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14 ALUMNI SAMSTAG, 9. MÄRZ 2019 Diese Woche hat die Fastenzeit begonnen. Eine scheinheilige oder eine sinnvolle Tradition? „Fasten ist nicht grundlos in allen großen religiö- sen und spirituellen Traditionen ein wichti- ges Tool des Innehaltens und Unterbrechens. Ob scheinheilig oder sinnvoll ist eine Frage der Haltung“, sagt Holztrattner. „Wer fastet, um sich – vor sich selbst oder vor anderen – besonders wichtig oder besonders gläubig darzustellen, kommt wohl in die Nähe des Scheinheiligen. Das hat Jesus seinerzeit schon kritisiert. Wer in unserer überfüllten und übersättigten Ge- sellschaft bewusst Verzicht übt und das ,weniger ist mehr‘ als Lebensmöglichkeit re- flektiert, dessen Ausübung der Tradition scheint mir sinnvoll. Ob es beispielsweise die Stunden vor dem Bildschirm oder den Konsum schädlicher Güter betrifft, ist se- kundär. Beim Fasten geht es um die Frage: Was kann ich tun, um wesentlicher zu le- ben? Welche Freiheiten und Erfahrungen erwarte ich mir, wenn ich bewusst auf etwas verzichte?“ Magdalena Holztrattner wurde 2013 von der Österreichischen Bischofskonferenz zur Direktorin der Katholischen Sozialakademie ernannt und leitet ein zwölfköpfiges Team. Nach vier Jesuiten als Leiter seit der Akade- miegründung 1959 ist sie die erste Frau in dieser Funktion. „Unsere Aufgabe ist die Er- forschung und Weitergabe der Katholischen Soziallehre. Ihre Grundprinzipien wie Soli- darität, Gerechtigkeit bei vorrangiger Option für die Armen und – ganz zentral – die Men- schenwürde kommen nicht erst in den So- zialenzykliken der Päpste zum Ausdruck. Schon in der Bibel geht es um den lebens- ermöglichenden Umgang mit den Armen, den Witwen, den Waisen und Fremden. Der wahre Gottesdienst ist, so der rote Faden bi- blischer Erzählungen, den leidenden Men- schen zu helfen.“ Die Katholische Soziallehre im engeren Sinne ist im 19. Jahrhundert, vor dem Hin- tergrund der industriellen Revolution und den damals konkurrierenden Ideologien des Liberalismus und Sozialismus, entstanden. 1891 veröffentlichte Papst Leo XIII., Arbei- terpapst genannt, unter dem Titel „Rerum Novarum“ die erste Sozialenzyklika. Darin beklagt er die oft sklavenähnliche Lage der Arbeiterschaft, wendet sich aber gegen den Klassenkampf und plädiert für eine Zusam- menarbeit von Arbeitgebern und Arbeitneh- mern. Zentrale Forderungen in „Rerum No- varum“ sind gerechte Löhne und staatlicher Schutz für Arbeitnehmer. Mehr als ein Jahrhundert später bestim- men auch ökologische Fragen die Christ- liche Soziallehre. Papst Franziskus ruft 2015 mit der Enzyklika „Laudato si’“ alle Men- schen zu einem umweltbewussten und auch sozial nachhaltigen Lebens- und Produk- tionsstil auf. Umweltschutz und Armutsbe- kämpfung gehörten untrennbar zusammen, da in der globalisierten Welt die Armen von Öko-Krisen am schlimmsten betroffen seien. „Im Studienplan an der Theologischen Fakultät war die Soziallehre mäßig enthal- ten. Ich habe deshalb extra Lehrgänge be- sucht, auch einen damaligen Kurs der Sozi- alakademie, der mich als Theologin stark geprägt hat. Dazu kamen meine Auslands- aufenthalte, vor allem in Lateinamerika.“ Ihre Überzeugung, dass Glaube und Gerech- tigkeit, Menschenwürde und das gute Le- ben aller untrennbar zusammengehören, fließt in die Bildungs- und Beratungsarbeit ein. Die Sozialakademie versucht, in Lehr- gängen, Prozessbegleitungen und Publika- tionen ethisch reflektierte Haltungen zu vermitteln. „Wir haben auch einen Blog auf BLOG.KSOE.AT, und gerade ist eine Reihe von Videoclips zur Soziallehre on- line gegangen.“ Zielgruppe sind die Diöze- sen ebenso wie Unternehmen und NGOs. „Viel geht über Mundpropaganda. Unsere Kundinnen und Kunden wollen in ihrem Umfeld die soziale Verantwortung bewuss- ter wahrnehmen oder Abläufe beteiligungs- orientierter, konfliktfähiger und gerechter gestalten.“ Aus ihren Erfahrungen möchte Holz- trattner den Studierenden heute raten, mit „Herz, Hand und Hirn“ den Blick über den eigenen kulturellen oder fachlichen Teller- rand zu wagen. „Die Komfortzone in diesem Zusammenhang zu verlassen kann das persönliche wie das fachliche Leben sehr bereichern. Und besonders Theologin- nen und Theologen tun gut, ein zweites berufliches Standbein zu haben.“ Das mache den Horizont für theologische For- schung oder pastorales Engagement reicher und ermögliche, sich in innerer Freiheit beruflich voll einzulassen auf eine Tätig- keit, die oft mit sehr viel Zufriedenheit, Sinn und Gestaltungsmöglichkeit verbun- den ist. Magdalena Holztrattner hat mit dem The- ologiestudium bis zum Doktorat und einem Masterstudium der Multidimensionalen Or- ganisationsberatung an der Uni Kassel ihre Berufswünsche verwirklicht. „Ich wollte im- mer mit Menschen arbeiten. Mit meinem Vater, der als einer der ersten Laientheolo- gen im pastoralen Dienst der Erzdiözese Salzburg arbeitete, hatte ich ein konkretes berufliches Vorbild. Außerdem wurde ich in der sehr aktiven Pfarre Seekirchen am Wal- lersee groß, wodurch mir die Erfahrung ei- ner lebensnahen Kirche quasi in Fleisch und Blut überging.“ Heute ist die katholische Kirche mit viel Kritik von außen und innen konfrontiert. Missbrauchsskandale sind ebenso ein Dau- erthema wie die benachteiligte Stellung der Frau. Leidet ihre Identifikation mit dem Job, dem Arbeitgeber darunter? „Viele Kritik schmerzt mich, viele Kritik teile ich. Es be- steht die Notwendigkeit, aus den Fehlern und Versäumnissen in Vergangenheit und Gegenwart für eine glaubwürdige und le- bendige Zukunft zu lernen.“ In ihren Heimatländern sind Eras- mus-Studierende Botschafter für Salzburg. Die französische Jour- nalistin und Autorin Cécile Bala- voine stellte hier anlässlich der Mozartwoche 2019 ihren Roman „Maestro“ vor. Mit den „Uni- Nachrichten“ sprach sie über Er- innerungen an die Erasmus-Zeit am Fachbereich Germanistik. Cécile Balavoine: Das erste Mal kam ich als Kind nach Salzburg, und diese Stadt war mir sofort vertraut. Vielleicht auch, weil mich Mozart durch meine Kind- heit begleitet hatte, wie einer je- ner unsichtbaren Freunde, die Kinder manchmal erfinden. Die Touristen habe ich damals über- haupt nicht wahrgenommen. Spä- ter, Mitte der 1990er-Jahre, bin ich dann wieder gekommen, um zu studieren. Meine Leidenschaft für Mozart und Salzburg inspi- INSPIRIERENDER ERASMUS-AUFENTHALT IN SALZBURG rierte mich auch zu meinem ers- ten Roman „Maestro“. UN: Ist aus Ihrer Studienzeit etwas in das Buch eingeflossen? Ja, sehr viel sogar. Zum Beispiel die Begegnung mit einer Freun- din, die ich schon als Teenager in Salzburg kennengelernt hatte. Als ich dann im Rahmen meines Eras- mus-Studiums hier im Billroth- Heim gewohnt habe, ist sie mir plötzlich wieder über den Weg gelaufen. UN: Was haben Sie studiert? Ich habe Germanistik studiert, und das war für mich schwierig. Doch mir wurde von vielen Seiten geholfen. Damals waren ja noch nicht so viele internationale Stu- dierende hier in der Stadt. Die erste Woche ist mir schwergefal- len, vor allem, was die administra- tiven Abläufe anging. Plötzlich Autorin Cécile Balavoine. BILD: SN/PLUS war die Stadt nicht mehr so idyl- lisch, wie ich sie in Erinnerung hatte. UN: Sie kamen von einer Pariser Universität. Haben Sie Unterschiede im Lehren und Lernen wahrgenommen? In Frankreich ist der Lehrende der absolute Experte, dem zuge- hört werden muss. Deshalb war ich erstaunt, wie man hier in ei- nem Seminar mitspricht und sei- ne Ideen teilt. Die Professoren wa- ren einfach offener. Ich erinnere mich noch an Karlheinz Rossba- cher, der ein Seminar über Thea- ter gehalten hat. Und an Hans Höller, der eines über Ingeborg Bachmann angeboten hatte. Österreichische Literatur lesen und auch an die Orte reisen zu können, wo sie spielt, war sehr beeindruckend. Meine Ab- schlussarbeit habe ich dann über Mozart als literarische Figur geschrieben. UN: Ihre liebste Erinnerung an den Erasmus-Aufenthalt? Eine gewisse Freiheit und Leich- tigkeit, auch viele neue Leute kennenzulernen. UN: Werden Sie Salzburg erhalten bleiben? Natürlich! Ich komme gerne zu den Festspielen, aber vor allem schreibe ich sehr gerne hier. Am liebsten tue ich das in der Univer- sitätsbibliothek. Da gibt es näm- lich einen kleinen versteckten Platz, wo sich das Fenster in Rich- tung Festspielhaus öffnet. Ich mag diesen Platz einfach. Und Teile meines zweiten Buchs, das gerade in Arbeit ist, sind auch dort entstanden. Salzburg finde ich wirklich inspirierend. Claudia Dabringer Theologie und Organisations- beratung Die Direktorin der Katholischen Sozialakademie Österreichs ist Absolventin der Uni Salzburg. Für Magdalena Holztrattner, die hier Theologie und Romanistik studierte, muss sich Christentum im Alltag bewähren. JOSEF LEYRER BILD: SN/STEFAN ZAMISCH

S A M S T A G , 9 . M Ä R Z 2 0 1 9 Theologie und ...alumni.sbg.ac.at/Holztratt.pdf · hat Jesus seinerzeit schon kritisiert. Wer in unserer überfüllten und übersättigten Ge-sellschaft

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Page 1: S A M S T A G , 9 . M Ä R Z 2 0 1 9 Theologie und ...alumni.sbg.ac.at/Holztratt.pdf · hat Jesus seinerzeit schon kritisiert. Wer in unserer überfüllten und übersättigten Ge-sellschaft

14 ALUMNI SAMSTAG, 9. MÄRZ 2019

Diese Woche hat dieFastenzeit begonnen.Eine scheinheiligeoder eine sinnvolleTradition? „Fastenist nicht grundlos in

allen großen religiö-sen und spirituellen

Traditionen ein wichti-ges Tool des Innehaltens

und Unterbrechens. Ob scheinheilig odersinnvoll ist eine Frage der Haltung“, sagtHolztrattner. „Wer fastet, um sich – vor sichselbst oder vor anderen – besonders wichtigoder besonders gläubig darzustellen, kommtwohl in die Nähe des Scheinheiligen. Dashat Jesus seinerzeit schon kritisiert. Wer inunserer überfüllten und übersättigten Ge-sellschaft bewusst Verzicht übt und das,weniger ist mehr‘ als Lebensmöglichkeit re-flektiert, dessen Ausübung der Traditionscheint mir sinnvoll. Ob es beispielsweisedie Stunden vor dem Bildschirm oder denKonsum schädlicher Güter betrifft, ist se-kundär. Beim Fasten geht es um die Frage:Was kann ich tun, um wesentlicher zu le-ben? Welche Freiheiten und Erfahrungenerwarte ich mir, wenn ich bewusst auf etwasverzichte?“

Magdalena Holztrattner wurde 2013 vonder Österreichischen Bischofskonferenz zurDirektorin der Katholischen Sozialakademieernannt und leitet ein zwölfköpfiges Team.Nach vier Jesuiten als Leiter seit der Akade-miegründung 1959 ist sie die erste Frau indieser Funktion. „Unsere Aufgabe ist die Er-forschung und Weitergabe der KatholischenSoziallehre. Ihre Grundprinzipien wie Soli-darität, Gerechtigkeit bei vorrangiger Optionfür die Armen und – ganz zentral – die Men-schenwürde kommen nicht erst in den So-zialenzykliken der Päpste zum Ausdruck.Schon in der Bibel geht es um den lebens-ermöglichenden Umgang mit den Armen,den Witwen, den Waisen und Fremden. Derwahre Gottesdienst ist, so der rote Faden bi-blischer Erzählungen, den leidenden Men-schen zu helfen.“

Die Katholische Soziallehre im engerenSinne ist im 19. Jahrhundert, vor dem Hin-tergrund der industriellen Revolution undden damals konkurrierenden Ideologien desLiberalismus und Sozialismus, entstanden.1891 veröffentlichte Papst Leo XIII., Arbei-terpapst genannt, unter dem Titel „RerumNovarum“ die erste Sozialenzyklika. Darinbeklagt er die oft sklavenähnliche Lage derArbeiterschaft, wendet sich aber gegen denKlassenkampf und plädiert für eine Zusam-menarbeit von Arbeitgebern und Arbeitneh-mern. Zentrale Forderungen in „Rerum No-varum“ sind gerechte Löhne und staatlicherSchutz für Arbeitnehmer.

Mehr als ein Jahrhundert später bestim-men auch ökologische Fragen die Christ-liche Soziallehre. Papst Franziskus ruft 2015mit der Enzyklika „Laudato si’“ alle Men-schen zu einem umweltbewussten und auchsozial nachhaltigen Lebens- und Produk-tionsstil auf. Umweltschutz und Armutsbe-kämpfung gehörten untrennbar zusammen,

da in der globalisierten Welt die Armen vonÖko-Krisen am schlimmsten betroffenseien.

„Im Studienplan an der TheologischenFakultät war die Soziallehre mäßig enthal-ten. Ich habe deshalb extra Lehrgänge be-sucht, auch einen damaligen Kurs der Sozi-alakademie, der mich als Theologin starkgeprägt hat. Dazu kamen meine Auslands-aufenthalte, vor allem in Lateinamerika.“Ihre Überzeugung, dass Glaube und Gerech-tigkeit, Menschenwürde und das gute Le-ben aller untrennbar zusammengehören,fließt in die Bildungs- und Beratungsarbeitein.

Die Sozialakademie versucht, in Lehr-gängen, Prozessbegleitungen und Publika-tionen ethisch reflektierte Haltungen zuvermitteln. „Wir haben auch einen Blogauf BLOG.KSOE.AT, und gerade ist eineReihe von Videoclips zur Soziallehre on-line gegangen.“ Zielgruppe sind die Diöze-sen ebenso wie Unternehmen und NGOs.„Viel geht über Mundpropaganda. UnsereKundinnen und Kunden wollen in ihremUmfeld die soziale Verantwortung bewuss-ter wahrnehmen oder Abläufe beteiligungs-orientierter, konfliktfähiger und gerechtergestalten.“

Aus ihren Erfahrungen möchte Holz-trattner den Studierenden heute raten, mit„Herz, Hand und Hirn“ den Blick über deneigenen kulturellen oder fachlichen Teller-rand zu wagen. „Die Komfortzone indiesem Zusammenhang zu verlassen kanndas persönliche wie das fachliche Lebensehr bereichern. Und besonders Theologin-nen und Theologen tun gut, ein zweitesberufliches Standbein zu haben.“ Dasmache den Horizont für theologische For-schung oder pastorales Engagement reicherund ermögliche, sich in innerer Freiheitberuflich voll einzulassen auf eine Tätig-keit, die oft mit sehr viel Zufriedenheit,Sinn und Gestaltungsmöglichkeit verbun-den ist.

Magdalena Holztrattner hat mit dem The-ologiestudium bis zum Doktorat und einemMasterstudium der Multidimensionalen Or-ganisationsberatung an der Uni Kassel ihreBerufswünsche verwirklicht. „Ich wollte im-mer mit Menschen arbeiten. Mit meinemVater, der als einer der ersten Laientheolo-gen im pastoralen Dienst der ErzdiözeseSalzburg arbeitete, hatte ich ein konkretesberufliches Vorbild. Außerdem wurde ich inder sehr aktiven Pfarre Seekirchen am Wal-lersee groß, wodurch mir die Erfahrung ei-ner lebensnahen Kirche quasi in Fleisch undBlut überging.“

Heute ist die katholische Kirche mit vielKritik von außen und innen konfrontiert.Missbrauchsskandale sind ebenso ein Dau-erthema wie die benachteiligte Stellung derFrau. Leidet ihre Identifikation mit dem Job,dem Arbeitgeber darunter? „Viele Kritikschmerzt mich, viele Kritik teile ich. Es be-steht die Notwendigkeit, aus den Fehlernund Versäumnissen in Vergangenheit undGegenwart für eine glaubwürdige und le-bendige Zukunft zu lernen.“

In ihren Heimatländern sind Eras-mus-Studierende Botschafter fürSalzburg. Die französische Jour-nalistin und Autorin Cécile Bala-voine stellte hier anlässlich derMozartwoche 2019 ihren Roman„Maestro“ vor. Mit den „Uni-Nachrichten“ sprach sie über Er-innerungen an die Erasmus-Zeitam Fachbereich Germanistik.

Cécile Balavoine: Das erste Malkam ich als Kind nach Salzburg,und diese Stadt war mir sofortvertraut. Vielleicht auch, weilmich Mozart durch meine Kind-heit begleitet hatte, wie einer je-ner unsichtbaren Freunde, dieKinder manchmal erfinden. DieTouristen habe ich damals über-haupt nicht wahrgenommen. Spä-ter, Mitte der 1990er-Jahre, binich dann wieder gekommen, umzu studieren. Meine Leidenschaftfür Mozart und Salzburg inspi-

INSPIRIERENDER ERASMUS-AUFENTHALT IN SALZBURG

rierte mich auch zu meinem ers-ten Roman „Maestro“.

UN: Ist aus Ihrer Studienzeitetwas in das Buch eingeflossen?Ja, sehr viel sogar. Zum Beispieldie Begegnung mit einer Freun-din, die ich schon als Teenager inSalzburg kennengelernt hatte. Alsich dann im Rahmen meines Eras-mus-Studiums hier im Billroth-Heim gewohnt habe, ist sie mirplötzlich wieder über den Weggelaufen.

UN: Was haben Sie studiert?Ich habe Germanistik studiert,und das war für mich schwierig.Doch mir wurde von vielen Seitengeholfen. Damals waren ja nochnicht so viele internationale Stu-dierende hier in der Stadt. Dieerste Woche ist mir schwergefal-len, vor allem, was die administra-tiven Abläufe anging. Plötzlich Autorin Cécile Balavoine. BILD: SN/PLUS

war die Stadt nicht mehr so idyl-lisch, wie ich sie in Erinnerunghatte.

UN: Sie kamen von einerPariser Universität. HabenSie Unterschiede im Lehrenund Lernen wahrgenommen?In Frankreich ist der Lehrendeder absolute Experte, dem zuge-hört werden muss. Deshalb warich erstaunt, wie man hier in ei-nem Seminar mitspricht und sei-ne Ideen teilt. Die Professoren wa-ren einfach offener. Ich erinneremich noch an Karlheinz Rossba-cher, der ein Seminar über Thea-ter gehalten hat. Und an HansHöller, der eines über IngeborgBachmann angeboten hatte.Österreichische Literatur lesenund auch an die Orte reisen zukönnen, wo sie spielt, war sehrbeeindruckend. Meine Ab-schlussarbeit habe ich dann

über Mozart als literarische Figurgeschrieben.

UN: Ihre liebste Erinnerungan den Erasmus-Aufenthalt?Eine gewisse Freiheit und Leich-tigkeit, auch viele neue Leutekennenzulernen.

UN: Werden Sie Salzburgerhalten bleiben?Natürlich! Ich komme gerne zuden Festspielen, aber vor allemschreibe ich sehr gerne hier. Amliebsten tue ich das in der Univer-sitätsbibliothek. Da gibt es näm-lich einen kleinen verstecktenPlatz, wo sich das Fenster in Rich-tung Festspielhaus öffnet. Ichmag diesen Platz einfach. UndTeile meines zweiten Buchs, dasgerade in Arbeit ist, sind auchdort entstanden. Salzburg findeich wirklich inspirierend.

Claudia Dabringer

Theologie undOrganisations-

beratungDie Direktorin der Katholischen Sozialakademie

Österreichs ist Absolventin der Uni Salzburg.Für Magdalena Holztrattner, die hier Theologie

und Romanistik studierte, muss sich Christentumim Alltag bewähren.

JOSEF LEYRER

BILD

:SN/

STEF

ANZA

MIS

CH