schnellverschlüsse an den Verkleidungs-seitenteilen

MinusUnpraktische Anordnung von Blinker und HupeSchlechte Sicht in den SpiegelnLeerlaufdrehzahl schnellt beim Starten des warmen Motors kurzzeitig auf 3000/minÜberlauf vom Tank tropft genau vor das Hinterrad

FahrwerkseinstellungenGabel: Standrohre 3 Ringe sichtbar, Feder-basis 8 Umdrehungen vorgespannt, Zugstufe13 Klicks offen, Druckstufe 8 Klicks offenFederbein: Federbasis 2 cm vorgespannt, Zugstufe 10 Klicks offen, Druckstufe 14 Klicksoffen (sportlicher Landstraßenbetrieb)

Die neuen Multireflektor-scheinwerfer sehen nicht nur schön aus, sie erhöhenauch die Lichtausbeute

Genial. Für dieses Heck hätte derDesigner Martin Longmore einen Preis verdient. Verwechs-lungsgefahr ausgeschlossen

Sparen kann so schön sein.Gefräste Gabelbrücke mit Titanmutter. Im Hintergrund:das gefällige Cockpit

futuristischen FormenEin Kunstwerk aus

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Millimeter, der Tank baut etwas breiterund die Verkleidungsscheibe flacher. Ins-gesamt sitzt es sich auf der Factory zwarbequemer als auf der Mille R, doch machtder breitere Tank die Neue gefühlsmäßigmächtiger, als sie eigentlich ist. Für großeFahrer sind die bequemen Zeiten vorbei,in denen ein leichtes „Duck dich“ für dieperfekte Aerodynamik ausgereicht hat.Wer hinter die Verkleidungskuppel pas-sen will, muss sich klein zusammenfalten.

Der durchweg gute Eindruck, den die Factory bei ihrer Präsentation lieferte,relativiert sich im Alltag bei niedrigerenTemperaturen und wechselnden Wetter-verhältnissen. Die Schwäbische Alb isteben nicht Mugello. Das gilt in erster Liniefür die Reifen-Bremsen-Kombination. Dieschon sehr gute Bremsanlage der Mille Rerhielt zusätzlich eine Radialpumpe. ImZusammenspiel mit den Stahlflexleitungenund den radial verschraubten Brembo-Bremszangen, die mit jeweils vier Einzel-belägen in die 320 Millimeter großeBremsscheiben beißen, ergibt sich eineäußerst wirkungsvolle, aber auch giftigeKombination.

Was auf der italienischen Rennpistemit einem klaren Druckpunkt, geringerHandkraft und in Verbindung mit den klebrigen Pirelli Supercorsa mit brachialerWirkung überzeugte, scheint in freier Wild-bahn einfach überdimensioniert. Schonein Finger am Hebel reicht, um das Vorderrad auf leicht feuchtem Untergrundblitzschnell zum Stillstand zu bringen.

Mitschuld daran tragen die Supercorsa,welche bei Temperaturen um die 15 Gradnie die erforderliche Betriebstemperaturvon etwa 50 Grad erreichen und geradebei Nässe den nötigen Grip vermissenlassen. Ein Sporttourenreifen und die weniger giftig ansprechende Bremse derMille R wären unter Landstraßenbedin-gungen die angenehmere Wahl.

Unbekanntes Terrain durchströmt dieAnsaugluft in der von vorne bis hintenüberarbeiteten Factory. Durch den nunmittig in der Verkleidung sitzenden Ram-Air-Kanal – Honda SP-2 lässt grüßen –findet die Frischluft den Weg durch denSteuerkopf vorbei an der elektronischenDurchlassregelung hinein in die vergrö-ßerte Airbox. Durch die zwei auf 57 Milli-meter Durchmesser (vorher 51 Millimeter)angewachsenen Drosselklappen geht esweiter in die komplett überarbeiteten Zylinderköpfe. Mit einem Spritzer Super-benzin angereichert wird das Gemischauf 11,8 (vorher 11,4) zu eins verdichtet,bevor es von der zentralen Zündkerze gezündet und in die neue elegante Zwei-in-eins-in-zwei-Auspuffanlage entlassenwird. Das Sonnenlicht erblickt die ehe-mals frische Luft erst wieder, wenn siesich durch den geregelten Katalysator gepresst hat und mit akzeptablen Abgas-werten aufwarten kann.

Die umfangreichen Modifikationen amTriebwerk der Factory bringen zwar im rennstreckenrelevanten Bereich über7000 Umdrehungen eine deutlich höhere

Spitzenleistung, können jedoch die altenSchwächen der Mille R bei 3000 und6000/min nicht beseitigen. Im Gegenteil.Das schlechte Ansprechverhalten bei3000 Umdrehungen macht sich bei derFactory noch deutlicher bemerkbar alsbei ihrer Vorgängerin. Untertouriges Fah-ren mit abruptem Gasaufziehen quittiertder große V2 bisweilen mit Verschluckenund stellt erst verzögert und unter spür-baren Lastwechselreaktionen Leistungzur Verfügung. Über 4000/min zieht erdann sauber hoch, genehmigt sich bei6000 Touren aber nochmals eine kleineVerschnaufpause.

Im Slalom-Parcours des Top-Tests offenbart sich die Schwäche ganz klar.Obwohl die Kurvengeschwindigkeiten derFactory auf hohem Niveau sind, werdenBestzeiten, die aufgrund eines besserenHandlings gegenüber der Mille R möglichwären, durch das schlechte Ansprech-verhalten vereitelt, das sich gerade in derSpitzkehre bemerkbar macht. Auch dieHinterradbremse, die im Slalom gerne benutzt wird, um lästige Lastwechselre-aktionen zu eliminieren, ist keine wirklicheHilfe. Eine ungünstige Hebelübersetzungerfordert viel Druck, um eine effizienteBremswirkung zu erzielen. Das konntedie Alte besser.

Abgesehen von dem schlechten An-sprechverhalten und dem Leistungslochverdient sich das stark überarbeiteteTriebwerk durchweg Bestnoten. HöhereSpitzenleistung und ein um 0,6 Liter re-

und edler Renntechnik

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Top-Test Aprilia Factory

Mille RUm die

duzierter Verbrauch auf der Landstraßemachen den Fortschritt deutlich. Somitsteigt die theoretische Reichweite auf be-achtliche 316 Kilometer. Hat der V2 erstmal die 7000er-Marke hinter sich gelas-sen, brennt er ein wahres Feuerwerk ab.Von einem immer heiserer werdenden Bellen untermalt, schnalzt die Nadel desDrehzahlmessers, der sich nun in einerwesentlich eleganteren Instrumentenein-heit befindet, dem Begrenzer entgegen.

Bei genau 10 000 Umdrehungen stehtdie maximale Leistung von 133 PS an der Kupplung an. Das liegt zwar knappunter den angegebenen 139 PS am Ge-triebeausgang, aber voll im tolerierbarenBereich. Auf dem Prüfstand zeigte sich,dass die Aprilia RSV 1000 R Factory sehrsensibel auf die angeströmte Luft rea-giert. Je nach Position der beiden Ge-bläse, die von vorne Frischluft zuführen,ergaben sich Unterschiede in der Spit-zenleistung um bis zu vier PS, folglichdürfte das Ram-Air-System im oberen

Geschwindigkeitsbereich noch das einoder andere PS mobilisieren.

Bevor der Begrenzer dieser Orgie bei10 600/min ein abruptes Ende setzt, solltedie Schaltbox bedient werden. Im Gegen-satz zum alten Getriebe glänzt sie mitsehr kurzen Schaltwegen und präzisemEinrasten der einzelnen Gänge, mussallerdings mit einigem Kraftaufwand be-tätigt werden. Während die oft erfolgloseSuche nach dem Leerlauf im Stand nervt,begeistert die hydropneumatische Anti-Hopping-Kupplung. Auf der Rennstreckewie auf der Landstraße kann man bedenkenlos die Gänge runtersteppen,ohne ein Hinterradstempeln befürchtenzu müssen.

Über jeden Zweifel erhaben ist dasFahrwerk. Wie bereits das Vorgänger-modell verfügt die Factory über superbeÖhlins-Federelemente, einen Öhlins-Len-kungsdämpfer und leichte OZ-Magnesium-Felgen mit einem handlingfreundlichen180er-Hinterreifen. Zudem hielt die Kon-

zentration der Massen um den Schwer-punkt auch bei der Aprilias neuem Spitzensportler Einzug. Eine geänderteMotorposition sowie Schwingenaufnahmeund eine geringfügig modifizierte Fahr-werksgeometrie sorgen gegenüber derMille R Jahrgang 2003, wie schon erwähnt,für ein nochmals verbessertes Handling.Dafür werden geringe Einbußen in derKurvenstabilität in Kauf genommen, diefreilich kein wirkliches Problem darstellen.In der Klasse der Supersportler gehört dieAprilia unverändert zu den stabilsten Motorrädern. Kickback ist ebenfalls keinThema. Sollte die Front einmal leichteTendenz zum Zappeln zeigen, tritt sofortder 20fach einstellbare Lenkungsdämperin Aktion, um alle Unruhe im Keim zu er-sticken.

Für knapp 17 000 Euro erhält man einen toll gestalteten Sportler, der auch inder Ausstattung keine Wünsche offenlässt. Von der Aufnahme für einen Stän-der an der Hinterachse über die Wegfahr-

jetzt schon völlig vergessen zu

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Der neue Rahmen ist leichter und hat nochan Steifigkeit gewonnen. Die gebogeneSchwinge schafft Platz für die Schalldämpfer

Öhlins-Gabel, gefräste Gabelbrücke undrechts wie links Radialpumpen. Noch vor kurzem war dies nur bei Superbikesanzutreffen

In Verbindung mit der Radialpumpe beißen die vier Einzel-beläge in den radialverschraubten Brems-zangen sehr giftig zu

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Von Gert Thöle; Foto: Gargolov

MOTORRAD erklärt die einzelnen Krite-rien der 1000-Punkte-Wertung (Teil 21).

BREMSDOSIERUNG

E in kurzer Bremsweg ist zweifellos ein entscheidendesSicherheitskriterium. Daher wird eine gute Verzögerung

mit maximal 30 Punkten honoriert. Jede Bremsmessung istallerdings ein synthetischer, vom Tester genau kalkulierbarerVersuch. Das bedeutet, dass er sich auf die jeweilige Situation,also Motorrad, Reifengrip, Fahrbahnbeschaffenheit et ceteraeinstellen kann. In der Praxis passiert ein Bremsmanöver hingegen oft urplötzlich, dann fällt das exakte Bremsen ent-lang der Schlupfgrenze viel schwerer, hohe Verzögerungenum 10 m/s sind kaum zu schaffen.

In solchen Situationen spielt die Dosierbarkeit eine ganzentscheidende Rolle, daher wird sie von MOTORRAD mit dergleichen Gewichtung wie die Verzögerung bewertet. Schlech-te Bremsen lassen den Fahrer völlig im Unklaren, ob dasVorderrad noch haftet oder bereits zu blockieren beginnt. GuteBremsen geben ein glasklares Feedback, dem Piloten ge-

lingen selbst unter erschwerten Bedingungen ordentliche Ver-zögerungswerte. Die Bremswirkung sollte proportional zu denBetätigungskräften steigen, bei progressiver Wirkung fällt dieDosierung im Grenzbereich schwer. Weitere Mängel könnennicht klar definierte oder gar wandernde Druckpunkte sein,auch die unterschiedliche Wirkung zwischen heißer und kalterBremse ist nicht gerade hilfreich.

Der Schwerpunkt der Beurteilung liegt naturgemäß auf dervorderen Bremse, die aufgrund der dynamischen Radlastver-lagerung den weitaus größten Teil der Verzögerung übertragenkann. Rennbremsen dürfen gern extrem bissig zupacken, imStraßenverkehr sind solche Stopper mitunter zu viel des Guten, man denke nur an Schrecksituationen bei nasser Straße. Deshalb gibt es für die auf Rennpisten hervorragendeBremsanlage der Factory einen Abzug, mit 25 Punkten be-kommt sie aber immer noch eine gute Bewertung.

Feinschliffmachen, fehlt es der Factory an

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APRILIA RSV 1000 R FACTORY

*Herstellerangaben; 1Messort Hockenheim; 2MOTORRAD-Testparcours, Werte von Handlingkurs und Bremsentest aus den drei besten Fahrversuchen gemittelt

MessungenDaten

Motor: wassergekühlter Zweizylinder-Vier-takt-60-Grad-V-Motor, Kurbelwelle quer-liegend, zwei Ausgleichswellen, je zweiobenliegende, über Zahnräder und Kettegetriebene Nockenwellen, vier Ventile proZylinder, Tassenstößel, Trockensumpf-schmierung, elektronische Saugrohrein-spritzung, Ø 57 mm, Motormanagement,geregelter Katalysator, E-Starter, Dreh-stromlichtmaschine 500 W, Batterie 12V/10 Ah.Bohrung x Hub 97,0 x 67,5 mmHubraum 998 cm3

Verdichtungsverhältnis 11,8:1Nennleistung

102 kW (139 PS) bei 9500/minMax. Drehmoment

107 Nm (10,9 kpm) bei 7500/minSchadstoffwerte (Homologation) CO 1,17g/km, HC 0,26 g/km, NOx 0,01 g/km

Kraftübertragung: Primärantrieb über Zahn-räder, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette, Sekundärübersetzung 40:16.

Fahrwerk: Brückenrahmen aus Aluprofi-len, geschraubtes Rahmenheck, Upside-down-Gabel, Gleitrohrdurchmesser 43 mm,verstellbare Federbasis, Zug- und Druck-

stufendämpfung, Zweiarmschwinge ausAluprofilen, Zentralfederbein mit Hebel-system, verstellbare Federbasis, Zug- undDruckstufendämpfung, Doppelscheiben-bremse vorn, schwimmend gelagerteBremsscheiben, Ø 320 mm, Vierkolben-sättel, Scheibenbremse hinten, Ø 220mm, Zweikolbensattel.Alugussräder 3.50 x 17; 6.00 x 17Reifen 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17Bereifung im Test

Pirelli Dragon Supercorsa

Fahrwerksdaten: Radstand 1418 mm,Lenkkopfwinkel 65,2 Grad, Nachlauf 102mm, Federweg v/h 120/133 mm.

Service-DatenService-Intervalle alle 7500 kmÖlwechsel mit Filter alle 7500 km/3,9 lMotoröl SAE 15 W 50Telegabelöl SAE 10 WZündkerzen NGK RDCP 9 EKette 5/8 x 5/16, 108 RollenLeerlaufdrehzahl 1250±100/minVentilspiel Ein-/Auslass

0,15–0,20/0,20–0,25 mmReifenluftdruck solo (mit Sozius)vorn/hinten 2,3/2,5 (2,5/2,8) bar

Garantie zwei Jahre ohne Kilometerbegrenzung

Farben Grau, Schwarz, RotPreis inklusive Nebenkosten 16 999 Euro

Fahrleistungen1 Factory (Mille R)Höchstgeschwindigkeit* 287 (283) km/hBeschleunigung0–100 km/h 3,2 (3,2) sek0–140 km/h 5,0 (5,0) sek0–200 km/h 9,0 (9,3) sekDurchzug60–100 km/h 4,6 (4,6) sek100–140 km/h 4,6 (4,6) sek140–180 km/h 5,3 (5,9) sekTachometerabweichungAnzeige/effektiv

50/49 (50), 100/98 (100) km/hKraftstoffart SuperVerbrauch im Testbei 100 km/h 5,4 (5,4) l/100 kmbei 130 km/h 6,2 (6,6) l/100 kmLandstraße 5,7 (6,3) l/100 kmTheor. Reichweite 316 (286) kmMaße und GewichteL/B/H 2100/790/1140 mm

(2040/760/1200) mmSitzhöhe 810 (830) mmWendekreis 6850 (6470) mmGewicht vollgetankt 209 (210) kgZulässiges Gesamtgewicht* 422 (406) kgZuladung 213 (196) kgRadlastverteilung v/h 50/50 (50/50) %Tankinhalt/Reserve* 18/4 (18/4) Liter

MOTORRAD-Messwerte2

Bremsen und Fahrdynamik

BremsmessungBremsweg aus 100 km/h

39,4 (39,7) MeterMittlere Verzögerung 9,8 (9,7) m/s2

Bemerkungen: nahezu identische Brems-wege der beiden Modelle, die ausschließ-lich durch ein abhebendes Heck begrenztwerden. Allerdings spricht die mittels Radialpumpe betätigte Vorderbremse derFactory etwas giftig an. In puncto Dosier-barkeit liefert daher die Bremsanlage derMille R mehr Rückmeldung.

Handling-Parcours I (schneller Slalom)Beste Rundenzeit 20,3 (20,4) sekvmax am Messpunkt 111,0 (111,0) km/hBemerkungen: Die etwas handlichereFactory wedelt einen Hauch schneller um den schnellen Pylonenparcour. Beide Modelle erreichen dank straffer Fahrwerkeund hoher Lenkpräzision sehr hohe Ge-schwindigkeiten am Messpunkt.

Handling-Parcours II (langsamer Slalom)Beste Rundenzeit 28,3 (27,6) sek vmax am Messpunkt 55,5 (54,0) km/h Bemerkungen: Aufgrund ihrer Leistungs-löcher bei 3000 und 6000/min ist die Factory etwas langsamer. Genau in diesenDrehzahlregionen wird der langsame Parcours durchfahren. Außerdem stört dieverzögerte Gasanahme am Umkehrpunkt.Beide Aprilia verfügen über eine sehr großeSchräglagenfreiheit.

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sperre bis hin zum Laptimer ist alles anBord. Die Factory macht mit ihrer kom-promisslosen Bremse und dem im oberenDrehzahlbereich starken Triebwerk einentschiedenes Bekenntnis zur Rennstre-cke. Wer sich für sie entscheidet, abernicht ausschließlich auf der Piste unter-wegs ist, der wird sich mit einem lachen-

den Auge an der geschmeidigen Optik,der gestiegenen Spitzenleistung und demtollen Handling erfreuen. Das andereAuge wird jedoch der alten Mille R nach-weinen. Eine homogenere Leistungsent-faltung, die besser zu dosierende Bremseund das weicher schaltbare Getriebe wirdman auf der Landstraße vermissen.

Leistungsein-brüche bei 3000 und 6000 Umdrehungen und Lastwechsel-reaktionen vereiteln Best-zeiten im Slalom-Parcours

Stärker, leichter, schneller. All diese Attribute, die für die Rennstrecke so wichtig sind, vereintdie Factory und machen sie zum echten Racer. Obwohl sie in der theoretischen Reichweite,der Zuladung und der Ausstattung zusätzliche Punkte verbuchen kann, fehlt ihr zum perfek-ten Landstraßenfeger eine ausgeglichene Leistungscharakteristik.

FAZIT

Bremsmessung

Leistungs3- und Gangdiagramm

Die Bremse sprichtso bissig an, dass sie am Punkteins wegen dessteigenden Heckswieder gelöst werden muss. Der Weg zu Punktzwei zeigt die fein-fühlige Dosierung

Unter 5000 Um-drehungen wirkensich die Modifika-tionen am Factory-Triebwerk ehernachteilig aus.Erst oberhalb von 7000 Tourenkann die Neue dieMille R in dieSchranken weisen

3Leistung an der Kupplung. Messung auf Dynojet-Rollenprüfstand 150, korrigiert nach ECE, maximal mögliche Abweichung ± 5%

PUNKTEWERTUNG

Max

imal

e Pu

nktz

ahl

ANTRIEB FahrleistungenHöchstgeschwindigkeit

BeschleunigungDurchzug

MotorAnsprech-/Lastwechselverhalten

LeistungsentfaltungStarten

KraftübertragungKupplungSchaltung

GetriebeabstufungGesamtübersetzung

Summe

FAHRWERKGeradeauslaufstabilität

Stabilität in KurvenLenkpräzision

HandlichkeitFahrwerksabstimmung solo

Fahrverhalten mit SoziusSumme

SICHERHEIT BremsenVerzögerung/Betätigungskraft

BremsdosierungBremsen mit Sozius/Fading

ABS/Verbundbremse

FahrwerkSchräglagenfreiheit

BodenfreiheitLenkerschlagen/Shimmy

BremsstabilitätAufstellmoment beim Bremsen

Licht/SichtFern-/Abblendlicht

Sicht nach vorn/hinten Summe

ALLTAGSTAUGLICHKEITWartungsfreundlichkeit

Theoretische ReichweiteZuladung

AusstattungHandhabung

Summe

KOMFORTSitzkomfort FahrerSitzkomfort Sozius

WindschutzLaufruhe Motor/Antrieb

Summe

EIGENSCHAFTSWERTUNG

WIRTSCHAFTLICHKEITUND UMWELT

VerarbeitungGarantie

Verbrauch (Landstraße)InspektionskostenUnterhaltskosten

AbgaswertePreis-Leistungs-Verhältnis

Summe

GESAMTWERTUNG

303030

203010

10201010

200

304030304030

200

30301030

2010201010

2010

200

1020203020

100

40202020

100

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20303030203040

200

1000

282421

14207

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150

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1319

7

813

78

149

27342624340*

145

28250*

0

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*Testmotorrad wurde nur in Soloausführung zur Verfügung gestellt