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Tourismusmagazin, Sommer 2010 "An morgen denken"
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Nachhaltigkeit als Zukunftsperspektive
AN MORGENDENKEN
T O U R I S M U S M A G A Z I N | A U S G A B E 0 3 / 1 0 | S O M M E R 2 0 1 0
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MAX WEILER (1910-2001)
DIE GROSSEN WERKE Fresken · Mosaike · Gemälde – Vom Entwurf zur AusführungBis 31. Oktober 2010, Di-So 10-18 Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Museumstr. 15, 6020 Innsbruck www.tiroler-landesmuseen.at
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3 saison
StiCHWort
„Der Touristiker ist ja nicht dumm, der wird sich diesen Rahmenbedingungen stellen, denn schließlich will er ja Gewinn machen und das steht ihm auch zu. Deshalb halte ich recht wenig von Appellen, sondern viel mehr von klaren Bedingungen, mit denen sich jeder Wirtschaftsteilnehmer ausrechnen kann, wie er am besten abschneidet.“Für FRANZ FISCHLER ist in sachen nachhaltigkeit zuerst die Politik gefordert.
NACHHALTIGKEIT, die
„Die Gemeinsamkeit aller Nachhaltigkeitsdefi ni-
tionen ist der Erhalt eines Systems bzw. bestimm-
ter Charakteristika eines Systems, sei es die Pro-
duktionskapazität des sozialen Systems oder des
lebenserhaltenden ökologischen Systems. Es soll
also immer etwas bewahrt werden zum Wohl der
zukünftigen Generationen.“
Bernd Klauer: „Was ist nachhaltigkeit?“, 1999
„Das in der Forstwirtschaft seit Jahrhunderten an-
gewandte Prinzip der Nachhaltigkeit ist unter dem
Aspekt der Ökonomik als Art des Wirtschaftens zu
bezeichnen, bei welcher derzeitige Bedürfnisse be-
friedigt werden, ohne zukünftigen Generationen die
Lebensgrundlagen zu entziehen (Sustainable Deve-
lopment). Kennzeichnung durch langfristig orien-
tiertes Denken und Handeln, um ein Fließgleichge-
wicht der natürlichen Ressourcen zu erreichen.“
Gabler Wirtschaftslexikon
sozialer aspektnachhaltigkeit beschränkt sich
nicht auf Ökologie. auch der so-
ziale aspekt spielt eine entschei-
dende Rolle. Etwa der Umgang
eines Unternehmers mit seinen
Mitarbeitern. „Wir kümmern uns
365 Tage im Jahr um das Wohl-
befi nden unserer Mitarbeiter. Der
Gast geht im Gegensatz dazu ein
paar Tage oder Wochen ein und
aus. Das ist eine andere Relation“,
sagt KARL C. REITER, Eigentümer
des Posthotels in achenkirch.
Die LoHassoziologen lieben die
Beschreibung von Le-
bensstilen. LoHas ist ein
akronym für LIFESTYLE OF HEALTH AND SUS TAI-NABILITY (Lebensstil für
Gesundheit und nach-
haltigkeit) und beschreibt
einen Konsumententyp,
der durch sein Konsum-
verhalten die Welt beein-
fl ussen will. Er zeichnet
sich häufi g durch ein
überdurchschnittliches
Einkommen aus, interes-
siert sich im touristischen
Bereich etwa für natur-
und outdoorurlaube.
1,6 Tonnen CO₂PKW-Jahresfahrleistung von 10.000 km
0,6 Tonnen CO₂Hin- und Rückfl ug innsbruck–London
1,2 Tonnen CO₂1 Woche strandurlaub auf Mallorca
Glücklicher siegerDer Happy Planet index, der die Lebenszufriedenheit
der Bürger eines Landes mit ihrem ökologischen Fuß-
abdruck kombiniert, reiht COSTA RICA auf Platz 1.
Megaprojektim schweizerischen
ANDERMATT soll ein
ganzes nachhaltiges
Feriendorf entstehen.
Mit 500 Wohnungen,
25 Villen und einem
18-Loch-Golfplatz.
Wie das gehen soll?
Zwei Drittel der 1,46
Quadratkilometer
Gesamtfl äche werden
erst gar nicht angetastet
(=ausgleichsfl ächen).
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BaumkillerDer richtige Umgang mit den Ressourcen ist keine
Herausforderung der Moderne. schätzungen zufolge
haben DIE UREINWOHNER DER OSTERINSEL mehr
als zehn Millionen Palmen gefällt, um ihren Holzbedarf
zu befriedigen. als die ersten Europäer auf die insel
kamen, war sie bereits komplett baumlos, was auf
Grund der Bodenerosion massive auswirkungen auf
das Leben der Menschen hatte.
Klimarechner
4
Das richtige Maß
Schön ist es, weise Maß zu halten“, formu-
lierte einst schon sophokles. angesichts
globaler wirtschaftlicher Verwerfungen
mit unerlässlichen Folgen für staaten
und Gesellschaften – wie etwa volatile Märkte, rigide
sparprogramme und sinkende Haushaltseinkommen
– liegen altbekannte Gedanken zu den Grenzen von
Wachstum wieder im Trend. Tatsächlich kann man
über die Maßlosigkeit unserer Zeit, die nicht zuletzt
die grenzenlose wirtschaftliche Gier und schlussend-
lich auch den Kollaps der Märkte sowie ganzer staaten
provozierte, in unterschiedlichsten Kategorien nach-
denken. Mediziner, Ethiker, Gesellschaftstheoretiker
haben in ihren Disziplinen die negativen Folgen von
„zu viel“ längst beschrieben – nun aber dreht sich
auch der Zeitgeist in der Betrachtung maßloser Wirt-
schaftssysteme. Wurde in oliver stones „Wall street“
der junge Gordon Gekko als skrupelloser Finanzhai
noch als Held stilisiert, so stellt der starregisseur in der
heuer präsentierten Fortsetzung Werte wie Loyalität
und familiären Zusammenhalt in der Vordergrund.
Realistische Ziele. nach den aktuellen auswüchsen
scheinen sich ganze Gesellschaften wieder mehr und
mehr nach Balance zu sehnen – nach einem richtigen
Maß in allen Bereichen. Für die Tourismuswirtschaft
bedeutet das: Realistische Ziele fokussieren, rascher
erfolgreiche Entwicklungen vor dem Hintergrund ge-
genwärtiger Trends analysieren und die Frage stellen: in
welchen Grenzen bewegen wir uns? Dabei in den Chor
eindimensionaler Wachstumsverweigerer einzustimmen,
wäre falsch. Erfolg einzig und allein an quantitativen
Messgrößen festzumachen, allerdings ebenso. Tirol hat
sich in vielen Jahrzehnten als erfolgreichstes alpines
Tourismusland positioniert, die Fakten sprechen eine
eindeutige sprache: Über 43 Millionen nächtigungen
bei rund 300.000 Betten werden gezählt, statistisch
betrachtet betritt alle paar sekunden ein Gast Tirol und
nachweislich verlässt auch der überwiegende Teil der
Urlauber unser Land hochzufrieden. Diese Zahlen ins
Unermessliche steigern zu wollen, wäre der denkbar fal-
sche ansatz und zielte wohl auch eindeutig an aktuellen
Rahmenbedingungen vorbei. Wachstum hingegen künf-
tig noch viel stärker als bisher an qualitativen Parametern
wie langfristiger stabilität, Wertschöpfung und Harmonie
mit unseren regionalen Wurzeln zu orientieren – das ist
unser Tiroler Weg, den auch unsere Gäste goutieren. sie
suchen in unserem Land das Unverwechselbare in natur
und Kultur gepaart mit der einzigartigen Qualität in der
von Gastfreundschaft geprägten familiären Dienstleis-
tung – sie suchen sehnsuchtsbilder wie die einst von
Ludwig steub beschriebenen „schön gekämmten Berg-
wiesen“. Der Genuss regionaler Produkte, unserer natur-
landschaft zählt hier eindeutig an vorderster stelle dazu.
Gerade auch deshalb blickt der Tourismus sorgenvoll auf
die Tiroler Landwirtschaft, die nicht zuletzt auch aufgrund
verfallender Milchpreise zunehmend wirtschaftlich unter
Druck gerät. so wollen wir dort, wo die Partnerschaft im
richtigen Maß sinnvoll weiter zusammenwachsen kann,
auch noch viel enger zusammenrücken. Weil wir damit
unsere identität und unsere anziehungskraft in der Welt
weiter stärken. Egal ob wir die almkäserei wieder beleben
oder aktuell 150 Tourismusbetriebe rund um die initiati-
ve „Bewusst Tirol“ zusammenrücken – wenn wir unsere
Wurzeln neu beleben, kurbeln wir auch nachhaltiges,
qualitativ geprägtes Wachstum an.
Am Ende stimmt nichts mehr. Welche Fal-
len rein quantitatives Wachstum haben kann, erlebt
übrigens gegenwärtig so manches Kreuzfahrtunter-
nehmen. Vom Erfolg getrieben wurden immer neue
Luxusschiff e geordert – Kapazitäten, die gefüllt werden
wollen. angesichts ausbleibender Gäste in der Wirt-
schaftskrise müssen auslastungen nun vermehrt über
Diskont-Preise erkauft werden. am Ende dieses We-
ges stimmt nichts mehr: nicht der Gästemix, nicht die
Marke, nicht das Urlaubsversprechen, nicht der Preis.
Zurück bleiben wirtschaftlich angeschlagene Unter-
nehmer, die über das „Zuviel“ an Kapazitäten stolpern,
und Gäste, die deshalb „zu wenig“ an Urlaubsfreude
erleben. Eben deshalb ist das richtige Maß essenziell
– auch und gerade am Tiroler Weg! ×
EDiToRiaL
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5 saison
Editorial
Mediziner, Ethiker, Gesellschaftstheoretiker haben in ihren Disziplinen die negativen Folgen von „zu viel“
längst beschrieben – nun aber dreht sich auch der Zeit-geist in der Betrachtung maßloser Wirtschaftssysteme.
Nach den aktuellen Auswüchsen scheinen sich ganze Ge-sellschaften wieder mehr und mehr nach Balance zu sehnen – nach einem richtigen Maß in allen Bereichen. Für die Tou-
rismuswirtschaft bedeutet das: Realistische Ziele fokussieren, rascher erfolgreiche Entwicklungen vor dem Hintergrund
gegenwärtiger Trends analysieren und die Frage stellen: In welchen Grenzen bewegen wir uns?
Wachstum hingegen künftig noch viel stär-ker als bisher an qualitativen Parametern wie
langfristiger Stabilität, Wertschöpfung und Harmonie mit unseren regionalen Wurzeln
zu orientieren – das ist unser Tiroler Weg, den auch unsere Gäste goutieren.
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7 SAISON
INHALT
IMPRESSUMSAISON – Tourismusmagazin, Nr. 3/2010 (62. Jahrgang) SAISON-Abohotline: 0512/58 6020
HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Ste� en Arora, Stefan Becker, Sarah Boyks, Dipl.Kulturw. Univ. Julia Brugger, Florian Gasser, Mag. Nina Heizer, Esther Pirchner, Dr. Michael Riedler, Mag. Barbara Wohlsein • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Michael Rathmayr • ILLUSTRATIONEN: Philipp FrenzelPRODUKTION: NERO WerbeGmbH, www.nerografi k.net • LAYOUT: Philipp Frenzel • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, [email protected] • ANSCHRIFT VERLAG/PRODUKTION: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -20, [email protected] • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten
THEMA: NACHHALTIGKEIT
8„Unsere Generation hat einiges versäumt“Franz Fischler im Interview zur Bedeutung von Nachhaltigkeit
12Nachhaltig in der PraxisNachhaltigkeit erö� net dem Tiroler Tourismus neue Perspektiven.
16Projekt O3Das neue Olympische Dorf in Inns-bruck – ein Großprojekt, das sich an Nachhaltigkeitskriterien orientiert
18Die ImpulsgeberTiroler Tourismusforum: Die Preisträger des Tirol Touristica
22„Nicht nur den Niedergang sehen“ Gerlind Weber, Professorin an der Universität für Boden-kultur Wien, im Interview
24Qualitatives WachstumInfografi k: Weniger Betten, aber mehr Nächtigungen
26Der ÖkoboomWas bedeutet nachhaltiges Verhalten von Konsumenten für den Tourismus?
30Blick über den TellerrandÜberall auf der Welt entstehen nachhaltige Tourismusprojekte. Beispiele aus benachbarten Ländern
34AbgestempeltÖkosiegel: Ein Überblick über CO₂-Abdruck, Ökobilanz & Co.
MAGAZIN
40Alleinstellungsmerkmal Tourismus Tirols Tourismus als „Fels in der Brandung der Wirtschaftskrise“
43„Fühl mich in den Bergen sauwohl“Schauspieler Daniel Brühl macht Werbung für Wandern in Tirol
44Fast alles auf Schiene Land Tirol und ÖBB forcie-ren das Radwandern.
46GruppendynamikReisegruppen eilt ein wenig schmei-chelhafter Ruf voraus. Zu Unrecht.
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48Ein Leben fürs HotelSeit sechs Generationen führt die Hotelier-Familie Seyrling das Fünf-Sterne-Haus Klosterbräu.
52Servus ChristlDie ehemalige „Servus“-Heraus-geberin Christl Horn im Interview
54 Adieu LitfaßsäuleNeue Lösung für Besucher-Infos
56Leben im Denkmal Ein Stück Hotelgeschichte erzählt das Hotel Berghof in Seefeld.
60 Alter Sto� – neues Kleid Schriftsteller Alois Schöpf im Interview
61Verspielte Tiroler Tirol ist ein Land der Schauspieler, was anhand der Au� ührungen im Sommer besonders deutlich wird.
65 Kommentare
66 Nachgefragt
„UNSERE GENERA-TION HAT EINIGES VERSÄUMT“
LEBEN IM DENKMAL
ALLEINSTELLUNGSMERKMAL TOURISMUSPROJEKT O3
DER ÖKOBOOM
„FÜHL MICH IN DEN BERGEN SAUWOHL“
9
S AISON: Herr Fischler, der Begriff Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig, aber woher kommt er eigentlich? Franz
Fischler: Das Wort nachhaltigkeit hat
im laufe der zeit einen gewissen Wandel
durchgemacht. Ursprünglich stammt es aus
der Forstwirtschaft und war recht einfach
definiert. nachhaltigkeit hieß: man kann aus
einem Wald nur so viel holz herausnehmen
wie nachwächst, wenn der holzbestand
in summe derselbe bleiben soll. Das war
die erste Verwendung von nachhaltigkeit.
Bekannt geworden ist der Begriff dann 1987
durch den so genannten Brundtland-re-
port. Gro harlem Brundtland, eine frühere
norwegische ministerpräsidentin, leitete im
rahmen der Uno die Weltkommission für
Umwelt und entwicklung. in dem report
wird nachhaltigkeit als Gleichgewicht zwi-
schen Ökologie, Ökonomie und sozialer
Verantwortung definiert. naturressourcen
sollen also nur in einem ausmaß genutzt
werden, dass man damit nicht die chancen
für die künftigen Generationen zerstört.
heutzutage wird nachhaltigkeit oft über-
setzt mit zukunftsfähigkeit. nachhaltig ist
ein system, etwa ein Wirtschaftssystem,
dann, wenn es zukunftsfähig ist.
Nachhaltigkeit ist inzwischen fast ein Modewort. Ja, das ist leider ein Problem
geworden. Für alles und jedes wird dieses
Wort eingesetzt, zum teil auch falsch.
aber es ist nach wie vor die beste aus-
drucksweise für ein gutes system, mit dem
man auch in der zukunft reüssieren kann.
Nehmen wir einmal an, wir würden in einer nachhaltigen Welt leben. Wäre un-
sere heutige Lebensqualität beeinträch-tigt? Das ist eine große Frage. Die hängt
aber auch damit zusammen, dass man
zwischen Wohlstand und lebensqualität
unterscheiden muss. in Wirklichkeit ist es
so: Unser bisheriger Wohlstand ist sehr
stark auf Wirtschaftswachstum aufge-
baut. nur wenn die Wirtschaft wächst,
so sagt man, ist der Wohlstand gesichert.
aber gleichzeitig ist dieses Wirtschafts-
wachstum sehr stark an den Verbrauch
von ressourcen gebunden. Und nach-
dem die ressourcen nicht unbegrenzt
zur Verfügung stehen, gibt es zunehmend
Probleme. erstens: Je höher entwickelt
eine Wirtschaft ist, desto schwieriger
wird es, Wachstum zu erzeugen. eine
Wirtschaft wie china tut sich da natürlich
leichter und ein entwicklungsland erst
recht. aber in einer hoch entwickelten
Wirtschaft wie unserer noch zuzulegen,
wird immer schwieriger. in den 1960er-
und 1970er-Jahren war es auch in Ös-
terreich überhaupt kein Problem, jährlich
fünf Prozent Wirtschaftswachstum zu
haben. Wenn wir heute zwei Prozent hät-
ten, würden wir schon glauben, wir wären
ungeheuer gut. Das andere Problem ist:
Wirtschaftswachstum und damit mehr
Wohlstand bedeutet nicht automatisch
mehr lebensqualität. Und deswegen
ist eine große internationale Debatte
entstanden, ob man nicht zusätzliche
messgrößen einführen müsste, mit de-
nen man lebensqualität und qualitatives
Wachstum messen kann. mehr Freizeit
bedeutet mehr lebensqualität, lässt sich
aber nicht im Bruttoinlandsprodukt aus-
drücken. lebensqualität lässt sich nicht
nur mit Konsum und euro messen.
Was bedeutet Nachhaltigkeit für Tirol?
Gerade im Bereich der Planung und der
energieeffizienz ist hierzulande noch ei-
niges aufzuholen. eine energiebewusste
raumplanung und architektur rechnet
sich. außerdem ist tirol ein land mit
langen Wintern und gut isolierte häuser
zahlen sich aus. auch im Bereich der
Verwendung von Biomasse, vor allem
von holzabfällen für Wärmeenergiepro-
duktion, ist tirol durchaus noch entwick-
lungsfähig. Da sind andere länder wie die
steiermark weiter. Beim Verkehr hat sich
in letzter zeit durch zusätzliche angebote
zwar einiges getan, aber auch das ist noch
sehr ausbaufähig. Vor allem was zum Bei-
spiel „Park and ride“ betrifft.
Was bedeutet Nachhaltigkeit für den Ti-roler Tourismus? zum einen, dass es eine
wachsende nachfrage an Gästen gibt, die
Wert darauf legen, dass das Urlaubsange-
bot nachhaltig ist. es gibt eine wachsende
Gruppe von leuten, die sagen, „ich will
in meinem Urlaub nicht zusätzlich als
Umweltverschmutzer dastehen“. Das ist
allerdings ein relativ schmales segment
und nicht die große masse. auf der ande-
ren seite ist die Frage nach der energie-
effizienz eine sehr bedeutsame. Wie kann
man die Unterkünfte energieeffizienter
gestalten, etwa durch Wärmerückgewin-
nung und andere technische Dinge? Da
gibt es viele möglichkeiten. ich glaube
aber auch, dass die Gäste die Vorstellung
haben, dass in einem land wie tirol, das
sehr stark auf erholungstourismus setzt,
die angebote so gestaltet werden, dass es
nicht zu schäden in der natur kommt und
die landschaft nicht an Qualität verliert.
„Unsere Generation hat einiges versäumt“Was bedeutet Nachhaltigkeit für die Gesellschaft und den Tourismus und wie können wir uns dem Ideal annähern – der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler im Interview.
Da s IntervIew führte florIan G a sser .
10 saison
nachhaltigkeit
Ist das bei über 40 Millionen Nächtigun-gen möglich? Wir sind sicher ein sehr
tourismusintensives land, das ist schon
richtig. aber bei entsprechend intelligenten
lösungen und einsatz von Know-how ist
das sehr wohl möglich.
Was bedeutet das für einen Tiroler Touris-tiker? Wie würden Sie ihm das schmack-haft machen, nachhaltig zu arbeiten?
am ende des tages geht es nicht ums
schmackhaftmachen, das ist eine illusion.
missionare durch das land zu schicken, die
die hoteliers davon überzeugen sollen, dass
sie jetzt nachhaltig werden müssen, davon
halte ich ehrlich gesagt gar nichts. es kommt
auf etwas ganz anderes an. nämlich auf
die wirtschaftlichen rahmenbedingungen
und die steuergesetzgebung. Die sollten
so gestaltet werden, dass sich nachhaltiges
Verhalten auszahlt. es muss einfach so sein,
dass es für den touristiker interessanter ist,
eine Wärmerückgewinnung zu installieren,
als einfach beliebige mengen heizöl zu
verbrauchen. Das ist der Punkt.
Die Politik ist mehr gefordert als der Tourismus? absolut, ja. ich glaube, die
politischen rahmenbedingungen müssen
richtig gesetzt werden. Der touristiker ist
ja nicht dumm, der wird sich diesen rah-
menbedingungen stellen, denn schließlich
will er ja Gewinn machen und das steht ihm
auch zu. Deshalb halte ich recht wenig von
appellen, sondern vielmehr von klaren
ZUR PERSON Der am 23. september 1946 in absam gebore-ne Franz Fischler studierte landwirtschaft an der Wiener Universität für Bodenkultur und war dort bis 1979 als Universitätsassistent am institut für landwirtschaftliche Betriebswirtschaft tätig. an-schließend begann er seine politische Karriere in der tiroler landwirtschaftskammer, arbeitete dort als Direktionsassistent und stieg 1984 zum Direktor auf. 1989 wurde er landwirtschaftsmi-nister in der Großen Koalition unter Bundeskanz-ler Franz Vranitzky. Bei den eU-Beitrittsverhand-lungen in den frühen neunzigerjahren erlangte Fischler als versierter Verhandler europaweites ansehen. nach dem Beitritt 1994 wurde er als Kommissar für landwirtschaft und ländliche ent-wicklung in die Kommission von Jacques santer berufen. Vranitzky betitelte ihn ob seiner zahlrei-chen zurufe aus Brüssel als „Dauerkommentie-rer“. seit sich Fischler 2004 mit den Worten „es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!“ aus Brüssel verabschiedete, arbeitet der „überzeugte anhänger des europäischen Gedankens“ von sei-nem heimatort absam aus. er ist einer der maß-geblichen Unterstützer der Global marshall Plan initiative, Vorsitzender des „Ökosozialen Forums“ und hält regelmäßig Vorträge.
Bedingungen, mit denen sich jeder Wirt-
schaftsteilnehmer ausrechnen kann, wie er
am besten abschneidet.
Was wären solche Rahmenbedingungen?
Wenn man sich die österreichische steuer-
struktur anschaut und mit dem eU-Durch-
schnitt vergleicht, stellt man fest, dass wir
insgesamt eine sehr hohe steuerbelastung
haben, die im Übrigen durch die steuerre-
form nicht weniger geworden ist. zweitens
gehören wir zu den eU-ländern mit den
höchsten Belastungen der arbeit – lohn-
steuer, arbeitgeberanteile, sozialabgaben
und so weiter. Drittens sind wir aber bei den
Ökosteuern weit unter dem europäischen
Durchschnitt. tourismusunternehmen
sind in der regel aber sehr lohnintensiv.
es sollte also durch eine andere steuer-
struktur gelingen, die menschliche arbeit
zu entlasten, was eine entlastung für das
tourismusunternehmen ist, und die ener-
giesteuern höher anzusetzen. Das würde
bedeuten, dass es für mich als touristiker
wesentlich interessanter wird, in energie-
sparmaßnahmen zu investieren. eine sol-
che Umstrukturierung des steuersystems
wäre, aus meiner sicht, für den tourismus
eine interessante Geschichte.
Das kann nur der Bund machen. Was kann Tirol selbst leisten? tirol als land kann zum
Beispiel die raumplanung energieeffi zien-
ter gestalten. eine schlechte raumplanung
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ist gleichzeitig ein energiefresser. Das hängt
zum Beispiel mit unnötigen Verkehrswegen
und dergleichen zusammen. Da kann das
land eingreifen. Ähnliches gilt für die Bau-
vorschriften. eigentlich sollte kein neubau
mehr genehmigt werden, der nicht die
anforderungen eines Passivhauses erfüllt.
Das land kann aber auch durch anreize
eingreifen. etwa indem das isolieren von
häusern attraktiver gemacht und gefördert
wird. Das sollte nicht nur im rahmen der
Wohnbauförderung möglich sein, sondern
genauso für gewerbliche Bauten.
Nachhaltigkeit klingt immer sehr schön, aber ist das überhaupt ein erreichbares Ziel oder doch eher eine Utopie? natür-
lich steckt ein gewisses ideal dahinter und
in der regel ist die erreichung eines ideals
nicht zu hundert Prozent möglich. aber in
Wirklichkeit geht’s ja gar nicht um hundert
Prozent, sondern um eine annäherung
daran. möglichst nah dranzukommen, das
muss die eigentliche zielsetzung sein. Und
das ist möglich. man muss aber auch fai-
rerweise sagen, dass die junge Generation
hier viel weiter ist als die ältere.
Die Studie „Grenzen des Wachstums“ ist vor fast vierzig Jahren erschienen. Die Endlichkeit der Ressourcen ist auch kei-ne neue Entdeckung. Hat Ihre Generation nicht ziemlich viel versäumt? natürlich hat
unsere Generation viel versäumt.
Nämlich? erstens: man hat zu lange
zugeschaut und nicht frühzeitig da-
mit begonnen, die Wirtschaft und die
wirtschaftlichen ziele anders zu for-
mulieren. Und zweitens: man war viel
zu lax und ist viel zu wenig energisch
vorgegangen. Das hält nach wie vor an.
Wir tendieren in Österreich noch immer
dazu, dass wir zwar ambitionierte ziele
aufstellen, die wir aber dann nicht errei-
chen. anstatt jedoch die anstrengungen
zu verstärken, ein ziel doch noch zu
erreichen, machen wir neue ziele, die
weniger ambitioniert sind. so funktio-
niert das hierzulande.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
Soziales
Öko-logie
Wirt-schaft
NACHHALTIG
KEIT
„Nachhaltigkeit – für alles und jedes wird dieses Wort eingesetzt, zum Teil auch falsch. Aber es ist nach wie vor die beste Ausdrucks-weise für ein gutes System, mit dem man auch in der Zukunft reüssieren kann.“
12 SAISON
NACHHALTIGKEIT
T irol steht noch am Anfang
von nachhaltigem Touris-
mus. Doch der Weg ist das
Ziel und die Ressourcen
für einen Strategiewechsel sind reichlich
vorhanden. So streben das Land Tirol und
die Tirol Werbung innerhalb der gegebe-
nen Möglichkeiten eine Vorreiterrolle im
internationalen Tourismus an. Und das mit
nachhaltiger Entwicklung.
Wer in Tirol nachhaltigen Tourismus
sucht, der wird auch fündig. Erste Hotels
der Spitzenklasse und regionale Projekte
bemühen sich um eine zukunftsfähige
Entwicklung, die den Menschen, der
Wirtschaft und der Umwelt guttut.
Nach einem Megaevent Müll einzu-
sammeln oder den Gästen einen Trans-
fer vom Flughafen anzubieten, ist noch
kein nachhaltiger Tourismus. Es umfasst
vielmehr eine weitreichende Umstruktu-
rierung und Neuorientierung im sozialen
Umgang, im wirtschaftlichen Handeln
sowie bei der Verwendung von Umwelt-
ressourcen. Dementsprechend ist es ein
Ding der Unmöglichkeit, sofort auf allen
Ebenen nachhaltig zu sein. Doch nicht zu-
letzt aus Wettbewerbsgründen strebt Tirol
dorthin. Genaue Kriterien und Indikatoren
werden in nächster Zeit erstellt, diskutiert
und vielleicht auch politisch verbindlich
gemacht. Im Folgenden einige nachhal-
tige Beispiele, die in Tirol bereits Schule
gemacht haben.
Im Kleinen ganz groß. Er ist die
kleinste Einheit im Tourismus: der Betrieb.
Hier gibt es in Tirol bereits erfolgreich nach-
haltig wirtschaftende Hotels, wie beispiels-
weise das Naturhotel Grafenast in Schwaz.
Seit Mitte der 80er-Jahre ist es ein Biohotel.
„Wir arbeiten in Richtung 100 Prozent Bio,
beim Essen, Trinken und bei Baumateriali-
en“, erläutert Juniorchef Peter Unterlechner.
Regionale, saisonale Lebensmittel haben
Priorität, auf artgeschützte oder ökologisch
sinnlose Lebensmittel wie Thunfi sch oder
Kaviar wird gerne verzichtet.
Nachhaltig in der Praxis„Nachhaltige Entwicklung“ ist ein gefl ügeltes Wort. In seiner ei-gentlichen Bedeutung erö� net es dem Tourismus in Tirol jedoch neue Perspektiven. Wohin die Reise gehen kann, zeigen folgende Beispiele.
VON JULIA BRUGG ER
Aus Vollholz und in harmonischer Form wurde die neu erö� nete Waldsauna im Biohotel Grafenast erbaut.
13
Holz und Lehm sind die ökologischen
Bausto� e, mit denen im Grafenast vor-
nehmlich gebaut wurde und wird. Schon
in den 30er Jahren, als das Holz für den
Bau des Hotels geschlagen wurde, ach-
tete man auf den rechten Zeitpunkt und
holte das Holz aus den nahegelegenen
Bergwäldern. Die Hotelzimmern sind mit
Vollholz-Lärchenböden ausgelegt, Pols-
ter, Bettdecke sowie Matratze bestehen
aus hochwertigen Naturmaterialien.
In erneuerbare Energien hat die
Familie ebenso früh investiert: bereits in
den 1970er Jahren beheizte das Hotel
sein Schwimmbad mit Solarenergie. Vor
vier Jahren ließ die Familie ein Biomasse-
Für den Hang reicht die Entwicklung noch nicht. Doch immerhin über die Ebene zieht
der durch Photovoltaik betriebene Schlepp-lift in der Skiwelt Brixen im Thale.
Investitionen in die In-frastruktur ermöglichen
körperlich behinderten Menschen den barri-erefreien Zugang zu Wellnessangeboten.
SMALL IS BEAUTIFUL
SOZIALE ÖFFNUNGDer Tiroler Tourismus beginnt sich auch für sportliche Menschen mit körperlicher Einschränkung zu ö� nen. „Barrierefreies Tirol“ lautet hier die Devise. Die Hotels haben viel in eine adäquate Infrastruktur investiert. Beispielsweise das Hotel Weisseespitze im Kaunertal, das in dieser Hinsicht als Pionier gilt. In Tirol sind es mittlerweile 25 Hotels, die sich gezielt für Menschen mit Handicap zugänglich machen. Auf www.tirol.at fi nden sich ausführliche Informationen zum Urlaub „ohne Handicap“.
SONNENLIFT Die Skiwelt Brixen im Thale baute einen 205 Meter langen Schlepplift. Die dazugehörige Photo-voltaikanlage produziert 12.000 Kilowattstunden pro Jahr. Damit kommt man noch lange nicht den Hang hinauf, für die Überquerung der Ebene reicht es aber allemal.
SUNNALMDerzeit ist sie das höchstgelegene Passivhaus in den Alpen. Auf 2.300 Metern Seehöhe wird das Re-staurant im Pitztal mit Solar- und Erdwärmetechnik betrieben. Dadurch erspart sich der hoch gele-gene Betrieb 35.000–36.000 Liter Heizöl im Jahr. Der Passivhausstandard wird mehr und mehr in den Alpen umgesetzt. Er ist ökonomisch zunächst zwar etwas teurer, rechnet sich allerdings bald.
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RIX
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14
Heizwerk errichten, das insgesamt sechs
Häuser mit Biowärme versorgt. Die zu-
sätzlichen Investitionen für einen nachhal-
tigen Hotelbetrieb rentieren sich für das
Hotel allemal: „Wir gehen mit allem viel
bewusster um, so haben wir bespielsweise
in der Küche gar nicht erst soviel Abfall“, so
Peter Unterlechner. Auch das Naturhotel
Waldklause in Längenfeld schlägt in diese
nachhaltige Kerbe auf gehobenem Niveau.
Gemeinsam stark sein. Respekt-
voller Führungsstil sowie o� ene Kom-
munikation über Betriebszahlen, Tages-
abläufe und Entwicklungen erhöhen die
Identifi kation der Mitarbeiter mit dem
Unternehmen. Betriebswohnungen in der
Nähe des Hotels sorgen für kurze Wege,
falls die Mitarbeiter nicht sowieso mit ihren
E s geht weder um ein Produkt noch um eine Strategie. In
erster Linie geht es um eine neue Denk- und Sichtweise.
Diese wird mit speziellen Strategien vermittelt und mit
Leben gefüllt“, erklärt Roger Aerni, oberster Hüter der Marke Tirol
und maßgeblicher Mitgestalter der Nachhaltigkeitsstrategie der
Tirol Werbung. „Studien kommen zu dem Schluss, dass Nach-
haltigkeit in Zukunft ein Kriterium bei der Destinationswahl sein
wird.“ Demnach führt nachhaltige Entwicklung auch zu einem
positiven Image des Bundeslandes, von Gemeinden und einzel-
nen Betrieben. In den vergangenen zwei Jahren wurde der Status
quo erhoben, nun soll die Aktionsphase beginnen.
Das Tirol HausGemäß dem Motto „tue Gutes und rede darüber“ möchte die Tirol
Werbung bei sich selber beginnen, das heißt im Tirol Haus. Der
Energiehaushalt des Gebäudes wird dabei ebenso unter die Lupe
genommen wie der Fuhrpark oder das Papier bei Werbemitteln
bis hin zur Geschlechtergleichstellung. Verbesserungsmaßnah-
men sollen bis Ende 2010 in die Wege geleitet werden.
Green EventsSie sind noch ein weißer Fleck in Tirol, doch sie bergen großes
Potenzial, gerade auch fi nanziell. Die Tirol Werbung tritt sowohl
als eigener Veranstalter auf als auch als Sponsor anderer Events.
„Unser Ziel ist es, dieses Jahr noch Nachhaltigkeit in den Kriteri-
en zu verankern, die als Voraussetzung für unser Sponsoring zu
erfüllen sind. Dabei geht es beispielsweise um Anreisemöglich-
keiten und Besucherlenkung oder die Verwendung regionaler
Produkte im Catering“, so Aerni.
Tirol QDas Qualitätszertifi kat soll um nachhaltige Aspekte erweitert
werden. So würde es dann von Bedeutung sein, ob ein Betrieb
Nachhaltigkeit in seinen Planungsunterlagen verankert hat oder
nicht.
KulinarikDie regionale Wertschöpfung und somit Produktion von Lebens-
mitteln fällt ebenso unter die Prioritäten der Tirol Werbung. ×
„Studien kommen zu dem Schluss,
dass Nachhaltigkeit in Zukunft ein
Kriterium bei der Destinationswahl
sein wird.“ROGER AERNI, TIROL WERBUNG
Nachhaltiger Tourismus in Tirol
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FÖRDERUNG FÜR NACHHALTIGKEIT• Nachhaltige Entwicklung im Tourismus rech-
net sich. Ökonomische Einsparungen und Ef-fi zienz steigernde Maßnahmen werden von kompetenter Stelle vermittelt.
• Die Wirtschaftskammer Tirol informiert über Energiesparmaßnahmen sowie über mögliche Förderungen. Ein kostenloser Energiecheck dauert zwei Stunden, eine Kurzberatung vier Stunden und umfasst eine Analyse der Däm-mung, des Heizsystems sowie des Verbrauchs von Energie für Lüftung, Klima und Kältetechnik.
• Entsprechende fi nanzielle Unterstützung im Bereich Energiee� zienz bieten zahlreiche Banken. „Wer sich für energiee� ziente Investi-tionen entscheidet, den unterstützen wir gerne mit maßgeschneiderten Finanzierungslösun-gen“, so Markus Hildmann, Bereichsleiter Fir-mengeschäftskunden in der Hypo Tirol Bank. Dazu steht 2010 ein Topf im Gesamtwert von rund 140 Millionen Euro zur Verfügung.
Weitere Infos unter: www.wko.at/tirol/wu
Familien im Dorf leben. Gerade die soziale
Nachhaltigkeit wird häufi g vernachlässigt,
wobei sie längerfristig eine wesentliche
Rolle spielt. Zufriedene Mitarbeiter tragen
viel zu einem Wohlfühl-Ambiente bei. Das
Posthotel in Achenkirch geht diesen Weg
seit vielen Jahren konsequent. Die eigenen
Mitarbeiter begegnen der Leitung und dem
Gast auf Augenhöhe. „Wir kümmern uns
365 Tage im Jahr um das Wohlbefi nden
unserer Mitarbeiter. Der Gast geht im Ge-
gensatz dazu ein paar Tage oder Wochen
ein und aus. Das ist eine andere Relation“,
so Karl C. Reiter, Eigentümer des Posthotels.
Wird ein Mitarbeiter respektlos behandelt,
kann er mit der Rückendeckung durch die
Geschäftsführung rechnen. So entsteht ein
fruchtbringender Kreislauf zwischen Leiter,
Mitarbeitern und Gästen.
15
S AISON: Herr Rauter, Sie sind maßgeblich an der Erstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie
für Tirol beteiligt. Was bedeutet das?
FRANZ RAUTER: Nachhaltige Entwicklung
ist die Zukunftsstrategie schlechthin. Der
Begri� wurde in den letzten Jahrzehnten
leider häufi g falsch verwendet. Lange Zeit
war die Ökologie das einseitig bestim-
mende Paradigma. Das kann nicht sein.
Zukunftsfähige Entwicklung muss sowohl
die Frage nach Sozialem wie, sagen wir,
adäquater Kinderbetreuung einschließen
wie auch wirtschaftlichen Erfolg und eben
auch den schonenden Umgang mit unse-
ren natürlichen Ressourcen. Es geht um
Lebensqualität in der Gegenwart und eine
Perspektive für die Zukunft.
Wohin führt das im Tourismus? Es be-
deutet unter anderem eine behutsame
Inszenierung ohne Substanzverdrängung.
Das ist sowohl bei intensivem als auch bei
sanftem Tourismus möglich. Als Beispiel
fällt mir der Naturpark Kaunergrat und
genau gegenüberliegend das intensiv
genutzte Gebiet Serfaus-Fiss-Ladis ein.
Beides kann nebeneinander bestehen.
Es geht aber auch darum, dass man sich
gegenseitig respektiert und im Touris-
muskatalog bewirbt.
Gibt es in der Entwicklung also no limits?
Auf beschränktem Raum stoßen wir ganz
natürlich auf Grenzen, die wir respektie-
ren müssen. Und man darf auch nicht
den wirtschaftlichen Nutzen unberührter
Natur unterschätzen.
Ist ein Kinderpark im Skigebiet im Som-mer nachhaltig? Der Familie wird einer-
seits ein bewusstes Naturerlebnis geboten
und es wird zudem bereits erschlossenes
Gebiet weiter genutzt. Ja, es kann – gut
gemacht – nachhaltig sein. Grundsätzlich
ist es besser, einen bereits erschlossenen
Bereich auszuweiten, als neue Gebiete zu
erschließen. Ein alpines Disneyland ginge
am Ziel aber vorbei, weil es die gegebenen
Ressourcen zerstört.
„Es geht um Lebensqualität in der Gegen-wart und eine
Perspektive für unsere
Zukunft.“FRANZ RAUTER
LEITER DER ABTEILUNG RAUMPLANUNG IM AMT DER TIROLER LANDESREGIERUNG
Wer sind die zentralen Akteure für nach-haltige Entwicklung im Tourismus? Das
geht von der Unternehmerin über Touris-
musverbände, die Tirol Werbung bis hin zu
politischen Akteuren. Im Grunde betri� t
es jeden, der im Tourismus tätig ist.
Gibt es konkrete Kriterien, ab wann ein Betrieb oder eine Region sich nachhaltig nennen darf? Wir sind dabei, Indikatoren
zu entwickeln, die eine Art Leitfaden dar-
stellen können. In einem Jahr wissen wir
mehr dazu. Ob die einmal zu verbindli-
chen Kriterien werden, ist letztlich eine
Entscheidung der Politik.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
„Wir stoßen auf natürliche Grenzen“Das Land Tirol arbeitet gemeinsam mit Stakeholdern eine Nachhal-tigkeitsstrategie aus. Der Tourismus spielt dabei eine wichtige Rolle. Sowohl der sanfte als auch der intensive.Ganze Regionen. Wie eine neue
Denkweise durchzieht Nachhaltigkeit ver-
schiedene Ebenen und beginnt beim ein-
zelnen Menschen. Durch entsprechende
Kooperationen kann ein Anstoß für eine
ganze Region erreicht werden. Derart
geschehen bei „Bergsteigerdörfern“, die
in ganz Österreich zu fi nden sind. In Ti-
rol gehören Vent im Ötztal und Ginzling
im Zillertal zu diesen speziellen Dörfern.
„Alpinismus im Einklang von Mensch und
Natur“ lautet das Motto. Beschrieben als
klarer Gegensatz zum event- und action-
orientierten Sölden, bietet Vent Ruhe und
Beschaulichkeit in den Alpen. Auf lärmende
Betriebe, Seilbahnen und Schlepplifte wird
verzichtet und die Straßen sind in erster Li-
nie für den ö� entlichen Verkehr geö� net.
Die Erhaltung eines intakten Naturraumes
als Ruhe-, Wander- und Skitourengebiet
oder als ökologischer Ausgleichs- bezie-
hungsweise Pu� erraum ist Sinn und Zweck.
Kennzeichnend für diese Gebiete:
Sanfter Tourismus in Schutzgebieten, in
denen die Häuser und Stadel nicht nur urig
alt aussehen, sondern auch wirklich noch
sind. Etliche Naturpark-Partnerbetriebe im
Zillertal bieten geführte Wanderungen im
Nationalpark an und führen in der Küche
mindestens vier Produkte aus der Region.
Bus und Pellet. Die Region Lech/Zürs,
wenn auch nicht mehr in Tirol gelegen,
so doch in allernächster Nähe, setzt
stark auf ökologische Nachhaltigkeit.
Damit erspart sich die Region zum einen
längerfristig Energiekosten und fördert
zudem die regionale Wertschöpfung.
Das gesteckte Ziel: zur energieautarken
Region werden. Pelletheizungen, Solar-
energie, geothermische Heizungen und
Biomasse-Heizwerke versorgen bereits
223 Betriebe in Lech. Das Hackgut und die
Rinde stammen zum Teil aus heimischen
Sägewerken, bei denen sie als Abfallpro-
dukt anfallen. Das Gebiet verfügt über ein
eigenes Umweltmanagementsystem, das
viel Energie und Geld einspart. Immerhin
werden alljährlich vier Millionen Liter
Heizöl ersetzt. In der Mobilität setzt das
Dorf auf die blaue Flotte, das heißt auf
ö� entliche Verkehrsmittel. Die Fahrt mit
dem Bus ist kostenlos, sobald man in Lech
übernachtet. ×
16 SAISON
NACHHALTIGKEIT
D ie Verglasung ist dreifach,
die Dämmung 30 Zentime-
ter dick. Das Warmwasser
wird mittels Solarzellen am
Dach aufbereitet und eine Pelletsheizung
sorgt in jedem der 13 Blöcke für einen
warmen Boden. Mit rund 8 Kilowattstunden
pro Quadratmeter setzt das neue Olympi-
sche Dorf, das 2012 bei den Olympischen
Jugendwinterspielen (YOG 2012) Athleten
und Betreuer beherbergen wird, im Heiz-
wärmebedarf europaweit neue Maßstäbe.
„Wir haben um vier Prozent höhere Baukos-
ten, dafür sind wir aber unabhängig von der
Pipeline aus Novosibirsk, nutzen regionale
Brennsto� e und ermöglichen Mietern wie
Käufern langfristig niedrigere Heizkosten“,
erklärt Klaus Lugger, Geschäftsführer der
Neuen Heimat Tirol, die der Bauträger des
Großprojektes ist. Das Teuerste seien die
Wartungskosten, sagt Lugger. Die Wert-
schöpfung bleibe dabei jedoch im regio-
nalen Wirtschaftskreislauf, da heimische
Unternehmen mit der Wartung betraut
würden. Die Heizkosten lägen zudem 30
Prozent unter denen eines Niedrigener-
giehauses. Damit ist der höchste Stand im
Passivhausbau erreicht.
Um derartige Erfolge zu erreichen,
benötigt es entsprechendes Know-how
vom Ausschreiber über den Bauleiter zum
Statiker, Elektro- und Installationsplaner
bis hin zur Baufi rma. Von Vorteil ist zudem,
dass Energiee� zienz auch von der Politik
forciert wird – um weniger CO₂ in die At-
mosphäre zu blasen und damit letztlich
auch Kosten zu sparen.
Ökologisch bauen. Die Möglich-
keiten im nachhaltigen Bauen sind damit
jedoch noch lange nicht ausgeschöpft.
Dämmmaterialien aus nachwachsenden
Rohsto� en oder Holzbauten hätten einen
wesentlich geringeren ökologischen Fuß-
abdruck. Doch „die Entwicklung ist hier
noch nicht weit genug, denn mit Hanf
oder Flachs als Dämmung kommt man
einfach noch nicht auf die 8 Kilowattstun-
den Energieverbrauch pro Quadratmeter“,
erklärt Ralf Eck, Leiter des Architekturbü-
ros eck & reiter architekten und maßgeb-
lich verantwortlich für die Planung und
Ausführung des O3.
„Natürlich hätten nachwachsende
Bausto� e eine bessere CO₂-Bilanz und es
ist auch stark an der Zeit, dass ökologi-
sches Bauen weiter vorangetrieben wird,
aber momentan ist der Bau eines Holz-
hauses beispielsweise aus Brandschutz-
gründen auf eine bestimmte Geschoßan-
Projekt O3Gute Nahversorgung, günstige Energiekosten, ausreichend Grünfl ächen. Das neue Olympische Dorf in Innsbruck ist ein städtebauliches Großprojekt, das sich an Nachhaltigkeitskriterien orientiert.
VON JULIA BRUGG ER
17
zahl beschränkt“, so der Tiroler Architekt.
Eine derart große Anlage wie das O3 wäre
damit nicht umsetzbar gewesen. Der Stadt
als Verkäuferin des Grundstücks war je-
doch nicht nur der Passivhausstandard
wichtig. Das neue, eng verbaute Areal
sollte zudem so freundlich und wohlwol-
lend wie möglich gestaltet werden.
Soziale Durchmischung. Damit
ist nicht nur der Passivhausstandard von
Bedeutung. Das gemeinnützige Wohn-
bauprojekt, in das nach den YOG 2012
Innsbrucker Wohnungswerber einziehen
werden, sollte umfassendere Nachhaltig-
keitskriterien erfüllen. Soziale Wärme und
kollegialer Umgang unter den Mitbewoh-
nern kann jedoch nicht auf dem Reißbrett
entstehen. Ein paar Voraussetzungen da-
für konnten allerdings mit entsprechen-
den Maßnahmen gescha� en werden: ein
großzügiger und damit Kommunikation
fördernder Eingangsbereich, ein breites
Stiegenhaus und ein gemeinschaftlicher
Rasenbereich im Innenhof.
Im neuen Olympischen Dorf wird
Wohnraum für Jung und Alt, für Familien
und Singles zur Verfügung gestellt. „Wir
erwarten uns eine soziale Durchmischung.
Verbunden mit hoher Wohnqualität soll
ein gedeihliches Zusammenleben bewirkt
werden“, so Erika Schmeissner-Schmid,
Leiterin der Stadtplanung, Stadtentwick-
lung und -integration im Stadtmagistrat
Innsbruck. Deshalb wird es sowohl ge-
förderte Miet- als auch Eigentumswoh-
nungen geben. Die Innsbrucker Sozialen
Dienste werden betreutes Wohnen für
ältere Menschen anbieten, weshalb auch
auf barrierefreie Architektur Wert gelegt
wurde. Rollstuhlfahrer und gehbehinderte
Menschen können sich im O3 somit ohne
größere Hindernisse bewegen.
Hallo Nachbar. Je mehr Infrastruktur
in der umliegenden Nähe des Siedlungs-
gebietes, umso belebter wird die Gegend.
Was vor dreißig Jahren der Greißler ums
Eck an sozialem Tre� - und Austauschort
bot – das letzte Exemplar der aussterben-
den Tante-Emma-Läden befi ndet sich üb-
rigens in der Pestalozzistraße in Pradl –, ist
heute ein Supermarkt, eine Bäckereifi liale
oder in seltenen Fällen noch ein Metzger.
Auch wenn der Lebensmittelhandel auf-
grund seiner Größe und Anonymität nicht
mehr diese soziale Dynamik und diesen
Informationsumschlagplatz wie früher
bietet, wird der geplante, am Areal des
O3 gelegene MPreis-Markt dennoch zu
nachbarschaftlicher Begegnung und damit
dem einen oder anderen Gespräch über
den vollgepackten Einkaufswagen hinweg
beitragen. Kommunikation, gewisse Nähe
und nachbarschaftliche Hilfe soll mit dieser
Planung erleichtert werden. Schule und
Kindergärten befi nden sich ebenso in der
nächsten Umgebung des O3 wie Friseure
oder der kleine Wochenend-Bauernmarkt.
Kurze Wege. Auch wenn unter der
gesamten Anlage eine Garage mit 509
Parkplätzen gebaut wird, bietet das O3
auch eine günstige Anbindung an die
Stadt und den ö� entlichen Nahverkehr.
Bushaltestellen sind ebenso direkt vor
der Haustüre wie die Innpromenade für
Radfahrer und Fußgänger. ×
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DAS O3Der von der Arge reitter-eck & reiter geplante Gebäu-dekomplex besteht aus 13 Würfeln mit sechs bis acht Stockwerken. Platz fi nden dort 260 Miet-, 69 Eigentums- und 62 Mietkaufwohnungen (sowohl klassische als auch geförderte) sowie 53 von den Innsbrucker Sozialen Diensten (ISD) betreute Wohnungen. Integriert ist außer-dem eine Polizeistation.
YOUTH OLYMPIC GAMES INNSBRUCK 2012Vom 13. bis 22. Jänner 2012 werden jugendliche Athleten aus der ganzen Welt im neuen O3 in Pradl untergebracht. Durch die YOG wurde der Bau des O3 erheblich beschleunigt. Nach den Spielen werden die Wohnungen professio-nell gereinigt, neu ausgemalt von der Neuen Heimat vermietet oder verkauft. Eigentumswohnungen bleiben während der YOG zur Gänze ungenutzt.
www.innsbruck2012.com
Ralf Eck & Peter Reiter
HEIZWÄRMEBEDARF IM VERGLEICH• Konventioneller Bau ab 65 kWh/m²• Niedrigenergiehaus 15–50 kWh/m² • Passivhaus 10–15 kWh/m²• O3 8 kWh/m²
Voraussetzung für Wohnbauförderung in Tirol • seit 2010 Heizwärmebedarf unter 25 KWh/m²• ab 2012 Heizwärmebedarf unter 20 kWh/m²
„Wir haben um vier Prozent höhereBaukosten, dafür sind wir aber unabhängig von der Pipeline aus Novosibirsk, nutzen regionale Brennsto� e und ermöglichen Mietern wie Käufern langfristig niedrigere Heizkosten.“KLAUS LUGGER, GESCHÄFTSFÜHRER NEUE HEIMAT TIROL
18 SAISON
NACHHALTIGKEIT
Tirol-Touristica-Preisträger: Die ImpulsgeberDas Tiroler Tourismusforum hat sich als Muss-Treff punkt der Branche etabliert. Bei der Veranstaltung unter dem Motto „Nachhaltigkeit“ wurde auch der Tirol Touristica vergeben. Die Preisträger heuer: Hubert Klingan, „Urlaub am Bauernhof“, das Hotel STAY.inn, das Internationale Hahnenkammrennen und der WildeWasserPark Stubai.
VON MICHAEL RIEDLER
Der „Gigant der vier Jahreszeiten“ – die Plastik von Alois Schild ist die „Mutterfi gur“ für den Tirol Touristica.
KR Dr. Hubert Klingan wurde für sein touristi-sches Lebenswerk ausgezeichnet.
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T irols Tourismus hat die
letzten Monate trotz Wirt-
schaftskrise überdurch-
schnittlich gut bewältigt.
Verantwortlich dafür war der vergleichs-
weise hohe Qualitätsstandard der heimi-
schen Branche. Diesen zu stärken, war
auch immer Sinn und Zweck des Tiroler
Tourismusforums, das heuer unter dem
Generalthema „Nachhaltigkeit“ stand.
So reisten die Tirol Werber allesamt
mit dem Bus und nicht mit dem Auto nach
Igls. Die Einladungen zum Tourismusfo-
rum wurden auf umweltfreundlichem
Papier gedruckt, die Kuvertfolien konnten
über den Biomüll entsorgt werden und
das Buff et stellten Bauern aus den Natur-
parkregionen Tirols. Außerdem machte
die Tirol Werbung beim Tourismusforum
auf E-Bikes, E-Scooter, E-Golfcars und
Elektroautos aufmerksam.
Ein Höhepunkt des Forums mit Lan-
deshauptmann Günther Platter und Tirol
Werbung Geschäftsführer Josef Margrei-
ter war die Verleihung des „Tirol Touristica
2010“. Der Tiroler Künstler Alois Schild
gestaltete die verliehenen Setzlinge des
„Gigant der vier Jahreszeiten“. Die Aus-
zeichnung, gesponsert von der Hypo Tirol
Bank, wurde an herausragende Projekte
und beispielhafte Impulse im Tiroler Tou-
rismus vergeben. Geehrt wurden Hubert
Klingan für sein Lebenswerk, die Initiative
„Urlaub am Bauernhof“ für ihr Marketing,
das Hotel STAY.inn in Schwaz für sein in-
novatives Konzept, der WildeWasserPark
Stubai für die Angebotsentwicklung und
das Internationale Hahnenkammrennen
in der Kategorie Großveranstaltungen.
Einsatz für Hauptstadt der Alpen. Klingan war von 1988 bis 2009 ehren-
amtlich als geschäftsführender Obmann
des Tourismusverbands Innsbruck tätig.
Er hat die Großregionsstrategie für den
TVB Innsbruck und seine Feriendörfer
mit Konsequenz und Fairness umgesetzt.
Dabei blieb der ehemalige Chef der Ti-
roler Sparkasse immer seiner Linie als
Gegner von zentralistischen Stukturen
treu. Die von ihm installierten Ortsaus-
schüsse mit eigenständigen Ortsbudgets
waren Vorbild für Regelungen im Tiroler
Tourismusgesetz. Erfolgreich betrieb und
förderte er auch den Ausbau wichtiger
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Infrastrukturbauten wie der Patscherko-
felbahn, Muttereralmbahn, Innsbrucker
Nordkettenbahn, Bergisel. Golfplätze,
Reitanlagen und Schwimmbäder in den
Feriendörfern wurden weiterentwickelt.
Klingan nützte sein internationales
Netzwerk, um Innsbruck als Hauptstadt der
Alpen starkzumachen. Er war Initiator und
Mitbegründer des Innsbrucker Sommers
(Tanzsommer, Promenadenkonzerte, Fes-
tival der Träume, Innsbrucker Filmfestival)
und förderte neue Trends wie die Projekte
„Single Trail“, „Air & Style“ sowie Kunstraum,
Osterfestival und Klangspuren. Er war Be-
gründer der Hofkirchenkonzerte der Wilte-
ner Sängerknaben und des Hoffestes Kaiser
Maximilian I. in der Altstadt. Klingan gründete
die ARGE Museen und holte so zahlreiche
Sonderausstellungen nach Innsbruck. Und
auch die Innsbruck-Card und der Sight-
Seer-Bus tragen seine Handschrift.
UaB: Authentisch und nachhaltig. Die Initiative „Urlaub am Bauernhof“ (UaB)
erhielt den Tirol Touristica in der Kategorie
„Marketing“. Die Strategie der Initiative greift
nach wie vor: Mit einer durchschnittlichen
Jahresauslastung von 120 Vollbelegs-
tagen wird auf einem guten Preisniveau
ein beachtlich gutes Ergebnis erzielt. Die
Tiroler Bäuerinnen und Bauern verstehen
es exzellent, den Tiroler Urlaubsgästen
authentische Urlaubserlebnisse auf ihren
Bauernhöfen zu vermitteln, aber auch die
intakten Natur- und Kulturlandschaften Ti-
rols, die Bräuche und Traditionen im Land.
Eine regelmäßige Qualitätskontrolle sorgt
bei den Gästen für Sicherheit.
Das andere Hotel für Geschäfts-reisende. Ein Hotel der anderen Art ist
das STAY.inn Comfort Art Hotel Schwaz. Das
Haus mit 123 Betten hat sich in einer Wei-
se auf Geschäftsreisende spezialisiert, die
ungewöhnlich und impulsgebend ist. Dafür
gab es den Tirol Touristica in der Kategorie
Infrastruktur und Bauten. Seit Mitte 2009
ist das „beste Businesshotel Österreichs“
(Eigendefinition) in Betrieb.
Die Schwazer Unternehmer Martin
Winderl und Andreas Jenewein bieten hier
hohen Service- und Qualitätsstandard zu
einem optimalen Preis: Modernste Aus-
stattung und Technik, Businessservices
ohne Zusatzkosten, Komfort statt Luxus.
Feng-Shui und urbane Materialien sorgen
für die richtige Balance zwischen Wohl-
fühlen und modernem Lifestyle. Das Hotel
nützt die hauseigene Solaranlage sowie das
Energiespar-Know-how des IKB-Contrac-
ting. Die Initiative wurde nicht nur durch
die Klimaschutzstadt Schwaz, sondern
auch durch das Land Tirol entsprechend
gefördert. Das Hotelkonzept ist bereits auf
reges Interesse in der Branche gestoßen. Es
gibt bereits Anfragen und mögliche weitere
Standorte in Form einer Franchise-Kette.
Wilde Wasser im Stubai. Ein preis-
gekröntes Angebot ist der WildeWasser-
Park Stubai, der allen Wanderern die
unvergleichlichen Gewässerschönheiten
des Stubaitals zugänglich macht. Das Kern-
stück des Parks ist der WildeWasserWeg,
der bei Klaus Äuele beginnt und am Grawa-
Wasserfall vorbeiführt zur Sulzenauhütte
über Gletscher zur Dresdner Hütte, vorbei
am Mutterberger See zur Regensburger
Hütte mit Hochmoor und zurück nach
Klaus Äuele. Ein Highlight sind die beiden
Aussichtsplattformen am Grawawasserfall.
14 WildeWasserSchauplätze führen den
Wanderer zu Wasserfällen, Bergseen und
auf die Gipfelplattform Top of Tyrol. Beim
WildeWasserPark kooperieren der Touris-
musverband Stubai Tirol, die Stubaier Berg-
und Wanderführer, die Kinderbetreuer im
BIG Family Stubai, der österreichische und
der deutsche Alpenverein, die Hüttenwirte,
Bergbahnen, öffentliche Verkehrsunter-
nehmen und die Hoteliers miteinander.
Institution Hahnenkamm. Das
wohl heißeste Rennwochenende im al-
pinen Skizirkus findet immer in Kitzbühel
statt. Seit 1931 gibt es den Hahnenkamm-
Skirennklassiker (Abfahrt, Slalom, Alpi-
ne Kombination). Die „Streif“ und der
„Ganslernhang“ sind weltweit bekannte
Pisten. 100.000 Zuschauer, darunter 700
Journalisten und zahlreiche VIPs sorgen
dafür, dass Bilder aus Kitzbühel weltweit
ausgestrahlt werden – unbezahlbare Wer-
bung für den Tiroler Wintertourismus. Für
die Region Kitzbühel selbst bedeutet das
Hahnenkammwochenende viel. Die Wirt-
schaftskammer geht von einer Umweg-
rentabilität von rund 50 Millionen Euro aus.
Anerkennungsurkunden. Aus den
Einreichungen nominierte die Jury neben
den fünf Siegerprojekten auch noch einige
Projekte, die eine Anerkennungsurkunde
erhielten: die Kooperation „Alpine Gastge-
ber“, das Projekt „E-Bike-Region Kitzbühe-
ler Alpen“, die „Tiroler Familiennester“ mit
ihren Kinderprogrammen, die Alpbachtal
Seenland Card, die Kletterveranstaltung
„Challenge the Wall“ und der Wintersport-
bewerb „Der Weiße Rausch“ am Arlberg.
„Im touristischen Geschäft sind Im-
pulsgeber und innovative Köpfe wichtig.
Der Tiroler Tourismus kann auf beides zu-
rückgreifen und das ist auch der Schlüssel
zum Erfolg“, freut sich Josef Margreiter,
Geschäftsführer der Tirol Werbung, über
die Qualität der Einreichungen zum „Tirol
Touristica“: „Die Jury war hochkarätig
besetzt. Wir haben es uns nicht leicht
gemacht.“ ×
Künstler Alois Schild (Mitte) mit Josef Mar-
greiter (links) und Her-bert Waltl vom Spon-
sor Hypo Tirol Bank mit den Setzlingen, die beim Tourismusforum
überreicht wurden.
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Vor genau 60 Jahren verließ der erste VW Bus die Werkshallen. Er wirkte am wirtschaftlichen Aufschwung mit, leiste-
te seinen Beitrag, die 60er Jahre zu den „Goldenen“ zu machen, wurde zum Kultauto der Hippie-Bewegung und blieb
bis heute das, was er immer war: ein verlässlicher, langlebiger und sicherer Begleiter durch bewegte Zeiten. Jetzt fei-
ert er seinen 60. Geburtstag und hat nichts von seiner Beliebtheit verloren. In alter Gewohnheit nennt man ihn immer
noch VW Bus, obwohl er mittlerweile auf die Namen Transporter, Caravelle, Multivan und California hört. Höchste tech-
nische Kompetenz beweißt nun die jüngste Generation mit den neuen Common-Rail-Motoren und einer Vielzahl an
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getragenes Markenzeichen von Caddie S.A. und wird von Volkswagen Nutz-
fahrzeuge mit freundlicher Genehmigung von Caddie S.A. benutzt. Symbolfoto. Verbrauch: 7,3–10,4 l/100 km, CO
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22 SAISON
NACHHALTIGKEIT
S AISON: Frau Weber, was ist die „neue Interpretation“ von Schrumpfungsprozessen, die Sie fordern? GERLIND
WEBER: Wir glauben, in einem ständigen
wirtschaftlichen Wachstumsprozess zu
sein, der nie enden wird, und akzeptieren
rückläufi ge Entwicklungen einfach nicht.
Das ist aber eine völlige Fehlinterpreta tion,
weil ökonomische Wachstumsphasen,
historisch gesehen, immer schon durch
Schrumpfungsphasen abgelöst wurden.
Sie plädieren auch dafür, dass sich die Wirtschaft auf Schrumpfungsprozesse vorbereiten soll. Wie soll das funkti-onieren? Indem man nicht das ganze
Know-how auf Wachstum fokussiert.
Unser ganzes System ist auf Wachstum
ausgerichtet. Kommt es dann einmal
zu einem rückläufi gen Prozess, werden
alle Anstrengungen darauf gerichtet,
dieser Phase entgegenzuwirken und sie
zu überwinden, was nicht in jedem Fall
gelingen kann. Daher ist es besser, sich
auch ein Know-how zuzulegen, wie man
Schrumpfungsprozesse gestalten kann.
Wie kann eine Schrumpfung gestaltet werden? Da gibt es verschiedene Mög-
lichkeiten. Es gibt einige Regionen in Ös-
terreich, die seit Jahrzehnten schrumpfen
– etwa in der Steiermark, in Niederöster-
reich, aber auch in manchen Seitentälern
Tirols. Die Bewohner, die Arbeitsplätze
werden dort weniger und ebenso dünnt
die Nahversorgung aus. Alle Bemühun-
„ Nicht immer nur den Niedergang sehen“
Können Schrumpfungsphasen auch Chancen sein und wie kann man sich darauf vorbereiten? Gerlind Weber, Professorin an der Universität für Bodenkultur in Wien, im Interview.
DA S INTERVIEW FÜHRTE FLORIAN G A SSER .
gen gehen in die Richtung, dass es dort
wieder zu einem Wachstum kommt,
doch das passiert nicht. Gleichzeitig sind
diese Regionen aber überhaupt nicht auf
einen weiteren Rückgang vorbereitet.
Aber gerade für diese Räume müssen
wir uns Gedanken darüber machen, wie
wir Überkapazitäten geordnet abbauen,
die Lebensqualität vor Ort dennoch si-
cherstellen können, mit leer stehenden
Gebäuden verfahren et cetera.
Allein durch den Bevölkerungs-
rückgang werden in absehbarer Zeit die
schrumpfenden Gemeinden nicht we-
niger, sondern immer mehr. In struktur-
schwachen Räumen kann das nicht durch
Zuwanderung kompensiert werden. Dort
wird gerade auch vor dem Hintergrund
der Finanz- und Wirtschaftskrise sich die
Situation rasch verschlechtern und darauf
müssen wir uns einstellen.
Kann ein Rückgang auch Chancen in sich bergen? Ja, natürlich. Man darf
nicht immer nur den Niedergang sehen.
Schrumpfung soll vor allem als Keimzelle
für etwas Neues gesehen werden, das
zukunftsfähig ist. Es ist immer auch eine
Chance darin zu sehen, neue Antworten
zu suchen und die Kreativität einzusetzen.
Aber gerade in rückläufi gen Zeiten hat
meist die Angst ums wirtschaftliche
Überleben Priorität. Für kreative Antwor-
ten fehlen oft schlicht und einfach die
Kapazitäten. Zweifellos besteht die Gefahr,
gewissermaßen noch mehr Gas zu geben,
weil man glaubt, nur so den Schwierigkei-
ten begegnen zu können. Aber oft liegt
die Lösung eher im Entschleunigen, denn
Kreativität braucht Zeit, um sich entfalten
zu können.
Wie kann sich ein Unternehmer auf eine Schrumpfung vorbereiten? Indem er als
Unternehmensziel nicht das Wachstum,
sondern die „Gesundheit“ des Betriebes
in das Zentrum seiner Bemühungen stellt.
Letzteres bedingt mitunter auch, dass
bewusst auf Kapazitätsausweitungen
verzichtet oder das Angebot zurückge-
nommen wird.
Trotzdem möchte ich als Unternehmer am Ende des Tages Gewinn machen. Wie soll das bei rückläufi gen Entwicklungen funktionieren? Indem ich mich mit den
Megatrends auseinandersetze und frage,
was bedeuten diese für meine Region und
meinen Betrieb? Der Klimawandel ist bei-
spielsweise eines dieser großen Themen.
23
Dann informiere ich mich eben, welche
Klimaszenarien für meine Region existieren
und überlege mir, welche Konsequenzen
sich daraus für mein Unternehmen ab-
zeichnen, aber auch, wie ich mich einem
Gremium anschließen kann, das Strategien
für die Region zu diesem Thema ausarbei-
tet. Insgesamt gilt natürlich auch in diesen
Kontexten der Satz von Gorbatschow: „Wer
zu spät kommt, den bestraft das Leben.“
Wie kann der Tourismus Schrumpfungs-prozesse begleiten? Wie gesagt: Man muss
sich Gedanken darüber machen, wie man
Überkapazitäten abbauen oder umstruktu-
rieren kann und so auch für eine geringere
Nachfrage attraktiv bleibt. Denn natürlich: In
wirtschaftlich schwierigen Zeiten kann auch
die Nachfrageseite zurückgehen.
Wie kann man darauf reagieren? Da gibt
es ganz unterschiedliche Ansätze. Etwa
eine neue Ausrichtung des Angebots, die
das Authentische, Regionale, Bescheidene
und aber qualitativ Hochstehende mehr
in den Vordergrund rückt. Man kann hier
Werfenweng in Salzburg nennen, wo die
sanfte Mobilität stark forciert wird. (Urlauber
in Werfenweng geben ihre Autoschlüssel
beim Tourismusverband ab und erhalten
dafür die Möglichkeit, vor Ort Fahrräder,
Elektrofahrzeuge aller Art, Pferdekutschen
etc. zu benützen, Anm.) Auf Nachhaltigkeit
zu setzen, hat natürlich auch mit Konsoli-
dierung zu tun, weil sich hier nur besondere
Gäste auf dieses Prinzip einlassen und man
sich in der betre� enden Gemeinde sagt:
Wir wollen nicht besonders viele Gäste,
sondern nur solche, die beispielsweise
ZUR PERSONGerlind Weber leitet das Institut für Raumplanung und Ländliche Neuord-nung an der Universität für Bodenkultur in Wien. Seit 1991 ist die Oberösterreiche-rin Professorin für Raumforschung und Raumordnung. Sie war Gastprofessorin unter anderem an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und an der Kyoto University in Japan. Seit 2001 ist sie Vorstandsmitglied des „Ökosozialen Forums“. In Vorträgen und Publikationen weist Weber immer wieder auf die Chan-cen von Schrumpfungsprozessen hin und betont die Notwendigkeit, sich auf diese besser als bisher vorzubereiten.
klima- und energiebewusst in ihren Ferien
leben wollen.
Wie würden Sie einem Tourismusbetrieb empfehlen, sich auf eine Schrumpfung vorzubereiten? Es geht darum, das rech-
te Maß, eine Balance zu fi nden, zwischen
Ökologie, Ökonomie und gesellschaftsrele-
vanten Momenten. Das ist wahre Nachhal-
tigkeit. Was nützt das tollste Skihotel, wenn
durch den Klimawandel der Schnee vor der
Haustür wegschmilzt? Wir müssen sehen,
dass die Natur letztlich zurückschlägt,
wenn wir nur die Kapazitätsausweitung in
ökonomischer Hinsicht fokussieren. Und
es geht natürlich auch darum, dass nicht
immer das größere das bessere Hotel ist.
Meist macht es mehr Sinn, das Haus zuerst
mal ordentlich zu isolieren, bevor es weiter
ausgebaut wird.
Das gesamte Wirtschaftssystem ist auf Wachstum ausgerichtet. Warum soll ich mich auf Schrumpfungen vorberei-ten? Um krisensicherer zu sein, um mich
selbst aus dem Wachstumszwang zu be-
freien und damit einen neuen Blickwinkel
einnehmen zu können. Bei dem dann
nicht das Mehr, sondern „das Andere,
Zukunftsverträglichere“ im Vordergrund
steht. Der Klimaschutz, die Energiefrage,
die Wirtschaftskrise, die Alterung der Be-
völkerung und andere Dinge rufen schier
nach Veränderung.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
„Unser ganzes System ist auf Wachstum ausgerichtet. Kommt es dann einmal zu einem rückläufi gen Prozess, werden alle Anstrengungen darauf gerichtet, dieser Phase entgegenzuwirken und sie zu überwinden, was nicht in jedem Fall gelingen kann.“
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24 SAISON
NACHHALTIGKEIT
Nachhaltiges Wachstum
ÜBERNACHTUNGEN STEIGEN,BETTENSTAND SINKTAnzahl der Übernachtungen und Bettenstand in den Wintersaisonen von 1989 bis 2009
Die Zahl der Betten ist in den letzten zwanzig Jahren gesunken, jene der Nächtigungen hingegen gestiegen. Überspitzt gesagt, schrumpft und wächst der Tiroler Tourismus zugleich. Und auch bei den Übernachtungen nach Kategorien lässt sich eine interessante Entwicklung ablesen.
QUELLE: T IROL WERBUNG
Wintersaison 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999Übernachtungen 20.954.921 20.266.707 21.490.136 22.377.182 22.911.322 22.173.234 21.393.240 20.771.251 20.180.186 20.714.438 21.680.068
Bettenstand 354.842 348.802 353.845 355.781 357.307 356.358 355.592 354.448 352.191 346.668 346.605
Wintersaison 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009Übernachtungen 22.400.614 23.503.160 23.870.576 24.345.343 24.648.277 25.047.404 24.767.245 24.062.672 25.612.058 25.579.556 + 22,1 %
Bettenstand 345.181 341.405 337.759 335.298 334.345 334.279 339.965 338.787 341.022 341.022 - 3,9 %
BettenstandÜbernachtungen
5.000.000
10.000.000
15.000.000
20.000.000
25.000.000
30.000.000
1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009
310.000
320.000
330.000
340.000
350.000
360.000
+�22,1%
-�3,9%
25
QUALITÄTSTOURISMUSAUF DEM VORMARSCHAnzahl der Übernachtungen nach Kategorien in den Wintersaisonen von 1989 bis 2009
Wintersaison 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999*/**-Hotels 6.082.930 6.002.555 6.232.088 6.356.217 6.314.304 5.892.119 5.392.078 5.091.566 4.706.279 4.344.383 4.261.955
***-Hotels 4.569.087 4.410.915 4.596.245 4.801.211 4.696.222 4.486.025 4.375.008 4.207.816 4.078.195 4.260.228 4.538.282
****/*****-Hotels 3.400.632 3.318.400 3.431.778 3.738.390 4.004.747 4.079.530 4.175.020 4.241.407 4.419.188 4.793.954 5.076.229
Ferienwohnungen 2.104.785 2.144.704 2.509.518 2.756.324 3.143.871 3.323.632 3.401.672 3.497.164 3.503.839 3.970.027 4.456.769
Privatquartiere 3.973.035 3.600.605 3.819.464 3.821.839 3.786.332 3.450.136 3.138.103 2.859.913 2.636.268 2.506.077 2.512.746
Restl. Unterkünfte 824.452 789.528 901.043 903.201 965.846 941.792 911.359 873.385 836.417 839.769 834.087
Wintersaison 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009*/**-Hotels 4.066.261 4.001.991 3.889.891 3.769.192 3.586.846 3.471.121 3.369.171 3.066.680 3.204.060 3.104.722 - 49,0 %
***-Hotels 4.776.675 5.136.999 5.203.306 5.429.893 5.451.413 5.473.545 5.124.047 4.929.058 5.120.370 5.006.333 + 9,6 %
****/*****-Hotels 5.436.415 5.858.311 6.089.898 6.161.634 6.400.023 6.722.611 7.112.639 7.162.276 7.715.904 7.722.487 + 127,1 %
Ferienwohnungen 4.860.081 5.249.191 5.406.439 5.777.797 6.026.797 6.187.584 6.177.479 6.238.104 6.859.973 7.104.459 + 237,5 %
Privatquartiere 2.441.825 2.449.003 2.430.899 2.369.418 2.314.842 2.293.996 2.106.577 1.858.945 1.868.325 1.773.715 - 55,4 %
Restl. Unterkünfte 819.357 807.665 850.143 837.409 868.356 898.547 877.332 807.609 843.426 867.840 + 5,3 %
1.000.000
2.000.000
3.000.000
4.000.000
5.000.000
6.000.000
7.000.000
8.000.000
1.000.000
2.000.000
3.000.000
4.000.000
5.000.000
6.000.000
7.000.000
8.000.000
1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009
*/**-Hotels ***-Hotels ****/*****-HotelsPrivatquartiere Restl. UnterkünfteFerienwohnungen
+ 127,1 %
+ 237,5 %
+ 9,6 %
- 49,0 %
- 55,4 %
+ 5,3 %
26 SAISON
NACHHALTIGKEIT
G erade am Anfang haben
uns schon viele den Vogel
gezeigt“, sagt Irene Auer.
Vor fünf Jahren erö� nete
sie mit ihrer Familie das Naturhotel Wald-
klause in Längenfeld, ein Haus mit hundert
Betten, mitten im Wald, das komplett aus
Holz gebaut wurde. „Als wir mit der Pla-
nung angefangen haben, war Nachhal-
tigkeit noch kein so großes Thema und
auch die Klimadiskussion war noch nicht
so präsent wie heute.“
Doch trotz der um rund vierzig
Prozent höheren Baukosten hat es sich
rentiert. Das Naturhotel Waldklause gilt
als Vorzeigebetrieb, wurde reihenweise
mit Auszeichnungen bedacht und von
der Zeitschrift „GEO Saison“ bereits zum
dritten Mal in Folge zu Europas schönstem
Ökohotel gekürt.
„Echter Aufwind“. Seit die Diskussion
um den Klimawandel auch den Stamm-
tisch erreicht hat, stellt sich die Frage nach
einem nachhaltigen Tourismus immer
stärker. „Jeder Fußballfan weiß heute, dass
er seine Bierfl asche nicht in die Natur wer-
Der ÖkoboomNachhaltiges Verhalten ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Auch am Tourismus geht die Entwicklung nicht spurlos vorüber.
VON FLORIAN G A SSER
27
fen soll“, sagt Karlheinz Wöhler, Professor
für empirische und angewandte Touris-
muswissenschaft an der Leuphana Univer-
sität Lüneburg. „Das Umweltbewusstsein
ist durchgesickert, sogar Lidl und Hofer
führen Bioprodukte und Fair Trade.“
Diese Änderung der Einstellung
schlägt sich auch im Tourismus nieder.
„Seit einigen Jahren ist ein konstanter
Aufwärtstrend in der Nachfrage nach
nachhaltigem Tourismus zu beobachten“,
sagt die Münchner Trend- und Freizeit-
forscherin Felizitas Romeiß-Stracke. Und
die heutige Nachfrage unterscheide sich
stark vom sanften Tourismus, der in den
1970er-Jahren einsetzte. „Diese erste Wel-
le war nicht durch eine Einsicht der Bürger
gestützt, sondern durch ein schlechtes
Gewissen, das einem gemacht wurde,
wenn man reiste.“ Heute sei das anders.
„Der Green Tourism hat einen echten
Aufwind, weil eine Einsicht dahinter ist.
Auch bei Leuten, die sich selbst vielleicht
gar nicht als ‚grün‘ bezeichnen würden.“
Spaß und Nachhaltigkeit. Grüner
Tourismus ist daher schon lange kein Ni-
Das Naturhotel Waldklause in Längenfeld wurde zum dritten Mal in Folge zu Europas schönstem Ökohotel gekürt.
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RIO
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28
schenprodukt mehr, dessen Anhänger mit
selbst gestrickten Pullovern und Juteruck-
säcken daherkommen. „Öko“ wurde zum
Lifestyle einer jungen, urbanen Schicht,
der sogenannten LOHAS, ein Akronym
für Lifestyle of Health and Sustainability
(Lebensstil für Gesundheit und Nachhal-
tigkeit). „Das sind oft sehr junge, kritisch
orientierte Gäste, die wahnsinnig viel
hinterfragen“, sagt Irene Auer vom Natur-
hotel Waldklause. „Sie wollen zwar wieder
zurück zum Ursprung und sind gerne in
einer Holzhütte, aber auch die muss
gestylt sein.“ Die Waldklause vermarktet
sich demnach auch nicht als Biohotel,
sondern als Lifestyle-Hotel. „Sonst hätten
wir sicher das klassische Ökopublikum mit
Birkenstock-Sandalen“, meint Auer.
In dieselbe Kerbe schlägt auch Frei-
zeitforscherin Felizitas Romeiß-Stracke:
„Früher durfte man ja keinen Spaß haben.
Heute ist das anders. Ich als Gast bezahle
für ein grünes Label und darf deshalb auch
ein gutes Gewissen haben.“ Spaß und
Nachhaltigkeit schließen sich nicht mehr
aus. Für immer mehr Menschen ist es eine
Selbstverständlichkeit, Ka� ee, Bananen
und anderes aus fairem Handel zu kaufen
und bei der Urlaubsreise darauf zu achten,
dass der Reiseveranstalter ein Corporate-
Social-Responsibility-Zertifi kat besitzt.
„Grün“ verkauft sich, wobei es inzwischen
oft schon schwierig sei, zwischen „green
und green-washing“ zu unterscheiden.
Urlaub am Bauernhof. Echtes Grün
möchte Klaus Loukota seinen Gästen an-
bieten. Trends hinterherzulaufen war noch
nie das Seine. „Landwirtschaft war immer
schon nachhaltig, das mussten wir nicht
bewusst predigen“, sagt der Geschäftsfüh-
rer von Urlaub am Bauernhof Tirol. 3200
Tiroler Bauern vermieten derzeit Privatzim-
mer oder Ferienwohnungen, 375 davon
sind Mitglied von Urlaub am Bauernhof und
erwirtschaften jährlich rund 60 Millionen
Euro Umsatz, bei 820.000 Nächtigungen.
„Die Gäste erwarten sich, dass nichts ver-
ändert wird. Sie wollen sich aktiv, in einer
möglichst unberührten Natur erholen“,
sagt Loukota. Das Klientel sei jünger als der
Durchschnittsgast und vor allem Ökotou-
risten seien ein Wachstumsmarkt, darunter
auch „die Alt-68er und auch deren Kinder“.
Doch der Trend ist nicht nur auf Mit-
teleuropa beschränkt. Nachhaltiger Touris-
mus hat längst auch die entlegensten Win-
kel der Erde erreicht. In Bangladesch kann
der Gast im Designhotel „Hôtel de la Paix“
in der Nähe der Tempelanlage von Ang-
kor Wat Urlaub machen und gleichzeitig
Entwicklungshilfe leisten: von der Schul-
beihilfe (15 US-Dollar) bis zum Hausbau-
projekt (1000 US-Dollar). Auch in Ostafrika
ist Nachhaltigkeit bereits ein Thema: Am
See Bunyonyi im Süden Ugandas kann der
Rucksacktourist im Resort Byoona Ama-
gara absteigen, mit einem Ruderboot statt
einem benzinfressenden Motorboot den
See erkunden und mit seinem Aufenthalt
noch die benachbarte Schule mitfi nanzie-
ren. Auch beim Flugverkehr, dem größten
Umweltverschmutzer im Urlaub, hat ein
Umdenken stattgefunden. Durch Spenden
können Fluggäste ihre CO₂-Emissionen
neutralisieren.
Nachhaltigkeit kann zum Erfolgs-
rezept werden, wie das Naturhotel Wald-
klause zeigt. Das in Holzmassivbauweise
mit Holzdübeln gebaute Haus hat eine
der besten Auslastungen des Ötztals. „Am
Anfang war es nicht leicht“, erzählt Irene
Auer. „Außer uns hat eigentlich niemand
an den Erfolg geglaubt und viele haben
uns sogar davon abgeraten.“ Doch das
Nachhaltige hat gewirkt. „Die Leute kom-
men genau deswegen zu uns.“ ×
„Gerade am Anfang haben uns schon viele den Vogel gezeigt.“IRENE AUERNATURHOTEL WALDKLAUSE
„Landwirt-schaft war immer schon nachhaltig, das mussten wir nicht bewusst predigen.“KLAUS LOUKOTAGF URLAUB AM BAUERNHOF „Ich als Gast
bezahle für ein grünes Label und darf des-halb auch ein gutes Gewis-sen haben.“FELIZITAS ROMEISS-STRACKEFREIZEITFORSCHERIN
29
S AISON: Woher kommt die erhöhte Nachfrage nach nachhaltigem Tou-rismus? CHRISTIAN BAUMGART-
NER: Ich glaube gar nicht, dass es die in
dieser Form gibt. Es werden wohl nur die
wenigsten Leute in Reisebüros gehen und
gezielt nach nachhaltigen Angeboten fra-
gen. Was aber schon nachgefragt wird, sind
die Inhalte: Umweltschutzmaßnahmen bei
Hotels etwa oder lokale Küche – das sind
Dinge, die von vielen schon als selbstver-
ständlich vorausgesetzt werden. Dass am
Frühstücksbu� et die Butter nicht portioniert
abgepackt, sondern o� en ist, am besten
noch mit einem Hinweis, von welchem
regionalen Bauer sie kommt.
Würden Sie mit Nachhaltigkeit werben?
Nein, eben nicht. Ich würde sehr wohl
nachhaltigen Tourismus betreiben, aber
nicht damit werben, sondern zum Beispiel
sagen: „Bei uns haben Sie ein authenti-
sches Erlebnis“ oder: „Mit einem Urlaub
bei uns helfen Sie, die Umwelt zu scho-
nen“. Das funktioniert und das wird auch
nachgefragt.
Rentiert sich Nachhaltigkeit? Bei Umwelt-
schutzmaßnahmen kann man relativ gut
argumentieren, weil die sich rasch rentieren.
Man kann bei Heiz- oder Abfallkosten ein-
fach schnell Geld sparen. Im Sozialbereich
tue ich mich schwerer, deshalb ist hier auch
weniger umgesetzt. Ich bin aber davon
überzeugt, dass man auch hier wirtschaft-
lich argumentieren kann. Wenn es den An-
gestellten gut geht und sie sich wohlfühlen,
dann bringt das sehr wohl etwas. Sie haben
weniger Krankheitstage, kommen auch in
der nächsten Saison wieder und so weiter.
Doch da ist die Branche noch weit hinten.
Ehrlicherweise muss man sagen, dass die
Arbeitssituation im Tourismus vielerorts
wenig prickelnd ist und in diese Richtung
auch noch eher wenig gemacht wird.
Wie kann nachhaltiger Tourismus geför-dert werden? Es gibt unglaublich viele tou-
ristische Förderungen und in einige davon
könnte man einfach Kriterien für Nachhaltig-
keit einbauen. Man könnte im Marketing die
guten Beispiele noch stärker herausheben.
Das deutsche Umweltministerium hat etwa
eine Broschüre mit dem Titel „Naturnahe
Tourismusangebote in Deutschland“ her-
ausgegeben. So etwas gibt es in Österreich
nicht. Es fehlt grundsätzlich eine über-
geordnete Strategie für Nachhaltigkeit im
österreichischen Tourismus.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
DER GAST DER ZUKUNFTWie sieht der Urlaub 2015 aus? Fast Future Research führte dazu im ver-gangenen Jahr eine große Umfrage durch. 48 Prozent wollen ihre Rei-sen kürzer gestalten. 70 Prozent wollen es günstiger, 20 Prozent luxu-riöser. Die große Mehrheit, 80 Prozent, legt Wert auf Naturbelassenheit und sucht Orte mit sauberer Umwelt. Unter den europäischen Befragten können sich 66 Prozent vorstellen, im Jahr 2015 den Zug dem Flugzeug vorzuziehen – in den USA nur 19 Prozent.
TOURISTISCHER KLIMA-FUSSABDRUCKDer touristische Klima-Fußabdruck bei einem CO₂-Verbrauch von ...
1221 kg(entspricht circa einem einwöchigen Strandurlaub in Mallorca)
422 kg(entspricht circa einem einwöchigen Skiurlaub
in Österreich)
925 kg An- & Abreise 296 kg
148 kg Unterkunft 85 kg
91 kg Verpfl egung 32 kg
58 kg Aktivitäten vor Ort 10 kg
QUELLE: „DER TOURISTISCHE KLIMA-FUSSABDRUCK WWF-BERICHT ÜBER DIE UMWELTAUSWIRKUNGEN VON URLAUB UND REISEN“
„Es fehlt eine Strategie“Landschaftsökologe ChristianBaumgartner von respect: Institut für Integrativen Touris-mus & Entwicklung über den wirtschaftlichen Nutzen von Nachhaltigkeit.
„Es fehlt grundsätzlich eine überge-ordnete Strategie für Nachhaltigkeit im österreichischen Tourismus.“
CHRISTIAN BAUMGARTNER
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30 SAISON
NACHHALTIGKEIT
Blick über den Tellerrand
1
I n Andermatt, am Fuße des Gotthard-
massivs, entsteht derzeit ein neues
Feriendorf: 500 Wohnungen in 42
Häusern und 25 Luxusvillen, dazu noch
sechs neue Hotels im 4- und 5-Sterne-
Segment werden von der Andermatt Swiss
Alps AG auf 1,46 Quadratkilometern gebaut.
2013 soll erö� net werden. Andermatt Swiss
Alps AG ist eine Tochterfi rma von Orascom
Hotel and Development (OHD) des ägyp-
tischen Multimilliardärs Samih Sawiris.
Nachhaltigkeit war dem Unternehmen
von Beginn an wichtig und man zeigt sich
überzeugt davon, dass dies auch bei einem
Projekt in dieser Größe möglich ist.
„Am Beginn haben wir uns überlegt,
wie wir uns neben den ganzen anderen
bekannten Tourismusorten positionieren
können“, sagt Ursi Ineichen, Leiterin der
Kommunikation von Andermatt Swiss
Alps. „Was Andermatt als Ganzjahresde-
stination bietet, ist die Balance zwischen
hochklassiger Hotellerie, maßgeschnei-
derten Immobilien- und Freizeitangebo-
ten und einer guten Infrastruktur für Kultur
und Kongresse einerseits und anderseits
die raue, unberührte Natur in den Alpen.
Und genau das entspricht dem derzeiti-
gen Markttrend.“
Ökologische Ausgleichsfl ächen. Die gesamte Energieversorgung wird
CO₂-neutral sein. Strom kommt aus er-
neuerbaren Energiequellen und geheizt
wird mit Erdwärme. Alle Häuser werden
dem Minergi-Standard entsprechen, dem
Schweizer Standard für Niedrigenergie-
häuser. Auch der 18-Loch-Golfplatz soll
dem Aspekt der Nachhaltigkeit Genüge
tun. Zwei Drittel der 1,46 Millionen Qua-
dratmeter Fläche werden ökologische
Ausgleichsfl ächen sein, die völlig der
Natur überlassen werden. Um leer ste-
hende Häuser zu vermeiden, werden die
Wohneigentümer zudem motiviert, ihre
Wohnungen bei Nichtgebrauch vermieten
zu lassen. Fünfzig Prozent der verkauften
Einheiten sollen in diesen sogenannten
„key-pool“ aufgenommen werden.
Keine Schnäppchen. Für Andermatt
selbst könnte das Projekt neben der ökolo-
gischen und ökonomischen Nachhaltigkeit
auch einen großen gesellschaftlichen Nut-
zen darstellen: Hatte der 1200-Einwohner-
Ort vor einigen Jahren noch mit einer
starken Abwanderung zu kämpfen, so ist
heute bereits ein kleiner Aufwärtstrend bei
den Einwohnerzahlen festzustellen. Das sei
nicht zuletzt auf das Projekt Swiss Alps und
die damit verbundene Scha� ung von Ar-
beitsplätzen zurückzuführen, ist Ineichen
überzeugt.
Schnäppchen sind in dem neuen
Feriendorf keine zu fi nden. Wer sich hier
eine Ferienwohnung kaufen möchte, der
muss tief in die Tasche greifen. 11.000 Euro
kostet durchschnittlich ein Quadratmeter
Wohnfl äche. „Wir wollen mit unserem An-
gebot Leute ansprechen, die sich gerne et-
was Schönes leisten und gleichzeitig auch
etwas für ihre Gesundheit und die Umwelt
tun wollen“, sagt Ineichen, „und die aber
auf nichts verzichten möchten.“ ×
Feriendorf der ZukunftEs ist eines der ambitioniertesten nachhaltigen Tourismusprojekte: Andermatt Swiss Alps soll ein komplett nachhaltiges Feriendorf werden. 18-Loch-Golfplatz inklusive.
31
Die VorreiterLange bevor Nachhaltigkeit ein Begri� wurde, hat Zermatt be-reits auf eine autofreie Mobilität gesetzt.
M obilität ist einer der Knack-
punkte der ökologischen
Nachhaltigkeit. Flugzeuge
und Autos hinterlassen den größten Anteil
am ökologischen Fußabdruck im Urlaub.
Dass es zumindest im Urlaubsgebiet auch
ohne Auto geht, beweist neben Serfaus mit
seiner U-Bahn seit fast 80 Jahren Zermatt
im Kanton Wallis in der Schweiz. Seit 1931
sind die Straßen des 5700-Einwohner-Ortes
für Autos mit Verbrennungsmotor gesperrt.
Sie müssen am Eingang des Tals abgestellt
werden. Im Ort sorgen Elektrobusse und
Kutschen für die Mobilität der Gäste.
Die Fahrten sind während des Win-
ters (1. November bis 30. Mai) mit sämtli-
chen Tickets der Zermatter Bergbahnen
des Gebietes Süd (Matterhorn glacier pa-
radise) gratis. 2009 verzeichnete der Ort
zwei Millionen Nächtigungen. ×
2
Ob autofrei, energieautark oder sozial engagiert – Nachhaltigkeit rechnet sich, wie Beispiele in Tirol, aber auch anderswo zeigen. Vier Beispiele aus benachbarten Ländern.
VON FLORIAN G A SSER
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32
3
Wertschätzung auch bei kleinen DingenSoziale Nachhaltigkeit rechnet sich, wie das Beispiel Hotel Hochschober zeigt.
D ie Tourismusbranche gilt nicht
immer als rücksichtsvoller
Arbeitgeber. Doch im Hotel
Hochschober auf der Turacher Höhe an
der Grenze zwischen Kärnten und der
Steiermark trudeln über 200 Bewerbun-
gen ein, wann immer der Vier-Sterne-
Betrieb eine Lehrstelle ausschreibt. Das
Haus ist als Arbeitgeber begehrt und die
Leiterin, Karin Leeb, überzeugt davon,
dass sich auch soziale Nachhaltigkeit ren-
tiert: „Das kommt alles mehrfach zurück“,
sagt sie. Im Jänner dieses Jahres erhielt
das Hotel Hochschober als erstes Hotel
überhaupt den Knewledge-Sonderpreis
„Employer Branding“ vom Bundesminis-
terium für Wirtschaft, Familie und Jugend
für die Förderung der Mitarbeiter. „Wir
nennen es das goldene Dreieck: Mitar-
beiter, Unternehmerfamilie und dann
natürlich der Gast, der im Mittelpunkt
steht“, erklärt Leeb. „Alle müssen sich
wertgeschätzt fühlen und wenn auch die
Mitarbeiter merken, dass man ihnen mit
einer menschlichen Einstellung begegnet,
dann spürt das natürlich auch der Gast auf
eine positive Weise.“
Diese Wertschätzung beginnt bei
Hochschober mit kleinen Dingen. Etwa
damit, dass alle Mitarbeiter auf der Home-
page des Hotels mit Namen und Foto zu
fi nden sind. In der Küche wurde die Block-
arbeitszeit gestrichen und seit 2003 koor-
diniert eine eigene Mitarbeiterakademie
über hundert verschiedene Kurse, die den
Mitarbeitern als Weiterbildungsmöglich-
keiten zur Verfügung stehen.
Beste Bewerber. „Die Mitarbeiter sollen
sich bei uns wohlfühlen“, sagt Leeb und
dazu gehöre auch, dass der Betrieb auf
die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Rücksicht nimmt. „Frauenfreundlichkeit
ist ein ganz heißes Eisen. Wir aber haben
Führungskräfte, die sich noch trauen, eine
Familie zu gründen“, sagt Leeb.
Durch den Ruf als guter Arbeitgeber
kann der Betrieb regelmäßig aus den bes-
ten Bewerbern auswählen. Die Mitarbeiter
bleiben im Durchschnitt länger als in ver-
gleichbaren Häusern. Leeb ist von ihrem
Weg überzeugt. Zwei bis drei Prozent des
Umsatzes gibt der Betrieb für die Weiterbil-
dung der Mitarbeiter aus. „Natürlich rech-
net sich das“, sagt Leeb. „Man muss sich nur
einmal die Mühe machen, sich hinzusetzen
und das alles zusammenzurechnen.“ ×
„Frauenfreundlichkeit ist ein ganz heißes Eisen. Wir aber haben Führungskräfte, die sich noch trauen, eine Familie zu gründen.“KARIN LEEB, HOTEL HOCHSCHOBER
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33
„Regulierungen machen nichts populärer“
Jonathan B. Tourtellot, Gründerund Direktor des Center for Sustain-able Destinations von National Geographic in Washington D.C., über internationale Regulierungen und fl iegende Ökotouristen.
S AISON: Sehen Sie Unterschiede zwi-schen den USA und Europa darin, wie weit der nachhaltige Tourismus bereits
entwickelt ist? JONATHAN B. TOURTELLOT:
Ja, es gibt schon ein paar. Europa tendiert eher
dazu, sein kulturelles Erbe und historische Reise-
ziele zu erhalten. Hier in Nordamerika wird mehr
darauf geachtet, die Natur zu konservieren. Bei
den Küstengebieten sind beide eher schlecht.
Welches Land verfolgt die beste Politik für nachhaltigen Tourismus? Norwegen ist
ziemlich gut, außer wenn es um Kreuzfahrt-
geschichten geht. Österreich ist laut unseren
Daten auch nicht schlecht. Aber am besten ist
vermutlich Bhutan.
Braucht es internationale Regulierungen, um nachhaltigen Tourismus zu fördern? Regulie-
rungen machen zwar nichts populärer, können
aber sehr wohl fi nanzielle Anreize scha� en. Es
sind die Tourismusunternehmen, die nach-
haltigen Tourismus populär machen müssen.
Erfolgreich sind hier internationale Projekte, die
sich auf die ganz herausragenden Besonderhei-
ten der jeweiligen Regionen beziehen. Projekte,
die allerdings nur darauf aus sind, immer größe-
re Resorts, mehr Villen und neue Golfplätze zu
scha� en, werden nicht erfolgreich nachhaltig
sein – auch wenn sie mit Solarenergie oder
sonst etwas betrieben werden.
Halten Sie Ökoabgaben auf Flug-, Bahn- und andere Tickets für sinnvoll? Bei Kreuzfahrt-
schi� en zum Beispiel schon. Die Höhe der
Abgabe sollte hier vielleicht auch daran ge-
koppelt werden, wie viele Häfen angelaufen
werden. Auch bei kurzen Strecken, die mit dem
Zug oder Bus zurückgelegt werden, können
solche Abgaben sinnvoll sein. Beim Fliegen
können sie aber nach hinten losgehen. Wenn
etwa die lokale Flora und Fauna auf Ökotou-
risten angewiesen ist, die mit dem Flugzeug
kommen. Wenn die nicht mehr kommen, wird
auch nichts mehr erhalten. Dasselbe gilt na-
türlich auch für historische Attraktionen und
Weltkulturerbe-Destinationen.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
„Regulierungen machen nichts populärer“
Jonathan B. Tourtellot, Gründerund Direktor des Center for Sustain-
4Alpine PerlenZwanzig alpine Tourismusorte haben sich zusammen -geschlossen und wollen einen Urlaub ohne Auto ermöglichen.
A lpine Perlen“ nennen sich zwanzig
Tourismusdestinationen in den
Alpen, die es sich zum Ziel gesetzt
haben, ihren Gästen einen Urlaub ohne Auto zu
ermöglichen. Die Orte, die unter der Dachmar-
ke „Alpine Pearls“ versammelt sind, bieten ihren
Gästen eine Mobilitätsgarantie sowohl für die
An- und Abreise als auch vor Ort. Neben dem
ö� entlichen Nahverkehr sorgen Shuttle-Taxis,
Elektroautos und -fahrräder oder Pferdekut-
schen für umfassende Bewegungsfreiheit. Zu-
dem bieten die Orte sanft-mobile Pauschalen
und Zusatzleistungen wie Verbundkarten für
den Nahverkehr („Mobilcard“).
Alpine Pearls setzt sich für die Bewah-
rung der regionaltypischen, ästhetischen
Ortsbilder mit alpinem Charakter ein. Zu
den Hauptaufgaben des Vereins zählen die
fortlaufende Überprüfung der Kriterienein-
haltung, ein permanenter Erfahrungsaus-
tausch über die Staatsgrenzen hinweg und
die Organisation eines Marktauftrittes.
„Alpine Pearls“ wurde im Jänner
2006 von 17 Orten aus fünf Alpenstaaten
gegründet. 2007 bis 2009 wurden weitere
neue Mitglieder aufgenommen. Die zwan-
zig Orte befi nden sich in Frankreich, Italien,
Deutschland, der Schweiz, Slowenien und
Österreich, das mit vier Orten vertreten ist.
Einer davon ist Werfenweng im Pongau im
Salzburger Land. Der Ort konnte die Zahl der
Bahnanreisenden in den vergangenen acht
Jahren um 19 Prozent steigern. Jeder vierte
Gast reist inzwischen mit der Bahn an. ×
34 SAISON
NACHHALTIGKEIT
AbgestempeltIm Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit schwirren die unterschiedlichsten Begri� e und Siegel durch den Sprachge-brauch. Ein Überblick über CO₂-Abdruck, Ökobilanz & Co.
VON BARBAR A WOHL SEIN
ÖKOBILANZEine Ökobilanz beschreibt die Umweltwirkung eines Produktes wäh-rend seiner gesamten „Lebensdauer“, also von seiner Entstehung über die Benutzung bis zur Entsorgung. Sie umfasst sowohl den Ver-brauch von Ressourcen als auch die Auswirkungen auf die Umwelt (durch Abfälle, Emissionen etc.) und kann als Vergleichsinstrument eingesetzt werden.
ÖKOLOGISCHER FUSSABDRUCKDarunter wird jener in Hektar gemessene Teil der Erdoberfl äche ver-standen, der notwendig ist, um den aktuellen Lebensstandard eines Menschen zu erhalten. Eingerechnet werden etwa die Produktion von Nahrung, Kleidung und Energie, aber auch der Abbau von Müll und das verursachte CO₂. Experten gehen davon aus, dass der Mensch derzeit im Schnitt 2,2 Hektar Land- und Wasserfl äche verbraucht, verfügbar sind allerdings nur 1,8 Hektar. Spitzenreiter beim ökologischen Fußab-druck sind die USA mit etwa 9,7 Hektar pro Einwohner.
CO₂-RUCKSACK BERECHNENDen eigenen CO₂-Rucksack pro Jahr kann man auf der Greenpeace-Website berechnen:http://greenpeace.klima-aktiv.com
NACHHALTIG UNTERWEGSWie viel CO₂ eine konkrete Flugreise oder das eigene Auto verursachen, kalkuliertwww.globe-climate.com
35
Happy Planet Index
Im Gegensatz zu anderen Indizes kombi-
niert der „Happy Planet Index“ bekannte
Messzahlen (Lebenserwartung und Zu-
friedenheit der Bevölkerung eines Landes)
mit dem ökologischen Aufwand, der zur
Erreichung dieses Lebensstandards not-
wendig ist. Errechnet wird der Index von
einem britischen Thinktank namens „The
New Economics Foundation“ auf der Basis
von UN-Daten. Nach dem ersten „Happy
Planet Index“ von 2007 wurde 2009 eine
aktualisierte Rangliste verö� entlicht. Auf
HAPPY PLANET INDEXAuf Platz eins liegt überraschenderweise Costa Rica, das eine verhält-nismäßig hohe Lebenszufriedenheit mit einem geringen ökologischen Fußabdruck pro Bewohner kombiniert. Das bestplatzierte europäische Land sind die Niederlande auf Rang 43, Österreich liegt an 57. Stelle. Die USA sind aufgrund ihrer schlechten Ökobilanz auf Platz 114 ge-reiht. Insgesamt sind die Studienautoren so unzufrieden mit dem Er-gebnis, dass sie ihren Report bereits in „The (Un)Happy Planet Index“ umbenannt haben.www.happyplanetindex.org
Happy Planet Index
Im Gegensatz zu anderen Indizes kombi-
niert der „Happy Planet Index“ bekannte
Messzahlen (Lebenserwartung und Zu-
friedenheit der Bevölkerung eines Landes)
mit dem ökologischen Aufwand, der zur
ÖKOLOGISCHER RUCKSACK Jene Menge an Ressourcen, die von der Herstellung bis zur Entsor-gung eines Produkts oder einer Dienstleistung benötigt wird, wird als ökologischer Rucksack bezeichnet. Verschiedene Sto� e besitzen verschiedene „Rucksack-Faktoren“, für ein Kilo Kunststo� werden beispielsweise fünf Kilo Ressourcen aufgewendet, bei Gold liegt der Faktor gar bei 550.000. Beim sogenannten CO₂-Rucksack, der vor allem bei weit transportierten Lebensmitteln berechnet wird, wird nur der verursachte Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid be-rücksichtigt.
Erreichung dieses Lebensstandards not-
wendig ist. Errechnet wird der Index von
einem britischen Thinktank namens „The
New Economics Foundation“ auf der Basis
von UN-Daten. Nach dem ersten „Happy
Planet Index“ von 2007 wurde 2009 eine
aktualisierte Rangliste verö� entlicht. Auf
CSR-TOURISMDas Gütesiegel „CSR-tourism-certifi ed“ wird seit 2009 an Reisever-anstalter verliehen und bewertet die Umwelt- und Sozialverträglich-keit von Urlaubsangeboten. Das Bewertungssystem umfasst zehn Kernindikatoren, darunter die CO₂-Emission pro Gast/Tag, die CO₂-Emission im Unternehmen und den Papierverbrauch pro Buchung. Alle CSR-zertifi zierten Unternehmen verpfl ichten sich, regelmäßig einen Nachhaltigkeitsbericht zu verö� entlichen und ihre Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit zu dokumentieren.
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SCHÖNESLEBEN
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W andern und zugleich die Ein-
maligkeit der Landschaft des
Naturparks bewusst wahr-
nehmen – und dies unter größtmöglicher
Schonung der wertvollen Ressource Natur,
so lautete die Devise beim letztjährigen
Karwendelmarsch. Die verantwortlichen
Stellen, allen voran die Umweltschutz-
abteilung des Landes Tirol, zollten der
Veranstaltung großen Respekt und gaben
grünes Licht für die heurige Aufl age des
Karwendelmarschs am 28. August. „Uns ist
nach dem gelungenen Auftakt im vergan-
genen Herbst ein großer Stein vom Herzen
gefallen“, so die beiden Geschäftsführer
Markus Tschoner (Olympiaregion Seefeld)
und Martin Tschoner (Achensee Touris-
mus). „Durch den reibungslosen Ablauf der
Veranstaltung und die große Disziplin der
Teilnehmer konnten wir die verantwortli-
chen Stellen von der Nachhaltigkeit dieses
ganz besonderen Marschs in der ganz be-
sonderen Naturparkregion überzeugen.
Somit konnten wir bereits im letzten Herbst
mit den Vorbereitungen für die diesjährige
Veranstaltung starten, die inzwischen na-
türlich auf Hochtouren laufen.“
Bewusstseinsbildung. Neben dem
sportlichen Aspekt steht die Bewusstseins-
bildung für den Alpenpark Karwendel, der
übrigens seit diesem Jahr auch als Tiroler
Naturpark fi rmiert, im Mittelpunkt. Der Kar-
wendelmarsch mit Startpunkt in Scharnitz
führt über die Larchetalm, das Karwen-
delhaus, die Ladizalm, Falkenhütte, Eng,
Binsalm, den Gramai Hochleger, die Gra-
maialm und die Falzthurn bis nach Pertisau
am Achensee. Die Strecke mit insgesamt
52 km verläuft ausschließlich auf beste-
henden Wegen. Auch in diesem Jahr gibt
es wieder eine Teilnehmerbeschränkung
– 2.500 Wanderer und Läufer dürfen mit.
Als Partner sind Alpenpark Karwendel, der
Tiroler Sparkassenverband, Tiroler Steinöl
(stellt das Finisher-Paket) und BIO vom Berg
(Verpfl egungsstationen) mit an Bord. ×
www.karwendelmarsch.info
Die Legende lebtNach 19 Jahren Pause fi ndet heuer im August zum zweiten Mal wieder der Karwendelmarsch statt.
Sehnsuchtsort Alm oder vielmehr Ort des kargen Lebens und der harten Arbeit? Die Schriftstellerin und Journalistin Irene Prugger hat Almen besucht und mit Menschen ge-sprochen, für die Almen zu ihren vorrangigen Lebens- und Erlebenswelten geworden sind. Vom Almauftrieb im Frühsommer bis zum Almabtrieb im Herbst und zum winterlichen Ausfl ug auf die trendige Alm-Skihütte geht’s im Jahreskreis almauf, almab. Dabei erö� nen sich zahlreiche Geschichten über das Almleben und die „Alminger“, die – so unterschied-lich sie auch sind – alle eines gemeinsam haben: Sie fühlen sich auf ihrer Alm sehr nah am Himmel. Meistens jedenfalls. Denn auch von schlechten Zeiten, verregneten Sommern, verletzten Tieren oder unsinnigen EU-Verordnungen können die Almleute etwas erzählen.
BUCHTIPP
Nah am Himmel„Almgeschichten“ von Irene Prugger
IRENE PRUGGER: „Almgeschichten. Vom Leben nah am Himmel“, Loewen-zahn, 256 Seiten, 17,95 Euro
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FANFAREN VOR ORTMit den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik halten einmal mehr Renaissance- und Barockmu-sik Einzug in Innsbruck. Zu Opern und Konzerten im Landestheater und auf Schloss Ambras gesellt sich Musik an vielen ö� entlichen Orten der Stadt. 6. Juli bis 29. August 2010, Innsbruck
BLECH VORM MUNDDie Innsbrucker Promenadenkonzerte machen die Hofburg Innsbruck wieder zum festlichen Au� ührungsort für Bläsermusik und andere Klangereignisse unter freiem Himmel – ein immer schöner sommerlicher Konzertreigen. 7. Juli bis 1. August 2010, Hofburg Innsbruck
KRACH VORPROGRAMMIERTHier ist der Name Programm: „Lautstark“ sollen die Teilnehmer der von den Klangspuren initi-ierten Musizier- und Komponierwerkstatt für Kinder lernen, sich musikalisch auszudrücken. Der Imsterberg ist dazu der richtige Ort.14. bis 22. August 2010, Volksschule Imsterberg
WEITERE VERANSTALTUNGENTiroler Dramatikerfestival bis 2.7.2010, Tiroler Landestheater, Westbahnthe-ater, Innsbruck; TPZ Hallwww.landestheater.at, www.westbahntheater.at, www.tpz.atNordkette Wetterleuchten17. und 18.7.2010, Seegrube, Innsbruck www.wetterleuchten.atTiroler Volksschauspiele Telfs 22.7. bis 29.8.2010, www.volksschauspiele.atOlala –Internationales Straßentheaterfestival 27. bis 31.7.2010, ganztägig, Lienz, www.olala.at
KULTURTIPPSVON ES THER PIRCHNER
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BLAU-WEISSE GEWINNER. Über 100 Fotografen hatten am Fotowettbewerb von Hypo Tirol Bank und SAISON teilgenommen – Werner Pfeifer, Vorstandsspre-cher der Hypo Tirol Bank, über-reichte Mitte Mai den Gewinnern ihr Hypo-Sparbuch mit den Sie-gesprämien. Jasmin Duregger (3. Platz) freute sich über 200 Euro, Emiek van der Vijgh (2. Platz) über 300 Euro. Der 1. Platz und 1000 Euro gingen an Christian Auer (nicht im Bild).
Römisch Essen. Diesen Sommer werden auf Speisekarten
und Menüplänen zahlreicher Häuser entlang der Rad- und Fernwanderroute Via
Claudia Augusta wieder Gerichte wie zur Römerzeit zu fi nden sein. Das Culina-
rium Via Claudia Augusta ergänzt die reichen regionalen Küchen der Gegenwart
mit Speisen, wie sie vermutlich vor 2000 Jahren entlang der Route gekocht und
gegessen wurden. Die Via Claudia Augusta trägt damit noch besser den Trends zu
Aktivurlaub und authentischer Erfahrung Rechnung. Geschichte, Natur und Kultur
erradeln und erwandern – bis in den Gastbetrieb hinein. Möglich wurde das durch
das enge Zusammenwirken der ARGE Gastlichkeit an der Via Claudia Augusta mit
der Hotelfachschule Villa Blanka, Fachleuten der Universität Innsbruck und dem
Handelshaus Wedl. www.viaclaudia.org
Antiker Geschmack. In Gaststätten entlang der Via Claudia Au-gusta werden diesen Sommer Gerichte wie zur Römerzeit angeboten.
40 saison
magazin
Alleinstellungsmerkmal Tourismus„Der Tourismus war der Fels in der Brandung der Wirtschaftskrise“ – so kommentierte Landeshauptmann Günther Platter das Ergebnis der vergangenen Wintersaison. Wie stark ist er wirklich?
Von Michael RiedleR
41
D ie aussichten für den som-
mer sind gut: Die Hälfte
der Betriebe hält heuer bei
ähnlichem Buchungsstand
wie im Vorjahr, die positive Grundstim-
mung im Tourismus hat zugenommen.“
so fasst die Tirol Werbung die Zahlen der
Wintersaison 2009/10 zusammen – nicht
nur nächtigungszahlen (es war der dritt-
beste Winter in der Tiroler Tourismusge-
schichte), sondern auch die Daten einer
Umfrage unter 350 Tiroler Beherbergern.
Für Landeshauptmann und Tourismusre-
ferent Günther Platter war der Tourismus
„ein Fels in der Brandung der Wirtschafts-
krise, die Leistung des Tiroler Tourismus
stimmt, Tirol ist mit seinen Winterergeb-
nissen vorne“.
Doch nicht alle Experten teilen die-
se Einschätzung: „Dass der Tourismus ein
stabilisierender Faktor in der Wirtschafts-
krise war, stimmt ja gar nicht“, sagt etwa
Egon smeral, Tourismusexperte des Wirt-
schaftsforschungsinstituts Wifo. Mengen-
mäßig sehen die Zahlen zwar gut aus, die
nächtigungen liegen „auf dem niedrigen
niveau des Vorjahres“, aber das habe der
Tourismus eben nur mit massiven Preis-
zugeständnissen geschafft.
„Massive Preiszugeständnisse“. smeral gibt zu, dass dieses Urteil vor allem
für die stadthotellerie gilt. „Wenn man einen
hohen anteil an Geschäftsreisenden hat,
spürt man die Wirtschaftskrise sehr unmit-
telbar.“ Für die Ferienhotellerie gelte das we-
niger. smeral rechnet auch für den sommer
mit leichten Rückgängen und im nächsten
Jahr vielleicht mit einer stagnation.
„Tourismus als Fels in der Brandung der Wirtschaftskrise“ – etwa wie jener bei Peggy’s Cove, Nova Scotia, Kanada?
42
smerals Einschätzung wird freilich
von vielen nicht geteilt: Hubert siller,
Leiter des Tourismusstudiums am Ma-
nagement Center innsbruck (MCi), sieht
den Tourismus in einer deutlich besseren
situation, als das vielfach am Beginn der
Krise befürchtet wurde: „Der Tourismus
hat keine schweren Einbrüche erlitten.
Das ist Gott sei Dank ausgeblieben.“ Die
Betriebe hätten aber bis zu 20 Prozent
weniger Ertrag. Die Gäste seien in ihrem
Konsumverhalten zurückhaltend gewe-
sen. „aber das alles kann man bei Weitem
nicht vergleichen mit den Einbrüchen, die
es in den industriebranchen gegeben hat“,
resümiert siller. Reisen seien das Letzte,
was die Leute streichen.
Tirol hat sich dennoch sehr gut gehal-
ten. Denn in anderen Tourismusregionen,
etwa spanien, gab es massive Einbrüche:
„Wir haben als naherholungsland profi tiert,
das über kurze Wege erreichbar ist und re-
lativ hohe stabilität in jeder Hinsicht hat.“
„Das muss verkraftbar sein“. „Wir
waren eigentlich alle überrascht, wie gut
sich der Tourismus in der Wirtschaftskrise
gehalten hat. niemand hätte sich getraut,
dieses Ergebnis vorherzusagen. Dass die
Preise nicht gehalten haben, ist ein Faktor,
aber ein Rückgang der Umsätze um zwei
bis vier Prozent nach Jahren der steige-
rung muss verkraftbar sein“, bestätigt auch
Tourismusberater Manfred Kohl.
sicher: Die stadthotellerie hat um 17
bis 20 Prozent weniger Umsatz gemacht.
aber: „Viele unserer Kunden haben 2009
das beste Betriebsergebnis seit Jahren“, sagt
Kohl: „Weil sie von vorneherein mit zehn
Prozent weniger gerechnet und vorsorglich
die Kosten gesenkt haben. Diese Befürch-
tungen sind dann nicht eingetroff en.“
Die Tiroler Tourismusunternehmer
haben in der Krise ihre Kosten angepasst
und zudem von der geringen Zinsbelas-
tung profi tiert. „Der Tourismus fi nanziert
sich jetzt auf einem niveau, wie es die
letzten zehn, 20 Jahre nicht möglich
war. Für die Tiroler Wirtschaft war der
Tourismus in den letzten Monaten sicher
stabilisierend“, berichtet Markus Hörmann
von der Volksbank Tirol.
Tirols Hotellerie-sprecher Harald
Ultsch (schwarzer adler, innsbruck) sieht
die aktuelle Lage aus der sicht des stadtho-
teliers: „Die Wintersaison war ein Riesen-
erfolg.“ aber: Die Vertriebskosten steigen,
das Buchungsverhalten wird immer noch
kurzfristiger. „Wer da die nerven wegwirft
und im Preis nachgibt, verspielt viele Chan-
cen“, meint Ultsch.
Der Preisdruck war in städtischen
Destinationen natürlich besonders stark:
„Es gibt einfach keine schmerzgrenze nach
unten mehr“, resümiert Ultsch. Die Grün-
de: Es wurden in den letzten Jahren riesige
Kapazitäten aufgebaut, vor allem für den
sommertourismus im Mittelmeerraum,
aber auch für den Winter. Dazu kommt die
aktuelle Geiz-ist-geil-Mentalität. „Der Gast
will Qualität zum möglichst günstigen
Preis.“ Und das alles im internet-Zeitalter
mit seiner vollen Preistransparenz („Wir
können unsere Preise nicht mehr nach
Märkten diff erenzieren“).
„Extreme Gefahr“. neue Vertriebs-
wege (Hofer, Lidl, Ebay) und einzelne
Preisdrücker-Hotels führen dann die
ganze Branche in den Preiskampf. Ultsch:
„Das ist eine extreme Gefahr, das Geld
fehlt dann für investitionen.“ Fünf Prozent
des Tiroler Wirtschaftsprodukts könnten
laut Ultsch wegbrechen, wenn alle Preis-
dämme brechen sollten.
Martina Entner, Hotelierin und neue
Vizepräsidentin der Tiroler Wirtschafts-
kammer, sieht für die Ferienhotellerie
die situation noch nicht so dramatisch:
„Man sollte den Preisdruck nicht unter-
schätzen, trotzdem sehe ich das nicht
so kritisch wie andere: Wenn niedrige
Preise helfen, die auslastung zu erhöhen,
kann das durchaus auch sinn machen.
Der Erfolg ist nächtigung mal Preis. Der
empfehlenswerte Weg ist aber sicher,
Zusatzleistungen anzubieten und den
Preis zu halten.“ Betriebe, die vor der Krise
schon gute Preise hatten, würden sich hier
leichter tun. Der Tourismus hat sich also
in der Krise tatsächlich besser gehalten als
befürchtet. Freilich hat die Krise manche
Tourismusmärkte, wie die stadthotellerie,
besonders hart getroff en. Und sie trennt
zunehmend die spreu vom Weizen, das
heißt die Betriebe, die vor der Krise schon
gut dastanden, von denen, die vorher
schon wackelten.
Wie geht es weiter? Der Tourismus
hinkt konjunkturell immer sechs bis acht
Monate der investitionsgüterbranche hin-
terher, meint Manfred Kohl. Er legt also
auch im aufschwung nicht so fulminant
zu. Das bedeutet immerhin: Er ist insge-
samt ein Faktor der stabilisierung. Warum?
Kohl: „Weil die Tourismuswirtschaft nicht
auf Lager produzieren und vom Lager
dann verkaufen kann“ (was bei den Zu-
lieferbranchen dann zu massiven Einbrü-
chen führt). Und was passiert, wenn die
Zinsen heuer wieder zu steigen beginnen?
„Wir berechnen bei allen Wirtschaftlich-
keitsberechnungen mit einem Zinssatz
von fünf Prozent, auch wenn es jetzt nur
drei Prozent sind“, empfi ehlt Kohl schon
jetzt Vorsicht in strategie und Kalkulation.
Man sollte immer eine Reserve von drei bis
vier Prozent für investitionen haben.
Überraschend krisenfest. Der Tou-
rismus scheint für diese Phasen durchaus
auch gerüstet: Er hat, und das bleibt als
Resümee, unter dem strich die Wirtschafts-
krise bisher vergleichsweise gut bewältigt:
„Der Tourismus hat sich als überraschend
krisenfest erwiesen, die befürchteten Ein-
brüche sind nicht eingetroff en, fasst Prof.
Peter Zellmann vom institut für Freizeit
und Tourismusforschung (iFT) in Wien
zusammen. „Das angebot an sich stimmt,
die Menschen kommen gerne nach Öster-
reich.“ Dass manche Tourismusbetriebe „in
vorauseilendem Gehorsam“ mit den Prei-
sen heruntergingen, habe nichts mit dem
Gästeaufkommen zu tun, meint Zellmann:
„Die Gäste sind nicht deshalb gekommen,
weil wir billiger waren.“ Und er appelliert:
„Wenn wir für den Tourismus mehr täten
und das Tourismusbewusstsein stärker
wäre und die volkswirtschaftliche Bedeu-
tung realistischer gesehen würde, auch die
Rolle als Jobmotor und Produktionsfaktor,
wären wir noch krisenfester. Wir haben
für das alleinstellungsmerkmal Tourismus
keine alternative in Österreich. Die Jobs in
diesem Bereich sind nicht in Billiglohnländer
auslagerbar, es ist eine standortgebundene
Branche. Das müsste man noch viel stärker
in den Vordergrund stellen. Die Krise hat
gezeigt, dass es sich auszahlt, an diese
Botschaft zu glauben.“ ×
„Die Wintersaison war ein Riesenerfolg. Aber: Die Vertriebskosten steigen, das Buchungsverhalten wird immer noch kurz-fristiger. Wer da die Nerven wegwirft und im Preis nachgibt, verspielt viele Chancen.“HaRaLD ULTsCH, TiRoLER HoTELLERiEsPRECHER
43 SAISON
MAGAZIN
W ir wollten einen Botschaf-
ter, der den Zeitgeist der
Jugend tri� t: dynamisch,
sympathisch, mit interkultureller Erfah-
rung und kritisch-o� ener Geisteshaltung“,
erklärt Anita Heubacher, Leiterin des
PR&Medien-Teams der Tirol Werbung.
„Mit Daniel Brühl schlägt die Kampagne
genau in diese Kerbe“, ergänzt sie mit
berechtigtem Stolz. Schließlich wirbt ein
Filmstar nicht alle Tage für die Bergwelt,
schon gar nicht mit derart echter emoti-
onaler Verbundenheit.
Der 31-jährige Deutsch-Spanier
mit Wurzeln in Barcelona und wohnhaft
in Berlin machte in den vergangenen
Jahren eine bemerkenswerte Karriere als
Schauspieler. Mit Filmen wie „Das weiße
Rauschen“ (2001), „Die fetten Jahre sind
vorbei“ (2004) sowie dem im Herbst in
den Kinos anlaufenden „Die kommenden
Tage“ (2009) lernte Daniel Brühl die Tiroler
Bergwelt als Drehort kennen und lieben.
„Es ist eine herrliche Natur und ich tre� e
auf o� ene, gastfreundliche Menschen“,
meint der Schauspieler.
Bereits bei den Dreharbeiten am
Achensee zu „Die fetten Jahre sind vor-
bei“ sind Daniel Brühl die Berge ans Herz
gewachsen. „Sie sind schon etwas ganz
Besonderes. In Berlin gibt es das einfach
nicht. Und wenn ich wieder mal ein paar
Tage zwischen meinen Drehs Zeit habe,
komme ich auch gerne mit Freunden nach
Tirol zum Wandern“, sagt Brühl zur Freu-
de der Tirolwerber, die darauf ho� en, mit
dem bekannten Botschafter die Generati-
on der 20- bis 35-Jährigen zum Wandern
und zu gemütlichen Hüttenabenden nach
Tirol zu bringen.
Barfuß über Almwiesen. In einer
Zeit, in der Jugendliche bei meditativen
Sportarten wie Yoga, Surfen oder Klettern
einen Ausgleich suchen, könnte auch
Wandern einen neuen Aufschwung er-
leben. Der Schauspieler gibt schließlich
auch o� en zu, dass er lieber barfuß über
Almwiesen zur Hütte läuft statt in einem
überfüllten Yogastudio zu schwitzen. „Ich
fühle mich in den Bergen einfach sauwohl.
Für mich ist Wandern besser als Yoga.“ Die
Werbepartnerschaft ist damit eine gelun-
gene Verbindung mit einem aufsteigenden
Star, der mit den Füßen fest am Boden ge-
blieben ist. Im September kommt Daniel
Brühl wieder nach Tirol und wandert mit
Fans über den Adlerweg. ×
„Ich fühl mich in den Bergen sauwohl“ Zuletzt war er an der Seite von Brad Pitt im Kino zu sehen. Diesen Sommer wandert der spanisch-deutsche Filmstar Daniel Brühl über den Adlerweg. Die Tirol Werbung hat damit einen Werbecoup gelandet, der Authentizität ausstrahlt.
VON JULIA BRUGG ER
TIROLS BOTSCHAFTERDaniel Brühl ist diesen Sommer Botschafter der Tiroler Bergwelt. Zuletzt mimte er an der Seite von Brad Pitt und Till Schweiger einen deutschen Soldaten in Quentin Tarantinos Streifen „Inglou-rious Basterds“. Für die Sommer-Werbekampa-gne der Tirol Werbung drehte er an zwei Tagen im Wilden Kaiser sowie in der Wildschönau, gab Interviews und stand Modell für Fotoshootings. „Wir haben als Ort bewusst den Tiroler Adlerweg ausgewählt. Er ist der drittbekannteste Wander-weg in Europa“, so Anita Heubacher von der Tirol Werbung.
MEDIALE VERBREITUNG DER KAMPAGNE Im deutschsprachigen Raum:PRINT: Süddeutsche Zeitung, Cosmopolitan, Gala, Woman, Wienerin Gesamtaufl age: 2,8 Millionen RADIO: Deutschlandfunk, Klassik Radio, Ö3TV: ORF, ARD, ZDF, RTL, Servus TV, Schweizer Fernsehen
WANDERN MIT DANIEL BRÜHLIm September kommt Daniel wieder nach Tirol.Seine Fans haben dann die Chance, mit dem Schauspieler gemeinsam den Tiroler Adlerweg zu erkunden. Die Tirol Werbung verlost über die Homepage www.mitdanielbruehlintirol.at ein exklusives alpines Meet & Greet mit dem Star in den Bergen.
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44 SAISON
MAGAZIN
D er Inntalradweg. Er führt
fast lückenlos von der
Schweiz kommend über
Landeck und Kufstein bis
nach Passau. Dabei passieren die Genuss-
Radler auf den 517 Kilometern viele kultu-
relle Schönheiten – oft ohne es zu wissen.
Doch das war gestern. Diesen Sommer
starten Land und ÖBB Tirol eine O� ensive
mit anfangs drei neuen Radrouten rund
um den etwas müden Klassiker. Zwar gebe
es den Inntal-Radweg mittlerweile seit 20
Jahren, doch sei er ein wenig aus dem Fo-
kus der Freizeit-Aktivitäten geraten, sagt
Ekkehard Allinger-Csollich.
Der Mobilitätskoordinator des
Landes verfolgt mit der Initiative gleich
mehrere Ziele: „Wir wollen ein interes-
santes Freizeitangebot für die Tiroler
entwickeln und dies mit dem Gedanken
der Nachhaltigkeit verbinden, und dazu
zählt das Reisen mit der Bahn“, sagt der
Mann mit dem Faible fürs Fahrrad. Sein
Fazit auf einem ersten kleinen Symposi-
um im Landhaus: Wenn die Tiroler ihren
Inntalradweg wieder für sich entdecken,
dann ziehen die Touristen mit. Denn ver-
meintlich bekannte Dinge oder Orte für
die Einheimischen sind defi nitiv interes-
sante Hotspots für Gäste.
Da auch die Radler über einen
zünftigen Einkehrschwung verfügen,
wie das gleichnamige Kaltgetränk nahe-
legt, haben die Tirol Werbung und der
Verein der Tiroler Wirtshauskultur ein
kulinarisches Angebot für die Genuss-
Radler kreiert. Auf diese Weise kann jeder
ganz entspannt die Tiroler Blockbuster
erkunden, wie den grünen Riesen der
Swarowski Kristallwelten in Wattens oder
das Abenteuer-Eldorado namens Area 47
im Ötztal. Tourinfos für die fünf Etappen
mit Einkehrtipps können kostenlos von
www.tirol.at heruntergeladen werden.
Die Tour infos und die Rezeptesammlung
sowie einen Speisen-Gutschein erhält
man um 15 Euro im Tirol Shop.
Ein weiteres Beispiel ist die Tour von
Hall nach Kufstein, über Schwaz und Rat-
tenberg. Sie erzählt die Geschichte von Ti-
rols erster Blüte im späten Mittelalter, als via
Bergbau und Schi� fahrt das Silber aus den
Schwazer Gruben nach Augsburg gelangte,
weil Kaiser Maximilian I. bei den Fuggern im-
mer in der Kreide stand. In Hall fl orierte der
Salzhandel, die dortige Münzprägestätte
setzte mit dem Guldiner neue europäische
Standards und an den Kais machten die
Lastkähne fest. Wem der Weg dann doch zu
weit ist bis zum nächsten großen Halt, kann
die Tour nach Wunsch via Bahn abkürzen:
Rein in den Regional-Express und mit dem
Rad auf der Schiene pausieren.
Von A nach B. Dazu seien die Nahver-
kehrszüge namens Talent wie gescha� en,
sagt Alexander Jug von den ÖBB. Er leitet
in Tirol den Personenverkehr und ho� t,
dass das „Einfach-Raus-Ticket“ dem Aus-
fl ug mit dem Rad neue Impulse geben
wird (siehe Interview rechts). Denn oft
scheitere die Idee von der Fahrt ins Grüne
allein an den Vorstellungen vom Wesen
der Radtour, sagt Allinger-Csollich. „Für
viele bedeutet Radtour, mit dem Rad
von A nach B zu fahren und wieder re-
tour nach A. In Verbindung mit der Bahn
aber muss sich das niemand antun, ganz
im Gegenteil.“ Was besonders Familien
entgegenkommt, die nicht länger ihre
„Der Radtourismus ist für uns sehr wichtig, denn über den Inntal-Radweg gelangen viele Gäste zu uns und besuchen die größte Altstadt in Westösterreich. Auf dem Weg werden dann gerne noch andere Ziele mitgenommen wie die Kristallwelten in Wattens. Da bietet sich die Tour 2 mit dem Fokus auf das Mittelalter optimal an und ergänzt sich gut mit den bestehenden touristischen Angeboten.“
MARTIN FRIEDE, MARKETING-LEITER TVB REGION HALL-WATTENS
„Unser Gasthaus liegt direkt am Inntal-Radwander-weg und so leben wir sehr von den Radfahrern. 90 Prozent unserer Besucher sind Einheimische, sie schätzen das kulinarische Angebot der Tiroler Wirts-hauskultur und natürlich die erfrischende Lage am Wasser. Wenn im Sommer durch die Bewerbung des Inntal-Radweges noch mehr Radler bei uns einkeh-ren, so sind sie herzlich willkommen.“
THERESIA MAIR, GASTHAUS SCHLOSS MITTERHART
Fast alles auf SchieneMit den Radrouten rund um den Inntal-Radweg forcieren Land Tirol und die ÖBB das Radwandern in Kombination mit dem Bahnverkehr.
VON S TEFAN BECKER
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„Hauptattraktionist bis dato die Kombination Rad und Bahn zwischen Lienz und Innichen mit rund 115.000 Fahrradfahrern pro Saison, das sind bis zu 4000 Fahrradfah-rer pro Tag.“ALEXANDER JUGLEITER DES ÖBB PERSONEN-VERKEHRS TIROL
Standardtour abstrampeln, sondern
etwas Neues erleben wollen. „Etliche
Oberländer wissen relativ wenig über das
Unterland und umgekehrt, das wollen wir
ändern“, sagt Rainer Krismer von max2.
Damit die Strecken eine möglichst große
Vielfalt an spannenden Stätten bieten, sind
die Scouts der Tourismus-Agentur stän-
dig auf Achse und komponieren aus den
sogenannten „Points of Interest“ illustre
Routen rund um den Inntal-Radweg.
Wie auf der Schlösser- und Burgen-
Tour von Volders nach Rattenberg. Da
wechseln sich schmucke Schatzkisten
ab mit rauen Ruinen, fast jeder Fels am
Wegesrand posiert mit einem Häuschen
für Burgfräuleins und Ritter: Schloss
Friedberg, ö� entlich-gastlich, Schloss
Aschach, privat, Ruine Rettenberg, öf-
fentlich, Schloss Siegmundslust, privat,
Schloss Mitterhart, ö� entlich-gastlich und
es folgen noch weitere neun Abstecher zu
prächtigen Anwesen.
Eine weitere Tour führt rund um Imst
und widmet sich dem Wasser. Denn davon
gibt es reichlich, weshalb Imst auch die
meisten Brunnen im ganzen Land zählt.
Und wo sich viel Wasser seinen Weg über
die Jahrtausende gebahnt hat, dort gibt
es auch viele Schluchten, allen voran den
Zammer Lochputz – kurz und knackig der
Steig durch die Klamm, brachial der Was-
serfall, mystisch die Höhle mit Glocken-
klang. Retour geht es dann auf Wunsch mit
der Bahn, und das im 15-Minuten-Takt. ×
S AISON: Wird das neue Angebot an das „Einfach-Raus-Ticket“ der ÖBB gekoppelt? ALEXANDER JUG: Das
„Einfach-Raus-Radticket“ um 35 Euro für
fünf Personen ist eine Option, die ins-
besondere für Gäste sehr interessant ist.
Daneben gilt auch der Tiroler Familienpass
(VorteilsCard Familie) plus VVT-Fahrradta-
geskarte für Tiroler Familien.
Gilt das Angebot auch für die Ziller-talbahn und die Achenseebahn? Das
„Einfach-Raus-Ticket“ gilt nur in den
Nah- und Regionalverkehrszügen der
ÖBB-Personenverkehr AG.
Wie groß ist der Rad-Wander-Tourismus aktuell in Tirol, können Sie die Zahl di� e-renzieren nach Einheimischen und Gäs-ten? Hauptattraktion ist bis dato die Kom-
bination Rad und Bahn zwischen Lienz und
Innichen mit rund 115.000 Fahrradfahrern
pro Saison, das sind bis zu 4000 Fahrrad-
fahrer pro Tag. Der überwiegende Teil sind
dabei italienische Gäste, im Mai und Juni
auch viele Kärntner. Dieser Fahrradverkehr
ist in Sachen Nachfrage und Angebot
österreichweit einzigartig. Dabei nutzt
ungefähr die Hälfte der Radler ein Leihrad.
Wenn wir 20 Prozent davon im Inntal errei-
chen könnten, wäre das ein Riesenerfolg.
Für Nordtirol habe ich leider keine Zahlen
vorliegen, wobei in den letzten Jahren
auf einzelnen Strecken eine deutliche
Zunahme erkennbar ist, zum Beispiel die
Mountainbiker auf der Brennerstrecke und
der Karwendelbahn.
Erhalten die Züge noch extra Waggons für den Transport der Fahrräder? Wir
starten mit den bestehenden Kapazitä-
ten, das heißt primär mit den im Inntal
im Einsatz befi ndlichen hochmodernen
Talentgarnituren, die insbesondere einen
komfortablen, niveaugleichen Einstieg
mit dem Fahrrad ermöglichen.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
„Deutliche Zunahme“Alexander Jug, Leiter des ÖBB Personenverkehrs Tirol, im Interview
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46 SAISON
MAGAZIN
S onja Klosterhuber kennt die Vor-
urteile, die die Tourismusbranche
gegenüber ihren in Gruppen rei-
senden Gästen hegt. „Aber das stimmt doch
alles nicht!“, nimmt die Chefi n des Karlinger-
hofes in Achenkirch ihre Klientel in Schutz.
Seit 1965 führt die Familie Klosterhuber ih-
ren Betrieb als sogenanntes Gruppen- oder
Selbstversorgerhaus. Das Zielpublikum des
Karlingerhofes lässt herkömmlichen Ho-
teliers die Haare zu Berge stehen: Vereine,
Schüler- oder Jugendgruppen und Famili-
enverbände, mehrheitlich bundesdeutscher
Herkunft, steigen gerne im Familienbetrieb
am Achensee ab.
Doch von Unannehmlichkeiten kei-
ne Spur, versichert die Chefi n: „Auch wenn
das Haus voller Jugendlicher ist, gibt es
kaum einmal einen Schaden. Alle unsere
Gäste, durch die Bank, verhalten sich wäh-
rend ihres Urlaubes sehr rücksichtsvoll.“
Die Spezialisierung auf Reisegruppen, die
sich selbst verköstigen, kann Hausherrin
Sonja Klosterhuber nur weiterempfehlen:
„Weil es eine sehr angenehme Form des
Vermietens ist.“
Den Stress, der in herkömmlichen
Hotels meist herrscht, kennen die Kloster-
hubers nur vom Hörensagen: „Diese Ni-
sche mit den Reisegruppen passt uns ganz
gut so, wir wollten auch nie ein richtiges
Hotel werden.“ Denn gerade aus Sicht des
Unternehmers bringe diese Spielart der
Zimmervermietung zahlreiche Vorteile mit
sich: „Wir brauchen nur sehr wenige An-
gestellte, was die Kosten niedrig hält. Wir
haben zum Beispiel nur zwei Damen, die
Putzarbeiten erledigen. Um den Rest küm-
mern sich mein Mann und ich selbst.“ Bei
insgesamt 23 Zimmern, die gut 60 Gästen
Platz bieten, sowie den Zusatzeinrichtun-
gen wie Kletter- und Mehrzweckhalle
beachtlich wenig Personalaufwand. Und
der größte Vorteil, so Klosterhuber: „Wir
haben viel mehr Freizeit als herkömmliche
Hoteliers.“
Der gut etablierte Karlingerhof lebt
heute vor allem von seinen zahlreichen
Stammgästegruppen: Vom Kegelverein,
der seit Jahren am idyllischen Achensee
urlaubt, über die Wandergruppen, die in
immer neuer Konstellation wiederkom-
men. Bis hin zum Gospelchor, der die
neue Kletterhalle als idealen Proberaum
für sich entdeckt hat. „Und das Beste da-
ran: Wir müssen kaum Werbung machen,
weil die Mundpropaganda unter den
Vereinen derart gut funktioniert“, erklärt
Sonja Klosterhuber. Einzige Werbemaß-
nahme des Karlingerhofes: eine gut eta-
Gruppendynamik: Das Geschäft mit der MasseSie sind laut, nervig und sparsam. Reisegruppen eilt ein wenig schmeichelhafter Ruf voraus. Zu Unrecht. Denn ohne die touristischen Herden würde in der heimischen Tourismusbilanz ein riesiges Loch kla� en.
VON S TEFFEN AROR A
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blierte Homepage. „Und zu guter Letzt“,
streicht die Chefi n des Gruppenhotels
am Achensee noch einen Vorteil ihres
Konzeptes heraus, „sind wir nicht auf
Reisebüros angewiesen.“ Während sich
herkömmliche Hotels Saison für Saison
mit den Preisdrückern aus der Reisebüro-
branche herumschlagen müssen, lehnen
sich die Klosterhubers entspannt zurück
und vertrauen auf ihre Stammkundschaft.
Fußballklubs & Städtetourismus. Die Vorzüge von Reisegruppen haben
sich längst auch in der Spitzenhotellerie
herumgesprochen. Spätestens seit dem
EM-Jahr 2008 ist etwa das Stubaital in
Sachen Fußballtourismus ein Begri� .
Hier nächtigten die späteren spanischen
Europameister während des Turniers.
Doch schon vorher haben internationa-
le Fußballklubs das Tal für sich entdeckt.
So urlaubt etwa der italienische Erstligist
Genoa CFC seit 2005 jährlich hier. Dane-
ben haben die niederländischen Kicker
von Feyernoord Rotterdam, jene vom
belgischen RSC Anderlecht und auch die
Mannen von Spartak Moskau die Vorzüge
des Trainingsurlaubes in Tirol entdeckt.
Zuletzt begrüßte man die Nationalelf
Südkoreas für ihre fast zweiwöchige
WM-Vorbereitung im exklusiven Fünf-
Sterne-Haus Jagdhof in Neustift. Für die
Hoteliers eine willkommene Einnahme-
quelle, die nebenbei einen beachtlichen
Werbee� ekt für das Haus und die Region
abwirft.
Gruppen ganz anderer Art sind im
Städtetourismus längst zur fi xen Größe
avanciert: Überseegäste. US-Amerikaner
und Japaner, die in Bussen europäische
Städte abklappern, sind für urbane Ge-
biete wie Innsbruck zur Überlebensfrage
geworden. Sie reisen zu gut 90 Prozent im
Rahmen organisierter Bustouren. Gerade
die Vier-Stern-Hotellerie in Tirols Landes-
hauptstadt wäre ohne die Reisegruppen
aus Fernost und Nordamerika nicht über-
lebensfähig. Das bestätigt eine Studie des
Innsbrucker Tourismusexperten Günther
Lehar von der Fachhochschule MCI.
„Schon in den 1990er-Jahren waren ein
Drittel der Nächtigungen in Innsbruck
Busnächtigungen“, erklärt Lehar. Doch
Bustouristen haftet das hartnäckige „Bil-
lig-Image“ an. Zu Unrecht, wie der Experte
weiter ausführt: „Die Wertschöpfung dar-
aus machte im Vier-Sterne-Bereich schon
damals gut 40 Prozent aus.“
Diese Zahl, so der Experte, dürfte
seither sogar noch angestiegen sein. An-
ders als die Bustouristen aus Übersee, deren
Ansprüche mindestens Vier-Sterne-Hotels
zur Unterbringung voraussetzen, machen
Individualtouristen im Städtebereich nur
einen kleineren Teil des Umsatzes aus. „Die
gehen nämlich auch in Drei-Stern-Betriebe
oder Pensionen“, so Lehar.
Publikum wird jünger. Neben der
Hotellerie sind es die Busunternehmen
selbst, die von Reisegruppen profi tieren.
Oliver Lair, Leiter der Marketing- und
Incoming-Abteilung bei Dietrich Touristik
in Telfs, spricht von einem „Markt im Kom-
men“. Derzeit bringt die Incomingschiene
von Dietrich gut 30.000 Nächtigungen
oder knapp 6000 Gäste pro Jahr nach
Tirol. Das Zielpublikum werde immer
jünger und anspruchsvoller. Gefragt seien
vor allem qualitativ hochwertige Kurz-
oder Rundreisen durch ganz Europa. Mit
einem Pauschalpreis von rund 2100 Euro
pro Person hat etwa die Nordkap-Fahrt
im Angebot von Dietrich nichts mit Bil-
ligtourismus zu tun. „Wir haben uns eine
kleine, aber feine Nische gescha� en“, so
Lair. Gefahren wird dabei in luxuriösen
Bussen mit Bordservice und ausgesuch-
ter Bordunterhaltung, genächtigt wird in
ebenso hochwertigen Hotels. Letztere,
so Lair, hätten mittlerweile ihre Scheu
vor Busreisegruppen abgelegt und deren
Wert erkannt.
Dass die Branche noch immer un-
ter einem Imageproblem leidet, bestätigt
auch der Innsbrucker Busunternehmer
Franz Rindfl eisch: „Daran hat sich leider
noch nicht viel geändert. Dabei geben un-
sere Gäste sehr viel Geld aus.“ Rindfl eisch
und Lair beklagen, dass Busunternehmen
gerade gegenüber Fluglinien benachteiligt
würden, weil diese steuerliche Begüns-
tigungen beim Treibsto� kauf genießen,
während die Busunternehmer seit Jahren
unter den massiven Spritpreiserhöhungen
leiden. Zudem, so Oliver Lair von Dietrich
Touristik, fehle es nach wie vor an Verständ-
nis für die Branche: „Wir haben jahrelang
darum kämpfen müssen, damit wir zu-
mindest Aus- und Zustiegsmöglichkeiten
im Stadtzentrum von Innsbruck erhalten.“
Vor zwei Monaten wurden nach
endlosen Querelen in der Heiliggeist-
straße entsprechende Haltestellen für
Busunternehmen gescha� en. Angesichts
der oben beschriebenen Wertschöpfung
eine unverständlich lange Wartezeit.
Oliver Lair ho� t, dass in Zukunft seiner
Branche mehr Verständnis entgegenge-
bracht wird: „Denn im Prinzip bedarf es
nur sehr einfacher Maßnahmen, etwa der
Miteinbeziehung von Branchen- oder
Interessensvertretern, um deutliche Ver-
besserungen zu erzielen.“
Die Praxis zeigt also, dass kein Grund
zur Panik besteht, wenn vor dem Hotel
ein Reisebus anhält. Im Gegenteil: Egal
ob Pension oder Fünf-Sterne-Tempel –
Touristengruppen bringen allen was. ×
GRUPPENREISEN IN ZAHLENWie viele Reisegruppen beziehungsweise Bustouristen pro Jahr in Inns-bruck urlauben, ist nicht bekannt, da der Tourismusverband keine Statisti-ken dazu führt. Die Studie von Günther Lehar zu diesem Thema kam jedoch zum Schluss, dass in Städten wie Innsbruck oder Salzburg Gruppenreisende rund 40 Prozent der Gäste in der Vier-Sterne-Hotellerie ausmachen. Ins-gesamt, so Lehar, machen Bustouristen gut ein Drittel der Nächtigungen in der Landeshauptstadt aus. Ihr Anteil am Bruttoproduktionswert und der Wertschöpfung liegt bei rund 36 Prozent. Diese Zahlen stammen aus den 1990er-Jahren und dürften, so der Experte, mittlerweile noch angestiegen sein. Es sind in erster Linie „Überseegäste“, also US-Amerikaner und Japa-ner, die per Bus die europäischen Städte besuchen. Maßgeblichen Anteil an der Bedeutung der Reisegruppen für die Bran-che haben die heimischen Busunternehmen. Dietrich Touristik aus Telfs zum Beispiel beschäftigt allein in Tirol knapp 40 Mitarbeiter. Mit insgesamt 20 Reisebussen bringt der Reiseveranstalter über seine Incoming-Schiene mehr als 30.000 Nächtigungen nach Tirol – das entspricht rund 6000 Gästen.
48 SAISON
MAGAZIN
DIE GESCHICHTE DES HOTELS KLOSTERBRÄU1516 | Kaiser Maximilian I., der „letzte Ritter und erste Kanonier“, stiftet das Seefelder Kloster, um Reisende und Pilger zu bewirten. Fast 100 Jahre wird gebaut.1604-1620 | Ausbau und Vollendung des Klosters. Augustinermönche bie-ten Reisenden und Pilgern Bewirtung und Unterkunft an. Die Mönche betrei-ben die Seefelder Fischerei und brauen Bier – daher der Name „Klosterbräu“.1620 | Erbauung des „Fürstenhauses mit Kaisersaal“ durch Erzherzog Leo-pold, Landesfürst von Tirol.1647-1648 | Ausmalung des Klosters durch den Innsbrucker Hofmaler Hans Schar. (Die Originalfresken sind gut er-halten im 1. Stock des Hotels zu sehen und erzählen die Geschichte des Hos-tienwunders).1785 | Aufhebung des Klosters durch Kaiser Josef I.1807 | Die bayerische Regierung hebt das Kloster endgültig auf (Säkularisie-rung). Die letzten 15 Mönche gehen ins Kloster nach Stams (45 km von Seefeld entfernt). Die Tradition der Gastwirtefamilie Seyrling nimmt hier ihren Anfang …1809 | Die bayerische Regierung ver-kauft das säkularisierte Kloster an An-ton Härting, Posthalter zu Seefeld, und Nikolaus Seiler, Metzger zu See-feld, anlässlich einer Versteigerung für 23.000 Gulden. Sigmund Seyrling, Angehöriger eines alten Seefelder Ge-schlechtes, welches schon 1530 er-wähnt wird, heiratet die Witwe Anna Härting.1889 | Seit einigen Jahren ist Seefeld Fremdenverkehrsort und wird vor al-lem von den Innsbruckern gerne als Sommerfrische frequentiert. Ab 1890 kommen die ersten deutschen, dann auch die ersten englischen Sommer-gäste nach Seefeld.1943 | Nach einem schweren Luftan-gri� auf Innsbruck wird das inzwischen zu einem modernen Hotel ausgebau-te Klosterbräu von der Medizinischen Universitätsklinik Innsbruck bezogen.1953 | Am 1. März 1953 wird die Klinik nach Innsbruck zurückverlegt. Sig-mund Seyrling und sein Sohn Alois („Bubi“) restaurieren und modernisie-ren die alten Gebäude und scha� en ein Hotel, welches mit 30 Zimmern und einem Etagenbad seinen Anfang nimmt.1964-1999 | Olympische Winterspiele. Seit dieser Zeit ist das Hotel weit über die Landesgrenzen hinaus ein Begri� für Entertainment und Gastlichkeit. In den 70er-Jahren war das Klosterbräu durch seinen Nachtclub „Kanne“ berühmt.2005 | Die 6. Generation, Alois Seyr-ling, übernimmt den Betrieb der Vor-fahren und führt das Hotel mit seiner Mutter Cristina Seyrling unter Mithilfe seiner Schwestern Laura und Linda.
Mit 26 Jahren über-nahm Alois Seyrling die Leitung des Seefelder Luxushotels mit 26.000 Nächtigungen im Jahr.
49
Ein Leben fürs HotelAlois Seyrling übernahm nach dem plötzlichen Tod seines Vaters mit 26 Jahren das renommierte Hotel Klosterbräu in Seefeld. Seit sechs Generationen führt die Hoteliersfamilie das Fünf-Sterne-Haus. Der junge Chef erzählt von den Herausforderungen seiner Zeit und einem Familienleben für das Hotel.
VON NINA HEIZER
J ung, fesch, dynamisch sitzt der
30-jährige Chef in der kalten
Bar seines Hotels Klosterbräu.
Momentan ist Frühlingspause,
überall wird gehämmert, renoviert, die
mehrere Jahrhunderte alten Fresken wer-
den überarbeitet und Pläne geschmiedet.
Davon hat Alois Seyrling viele. Im Interview
verrät er allerdings noch nichts darüber.
„Mehr dazu im September“, grinst er. Das
Hotelierdasein wurde ihm vermutlich in
die Wiege gelegt. Seit 200 Jahren und
sechs Generationen dreht sich bei den
Seyrlings alles ums Hotel Klosterbräu. Im
17. Jahrhundert brachte es die Ur-ur-ur-
Großmutter in die zweite Ehe mit Sigmund
Seyrling mit. Seither steht es im Mittelpunkt
der Familie.
„Bei uns gibt es nur wenige Ge-
spräche außerhalb des Hotels“, sagt
Alois Seyrling. Er führt das Haus seit dem
frühen Tod seines Vaters, unterstützt von
seiner Mutter Cristina und seinen beiden
Schwestern Laura und Linda. Abwech-
selnd werden die ältesten Söhne, die das
Hotel weiterführen, auf die Namen der
Großväter, Sigmund oder Alois, getauft.
Traditionsbewusst wird auch die 500
Jahre alte Geschichte des Klosterbräus
einmal pro Woche im Get-together mit
Gästen im Kellergewölbe beim Aperitif nur
von Familienmitgliedern erzählt. Dafür in
verschiedenen Sprachen.
Das Zehn-Jahres-Projekt. Mit 26
Jahren, „zehn Jahre früher, als normal wäre“,
musste Alois in die Fußstapfen seines plötz-
lich verstorbenen Vaters treten. Er war noch
mitten in seiner fün� ährigen Ausbildung in
einer Hotelfachschule in Luzern. „Die Kluft
zwischen Theorie und Praxis ist schon sehr
groß“, weiß der junge Hotelchef jetzt. Ein
Bekannter erklärte ihm damals, dass es zehn
Jahre dauern würde, bis ein Betrieb so laufe,
wie man es sich wünsche. „Anfangs dachte
ich, das könne schneller gehen, aber den
Zeitraum wird es ziemlich genau brauchen.
Die Prognose ist sehr tre� end“, sagt Seyr-
ling, „ein paar Jahre bleiben mir ja noch, bis
die zehn Jahre voll sind.“
Unter anderem arbeitet er daran, die
Zwischensaison von früher fünf Monaten
auf nur noch eineinhalb zu verkürzen.
Sein Ziel ist, Jahresangestellte beschäfti-
gen zu können, die zwar die Qualität der
100 Mitarbeiter heben, denen man aber
eine Fünf-Tages-Woche bieten müsse.
„Mit einer langen Pause von mehreren
Monaten sind solche Anstellungen nicht
fi nanzierbar.“ Daneben warten weitere
Umbauten. Seyrling steckt gerade mitten
in einer weiteren Planung. Die Konferenz-
räume und der Eingangsbereich wurden
schon unter seiner Führung neu gestaltet.
26.000 Nächtigungen pro Jahr. Es
gibt immer was zu tun auf 17.000 Quad-
ratmetern Nutzfl äche, in 77 Zimmern und
20 Suiten. „Inzwischen haben wir 15 Kate-
gorien von Zimmern, weil alles in Etappen
umgebaut wurde und jede Epoche ihren
eigenen Stil hat“, sagt Alois Seyrling. Rund
26.000 Gäste übernachten pro Jahr in den
ehemals heiligen Hallen. Die Besucher
kommen hauptsächlich aus Deutschland,
Italien, Holland, Belgien und der Schweiz.
5,5 Millionen Euro Umsatz macht das
Hotel jährlich. 20 Prozent davon setzt das
Hotel Klosterbräu im Seminar-, Tagungs-
und Incentive-Geschäft um. 50 Veran-
staltungen im Jahr organisiert Seyrlings
Freundin, die mit ihm im Hotel wohnt. Er
hat sie natürlich im Haus kennen gelernt.
„Sie war mit einer Gruppe bei uns zu Gast.
Hat also Umsatz gebracht und war daher
gleich sympathisch“, sagt er lachend. Auch
die Freunde seiner Schwestern arbeiten
mit. „Es wäre vermutlich schwierig, einen
Partner zu haben, der nicht mit im Betrieb
arbeitet“, meint Alois Seyrling.
Das war bei den Seyrlings schon
immer so. Der Opa war zum Beispiel der
Mann im Hintergrund, der sich um die
Finanzen, die Umbauten und die politi-
schen Entscheidungen gekümmert hat.
Die Oma repräsentierte als „Grand Dame“
das Haus. Sie lebt auch heute noch im und
mit dem Hotel. „Sie hilft mir mit Ratschlä-
gen“, sagt der Enkel.
Die Olympia-Lorbeeren. Alois Sey r-ling beneidet seinen Großvater, weil dieser
noch nicht zu Meetings musste und alles
dreimal wöchentlich am Stammtisch be-
sprechen konnte: „Da sind sie alle zusam-
mengekommen, haben Karten gespielt
und niemand musste zu Sitzungen gehen.“
Heute ist er selbst im Tourismusverband
tätig und versucht, die Zukunft der Ge-
meinde Seefeld mitzugestalten. Er ho� t,
dass sie in einigen Jahren wieder dort sein
„Vor 20 Jahren war der Standort Seefeld das Nonplusultra, dort musste man hin. Die junge Generation fragt heute, wo dieser Ort überhaupt ist.“
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kann, wo sie vor 20 Jahren war. „Damals
war der Standort Seefeld das Nonplusultra,
dort musste man hin. Die junge Generation
fragt heute, wo dieser Ort überhaupt ist.“
Seyrling hat große Ho� nungen auf
den Bürgermeister und den Tourismus-
verband, dass sie gemeinsam ausbügeln
können, dass man sich zu viel auf den
„Olympia-Lorbeeren“ ausgeruht hat. Der
Bürgermeister unterstütze die Unterneh-
men sehr und der TVB sei jung und ge-
meindepolitisch gut. „Früher konnten wir
uns das Marketing sparen, weil der Ort für
sich sprach. Heute müssen wir als Hotel
die Leute anziehen, die Infrastruktur von
Seefeld sehen die Gäste dann als Extra an.“
Alois Seyrling ist trotz oder vielleicht
gerade wegen lebenslanger Tourismus-
Beschallung von allen Seiten durch und
durch Gastronom und Touristiker. Er passt
in seinem lässigen, rustikalen Look auch
gut in sein Haus. „Wenn ich das Klosterbräu
nicht hätte, wäre ich trotzdem im Gastge-
werbe tätig“, sagt er. Er brauche Menschen
um sich, die Arbeit sei jeden Tag anders, er
müsse immer kreativ denken – die Arbeit
im Hotel sei perfekt für ihn. „Außerdem
habe ich nicht gerne viel Freizeit. Ich weiß
nicht, was ich damit tun sollte.“
Irgendwann will Alois Seyrling sich in
einen Bauerhof zurückziehen. Sein ältester
Sohn Sigmund wird das Hotel übernehmen
und er kann seinen Lebensabend genießen.
Im Bewusstsein, dass er alle seine Ziele er-
reicht hat. Das heißt, dass das Klosterbräu
mit Gästen und Mitarbeitern gefüllt ist, die
sich freuen, dort zu sein. Und es eine nächs-
te Generation Seyrlings gibt, die das Haus
übernehmen und weiterführen kann. ×
Mit Mutter Cristina und seinen beiden Schwes-tern Laura und Linda repräsentiert Alois heute die Familie Seyrling, die seit 200 Jahren das Hotel Klosterbräu führt.
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Zur PersonVor 30 Jahren hat die Kitzbü-helerin Christl Horn „servus“ während eines Jamaika-Ur-laubs gemeinsam mit ihrem Mann Michael ins Leben geru-fen und damit die erste Gäs-tezeitung Tirols gegründet. sie ist Mutter von drei Kindern und inzwischen fünffache oma. Mit Michael ist sie seit 44 Jahren verheiratet. in sei-ner Zeit als Platzsprecher beim Hahnenkamm-Rennen war sie seine assistentin und verant-wortlich für die Ranglisten und abfahrtszeiten. Das Zeitungs-wesen liegt in der Familie: ihr Großvater war Gründer des Kitzbüheler anzeigers, welcher nun das „servus“ übernahm.
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servus ChristlChristl Horn hat 30 Jahre die Kitzbüheler Gästezeitung „Servus“ herausgegeben. Vor Kurzem verkaufte sie das Magazin an den Kitzbühler Anzeiger. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
DA S INTERVIEW FÜHRTE NINA HEIZER .
s AISON: Vor 30 Jahren grün-deten Sie gemeinsam mit Ihrem Mann Michael das „Servus“. Warum? CHRisTL
HoRn: „servus“ wurde während unseres
Urlaubs auf Jamaika im april 1980 gebo-
ren. Damals gab es noch kein internet oder
große globale Fernsehstationen. Damit
wir auf der insel etwas vom Weltgesche-
hen mitbekamen, wurden nachrichten
auf Din-a4-Zettel gedruckt und verteilt.
auf unserer nächsten station in new york
kamen wir das erste Mal mit einer Gäste-
zeitung in Kontakt, da war uns klar, dass
das auch etwas für Kitzbühel wäre. Und
so gründeten wir die erste Gästezeitung
in ganz Tirol.
Wie wurde die Idee in Kitzbühel aufge-nommen? sehr gut. 55 Prozent unserer
anzeigenkunden vom anfang waren bis
zum schluss treue Kunden. Das „servus“
wird in alle Welt verschickt. eltern senden
es an ihre Kinder im ausland. Manche
Hoteliers verwenden es als Weihnachts-
karte für ihre stammkunden. Die Zeitung
erscheint fünfmal im Jahr, dreimal im Win-
ter und zweimal im sommer. Wir haben
eine aufl age zwischen 10.000 und 15.000
stück, je nach saison.
Worauf haben Sie Wert gelegt, was war Ihnen wichtig? ich wollte nie Politik in
die Zeitung bringen. obwohl mein Mann
extrem-ÖVPler ist (lacht). ich habe immer
darauf geachtet, dass wir keine streitereien
abdrucken. Das will der Gast nicht, Prob-
leme hat er daheim. Das interessiert ihn
im Urlaub nicht. er soll nach der Lektüre
des Buches wissen, wo er hinwill, was er
sich anschauen möchte. Wo er Tiroler
Küche fi ndet und wo es sushi gibt. Wobei
die Besucher die Tiroler Küche schon be-
vorzugen. Der Trend geht wieder zurück
zur natur. aber in „servus“ fi ndet er auch,
wo er sein Glas Milch und ein Bauern-
Butterbrot bekommt.
Warum jetzt der Abschied? 30 Jahre sind
genug. es war eine tolle und schöne Zeit,
aber alles ist schnelllebiger geworden
und wir älter. Wenn wir ein Foto von der
in-Disco „Take Five“ machen wollten,
müssten wir uns zuerst schlafen legen
und uns einen Wecker für mitten in der
nacht stellen. ich freue mich auf einen
wohlverdienten Ruhestand. Und das „ser-
vus“ ist beim Kitzbüheler anzeiger in sehr
guten Händen. Mein Großvater war ja ein
Gründer der Zeitung. Uns war schon vor
20 Jahren klar, dass das ein Weg für unser
„servus“ sein kann. Die Verhandlungen
haben zwar eine Zeitlang gedauert, aber
wir sind mit dem ergebnis sehr zufrieden.
Und unsere inserenten auch.
Was hat sich im Tourismus in den letzten 30 Jahren verändert? Der Gast selber hat
sich verändert. er beschäftigt sich nicht
mehr von alleine, sondern erwartet eine
Rund-um-animation. er weiß nicht mehr
wirklich, was er mit sich selbst anfangen
soll. Daher sind die Club-Urlaube auch
so beliebt geworden, da steht ständig
ein animationsprogramm bereit. Der in-
dividuelle Gast ist auch anspruchsvoller
geworden. Mit einem Frühstück aus sem-
mel und Marmelade geht nichts mehr. er
muss wesentlich mehr arbeiten, damit er
sich den Urlaub leisten kann. Dann will er
auch alle Viere von sich strecken können
und Unterhaltungsmöglichkeiten serviert
bekommen. Wenige unternehmen aus
eigeninitiative eine Wanderung.
Was raten Sie dem Tiroler Tourismus? Wohin soll die Reise gehen? Wir sollten
uns wieder mehr auf die Bodenständigkeit
und das Tirolerische konzentrieren. Wir
müssen acht geben, dass unsere Kultur
nicht verloren geht. nicht „Tschüss“, son-
dern „Grüß Gott“ und „auf Wiedersehen“.
Bei uns ist alles lockerer als zum Beispiel
in nord-Deutschland. Unter anderem
deswegen macht der Gast ja Urlaub bei
uns. sonst könnte er daheim in Balkonien
bleiben. Der Gast will die einheimischen
sehen und unsere Bräuche kennen lernen.
Wir müssen ihn vermehrt einbeziehen
und am Leben teilhaben lassen. Und auf
Freundlichkeit müssen wir setzen. au-
ßerdem sollte jeder Mitarbeiter oder an-
gestellte das „servus“ seines ortes lesen,
damit er auskünfte geben kann und weiß,
was in seinem Umfeld los ist.
Was machen Sie nun mit so viel Freizeit?
ach, es gibt noch viel zum aufarbeiten. Bis
alles abgeschlossen ist, die letzten Kunden
gezahlt haben, wir die steuer erledigt ha-
ben. Und als fünff ache Großmutter fi nde
ich sicher immer etwas zu tun. es war eine
wunderbare Zeit mit „servus“. ich war für
alle die Christl. Gäste sprachen mich auf
der straße an und begrüßten mich, weil sie
mich als Herausgeberin wiedererkannten.
aber jetzt war Zeit zu gehen.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
„Wir sollten uns wieder mehr auf die Bodenständigkeit
und das Tirolerische konzen-trieren. Wir müssen Acht
geben, dass unsere Kultur nicht verloren geht. Nicht
‚Tschüss‘, sondern ‚Grüß Gott‘ und ‚Auf Wiedersehen‘.“
54 SAISON
MAGAZIN
K ommunikation – ein großes
Wort und weil jeder etwas an-
deres darunter versteht, bleibt
selbige oft auf der Strecke. Man denke
nur an die mittlerweile mittelalterlich
anmutende Hotelinfo-Blinkbarrikade am
Straßenrand oder monumentale Stadt-
pläne in Litfaßsäulen meist in den Herzen
der Gemeinden. Brixlegg wagt jetzt etwas
Neues und stellt eine multifunktionale
Infostele mit multimedialen Inhalten auf
den multikulturellen Marktplatz . Mit der
sogenannten „Gomonikation“: Als handle
es sich um zwei überdimensional große
und übereinander stehende iPhones, zei-
gen die Touchscreens den Interessierten
auf Druck jede Art von gewünschter Infor-
mation. Ob Wetterbericht oder Zimmer-
belegung, ob Speisekarten oder Spielplä-
ne. Auf Wunsch lassen sich die Daten via
Bluetooth auch gleich aufs Telefon laden.
Neue Lösung alter Probleme. „Wir
bieten den Kunden komplette Lösungen,
das ist unsere Philosophie, wir möchten mit
unseren Geräten die Welt für den Einzel-
nen etwas einfacher machen“, sagt Klaus
Markart. Der Geschäftsführer des kleinen
Unternehmens reist rund um die Welt und
wo er anklopft, wird ihm aufgetan – of-
fensichtlich besteht ein dringender Bedarf
an neuen Lösungen für alte Probleme. Ob
Brixlegg oder Bremen, auf den ersten Blick
seien alle Bürgermeister begeistert, sagt
Markart, dann folge manchmal ein wenig
Skepsis: „Wer pfl egt die Daten, bedarf es
dafür extra Personal?“ „Über Schnittstellen
lassen sich alle Inhalte problemlos syn-
chronisieren und so kommt es zu keinem
zusätzlichen Aufwand für die Betreiber,
egal ob Hotel oder Gemeinde.“
Thema Sicherheit. Bleibt die Sicher-
heit, die der Stele wie auch die der virtuel-
len Inhalte. Das System sei hacker-sicher,
sagen die Hersteller und auch das Glas der
Scheibe widerstehe so mancher Attacke.
„Sollte es an der Sollbruchstelle doch kna-
cken, so wird die Scheibe einfach ausge-
tauscht, Monitor und Prozessor sind sepa-
rat geschützt und bleiben unbeschädigt“,
sagt Oskar Kern. Der Techniker akkumuliert
mit seinem Team die Komponenten, kons-
truiert die Geräte und gemeinsam mit dem
Kunden wird die Tiefe der Informationen
abgestimmt. „Weggehen gibt’s nicht. Wenn
wir ein Projekt beginnen, betreuen wir den
Kunden die ganze Zeit, denn das Potenzial
von Gomo besteht gerade in dem perma-
nenten Prozess, aktuelle Inhalte optimal
anbieten zu können“, sagt Markart. ×
Adieu LitfaßsäuleEin kleines Salzburger Unternehmen bietet eine innovativeLösung für Besucher-Infos.
VON S TEFAN BECKER
„GOMONIKATION“ IN AKTION
• Drei Infostelen im Salzburger Einkaufszen-trum Europapark erleichtern den Kunden das Finden von Geschäften und Restaurants, auf Wunsch präsentiert der Touchscreen die Neuigkeiten des Hauses oder informiert über das Kulturprogramm.
• Zwei von Porsche-Design gestaltete Gondeln der Schmittenhöhebahn AG bieten das erste Seilbahn-TV der Welt, bei jeder Einfahrt in die Stationen erhalten die Multimedia-Daten ein Update.
• Ein Netz von Elektro-Tankstellen betreibt die Salzburg AG in der Mozartstadt und neben den Steckdosen liefert Gomo dazu die Dis-play-Technik mit allen Infos über Tanktarife, Leihstationen und Konditionen.
• Start: Brixlegg leistet sich eine erste Infostele und bedient Bewohner wie Besucher so mit den aktuellsten Infos, seien diese touristischer Natur oder direkt aus dem Rathaus.
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56 SAISON
MAGAZIN
M anch andere 80-Jäh-
rigen würden sich
freu en, so viel Moder-
nität und Frische aus-
zustrahlen: Das Hotel Berghof ist nicht
nur einer der bedeutendsten Hotelbauten
der klassischen Moderne in Tirol, sondern
auch einer der ganz wenigen, die weitge-
hend so erhalten geblieben sind, wie es
ihr Architekt erdacht hat. Das liegt zum
einen daran, dass das Haus seit 1986 unter
Denkmalschutz steht, vor allem aber an
der liebevollen Pfl ege des Baus durch die
Eigentümerfamilie Woldrich.
1930 war Seefeld ein aufstrebender
Urlaubsort für Gäste, die ihre Sommer-
frische hier verbrachten oder dem noch
recht jungen Wintersport des Skifahrens
frönten. Die Ansprüche des auch damals
schon internationalen Publikums fan-
den direkt Eingang in die Architektur des
Berghofes: Mitten in einer grünen Wiese,
mit vorgelagerter Terrasse, Balkonen bei
(fast) allen Zimmern und weitem Ausblick
auf die Berge, reagiert der Bau auf seine
ländliche Umgebung, ohne dass jedoch auf
die Vorzüge der damals aktuellen urbanen
Architektur mit ihren klaren Linien und ihrer
Großzügigkeit verzichtet werden musste.
Hotelleben. Wer in den 1920er- und
1930er-Jahren auf Reisen ging, suchte
nicht nur eine Übernachtungsmöglich-
keit, sondern lebte in dem Hotel, in dem
er abstieg. Davon, dass man in den Beher-
bergungsbetrieben der damaligen Zeit alle
Mahlzeiten einnahm, sich Jahr für Jahr mit
anderen Gästen aus aller Welt traf und die
Abende gemeinsam verbrachte, anstatt
wie heute im Zimmer (vor dem Fernse-
her), zeugen im Berghof noch etliche
Räume und Einrichtungsgegenstände:
der Speisesaal, ein großer Holzherd in der
Küche, auf dem bis vor wenigen Jahren
noch gekocht wurde, und vor allem die
geräumige Hotelhalle.
Parkett, „Pitchpine“-Furniere – ein
inzwischen kaum mehr zu fi ndendes Ma-
terial aus amerikanischer Kiefer –, niedri-
ge Tische, in kräftigen Farben bezogene
Fauteuils und nicht zuletzt der Ausblick ins
Stilvoller Aufenthalt: Damals wie heute schätzen Gäste des Berghofs die Architek-tur des Hauses.
57
Leben im DenkmalEin Stück Hotelgeschichte erzählt das Hotel Berghof in Seefeld, das 1929/30 nach Plänen des Architekten Siegfried Mazagg errichtet wurde. Das Ambiente des unter Denkmalschutz stehenden Baues ist noch (fast) dasselbe wie vor 80 Jahren.
VON ES THER PIRCHNER
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Grüne durch große Fenster an drei Seiten
des Raumes – das alles geht auf die Pläne
Mazaggs zurück, der damit nicht nur ein
Bauwerk, sondern ein umfassendes Hotel-
konzept umsetzte. Dabei war der Berghof
ursprünglich wesentlich größer – für etwa
60 Gäste – konzipiert gewesen und muss-
te, da die Mittel des Bauherrn Ferdinand
Woldrich sen. begrenzt waren, während
des Baus zu einem Haus mit etwas mehr
als 40 Betten umgewandelt werden.
Lazarett und Pferdestall. Dem heuti-
gen Hotel sieht man diese späte Änderung
der Grundrisse nicht an – es wirkt wie aus
einem Guss –, auch nicht, dass es in den
Kriegsjahren seiner Funktion enthoben
wurde und als Lazarett diente, in den Nach-
kriegsjahren die amerikanische und franzö-
sische Besatzungsmacht beherbergte und
unter anderem als Pferdestall genutzt wur-
de. Seit den 1950er-Jahren von der Familie
Woldrich wieder als Hotelbetrieb geführt
und in der Folge nur wenig verändert, wurde
das Haus 1986 unter Denkmalschutz ge-
stellt – für die Hoteliers eine nicht immer
einfache Vorgabe, wenn es darum ging, den
Betrieb am Laufen zu halten.
Denn längst haben sich die Ansprü-
che der Gäste an „ihr“ Hotel verändert.
Kaum jemand könnte sich fi nanziell – und
zeitlich – noch monatelange Aufenthalte
zur Sommerfrische leisten. Auch genießt
man nicht mehr die Abende in großer
Runde, sondern bleibt lieber unter sich,
sozusagen „en famille“.
Eine Erweiterung um ein Café im
Erdgeschoß und einige Zimmer in den da-
rüberliegenden Stockwerken war aufgrund
des Denkmalschutzes nicht möglich, auch
scheinbar kleine Umstellungen wie die
Montage einer Satelliten-Antenne auf dem
Dach des Hauses können nur in Absprache
mit dem Denkmalamt durchgeführt werden.
BEGEISTERTE ZEITGENOSSEN„Wie schmuck nimmt sich schon die äußere Gestalt des Hotels aus … Auch sämtliche Innenräume [sind] von dem künstlerischen Geist des jun-gen Architekten gestaltet und erfüllt. … Schon in den ersten Tagen haben sich zahlreiche Ka� eegäste in der Halle des Berghofes eingefunden und ihre Bewunderung über die erstklas-sige, künstlerisch vornehme Ausfüh-rung des Hotelbaues geäußert. Auch viele Seefelder haben ihre Neugierde befriedigt und den Eindruck gewon-nen, dass da wirklich etwas geschaf-fen worden ist, das nicht nur den ei-genen Interessen des Besitzers dient, sondern ganz Seefeld als Fremden-verkehrsplatz zur Ehre gereicht.“
Innsbrucker Nachrichten, 24. Dezember 1930
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Bis vor wenigen Jahren lenkte Ingrid Woldrich die Geschicke des Berghofs.
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Stolze Gäste. Den sich wandelnden tou-
ristischen Anforderungen wurde im Berghof
aber auf andere Weise Rechnung getragen,
mit der Umstellung zuerst auf Halbpension
und schließlich – seit der Übergabe des
Hauses an die nächste Generation vor weni-
gen Jahren – auf die Führung als Frühstück-
spension und Appartement-Haus. Während
im ersten Stock noch Doppel- und Einzel-
zimmer mit den von Mazagg entworfenen
Möbeln erhalten geblieben sind, wurden
in den Geschoßen darüber jeweils drei bis
vier Zimmer zu großzügigen Appartements
zusammengelegt und diese mit neuen Bä-
dern ausgestattet. Die Möblierung wurde,
wo nötig, ergänzt.
Dabei wurde besonders darauf ge-
achtet, möglichst nahe an den Ideen des
ursprünglichen Entwurfs zu bleiben: Die
schöne Schlichtheit der Zimmer, ihre Hellig-
keit und die klaren Linien wurden scheinbar
mühelos auf die Appartements übertragen.
Dazu kommt, dass überall im Haus Verbin-
dungen zur Geschichte des Hauses und
Hinweise auf die Architektur zu fi nden sind:
Gemälde von Ferdinand Woldrich sen. und
Siegfried Mazagg sowie Entwurfsskizzen
des Architekten zieren die Wände, in der
Hotelhalle liegt der Bildband von Joachim
Moroder und Benno Peter zur Hotelarchi-
tektur der 1920er- und 1930er-Jahre auf.
Bleibt nur die Frage, ob die Gäste
des Hauses auch zu würdigen wissen, in
welcher besonderen Umgebung sie ab-
gestiegen sind. „Wenn sie es nicht ohnehin
schon vorher gelesen haben und man
sie vorsichtig heranführt“, erzählt Ingrid
Woldrich, die das Haus bis vor wenigen
Jahren geführt hat, „beginnen sie es zu
sehen und nehmen es wahr. Die meisten
sind dann auch interessiert und sogar ein
bisschen stolz, dass sie hier wohnen.“ ×
SIEGFRIED MAZAGG (1902–1932)Trotz seines frühen Todes zählt der Architekt Siegfried Mazagg – neben Lois Welzenbacher und Franz Baumann – zu den bedeutendsten Vertretern der klassischen Moderne in Tirol. Auf ihn gehen Industrieanlagen, Wohnhäuser und Hotelbetriebe zurück, darunter das Achensee-Kraftwerk in Jenbach und das auf der Innsbru-cker Hungerburg gelegene Hotel Mariabrunn, das nach einer Revitalisierung heute als Mehrfa-milienwohnhaus genutzt wird.
PUBLIKATION ZUM THEMAJoachim Moroder, Benno Peter (Hg.): Hotel-architektur. Bauten und Projekte für den Tou-rismus im alpinen Raum 1920–1940, Haymon Verlag, 1993.
60 SAISON
MAGAZIN
Alter Sto� – neues KleidBei den Tiroler Festspielen Erl dirigiert der künstlerische Leiter Gustav Kuhn die Urau� ührung des Operneinakters „Die Hochzeit“ von Alois Schöpf und Ernst Ludwig Leitner. Esther Pirchner sprach mit dem Librettisten und SAISON-Kolumnisten Schöpf über sein drittes Opernprojekt.
S AISON: Herr Schöpf, nach der „Sennenpuppe“ und „Hofers Nacht“ ist „Die Hochzeit“ Ihre
dritte Oper, die zweite mit dem Kompo-nisten Ernst Ludwig Leitner. Haben Sie das Metier des Musiktheaters für sich ent-deckt? ALOIS SCHÖPF: Ich habe einfach viel
Oper gehört, das kommt mir beim Schrei-
ben zugute. Und es ist eine Freude, nach so
langer Beschäftigung mit Musik auf diesem
Gebiet selbst etwas zu machen. Aber natür-
lich hängt es auch von den Aufträgen ab. Es
wäre ja sinnlos, eine Oper für die Schublade
zu schreiben. Die Zusammenarbeit mit Ernst
Ludwig Leitner – auch mit Florian Bramböck,
mit dem ich „Hofers Nacht“ gemacht habe
– ist sehr unkompliziert. Wir haben einen
ähnlichen Zugang zu Musik und Kunst, wir
schätzen einander sehr, da muss nicht viel
geredet werden.
Worin unterscheidet sich das Schreiben eines Librettos von dem eines Prosa-textes? Wenn ich für die Oper schreibe,
singe ich die Texte innerlich mit. Leider
fehlt mir die Fähigkeit, das, was ich denke,
in Notentext umzusetzen, und ich beneide
Leute, die das können, maßlos.
Haben Sie bestimmte Vorstellungen davon, welche Melodie zu einem Text passt? Von der Melodie nicht, aber die
Rhythmik denke ich immer mit – und
daran hält sich Leitner, ohne dass ich ihn
je dazu aufgefordert hätte. Die Taktart ist
immer dem Sprachrhythmus angepasst
und es gibt viele Rhythmuswechsel.
Wie „Die Sennenpuppe“ basiert auch „Die Hochzeit“ auf einer alten Sage. Was interessiert Sie daran? Hinter diesen alten
Sto� en stehen nicht nur oft moderne The-
men, sie haben auch eine ungebrochene
Emotionalität. Bei der „Sennenpuppe“ ging
es um das Begehren, bei der „Hochzeit“
geht es um die Frage: Verpasse ich das Le-
ben, wenn ich nach dem Absoluten suche?
Wie kann ich meine Rolle als Ehemann/
Ehefrau, als Familienvater/Mutter und so
weiter wahrnehmen, wenn ich gleichzei-
tig Künstler oder Wissenschaftler bin? Das
Beeindruckende an Leitners Komposition
ist, dass auch sie Altes und Aktuelles in sich
vereint. Er verarbeitet zum Beispiel Bach-
Choräle und scha� t trotzdem heutige
Musik. Er ist wirklich ein Fuchs!
Das klingt danach, als würden Sie auch weiterhin gerne zusammenarbeiten.
Ja, wir haben auch schon ein neues Pro-
jekt – Orpheus kehrt zurück –, aber dafür
suchen wir noch einen Auftraggeber.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
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„Ich beneide Leute, die Sprache in Notentext umsetzen können, maßlos.“ALOIS SCHÖPF
BERÜHMTE OPERNEINAKTER• Igor Strawinsky: The Rake’s Progress• Giacchomo Puccini: Gianni Schicchi• Béla Bartók: Herzog Blaubarts Burg• Leoš Janáček: Tagebuch eines Verschollenen
Gustav Kuhn wird „Die Hochzeit“ voraussichtlich gemeinsam mit „Gianni Schicchi“ auch an ande-ren Orten au� ühren.
INFOErnst Ludwig Leitner, Alois Schöpf: Die Hochzeit (UA)Freitag, 30. Juli 2010, 20.00 UhrTiroler Festspiele Erlwww.tiroler-festspiele.at
61 SAISON
MAGAZIN
E in Blick in den Kalender des The-
ater Verbandes Tirol beweist: In
jedem Tal, in jeder Stadt und in
etlichen Dörfern wird Theater gespielt,
was das Zeug hält. In Rum feiert man das
20-jährige Bestehen des Theatervereins
mit der Au� ührung von „Campiello“ von
Peter Turrini nach Carlo Goldoni, für
die Schlossbergspiele in Rattenberg hat
Regisseur und Autor Manfred Schild die
Geschichte des „Kanzlers Bienner“ neu
geschrieben und inszeniert, im Gasthof
Sonne in Imst spielt das Sunne Theater Imst
Gerhart Hauptmanns „Der Biberpelz“, auf
der Festung Kufstein wird „Die Dreigro-
schenoper“ von Bert Brecht und Kurt Weill
gegeben, auf der Geierwally Freilichtbühne
in Elbigenalp „Eine Handvoll Heimat“, am
Glockenhof in Tulfes „Romed und Julia“,
beim Festival „Stummer Schrei“ mehrere
Eigenproduktionen, darunter das Krimifrei-
lichtspiel „Für immer Stumm“ von Ulli Brée.
Mit Enthusiasmus. Es versteht sich
von selbst, dass hinter all dem Textlernen,
Kostümeschneidern, Schminken und Büh-
nenbildbauen großer Enthusiasmus steht,
schließlich geht der Großteil der bei den
Amateurtheatern beschäftigten Leute acht
Stunden am Tag „gewöhnlichen“ Jobs nach
und schlüpft erst in der Freizeit in die unter-
schiedlichsten Rollen. Carlo Krismayr, der
seit 2006 das von ihm gegründete Sunne
Theater Imst leitet und für ein Telefonin-
terview die Arbeit an einem Regal unter-
brechen muss, das er für die Au� ührung
baut, engagiert sich das ganze Jahr über
fürs Theater. Ist das eine Stück abgespielt,
kommen die ersten Vorschläge fürs nächs-
te Jahr. Auf die Auswahl eines passenden
Theatersto� es folgen zwei Monate der
Textadaption. Manche seiner Kollegen wür-
den den Fehler machen, dass sie klassische
Stücke in Originallänge spielten, meint er,
und dann gingen die Leute um halb zwölf
verärgert nach Hause. Deshalb wird auch
„Der Biberpelz“ des Sunne Theaters nicht
mehr als 85 Minuten dauern und – so wie
im Original im Berliner Dialekt – in Imst im
Oberländer Dialekt zu hören sein.
Im Idealfall studieren die Schau-
spieler dann zu Hause ihren Text, darüber
hinaus erstrecken sich auch die Proben-
zeiten über einen längeren Zeitraum als
bei professionellen Bühnen. Dreieinhalb
Monate sind bei den Tiroler Bühnen ein
durchaus üblicher Probenzeitraum, bis
alles sitzt. Dies ist auch eines der wesent-
lichsten Dinge, die ein Theaterensemble
wie jenes der Schlossbergspiele Ratten-
berg, das auf sehr hohem Niveau agiert,
von einem professionellen Theater un-
terscheiden, meint Manfred Schild, Leiter
des Innsbrucker Kellertheaters und zum
dritten Mal bei den Schlossbergspielen als
Regisseur beziehungsweise Autor tätig.
Dem Ort angepasst. Wie in Ratten-
berg gehört es auch sonst in Tirol längst
zum ambitionierten Schauspiel, dass sich
Amateurtheatergruppen mit professionel-
len Autoren, Regisseuren, Kostümbildnern
oder Technikern zusammentun. Damit
einher geht auch eine Entwicklung weg
vom reinen Sommertheater „hin zur se-
miprofessionellen Theaterkultur in Tirol“,
wie Ekkehard Schönwiese vom Theater
Verband Tirol konstatiert.
Verspielte TirolerTirol ist ein Land der begeisterten Schauspieler, was anhand der (Freiluft-)Au� ührungen im Som-mer besonders deutlich wird. Auf den Bühnen des Landes tummeln sich dann vor allem begeisterte Amateure und semiprofessionelle Schauspieler.
VON ES THER PIRCHNER
Manfred Schild setzt dem „Kanzler Bienner“ (Werner
Klikova, im Bild mit Claudia Lugger als Claudia von
Medici) in Rattenberg ein literarisches Denkmal.
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Rund um den Campiello geht’s beim Forum Rum rund.
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Dramatische Szenen spielen sich beim Gasthof Sonne ab, wenn das Sunne Theater Imst Gerhart Hauptmanns Biberpelz spielt.
Autor und Regisseur Manfred Schild im Kreise der Darsteller bei den Schlossbergspielen Rattenberg
63
Große Erwartungen kann man unter
diesem Gesichtspunkt in die Au� ührung
des Theatervereins Rum setzen, der sich
für „Campiello“ mit dem Regisseur Markus
Plattner zusammengetan hat und mit ihm
das bisher größte Projekt seiner 20-jähri-
gen Geschichte verwirklicht. Die Auswahl
des Stückes hat unmittelbar mit dem
Spielort zu tun, dem Freiluftbereich des
Forums in Rum: Denn der dem Theater-
stück seinen Namen gebende Campiello
ist ein Platz in Venedig, rund um den sich
Szenen von „Unterhaltung und Streiterei,
Eifersucht und Liebschaften, Betrug und
Lust“ abspielen – ein ganz normaler Ort
kleinbürgerlichen Zusammenlebens also,
wie er in jedem Dorf zu fi nden ist und auch
auf der mehrstöckigen Freiluftbühne in
Rum entstehen wird.
Das verbindet die Rumer mit den
Stummern, denn eines der Hauptprojekte
des Theater- und Kulturfestivals „Stummer
Schrei“, das alle zwei Jahre im Zillertal
stattfi ndet, ist die Urau� ührung des Auf-
tragswerkes „Für immer Stumm“ von Ulli
Brée. Der Autor, der unter anderem für
Fernsehproduktionen wie „Vier Frauen
und ein Todesfall“ und „Der schwarze
Löwe“ verantwortlich zeichnet, hat für den
Verband Zillertaler Volksschauspiele (VZV)
eine Art moderne Bauernkrimiposse mit
Gesang entworfen, die als Spiel im Spiel
konzipiert ist und somit quasi in der realen
Welt des Zillertales als ländlicher Krimi in
Szene gesetzt wird.
Geschichte spielen. Dass sich die
Schauspieler des VZV gegenseitig an die
Gurgel gehen, muss man trotzdem nicht
fürchten. Dass man auf den Tiroler Bühnen
aber durchaus auch Ernstes zu sehen be-
kommt, zeigen die Au� ührungen in Tulfes
und bei den Geierwally Freilichtspielen in
Elbigenalp. Für den Glockenhof hat Ekke-
hard Schönwiese aus Shakespeares „Ro-
meo und Julia“ „Romed und Julia“ gemacht,
Claudia Lang bespielt ihre „Hausbühne“ in
Elbigenalp mit dem Stück „Eine Handvoll
Heimat“, das von der Emigration von Tiro-
lern und Rheinländern nach Pozuzo in Peru
Mitte des 19. Jahrhunderts erzählt. Damit
knüpft Lang an eine ganze Reihe von Sozi-
aldramen bei den Geierwally Freilichtspie-
len an, die sich mit der Geschichte Tirols
beschäftigten. Und vielleicht gelingt es auf
diese Weise ja am besten, die Menschen
auf und vor der Bühne mit ihrer eigenen
Geschichte in Verbindung zu bringen und
die Erlebnisse der dargestellten Figuren
nachfühlen zu können. ×
„Der Anspruch der Bühnen verändert sich“Priska Teran vom Theater Verband Tirol im Interview
S AISON: Wie viele Theatergruppen und Schauspieler gibt es in Tirol? PRISKA
TERAN: Dem Theater Verband Tirol gehören zirka 300 Mitgliedsbühnen an,
insgesamt spielen ungefähr 7000 Personen regelmäßig, manche von ihnen
einmal, manche dreimal pro Jahr.
Sind vor allem Laien im Theater Verband organisiert? Rund 90 Prozent der Schau-
spieler sind Laienspieler, die in ihrer Freizeit Theaterarbeit betreiben.
Welche Fortbildungen bietet der Theater Verband Tirol an? Wir veranstalten einmal
pro Jahr die Bildungstage am Grillhof, bieten Schauspieltraining, Regielehrgänge,
Kurse für Maskenbildner, Clowntheater, Kindertheater usw. an. Das Angebot richtet
sich nach den Bedürfnissen der Spieler.
Schlägt sich dieses Angebot in der Arbeit der Laientheater nieder? Ja, wir bemer-
ken, dass sich der Anspruch der Bühnen verändert. Die Auswahl der Stücke geht
immer mehr vom Bauerntheater weg – hin zu Boulevardkomödien, klassischen
Komödien und ernsten Stücken. Auch ein Trend zur Moderne ist feststellbar.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
SOMMERTHEATERSTADTTHEATER KUFSTEIN: Bert Brecht/Kurt Weill, Die Dreigroschenoper, Festung Kufstein, 5. Juni bis 8. Juli 2010THEATERVEREIN RUM: Carlo Goldoni/Peter Turrini, Campiello, Forum, Rum, 11. bis 26. Juni 2010SUNNE THEATER IMST: Gerhart Hauptmann, Der Biberpelz, Gasthof Sonne, Imst, 12. Juni bis 11. August 2010SCHLOSSBERGSPIELE RATTENBERG: Manfred Schild, Kanzler Bienner, Rattenberg, 2. Juli bis 7. AugustFREILICHTSPIELE AM GLOCKENHOF: Ekkehard Schönwiese, Romed und Julia, Glockenhof, 2. Juli bis 7. August 2010GEIERWALLY FREILICHTSPIELE: Claudia Lang, Eine Handvoll Heimat, Elbigenalp, 9. Juli bis 28. August 2010FREILICHTTHEATER SCHLOSS STUMM: Stummer Schrei, Stumm, 10. Juli bis 29. August 2010
Die Termine aller Veranstaltungen fi nden sich auf www.theaterverbandtirol.at
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65 SAISON
KOMMENTARE
Was sagt der Hund, wenn er bellt? VON ALOIS SCHÖPF
Im Donauknie VON ERNS T MOLDEN
VON ALOIS SCHÖPF
Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.
Ernst Molden lebt als Dichter und Songwriter in Wien. Eben wurde sein Sing-spiel „Häuserl am Oasch“ am Rabenhoftheater uraufgeführt.
D ie Umgebung von Reith im Alpbachtal ist eine
Idylle. Die Höfe liegen inmitten von Feldern und
schauen aus, als kämen sie aus dem Kramsacher
Höfemuseum. Dabei werden sie noch immer
bewirtschaftet, und das mit viel Gespür für Schönheit. Und mit
viel Gespür für den Gast, der daran vorbeigeht. Denn nicht nur
die Wege sind bestens markiert, auch kein Hund passt auf, um
die Bewohner vor bösen Fremden zu schützen. Nur ein paar
verschlafene Katzen streifen herum oder liegen faul in der Sonne.
Dass dies nicht selbstverständlich ist, bestätigte mir das
französische Ehepaar, mit dem ich in Reith unterwegs war: In
Frankreich gehören aggressive Kettenhunde zu jedem Hof. Und
ich erinnere mich an Hape Kerkelings Buch über seine Pilgerreise
nach Santiago de Compostela: Wenn es richtig brenzlig wurde,
waren es meist streunende Hunde, die ihm den Weg verstellten.
Oder ich erinnere mich an die Promenadenmischungen in Ab-
bano und Montegrotto, die aus betonierten Palladio-Vorstadt-
imitaten hervorschießen und penetrant in den Himmel klä� en:
Hau ab! Du bist hier unerwünscht!
Ich habe mit Hunden Probleme. Ich fürchte mich vor ihnen
und das merken sie natürlich, was alles noch schlimmer macht.
M eine Liebste und ich haben nach unglaublichen
acht Jahren im Dienste unserer Brut den ersten
zweisamen Kurzurlaub unternommen, es ging
nach Ungarn. Wir bezogen in Budapest zwei
unglaublich komfortable Nächte lang das einmalige Jugendstilhotel
Gellert, ein Haus, das mit seinem angeschlossenen, grottenartigen
Thermalbad wirkt, als habe der Architekt seinerzeit ein Märchen-
buch aus seinen Kindertagen in die dritte Dimension überführt.
Vielfarbige Glasfenster, auf denen sich magyarische und maurische
Motive begegnen, Türmchen, Treppen
und geheimnisvolle Lifte, die, von al-
ten Budapester Damen gesteuert, in
dämmrige Gegenwelten abtau-
chen. Endlose Korridore,
dämp fende Teppiche,
hallende Stiegenhäuser, enorme Säle. Ein Hotel
wie eine Geschichte von Roald Dahl. Und dann
dieses Bad: Die Therme im Gellert ist ö� entlich, je-
der Budapester darf sie besuchen, den Hotelgästen
steht allein das Privileg frei, im plüschigen Bademantel
mit einem dieser exklusiven Aufzüge direkt in die Welt des
Dampfes abzutauchen.
Und da unten hockt oder dümpelt oder
schwimmt man dann, von feuchten Schwaden
umwabert, Seite an Seite mit dem baden-
den Budapester. Und dieser ist, wie der
Budapester im Allgemeinen, ein hoch-
freundlicher Mensch. Auf eigene Ent-
Daher gestehe ich auch, dass ich jedes Herrl, das mir
mit sadistischem Grinsen versichert, noch niemals
habe sein Viecherl jemanden gebissen, am liebsten auf
den Mond schießen würde. Ich will nicht nur nicht ge-
bissen werden. Ich will auch nicht angebellt werden.
Und ich will auch nicht Angst haben müssen.
Da es viele Leute gibt, die sich vor Hun-
den fürchten, ist es nicht unerheblich für den
Tourismus eines Landes und für die Qualität
seiner Gastfreundschaft, ob ein Gebiet hun-
deverseucht ist oder nicht.
Ich statte daher all den
Tiroler Bauern, Villen- und Hausbesit-
zern, die dem Spaziergänger und Wanderer einen
klä� enden Köter ersparen, meinen herzlichen Dank
ab. Und ich begrüße es, was alle anderen betri� t,
mit Freude, wenn die Einführung des Hundeführer-
scheins, kombiniert mit saftigen Strafen, in immer mehr Ländern
zumindest ein gesteigertes Problembewusstsein erkennen lässt.
Denn in einer Gesellschaft, in der bestimmte Zeitgenossen
auszucken, sofern jemand im Nichtraucherbereich zur Zigarette
greift, ist es höchste Zeit, dass angesichts jährlich Hunderter von
Bissen und nicht wenig Totgebissener der Hund auch als das be-
trachtet wird, was er noch immer mehr oder weniger ungestraft
sein darf: eine äußerst gefährliche Wa� e! ×
spanntheit bedacht, gönnt er diese auch dem Nächsten, wobei
er sich grundlegend vom Wiener, zweihundert Donaukilometer
aufwärts, unterscheidet, der, äh, andere Vorzüge hat.
Unsere Tage in der ungarischen Kapitale vertieften diesen
Eindruck, ebenso wie die lange, verzögerte, staunende Heimfahrt
durch das Donauknie.
Der touristische Ansatz der Ungarn scheint zu sein, alles
das, was man selbst am meisten genießt, dem Besucher genauso
anzubieten. Die Ungarn lieben das Dampfbad, der Reisende wird
ebenfalls dazugebeten. Die Ungarn verzehren für ihr Leben gern
Wels in unglaublich geiler, paprikalastiger Sauce, man reicht das
Gericht auch dem Touristen. Der Tourist fährt ins malerische
Donaudörfl ein Szentendre, dort ergeht sich auch der Magyare
bei Speis, Trank und Donaukorso.
In der Welt des so verfeinerten, vielfältigen, hochkompe-
tenten Austro-Fremdenverkehrs taucht dann doch immer wieder
das gespenstische Gefühl eines Potemkinschen Dorfes auf, dass
also hier etwas her- und vorgezeigt werde, was es (für die Hie-
sigen) eigentlich nicht gibt. Da wären die Ungarn, genauso wie
beim Thema Entspanntheit, willige Lehrmeister. ×
„Es ist nicht unerheblich für den Tourismus eines Landes und für die Qualität seiner Gastfreundschaft, ob ein Gebiet hundeverseucht ist oder nicht.“
„Der touristische Ansatz der Ungarn scheint zu sein, alles das, was man selbst am meisten genießt, dem
Besucher genauso anzubieten.“
ten Budapester Damen gesteuert, in
dämmrige Gegenwelten abtau-
chen. Endlose Korridore,
dämp fende Teppiche,
hallende Stiegenhäuser, enorme Säle. Ein Hotel
wie eine Geschichte von Roald Dahl. Und dann
dieses Bad: Die Therme im Gellert ist ö� entlich, je-
der Budapester darf sie besuchen, den Hotelgästen
steht allein das Privileg frei, im plüschigen Bademantel
mit einem dieser exklusiven Aufzüge direkt in die Welt des
Dampfes abzutauchen.
Und da unten hockt oder dümpelt oder
schwimmt man dann, von feuchten Schwaden
umwabert, Seite an Seite mit dem baden-
den Budapester. Und dieser ist, wie der
Budapester im Allgemeinen, ein hoch-
66 SAISON
NACHGEFRAGT
DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Pucon – Chile, Bariloche – Argentinien, Fuschl am See
DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Gästebindung durch Freundlichkeit, Ehrlichkeit und
Begeisterung für die eigene Region
DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Kirchturmdenken, Fließbandabfertigung, den Wandel der
Ansprüche negieren
WO HÖRT EXTREM AUF UND FÄNGT VERRÜCKT AN: Selbstüberschätzung und neurotische Selbstdarstellung führen gerne
zu Produkten oder Aktionen, die nur mehr peinlich und lächerlich sind
DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG MEINES LEBENS: Schicksalsschläge zu bewältigen
DAS BRAUCHT EIN VERANSTALTER NEBEN GUTEN NERVEN: Ein super Netzwerk und das Gespür, die richtigen Acts am
richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt zu planen
DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Einzigartige Infrastruktur, eine erschlossene Natur und eine
über Generationen erlernte Dienstbarkeit am Gast
DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Dass wir uns von unseren Stärken abwenden, den Tourismus oft
als Belastung, als Sündenbock sehen, dass von unserer ehrlichen Gastfreundschaft nicht mehr viel übrig ist und immer weniger im Tourismus arbeiten wollen
DAS LANGWEILT MICH: Menschen, die in ihrer naiven, konservativen Art alles kritisieren,
alles verhindern, nichts bewegen, aber auf ihr Recht auf Arbeit, Strom, Auto etc. pochen
DA HABE ICH MICH DAS LETZTE MAL GEFÜRCHTET: Wenn einem durch Umweltkatastrophen wie die lecke Ölplattform vor
den USA wieder mal bewusst wird, wie dumm die Menschheit und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass menschliche Gier den ganzen Planeten zerstört
DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Börsenspekulanten den Garaus zu machen, da sie mit Arbeitsplätzen
und somit Menschenleben gambeln
LETZTER URLAUB (WANN UND WO): Jänner 2009 in Pucon, Chile
RESPEKT HABE ICH VOR: Persönlichkeiten, die was bewegen, was verändern, was tun, von der
Politik über die Wirtschaft bis hin zum Tier- und Umweltschutz
ICH LERNE VON: Allem und jedem um mich herum, da heißt’s gute Dinge annehmen und
weitergeben, schlechte Dinge abstellen und zu verhindern suchen
DAS KÖNNEN TIROLS TOURISTIKER GUT GEBRAUCHEN: Den Pioniergeist und die positive Einstellung zum Tourismus
ihrer Väter und Großväter
1 5 FR AG EN A N . . .
Hansi Neuner
Hansi Neuner ist Ideengeber und Geschäftsführer des kürz-lich erö� neten Outdoor-Erleb-nisparks Area 47 am Eingang des Ötztales.
Ihr Getränkemarkt für Bier und Co. beim Pradler Schwimmbad
Täglich Rampenverkauf von 6 bis 24 Uhr!
Verleih von Schankanlagen und Biertisch-Garnituren
DIREKT • Hunoldstraße 5 • 6020 InnsbruckBestellung über die Speedfit-Rezeption
Information: 0512 / 36 56 96