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Mit der vollständigen Mechanisierung der Getreide- produktion und der automatischen Backwarenher- stellung in den 1950er-Jahren stieg der Bedarf an A-Sorten. In der Folgezeit wurden Backqualität und hohe Ertragsleistung bei kürzerem Wuchs immer bes- ser kombiniert. „Für diese Zeit stehen die Erfolgs- sorten Jubilar, Diplomat und Kanzler“, so Hartl. Züchtungsfortschritt bringt Selbstversorgung Mit der Kombination gesteigerter Ertragsleistung und Qualität war gegen Ende der 1970er-Jahre die Selbstversorgung bei Qualitätsweizen erreicht. „Die Erfolge im Bereich der Elitequalität mit Monopol und Bussard, zugelassen 1975 und 1980, unterstrei- chen dies“, erläutert Hartl. In den 1980er-Jahren stieg die Zahl ertragreicherer A- und E-Weizen an. Heute stehen mehr als 150 zugelassene Weizen- sorten für Sortenvielfalt. Weiteren Züchtungsfort- schritt für die Zukunft versprechen Hybridzüchtung und Genomforschung. Weizen stammt ursprünglich aus der Region des „fruchtbaren Halbmondes“ im Nahen Osten (s. Skizze). Seine Urformen sind Einkorn und Emmer, die beide zu Kulturformen entwickelt wurden. „Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts prägten Landsorten den Win- terweizenanbau“, beschreibt Dr. Lorenz Hartl vom In- stitut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft die Aus- gangssituation in Deutschland. Nachdem die Auslese von Landsorten erschöpft war, begannen die Züchter mit der Kreuzungszüchtung. Beispielhaft dafür steht Rimpaus früher Bastard, der die Frühreife des ameri- kanischen Landweizens mit den höheren Kornerträ- gen des englischen Squarehead-Weizen vereinigte. „Einige wichtige Sorten sind aus Kombinationen von genetischem Material entstanden, das von außerhalb des Zuchtgebietes stammte“, sagt Hartl, der an der Auswahl des Sortiments für den Schauversuch des GFS beteiligt war. „Beispielsweise entstand 1930 Tas- silo durch die Einkreuzung der französischen Varietät Arras in bayerisches Zuchtmaterial.“ Regionale Schwerpunkte Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen die pri- vaten deutschen Züchter ihre Zuchtprogramme. In Süddeutschland verbesserten sie die gute Back- qualität heimischer Landsorten weiter. In Nord- deutschland wurden auf der Basis von Squarehead- Kreuzungen intensivere, ertragreichere Weizentypen favorisiert. Weizenschauversuch und vieles mehr Jetzt ist es so weit! Seit Monaten laufen unsere Vorbereitungen für die DLG-Feldta- gen in Bernburg-Strenzfeld – jetzt können wir Sie empfangen: Herzlich willkommen am Stand des Gemeinschaftsfonds Saatge- treide! Diese sechsseitige Extra-Ausgabe von Saat-Gut! beschreibt ausführlich die 13 Sorten des Weizen-Demonstrationsver- suchs und ordnet sie in die Entwicklungs- phasen der deutschen Weizenzüchtung der vergangenen 100 Jahre ein. Zudem gibt es bei den regelmäßigen Führungen von Dr. Erich Knopf viel Wissenswertes zu er- fahren. Nutzen Sie die Angebote und sagen Sie uns Ihre Meinung – am Stand F25 sind wir für Sie da! Neben Informationen zu den Ursprüngen der Weizenzüchtung hält diese Ausgabe Aktuelles zur Bedeutung des Weizens be- reit. Auch die weiteren Aufgaben des GFS wie das Qualitätssicherungssystem für Z-Saatgut und die Zukunftssicherung des Getreideanbaus durch Z-Saatgut kommen nicht zu kurz. Wir freuen uns, mit Ihnen darüber zu sprechen. Ihre Belinda Giesen-Druse Von Wildformen zu modernen Sorten Eindrucksvolles Ergebnis von über 100 Jahren Züchtungsleistung Kurz notiert Auf den dreizehnten DLG-Feldtagen sind vom 19. bis 21. Juni 2012 in Bernburg- Strenzfeld 303 Aussteller vertreten, über 100 davon beteiligen sich im 18 Hektar großen Versuchsfeld. Saat-Gut! Heutige Weizensorten stehen für erfolgreiche Züchtung – nicht nur in jüngerer Zeit sondern seit über 100 Jahren. Die Erfolgsgeschichte umfasst die Ursprünge der Kreuzungszüchtung sowie die immer bessere Kombination von Backqualität und Ertrag. Für den aktuellen Fortschritt in der Züch- tung stehen moderne Sorten mit höchster Leistungsfähigkeit unter Extrembedingungen. Der Newsletter des Gemeinschaftsfonds Saatgetreide Extra-Ausgabe

Saat-Gut! · 2021. 1. 27. · tung stehen moderne Sorten mit höchster Leistungsfähigkeit unter Extrembedingungen. V i ... Marksman Urban Kanzler · 1980 Rektor Kronjuwel Esket Solitär

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Mit der vollständigen Mechanisierung der Getreide-produktion und der automatischen Backwarenher-stellung in den 1950er-Jahren stieg der Bedarf anA-Sorten. In der Folgezeit wurden Backqualität undhohe Ertragsleistung bei kürzerem Wuchs immer bes-ser kombiniert. „Für diese Zeit stehen die Erfolgs-sorten Jubilar, Diplomat und Kanzler“, so Hartl.

Züchtungsfortschritt bringt SelbstversorgungMit der Kombination gesteigerter Ertragsleistung undQualität war gegen Ende der 1970er-Jahre dieSelbstversorgung bei Qualitätsweizen erreicht. „DieErfolge im Bereich der Elitequalität mit Monopol undBussard, zugelassen 1975 und 1980, unterstrei-chen dies“, erläutert Hartl. In den 1980er-Jahrenstieg die Zahl ertragreicherer A- und E-Weizen an.Heute stehen mehr als 150 zugelassene Weizen-sorten für Sortenvielfalt. Weiteren Züchtungsfort-schritt für die Zukunft versprechen Hybridzüchtungund Genomforschung.

Weizen stammt ursprünglich aus der Region des„fruchtbaren Halbmondes“ im Nahen Osten (s. Skizze).Seine Urformen sind Einkorn und Emmer, die beidezu Kulturformen entwickelt wurden. „Bis zum Endedes 19. Jahrhunderts prägten Landsorten den Win-terweizenanbau“, beschreibt Dr. Lorenz Hartl vom In-stitut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an derBayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft die Aus-gangssituation in Deutschland. Nachdem die Auslesevon Landsorten erschöpft war, begannen die Züchtermit der Kreuzungszüchtung. Beispielhaft dafür stehtRimpaus früher Bastard, der die Frühreife des ameri-kanischen Landweizens mit den höheren Kornerträ-gen des englischen Squarehead-Weizen vereinigte.„Einige wichtige Sorten sind aus Kombinationen vongenetischem Material entstanden, das von außerhalbdes Zuchtgebietes stammte“, sagt Hartl, der an derAuswahl des Sortiments für den Schauversuch desGFS beteiligt war. „Beispielsweise entstand 1930 Tas-silo durch die Einkreuzung der französischen VarietätArras in bayerisches Zuchtmaterial.“

Regionale SchwerpunkteZu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen die pri-vaten deutschen Züchter ihre Zuchtprogramme. InSüddeutschland verbesserten sie die gute Back-qualität heimischer Landsorten weiter. In Nord-deutschland wurden auf der Basis von Squarehead-Kreuzungen intensivere, ertragreichere Weizentypenfavorisiert.

Weizenschauversuch und vieles mehrJetzt ist es so weit! Seit Monaten laufenunsere Vorbereitungen für die DLG-Feldta-gen in Bernburg-Strenzfeld – jetzt könnenwir Sie empfangen: Herzlich willkommenam Stand des Gemeinschaftsfonds Saat ge-treide! Diese sechsseitige Extra-Ausgabevon Saat-Gut! beschreibt ausführlich die 13 Sorten des Weizen-Demonstrationsver-suchs und ordnet sie in die Entwicklungs-phasen der deutschen Weizenzüchtung dervergangenen 100 Jahre ein. Zudem gibt es bei den regelmäßigen Führungen vonDr. Erich Knopf viel Wissenswertes zu er-fahren. Nutzen Sie die Angebote und sagenSie uns Ihre Meinung – am Stand F25 sindwir für Sie da!

Neben Informationen zu den Ursprüngender Weizenzüchtung hält diese AusgabeAktuelles zur Bedeutung des Weizens be-reit. Auch die weiteren Aufgaben des GFSwie das Qualitätssicherungssystem für Z-Saatgut und die Zukunftssicherung desGetreideanbaus durch Z-Saatgut kommennicht zu kurz. Wir freuen uns, mit Ihnendarüber zu sprechen.

Ihre

Belinda Giesen-Druse

Von Wildformen zu modernen SortenEindrucksvolles Ergebnis von über 100 Jahren Züchtungsleistung

Kurz notiertAuf den dreizehnten DLG-Feldtagen sindvom 19. bis 21. Juni 2012 in Bernburg-Strenzfeld 303 Aussteller vertreten, über100 davon beteiligen sich im 18 Hektargroßen Versuchsfeld.

Saat-Gut!

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Heutige Weizensorten stehen für erfolgreiche Züchtung – nicht nur in jüngerer Zeit sondern seitüber 100 Jahren. Die Erfolgsgeschichte umfasst die Ursprünge der Kreuzungszüchtung sowie dieimmer bessere Kombination von Backqualität und Ertrag. Für den aktuellen Fortschritt in der Züch-tung stehen moderne Sorten mit höchster Leistungsfähigkeit unter Extrembedingungen.

V. i. S. d. P.: Belinda Giesen-Druse

GFS Gemeinschaftsfonds SaatgetreideTel. 0228-9858110 · Fax [email protected]

Züchtungsfortschritt hat nur dann einen praktischenWert, wenn er auf den Feldern der Landwirte an-kommt. Qualitätssaatgut ist Grundvoraussetzung fürden Betriebserfolg im Getreideanbau. Alle Beteilig-ten der deutschen Saatgutwirtschaft haben sich da-her im Qualitätssicherungssystem für Z-Saatgut (QSS)zusammengeschlossen.

Zwei Säulen geben SicherheitDas QSS ist ein brancheneigener, für alle Saatgutproduzierenden Betriebe geltender Standard. DasSystem umfasst zwei Bewertungssäulen: die Saat-gutqualität und die Qualitätsfähigkeit der Aufberei-tung. Beide gemeinsam führen zu einer Qualitätsein-stufung des Betriebes. Die Aufbereitungsbetriebe wer-den in den Stufen A – qualitätsfähig, B – bedingtqualitätsfähig und C – nicht qualitätsfähig bewertet.

Die Saatgutqualität wird anhand von Proben er-mittelt, die im Betrieb aufbereitet und gebeizt wurden.Die Untersuchungskriterien sind Keimfähigkeit, tech-nische Reinheit, Fremdbesatz, Sortierung und Beiz-qualität. Für die Qualitätsfähigkeit eines Aufberei-tungsbetriebes werden alle Prozesse bewertet, diedie Saatgutaufbereitung beeinflussen: verantwortli-ches Personal, Vermehrung, technische Ausstattung,Beizmittelmanagement, Fertigware, Abnehmer, Re-klamationsmanagement.

Auditierung und TransparenzRegelmäßige Auditierungen überprüfen die betrieb-lichen Ergebnisse der Saatgutqualität und der Beur-teilung der Qualitätsfähigkeit. Erforderliche Verbes-serungen des internen Qualitätsmanagements sinddurch den Betrieb zügig zu erbringen. Die Ergeb-nisse des QSS sind für alle am System teilnehmen-den Betriebe transparent.

Die Weizenzüchtung der Zukunft steht vor großenHerausforderungen. Mit dem prognostizierten Kli-mawandel, der weiter wachsenden Weltbevölkerungund der steigenden Bedeutung der Bioenergie ent-stehen neue Schwerpunkte für Züchter und Land-wirte. Daneben bleibt die grundsätzliche Aufgabe un-verändert: Zukünftige Weizensorten müssen hoheErntequalität und Resistenz gegen Krankheitserre-ger mit bester Ertragsleistung kombinieren.

Moderne Lösungen stehen bereitGute Ansätze für weiteren Züchtungsfortschritt beiWeizen sind vorhanden. Züchter und Wissenschaft-ler arbeiten beispielsweise an molekulargenetischenMethoden, die eine gezielte Auswahlt der Kreu-zungseltern erleichtern. Auch ein besseres Ver-ständnis von Phytohormonen und eine optimiertePhotosyntheseleistung dienen der Steigerung desErtragspotentials. Die Regulation des Blühzeitpunk-tes kann die Widerstandsfähigkeit gegen Stressfak-toren wie Frühsommertrockenheit erhöhen.

Refinanzierung unverzichtbarUm die viel versprechenden Lösungsansätze er-folgreich zu vernetzen, benötigt die Pflanzenzüch-tung geeignete Rahmenbedingungen wie einen wirk-

samen Sortenschutz, damit Investitionen in Züch-tungsfortschritt gesichert sind. In diesem Sinn ist derEinsatz von Z-Saatgut neuer, innovativer Sorten diebeste Investition in die Zukunft.

Zwei Prozent mit großer Wirkung

Der Anteil der Lizenzgebühren für Z-Saatgut an denGesamtkosten, die für die Produktion von Weizenentstehen, liegt bei nur zwei Prozent. Ein kleiner Be-trag mit großer Wirkung, denn allein über 50 Pro-zent des Ertragsfortschritts sind auf Pflanzenzüch-tung zurückzuführen. Diese ist wiederum auf eineangemessene Refinanzierung ihrer aufwendigen For-schungs- und Entwicklungsarbeit angewiesen.

Z-Saatgut steht für die Zukunftsinitiative der deut-schen Saatgutwirtschaft. Sie sorgt für Perspektiveim Getreideanbau. Die Entscheidung für Z-Saatgutist gleichzeitig die Entscheidung für züchterischenFortschritt und hohe Saatgutqualität auch in Zukunft!

Forschen für leistungsstarke SortenMit konsequenter Forschung und Entwicklung schafftdie Pflanzenzüchtung neue, leistungsstarke Sorten mit

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Der Newsletter des Gemeinschaftsfonds Saatgetreide Extra-Ausgabe

1930

Zulassungsjahr

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000

Carsten VRimpaus fr. Bastard · 1888

SchwedischeSorten

Englischer Square head-Weizen

RussischerLandweizen

FranzösischerLandweizen

Traublinger braunerLandweizen

Früher roter amerika-nischer Landweizen(russische Herkunft)

Arras Langs Trubilo

Tassilo · 1930Heine II

BLE 206 Svalöfs Kronen

Derenburger SilberFirlbeck I Taca

WalthariHeine IV · 1940

Panzer II Sonne II

Carstacht

Heine VII · 1950

Heine VI

Format

Consul Tenor

Capelle Pantus

Admiral CariboKranich

Frühgold

Monopol

Okapi

MarksmanUrban

Kanzler · 1980KronjuwelRektor

Esket

SolitärHybredAkteur · 2003

Tommi

Apollo

Kraka

Ares

Ronos Astron

Haven AtlantisPiko Batis

Contra

Vuka Maris Huntsman

Jubilar · 1961

Bussard · 1990

Flair

Hybnos 1 · 1999

Diplomat · 1966

Kormoran · 1973

Merlin

SchernauerWerla

Stammbaum bedeutender Weizensorten QSS – Qualität mitSystem

Vor großen HerausforderungenGünstige Rahmenbedingungen für Züchtungsfortschritt schaffen

Z-Saatgut schafft PerspektiveDie Zukunftsinitiative der deutschen Saatgutwirtschaft

optimierten Ertrags-, Qualitäts- und Resistenzei-genschaften. Die Züchtungsziele werden mit klas-sischen Kreuzungs- und Kombinationsverfahren,Hybridzüchtung sowie biotechnologischen Verfah-ren erreicht.

Mehrfach geprüfte Spitzen-qualitätAn die Prüfung und Zulassung neuer Sorten wer-den hohe Maßstäbe gelegt. Auch für die Feldan-erkennung und die Beschaffenheitsprüfung von Z-Saatgut gelten hohe, gesetzliche Vorgaben. Nurwenn diese eingehalten werden, wird das Saatgutzertifiziert.

Erträge entscheidenWer heute Getreide anbaut, steht einer Reihe vonHerausforderungen wie Globalisierung, Klimawan-del und neuen Marktanforderungen gegenüber.Die deutsche Saatgutwirtschaft setzt sich dafürein, dass Z-Saatgut diesen Herausforderungen ge-wachsen ist.

Reda

ktio

n un

d Ge

stal

tung

: Pub

lik. A

gent

ur fü

r Kom

mun

ikat

ion

GmbH

Quelle: LfL, DLG-Mitteilungen 8/2010

18%Pflanzenschutz

(inkl. Beize)

30%Düngemittel

2 %Versicherung

7 %Trocknung

6 %Saatgutkosten (ohne Beize)

2 % Züchter

20%variable

Maschinenkosten

15% Maschinenring/Ernte

Anteile an den Kosten der Weizenproduktion pro ha

GFS_SaatGut_Extra_2012_Druckboegen_03 08.06.2012 12:19 Uhr Seite 1

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Mit der vollständigen Mechanisierung der Getreide-produktion und der automatischen Backwarenher-stellung in den 1950er-Jahren stieg der Bedarf anA-Sorten. In der Folgezeit wurden Backqualität undhohe Ertragsleistung bei kürzerem Wuchs immer bes-ser kombiniert. „Für diese Zeit stehen die Erfolgs-sorten Jubilar, Diplomat und Kanzler“, so Hartl.

Züchtungsfortschritt bringt SelbstversorgungMit der Kombination gesteigerter Ertragsleistung undQualität war gegen Ende der 1970er-Jahre dieSelbstversorgung bei Qualitätsweizen erreicht. „DieErfolge im Bereich der Elitequalität mit Monopol undBussard, zugelassen 1975 und 1980, unterstrei-chen dies“, erläutert Hartl. In den 1980er-Jahrenstieg die Zahl ertragreicherer A- und E-Weizen an.Heute stehen mehr als 150 zugelassene Weizen-sorten für Sortenvielfalt. Weiteren Züchtungsfort-schritt für die Zukunft versprechen Hybridzüchtungund Genomforschung.

Weizen stammt ursprünglich aus der Region des„fruchtbaren Halbmondes“ im Nahen Osten (s. Skizze).Seine Urformen sind Einkorn und Emmer, die beidezu Kulturformen entwickelt wurden. „Bis zum Endedes 19. Jahrhunderts prägten Landsorten den Win-terweizenanbau“, beschreibt Dr. Lorenz Hartl vom In-stitut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an derBayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft die Aus-gangssituation in Deutschland. Nachdem die Auslesevon Landsorten erschöpft war, begannen die Züchtermit der Kreuzungszüchtung. Beispielhaft dafür stehtRimpaus früher Bastard, der die Frühreife des ameri-kanischen Landweizens mit den höheren Kornerträ-gen des englischen Squarehead-Weizen vereinigte.„Einige wichtige Sorten sind aus Kombinationen vongenetischem Material entstanden, das von außerhalbdes Zuchtgebietes stammte“, sagt Hartl, der an derAuswahl des Sortiments für den Schauversuch desGFS beteiligt war. „Beispielsweise entstand 1930 Tas-silo durch die Einkreuzung der französischen VarietätArras in bayerisches Zuchtmaterial.“

Regionale SchwerpunkteZu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen die pri-vaten deutschen Züchter ihre Zuchtprogramme. InSüddeutschland verbesserten sie die gute Back-qualität heimischer Landsorten weiter. In Nord-deutschland wurden auf der Basis von Squarehead-Kreuzungen intensivere, ertragreichere Weizentypenfavorisiert.

Weizenschauversuch und vieles mehrJetzt ist es so weit! Seit Monaten laufenunsere Vorbereitungen für die DLG-Feldta-gen in Bernburg-Strenzfeld – jetzt könnenwir Sie empfangen: Herzlich willkommenam Stand des Gemeinschaftsfonds Saat ge-treide! Diese sechsseitige Extra-Ausgabevon Saat-Gut! beschreibt ausführlich die 13 Sorten des Weizen-Demonstrationsver-suchs und ordnet sie in die Entwicklungs-phasen der deutschen Weizenzüchtung dervergangenen 100 Jahre ein. Zudem gibt es bei den regelmäßigen Führungen vonDr. Erich Knopf viel Wissenswertes zu er-fahren. Nutzen Sie die Angebote und sagenSie uns Ihre Meinung – am Stand F25 sindwir für Sie da!

Neben Informationen zu den Ursprüngender Weizenzüchtung hält diese AusgabeAktuelles zur Bedeutung des Weizens be-reit. Auch die weiteren Aufgaben des GFSwie das Qualitätssicherungssystem für Z-Saatgut und die Zukunftssicherung desGetreideanbaus durch Z-Saatgut kommennicht zu kurz. Wir freuen uns, mit Ihnendarüber zu sprechen.

Ihre

Belinda Giesen-Druse

Von Wildformen zu modernen SortenEindrucksvolles Ergebnis von über 100 Jahren Züchtungsleistung

Kurz notiertAuf den dreizehnten DLG-Feldtagen sindvom 19. bis 21. Juni 2012 in Bernburg-Strenzfeld 303 Aussteller vertreten, über100 davon beteiligen sich im 18 Hektargroßen Versuchsfeld.

Saat-Gut!

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Heutige Weizensorten stehen für erfolgreiche Züchtung – nicht nur in jüngerer Zeit sondern seitüber 100 Jahren. Die Erfolgsgeschichte umfasst die Ursprünge der Kreuzungszüchtung sowie dieimmer bessere Kombination von Backqualität und Ertrag. Für den aktuellen Fortschritt in der Züch-tung stehen moderne Sorten mit höchster Leistungsfähigkeit unter Extrembedingungen.

V. i. S. d. P.: Belinda Giesen-Druse

GFS Gemeinschaftsfonds SaatgetreideTel. 0228-9858110 · Fax [email protected]

Züchtungsfortschritt hat nur dann einen praktischenWert, wenn er auf den Feldern der Landwirte an-kommt. Qualitätssaatgut ist Grundvoraussetzung fürden Betriebserfolg im Getreideanbau. Alle Beteilig-ten der deutschen Saatgutwirtschaft haben sich da-her im Qualitätssicherungssystem für Z-Saatgut (QSS)zusammengeschlossen.

Zwei Säulen geben SicherheitDas QSS ist ein brancheneigener, für alle Saatgutproduzierenden Betriebe geltender Standard. DasSystem umfasst zwei Bewertungssäulen: die Saat-gutqualität und die Qualitätsfähigkeit der Aufberei-tung. Beide gemeinsam führen zu einer Qualitätsein-stufung des Betriebes. Die Aufbereitungsbetriebe wer-den in den Stufen A – qualitätsfähig, B – bedingtqualitätsfähig und C – nicht qualitätsfähig bewertet.

Die Saatgutqualität wird anhand von Proben er-mittelt, die im Betrieb aufbereitet und gebeizt wurden.Die Untersuchungskriterien sind Keimfähigkeit, tech-nische Reinheit, Fremdbesatz, Sortierung und Beiz-qualität. Für die Qualitätsfähigkeit eines Aufberei-tungsbetriebes werden alle Prozesse bewertet, diedie Saatgutaufbereitung beeinflussen: verantwortli-ches Personal, Vermehrung, technische Ausstattung,Beizmittelmanagement, Fertigware, Abnehmer, Re-klamationsmanagement.

Auditierung und TransparenzRegelmäßige Auditierungen überprüfen die betrieb-lichen Ergebnisse der Saatgutqualität und der Beur-teilung der Qualitätsfähigkeit. Erforderliche Verbes-serungen des internen Qualitätsmanagements sinddurch den Betrieb zügig zu erbringen. Die Ergeb-nisse des QSS sind für alle am System teilnehmen-den Betriebe transparent.

Die Weizenzüchtung der Zukunft steht vor großenHerausforderungen. Mit dem prognostizierten Kli-mawandel, der weiter wachsenden Weltbevölkerungund der steigenden Bedeutung der Bioenergie ent-stehen neue Schwerpunkte für Züchter und Land-wirte. Daneben bleibt die grundsätzliche Aufgabe un-verändert: Zukünftige Weizensorten müssen hoheErntequalität und Resistenz gegen Krankheitserre-ger mit bester Ertragsleistung kombinieren.

Moderne Lösungen stehen bereitGute Ansätze für weiteren Züchtungsfortschritt beiWeizen sind vorhanden. Züchter und Wissenschaft-ler arbeiten beispielsweise an molekulargenetischenMethoden, die eine gezielte Auswahlt der Kreu-zungseltern erleichtern. Auch ein besseres Ver-ständnis von Phytohormonen und eine optimiertePhotosyntheseleistung dienen der Steigerung desErtragspotentials. Die Regulation des Blühzeitpunk-tes kann die Widerstandsfähigkeit gegen Stressfak-toren wie Frühsommertrockenheit erhöhen.

Refinanzierung unverzichtbarUm die viel versprechenden Lösungsansätze er-folgreich zu vernetzen, benötigt die Pflanzenzüch-tung geeignete Rahmenbedingungen wie einen wirk-

samen Sortenschutz, damit Investitionen in Züch-tungsfortschritt gesichert sind. In diesem Sinn ist derEinsatz von Z-Saatgut neuer, innovativer Sorten diebeste Investition in die Zukunft.

Zwei Prozent mit großer Wirkung

Der Anteil der Lizenzgebühren für Z-Saatgut an denGesamtkosten, die für die Produktion von Weizenentstehen, liegt bei nur zwei Prozent. Ein kleiner Be-trag mit großer Wirkung, denn allein über 50 Pro-zent des Ertragsfortschritts sind auf Pflanzenzüch-tung zurückzuführen. Diese ist wiederum auf eineangemessene Refinanzierung ihrer aufwendigen For-schungs- und Entwicklungsarbeit angewiesen.

Z-Saatgut steht für die Zukunftsinitiative der deut-schen Saatgutwirtschaft. Sie sorgt für Perspektiveim Getreideanbau. Die Entscheidung für Z-Saatgutist gleichzeitig die Entscheidung für züchterischenFortschritt und hohe Saatgutqualität auch in Zukunft!

Forschen für leistungsstarke SortenMit konsequenter Forschung und Entwicklung schafftdie Pflanzenzüchtung neue, leistungsstarke Sorten mit

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Der Newsletter des Gemeinschaftsfonds Saatgetreide Extra-Ausgabe

1930

Zulassungsjahr

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000

Carsten VRimpaus fr. Bastard · 1888

SchwedischeSorten

Englischer Square head-Weizen

RussischerLandweizen

FranzösischerLandweizen

Traublinger braunerLandweizen

Früher roter amerika-nischer Landweizen(russische Herkunft)

Arras Langs Trubilo

Tassilo · 1930Heine II

BLE 206 Svalöfs Kronen

Derenburger SilberFirlbeck I Taca

WalthariHeine IV · 1940

Panzer II Sonne II

Carstacht

Heine VII · 1950

Heine VI

Format

Consul Tenor

Capelle Pantus

Admiral CariboKranich

Frühgold

Monopol

Okapi

MarksmanUrban

Kanzler · 1980KronjuwelRektor

Esket

SolitärHybredAkteur · 2003

Tommi

Apollo

Kraka

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Ronos Astron

Haven AtlantisPiko Batis

Contra

Vuka Maris Huntsman

Jubilar · 1961

Bussard · 1990

Flair

Hybnos 1 · 1999

Diplomat · 1966

Kormoran · 1973

Merlin

SchernauerWerla

Stammbaum bedeutender Weizensorten QSS – Qualität mitSystem

Vor großen HerausforderungenGünstige Rahmenbedingungen für Züchtungsfortschritt schaffen

Z-Saatgut schafft PerspektiveDie Zukunftsinitiative der deutschen Saatgutwirtschaft

optimierten Ertrags-, Qualitäts- und Resistenzei-genschaften. Die Züchtungsziele werden mit klas-sischen Kreuzungs- und Kombinationsverfahren,Hybridzüchtung sowie biotechnologischen Verfah-ren erreicht.

Mehrfach geprüfte Spitzen-qualitätAn die Prüfung und Zulassung neuer Sorten wer-den hohe Maßstäbe gelegt. Auch für die Feldan-erkennung und die Beschaffenheitsprüfung von Z-Saatgut gelten hohe, gesetzliche Vorgaben. Nurwenn diese eingehalten werden, wird das Saatgutzertifiziert.

Erträge entscheidenWer heute Getreide anbaut, steht einer Reihe vonHerausforderungen wie Globalisierung, Klimawan-del und neuen Marktanforderungen gegenüber.Die deutsche Saatgutwirtschaft setzt sich dafürein, dass Z-Saatgut diesen Herausforderungen ge-wachsen ist.

Reda

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GmbH

Quelle: LfL, DLG-Mitteilungen 8/2010

18%Pflanzenschutz

(inkl. Beize)

30%Düngemittel

2 %Versicherung

7 %Trocknung

6 %Saatgutkosten (ohne Beize)

2 % Züchter

20%variable

Maschinenkosten

15% Maschinenring/Ernte

Anteile an den Kosten der Weizenproduktion pro ha

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EmmerUrform

� Wildemmer (Triticum dicoccoides) ist die genetische Urform des heutigen Kulturweizens � tetraploide Weizenart mit 28 Chromosomen � eine der ältesten kultivierten Getreidearten � geringe Backqualität, da Kleber eigen schaften fehlen � hohes Resistenzpotenzial gegen Pilzkrankheiten

EinkornUrform

� Wildeinkorn (Triticum urartu) ist die genetische Urform des heutigen Kulturweizens � diploide Weizenart mit 14 Chromosomen � eine der ältesten kultivierten Getreidearten � geringe Backqualität, da Kleber eigen schaften fehlen � extrem kleinkörnig

Rimpaus früher BastardWilhelm Rimpau, 1888, B/C *

� Beginn der Kreuzungszüchtung � erste eingetragene Sorte im DLG-Hochzuchtregister� mittlere Backqualität � kombinierte die Frühreife, Winterfestigkeit und Qualität amerikanischen Landweizens (russischer Herkunft) mit den höheren Erträgen englischer Squarehead-Weizen

TassiloWilhelm Lang und Heinrich Doerfler, 1930, A

� entstand durch Einkreuzung von französischem Zuchtmaterial � Stammvater aller bayerischen Qualitätsweizen � sehr gute Backqualität � für schwächere Standorte geeignet � langer, rötlich gefärbter Halm � geringe Winterhärte

Heine IVFerdinand Heine, 1940, C

� intensive ertragreiche Sorte für bessere Standorte � geringe Backqualität � langsame Frühjahrsentwicklung und späte Abreife � Anfälligkeit für Spelzenbräune

Heine VIIFerdinand Heine, 1950, C

� sehr kurze und sehr standfeste Intensivsorte � keine Backqualität � gute Erträge, jedoch geringe Stroherträge � höhere Anfälligkeit für Gelb rost und Spelzenbräune

JubilarSaatzucht Hans Schweiger, 1961, B

� ertragreicher Weizen mit mittlerer Backqualität bei guter Standfestigkeit � gute bis mittlere Resistenzengegen Fußkrankheiten, Rost, Mehltau und Spelzenbräune � gute bis sehr gute Auswuchsfestigkeit � erreichte 40 Prozent der deutschen Weizenanbaufläche

DiplomatSaatzucht Firlbeck, 1966, A/Q+

� mittelfrüher, kurzer Qualitätsweizen mit guter Backqualität und gutem Aufmischeffekt � kombiniert Qualität, Ertragsleistung und Standfestigkeit � geringe Auswuchsfestigkeit � mittlere Resistenz gegen Fußkrankheiten

KormoranF. von Lochow-Petkus GmbH, 1973, A

� Qualitätsweizen mit guter Backqualität � gute bis mittlere Resistenz gegen Blattkrankheiten � mittlere Auswuchsfestigkeit � bundesweiter Anbau mit Schwer punkten in Niedersachsen und Süddeutschland

KanzlerSaatzucht Engelen-Büchling OHG, 1980, A/B

� sehr ertragreicher Qualitäts-/Grundmahlweizen mit guter Backqualität � extrem winterhart und spätsaat- verträglich � mittlere Resistenz gegen Spelzenbräune und Fußkrankheiten � hohe Anfälligkeit für Mehltau � deutschlandweit sehr erfolgreich

BussardF. von Lochow-Petkus GmbH, 1990, E

� Elitequalitätsweizen mit hervorragenden Mahl- und Backeigenschaften � gute Fusariumresistenz, mittlere sonstige Resistenzeigenschaften � hohe Lagerneigung � bis heute Bedeutung in diesem Qualitätssegment

AkteurDeutsche Saatveredelung AG, 2003, E

� Elitequalitätsweizen mit hervorragender Backqualität und sehr guter Ertragsleistung � gute Auswuchsfestigkeit � mittlere Blattgesundheit und sehr gute agronomische Eigenschaften

Hybnos 1Nordsaat Saatzucht GmbH, 1999, C

� erste zugelassene Hybridweizensorte in Deutschland � erreicht durch Heterosis (Hybrideffekt) sehr gute Ertragsleistungen � besondere Vorzüglichkeit an Stressstandorten (Trockenheit, schwierige Böden) durch herausragende Wurzelkraft

Sorten des Demoversuchs

� seit einigen Jahren Anstieg des Fusariumbe-falls in Deutschland

� Ertragsverluste durch geringe Kornzahl jeÄhre, Kümmerkorn, geringeres TKG, beiSaatware geringere Keimfähigkeit

� Belastung der Körner mit Mykotoxinen wieDeoxynivalenol (DON)

� Mykotoxin-Höchstmengen VO schreibtGrenzwerte in Lebens- und Futtermitteln vor

Ährenfusarium – die wirt schaft -lich bedeutendste Krankheit imWeizenanbau

Moderne Weizensorten kombinieren Ertrag, Back-qualität und Krankheitsresistenzen immer besser.Das war nicht immer so, denn züchterisch stellt dieVereinigung von Backqualität und Ertragsleistungeine große Herausforderung dar: Im Weizenzucht-material sind Kleber- oder Proteingehalt als wich-tiges Backqualitätsmerkmal und Ertrag negativ kor-reliert. Seit den 1960er-Jahren konnten durch dieIntensivierung der Weizenzüchtung neue Sortengezüchtet werden, die diese ungünstige Beziehungzwischen Qualität und Ertrag durchbrechen.

Die deutlichen Fortschritte beim Ertrag mit jähr-lichen Zuwächsen von ein bis zwei Prozent bei er-höhter Ertragssicherheit sind ebenfalls der Erfolgintensiver Züchtungsarbeit.

Starke Resistenzzüchtung

Pilzkrankheiten, Viren, Bakterien und tierischeSchädlinge können Weizen an Wurzel, Blatt, Halmund Korn schädigen. In der Resistenz züchtung wer-den systematisch Pflanzen entwickelt, die gegenSchaderreger resistent oder tolerant sind. In den ver-gangenen Jahrzehnten konnten in der Resistenz-züchtung und bei der Ausbildung von Toleranzenentscheidende Fortschritte erzielt werden. So konn-te der Einsatz von Fungiziden deutlich reduziert wer-den. Der Züchtungsfortschritt trägt über neue krank-heitsresistente Sorten zu deutlichen Einsparungenim Pflanzenschutz und zum Umweltschutz bei.

Zukünftige HerausforderungenHohe Weizenanteile in der Fruchtfolge, verminderteBodenbearbeitung und Vorverlegung der Saatzeitensind die wesentlichen Ursachen für die wachsendeBedeutung der folgenden vier Krankheiten in der Re-sistenzzüchtung: Ährenfusarium, Septoria-Blattdürre,DTR und Halmbruch.

Backqualität und Ertrag

Weizen weltweit Getreidekultur Nr. 1Deutschland übertrifft globalen Ertragsdurchschnitt

Weizen ist wegen seiner vielfältigen Verarbeitungs-und Verwertungsmöglichkeiten weltweit die wichtig-ste Getreideart. Die jährliche Produktionsmenge lagzuletzt bei ungefähr 650 Millionen Tonnen. Dies ent-spricht über 30 Prozent der gesamten weltweitenGetreideproduktion. Für die Ernte 2012 werden 6 94 Millionen Tonnen Weizen prognostiziert. ZumVergleich: Das sind ungefähr 100 Kilogramm proKopf der Weltbevölkerung von 7 Milliarden Men-schen.

EU-27 und China vornDie größten Anteile an der weltweiten Weizenpro-duktion haben die 27 EU-Staaten und China. Wei-tere große Erzeugerländer sind Indien, die USA undRussland.

Erzeugung und Verwendung in DeutschlandDeutschland war mit fast 23 Millionen Tonnen Wei-zen nach Frankreich (34 Mio. t) im Jahr 2011 dergrößte Weizenpro duzent innerhalb der EU. Über 20Millionen Tonnen Weizen wurden im Inland verwen -det und verarbeitet: Ungefähr 48 Prozent wurdenals Futtermittel genutzt, über 36 Prozent gingen di-rekt in die menschliche Ernährung, fast sieben Pro-zent des in Deutschland verwendeten Weizens wur-den zur Bereitstellung von Bioenergie eingesetzt undetwa drei Prozent fanden stoffliche oder industrielleVerwendung.

Foto

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Züchtungsziele bei Winterweizen

Ertragspotenzial und Ertragsstabilität� Kornertrag� Winterhärte� Standfestigkeit� Bestandesdichte� Kornzahl je Ähre� Tausendkorngewicht

Krankheitsresistenz� Ährenfusarium� Septoria-Blattdürre� DTR-Blattdürre� Halmbruch� Schwarzbeinigkeit� Mehltau� Gelbrost

� Braunrost� Spelzenbräune� Viruskrankheiten

Qualitäts eigenschaftenMahlqualität� Aschegehalt� Mehlausbeute� Kornhärte

Backqualität� Eiweißgehalt� Sedimentationswert� Fallzahl� Wasseraufnahme� Teigeigenschaften� Backvolumen

Ethanolgewinnung� Stärkegewinnung� Ethanolausbeute� niedriger Proteingehalt� Kornhärte� A-Stärke, B-Stärke

Biogas� Trockenmasseertrag� Silierfähigkeit� Methanausbeute

Qualitätsmerkmale im Überblick

Entstehung neuer SortenDer Weg zu einer neuen Sorte ist langwierig. DasZiel ist klar: Gegenüber dem bisherigen Sortenni-veau soll ein Fortschritt erreicht werden. Tausendevon Einzelpflanzen werden über mehrere Genera-tionen ausgelesen. Von der ersten Kreuzung bis zumEintrag in der Sortenliste vergehen meist zehn bisfünfzehn Jahre.

Mit diesem aufwändigen Prozess ist ein hohes wirt-schaftliches Risiko verbunden. Nur durch umfas-senden Sortenschutz kann die zeit- und kostenin-tensive Züchtungsarbeit refinanziert werden. DerSchutz geistigen Eigentums und die Lizenzgebüh-ren gewährleisten, dass weiterhin neue Sorten ge-züchtet und leistungsfähiges Z-Saatgut bereitgestelltwerden können.

Züchtungsschema

Eltern(Kreuzung)

F1 Generation

F2 Generation Selektion

a

b

c

usw.

Feldvermehrung

F2 – F6� Auslesegeneration

F7 – F10� Bildung reiner Linien� Prüfungsgenerationen� Beginn der Erhaltungs-

züchtung

F11 – F13� amtliche Prüfung� Linienvermehrung� systematische

Erhaltungszüchtung

ca. F14� Zulassung� Vermehrung� Unterlinien� systematische

Erhaltungszüchtung

Australien

Deutschland USA Kanada

BrasilienArgentinien

Bei derzeit ungefähr 223 Millionen Hektar glo-baler Weizen-Anbaufläche liegt der Durch-schnittsertrag bei circa 30 Dezitonnen pro Hekt-ar. Seit den 1950er-Jahren haben sich die Er-träge und Erntemengen weltweit mehr als ver-dreifacht. In Deutschland liegen die Ertragsstei-gerungen weit über dem Durchschnitt. Untergünstigen Bedingungen werden in der Praxis bisüber 100 Dezitonnen pro Hektar gedroschen.Der deutsche Durchschnittsertrag erreicht 80Dezitonnen pro Hektar. Die Leistungen derZüchtung sind für mehr als die Hälfte dieserSteigerung verantwortlich. Zudem wirken sichdie verbesserte Anbautechnik sowie Düngungund Pflanzenschutz positiv aus.

Züchtung sorgt für Steigerung

Parzellen von Kanzler, Bussard, Akteur und Hybnos 1 (von rechts)

Weizen-Demonstrations versuch des GFS

Ähre von Jubilar in der Blüte

Foto

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: GFS

* Züchter, Zulassungsjahr, Qualitätsgruppe

1991 1996 2001 2006

Gelbrost(Mittel aller Sorten)

Befallsneigung: 2 – sehr gering bis gering, 3 – gering, 4 – gering bis mittel, 5 – mittel, 6 – mittel bis stark, 7 – stark

Mehltau(Mittel aller Sorten)

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Verringerung der Befallsneigung bei Winterweizen

4,5 4,14,1 3,6 3,4 2,63,5 3,0

2011

1,72,7

Weltproduktion Weizen 2011 in Millionen Tonnen

EU-27 136,9

China 115,2

Indien 80,8USA 60,1

Russland 41,5

Australien 27,9

Kasachstan 9,7

Sonstige 123,4

Argentinien 16,1

Ukraine 16,8

Kanada 23,2

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60

Quelle: Prof. F. Isermeyer, FAL Braunschweig

Kornerträge für Winterweizen in Deutschland

1845 1895 1945 1995

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Fünfjahresmittelwerte

*Zweijahresmittelwert 2010/2011

*

Verwendung von Weizen in Deutschland 2011 in Millionen Tonnen

Futter 9,69

Nahrung 7,37

Energie 1,39

Industrie 0,59

Saatgut 0,56Verluste 0,63

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Weizenerträge in dt/ha

1970 1975 1980 1985 1990 1995 20052000 2010

GFS_SaatGut_Extra_2012_Druckboegen_03 08.06.2012 12:19 Uhr Seite 2

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EmmerUrform

� Wildemmer (Triticum dicoccoides) ist die genetische Urform des heutigen Kulturweizens � tetraploide Weizenart mit 28 Chromosomen � eine der ältesten kultivierten Getreidearten � geringe Backqualität, da Kleber eigen schaften fehlen � hohes Resistenzpotenzial gegen Pilzkrankheiten

EinkornUrform

� Wildeinkorn (Triticum urartu) ist die genetische Urform des heutigen Kulturweizens � diploide Weizenart mit 14 Chromosomen � eine der ältesten kultivierten Getreidearten � geringe Backqualität, da Kleber eigen schaften fehlen � extrem kleinkörnig

Rimpaus früher BastardWilhelm Rimpau, 1888, B/C *

� Beginn der Kreuzungszüchtung � erste eingetragene Sorte im DLG-Hochzuchtregister� mittlere Backqualität � kombinierte die Frühreife, Winterfestigkeit und Qualität amerikanischen Landweizens (russischer Herkunft) mit den höheren Erträgen englischer Squarehead-Weizen

TassiloWilhelm Lang und Heinrich Doerfler, 1930, A

� entstand durch Einkreuzung von französischem Zuchtmaterial � Stammvater aller bayerischen Qualitätsweizen � sehr gute Backqualität � für schwächere Standorte geeignet � langer, rötlich gefärbter Halm � geringe Winterhärte

Heine IVFerdinand Heine, 1940, C

� intensive ertragreiche Sorte für bessere Standorte � geringe Backqualität � langsame Frühjahrsentwicklung und späte Abreife � Anfälligkeit für Spelzenbräune

Heine VIIFerdinand Heine, 1950, C

� sehr kurze und sehr standfeste Intensivsorte � keine Backqualität � gute Erträge, jedoch geringe Stroherträge � höhere Anfälligkeit für Gelb rost und Spelzenbräune

JubilarSaatzucht Hans Schweiger, 1961, B

� ertragreicher Weizen mit mittlerer Backqualität bei guter Standfestigkeit � gute bis mittlere Resistenzengegen Fußkrankheiten, Rost, Mehltau und Spelzenbräune � gute bis sehr gute Auswuchsfestigkeit � erreichte 40 Prozent der deutschen Weizenanbaufläche

DiplomatSaatzucht Firlbeck, 1966, A/Q+

� mittelfrüher, kurzer Qualitätsweizen mit guter Backqualität und gutem Aufmischeffekt � kombiniert Qualität, Ertragsleistung und Standfestigkeit � geringe Auswuchsfestigkeit � mittlere Resistenz gegen Fußkrankheiten

KormoranF. von Lochow-Petkus GmbH, 1973, A

� Qualitätsweizen mit guter Backqualität � gute bis mittlere Resistenz gegen Blattkrankheiten � mittlere Auswuchsfestigkeit � bundesweiter Anbau mit Schwer punkten in Niedersachsen und Süddeutschland

KanzlerSaatzucht Engelen-Büchling OHG, 1980, A/B

� sehr ertragreicher Qualitäts-/Grundmahlweizen mit guter Backqualität � extrem winterhart und spätsaat- verträglich � mittlere Resistenz gegen Spelzenbräune und Fußkrankheiten � hohe Anfälligkeit für Mehltau � deutschlandweit sehr erfolgreich

BussardF. von Lochow-Petkus GmbH, 1990, E

� Elitequalitätsweizen mit hervorragenden Mahl- und Backeigenschaften � gute Fusariumresistenz, mittlere sonstige Resistenzeigenschaften � hohe Lagerneigung � bis heute Bedeutung in diesem Qualitätssegment

AkteurDeutsche Saatveredelung AG, 2003, E

� Elitequalitätsweizen mit hervorragender Backqualität und sehr guter Ertragsleistung � gute Auswuchsfestigkeit � mittlere Blattgesundheit und sehr gute agronomische Eigenschaften

Hybnos 1Nordsaat Saatzucht GmbH, 1999, C

� erste zugelassene Hybridweizensorte in Deutschland � erreicht durch Heterosis (Hybrideffekt) sehr gute Ertragsleistungen � besondere Vorzüglichkeit an Stressstandorten (Trockenheit, schwierige Böden) durch herausragende Wurzelkraft

Sorten des Demoversuchs

� seit einigen Jahren Anstieg des Fusariumbe-falls in Deutschland

� Ertragsverluste durch geringe Kornzahl jeÄhre, Kümmerkorn, geringeres TKG, beiSaatware geringere Keimfähigkeit

� Belastung der Körner mit Mykotoxinen wieDeoxynivalenol (DON)

� Mykotoxin-Höchstmengen VO schreibtGrenzwerte in Lebens- und Futtermitteln vor

Ährenfusarium – die wirt schaft -lich bedeutendste Krankheit imWeizenanbau

Moderne Weizensorten kombinieren Ertrag, Back-qualität und Krankheitsresistenzen immer besser.Das war nicht immer so, denn züchterisch stellt dieVereinigung von Backqualität und Ertragsleistungeine große Herausforderung dar: Im Weizenzucht-material sind Kleber- oder Proteingehalt als wich-tiges Backqualitätsmerkmal und Ertrag negativ kor-reliert. Seit den 1960er-Jahren konnten durch dieIntensivierung der Weizenzüchtung neue Sortengezüchtet werden, die diese ungünstige Beziehungzwischen Qualität und Ertrag durchbrechen.

Die deutlichen Fortschritte beim Ertrag mit jähr-lichen Zuwächsen von ein bis zwei Prozent bei er-höhter Ertragssicherheit sind ebenfalls der Erfolgintensiver Züchtungsarbeit.

Starke Resistenzzüchtung

Pilzkrankheiten, Viren, Bakterien und tierischeSchädlinge können Weizen an Wurzel, Blatt, Halmund Korn schädigen. In der Resistenz züchtung wer-den systematisch Pflanzen entwickelt, die gegenSchaderreger resistent oder tolerant sind. In den ver-gangenen Jahrzehnten konnten in der Resistenz-züchtung und bei der Ausbildung von Toleranzenentscheidende Fortschritte erzielt werden. So konn-te der Einsatz von Fungiziden deutlich reduziert wer-den. Der Züchtungsfortschritt trägt über neue krank-heitsresistente Sorten zu deutlichen Einsparungenim Pflanzenschutz und zum Umweltschutz bei.

Zukünftige HerausforderungenHohe Weizenanteile in der Fruchtfolge, verminderteBodenbearbeitung und Vorverlegung der Saatzeitensind die wesentlichen Ursachen für die wachsendeBedeutung der folgenden vier Krankheiten in der Re-sistenzzüchtung: Ährenfusarium, Septoria-Blattdürre,DTR und Halmbruch.

Backqualität und Ertrag

Weizen weltweit Getreidekultur Nr. 1Deutschland übertrifft globalen Ertragsdurchschnitt

Weizen ist wegen seiner vielfältigen Verarbeitungs-und Verwertungsmöglichkeiten weltweit die wichtig-ste Getreideart. Die jährliche Produktionsmenge lagzuletzt bei ungefähr 650 Millionen Tonnen. Dies ent-spricht über 30 Prozent der gesamten weltweitenGetreideproduktion. Für die Ernte 2012 werden 6 94 Millionen Tonnen Weizen prognostiziert. ZumVergleich: Das sind ungefähr 100 Kilogramm proKopf der Weltbevölkerung von 7 Milliarden Men-schen.

EU-27 und China vornDie größten Anteile an der weltweiten Weizenpro-duktion haben die 27 EU-Staaten und China. Wei-tere große Erzeugerländer sind Indien, die USA undRussland.

Erzeugung und Verwendung in DeutschlandDeutschland war mit fast 23 Millionen Tonnen Wei-zen nach Frankreich (34 Mio. t) im Jahr 2011 dergrößte Weizenpro duzent innerhalb der EU. Über 20Millionen Tonnen Weizen wurden im Inland verwen -det und verarbeitet: Ungefähr 48 Prozent wurdenals Futtermittel genutzt, über 36 Prozent gingen di-rekt in die menschliche Ernährung, fast sieben Pro-zent des in Deutschland verwendeten Weizens wur-den zur Bereitstellung von Bioenergie eingesetzt undetwa drei Prozent fanden stoffliche oder industrielleVerwendung.

Foto

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Züchtungsziele bei Winterweizen

Ertragspotenzial und Ertragsstabilität� Kornertrag� Winterhärte� Standfestigkeit� Bestandesdichte� Kornzahl je Ähre� Tausendkorngewicht

Krankheitsresistenz� Ährenfusarium� Septoria-Blattdürre� DTR-Blattdürre� Halmbruch� Schwarzbeinigkeit� Mehltau� Gelbrost

� Braunrost� Spelzenbräune� Viruskrankheiten

Qualitäts eigenschaftenMahlqualität� Aschegehalt� Mehlausbeute� Kornhärte

Backqualität� Eiweißgehalt� Sedimentationswert� Fallzahl� Wasseraufnahme� Teigeigenschaften� Backvolumen

Ethanolgewinnung� Stärkegewinnung� Ethanolausbeute� niedriger Proteingehalt� Kornhärte� A-Stärke, B-Stärke

Biogas� Trockenmasseertrag� Silierfähigkeit� Methanausbeute

Qualitätsmerkmale im Überblick

Entstehung neuer SortenDer Weg zu einer neuen Sorte ist langwierig. DasZiel ist klar: Gegenüber dem bisherigen Sortenni-veau soll ein Fortschritt erreicht werden. Tausendevon Einzelpflanzen werden über mehrere Genera-tionen ausgelesen. Von der ersten Kreuzung bis zumEintrag in der Sortenliste vergehen meist zehn bisfünfzehn Jahre.

Mit diesem aufwändigen Prozess ist ein hohes wirt-schaftliches Risiko verbunden. Nur durch umfas-senden Sortenschutz kann die zeit- und kostenin-tensive Züchtungsarbeit refinanziert werden. DerSchutz geistigen Eigentums und die Lizenzgebüh-ren gewährleisten, dass weiterhin neue Sorten ge-züchtet und leistungsfähiges Z-Saatgut bereitgestelltwerden können.

Züchtungsschema

Eltern(Kreuzung)

F1 Generation

F2 Generation Selektion

a

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Feldvermehrung

F2 – F6� Auslesegeneration

F7 – F10� Bildung reiner Linien� Prüfungsgenerationen� Beginn der Erhaltungs-

züchtung

F11 – F13� amtliche Prüfung� Linienvermehrung� systematische

Erhaltungszüchtung

ca. F14� Zulassung� Vermehrung� Unterlinien� systematische

Erhaltungszüchtung

Australien

Deutschland USA Kanada

BrasilienArgentinien

Bei derzeit ungefähr 223 Millionen Hektar glo-baler Weizen-Anbaufläche liegt der Durch-schnittsertrag bei circa 30 Dezitonnen pro Hekt-ar. Seit den 1950er-Jahren haben sich die Er-träge und Erntemengen weltweit mehr als ver-dreifacht. In Deutschland liegen die Ertragsstei-gerungen weit über dem Durchschnitt. Untergünstigen Bedingungen werden in der Praxis bisüber 100 Dezitonnen pro Hektar gedroschen.Der deutsche Durchschnittsertrag erreicht 80Dezitonnen pro Hektar. Die Leistungen derZüchtung sind für mehr als die Hälfte dieserSteigerung verantwortlich. Zudem wirken sichdie verbesserte Anbautechnik sowie Düngungund Pflanzenschutz positiv aus.

Züchtung sorgt für Steigerung

Parzellen von Kanzler, Bussard, Akteur und Hybnos 1 (von rechts)

Weizen-Demonstrations versuch des GFS

Ähre von Jubilar in der Blüte

Foto

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: GFS

* Züchter, Zulassungsjahr, Qualitätsgruppe

1991 1996 2001 2006

Gelbrost(Mittel aller Sorten)

Befallsneigung: 2 – sehr gering bis gering, 3 – gering, 4 – gering bis mittel, 5 – mittel, 6 – mittel bis stark, 7 – stark

Mehltau(Mittel aller Sorten)

Befa

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Verringerung der Befallsneigung bei Winterweizen

4,5 4,14,1 3,6 3,4 2,63,5 3,0

2011

1,72,7

Weltproduktion Weizen 2011 in Millionen Tonnen

EU-27 136,9

China 115,2

Indien 80,8USA 60,1

Russland 41,5

Australien 27,9

Kasachstan 9,7

Sonstige 123,4

Argentinien 16,1

Ukraine 16,8

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Quelle: Prof. F. Isermeyer, FAL Braunschweig

Kornerträge für Winterweizen in Deutschland

1845 1895 1945 1995

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Fünfjahresmittelwerte

*Zweijahresmittelwert 2010/2011

*

Verwendung von Weizen in Deutschland 2011 in Millionen Tonnen

Futter 9,69

Nahrung 7,37

Energie 1,39

Industrie 0,59

Saatgut 0,56Verluste 0,63

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Weizenerträge in dt/ha

1970 1975 1980 1985 1990 1995 20052000 2010

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EmmerUrform

� Wildemmer (Triticum dicoccoides) ist die genetische Urform des heutigen Kulturweizens � tetraploide Weizenart mit 28 Chromosomen � eine der ältesten kultivierten Getreidearten � geringe Backqualität, da Kleber eigen schaften fehlen � hohes Resistenzpotenzial gegen Pilzkrankheiten

EinkornUrform

� Wildeinkorn (Triticum urartu) ist die genetische Urform des heutigen Kulturweizens � diploide Weizenart mit 14 Chromosomen � eine der ältesten kultivierten Getreidearten � geringe Backqualität, da Kleber eigen schaften fehlen � extrem kleinkörnig

Rimpaus früher BastardWilhelm Rimpau, 1888, B/C *

� Beginn der Kreuzungszüchtung � erste eingetragene Sorte im DLG-Hochzuchtregister� mittlere Backqualität � kombinierte die Frühreife, Winterfestigkeit und Qualität amerikanischen Landweizens (russischer Herkunft) mit den höheren Erträgen englischer Squarehead-Weizen

TassiloWilhelm Lang und Heinrich Doerfler, 1930, A

� entstand durch Einkreuzung von französischem Zuchtmaterial � Stammvater aller bayerischen Qualitätsweizen � sehr gute Backqualität � für schwächere Standorte geeignet � langer, rötlich gefärbter Halm � geringe Winterhärte

Heine IVFerdinand Heine, 1940, C

� intensive ertragreiche Sorte für bessere Standorte � geringe Backqualität � langsame Frühjahrsentwicklung und späte Abreife � Anfälligkeit für Spelzenbräune

Heine VIIFerdinand Heine, 1950, C

� sehr kurze und sehr standfeste Intensivsorte � keine Backqualität � gute Erträge, jedoch geringe Stroherträge � höhere Anfälligkeit für Gelb rost und Spelzenbräune

JubilarSaatzucht Hans Schweiger, 1961, B

� ertragreicher Weizen mit mittlerer Backqualität bei guter Standfestigkeit � gute bis mittlere Resistenzengegen Fußkrankheiten, Rost, Mehltau und Spelzenbräune � gute bis sehr gute Auswuchsfestigkeit � erreichte 40 Prozent der deutschen Weizenanbaufläche

DiplomatSaatzucht Firlbeck, 1966, A/Q+

� mittelfrüher, kurzer Qualitätsweizen mit guter Backqualität und gutem Aufmischeffekt � kombiniert Qualität, Ertragsleistung und Standfestigkeit � geringe Auswuchsfestigkeit � mittlere Resistenz gegen Fußkrankheiten

KormoranF. von Lochow-Petkus GmbH, 1973, A

� Qualitätsweizen mit guter Backqualität � gute bis mittlere Resistenz gegen Blattkrankheiten � mittlere Auswuchsfestigkeit � bundesweiter Anbau mit Schwer punkten in Niedersachsen und Süddeutschland

KanzlerSaatzucht Engelen-Büchling OHG, 1980, A/B

� sehr ertragreicher Qualitäts-/Grundmahlweizen mit guter Backqualität � extrem winterhart und spätsaat- verträglich � mittlere Resistenz gegen Spelzenbräune und Fußkrankheiten � hohe Anfälligkeit für Mehltau � deutschlandweit sehr erfolgreich

BussardF. von Lochow-Petkus GmbH, 1990, E

� Elitequalitätsweizen mit hervorragenden Mahl- und Backeigenschaften � gute Fusariumresistenz, mittlere sonstige Resistenzeigenschaften � hohe Lagerneigung � bis heute Bedeutung in diesem Qualitätssegment

AkteurDeutsche Saatveredelung AG, 2003, E

� Elitequalitätsweizen mit hervorragender Backqualität und sehr guter Ertragsleistung � gute Auswuchsfestigkeit � mittlere Blattgesundheit und sehr gute agronomische Eigenschaften

Hybnos 1Nordsaat Saatzucht GmbH, 1999, C

� erste zugelassene Hybridweizensorte in Deutschland � erreicht durch Heterosis (Hybrideffekt) sehr gute Ertragsleistungen � besondere Vorzüglichkeit an Stressstandorten (Trockenheit, schwierige Böden) durch herausragende Wurzelkraft

Sorten des Demoversuchs

� seit einigen Jahren Anstieg des Fusariumbe-falls in Deutschland

� Ertragsverluste durch geringe Kornzahl jeÄhre, Kümmerkorn, geringeres TKG, beiSaatware geringere Keimfähigkeit

� Belastung der Körner mit Mykotoxinen wieDeoxynivalenol (DON)

� Mykotoxin-Höchstmengen VO schreibtGrenzwerte in Lebens- und Futtermitteln vor

Ährenfusarium – die wirt schaft -lich bedeutendste Krankheit imWeizenanbau

Moderne Weizensorten kombinieren Ertrag, Back-qualität und Krankheitsresistenzen immer besser.Das war nicht immer so, denn züchterisch stellt dieVereinigung von Backqualität und Ertragsleistungeine große Herausforderung dar: Im Weizenzucht-material sind Kleber- oder Proteingehalt als wich-tiges Backqualitätsmerkmal und Ertrag negativ kor-reliert. Seit den 1960er-Jahren konnten durch dieIntensivierung der Weizenzüchtung neue Sortengezüchtet werden, die diese ungünstige Beziehungzwischen Qualität und Ertrag durchbrechen.

Die deutlichen Fortschritte beim Ertrag mit jähr-lichen Zuwächsen von ein bis zwei Prozent bei er-höhter Ertragssicherheit sind ebenfalls der Erfolgintensiver Züchtungsarbeit.

Starke Resistenzzüchtung

Pilzkrankheiten, Viren, Bakterien und tierischeSchädlinge können Weizen an Wurzel, Blatt, Halmund Korn schädigen. In der Resistenz züchtung wer-den systematisch Pflanzen entwickelt, die gegenSchaderreger resistent oder tolerant sind. In den ver-gangenen Jahrzehnten konnten in der Resistenz-züchtung und bei der Ausbildung von Toleranzenentscheidende Fortschritte erzielt werden. So konn-te der Einsatz von Fungiziden deutlich reduziert wer-den. Der Züchtungsfortschritt trägt über neue krank-heitsresistente Sorten zu deutlichen Einsparungenim Pflanzenschutz und zum Umweltschutz bei.

Zukünftige HerausforderungenHohe Weizenanteile in der Fruchtfolge, verminderteBodenbearbeitung und Vorverlegung der Saatzeitensind die wesentlichen Ursachen für die wachsendeBedeutung der folgenden vier Krankheiten in der Re-sistenzzüchtung: Ährenfusarium, Septoria-Blattdürre,DTR und Halmbruch.

Backqualität und Ertrag

Weizen weltweit Getreidekultur Nr. 1Deutschland übertrifft globalen Ertragsdurchschnitt

Weizen ist wegen seiner vielfältigen Verarbeitungs-und Verwertungsmöglichkeiten weltweit die wichtig-ste Getreideart. Die jährliche Produktionsmenge lagzuletzt bei ungefähr 650 Millionen Tonnen. Dies ent-spricht über 30 Prozent der gesamten weltweitenGetreideproduktion. Für die Ernte 2012 werden 6 94 Millionen Tonnen Weizen prognostiziert. ZumVergleich: Das sind ungefähr 100 Kilogramm proKopf der Weltbevölkerung von 7 Milliarden Men-schen.

EU-27 und China vornDie größten Anteile an der weltweiten Weizenpro-duktion haben die 27 EU-Staaten und China. Wei-tere große Erzeugerländer sind Indien, die USA undRussland.

Erzeugung und Verwendung in DeutschlandDeutschland war mit fast 23 Millionen Tonnen Wei-zen nach Frankreich (34 Mio. t) im Jahr 2011 dergrößte Weizenpro duzent innerhalb der EU. Über 20Millionen Tonnen Weizen wurden im Inland verwen -det und verarbeitet: Ungefähr 48 Prozent wurdenals Futtermittel genutzt, über 36 Prozent gingen di-rekt in die menschliche Ernährung, fast sieben Pro-zent des in Deutschland verwendeten Weizens wur-den zur Bereitstellung von Bioenergie eingesetzt undetwa drei Prozent fanden stoffliche oder industrielleVerwendung.

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: Saa

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Züchtungsziele bei Winterweizen

Ertragspotenzial und Ertragsstabilität� Kornertrag� Winterhärte� Standfestigkeit� Bestandesdichte� Kornzahl je Ähre� Tausendkorngewicht

Krankheitsresistenz� Ährenfusarium� Septoria-Blattdürre� DTR-Blattdürre� Halmbruch� Schwarzbeinigkeit� Mehltau� Gelbrost

� Braunrost� Spelzenbräune� Viruskrankheiten

Qualitäts eigenschaftenMahlqualität� Aschegehalt� Mehlausbeute� Kornhärte

Backqualität� Eiweißgehalt� Sedimentationswert� Fallzahl� Wasseraufnahme� Teigeigenschaften� Backvolumen

Ethanolgewinnung� Stärkegewinnung� Ethanolausbeute� niedriger Proteingehalt� Kornhärte� A-Stärke, B-Stärke

Biogas� Trockenmasseertrag� Silierfähigkeit� Methanausbeute

Qualitätsmerkmale im Überblick

Entstehung neuer SortenDer Weg zu einer neuen Sorte ist langwierig. DasZiel ist klar: Gegenüber dem bisherigen Sortenni-veau soll ein Fortschritt erreicht werden. Tausendevon Einzelpflanzen werden über mehrere Genera-tionen ausgelesen. Von der ersten Kreuzung bis zumEintrag in der Sortenliste vergehen meist zehn bisfünfzehn Jahre.

Mit diesem aufwändigen Prozess ist ein hohes wirt-schaftliches Risiko verbunden. Nur durch umfas-senden Sortenschutz kann die zeit- und kostenin-tensive Züchtungsarbeit refinanziert werden. DerSchutz geistigen Eigentums und die Lizenzgebüh-ren gewährleisten, dass weiterhin neue Sorten ge-züchtet und leistungsfähiges Z-Saatgut bereitgestelltwerden können.

Züchtungsschema

Eltern(Kreuzung)

F1 Generation

F2 Generation Selektion

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Feldvermehrung

F2 – F6� Auslesegeneration

F7 – F10� Bildung reiner Linien� Prüfungsgenerationen� Beginn der Erhaltungs-

züchtung

F11 – F13� amtliche Prüfung� Linienvermehrung� systematische

Erhaltungszüchtung

ca. F14� Zulassung� Vermehrung� Unterlinien� systematische

Erhaltungszüchtung

Australien

Deutschland USA Kanada

BrasilienArgentinien

Bei derzeit ungefähr 223 Millionen Hektar glo-baler Weizen-Anbaufläche liegt der Durch-schnittsertrag bei circa 30 Dezitonnen pro Hekt-ar. Seit den 1950er-Jahren haben sich die Er-träge und Erntemengen weltweit mehr als ver-dreifacht. In Deutschland liegen die Ertragsstei-gerungen weit über dem Durchschnitt. Untergünstigen Bedingungen werden in der Praxis bisüber 100 Dezitonnen pro Hektar gedroschen.Der deutsche Durchschnittsertrag erreicht 80Dezitonnen pro Hektar. Die Leistungen derZüchtung sind für mehr als die Hälfte dieserSteigerung verantwortlich. Zudem wirken sichdie verbesserte Anbautechnik sowie Düngungund Pflanzenschutz positiv aus.

Züchtung sorgt für Steigerung

Parzellen von Kanzler, Bussard, Akteur und Hybnos 1 (von rechts)

Weizen-Demonstrations versuch des GFS

Ähre von Jubilar in der Blüte

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: GFS

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: GFS

* Züchter, Zulassungsjahr, Qualitätsgruppe

1991 1996 2001 2006

Gelbrost(Mittel aller Sorten)

Befallsneigung: 2 – sehr gering bis gering, 3 – gering, 4 – gering bis mittel, 5 – mittel, 6 – mittel bis stark, 7 – stark

Mehltau(Mittel aller Sorten)

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Verringerung der Befallsneigung bei Winterweizen

4,5 4,14,1 3,6 3,4 2,63,5 3,0

2011

1,72,7

Weltproduktion Weizen 2011 in Millionen Tonnen

EU-27 136,9

China 115,2

Indien 80,8USA 60,1

Russland 41,5

Australien 27,9

Kasachstan 9,7

Sonstige 123,4

Argentinien 16,1

Ukraine 16,8

Kanada 23,2

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Quelle: Prof. F. Isermeyer, FAL Braunschweig

Kornerträge für Winterweizen in Deutschland

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Fünfjahresmittelwerte

*Zweijahresmittelwert 2010/2011

*

Verwendung von Weizen in Deutschland 2011 in Millionen Tonnen

Futter 9,69

Nahrung 7,37

Energie 1,39

Industrie 0,59

Saatgut 0,56Verluste 0,63

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Weizenerträge in dt/ha

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GFS_SaatGut_Extra_2012_Druckboegen_03 08.06.2012 12:19 Uhr Seite 2

Page 6: Saat-Gut! · 2021. 1. 27. · tung stehen moderne Sorten mit höchster Leistungsfähigkeit unter Extrembedingungen. V i ... Marksman Urban Kanzler · 1980 Rektor Kronjuwel Esket Solitär

Mit der vollständigen Mechanisierung der Getreide-produktion und der automatischen Backwarenher-stellung in den 1950er-Jahren stieg der Bedarf anA-Sorten. In der Folgezeit wurden Backqualität undhohe Ertragsleistung bei kürzerem Wuchs immer bes-ser kombiniert. „Für diese Zeit stehen die Erfolgs-sorten Jubilar, Diplomat und Kanzler“, so Hartl.

Züchtungsfortschritt bringt SelbstversorgungMit der Kombination gesteigerter Ertragsleistung undQualität war gegen Ende der 1970er-Jahre dieSelbstversorgung bei Qualitätsweizen erreicht. „DieErfolge im Bereich der Elitequalität mit Monopol undBussard, zugelassen 1975 und 1980, unterstrei-chen dies“, erläutert Hartl. In den 1980er-Jahrenstieg die Zahl ertragreicherer A- und E-Weizen an.Heute stehen mehr als 150 zugelassene Weizen-sorten für Sortenvielfalt. Weiteren Züchtungsfort-schritt für die Zukunft versprechen Hybridzüchtungund Genomforschung.

Weizen stammt ursprünglich aus der Region des„fruchtbaren Halbmondes“ im Nahen Osten (s. Skizze).Seine Urformen sind Einkorn und Emmer, die beidezu Kulturformen entwickelt wurden. „Bis zum Endedes 19. Jahrhunderts prägten Landsorten den Win-terweizenanbau“, beschreibt Dr. Lorenz Hartl vom In-stitut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an derBayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft die Aus-gangssituation in Deutschland. Nachdem die Auslesevon Landsorten erschöpft war, begannen die Züchtermit der Kreuzungszüchtung. Beispielhaft dafür stehtRimpaus früher Bastard, der die Frühreife des ameri-kanischen Landweizens mit den höheren Kornerträ-gen des englischen Squarehead-Weizen vereinigte.„Einige wichtige Sorten sind aus Kombinationen vongenetischem Material entstanden, das von außerhalbdes Zuchtgebietes stammte“, sagt Hartl, der an derAuswahl des Sortiments für den Schauversuch desGFS beteiligt war. „Beispielsweise entstand 1930 Tas-silo durch die Einkreuzung der französischen VarietätArras in bayerisches Zuchtmaterial.“

Regionale SchwerpunkteZu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen die pri-vaten deutschen Züchter ihre Zuchtprogramme. InSüddeutschland verbesserten sie die gute Back-qualität heimischer Landsorten weiter. In Nord-deutschland wurden auf der Basis von Squarehead-Kreuzungen intensivere, ertragreichere Weizentypenfavorisiert.

Weizenschauversuch und vieles mehrJetzt ist es so weit! Seit Monaten laufenunsere Vorbereitungen für die DLG-Feldta-gen in Bernburg-Strenzfeld – jetzt könnenwir Sie empfangen: Herzlich willkommenam Stand des Gemeinschaftsfonds Saat ge-treide! Diese sechsseitige Extra-Ausgabevon Saat-Gut! beschreibt ausführlich die 13 Sorten des Weizen-Demonstrationsver-suchs und ordnet sie in die Entwicklungs-phasen der deutschen Weizenzüchtung dervergangenen 100 Jahre ein. Zudem gibt es bei den regelmäßigen Führungen vonDr. Erich Knopf viel Wissenswertes zu er-fahren. Nutzen Sie die Angebote und sagenSie uns Ihre Meinung – am Stand F25 sindwir für Sie da!

Neben Informationen zu den Ursprüngender Weizenzüchtung hält diese AusgabeAktuelles zur Bedeutung des Weizens be-reit. Auch die weiteren Aufgaben des GFSwie das Qualitätssicherungssystem für Z-Saatgut und die Zukunftssicherung desGetreideanbaus durch Z-Saatgut kommennicht zu kurz. Wir freuen uns, mit Ihnendarüber zu sprechen.

Ihre

Belinda Giesen-Druse

Von Wildformen zu modernen SortenEindrucksvolles Ergebnis von über 100 Jahren Züchtungsleistung

Kurz notiertAuf den dreizehnten DLG-Feldtagen sindvom 19. bis 21. Juni 2012 in Bernburg-Strenzfeld 303 Aussteller vertreten, über100 davon beteiligen sich im 18 Hektargroßen Versuchsfeld.

Saat-Gut!

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Heutige Weizensorten stehen für erfolgreiche Züchtung – nicht nur in jüngerer Zeit sondern seitüber 100 Jahren. Die Erfolgsgeschichte umfasst die Ursprünge der Kreuzungszüchtung sowie dieimmer bessere Kombination von Backqualität und Ertrag. Für den aktuellen Fortschritt in der Züch-tung stehen moderne Sorten mit höchster Leistungsfähigkeit unter Extrembedingungen.

V. i. S. d. P.: Belinda Giesen-Druse

GFS Gemeinschaftsfonds SaatgetreideTel. 0228-9858110 · Fax [email protected]

Züchtungsfortschritt hat nur dann einen praktischenWert, wenn er auf den Feldern der Landwirte an-kommt. Qualitätssaatgut ist Grundvoraussetzung fürden Betriebserfolg im Getreideanbau. Alle Beteilig-ten der deutschen Saatgutwirtschaft haben sich da-her im Qualitätssicherungssystem für Z-Saatgut (QSS)zusammengeschlossen.

Zwei Säulen geben SicherheitDas QSS ist ein brancheneigener, für alle Saatgutproduzierenden Betriebe geltender Standard. DasSystem umfasst zwei Bewertungssäulen: die Saat-gutqualität und die Qualitätsfähigkeit der Aufberei-tung. Beide gemeinsam führen zu einer Qualitätsein-stufung des Betriebes. Die Aufbereitungsbetriebe wer-den in den Stufen A – qualitätsfähig, B – bedingtqualitätsfähig und C – nicht qualitätsfähig bewertet.

Die Saatgutqualität wird anhand von Proben er-mittelt, die im Betrieb aufbereitet und gebeizt wurden.Die Untersuchungskriterien sind Keimfähigkeit, tech-nische Reinheit, Fremdbesatz, Sortierung und Beiz-qualität. Für die Qualitätsfähigkeit eines Aufberei-tungsbetriebes werden alle Prozesse bewertet, diedie Saatgutaufbereitung beeinflussen: verantwortli-ches Personal, Vermehrung, technische Ausstattung,Beizmittelmanagement, Fertigware, Abnehmer, Re-klamationsmanagement.

Auditierung und TransparenzRegelmäßige Auditierungen überprüfen die betrieb-lichen Ergebnisse der Saatgutqualität und der Beur-teilung der Qualitätsfähigkeit. Erforderliche Verbes-serungen des internen Qualitätsmanagements sinddurch den Betrieb zügig zu erbringen. Die Ergeb-nisse des QSS sind für alle am System teilnehmen-den Betriebe transparent.

Die Weizenzüchtung der Zukunft steht vor großenHerausforderungen. Mit dem prognostizierten Kli-mawandel, der weiter wachsenden Weltbevölkerungund der steigenden Bedeutung der Bioenergie ent-stehen neue Schwerpunkte für Züchter und Land-wirte. Daneben bleibt die grundsätzliche Aufgabe un-verändert: Zukünftige Weizensorten müssen hoheErntequalität und Resistenz gegen Krankheitserre-ger mit bester Ertragsleistung kombinieren.

Moderne Lösungen stehen bereitGute Ansätze für weiteren Züchtungsfortschritt beiWeizen sind vorhanden. Züchter und Wissenschaft-ler arbeiten beispielsweise an molekulargenetischenMethoden, die eine gezielte Auswahlt der Kreu-zungseltern erleichtern. Auch ein besseres Ver-ständnis von Phytohormonen und eine optimiertePhotosyntheseleistung dienen der Steigerung desErtragspotentials. Die Regulation des Blühzeitpunk-tes kann die Widerstandsfähigkeit gegen Stressfak-toren wie Frühsommertrockenheit erhöhen.

Refinanzierung unverzichtbarUm die viel versprechenden Lösungsansätze er-folgreich zu vernetzen, benötigt die Pflanzenzüch-tung geeignete Rahmenbedingungen wie einen wirk-

samen Sortenschutz, damit Investitionen in Züch-tungsfortschritt gesichert sind. In diesem Sinn ist derEinsatz von Z-Saatgut neuer, innovativer Sorten diebeste Investition in die Zukunft.

Zwei Prozent mit großer Wirkung

Der Anteil der Lizenzgebühren für Z-Saatgut an denGesamtkosten, die für die Produktion von Weizenentstehen, liegt bei nur zwei Prozent. Ein kleiner Be-trag mit großer Wirkung, denn allein über 50 Pro-zent des Ertragsfortschritts sind auf Pflanzenzüch-tung zurückzuführen. Diese ist wiederum auf eineangemessene Refinanzierung ihrer aufwendigen For-schungs- und Entwicklungsarbeit angewiesen.

Z-Saatgut steht für die Zukunftsinitiative der deut-schen Saatgutwirtschaft. Sie sorgt für Perspektiveim Getreideanbau. Die Entscheidung für Z-Saatgutist gleichzeitig die Entscheidung für züchterischenFortschritt und hohe Saatgutqualität auch in Zukunft!

Forschen für leistungsstarke SortenMit konsequenter Forschung und Entwicklung schafftdie Pflanzenzüchtung neue, leistungsstarke Sorten mit

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Der Newsletter des Gemeinschaftsfonds Saatgetreide Extra-Ausgabe

1930

Zulassungsjahr

1940

1950

1960

1970

1980

1990

2000

Carsten VRimpaus fr. Bastard · 1888

SchwedischeSorten

Englischer Square head-Weizen

RussischerLandweizen

FranzösischerLandweizen

Traublinger braunerLandweizen

Früher roter amerika-nischer Landweizen(russische Herkunft)

Arras Langs Trubilo

Tassilo · 1930Heine II

BLE 206 Svalöfs Kronen

Derenburger SilberFirlbeck I Taca

WalthariHeine IV · 1940

Panzer II Sonne II

Carstacht

Heine VII · 1950

Heine VI

Format

Consul Tenor

Capelle Pantus

Admiral CariboKranich

Frühgold

Monopol

Okapi

MarksmanUrban

Kanzler · 1980KronjuwelRektor

Esket

SolitärHybredAkteur · 2003

Tommi

Apollo

Kraka

Ares

Ronos Astron

Haven AtlantisPiko Batis

Contra

Vuka Maris Huntsman

Jubilar · 1961

Bussard · 1990

Flair

Hybnos 1 · 1999

Diplomat · 1966

Kormoran · 1973

Merlin

SchernauerWerla

Stammbaum bedeutender Weizensorten QSS – Qualität mitSystem

Vor großen HerausforderungenGünstige Rahmenbedingungen für Züchtungsfortschritt schaffen

Z-Saatgut schafft PerspektiveDie Zukunftsinitiative der deutschen Saatgutwirtschaft

optimierten Ertrags-, Qualitäts- und Resistenzei-genschaften. Die Züchtungsziele werden mit klas-sischen Kreuzungs- und Kombinationsverfahren,Hybridzüchtung sowie biotechnologischen Verfah-ren erreicht.

Mehrfach geprüfte Spitzen-qualitätAn die Prüfung und Zulassung neuer Sorten wer-den hohe Maßstäbe gelegt. Auch für die Feldan-erkennung und die Beschaffenheitsprüfung von Z-Saatgut gelten hohe, gesetzliche Vorgaben. Nurwenn diese eingehalten werden, wird das Saatgutzertifiziert.

Erträge entscheidenWer heute Getreide anbaut, steht einer Reihe vonHerausforderungen wie Globalisierung, Klimawan-del und neuen Marktanforderungen gegenüber.Die deutsche Saatgutwirtschaft setzt sich dafürein, dass Z-Saatgut diesen Herausforderungen ge-wachsen ist.

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GmbH

Quelle: LfL, DLG-Mitteilungen 8/2010

18%Pflanzenschutz

(inkl. Beize)

30%Düngemittel

2 %Versicherung

7 %Trocknung

6 %Saatgutkosten (ohne Beize)

2 % Züchter

20%variable

Maschinenkosten

15% Maschinenring/Ernte

Anteile an den Kosten der Weizenproduktion pro ha

GFS_SaatGut_Extra_2012_Druckboegen_03 08.06.2012 12:19 Uhr Seite 1