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M an muss lange zurückden- ken, um sich an die Debat- ten im Bundestag zu erinnern, die mit Herzblut, geistreicher Rheto- rik und um der Sache willen ge- führt wurden. In Zeiten der Dauer-Groß-Koalition sind sie längst dem beliebigen Einerlei der Meinungen, der entleerten Phrase und damit der gepflegten Langeweile gewichen. Dienten die Reden früher noch dem Be- mühen, den politischen Gegner zu überzeugen, sind sie zu reinen Verlautbarungen verkommen. Denn zu beraten gibt es im Ple- num nichts mehr. Das ist längst in den Ausschüssen geschehen. Der „Pulsschlag des Staates“, als den die Publizistin Hannah Arendt den Wettstreit der Worte im Par- lament einmal bezeichnete, hat sich dramatisch verlangsamt. Erst, seit die AfD den Diskurs in den Bundestag zurückgebracht hat, ist er überhaupt wieder fühlbar. Die direkte Befragung der Kanzlerin im Plenum hätte eine Sternstunde des Parlamentaris- mus in der „Berliner Republik“ werden können. Sie hätte für das Parlament die Chance sein kön- nen, wieder als zentraler Ort der Politik, als Herzkammer der De- mokratie wahrgenommen zu werden. Doch das ist gründlich danebengegangen. Schon allein das Format ist ungenügend. Eine vorgegebene Regie, in der Länge beschränkte Fragen und Antwor- ten und die fehlende Möglichkeit der Nachfrage haben es Merkel leicht gemacht, sich mit nichtssa- genden Floskeln aus der Affäre zu ziehen. Noch leichter hat es ihr die Opposition gemacht. Sie hat überwiegend windelweich und unpräzise gefragt und den Schlagabtausch gescheut. So ist es ihr nicht einmal ansatzweise ge- lungen, die Regierungschefin in die Ecke zu drängen. Hier wurde eine große Chance vertan, den Parlamentarismus wieder mit Leben zu erfüllen. JAN HEITMANN: Chance vertan Die Geister, die sie riefen Berlins selbstverleugnender Größenwahn schlägt auf Deutschland zurück Nach dem G7-Fiasko soll es nun „Europa“ richten, sagt Merkel. Damit wiederholt sie nur einen alten Fehler in neuer Verpackung. Die Ratlosigkeit der Bundesre- gierung nach dem Fiasko des G7- Gipfels legt die Kernschwäche der deutschen Weltpolitik schonungs- los offen. Diese Schwäche besteht in der seit der Vereinigung 1990 fortgesetzten Weigerung, genuin deutsche Interessen zu formulie- ren. Stattdessen versteiften sich Bonn und später Berlin darauf, le- diglich „europäische“ Ziele verfol- gen zu wollen, oder die des „Westens“, wenn nicht gleich der ganzen Menschheit. Die Bundes- republik wollte zum „Wir“ gehö- ren“, ohne „Ich“ zu sagen. Entsprechend hilflos und ohne schlüssige Strategie steht die Bun- desregierung nun dem ausdrück- lich nationalen Vorgehen etlicher Akteure der Weltpolitik - die USA, Russland und China markieren den allgemeinen Kurs - gegen- über. Berlins Reflex verstärkt noch den Eindruck dieser Hilflosigkeit: Nun müsse „Europa“ umso fester zu- sammenstehen, barmt die Kanzle- rin. In der EU aber ist derselbe Trend zur Renationali- sierung der Au- ßenpolitik zu er- kennen wie glo- bal. Schlimmstenfalls macht Mer- kel Deutschland für Länder wie Italien sogar erpressbar, wenn diese erkennen, dass es den Deut- schen an einem Plan B mangelt, falls es in „Europa“ zu keiner (für Deutschland erneut teuren) Eini- gung kommt. Das dürfte Rom zu nutzen wissen. Zudem schlägt Berlin in der EU mehr Schadenfreude als Solidari- tät entgegen, falls die USA auf die deutsche Exportwirtschaft losge- hen sollten. Die Schadenfreude hat ihre Wurzeln in Merkels Um- gang mit etlichen Nachbarn und im Euro-System und seinen Folgen an sich. Mit der „Ener- giewende“ von 2011 legte die Kanzlerin einen schockartigen Al- leingang hin, ebenso mit ihrer Grenzöffnung von 2015. Kein Part- ner wurde gefragt. Stattdessen drohte Berlin mit Brüssels Hilfe den ostmitteleuropäischen Staaten sogar, falls sie nicht viel mehr Asylsucher aufnehmen sollten. Dies hat für viel Verbitterung ge- sorgt, insbesondere in Ungarn, das durch seine Grenzschließung 2015 der deutschen Kanzlerin den Hals gerettet hat und dafür von ihr be- schimpft oder, so sieht man es in Budapest, regelrecht erpresst wurde: Wenn ihr nicht mehr Asyl- sucher aufnehmt, kürzen wir eure EU-Zuschüsse. Ebenfalls schlägt auf die Kanzle- rin zurück, dass sie das Scheitern des Euro 2012 nicht wahrhaben wollte und will. Infolgedessen reißt eine nicht funktionierende Währung die Gräben immer tiefer auf. Der Euro (zu weich für Deutschland, zu hart für viele an- dere) hat die Ungleichgewichte im Außenhandel erst provoziert, wel- che jetzt auch zu dem Krach mit den USA führen. Eine pragmatische nationale In- teressenpolitik im Ausgleich mit den Partnern hätte all das vermei- den können. Deutschland zahlt den Preis für einen selbstverleugnen- den Größenwahn. Hans Heckel Die Lust der SPD am Untergang Berlins Sozialdemokraten entfernen sich von Realität Preußen / Berlin 5 DIESE WOCHE Vom Macht- zum Systemwechsel Die neue Antisystem- Regierung in Italien Aktuell 2 Weltmacht China Der Wirtschaftsgigant aus Asien will Weltmarktführer werden Hintergrund 4 Zweigleisige Zuwanderungspolitik Asyl-Wildwuchs in Paris Ausland 6 Heimat auf Bayerisch Kloster Ettal sucht nach dem »Mythos Bayern« Kultur Kein propagandistischer Selbstläufer CSU ist wenig erfreut über Merkels Wahlkampfauftritt Deutschland 3 9 EU: Statt Solidarität herrscht eher Schadenfreude vor Einzelverkaufspreis: 2,70 Euro Nr. 24– 15. Juni 2018 U NABHÄNGIGE W OCHENZEITUNG FÜR D EUTSCHLAND ZKZ 05524 - PVST. Gebühr bezahlt Geheimsache Deutsche Mark Einführung der D-Mark Geschichte 10 Die Fahne im Wind: Deutschland fehlt ein Konzept für nationale Außenpolitik Bild: Getty Tödliche Toleranz Trotz des Gewaltpotenzials nicht integrierbarer Asylsucher beschließt der Bundestag den Familiennachzug W ieder wurde eine 14-Jäh- rige, diesmal ein jüdi- sches Mädchen aus Mainz, in Wiesbaden Opfer eines verrohten muslimischen Asylsu- chers. Während in Wiesbaden die Pressekonferenz mit Informatio- nen über die abscheulichen Ein- zelheiten der Tat lief, entschied der Bundestag gegen den Rat von Migrationsforschern, noch mehr Familienangehörige von nicht in- tegrierbaren Asylsuchern ins Land zu lassen. Als die ARD Anfang Juni einen Themenabend mit dem Titel „Das Mädchen und der Flüchtling“ zu dem Mord an der 14-jährigen Mia in Kandel und dem Mordversuch an einer 15-Jährigen in Darmstadt brachten, war bereits ein weiterer schrecklicher Mord passiert. Mia aus Kandel. Maria aus Freiburg. Nun also Susanna aus Mainz. Bald werden die nächsten Opfer folgen. Immer wieder spricht die Polizei von Einzelfällen, aber diese häu- fen sich. Die Demonstranten in Kandel wollten, dass Mias Tod nicht umsonst gewesen sein soll. Nun ist auch Susanna tot, trotz Kandel konnte der Mord nicht verhindert werden. Wie in Kandel wollte man aus der schrecklichen Tat auch in Wiesbaden aus öffent- licher Rücksichtnahme auf Asyl- sucher zunächst eine Beziehungs- tat konstruieren, weil das Opfer den Bruder des Täters gekannt haben soll. Tatverdächtig ist der 20-jährige irakische Asylsucher Ali Bashar, der absurderweise rückwärts flüchten konnte in das Land, das ihn einst angeblich verfolgte, wobei es doch sonst immer hießt, Abschiebungen scheiterten an fehlenden Papie- ren. Bashar war seit Herbst ver- gangenen Jahres mehrfach polizeilich aufgefallen, unter anderem durch Schläge- reien in der Wiesbadener Innen- stadt, sein Asylantrag war ab- gelehnt, aber er besaß absurder- weise bereits eine Aufenthaltsge- stattung. Mitte Mai sollte er bereits ein elfjähriges Mädchen in einer Gemeinschaftsunterkunft vergewaltigt haben. Dennoch saß er nicht in Untersuchungshaft. Auch hier Behördenversagen wie bei Mia in Kandel, wo der Täter noch kurz vor der Tat Besuch von der Polizei hatte. Die bisher be- kannten Fakten über den Mord an Susanna Feld- man dokumen- tieren in aller Deutlichkeit ein beispielloses Staatsversagen in Deutschland. Die Opfer sind junge Mädchen, Kinder und Jugendli- che, die nicht hätten Opfer wer- den müssen, wenn der Staat die Gesetze befolgt und durchgesetzt hätte. Die Bundesregierung hat Terroristen, Mörder und Verge- waltiger unkontrolliert ins Land gelassen und will sie offenbar hier behalten, denn sie ist nicht wil- lens, sie zu verurteilen und abzu- schieben. Sogar Antisemiten erhalten zu hunderttausenden Asyl und später deutsche Pässe. Mutmaßliche Vergewaltiger oder Mörder können sich ohne Kon- trolle in ihre Herkunftsländer ab- setzen. Es ist fatal, mit welch stoischer und abgestumpfter Gleichgültig- keit Kapitalverbrechen aus dem Kreis der Asylsucher mittlerweile zur Kenntnis genommen werden. Die Bürger scheinen sich ob der Häufigkeit sich wiederholender Gewalttaten in einer Art Schock- starre zu befinden. Kaum noch je- mand ist in der Lage, laut aufzu- schreien. Deutlich wurde das gerade zu dem Zeitpunkt, als die Pressekonferenz zu dem Mord an Susanna stattfand und als der Bundestag debattierte, wie er durch Familienzusammenführung noch mehr antisemitische Asylsu- cher hereinlassen kann. Am Tatort in Wiesbaden hatten Unbeteiligte, noch nicht wissend, dass es sich bei dem Opfer um eine Jüdin handelte, ein christli- ches Kreuz aufgestellt mit der In- schrift: „Susanna, Opfer der Toleranz“, „Opfer von Merkel“ wollten sie wohl noch nicht schreiben. Bodo Bost (siehe Kommentar Seite 8) Tat von Wiesbaden offenbart Staatsversagen Das Ostpreußenblatt Geheimsache Deutsche Mark, Seite 10

s a c h e a r k , S e i t e 1 0 G e h e i m c h e M D e u t sarchiv.preussische-allgemeine.de/2018/paz2018-24.pdf · Man muss lange zurückden - ken, um sich an die Debat-ten im Bundestag

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Man muss lange zurückden-ken, um sich an die Debat-

ten im Bundestag zu erinnern, diemit Herzblut, geistreicher Rheto-rik und um der Sache willen ge-führt wurden. In Zeiten derDauer-Groß-Koalition sind sielängst dem beliebigen Einerleider Meinungen, der entleertenPhrase und damit der gepflegtenLangeweile gewichen. Dientendie Reden früher noch dem Be-mühen, den politischen Gegnerzu überzeugen, sind sie zu reinenVerlautbarungen verkommen.Denn zu beraten gibt es im Ple-num nichts mehr. Das ist längst inden Ausschüssen geschehen. Der„Pulsschlag des Staates“, als dendie Publizistin Hannah Arendtden Wettstreit der Worte im Par-lament einmal bezeichnete, hatsich dramatisch verlangsamt. Erst,seit die AfD den Diskurs in denBundestag zurückgebracht hat,ist er überhaupt wieder fühlbar.Die direkte Befragung der

Kanzlerin im Plenum hätte eineSternstunde des Parlamentaris-mus in der „Berliner Republik“werden können. Sie hätte für dasParlament die Chance sein kön-nen, wieder als zentraler Ort derPolitik, als Herzkammer der De-mokratie wahrgenommen zuwerden. Doch das ist gründlichdanebengegangen. Schon alleindas Format ist ungenügend. Einevorgegebene Regie, in der Längebeschränkte Fragen und Antwor-ten und die fehlende Möglichkeitder Nachfrage haben es Merkelleicht gemacht, sich mit nichtssa-genden Floskeln aus der Affäre zuziehen. Noch leichter hat es ihrdie Opposition gemacht. Sie hatüberwiegend windelweich undunpräzise gefragt und denSchlagabtausch gescheut. So ist esihr nicht einmal ansatzweise ge-lungen, die Regierungschefin indie Ecke zu drängen. Hier wurdeeine große Chance vertan, denParlamentarismus wieder mitLeben zu erfüllen.

JAN HEITMANN:

Chance vertan

Die Geister, die sie riefenBerlins selbstverleugnender Größenwahn schlägt auf Deutschland zurück

Nach dem G7-Fiasko soll es nun„Europa“ richten, sagt Merkel.Damit wiederholt sie nur einenalten Fehler in neuer Verpackung.

Die Ratlosigkeit der Bundesre-gierung nach dem Fiasko des G7-Gipfels legt die Kernschwäche derdeutschen Weltpolitik schonungs-los offen. Diese Schwäche bestehtin der seit der Vereinigung 1990fortgesetzten Weigerung, genuindeutsche Interessen zu formulie-ren.Stattdessen versteiften sich

Bonn und später Berlin darauf, le-diglich „europäische“ Ziele verfol-gen zu wollen, oder die des„Westens“, wenn nicht gleich derganzen Menschheit. Die Bundes-republik wollte zum „Wir“ gehö-ren“, ohne „Ich“ zu sagen.Entsprechend hilflos und ohne

schlüssige Strategie steht die Bun-desregierung nun dem ausdrück-

lich nationalen Vorgehen etlicherAkteure der Weltpolitik − die USA,Russland und China markierenden allgemeinen Kurs − gegen-über.Berlins Reflex verstärkt noch den

Eindruck dieser Hilflosigkeit: Nunmüsse „Europa“ umso fester zu-sammenstehen,barmt die Kanzle-rin. In der EU aberist derselbe Trendzur Renationali-sierung der Au-ßenpolitik zu er-kennen wie glo-bal. Schlimmstenfalls macht Mer-kel Deutschland für Länder wieItalien sogar erpressbar, wenndiese erkennen, dass es den Deut-schen an einem Plan B mangelt,falls es in „Europa“ zu keiner (fürDeutschland erneut teuren) Eini-gung kommt. Das dürfte Rom zunutzen wissen.

Zudem schlägt Berlin in der EUmehr Schadenfreude als Solidari-tät entgegen, falls die USA auf diedeutsche Exportwirtschaft losge-hen sollten. Die Schadenfreudehat ihre Wurzeln in Merkels Um-gang mit etlichen Nachbarn undim Euro-System und seinen Folgen

an sich.Mit der „Ener-

giewende“ von2011 legte dieKanzlerin einenschockartigen Al-leingang hin,ebenso mit ihrer

Grenzöffnung von 2015. Kein Part-ner wurde gefragt. Stattdessendrohte Berlin mit Brüssels Hilfeden ostmitteleuropäischen Staatensogar, falls sie nicht viel mehrAsylsucher aufnehmen sollten. Dies hat für viel Verbitterung ge-

sorgt, insbesondere in Ungarn, dasdurch seine Grenzschließung 2015

der deutschen Kanzlerin den Halsgerettet hat und dafür von ihr be-schimpft oder, so sieht man es inBudapest, regelrecht erpresstwurde: Wenn ihr nicht mehr Asyl-sucher aufnehmt, kürzen wir eureEU-Zuschüsse.Ebenfalls schlägt auf die Kanzle-

rin zurück, dass sie das Scheiterndes Euro 2012 nicht wahrhabenwollte und will. Infolgedessenreißt eine nicht funktionierendeWährung die Gräben immer tieferauf. Der Euro (zu weich fürDeutschland, zu hart für viele an-dere) hat die Ungleichgewichte imAußenhandel erst provoziert, wel-che jetzt auch zu dem Krach mitden USA führen. Eine pragmatische nationale In-

teressenpolitik im Ausgleich mitden Partnern hätte all das vermei-den können. Deutschland zahlt denPreis für einen selbstverleugnen-den Größenwahn. Hans Heckel

Die Lust der SPD am UntergangBerlins Sozialdemokratenentfernen sich von Realität

Preußen /Berlin

5

DIESE WOCHE

Vom Macht- zum SystemwechselDie neue Antisystem-Regierung in Italien

Aktuell

2

Weltmacht ChinaDer Wirtschaftsgigant aus Asien will Weltmarktführer werden

Hintergrund

4

Zweigleisige ZuwanderungspolitikAsyl-Wildwuchs in Paris

Ausland

6

Heimat auf BayerischKloster Ettal sucht nachdem »Mythos Bayern«

Kultur

Kein propagandistischerSelbstläuferCSU ist wenig erfreut überMerkels Wahlkampfauftritt

Deutschland

3

9 EU: Statt Solidaritätherrscht eher

Schadenfreude vor

Einzelverkaufspreis: 2,70 Euro

Nr. 24– 15. Juni 2018 U N A B H Ä N G I G E W O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U T S C H L A N D ZKZ 05524 - PVST. Gebühr bezahlt

Geheimsache Deutsche MarkEinführung der D-Mark

Geschichte

10

Die Fahne im Wind: Deutschland fehlt ein Konzept für nationale Außenpolitik Bild: Getty

Tödliche ToleranzTrotz des Gewaltpotenzials nicht integrierbarer Asylsucher beschließt der Bundestag den Familiennachzug

Wieder wurde eine 14-Jäh-rige, diesmal ein jüdi-sches Mädchen aus

Mainz, in Wiesbaden Opfer einesverrohten muslimischen Asylsu-chers. Während in Wiesbaden diePressekonferenz mit Informatio-nen über die abscheulichen Ein-zelheiten der Tat lief, entschiedder Bundestag gegen den Rat vonMigrationsforschern, noch mehrFamilienangehörige von nicht in-tegrierbaren Asylsuchern ins Landzu lassen.Als die ARD Anfang Juni einen

Themenabend mit dem Titel „DasMädchen und der Flüchtling“ zudem Mord an der 14-jährigen Miain Kandel und dem Mordversuchan einer 15-Jährigen in Darmstadt

brachten, war bereits ein weitererschrecklicher Mord passiert. Miaaus Kandel. Maria aus Freiburg.Nun also Susanna aus Mainz. Baldwerden die nächsten Opfer folgen.Immer wieder spricht die Polizeivon Einzelfällen, aber diese häu-fen sich. Die Demonstranten inKandel wollten, dass Mias Todnicht umsonst gewesen sein soll.Nun ist auch Susanna tot, trotzKandel konnte der Mord nichtverhindert werden. Wie in Kandelwollte man aus der schrecklichenTat auch in Wiesbaden aus öffent-licher Rücksichtnahme auf Asyl-sucher zunächst eine Beziehungs-tat konstruieren, weil das Opferden Bruder des Täters gekannthaben soll.

Tatverdächtig ist der 20-jährigeirakische Asylsucher Ali Bashar,der absurderweise rückwärtsflüchten konnte in das Land, dasihn einst angeblich verfolgte,wobei es doch sonst immer hießt,Abschiebungenscheiterten anfehlenden Papie-ren. Bashar warseit Herbst ver-gangenen Jahresmehrfach polizeilich aufgefallen,unter anderem durch Schläge-reien in der Wiesbadener Innen-stadt, sein Asylantrag war ab-gelehnt, aber er besaß absurder-weise bereits eine Aufenthaltsge-stattung. Mitte Mai sollte erbereits ein elfjähriges Mädchen in

einer Gemeinschaftsunterkunftvergewaltigt haben. Dennoch saßer nicht in Untersuchungshaft.Auch hier Behördenversagen wiebei Mia in Kandel, wo der Täternoch kurz vor der Tat Besuch von

der Polizei hatte.Die bisher be-

kannten Faktenüber den Mordan Susanna Feld-man dokumen-

tieren in aller Deutlichkeit einbeispielloses Staatsversagen inDeutschland. Die Opfer sind jungeMädchen, Kinder und Jugendli-che, die nicht hätten Opfer wer-den müssen, wenn der Staat dieGesetze befolgt und durchgesetzthätte. Die Bundesregierung hat

Terroristen, Mörder und Verge-waltiger unkontrolliert ins Landgelassen und will sie offenbar hierbehalten, denn sie ist nicht wil-lens, sie zu verurteilen und abzu-schieben. Sogar Antisemitenerhalten zu hunderttausendenAsyl und später deutsche Pässe.Mutmaßliche Vergewaltiger oderMörder können sich ohne Kon-trolle in ihre Herkunftsländer ab-setzen.Es ist fatal, mit welch stoischer

und abgestumpfter Gleichgültig-keit Kapitalverbrechen aus demKreis der Asylsucher mittlerweilezur Kenntnis genommen werden.Die Bürger scheinen sich ob derHäufigkeit sich wiederholenderGewalttaten in einer Art Schock-

starre zu befinden. Kaum noch je-mand ist in der Lage, laut aufzu-schreien. Deutlich wurde dasgerade zu dem Zeitpunkt, als diePressekonferenz zu dem Mord anSusanna stattfand und als derBundestag debattierte, wie erdurch Familienzusammenführungnoch mehr antisemitische Asylsu-cher hereinlassen kann.Am Tatort in Wiesbaden hatten

Unbeteiligte, noch nicht wissend,dass es sich bei dem Opfer umeine Jüdin handelte, ein christli-ches Kreuz aufgestellt mit der In-schrift: „Susanna, Opfer derToleranz“, „Opfer von Merkel“wollten sie wohl noch nichtschreiben. Bodo Bost

(siehe Kommentar Seite 8)

Tat von Wiesbadenoffenbart Staatsversagen

Das Ostpreußenblatt

Geheimsache

Deutsche Mark, Seite 10

Italiens Präsident Sergio Matta-rella hat in einem zweiten Anlaufdie Koalition aus der Fünfsterne-Bewegung und der Lega Nord ak-zeptiert. Damit wird das Landjetzt von einer Antisystem-Regie-rung regiert.

In Rom regieren in Zukunft dieProtestbewegung Fünf Sterne desEx-Komikers Beppe Grillo, vondaher auch Grillini genannt, unddie Lega Nord. Mit 89 Tagen hatdie Regierungsbildung viel kürzergedauert als in Deutschland, amEnde ging alles sehr schnell. Be-reits einen Tag nach der Beauftra-gung wurden der neue Minister-präsident Giuseppe Conte undseine 18 Minister, sechs davonFrauen, im Quirinalspalast verei-digt.Kaum jemand hätte der neuen

Eu-kritischen Koalition in Romnach dem Scheitern im ersten An-lauf und der Polemik um ihre Zu-sammensetzung noch eine Chance gegeben. Am wenigstenwohl Giuseppe Conte. Der neue54-jährige Regierungschef, deraus Süditalien stammt, war nachdem Veto des Präsidenten gegensein erstes Kabinett wieder an sei-ne Universität nach Florenz zu-rückgekehrt. Mattarella hatte sichgeweigert, den von den neuen Re-gierungsparteien vorgeschlage-nen Vordenker eines Euro-Aus-stiegs, Paolo Savona, als Finanz-und Wirtschaftsminister zu ak-zeptieren.Nachdem der mit der Bildung

einer Übergangsregierung beauf-tragte ehemalige IWF-ÖkonomCarlo Cottarelli sein Mandat zu-rückgegeben hatte, unternahmenLega-Führer Matteo Salvini undder Chef der Fünf Sterne, Luigi DiMaio, einen weiteren Versuch undeinigten sich auch ganz schnellauf eine neue Ministerliste, zwarmit einem anderen Finanz- undWirtschaftsminister, aber immernoch mit Conte als Premier. DenWeg für diese Regierung freige-macht hatte Salvini, der sich da-mit einverstanden erklärte, dassSavona ins Ministerium für euro-päische Angelegenheiten versetztwird. An seiner Stelle wird nunder 69-jährige Wirtschaftsprofes-

sor Giovanni Tria Finanz- undWirtschaftsminister. Er gilt andersals Savona als „kritischer EU-Be-fürworter“. Tria war bereits Mit-autor des wirtschaftlichen Wahl-programms Silvio Berlusconis ge-wesen.Mit Conte und Tria werden die

beiden wichtigsten Posten in derneuen Regierung von parteilosenTechnokraten besetzt, die wederder Fünf Sterne noch der Lega an-gehören. Auch der neue Außen-minister, Enzo Moavero Milanesi,ist ein parteiloser Experte: Der63-jährige Jurist war schon par-teiloser Minister für europäischeAngelegenheiten in den Zen-trums-Regierungen von MarioMonti und Enrico Letta. Der über-zeugte Europäer soll dafür sorgen,dass die Beziehungen der vonEU-kritischen Parteien be-herrschten Regierung zu Brüssel

nicht auf den Nullpunkt sinken.Conte selbst erklärte noch am Tagder Vereidigung, dass ein Austrittaus dem Euro für die neue Regie-rung „kein Thema“ sei. Auch imKoalitionspapier, das in wenigenTagen erarbeitet wurde, stehtnichts von einem Euro-Austritt. Der neue, politisch unerfahrene

Regierungschef Conte hatte beider Zusammenstellung seiner Re-gierungsmannschaft kaum etwaszu sagen. Die Kabinettsliste wurdevon Di Maio und Salvini erstellt.Der Lega-Führer Salvini gilt alsder eigentliche starke Mann derneuen Regierung. Er hat als neuerInnenminister eine knallharte Zu-wanderungspolitik mit der Ab-schiebung von 500000 illegalenEinwanderern angekündigt. Fünf-Sterne-Chef Di Maio wird Ar-beitsminister. In dieser Positionwill er das von seiner Protestbe-

wegung versprochene Bürgerein-kommen in die Tat umsetzen. So-wohl Salvini als auch Di Maiowerden gleichzeitig Vizepremiersund werden damit Einfluss aufdie allgemeine Regierungspolitiknehmen können.Die übrigen Ministerposten

wurden gleichmäßig auf Vertreterder beiden Regierungsparteienverteilt, obwohl die Fünf Sternebei der Parlamentswahl vom 4. März mit knapp 33 Prozent fastdoppelt so viele Stimmen erreichthatten wie die Lega, die auf 17Prozent gekommen war. Auch dasgemeinsame Koalitionspapierträgt eindeutig die Handschriftder Lega, die praktisch alle ihreWahlkampfforderungen unter-bringen konnte, während einigeder Kernanliegen der Grillini nurnoch sehr schwammig vorkom-men. So wurde beispielsweise die

Einführung des Grundeinkom-mens auf das Jahr 2020 verscho-ben. Beide Parteien sind sehr ver-schieden, die Wählerschaft beiderParteien ist äußerst heterogen:Die Lega ist vor allem im wohlha-benden Norden stark. Die FünfSterne hingegen haben besondersviele Anhänger im armen Süden.Für ihre Wähler vom linken Flü-gel dürfte die Koalition eine Zu-mutung sein.Mit der Vereidigung gingen drei

chaotische Monate zu Ende, dieauch die Finanzmärkte und denEuro in Unruhe versetzt hatten.Besonders die Pläne der neuenRegierung, trotz des immensenSchuldenbergs des Landes von2,3 Billionen Euro Steuersenkun-gen und ein mit Mehrausgabenverbundenes Grundeinkommeneinzuführen, sorgten für Beunru-higung. Bodo Bost

2 Nr. 24– 15. Juni 2018

Vom Macht- zum SystemwechselItalien: Neben Protestlern und EU-Kritikern regieren in Rom parteilose TechnokratenBlühendes

BeauftragtentumBerlin – Zum Stichtag 1. Mai 2018hat es 39 Beauftragte der Bundesre-gierung, Bundesbeauftragte sowieKoordinatoren der Bundesregie-rung gegeben. Das berichtet dieBundesregierung in ihrer Antwortauf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion. Wie sie darin erläutert,wird in der Bundesverwaltunggrundsätzlich zwischen Bundesbe-auftragten, Beauftragten derBundesregierung und sonstigen Be-auftragten (Koordinatoren, Sonder-beauftragte) unterschieden. DieseBeauftragten seien von der Bundes-regierung aufgrund ihrer Organisa-tionsgewalt eingerichtete Organezur Unterstützung und Beratung„bei der Wahrnehmung von Regie-rungsaufgaben (im Unterschied zurWahrnehmung von Verwaltungs-aufgaben)“, wie die Regierungschreibt. Bundesbeauftragte wer-den auf gesetzlicher Grundlage ein-gerichtet. Sie werden danach „beifunktionalem Bedarf“ durch Kabi-nettbeschluss beziehungsweise Or-ganisationserlass der Bundeskanz-lerin oder Erlass beziehungsweise„sonstiger Bestimmung“ eines Res-sorts eingesetzt. Eine allgemein gül-tige Definition der Funktion desKoordinators oder Sonderbeauf-tragten bestehe in der Bundesregie-rung nicht, wie diese einräumenmuss. Kritiker halten diese fürüberflüssig und sehen in ihnen Ver-sorgungsposten. J.H.

Die Wahlkampfhilfe der beidentürkischstämmigen deutschenNationalspieler Mesut Özil und Il-kay Gündogan für „ihren“ Präsi-denten Recep Tayyip Erdogan hatUnruhe in die Mannschaft undvor allem unter die Fans gebracht.Die Fußball-WM in Russland be-ginnt für Deutschland mit zweiSpielern, die sich selbst ins Ab-seits gestellt haben, und einemVerband, der das nicht ahndet.

Die Affäre um Özil und Gündo-gan wegen ihres Besuchs bei Er-dogan war eigentlich bereits vonhöchster Stelle des DeutschenFußballbundes (DFB) für erledigterklärt. Aber in den blamablenSpielen gegen Österreich undSaudi-Arabien kamen sie zurück.Während des Testländerspiels inGraz pfiff ein unüberhörbarer Teilder deutschen Fans Özil trotz sei-nes Tores und vor allem Gündo-gan aus. Jeder Ballkontakt der Na-tionalspieler wurde mit Pfiffenaus der deutschen Kurve beglei-tet. Als der Bundestrainer beideSpieler in der zweiten Halbzeitnach schwacher Leistung aus-wechselte, wurden sie mit einemPfeifkonzert verabschiedet.Das Missfallen der Fans schien

sich dabei stärker gegen Gündo-

gan zu richten. Er hatte dem tür-kischen Präsidenten, der Men-schenrechte mit Füßen tritt unddie Bundeskanzlerin in Verbin-dung zu Na-zis brachte,ein Trikot mitder Wid-mung „MitHochachtungfür meinenPräsidenten“ges chenk t .Das Unver-ständnis unddie Verärge-rung darüberwuchsen, alsbekannt wur-de, dassGündogan ,nicht wie zu-nächst zuseinen Gun-sten ange-n o m m e n ,die doppelteStaatsbürgerschaft besitzt, son-dern nur die deutsche.Im Gegensatz zu Frankreich,

das mit einer unbeschwertenMultikulti-Truppe 1998 Weltmei-ster wurde, weil sich alle Spielermit Frankreich identifizierten, be-lasten die türkischstämmigen

deutschen Multikulti-Stars, dienicht wissen, welchem Land ihreSympathie gilt, die gesamteMannschaft und vor allem die

Fans. Im Gegensatz zu Frankreich,wo von Fußballverband und Trai-ner damals klare Vorgaben ka-men, zu welchen Integrationslei-stungen der Fußball fähig ist, füh-ren Özil und Gündogan und mitihnen der DFB gerade den Gegen-beweis, dass ein Fußballstar nicht

unbedingt ein Musterbeispiel ge-lungener Integration sein muss,sondern auch ein Beispiel für ge-nau das Gegenteil sein kann. Be-

d e n k l i c hauch, wenndie Fansdas begrif-fen haben,aber derzuständigeVe r b a n dund derBundestrai-ner nicht.Bundes-

trainer Joa-chim Löwhielt sichmit Kritikam Auftrittseiner bei-den Spielerin Londonauffallendz u r ü c k ,warb sogar

um Verständnis: „Ich weiß, dassbei Menschen mit Migrationshin-tergrund zwei Herzen in der Brustschlagen.“ Meinte er damit auchseine Zeit bei Fenerbahce Istan-bul 1998, die dem Schwaben sei-nen internationalen Durchbruchbrachte? Eingefädelt hatte diesen

überraschenden Wechsel damalsHarun Arslan, der seitdem LöwsBerater ist und in 20 gemeinsa-men Jahren zum engen Vertrautenund Freund wurde. Der türkischstämmige Arslan

betreibt in Hannover die ARPSportmarketing GmbH. Zu denKlienten der Firma gehören ne-ben Löw auch Gündogan undÖzil. Auch Verwandte der beidenarbeiten bei dieser Beratungsfir-ma. Dass Gündogan und Özilnach ihrem Treffen mit dem türki-schen Präsidenten nicht zur WMfahren dürfen, daran habe Löwnach eigener Aussage „selbstver-ständlich nicht und zu keiner Se-kunde“ gedacht. Vielleicht weildann Arslan sauer auf ihn gewe-sen wäre?Löw hatte wenige Tage vor der

Nominierung des Spielerkadersseinen Vertrag mit dem DFB si-cherheitshalber bis 2022 verlän-gert, das hatte er bislang noch niegetan. Löw trägt eine große Mit-schuld an dem Desaster, das seinebeiden gesetzten Spieler verur-sacht haben. An der Mannschaftklebt schon vor Beginn der WMein Makel, der auch die unbela-steten Spieler belasten wird. Diebeiden Testländerspiele habendas deutlich gezeigt. B.B.

Geldsegenfür Parteien

Berlin – Die im Bundestag vertrete-nen Parteien haben ihre Rechen-schaftsberichte für das Kalender-jahr 2016 vorgelegt. Diese Zu-sammenstellung weisen die jeweili-ge Vermögensbilanz einschließlichder an die Parteien geflossenenSpenden von Personen, Organisa-tionen oder Firmen aus. Demnachhat die SPD rund 83,9 MillionenEuro an Zuwendungen von natür-lichen Personen erhalten hat, dar-unter Mitglieds- und Mandatsträ-gerbeiträge sowie Spenden. Hinzukommen Spenden von juristischenPersonen, also etwa Organisationenoder Firmen, in Höhe von rund 2,1Millionen Euro. Die CDU kommtauf rund 72,2 Millionen Euro anZuwendungen natürlicher Perso-nen. Die CDU-Vorsitzende AngelaMerkel spendete ihrer Partei rund41000 Euro. Die CDU sammelteaußerdem rund sieben MillionenEuro Spenden von Firmen und Or-ganisationen ein. Bündnis 90/DieGrünen haben rund 23,2 MillionenEuro an Zuwendungen von natür-lichen Personen erhalten, die CSUrund 17,4 Millionen Euro, die Links-partei rund 16,5 Millionen Euro, dieFDP rund 14,1 Millionen Euro unddie AfD rund 8,5 Millionen Euro.Hinzu kommen Spenden von Fir-men oder Organisationen zugun-sten der Parteien. Um noch mehrvon Steuergeldern profitieren zukönnen, haben die Bundestagsfrak-tionen von Union und SPD imBundestag einen Gesetzentwurfvorgelegt, die absolute Obergrenzefür die staatliche Parteienfinanzie-rung ab dem kommenden Jahr vonrund 165 Millionen Euro auf 190Millionen Euro anzuheben. LautParteiengesetz erhöht sich das jähr-liche Volumen der Parteienfinan-zierung um den Prozentsatz, umden sich der Preisindex der für einePartei typischen Ausgaben im vor-angegangenen Jahr erhöht hat. Die-ser Inflationsausgleich reicht nachAnsicht der Fraktionen aber nichtaus. Vor allem durch die Digitalisie-rung hätten sich viele neue Forenentwickelt, auf denen Parteien prä-sent sein müssten, um ihre Aufgabeder Mitwirkung an der politischenWillensbildung zu erfüllen. J.H.

MELDUNGEN

AKTUELL

Hypothek für die WMEmpörung über die Wahlkampfhilfe deutscher Fußballer für Erdogan hält an – DFB und Bundestrainer tragen Mitschuld

Wird die Republik umkrempeln: Italiens neue Regierung Bild: pa

In Wahlkampfpose: Gündogan und Özil mit Erdogan (v. li.) Bild: ddp images

Nr. 24– 15. Juni 2018 3

MELDUNGEN

Rückzieher imFall Franco A.

Frankfurt am Main – In dem Straf-verfahren gegen den OberleutnantFranco A. hat das hessische Ober-landesgericht entschieden, dasHauptverfahren nicht vor demStaatsschutzsenat zu eröffnen. Esfehle ein hinreichender Tatverdachtfür die Vorbereitung einer schwe-ren staatsgefährdenden Gewalttat,heißt es zur Begründung. Zwar seies überwiegend wahrscheinlich,dass A. sich Waffen und Sprengmit-tel beschaffte. Es sei jedoch nichtüberwiegend wahrscheinlich, dasser dabei bereits den festen Ent-schluss hatte, eine solche Tat zu be-gehen. Wegen der weiteren Ankla-gepunkte (unerlaubter Waffenbe-sitz, Diebstahl, Betrug) wurde dasVerfahren vor dem LandgerichtDarmstadt eröffnet. J.H.

Der frühere Bundesfinanzmini-ster und CSU-Vorsitzende TheoWaigel hat Bundeskanzlerin An-gela Merkel zum Wahlkampfnach Bayern eingeladen, denn imSeptember gibt es weiß-blaueLandtagswahlen. Zwei Dinge sindes, die den Waigel’schen Vorstoßüber die Bedeutung einer Rand-notiz erheben.

Da ist zunächst der Urheberselbst, ein Aperçu eigentlich nur.Er war während seines ganzenpolitischen Lebens und ist jetztnoch die Verkörperung einerüber aus seltenen Erscheinung inder CSU: der schmerzlichenSehnsucht nach der Schwester-partei. Gut, wenn ein Wähler inNürnberg oder Rehau die CSUan kreuzt, weil es die CDU in Bay-ern nicht gibt, dann ist das eineSache. Wenn aber ein Vorsitzen-der seine Partei so behan delt, alssei sie ein CDU-Landesver band,dann ist das etwas anderes, undso war es bei Waigel. Ihm hat dieCDU, hat vor allem Helmut Kohlunbändig imponiert, und derAtem der großen Welt in Bonnwar für ihn die politische Erfül -lung. Seine Verehrung für Kohlhat er auf Merkel übertragen, unddie rangiert für ihn über der Par-teiraison der CSU.Diese wiederum, und das ist

Punkt zwei, hat in ihren Füh-rungsgremien beschlos sen, aufeinen Besuch der Kanzlerin imWahlkampf zu verzichten. Die of-fizielle Begründung lautet, manfürchte Missfallenskundgebun-gen bei ihrem Auftritt und daswolle man ihr ersparen. Tatsäch-lich allerdings scheint die Über-legung bei dem taktischen Ent-schluss Pate gestanden zu haben,dass man sich in Bayern als CSUmit der Kanzlerin deshalb liebernicht blicken lassen will, weilman das Missfallen der Wählerfür sich selbst fürchtet. Egal – imEffekt läuft es auf dasselbe hin-aus.Diese Überlegungen beruhen

auf der Er kenntnis, dass daswachsende Problem mit den Im-migranten noch auf lange Zeit

hinaus bei allen kommendenWahlen eine große Rolle spielenwird, und natür lich ganz be-sonders auch in Bayern. Im -merhin bekleidet der derzeitige

Vorsitz ende der CSU, Horst See-hofer, das Amt des Bundesinnen-ministers, ist also für unermessli-che Schwierigkeiten zuständigund wird vom politischen Geg-ner, auch wenn es Logik und Red-lichkeit verbieten, für alles ver-antwortlich gemacht.Niemandem ist das deutlicher

bewusst als Seehofer selbst undso hat er nicht viel Zeit verstrei-chen lassen, bis er einen „Master-plan“ in Sachen Asyl-Politik vor-legte. Dieser Plan umfasst 63Punkte, die dazu dienen sollen,die Asyl-Politik „grundlegend zuüberarbeiten“, wie See hofer sagt.Dazu gehören Dinge, die vie leMenschen als selbstverständlichemp finden, etwa, dass Zuwande-rer ohne Papiere an der Grenze

abgewiesen werden. Bei Touri-sten macht man es schließlichebenso.Auch will man – neuerdings –

verhin dern, dass abgewiesene

und dann abge schobene Asylbe-werber ein weiteres Mal nachDeutschland einreisen. Ebensosoll die Mitwirkungspflicht vonAsylanten bei der Klärung ihrerLebensumstände verschärft wer-

den, und was die Aus stattung derAntragsteller angeht, so plantSeehofer, Geldzahlungen zu strei-chen und ganz auf Sachleistun-gen umzustellen. Die Ankerzen-tren sind von dem Masterplannicht berührt, sie sind Bestandteil

des Koalitionsvertrages. Was un-ter anderem darüber hinausgeht,ist die Absicht, die Länder Ma-rokko, Algerien und Tunesien so-wie Georgien für sichere Her-

kunftsländer zu erklären. „Und esgibt auch sichere Regionen inKrisenländern wie Irak und Af-ghanistan, in die abgelehnte Asyl-bewerber durchaus zurückge-schickt werden können“, so derMinister.Der Masterplan gehe, erläuterte

Seehofer weiter, vor allem des-halb über die Vereinbarungen ausdem Koalitionsvertrag hinaus,„weil es die aktuelle Lage erfor-dert“. Diese Woche hätte das Kon-zept vorgestellt werden sollen,aber die Kanzlerin hat es hinter-trieben. In stilistisch kritikwürdi-ger Weise nutzte sie eine Fern-sehsendung, um ihrem Innenmi-nister für seinen Plan eine Ab-fuhr zu erteilen. DeutschlandsGrenzen, wiederholte sie, seien

nicht kontrollierbar, und das sagtsie Stunden vor dem Besuch desösterreichischen BundeskanzlersSebastian Kurz, der vorexerziert,dass Kontrolle durchaus möglichist. Seehofer verschob daraufhindie Präsentation des Masterpla-nes. Der Vorgang bedeutet nichtsanderes, als dass die CDU-Kanz-lerin zusammen mit dem Koali-tionpartner SPD sowie den Op-posi tionellen von Grünen undLinkspartei Front macht gegen ih-ren CSU-Innenminister.Wie schwach Merkels Position

in der Sache ist, zeigt ihr wieder-holter Verweis auf europäischesRecht. Denn punktge nau danachmüsste ja Immigranten, die durchein sicheres Drittland nachDeutschland kommen, ein Asylverweigert werden. So steht es imVertrag von Dublin, den indesMerkel peinlichst übersieht. Mankönnte meinen, sie sei unter an-derem von ihrem politischen In-stinkt verlassen worden.Wenn sie aber beteuert, sie wol-

le dafür sorgen, dass abgelehnteAsylsucher schneller abgescho-ben werden, so ist das nichts an-deres als das, wofür Seehofer be-reits Maßnahmen vorgelegt hat.Das ist natürlich nichts anderesals eine unverbindliche Redens-art. Freilich hält sie für ihre bis-herige gemächliche Gang art eineAusrede parat: Es liege an man -chen Bundesländern, dort sei mitder Idee der Ankerzentren oft-mals nicht leicht durchzudringen,so Merkel sinngemäß.Wie auch immer, die Kanzlerin

kommt während des Landtags-wahlkampfes nach Bayern, Waigelsei es gedankt. Aller dings scheinter selbst nicht ganz zu übersehen,dass das kein propagandistischerSelbstläufer sein wird. Also wirdder Schwerpunkt des Programmsauf einem Konzert in einer be-rühmten oberschwäbischen Basi-lika liegen, umrahmt von einereuropapolitischen Plauderei, wiees sich abzeichnet aber eher inkleinem Rahmen. Denn auch dieEuropa-Politik hat derzeit beimPublikum nicht gerade Hochkon-junktur. Florian Stumfall

Kein propagandistischer SelbstläuferKanzlerin kommt auf Initiative von Theo Waigel zum Landtagswahlkampf nach Bayern – CSU-Spitze nicht erfreut

Jeder dritte Bufdischmeißt hin

Berlin – Fast jeder Dritte imBundesfreiwilligendienst brichtseinen Dienst vorzeitig ab. Diesgeht aus einer Antwort der Bundes-regierung auf eine Kleine Anfrageder Fraktion der Linkspartei hervor.So beendeten von den 307372Frauen und Männern, die zwischenJuli 2011 und März 2018 einenBundesfreiwilligendienst began-nen, 98633 diesen vorzeitig. Diesentspricht einer Quote von 32 Pro-zent. In den vergangenen drei Jah-ren ist die Zahl der Freiwilligennach Regierungsangaben gestiegen.So hätten im Jahr 2015 noch 45421„Bufdis“ ihren Dienst begonnen,2016 47714 und 2017 waren es48368. Der Bundesfreiwilligen-dienst wurde 2011 als Reaktion aufdie Aussetzung der Wehrpflichtund damit auch des Zivildienstesgeschaffen. In ihm engagieren sichFrauen und Männer gegen ein Ta-schengeld für das Allgemeinwohl,insbesondere im sozialen, ökologi-schen und kulturellen Bereich so-wie im Bereich des Sports, der In-tegration sowie des Zivil- und Ka -tastrophenschutzes. J.H.

DEUTSCHLAND

Hat Verehrung für Kohl auf Merkel übertragen: Ex-CSU-Chef und Finanzminister Theo Waigel

Merkels Asylpolitikwird auch Thema imWahlkampf in Bayern

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4 Nr. 24– 15. Juni 2018

China ist ein wichtiger Auslands-markt für die deutsche Industrie.Außerdem ist das Reich der Mittetraditionell an deutscher Hoch-technologie und wissenschaft-licher Expertise interessiert.

Als sich die Volksrepublik zumWesten hin öffnete, nutzten deut-sche Unternehmen die Chance,um in den chinesischen Markt zugehen. Firmen wie Volkswagenoder Airbus, aber auch viele an-dere, bauten eigene Produktionenin China auf, der wissenschaftli-che Austausch wuchs. Umgekehrt baute China seine

eigenen Kapazitäten aus und istheute eine der führenden Indu-strienationen Asiens. Das Landbeliefert die Welt mit hochwerti-ger Elektronik, produziert Com-puter, Fahrzeuge aller Art, Flug-zeuge und andere Hochtechnolo-gie-Produkte. Gleichzeitig kaufensich chinesische Unternehmengerade in deutsche Firmen ein.Während private und staatlicheFirmen aus dem Reich der Mittedie Vorteile eines freien Marktes

hierzulande nutzen, haben deut-sche Unternehmen in China mitSchwierigkeiten zu kämpfen.Denn China bevorzugt seine hei-mische Industrie. Zudem steht hinter der chinesi-

schen Einkaufsstrategie die Ab-sicht, die eigene technologischeBasis zu verbreitern und bis zurMitte des Jahrhunderts kompletteigenständig zusein. Eine jüngsteStudie der Ber-te l smann-St i f -tung kommt zudem Ergebnis,dass von 175Ü b e r n a h m e noder Beteiligungen zwischen2014 und 2017 exakt 112 aufBranchen entfallen, die China mitstaatlichen Subventionen schlie-ßen will. Dabei geht es nicht umGleichstand mit den Westen, son-dern darum, chinesische Welt-marktführer zu etablieren. Studien-Autorin Cora Jungbluth

kritisiert, dass es auch 17 Jahrenach Chinas Beitritt zur Welthan-delsorganisation WTO keine Wirt-

schaftsbeziehungen auf Augenhö-he gäbe. „Weder Deutschlandnoch die EU haben der industrie-politischen Strategie momentanetwas entgegenzusetzen“, sagtesie. Und tatsächlich gibt es in derElektronik- und Kommunika-tionsbranche längst Weltmarkt-führer wie Huawei. Die chinesischen Käufer inter-

essieren sich lautder Studie be-sonders für Un -ternehmen, dieenergiesparendeAutos oder Fahr-zeuge mit alter-nativer Antriebs-

technik herstellen, Energiesyste-me, Biomedizin oder Roboter so-wie Maschinen mit Computer-steuerung, also der Bereich dersogenannten Industrie 4.0.2016 beauftragte Huawei-Tech-

nologies Deutschland das Han-delsblatt Research Institute mit ei-ner Studie, die die Volkswirt-schaften Chinas, Deutschlands,der USA und Japans mit Blick aufdie Entwicklung der Industrie 4.0

verglich. Die Studie sah kein Landin einer uneinholbaren Führungs-position. Deutschland könne vonder hohen Dienstleistungskompe-tenz seiner Informationstechnik-und Telekommunikationsindu-strie profitieren, läge aber techno-logisch zurück. Auch das produ-zierende Gewerbe sei gut aufge-stellt. Allerdings stelle sich dieFrage, ob die heimische Industrieauch stark genug ist, um denWandel zur digitalen Industrie zuschaffen. Ein wichtiger Hinweis für Chi-

nas Aufstieg sind die Studenten-zahlen in den naturwissenschaft-lich-technischen Studiengängen.Für 2016/17 zählte das Statisti-sche Bundesamt 315393 Studen-ten. Dagegen lag die Zahl chinesi-scher Absolventen 2016 bei über1,6 Millionen. Man mag das deut-sche Hochschulsystem immernoch für das bessere halten. Aberdie schiere Zahl ist für China. Un-ter 1,6 Millionen dürften sich im-mer noch genügend kluge undkreative Köpfe finden, die ihrLand voranbringen. Friedrich List

Der wissenschaftliche Aus-tausch zwischen Chinaund Deutschland reicht

bis ins 19. Jahrhundert zurück.Damals begann die chinesischeRegierung, Studienaufenthaltechinesischer Studenten und For-scher in Deutschland zu fördern.Kontakte existierten schon vorder Reichsgründung 1871. Bereits1861 war eine königlich-preußi-sche Abordnung im Rahmen derPreußischen Ostasienexpeditionins Reich der Mitte gereist. Anfang des 20. Jahrhunderts

gründeten deutsche Wissen-schaftler mit Unterstützung deschinesischen Staates Schulen inChina. So entstand 1907 inShanghai die „Deutsche Medizin-schule für Chinesen in Shanghai“.Später wurde sie zur „DeutschenMedizin- und Ingenieursschule inShanghai“ erweitert. In ihrer wei-teren Geschichte wurde aus die-

ser Lehreinrichtung die renom-mierte Tongii-Universität. Neben Medizin und Ingenieurs-

wissenschaften übte auch diedeutsche Geistesgeschichte einengroßen Einfluss auf China aus.Kant, Hegel, Nietzsche, aber auchMarx und Engels wurden über-setzt und gelesen. Als China 1917

dem Deutschen Reich den Kriegerklärte, tat sich in den folgendenJahren nur wenig. Deutschlandmusste sein koloniales Engage-ment beenden, aber der HafenTsingtao und die anderen deut-schen Konzessionen gingen an Ja-pan, was in den 1920ern wiederzu einer Annäherung führte.Allerdings standen die weiteren

Beziehungen im Schatten desBürgerkriegs. China suchte aberweiterhin deutsche Expertisebeim Aufbau von Militär und In-dustrie. Das endete erst mit derdeutschen Annäherung an Japanund dem Beginn des japanisch-chinesischen Krieges 1937. Nach dem Zweiten Weltkrieg

unterhielt zunächst nur die DDRKontakte zur Volksrepublik Chi-na, während die BundesrepublikNationalchina als legitime Regie-rung betrachtete. Das änderte sicherst 1972, als die Volksrepublikvon der UNO anerkannt wurdeund Nationalchina aus der UNOausschied. Nach Aufnahme diplo-matischer Beziehungen suchtendeutsche Unternehmen nachNiederlassungsmöglichkeiten inChina, was durch die wirtschaftli-che Öffnung des Landes zumWesten in den 1980er Jahrenmöglich wurde. F. L.

Zeitzeugen

Seit einigen Tagen ist derdeutsche Astronaut Alexan-

der Gerst an Bord der Interna-tionalen Raumstation ISS. Er istauch der erste Deutsche, der alsKommandant der ISS fungiert.Aber wahrscheinlich wird erauch der einzige bleiben. Denndie Verträge, die den Betrieb derISS zwischen den Betreibern re-geln, laufen 2024 aus. Russlandund die USA haben bereits an-gekündigt, eigene Wege zu ge-hen. Eine Nachfolgestation istnicht in Sicht. Voraussichtlichwird im Jahr 2024 die Volksre-publik China die einzige Nationsein, die eine bemannte Raum-station betreibt. China kann mittlerweile auch

auf dem Gebiet der Raumfahrtdas, was andere große Mächteschon länger tun. So war dasvergangene Jahr das erste, indem China genauso viele Rake-ten in den Weltraum schoss wiedie USA – nämlich 22. Außer-dem kreist seit September 2016die chinesische Raumstation Ti-angong-2 um die Erde. Sie löstedie 2011 gestartete Station Tian-gong-1 ab, die am 2. April dieses

Jahres nordöstlich von Tahiti inden Pazifik gestürzt war. Die chi-nesische Bodenkontrolle hatteim Jahr 2016 den Kontakt zurStation verloren. Bereits seit 1956 wird in Chi-

na an der Entwicklung von Welt-raumtechnik gearbeitet. 1960startete die erste Höhenfor-schungsrakete, dann folgten erste eigene Trägerraketen undPläne für ein bemanntes Raum-fahrtprogramm. Das wurde je-doch auf Eis gelegt und erst inden 1990er Jahren wieder aufge-nommen. Der erste chinesischeSatellit startete 1970. Allerdings erlitten die chinesi-

schen Anstrengungen einenRückschlag, als sich Mao Tse-tung mit seinen sowjetischenMentoren überwarf. Erst nachdem Ende des Kalten Kriegesnäherten sich Russland und Chi-na wieder an. 2003 startete dieerste bemannte chinesischeWeltraummission. Inzwischenschießt China eigene Satellitenins All, schickte Sonden und ei-nen Lander zum Mond undplant eigene Missionen zu denentfernteren Planeten. F. L.

Cora Jungbluth – Die Sinologinund Volkswirtin arbeitet seit 2012für die Bertelsmann-Stiftung undbaute dort den Bereich Wirt-schaftsbeziehungen zu China auf.Außerdem analysiert sie Freihan-delsabkommen und internationa-le Investitionsströme. Jungbluthstellte ein wachsendes Ungleich-gewicht zwischen deutscher undchinesischer Wirtschaft fest.

Hanna Müller – Müller leitet dieVertretung des Bundesverbandesder deutschen Industrie (BDI) inPeking. Sie warnt vor den Risikeneines Handelskrieges zwischenden USA und China, unter demdie exportorientierte deutscheWirtschaft leiden würde. Aller-dings verweist sie auch darauf,dass China schon heute höhereEinfuhrzölle als die USA oder dieEU erhebt. Die deutsche Industriesollte an beide Seiten appellieren,ihre Differenzen im Rahmen derWTO zu klären.

Jack Ma – Jack Ma, der eigentlichMa Yun heißt, gehört zu den neu-en Multimilliardären, die in Chi-nas langem Boom reich gewordensind. Er gilt als einer der chinesi-schen Internet-Pioniere. In den1990ern baute sein Unternehmendie ersten Webpräsenzen imReich der Mitte auf. 1999 gründe-te er die Online-HandelsplattformAlibaba, heute einer der größtenTechnologiekonzerne der Welt.

Sabine Stricker-Kellerer – DieRechtsanwältin berät seit über 30 Jahren europäische Firmen beiden rechtlichen Aspekten ihrerAktivitäten in China. Sie gründete1985 die erste Niederlassung ei-ner europäischen Anwaltskanzleiin China und kritisiert die Intran-sparenz chinesischer Strukturen.Zudem legt der chinesische Staatfest, in welchen Branchen Aus-landsinvestitionen erwünschtsind. Deutsche Unternehmen ha-ben es schwerer, weil China dieeigene Industrie fördert.

Carl Arendt – Als junger Dolmet-scher kam Arendt 1865 mit demersten preußischen Gesandtennach Peking. In den folgenden 22 Jahren hatte er als Konsul unddann als Erster Dolmetscher derGesandtschaft wesentlichen An-teil an der deutschen Chinapoli-tik. Weil seine Sicht auf China vonFairness und Humanität geprägtwar, vertrauten ihm auch die Chi-nesen bei heiklen Verhandlungen.

Der Freund aus FernostDeutsch-chinesischer Austausch – Eine wechselvolle Geschichte

Ein Gigant kommt ins RollenTechnologie-Wettlauf zwischen China und Deutschland – Mit Vorteilen im Osten

Chinas Griffnach

den Sternen

Reich der Mitte ist auf dem Weg zumWeltmarktführer

Deutsche Technologie, die sich China angeeignet hat: Der Transrapid in Shanghai Bild: Imago

Raumfahrtprogrammläuft erfolgreich

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Chefredakteur:Dr. Jan Heitmann

Verantwortliche Redakteure: Politik,Wirtschaft, Berlin, Mensch & Zeit: HansHeckel; Kultur, Lebensstil, Leserbriefe:Harald Tews; Geschichte, Preußen: Dr. Manuel Ruoff; Buchseite, Bildredak-tion, Ost preußen heute: Manuela Ro-senthal-Kappi; Heimatarbeit: ChristianeRinser-Schrut; Die Pommersche Zei-tung: Brigitte StrammKorrespondenten: Norman Hanert (Ber-lin), Edyta Gladkowska (Allenstein), Ju-rij Tschernyschew (Königsberg).Verlag und Herausgeber: Landsmann-schaft Ostpreußen e.V., Anschrift vonVerlag und Redaktion: Buchtstraße 4,22087 Hamburg.Druck: Schleswig-Holsteinischer Zei-tungsverlag GmbH & Co.KG, Fehmarn-straße 1, 24782 Büdelsdorf. – ISSN0947-9597.Die Preußische Allgemeine Zeitung istdas Organ der Landsmannschaft Ost-preußen (LO) und erscheint wöchent-lich zur Information der Mitglieder desFörderkreises der LO.Bezugspreise pro Monat seit 1. Januar2016: Inland 11 Euro einschließlich 7Prozent Mehrwertsteuer, Ausland 13,50Euro, Luftpost 17,50 Euro. Abbestellun-

gen sind mit einer Frist von einem Mo-nat zum Quartals ende schriftlich an denVerlag zu richten.Einzelverkaufspreis: 2,70 Euro.Anzeigen: Ingrid Stuthmann.Es gilt Preisliste Nr. 33.Konten: Commerzbank AG, IBAN: DE642004 0000 0634 2307 01, BIC: COBA-DEFFXXX oder Postbank Hamburg,IBAN: DE44 2001 0020 0008 4262 04,BIC: PBNKDEFF (für Vertrieb).Für unverlangte Einsendungen wirdnicht gehaftet.

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Nr. 24– 15. Juni 2018 5

BerlinkennenlernenVon THEO MAASS

Berlins U- und S-Bahn-Netz ist zwardas größte in Deutschland, doch imVergleich zu London oder Paris ist es

erweiterungsbedürftig. Millionen Menschennutzen es täglich. Viele entscheiden sich be-wusst für die Bahn, dazu gesellt sich aberauch die größerwerdende Schar der„working poor“, der „arbeitenden Armen“,die kein Geld für ein Auto haben und dahergezwungenermaßen mit der Bahn fahren.Es gibt auch Zielorte, die mit den beiden

Bahnen rascher zu erreichen sind als mitdem Auto. Dies gilt vor allem dann, wenn dieReise ohne Umsteigen zu bewältigen ist.Früher wurden Bau oder Instandsetzungs-

arbeiten bei Bahnen meist in der Nacht aus-geführt oder, wenn das nicht zu bewerkstelli-gen war, doch wenigstens ein eingleisigerPendelverkehr eingerichtet. Die Fahrgästemerkten oft gar nichts davon.Heute wird stattdessen lieber tage- oder

wochenlang die ganze Strecke gesperrt. Dafürwird dann ein „Schienenersatzverkehr“ mitBussen eingerichtet. Dieser Tage wurde be-kannt, dass nun auch die U-Bahn-Linie 55 –hochtrabend Kanzlerbahn genannt – für eingeschlagenes halbes Jahr ihren Betrieb ein-stellt. So lange Zeit wird angeblich benötigt,um Schienen und Schotter für die Verlänge-rung der Bahn in die Tunnelanlagen der imRohbau fertigen Verlängerung der Bahn zuschaffen. Selbst ein Teil der erst 1995 in den Westteil

Berlins verlängerten Straßenbahnen M 13und 50 nach Wedding liegt zurzeit still. Dafürist dann je ein Fahrstreifen der dreispurigenSeestraßen wegen Bauarbeiten gesperrt. Besonders nachteilig ist es, wenn S-Bahn-

Strecken betroffen sind, die von Brandenburgnach Berlin führen. Der Schienenersatzver-kehr folgt dann nicht unbedingt den Ver-kehrsströmen auf den Straßen, sondern muss– es ist ja ein Ersatzverkehr – die einzelnenBahnhöfe der zeitweilig stillgelegten Bahn-strecken abfahren. Das dauert deutlich längerals die normale Fahrt mit einem Linienbus.Es ist daher keine echte Alternative zum Autoals Verkehrsmittel. Die Kunden kommen da-mit nicht pünktlich zur Arbeit, es sei denn,sie stehen ein oder zwei Stunden früher auf.Dann sitzen die Pendler ewig lang im Bus. Aber einen Trost gibt es doch. Die Fahrgä-

ste lernen die Stadt kennen und haben auchausreichend Zeit, die Sehenswürdigkeitenentlang der Strecke zu bewundern. Wenn amWegesrand welche liegen sollten. Führt der„Schienenersatzverkehr“ sie dagegen durchdie Ghettos der „No go Areas“ Berlins, hilftnoch der Versuch, möglichst unbeteiligt aufden Boden vor sich hin zu starren. Sonstnimmt man sich eben ein Buch mit. In unse-rer sonst schnelllebigen Zeit findet man jasonst wenig Zeit zum Lesen.

Berlins SPD landete bei einer Umfragezuletzt hinter der Linkspartei und derCDU auf dem dritten Platz. Auf ihremLandesparteitag lieferten die Sozialde-mokraten nun zusätzlich verstörendeSignale an potenzielle Wähler.

Weit über die Grenzen Berlins hin-aus sorgte vor allem ein Parteitagsbe-schluss zur staatlichen Förderung fe-ministischer Pornos für Aufsehen. Ein-gebracht hatte den Antrag für eine „ge-bührenfreie und niedrigschwellige“Bereitstellung derartiger Filme dieSPD-Nachwuchsorganisation. BerlinsJuso-Landesvorsitzende Annika Klosesprach dem Thema sowohl aus ge-sundheitspolitischen als auch auf-grund des vermittelten Frauenbildeseine hohe gleichstellungspolitischeRelevanz zu. Der Beschluss ist nicht das einzige

Signal für den starken Einfluss der ide-ologischen Grünlinken in der BerlinerSPD. Eine Mehrheit fand auf dem Lan-desparteitag gleichermaßen ein An-trag, in dem die Besetzung von leerste-henden Häusern in Berlin als „dergrößte organisierte zivile Ungehorsamgegen Verdrängung und Spekulationseit vielen Jahren“ begrüßt wurde. Die Genossen nahmen damit Bezug

auf Besetzungsaktionen linker Aktivi-sten, zu denen es am Pfingstsonntaggekommen war. Das Loblied auf dieBesetzer kann bei näherer Betrachtungdurchaus wie eine Kritik am eigenen

Spitzenpersonal der Partei gesehenwerden. Die leerstehenden Wohnun-gen, die zu Pfingsten zeitweilig besetztworden waren, gehören nämlich zumBestand städtischer Wohnungsbauge-sellschaften. Linkspartei, Grüne und SPD stehen

seit Ende 2016 in Berlin gemeinsam inder Regierungsverantwortung. Die Ber-liner SPD stellt mittlerweile sogar seit17 Jahren den Regierenden Bürgermei-ster in Deutschlands Hauptstadt. Auch im Zusammenhang mit der

Wahl des SPD-Landesvorsitzenden aufdem Parteitag fielenin den Medien regel-mäßig Begriffe wie„Denkzettel“, sogarvon einer Demüti-gung des BerlinerSPD-Chefs MichaelMüller war die Rede.Die Delegierten haben Müller zwar imAmt bestätigt, allerdings nur mit weni-ger als 65 Prozent der Stimmen. Zu-sätzliches Gewicht erhält das schwa-che Ergebnis durch den Umstand, dasskein Gegenkandidat angetreten war. Müller selbst schob sein schlechtes

Abschneiden von seiner Person wegund bezeichnete es als Ausdruck einerinsgesamt schwierigen Situation. Tat-sächlich ist die SPD im Mai in einerUmfrage von Infratest dimap auf einenhistorischen Tiefstwert für Berlin ge-fallen. Nur noch 18 Prozent der Haupt-städter gaben an, für die Sozialdemo-

kraten stimmen zu wollen. Stärkste po-litische Kraft an der Spree wurde beider Umfrage die Linkspartei (22 Pro-zent), auf Platz zwei landete die CDUmit 21 Prozent. Müller rutschte in derBeliebtheitsskala der Senatspolitikersogar auf den fünften Platz ab. Im Fall der Berliner SPD überlagern

und verstärken sich gleich mehrereEntwicklungen: Bei der amtierendenrot-rot-grünen Koalition ist von Auf-bruchsstimmung längst nichts mehr zuspüren, vielmehr wachsen die Span-nungen unter den drei Partnern. Unge-

wöhnlich deutlichhatte Müller beispiels-weise vor wenigenWochen BausenatorinKatrin Lompscher(Linkspartei) kritisiert. Tatsächlich kann die

Koalition bei Proble-men wie dem Mangel an bezahlbarenMietwohnungen, der Versorgung mitKita-Plätze oder der Lage an den Ber-liner Schulen bislang kaum Erfolgevorweisen. Hinzu kommt ein parteiin-terner Machtkampf, der die SPDlähmt. Schon länger liegen Anhänger des

SPD-Landeschefs Müller und des Frak-tionschefs Raed Saleh im Dauerstreit.Verstärkt wird dies noch durch einenTrend, der nicht nur in Deutschland,sondern europaweit zu beobachten ist:Die sozialdemokratischen Parteien ha-ben in den vergangenen Jahren stark

an Zuspruch bei ihrer eigentlichenKernwählerschaft eingebüßt, die ammeisten von den negativen Seiten derMassenimmigration betroffen ist. Dieobere und mittlere Führungsebene derPartei propagiert aber überwiegendnoch immer verbissen die Idee offenerGrenzen. Ins Bild passend warfen Delegierte

auf dem Parteitag der Berliner SPDder Bundesvorsitzenden Andrea Nah-les „rechte Rhetorik“ laut vor. Die par-teiinternen Kritiker nahmen dabei Be-zug auf eine Äußerung von Nahles zuraktuellen Asyl- und Einwanderungs-politik. Im Mai hatte die SPD-Partei-chefin von den Grünen die Anerken-nung der Maghreb-Staaten Tunesien,Algerien und Marokko als sichereHerkunftsländer gefordert und geäu-ßert: „Wer Schutz braucht, ist willkom-men. Aber wir können nicht alle beiuns aufnehmen.“ Juso-Bundeschef Ke-vin Kühnert, selbst Mitglied des Berli-ner Landesverbandes, hatte Nahlesdafür heftig attackiert. Er erklärte, der-artige Äußerungen würden in derAuseinandersetzung mit der AfD nichthelfen. In Berlin wird inzwischen speku-

liert, ob Kühnert in der Hauptstadt-SPD künftig eine tragende Rolle ein-nehmen soll. Die politische Heimatvon Kühnert ist der Kreisverband Tem-pelhof-Schöneberg, der schon KlausWowereit und Müller als politischesSprungbrett diente. Norman Hanert

Sein gequältes Lächeln verrät einiges: Michael Müller auf dem Berliner SPD-Landesparteitag

Bild: pa

Beim Baden in einem Pots-damer See wurden dem77-jährigen AfD-Politiker

Alexander Gauland Kleidungund Hausschlüssel gestohlen.Andere Badegäste bemerktenden Diebstahl und riefen die Po-lizei. Die Augenzeugen wurdenvermutlich erst aufmerksam,weil der Täter, während er dieKleidungsstücke an sich nahm,schrie: „Nazis brauchen keinenBadespaß.“ Von Seiten des Staatsschutzes

hieß es: „Aufgrund einer durchden bislang unbekannten Tätergetätigten Äußerung kann einpolitischer Hintergrund der Tatnicht ausgeschlossen werden.Aus diesem Grunde hat der poli-zeiliche Staatsschutz die Ermitt-lungen übernommen, die derzeitweiter andauern.“Die linke „taz“ nahm den Über-

griff zum Anlass für offene Hä-me: „Gauland hatte am vergange-nen Wochenende einen politi-schen Eklat ausgelöst, indem er

sich gewissermaßen auch nackigmachte und seine bürgerlicheMaskerade fallen ließ.“ Eine Zu-schrift in der gleichen Zeitungbemerkte, Gaulands Badehosesei braun gewesen. Gaulandselbst sagte: „Mir sind die Sa-chen von jemandem geklaut

worden, während ich im Wasserwar, und andere Badegäste ha-ben ohne mein Zutun die Polizeigeholt.“Schon am 20. Mai – also noch

vor der vielfach kritisierten „Vo-gelschiss“-Rede Gaulands aufden Bundeskongress der JungenAlternative − betätigte sich Da-niela Cappelluti, die Kreisge-schäftsführerin der Grünen inFrankfurt am Main, als Men-

schenjägerin. Als Gauland an derFeier anlässlich des Pokalsiegesdes Fußballvereins EintrachtFrankfurt teilnehmen wollte,brüllte die Politikerin durch einenLautsprecher: „Sehr geehrterHerr Gauland, ich würde Sie bit-ten, die neue Altstadt Frankfurtszu verlassen.“ Anschließendfeierte Cappelluti ihren vermeint-lichen Triumph: „Den hab’ ich er-folgreich aus der Altstadt vertrie-ben … Dieser Arsch darf heutenicht dabei sein.“In Thüringen wurde der AfD-

Bundestagsabgeordnete AntonFriesen Opfer eines Anschlags,der leicht tödlich hätte enden kön-nen. Die Radmuttern seines Autoswurden gelockert, um einen Ver-kehrsunfall herbeizuführen. EineMethode, die früher gern von derStasi angewandt wurde. So wurdedie damalige DDR-Bürgerrechtle-rin und heutige PAZ-Autorin VeraLengsfeld selbst Ziel eines derarti-gen Anschlags durch die Staatssi-cherheit. Frank Bücker

Anschlag nach Stasi-ArtAfD-Politiker wurden Ziel zum Teil lebensgefährlicher Attacken

Die Lust der SPD am UntergangLandesparteitag: Berlins Sozialdemokraten entfernen sich noch weiter von der Wirklichkeit

Gauland wurdebestohlen

und »weggebrüllt«

Parteichef Müllermusste deftigen

Denkzettel einstecken

PREUSSEN / BERL IN

Dregger kommtSohn der CDU-Legende wird Fraktionschef

Burkhard Dregger soll künftigdie Abgeordnetenhausfrak-

tion der Berliner CDU anführen.Der aus Fulda stammende Sohnvon Alfred Dregger, dem 2002verstorbenen früheren Vorsitzen-den der CDU/CSU-Bundestags-fraktion, war 2011 vom damali-gen Landes- und Fraktionsvorsit-zenden FrankHenkel nach Ber-lin geholt wor-den. Das seiner-zeitige Kalkülwar, dass der Fa-milienname Dregger der CDU einkonservativeres Profil verschaffensollte. Doch dies ging nur sehr unzu-

reichend auf. Mit 23,3 Prozent ge-wann die CDU damals bloß zweiProzentpunkte hinzu. Doch über-raschend zog die SPD als Koali-tionspartner die CDU den Grü-nen vor. Unerwartet ist nun Florian Graf

von seinem Amt als CDU-Frak-tionschef im Abgeordnetenhaus

zurückgetreten. Die Landesvorsit-zende Monika Grütters, die wenigRückhalt in der Partei genießt,war nach diesem Schritt daraninteressiert, einen ebenso schwa-chen Fraktionschef zu installierenwie Graf es war. Dafür waren derfrühere Sozialsenator Mario Cza-ja und Generalsekretär Stefan

Evers im Ge-spräch. Dochstattdessen einig-te sich die Runde„einvernehmlich“auf Dregger.

Grütters überlegt zurzeit, ob sieals Bürgermeisterkandidatin 2021antreten will. Evers und Czajakönnten ihr das streitig machen.Mit der Festlegung auf Dregger si-cherte sich Grütters den erstenZugriff auf die Kandidatur. Aller-dings sehen Umfragen die CDUnur auf dem zweiten Platz hinterder Linkspartei, aber immerhinvor der kriselnden SPD des am-tierenden Bürgermeisters Mi-chael Müller. Frank Bücker

CDU in Berlin hinter Linkspartei

Sachsen-Anhalt:Neuer AfD-Chef

Martin Reichardt wurde mit254 Ja- und 43 Nein-Stim-

men bei 13 Enthaltungen zumneuen Vorsitzenden der AfD inSachsen-Anhalt gewählt. Mit demVersprechen, „alle mitzuneh-men“, bemühte sich der Bundes-tagsabgeordnete darum, den heil-los zerstrittenen Landesverbandzu einigen. Reichardt bekanntesich zu dem Ziel, „politische Ver-antwortung“ zu übernehmen.Sein Vorgänger André Poggen-burg – neben Björn Höcke dasbisherige „Enfant terrible“ derAfD − musste nach einer selbstvon seinen Anhängern als „pöbe-lig“ empfundenen Rede zumAschermittwoch seinen Postenräumen. Zwar lobte Reichardtseinen Vorgänger in seiner Vor-stellungsrede, aber mit seinemAufruf zur Einigkeit scheint er„neue Wege“ gehen zu wollen.Die amtierende schwarz-rot-grü-ne Landesregierung beschrieb erals „unheilige Allianz“. ImBundestag profilierte sich Rei-chardt bisher mit den ThemenSoziales und Familie. F.B.

6 Nr. 24– 15. Juni 2018

MELDUNGEN

Rohingya nicht nur Opfer

London – Bislang dachte jeder, derden Namen Rohingya hörte, immeran unschuldige Opfer. Über dieHintergründe ihrer plötzlichenFlucht im letzten Jahr von Burmanach Bangladesch herrschte langeUnklarheit. Jetzt machte ein Berichtvon Amnesty International be-kannt, dass der Flucht ein Massa-ker der radikalislamischen ArakanRohingya Salvation Army in der Ra-khine-Provinz vorausgegangen war.Unter den mindestens 100 Todes-opfern waren hauptsächlich einfa-che hinduistische Bauern, aberauch Frauen und Kinder, die mitMessern, Spaten und Eisenstangenniedergemacht wurden. B.B.

Während ein illegaler Immigrantin Paris einem Kind das Lebenrettete, wurde in einem anderenTeil der Stadt ein illegales Immi-grantenlager von der Polizei ge-waltsam geräumt. Und das be-reits zum 35. Mal innerhalb vondrei Jahren.

Nach wochenlangem Streiträumte die französische Polizeidas größte illegale Zeltlager inParis, wo insgesamt 1500 illegaleAsylsucher campierten. VieleMenschenrechts- und Hilfsorga-nisationen hatten Alarm geschla-gen, die sozialen und hygieni-schen Bedingungen seien hierschlimmer als in den Lagern desLibanon oder Jordaniens. Frank-reich hatte im letzten Jahr mit100000 Asylsuchern, auch wennes noch 80000 weniger als inDeutschland waren, einen histo-rischen Rekord bei der Zuwande-rung.Im Bereich der Zuwande-

rungspolitik, wie übrigens in vie-len anderen Politikbereichenauch, unterscheidet sich die Poli-tik der neuen französischen Re-gierung in keiner Weise von derder alten. Die Macron-Bewegung„Die Republik marschiert“ hatzwar die sozialistische Parteiund deren Regierung hinwegge-fegt, aber nicht deren Politik. Vorallem an der Asylpolitik wirddies deutlich. Wie sein Vorgän-ger reagiert auch Emmanuel Ma-cron immer nur auf sich zuspit-zende Situationen und liefertkeinen Lösungsansatz für eingrundlegendes Problem. Frank-reich kennt kein geregeltes Auf-nahmeverfahren mit zentralenAufnahmestellen für Asylsucher,wie etwa Deutschland, wo manAsyl bei jeder Polizeidienststellebeantragen kann und Aufnahme-stellen Tag und Nacht geöffnetsind.Es ist die Idee des Sogs, der

das Denken in Frankreich be-stimmt: Danach muss man esvermeiden, ordentliche Struktu-ren zu schaffen, um nicht weite-re Immigranten anzuziehen. Im

ganzen Großraum Paris gibt esbislang noch kein offizielles Auf-nahmezentrum. Wo es kein be-hördliches Aufnahmezentrumfür Asylsucher gibt, organisierensie sich selbst diese Zentren. Sogeschieht es seit 17 Jahren in Ca-lais, wo sich der Asylantenstromkonzentriert, weil viele Flücht-linge angesichts der mangelndenBetreuung auf Aufnahmebereit-schaft in Frankreich in die Nach-barländer, vor allem Großbritan-nien und Deutschland, strömen.Aber auch Paris mit seinem ho-hen Ausländeranteil ist wie einMagnet für Asylsucher. Hierherströmen nach Berechnungen von„Ärzte ohne Grenzen“ etwa 500Asylsucher wöchentlich, und daes keine offiziellen Aufnahme-einrichtungen gibt, strömen siein die wilden Camps in den In-

dustriebrachen und bauen sichihre Infrastruktur selbst. Es istnur eine Frage von Wochen, bisnach der Auflösung des altenCamps neue entstehen werden.Stadt und Staat schieben sich dieVerantwortung für diese Situa-tion gegenseitig zu. Dabei ist eseindeutig der Staat, der in derVerantwortung steht. Eine Aufga-be wie diese überfordert eineStadt wie Paris. Der Innenmini-ster hat die Sache aus politi-schem Kalkül absichtlich schlei-fen lassen, um abschreckendeBilder zu produzieren.In den Pariser Wildwuchsla-

gern sind die Verhältnisse sehrviel schlimmer als in dem imletzten Jahr aufgelösten Großla-ger bei Calais, Dschungel ge-nannt. In Paris sind die Bewoh-ner auf engstem Raum zu-

sammengepfercht. Der Lebens-standard in den Wildwuchsla-gern ist sehr weit von internatio-nalen Standards entfernt. FürFrankreich, die Nation der Men-schenrechte, eigentlich eineSchande. Vor allem Macron hatversagt, denn er hatte vollmun-dig versprochen, dass in diesemJahr kein einziger Mensch mehrauf der Straße schlafen müsse.An der französisch-italieni-

schen Grenze versuchen Polizi-sten, Illegale daran zu hindern,ins Land hineinzukommen. Wie-der andere Polizisten hinderndieselben daran, Frankreichdurch den Kanaltunnel RichtungGroßbritannien wieder zu ver-lassen. Solche Bilder und die derAsylcamps, der Zeltstädte in Ca-lais oder Paris sind dazu da, ab-zuschrecken.

Fast zur gleichen Zeit, als dasLager in Paris geräumt wurde,konnte ein illegal in Paris leben-der Zuwanderer aus Mali einemkleinen Kind, das von einem Bal-kon zu stürzen drohte, mit einemmutigen Einsatz das Leben rettenund wurde dafür einen Tag spä-ter von Macron vor laufendenKameras mit einer Aufenthalts-erlaubnis belohnt. Ähnlich er-ging es vor drei Jahren einem an-deren Malier, der Besucher einesjüdischen Geschäftes vor demMordterror von Islamisten geret-tet hatte. Die Botschaft hintersolchen Bildern an Immigrantenlautet: Wenn ihr euch unserenWertvorstellungen und unsererSolidargemeinschaft anpasst, ge-hört ihr zu uns, sonst werden wirversuchen, euch abzuschreckenund loszuwerden. Bodo Bost

Zweigleisige ZuwanderungspolitikFrankreich setzt einerseits auf inszenierte Abschreckung, belohnt aber die Illegalen, die Wohlverhalten zeigen

Schweden ruftzu den Waffen

Stockholm – Schweden hat am Vor-abend seines Nationalfeiertags inder vergangenen Woche in einerunangekündigten Alarmübung sei-ne gesamten Heimatschutzkräftemobilisiert. Erstmals seit 1975 wur-den alle rund 22000 Angehörigender 40 Heimatschutzbataillone auf-gerufen, sich freiwillig zum Dienstzu melden und Bewachungsaufga-ben sowie Patrouillendienst zuübernehmen. Die Übung diene vorallem dazu, die Alarmierungskettenund die Einsatzbereitschaft zuüberprüfen, begründete der Ober-befehlshaber der Streitkräfte, Gene-ral Micael Bydén, die Einberufung.Es gehe darum, die VerteidigungSchwedens zu stärken und die ope-rativen Fähigkeiten auszubauen.Das Land, das nicht der Nato ange-hört, hatte kürzlich die Wehrpflichtwiedereingeführt. Außerdem sensi-bilisiert die Regierung mit einer In-formationskampagne die Zivilbe-völkerung seit einigen Wochen fürdie Belange der Krisen- undKriegsvorsorge. Dazu hat sie eineBroschüre mit dem Titel „Wenn Kri-se oder Krieg kommt“ an alle Haus-halte verteilen lassen. (siehePAZ 22/2018). J.H.

Vor vier Jahren wurden beieinem Grubenunglück imtürkischen Soma 301 Berg-

leute getötet. Jetzt gedachte dertürkische Oppositionsführer Mu-harrem Ince der Toten und er-innerte an den Berater von Staats-chef Recep Tayyip Erdogan, derdamals einen demonstrierendenBergarbeiter getreten hatte. Zum größten Arbeitsunfall in

der Türkei kam es durch die Fahr-lässigkeit des Betreibers, die zuder Explosion in der Kohlemineführte. Mangels einer Grubenauf-sicht kommt es in der Türkei häu-fig zu Katastrophen. Erdogan, da-mals Premierminister, besuchtekurz darauf die Stadt und erinner-te an Unter-Tage-Katastrophen imEngland des 19. Jahrhunderts:„Solche Dinge kommen ständigvor, das liegt in der Natur der Din-ge.“ Diese kaltblütige Aussage hat-te damals die Angehörigen undbetroffenen Kumpel derart er-zürnt, dass noch während Erdo-gans Besuch Bergarbeiter eineKundgebung abhielten. Währenddieser Proteste kam es zum Eklat,als der damalige Berater des Präsi-denten, Yusuf Yerkel, im Handge-menge mit Demonstrierenden ei-nen bereits am Boden liegendenBergarbeiter, der verhaftet werdensollte, gnadenlos mit Tritten trak-tierte. Das Bild ging um die Welt.Es gehört zu den Bildern, welches

die jüngere Geschichte der Türkeiwie kaum ein anderes auf denPunkt bringen.Der demonstrierende und getre-

tene Bergarbeiter Erdal Kocabiyikprotestierte damals gegen das„Massaker“ an seinen Bergarbei-ter-Kollegen. Er protestierte gegendie Bergbaufirma und den Staat,die trotz aller Warnungen ihrenVerpflichtungen und Verantwor-tungen im Sicherheitsbereichnicht nachgekommen waren undan dem Tod der Bergleute Schuldwaren. Kocabiyik wurde anschlie-

ßend entlassen und zu einer Geld-strafe in Höhe von umgerechnet117 Euro verurteilt, weil er „dasSchutzfahrzeug des Ministerpräsi-denten beschädigt haben soll“. Da-mit noch nicht genug, auch wegen„Beschädigung öffentlichen Eigen-tums“ wurde er angeklagt undschließlich zu zehn Monaten Haftverurteilt.Yerkel, der den Bergmann getre-

ten hatte, hat sich nach diesemVorfall für sieben Tage krank-schreiben lassen, weil er sich beimTreten den Fuß verstaucht hatte. Er

wurde nicht entlassen und behieltseine Stellung bei Erdogan. Vielen Türken war der Vorfall

kaum noch präsent. Bis jetzt Mu-harrem Ince, der Kandidat der Op-position daran erinnerte. Er sprachauf der Gedenkveranstaltung inSoma und sagte, falls er die Wah-len gewinne, sei er nicht auf „Ra-che oder Revanche“ aus, mit einerAusnahme: „Dem getretenenMann wurde hier die Arbeit ver-weigert. Wenn ich den Mann, derihn trat, nicht zur Rechenschaftziehe, bin ich feige.“Ein paar Stunden nach dieser

Erklärung gab der Treter, der vierJahre lang so getan hatte, als seinichts gewesen, eine Stellungnah-me in den sozialen Medien ab.Vielleicht fürchtet er, dass am24. Juni die Regierung wechselt,vielleicht wurde er sogar vom Er-dogan dazu aufgefordert. Aller-dings beließ er es bei einer nüch-ternen „Entschuldigung“. Dagegenwiederum protestierte der Thea-termacher Baris Atay, der wie vie-le andere verlangte, dass Yerkelsich für seine Tat vor Gericht ver-antworten müsse. Mit dieser For-derung wurde er selbst zur Ziel-scheibe. Nicht der Treter wurdejetzt zur Verantwortung gezogen,sondern dessen Kritiker. Zwei Tagenach dem Jahrestag des Gruben-unglücks wurde Atay in seinerWohnung festgenommen. B.B.

Die polnische Regierung umPremierministerin BeataSzydlo will zwischen War-

schau und Lodz einen neuen Groß-flughafen bauen. Polnischen Me-dienberichten zufolge soll der neueFlughafen bis zum Jahr 2027 fertigsein und am Anfang für 45 Millio-nen Passagiere im Jahr ausgelegtsein. In der Endstufe soll Polensneuer Zentralflughafen sogar eineKapazität zur Abfertigung von jähr-lich 100 Millionen Passagieren be-kommen. Damit wäre er einer dergrößten Flughäfen Mitteleuropas.Der Centralny Port Komunika-

cyjny (CPK), so der Name für dasProjekt, ist in Polen allerdings poli-tisch umstritten. Kritiker sehen indem Projekt ein unnötiges Presti-geprojekt der Regierung. Tatsäch-lich wird sich der neue Großflug-hafen in einem schwierigen Wett-bewerb behaupten müssen undden bereits bestehenden polni-schen Flughäfen Konkurrenz ma-chen. Polen verfügt aktuell übermehr als ein Dutzend Verkehrs-flughäfen, in die nach dem EU-Bei-tritt des Landes erhebliche Gelderaus Brüssel geflossen sind. DasLand hat im Zeitraum von 2007 bis2013 sogar mehr EU-Mittel fürFlughäfen erhalten als Spanien.Speziell bei den Flughäfen Lodz,Lublin und Rzeszow haben sich dieanfänglichen Passagierprognosenallerdings nicht bestätigt, so dass

Überkapazitäten entstanden. Auchder Stadtflughafen Warschau Cho-pin ist mit EU-Geldern moderni-siert worden. Allerdings stößt die-ser Flughafen langsam an seine Ka-pazitätsgrenzen und er kann nichtweiter ausgebaut werden.Insgesamt hat Polens Luftfahrt in

den letzten Jahren zwar ein starkesWachstum erlebt, die Gesamtzahlder abgefertigten Passagiere aller14 polnischen Verkehrsflughäfenlag mit etwa 34 Millionen Passagie-ren im Jahr 2016 allerdings nur aufeinem Niveau, dass allein die bei-

den Berliner Flughäfen mit 32 Millionen Passagieren im Jahr2016 erreichten. Laut polnischenMedienberichten ist der geplanteZentralflughafen zwischen War-schau und Lodz als eine internatio-nale Drehscheibe im Luftverkehrin Ost- und Zentraleuropa gedacht.Damit wird er in direkte Konkur-renz zum Berliner Luftverkehr unddem künftigen Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) treten. Selbstwenn der neue deutsche Haupt-stadtflughafen erst 2020 mit langerVerzögerung an den Start gehen

sollte, wird er gegenüber dem pol-nischen Projekt Jahre Vorsprunghaben, um Terrain auf dem Luft-verkehrsmarkt abzustecken. Schondie bestehenden Berliner Flughä-fen Tegel und Schönefeld werdenvon vielen Polen, etwa aus demRaum Stettin, für Flugreisen ge-nutzt.Speziell die Ausweitung des

Flugangebots nach Asien über War-schau wird auf starke Konkurrenztreffen. So hat sich der FlughafenHelsinki in den letzten Jahren sehrerfolgreich als eine Drehscheibe imLuftverkehr zwischen China undEuropa etablieren können. Mit Zu-bringerflügen sammelt Finnair inEuropa Passagiere ein, um sie dannvon Helsinki nach Fernost zu brin-gen. Zugute kommt den Finnen da-bei ein Zeitvorteil für Reisendedurch die geografische Lage: DerFlughafen Helsinki liegt Asien nä-her als die LuftfahrtdrehkreuzeFrankfurt oder London-Heathrow.Ob ein neuer polnischer Großflug-hafen dem eingespielten Geschäfts-modell von Finnair künftig in gro-ßem Umfang Marktanteile abneh-men kann, bleibt abzuwarten. Po-lens Führung erhofft sich nicht nur,dass Investoren aus Fernost bei derFinanzierung des neuen Flughafenseine Rolle spielen, der Flughafen-neubau soll offenbar generell dieHandelsbeziehungen Polens zuChina stärken. Norman Hanert

Polens Luftfahrtin den letzten Jahrenrasant gewachsen

Polen plant Mega-FlughafenZentrales Luftkreuz bedeutet Konkurrenz für den deutschen BER

Erdogans Treter ungeschorenTürkischer Oppositionschef erinnert an Vorfall nach Grubenunglück

Kritischer Journalistnach Gedenken

am Jahrestag verhaftet

AUSLAND

Weit von allen Standards entfernt: Geräumtes Asyl-Wildwuchslager in Paris Bild: pa

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MELDUNGEN

Klagewegen CETA

FIU-Aufbaukommt voran

Karlsruhe – Die OrganisationenCampact, Mehr Demokratie undfoodwatch haben beim Bundes-verfassungsgericht beantragt, dasCETA-Freihandelsabkommen demEuropäischen Gerichtshof zurPrüfung vorzulegen. Die Luxem-burger Richter sollen klären, obdas umstrittene EU-Kanada-Ab-kommen mit europäischem Rechtvereinbar ist. Das Aktionsbündnishatte im August 2016 in KarlsruheVerfassungsbeschwerde gegen CETA eingereicht. Da der Han-delsvertrag aber unmittelbar EU-Recht berühre, sei es sinnvoll, we-sentliche Fragen auch vom ober-sten europäischen Gericht zu klä-ren, bevor ein Urteil falle, heißt esin dem Schriftsatz. J.H.

Köln – Der Aufbau der zur Geldwä-schebekämpfung neu eingerichte-ten „Financial Intelligence Unit“(FIU) beim Zoll verläuft planmäßig.Derzeit sind 101 Stellen besetzt.Auch die in der zweiten Ausbaustu-fe vorgesehene Aufstockung auf165 Beschäftigte kommt gut voran.Seit Arbeitsaufnahme im Juni 2017hat die FIU 29 sogenannte Sofort-maßnahmen nach dem Geldwä-schegesetz eingeleitet und knapp20000 Fälle an die Strafverfol-gungsbehörden übermittelt. J.H.

Aus Sicht des Bundestagspräsi-denten Wolfgang Schäuble (CDU)ist Italien nicht in der Position,von seinen Gläubigern einenSchuldenerlass zu erzwingen. Ei-ne Reihe von Wirtschaftswissen-schaftlern sieht dagegen fürDeutschland und andere Euro-Länder ein erhebliches Risiko – durch einen Schuldenschnitt fürItalien, durch eine Inflationierungdes Euro oder durch eine Schul-denunion.

In einem Interview mit der„Wirtschaftswoche“ sagte der frü-here Bundesfinanzminister Wolf-gang Schäuble, er sehe vonseitender Italiener „überhaupt nichtdieses Erpressungspotenzial“, umeinen Schuldenerlass zu erzwin-gen. Der CDU-Politiker sprachsich zudem für Gelassenheit imUmgang mit der neuen italieni-schen Regierung aus. Deren Wahl-kampfäußerungen hätten „mit Re-gierungspolitik nichts zu tun“, soSchäuble. Einige Ökonomen sindda wesentlich skeptischer. RobertHalver, Leiter der Kapitalmarkt -analyse der Baader Bank, siehtItalien durchaus in einer starkenVerhandlungsposition. Aus seinerSicht könnte eine italienische Re-gierung mit einem „Italexit“, ei-nem Ausstieg aus dem Euro, dro-hen. Dieser wäre „im Gegensatzzum Grexit der politische Super-GAU, der das gemeinsame euro-päische Haus zerstört“, so Halverim „Manager Magazin“.

Vor dem Hintergrund seinerEinschätzung, dass Italien im Ver-gleich zu Brüssel die besserenKarten hat, sieht Halver die Um-wandlung der Stabilitätsunion ineine „romanische Schulden-union“ kommen. Auch Hans-OlafHenkel hat im „Focus“ mit Blickauf Italien darauf hingewiesen,dass das gesteigerte Risiko ein er-höhtes Erpressungspotenzial ge-schaffen habe: „Rettungsgarantienwirken wie ein Angebot für dieSchuldnerländer, sich den Ver-bleib in der Eurozone mithilfe an-derer Steuergelder zu versüßen.“

Tatsächlich steht bei einem Aus-scheiden Italiens sehr viel mehr

auf dem Spiel, als dies bei Grie-chenland der Fall war. Italien hatmittlerweile einen Schuldenbergin Höhe von 2,3 Billionen Euroangehäuft. Dies entspricht rund132 Prozent der jährlichen Wirt-schaftsleistung des Landes. Car-men Reinhart von der HarvardUniversität zählt zu der ohnehinschon horrenden offiziellenStaatsverschuldung noch die Ver-bindlichkeiten Italiens im Rah-men des Euro-Verrechnungssys-tems Target 2 hinzu.

Tatsächlich steht Italiens Zen-tralbank bei anderen Notenban-ken im Rahmen dieses Systemsmit 430 Milliarden Euro in derKreide. Die Target-Forderungender Bundesbank an andere Euro-Zentralbanken sind auf ein neuesAllzeithoch von 956 MilliardenEuro gestiegen.

Sollte Italien in eine Insolvenzschlittern, drohen allerdings auch

an anderer Stelle Verluste. DieEuropäische Zentralbank (EZB)hat im Zuge ihrer Anleihekäufemittlerweile Papiere für 345Milliarden Euro angekauft. AuchBanken der Euro-Zone sind überAnleihen und Kredite mit 513Milliarden Euro in Italien enga-giert. Der Löwenanteil entfällt da-bei mit über 310 Milliarden Euroauf Frankreichs Banken. Das En-gagement deutscher Geldhäuserwird mit über 90 Milliarden Eurobeziffert. Weitgehende Einigkeitbesteht unter Wirtschaftsexper-ten darin, dass allein die offiziellausgewiesene StaatsverschuldungItaliens langfristig nicht tragbarist. Bislang wurde die Problema-tik durch die Aussetzung vonMarktmechanismen auf Eis ge-legt. Die Nullzinspolitik und dieAnleihekäufe der EZB haben Ita-lien eine Verschnaufpause ver-schafft, die Überschuldungspro-

blematik ist aber weiterhin unge-löst.

Stefan Bielmeier, Chefvolkswirtbei der DZ Bank, hat inzwischenauch auf das Risiko hingewiesen,dass sich Italiens Liquiditätslagerapide verschlechtern könnte.„Ohne Zugang zu den Finanz-märkten oder finanzieller Hilfekönnte Italien auf absehbare Zeitdie Pleite drohen, die auch dieZahlungsfähigkeit etlicher italie-nischer Banken nach sich zöge.Ohne Hilfe von außen dürfte Ita-lien unter diesen Umständen ge-zwungen sein, auch die EU oderzumindest die Eurozone zu ver-lassen“, so Bielmeier.

Eine entscheidende Rolle fälltdamit erneut der EZB zu. Sie wird„gezwungenermaßen die Inten-sivstation für die italienische Fi-nanzpolitik“, so die Diagnose desKapitalmarktexperten Halver. Aufder anderen Seite wächst aller-

dings auch der Druck auf die EZB,ihre ultralockere Geldpolitik auf-zugeben. Denkbar ist vor diesemHintergrund, dass Italien auf län-gere Sicht Zuflucht beim Euro-Rettungsfonds ESM suchen muss.

Der Ökonom Daniel Stelter hatnoch auf eine andere Möglichkeithingewiesen. Über die Einfüh-rung einer Parallelwährung könn-te Italien im Poker mit seinenGläubigern noch ein zusätzlichesAss in die Hand bekommen. Miteiner neuen Lira könnte Italien ei-nen Teil seiner Schulden auf dieneue Währung umstellen, Forde-rungen der EZB könnten einfachannulliert werden. Ein derartigerAusstieg hätte, zumindest aus ita-lienischer Sicht, gleich zwei posi-tive Seiten: Die Gesamtlast derVerschuldung würde sinken,Gläubiger, die in Italien ansässigsind, könnte man bei den Verlus-ten schonen. Norman Hanert

Die EZB als Intensivstation für ItalienSollte das Land in die Insolvenz schlittern, drohen an vielen Stellen Milliardenverluste

Russland plant offenbar, dasweltweit größte Transport-Charterflugzeug Antonow

An-124 Rusal ohne ukrainischeBeteiligung unter einem neuenMarkennamen weiterzubauen.Dies hat der russische Luftfahrtex-perte Jurij Sytnik, ein Mitglied derpräsidialen Fachkommission fürdie Entwicklung der Luftfahrt,durchblicken lassen. Das weltweitgrößte Frachtflugzeug gilt als Ar-beitspferd, das sich im internatio-nalen Großraum- und Schwerlast-transport großer Beliebtheit er-freut. Die An-124, die bis zu 120Tonnen Fracht auf Langstreckentransportieren kann, ist Marktfüh-rer in diesem Bereich. Da seit 2004keine Maschinen dieses Typs mehrgebaut werden, die Nachfrage abersteigt, wollen die Russen mit einerAn-124 mit modernisierten Moto-ren und digitaler Technik in Se-rienproduktion gehen.

Diese Pläne stoßen von ukraini-scher Seite auf Kritik. Laut demrussischen Militärexperten ViktorBaranez besteht die Ukraine, ge-nauer: das dort ansässige Kon-struktionsbüro Antonow, darauf,dass Russland die Arbeit an die-sem Flugzeug nicht weiterführendarf. Russland bezieht dagegenden Standpunkt, dass so viel Ar-beit russischer Ingenieure, Techni-ker und Spezialis-ten in dem

Transportflieger stecke, dass vonder ukrainischen AN-124 nur derUmriss geblieben sei. Die Ukrainehabe bereits mit Klage gedroht,aber seit ihrer Einführung sei dieAn-124 tatsächlich zu 95 Prozentin Russland produziert worden.Zwei Drittel der AN-124, die inRussland in Betrieb sind, seien imrussischen Werk Uljanowsk an derWolga hergestellt worden. Spezia-listen dort hätten viel getan, umdie taktisch-technischen Eigen-

schaften des Flugzeugs zu verbes-sern.

Ursprünglich war die An-124Ruslan Ende der 1970er Jahre vomsowjetischen KonstruktionsbüroAntonow, das seit 1952 seinen Sitzin Kiew hat, als Transportflugzeugfür die Streitkräfte konzipiert wor-den. Nach dem Zerfall der Sowjet-union wurden die meisten Ma-schinen für weltweite Frachttrans-porte im Charterverkehr einge-setzt. Von 1984 bis 2004 wurden55 An-124 in Uljanowsk gebaut.

Im Oktober 2006 hatten sichWladimir Putin und der damalige

ukrainische Präsident ViktorJuschtschenko auf eine Zu-sammenarbeit an der An-124 ge-einigt, deren Serienproduktion alsmodernisierte An-124-100M-150wieder aufgenommen werdensollte. Die Produktion war imWerk von Uljanowsk geplant, woseit 2006 Iljuschin-Flugzeuge ge-baut werden. Seit die neuenMachthaber in Kiew 2014 jede Ko-operation mit Russland kündigtenund das Antonow-Werk im ukrai-nischen Rüstungskonzern Ukro-bronprom aufging, kümmert sichIljuschin um Wartung und Moder-nisierung der im Einsatz befind-lichen An-124.

Insofern sei der russische Flug-zeugkonzern United Aircraft Cor-poration (UAC) im Besitz der tech-nischen und rechtlichen Grundla-gen für den Bau der An-124 gege-ben. Sytnik spezifiziert: „Nach al-len internationalen Regeln müssenwir diese Marke An-124 tragen,wenn wir an diesem Flugzeug kei-ne wesentlichen Veränderungenvornehmen. Veränderungen wer-den aber eingeführt, und es wirddaher unter einem anderen Mar-kennamen produziert werden.“

Die An-124 ist nach wie vor einPrestigeobjekt. Sie gilt bis heuteals ausgezeichnete Maschine undist bislang konkurrenzlos.

Manuela Rosenthal-Kappi

Zwei Drittel derFrachtflugzeuge inRussland gebaut

Streit um »Arbeitspferd«Russland plant Bau der Antonow An-124 in eigenem Werk

Die Schulden-Uhr:

Gesamtverschuldung:1.963.954.169.548 €Vorwoche: 1.964.000.752.317 €

Verschuldung pro Kopf:23.719 €Vorwoche: 23.720 €

(Dienstag, 12. Juni 2018, Zahlen: www.steuerzahler.de)

WIRTSCHAFT

Damoklesschwert Staatsverschuldung: Ein Ausscheren Italiens hätte Folgen für die gesamte EU Bild: Imago

8 Nr. 24– 15. Juni 2018

Den Diesel-Skandal habenwir hinter uns, denken vie-le Leute. Und während

Deutschland sich jetzt auf die Fuß-ballweltmeisterschaft in Russlandvorbereitet, während Deutschlandauch über den Mörder der 14-jäh-rigen Susanna diskutiert, entfaltensich am Rande irreparable, sy-stemverändernde Strukturen.Deutschlands Autoindustrie wirdabgeschafft.Es war kein Brimborium, wel-

ches die Systemmedien über dasThema machten. Hier und da ein paarMeldungen, deren dramatische Inhaltenur wenig diskutiert wurden. Da hieß esAnfang Juni bei der „Frankfurter Allge-meinen Zeitung“, der Sportwagenher-steller Porsche habe den Verkauf sämt-licher Neuwagen bisauf weiteres einge-stellt. Hintergrundsei die Umstellungauf neue Abgasmess-zyklen, die schärfereAnforderungen so-wohl im Zulassungs-verfahren auf dem Prüfstand wie im rea-len Alltagsbetrieb mit sich brächten. Man stelle sich vor: Der Verkauf aller

Porsche-Neuwagen wurde eingestellt.Doch auch bei BMW, VW, Audi und Mer-cedes sieht es nicht anders aus: Minde-stens ein Jahr müssen die Kunden jetztauf die meisten neuen Modelle warten.Praktisch alle namhaften deutschenAutobauer verzeichnen also derartigeEinschnitte. Es geht darum, alle Fahrzeu-ge nach der Richtlinie WLTP (WorldwideHarmonized Light Vehicles Test Proce-dure, zu Deutsch: Weltweit einheitlichesLeichtfahrzeuge-Testverfahren) zu zerti-fizieren. Dieser Test ist ab September füralle neuen Autos in der EuropäischenUnion vorgeschrieben und soll, wie esheißt, zu realistischeren Verbrauchswer-ten auf dem Prüfstand führen. Für dasAutoland Deutschland ist das ein Rie-senproblem.

Zudem schreibt Brüssel ab Septemberauch eine schärfere Abgasnorm vor. Vie-le der Fahrzeuge werden die vorgegebe-nen Werte für den Feinstaubausstoßnicht ohne Ottopartikelfilter erfüllen,heißt es weiter. So wird der BMW 7er in

Europa ein Jahr langals Benziner nicht lie-ferbar sein, ebensowie auch andereBMW-Modelle wiedie Sportikone M3vorübergehend ausdem Programm ge-

nommen werden, wie auch die Benzin-varianten des X5 und X6 und des 6er-Benziners. Bei Volkswagen werden Pro-duktionsengpässe ab August erwartet.Eine wahre Hysterie hat sich auf den

seit Jahrzehnten erfolgreichen deut-schen Automarkt gelegt. So sprach die„New York Times“ schon davon, dasshunderte Menschen durch die Giftgaseskrupelloser deutscher Autobauer getö-tet worden seien. Wer allerdings einmalhinter US-amerikanischen Pick-ups her-gefahren ist, fasst sich spätestens hier anden Kopf.Doch was steckt eigentlich wirklich

hinter den Themen Dieselgate und Ab-gasmanipulation? „Focus-Online“ mel-dete am 5. September 2017: „An ersterStelle steht die bislang öffentlich nichtgestellte Frage: Wieso gibt es eine akuteGefährdung der Bevölkerung durch ei-nen Grenzwert von 40 Mikrogramm pro

Kubikmeter Stickstoffdioxid im Freien,wenn am Arbeitsplatz für Beschäftigte inmanchen geschlossenen Räumen vielhöhere Werte völlig unbedenklich sind?“ Im völligen Gegensatz dazu stehen die

zulässigen Zahlen nach dem Bundesge-sundheitsblatt für alle weiteren Lebens-räume der Menschen: „Höchst offiziellsind am deutschen Arbeitsplatz für Be-schäftigte in Büros bis zu 60 Mikro-gramm pro Kubikmeter Innenraumluftals Maximale Arbeitsplatz-Konzentra-tion (MAK) erlaubt, an Produktionsstät-ten sogar 950 Mikrogramm.“ Dagegenliege der Grenzwert für Stickstoffdioxid(NO2) bei den 246 Verkehrsmessstatio-nen im Freien bei nur einem Zwanzigsteldes MAK-Wertes: „Und diese Vorgabesoll jetzt Diesel-Autos mit Fahrverbotentreffen?“, fragt sogar das Nachrichtenma-gazin „Focus“.Ein führender Toxikologe von der

Technischen Universität Münchenkommt zu Wort, Professor HelmutGreim, welcher „sogar die wissenschaft-liche Basis der festgelegten Grenzwertevon 40 µg NO im Freien bestreitet“.Greim hat von 1992 bis 2007 als Vorsit-zender der MAK-Kommission die Luft-werte am Arbeitsplatz bewertet. AusSicht des erfahrenen Giftkundlers hättenEpidemiologen der Weltgesundheitsor-ganisation diese niedrigen Werte nur er-rechnet und festgelegt. Aber diese seiennicht plausibel. Das habe er als Expertebei der Bundestagsanhörung bereits am

8. September 2016 deutlich gesagt. Die inder Umwelt, auch an dicht befahrenenStraßen, gemessenen NO2-Konzentratio-nen, seien erheblich niedriger als die Ar-beitsplatzgrenzwerte, wird Greim zitiert.Aus toxikologischer Sicht würden dieaktuell festgestellten Überschreitungennicht zu Gesundheitsschäden führen.Auch eine groß angelegte Langzeitstu-

die an Ratten durch das Health Effect In-stitute, Boston zeigt, dass Auswirkungenauf die Lunge nicht bewiesen werdenkonnten. Erst bei einer NO2-Konzentra-tion von etwa 8000 Mikrogramm pro Ku-bikmeter Luft tratenleichte Reizungender Atemorgane auf.Der in Deutschlandgültige Grenzwertvon 950 Mikro-gramm pro Kubikme-ter Luft für Arbeits-plätze sei aus umfangreichen Ergebnis-sen abgeleitet worden, diese gelten inder Schweiz, in Österreich, der Europäi-schen Kommission und in den Vereinig-ten Staaten. In Deutschlands Werkstät-ten, wo das Auto einst erfunden wurde,herrscht Panik.Neulich fiel mir ein unscheinbares, al-

tes Büchlein in die Hände, geschriebenvom einstigen US-Finanzminister HenryMorgenthau junior. Der Titel: „Germanyis our Problem“ (1945). Unter dem Vor-wort des damaligen US-PräsidentenRoosevelt, der Deutschland als kriegswü-

tige, tragische Nation bezeichnete,unterbreitet Morgenthau Vor-schläge, wie Deutschland für alleZeiten handlungsunfähig gemachtwerden könnte. Dazu müsse manes „entwaffnen“, also all jene In-dustrien beseitigen, die dieWiederaufrüstung ermöglichenwürden. „Es ist völlig in Ordnung, Ge-

wehre, Flugzeuge, Panzer, U-Boo-te, militärische Installationen usw.zu konfiszieren. Es ist sogar nochwichtiger, die deutschen Werke zu

beseitigen oder zu zerstören, in denenneue und noch schrecklichere Kriegs-waffen geschmiedet werden könnten“,heißt es da. „Deutschlands wahre Rü-stung ist eine dreifache Bedrohung ausStahl-, Chemie- und Elektroindustrie.“So müssten auch „alle Werke, die geeig-net sind zur Herstellung von Werkzeug-maschinen, Flugzeugmotoren, Flugzeu-gen, Lokomotiven und weiterer schwererEisenbahnausrüstung, Diesel Motoren,Stahlschienen, schweren Zugmaschinen,Automobilen“, vernichtet werden. Und unter der Überschrift „Ein starkes

Europa ist besser alsein starkes Deutsch-land“ heißt es weiter:„Das Ende der deut-schen Schwerindu-strie wird mehr be-wirken, als lediglichdie Welt von einer

unerträglichen Angst vor erneuter Ag-gression zu befreien. Es wird ganz Euro-pa von den Eisenfesseln befreien, die inDeutschland gefertigt wurden.“Ach ja, der „Focus“ zitierte noch einen

Brüsseler Verkehrsexperten: „So strengeUmweltzonen wie in Deutschland gibt esin Europa nicht.“ Das rigorose Umwelt-zonensystem gebe es eben nur inDeutschland. Bereits der frühereBundesverkehrsminister Manfred Stolpehabe dafür eine Erklärung gehabt: „InBrüssel wird’s erdacht, in Deutschlandwird’s gemacht, in Italien wird gelacht!“

Die Autorin: Eva Hermans Buch »Das Eva-Prinzip« erreichte 2006 hunderttausende Leser.

Weitere Bestseller über Medien, Familie, Mutterschaft und Spiritualität folgten. Die

ehemalige ARD-Moderatorin, die 1958 in Emdengeboren wurde, lebt in Hamburg.

Zunächst macht einen dieNachricht nur betroffen: Die

vermisste 14-jährige Susannawurde ermordet. Schnell schlägtdie Betroffenheit indes in Wut um.Nicht allein, weil der Tatverdächti-ge ein polizeibekannter abgelehn-ter muslimischer Asylsucher ist,denn das war zu erwarten. Son-dern, weil er sich seelenruhig ab-setzen konnte. Und wohin? Aus-gerechnet in den Irak, wo sein Le-ben angeblich so bedroht ist, dasser sich zu uns hat in Sicherheitbringen müssen. Es kommt abernoch besser: Er hat auch seineganze Familie mit zurück in die

gefährliche Heimat genommen,per Flugzeug via Istanbul. Dassauf den Flugtickets andere Namenals auf den Aufenthaltspapierenstanden, ist den Kontrolleuren amFlughafen Düsseldorf gar nichtaufgefallen. Es wurden nämlichnur die Fotos, nicht aber die Na-men verglichen. Und dabei, dassdie „Schutzbedürftigen“ über vonden barbarischen irakischen Be-hörden ausgestellte Reisedoku-mente verfügen, hat man sichauch nichts gedacht. Diese Sub-jekte hätten nie Aufnahme bei unsfinden dürfen. Dann würde Su -sanna noch leben. Danke, Merkel!

Danke, Merkel!Von Jan Heitmann

Pure KosmetikVon Bodo Bost

Der 24. Juni wird in die Ge-schichte Saudi-Arabiens als

das Datum einer Zeitenwendeeingehen. Ab diesem Tag dürfenim wahhabitischen Königreich alsletztem Staat der Erde Frauenselbstständig Auto fahren. Einigekleinere Rechte wie der Besuchvon Kinos oder Fußballstadienwurden den Frauen seit demAmtsantritt des neuen Kronprin-zen Mohammed bin Salman vorzwei Jahren bereits zugebilligt.Auch die angeblich „islamische“Kleiderordnung, die es eigentlichgar nicht gibt, wurde jetzt gelok-kert, sodass Frauen nicht unbe-dingt mehr eine Kopfbedeckungtragen müssen. Allerdings gibt esweiterhin die Religionspolizei, dieeigentlich Frauenkontrollpolizeiheißen müsste, weil sie allein fürdie Kontrolle der Frauen zustän-dig ist. Islam heißt schließlichnoch immer „Unterwerfung“ derMänner unter den Willen Allahs,der Frauen unter den Willen derMänner.

Viele Kommentatoren bezeich-nen die Reformen als Augenwi-scherei oder pure Kosmetik ange-sichts der Faktoren, die sie beglei-ten. Denn einen eigenen Pass, mitdem sie eventuell vereisen könn-ten, besitzen die Frauen nicht.Ohne Zustimmung des Mannes,Vaters oder Bruders, bei Waiseneines gesetzlich zugeteilten Vor-munds, dürfen Frauen nicht hei-raten oder arbeiten und auchnicht allein reisen. Zudem hat dieZahl der verhafteten Frauenrecht-lerinnen einen neuen Höchst-stand erreicht.Beobachter sehen die Gründe

für die widersprüchlichen Signaleangesichts des historischen Tagesder Aufhebung des Fahrverbotesin der Sorge Riads vor dem Ein-druck, den die internationalenMedien haben könnten. Nicht dieGroßzügigkeit und Weitsicht desneuen starken Mannes in Riad,sondern die Proteste der Aktivis -tinnen haben zur Aufhebung desFahrverbots für Frauen geführt.

Mal „ich“, mal „wir“Von Hermann Paul Winter

Wem wäre nicht schonaufgefallen, dass Ange-la Merkel bei brenzli-

gen Fragen einmal von „ich“, einanderes Mal von „wir“ spricht.Ihr legendärer Satz vom Sep-tember 2015 „Wir schaffen das“meinte: „Wir“, die Bürger, hättenauszubaden, was sie mit derGrenzöffnung im Alleingangheraufbeschworen hatte. „Ichkämpfe für meinen Weg in derFlüchtlingskrise“ oder „Wennich mich für eine freundlicheGeste entschuldigen muss, dannist das nicht mehr mein Land“,trotzte Merkel. Als klar wurde,welchen enormen BelastungenDeutschland durch die Einla-dung Hunderttausender ausge-liefert war, versuchte sie, die Im-migranten bei den „Partnern inder EU“ abzuladen. Der Gipfel:In einer Regierungsbefragung

Anfang Juni schob sie die Ver-antwortung für ihre Grenzöff-nung gar der ganzen Nation indie Schuhe: „Wir hatten im Jahr2015 eine außergewöhnliche hu-manitäre Situation, in derDeutschland verantwortlich ge-handelt hat.“Wie Merkel sich in entschei-

denden Weichenstellungen ausder Verantwortung stiehlt undandere für ihr Handeln verant-wortlich macht, wurde bereitsim Februar 2010 deutlich. Da-mals stimmte sie in der Konfe-renz der Staats- und Regierungs-chefs der EU-Staaten dem Bruchder Nichtbeistandsklausel zu,sodass entgegen aller politi-schen Versprechungen und imWiderspruch zu geltendemRecht und Gesetz MilliardenEuro nach Griechenland fließenkonnten. Erst im Nachhinein

ließ sie den Bundestag hierüberabstimmen. Bei der Debatte be-rief sich Merkel auf die anderenStaats- und Regierungschefs:Das Gremium habe schlicht kei-ne Alternative zu dieser Ent-scheidung gehabt. Zu gutDeutsch: „Ich“ bin es nicht ge-wesen, die anderen haben ent-schieden, ich hatte keine Wahlund habe deshalb auch keineVerantwortung zu übernehmen. Eine weitere Methode, mit der

sich Merkel aus der Verantwor-tung zu stehlen pflegt, istSchweigen. Im Skandal um dasBundesamt für Migration undFlüchtlinge (Bamf) räumte siejetzt ein, bereits seit 2015 vonden Problemen der Behörde ge-wusst zu haben. Statt damit andie Öffentlichkeit zu gehen, umdas Vertrauen der Bürger in denRechtsstaat nicht noch mehr zu

erschüttern, breitete sie denMantel des Schweigens über diegravierenden Missstände imBamf aus. Erst heute, Jahre da-nach, erfahren wir Stück fürStück die Wahrheit, und wirdürfen schockiert vernehmen,weshalb Merkel geschwiegenhat: Weil sie persönlich die Be-hörde unter Druck gesetzt hatte,die Asylfälle schnellstmöglichvom Tisch zu schaffen, damit sieihren Wahlkampf nicht belasten.Schlicht unfassbar ist Merkels

Schweigen zu den furchtbarstenFolgen ihrer Grenzöffnung, zuden Mädchenmorden durchAsylbewerber, deren Anwesen-heit auf ihr Konto geht. Nichtdas Entsetzen über die Taten hatsie stumm gemacht, sondern dieKälte, mit der sie die Verantwor-tung für ihr Handeln weg-schiebt.

VermeidbareOpfer gewalttä-tiger Asylsucher:Mia aus Kandel,Maria aus Frei-burg und jetztSusanna ausMainz

Bild: pa

Frei gedacht

Krieg gegen die deutscheAutomobilindustrie

Von EVA HERMAN

Die Kolumne: Zwei Publizisten reden Klartext.Immer abwechselnd, immer ohne Scheuklappenund immer exklusiv in der PAZ. Dem Zeitgeist„Gegenwind“ gibt der konservative Streiter

Florian Stumfall. „Frei gedacht“ hat Deutschlandsberühmteste Querdenkerin Eva Herman.

FORUM

Nr. 24– 15. Juni 2018 9

MELDUNGEN

Kissingen setztauf Brahms

Bad Kissingen − Am 15. Juni eröff-net die Deutsche Kammerphilhar-monie Bremen unter ihrem Chef-dirigenten Paavo Järvi und derCellistin Sol Gabetta – sie spieltElgars Cellokonzert – den dies-jährigen Kissinger Sommer. DasFestivalorchester setzt an diesemWochenende einen Schwerpunktauf Johannes Brahms’ sinfoni-sches Schaffen. Im Max-Litt-mann-Saal erklingen im Eröff-nungskonzert seine 4. Sinfonie,am 17. Juni die 3. Sinfonie und dasViolinkonzert D-Dur mit Christi-an Tetzlaff als Solist. WeitereHöhepunkte sind Konzerte mitden Wiener Philharmonikern, dieam 21. Juni mit dem SchlagzeugerMartin Grubinger sowie Tschai-kowskys Sinfonie „Pathétique“auftreten und die am 22. JuniTschaikowskys 1. Klavierkonzertund Strawinskys „Feuervogel“aufführen. Am 15. Juli be schließtdas Rundfunk-SinfonieorchesterBerlin mit der mexikanischenDirigentin Alondra de la Parra dasFestival mit Werken von de Falla,Debussy und Gershwin. Kartenund Programminformationen un -ter www.kissingersommer.de. tws

Mit Marie von Preußen in denAlpen. „Wald, Gebirg und Königs -traum – Mythos Bayern“: Im Klo-ster Ettal läuft eine sehenswerteBayerische Landesausstellung, diegut zur Heimatdebatte passt.

„Bayern ist, was die Fremdendafür halten, weil es ihnen dieBayern so präsentieren.“ Mit die-ser selbstironischen Feststellungwartet ein Saaltext der Bayeri-schen Landesausstellung auf, diedie Eigenheiten des Freistaatesund seine Einwohner feiert. Wiediese Eigenheiten aussehen undwie es zu ihnen kam, veranschau-lichen rund 200 Exponate.Schauplatz der Landesausstel-

lung ist die von 33 Mönchenbewohnte Benediktinerabtei Ettal.Sie widmen sich der Seelsorge,unterhalten ein Gymnasium mitInternat, brauen Bier und destil-lieren Likör. Spirituelles Zentrumdes in den Ammergauer Alpengelegenen Klosters ist das in einervergoldeten Nische des Hochal-tars der Kirche St. Mariä Himmel-fahrt aufbewahrte Ettaler Gna-denbild. Diese die Madonna unddas Jesuskind darstellende Mar-morstatuette ist eine Stiftung Kai-ser Ludwigs des Bayern, der dasKloster 1330 gründete. Mit ihrer prachtvollen Ausstat-

tung gehört die von einer mächti-gen Kuppel bekrönte Kirche zuden bedeutendsten Bauwerkendes süddeutschen Barock. In derUmgebung befinden sich weitereAttraktionen, die den MythosBayern mit Leben erfüllen: das fürseine Passionsfestspiele berühmteOberammergau, König LudwigsMärchenschloss Linderhof unddie Zugspitze.Die Landesausstellung hebt die

Voralpenlandschaft und derenBevölkerung, die Religion, dasBier und die Trachten als diewichtigsten Elemente hervor, dieden Mythos Bayern kennzeich-nen. Seine entscheidende Prä-gung erhielt er im 19. Jahrhundertund sein Schauplatz ist Ober -bayern. Die anderen Landesteile

spielen in der Ausstellung nureine untergeordnete Rolle.Mitveranstalter der vom Haus

der Bayerischen Geschichte erar-beiteten Schau sind die Bayeri-schen Staatsforsten und die Baye-rische Forstverwaltung. Wohlnicht zuletzt deshalb sind derWald und die Holzverarbeitungein großes Thema. Bilder, Waffen,Werkzeuge und Schnitzkunst

erzählen von Wildhütern, legen-dären Wilderern, Waldarbeiternund Holzschnitzern. Zu meister-haft in Oberammergau geschnitz-ten Unikaten wie dem „Abend-mahl nach Leonardo da Vinci“(1844) tritt Massenware. Aberauch die kann ein kurioser Blick -fang sein, wie die für den Weltex-port produzierten, aber aus unbe-kannten Gründen nicht ausgelie-ferten „Zwölf Christuskorpusse inOriginalverpackung“ beweisen.Ein ganz besonderes Stück ist das1860 von einem Oberammergau-

er Holzschnitzer für den damali-gen Prinzen und späteren „Mär-chenkönig“ Ludwig II. angefertig-te Schwanenfigürchen.Nicht nur der „Kini“, sondern

auch seine Eltern gehören zu denHauptfiguren der Landesausstel-lung. Großes Aufsehen erregte1842 die Trauung des Kronprin-zen und späteren Königs Max II.mit Marie von Preußen auch des-

halb, weil sich an sie die Massen-hochzeit von 36 aus allen Teilendes Königreichs angereistenBrautpaaren in Tracht an schloss. König Max II. sah Volkstrachten

als geeignetes Mittel an, dasNationalbewusstsein seiner Lan -deskinder zu stärken. Als er dieVolkstrachten mehr und mehr vonmodischer Kleidung verdrängtsah, gab er 1853 die Proklamationheraus, „daß die Staatsbehördenihre Teilnahme an der Bewahrungder Landestrachten bei jederGelegenheit kundgeben, die Vor-

liebe für dieselben anregen,erhalten und festigen sollen“. Zuden hoheitlichen Bemühungengesellen sich seit Ende des 19. Jahrhunderts die von Bevölke-rungsseite. Vielerorts gründetensich Volkstrachtenerhaltungsver-eine, die bis heute wesentlich diebayerische Festkultur prägen.Königin Marie war Bayerns

erste Alpinistin. Sie entwarf ei -

gens eine Wandertracht ausLoden, um sich in den Bergensicher bewegen zu können: einelange Hose, darüber ein weiterRock. Da der die Knöchel unbe-deckt ließ, galt ihr Aufzug alsskandalös. In Augenschein kön-nen wir ihn auf einem Ölbild neh-men, das Philipp von Foltz gemalthat: „Begegnung Max II. von Bay-ern mit seiner Gemahlin KöniginMarie anlässlich einer Jagd amNiederen Straußberg bei Hohen-schwangau“ (um 1855). Auf ihmzeigt sich auch Max II. zünftig

gekleidet. Er trägt einen Hut mitGamsbart zu grüner Lodenjackeund bis zum Knie reichenderHose.Besonders die Malerei hat zu

unserem Vorstellungsbild vonBayern beigetragen. Peter vonHeß etwa malte zahlreiche Bilderdes Volkslebens. Sein Gemälde„Sankt Leonhardsfest in Fisch-hausen am Schliersee“ (1825) ver-eint alle Elemente, die denMythos Bayern auszeichnen: dieschöne Landschaft, bunte Trach-ten, frisches Bier in Maßkrügenund fromme Menschen. Lorenzo II. Quaglios Ölbild

„Gegend aus dem bayerischenHochlande“ (1832) zeigt eine Almvor imposanter Bergkulisse undFernblick ins Tal. Vor der Hüttebefindet sich das charakteristi-sche Personal der Bergwelt: Sen-nerinnen, Jäger und Hütebub. Esist ein typisches Landschaftsbildder Münchner Schule. Die fandendurch Verkaufsausstellungen in -ternationale Verbreitung und tru-gen mit dazu bei, Touristen nachBayern anzulocken. Das bezeugt Hubert Herkomers

Bild „Schuhplattler“ (1875). Espräsentiert eine Wirtshausdarbie-tung: Ein Mann in Lederhosehüpft vor seiner Tanzpartnerinherum und schlägt sich dabei aufdie Schenkel. Unter den Zuschau-ern fällt eine feine Dame in städti-scher Kleidung auf. Der Fremden-verkehr hat eingesetzt und denGästen muss was geboten werden.Margot Hamm, Projektleiterin derLandesausstellung, kommentiert:„Man führt sich vor. Ein supergu-tes Geschäft.“ Veit-Mario Thiede

Bis 4. November im Kloster Ettal,Kaiser-Ludwig-Platz 1, Ettal, ge -öffnet täglich von 9 bis 18 Uhr.Eintritt: 12 Euro, KombiticketAusstellung und Schloss Linder-hof: 15 Euro. Internet: www.hdbg.de. Der Katalog aus dem VerlagFriedrich Pustet kostet in derAusstellung 24,90 Euro, im Buch-handel 29,95 Euro. Reiseinforma-tionen: www.zugspitz-region.de

Heimat auf BayerischTrachten, Loden und eine alpine Preußenprinzessin – Kloster Ettal sucht nach dem »Mythos Bayern«

Barocker Ausstellungsort: Kloster Ettal (o.). Rechts oben: Marievon Preußen in alpiner Kluft, darunter ihr Sohn, der „Kini“

2019 begehen Weimar, Des-sau und Berlin den 100. Ge -burtstag des Bauhauses.

Dafür entstehen in den drei Bau-hausstädten neue Museen. Zu -dem ist ein abgestimmtes Veran-staltungskonzept für dieses Jubi-läum in Arbeit. Um bei den Besu-chern Heißhunger zu entfachen,bietet man schon jetzt einen Vor-geschmack auf das kulturelleGroßereignis an. Noch bis zum 31. Oktober zeigt

die „Stiftung Bauhaus Dessau“ imVorfeld des Jubiläums für rundsieben Monate eine im gewissenSinne vorbereitende Sonderaus-stellung unter dem Titel „Carl Fie-ger. Vom Bauhaus zur Bauakade-mie“. Damit erlebt ein fast verges-sener Bauhäusler seine Wieder-entdeckung, der als Zeichner,Möbeldesigner, namhafter Archi-tekt sowie Bauhauslehrer überlie-fert ist, in Weimar sowie Dessauzu den wichtigsten Mitarbeiternvon Walter Gropius gehörte undan „zahlreichen ikonischen Bau-ten der Moderne beteiligt“ war.Fieger wurde am 15. Juni 1883

in Mainz geboren. Seine betuch-ten Eltern ermöglichten demarchitekturinteressierten Jungennach dem Schulabschluss an derBaugewerk- und Kunstschule inMainz ein Studium zum Hoch-bau- und Innenarchitekten. 1911übernahm der damals schon be -rühmte Architekt Peter Behrens

den jungen Kollegen in seinArchitekturbüro. Fieger war unterBehrens am Innenausbau derDeutschen Botschaft in St. Peters-burg beteiligt, lernte bei seinemChef, dem Schweizer ArchitektenLe Corbusier, Walter Gropius ken-nen und wechselte noch 1912 indas private Architekturbüro vonGropius, wo er sich bis 1919 wei-ter vervollkommnete.Als Gropius nach Weimar ging,

kehrte Fieger in das BerlinerArchitekturbüro von Behrenszurück, wo er mit anderen späte-ren Bauberühmtheiten um denendgültigen Durchbruch rang. Alsdas Bauhaus nach der Gründung1919 unter Gropius zu neuenUfern eilte, erinnerte sich derChef der Moderneschmiede anden brillanten Architekturzeich-ner und vielseitig veranlagtenKollegen. Er holte Fieger 1921 indie Klassiker- und Bauhausstadt,wo er am Bauhaus als Lehrer fürarchitektonisches Zeichnen un -terrichtete und zusätzlich im pri-vaten Baubüro des Bauhausgrün-ders wirkte. Der Mitarbeiter aus Mainz

wurde für Gropius bald unver-zichtbar und fungierte als seine„rechte Hand“. Der Aufschwungin der deutschen Wirtschaft nach1921 hatte auch die Auftragslagefür das Architekturbüro von Gro-pius deutlich verbessert. DieArbeit an den Gebäuden der

Faguswerke in Alfeld wurde fort-gesetzt, die Bauten für die FabrikKappe in Alfeld und das HausOtte in Berlin entstanden. Allesunter Mitwirkung von Fieger, dersich 1922 zusammen mit Gropiusund Adolf Meyer auch am welt-weiten Architektenwettbewerbfür das Bürohochhaus der „Chica-go Tribune“ in den USA beteiligte.

Dann kam 1926 der erzwunge-ne Wechsel des Bauhauses nachDessau. Fieger folgte seinem Chef,war maßgeblich am Bauhausbausowie an den Meisterhäusern be -teiligt, schuf in Dessau sein eige-nes Wohnhaus im Stil der Moder-ne und fungierte am DessauerBauhaus weiter als Lehrer für

Fachzeichnen im Rahmen derBaulehre. Das Haus Fieger ent-stand 1927 in der Südstraße aufquadratischem Grundriss mithalbrundem Treppenhaus sowiegroßzügiger Terrasse und innenmit einer hohen Raumeffektivitätsowie Funktionalität. Ab 1929 wuchs unter seiner

Regie in der Nachfolge eines alten

Getreidespeichers an einem Knieder Elbe das neue Kornhaus alsAusflugsgaststätte für Dessau mitkubischen sowie runden Formen,die dem Elbprofil entsprachen,einer vorgelagerten Terrasse undeiner „halbkreis-förmig vorkra-gend verglasten Veranda im Ober-geschoss“. Ganz im Stil der

Moderne. Dazu gesellte sich dieBeteiligung am neuen Arbeitsamtin Dessau, einem weiteren rich-tungsweisenden Modernebau.Damit etablierte sich Fieger end-gültig als hoffnungsvoller Vertre-ter des Neuen Bauens. Doch so richtig konnte er auch

als zeitweiliger Leiter der Bauab-teilung des Bauhauses aus demSchatten seiner berühmten Kolle-gen nicht hervortreten. Dazu kamdie Vertreibung der Hochschuleaus Dessau, deren letzte Zeit inBerlin und das Berufsverbot fürden Modernearchitekten Fiegernach 1933. Die zwölf Folgejahrewurden für ihn zur schwierigenGratwanderung. Ihm gelangjedoch eine anonyme Weiterar-beit in verschiedenen ihm geson-nenen Architekturbüros in Berlin.Seine Sachkenntnis blieb gefragt.Nach Kriegsende kehrte er nach

Dessau zurück und war zunächstals Bausachverständiger sowieehrenamtlicher Stadtbaurat ander Wiederaufbauplanung derzerstörten Stadt maßgeblich be -teiligt. Mehr noch: Er experimen-tierte mit kostengünstigen sowiematerialsparenden Neubauten,entwickelte verschiedene Varian-ten eines variablen Haustyps undengagierte sich zusammen mitdem Bauhäusler Hubert Hofmannfür eine Renaissance des Dessau-er Bauhauses. Unter Fachkollegenund besonders für Richard Pau-

lick galt Fieger als Kapazität. Pau-lick holte ihn deshalb 1952 nachBerlin, wo er als künstlerischerMitarbeiter und Leiter der Mei-ster-Werkstatt an der „DeutschenBauakademie“ wirkte. Fieger brillierte, entwickelte

den ersten in der DDR errichteten„Großplatten-Experimentalbau“in Berlin-Johannisthal und muss -te nach 1953 infolge einer Erkran-kung seine Ar beit aufgeben. NachJahren im Krankenstand starb derArchitekt am 21. November 1960in Dessau. Seine letzte Ruhe fander auf dem Dessauer Friedhof III.Das recht bescheidene Grab blieberhalten.Nun präsentiert Dessau „ent-

lang der großen Debatten derArchitektur vom frühen Bauhausund dem Werkbundstreit über LeCorbusiers Idee einer Wohnma-schine bis zur Formalismusdebat-te in der DDR der 1950er Jahre“die nächste Fiegerschau mitZeichnungen, Entwürfen, Origi-nalmöbeln einschließlich des„Fiegerstuhls“, Fotos sowie Archi-tekturmodellen des Bauhäuslers.Damit ist, wie es heißt, „erstmalsein umfassender Einblick in dasGesamtwerk des Architekten“möglich. Martin Stolzenau

Bauhaus Dessau, Gropiusallee 38,geöffnet täglich 10 bis 17 Uhr,Eintritt: 8,50 Euro. Internet:www.bauhaus-dessau.de

Typisch Bauhaus: Haus Fieger in Dessau Bild: Stiftung Bauhaus Dessau

Drei Tage, sechs Saiten

Bingen − Mit dem Fokus auf derGitarre lässt das Jazz-Festival„Bingen swingt“ vom 22. bis 24. Juni sehr unterschiedlicheSaiten anklingen. Auf sechs Frei-luftbühnen treten an den dreiTagen 30 Bands auf. Mit demQuartett „Night of Jazz Guitars“,dem „Susan Weinert RainbowTrio“ sowie den beiden Gitarri-sten Jan Pascal und AlexanderKilian treten Musiker auf, die vonder Fachwelt als Virtuosen vonWeltrang eingestuft werden. Kar-ten über die Tourist-InformationBingen, Telefon (06721) 184205/-206 oder www.adticket.de. tws

KULTUR

Neubauten durch Neues BauenDer verkannte Bauhäusler Carl Fieger – Eine Ausstellung über den Architekten macht Werbung für das Bauhaus-Jahr 2019

Bild: K

loster Ettal

Bild: Bayerisches Hauptstaatsarchiv

Bild: H

aus der Bayerischen Geschichte

10 Nr. 24– 15. Juni 2018 GESCHICHTE & PREUSSEN

Geheimsache Deutsche MarkDer Währungsreform folgten Berlin-Blockade und Wirtschaftswunder

Um 11 – ein halb – hörte erauf zu atmen! Ach – wiekonnte so furchtbares ge-

schehen! Wehe mir daß ich es über-dauern mußt – Armes Vaterland!“Es war der 15. Juni 1888, als dieseWorte von der Witwe, die sich abdiesem Tag „Kaiserin Friedrich“nannte, als Abschluss ins Tagebuchihres Mannes geschrieben wurden.Kaiser Fried rich III., 1831 als Sohndes Prinzen Wilhelm von Preußenund der Augusta von Sachsen-Wei-mar-Eisenach geboren, war tot. Erhatte nur 99 Tage regiert, einschwerkranker Mann, der schonlange resigniert hatte und nur zugenau wusste, dass er nichts mehrbewegen konnte. Und doch starbmit ihm ein Traum, den wohl vorallem seine Frau geträumt hatte.Nun betrauerte sie nicht nur das

eigene Schicksal, sondern auch dasdes „Vaterlands“. Aber was meintesie damit eigentlich? Am preußi-schen Hof nannte man sie immer„die Engländerin“, denn sie war alserstes Kind der englischen QueenVictoria im Buckingham Palace inLondon geboren. Eindeutig eng-lisch – oder?Doch Vicky, wie die kleine Prin-

zessin in ihrer Familie genanntwurde, sah wohl Deutschland tat-sächlich als ihr „Vaterland“ an. Dengrößten und wichtigsten Einfluss inihrem Leben übte nämlich ihr Va-ter, Prinz Albert von Sachsen-Co-burg-Gotha aus – und der war nichtnur in Schloss Rosenau im Herzog-

tum Sachsen-Coburg-Saalfeld auf-gewachsen, sondern auch in sei-nem Empfinden von der deutschenRomantik geprägt. Im politischenDenken allerdings orientierte ersich an seinem Onkel Leopold, derzwar auch ein Sachsen-CoburgerPrinz war, aber als liberaler Königder konstitutionellen Monarchie inBelgien erwählt worden war.In diesem Sinne erzog Prinz Al-

bert auch seine geliebte Vicky, diesich als ausgesprochen frühreif undhoch intelligent erwies. 1851 zeigtesich das auf der Weltausstellung inLondon, die Albert organisiert hat-te. Dort bekam die 11-jährige Vickyden Auftrag, den 19-jährigen preu-ßischen Prinzen Friedrich herum-zuführen. Nun sollte man denken,dass ein 19-Jähriger wenig mit ei-ner 11-Jährigen anfangen könnte,doch nicht in diesem Fall. Fried rich,der wahrscheinlich die für sein Re-giment gültige Heeresdienstverord-nung auswändig aufsagen konnte,war in Sachen Allgemeinbildungein bisschen kurz gekommen. DieKleine – übrigens wirklich klein,denn figürlich kam sie nach ihrerMutter, die zur Gattung der „Kugel-blitze“ gehörte – dagegen war vonGelehrten unterrichtet worden, siehatte die wichtigsten Werke derWeltliteratur gelesen und mit ihremVater besprochen und sie sprachmehrere Sprachen – unter anderemakzentfreies Deutsch.Friedrich war von so viel Intel-

lekt, Charme, Würde und doch

kindlicher Unschuld und Neugiertief beeindruckt. Das hielt an undvertiefte sich noch, als er vier Jahrespäter wieder nach England kam.Da verliebte er sich vollends in daskleine Kraftpaket, bekam Erlaubnis,ihm einen Antrag zu machen, aberdie künftigen Schwiegereltern ver-

langten, dass mit der Heirat nochgewartet würde, bis die Braut we-nigstens 17 Jahre alt war.Das war’s dann aber auch erst

mal mit der Romantik. Das Braut-paar stand im Kreuzfeuer der Kri-tik. Die Engländer fanden die Ho-henzollern „armselig“, in Preußendagegen war man gespalten: Die Li-beralen freuten sich auf die Lieb-lingstochter des liberalen Albertund hofften, dass ihr EinflussDeutschland in Richtung konstitu-tionelle Monarchie bewegen könn-

te. Die Konservativen runzelten dieStirn und beschlossen, der jungenPrinzessin nicht so viel Raum zulassen. Und dann war da noch dieTante, die eine Ahnung hatte. DieHalbschwester der Queen, FürstinFeodora zu Leiningen, kannte denpreußischen Hof und warnte, er sei

eine Brutstätte von Neid, Intrigeund Bösartigkeit.Aber man hörte nicht auf sie.

Prinz Albert schätzte den Einflussder Liberalen in Deutschland zuhoch ein, zudem bildete er sich ein,die Deutschen müssten doch stolzdarauf sein, die Princess Royal ofthe United Kingdom of Great Bri-tain und Ireland – und er bestanddarauf, dass sie diesen Titel auchnach der Heirat führen sollte – alsGattin ihres Kronprinzen bekom-men zu haben.

Die Verlobungszeit und die jungeEhe wurden demnach von ständi-gen Auseinandersetzungen beglei-tet. Friedrich und Victoria liebtensich, aber was nützte es ihnen indieser Schlangengrube? Man strittsich um ihren Hofstaat. Auf keinenFall sollten es Engländerinnen sein.Ihre Schwiegermutter hatte ihr nurältere Damen verordnet und knurr-te, weil dann doch noch zwei imAlter der Schwiegertochter durch-gesetzt wurden. Und man stritt sichums liebe Geld. Die Preußen fühl-ten zwar eher antibritisch, aber dashinderte sie nicht daran, ihrenPrinzen so spartanisch auszustat-ten, dass der für eine ordentlicheHaushaltsführung auf Zuschüsseder Queen angewiesen war.Mit der Geburt des ersten Kindes

wurde alles noch schlimmer. Eswar zwar ein Knabe, aber den hatteman mit so viel Gewalt aus demMutterleib gezogen, dass sein lin-ker Arm für immer geschädigt war.Victoria war verzweifelt. Man warfihr vor, noch nicht einmal ein ge-sundes Kind gebären zu können.Auch politisch kamen Victoria

und ihr Prinz nicht weiter. 1861 warKönig Friedrich Wilhelm IV. gestor-ben. Victorias Schwiegervater Wil-helm I. kam auf den Thron und ihrEhemann wurde Kronprinz, bekamdeswegen aber keinen Pfennigmehr Apanage. Auch sonst hieltman ihn von den wichtigen Ent-scheidungen weit entfernt. 1862kam es noch dicker: Bismarck wur-

de Ministerpräsident. Der hatte inVictoria schon lange eine Feindinerkannt und stellte sie zunehmendkalt. Victoria und Friedrich fühltensich isoliert und Friedrich resig-niert immer mehr. Er hatte ja nurdie Hoffnung auf das Ableben sei-nes Vaters, aber er wusste gleichzei-tig auch, dass der zäh war. DerSohn wurde immer deprimierter.Am 18. Oktober 1881 schrieb er insein Tagebuch: „Fünfzig Jahre, alsodas Leben hinter mir. Müßiger Zu-schauer, an tägliche Entsagung,Selbstüberwindung über ein Men-schenalter gewöhnt, verurtheilt diebesten Jahre unthätig zuzubringen... . Ich altere fühlbar, u. hätte ichnicht Frau u. Kinder als mein Alles– längst wünschte ich aus der Weltzu scheiden.“Im Februar 1887 klagte der Prinz

über Heiserkeit. Er hatte immer vielgeraucht, nun zahlte er den Preis –Kehlkopfkrebs. Fried rich kommen-tierte die Diagnose knapp: „Somitwerde ich wohl mein Haus bestel-len müssen.“Am 9. März 1888 starb sein Vater

Kaiser Wilhelm. Der schwerkranke,nach einem Luftröhrenschnitt ver-stummte Friedrich wurde Kaiser –für 99 Tage. Erstaunlich genug: DieLiebe zwischen Friedrich und Vic-toria hielt all das aus. In den fast4000 Briefen, die Victoria ihrerMutter schrieb, zweifelte sie an al-lem und jedem, nur nie an einem:Dass Friedrich und sie zusammengehörten. Sibylle Luise Binder

Nach 40 Mark standen die Men-schen am 20. Juni 1948 Schlange.Soviel erhielt jeder Deutsche inden Westzonen, der sogenanntenTrizone, als Startgeld, nachdemdie Reichsmark ihre Gültigkeitverloren hatte. Nur Münzen undBriefmarken blieben zu einemZehntel ihres Wertes vorläufigweiter im Umlauf.

Diese Währungsreform war un-ter strengster Geheimhaltung vor-bereitet worden. Nahe Kassel ka-men elf Vertreter deutscher Ban-ken, Wirtschaftswissenschaftlerund drei Vertreter der Militärre-gierungen zusammen und erar-beiteten Bestimmungen zur Ein-führung einer neuen Währung.Sie sollte die wertlos gewordeneReichsmark ersetzen, die durchdie Kriegs- und Rüstungsausga-ben inflationär aufgeblasen wor-den war. Und sie sollte die florie-rende Zigarettenwährung, alsoden direkten Tauschhandel, ablö-sen.Bis zuletzt wurde die Aktion

verdeckt geführt. Dennoch kamdie Reform nicht aus heiteremHimmel. Sie war erwartet wor-den, Gerüchte gab es schon län-ger. Doch erst am 18. Juni 1948,also drei Tage vor der Freigabe,erfuhren die Menschen offizielldurch eine Meldung im Rundfunkvon der Einführung des neuenGeldes. Ähnlich wie in Schleswig-Holstein klang es überall: „DieWährungsreform entfernt denSchleier, der bisher die wahreVermögenslage Deutschlands ver-hüllte. Für jeden wird nun offen-bar, wie arm das deutsche Volkgeworden ist. Die Verschleude-rung unseres Volksvermögensdurch die katastrophale Politikdes ‚Dritten Reiches‘ ist jetzt auf-gedeckt. Das Volk muss die Rech-nung begleichen. Die Währungs-reform beseitigt mit einem radika-len Schnitt den durch die unpro-duktiven Kriegsausgaben verur-sachten Geldüberhang. Sie ersetztdie trügerische Hitlermark durch

ein neues Geld, das Vertrauenverdient. Damit wird der Beginneiner Gesundung der deutschenWirtschaft ermöglicht. Für ehrli-che Arbeit gibt es jetzt wiederehrliches Geld. Sparen erhält wie-der einen Sinn.“Ans Sparen war bei den 40

Mark Handgeld, das jeder am Tagder Währungsreform erhielt, vor-läufig kaum zu denken. Für dieWirtschaft allerdings gab es wie-der eine reale Grundlage und vorallem bekamen die Menschenwieder Vertrauen in die eigeneLeistung. Das spornte an, die Zahlder Menschen auf der Suche nachArbeit stieg sprunghaft.Im Potsdamer Abkommen von

1945 war vereinbart worden,Deutschland unabhängig von denGrenzen der Besatzungszonen alswirtschaftliche Einheit zu behan-deln. Das änderte sich vollkom-men, als im Streit um eine Wäh-rungsreform sich die Sowjets ausdem Kontrollrat verabschiedeten.Jetzt drängten die USA. Sie woll-ten nicht länger für die inDeutschland hungernde Bevölke-rung zuständig sein. Wenn einegemeinsame Aktion nicht mög-lich sein sollte, dann eben im Al-leingang mit den Engländern inder Bizone.Die Pläne dafür arbeitete ein

geheimes Konklave in Rothwestenim Landkreis Kassel aus. Es standunter der Leitung des US-Ober-leutnants Edward E. Tenenbaum.Der Sohn jüdischer Emigrantenaus Polen gehörte als Ökonomzum Stab der US-amerikanischenMilitärregierung unter LuciusClay. Dem 26-jährigen Tenen-baum, der sich als Offizier desUS-Geheimdienstes bestens mitder Wirtschaft in Deutschlandauskannte, standen elf deutscheWährungs- und Wirtschaftsfach-leute zur Seite. Die hatten aller-dings so gut wie nichts zu ent-scheiden. Der heute nahezu ver-gessene Tenenbaum gilt als der ei-gentliche Schöpfer der DeutschenMark. Die Mitglieder des Konkla-

ves waren auf einem Militärflug-platz bei Kassel eingesperrt. Jederausgehende Brief wurde zensiertund zur Tarnung im fernen BadHomburg aufgegeben.Die neue Deutsche Mark, die

optisch noch sehr an den Dollarerinnerte, wurde in den USA ge-druckt. In der geheimen Aktion„Bird Dog“ wurden die erstensechs Milliarden Mark nach Bre-merhaven verschifft. Von dortging es weiter in die Keller derReichsbank in Frankfurt am Main.Der 1. Juni 1948 war ursprünglichals Tag der Währungsreform fest-gesetzt worden. Geködert mit Gel-dern aus dem Marshallplan,sprang das zögernde Frankreichim letzten Moment auf den fah-renden Zug. Der Termin des Geld-

tausches wurde auf den 20. Juni1948 verlegt.Vom 21. Juni 1948 an war die

Deutsche Mark alleiniges Zah-lungsmittel in der Trizone. In denWestzonen Berlins wurde sie ge-gen den Protest der Sowjets dreiTage später eingeführt. Das warder endgültige Auslöser der Ber-lin-Blockade. West-Berlin warnun nicht mehr über Land oderauf dem Wasserweg zu erreichen.Die Blockade dauerte vom 24. Ju-ni 1948 bis zum 12. Mai 1949.Von dem neuen Geld wurden

pro Person 60 Mark „Kopfgeld“ausgezahlt, 40 Mark am Tag derUmstellung, 20 Mark zwei Mona-te später. Firmen erhielten proMitarbeiter 60 Mark. VorhandeneBestände an Reichsmark mussten

gemeldet werden, sie wurden um-getauscht, von 100 Reichsmarkblieben am Ende 6,50 DM.Über Nacht füllten sich die Re-

gale in den Geschäften mit langegehorteten Waren. Da gab esplötzlich Trockenpflaumen ausKalifornien, Feigen aus der Tür-kei, Walnüsse aus Italien. DieMenschen staunten. Es gab aller-dings auch eine Kehrseite. Mit derWährungsreform endete diePreisbindung nahezu vollständig.Die Nachfrage bestimmte diePreise und die stiegen inflationär.Nach nur einem halben Jahr hattedie Deutsche Mark elf Prozent ih-res Wertes verloren.Auch in der Sowjetischen Be-

satzungszone löste die Währungs-reform in den Westzonen eine In-

flation aus. In der späteren DDRgalt immer noch die Reichsmark.Bewohner der Westzonen schau-felten ihre wertlos gewordeneReichsmark dorthin. Um den da-mit einsetzenden Wertverfall zustoppen, wurden am 23. Juni 1948maximal 70 Reichsmark pro Per-son mit Wertmarken beklebt. Nurnoch diese „Klebemark“ oder „Ta-petenmark“, wie die Bevölkerungdas Notgeld nannte, war alleini-ges Zahlungsmittel. Allerdingsnur für kurze Zeit. Bereits am24. Juli 1948 wurde auch hier eineneue Währung eingeführt, dieebenfalls Deutsche Mark hieß. Siewar bis 1964 gültig und wurdedann durch die Mark der Deut-schen Notenbank ersetzt.

Klaus J. Groth

Der verlorene Traum von der konstitutionellen MonarchieDer vor 130 Jahren verstorbene Kaiser Friedrich III. und seine englische Ehefrau Victoria wollten Preußen und das Kaiserreich reformieren

Große Liebe, große Ideale: Victoria und Friedrich

Aufbruch ins Wirtschaftswunder: Die Westdeutschen halten zum ersten Mal das neue Geld in der Hand Bild: action press

Foto: bpk

PREUSSEN Nr. 24– 15. Juni 2018 11

Legitimer Akt der NotwehrFalsche Vorstellungen von Vorgeschichte und Natur der Kreuzzüge spielen islamischen Extremisten in die Hände

Immer, wenn die Menschen inder westlichen Welt wieder ein-mal angesichts der brutalen Ge-walttaten der Kämpfer des Isla-mischen Staates oder anderermuslimischer Terroristen er-schauern, verweisen „Experten“mahnend auf die Kreuzzüge. Die-se gelten quasi als die große undunauslöschliche „Erbsünde“ derChristenheit gegenüber dem frü-her angeblich friedlichen Islam.Dabei handelte es sich hier ledig-lich um einen ungewöhnlich lan-ge hinausgezögerten Akt der Not-wehr angesichts fast 500 Jahreandauernder muslimischer At-tacken.

Im Jahre 635, also drei Jahrenach dem Tod des Propheten Mo-hammed, besetzten die Truppenvon Chalid ibn al-Walid Damas -kus, damals eine blühende Stadtim Byzantinischen Reich. Damitbegann die erste Phase des Ter-rorfeldzuges des Islam gegen diechristliche Welt. In dessen Ver-lauf gerieten zahllose ehemalschristliche Gebiete in Palästina,Syrien, Nordafrika, Mesopota-mien, auf der Iberischen Halbin-sel, dem Balkan und Kleinasiensowie viele große Mittelmeerin-seln in die Hände von muslimi-schen Eroberern. Letztlich verlordie Christenheit so mehr als dieHälfte ihres einstigen Territori-ums, aber auch die symbolträch-tige Stadt Jerusalem, welche seit637 unter der Herrschaft des Is-lam stand. Dazu kamen noch dieausgedehnten Raub- und Zerstö-rungsfeldzüge von Andalusienaus, wie jene von 793 nach Nar-bonne und 997 nach Santiago deCompostela, wobei der umayya-dische Heerführer al-Mansur bi-llah die letztgenannte heilige Pil-gerstadt dem Erdboden gleich-machen ließ.

Ähnlich hausten die Muslimeauch anderswo, was die Legendevom anfänglich sehr tolerantenIslam als Lügenmärchen entlarvt:Bereits 711 ließ Kalif Abd el-Wahd die auf dem JerusalemerTempelberg stehende Basilika St.Maria entweihen und zur al-Aq-

sa-Moschee umbauen. Dem folgte846 die Verwüstung der BasilikaSt. Peter, dem Vorgängerbau desheutigen Petersdomes, bei einemÜberfall der nordafrikanischenAghlabiden auf Rom. Am Palm-sonntag 937 wiederum wüteteder muslimische Pöbel in Jerusa-lem und zerstörte die Kirche aufdem Kalvarienberg; ebenso zün-dete er die Grabeskirche an.

Das war aber nichts gegen dieantichristlichen Exzesse der Zeitzwischen 1004 und 1014. Nunwurden auf Befehl des Fatimiden-kalifs Abu Ali al-Mansur al-Ha-kim um die 30000 Gotteshäuserder „Ungläubigen“ zerstört, dar-unter 1009 auch die bereits be-schädigte Grabeskirche ein-schließlich des bis dahin noch in-takten Felsengrabes, in dem Jesusbis zu seiner Auferstehung geruhthaben soll.

Außerdem etablierten die mus-limischen Herrscher in den er-oberten Gebieten ein ausgeklü-geltes Apartheidsystem, in demChristen – und darüber hinausauch Juden – auf jede erdenkli-che Weise diskriminiert und ge-demütigt wurden. In der Regelwar es ihnen verboten, das Kreuzsowie andere religiöse Zeichenzu tragen oder ihren Glauben auf

sonstige Weise offen auszuleben.Sie hatten eine spezielle Kopf-steuer zu zahlen und mussten be-sondere Kleidung tragen odersich gar die Haare scheren. Siegalten als wehr unwürdig unddurften nicht auf Pferden reitenund erst recht keine Waffen tra-gen. Darüber hinaus war auchder juristische Status der Chri-sten erbärmlich: Sie besaßen vorGericht kaum eine Chance, Ge-rechtigkeit zu erfahren, und wur-

den grundsätzlich härter bestraftals Muslime.

Und dann waren da noch dieMassaker wie das vom Jahre 1077.Damals eroberte der seldschu-kisch-türkische Emir Atsiz binUwaq al-Khwarizmi Jerusalemund schlachtete 3000 nichtmusli-mische Bewohner ab, obwohl erversprochen hatte, sie zu verscho-nen. Ebenso traf es immer wieder

christliche Pilger auf dem Wegezu den heiligen Stätten in Palästi-na. Wiederholt ließen arabischeKriegsherren dutzende von ihnenkreuzigen, weil sie nicht bereitwaren, zum Islam überzutreten.In diesen Taten sah der ChronistAbu Abd Allah al-Tanukhi aliasal-Azimi aus Aleppo dann aucheinen der wesentlichsten Gründefür den ersten Kreuzzug.

Ansonsten spielte die wachsen-de Bedrohung des Byzantini-

schen Reiches durch die Seld-schuken eine weitere entschei-dende Rolle. Der letzte Tropfen,welcher das Fass schließlich zumÜberlaufen brachte, war die by-zantinische Niederlage in derSchlacht bei Manzikert am26. August 1071, aus der späterder Hilferuf von Kaiser Alexios I.Komnenos an die Kirche und dieFürsten des Abendlandes resul-

tierte. Das geht explizit aus derRede von Papst Urban II. auf derSynode von Clermont hervor, mitder er am 27. November 1095 zurVertreibung der Muslime ausdem Heiligen Land und zurRück eroberung Jerusalems auf-rief: „Die Gläubigen wurden …von Türken und Arabern ange-griffen … Die haben immer mehrLänder der dortigen Christen be-setzt und diese in sieben Kriegenbesiegt. Sie haben viele von ihnen

getötet und gefangen genommen,die Kirchen zerstört und das Kai-serreich (von Byzanz, d. Red.)verwüstet. Wenn man sie das wei-ter ungestraft tun lässt, werdendie Gläubigen in einem noch weitgrößeren Ausmaß von ihnen an-gegriffen werden.“

Vor dem Hintergrund derEntwicklungen seit Anfang des7. Jahrhunderts ist es mehr alsnaiv, ja böswillig, wenn Historikerwie Paul Cobb von der Universityof Pennsylvania behaupten, dieKreuzzüge seien das Resultat vondumpfer Eroberungsgier und reli-giöser Intoleranz auf Seiten der„fränkischen Barbaren“ gewesen.Glücklicherweise liegen inzwi-schen auch andere Darstellungenvor, in denen ein zutreffenderesBild vermittelt wird. Diese stam-men unter anderem von den US-Religionswissenschaftlern RobertSpencer und Rodney Stark. Letz-terer schrieb in seinem Buch„Gottes Krieger. Die Kreuzzüge ineinem neuen Licht“: „Die Kreuz-züge wurden durch islamischeProvokationen ausgelöst, durchjahrhundertelange blutige Versu-che, das Abendland zu koloniali-sieren.“

Darüber hinaus bringt Spencerin dem Bestseller „Der Islam: Einpolitisch inkorrekter Leitfaden“noch folgendes Argument: Jeder,der heutzutage irrige Vorstellun-gen über die Vorgeschichte undNatur der Kreuzzüge verbreite,arbeite faktisch den islamischenExtremisten in die Hände. Denndiese nutzten die damals mehrals überfällige Notwehr der Chri-stenheit gegen Übergriffe derMuslime, um ihre Bluttaten inder Gegenwart zu rechtfertigen.Umso notwendiger sei es Spen-cer zufolge deshalb, zu sagen,jetzt reiche es, „und unsere Kin-der zu lehren, auf ihr eigenes Er-be stolz zu sein. Sie sollen wis-sen, dass sie eine Kultur und eineGeschichte haben, für die siedankbar sein können; dass sienicht Kinder und Enkel von Ty-rannen und Schurken sind“,meint Spencer.

Wolfgang Kaufmann

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Gab den Anstoß für die Rückeroberung des Heiligen Landes durch die Christen: Die Schlacht von Manzikert 1071 Bild: O. Mustafin

12 Nr. 24– 15. Juni 2018 MENSCH & ZEIT

Sind wir also doch zu neunt?Seit Pluto den Rang eines Pla-

neten, in den er 1930 erhobenwurde, 2006 wieder aberkanntbekam, zählen die Astronomenoffiziell acht Pla-neten in unse-rem Sonnensy-stem. Nun abermehren sich dieAnzeichen, dasssich hinter Neptun doch noch einweiterer planetengroßer Him-melskörper verbirgt.Das wäre also in etwa die Ge-

gend, in der auch Pluto, den dieWissenschaft nur noch alsZwergplaneten führt, zuhause ist.Gesehen hat den neuen Neuntennoch niemand. Aber Merkwür-digkeiten in der Laufbahn ande-

rer Himmelskörper deuten dar-auf hin, dass dort etwas existiert,das sogar die zehnfache Masseder Erde besitzen könnte. DieseMasse erzeugt Schwerkraft, wel-

che die BahnbenachbarterKörper verän-dert. Pluto hattenicht einmal einDrittel der Mas-

se des Erdmondes. Aber noch ist nichts sicher.

Wissenschaftler verweisen dar-auf, dass die gemessene Gravita-tion auch von mehreren kleine-ren Körpern stammen könnte.Die Region, der Kuipergürtel, istvoll von kleinen Himmelskör-pern wie Plutoiden („Plutoarti-gen“) und Asteroiden. H.H.

Moment der Woche

Foto: M

auritius

Verscharrt am 1. JuliHelmut Kohl: Die Art, wie dieses Kanzlers gedacht wird, muss beschämen

Jetzt drehen die Zonis völligdurch: Dr. Kohl mit Erde be-worfen“, darüber das Bild ei-nes sehr bescheidenen, fri-

schen Grabhügels und mit einemHolzkreuz, auf dem der Name desdamaligen Bundeskanzlers zu le-sen ist. Diese „Meldung“ brachtedie „Titanic“ auf ihrem Titelblattvom Juni 1991. Anlass waren, ne-ben dem genüsslich gepflegtenDauereinschlagen des Satirema-gazins auf Kohl, die wurfge-schossbeschwerten Proteste ge-gen ihn in Halle an der Saale ei-nen Monat zuvor, medial vor al-lem dadurch in Erinnerung, dassder Kanzler auf die Angreifer los-stürmte.

Der Humor der „Titanic“ magGeschmackssache sein. Blicktman ein Jahr nach dem Tod undder Beisetzung dieses Kanzlerszurück, so erweist sich das Maga-zin in diesem Fall als prophetisch.Es charakterisiert den Umgangmit dem vor einem Jahr verstor-benen Kohl und dessen Anden-ken durchaus treffend. Historisch zählt er zweifelsfrei

zu den großen Staatmännern. Diedeutsche Vereinigung ist sein Ver-dienst. Die Umstände kamen ihmzupass, er wusste sie zu nutzen.Natürlich lasten auch Hypothe-ken auf der bislang längsten deut-schen Kanzlerschaft der Nach-kriegszeit, natürlich erweist sich

nicht jede Weichenstellung undjeder an die Nachbarn für die Ein-heit bezahlte Preis als Segen. DasBild Kohls war jedoch stets unver-hältnismäßig vom Negativen ge-prägt. Etwa durch die „Spenden-affäre“, für die die CDU ihrem da-mals verdientesten Politiker fak-tisch den Ehrenvorsitz entzog. Er-bärmlich, ganz abgesehen von derÜberlegung, in welchem Verhält-nis die „Spendenaffäre“ zum fata-len und für uns alle folgenreichenAgieren der gegenwärtigen Nach-folgerin Kohls steht, der „Partei-freundin“, welche der Ehrenposi-tion des Altkanzlers mittels„FAZ“-Artikel im Dezember 1999den Todesstoß versetzt hatte.Unwürdig waren viele Nachrufe

auf Kohl im Juni 2017– angefan-gen beim steten Hinweis auf sei-nen Wohnort. „Oggersheim“klingt eben provinzieller als Lud-wigshafen. Nicht einmal im aufden Tod folgenden Moment wares möglich, ihn erst einmal zuwürdigen und Weiteres auf dieZeit danach zu verschieben. Prä-gend waren Hinweise auf Schat-tenseiten. Die „taz“ ergötzte ihreLeser in einer Teilauflage mit ei-ner Fotomontage. Hier war Grab-schmuck mit einer Birne zu se-hen, überschrieben mit „Blühen-de Landschaften“. Dass Kohl, der sich Einheit und

Nation wie kein anderer Kanzlerauf die Fahne geschrieben hatte,im Zuge seiner Beisetzung am1. Juli 2017 lediglich einen Trauer-akt der Europäischen Union er-hielt, zeugt von trauriger Missach-tung seiner Persönlichkeit. WasJean-Claude Juncker bemüßigthat, das Ganze auch noch als

„Staatsakt“ zu bezeichnen, er-schließt sich allenfalls aus Junk-kers nicht allzu klarer Vorstellungvom Begriff „Staat“ und der Insti-tution „Europäische Union“. Nachder seltsamen Veranstaltung inStraßburg wurde der Sarg in denDom von Speyer, welcher Kohlimmer viel bedeutet hat, gebracht. Beim Auszug nach dem Gottes-

dienst wurde reichlich handyfoto-grafiert. In der Abwägung zwi-schen der Würde einer Beiset-zung und dem Erhaschen einesSouvenirs lag offenbar selbst beigeladenen Gästen Letzteres ein-deutig vorn. Dass man zu denKlängen der Nationalhymne auchsingen kann, überraschte vieleder auf dem Vorplatz Versammel-ten. Es war eine unwürdige Veran-staltung.Was hört man ein Jahr danach

im Zusammenhang mit Kohl? Me-dial war der Fokus in jüngster Zeitauf den letztendlich verlorenenKampf der Witwe um Schadens-ersatzzahlungen gerichtet. Diesewaren dem Altkanzler zugespro-chen worden, da Heribert

Schwan, einst Mitarbeiter Kohlsbei dessen Memoirenwerk, vondiesem nicht genehme Zitate ver-öffentlicht hatte. Das weitere„Kohl-Thema“ dieser Wochen: Erhabe seine Aussage von 1990, aufdem Gebiet der ehemaligen DDRwürden bald „blühende Land-schaften“ entstehen, später als zuoptimistisch eingestuft, er sei sehrwohl über wirtschaftlicheSchwierigkeiten im Bilde gewe-sen. Dies als „Kohls Lüge“ einzu-stufen, wie der „Spiegel“ es tut,zeugt von Schlagzeilenschlagfer-tigkeit, allerdings nicht von derFähigkeit, die – durchaus gut do-kumentierten – Zustände derDDR-Zeit mit den Ergebnissen

der nachfolgenden Entwicklun-gen zu vergleichen. Und hier sind– bei allen Problemen im Detail –sehr wohl großflächig blühendeLandschaften sichtbar.Über Helmut Kohl, einen der

wenigen wirklich prägendendeutschen Ausnahmepolitiker,hört man ein Jahr nach dessenTod kaum etwas, abgesehen vonabwertungsgeeigneten Petitessen.Spätestens wenn man sich nocheinmal vergegenwärtigt, welcheArt von Persönlichkeit die SPD alsletzten Kanzlerkandidaten prä-sentierte, sollte bei Freund undFeind Sehnsucht nach dem politi-schen Format des Dicken aufkom-men. Erik Lommatzsch

Missbrauch mit MethodeDas Wort »Zivilgesellschaft« hat eigentlich einen guten Klang − doch die Bedeutung des Begriffs wurde auf den Kopf gestellt

Wer den Reden von Politikern undVerbandsvertretern aufmerksamfolgt, der stößt bereits seit einigenJahren immer häufiger auf den Be-griff der „Zivilgesellschaft“. Diezunehmende Beliebtheit dieserWortschöpfung soll bei den Zuhö-rern vor allem positive Assoziatio-nen wecken. Aber was bedeutetder Begriff wirklich? Woherkommt er und wozu wird er heutemissbraucht?

Leicht ist man geneigt, den Be-griff für sich selbst mit den WortenBürgergesellschaft oder bürgerli-che Gesellschaft zu übersetzenund darin eine höchst willkomme-ne Abkehr vom Obrigkeitsstaatfrüherer Tage zu erkennen. Dochgenau hier ist höchste Vorsicht ge-boten. Die zuletzt genannten Um-schreibungen sind deutlich ältereKategorien, die sich bereits mitdem Bedeutungsverfall des Adelsund dem Aufstieg des Bürgertumsentwickelt haben. Bei „Zivilgesell-schaft“ handelt es sich stattdessenum ein völlig neues Wort, welchesin seiner heutigen Bedeutung erst-mals von dem italienischen Kom-munisten Antonio Gramsci promi-nent verwandt wurde.Wie viele linke Denker in der er-

sten Hälfte des 20. Jahrhundertsstand auch Gramsci vor dem Pro-blem, erklären zu müssen, warumdie sozialistische Revolution in ei-nem autoritär geführten Agrar-staat, wie dem russischen Zaren-reich, so erfolgreich war, wohinge-gen sie in entwickelten Industrie-nationen scheiterte oder gar nichterst einsetzte. Eigentlich hatte KarlMarx in seinen Schriften geweis-sagt, dass nur die sich in einerspätbürgerlichen Gesellschaft zu-spitzenden Klassenkämpfe die op-timalen Voraussetzungen für ei-nen gewaltsamen Umsturz und

den sich hieran anschließendenAufbau des Kommunismus bietenkönnten. In seiner Analyse fand Gramsci

den Grund für diese Abweichungin der „Zivilgesellschaft“ der be-reits vollständig industrialisiertenStaaten. Hierunter verstand er dieGanzheit aller nichtstaatlichenOrganisationen und Medien, dieauf die öffentliche Meinung unddaher mittelbar auch auf staatli-ches Handeln Einfluss nehmen.Während in Russland der Wider-stand gegen die rote Revolutionnur von einer kleinen Clique ausAdel, Militär und Kirche getragenwurde, trafen die Kommunisten inDeutschland 1918 auf eine Viel-zahl von im Volk fest verankertenreligiösen, politischen und sozia-len Gruppen, die einen grundle-genden Umsturz der Verhältnissemehrheitlich ablehnte.

Aus dieser Erkenntnis herausentwickelte Gramsci schließlichsein Konzept vom Kampf um diekulturelle Hegemonie, welchessich von der rein politisch-ökono-mischen Betrachtungsweise sozia-ler Konflikte durch den klassi-schen Marxismus entfernte. AlsMitglied des Zentralkomitees deritalienischen Kommunisten warber unter den Parteimitgliedern da-für, sich in Kirchen, Gewerkschaf-ten und anderen Vereinen zu en-gagieren. Mit seiner Theorie inspi-rierte er nicht nur linke Denker,sondern auch die etablierte Kul-tur- und Politikwissenschaft nachdem Zweiten Weltkrieg, von woaus der Begriff der „Zivilgesell-schaft“ seinen Weg zurück ins po-litische Tagesgeschäft fand.In Deutschland wurde er −

jenseits akademischer Zirkel −erst um die Jahrtausendwende ge-

bräuchlich. In Folge des vonBundeskanzler Gerhard Schröderim Oktober 2000 nach einem ver-suchten Brandanschlag auf eineDüsseldorfer Synagoge ausgerufe-nen „Aufstand der Anständigen“gehörte er fortan insbesonderedann zum gängigen Vokabularbundesdeutscher Politiker, wenndiese gegen rechte Dissidenten zuFelde zogen. Dass sich bereits zwei Monate

später herausstellte, dass zwei ara-bischstämmige Jugendliche ver-antwortlich waren, hinderte dieRegierungen in Bund und Län-dern nicht daran, zahlreiche Pro-gramme gegen einen vermeintlichgrassierenden Rechtsextremismusaufzulegen und dies ausdrücklichmit der Stärkung „zivilgesell-schaftlicher“ Strukturen zu be-gründen. Die bereits begrifflich paradoxe

Annahme, dass ein demokratischverfasster Staat sich seine eigene„Zivilgesellschaft“ hält, schienbeim Blick auf die Fördergelderniemanden mehr zu stören. Zwarwussten schon frühere Politiker,wie man sich die Loyalität vonVerbänden und Organisationendurch die Zuteilung von Geld si-cherte. Jedoch wies das Konzept,auf diese Weise nunmehr auch ak-tiv die politische Agenda neu zugestalten, eine völlig neue Qualitätauf. Problematisch ist, dass vieleder subventionierten Initiativenim Volk so wahrgenommen wer-den, als würden sie von ehrenamt-lichen Bürgern getragen, obwohles sich in Wirklichkeit um reineAuftragsarbeiten handelt.Naturschutzverbände, Gewerk-

schaften, kirchliche Vereine oderOrganisationen der Asyl- undSozialindustrie − viele von ihnenerhalten mittel- oder unmittelbarGeld vom Staat. Mit diesen Fi-

nanzspritzen werden Mitarbeiterbeschäftigt, Projekte bezuschusstund Ergebenheit gesichert. Aberimmer mehr werden auch Akti-vitäten gefördert, die staatlicheOrgane aus guten juristischenGründen selbst gar nicht vorneh-men dürften. So haben etwa diebeiden Autoren Christian Jungund Torsten Groß in ihrem 2016erschienenen Buch „Der Links-Staat“ anhand verschiedener Bei-

spiele illustriert, wie kriminelleLinksextremisten aus staatlichenFördertöpfen alimentiert werden. Im Jahre 2015 berichtete selbst

die Berliner „Tageszeitung“, dassantifaschistische Demonstrations-teilnehmer Geld dafür erhielten,um gegen Pegida-Kundgebungenzu protestieren. Eine Anfrage desAfD-Abgeordneten Jörg Henke andie thüringische Landesregierungbestätigte den Verdacht. Nach ei-ner Aufstellung des zuständigenMinisteriums flossen aus demLandesprogramm für „Demokra-tie, Toleranz und Weltoffenheit“von 2012 bis 2014 insgesamtknapp mehr als 41000 Euro anVereine der selbst ernannten „Zi-vilgesellschaft“, damit diese dieFahrtkosten für die Gegendemon-stranten gegen verschiedene re-gierungskritische Kundgebungenübernehmen konnten. Eine dieser alimentierten Stel-

len war das StadtjugendpfarramtJena des bekannten evangelischenTheologen Lothar König, der sichschon häufiger an rechtswidrigenBlockaden von Demonstrationen

beteiligt hatte. Obwohl Polizei undStaatsanwaltschaft bereits mehr-fach wegen verschiedenster Delik-te gegen König ermittelten, konnteer sich einer Verurteilung immerwieder entziehen. Rückendek-kung erhielt er dabei unter ande-rem von dem damaligen Bundes-tagsvizepräsidenten WolfgangThierse (SPD), der sich ebenfallsschon an rechtswidrigen Sitzblok-kaden genehmigter Demonstratio-nen beteiligt hatte. Ähnlich wie bereits der Begriff

der Zivilcourage, so ist das gegen-wärtige herrschende Verständnisvon „Zivilgesellschaft“ völlig per-vertiert worden. Sollten hiermitursprünglich Haltungen oder sozi-ale Organisationsformen beschrie-ben werden, die sich keiner staat-lichen Rückendeckung erfreuendurften oder gar im Widerspruchzur Obrigkeit standen, so gilt esderzeit als höchster Ausdruck vonzivilem Mut, wenn sich jemandgemeinsam mit seinem Bürger-meister, den örtlichen Parlaments-abgeordneten der Regierungspar-teien und dem Polizeipräsidentenin eine Protestversammlung gegendie Demonstration einiger Dut-zend Oppositioneller einreiht, um− ohne jedwedes eigene Risiko −lautstark zu bekunden, dass dieeigene Stadt „bunt und tolerant“sei. Strukturell ähnelt das Konzeptder Zivilgesellschaft der heutigenBundesrepublik damit frappie-rend dem der „Nationalen Front“der untergegangenen DDR. Auchhier organisierten sich die Par-te ien des „Demokrat ischenBlocks“ unter staatlicher Lenkungmit den Verbänden von Antifa-schisten, Künstlern und Kleintier-züchtern, um ihr Arbeiterparadiesvor „Diversanten“ und „feind-lichen Elementen“ zu schützen.

Dirk Pelster

Von wegen »zivil«:Das Geld kommt allzu

oft vom Staat

Trotz all seinerFehler zählt er zuden Großen

Abschied 2017: Eine unwürdige Veranstaltung

Staatlich initiierte „Zivilgesellschaft“: Demo mit Ministerpräsi-dentin Malu Dreyer (SPD) im pfälzischen Kandel Bild: pa

Helmut Kohl Bild: KAS

Das ist etwashinter Neptun

Ende Mai kam es in Allen-stein zu einem großenBrand in der städtischen

Mülldeponie in der Karl-Rönsch-Straße. Das Feuer brach gegen dreiUhr nachts aus und breitete sichschnell aus, sodass eine Flächevon 50 mal 70 Metern im Hand-umdrehen in Brand geriet. Gegendie Flammen kämpften Zeugen-aussagen zufolge bis zu 140 Feuer-wehrleute. Der schwarze Qualm verpestetedie Luft in mehreren Siedlungen,die Stadtbehörden rieten dazu, dieFenster zu schließen und nichtmehr ins Freie zu gehen. Als dieRauchwolken am Himmel aus ei-ner Entfernung von mehreren Ki-lometern zu sehen waren, fühltensich viele Eltern dermaßen be-sorgt, dass sie Krippen und Kin-dergärten anriefen, um sich zuvergewissern, dass ihre Kinder si-cher seien. Zwar gelang es der Feuerwehr,das Feuer unter Kontrolle zu brin-gen, aber erst gegen 12 Uhr amFolgetag wurde der Großbrandvollständig gelöscht. Nichtsdesto-weniger ist es den geschicktenFeuerwehrmännern zu verdanken,dass die Flammen nur den Teil der

Mülldeponie zerstörten, wo sichausgediente Polstermöbel stapel-ten und die Flammen nicht auf ei-nen anderen Teil der Abfallsam-melstelle übersprangen, wo sichalte Autoreifen stapeln, sonst hät-te man es mit einer katastrophalenLuftverschmutzung zu tun gehabt.Mithilfe spezieller Messgerätewurde die Schadstoffbelastungder Luft gemessen. Experten be-haupteten, für Anwohner habe,trotz der starken Rauchentwik-klung, zu keiner Zeit Gefahr be-standen. Die Brandursache ist noch un-klar. Die Staatsanwaltschaft er-mittelt. Zunächst ging man davonaus, dass das Großfeuer infolge ei-ner Selbstentzündung ausgebro-chen sei. Die Ereignisse der fol-genden Tage zeigten jedoch, dassder Vorfall in Allenstein kein Ein-zelfall war. Man kann von einerpolenweiten Brandserie von Müll-deponien, -aufbereitungsanlagenund -sortieranlagen reden. Insge-samt musste die Feuerwehr seitAnfang April über 20 Mal ausrük-ken. Mülldeponien in Warschau,Görnau, Görlitz, Radom, Oppeln,Hirschberg und Trzebinia fingenebenfalls Feuer. Vieles deutet dar-

auf hin, dass Abfälle, anstatt ent-sorgt zu werden, im Auftrag derBesitzer von Müllsammelstellenin Brand gesteckt werden, da da-mit viel Geld zu machen ist. Seitdie chinesische Regierung im ver-gangenen Jahr beschloss, keineSonderabfälle mehr anzunehmen,haben vor allem die westeuropäi-schen Länder Probleme damit, ih-ren schwer entsorgbaren Müll los-zuwerden. Überraschenderweisehaben in dieser Situation vielepolnische Recyclingunternehmenihre Hilfe angeboten. Aus Exper-

tenkreisen erfährt man, dass eineEntsorgungsfirma bei der Annah-me einer Tonne Abfälle bis zu 50 Euro verdienen kann, woraussich ein lukratives Geschäft ergibt. Doch der Hund liegt in den Ma-chenschaften der unehrlichenUnternehmen begraben, die ihrUnwesen mit aus Deutschland,Italien oder aus der Schweiz im-portiertem Sondermüll treiben.Sie haben keineswegs vor, diesenSondermüll mit speziellen undvor allem teuren Methoden zuentsorgen. Viel lohnender ist es

für sie, eine vorsätzliche Brand-stiftung herbeizuführen, damitdie problematischen Müllhaldenverbrennen. Umweltschützer bezeichnendiese Methode längst als „Recyc-ling auf Polnisch“. Die schwarzenSchafe kümmern sich nicht da-rum, welche giftigen Substanzenmit den toxischen Rauchwolken indie Atmosphäre gelangen. Die Feu-erwehrleute be-kämpfen das Feu-er und löschenqualmende Ab-fälle. Bezahlt wer-den diese Lösch-arbeiten mit öffentlichen Geldern. Die Öffentlichkeit ist umso em-pörter, weil das Problem nicht neuist und in letzter Zeit sogar nocheskaliert. Bereits im Novembervergangenen Jahres berichtete derRundfunk Berlin-Brandenburgüber illegale Mülltransporte ausDeutschland nach Polen. Damalshandelte es sich um ein Riesenge-schäft, bei dem Unternehmen ausBrandenburg beteiligt waren undinfolgedessen illegale Mülldepo-nien an Waldwegen oder auf ver-lassenen Industriebrachen auf-tauchten. Diesmal ist die Einfuhr

von Abfällen nicht rechtswidrig,trägt aber zur massiven Umwelt-zerstörung bei. Deshalb fuhr derpolnische Premierminister Ma-teusz Morawiecki auf einer EndeMai einberufenen Pressekonferenzschweres Geschütz auf, indem derer diejenigen, die schmutzige Ge-schäfte mit Abfällen machen, beimNamen nannte und sie als „Müll-mafia“ bezeichnete. Er ermächtigte

den General-staatsanwalt so-wie die Funktio-näre der Agenturfür Innere Sicher-heit zum ent-

schlossenen Handeln gegen dieStraftäter. Daneben sollen die Vor-schriften verschärft werden, umdie sich die Inspektionen der Um-weltschutzbehörden kümmern.Nach den jetzt geltenden Vor-schriften muss jede Kontrolle ei-ner Mülldeponie angekündigtwerden, was natürlich eine Ver-schleierung von Missständen aufAbfallsammelstellen zur Folge hat.Bleibt abzuwarten, ob die lautstar-ken Beteuerungen und Verspre-chen, dass die Übeltäter festge-nommen werden, verwirklichtwerden. Dawid Kazanski

Die Fassade der KönigsbergerKreuz-Apotheke ist teilweise ein-gestürzt. Der dekorative Turm, derdie Fassade geziert hatte, ist ver-schwunden. Laut dem Eigentümersoll die Wiedererrichtung des Ge-bäudes dennoch planmäßig fort-gesetzt werden.

Nachdem der Mittelteil der Ju-gendstilfassade des Gebäudekom-plexes an der Königsstraße 73–75bereits eingebrochen war, berich-teten die Bewohner der benach-barten Häuser, dass weitere Ge-bäudeteile von der Fassade gefal-len seien. Die Stadtregierung äu-ßerte sich zu dem Vorfall, indemsie versicherte, es habe mit demneuen Eigentümer eine Vereinba-rung zur Festigung der Fassadegegeben. Der Grund für den teil-weisen Fassadeneinsturz des un-ter Denkmalschutz stehenden Ge-bäudes sei Schlamperei bei denArbeiten gewesen. Gleichzeitigwiesen die Behörden aber auchdarauf hin, dass man Verständnisdafür haben müsse, da das Objektbereits zu dem Zeitpunkt, als dieStadt es verkauft hat, in sehrschlechtem Zustand war.Gouverneur Anton Alichanowsagte bezüglich der Wiedererrich-tung des in der russischen Bevöl-kerung kurz Kreuz-Apotheke ge-nannten Gebäudes: „Wo möglich,wird die Fassade erhalten. Dort,wo das nicht mehr möglich ist,wird sie originalgetreu nachge-baut.“ Bis jetzt ist unklar, ob dieFassade von selbst eingestürzt istoder ob sie mit Absicht zerstörtwurde. Arbeiter, die auf der Bau-stelle waren, sagten, dass dieseAbbauarbeiten geplant waren. EinVertreter des Auftragnehmers be-

hauptete dagegen, der Einsturzhabe sich aufgrund technischerProbleme ereignet. Der Eigentümer des Kreuz-Apotheken-Gebäudes beeilte sichzu erklären, dass der Fassaden-einsturz nichts an den Plänen än-dere, das Haus vollständig zu re-konstruieren. Den Bauplänen ge-mäß sollen die Arbeiten im Som-mer 2019 abgeschlossen sein. Indem Gebäude soll dann ein Hoteleröffnet werden. Um die „Rekonstruktion“ desGebäudes, in dem sich einst die

Kreuz-Apotheke befunden hat,gab es lange Diskussionen. Jahre-lang hatte sich die Stadtregierungdarum bemüht, den Verfall desArchitekturdenkmals zu verhin-dern. Zwar hatte sie auch den Ab-riss in Betracht gezogen, aber dieBürger hatten dagegen protes-tiert. 2015 ging das Gebäude wie-der in das Eigentum der Stadtüber, nachdem einige Versuche,den Erhalt Investoren zu überant-worten, gescheitert waren. Da-nach wollte die Stadt es wiederverkaufen und senkte den Preis

stufenweise. Das Haus bot sie fürden symbolischen Preis von ei-nem Rubel an, für das Grund-stück verlangte die Stadt zu-nächst umgerechnet 192000 Eu-ro, doch dann wurden die Forde-rungen immer bescheidener: Von136000 Euro sank der Preisschließlich auf 48000 Euro. Beieiner Versteigerung 2016 bekamSergej Suchomlin den Zuschlag.Er hatte knapp 50000 Euro gebo-ten. Zu diesem Zeitpunkt war dasGebäude bereits zu 90 Prozentzerstört.

Den Verkaufsbedingungen ge-mäß wurde der neue Eigentümerverpflichtet, den Erhalt des Ob-jekts zu gewährleisten. Vonseitender Königsstraße [Frunsestraße]musste ein Plakat mit einem Bildder historischen Ansicht derKreuz-Apotheke angebracht wer-den. Der Investor musste sich zu-nächst einen Überblick über dieKonstruktion verschaffen, umRückschlüsse auf den techni-schen Zustand des Gebäudes zie-hen zu können, sowie ein Nut-

zungskonzept entwickeln und ei-ne Projektdokumentation anferti-gen zu lassen. Dann erhielt er dieGenehmigung, den Bau bis 2019fertigzustellen. Königsberger Ar-chitekten legten mehrere Entwür-fe für die Wiederherstellung desGebäudes und seine nachfolgen-de Verwendung vor. Der Investorentschied sich für den Entwurfder Architektin Anna Belskaja.Sie hatte vorgeschlagen, ein Hotelmit vier Etagen und 71 Zimmernzu bauen. Im Erdgeschoss sollendie Verwaltung und ein Restau-rant entstehen. Bei der Restaurie-rung der Hauptfassade sollten dienoch erhaltenen Stuckelementeso weit wie möglich restauriertwerden.Im Konzept der Architektinhieß es: „Die Restaurierung derHauptfassade des Komplexes setzteine maximale Erhaltung der Ge-bäudestruktur voraus. HistorischeFotos, auf denen die Fassade mitihren Zierelementen zu sehen ist,erlauben eine praktisch original-getreue Wiederherstellung. Dabeisollen zeitgenössische Materia-lien sowie technische Lösungenzur Erstellung eines hellen undindividuellen Erscheinungsbildesdes rekonstruierten Gebäudeszum Einsatz kommen.“Jetzt klingt alles, was in den Pro-jektdokumenten geschrieben wur-de, wie eine unerreichbare Illu-sion. Seit dem Verkauf bis heutehat es – außer dem Einsturz derFassade – keine sichtbaren Verän-derungen an dem Gebäude gege-ben. Im Grunde gibt es gar keinHaus mehr, es sind nur noch Frag-mente der Außenmauer übrigge-blieben, die nun weiter verfallen

Jurij Tschernyschew

Das Kreuz mit der Kreuz-Apotheke Königsberg: Nach teilweisem Fassadeneinsturz blieb wenig von der Jugendstilfassade des Gebäudes an der Königsstraße erhalten

Fast vollständig zerstört: Eingestürzte Fassade des Gebäudes der ehemaligen Kreuz-Apotheke Bild: J.T.

Nr. 24 – 15. Juni 2018

Wurde in Brand gesteckt: Allensteiner Mülldeponie Bild: D.K.

»Recycling auf Polnisch«: Brennende MülldeponienEnde Mai brannte es nicht nur in Allenstein – auch Warschau, Görlitz und Oppeln von illegalen Machenschaften betroffen

Regierung versprichtschnelle Abhilfe

14 Nr. 24 – 15. Juni 2018 GLÜCKWÜNSCHE

ZUM 105. GEBURTSTAG

Reimer, Ursula, geb. Zerrath,aus Schwanensee, Kreis Elch-niederung, am 21. Juni

ZUM 103. GEBURTSTAG

Engelke, Hildegard, geb. Sulies,aus Brandenburg, Kreis Elch-niederung, am 20. Juni

ZUM 101. GEBURTSTAG

Lüdtke, Ida, geb. Stralla, ausNeuendorf, Kreis Lyck, am 19.Juni

ZUM 100. GEBURTSTAG

Schlick, Herta, geb. Urban, ausDallnitz, Wasserwerk, KreisLyck, am 19. Juni

ZUM 99. GEBURTSTAG

Eder, Erna, geb. Scheidemann,aus Seckenburg, Kreis Elch-niederung, am 21. Juni

Johann, Hildegard, aus Fisch-hausen, am 6. Juni

Marek, Manfred, aus Grünwal-de, Kreis Ortelsburg, am 18. Juni

ZUM 97. GEBURTSTAG

Hagen, Käte, geb. Marx, aus Löt-zen, am 17. Juni

Kaminski, Hildegard, geb. Dud-da, aus Lyck, am 18. Juni

Lucke, Anna-Luise, aus Pillau,Kreis Fischhausen, am 1. Juni

Mennong, Herta, geb. Juckel,aus Alt Seckenburg, Kreis Elchniederung, am 20. Juni

Nolting, Margarete, geb. Althoff,aus Keipern, Kreis Lyck, am15. Juni

Podszus, Georg, aus Königs-berg-Ponarth, Speicherstra-ße 100, am 12. Juni

ZUM 96. GEBURTSTAG

Czymoch, Edeltraut, geb. Bro-ziewski-Schliesky, aus Lissau,Kreis Lyck, am 15. Juni

Kluth, Herbert, aus Monken,Kreis Lyck, am 19. Juni

Samoray, Ilse, geb. Lemke, ausCanditten, Kreis PreußischEylau, am 18. Juni

Seidenberg, Magdalene, geb.Ohse, aus Schirrau, KreisWehlau, am 17. Juni

ZUM 95. GEBURTSTAG

Bessel, Else, geb. Stadie, ausZohpen, Kreis Wehlau, am 17. Juni

Drenske, Gertrud, aus Stein-berg, Kreis Lyck, am 21. Juni

Hemberger, Hildegard, geb.Wölke, aus Cranz, Kreis Fisch-hausen, am 2. Juni

Izydorezyk, Frieda, geb. Bor-kowski, aus Steinberg, KreisLyck, am 16. Juni

Jelinski, Kurt, aus Kelchendorf,Kreis Lyck, am 15. Juni

Kraska, Hanna, geb. Heise, ausPobethen, Kreis Fischhausen,am 12. Juni

Krause, Bruno, aus Lyck, Litzmann-Straße 8, am 15. Juni

Kwassny, Frieda, geb. Borris,aus Eichensee, Kreis Lyck, am21. Juni

Lampe, Edith, geb. Reimer, ausSchönwiese, Kreis Elchniede-rung, am 20. Juni

Lange, Herta, geb. Wittke, ausNadrau, Kreis Fischhausen,am 10. Juni

Maass, Erna, geb. Raeder, ausAltbruch, Kreis Ebenrode, am16. Juni

Steffens, Reinhold, aus GroßLasken, Kreis Lyck, am 15. Ju-ni

Umlandt, Anni, geb. Wohlge-muth, aus Allenburg, KreisWehlau, am 19. Juni

ZUM 94. GEBURTSTAG

Annutsch, Edeltraut, aus Sent-ken, Kreis Lyck, am 20. Juni

Geiger, Rotraut, geb. Kessler,aus Mülsen, Kreis Fischhau-sen, am 17. Juni

Grotholtmann, Elfriede, geb.Vongehr, aus Britannien,Kreis Elchniederung, am 17. Juni

Kiefer, Willi, aus Zimmerbude,Kreis Fischhausen, am 8. Juni

Krause, Ursula, geb. Fischer, ausWehlau, am 20. Juni

Lischewski, Marte, geb. Klein,aus Mensguth, Kreis Ortels-burg, am 20. Juni

Miller, Erika, geb. Schiemann,aus Grünbaum, Kreis Elchnie-derung, am 21. Juni

Perkuhn, Lisbeth, geb. Balschus,aus Grenzberg, Kreis Elchnie-derung, am 16. Juni

Vongehr, Günther, aus Britta-nien, Kreis Elchniederung, am17. Juni

ZUM 93. GEBURTSTAG

Aschmann, Günter, aus Witten-berg, Kreis Preußisch-Eylau,am 18. Juni

Bernatzki, Gerda, geb. Schwarz,aus Germau, Kreis Fischhau-sen, am 6. Juni

Jordan, Johannes, aus Neiden-burg, am 19. Juni

Kibgies, Walter, aus Treuburg,am 18. Juni

Pietrzik, Traute, geb. Lieferge-sell, aus Soffen, Kreis Lyck, am21. Juni

Vogt, Dorothea, geb. Zöllner,aus Tapiau, Kreis Wehlau, am17. Juni

Wischnewski, Walter, aus Hanf-fen, Kreis Lötzen, am 18. Juni

ZUM 92. GEBURTSTAG

Czarnetzki, Gertrud, geb. Czar-netzki, aus Lindenort, KreisOrtelsburg, am 15. Juni

Emmerstorfer, Hildegard, geb.von Glasow, aus Partheinen,Kreis Heiligenbeil, am 17. Juni

Führer, Hans, aus Grünweide,Kreis Ebenrode, am 20. Juni

Glaubitz, Horst, aus Kuckernee-se, Kreis Elchniederung, am21. Juni

Kories, Erwin, aus Grieben,Kreis Ebenrode, am 19. Juni

Kröhnke, Gerhard, aus Alt Seckenburg, Kreis Elchniede-rung, am 19. Juni

Lange, Elsa, geb. Voß, aus Star-kenberg, Kreis Wehlau, am 18. Juni

Langer, Hilde, geb. Topeit, ausLakendorf, Kreis Elchniede-rung, am 16. Juni

Lorenz, Alice, geb. Bergau, ausBarthenen, Kreis Fischhausen,am 15. Juni

Müller, Lucie, geb. Mrotzek, ausAltkirchen, Kreis Ortelsburg,am 18. Juni

Neckel, Gerda, geb. Gollub, ausTreuburg, am 21. Juni

Schumann, Hildegard, geb.Pietsch, aus Karkeln, KreisElchniederung, am 21. Juni

Wysocki, Manfred, aus Lyck, am14. Juni

ZUM 91. GEBURTSTAG

Arnold, Dorothea, geb. Arndt,aus Buttenhagen, Kreis Elch-niederung, am 16. Juni

Freyer, Erich, aus Wallenrode,Kreis Treuburg, am 19. Juni

Gortat, Erich, aus Neidenburg,am 18. Juni

Hoffmann, Erhard, aus Bludau,Kreis Fischhausen, am 13. Juni

Kath, Hildegard, geb. Sadowski,aus Allendorf, Kreis Neiden-burg, am 20. Juni

Katzmarzik, Gerhard, aus Mag-dalenz, Kreis Neidenburg, am15. Juni

Kunz, Käthe, geb. Stankewitz,aus Millau, Kreis Lyck, am 20. Juni

Schiffke, Alfred, aus Bludau,Kreis Fischhausen, am 3. Juni

Schneider, Ingeburg, geb. Ben-drick, aus Lötzen, am 19. Juni

Schrader, Helmut, aus Grün-dann, Kreis Elchniederung,am 15. Juni

Steinmann, Anneliese, geb. No-wotzyn, aus Friedrichshof,Kreis Ortelsburg, am 17. Juni

Windelbandt, Ingeborg, geb. vonBock, aus Diewens, KreisFischhausen, am 1. Juni

ZUM 90. GEBURTSTAG

Brandt, Gerhard, aus Soltmah-nen, Kreis Angerburg, und ausLötzen, am 19. Juni

Brosda, Johannes, aus Borken,Kreis Ortelsburg, am 17. Juni

Dumke, Brigitte, aus Lyck, am16. Juni

Fleischer, Ursula, geb. Imhof,aus Eydtkau, Kreis Ebenrode,am 21. Juni

Graeser, Wolfgang, aus Ortels-burg, am 19. Juni

Hertam, Gertrud, geb. Beyer,aus Neufrost, Kreis Elchniede-rung, am 21. Juni

Jeschull, Bernhard, aus Kalkhof,Kreis Treuburg, am 19. Juni

Katschmarek, Hildegard, geb.Offschany, aus Berndhöfen,Kreis Lyck, am 16. Juni

Kohls, Edmund, aus Seedran-ken, Kreis Treuburg, am 19. Juni

Piepho, Hanna, geb. Jablonows-ki, aus Passenheim, Kreis Or-telsburg, am 21. Juni

Zilinske, Berta, geb. Launert,aus Ginkelsmittel, Kreis Elch-niederung, am 21. Juni

ZUM 85. GEBURTSTAG

Bahr, Walter, aus Buschwalde,Kreis Neidenburg, am 18. Juni

Bomke, Angelika, geb. Cölle, ausSprindlack, Kreis Wehlau, am18. Juni

Crone, Elfriede, geb. Sodeik, ausGroß Budlacken, Kreis Weh-lau, am 15. Juni

Godau, Hans Georg, aus Heili-genbeil, Kreis Wehlau, am 20. Juni

Göhlich, Renate, geb. Maszutt,aus Tawe, Kreis Elchniede-rung, am 19. Juni

Hardt, Heinz, aus Bartkengut,Kreis Neidenburg, am 17. Juni

Hellriegel, Gerhard, aus Tapiau,Kreis Wehlau, am 18. Juni

Herrmann, Alfred, aus Nar-wickau, Kreis Ebenrode, am 17. Juni

Nasner, Armin, aus Tapiau,Kreis Wehlau, am 15. Juni

Naujok, Werner, aus Wartenhö-fen, Kreis Elchniederung, am18. Juni

Neumann, Karl-Heinz, aus Bar-tenhof, Kreis Wehlau, am 20. Juni

Ploog, Erna, geb. Schiffer, ausLucken, Kreis Ebenrode, am16. Juni

Sattler, Ruth, geb. Halbow, ausAlt Kiwitten, Kreis Ortelsburg,aus 21. Juni

Wiese, Ruth, geb. Schulz, ausSommerfeld, Kreis PreußischHolland, am 21. Juni

Wischnewski, Werner, aus Treu-burg, am 16. Juni

Zeller, geb. Schmuck, aus Sort-lack, Kreis Preußisch Eylau,am 20. Juni

ZUM 80. GEBURTSTAG

Badorrek, Elisabeth, geb. Jen-toch, aus Kobulten, Kreis Or-telsburg, am 17. Juni

Frantzius, Rüdiger, aus Eichen,Kreis Wehlau, am 19. Juni

Henseleit, Manfred, aus Ger-hardshöfen, Kreis Elchniede-rung, am 18. Juni

Hintz, Brigitte, geb. Plaga, ausLyck, am 17. Juni

Kind, Irmtraut, geb. Wilzer, ausSchwengels, Kreis Heiligen-beil, am 16. Juni

Kleinert, Gisela, geb. Sobotka,aus Borschimmen, Kreis Lyck,am 16. Juni

Kutzko, Reinhard, aus Stradau-nen, Kreis Lyck, am 19. Juni

Lojewski, Helga, geb. Sanio, ausSeedranken, Kreis Treuburg,am 17. Juni

Meinhardt, Renate, geb. Grigo-leit, aus Birkenmühle, KreisEbenrode, am 16. Juni

Meyer, Ulrich, aus Lötzen, am19. Juni

Müller, Gisela, geb. Wendt, ausTilsit, Hohe Straße 2, am 15. Juni

Oppawsky, Anita, geb. Schulz,aus Ansorge, Kreis Elchniede-rung, am 17. Juni

Stankewitz, Günter, aus Blu-mental, Kreis Lyck, am 19. Juni

Uteß, Waltraud, geb. Pusbatz-kies, aus Herdenau, KreisElchniederung, am 16. Juni

Wentland, Erhard, aus Tapiau,Kreis Wehlau, am 21. Juni

ZUM 75. GEBURTSTAG

Bohlius, Dr. Rainer-Georg, ausLötzen, am 30. Mai

Neubauer, Waltraut, geb. Hecht,aus Groß Engelau, Kreis Weh-lau, am 15. Juni

Newiger, Brigitta, geb. Wellner,aus Stampelken, Kreis Weh-lau, am 20. Juni

Sachs, Harald, aus Heinrichs-walde, Kreis Elchniederung,am 21. Juni

Sakowski, Ulrich, aus Montwitz,Kreis Ortelsburg, am 19. Juni

Stumm, Gerhard, aus Malga,Kreis Neidenburg, am 19. Juni

Weissner, Bruno, aus Kreis Al-lenstein, am 20. Juni

Gläser, Manfred und EhefrauIrmgard, geb. Blaskowski, ausStradaunen, Kreis Lyck, am 21. Juni

Krause, Hartmut, aus Mohrun-gen und Ehefrau Kathrin, geb.Hagedorn, am 21. Juni

201816. Juni: Ostpreußisches Sommerfest in Osterode (Ostpreußen)14. bis 16. September: Geschichtsseminar in Helmstedt 8. bis 14. Oktober: Werkwoche in Helmstedt20. Oktober: 9. Deutsch-Russisches Forum in Insterburg(geschlossener Teilnehmerkreis)

2. November: Arbeitstagung der Landesgruppenvorsitzenden inWuppertal

3. bis 4. November: Ostpreußische Landesvertretung in Wuppertal12. bis 15. November: Kulturhistorisches Seminar in Helmstedt

Auskünfte erhalten Sie bei der Bundesgeschäftsstelle der Lands-mannschaft Ostpreußen, Buchtstraße 4, 22087 Hamburg, Telefon (040) 41400826, E-Mail: [email protected], Internet: www.ostpreussen.de/lo/seminare.html.

TERMINE DER LO

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Landsmannschaft Ostpreußen-Bruderhilfe e.V. Commerzbank AGIBAN: DE03 2004 0000 0630 2871 00BIC: COBADEFFXXX

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Alle auf den Seiten »Glückwünsche« und »Heimatarbeit« abgedruckten

Berichte und Terminankündigungen werden auch ins Internet gestellt.

Eine Zusendung entspricht somit auch einer Einverständniserklärung!

AUS DEN HEIMATKREISENDie Kartei des Heimatkreises braucht Ihre Anschrift. Melden Sie deshalb jeden Wohnungswechsel.

Bei allen Schreiben bitte stets den letzten Heimatort angeben

Nach einem Bericht der Roten-burger Kreiszeitung (RotenburgWümme) starb am 25. Mai nachlängerer Krankheit der Ehrenbür-ger der Gemeinde Hassendorf,Landkreis Rotenburg Wümme,und Historiker Dr. Gernot Breit-schuh im Alter von 80 Jahren. Inder Gemeinde Hassendorf hatsich der am 27. Juli 1937 in Duis-burg geborene Historiker in derFreiwilligen Feuerwehr, im Schüt-zenverein und im Turnverein so-wie als Mitgründer des Singkrei-ses engagiert. Auch politisch en-

gagierte sich Breitschuh. Von 1976bis 1986 war er für die CDU Mit-glied im Gemeinderat von Has-sendorf sowie im SottrumerSamtgemeinderat. In allen Funk-tionen hat er sich großes Ansehenerworben. Wir Angerburger haben Gernot

Breitschuh als ehrenamtlichenGeschäftsführer des RotenburgerHeimatbundes kennen und schät-zen gelernt. Für die Belange derAngerburger zeigte er immer gro-ßes Interesse und hat uns immermit Rat und Tat unterstützt. Aufden Veranstaltungen der Anger-burger war er ein gern gesehenerGast, die er mit seinen Redebei-trägen aus seiner Sicht als Histo-riker sehr bereichert hat. Die Kreisgemeinschaft Anger-

burg e.V. hat Gernot Breitschuhviel zu verdanken und wird ihnstets in dankbarer Erinnerung be-halten. Kurt-Werner Sadowski

Kreisvertreter: Kurt-Werner Sa-dowski. Kreisgemeinschaft An-gerburg e.V., Landkreis Rotenburg(Wümme), Postfach 1440, 27344Rotenburg (Wümme), Landkreis:Telefon (04261) 9833100, Fax(04261) 9833101.

ANGERBURG

Trauer um Breitschuh

Bitte senden Sie Ihre Texte und Bilder für die Heimatseiten derPAZ-Ausgabe 26/2018 (Erstverkaufstag: 29. Juni) bis spätestensMittwoch, 20. Juni an E-Mail: [email protected], per Fax an (040) 41400850 oder postalisch an PreußischeAllgemeine Zeitung, z. Hd. Frau Christiane Rinser-Schrut, Bucht-straße 4, 22087 Hamburg.

Zusendungen für Ausgabe 26

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung auf Seite 15

PAZ wirkt!

Nr. 24 – 15. Juni 2018 15HEIMATARBE IT

Geschäftsstelle mit Archiv nichtbesetzt. Es ist Urlaubszeit unddeshalb ist unsere Geschäftsstellemit Archiv in Rotenburg (Wüm-me) in der Zeit vom 11. Juni 2018bis zum 2. Juli 2018 nicht besetzt.Ab 3. Juli 2018 sind wir wiederdienstags und mittwochs in derZeit von 8.30 bis 12.30 Uhr unterder Telefonnummer (04261) 9833100 zu erreichen. Besucher wer-den um vorherige Anmeldung ge-beten. Vielen Dank für Ihr Ver-ständnis. Ihr Kreisvertreter

Winsen/Luhe – Sonnabend, 30. Juni, ab 9.30 Uhr, Ehrenmal,anschließend ab 10.30 Uhr, Bras-serie, Schloßstraße 5, 21423 Win-sen/Luhe: Hauptkreis- und Ost-preußentreffen mit Schloßberg,Hamburg und Niedersachsen.

Programm9.30 Uhr: Kranzniederlegung

am mit Pfarrer Kurt Perrey,10.30 Uhr: Feierstunde in der

Brasserie: Andacht, Vortrag Pro-fessor Heberer „Was hat Ostpreu-ßen mit China zu tun? Stationeneiner Salzburger Exulantenfami-lie“,12 bis 14 Uhr: Mittagessen,14 bis 16 Uhr: Mitgliederver-

sammlung in der Brasserie, 16 bis 18.30 Uhr: Öffnung der

Heimatstuben.Wer schon am Freitag anreist,

ist ab 18 Uhr zum gemütlichenAbend in der Heimatstube RoteKreuz Straße 6 willkommen.Der Vorstand bittet um zahlrei-

ches Erscheinen.

Königsberg, Insterburg, Gum-binnen, Ebenrode mit Trakehnen,Nördliches Masuren, KurischeNehrung, Rominter Heide, Wysti-ten, Oberlandkanal und Danzig inneun Tagen.Mittwoch, 18., bis Sonnabend,

28. Juli, Buchungs-Nummer:Nord-Ost 2018.1. Tag: Fahrt ab Wuppertal und

weiteren Zustiegen über Hanno-ver, Berlin, nach Posen zur erstenÜbernachtung.2. Tag: Fahrt durch das Warthe-

Netze-Weichsel Gebiet (Kuja-wien), mit einstündigem Foto-stopp in der Copernicus-Geburts-stadt Thorn, weiter über Osterodeund Allenstein zum Hotel inSensburg oder Lötzen.3. Tag: Heute erleben Sie eine

besonders schöne und interessan-te Route. Durch Lötzen, die gro-ßen Masurischen Seen, Feste Bo-jen, weiter durch die wunder-schöne Moränenlandschaft mitkleinen Dörfern, Wäldern undSeen fahren Sie nach Goldap.Zum „schönen Berg“ und Hausder Heimat, durch die Wälder dersüdlichen Rominter Heide, Via-dukte in Staatshausen, der Bahn-hof Szitkehmen und das Drei-Länder-Eck. Mit Fotostopp in Wistytis fahren Sie nach Kybartei,dort über die Grenze bei Eydtkauzum Gasthaus Alte Apotheke inTrakehnen. Drei Übernachtungen.Alternativ zum Hotel in Inster-burg. 4. Tag: Zur freien Verfügung

oder Busfahrt zu interessantenZielen der Umgebung, wie zumBeispiel Georgenburg mit Besich-tigung des dortigen Gestütes, In-

sterburg, in Gumbinnen zur Salz-burger Kirche oder zum Fresko inder Friedrichschule, zum GestütTrakehnen, das ökologisch-histo-rische Museum von Alexej Soko-low in Groß-Rominten. 5. Tag: Fahrt auf der R1 mit Fo-

tostopp in Taplaken (Pregel-Schleuse und Brücke), an Wehlauund Tapiau vorbei nach Königs-berg zur Stadtrundfahrt. An-schließend Freizeit. Übernach-tung in Königsberg. 6. Tag: Fahrt zur Kurischen Neh-

rung. Von der Epha Düne habenSie einen faszinierenden Blicküber die „Wüste des Nordens“ aufdas Haff und die Ostsee. Bern-steinhändler bieten das baltischeGold in vielen Formen an. Bei gu-tem Wetter ist eine Badepause inder Ostsee möglich. Des Weiterenzur Vogelfangstation Rossitten,Sarkau und das Seebad Cranz.Übernachtung in Rauschen. 7. Tag. Fahrt bei Heiligenbeil

über die polnische Grenze, durchElbing nach Danzig mit Stadt-rundfahrt. Besichtigung vieler Se-henswürdigkeiten. Alternativ:Fahrt zum Oberlandkanal, aufdem Schiffe über Berge fahren,und 99 Meter Höhe überwinden.8. Tag: Vormittag Orgelkonzert

in der Kathedrale von Oliva. ImAnschluss fahren Sie nach Kart-haus durch die kaschubischeSchweiz und das südliche Pom-mern zur pommerschen Haupt-stadt Stettin. 9. Tag: Gut ausgeschlafen und

mit schönen Erinnerungen tretensie die Heimreise an.Reisepreis im DZ 730 Euro zu-

züglich Visagebühren. Anmel-dung bei Scheer-Reisen, Wupper-tal, Telefon (0202) 500077 oder(0176) 22201847.

HEIMATGRUPPEN

Darmstadt – Sonnabend, 16. Ju-ni, 141.30 Uhr, Taverna Hellas,Bahnhofstraße 17, 62491 Darm-stadt-Wixhausen: Stammtisch.Köln – Mittwoch, 27. Juni, Gast-

stätte Zirkel, Braunstraße 20,Köln-Braunsfeld, Nahe HaltestelleAachener Straße/Maarweg: Tref-fen.Sachsen – Sonnabend, 23. Juni,

14 Uhr, DRK-Begegnungsstätte,Eschenweg 60, 08060 Zwickau,Ortsteil Marienthal: Vortrag überdie Eröffnung der ersten O-Bus-Linie in Insterburg im Jahre 1936.Nähere Informationen bei KurtKlaus, Mühlweg 10, 09387 Pfaf-fenheim, Telefon (037296) 17661.Schwerin: Freitag, 28. Juni, bis

Donnerstag, 5. Juli: Acht-Tage-Fahrt nach Insterburg. Anmeldungund Informationen bei Helga Har-tig, Telefon (0385) 3922633, E-Mail: [email protected].

Neumünster – Sonnabend, 16. Juni, 10 bis 16 Uhr, Sudeten-landstraße 18h (Böcklersiedlung):Heimatmuseum und LötzenerKreisarchiv: Gelegenheit zum Be-such der Sonderausstellung „CarlKnauf – ein unvergessener Malerder Künstlerkolonie Nidden“.Zwei Vertrauenspersonen ausNeumünster, Hanna Ohser (Besu-cherbetreuung) und Peter Pli-schewski (Familienforschung),stellen die Öffnungszeit 10 bis 16 Uhr sicher. Die Betreuerin derLötzener Heimatsammlung, UteEichler, ist nicht anwesend. Siebesucht das Ostpreußische Som-merfest in Osterode. Daher – aus-nahmsweise – keine Veranstal-tung im Lötzener Museum.

Warpe – Sonntag, 1. Juli, 10 Uhr,Dom zu Bücken, anschließendLandhaus Hünecke, 27333 Warpe:Heimattreffen der Prökelwitzerund Schlobitter.Bad Nenndorf – Sonnabend,

15., und Sonntag, 16. September,Grandhotel Esplanade, L’Orange-rie, Bahnhofstraße 8, 31542 BadNenndorf: Treffen des KreisesMohrungen, Lippitzer und Kolte-neyer. Den Programmablauf fin-den Sie im Heimatbrief MHN-Ausgabe 141.

Osterode – Sonnabend, 16. Juni:Ostpreußisches Sommerfest derLandsmannschaft Ostpreußen.

Das Sommerfest des Vereins derDeutschen Bevölkerung „Herder“findet am Montag, 9. Juli, statt.Treffen um 9 Uhr in den Vereins-räumen in Mohrungen.

Die Amtszeit des 8. Kreistagesder Kreisgemeinschaft Mohrun-gen e.V. läuft in diesem Herbstaus.In den Mohrunger Heimatkreis-

Nachrichten (MHN) Ausgabe 141erfolgte vom Vorsitzenden desWahlausschusses, Günter Keu-chel, der Wahlaufruf, sich an derWahl zu beteiligen. Stimmzettelund Briefumschläge sind dieserMHN-Ausgabe beigefügt. Der zu

wählende 9. Kreistag wird aus elfMitgliedern bestehen. Diesbezüglich wurde eine Sat-

zungsänderung in § 9-1 hinsicht-lich Reduzierung der Zahl derKreistagsmitglieder von 15 auf elfvorgenommen. Bitte beteiligen Sie sich an der

Wahl. Ingrid Tkacz, Kreisvertreterin

Die neue, und zwar die 100. Ausgabe des Heimatbriefes„Rund um die Rastenburg Ost-preußen“ ist erschienen. Seine er-ste Ausgabe wurde im Dezember1968, also vor fast 50 Jahren, ver-öffentlicht.

Hemer – Sonnabend, 23. Juni,8.30 Uhr, Paul-Schneider-Haus,Ostenschlahstraße 2, 58675 He-mer: 16. Treffen des KirchspielsUkta. Nachdem wir 2016 das 15. Ukta-Treffen feierten, wird daskommende Treffen dann wirkli-che ein Jubiläumstreffen sein,denn vor genau 30 Jahren, am 4. Juni 1988, hob Frieda Salewskiin Lünen das erste Treffen aus derTaufe. Kommen Sie und feiern mituns. Der Festgottesdienst findetum 11 Uhr statt. Anschließend be-steht dann hinreichend Gelegen-heit, Erinnerungen und Neuigkei-ten auszutauschen. Für das leibli-che Wohl werden wieder NorbertKratz mit Ehefrau und FriedhelmHoffmann sorgen. Wir freuen unsauf das Wiedersehen beim Jubi-läumstreffen in Hemer. Ihr Kirch-spielvertreter Rolf W. Krause istpostalisch zu erreichen: Alte Post-straße 12, 42555 Velbert, Telefon(02052) 1309.

Am 25. Mai fand in Siegburgdie Jahreshauptversammlung derStadtvertreter statt.Neben dem Rechenschaftsbe-

richt des Vorstandes war derHaupttagungspunkt die Wahl ei-nes neuen Vorstandes, da die Le-gislaturperiode der Stadtvertre-tung endete.Hans Dzieran hat nach sieben

Jahren als Vorsitzender der Stadt-gemeinschaft Tilsit nicht mehr als1. Vorsitzender kandidiert, umden Vorsitz in jüngere Hände zuübergeben. Norbert Subroweit hatdieses Amt übernommen. Alsneues Mitglied ist Marco Wrobelin den Vorstand gewählt worden.Damit ist eine deutliche Verjün-

gung des Vorstandes erfolgt. Sieg-fried Dannath-Grabs wird nun-mehr als 2. Vorsitzender im Vor-stand wirken, die bisherigen Vor-standsmitglieder wurden in ihrenÄmtern bestätigt. Hans Dzieranbleibt auch der Stadtgemeinschafttreu. Als Beisitzer wird er im neu-en Vorstand vertreten sein undmit seinem klugen Rat die Arbeitbegleiten.Der neue Vorstand wird einige

neue Akzente in Bezug auf diepartnerschaftlichen Beziehungenzu Tilsit setzen. So ist im Septem-ber 2018 ein gemeinsamer Lie-derabend mit russischer unddeutscher Beteiligung im Stadt-museum Tilsit geplant. Auch dasReiseprogramm soll deutlich aus-geweitet werden. Es sind schonerste Kontakte geknüpft worden,um Programmpunkte wie Wande-rungen und Kanutouren im nörd-lichen Ostpreußen durchzufüh-ren.Hans Dzieran kann auf erfolg-

reiche Jahre als Stadtvertreter zu-rückblicken. Manfred Gesien hatin einer Laudatio, die er anläss-lich des Dreikreise-Treffens in Ei-torf am 26. Mai in Eitorf hielt, aufseine umfangreichen Verdienstehingewiesen.Für diese Verdienste erhielt er

die Ehrenmedaille der Stadtge-meinschaft Tilsit und wurde zumEhrenvorsitzenden ernannt. N. S.

Lüneburg – Mittwoch, 20. Juni, 19.30 Uhr, Heinrich-Heine-Haus, Am Ochsen-markt 1a, 21335 Lüneburg:Keyserlings Geheimnis. Le-sung mit Klaus Modick überEduard von Keyserling. Ein-tritt: 9 Euro, Karten unter Te-lefon (04131) 3093687.

OstpreußischesLandesmuseum

Urlaubszeit

HeimatkreisgemeinschaftenFortsetzung von Seite 14

Kreisvertreter: Dr. Gerhard Kuebart, Schiefe Breite 12a,632657 Lemgo, Telefon (05261) 881 39, E-Mail: [email protected].

EBENRODE(STALLUPÖNEN)

Hauptkreistreffen

Heimatreise

Vorsitzender Stadt & Land: ReinerBuslaps, Am Berg 4, 35510 Butz-bach-Kirch-Göns, Tel.: (06033)66228, Fax (03222) 3721953, E-Mail: [email protected] InsterburgStadt & Land e. V., Geschäftsstelle,Am Marktplatz 10, 47829 Krefeld,Postfach 111 208, 47813 Krefeld,Tel.: (02151) 48991, Fax (02151)491141, E-Mail: [email protected], Internet: www.insterbur-ger.de, Bürozeiten: Montag – Frei-tag von 8 bis 12 Uhr.

INSTERBURG −STADT UND LAND

Dieter Arno Milewski (kommissa-rischer Kreisvertreter), Am Forst-garten 16, 49214 Bad Rothenfel-de, Telefon (05424) 4553, Fax(05424) 399139, E-Mail: [email protected]äftsstelle: Ute Eichler, Bi-lenbarg 69, 22397 Hamburg,Telefon (040) 6083003, E-Mail:[email protected]

LÖTZEN

Heimamuseum

Kreisvertreterin: Ingrid Tkacz,Knicktwiete 2, 25436 Tornesch,Telefon/Fax (04122) 55079.Stellv. Kreisvertreterin; Luise-Marlene Wölk, Schwalbenweg 12,38820 Halberstadt, Telefon(03941) 623305. Stellv. Kreisver-treterin Monika Buddych, Op deDümmer 32, 45772 Marl/Westf.,Telefon (02365) 691690. Schatz-meister: Frank Panke, Eschen-weg 2, 92334 Berching, Telefon(08462) 2452. GeschäftsstelleHorst Sommerfeld, LübeckerStraße 4, 50858 Köln, Telefon(02234) 498365.

MOHRUNGEN

Treffen

Termine in der Heimat

Terminänderung

Wahlaufruf

Kreisvertreter: Hubertus Hilgen-dorff, Tel. (04381) 4366, Dorfstr.22, 24327 Flehm. Gst.: Paten-schaft Rastenburg: Kaiserring 4,46483 Wesel, Tel. (0281) 26950.

RASTENBURG

Heimatbrief

Kreisvertreterin: Gudrun Froe-mer, In der Dellen 8a, 51399 Bur-scheid, Telefon (02174) 768799.Alle Post an: GeschäftsstelleKreisgemeinschaft Sensburg e.V.,Stadtverwaltung Remscheid,42849 Remscheid, Telefon(02191) 163718, Fax (02191)163117, E-Mail: [email protected], www.kreisgemeinschaftsensburg.de

SENSBURG

Kirchspiel Ukta

Stadtvertreter: Norbert Subro-weit, An der Rheindorfer Burg25, 53117 Bonn, Telefon(0228) 6896669. E-Mail:[email protected]. Ge-schäftsführer: Manfred Urb-schat, E-Mail: [email protected]

TILSIT–STADT

Hauptversammlung

Patenschaft der Stadt Wetzlar für das Ostdeutsche LiedWir sind seit 1962 eine zentrale Sammel- und Auskunftsstelle für das Liedgut der einst deutschen Siedlungsgebiete in Mittel- und Osteuropa, wobei die Sammlung den gesamten deutschen Sprachraum umfasst.Unsere Hilfe bei der Suche nach Text und Melodie deutscher Volkslieder ist unentgeltlich. Auch stellen wir gerne ein Programm für einen Liederabend zusammen.

Publikationen der PatenschaftOstdeutsches Liederbuch (4. Aufl age 2009) 7,00 EuroLiederbuch „Brücke zur Heimat“ (7. Aufl age 1999) 6,00 EuroE. Hobinka: „In meinem Leben spielten Musikund Gesang eine wichtige Rolle“ 5,00 Euro

Öffnungszeiten: dienstags und donnerstags von 9.30 bis 12.00 Uhr und nach Vereinbarung

Patenschaft für das Ostdeutsche LiedHauser Gasse 17, 35578 WetzlarTelefon: 06441 99-1031Fax: 06441 99-1034E-Mail:[email protected]

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Stadtgemeinschaft Tilsit: der neue Vorstand Bild: privat

Hans Dzieran (r.) übergibt sein Amt an den jüngeren NorbertSubroweit (oben). Manfred Gesien bei seiner Laudatio Bilder: privat

16 Nr. 24 – 15. Juni 2018 HE IMATARBE IT

hess.Stadtan derFulda

Kose-wort,kleinerNager

Geist-licher

außerKraft,un-wirksam

Stein miteinge-schnitte-nem Bild

Bühnen-bild

verhäng-nisvollesGe-schehen

Verband-stoff ausBaum-wolle

meistungiftigeSchlange

Bewohne-rin dergriech.Hauptst.

tapfererMann,Heros

amerik.Schau-spieler(Richard)

Frau, dieein frem-des Kindstillt

Druck-buch-stabe

AudienzHilfe,Unter-stützung

dieWärmebetref-fend

schen-ken;reichen

Heiter-keits-erfolg

Katzen-schrei

haltbareChemie-faser

44. Prä-sidentder USA(Barack)

Volu-men

chemi-scherGrund-stoff

Funk-ortung

Längs-rinne,Rille

Heraus-geber

wert-losesZeug

Raum-tonver-fahren(Kzw.)

gepfl egt,sauber;hübsch

Vogel-käfi g

altnord.Erzäh-lung inProsa

Laub-baum

britischeHalbinsel

engli-scheSchul-stadt

Flusszur Elbe

zottigerWald-geist

Jagd-frevler

ein eng-lischesKönigs-haus

Kfz-ZeichenNeuss

arabi-schesFürsten-tum

Nach-folgereines Mo-narchen

TadelSteigenund Fal-len desWassers

Kohlen-wasser-stoff inGasform

Kirchen-musiker

Ziffer,Nummer

Metall-stift

Abkür-zung fürzum Teil

Bereich,Distrikt

leiden-schaft-lichstreben

Schiffs-zubehör

halb...,mittel...(Musik)

zittern(ugs.)

Camping-artikel

tieri-schesMilch-organ

Telefonat struppig

kalteSüß-speise

Süd-west-deut-scher

SpielbeimSkat

Pfl anzemit fl ei-schigenBlättern

Land-karten-werk

Zapfenzum Ver-ankern

gleich-wertigenErsatzleisten

mit demFlugzeugan-kommen

Staatin Süd-amerika

durch,mit(latei-nisch)

Ausfl ugzuPferde

KantonderSchweiz

schwarzer,metallischglänzenderSingvogel

akusti-schesAlarm-gerät

so, insolcherWeise

GemahlinLohen-grins

dt.Dichter(Her-mann)

Fernseh-kanal,Radio-station

starkerinnererAntrieb

kleinesKrebstier

Gesichts-farbe

frühereräthio-pischerTitel

schwerauf je-mandemliegen

freund-lich

mildernd,erträg-lichermachend

irgend-jemand

zukeinerZeit

schwar-zerKohlen-stoff

nordi-scherHirsch,Elch

italie-nischeWein-stadt

chem.Zeichenfür Ger-manium

latei-nisch:Deutsch-land

Romanvon Anet wieder

Feld-ertrag

wunder-tätigeSchaleder Sage

Probe,Stich-probe

SchüttelrätselIn diesem ungewöhnli chen Kreuzworträtsel stehen anstelle der Fragen die Buchstaben der gesuchten Wörter alphabetisch geordnet in den Fragefeldern. Zur Lösung beginnen Sie am besten mit den kurzen Wörtern (Achtung: ORT kann z. B. ORT, TOR oder auch ROT heißen).

Mittelworträtsel

Magisch

Mittelworträtsel: 1. Designer, 2. Container, 3. Druesen, 4. Maerchen, 5. Besucher, 6. Schnabel, 7. Flaggen – Gaerung

Magisch: 1. kacheln, 2. Chaplin, 3. Elritze

B P U S M A G A E M P F A N G Z U T U N T H E R M A L O B A M A G E B E N L A C H E R M E R E R A U M I N H A L T E L E M E N T B A U E R E M E E T A N D I Y T S E R L E R I E F E E S A A L E S C H R A T W I L D E R E R T U D O R Z A H L D I A E I T I D E R N G E N A G E L T H R O N E R B E O A N K E R M E Z Z O U N E U T E R E I S T O R T E Z O T T I G R N A G A V E A F A A B G E L T E N L A N D E N S T A R T R I T T U R I D A P E R U L O E N S S E N D E R F E A B T L I N D E R N D L A S T E N R E R R U S S E L E N G E R M A N I A A S T I G E N A R I A N E E R N E U T E R N T E G R A L T E S T

So ist’s richtig:

AEGLLNNSTU ANOT AILMS BEEI EIKLN ALNU ENOR GRTU

DEILO ELU

ACEMNP

ABIRRZ

NOT

Schüttelrätsel:

I K A N S T E L L U N G O L D I E L E U T A B I Z A R R C A M P E N N O T

PAZ18_24

1 MODE SCHUHE

2 GLAS HAFEN

3 TALG FIEBER

4 HAUS WELT

5 KINO RITZE

6 VOGEL TIER

7 SIGNAL MAST

Erweitern Sie die linken und rechten Wörter je weils durch ein gemeinsames Wort im Mittel block. Auf der Mittelach se ergibt sich als Lösungswort ein anderes Wort für Zersetzungsvorgang.

Schreiben Sie waagerecht und senk-recht dieselben Wörter in das Dia-gramm.

1 Wand-, Ofenplatten einsetzen

2 engl. Filmkomiker (Charlie)

3 kleiner Karpfenfisch, Pfrille

Als Beauftragter derBundesregierung für Aus-siedlerfragen und nationa-

le Minderheiten übersende ichIhnen meine besten Grüße zu Ih-rem ostpreußischen Sommerfestin Osterode. Gerne wäre ich heu-te bei Ihnen gewesen, um gemein-sam mit Ihnen dieses Fest zufeiern. Leider kann ich wegen an-derer Verpflichtungen nicht teil-nehmen. Ich bin tief beeindruckt von

dem Engagement und dem akti-ven Gemeinschaftsleben derjeni-gen, die die traditionelle HeimatOstpreußen nicht verlassen ha-ben. Es gelingt Ihnen, alte Tradi-tionen mit neuem Leben zu füllenund die deutsche Kultur undSprache zu pflegen und zu erhal-ten. Hierfür sei Ihnen herzlich ge-dankt!Zugleich gestalten Sie aktiv die

Gegenwart in der polnischen Ge-sellschaft und tragen zu dem wirt-schaftlichen, kulturellen, politi-

schen und gesellschaftlichen Le-ben in Polen bei. Aber auch dieje-nigen unter Ihnen, die die alteHeimat verlassen mussten undnun in Deutschland oder an ande-ren Orten in der ganzen Welt einneues Zuhause gefunden haben,kehren gerne zurück in Ihre alteHeimat und lassen so den Kontaktnicht abbrechen. Sie alle sind Architekten der

wichtigen deutsch-polnischenFreundschaft, Brückenbauer zwi-schen beiden Völkern und habendamit aktiven Anteil an demfriedlichen Zusammenwirken inEuropa.Einige von Ihnen sind aus dem

Ausland angereist, um gemein-sam mit den in Ostpreußen Ver-bliebenen ein fröhliches Fest zufeiern. Musik, Tänze und Liederaus alten und neuen Zeiten wer-den das Gefühl von Heimat undVerbundenheit hervorrufen, sowie es in der ersten Strophe IhresHeimatliedes anklingt:

„Land der dunklen Wälderund kristall‘nen Seen;über weite Felderlichte Wunder geh‘n.“Wenn zum diesjährigen Som-

merfest wieder viele Teilnehmerkommen, so ist das nicht zuletztdem tatkräftigen Einsatz des Vor-sitzenden des Verbandes derdeutschen Gesellschaften in Erm-land und Masuren, Henryk Hoch,zu verdanken sowie das Verdienstder Landsmannschaft Ostpreu-ßen mit Ihrem engagierten Spre-cher Stephan Grigat an der Spitze.Mein herzlicher Dank gilt auchden vielen Helferinnen und Helfern, die im Hintergrund wir-ken, und ohne die eine solcheVeranstaltung nicht gelingenkann. Ich wünsche einen festlichen

Tag, Wiedersehen mit alten Be-kannten und frohe Stunden!

Ihr Dr. Bernd Fabritius

Frohe StundenBernd Fabritius’ Grußwort zum Ostpreußischen Sommerfest

Bernd Fabritius: Beauftragter der Bunderegierung für Aussiedlerfragen und Minderheiten Bild: bmi

Hans Dzieran war im We-sentlichen die treibendeKraft bei der Durchfüh-

rung von Heimattreffen, der Orga-nisation der Heimatkartei, derAnpassung und Aktualisierungder Satzungsbestimmungen, kurz-um, allem was den Verein nachinnen und außen am Leben er-hielt, galt sein Interesse und warsein Anliegen. Und hier kommtseine preußische Wurzel zumAusdruck – alles perfekt, allespünktlich, alles korrekt.Seine Tätigkeit als Heimatfor-

scher und Publizist kann an einerReihe von Veröffentlichungen ab-gelesen werden, die er in den letz-ten Jahren erarbeitet hat. VieleBeiträge in der Preußischen All-gemeinen Zeitung und in unse-rem halbjährlichen Rundbriefstammen aus seiner Feder. Be-merkenswert sind aber seine Pu-blikationen über seine Heimat-stadt „Auch sie gehörten zu Tilsit –

über die Tilsiter Juden“, „Tilsit –zwischen Lenin und Luise“, „AlsTilsit verloren ging“ und „Die Til-siter Dragoner“.Nicht zuletzt will die Stadtge-

meinschaft Tilsit ihrem bisheri-gen Vorsitzenden danken, für sei-

ne unermüdliche Arbeit nach au-ßen, als Repräsentant alter Tilsi-ter, als Diplomat und Förderer derVerbindung zwischen Tilsit, Kielund dem heutigen Tilsit. Er setztesich maßgeblich dafür ein, dassdie Geschichte dieser Stadt „ohneGleichen“ bei den heutigen Be-wohnern Tilsits nicht in Verges-senheit geriet. Hans Dzieran hat es verstanden,

eine Atmosphäre der Vertrautheitund Freundschaft zwischen derStadtgemeinschaft und Tilsit zuschaffen. In den vielen Begegnun-gen mit den heutigen BewohnernTilsits trat er sachkundig für einewahrhafte Geschichtsdarstellungein als Grundlage aufrichtigerund gutnachbarschaftlicher Be-ziehungen.Dabei kamen ihm natürlich sei-

ne Kenntnisse der russischenSprache zugute, die er als diplo-mierter Dolmetscher für Russischbei den häufigen Treffen einzuset-zen wusste sowie bei den ver-schiedenen Verträgen, die zwi-schen der StadtadministrationTilsit und der Stadtgemeinschaftauf sein Betreiben hin vereinbartwurden. An dieser Stelle ist auchdie Vereinbarung zur Unterstüt-zung des Königin-Luise-Denk-

mals oder die Vereinbarung zurZusammenarbeit und Unterstüt-zung des Stadtmuseums zu nen-nen.Stolz darf Hans Dzieran auch

darauf sein, dass während seinerAmtszeit als Vorsitzender derStadtgemeinschaft – nicht zuletztdurch seine Zusammenarbeit mitder Stadtverwaltung in angeneh-mer Atmosphäre – eine Reihe vonErinnerungen an die großartigeVergangenheit Tilsits in der Stadtinstalliert wurden: Gedenksteinfür Herzog Albrecht mit der Erin-nerung an die Stadtgründung vor566 Jahren, gleichzeitig Umbe-nennung des Platzes in „HerzogAlbrecht Platz“, der Wiederauf-bau des Gerichtsbrunnens, dieSchaffung eines Stücks „Altes Til-sit“ mit alter Straßenlaterne, al-tem Wegweiser und alter deut-scher Straßenbahn in unmittelba-rer Nähe des Elchdenkmals, dieWiedererrichtung des wunder-schönen Königin Luise Denkmals– auch mit finanzieller Unterstüt-zung durch die Stadtgemeinschaft–, die Wiederannahme des altenStadtwappens und der altenStadtfarben grün-weiß-rot durchdas heutige Tilsit.

Manfred Gesien

Die treibende KraftLaudatio auf Hans Dzieran

Bei seiner Abschiedsrede als Vertreter der Stadtgemeinschaft Tilsit: Hans Dzieran Bild: privat

Nr. 24 – 15. Juni 2018 17HEIMATARBE IT

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

(Psalm 23, 1)

In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von unserem fürsorglichen Vater und Schwiegervater, geliebten Opa, Bruder, Schwager, Onkel und Cousin

Otto Hannutsch * 28. 5. 1933 † 29. 5. 2018 Sonntag Frankenthal

In stiller TrauerHelga und Uwe DenkBrunhilde und Ferdinand Fiegemit Franziska und Carolinsowie alle Angehörigen

Traueranschrift: Familie Denk, Udastraße 2, 67227 Frankenthal

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Landesgruppe – Mittwoch, 20. Juni, 16.30 Uhr: Gedenkfeiermit Kranzniederlegung am Mahn-mal für die Charta der deutschenHeimatvertriebenen, Königsplatz(Kursaalanlage), Stuttgart, BadCannstatt.Der stellvertretende Minister-

präsident des Landes Baden-Württemberg, Thomas Strobl, lädtzum vierten Mal zum bundeswei-ten Gedenktag für die Opfer vonFlucht und Vertreibung ein. Es istihm ein Anliegen, des Schicksalsder Betroffenen auch in diesemJahr zu gedenken. Aufgrunddienstlicher Verpflichtungen imAusland wird Thomas Strobl vonStaatssekretär Wilfried Klenk,MdL, an diesem Tag vertreten. Im Anschluss findet eine Podi-

umsdiskussion im Kursaal BadCannstatt statt mit Iris Ripsam,UdVF- und BdV-Landesvorsitzen-de, Politikern und Vertretern derLandsmannschaften mit kleinemImbiss. – Sonnabend, 30. Juni, 14 Uhr, Haus der Heimat, Schloß-straße 92, Stuttgart: 4. Kulturta-gung der LandsmannschaftenOstpreußen mit Memel, West-preußen mit Danzig, Pommern,Weichsel-Warthe, Deutsch-Balten. Mit dem gemeinsamen Kultur-

tag soll die Verbindung derLandsmannschaften aus den Hei-matgebieten entlang der Ostseegefestigt werden. Herr KarstenWulff, LM Pommern in Stuttgart,hält einen Vortrag über „Die Han-se im Ostseeraum“. Die Hanse bedeutet so viel wie

Bund, Zusammenschluss. Zwi-schen 1350 und 1550 war dieHanse „Die nordeuropäischeGroßmacht“. Den Kern der Hansebildeten etwa 72 Städte, weitere130 waren locker assoziiert. DerEinflussbereich der Hanse dehntesich über ein Gebiet aus, das vonFlandern im Westen bis Nowgo-rod im Osten reichte und dabeiauch den gesamten Ostseeraumumfasste. Einziges nichtstädti-sches Mitglied war der DeutscheOrden – ein von Ordensritterngeführter Flächenstaat. Heute,450 Jahre nach dem Untergangder Hanse sind ihre Bauten, Kir-chen und Kulturgüter vor allemim Ostseeraum noch weithinsichtbar. Lübeck ist die Wiege derBacksteingotik und ihre Marien-kirche ist die Mutter aller hansea-tischen Kirchen. Mehrere Hansestädte sind

wegen ihrer erhaltenen Back-steingotik heute Weltkulturerbe. –Montag, 17., bis Montag, 24. Sep-tember: Fahrt nach Rostock. DieLandsmannschaft Ostpreußen,Baden-Württemberg und die AdMMannheim laden zu einer Bus-fahrt zum Ostpreußentreffen am22. September in Rostock ein. Da-mit die Fahrt nicht zu anstren-gend wird, werden wir auf derHin- und auf der Rückfahrt je-weils eine Zwischenübernach-tung einlegen.

ReiseverlaufMontag, 17. September: 7 Uhr

Abfahrt in Mannheim am Bus-bahnhof, 8.30 Uhr Stuttgart amSteigenberger Hotel am Haupt-bahnhof, 9.30 Uhr in Göppingen,Bushaltestelle EWS Arena, zirka16 Uhr Ankunft in Leipzig zurÜbernachtung im Intercity-Hotel,Dienstag, 18. September:

Weiterfahrt nach Rostock-Sievers-hagen in das Atrium Hotel Krüger,Mittwoch, 19. September: Ta-

gesfahrt nach Stralsund,

Donnerstag, 20. September: Ta-gesfahrt nach Bad Doberan, Küh-lungsborn und Warnemünde, Freitag, 21. September: Tages-

fahrt auf die Insel Usedom mitden Seebädern Ahlbeck und He-ringsdorf,Sonnabend, 22. September:

Teilnahme am Ostpreußentreffenin der Stadthalle in Rostock,Sonntag, 23. September: nach

dem Frühstück Rückreise nach Je-na zur Übernachtung im Steigen-berger Hotel Esplanade,Montag, 24. September: Rück-

reise nach Mannheim, Stuttgartund Göppingen. Der Preis für dieAcht-Tagesfahrt inklusive allerRundfahrten mit jeweiliger Reise-leitung und sieben Übernachtun-gen mit Frühstücksbuffet beträgtpro Person im Doppelzimmer 615 Euro und im Einzelzimmer730 Euro. Mit der Anmeldungsind pro Person 100 Euro zu über-weisen auf das Konto: UTTA –Uwe Jurgsties – Heddesheim,IBAN: DE04670505050038470809. Der Restbetrag ist bis späte-stens 15. August zu überweisen.Anmeldungen bitte umgehend beiUwe Jurgsties, 68542 Heddes-heim, Kirschblütenstraße 13, Tele-fon (06203) 43229; E-Mail:[email protected] oder beiUta Lüttich, Feuerbacher Weg 108,70192 Stuttgart, Telefon (0711)854093, E-Mail: [email protected] – Dienstag, 19. Juni,

14.30 Uhr, Haus der Heimat,Stuttgart: Die Kreis- und die Frau-engruppe treffen sich gemeinsamzur kleinen Feierstunde „70 JahreLandsmannschaft Ostpreußen inStuttgart“. Wir wollen gemeinsaman die Gründung unserer Kreis-gruppe mit ihren Vorsitzendenund besonderen Ereignissen erin-nern.

Altmühlfranken – Sonnabend,23. Juni: Tagesausflug nach Ober-schleißheim und München. Be-such der Sammlung „Es war einLand“. Die Ausstellung im AltenSchloß stellt die Heimat der Ver-triebenen aus Ost- und Westpreu-ßen vor und erinnert an Ge-schichte, Kultur und Schicksal derVertriebenen. Anmeldung beiLandsmann Bethke, Telefon(09831) 80961.Ansbach – Sonnabend, 23. Juni:

Gemeinsamer Ausflug mit derLandsmannschaft Gunzenhausennach Oberschleißheim. Besuchvon „Es war ein Land“. Die Aus-stellung im Alten Schloss stelltdie Heimat der Vertriebenen ausOst- und Westpreußen vor underinnert an Geschichte, Kulturund Schicksal der Vertriebenen.Bamberg – Mittwoch, 20. Juni,

15 Uhr, Hotel Wilde Rose: Käuzeund Krakeeler, heitere Geschich-ten aus Ostpreußen.Hof – Die Landsmannschaft der

Ost- und Westpreußen traf sichzum monatlichen Beisammenseinim Restaurant „Altdeutsche Bier-stube.“ Der Vorsitzende ChristianJoachim begrüßte Mitglieder undGäste und gratulierte den Ge-burtstagskindern der vergange-nen vier Wochen. Zunächst stellte Kulturwart

Bernd Hüttner die Schriftstellerinund Journalistin Ruth Geede vor.Diese veröffentlichte bereits mit17 Jahren ihre ersten Texte undwurde sehr von Agnes Miegel in-spiriert und beeinflusst. Fast 40 Jahre füllte sie im Ostpreußen-blatt die Rubrik „Die Ostpreußi-

les Treffen im Juni wegen Reno-vierungsarbeiten in unserem Ver-anstaltungsraum ausfallen muss.Wir treffen uns erst wieder am

15. September nach verlängerterSommerpause.Allen wünschen wir eine schö-

ne und erholsame Sommerzeit.Unseren Kranken eine baldigeund gute Genesung.Dillenburg – Bei der Monatsver-

sammlung am 31. Mai sprach derVorsitzende Dietmar Balschunnach dem Kaffeetrinken und allge-meinem Plachandern vor allemüber das Wetter, über „Die Grün-dung und weitere Entwicklungder Kreisgruppe Dillenburg“. In den Jahren 1945/46 wurde

der größte Teil der Flüchtlinge ausOst- und Westpreußen nachSchleswig-Holstein und Nieder-sachsen geleitet und dort einge-wiesen. Nach Aufhebung derGrenzen zwischen den West -zonen entstand „Trizonesien“, wiees in einem Karnevalslied hieß.Dadurch bedingt, gab es nun auchLandsleute in Hessen. DietmarBalschun berichtete, dass er 1946nach Herborn kam. Sein Vaterwar im Krieg in der Nähe statio-niert gewesen. Darum ließ er sichnach dem Krieg nach Herbornentlassen, wo er eine Arbeitsstel-le fand und eine Wohnung ergat-terte (Zwei Zimmer und eine klei-ne Küche). Der Wohnungsvermie-ter war sein Chef, gleichzeitig Hü-ter des Stadt-Ziegenbocks, dender kleine Dietmar oft hüten musste. So konnte er seine Fami-lie aus dem Auffanglager inSchleswig-Holstein nach Herbornholen. Hier in Herborn trafen Bal-schuns die Familie von Hans-Joa-chim Naujoks. Die Familien kann-ten sich schon von zu Hause, siehatten in Gumbinnen in der glei-chen Straße gewohnt. Die Kreisstadt Dillenburg, zwi-

schen Herborn und Haiger, je-weils nur sechs Kilometer ent-fernt, bot sich als Treffpunkt an,zumal sich nur hier ein Lokalfand, in dem die Miete annehm-bar war. Die Mitglieder der Grup-pe waren ja alle arm und konntenals Jahresbeitrag nicht viel zahlen.Übrigens: Fürsorgeempfängerbrauchten keinen Beitrag zu zah-len. Am 25. Januar 1950 gab es ei-ne erste Besprechung zur Grün-dung einer Gruppe, deren Haupt-ziele waren: Pflege des heimat-lichen Kulturgutes – wie es heutenoch stattfindet –, der heimatver-triebenen Jugend das Kulturgutund die Heimat in Wort und Bildnahezubringen. Alle Landsleutewurden aufgefordert, auf derFlucht mitgenommenes Material,vor allem Fotos für spätere Veran-staltungen zur Verfügung zu stel-len. Außerdem wurde soziale Hil-fe für notleidende Landsleute ge-leistet. Das erste Treffen fanddann am 26. Mai 1950 im HotelThier in Dillenburg statt, bei demder Verein gegründet und Kauf-

mann Heinz Dieck zum 1. Vorsit-zenden gewählt wurde. Mittel-punkt dieses Treffens war der Vor-trag von Rektor Klaus aus Hein-richswalde: „Über die wirtschaft-liche und kulturpolitische Bedeu-tung der verlorenen Heimat.“ –Die soziale Hilfe war in den er-sten Jahren sehr wichtig. Fragebö-gen zur Erfassung von Grundbe-sitz und Mobiliar mussten ausge-füllt werden. Dabei halfen die al-ten ostpreußischen Grundbücher,die glücklicherweise im Kriegnach Hannover und Schleswig-Holstein ausgelagert worden wa-ren. Wenn alles erfasst war, erhieltman eine Zahlung aus dem La-stenausgleich (erstmals im Jahre1953). Andere fanden eine Ar-beitsstelle – so erhielten viele An-gestellte des Trakehner-Gestütseine Arbeitsstelle beim GestütDillenburg – sonst lebte man vonder Sozialhilfe. An den ersten Monatsversamm-

lungen nahmen schon so vieleLandsleute teil, dass sogar einChor gebildet werden konnte. DieVorträge nach dem Kaffeetrinkenwurden meist von Mitgliedernder Gruppe gehalten – das istnoch heute so – und umfasstendie Geschichte Ost- und West-preußens, Berichte über bekanntePersönlichkeiten der Heimat, kul-turelle Werte und vieles mehr. Beischönem Wetter gingen vieleGruppenmitglieder zu Fuß nachDillenburg, um das Fahrgeld fürBus oder Bahn zu sparen. Werhatte damals schon ein Auto? Umdie neue Heimat kennenzulernen,wurden kleine Ausflüge unter -nommen. Oder es wurde von demOrt berichtet, in dem man jetztwohnte. Ab 1953 wurden auchPakete nach Ostpreußen geschicktan die dort verbliebenen Lands-leute, und zwar über die „Bruder-hilfe Ostpreußen“ der Ge -schäftsstelle Hamburg. Am 14. August 1955 fand in Dil-

lenburg ein Verbandstreffen derOstpreußen aus den Kreisen Bie-denkopf, Gießen, Frankenfeld,Marburg, Wetzlar und Dillenburgstatt. Grußworte sprachen LandratDr. Rehrmann, Bürgermeister Be-ermann, BdV-Vorsitzender Dr. Do-mann. Dr. Beermann wies auf dieZusammenhänge zwischen Dil-lenburg und Ostpreußen hin, da1770 viele Bürger aus Dillenburgnach Ostpreußen auswanderten,weil die Not sie dazu trieb. InGumbinnen wurden sie von Kö-nig Friedrich Wilhelm angesie-delt, wie einige Jahre später dieSalzburger. Auch Hugenotten ausFrankreich und sogar Schweizerzogen nach Ostpreußen. 1973 gabHeinz Dieck sein Amt als Vorsit-zender auf. Nachfolgerin wurdeAnneliese Franz aus Tilsit, neuerKassenwart wurde Heinz Brach-

sche Familie“ mit Leben. Sie starbvor Kurzem im hohen Alter von102 Jahren. Nachdem Christian Joachim

noch einmal die Fakten der erstenVeranstaltung zur „KurischenNehrung“ zusammengefasst hatte,referierte Bernd Hüttner über dasprominenteste Mitglied derKünstlerkolonie in Nidden. Der inLübeck geborene und in Mün-chen aufgewachsene SchriftstellerThomas Mann besuchte nach ei-nem Aufenthalt in Königsbergauch das Fischerdorf Nidden. An-getan von der faszinierendenLandschaft, ließ er sich am Hangeiner großen Düne ein Sommer-haus bauen, wozu er durch den1929 erhaltenen Nobelpreis fi-nanziell in der Lage war. Bis zumKrieg verbrachte er regelmäßigdie Sommer in Nidden und be-gann dort die Trilogie „Josef undseine Brüder“, die er 1940 im Exilin Amerika beendete. Am Endeder Veranstaltung stellte ChristianJoachim den Anwesenden nochdas Rollplakat des BdVs (Bundder Vertriebenen) vor, das bei Ver-anstaltungen zum Einsatz kom-men soll. Die nächste Monatsversamm-

lung findet am Sonnabend, 14. Ju-li, um 15 Uhr in der AltdeutschenBierstube, Hof, statt. Thema wirddas Memelland sein. Gäste sindherzlich willkommen.Landshut – Dienstag, 19. Juni,

Biergarten Insel: Zusammenkunft.

Hamburg-Bergedorf– Freitag, 22. Juni, 15 Uhr, Haus des Be-gleiters, HardersKamp 1: Treffen der

Frauengruppe, „65 Jahre Bundes-vertriebenengesetz – Meilensteinder Integration“ mit einem Erd-beerbuffet zum Sommeranfang.

Darmstadt/Dieburg – „Mit Mu-sik den Frühling begrüßen“ waram 14. Mai das Thema unseresTreffens. Nach einer halben Stun-de Plachandern, untermalt mitleichter Musik, spendiertem Kaf-fee und Kuchen, war ein guterStart in den Nachmittag gegeben.Nach der Begrüßung durch

Gerhard Schröder und ChristianKeller fand man schnell den Wegin den offiziellen Teil des Treffens.Christian Keller berichtete in

Kurzform über das Treffen derLOW, Landesgruppe Hessen, dasam 5. Mai in Gießen stattfand.Gerhard Schröder ergänzte mitseinem Bericht diese Ausführun-gen. Auch unsere Geburtstagskin-der der letzten vier Wochen wur-den nicht vergessen. Herr Turows-ki sprach auch heute, wie bei je-dem unserer Treffen, Worte zumchristlichen Glauben. Gedichtewurden vorgetragen. Lieder, dieden Frühling begrüßten, wurdenmit instrumentaler Begleitungdurch Walter Fischer gemeinsamgesungen. Nicht vergessen zu er-wähnen möchten wir den schö-nen Blumenschmuck, den Wal-traud Barth, gepflückt aus ihremGarten, wieder mitgebracht hatte.Großen Dank verdient auch Gi-

sela Keller, die Kaffee und Kuchenspendierte und krankheitsbedingtnach sehr langer Zeit wieder anunserem Treffen teilnehmenkonnte.Wir möchten heute schon dar-

auf hinweisen, dass unser norma-

LANDSMANNSCHAFTLICHE ARBEITLANDESGRUPPEN

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung auf Seite 18

Vors.: Uta Lüttich, FeuerbacherWeg 108, 70192 Stuttgart, Telefonund Fax (0711) 854093, Ge-schäftsstelle: Haus der Heimat,Schloßstraße 92, 70176 Stuttgart,Tel. und Fax (0711) 6336980.

BADEN-WÜRTTEMBERG

Vorsitzender: Friedrich-WilhelmBöld, Telefon (0821) 517826, Fax(0821) 3451425, Heilig-Grab-Gas-se 3, 86150 Augsburg, E-Mail: [email protected], Internet: www.low-bayern.de.

BAYERN

Kommt bei Hofer-Treffen zum Einsatz: neues Rollplakat Bild: privat

Erster Vorsitzender: HartmutKlingbeutel, Haus der Heimat,Teilfeld 8, 20459 Hamburg, Tel.:(040) 444993, Mobiltelefon(0170) 3102815.

HAMBURG

Vorsitzender: Ulrich Bonk,Stellvertretender Vorsitzender:Gerhard Schröder, Engelmühlen-weg 3, 64367 Mühltal, Telefon(06151) 148788

HESSEN

vogel. Die Kreisgruppe traf sichregelmäßig am letzten Mittwochim Monat, zunächst im Kronen-ausschank, ab 1977 in der Bahn-hofswirtschaft, danach im Feldba-cher Hof und jetzt im Café Eck-stein. Die Gruppe war auch amHessentag 2016 in Herborn betei-ligt, zum Beispiel mit einer Foto-ausstellung ostpreußischer Städteund mit einem Motivwagen beimgroßen Umzug. Die nächste Monatsversamm-

lung findet am Mittwoch, 27. Juniim Café Eckstein in Dillenburg,Königsberger Straße, statt, Nachdem Kaffeetrinken wird LotharHoffmann über die unvergessli-che Dichtung des Berliners Au-gust Kopisch: „Die Hein -zelmännchen von Köln“ spre-chen. Gäste sind wie immer herzlich

willkommen. Ingrid Nowakiewitsch

Wiesbaden – Sonnabend, 16. Juni, 15 Uhr, Haus der Heimat,Großer Saal, Wiesbaden, Fried-richstraße 35: Monatstreffen, „Dasgibt’s nur einmal“ Ein bunter Me-lodien-Strauß bei Kaffee und Ku-chen. Es erwarten Sie Musik undbeschwingte Lieder aus Operet-ten, Singspielen und gern gehörteWiener Melodien. Annette Luig,Sopran (einst Hessisches Staats-theater) und Helmut Domes, Bari-ton. Die musikalische Leitung hatHorst Wilhelm am Flügel. Durchdas Programm führt HermannBecker, Verfasser heiterer Texte inVers und Prosa. – Donnerstag, 21.Juni, 12 Uhr, Gaststätte HausWaldlust, Ostpreußenstraße 46,Wiesbaden-Rambach: Stamm-tisch. Serviert wird Spargel mitSchinken. Es kann auch nach derSpeisekarte bestellt werden.Wegen der Platz- und Essensdis-position bitte unbedingt anmel-den bis spätestens 15. Juni beiIrmgard Steffen, Telefon (0611)844938. ESWE-Busverbindung:Linie 16, Haltestelle Ostpreußen-straße. – Sonnabend, 23. Juni, 11 Uhr, Kranichstraße, Wiesba-den-Kohlheck: Feierstunde zumTag der Heimat am BdV-Gedenk-stein. Bekunden Sie mit Ihrer Teil-nahme Ihre Treue zur unvergesse-nen Heimat.

Düsseldorf – Sonnabend, 16. Ju-ni, 11 Uhr, Infostand Hauptbahn-hof Düsseldorf: Wandertreff. –Sonntag, 17. Juni, 11 Uhr, GHH,Bismarckstraße 90: Vortrag vonUlla Hahn „Wir werden erwartet –Über verführerische Ideologienund die Macht der Sprache“. –Donnerstag, 21. Juni, 18 Uhr,GHH, Raum 412: Offenes Singenmit Marion Cals. – Dienstag, 26. Juni, 19 Uhr, GHH: Vortragund Diskussion mit Uta Rüchel„Im Schatten der Geschichte. Er-innerungskultur, Beheimatetseinund der Umgang mit Geflüchte-ten“. – Sonntag, 1. Juli, 11 Uhr,treffpunkt Kin-Top, Salon der Kul-turen, Fritz-Erler-Straße 14: Som-merkonzert des Kin-Top Kinder-orchesters. Im Rahmen des diesjährigen

Garather Sommerfestes richtetdas Gerhart-Hauptmann-HausSonntag, 1. Juli, das Sommerkon-zert aus. Die sieben- bis 17-Jähri-gen spielen solistisch oder alsEnsemble die im letzten Halbjahrunter Leitung des Orchesterlei-ters Herrn Aleksander Geib ein-studierte Melodien. Der Eintrittist frei.Neuss – Donnerstag, 28. Juni,

15 bis 18 Uhr, Ostdeutsche Hei-matstube, Oberstraße 17: Tag deroffenen Tür mit Kaffee und Ku-chen.Witten – Montag, 18. Juni,

15 Uhr: Bootsfahrt mit der Kem-nade. Informationen bei ElisabethRohlf, Telefon (02302) 80957.

Limbach-Oberfrohna – Sonn-abend, 16. Juni: Tagesausfahrt. –Sonntag, 24. Juni: Chöretreffen inReichenbach (Lausitz).

18 Nr. 24 – 15. Juni 2018 HE IMATARBE IT

Über 2000 Pilger nahmenam 3. Juni an der jähr-lichen „Wallfahrt der Min-

derheiten“ auf dem oberschlesi-schen St. Annaberg teil. Faktischist diese als Wallfahrt für die deut-sche Minderheit im Land einge-führt worden. Durch Minderhei-ten im Plural nahm man der Ver-anstaltung stets die „Brisanz“,dass diese doch eigentlich einenur deutsche Angelegenheit war.Denn die wenigen Roma als „Ali-bi“ konnte man im Grunde anzwei Händen abzählen.Diesmal fehlte beim Hochamt

an der Lourdes-Grotte das Volkder Roma, dessen Vertreter wegeneiner anderen Veranstaltung nichtteilnehmen konnten. Doch außerden Roma und den zahlreich teil-nehmenden bekennenden „Natio-naloberschlesiern“ der Bewegungfür die Autonomie Schlesiens(RAS) bei denen es eine großeÜberschneidung mit der deut-schen Volksgruppe gibt, suchteman 2018 am St. Annaberg nachweiteren Minderheiten verge-bens. Umso unverständlicher,

dass an der Pluralbezeichnungdieser Wallfahrt, die de facto eineWallfahrt der deutschen Minder-heit ist, partout festgehalten wird.Da braucht man sich also nicht

wundern, wenn das staatliche Ra-dio Oppeln [Opole] in seinenNachrichten am Abend der Wall-fahrt berichtete, dass an der Wall-fahrt zahlreiche „Polen undSchlesier aus Deutschland“ teil-nahmen. Im gebrochenen pol-nisch bekundeten vom polni-schen Radio befragte Pilger ausunterschiedlichen Ecken derBundesrepublik, sie verbringenjedes Jahr ihren Urlaub in derHeimat und pilgern zum Anna-berg, wie es bereits ihre Vorfahrengetan haben. Auch musste man den Eindruck

gewinnen, dass in diesem Jahrweniger Studentenverbindungenam Annaberg vertreten waren.Vermutlich lag es wohl daran,dass am selben Tag der Cartellver-band der katholischen deutschenStudentenverbindungen in Kölntagte und im Kölner Dom ein Pon-tifikalamt feierte. Die Predigt hielt

der Kölner Erzbischof Rainer Ma-ria Kardinal Wölki. Auch am Annaberg sprach ein

namhafter Geistlicher aus derBundesrepublik, nämlich derBamberger Erzbischof LudwigSchick: „Wir wollen alle in Einheitleben und vergessen gleichzeitigunsere Herkunft. Das ist aber un-

ser Reichtum, den wir behaltensollten. Gebt Euch nicht auf, lasstEure Kultur leben und gebt sie anEure Kinder und die nachfolgen-den Generationen weiter“, forder-te Erzbischof Schick die Gemein-schaft der Pilgern auf. Leider gaber selbst klischeebehaftete Weis-heiten von sich, indem er appel-

lierte, nicht nur die im eigenenLand angestammten Minderhei-ten zu achten, sondern auch Men-schen, die sich nur zeitweise aneinem Ort aufhalten. „Viele Polenarbeiten in Deutschland und an-deren Ländern, auch Deutschekommen nach Polen zur Arbeit.Wir sind eine immer vielfältigereglobale Welt, in der es immermehr Minderheiten und Mehrheitnebeneinander gibt. Wir müssendas erkennen und einander ach-ten und lieben“, zitiert das Wo-chenblatt.pl (Zeitung der Deut-schen in Polen). Wen wollte Erzbi-schof Schick damit ansprechen –die deutsche Minderheit, die an-scheinend nicht nur von den pol-nischen Medien als Polen ver-standen wird oder richtete er sichan die teilnehmenden Vertreterdes Oppelner Woiwodschafts-und Marschallamtes?Es schickte sich auch für

Schick, mainstreammäßig dasThema Populismus zu bemühenund „die davon ausgehende Ge-fahr“. Man dürfe sich, so Schick,von diesem Populismus, der nicht

nur in Polen oder Deutschland,sondern generell in der Welt aufdem Vormarsch sei, nicht aufhet-zen lassen. Vielleicht wäre es bes-ser gewesen, Erzbischof Schickwürde, anstatt zu politisieren, sicheher darauf beschränken, seinenLandsleuten aus der deutschenMinderheit aufbauende Worte mitauf den Weg zu geben. Denn dafürwurde die Wallfahrt eigentlich ge-schaffen. Aber dafür hätte erüberhaupt erst verinnerlichenmüssen, wer dort auf dem St. An-naberg versammelt war. Nur gut,dass Schick dann doch noch andie Bedeutung der Heiligen Anna,Schutzpatronin der St.-Annaberg-Basilika erinnerte, die „als Mutterder Familien, Gemeinschaftenund der Völker verehrt wird. EineMutter zeichnet sich dadurch aus,dass sie ihre verschiedenen Kin-der zusammenhält, sie in Ge-meinschaft bringt, sie wachsenund die Zukunft gestalten lässt.Erbitten wir das von der MutterAnna und denken wir daran, dassdie Einheit in der Vielfalt etwasSchönes ist.“ Chris W. Wagner

Schöne Einfältigkeit am St. AnnabergAm 3. Juni fand hier die jährliche Minderheitenwallfahrt statt – diesmal ohne Minderheiten

ÖSTL ICH VON ODER UND NEISSE

Gardelegen – Freitag, 29. Juni,14 Uhr, ab Piplockenburg: Krem-serfahrt durch den Drömling.

Landesgruppe – Sonntag, 24. Juni, 10 Uhr, Haus der Heimat,Kiel: Vertreterversammlung derLandesgruppe Schleswig–Hol-stein e.V.Der Jahresabschluss für das Ge-

schäftsjahr 2017 wird währendder Vertreterversammlung vorge-legt.Der Eigenanteil für das Mittag-

essen und Kaffeegedeck beträgt14 Euro pro Person. Die Fahrtko-sten der Teilnehmer sind von denOrtsgruppen zu tragen.

Tagesordnung1. Begrüßung, Eröffnung der

Veranstaltung und Feststellungder Ordnungsmäßigkeit der Ein-ladung, Edmund Ferner,2. Totenehrung, Jochen Ga-

wehns,3. Grußworte,4. Genehmigung des Protokolls

der Vertreterversammlung vom25. Juni 2017,5. Rechenschaftsbericht des

Landeskulturreferenten zugleichals Landesvorsitzenden, EdmundFerner,6. Aussprache,7. Jahresabschluss für das Ge-

schäftsjahr 2017, Peter Gerigk,8. Bericht der Kassenprüfer,9. Entlastung des Vorstandes

und der Kassenführung,10. Genehmigung des Haushalt-

planes 2018, Peter Gerigk,11. Wahl von zwei Kassenprü-

fern,12. Bericht über die letzte Ta-

gung der OLV November 2017, Pe-ter Gerigk,13. Vortrag über Hermann Su-

dermann, ein großartiger Dichteraus dem ostpreußischen Memel-land, Walter Rix,

www.preussische-allgemeine.de

Landsmannschaftl. ArbeitFortsetzung von Seite 17

Vorsitzender: Wilhelm Kreuer,Geschäftsstelle: Buchenring 21,59929 Brilon, Tel. (02964) 1037,Fax (02964) 945459, E-Mail: [email protected],Internet: www.Ostpreussen-NRW.de

NORDRHEIN-WESTFALEN

Vorsitzender: AlexanderSchulz, Willy-Reinl-Straße 2,09116 Chemnitz, E-Mail: ale-x a nd e r. s ch u l z - a g e n t u [email protected], Telefon (0371) 301616.

SACHSEN

Vors.: Michael Gründling, GroßeBrauhausstraße 1, 06108 Halle,Telefon privat (0345) 2080680.

SACHSEN-ANHALT

Vors.: Edmund Ferner, Julius-Wichmann-Weg 19, 23769 Burgauf Fehmarn, Telefon (04371)8888939, E-Mail: [email protected]

SCHLESWIG-HOLSTEIN

14. Mittagspause (zirka 13 bis14 Uhr),15. Vortrag: „Mein Schlobitten –

Vom Fürstensohn zum Flücht-lingskind“, Friedrich Graf zu Doh-na-Schlobitten,16. Aussprache,17. Kaffeetrinken,18. Verschiedenes,19. die Vertreterversammlung

schließt mit dem Singen des Ost-preußenliedes.Burg auf Fehmarn – Der jüngste

Ausflug der LandsmannschaftOst-, Westpreußen und Danzig,Gruppe Burg auf Fehmarn, führtedie Mitglieder und Gäste nachHamburg, wo die Gruppe denOhlsdorfer Friedhof aufsuchte,der mit 391 Hektar und rund 450Laub- und Nadelgehölzarten dergrößte Parkfriedhof der Welt ist.„Prominente Gräber“, wo unver-gessene Hamburger ihre letzteRuhe fanden, wurden der Gruppemit fundiertem Wissen gezeigtund erklärt. Nach der eingelegten Mittags-

pause wurde dann das Hambur-ger „Chocoversum“ aufgesucht, indem Schoko-Experten auf denGenuss der Schokolade in einer1,5-stündigen Führung hinwiesenund dessen Slogan „Schokolademacht glücklich“ lautete. Allewurden mit zahlreichen Kostpro-ben verwöhnt, vom frisch geröste-ten Kakao bis zur warmen Scho-kolade direkt aus der Conche. AlsHighlight konnte jeder Besucheraus verschiedenen Zutaten seinepersönliche Lieblingsschokoladekreieren und diese als Andenkenmit nach Hause nehmen. ZumAbschluss des Ausfluges gab es inRümpel in einem über 100 Jahrealten Gasthaus in ländlicher Um-gebung noch Kaffee und Kuchen,anschließend wurde die Heimrei-se angetreten.

Bernkastel-Kues – Im Juni istGedenktag an die Opfer vonFlucht und Vertreibung – Ge-denken an die deutschen Ver-triebenen. Zu diesem Gedenktagsingt Kusari Volks- und Heimat-lieder aus allen deutschenBundesländern sowie aus denehemaligen deutschen Provin-zen und Siedlungsgebieten: Ost-preußen, Westpreußen, Danzig,Pommern, Schlesien, dem Sude-tenland, Böhmen, Mähren sowieaus den deutschen Siedlungsge-bieten im Baltikum und in Süd-osteuropa, einschließlich demDonauraum, Bessarabien, Sie-benbürgen und Wolga-Gebiete.

Klaviermusik umrahmt dieseGedenkveranstaltung. Freitag,22. Juni, 19 bis 20.30 Uhr, Kultur& Kur in Bernkastel-Kues, Kul-turgastzentrum, Im Kurpark,54470, Telefon: (06531) 3000.Freier Eintritt, ohne Anmeldung.

Isabelle Kusari

Bild

: Ku

sari

Am St. Annaberg: Wallfahrt der Minderheiten Bild: dfkschlesien.pl/cf

Nr. 24 – 15. Juni 2018 19

Vor 60 Jahren, am 24. März 1958, beschloss der Kreistag des da-

maligen Landkreises Bersenbrück, eine Patenschaft mit dem Landkreis Greifenhagen in Pommern einzuge-hen. Mit diesem Abschluss wurde Bersenbrück für die Heimatvertriebe-nen der Mittelpunkt für kulturelle und heimatpolitische Anliegen. Im Zuge der Gebietsreform übernahm der Landkreis Osnabrück 1972 die einge-gangenen Patenschaftsverpflichtun-gen. In einer Feierstunde im Rathaus der Samtgemeinde Bersenbrück, dem früheren Kreishaus des Landkreises Bersenbrück, wo der Vertrag unter-zeichnet worden war, wurde an die 60 Jahre Patenschaft erinnert, Festredner und Schirmherr war Reinhard Frei-herr von Schorlemer MdB a. D., der seiner Zeit dem Patenschafts-Aus-schuss angehörte.

Schon die Beflaggung vor dem Rathaus gab einen Hinweis auf das Besondere des Tages, wehte doch auch die Greifenhagener Fahne im Wind. Die musikalische Umrah-mung der Feierstunde erfolgte in beeindruckender Weise durch Bar-bara Hackmann und Klara Hesse aus Ankum mit ihrem Flötenspiel. In seiner Begrüßung wies Bersen-brücks Bürgermeister Christian Klütsch darauf hin, dass 60 Jahre Patenschaft nicht selbstverständlich sei, hier zeige sich, dass die Paten-schaft Menschen zusammen geführt habe, die füreinander einstehen und sich gegenseitig Respekt zollen. Wer die Heimat verloren habe, kön-ne dies nie vergessen, mit Hilfe von Freunden wie im Kreis Bersenbrück und dann im Landkreis Osnabrück

sei es aber möglich gewesen, eine neue Heimat zu finden. Wichtig sei sowohl der Blick zurück als auch in die Zukunft, jungen Menschen sei es aufgetragen, über alle Grenzen hinweg Freundschaften zu entwi-ckeln, dies werde im Rahmen der Schülerbegegnungen von Bersen-brücker Schulen mit Schulen im heutigen Gryfino mustergültig prak-tiziert. Immer müsse gelten: „Wer die Geschichte nicht kennt, kann die Zukunft nicht gestalten.“

Günther Drewitz aus Lübeck, Heimatkreisbearbeiter des Heimat-kreises Greifenhagen, stellte fest, die Patenschaften fußten auf zwei Seiten einer gleichen Medaille. Die eine Sei-te seien die Erinnerungen an die Hei-mat der Kindheit, die durch Familie und die heimatliche Umgebung ge-prägt seien. Eine zwangsweise erlebte Vertreibung aus dieser Heimat führe hin zu Lebensbrüchen, die allein nicht zu bewältigen seien, eine Patenschaft könne hier helfen. Die andere Seite der Medaille zeige den ehrlichen Weg in die Zukunft. In der Patenschafts-urkunde von 1958 steht, dass Paten-schaft zugleich Fürsorge, Hilfe und Freundschaft bedeute. Die Greifen-hagener nahmen die ihnen gereichte Hand dankbar an, das Pfingsttreffen zeige erneut, dass sich die Patenschaft bewährt habe. Besonders freute sich Drewitz, dass auch Gäste aus der Greifenhagen benachbarten Gemein-de Bahn am Treffen teilnehmen.

Werner Lager als stellvertretender Landrat und stellvertretender Samtge-meindebürgermeister wies darauf hin, mit dem Abschluss der Patenschaft im Jahre 1958 sei Bersenbrück für die

Heimatvertriebenen Mittelpunkt für kulturelle und heimatpolitische Be-dürfnisse geworden. Rückblickend könne man feststellen, dass die Ver-triebenen hier in der Osnabrücker Re-gion, speziell in Bersenbrück, nicht nur eine Zufluchtsstätte, sondern eine neue Heimat fanden. Der Aufbau des Landkreises Osnabrück nach dem Kriege sei ohne die Tatkraft der Ver-triebenen nicht denkbargewesen, da-für gelte es Dank zu sagen.

Die Heimatstube Greifenhagen werde im künftigen „Museum im Kloster“ wieder ihren gebührenden Platz finden.

Hans-Gert Pöttering, ehemaliger Präsident des Europäischen Parla-ments und Ehrenbürger der Stadt Bersenbrück, erinnerte besonders an die „Charta der deutschen Heimat-vertriebenen“ vom 5. August 1950, in der die Heimatvertriebenen auf Rache und Vergeltung verzichteten. „Die Charta der deutschen Heimatvertrie-benen ist ein Dokument des Mutes, der Weisheit und der Tapferkeit“, habe der ehemalige Bundespräsident Theodor Heuss gesagt. Auch heute, so Pöttering, seien Menschen auf der Flucht, damals wie heute gelte, dass die Würde des Menschen unantastbar sei. Bersenbrück habe im Rahmen der Patenschaft mit Greifenhagen diese Forderung in die Tat umgesetzt.

In seinem Festvortrag berichtete Reinhard Freiherr von Schorlemer MdB a. D., Mitglied des Kreistages des damaligen Landkreises Bersen-brück und später des Landkreises Osnabrück und Mitglied im Paten-schaftsausschuss, von der Entstehung der Patenschaft zwischen den Land-kreisen. Persönlich habe er miterlebt, dass 1945 mehrere Flüchtlingsfamili-en in sein Elternhaus kamen und gute Aufnahme fanden, was nicht immer

so gewesen sei, diese Erlebnisse habe er bei der Patenschaftsübernahme 1958 im Blick gehabt. Als 1953 der Deutsche Bundestag das Bundesver-triebenen-Gesetz verabschiedete, sei-en hier auch Anregungen enthalten gewesen, dass Städte und Landkreise Patenschaften übernehmen, um das kulturelle und geschichtliche Erbe der Vertreibungsgebiete zu wahren und zu fördern. Auch die Kreis-Grei-fenhagener seien auf der Suche nach einem westdeutschen Paten gewesen. Im Raum Engter seien mit dem letz-ten Zug der Greifenhagener Klein-bahn viele geflüchtete Landsleute aus Greifenhagen gestrandet und fürsorg-lich aufgenommen worden. Von hier aus wurde angeregt, eine Patenschaft mit Bersenbrück einzugehen, was von der Kreisverwaltung und vom Kreistag positiv aufgenommen wor-den sei bis hin zur Übernahme 1958.

Die ersten Begegnungen seien vor allem Wiedersehens- und Wiederfin-den-Treffen gewesen, alle zwei Jahre zu Pfingsten fanden dann die Treffen statt, geprägt von namhaften Persön-lichkeiten. 1968 habe in Bersenbrück ein großes Bundespatenschaftstreffen stattgefunden. Auch nach der Gebiets-reform 1972 seien die Patenschafts-ausschüsse geblieben, 1991 gab es einen gemeinsamen Patenschafts-ausschuss für alle vier Altkreise, von Schorlemer wurde Vorsitzender. Gerne erinnerte sich von Schorlemer an die Fahrten nach Greifenhagen und ins Greifenhagener Land mit eindrucksvollen Begegnungen. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Nachbarschaftsvertrag 1991 mit Polen sei eine große Wende ge-kommen, im Vertrag werde von der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Regionen, Städten und Gemeinden gesprochen. Hier sei die große Chance von der Patenschaft zur Partnerschaft zu kommen. Schü-leraustausche und das Deutsch-Pol-nische Jugendwerk erreichten bereits viel Gutes. Alle seien gefordert, auch die kommenden Generationen, weiter dauerhaft an der Verständigung und Versöhnung zu arbeiten, die Idee der Patenschaft dürfe aber nicht verges-sen werden.

Für seine Verdienste um die Pa-tenschaft erhielt Johannes Koop aus den Händen von Günther Drewitz die silberne Ehrennadel verbunden mit einer Urkunde, die die Pommersche Landsmannschaft verliehen hatte. Anschließend trugen sich nach dem Festredner von Schorlemer alle Teil-nehmer der Festveranstaltung in das

60 Jahre Patenschaft Bersenbrück/Osnabrück und GreifenhagenWürdige Patenschaftsfeier in Bersenbrück

Nur ein gemeinsames Europa in Frieden und Freiheit kann davor schützen, dass Menschen ihre Heimat aufgeben müssen

Sie kehren jedes Jahr zurück Zahlreiche Störche sind in Pommern zu Hause

Wie ist die Welt doch voller Wunder, die wir blinden Sin-

nes nicht mehr sehen! Ein Storchen-nest etwa, auf einem pommerschen Strohdach, was ist das schon? Ein Haufen Reisig und Gesträuch, ein paar Monate, solange der Frühling und der Sommer währt, als Wiege dienend, für ein junges Storchenge-schlecht. Und dann liegt es verlas-sen, der Regen peitscht es und der Schnee fällt hinein, der Wind zerrt am Gezweig, und nur die Spatzen schauen wohlgemut und frech dar-unter hervor, wenn sie im Nest de großen Bruders sich in Untermiete begeben haben

Keine Karte zeigt das Storchen-nest auf, und kein Wegweiser führt dahin. In jedem Frühjahr aber hebt unten in Südafrika ein schwarz und

weißer Storch die Flügel und fliegt nach Norden, über den Kongo-Ur-wald und die Sahara, den Nil und überkreuzt das Mittelmeer, hält sich nicht auf bei den kahlen Bergen Griechenlands und macht selbst im fetten Sumpfgebiet der Donau nur halt, um rasch den Kropf zu füllen. Und fliegt durch Österreich und über Böhmen und hält sich an die Oder als seine Wegemarke.

Was ihn nach Norden treibt, das weiß er nicht. Aber wenn er dann die Ihna von oben sieht, deren Namen er doch nicht mal kennt, dann ist ihm so, als würde seine Unruhe geringer, und zu-letzt sieht er ein Dorf und in dem Dorfe eine Scheune und auf der Scheune einen platt-gedrückten Reisighaufen. Da faltet er die Flü-

gel ein, wie einer die Arme aus-streckt nach ersehntem Ziel, und kommt aus blauer Höhe unter den segelnden Wolkenschiffen herab, und sobald er die Füße auf sein altes Nest gesetzt hat, wirft er den Kopf mit dem roten Schnabel auf den Rücken und fängt zu klappern an „dass alle es im Dorfe hören“, der Bauer auf seinem Hof und die Frau in der Küche und die Kinder auf der Straße, und alle rufen freu-dig: „Der Storch ist wieder da!“

Und dann fängt er an, in seinem Neste herumzustochern und macht schon wieder Ordnung, noch ehe seine Frau ihm nachkommt, und wenn sie endlich da ist, dann hebt über dem Haufen halbzerstörten Reisigs ein Geklapper an, dass auf der Welt nichts Fröhlicheres

zu hören ist.Das haben wir nun in jedem Früh-

jahr erlebt und haben uns nichts weiter dabei gedacht und haben das als selbstverständliches Zubehör unserer Heimat genommen.

Heute aber denken wir uns etwas dabei. Und als ein pommerscher Bauernjunge im Osten gefragt wur-de – und das war bei einer staatli-chen Eignungsprüfung – was er von der ‚Friedensgrenze‘ an Oder und Neiße halte, antwortete er: ‚Ein Vogel fliegt in jedem Jahr viele tau-send Meilen und kehrt doch jedes Frühjahr in sein Nest zurück. Was dem Vogel recht ist, sollte dem Menschen billig sein.

Aus: Pommersche Jahrbücher/Manfred Pleger

Storchennester in dem Bauerndorf Lenzen nahe der Kreisstadt Belgard. Lenzen hatte vor dem Kriege 38 Storchenpaa-re, in den letzten Jahren waren es noch 12 Storchenpaare. Wegen der vielen Störche wird Lenzen auch als Storchendorf bezeichnet und deshalb gern von Touristen besucht.

Foto: Manfred PlegerHeimatkreis Belgard-Schivelbein

Am Europa-Denkmal am Bersenbrücker Rathaus, v.l.: Johannes Koop, Werner Lager, Reinhard von Schorlemer, Walter Sandbrink, Hans-Gert Pöttering, Karl-Heinz Finkemeyer, Eckhard Schwenk, Christian Klütsch und Günther Drewitz. (Fotos: Franz Buitmann)

Goldene Buch der Stadt Bersenbrück ein. Mit dem Pommernlied und der Nationalhymne endete die eindrucks-volle Jubiläumsveranstaltung.

Anschließend wurde am Gedenk-stein am Rathaus auch der Toten ge-dacht. Musikalisch umrahmt wurde das Gedenken durch die Blaskapelle Priggenhagen, Fahnenabordnungen des Schützenvereins Bersenbrück von 1850, eine Abordnung der Frei-willigen Feuerwehr Bersenbrück und Vertreter der mit der Patenschaft ver-bundenen Vereine waren zugegen. Glocken der Nikolai-Kirche Greifen-hagen erklangen zum Gedenken an die Toten der Heimat.

Gedenkworte sprach der Vorsit-zende des Heimatkreis-Ausschusses Greifenhagen, Eckhard Schwenk. Für die Bersenbrücker sprach die Schüle-rin Hannah Klütsch Gedenkworte mit Überlegungen zur Entstehung der Pa-tenschaft. „Eine Patenschaft ist eine große Verantwortung. So wie man sie als Taufpate übernimmt, näm-lich auch dann, wenn den Eltern des Kindes etwas zustößt oder Schlim-mes widerfährt, verpflichtet sich der Pate, dieses Kind in seine Obhut zu nehmen.“ An die Heimatvertriebenen gerichtet sagte die Schülerin weiter: „Ihnen wurde auch etwas genommen, was einen ewigen seelischen Schmerz hinterlässt, nämlich die Heimat.“ Im Hinblick auf die junge Generation sagte sie:

„Kinder lernen nicht Geschichte durch das Betrachten von Gedenk-steinen aus kaltem Sandstein, nein – sondern durch warmherzige Ge-schichten und Erzählungen.“

Günther Drewitz + Bersenbrück bn

20 Nr. 24 – 15. Juni 2018

Grundwissen eines ArztesZu: Folgen der Verwandtenehewerden tabuisiert (Nr. 18)

Ich hatte und habe als Arzt fürAllgemeinmedizin noch viel mitPatienten aus der Türkei und ausdem arabischen Raum zu tun. Werleugnet, dass Kinder, deren Erzeu-ger miteinander verwandt sind, ei-ne viel höhere Morbidität (geisti-ge/körperliche Behinderungen, di-verse Krankheitsneigungen etc.)

aufweisen als andere Kinder, hatkeine Ahnung von der Materie. Esgehört zum Grundwissen einesArztes, dass Kinder aus inzüchtigenoder gar inzestuösen Beziehungengehäuft krank oder behindert sind.Wer solche Tatsachen in irgendei-ner Form mit dem Nationalsozia-lismus in Verbindung bringenmöchte, hat wirklich von nichts ei-ne Ahnung. Albert Krings,

Remagen

Zu: Islam-Geistliche sollen han-deln (Nr. 18)

In Frankreich wenden sich 300vorwiegend mutmaßlich linkeProminente an die Führer einergewalttätigen Sekte mit der Auf-forderung, einige der Gesetze fürungültig zu erklären, die sich ihreOrganisation vor 1400 Jahrenselbst gegeben hat. Glauben dieseUnterstützer allen Ernstes an dieMöglichkeit, dass die islamischenFührer darauf reagieren werdenund dann auch noch im Sinnedieses Manifestes gegen Antise-mitismus? Wie soll das überhauptgehen – ein Sonder-Koran, dernur in Frankreich gilt?Judenhass ist die Konstitution

des Islam. Islam ist die erste orga-nisierte Form des Hasses auf Ju-den und Christen. Der Islam ba-siert auf dem Neidkomplex ge -genüber dem Judentum, er gehtauf die Isaak- (den Sohn Sarahs)und Ismael- (den Sohn Hagars)Geschichte zurück. Der Islam ver-steht seine Anhänger als Nachfah-ren dieses Ismael. Es wird be-hauptet, Ismael sei der von Gottvorgesehene Nachfolger Abra-hams. In der Bibel ist Kapitel 17Vers 21 im 1. Buch Mose der ent-scheidende Stein des Anstoßes:„Meinen Bund aber will ich mitIsaak aufrichten, den dir Sarahum diese bestimmte Zeit im näch-sten Jahr gebären soll.“Im Islam wird behauptet, die Ju-

den hätten diese Stellen (sowiemehr oder weniger das gesamteAlte Testament) gefälscht, deshalbsei Ismael der von Gott vorgese-hene Nachfahre Abrahams in ei-nem Bund mit Gott. Allerdingshätten sie diese Fälschungenschon etwa 2000 Jahre vor derEntstehung des Islam machenmüssen, denn so alt sind dieSchriften, die unverändert über-liefert wurden. Zurück zum Manifest: Es gibt

theoretisch folgende Möglichkei-ten, wie diese islamischen Führerauf diese Aufforderung reagierenkönnten: 1) Sie ignorieren sie. Dashalte ich für am wahrscheinlich-sten. 2) Sie entrüsten sich darüberund bezeichnen sie als fremden-feindlich oder rassistisch. Das tunwahrscheinlich linke Gutmen-schen für sie, sodass sie es nichtselber tun müssen. 3) Sie lehnensie ab mit dem Hinweis, der Ko-ran sei Allahs unmittelbares Wortan sie und damit unabänderlich,die Welt müsse das akzeptieren.Das wäre ehrlich. 4) Sie reagierenpositiv und sagen: danke, dassuns das einmal jemand sagt, wir

sind bisher noch nicht selber dar-auf gekommen, klar, das machenwir.Diese letzte Möglichkeit hat ei-

nige weitere Aspekte, die man be-denken muss: Wahrscheinlichwürden diese islamischen Führerrelativ kurzfristig abberufen be-ziehungsweise abgestochen wer-den. Dann kämen neue, die wie-der auf Linie wären. Weiterhin besteht die Möglich-

keit, dass eine solche Aussage austaktischen Gründen im Sinne derVerbreitung des Islam oder Dschi-had gemacht wird.Unabhängig davon, welche der

Möglichkeiten eintritt, die Sachehat keine direkten Folgen, außer,

dass dadurch in Frankreich eineDebatte in Gang kommen könnte.Man könnte feststellen, dass dieseislamischen Führer sich nicht vondiesen Gewalt- und Hassaufrufendes Korans distanzieren, damitunterstützen sie sie und sind alsVertreter dieser Bewegung dafürverantwortlich. Das könnte zuentsprechenden Konsequenzenführen: Ausweisungen, Überwa-chung durch den Staatsschutz,Strafverfahren mit Urteilen, dieauch gegen die Rädelsführer, Ge-fährder und Propagandisten voll-streckt werden. Allerdings ist dasProblem in Frankreich nicht neu,warum sollte die Öffentlichkeitdiesmal anders reagieren, nur

weil es dieses Manifest gibt?Immerhin, es ist eine Chance.Falls nichts passiert, wird diese

Aktion ein Sieg für den Islamwerden, also 100 Prozent Eigen-tor für Frankreich und Europa.Für die Unterstützer des Manife-stes bleibt es gelungenes Selbst-marketing. Wir werden es sehen.

Gert Hoffmeister,Kiel

LESERFORUM

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Anklage gegenden islamistischenJudenhass auf 224 Seiten: Buchcover desManifestes gegenden „neuen Antisemitismus inFrankreich“, das300 Intellektuellewie der SängerCharles Aznavouroder der Schau-spieler Gérard Depardieu sowiePolitiker wie Ex-StaatspräsidentNicolas Sarkozyoder Ex-Minister-präsident ManuelValls mit unter-zeichnet haben

Bild: Verlag Albin Michel

Unsere multiethnische Zukunft

Das deutsche Boot ist übervoll

Zu: Anfang eines Staatsnotstan-des (Nr. 19)

Die Gefangenenbefreiung vonEllwangen am 30. April durch ei-ne Horde von Schutzsuchendenführt die staatliche Ohnmachtwieder einmal besonders dra-stisch vor Augen. Der Kontrollver-lust wird auch nicht wettgemachtdurch den folgenden massivenPolizeieinsatz. Unsere Polizei ist schon lange

der Fußabtreter von Politikernund Gutmenschen. Guido Reil,vormals SPD-Ratsherr in Essen,berichtet, dass im Ruhrgebiet fastjede Woche Polizisten eingekes-selt, bedroht und beschimpft wer-den. Die Herren Immigranten hät-ten sogar wissen lassen, dass diePolizei den Krieg mit ihnen nichtgewinnen könne. Diese hättennämlich Kriegswaffen im Über-fluss im Keller, wogegen die Poli-zei „völlig überlastet und mate-

riell total katastrophal ausgerüstetsei“. Gewalt gegen Polizisten seian der Tagesordnung. „Polizistenanzuspucken oder zu schlagen,führt in der Regel zu gar nichtsund bleibt völlig ungestraft, wennes um Migranten geht.“ Das Verhalten der Polizisten in

Ellwangen gegenüber den toben-den Angreifern entsprang alsonicht ihrer lobenswerten Beson-nenheit, sondern dem Wissen umdiese Sachlage. Bei einer libanesischen Hoch-

zeit in Essen-Vogelsang fand diePolizei nach einer kleinen Aus-einandersetzung unter Libaneseneinen ganzen Saal voller Waffenund in den Kofferräumen vonAutos der Hochzeitsgäste auto-matische Waffen mit mehrerenTausend Schuss Munition sowieHandgranaten. „Ellwangen“ istnur der Blick in unsere multi -ethnische Zukunft. Adolf Frerk,

Geldern

Zu: UN bereiten Völkerwanderun-gen vor (Nr. 20)

Bei der Diskussion über Ein-wanderung, insbesondere derMassenzuwanderung, wird einAspekt nicht beachtet: das Pro-blem der Übervölkerung Deutsch-lands. Negative Folgen sind heuteschon nicht mehr zu übersehen.So die Überschwemmung infolgevon Zubetonierung, der Gewäs-serverschmutzung (über 90 Pro-zent unserer Flüsse und Seensind in einem ökologisch bedenk-lichen Zustand), der Luftver-

schmutzung über den EU-Richtli-nien, des Artensterbens insbeson-dere von Insekten (80 Prozentsind ausgestorben) mit den Fol-gen mangelnder Bestäubung vonObstbäumen sowie den zuneh-menden Staus auf unseren Stra-ßen. Dies zeigt: Deutschland als ei-

nes der am dichtesten besiedeltenLänder der Erde ist als Einwande-rungsland völlig ungeeignet. Da-her mein Appell an die Politiker:Aufnahme ausschließlich von auspolitisch oder religiösen GründenVerfolgten. Bei der Gelegenheit möchte ich

mich ganz herzlich über Ihre her-vorragende Berichterstattung be-danken. Sie haben den Mut, auchunbequeme und von den meistenMedien verschwiegene Tatsachenzu bringen. Machen Sie so weiter!

Dr. Wolfgang Link,Gengenbach

Leserbriefe bitte an: PreußischeAllgemeine Zeitung, Leserfo -rum, Buchtstraße 4, 22087Hamburg, Fax (040) 41400850oder per E-Mail an [email protected]

Leserbriefe geben die Meinung derVerfasser wieder, die sich nicht mitder der Redaktion decken muss.Von den an uns gerichteten Briefenkönnen wir nicht alle, und viele nurin Auszügen, veröffentlichen. Alleabgedruckten Leserbriefe werdenauch ins Internet gestellt.

Frankreichs Eliten droht ein Eigentor durch ein Manifest

Nr. 24 – 15. Juni 2018 21

Der 21. Juni markiert den Som-meranfang. Die Sonne scheint andiesem Tag auf der Nordhalbku-gel am längsten. In Schweden, woes jenseits des Polarkreises in die-sen Tagen die Mitternachtssonnegibt, feiert man das Ereignis tradi-tionell mit dem Mittsommerfest.

Das Mittsommerfest ist für dieSchweden eines der schönsten,wichtigsten und vielleicht auchausgelassensten Feste im Jahres -kalender, quasi das sommerlichePendant zu Weihnachten. Gefeiertwerden der kurze Sommer, dasLicht und die Wärme – und zwarmeistens traditionell auf demLand im Familien- oder Freundes-kreis. Aber auch eine Metropolewie Malmö verwandelt sich beieinem solch wichtigen Ereigniszum Treffpunkt für Tanz undSchmaus rund um die „Majstån-gen“ (Midsommarstange). Am besten sucht man sich

einen Tag aus, an dem sich dasOstsee-Hoch über dem Öresundfestgesetzt hat. Sonnenschein,klare Luft, frische Farben undblauer Himmel über weißenSegeln: So soll er sein, der Tag fürMalmö. Nicht, dass Schwedensdrittgrößte Stadt keine Museen,Einkaufsmeilen und andere „Re -genziele“ zu bieten hätte. Es istalles da, reichlich und in besterQualität. Aber ehrlich: Wozu Völ-kerkunde in Vitrinen, wenn sichMalmös „Multikulti“ – 100 Spra-chen werden hier gesprochen – inden Straßencafés am Lilla Torget,dem kleinen Markt mit dem altenFachwerk, trifft? Warum See-fahrtsmuseum, wenn für gleichesGeld eine Runde Kanu oder Tret-boot auf den Kanälen und durchdie Parkanlagen lockt? Undkommt Skandinaviens größtesSpaßbad, das Aqvakul im Zen-trum, wirklich an gegen einenSonnentag am Ostsee-Strand?Ribersborg heißt der übrigens,

liegt nur ein paar Radminuten

entfernt vom Zentrum und wirddeshalb gerne „die Copacabanavon Malmö“ genannt. Feiner Sandbester Güte, das Wasser klar, nureben etwas „frischer“ als vor Rio.Aber dafür wartet gleich ein lan-ger Abschnitt am Sund mit sol-chen Traumstränden auf, belebte

und einsame, alle höchstens eineAutostunde außerhalb der Stadtund damit auch nicht weiter alsdie 50 Golfplätze oder die vielenverträumten Dörfer, Schlösschenund Wälder hier „unten“, imSüden des Nordens.Die Eröffnung der Öresund-

Brücke im Juli 2000 hat für fri-schen Durchzug in der Haupt-stadt der Provinz Schonen ge -sorgt. Vergessen die Jahre, als diegroßen Reiseströme in den Nor-

den an Malmö vorbeiliefen, ver-scheucht das Gespenst des Werf-ten-Sterbens, als nur noch Erfolgeder Fußballer für Farbe sorgten,und vorüber die Tage, da dieBesucher höchstens auf einenSprung mit dem „Flugboot“ ausKopenhagen herüberkamen. Im

Schatten der neuen Brücke, dieauch eine schnelle S-Bahn-Ver-bindung in die dänische Haupt-stadt garantiert, ist eine Zukunfts-region zwischen zwei Länderngewachsen mit über drei Millio-nen Menschen rechts und linksdes Öresunds, mit zwei Univer-sitäten, Hochtechnologie-Firmenund der besten Verkehrsanbin-dung Skandinaviens. Wer die ehemalige Zwangspau-

se auf der Fähre vermisst, findet

in Malmö reichlich Chancen zumEntspannen. Es gibt die Möglich-keit, die Wellen bei einer Rund-fahrt durch Schwedens zweit-größten Hafen zu spüren, reich-lich Fachwerk im malerischen St.-Gertrud-Viertel, Backsteingotikund den höchsten Altar Nordeu-

ropas in St. Petri zu bewundern –oder ganz einfach ein Eis am Stielunter dem Denkmal auf dem Gro-ßen Markt zu genießen. Der daoben, grünspanig und hoch zuRoss, auf das schmucke Rathausblickt, ist Schwedenkönig Karl X.Gustav, der den Dänen 1658 dieProvinzen Schonen, Blekinge undHalland entriss und damit Malmödem Reiche einverleibte.Diese Schlachten wurden vor

den Wällen von Schloss Malmö-

hus geschlagen. Heute sind hiereher die „inneren Werte“ gefragt,ein halbes Dutzend Museen, da -rin ein Spektrum von altem Spiel-zeug bis zu tropischen Fischen.Herausragend sind unter ande-rem ein begehbares U-Boot undSchwedens älteste intakte Orgel.

Mit der Eröffnung des Museumsfür moderne Kunst im Dezember2009 hat die südschonische Stadteinen weiteren Glanzpunkt erhal-ten. Die Dependance der großenSchwester aus Stockholm bringtMalmö damit endgültig den Rufeiner Kulturstadt internationalenRanges ein. Freunde skandinavi-schen Designs dürfen das FormDesign Center am Lilla Torget(dem Platz mit dem Straßencafés)nicht verpassen.

Wer sehen will, wie in Süd-schweden gefeiert wird, solltesich das Wochenende 23./24. Junifrei halten. Dann wird nachträg-lich der längste Tag des Jahresgefeiert. Nach Weihnachten ist erder wichtigste und ausgelassensteTag im Kalender eines Schweden.Von den meisten wird er alsHöhepunkt des Jahres empfundenund ganz traditionell mit Familieund Freunden ge feiert. Am Freitagzuvor, dem „Midsommarafton“,werden Zweige und Blumengepflückt und zu Kränzen für den„Midsommarbaum“, die soge-nannte „Majstång“, gebunden.Der Baum selbst wird mit demGrün geschmückt und auf einemoffenen Platz aufgestellt. Auch die Schweden selbst put-

zen sich heraus: Viele legen ihreTrachten an, Frauen und Mädchentragen weiße oder geblümte Klei-der und selbst gebundene Kränzeaus Zweigen und Blumen imHaar. Bei traditionellen Liedernund Tänzen um den Midsommar-baum wird der Höhepunkt desSommers dann ausgelassen ge -feiert. Malmö lockt mit einerkostenlosen Feier im Folkets Park.Auf Internetportalen wie „A Sliceof Swedish Hospitality“ oder„Meet the Locals“ können Besu-cher aber auch nach Schwedensuchen, die bei ihrer privatenFeier Gäste willkommen heißen.Zu Essen gibt es beim Mittsom-

merfest traditionell neue schwe-dische Dill-Kartoffeln mit Sauer-rahm, dazu Hering in verschiede-nen Variationen, frischen Schnitt-lauch und Knäckebrot. Oder manbringt sich ein Picknick mit zumFestplatz, grillt vielleicht ein paarWürstchen für selbstgemachte„Varmkorv“, die schwedischenHotdogs. Und abschließend gibtes der Schweden liebster Nach-tisch: schwedische Erdbeeren mitSchlagsahne. Andreas Guballa

Internet: www.malmocity.se

Unter der langen SonneEin kurzer Abstecher nach Malmö zum Mittsommerfest – Die Schweden feiern bald ihren wichtigsten Tag des Jahres

Blumenkind: Viele junge Schweden schmücken sich zum Mittsommerfest mit Blütenkränzen Bild: Visitsweden/Clive Tompsett

Das Humboldtforum soll erst2019 eröffnet werden, beher-

bergt für seine ethnologische Aus-stellung aber be reits jetzt einerstes Exponat. Aus dem Bestanddes Ethnologischen Museums inBerlin-Dahlem wur de ein altesAusleger-Boot aus Ozeanien nachBerlin-Mitte überführt, wo es imHumboldtforum nun seinen trok-kenen Dauerhafen gefunden hat.Noch ist das zukünftige Hum-

boldtforum im neuerrichtetenBerliner Schloss eine Baustelle.Die Bauarbeiten werden erst inetwa einem Jahr abgeschlossensein. Das Boot musste aber wegenseiner schieren Größe schon jetztin den zukünftigen Ausstellungs-saal im ersten Obergeschoss ein-gebracht werden. Extra für diesenTransport ließ man Öffnungen inzwei Wänden der Eingangshallefrei, die erst anschließend zuge-mauert werden.

Auf dem Landweg per Lkwerreichte das in einer 16 Meterlangen Transportkiste verpackteBoot seinen neuen Bestimmungs-ort. Das Boot von der im Bis-marck-Archipel gelegenen InselLuf hat eine bewegte Ge schichtehinter sich. Gebaut wur de es 1890auf einer der westlichen Inseln,die heute zum Staat Papua Neu-guinea gehören. Mit solchen Boo-ten fuhren die Männer von Luf im19. Jahrhundert auf das offeneMeer, trieben Handel und führtenKrieg. Aber solche Zwecke erfüll-te dieses Boot nie, denn aufgrunddes Bevölkerungsrückgangs aufder Insel konnten die verbliebe-nen Männer das schwere Bootnicht zu Wasser lassen. Es bliebim Bootshaus, wo es ein BerlinerHandelsreisender entdeckte underwarb. 1904 gelangte es in dasdamalige Museum für Völkerkun-de in Berlin. H. Tews/SPK

Es ist viel Phantasie nötig,um sich an der Schwanen-allee, gleich rechts hinter

der berühmten Glienicker Agen-tenbrücke in Potsdam, noch dieGrenzanlagen vorzustellen. Nachder Wende Geborenen bleibt esohnehin ein Rätsel, sich eine sol-che Grenze zu vergegenwärtigen. Da, wo jetzt Spaziergänger in

traumhafter Kulturlandschaft Ru -he genießen und die Kraft derNatur tanken, befand sich bis1989 der Grenzstreifen mit Mauerund Stacheldraht, Wachtürmenund herbizidbelasteter Erde. Dasist lange her, und endlich könnennach den Sanierungsmaßnahmenund Wiederherstellung der Land-schaft auch Bauten, die denGrenzanlagen weichen mussten,aufgebaut und restauriert werden.Dazu zählt auch die Kaiserliche

Matrosenstation Kongsnæs, einStück Norwegen in Potsdam, dasnun lange schon aus der Land-schaft verschwunden war. Nurwenige Schritte vom Eingangstorzum Schlosspark „Neuer Garten“entfernt, betrieb das preußischeKönigshaus hier bereits seit 1841eine durch militärisches Personalbetriebene Station als Ausgangs-und Versorgungsstation für Lust-fahrten.Auch die repräsentative Jacht

„Royal Louise“ in Form einerMiniaturfregatte, ein GeschenkWilliams IV., König von Großbri-tannien, an den preußischenKönig Friedrich Wilhelm III.,bekam hier an der Matrosensta-

tion ab 1841 einen neuen Heimat-hafen. Der für seine Vorliebe fürdas Reisen bekannte Kaiser Wil-helm II. fasste auf einer Nordland-fahrt 1890 den Entschluss, dieMatrosenstation am PotsdamerJungfernsee im norwegischenDrachenstil umbauen zu lassen.Kongsnæs bedeutet auf Norwe-

gisch etwa „Königliche Landzun-

ge“. Nach dem Vorbild einesRestaurants in Christiania, demheutigen Oslo, gebaut vom Stadt-baumeister Holm Hansen Mun-thes, wurden zwischen 1892 und1896 ein Empfangspavillon, diesogenannte Ventehalle, das Boots-haus, die Matrosenkaserne undein Schiffsführerhaus erbaut. AlleTeile der Gebäude wurden inNorwegen vorgefertigt, um späterin Potsdam aufgebaut zu werden.

Die Kaiserliche Matrosenstationwar Anlegestelle für Wasserfahr-zeuge des preußischen Königs-hauses, sozusagen das „Segler-heim der Hohenzollern“. Da derKaiser selbst leidenschaftlichgerne segelte, entwarf er auchSchiffe wie den eigenen Vergnü-gungsdampfer „Alexandria“. Re -gatten und verschiedene wasser-

sportliche Aktivitäten waren hieran der Tagesordnung.Nach dem Ersten Weltkrieg ver-

blieb die Matrosenstation imBesitz des Hauses Hohenzollern.Ab 1923 wurde sie von Mitglie-dern des „Kaiserlichen YachtclubsKiel“ genutzt, wobei man dieSteganlagen modernisiert hat. Im Zweiten Weltkrieg wurde

das bauliche Ensemble schwerzerstört, vermutlich als Folge von

Artilleriebeschuss. Im Zuge derErrichtung der Grenzanlagen zwi-schen West-Berlin und Potsdamtrug man die letzten Gebäude -reste ab. Das Gelände war nunnicht mehr für die Öffentlichkeitzu gänglich. Nach 1989 bildete sich der

„Förderverein Kongsnæs e.V.“, dersich für die Sanierung und denWiederaufbau einsetzt. Im Zugedessen schafften es die Mitglieder,dass die noch vorhandenen Fun-damente, die Kaimauer undWohngebäude unter Denkmal-schutz gestellt wurden. Seit 1990 steht Kongsnæs als

Teil der „Potsdamer Kulturland-schaft“ unter dem Schutz derUNESCO. 2009 erwarb der Berli-ner Unternehmer Michael Link-kersdorff die Matrosenstation vonder Stadt Potsdam und verpflich-tete sich, diese originalgetreuwiederaufzubauen. Zum Richtfestfür die Ventehalle am 24. März2017 erschien auch der Gesandteder Königlich Norwegischen Bot-schaft, Asbjørn Brandsrud, amJungfernsee. Zukünftig wird die Ventehalle

ein Restaurant mit nordischer undmärkischer Küche beherbergen.An den restaurierten Steganlagenwerden historische Boote ihreLiegeplätze finden. Sogar einmaßstabsgerechter Nachbau der„Royal Louise“ darf dann nachlanger Zeit wieder in dem Hei-mathafen ihrer Vorgängerin aufden Wellen der Havel vor sich hinschaukeln. Silvia Friedrich

Ein Stück Norwegen in Potsdam: Kongsnæs Bild: Friedrich

LEBENSST IL

Norwegische LandzungeDie Matrosenstation Kongsnæs in Potsdam – Skandinavien-Fan Wilhelm II. ließ es bauen

Sicherer HafenNeues Flaggschiff fürs Humboldtforum

Megajacht fürs Humboldtforum: Auslegerboot Bild: SPK / Stefan Müchler

22 Nr. 24 – 15. Juni 2018

Jeder hat sich vielleicht schoneinmal dabei ertappt, dass erbeim Warten an der Super-

marktkasse anderen Käufern inden Einkaufswagen schaute undhat daraus dann Schlüsse auf diebetreffende Person gezogen, dieBerge von Fleisch, Bier, Chips undSchokolade aufs Band stapelte. Diese Art der Beobachtung hat

sich der Soziologe Jörn Höpfneraus beruflichen Gründen zu Eigengemacht. Die Ergebnisse seiner Be-trachtungen hat er in dem Buch„Sag mir, was du kaufst und ich sagdir, wer du bist“ zusammengetra-gen. Der Autor hat an der Hoch-schule für Bildende Künste inBraunschweig zu den Themen Mo-bilität, Gesellschaft und Zukunftgeforscht. Supermärkte seien diePetrischale unserer Gesellschaft,verkündet er und listet in zahlrei-chen Belegen auf, dass unser Ein-kaufsverhaltenviel über unsund unsereRolle in derGese l l scha f taussagt. Fachkundig,

angenehm les-bar und ver-ständlich wer-den hier dieverschiedenensozio log ischrelevanten Mi-lieus und ihrKaufverhaltenvorgestellt.

Um sich an diesem Werk zu la-ben, muss man wirkliches Interes-se an der Thematik haben. Anson-sten werden einige Leser vielleichtenttäuscht sein. Denn man begeg-net auch durchaus trockenerenPassagen. Diese, insbesondere inKapitel zwei und drei, seien abernotwendig, so der Autor. Um Ge-sellschaftsstrukturen analysierenzu können, bedarf es einer gewis-sen Theorie. Keine Frage. Die, diesich dafür begeistern können, er-wartet jedoch ein humoriger Ein-blick in die Gedankenwelt der Ver-treter dieses Berufszweiges. Höpf-ner nimmt die Leser an die Hand,um mit ihnen zusammen Men-schen zu beobachten und inSchubladen zu stecken. Doch,nicht ohne die Bitte, diese offen zulassen, damit die Menschen wiedereine Chance haben, herauszuklet-tern. Silvia Friedrich

Zwei alte Menschen, Eheleu-te Ende 80, werden pflege-bedürftig und müssen sich

mit der Tatsache auseinanderset-zen, dass sie nicht länger im eige-nen Heim in einer Kleinstadt beiMünchen wohnen bleiben kön-nen. Nach ihrem Umzug in einPflegeheim laufen bei ihrem Sohnfortan alle Fäden zusammen, wasKrankhausaufenthalte, Pflege-dienste, Heime, Ärzte und so wei-ter betrifft. Sebastian Schoepp,geboren 1964 und von Berufaußenpolitischer Redakteur der„Süddeutschen Zeitung“, hat einebenso berührendes wie nach-denkliches Buch über seine El-tern geschrieben, über sein Ver-hältnis zu ihnen und den psycho-sozialen Wandel der Generatio-nen. Der Buchtitel „Seht zu, wieihr zurechtkommt. Abschied vonder Kriegsgeneration“ hätte pas-sender kaum gewählt werdenkönnen. Es ist dieser kühle Umgangston,

den die Generation der Kriegskin-der noch von den eigenen Elternkannte und der ihnen dabei half,sich in den Wirtschaftswunder-jahren zu behaupten und eineExistenz aufzubauen. Sie hattenden Krieg mit mehr oder minderschweren Blessuren überstandenund schauten nicht zurück, son-dern nach vorn. Die Grundannah-me der Kriegskinder sei, „immeralles mit sich selbst ausmachen zumüssen“, zitiert der Autor Matthi-as Lohre („Das Erbe der Kriegsen-

kel“). Nur kam dadurch oft dieZärtlichkeit im Umgang mit deneigenen Kindern zu kurz. Das Re-sultat war nicht selten ein distan-ziertes Verhältnis, was auch demAutor nicht fremd war. Den un-überwindlichen Graben zwischensich und den hinfällig gewordenenEltern nimmt er wieder deutlichwahr, als er beginnt, sich intensivum sie zu kümmern. Als seine Eltern pflegebedürftig

wurden, verzich-tete Schoepp dar-auf, eine guteGelegenheit fürsein beruflichesFortkommen zunutzen. Dabei han-delte er aus Pflichtgefühl, wie erbekennt. Die Wiederbegegnungmit seiner Kindheit und Jugendbeginnt für ihn, als er die mit„Tand aus den 50ern“ übervolleDoppelhaushälfte seiner Elternausräumt. Anstatt die alten Briefewegzuwerfen, was er ursprünglichvorhatte, beginnt er, sie zu lesen,kramt Fotos heraus, von denen eretliche in seinem Buch veröffent-licht hat, und begibt sich auf diespannende Reise durch seine fa-miliäre Vergangenheit. Womöglich hat ihn der interna-

tionale Bestseller „Rückkehr nachReims“ des französischen Soziolo-gen Didier Eribon zu dem Wagnisinspiriert, die Lebensgeschichteseiner Eltern mit einer autobiogra-fischen Selbsterkundung zu ver-binden. Wie Eribon zitiert er Au-

toren, die auf vergleichbarem Feldgeforscht haben wie Baer undFrick-Baer („Kriegserbe in derSeele“) sowie Alexander und Mar-garethe Mitscherlich, deren tief-gründige Analysen zu Alter undKrankheit, Heimat und Familiezur Standardliteratur gehören. Die Menschen der Generation

seiner Eltern hatten es kaum ge-lernt, sich selbst infrage zu stellen.Mit den Verhältnissen im Wohl-

fahrtsstaat konn-ten die abhängigBes chä f t i g tenebenfalls zufrie-den sein – viel-leicht ein weite-

rer Grund dafür,dass so viele, wie auch seine El-tern, nur karge Sozialkontaktepflegten. Die Kriegsenkel warendie ersten, welche sich in derNachfolge des Rheinischen Kapita-lismus LudwigErhards seitden 1990erJahren demTrend ausge-setzt sahen,dass das staat-liche Wohl-fahrtsverspre-chen der Nach-kriegszeit alsL e i s t u n g s -hemmnis ver-teufelt wurde,so Schoepp.„Zehn Jahrespäter war das

System sturmreif geschossen fürGerhard Schröders Agenda 2010,die Existenzangst zur Grundlageder Daseinsvorsorge erhob.“ Schoepps Eltern hatten noch die

Chance der Vermögensbildungdurch Lebensversicherung undZinsen, weshalb der gewaltige Fi-nanzbedarf durch ihre Pflege zu-mindest für eine gewisse Zeit ge-deckt war. Für den Autor war die Ausein-

andersetzung mit der Familienge-schichte nicht nur der Versuch, dieEltern und ihre Ambivalenz zu ver-stehen, sondern auch den gesell-schaftlichen Wandel „vom Auf-stiegsversprechen zur Exklusions-drohung“ (Heinz Bude). Sein Buchist auch eine Fundgrube für The-men der Gegenwart und eines vonwenigen, die man am liebstengleich noch einmal lesen möchte.

Dagmar Jestrzemski

Die „Erklärung 2018“, wel-che nun dem Petitionsaus-schuss des Bundestages

übergeben worden ist (und dortnoch bis zum 20. Juni als „Petition79822“ unterzeichnet werdenkann), hat bereits jetzt reichlichmediale Resonanz gefunden, be-fördert durch eine Reihe unsach-licher Anfeindungen. Ein traurigerTiefpunkt des Ganzen war, dassder Münsteraner Verleger WilhelmHopf in einer beschämenden Artund Weise öffentlich „Selbstkritik“übte und seine Unterschrift zu-rückzog. Dass auf ihn Druck aus-geübt wurde, ist kein Geheimnis. In einem verzweifelten Versuch,

den Blick ins eigene Spiegelbildvielleicht doch einmal wieder wa-gen zu können, gab er bekannt,dass er jedoch die „Zehn Thesen“unterstützen würde, welche dieSPD-Politiker Gunter Weißgerberund Richard Schröder gemeinsam

mit der Grünen-MitbegründerinEva Quistorp im Oktober letztenJahres in der „Welt“ veröffentlichthaben. Dies erstaunt insofern, alsdass deren Vorstellungen über dieGestaltung der Zuwanderungspo-litik in Deutschland weit über dashinausgehen und wesentlichschärfer konturiert sind als die„Erklärung 2018“. Ausgebaut haben die drei Auto-

ren ihre „Zehn Thesen“ mittels deskleinen Buches „WeltoffenesDeutschland?“, wobei jeweils einAutor eine der Thesen näher erör-tert. Bereits im gemeinsamen Vor-wort wird die „Weltoffenheit“ zwarbejaht, dies sei allerdings „nichtdasselbe wie ein Deutschland mitvöllig offenen Grenzen“. Zudemheißt es: „Nicht alles, was Zuwan-derer an Überzeugungen und Ge-wohnheiten mitbringen, berei-chert uns.“ Dass insbesondereWeißgerber und Quistorp sich we-

nig glücklich über die AfD-Erfolgezeigen, war erwartbar – ist aberwohl einer der wenigen hier ange-sprochen Punkte, welcher sie mitden offiziellen Linien ihrer Par-teien verbinden dürfte.Quistorp weist auf die „Schlep-

permafia“ unddas große Pro-blem der Über-bevölkerung inAfrika hin, dasauch PapstFranziskus ig-noriere undwelches kaumdurch Einwan-derung nachEuropa gelöstwerden könne.S c h r ö d e rmacht sich ei-ne eigentlichnaheliegendeAnalogie zu-

nutze: In seiner Wohnung bestim-me er, wem er Zutritt gewähre. Dasmüsse auch für den Staat gelten.Mit uneingeschränkt offenenGrenzen sei auch der Sozialstaatnicht in Einklang zu bringen. Zwarsei – ein beliebter linker Topos –

kein Mensch illegal, es gebe abersehr wohl illegales Handeln. Eben-so greift Schröder einen in denletzten Jahren oft unsinnig ange-stellten Vergleich auf, indem erklar formuliert: „Kein einziger Hu-genotte … oder Vertriebener ist … jeauf die Idee ge-kommen, mög-lichst viele Un-schuldige seinesGastlandes umzu-bringen.“ Eigentlich sind es

viele Selbstverständlichkeiten,aber es tut gut, wenn der TheologeSchröder etwa im Kapitel „Auf-nahmelager sind nicht unbarm-herzig“ ausführt, dass bei Men-schen „jahrhundertealte kulturellePrägungen“ feststellbar seien –und eben nicht Gleichheit alleror-ten. Verallgemeinern wolle ernicht, es gebe aber sehr wohl „Be-obachtungen über Häufigkeiten“.

Dass die EU-Außengrenzennicht genügend gesichert warenund sind, bezeichnet er als „einesder schweren Vergehen der Brüs-seler Wohlfühl-Organisatoren“.Vertrauensverlust wird bei Weiß-gerber angesprochen, allem voran

durch die Stel-lungnahme derBundeskanzle-rin, die deut-schen Grenzenseien nicht zu

kontrollieren undihre – wie sich gerade zeigt, fatale– Festlegung, dass „wir“ das zuschaffen haben.Nicht nur Herrn Hopf, der nach

der Lektüre hoffentlich diesesMal standhaft bleibt, sei das Buchempfohlen – insbesondere, da dieAutoren dieses Mal nicht aus dempolitischen Lager der „üblichenVerdächtigen“ kommen.

Erik Lommatzsch

Eine Woche lang behandeltedie Frankfurter Hauptschul-lehrerin Ingrid Freimuth mit

ihren durchweg türkischstämmi-gen Schülern das Thema Amazo-nas. Dann stellte sie die Aufgabe:Verändert den Satz „Der Amazo-nas ist ein gewaltiger Strom“.Nach langem Gemeinschaftsgrü-beln bietet schließlich Hatice fol-gende Lösung an: „Der Amazonasist ein gewaltiger Elektrisch.“Kaum verwunderlich, dass Frei-muth nach unzähligen Episodensolcher Art eine mehrjährige Aus-zeit auf einer griechischen Inselbenötigte. Anschließend wagte sieden Wiedereinstieg in den deut-schen Schuldienst – und musstefeststellen: Es ist alles noch sehrviel schlimmer geworden. Ausdieser Situation heraus entstandihr nachgerade erschütterndesBuch „Lehrer über dem Limit“.Erschütternd deshalb, weil es

nicht nur die exorbitante Bil-dungsunlust beziehungsweiseauch sprachbedingte Bildungsun-

fähigkeit vieler Migrantenkinderschildert, sondern auch die immerdreisteren Herrenmenschenattitü-den muslimischer Schüler, aufwelche die allermeisten Lehrerund sonstigen Verantwortlichenmit feigen Demutsgesten stattKonsequenz reagieren, wofür dieKnebelwirkung der PolitischenKorrektheit verantwortlich ist. In-folgedessen hat die Mehrzahl derKinder und Jugendlichen aus derMigrantenszene mittlerweilesämtlichen Respekt vor den Päda-gogen hierzulande verloren, wassich unter anderem in sexisti-schen und deutschenfeindlich-rassistischen Beschimpfungenoder gar Gewaltaktionen äußert.Ebenso schildert Freimuth, wie

sehr der hiesige Sozialstaat geradebei der Klientel mit Immigrations-hintergrund jedweden Leistungs-willen abtötet: Soziale Wohltatenfür die Familien sind nicht an dieschulischen Leistungen der Kin-der gebunden, und deshalb musssich auch niemand ernsthaft be-

mühen – außer den Lehrern na-türlich, welche den Auftrag haben,ihre Schüler irgendwie zur Mitar-beit zu motivieren, ohne freilichüber wirksame Sanktionsmöglich-keiten bei Verweigerung oder Auf-sässigkeit zu verfügen. Freimuths Fazit lautet daher:

Man müsse unbedingt aufhören,den Einwanderern und derenSprösslingenmit bedin-gungsloser Ak-zeptanz undunbegrenzterVersorgungs-bere i t scha f tentgegenzu-kommen. Statt„Wir schaffendas!“ sollte esbesser heißen:„Ihr schafft das– strengt Euchgefälligst an!“Und das tätet a t s ä c h l i c hNot, zumal ja

nun immer mehr Kinder von„Flüchtlingen“ an die Schulendrängen. Aber dazu bräuchte eseben den entsprechenden politi-schen Willen. Und der fehlt ganzoffensichtlich, weshalb sowohl un-ser Bildungssystem als auch unse-re Gesellschaft auf eine Katastro-phe gigantischen Ausmaßes zu-steuern. Wolfgang Kaufmann

Wer historische Romane liebtund sich von 1168 Seiten

nicht abschrecken lässt, dem seiKen Folletts Buch „Das Fundamentder Ewigkeit“ empfohlen. Es ist derdritte „Kingsbridge“-Roman nach„Die Säulen der Erde“ und „Die To-re der Welt“, mit denen der briti-sche Autor Weltruhm erlangte. „Das Fundament der Ewigkeit“

ist in der Zeit nach der Reforma-tion im 16. Jahr-hundert angesie-delt. England stehtnach dem Tod vonMary Tudor, diekeine Nachkom-men hat, 1558 aneinem Scheide-weg. Die katholi-sche Maria Stuartund die protestan-tische Elisabethkämpfen um denThron. Der Prota-gonist Ned Wil-lard, der eigentlichKaufmann werden

sollte, wird ihr Berater und Spitzel.Gleichzeitig ist ein Religionskriegentbrannt, der ganz Europa erfasst.Weitere Handlungsstränge spielenin Frankreich und Spanien. Plastisch und spannend schil-

dert Follett Folter, Hinrichtungenund Entwicklungen im 16. Jahr-hundert, die er meisterhaft in realehistorische Begebenheiten ein-flicht. M. Rosenthal-Kappi

BÜCHER IM GESPRÄCH

Autor verzichtetauf Karrierechance

Ein später Versuch, die Eltern zu verstehen Universum Supermarkt

Eine Katastrophe gigantischen AusmaßesEin typischer Follett

Erstaunliche Töne aus unvermuteter Richtung

Sebastian Schoepp:„Seht zu, wie ihr zu-rechtkommt. Ab-schied von derKriegsgeneration“,Westend Verlag,F r a n k f u r t /Ma i n2018, gebunden, 288 Seiten, 22 Euro

Jörn Höpfner: „Sagmir, was du kaufst,und ich sag dir, werdu bist“, GoldmannVerlag, München2018, broschiert,224 Seiten, 12 Euro

Ingrid Freimuth:„Lehrer über demLimit. Warum dieIntegration schei-tert“, Europa Ver-lag, München 2018,broschiert, 239 Sei-ten, 16,90 Euro

Eva Quistorp/Richard Schrö-der/Gunter Weiß-gerber: „Weltoffe-nes Deutschland?Zehn Thesen, dieunser Land verän-dern“, Herder Ver-lag, Freiburg 2018,gebunden, 144 Sei-ten, 16 Euro

Ken Follett: „DasFundament derEwigkeit“, Lüb-be Verlag, Köln2017, gebunden,1168 Seiten, 36 Euro

Kritik an offenen Grenzen

Nr. 24 – 15. Juni 2018 23ANZEIGE RAUTENBERG BUCHHANDLUNG

24 Nr. 24 – 15. Juni 2018

MELDUNGEN MEINUNGEN

Jetzt knallt’s!Warum Seehofer diesmal Ernst machen muss, wie Merkel ihre Anhänger verzückt, und wie hart der Rechtsstaat durchgreift / Der satirische Wochenrückblick mit HANS HECKEL

Freunde, hätten wir gedacht,dass das doch noch mal sospannend wird? Kanzlerin

Merkel und ihr InnenministerSeehofer haben einen dramati-schen Kollisionskurs eingeschla-gen. Er will Asylsucher, die voneinem sicheren Land aus ansGrenztor klopfen, zurückschik-ken. Ebenso soll laut Seehoferkeiner mehr hereinkommen, des-sen Asylbegehren schon einmalabgelehnt wurde. Merkel will bei-des ausdrücklich nicht und weiterjedermann über die Grenze las-sen, der es wünscht.Am liebsten wäre allen Beteilig-

ten ein glitschiger Kompromiss,nach dem alles so ähnlich aus-sieht, wie es Seehofer fordert, da-bei aber in Wahrheit so funktio-niert, wie es Merkel anstrebt. Alsogenauso wie bisher: hereinspa-ziert, hereinspaziert!Nur fehlt uns im Moment die

Phantasie, wie so ein fauler Zau-ber praktisch funktionieren könn-te. Wie soll man jemanden halbreinlassen und halb abweisen?2015 hatte Seehofer schon mehr-fach mit Kollision gedroht, da-nach aber jedes Mal beigedreht,was ihm den Spitznamen „Dreh-hofer“ eingetragen hat. Wahrlichkeine Zierde.Sollte der CSU-Chef dieses Ma-

növer kurz vor der Bayernwahl imOktober noch einmal aufführen,winkt seinen Leuten ein Debakel.Die elenden 38,8 Prozent, die dieCSU bei der Bundestagswahl inBayern eingeholt hat, würden sichnachträglich wie ein tolles Ergeb-nis anfühlen.Daher bleibt Seehofer eigent-

lich nur noch die Wahl zwischen„High Noon“ und Hose runter. Esdürfte also knallen.Dabei hörte sich die Sache zu-

nächst harmlos an. Bei der ganzreizend verlaufenen Günstlings-Audienz, die sie Anne Will ge-währt hat, sagte Merkel zu Seeho-fers Plan: „Wir sind dazu im Ge-spräch“, da wolle sie „nicht vor-greifen“. Im Gespräch? Auf Mer-keldeutsch bedeutet das nichtsanderes als „Papierkorb“. Undzwar ganz ohne tarnendes Bei-werk. Wenn Merkel ein Vorhabenwenigstens sanft beerdigen will,spricht sie davon, dass wir daschon einiges „auf den Weg ge-bracht“ hätten, soll heißen: Brau-chen Sie gar nicht mehr hinzu-

gucken, läuft schon. Läuft natür-lich nicht, doch wenn keinermehr hinguckt, weil sich alle vonder Kanzlerin haben einseifen las-sen, merkt es niemand.Und nun? Bricht die CSU aus

der Koalition aus, wenn Seehofersich nicht durchsetzen kann? Zer-bricht die Fraktionsgemeinschaftmit der CDU, wenn die Kanzlerinstur bleibt? Das wird aufregend!Anne Wills Sendung vergange-

nen Sonntag war übrigens wirk-lich eine wunderbare Erfahrung:Die Zuschauer saßen so andächtigbegeistert da wie Teilnehmer aneinem US-amerikanischen Er-weckungsgottesdienst. Will, dieKanzlerin und ihr Publikum ver-schmolzen zu ei-ner symbioti-schen Einheitder mit der Weltund sich selbstZ u f r i e d e n en .Wie Manna ver-zehrten die Zu-schauer die sei-d e n w e i c h e nWortwolken ih-rer Priesterin. Und doch hatte man manchmal

den Verdacht, dass hinter der brä-sigen Entspanntheit etwas flak-kerte, ein Hauch von tiefer Verun-sicherung, eine Ahnung von derFadenscheinigkeit von MerkelsWohl- und Wonne-Versprechen.Diese Ahnung aber wird nieder-gerungen durch das feste, fast fa-natische Verlangen, Merkel zuglauben und zu folgen. Was sollaus uns werden − ohne Mutti?In unsicheren Tagen ist der Be-

darf an festen Glaubenssätzen be-sonders hoch, egal, wie wirklich-keitsfremd und idiotisch sie je-dem vernünftigen Menschenauch erscheinen mögen. Im ARD-„Morgenmagazin“ konnten wirvergangenen Montag lernen, dassder mutmaßliche Mörder der14-jährigen Susanna zwischen-zeitlich in den Irak „zurückge-flüchtet“ war, wo man ihn dannschnappte.Wer „zurückgeflüchtet“ sagt, der

unterstellt immer noch, dass AliBashar A. ursprünglich nachDeutschland „geflüchtet“ ist, ein„Schutzsuchender“ demnach.Nun ist bombenfest dokumen-tiert, dass der Mann keineswegsschutzbedürftig war, sondernselbst eine Bedrohung darstellte,

dass er aus einem sicheren Teildes kurdischen Irak mit seinemClan illegal nach Deutschland ge-kommen ist. Doch im „Morgen-magazin“ bleibt er ein „Geflüchte-ter“, ganz egal, was er wirklich imSchilde führt. Rührend, diese un-verbrüchliche Treue zum einmalgewählten Irrtum.Verständlicherweise kommt der

Wirbel um diesen grässlichenMord zur absoluten Unzeit. Selbstdie undurchdringliche Merkel hatkeinen Weg gefunden, wie sie die-se Folge ihrer Grenzöffnungim üblichen Schwafelbreirückstandsfrei versenken kann.Bei Anne Will nannte sie das „ab-scheuliche Vorkommnis“ eine

„Aufforderungan uns alle, dieIntegration sehrernst zu neh-men“.Ach du liebe

Zeit! Damit hatsie sich eine Blö-ße gegeben, dieihr sonst nichtso leicht wider-

fährt. Wieso soll man jemanden„integrieren“, der sowieso abge-schoben werden soll? Ali BasharA.s Asylantrag war bereits langevor der Tat abgelehnt worden. Die Antwort: Weil es völlig

wurscht ist, wie der Asylantragausgeht. Weil, wie wir neulichhier schon entdeckt haben, derganze Zirkus nur fürs dumme Pu-blikum abgezogen wird, damitwir glauben, da passiere „Rechts-staat“. Die Wahrheit lautet: Siesollen alle hierbleiben, alle. Des-halb will Merkel ja auch nicht,dass ausnahmsweise erfolgreichAbgeschobene, die wieder her-einwollen, abgewiesen werden.Was den Iraker angeht, so ist

man auch deshalb froh, ihn wie-der hier zu haben, weil ihm in sei-ner Heimat die Todesstrafe droht.Eine unwiderstehliche Botschaftan alle flüchtigen Mörder, denenin ihren Ländern eine ähnlicheBestrafung winkt: Kommt nachDeutschland! Hier seid ihr vordem Strang eures Landes sicher. Man möge bedenken, dass die

halbe Menschheit unter jener„Drohung“ leben muss. Selbst,wer ohnehin gemault hat,Deutschland betreibe bei seinerEinwanderungspolitik eine „Ne-gativauslese“, hatte bestimmt kei-

ne Vorstellung davon, wie gründ-lich wir das machen! Denn tat-sächlich ist die Androhung derTodesstrafe daheim ein Asylgrundin der Bundesrepublik.Gut, die Typen kommen selbst-

verständlich auch bei uns nichtstraffrei davon. Hierzulande drohtihnen die „volle Härte des Rechts-staats“, so wie dem 19-jährigenAhmet R. aus Köln. Der hat den40-jährigen Familienvater Tho-mas K. so hart zu Boden geschla-gen, dass er an einem Schädel-bruch gestorben ist. K. hinterlässtseine Frau und zwei Kinder, neunund 13 Jahre alt. Motiv der Tat? Ahmet K. wollte

seinen Freunden imponieren, ih-ren „Respekt“ erlangen. „Körper-verletzung mit Todesfolge“ hießdas Urteil der Richterin, die denTäter nach der Verhandlung auffreien Fuß setzte.Ja, Sie haben richtig gelesen:

Ahmet K., der ein Menschenlebenauf dem Gewissen hat, verließden Gerichtssaal als freier Mann.Die Richterin ließ ihn mit zweiJahren auf Bewährung ziehen underlegte ihm auf, ein Anti-Aggres-sionstraining zu durchlaufen undregelmäßige Drogentests machenzu lassen. Zur „Strafe“ soll er zu-dem Sozialstunden ableisten,sprich: also Rasenmäen vor derKita oder sowas.Auch solche Urteile kommen

der Kanzlerin gerade nicht gele-gen, die ja gern von der erwähn-ten „Härte des Rechtssaats“ tiri-liert, wenn ein Schutzsuchenderseine Blutspur gezogen hat. Gegen Seehofers Abweise-Plan

holt sie ihren letzten Trumpf ausdem Ärmel: Europa! Denn euro-päisches Recht stehe über deut-schem Recht, und Europa gebietees, dass die Grenze für jeden offensei, so die CDU-Chefin. Das stimmt zwar gar nicht, wes-

halb unsere Partner in der EU jaauch ganz anders verfahren alswir. Aber Europa klingt immer gutund bietet in seinen unübersehba-ren Verästelungen zudem dieChance, das Problem in endlosenVerhandlungen zu verschleppen.Darum geht es der Kanzlerin. Dashat sie gelernt. Merkels Fans beiAnne Will werden die Regierungs-chefin abgöttisch dafür bewun-dern, wie „besonnen“ sie uns durcheine Krise führt, die sie selbst je-den Tag weiter verschärft.

Für die ARD bleibt Ali Bashar A.ein Flüchtling, egal,was er wirklich imSchilde führt

ZUR PERSON

Der Mann derGender-Sterne

Liebe Leser*innen, wollen Sieso angesprochen werden?

Wenn es nach der Berliner Se-natsverwaltung für Justiz, Ver-braucherschutz und Antidiskri-minierung sowie Bundesjustizmi-nisterin Katarina Barley geht,dann soll zukünftig der sogenann-te Genderstern verbindlich in denDuden aufgenommen werden, da-mit sich Frauen sprachlich nichtdiskriminiert fühlen.Mit dem ideologischen Streit

um geschlechtergerechte Sprachehat sich nun in Wien der Rat fürdeutsche Rechtschreibung be-fasst, dem Josef Lange seit Anfang2017 vorsitzt. Der Kultuspolitikeraus Westfalen, der als Staatssekre-tär für Wissenschaft und Kulturerst in Berlin und danach inNiedersachsen Duftmarken ge-setzt hatte, ist im 41-köpfigen Ratzwar selbst nicht stimmberech-tigt, gibt aber den Ton an. Bei der

jüngsten Sit-zung in Wienkonnte sich derRechtschreib -rat, dem Vertre-ter aus allendeutschsprachi-gen Ländern

angehören, noch nicht auf eineEmpfehlung einigen. Man vertag-te sich auf den November.Das ist ganz im Sinne Langes,

der wenig von vorschnellen Ent-scheidungen hält. Das christlichgeprägte CDU-Mitglied – Langehatte unter anderem Theologiestudiert – sitzt ohnehin zwischenden Stühlen. Der Rechtschreib rat,der 2004 nach der desaströsenRechtschreibreform gegründetwurde, ist zum einen um dieReinheit und Lesbarkeit der deut-schen Sprache bemüht. Zum an-deren kennt Lange die Gepflogen-heiten der Politik zu gut, um zuignorieren, von wo der Wind bläst– nämlich von links. Wer nichtunbeliebt sein will, der biedertsich bei den „Bürgern und Bürge-rinnen“ oder „Wählern und Wäh-lerinnen“ an. Egal, was der Rat imNovember empfiehlt, am Endeentscheiden die „Politiker*innen“der deutschsprachigen Staaten.Den Kampf gegen den Stern dürf-te Lange wohl verlieren. H. Tews

Der frühere Bundesinnenmi-nister Hans-Peter Friedrich(CSU) twitterte (12. Juni) nachAngela Merkels Stopp zu HorstSeehofers „Masterplan“:

„Deutschlands Reise in die Re-alität ist also wiedermal ver-schoben. Schade! Wenn Seeho-fer sich nicht durchsetzt, wird esfür Deutschland ein böses Erwa-chen geben.“

Susanne Gaschke, Journali-stin und selbst SPD-Mitglied,verzweifelt in der „Welt“ (11. Ju-ni) an ihrer eigenen Partei:

„Die schlimmste falsche Ant-wort, die die SPD auf eine vomPublikum gar nicht gestellte Fra-ge geben konnte, ist der aktuellePlan zur Erhöhung der staat-lichen Parteienfinanzierung.Dieser Wahnsinn passt zum ga-loppierenden Wirklichkeitsver-lust ... Warum die Belohnung fürpolitische Erfolglosigkeit zusätz-liches Steuergeld sein soll, isträtselhaft. Denkt im SPD-Appa-rat noch irgendjemand an dieAußenwirkung eines solchenHandstreichs?“

Alexander Kissler amüsiertsich im „Cicero“ (11. Juni) überdas TV-Gespräch von Anne Willund Angela Merkel in WillsTalkshow am vergangenenSonntag:

„Das ,Deutschland, in dem wirgut und gerne leben‘ ... es exi-stiert tatsächlich. Es sieht auswie ein ARD-Fernsehstudio ...So taktgenau funkten gesternzwei Herzen im Dreivierteltaktvor gerührtem Publikum, dassdas finale Strahlen, mit dem dieModeratorin die Phantasmago-rie um 22.43 Uhr abschloss, fürjedes Märchenbuch mit Königs-kind und Drache taugte: Am En-de des Regenbogens steht einGoldtopf, Anne Will hat ihn ge-funden, Angela Merkel seiDank.“

Thilo Sarrazin erinnert im„Tagesspiegel“ (4. Juni) an ein,trotz aller Debatten, immernoch akutes Problem:

„Wer einen deutschen Grenz-pfosten erreicht und das WortAsyl aussprechen kann, kannmit mehr als 95 Prozent Wahr-scheinlichkeit auf immer inDeutschland bleiben. Das be-droht die Grundfesten unsererGesellschaft.“

Adam Elnakhal bezeichnetdie derzeitige Entwicklung inDeutschland als neuartigenKrieg. Im Portal „PhilosophiaPerennis“ (9. Juni) warnt er:

„Ein Land, das sich gegen sei-ne Angreifer nicht wehrt, isteinfache Beute. Ein Land, dasden Krieg, der geführt wird,nicht als solchen erkennt, hatihn bereits verloren. SusannaFeldmann ist nicht das erste Op-fer. Sie wird wohl auch nicht dasletzte Opfer ihrer Art in diesemkunterbunten und vielfältigenDeutschland sein.“

Der Chefredakteur des links-nationalen „Compact“-Maga-zins, Jürgen Elsässer, ruft SahraWagenknecht zur Gründung ei-ner eigenen Partei auf (9. Juni):

„Meine Prognose: Sahra undOskar werden sich nicht trauen,eine eigene Partei zu gründen.Aber ich würde mich freuen,wenn ich mich irrte. Die AfDhätte dann endlich einen Koali-tionspartner ... In Italien koaliertja gerade auch eine Rechtspar-tei, die Lega, mit einer Wagen-knecht-ähnlichen Querfront-truppe („Fünf-Sterne-Bewe-gung“). Also, Sahra, trau Dich!“

Berlin – Die „Erklärung 2018“ hatam 8. Juni das erforderliche Quo-rum von 50000 Unterschriften inder Online-Maske des Bundesta-ges erreicht, um nun offiziell alsPetition ins Parlament einge-bracht zu werden. Als Aufruf zurWiederherstellung der rechts-staatlichen Ordnung in Deutsch-land, insbesondere an den Gren-zen, hat die Erklärung mehr als165000 Unterstützer gefunden.Die Initiatorin der Erklärung wieder Petition, PAZ-Autorin VeraLengsfeld, glaubt, dass der zuletztsteile Anstieg der Unterschriften-zahl „wahrscheinlich auch mitdem Tod der 14-jährigen Susannazu tun“ habe. Der mutmaßlicheTäter sei mit der großen Einwan-derungswelle 2015 zu uns gekom-men und weder Kriegsflüchtlingnoch politisch Verfolgter. Er seischnell polizeiauffällig geworden,dennoch habe man ihn nicht ab-geschoben. Verantwortlich dafürsei eine Politik, die eine „humani-täre Ausnahmesituation“ (Merkel)in einen andauernden Ausnahme-zustand überführt habe, „der allerechtsstaatlichen Institutionen ge-fährdet“, so Lengsfeld. H.H.

»Erklärung 2018«:Quorum erfüllt

PANORAMAB

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