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DER ALPENTOURISMUS Eine Bestandsaufnahme. TOURISMUSMAGAZIN | AUSGABE 04/10 | SOMMER/HERBST 2010 P.b.b. | VERLAGSORT: 6020 INNSBRUCK | 10Z038387M © NASA

Saison Ausgabe 04/10

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Sommer 2010

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Page 1: Saison Ausgabe 04/10

DER ALPENTOURISMUSEine Bestandsaufnahme.

T O U R I S M U S M A G A Z I N | A U S G A B E 0 4 / 1 0 | S O M M E R / H E R B S T 2 0 1 0

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Wir spielen genau die Musik, die zu Ihrem Leben passt. Life Musik eben.

Innsbruck MHZ 103,4 Landeck MHZ 106,0Reutte/Lechtal MHZ 89,9 Imst MHZ 103,0Rietz bis Imst MHZ 105,4 Stubaital/Wipptal MHZ 101,8Schwaz/Zillertal MHZ 107,4 Hinteres Zillertal MHZ 104,1Mayrhofen/Zillertal MHZ 105,4 Wörgl MHZ 102,0Paisslberg/Ju  ng MHZ 96,7Kufstein MHZ 104,9 Kitzbühel MHZ 106,8St. Johann MHZ 103,4 Großraum Lienz MHZ 104,4Kabelnetz von upc Tirol MHZ 92,0

Page 3: Saison Ausgabe 04/10

3 saison

StiCHWort

Über die Alpen„Nun ging mir eine neue Welt auf. Ich näherte mich den Gebirgen, die sich nach und nach entwickelten.“JOHANN WOLFGANG VON GOETHE auf italienreise

„Vor den Alpen, die in der Entfernung von einigen Stunden hieherum sind, stehe ich immer noch betro� en, ich habe wirklich einen solchen Eindruck nie erfahren, sie sind wie eine wunderbare Sage aus der Heldenjugend unserer Mutter Erde und mahnen an das alte bildende Chaos, indes sie niedersehn in ihrer Ruhe, und über ihrem Schnee in hellerem Blau die Sonne und die Sterne bei Tag und Nacht erglänzen.“FRIEDRICH HÖLDERLIN

„Dort sind die Alpen, sie wirken so gigantisch, makellos und überir-disch, so streng und uns derart überlegen, dass ich mir ganz ärmlich vorkam. Wie können wir je zu ihnen aufsteigen, sie überqueren? Welche Arroganz – welche Dreistigkeit veranlassen uns zu glauben, dass uns das gelänge?“ANNE MORROW LINDBERGH, Frau und Co-Pilotin von Charles Lindbergh

ZAHLEN, BITTE

Die Alpen (von alpe = Bergweide, in

vorrömischer Zeit auch hoher Berg) erstrecken

sich in einem 1200 Kilometer langen, zwischen

150 und 250 Kilometer breiten Bogen vom

Ligurischen Meer bis zum Pannonischen Becken.

Die Gesamtfl äche beträgt 200.000 km2.

128 Berge sind über 4000 Meter hoch. Höchster

Gipfel ist der Mont Blanc (4810 Meter).

insgesamt leben rund 13 Millionen Menschen

im alpenraum mit seinen 8 staaten Frankreich,

Monaco, italien, schweiz, Liechtenstein,

Deutschland, Österreich und slowenien.

„theALPS“ – Prolog am 13. und 14. September „theaLPs“ ist die neue Plattform für gemeinsames touristisches Handeln im europäischen

alpentourismus, Vernetzung und innovatives Denken. Ein ort der Begegnung und des

Erlebens für die Top-Touristiker des alpentourismus und führenden Entscheidungsträgern der

internationalen Tourismusbranche. Die alpenländer rücken näher zusammen. Es gilt zukünftig

verstärkt, gemeinsam für die nachhaltige Unterstützung des alpinen Ganzjahrestourismus einzutreten und gemeinsam die speziellen

Herausforderungen des sensiblen alpinen Tourismus zu bewältigen sowie Visionen und Zukunftsszenarien zu entwickeln. Den auftakt zum

neuen netzwerk bildet die Prolog-Veranstaltung am 13. und 14. September 2010 in Innsbruck. www.the-alps.eu

„In vielen Urlaubsregionen der Welt ist der Erholungsraum stringent vom Lebensraum der Menschen getrennt. In den Alpen ist das anders – diese Nähe und Authentizität ist für viele Menschen ein schlagendes, aber im Alpenraum sehr unterschätztes Urlaubsargument.“HUBERT SILLER

DAS SAGEN DIE KEYNOTE-SPEAKER:

„Ich glaube, es braucht eine konstruktive Unzufriedenheit. Es muss eine Kraft losgetreten werden, damit man den Platz, den man heute hat, auch in zwanzig Jahren noch inne haben wird.“DAVID BOSSHART

„Die Alpen sind ein starkes Resonanzfeld, die Berge lösen in den Seelen der Menschen starke Emotionen aus. Aber über die einzelnen Elemente und deren wirkungsvolle Zusammensetzung, denen diese hohe Anziehungskraft inne wohnt, weiß man in Summe noch zu wenig.“DR. KLAUS BRANDMEYER

Nächtigungsstockerl Mit 27,9 % (stand 2008) hat Tirol den größten

anteil an den nächtigungen im alpenraum

(aUT, iTa, sUi). Es folgen südtirol (19,7 %) und

salzburg (14,8 %).

QUELLE: asTaT inFo, ToURisMUs in EiniGEn aLPEnGEBiETEn 2008

Vernetzung innerhalb der EUseit Ende 2009 steht der Tourismus auf Grund des Lissa-

bon-Vertrages auf der agenda der EU. Man erhoff t sich

davon neue Dynamiken und Chancen im internationalen

Wettbewerb. Der Tourismus ist nun innerhalb der Kom-

mission der Generaldirektion Unternehmen und industrie

angeschlossen. am 27. september fi ndet in Brüssel der

European Tourism Day statt, ebenfalls noch im Herbst kom-

men die Tourismusminister zu einem informellen Treff en

zusammen.

14,8 %

27,9 %

19,7 %

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Südtirol Salzburg

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Die Alpen alsheilende Welt

E in gemeinsames touristisches Handeln

im europäischen alpenraum – was in

den Köpfen vieler Experten nur Wunsch-

denken war, wird nun Realität: „theaLPs“

startet am 13. und 14. september 2010 in innsbruck mit

einem Prolog, in dessen Rahmen die führenden alpinen

Tourismusdestinationen den schulterschluss wagen

und sich auf ihre gemeinsamen stärken besinnen. Dass

dies ein Gebot der stunde ist, belegen die Fakten. Mit

500 Millionen nächtigungen ist der alpenraum zwar

eine der größten Tourismusregionen der Welt. Doch

während laut einhelliger Expertenmeinung der Welttou-

rismus etwa im asiatischen Raum wachsen wird, muss

das touristische Erfolgskonzept „alpen“ von den Regio-

nen gemeinsam weiterentwickelt werden.

Dass die Chancen in Zeiten des gesellschaftlichen

Wandels rund um die schlagworte „nachhaltigkeit“, „Green

Tourism“ und verstärkter Gesundheitsorientierung mehr

als intakt sind, liegt auf der Hand. „Ja! natürlich“, „Zurück

zum Ursprung“ – der Erfolg neuer Markeneinführungen

großer Lebensmittelkonzerne belegt diese sehnsucht der

Konsumenten eindrucksvoll. Jeder dieser Markenclaims

könnte aber auch für den gesamten alpenraum gelten.

Denn die alpen sind seit Jahrzehnten ein sehnsuchtsort,

ein Magnet für Menschen, die gleichzeitig abstand von

der rasenden Hektik des alltags und Erholung in einer

heilen Welt suchen. Der deutsche Markenexperte Klaus

Brandmeyer, einer der Keynote-speaker bei „theaLPs“,

bestätigt dies, wenn er meint: „Die alpen sind ein starkes

Resonanzfeld, die Berge lösen in den seelen der Men-

schen starke Emotionen aus.“

Positive Emotionen erfolgreich genützt. Diese positiven Emotionen haben unterschiedlichste

Wirtschaftszweige – von alpenmilchproduzenten bis

zur alpinen Musikindustrie – erfolgreich genützt. auch

die Tourismuswirtschaft kann und muss diese Reso-

nanzfelder wieder stärker ins allgemeine Bewusstsein

heben. Dabei geht es nicht um die Etablierung und

Führung einer einheitlichen Marke „alpen“ – das wäre

ein Missverständnis. Die Vielfalt im alpinen Raum kennt

keine Einheitskultur, zu bunt, zu unterschiedlich sind die

regionalen Prägungen und angebote, die den notwendi-

gen Wettbewerb der Regionen entfachen. Und doch ist

dieser Wettstreit stets von einer familiären atmosphäre

geprägt – sind doch alle Regionen im großen alpenbo-

gen immer auch Mitglieder einer Markenfamilie, die ihren

Gästen gemeinsamen nutzen, also verwandte Produkte

und angebote off erieren.

Alpiner Schulterschluss. „Zurück zum Ursprung“

– dieses Motto könnte also auch eine zukunftsgerich-

tete Erfolgsformel für den alpinen Tourismus sein. Von

der verstärkten internationalen Profi lierung und Posi-

tionierung des alpenraums als heilende Welt mit ihren

natürlichen ingredienzien wie saubere Luft, klares Was-

ser, gepaart mit einer seit Jahrhunderten entwickelten

auf die natur ausgerichteten regionalen Lebenskultur,

können alle Regionen profi tieren. Um dies zu erreichen,

braucht es neben einem alpinen schulterschluss auch

das Bewusstsein, dass man gemeinsam rund um diese

Erfolgsfaktoren mit einheitlichen standards und erkenn-

baren gemeinsamen marktwirksamen Zeichen sowie

symbolen durchschlagskräftig global kommunizieren

will. Dazu gehört aber auch, dass der Mythos alpen

weltweit in vielfältiger art und Weise immer neu gespeist

wird. in der Vergangenheit haben diese Funktion viele

starke Persönlichkeiten und Geschichten übernommen,

wenn wir etwa an „Exportschlager“ wie Luis Trenker, Heidi,

Toni sailer u. v. a. m. denken. Wo aber bleibt heute das

überzeugende, alpine „story-Telling“, die zeitgemäßen

Geschichten aus den alpen, die international bewegen?

Die sanfte Kraft, der authentische Lebensstil, die innova-

tiven Produkte und Erholungsangebote der alpen sind

der quasi natürliche Kontrast zu unserem gegenwärtigen

alltagschaos. Unseren einzigartigen Lebensraum in die-

sem sinne zu verstehen und international verständlich zu

machen ist eine gleichermaßen große wie gemeinsame

alpine aufgabe. Mit „theaLPs“ kann auch in dieser Hinsicht

ein startschuss fallen. ×

EDiToRiaL

J o s EF M a R G R Ei T ER , D i R EK To R T i R o L W ER B U n G

Page 5: Saison Ausgabe 04/10

5 saison

Editorial

Mit 500 Millionen Nächti-gungen ist der Alpenraum zwar eine der größten Tou-rismusregionen der Welt. Doch während laut ein-helliger Expertenmeinung der Welttourismus etwa im asiatischen Raum wachsen wird, muss das touristische Erfolgskonzept „Alpen“ von den Regionen gemeinsam weiterentwickelt werden.

Die Alpen sind seit Jahr-zehnten ein Sehnsuchtsort, ein Magnet für Menschen, die gleichzeitig Abstand von der rasenden Hektik des All-tags und Erholung in einer heilen Welt suchen.

Von der verstärkten inter-nationalen Profilierung und Positionierung des Alpen-raums als heilende Welt mit ihren natürlichen Ingredien-zien wie saubere Luft, klares Wasser, gepaart mit einer seit Jahrhunderten entwickelten auf die Natur ausgerichteten regionalen Lebenskultur, können alle Regionen profi-tieren.

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Wenn’s um meine Zukunft geht, ist nur eine Bank meine Bank.

Erst wenn man einen Schritt voraus ist, hat man auch genug

Zeit, sich umzudrehen und zu erkennen, dass man auf dem

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7 SAISON

INHALT

IMPRESSUMSAISON – Tourismusmagazin, Nr. 4/2010 (62. Jahrgang) SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20

HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Julia Brugger, Florian Gasser, Mag. Nina Heizer, Esther Pirchner, Dr. Michael Riedler • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Michael Rathmayr • ILLUSTRATIONEN: Philipp Frenzel • PRODUKTION: NERO WerbeGmbH, www.nerografi k.net • LAYOUT: Philipp Frenzel • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, [email protected] • ANSCHRIFT VERLAG/PRODUKTION: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 60 20, Fax DW -20, [email protected] • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten

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„LERNPROZESS AUF BEIDEN SEITEN“

ZIELGRUPPE SINGLES

„LEBENS- UND ERHOLUNGSRAUM INTELLIGENT VERKNÜPFEN“

INFO MIT AUSBLICK

„GIPFELGLÜCK IST NUR EIN KLISCHEE“

FASZINATION BAUSTELLE

„ „LASST DIE ALPENSEXY SEIN“

THEMA: ALPENTOURISMUS

8Panoramablick über die AlpenEin Viertel des Welttourismus spielt sich in den Alpen ab. Was tut sich in anderen Alpenregionen?

12„Lebens- und Erholungsraum intelligent verknüpfen“LH Günther Platter im Interview

16Allianzen für starken TourismusKooperation, wie sie auch „theALPS“ anstrebt, wird wichtiger denn je.

20Auftakt zu „theALPS“Die Keynotespeaker des Pro-logs am 13. und 14. September und ihre Kernthesen.

22„Lasst die Alpen sexy sein“Sehnsuchtsort und Abenteuer – über Chancen und Risiken der Vermarktung einer Gebirgsregion

28„Gipfelglück ist nur ein Klischee“Was macht die Faszination der Berge aus? Der Extrembergsteiger Reinhold Messner im Interview

32 Die Welt und die AlpenZahlen, Daten, Fakten zum Tourismus

34Tourismusbetrieb AlpenvereinNur ein Klub von Bergfexen? Der Alpenverein ist ein wichtiger Faktor im Alpintourismus.

38Alpenurlaub in 20 JahrenWarum, wohin und wie lange wird der Tourist der Zukunft verreisen?

MAGAZIN

44„Pfe� er in unser Leben gebracht“ Das Unternehmerpaar Irene und Jakob Ringler im Interview

46 Teamwork als wesentliches ElementDie Tirol Werbung organisiert sich neu.

48Info mit AusblickKonkurrenzlos: das Aussichtsfernrohr Viscope dreier Tiroler Tüftler

50Zielgruppe SinglesWer Urlaub für einsame Herzen anbietet, muss mehr auf Lager haben als Partys und Speeddating.

52Faszination BaustelleWer möchte schon neben einem Schutthaufen Urlaub machen? Mehr Menschen, als man denkt.

54Inszeniertes WandernImmer mehr Gemeinden geben dem Wanderer Wissen mit auf den Weg.

56„Lernprozess auf beiden Seiten“Die Tirol Werbung hat im Sommer ein künstlerisches Experiment gestartet.

59 Netzwerk erweitertDer Cine-Tirol-Workshop in Seefeld

60Kulturtreiben im GebirgeUnter dem Motto „Keine Berge. Trotzdem Tirol“ positioniert die Tirol Werbung Tirol als Kulturland.

62Musik als GanzesKlangspuren Schwaz: Porträt des Komponisten Heinz Holliger

65 Kommentare

66 Nachgefragt

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SAISON

DIE ALPEN8

M ozart, Salzburger Nockerln

und die Festspiele: Salz-

burg genießt Weltruf und

zieht jährlich Hunderttausende Gäste an:

Über 1,1 Millionen Ankünfte und mehr als

zwei Millionen Nächtigungen verzeichne-

te die Stadt Salzburg 2009. Im gesamten

Bundesland wurden vergangenes Jahr

23,7 Millionen Nächtigungen gezählt.

„Im Salzburger Land entfallen zirka 25

Prozent des Bruttoregionalproduktes auf

den Tourismus“, sagt Leo Bauernberger,

Geschäftsführer Salzburger Land Touris-

mus. In Spitzenzeiten hänge in manchen

Regionen jeder vierte Arbeitsplatz am

Fremdenverkehr.

Einen hohen Stellenwert in der Mar-

ketingstrategie der Salzburger nimmt die

regionale Essenstradition ein: „Seit vielen

Jahren fördern wir aktiv die Verwendung

regionaler Lebensmittel von höchster

Qualität. Es gibt keine Region in Europa,

die mehr Biobauern hat als das Salzbur-

ger Land. Für uns ist das die Grundlage

für die fantastische Kulinarik.“ Mittel zur

Vermarktung sind zum Beispiel Genuss-

reisen, Packages für Urlauber und die „Via

Culinaria“.

Im Vergleich zu anderen Alpenregi-

onen sieht Bauernberger das Salzburger

Land eher im Vor- als im Nachteil: „Die

alpinen österreichischen Bundesländer

liegen wohl gleichauf. Im internationalen

Vergleich besticht das Salzburger Land

durch sein gutes Preis-Leistungs-Ver-

hältnis und die bessere Betreuung durch

Familienbetriebe. Auch die Kombination

von weltweit anerkannten kulturellen An-

geboten der Stadt Salzburg gepaart mit

der alpinen Szenerie ist ein wesentlicher

Wettbewerbsvorteil.“

Eine große Herausforderung für

die Salzburger Tourismuswirtschaft sieht

Bauernberger in der Entwicklung des

Arbeitsmarkts: Gelinge es nicht, Touris-

musberufe attraktiver zu machen, werde

es künftig nur sehr schwer möglich, qua-

lifi zierte Arbeitskräfte für Hotellerie und

Gastronomie zu fi nden. ×

Panoramablick über die Alpen

„Bei allen unseren Marktanstrengungen achten wir auf Nachhaltigkeit und lang-fristige Perspektiven unserer Angebote und Produkte.“LEO BAUERNBERGER, SALZBURGER LAND TOURISMUS

1 Genussregion Salzburg Reisen geht durch den Magen: Die Kulinarik steht im Mittelpunkt des Salzburger Tourismusmarketings.

Page 9: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

DIE ALPEN 9

Mediterranes SüdtirolAls einzige Alpenregion konnte Südtirol im Krisenjahr 2009 Zuwächse verbuchen.

S üdtirol ist eine kontrastreiche

Symbiose aus alpinen und me-

diterranen Landschafts- und

Kulturräumen. Spontaneität und Verläss-

lichkeit der Menschen machen gleichfalls

einen sehr spannenden Aspekt dieses

Lebensraumes aus“, so beschreibt Chris-

toph Engl, Direktor der Südtirol Marketing

Gesellschaft, was Südtirol so besonders

macht. Dass die Mischung aus alpiner

Bergwelt und südländischem Flair auch

für Gäste attraktiv ist, beweisen die Zahlen:

Im Gegensatz zu den anderen Alpenregi-

onen erzielte Südtirol sowohl bei Nächti-

gungen als auch Ankünften im Jahr 2009

Gewinne. Laut ASTAT verbrachten 2009

rund 5,5 Millionen Gäste ihre Ferien in

Südtirol und blieben durchschnittlich 4,5

Tage. Verglichen mit 2008 entspricht das

einem Zuwachs von drei Prozent bei den

Ankünften und von 1,3 Prozent bei den

Nächtigungen. Für das Krisenjahr 2009 ist

das ein sehr gutes Ergebnis: Österreich,

Bayern und die Schweiz verzeichneten

Rückgänge, wenn auch teilweise nur

sehr moderat. „Übernachtungs-, An-

kunfts- und Auslastungszahlen sowie die

durchschnittlichen Tagesausgaben pro

Gast sind in den vergangenen zehn Jah-

ren überdurchschnittlich gestiegen“, zeigt

sich Christoph Engl zufrieden.

Südtirol profi tiert vor allem im Bereich

der Nahmärkte. Die Übernachtungen

der italienischen Touristen stiegen um

5,2 Prozent, während die der deutschen

Gäste um 1,2 Prozent fi elen. Engl sieht je-

doch Handlungsbedarf in der Preispolitik:

„Wir müssen höhere Durchschnittspreise

durchsetzen. Es kann nicht sein, dass

eine Übernachtung auf einem Bauernhof

in bester Lage gleich viel kostet wie das

Frühstück in einem Hotel in Venedig oder

London.“ In Zukunft wird der Verkehr in

den Mittelpunkt rücken: „Wir sind schlech-

ter erreichbar als andere, ganz sicher.

Zugverbindungen und Fluganbindungen

sind bis jetzt kein großes Thema gewesen,

obwohl sie zu den Erfolgsfaktoren einer

Destination gehören.“ ×

„Südtirol muss sein Angebot sehr nahe an den

regionalen Besonderheiten entwickeln.“

CHRISTOPH ENGL, SÜDTIROL MARKETING

Ein Viertel des Welttourismus spielt sich in den Alpen ab. Mit 43 Millionen Nächtigungen im Jahr 2009 fällt ein guter Teil davon auf Tirol. Doch was tut sich in den anderen Alpenregionen? Ein Blick über die Grenzen.

VON SYLVIA AINETTER

Ein Viertel des Welttourismus spielt sich in den Alpen ab. Mit 43 Millionen Nächtigungen im Jahr 2009 fällt ein guter Teil davon auf Tirol. Doch was tut sich in den anderen Alpenregionen?

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D ie Schweiz steht für gute Qua-

lität und hohe Preise. Dieses

Image schlägt sich auch in

der Gästestruktur nieder – so mancher

kommt gar nicht erst auf die Idee, in der

Schweiz zu urlauben. „Das muss nicht

unbedingt ein Nachteil sein“, gibt Urs Zen-

häusern, Geschäftsführer von Wallis Tou-

rismus, zu bedenken, „die Marke Schweiz

ist sehr hochrangig und eine starke Marke

verlangt auch ihren Preis. Dass wir diese

hohen Preise durchsetzen können, ist ein

Beweis für unseren Erfolg.“

Im Jahr 2009 verzeichneten je-

doch auch unsere Nachbarn im Westen

Rückgänge: Laut Statistik Schweiz lagen

die Nächtigungen mit 35,6 Millionen um

4,7 Prozent unter den Vorjahresergeb-

nissen. „Die Wirtschaftskrise werden wir

im Wallis in diesem Jahr und vermutlich

auch noch 2011 zu spüren bekommen“,

prognostiziert Zenhäusern. 2009 betra-

gen die Einnahmen aus dem Tourismus

15 Milliarden Schweizer Franken (rund elf

Mrd. Euro), 4,2 Prozent der Arbeitsplätze

sind vom Tourismus abhängig.

Vielfältiges BayernWinter wie Sommer: Bayern profi tiert von der Großstadt inmitten der Berge.

T ourismus in Bayern ist eine

starke Wirtschaftskraft. In der

ö± entlichen Wahrnehmung ist

der Tourismus als Top-Player aber noch

nicht angekommen.“ Sybille Wiedenmann,

Geschäftsführerin von Bayern Tourismus,

hält den bayrischen Tourismus für unter-

schätzt. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: 75

Millionen Nächtigungen im Jahr 2009

machen Bayern im Tourismusbereich

zum deutschlandweiten Marktführer. Fast

25 Milliarden Euro Bruttoumsatz werden

durch den Fremdenverkehr erzielt, das

Einkommen von rund 560.000 Menschen

hängt vollständig von Hotellerie und Gas-

tronomie ab.

Wesentlich für den Erfolg dürfte

die Vielfältigkeit der Landschaft sein:

2,45 Hektar Wald, 18 Naturparks, 1600

Seen und Seengruppen und die 2962

Meter hohe Zugspitze bieten zahlreiche

Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. 60

Prozent der Gäste bereisen jedoch in

erster Linie die Städte.

„München als Kulturstadt ist ein

wichtiger Motor für den bayrischen Tou-

rismus. Die Menschen sind fasziniert vom

Wechselspiel zwischen der Großstadt und

den Bergen. Bei uns kann man morgens in

der Stadt einkaufen gehen und nachmit-

tags auf der Zugspitze Ski fahren“, erklärt

Wiedenmann. Die Verluste im Jahr 2009

(-2,2 Prozent bei den Nächtigungen, -1,1

Prozent bei den Ankünften) seien auf Ein-

bußen bei den Geschäftsreisen zurückzu-

führen, im Urlaubersegment verzeichne

Bayern sogar einen leichten Aufschwung.

Ein wesentlicher Vorteil der Bayern: 60

Prozent der Nächtigungen fallen auf die

Sommersaison, 40 Prozent auf die Win-

tersaison. „Nur wenige Gäste kommen

zum Skifahren. Wir sind nicht abhängig

davon, dass es ausreichend schneit“, führt

Wiedenmann aus. Sie sieht die Kernkom-

petenzen Bayerns im Gesundheits- und

Wellnessbereich, auch bei den Wander-

urlauben liege Bayern vorne. Die großen

Herausforderungen für die Zukunft? Sybil-

le Wiedenmann: „Wir leben vom qualifi -

zierten Personal. Wenn wir nicht handeln,

werden wir in den kommenden Jahren

einen Fachkräftemangel haben.“ ×

„Der Alpentourismus braucht starke Leitangebote, hohe regionale Identität, hohe Qualität und ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis.“SYBILLE WIEDENMANN, BAYERN TOURISMUS

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Exklusive SchweizDie Schweiz will das Qualitätslevel halten und ein Bergerlebnis für alle ermöglichen.

Seenland KärntenZwischen See und Berg: Kärnten arbeitet an einer neuen Marke.

Bei Kärnten denkt so mancher an

klare Seen und nicht an hohe

Berge. Zu Recht: Die 44 kont-

rollierten Badeseen mit ausgezeichneter

Wasserqualität machen Kärnten zum be-

liebten Badeurlaubsziel.

Im österreichischen Tourismusran-

king liegt das südlichste Bundesland mit

12,7 Millionen Nächtigungen hinter Tirol

und Salzburg auf Platz drei. Drei Viertel der

Übernachtungen fallen in die Sommersai-

son, zu den bekanntesten Zielen gehören

die großen Seen Wörthersee, Millstätter

See, Ossiacher See und Weißensee,

aber auch kleinere, wie der Faaker See,

Klopeiner See und Pressegger See. „Die

Marktforschung hat ergeben, dass Kärn-

ten bei den Gästen als alpines Urlaubs-

land gilt. Unsere Alleinstellungsmerkmale

gegenüber anderen Alpenregionen sind

das mediterrane Klima und die glasklaren

Badeseen“, fasst Christian Kresse, Ge-

schäftsführer Kärnten Werbung, knapp

zusammen.

Im Winter liegt der Tourismus je-

doch im Dornröschenschlaf: 3,6 Millionen

„Wir haben die höchsten Berge der Al-

pen, 47 Viertausender befi nden sich im

Wallis, darunter das Matterhorn“, erklärt

Zenhäusern, „über 20 Prozent des Wallis

sind mit Gletschern bedeckt. Das lässt

sich nicht vergleichen mit den voralpinen

Regionen, die anders positioniert sind.“

Den Erschließungsgrad der Walliser Al-

pen beurteilt er als gut, jetzt müsse es

darum gehen, die Qualität zu verbessern.

Der Gast verlange naturnahe

Erlebnisse, wolle jedoch nicht auf den

Komfort verzichten. „Ein Bergerlebnis

darf nicht nur Bergsteigern und Alpi-

nisten vorbehalten sein. Entsprechend

muss hier die Infrastruktur bereitgestellt

werden.“

Die Herausforderungen für die

Zukunft sieht Zenhäusern darin, die

Infrastruktur auf dem Niveau zu halten,

das heute verlangt wird: „Früher war

das einfacher. Heute haben wir einen

weltweiten Tourismus und immer neue

Mitbewerber und neue Destinationen.

Die Herausforderung ist, mit diesen

Entwicklungen mitzuhalten.“ ×

Nächtigungen wurden in der Wintersaison

2009/2010 gezählt. „Wir müssen uns als

alpines Urlaubsland ein stärkeres Profi l

aufbauen. Ein weiteres Ziel ist die Stärkung

der Schultersaison, um die derzeitige Ab-

hängigkeit von der kurzen Kopfsaison zu

vermeiden“, erklärt Kresse. Einsaisonale

Regionen hätten die Wirtschaftskrise um

einiges mehr gespürt als mehrsaisonale.

Solche Spitzen würden auch dazu füh-

ren, dass der Tourismus als Arbeitsplatz

wenig attraktiv sei. „Wir müssen unseren

Fachkräften auch Ganzjahresarbeitsplätze

bieten können.“

Die Marke Kärnten ist eine weitere

Baustelle für die Kärnten Werbung. Ge-

meinsam mit Partnern und den Regionen

wird derzeit an der Neupositionierung

gearbeitet. Ziel ist eine einfache, klare Bot-

schaft: Kärnten stehe für Berge und Seen,

Familie, Gesundheit, Kultur und Kulinarik,

Camping, italienisches Flair und Winter.

„Die neue Ausrichtung wird Mitte Septem-

ber festgelegt. Aber so viel sei gesagt: Wir

werden uns in Zukunft stärker als alpines

Urlaubsland präsentieren“, verrät Kresse. ×

„Wir benötigen dringend Investitionen, um die Stärken Kärntens auszubauen.“CHRISTIAN KRESSE, KÄRNTEN WERBUNG

„Der Gast will immer ein Erlebnis und das sehr

naturnah. Er will deswegen aber nicht auf Komfort

und Qualität verzichten.“URS ZENHÄUSERN, WALLIS TOURISMUS

Exklusive SchweizDie Schweiz will das

Seenland Kärnten

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Saison: Herr Landeshaupt-mann, warum sucht Tirol im Tourismus die Kooperation mit den anderen Alpenlän-

dern? Günther Platter: Wir stehen

in einem weltweiten Wettbewerb. der

tourismus wächst zwar weltweit, jedoch

vor allem im asiatischen und afrikanischen

raum, europa verliert tendenziell Markt-

anteile. die alpen haben als eine der welt-

weit tourismusstärksten Großregionen

wie auch als Marke ein großes Potenzial

in einer gemeinsamen Vermarktung, noch

mehr geht es aber um Fragen der destina-

tionsentwicklung – zum Beispiel Verkehr,

Ferienreiseregelungen, Mitarbeiter und

so weiter – und der Positionierung inner-

halb der europäischen Union. die eU hat

zuletzt mit einer Kommissionmitteilung

klargemacht, dass sie den tourismus als

Kompetenzfeld stärker bearbeiten wird.

tirol hat durch seine herausragen-

de stellung innerhalb des alpentourismus

auch eine besondere Verantwortung.

dieser Verantwortung, die wir in richtung

der stärkung des alpentourismus haben,

werden wir mit der Prologveranstaltung

„Lebens- und Erholungsraum intelligent miteinander verknüpfen“Die Alpenländer läuten das Ende des Kirchturmdenkens ein: Künftig ziehen sie im Tourismus an einem gemeinsamen Strang – mit der Plattform „theALPS“. Landeshauptmann Günther Platter lädt am 13. September zum „ersten Gipfeltreffen der Tourismusminister der Alpenländer“ nach Innsbruck ein. Über die Hintergründe spricht er im Interview mit SAISON.

Da s IntervIew führte MIchael rIeDler .

„thealps“ und der erstaustragung 2011

gerecht.

Ist Tirol als Urlaubsland Nummer eins der Alpen nicht stark genug, um sich im internationalen Wettbewerb alleine zu behaupten? tirol kann sich gemeinsam

mit seinen starken destinationsmarken

im internationalen Wettbewerb sehr gut

behaupten, muss aber in Zeiten sinken-

der öffentlicher Budgets gleichzeitig ver-

suchen, intelligente Kooperationen auch

international einzugehen. „thealPs“ als

gemeinsame neue Verkaufsplattform ist

dafür ein gutes Beispiel.

Haben Sie nicht Angst, dass Tiroler Tou-ristiker wenig Freude zeigen, mit den Reisedestinationen Schweiz, Italien, Frankreich zusammenzuarbeiten, also mit der eigenen Konkurrenz? es verhält

sich hier ähnlich wie in der Frage der Zu-

sammenarbeit von destinationen auf regi-

onaler ebene. tirol hat in den vergangenen

Jahren in puncto regionalisierung große

Fortschritte gemacht und ist anderen re-

gionen im alpenraum in der strukturarbeit

weit voraus. nun gilt es aber zu verhindern,

dass nach überwindung lokaler Kirchtür-

me nicht regionales Kirchturmdenken

Platz greift. Zusätzlich soll sich „thealPs“

ja nicht nur als innovativer Verkaufsraum

positionieren, sondern auch den interna-

tionalen austausch unter den alpentou-

ristikern stärken. ich bin überzeugt davon,

dass hier eine Plattform für den gemein-

samen Gedankenaustausch entsteht, von

der alle profitieren. insofern kann man hier

nicht von Konkurrenz reden, sondern von

einer gemeinsamen Positionierung, die

uns gegen die anderen weltweiten Global

Players stärken wird.

Nicht die alpinen Nachbarregionen sind härteste Konkurrenten für Tirol, sondern vielmehr exotische Feriendestinationen?es ist richtig, dass wir heute nicht nur mit

alpinen destinationen, sondern mit des-

tinationen weltweit in Konkurrenz stehen.

die weltweite transparenz des angebotes

im internet wie auch günstigste Flugkondi-

tionen ermöglichen heute jede Form des

Urlaubs zu jeder Jahreszeit. der Winter-

urlaub ist nach wie vor einer der großen

Page 14: Saison Ausgabe 04/10

14

alleinstellungsmerkmale der alpen und

wird es auch in Zukunft bleiben. im Be-

reich des sommertourismus befi nden wir

uns in einem direkten Konkurrenzkampf

mit „sonne & strand“. Global gesehen, ist

es also mehr als sinnvoll, dass die alpen

diesen schulterschluss wagen und zwei

dinge forcieren: im sommer müssen alle

alpendestinationen noch besser werden,

um eine konkurrenzfähige alternative zu

sein. Und in sachen Winter muss es uns

gemeinsam gelingen, die emotionen des

Wintersportes weltweit zu vermitteln.

Dennoch gab es wahrscheinlich einige Wi-derstände, auch in den Partnerregionen zu überwinden, bevor die neue Plattform „theALPS“ auf Schiene gebracht werden konnte? Bei einem Projekt wie „thealPs“

gibt es zu Beginn naturgemäß immer viele

Fragen und die Bedenkenträger sind in der

Mehrheit. es ist aber doch gelungen, die

Partner von der idee einer verstärkten Zu-

sammenarbeit zu überzeugen, zumal vor

allem von Marktseite, das heißt von seiten

der einkäufer und Medien, sehr rasch gro-

ßes interesse signalisiert wurde.

Die Alpen sind eine der größten Touris-musregionen der Welt. Doch das touris-tische Wachstum war zuletzt geringer als anderswo. Kann Kooperation hier etwas ändern? solche Kooperationen

müssen mittel- und längerfristig be-

trachtet werden. Wir sind überzeugt, dass

den touristischen herausforderungen im

alpenraum gemeinsam besser begegnet

werden kann.

Auf welchen Gebieten gibt es konkrete Kooperationspläne? auf politischer seite

ist das „Gipfeltreff en der tourismusminis-

„Tirol hat durch seine herausragende Stellung innerhalb des Alpentourismus auch eine besondere Verant-wortung. Dieser Ver-antwortung, die wir in Richtung der Stärkung des Alpentourismus haben, werden wir mit der Prologveranstal-tung ‚theAlps‘ und der Erstaustragung 2011 gerecht.“

Page 15: Saison Ausgabe 04/10

15

ter“ im rahmen von „thealPs“ ein sehr

starkes Zeichen für die Wertschätzung, die

der tourismus in den alpen hat. die tou-

rismusminister der alpenregionen werden

am 13. september sehr geschlossen in

innsbruck erwartet und gemeinsam ein

alpenmanifest unterzeichnen, dass diesen

erhoff ten und sinnvollen schulterschluss

von politischer seite massiv unterstützt.

dieses treff en ist in der Geschichte der

alpen einzigartig und ein wichtiger schritt.

die Prologveranstaltung im september

wird dazu führen, dass sich rund 300

führende touristiker aus den alpen in

innsbruck treff en. allein dieses netzwerk-

potenzial wird uns ungeahnte Möglich-

keiten erschließen. Und schließlich wird

„thealPs“ in Zukunft auf Wanderschaft

durch die alpenländer gehen. Wir stehen

am anfang einer Bewusstseinsbildung, die

wir jetzt einläuten.

Macht die geplante neue Verkaufsschie-ne „theALPS – a new way of trading“ Sinn, schließlich gibt es ja schon diverse Verkaufsplattformen für den Tiroler Tourismus? es gibt bisher einfach keine

gemeinsame Verkaufsplattform der al-

penländer – und gerade darum macht

„thealPs“ so viel sinn. auf den großen

tourismusmessen dieser Welt ist tirol,

selbst Österreich, eine destination von

hunderten, die gleichzeitig angeboten

werden. Mit „thealPs“ haben wir in Zu-

kunft zum ersten Mal die Möglichkeit, den

großen internationalen einkäufern in der

tourismusbranche einen Verkaufsraum zu

zeigen, wo ein übergeordnetes Produkt

gezeigt wird, dessen vielfältige ausprä-

gung dann von den einzelnen regionen

präsentiert wird. diese agglomeration des

alpenangebotes in einer Veranstaltung

wird für alle alpenregionen nutzen stiften.

Wird es möglich sein, die Tourismusver-bände und Betriebe für die neue Alpen-linie zu begeistern und zur Mitarbeit zu gewinnen? das ist bereits geschehen.

schon hinter der Prologveranstaltung im

september stehen die großen alpenregio-

nen und sind mit engagement mit im Boot.

ich erwarte mir nun von diesem Prolog

eine weitere Verstärkung des interesses,

so dass wir im kommenden Jahr das beste

der alpen zu „thealPs“ in insbruck begrü-

ßen können.

Was sind für Sie die größten Herausforde-rungen für den Tiroler Tourismus in den nächsten Jahren? alle tiroler gemeinsam

müssen es auch in Zukunft schaff en, dass

sie lebens- und erholungsraum intelligent

miteinander verknüpfen. Bei uns schätzt

der Urlaubsgast, dass er dort Urlaub macht,

wo wir leben. das ist eines unserer großen

alleinstellungsmerkmale im Gegensatz

zu künstlichen Urlaubswelten, die vom

lebensraum der Menschen vollkommen

entkoppelt sind. Wir müssen weiterhin

jene freundlichen Gastgeber sein, für die

uns der Gast aus aller Welt schätzt. die he-

rausforderung der Zukunft wird sein, dass

unsere Betriebe ihre regionale Verwurze-

lung beibehalten und authentisch bleiben,

gleichzeitig aber in richtung Vermarktung

und Vertrieb ihres Produktes denken wie

die großen touristischen Konzerne. schlag-

worte sind hier Flexibilität der Buchungen,

gute online-Präsenz und die enge Kun-

denbindung. Wir werden gemeinsam dafür

einstehen müssen, dass der Winterurlaub

seine hohe attraktivität behält. denn wir

brauchen starke touristische Winter, um

uns die stetige Weiterentwicklung des

sommertourismus leisten zu können.

Wie viel Wachstum verträgt der Touris-mus in den Alpen noch? Mit derzeit rund

500 Millionen nächtigungen im gesamten

alpenbogen bewegen wir uns auf einem

sehr hohen niveau. tirol spielt hier eine

herausragende rolle. ich möchte nicht

von Wachstum reden, sondern von einer

stabilisierung des Marktes auf diesem ho-

hen niveau bei gleichzeitiger steigerung

der Wertschöpfung. das muss unser Ziel

sein. die Welttourismusorganisation pro-

phezeit europa in seiner Gesamtheit in den

kommenden zehn Jahren einen Verlust

von Marktanteilen zugunsten anderer

Kontinente. Unter dieser Präambel muss

es unser Ziel sein, das derzeitige niveau zu

halten und Wachstum durch Verbesserung

der Qualität und mehr Wertschöpfung zu

erreichen.

Sie sind in der Landesregierung für den Tourismus zuständig. Was können die jeweils Verantwortlichen in den diversen Alpenländern gemeinsam erreichen? es

ist zunächst schon einmal ein großer Fort-

schritt, dass wir uns überhaupt einmal zu-

sammensetzen und in touristischen Fra-

gen austauschen. das hat es so noch nie

gegeben. in politischer hinsicht erscheint

mir aufgrund der aktuellen entwicklung

im europäischen Kontext die Positionie-

rung des alpenraumes als touristische

Makro region – wie dies übrigens auch die

donauländer forcieren – zentral. Weiters

gilt es, innerhalb europas zum Beispiel

lösungen in der Frage einer besseren

Koordination der Ferienzeiten zu fi nden.

Was ist Ihre Vision? Wie soll die alpen-

Zusammenarbeit in fünf Jahren aussehen?

in fünf Jahren werden wir gerade die drit-

te aufl age von „thealPs“ erleben. diese

dritte aufl age wird an einem spannenden

ort irgendwo in den alpen stattfi nden. in

fünf Jahren ist tirol weiterhin die wich-

tigste tourismusregion in den alpen. Von

außen betrachtet sagen Menschen in aller

Welt: ein Urlaub in den alpen – das wollten

wir doch schon immer! Und dann werden

sie die Faszination Berg und natur in den

alpen erleben – und wiederkommen.

die alpen werden durch gemeinsame

aktivitäten in aller Welt als spannende

Urlaubsdestination wahrgenommen und

der Kunde entscheidet, in welche region

er dann reist. es sollte uns also gelingen,

durch aktivitäten wie „thealPs“ eine

dachmarke „alpen“ zu gestalten, unter

dessen dach starke destinationsmarken

noch mehr gedeihen.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

„Im Sommer müssen alle Alpendestinationen noch besser werden, um eine konkurrenzfähige Alternative zu sein. Und in Sachen Winter muss es uns gemeinsam gelingen, die Emotionen des Wintersportes weltweit zu vermitteln.“

„Bei uns schätzt der Urlaubsgast, dass er dort Urlaub macht, wo wir leben. Das ist eines unserer großen Allein-stellungsmerkmale im Gegensatz zu künst-lichen Urlaubswelten, die vom Lebensraum der Menschen vollkom-men entkoppelt sind.“

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Page 16: Saison Ausgabe 04/10

16 saison

die alpen

Allianzen füreinen starkenTourismusSeit kurzem kümmert sich die Europäische Kommission auch um den Tourismus. Dadurch erhofft man sich neue Dynamiken und Chancen im internationalen Wettbewerb. Kooperation, wie sie auch „theALPS“ anstrebt, wird nun wichtiger denn je.

von Julia Brugger

I m april kamen die Tourismusmi-

nister aller EU-staaten zu einem

informellen Treffen in Madrid

zusammen. Der Grund: Europa

soll im weltweiten Wettkampf um Gäste

stärker werden. Die Regionen sollen ihr

kulturelles Erbe verstärkt hervorheben,

der Tourismus ökologisch und sozial

verträglicher werden. Weil der Tourismus

sich zuletzt als relativ krisenresistent

erwies, wurde er von der Europäischen

Union kürzlich als neuer Katalysator für

die Wirtschaft auserkoren. Künftig soll es

einige Änderungen geben, die auch den

Tiroler Tourismus betreffen.

Die Europäische Kommission hat im

Tourismus grundsätzlich kein Gesetzge-

bungsrecht. Doch sie kann akzente setzen,

die europaweit Wirkung zeigen und von

rein regionaler oder nationaler Ebene aus

so nicht machbar wären. in einem Papier

informiert die Kommission die staaten

über geplante Verbesserungen mit dem

Ziel, die schönheit des Landes zu erhalten

und die Lebensqualität der Bevölkerung

zu erhöhen. Demnach gibt es Vorschläge,

Tourismusströme zu entzerren, saisonen

auf das ganze Jahr zu verteilen und damit

stabilere arbeitsplätze zu schaffen sowie

den Tourismus ökologischer und sozialer

zu gestalten. Das funktioniere vor allem mit

grenzübergreifenden, gebündelten Kräften.

Kooperation der Konkurrenten. Grundsätzlich sind die schweiz und Tirol

touristische Konkurrenten. Beide werben

mit Bergurlaub, mit skifahren, mit unbe-

rührter natur. Wer sich für die schweiz ent-

scheidet, gibt Tirol eine absage. Zumindest

für diesen einen Urlaub. Geht es allerdings

darum, den Touristen zu überzeugen, statt

an die nordsee- oder südseeküste in die

alpen zu fahren, bringt Zusammenarbeit

potenziell einen Mehrwert.

Die Herausforderungen für den

Tourismus sind alpenweit ähnlich. Ko-

operation erweitert die Möglichkeiten,

erfolgreiche Lösungen im internationalen

Wettbewerb zu finden. Deshalb auch „the-

aLPs“. Die politische Konferenz möchte

aufzeigen, dass alle in einem Boot sitzen.

auch wenn die alpenländer Konkurrenten

sind, so können sie doch von einer Zu-

sammenarbeit profitieren. Und was die

initiative der Europäischen Kommission in

sachen Tourismus angeht, so meint Josef

Margreiter, initiator der ersten „theaLPs“-

Tagung in Tirol: „Wenn sich die Europäische

Kommission verstärkt um den Tourismus

kümmert, kann das nur wertvoll sein.“

Vor allem, wenn es darum geht,

neue strukturen für den Tourismus auf-

zubauen, kann ein kooperativer Weg

erfolgreich sein. so profitiert die gesamte

Region, wenn Touristiker beispielsweise

gemeinsam ein PR-Konzept für den al-

Die nationalen Regierungen beschäftigen sich nun ebenso mit dem Papier der EU-Kommission (im Bild ihr Sitz in Brüssel) wie Institutionen und Tourismusverbände auf Landesebene – so auch in Österreich und in Tirol.

Page 17: Saison Ausgabe 04/10

17

POLITISCHE INSTITUTIONEN, DIE SICH MIT TOURISMUS BESCHÄFTIGEN• Europäische Kommission: Generaldirektion Unternehmen und industrie• Europäisches Parlament: ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr (für Österreich:

Eva Lichtenberger, Jörg Leichtfried, Hella Ranner)• ausschuss der Regionen in Brüssel (für Tirol: LH Günther Platter)• Versammlung der Regionen Europas (für Tirol: LH Günther Platter)• Tourismusministerium in Wien bzw. Österreichisches Vertretungsbüro in Brüssel• Landesregierung / Tourismusabteilung in Tirol• Büro der Europaregion Tirol/südtirol/Trentino in Brüssel (Büroleiter Dr. Florian Mast)

LOBBYING im austausch der interessen ist der Tiroler Tourismus in Brüssel mehrfach vertreten. Zum einen über den Landeshauptmann, der in verschiedenen europäischen Gremien die Tiroler Position vertritt. Zum anderen sind die Wirtschaftskammer (Pfl ichtmitgliedschaft) sowie die Österreichische Hoteliervereinigung (freiwillige Mitgliedschaft) starke Lobbyisten, die sich in Brüssel auch für die interessen des österreichischen Tourismus stark machen.

DIE EU UND DER TOURISMUSseit Ende 2009 steht der Tourismus auf der agenda der EU. Der Grund: mit inkrafttreten des Vertrages von Lissabon erhielt die Euro-päische Kommission den auftrag, sich auch damit zu beschäftigen. seitdem ist Tourismus der Generaldirektion Unternehmen und in-dustrie angeschlossen. in Brüssel dreht sich von Juli bis Dezember 2010 vieles um diesen Wirtschaftssektor.

Termine13. – 14. september„theaLPs“, die erste Lobbying-Veranstaltung für den alpentourismus, in innsbruck

27. septemberEuropean Tourism Day, „The role of Cultural Heritage in the renewed European tourism policy“, in Brüssel

Herbst 2010informeller Tourismusministerrat der EU-Minister

Page 18: Saison Ausgabe 04/10

18

S aison: Herr Tajani, was macht die EU nun konkret in Sachen Tourismus? anTonio TaJani:

Grundsätzlich verfolgen wir eine Politik,

die diesen wichtigen Bereich der eu-

ropäischen Wirtschaft unterstützt, und

schlagen initiativen zur Förderung der

Wettbewerbsfähigkeit, der nachhaltigkeit,

des qualitätsorientierten Tourismus und

zur besseren Wahrnehmung Europas als

herausragendes Reiseziel vor.

Was bedeutet das für den Tiroler Touristi-ker? Die neue Kompetenz der EU wirkt sich

auf ihn eher indirekt, aber positiv aus. Die

Union kann sich umfassender zu Gunsten

aller touristischen Regionen Europas ein-

setzen. Das Ziel ist, dass Europa Reiseziel

nummer eins weltweit bleibt.

„Ziel ist, dass Europa Reiseziel Nummer eins bleibt“Die EU möchte den europäischen Tourismus im internationalen Wettbewerb unterstützen. Wozu und wie, darüber gibt EU-Kommissar Antonio Tajani, oberster Hüter der europäischen Tourismusstrategie, Auskunft.

Ist Europas Position gefährdet? Die glo-

bale Wirtschaft ändert sich unglaublich

rasch und beeinfl usst auch die Touris-

muswirtschaft. Das heißt, dass die Märkte

entsprechend reagieren müssen. Vom

Massentourismus weitgehend unberührte

Reiseziele innerhalb der EU sind beispiels-

weise zunehmend nachgefragt.

Werden durch die europäischen Entwick-lungen Kompetenzen aus der Region abgezogen? Die EU erhält im Bereich Tou-

rismus ausschließlich eine „ergänzende

Kompetenz“, sodass die Regionen keinerlei

Einfl uss verlieren werden. im Gegenteil, sie

werden eingeladen, sich verstärkt mit an-

deren europäischen Regionen und inter-

essenvertretern auszutauschen, um so von

der stärkeren Unterstützung auf EU-Ebene

zu profi tieren. Dies wird auch zur stärkung

der eigenen interkulturellen Kompetenzen

beitragen und die Position der einzelnen

Regionen auf dem Markt festigen.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

pentourismus erarbeiten und mit diesem

werben. Dazu der Direktor der Tirol-

Werbung: „Laut Zukunftsprognosen der

Welttourismusorganisation wird der

Tourismus im asiatischen Raum steigen.

Das bedeutet, dass sich die alpenländer

sowohl in tourismuspolitischer Hinsicht

stärker vernetzen müssen, aber auch im

Verkauf und im Vertrieb ihrer angebote.“

Gemeinsam für den Tourismus. Zusammenschlüsse und Kooperationen

über regionale und nationale Grenzen

hinweg existieren bereits seit längerem.

Doch nun erhalten sie einen neuen im-

puls. Die arge alp (arbeitsgemeinschaft

alpenländer) beispielsweise wurde 1972

gegründet. Gemeinsam mit italien,

Deutschland und der schweiz arbeitet

Österreich auf ökonomischer, ökologi-

scher und gesellschaftlicher Ebene eng

zusammen. Der Tourismus wird dabei

in Zukunft eine stärkere Rolle spielen, so

Fritz staudigl, Leiter der Europaabteilung

des Landes Tirol und Vertreter Österreichs

bei der arge alp. auch mit der alpenkon-

Arge Alp (arbeitsgemeinschaft alpenländer)• seit 1972• Mitglieder: a, CH, D, iT• Ziel: Wirtschaftliche Zusammenarbeit, schaff ung von arbeitsplätzen,

sicherung eines qualitätsvollen Lebensraumes• Durchsetzungskraft: Empfehlungen der regionalen Regierungschefs

ohne Rechtskraft • www.argealp.org

Alpenkonvention (Vertrag zum schutz der alpen)• seit 1991 • Mitglieder: EU, D, FR, iT, Li, a, CH, sLo, Mo• Ziel: nachhaltige Entwicklung des alpenraumes, nachhaltige

Entwicklung des Tourismus• Durchsetzungskraft: rechtlich verbindliche Verträge• Es existiert ein eigenes Protokoll zum Tourismus.• www.alpconv.org

vention (1991 ins Leben gerufen) werden

touristische Entwicklungen im gesamten

alpenraum gemeinsam diskutiert und

vorangetrieben.

Eine europäische Tourismusstrate-

gie soll den krisenresistenten Wirtschafts-

zweig von vielen seiten unterstützen.

Gesetze für Unternehmen und staaten

sollten auf europäischer und nationaler

Ebene in Zukunft derart gestaltet werden,

dass der Tourismus nicht nur nicht darun-

ter leidet, sondern vielmehr sogar davon

profi tiert. ×

GRENZÜBERSCHREITENDE KOOPERATIONEN UND VERTRÄGE

Page 19: Saison Ausgabe 04/10

19

Page 20: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

DIE ALPEN20

E in gemeinsames touristisches

Handeln im europäischen Al-

penraum – was in den Köpfen

vieler Experten nur Wunsch-

denken war, wird nun Realität: „theALPS“

startet am 13. und 14. September 2010

in Innsbruck mit einem Prolog, in dessen

Rahmen die führenden alpinen Tourismus-

destinationen den Schulterschluss wagen

und sich auf ihre gemeinsamen Stärken

besinnen. Diese Prolog- und Informati-

onsveranstaltung mit dem „1. Gipfeltre� en

der Tourismusminister der Alpenländer“

mündet 2011 in die erste Vollversion

von „theALPS“, die dann zusätzlich mit

„theALPS – A new way of trading“ eine

innovative Verkaufsplattform sowie mit

„theALPS – Best Experiences & Award“

eine Auszeichnung für herausragende

touristische Leistungen bieten wird.

Zahlen, Daten, Fakten. Neben

David Bosshart vom Gottfried Duttweiler

Institut und dem deutschen Markenexper-

ten Klaus Brandmeyer wird Hubert Siller,

Leiter MCI Tourismus Innsbruck, anhand

von Zahlen, Fakten und Erfolgsfaktoren

einen Überblick zum Alpentourismus

geben. „Was die Alpen wesentlich von

anderen globalen Urlaubsdestinationen

unterscheidet, ist die Verknüpfung von

Lebens- und Erholungsraum“, erklärt der

Tourismusexperte Siller. „Die Gäste der

Alpen machen genau dort Urlaub, wo

die Menschen der Alpen ihren Lebens-

raum haben. In vielen Urlaubsregionen

der Welt ist der Erholungsraum stringent

vom Lebensraum der Menschen getrennt.

In den Alpen ist das anders – diese Nähe

und Authentizität ist für viele Menschen

ein schlagendes, aber im Alpenraum sehr

unterschätztes Urlaubsargument.“

Mit rund 350 Millionen bezahlten

Nächtigungen und rund 150 Millionen

Nächtigungen in Zweitwohnsitzen hat der

Alpenbogen im weltweiten Vergleich ei-

nen erheblichen Anteil am Welttourismus,

der in seiner Gesamtheit jedoch bisher oft

Auftakt zu „theALPS“

„Konstruktive Unzufriedenheit“Der Schweizer Zukunftsforscher David Bosshart, CEO des Gottfried Duttweiler Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft, untersucht im Rahmen der Auftaktveranstaltung von „theALPS“insbesondere die Chancen im Alpentourismus vor dem Hintergrund des radikalen gesellschaftlichen Wandels.

Saison: Herr Bosshart, wie schät-zen Sie die wirtschaftliche Situ-ation in der Alpenregion derzeit

ein? DAVID BOSSHART: Ich glaube, es geht

uns allen noch sehr gut, und ich glaube,

es braucht eine konstruktive Unzufrie-

denheit. Es muss eine Kraft losgetreten

werden, damit man den Platz, den man

heute hat, auch in zwanzig Jahren noch

inne haben wird. Die Alpenregion hat im-

mer gewusst, dass sie etwas leisten muss,

wenn sie akzeptiert werden will.

Für viele Regionen in den Alpen ist der Tourismus existenziell. Trotzdem gilt das alpine Produkt gerade im Sommer als teilweise veraltet. Wie scha� t man es hier, die von Ihnen angesprochene kons-

truktive Unzufriedenheit zu stimulieren? Der Tourismus ist ganz klar die Software. Es

geht letztendlich immer darum, die rich-

tigen Menschen hierher zu bekommen,

weil die guten Menschen andere gute

Menschen bringen, die die Produkte hier

dann auch mit Freude genießen. Aber die

Software braucht auch die Hardware. Sie

kommen nicht umhin, auch die Industrie,

all die hochwertigen, wertschöpfenden

Bereiche mit der Software zu verlinken.

Es braucht beides.

Glauben Sie, dass es dem Tourismus noch zu gut geht, dass er sich zum Teil noch auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruht? Das ist menschlich. Man versucht

natürlich, möglichst lang von dem zu pro-

unterschätzt wird. Die Alpen sind damit

einerseits ein touristisches Erfolgskonzept

und andererseits ein wesentlicher regio-

naler Wohlstandsmotor, doch Siller warnt

vor allzu optimistischen Einschätzungen.

„Laut Zukunftsprognosen der Welttou-

rismusorganisation ist Europa zwar nach

wie vor der größte touristische Markt, wird

aber in den kommenden zehn Jahren

weiter Marktanteile verlieren. Wachsen

wird hingegen der Tourismus im asiati-

schen Raum, was auch dadurch bedingt

ist, dass hier die touristische Entwicklung

später eingesetzt hat“, so Siller. In Europa

und folgerichtig auch im Alpenraum gelte

ImpulsgebendDie Prologveranstaltung zu „theALPS“, dem neuen Netzwerk alpiner Tourismusdestinationen, am 13. und 14. September

HUBERT SILLER

es daher, das hohe touristische Entwick-

lungspotenzial abzusichern – hier könnte

„theALPS“ zentrale Impulse auslösen. ×

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Page 21: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

DIE ALPEN 21

„ Kreislauf von Erwartung und Erfüllung“

Saison: Herr Dr. Brandmeyer, was erwartet die Zuhörer bei Ihrem Vortrag bei „theALPS“? KLAUS

BRANDMEYER: Ihn erwartet ein marken-

technischer Blick auf die Alpen und auf

diejenigen, die dieses Erlebnisfeld in der

Hand haben und damit richtig umgehen

müssen.

Diese Erlebnisfelder sind ja auch Reso-nanzfelder, die Erfolgsfaktoren verspre-chen. Wird mit diesen Erfolgsfaktoren immer sehr sorgsam umgegangen? Ich

glaube, dass die Beteiligten schon ein

Bewusstsein davon haben, dass die Al-

pen ein starkes Resonanzfeld sind, also in

der Seele von Menschen starke Gefühle

auslösen.

Ich glaube aber, dass sich viele

nicht klar darüber sind, welche Gestalt-

elemente es sind, die eine besonders

starke Wirkung auf die Menschen haben.

Ist es der Blick vom Gipfel? Ist es der Blick

vom Tal hinauf zum Berg? Ist es die Natur

im Sinne von Almen, Wiesen und Heu?

Oder ist es der Tonfall der Eingeborenen?

Darüber gibt es meines Erachtens zu we-

nig genaues Wissen und deswegen wird

mit manchen dieser Teile dann ein wenig

sorglos umgegangen. Nehmen Sie als

Beispiel die Architektur, die aus der Sicht

einiger immer weiterentwickelt werden

muss, und wo dann Architektur entsteht,

die nicht die Erwartungen derer erfüllt,

die mit den Alpen im Herzen dahin reisen.

Es gibt also archaische Vorstellungen von Menschen, die in den Alpen Urlaub

machen möchten. Diese garantierten Glücksmomente werden aber zu wenig oft behutsam erfüllt? Ich kann nur hof-

fen, dass diese Glücksmomente erfüllt

werden, damit es zu Wiederholungstaten

kommt. Aber man muss sich auch klar

darüber sein, dass die geringste Störung

in diesen Glücksmomenten schon dazu

führen kann, dass die Beziehung abge-

brochen wird. Das wissen wir aus allen

anderen Bereichen des menschlichen

Lebens. Deshalb muss man wissen:

Was erwarten die Menschen erstens ei-

gentlich, wenn sie dahin kommen? Und

zweitens muss man wissen, dass man

diese Erwartung zu erfüllen hat. Das ist

die Versklavung, die jeder erlebt, der ein

Markensystem führt.

Den Vorstellungen entsprechen – ist das nicht ein sehr überschaubarer An-spruch? Das empfi ndet der einzelne Ma-

cher möglicherweise als eine Verpfl ich-

tung zur Langeweile und zur elendigen

Wiederholung. Aber in diesen Kreislauf

von Erwartung und Erfüllung kommt

eben auch ein Moment hinein, das Evo-

lution heißt. Man muss auch auf der Höhe

der Zeit sein. Man darf sich dabei nur

nicht hinreißen lassen, einfach irgend-

welche touristischen Erfolgsrezepte von

irgendwo aus der Welt zu nehmen, ohne

darüber nachzudenken, ob sie stilistisch,

kulturell passen und dem ästhetischen

Harmoniebedürfnis der Touristen wirklich

Genüge tun.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

Der deutsche Markenexperte Prof. Dr. Klaus Brandmeyer thematisiert bei der Prologver-anstaltung von theALPS neue Positionierungschancen für die Alpen. Er gilt als Autorität in Sachen Markenführung und hat zahlreiche Bücher zum Thema verfasst.

INITIATOREN Wirtschaftskammer Tirol, Tirol Werbung mit Land Tirol und Tourismusverband Innsbruck

PARTNERÖsterreich Werbung, Wirtschaftskammer Ös-terreich, Tiroler Rai� eisenbanken, feratel me-dia technologies AG, Landestourismusorgani-sationen der österreichischen Bundesländer Vorarlberg, Salzburg, Kärnten und Steiermark, Wallis Tourismus (Schweiz), Bavarian Alps (Deutschland), Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Best of the Alps

www.the-alps.eu

fi tieren, was man gut gemacht hat. Aber

es ist richtig, wenn es jetzt zu einem Ruck

kommt, wenn Kräfte gemeinsam gebün-

delt werden. Die Geschichte hat ja gezeigt,

dass das immer wieder funktioniert.

Ist diese Zusammenarbeit grenzüber-schreitend überhaupt möglich? Immer-hin sind die einzelnen alpinen Destinati-onen ja unmittelbare Mitbewerber. Man

muss das nüchtern betrachten. Europa ist

heute politisch bereits völlig bedeutungs-

los, wirtschaftlich sind wir aber noch gut.

Wenn es uns gelingt, mit der Wirtschaft

die politischen Rückständigkeiten zu über-

winden, dann haben wir eine Chance.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

DR. KLAUS BRANDMEYER

DAVID BOSSHART

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Page 22: Saison Ausgabe 04/10

22 saison

Die alpen

Die Alpen verkörpern die Sehnsucht nach Freiheit und nach dem Leben mit und in der Natur.

Page 23: Saison Ausgabe 04/10

23

D ie alpen, der höchste Ge-

birgszug Europas, beflü-

geln seit jeher die Fantasie

der Menschen. sie verkör-

pern die sehnsucht nach Freiheit und nach

dem Leben mit und in der natur. auch

große Dichter haben sich von den alpen

zutiefst beeindrucken lassen. so schrieb

der deutsche Lyriker Friedrich Hölderlin,

während einer Reise durch die alpen, 1801

an seine schwester: „Die große natur in

diesen Gegenden erhebt und befriediget

meine seele wunderbar. Du würdest auch

so betroffen, wie ich, vor diesen glänzen-

den, ewigen Gebirgen stehn, und wenn

der Gott der Macht einen Thron hat auf

der Erde, so ist es über diesen herrlichen

Gipfeln.“

Vorreiter und Maßstab. Die alpen

waren die erste Gebirgsnatur, die als faszi-

nierend wahrgenommen wurde. Wirkten

„Lasst die Alpen sexy sein“Sehnsuchtsort und Abenteuer – die Alpen sind weltweit bekannt. Doch die touristische Vermarktung ist nicht einfach und muss ständig angepasst werden. Über Chancen und Risiken der Vermarktung einer Gebirgsregion.

Von Florian G a sser

die Berge immer bedrohlich, so wich diese

Furcht mit dem Beginn des alpinismus ei-

ner Begeisterung. Die alpen waren damit

Vorreiter und auch Maßstab für andere

Gebirge. Doch die Landschaft alleine

zieht heute nicht mehr, ist der Geograph

und alpenforscher Werner Bätzing von

der Universität Erlangen-nürnberg über-

zeugt. „Dieses Bild kommt noch aus der

Zeit der industriegesellschaft und hat mit

deren Grundprinzipien zu tun. Man ver-

nutzt die natur im alltag und bewundert

sie dafür am sonntag. Diesen Gegensatz,

ähnlich wie Kapital und arbeit, braucht

es in unserer postmodernen Dienst-

leistungsgesellschaft nicht mehr“, sagt

Bätzing. Das alte alpenbild sei unmodern

geworden. im Winter haben es die alpen

allerdings geschafft, ein neues Bild aufzu-

bauen und zu einer modischen Zielregion

zu werden. „Für den sommer fehlt etwas

analoges“, so Bätzing.

auch niki Grissmann ist davon überzeugt,

dass der sommer in den alpen noch er-

heblich mehr Vermarktungspotenzial

hat, als derzeit ausgeschöpft wird. Der

osttiroler veranstaltet alljährlich im sep-

tember den Dolomitenmann in Lienz, ein

staffelwettbewerb, bestehend aus Berg-

lauf, Paragleiten, Wildwasser-Kajak und

Mountainbiken. „Wir vermarkten viel zu

wenig das, was wir natürlich haben. Bei

sportarten wie Mountainbiken ist Tirol

viel zu spät eingestiegen“, sagt Grissmann.

Der Dolomitenmann ist der Prototyp einer

Veranstaltung, die sich auf die umgebende

natur bezieht. ohne diese Verbindung ist

das Event undenkbar. „schon allein durch

den namen haben die Leute einen Bezug

zu dieser Veranstaltung, wissen wo sie

hingehört und um was es geht.“

Best of the Alps. Die Marke „alpen“

ist vermutlich einzigartig. Über sieben

Page 24: Saison Ausgabe 04/10

24

Landesgrenzen hinweg erstreckt sich das

Gebiet, das weltweit bekannt ist. Werner

Taurer, von der Münchner niederlassung

der Tourismusberatung Kohl & Partner,

sieht die alpen als „hochwertige Marke,

die sicher weltweit, wie andere markante

geographische Regionen auch, zuge-

ordnet werden kann“. Doch gerade bei

gebildeteren schichten ist der Marken-

name nicht mehr nur unbedingt positiv

besetzt: „natürlich werden sie mit schö-

ner natur und guter Luft gleichgesetzt,

aber gerade in den Hauptherkunftsge-

bieten gibt es viele sensible Zielgruppen,

die damit auch Themen wie Erschließung

und vor allem Übererschließung verbin-

den“, sagt Taurer.

Trotzdem: im Winter sind die alpen

am touristischen Markt nach wie vor fast

konkurrenzlos. in der Rangliste von TUi,

dem größten Reiseanbieter Europas, ran-

giert Österreich über das gesamte Jahr

verteilt an siebter stelle. Zu Weihnachten

liegt es auf Platz drei, hinter den Kanaren

und Deutschland. „Daran lässt sich die

Beliebtheit von Österreich, insbesonde-

re als Wintersportdestination, ganz klar

erkennen, aber auch ein leichtes schwä-

cheln im sommer ableiten“, sagt susanne

stünckel von TUi. Mit 350 seiten ist der

Österreichkatalog einer der dicksten des

Reiseveranstalters und gerade in den

letzten Jahren erlebt das Thema Wan-

dern einen neuen Boom. „Wandern liegt

absolut im Trend. in den Katalog haben

wir inzwischen auch einen Wanderratge-

ber integriert. Österreich hat dazu sicher

das beste angebot“, sagt stünckel.

Dennoch bleiben, nicht zuletzt

durch die Billigfl üge, auch Fernziele ein

ernsthafter Konkurrent für den Urlaub in

den Bergen. „Das Problem ist, dass die

alpen nicht unbedingt dem entsprechen,

was ein großer Teil vom sommerurlaub

erwartet“, sagt Tourismusberater Werner

Taurer. „schönwettergarantie gibt es hier

keine. Es ist noch nicht richtig gelungen,

die positiven Qualitäten, wie etwa die

natur und Umwelt oder die hochwerti-

gen Unterkünfte und infrastrukturen, zu

kommunizieren. aber natürlich bieten

inzwischen auch beispielsweise Clubs in

der Türkei eine sehr gute Qualität. Das ist

ein richtig harter Wettbewerb, in dem wir

uns hier befi nden.“

Ein reines „aufrüsten“ ist keine Lö-

sung, davon ist Werner Bätzing überzeugt:

„Viele anbieter haben das Gefühl, dass die

alpen aufgewertet werden müssen, um

gegen die sonnenziele antreten zu kön-

„Man vernutzt die Natur im Alltag und bewundert sie dafür am Sonntag. Diesen Gegensatz, ähnlich wie Kapital und Arbeit, braucht es in unserer postmodernen Dienstleistungsgesellschaft nicht mehr“.

WERnER BÄTZinG, GEoGRaPH UnD aLPEnFoRsCHER, UniVERsiTÄT ERLanGEn-nÜRnBERG

„Wir vermarkten viel zu wenig das, was wir natürlich haben. Bei Sportarten wie Mountainbiken ist Tirol viel zu spät eingestiegen“.niKi GRissMann, VERansTaLTER DoLoMiTEnMann

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„Best of the Alps“-Orte St. Moritz, Chamonix, Seefeld (von links oben im Uhrzeigersinn)

Page 25: Saison Ausgabe 04/10

25

S AISON:� Herr� Fleckl,� wofür�steht� der� Markenname� „Al-pen“�im�internationalen�Tou-rismus?� GERFRiED FLECKL:

Der alpenraum vereint eine Vielzahl an

spannenden Wertekombinationen. Un-

abhängig von den regionalen Unterschie-

den fi nden sich fünf Kernthemen, die mit

Urlaub im alpenraum assoziiert werden:

unberührte natur, sport und Erholung

in Winter und sommer, traditionsreicher

Kulturraum, Gesundheit  sowie  stabilität

und sicherheit.

Hat�sich�die�touristische�Bedeutung�der�Alpen� im� Laufe� der� Jahrzehnte� verän-dert?�Ja. Die wichtigste Veränderung ist

die Verschiebung von der traditionellen,

alpinen sommerfrische hin zum Winter-

tourismus. Die daraus folgenden Wert-

schöpfungszuwächse sowie die Perspek-

tive, als Ganzjahresdestination am Markt

aufzutreten, haben die Tourismuswirt-

schaft im alpenraum gestärkt. Dies führte

zu einer weltweit einzigartigen Dichte an

qualitativ hochwertigen und vielfältigen

touristischen angeboten.

Gleichzeitig sind durch die auf-

schließung neuer Urlaubsregionen und

Urlaubsthemen die alpendestinationen

einem starken internationalen Wettbe-

werb ausgesetzt. im sommertourismus

hat das Thema „Bergurlaub“ gegenüber

„Urlaub am Wasser“ deutlich an Terrain

verloren. im Wintertourismus nivellieren

einerseits gute Verkehrsanbindungen zu

konkurrierenden Regionen zunehmend

den standortvorteil „alpen“, andererseits

entstehen neue internationale Mitbewer-

ber wie zum Beispiel sochi.

Welche�Vermarktungschancen�haben�die�Alpen�heutzutage? strategisch vorrangig

„ Härterer Wettbewerb zwingt zu mehr Kreativität“

Gerfried Fleckl, Fachbereichsleiter des Tourismus Marketing der FH Salzburg, über den Wettbewerbsvorteil der Alpen, die Chancen der Kooperation und die Stärkung des Sommerurlaubs

ist eine stärkung des sommerurlaubs in

den alpen. Hier liegt auch das größte

Potenzial. Gleichzeitig darf man aber die

Erfolgsgeschichte Wintertourismus nicht

aus den augen verlieren. aktuelle studien

belegen, dass das Potenzial an skifahrern

in Europa deutlich höher liegt als erwartet.

Die Jugend mit zeitgemäßen initiativen

wieder für Wintersport in den Bergen zu

begeistern, sollte für alle alpendestinatio-

nen ein vorrangiges Ziel sein. Die überaus

positiven gesundheitlichen auswirkungen

des skifahrens werden, aus meiner sicht,

zu wenig kommuniziert und oft von

Diskussionen über Verletzungsgefahren

überlagert. Hier ist noch einiges zu holen.

Die�Konkurrenz�ist�für�die�Alpen�größer�und�globaler�geworden.�Welche�Chan-cen�haben�die�Alpen�in�diesem�Wettbe-werb?Der härtere Wettbewerb zwingt die al-

pendestinationen zu mehr Kreativität und

Vielfalt im angebot. aus strategischer

sicht sollte aber, neben den investitionen

in die Hardware, auch vor allem mehr in

die software investiert werden. Damit

meine ich einerseits Qualifi kationsmög-

lichkeiten und Beschäftigungsmodelle für

Mitarbeiter sowie andererseits gezielte

investitionen in die Marke „alpen“.

Einen echten Wettbewerbsvorteil

hat der alpenraum, abgesehen von den

bestehenden angeboten, durch den tra-

ditionsreichen Kulturraum und der damit

verbundenen besonderen Lebensqua-

lität, die sich touristisch hervorragend

vermarkten lässt. so lässt sich ein breiter

Themenbogen spannen, der vom interna-

tionalen Wettbewerb nur schwer kopiert

werden kann.

Vielen�Dank�für�das�Gespräch.� ×

Page 26: Saison Ausgabe 04/10

26

nen.“ Das reine Berggehen scheint oft zu

wenig Erlebnis zu sein. Um gegen exoti-

sche Ziele bestehen zu können, müssen

die alpen aufgepeppt und zu einem Event

werden. Für Bätzing der falsche Weg: „Das

bedeutet auf der einen seite eine investi-

tionsspirale, die nur noch die großen Des-

tinationen durchhalten. Und andererseits

bin ich der Überzeugung, dass die Leute

motiviert werden können, wieder eigene

Erfahrungen erleben zu wollen. Mit den

gekauften angeboten werden ja lediglich

vorgegebene Erfahrungen erworben.“

Sandstrand und Bikini. „Lasst die

alpen sexy sein“, sagt Markus Tschoner.

Der TVB-Chef der olympiaregion see-

feld ist derzeit Vorsitzender von „Best of

the alps“, einem transnationalen Zusam-

menschluss von zwölf Destinationen in

„Das Netzwerken unter den Ländern und mit den Pärtnermärkten muss viel stärker angegangen werden wie schon unter den zwölf Mitgliedsorten von ‚Best of the Alps‘ aus Deutschland, Schweiz, Italien, Frank-reich und Österreich.“

MaRKUs TsCHonER, TVB-CHEF DER oLYMPiaREGion sEEFELD

den alpen. „Das image der alpen muss

unbedingt wieder aufpoliert werden“,

sagt Tschoner. „Man hat sich zu sehr

auf den Winter verlassen und natürlich

haben wir im sommer keine Wetterga-

rantie wie Meeresdestinationen. aber in

den alpen habe ich etwa die Möglichkeit,

bei Regen die perfekte infrastruktur un-

serer Betriebe und orte zu nützen, oder

ich habe die Möglichkeit, in die städte

zu gehen und Kultur zu genießen. Wo

gibt es das sonst?“ auch der Markenna-

me „alpen“ sei bisher zu wenig forciert

worden, da sich die alpenländer zu sehr

als Konkurrenten gesehen haben. „Das

netzwerken unter den Ländern und mit

den Pärtnermärkten muss viel stärker

angegangen werden wie schon unter

den zwölf Mitgliedsorten von ‚Best of the

alps‘ aus Deutschland, schweiz, italien,

Frankreich und Österreich.“

Die Konkurrenz im sommer lockt

mit Billigangeboten, Preisen, denen fast

unmöglich etwas entgegengesetzt wer-

den kann. 149 Euro kostet etwa, für die

Leser einer deutschen Tageszeitung,

eine achttägige Reise an die türkische

Ägäisküste – inklusive Unterkunft in Vier-

und Fünfsternhotels. „Die Frage ist ja gar

nicht, ob ich da mithalten kann, sondern,

ob ich überhaupt mithalten möchte“, sagt

Markus Tschoner. „natürlich muss im Kopf

immer drinnen sein, dass wir uns in einem

wirklich internationalen Wettbewerb be-

fi nden, aber es kann nicht sein, dass wir

versuchen, mit solchen angeboten mitzu-

halten. Wir sind sowieso schon zu billig. Es

kann doch nicht sein, dass man auf einen

guten Winter hoff en muss, damit man sich

irgendwie über den sommer rettet“, sagt

Tschoner und verlangt mehr Mut, auch

das zu verlangen, was man wert ist.

Ein Umdenken ist dafür aber un-

erlässlich. „Der Urlaub in den Bergen im

sommer ist der Dritt- oder Vierturlaub.

Es muss aber wieder en vogue werden, in

die Berge zu fahren, und wir müssen uns

überlegen, wie wir das vermarkten. Das

Thema Wandern hat ein völlig falsches

image, das ist nicht nur etwas für ältere

Gäste. Wer an orte am Meer denkt, der

hat türkisfarbenes Wasser, einen sand-

strand und eine braungebrannte Frau

im Bikini vor augen. Ein ähnliches Bild

braucht es auch für die alpen.“  

„Rumbummeln, Ausschlafen und wandern“. Zwar habe das alpine Wan-

dern in den vergangenen Jahren einen

Wandel durchlebt und sein verstaubtes

image von vor 20 Jahren abgelegt, aber

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Der Strandurlaub als Konkurrenzangebot zu den Alpen: Malediven (oben) und Griechenland

Page 27: Saison Ausgabe 04/10

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Werner Bätzing sieht durchaus noch mehr

Potenzial. „Es braucht eine zentrale Bot-

schaft der alpen. nur die ‚schönen Berge‘,

wie noch zu Goethes Zeiten, funktionie-

ren nicht mehr. auch das Winterimage,

das ein sehr technisches ist, kann nicht

für die gesamten alpen stehen.“

sein Vorschlag geht deshalb in

eine andere Richtung: „Menschen be-

kommen im alpenraum wieder Zugang

zu sich selbst, können eigene sinnliche

Erfahrungen mit der natur machen.“

auch kleinere Tourismusorte, die sich

die technische aufrüstung nicht leisten

wollen und können, hätten bei diesem

image mehr Chancen. Derzeit spiele bei

der Wahl des Urlaubsortes das jeweilige

angebot eine große Rolle. „Die Leute

haben angst, etwas zu verpassen.“

Doch wirklich genützt werde le-

diglich ein Bruchteil des angebots, ist

Bätzing überzeugt. „auf diesen Wider-

spruch muss man hinweisen und fragen:

Was möchten sie im Urlaub wirklich

machen?“ Die antworten darauf sind laut

Bätzing meist ganz traditionell und weit

weg von einem durchgestylten Eventur-

laub: „Rumbummeln, ausschlafen und ein

wenig wandern.“� ×

Alpenevent Dolomitenmann

Page 28: Saison Ausgabe 04/10

28 saison

Die Alpen

Saison: Herr Messner, lassen Sie uns über die Berge sprechen! Das ist doch ein schönes The-ma. Reinhold MessneR: die

Berge sind ein schönes, aber auch ein

dramatisches Thema. in den Bergen gibt

es viele Tote. das liegt daran, dass viel mehr

Menschen hinaufgehen als früher. dabei

verlieren sie mehr und mehr das Wissen

um die Gefahr. ihnen wird eine sicherheit

vorgegaukelt, die es so nicht gibt. Und sie

vergessen, dass jeder für sich selbst die

Verantwortung trägt.

Haben die Menschen zu wenig Respekt vor der Natur? die Beziehung des Men-

schen zur natur hat sich in den letzten

1000 Jahren stark verändert. das Verhält-

nis Mensch-Berg ist heute ein steriles. der

Berg ist zu einem stück Zivilisation gewor-

den, zu touristisch erschlossenem Gebiet.

der Berg ist kein stück Wildnis mehr, in

dem die natur nicht in Ketten gelegt ist.

damit geht natürlich auch das Gefühl des

Besuchers verloren, dass er sich in einem

gefährlichen Raum befindet.

Was suchen die Menschen in den Bergen? Einsamkeit? nein. das glaube ich nicht.

heute gehen 90 Prozent der Bergsteiger

dorthin, wo alle anderen sind. siehe eve-

rest: da sind im Frühling 2000 bis 3000

leute. sie fühlen sich dort nur wohl, weil

da ganz viele andere sind. ich selbst habe

einen ganz anderen Zugang zu den Ber-

gen. Meine ersten starken erfahrungen

habe ich in den Bergen gemacht. angst

zu haben, nicht mehr zurückzukommen,

zum Beispiel.

Sie sind also gern allein? Ja, aber ich bin

nicht der klassische alleingänger. ich gehe

allein, ich bin in allen sparten auch allein

geklettert, um zu sehen, ob ich auch mit

mir selbst zurechtkomme. ich mag nicht im

Pulk gehen. Beim Gehen bin ich gerne für

mich. auf einer hütte oder in einer Pause

bin ich gern unter Menschen und teile mit

ihnen meine erfahrungen.

Was macht das Bergsteigen zum Aben-teuer? Zum abenteuer braucht es drei

ingredienzien: es braucht schwierigkei-

ten, die ich überwinden können muss. es

braucht Gefahr, der ich ausweichen kön-

nen muss, und es braucht die exposition.

Und letzteres ist der schlüssel. Je weiter

ich von der sicherheit entfernt bin, je weiter

oben ich bin oder je weiter draußen, umso

mehr spüre ich die Gefahr.

Sie haben 2004 die Wüste Gobi durch-wandert. Wo sind die Parallelen zwi-schen Berg und Wüste? es gibt eine

geographische Parallele: der Berg ist eine

aufgehäufte Masse steine. die Wüste ist

eine hingestreute Masse steine. Wo heute

eine Wüste ist, waren früher Berge. das

entstehen der Wüsten ist das ergebnis

des alterungsprozesses der Gebirge. die

Wüste suggeriert ein alterndes Gebirge.

es macht dem Wüstenwanderer klar, dass

auch er altert.

Hat sich durch diese Erkenntnis Ihre Sicht auf das Altern verändert? die Wüstenex-

pedition war ein alterseinsehen. es braucht

eine wesentliche erfahrung, sich dem al-

tern zu stellen und genau das zu tun, was

„Das Gipfelglück ist nur ein Klischee“Was macht die Faszination der Berge aus? Warum nehmen viele Menschen große Gefahren in Kauf, um auf den Gipfel zu gelangen? Der Extrembergsteiger Reinhold Messner im Interview.

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Page 29: Saison Ausgabe 04/10

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Page 30: Saison Ausgabe 04/10

30

ZUR PERSON Reinhold Messner (geb. 1944) ist extremberg-steiger, abenteurer und Buchautor aus südti-rol. er ist der erste Mensch, der auf den Gip-feln aller 14 achttausender stand (1970–1986). derzeit widmet er sich seinem Projekt Messner Mountain Museum und seiner stiftung MMF, die Bergvölker weltweit unterstützt. Messner er-hielt zahlreiche Preise und ehrungen, u. a. die „Patron‘s Medal“ der Royal Geographic society für seinen Beitrag zum Bergsteigen und für die Berggebiete. diese auszeichnung ist eine der höchsten, die das britische Königshaus vergibt.

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(2

)

Auf Schloss Sigmundskron bei Bozeneröff nete Reinhold Messner 2006 das Messner Mountain Museum

man kann. ich schließe nicht aus, dass ich

diese Museumsgeschichte (anm.: Reinhold

Messer hat 2006 das Messner Mountain

Museum in Bozen eröff net) erfunden

habe, um das altern leichter zu meistern.

Unterbewusst. ich habe mir eine aufgabe

gesucht, die zu meinem alter passt, die

mich ausfüllt und fordert. stellen sie sich

vor, ich müsste jetzt auf den everest hinauf:

mit drei sherpas, die mich ziehen, und drei,

die hinten schieben, und einem, der die

sauerstoff fl asche hält! (lacht)

Macht es Sie glücklich, auf einem Gipfel zu stehen? das „Gipfelglück“ ist nur ein Kli-

schee. der Gipfel ist kein besonderer ort,

er ist nur der ort der Umkehr. am meisten

passiert bei der Rückkehr.

Es macht Sie nicht glücklich? Warum gehen Sie dann hinauf? es geht um die

auseinandersetzung mit den eigenen

sorgen und Ängsten. Wer hinaufsteigt,

erfährt anstrengung, Zweifel und angst.

das Glück stellen sich nur die Menschen

vor, die unten bleiben und nicht verstehen,

warum jemand auf den Berg geht. die ein-

zige erklärung für sie ist, dass man oben

am Gipfel überglücklich sein muss. aber

die meisten Bergsteiger schwitzen und

haben schmerzen, angst und sorge. dazu

muss man auch stehen, das geht aber nur,

wenn man das Bergsteigen auch als ein

sich-infrage-stellen sieht. es ist auch ein

irrtum, dass man beim Bergsteigen seine

Grenzen überschreitet. Vielmehr erfährt

der Bergsteiger seine Begrenzungen. das

ist ein großer Unterschied.

Sie müssen bei Ihren Extremtouren im-mer wieder Todesangst gehabt haben. die angst ist Teil des spiels. ich brauche

Mut, um mit der angst zurechtzukommen,

ich muss angst und Mut ins Gleichgewicht

bekommen. im Grunde sind angst und

Mut eine einheit. die darf nicht getrennt

werden. Wer nur aus angst besteht, geht

nicht weiter. Wer keine angst hat, wird sich

in eine situation begeben, in der er sterben

wird.

War die Angst nie größer als der Mut?

doch, natürlich! ich habe oft Vorhaben

abgebrochen. ein drittel meiner großen

abenteuer habe ich nicht zu ende gemacht.

aber es gibt auch den Point of no return. in

einem bestimmten Moment kommen sie

nicht mehr aus, nicht mehr vor und zurück:

dann entsteht eine völlig neue situation.

dann wird der Mensch überwach und

entwickelt Kräfte, von denen er nicht ein-

mal ahnte, dass er sie hat. aber man sollte

immer unter der leistungsgrenze bleiben.

Was war Ihre riskanteste Unternehmung?

die expedition zum nanga Parbat 1970. am

ende kamen wir an genau so eine Grenz-

situation. Wir konnten nicht aus. entweder

wir gehen runter oder wir sterben. eine

andere Wahl hatten wir nicht.

Inwieweit hat Sie diese Erfahrung ver-ändert? dass ich weiß, dass wir wirklich

sterben. ich war damals sehr jung. es

wurde mir dabei erst klar, dass der Tod eine

Tatsache ist. ein erwachsener Mensch ist

erst erwachsen, wenn er mit jeder Faser

seines Körpers weiß, dass er sterblich ist.

erst mit diesem Wissen kann man das le-

ben intensiv leben.

seit 40 Jahren mache ich genau das,

was ich gern tue. das hat mir auch den Vor-

wurf eingebracht, ich sei der totale egoist.

aber warum sollte ich etwas tun, was mir

irgendwelche Journalisten, Politiker oder

der Papst vorgeben? ich mache meine

sachen.

Sind Sie nicht religiös? ich bin sehr reli-

giös. aber nicht im christlichen sinne. ich

respektiere alle Religionen. die Menschen

haben sich vor Tausenden Jahren schon

gefragt, woher sie kommen und wohin sie

gehen. die antworten darauf waren ganz

andere als heute. die große Frage ist aber,

woher das Bewusstsein kommt. das ist es,

was alle Menschen verbindet. der dalai

lama sagt, eine friedliche Menschheit sei

nur möglich durch compassion, also das

Mitgefühl.

Sie sehen das alles sehr pragmatisch. aber

ja. die Götter sind alle menschgemacht.

Wenn ein Meteorit einschlagen sollte und

die Menschen aussterben, gibt es auch

keine Götter mehr. so einfach ist das. Wir

Menschen nehmen uns viel zu wichtig.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

Reinhold Messner auf Schloss Sigmundskron

Page 31: Saison Ausgabe 04/10

31

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Page 32: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

DIE ALPEN32

Die Welt und die AlpenZahlen, Daten, Fakten zum Tourismus

Europa hält den mit Abstand größten Anteil am Welttourismus.

Doch die Vormachtsstellung bröckelt.

QUELLEN: T IROL WERBUNG , WORLD TOURISM ORG ANIZ ATION (UNW TO)A S TAT INFO, TOURISMUS IN EINIG EN ALPENG EBIE TEN 20 08EUR . AC/AG R ALP DE .WIKIPEDIA .ORG

G R AFIK: M ARCO LÖSCH

Internationale Ankünfte 2009

GEGENWART

Internationale Ankünfte: Prognostizierte durchschnittliche Wachstumsrate von 1995–2020 Angaben in Prozent

Entwicklung Internationale Ankünfte Angaben in Prozent

5�%Naher Osten

3�%Afrika

48�% Europa

24�%Asien und Pazifi k

19�%Amerika

52�% Europa

21�%Asien und Pazifi k

16�%Amerika

6�%Naher Osten

5�%Afrika

6,5Ostasien und Pazifi k

6,2Südasien

3,9Amerika

7,1Naher Osten

5,5Afrika

4,1Gesamt

3,0Europa

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

55

60

65

5

10

15

20

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30

35

40

45

50

55

60

65

1995 2000 2005 2010 2015 2020

Europa Ostasien und Pazifik SüdasienNaher Osten AfrikaAmerika

+ 0,5 %+ 2,2 %

- 1,2 %

+11,0 %

-13,9 %

+ 1,4 %

Tourismuseinnahmen 2009

ZUKUNFT

Page 33: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

DIE ALPEN 33

Region Übernachtungen Aufenthalt Dauer Ankünfte Anteil Übernachtungen Anteil Ankünfte

Tirol 31.735.223 4,6 6.901.834 27,9% 24,8%

Südtirol 22.355.635 5,0 4.503.204 19,7% 16,1%

Salzburg 16.779.817 4,0 4.211.480 14,8% 15,1%

Bayern 12.528.248 3,2 3.856.883 11,0% 13,8%

Trentino 11.300.262 4,6 2.446.427 9,9% 8,8%

Graubünden 6.206.022 3,2 1.968.763 5,5% 7,1%Vorarlberg 5.164.248 3,8 1.366.879 4,5% 4,9%Tessin 2.596.490 2,3 1.148.222 2,3% 4,1%Sondrio 2.004.362 3,8 527.050 1,8% 1,9%Belluno 2.000.800 4,1 493.596 1,8% 1,8%St. Gallen 1.048.789 2,3 460.593 0,9% 1,7%Gesamt 113.719.896 4,1 27.884.931 100,0% 100,0%

DIE ALPENÜbernachtungen Gastgewerbliche Beherber -gungsbetriebe ausgewählter Alpenländer – 2008

Staat Alpenfl äche in km2 Alpenfl äche in % Alpenbevölkerung Alpenbevölkerung in %Alpenanteil am

Staat: Fläche in %Alpenanteil am

Staat: Bevölkerung in %

Deutschland 11.100 5,8 1.380.000 10,1 3 2Frankreich 40.800 21 2.450.000 18,0 7 4Italien 52.000 27 4.100.000 30,1 17 7Liechtenstein 160 0,08 35.000 0,2 100 100Monaco 2 0,001 17.000 0,1 100 100Österreich 54.600 29 4.000.000 29,4 65 50Schweiz 24.850 13 1.740.000 12,8 60 23Slowenien 6.800 3,5 640.000 4,7 40 32Gesamt 190.900* 100 13.600.000 100,0 – –

HERKUNFTSLÄNDERDer Großteil der Touristen in den Alpenländern kommt aus Deutschland (44,1%). Dahinter folgen

Italien (17,6%), Schweiz (7,7%) und Österreich (7%). In den meisten Gebieten kommt der Großteil

der Gäste aus dem eigenen Land. Ausnahmen sind die österreichischen Alpenländer und Süd-

tirol, wo Gäste aus Deutschland den heimischen Markt zahlenmäßig übertre� en.

TOP-TENder Destinationen weltweit (Ankünfte 2009)

1. F Frankreich 6. GB Vereinigtes Königreich

2. USA USA 7. TR Türkei

3. E Spanien 8. D Deutschland

4. CHN China 9. MAL Malaysia

5. I Italien 10. MEX Mexiko

11. A Österreich

Allgemeine Daten der Alpenstaaten

Page 34: Saison Ausgabe 04/10

saison

die alpen34

TourismusbetriebAlpenvereinDer Alpenverein ist längst mehr als ein Klub von Bergfexen. Er ist ein wichtiger Faktor im Alpintourismus und nicht selten gefangen zwischen seinen Rollen als Naturschutzorganisation und Tourismusbetrieb.

Von Florian G a sser

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Die Franz-Senn-Hütte in den Stubaier Alpen: Hüttenwirt Thomas Fankhauser sieht sich als „Tourismusunternehmer“.

Page 35: Saison Ausgabe 04/10

saison

die alpen 35

R und 350.000 nächtigun-

gen jährlich, 800 arbeits-

plätze und 13.000 Betten

– nicht Österreichs größte

hotelkette, sondern die eckzahlen des

oesterreichischen alpenvereins (oeaV).

Der alpenverein ist ein Big-Player im hei-

mischen Tourismus und der größte Beher-

bergungsbetrieb des Landes. oftmals eine

Zwickmühle für den alpenverein, sieht er

sich doch selbst auch als naturschutzor-

ganisation. Das Wort „Tourismus“ kommt

in seinen statuten nicht einmal vor. Die

drei hauptaufgaben sind die förderung

des Bergsports, die Jugendarbeit und der

alpine natur- und umweltschutz.

Das weltweit größte Sportgerät. robert renzler, Generalsekretär des

oeaV, hört es nicht gerne, wenn vom

alpenverein als Tourismusunternehmen

gesprochen wird: „Wir sehen uns ei-

gentlich nicht als Tourismusbetrieb. Die

touristische aufgabe des alpenvereins ist

Mittel zum Zweck, um den Bergsport zu

fördern“, sagt er. „Dabei stellen wird das

weltweit größte sportgerät zur Verfügung,

die alpen.“

Doch auch dieses selbstverständ-

nis war nicht immer common sense im

alpenverein. Der ursprüngliche Gedanke

bei der Gründung 1862 war die förde-

rung der Wissenschaft (siehe kasten

„Geschichte des alpenvereins“). Die er-

schließung und der Bau der hütten waren

primär dazu da, einen wissenschaftlichen

Zugang zu bekommen. auch die karten,

die vom hochalpinen Gelände ange-

fertigt wurden, waren wissenschaftlich

notwendige arbeiten, um das Gebirge

zu erschließen. Das Gebiet war bis dato

nur schlecht kartographisch erfasst. „Das

militär-geographische institut erfasste nur

die niederungen genau, der hochalpine

raum war wirtschaftlich und militärisch

uninteressant und wurde daher nur sehr

schematisch dargestellt“, sagt Martin ach-

rainer vom archiv des oeaV. Die neuen

karten im Maßstab 1:25.000 waren ein

„Wir sehen uns eigentlich nicht als Tourismusbetrieb. Die tou-ristische Aufgabe des Alpenver-eins ist Mittel zum Zweck, um den Bergsport zu fördern“.roBerT renZLer, GeneraLsekreTÄr Des oeaV

„Natürlich stellt sich oft die Frage, wie wir etwa mit Verpackungsmüll umgehen, wenn wir zum Beispiel für Gäste abgepackte Butter anbieten müssen“.ThoMas fankhauser, hÜTTenWirT

Meilenstein. Doch der wissenschaftliche

fokus wurde nicht überall mit Wohlwollen

verfolgt. auch die zentralistische organi-

sationsform – die Zentrale war in Wien

und der Verein war an die Wiener univer-

sität angedockt – stieß vielen sauer auf. so

kam es 1869 zur Gründung des Deutschen

alpenvereins in München, dessen statu-

ten zwar ähnlich lauteten, der jedoch den

Wege- und hüttenbau massiv forcierte.

„Sonntags-Touristerei“. Gerade in

Tirol gab es anfangs Widerstand gegen den

aufkommenden Bergtourismus. Die „Brix-

ner Chronik“, eine zweimal wöchentlich er-

scheinende „Zeitschrift für das katholische

Volk“ glaubte 1892 die Gründe für die

massiv gestiegene anzahl an Bergunfäl-

len gefunden zu haben: nicht die große

ausbreitung des Tourismus sei schuld,

vielmehr seien der „nichtbeachtung der

sonntagspfl icht“ und der „ärgerniserre-

genden sonntags-Touristerei“ die unglü-

cke zuzuschreiben, denn „eine ungeahnte

Menge der verunglückten Touristen“ sei-

en „an sonn- und festtagen verunglückt“.

Doch diese kritik verstummte rasch. „es

stellte sich einfach bald der erfolg ein und

man sah, dass die Tiroler nicht plötzlich

alle protestantisch wurden“, sagt Martin

achrainer. „Gegen ende des 19. Jahrhun-

derts war es mit dieser kritik vorbei.“

Der hüttenbau wurde in dieser

Phase massiv vorangetrieben. Bis zum

ende des Jahrhunderts wurden bereits

300 hütten eröff net. Doch der Boom

rief auch kritiker auf den Plan. „Je mehr

Leute kamen, umso breiter wurden auch

die ansprüche an die hütten“, sagt die

ethnologin ingeborg schmid-Mummert.

„Dagegen haben sich viele gewehrt, ge-

rade die Bergsteiger, die von sich sagten,

sie hätten das nicht nötig und bräuchten

den komfort des Tals nicht auch auf 3000

Metern.“ Das resultat waren die 1921 be-

schlossenen Tölzer richtlinien: neue hüt-

ten sollten wieder klein und bescheiden

sein. Große neubauten sollte es in Zukunft

keine mehr geben.

Doch die fronten brachen immer

wieder auf, zwischen jenen, die die alpen

als exklusives abenteuer verstanden, und

den anderen, die das Bergerlebnis für alle

zugänglich machen wollten. „Teile vom

alpenverein haben sich darin gesuhlt,

die Berge nicht nur zu begehen, sondern

sie auch zu verstehen. Das ist schon ein

elitärer anspruch, den es auch heute

noch gibt. auch beim naturschutz schei-

den sich oft die Geister“, sagt schmid-

Mummert. „auf der einen seite etwa die

sportkletterer und auf der anderen seite

die vehementen Verfechter des edelweiß-

pfl ückverbotes. Dabei sollte es darum

gehen, alle interessen unter einen hut

zu bringen.“ auch das selbstverständnis

des alpenvereins unterlag Wandlungen.

Wehrte er sich zu Beginn noch gegen

Bergsteiger, weil diese ein rein sportliches

interesse verfolgen würden, so sah er sich

später als deren anwalt und war gegen

Touristen in den alpen.

Unrentables Kerngeschäft. heu-

te sieht man das ein wenig entspannter.

Thomas fankhauser, hüttenwirt der

franz-senn-hütte in den stubaier alpen,

versteht sich als „Tourismusunternehmer“.

ein spannungsfeld mit dem naturschutz

sieht er dabei nur bedingt. „Der natur-

schutz ist Teil unseres Produktes, das wir

verkaufen“, sagt er. und doch gibt es in

fragen der organisation schon immer

Page 36: Saison Ausgabe 04/10

36

„Natürlich sind wir zum Teil ein Tourismusbetrieb. Aber wir versuchen schon immer den Spagat zur Naturschutzorgani-sation zu scha� en“.ThoMas BuCher, DaV

wieder kleinere Balanceakte. „natürlich

stellt sich oft die frage, wie wir etwa mit

Verpackungsmüll umgehen, wenn wir

zum Beispiel für Gäste abgepackte But-

ter anbieten müssen“, sagt fankhauser.

„hier muss man schon manchmal kom-

promisse eingehen.“ 190 schlafplätze

fi nden sich in seiner hütte. 13 Personen

arbeiten dort oben, auf über 2100 Metern.

eine homepage ist für fankhauser heute

genauso eine selbstverständlichkeit wie

das angebot von mobilem internet für

die Gäste.

Zwar sind die hütten eines der

kerngeschäfte des alpenvereins, doch

rentabel sind sie nicht. Der größte Be-

herbergungsbetrieb Österreichs arbeitet

defi zitär. ein Drittel der erhaltungskosten

der hütten muss der oeaV zuschießen.

„nicht zuletzt durch massive umbauten

ab Beginn der 1990er Jahre hat sich der

hüttenbetrieb enorm verteuert“, erklärt

robert renzler. Viele hütten haben auch

ihre aufgabe als Zwischenstation ver-

loren. Zur Belebung wird nun versucht,

andere funktionen zu fi nden, etwa durch

den umbau von Teilen der hütten zu se-

minarräumen. „Wir müssen nachziehen,

das ist ganz klar. früher war etwa keine

Dusche notwendig, das ist heute fast

undenkbar“, so renzler und fügt hinzu:

„natürlich erhalten wir das Bestehende,

aber trotzdem sind wir kein Tourismus-

betrieb.“ Doch nicht nur werden seit

den 1980er Jahren keine neuen hütten

mehr gebaut, auch auf neue Wege wird

verzichtet und eingriff e in die Bergwelt

werden abgelehnt. „Das Tourismuskapi-

tal ist die naturbelassene Landschaft. Wir

verwehren uns demnach auch gegen eine

‚eventisierung‘ der Berge, etwa durch

aussichtsplattformen auf den Gipfeln.“

Hüter der naturbelassenen Land-schaft. auch der Deutsche alpenverein,

der in Tirol mehr hütten betreibt als der

oeaV, sieht sich oft im spannungsfeld

zwischen naturschutz und Tourismus.

„natürlich sind wir zum Teil ein Touris-

musbetrieb. aber wir versuchen schon

immer den spagat zur naturschutzorga-

nisation zu schaff en“, sagt Thomas Bucher

vom DaV. etwa bei Münchens olympiabe-

werbung. „Wir haben es uns nicht leicht

gemacht, die richtige Position zu fi nden.

inzwischen sind wir an der Bewerber-

gesellschaft beteiligt und wollen unser

know-how für möglichst ökologische

spiele einbringen.“

ingeborg schmid-Mummert sieht

in Zukunft weitere Themen auf den al-

penverein zukommen. „für viele sektio-

nen stellt sich derzeit etwa die frage, ob

sie sich eine kletterhalle leisten oder das

Geld verwenden, um ihre hütten zu er-

halten. Das werden große fragen, denen

sich der alpenverein wird stellen müssen.“

Der alpenverein wird wohl immer

in einem spannungsfeld bleiben, als

naturschutzorganisation und als Touris-

musbetrieb. auch wenn robert renzler

die alpen als „sportgerät“ betrachtet, die

hauptaufgabe des alpenvereins ist für ihn

klar: „Wir sehen uns als hüter der natur-

belassenen Landschaft.“ ×

Als 1879 die Berliner Hütte in den Zillertaler Alpen eröff net wurde, steckte die touristische Erschließung der Alpen noch in den Kinderschuhen.

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Page 37: Saison Ausgabe 04/10

37

www.waterkotte.de

seit 1969

Die Wärmepumpen-SystemlösungDie Heizung mit Erdwärme:

sparsam – sauber – zukunftssicher! Die Pionierleistung und Entwicklung von

Klemens Waterkotte, von ihm zum Erfolg geführt

1862 wird der Oesterreichische Alpen-verein in Wien gegründet. Vereinszweck

war „die kenntnis von den alpen zu ver-

breiten, die Liebe zu ihnen zu fördern und

ihre Bereisung zu erleichtern“.

Doch die Beschränkung auf die

Wissenschaft und die zentralistische

organisation war für viele nicht akzep-

tabel. Daher wurde 1869 der Deutsche Alpenverein in München gegründet. Das

„Deutsch“ bezieht sich dabei nicht auf

einen staat, sondern auf die „Deutschen

alpen“.

1873 fusionieren der oeaV und DaV zum

DuOeAV. Bis zum ersten Weltkrieg ent-

stehen fast 400 sektionen. 1914 waren

bereits 319 Hütten mit über 8500 Schlaf-plätzen im Besitz des alpenvereins. Die

namen der hütten, etwa „Berliner Hütte“, weisen noch heute auf die sektion hin,

die sie einst errichtet hat. 1919 führen die

meisten sektionen den „Arierparagra-phen“ ein und schließen Juden von der

Mitgliedschaft aus.

In den 1920er Jahren explodiert die

Mitgliederzahl, die hütten sind stark über-

füllt. ein Teil des alpenvereins setzt sich

dafür ein, die hochalpinen regionen den

Bergsteigern vorzubehalten und „zu den Wurzeln zurückzukehren“. Der komfort

auf den hütten wird von ihnen abgelehnt.

es entsteht ein erster konfl ikt zwischen

Geschichte des Alpenvereins

den interessen der Bergsteiger und des

Massentourismus. 1927 wird als reaktion

darauf die „Erhaltung der Ursprünglich-keit und Schönheit des Hochgebirges“ in

die satzung aufgenommen.

Mit dem Anschluss Österreichs

1938 erhielt der alpenverein die staatliche

aufgabe des „fachamtes für Bergsteigen

im reichsbund für Leibesübungen“. au-

ßerhalb des DaV durfte kein Verein von

Bergsteigern mehr bestehen.

1951 übernahm der alpenverein wieder

die Bezeichnung oesterreichischer al-

penverein. Die hütten der ehemaligen

reichsdeutschen sektionen kommen

nach der unterzeichnung des staatsver-

trages an die ursprünglichen Besitzer, die

sektionen des Deutschen alpenvereins,

zurück.

in den Jahren danach setzten neue

entwicklungen und strömungen im al-

penverein ein. so wurde in den 1980ern

durch die wachsende Umweltbewegung

der naturschutz aufgewertet. auch bei

der Durchsetzung des nationalparks

hohe Tauern war der oeaV maßgeblich

beteiligt. Anfang der 1990er Jahre stieg

durch den Boom im Bergsport die Mit-

gliederzahl rasant an. Heute ist er mit

380.500 Mitgliedern der größte alpine Verein Österreichs. ×

Der oesterreichische alpenverein in Zahlen

• 380.500 Mitglieder• 195 Sektionen• 238 Hütten, die jährlich von

970.000 Gästen aufgesucht werden.

• 13.000 Schlafplätze, 350.000 Nächtigungen jährlich.

• Gemeinsam mit dem DaV betreut der oeaV insgesamt

40.000 Kilometer Wegein Österreich – das entspricht der Länge des Äquators.

Page 38: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

DIE ALPEN38

Genau 41,5 Prozent der EU-

Bürger sagen, sie würden

eher auf den Skiurlaub als auf

Sommerreisen oder Städte-

trips verzichten. Das muss uns zu denken

geben.“ Harry Gatterer, Geschäftsführer

des Zukunftsinstituts Österreichs, sieht die

Zukunft des Alpintourismus kritisch. Wie er

untersuchen zahlreiche Wissenschaftler

Reisegewohnheiten und deren Entwick-

lung. Beobachtungen über längere Zeit-

räume sollen Trends erkennen lassen und

zeigen, vor welchen Herausforderungen

der Tourismus der Zukunft steht. Für den

Alpintourismus sehen die Zukunftsforscher

bereits heute Handlungsbedarf.

Dabei schaut doch alles ganz gut

aus: Die Nächtigungszahlen legten in

den ersten fünf Monaten des Jahres 2010

um 4,9 Prozent zu. Die Wirtschaftskrise

scheint überstanden zu sein, die Touristi-

ker sind positiv gestimmt. In einer Umfra-

ge der Tirol Werbung Anfang des Jahres

glauben immerhin 13 Prozent der befrag-

ten Unternehmer an eine Verbesserung,

nahezu zwei Drittel an ein Gleichbleiben

der Situation.

Aber auch Peter Zellmann, Zu-

kunftsforscher und Leiter des Instituts für

Freizeit- und Tourismusforschung in Wien,

warnt vor zu viel Gelassenheit: „Touristiker,

die sich jetzt nicht mit den gegenwärtigen

Alpenurlaub in 20 JahrenDer klassische Skiurlaub gehört der Vergangenheit an. Warum, wohin und wie lange wird der Tourist der Zukunft verreisen? Ein Ausblick.

VON S YLVIA A INE T TER

Trends auseinandersetzen, werden künftig

nicht mehr wettbewerbsfähig sein.“ Auf

die Bedürfnisse der Gäste einzugehen,

sie ernst zu nehmen und darauf basie-

rend neue Konzepte zu entwickeln, sei

der Schlüssel zu einem zukunftsfähigen

Alpentourismus. Doch wie sehen die ak-

tuellen Urlaubstrends aus?

„Bei der Urlaubsplanung steht die

Frage, wo man hin will, nicht mehr im

Vordergrund. Kunden fragen ,Was will ich

erleben?’ und suchen dann die Destination

aus“, erklärt Harry Gatterer. „Wir wollen

nicht nur weg, um uns zu entspannen.

Vielmehr geht es darum, sich selbst zu

spüren, zu entdecken und zu verstehen.“

Individualreisen. Das Zauberwort

heißt Selfness: Der moderne Tourist will

nicht mehr passiv Wellnessbehandlungen

über sich ergehen lassen, sondern aktiv

an seiner Entspannung und der Verbes-

serung seiner Lebensqualität mitarbei-

ten. Die intensive Auseinandersetzung

mit der eigenen Persönlichkeit steht im

Vordergrund. Meditation in unberührter

Natur, Fastenkuren, Entspannungstech-

niken zum Stressabbau und Bewegung

statt Sport sind nur einige Beispiele für

Selfness. „Reisen wird vielschichtiger und

individueller“, fasst Gatterer zusammen.

Das betri£ t allerdings nicht nur die Rei-

semotivation. „Hoteliers müssen fl exibler

werden, was die Länge des Aufenthalts und

den Tag der Anreise betri£ t“, rät Zellmann.

Der klassische Winterurlaub von Samstag

bis Samstag gehört der Vergangenheit

an. Generell existiere das Modell mit zwei

Wochen Sommer- und einer Woche Win-

terurlaub nicht: Und wer im Winter nicht

ohnehin lieber in den Süden fährt, nimmt

sich immer seltener ganze sieben Tage Zeit

für Wintersport. Im Trend sind Skiwochen-

enden bzw. 4-Tages-Skiurlaube. Generell

wird lieber öfter, dafür aber kürzer Urlaub

gemacht.

Laut IFT lag die durchschnittliche

Reisedauer der Österreicher im Jahr

2009 bei 11,32 Tagen. Im langjährigen

Vergleich ist sie merklich gesunken: Vor

15 Jahren betrug sie noch 13,05 Tage. Bei

den deutschen Bundesbürgern ist die Si-

tuation ähnlich: Nach einer Studie der For-

schungsgemeinschaft Urlaub und Reisen

e.V. dauerte 2009 eine durchschnittliche

Reise unserer nördlichen Nachbarn genau

13 Tage, im Jahr 2003 noch 14,4 Tage.

Technikjunkies. Der Urlaub beginnt

für die meisten nicht mehr am ersten Ur-

laubstag, sondern bereits viel früher – im

Internet. „Schon heute informieren sich

60 Prozent der Reisenden vorab im Web.

Nehmen Sie nur Google Earth! Sie schauen

sich alles genau an: keine Überraschungen

mehr“, sagt Gatterer. Bei einer Befragung

durch Fast Future Research gaben 74 Pro-

zent der Befragten an, künftig eine Online-

Community vor der Buchung befragen zu

wollen. Reiseforen, Social Networks, Web-

Cams – die Reisevorbereitung fi ndet im

virtuellen Raum statt. Aber das Netz dient

nicht nur zur Informationsbescha£ ung,

auch Buchungen erfolgen immer öfter

online. „Touristiker, die jetzt noch nicht

„Nur jedes Jahr einen neuen Lift zu bauen, ist zu wenig.“HARRY GATTERER, TRENDFORSCHER, GESCHÄFTSFÜHRER DES ZUKUNFTSINSTITUTS ÖSTERREICH UND EXPERTE FÜR „NEW LIVING“.

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Page 39: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

DIE ALPEN 39

im Internet vertreten sind, werden in 20

Jahren nicht mehr vom Fremdenverkehr

leben können“, prognostiziert Zellmann.

Aber nicht nur ein moderner Inter-

netauftritt, sondern auch die technische

Ausstattung der Unterkunft wird immer

wichtiger. Die Grenze zwischen Privat-

und Geschäftsreise ist nicht mehr klar

zu ziehen. „Wir steuern auf eine kreative

Ökonomie zu, in der Urlaub nicht mehr

zwingend das Gegenteil von Arbeit ist“,

erklärt Gatterer. Aus diesem Grund verlan-

gen Reisende häufi ger nach kostenlosem

technischen Support wie Kopierer und

W-Lan, selbst wenn sie sich im Urlaub

befi nden.

Erinnerungen gegen Geld. Für

einfallsreiche Touristiker lohnt sich der

Aufwand: Durchschnittlich lassen sich

Deutsche wie Österreicher ihren Urlaub

1038 Euro kosten. „Geld wird punktueller

und gezielter ausgegeben. Angebote, die

superspeziell, außergewöhnlich oder ein-

fach für den Einzelnen total tre£ end sind,

werden aber auch gut bezahlt“, bestätigt

Gatterer. Immer mehr Menschen würden

allerdings auf „Überservice“ verzichten

und sogenannte „Chic&Basic“-Produkte

buchen, wie zum Beispiel einen billigen

Flug und ein edles Hotel.

Zweck des Urlaubs sei jedoch in

erster Linie, etwas Einzigartiges zu erle-

ben. „Reisen ist immer Erinnerungsdesign.

Gerade in den Alpen muss man auch zei-

gen, dass man hier modern ist und sich

mit Ökologie ernsthaft und innovativ be-

schäftigt“, rät Gatterer, „es sollte gelingen,

authentisch und echt zu bleiben, ohne den

Anschluss zu verpassen: Der direkte Kon-

takt zur Natur, die Freude an Extremen in

Verbindung mit Tradition – das wird auch

in Zukunft interessant bleiben.“ ×

Saison: Wie wird der Tourismus im Alpenraum in 20 Jahren ausse-

hen? PETER ZELLMANN: Im Prinzip gleich

wie heute. Für die Tourismuswirtschaft in

den nächsten 20 Jahren sind die Urlaubs-

gewohnheiten nachhaltig kalkulierbar,

dramatische Änderungen sind nicht zu

erwarten. Touristiker, die fl exibel sind,

können sich auf kleinere Modewellen

problemlos einstellen.

Was ist mit den Prophezeiungen, dass Geschäfts- und Urlaubsreisen kaum mehr unterscheidbar sein werden, Menschen mehr Wert auf Nachhaltig-keit legen etc.? Das ist schon seit eini-

gen Jahren so! Die Ganzheitlichkeit der

Lebensstile hat in den 70ern und 80ern

eingesetzt. Alle Aspekte wie Ökologie,

Vereinbarkeit von Familie und Beruf,

Flexibilität in der Urlaubsplanung, das

Internet als Informationsquelle bei der

Urlaubsplanung – das alles ist bereits

Realität! Natürlich schließen sich dem

jetzt immer mehr Menschen an, von einer

neuen Entwicklung zu sprechen, ist aber

nicht richtig.

Wird das Internet bei Urlaubsplanung und -buchung an Bedeutung gewin-nen? Das Internet ist jetzt schon immens

wichtig. Hotels, die heute noch nicht im

Internet sind, wird es in 20 Jahren nicht

mehr geben – die sind jetzt schon nicht

mehr wettbewerbsfähig. Die Buchungs-

tools sind jetzt aber noch zu unfl exibel.

Das wird in 20 Jahren besser sein. Aber

deswegen werden nicht mehr Menschen

verreisen.

„Richtig erfasste Bedürfnisse lassen

zukunftsfähige Angebote entstehen.“ PETER ZELLMANN, LEITER DES INSTITUTS FÜR

FREIZEIT- UND TOURISMUSFORSCHUNG

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„ Urlaubsgewohnheiten sind kalkulierbar“Prof. Peter Zellmann, Experte für „New Living“, im Interview

Was müssen Touristiker außerdem be-herzigen, um in 20 Jahren noch immer wettbewerbsfähig zu sein? Hoteliers

müssen fl exibler werden und auf die Be-

dürfnisse der Gäste reagieren. Touristiker,

die sich jetzt nicht mit der Gegenwart

auseinandersetzen, sind zum Scheitern

verurteilt. Richtig erfasste Bedürfnisse

lassen zukunftsfähige Angebote entste-

hen. Zukunft ist nicht prognostizierbar,

aber gestaltbar.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

Page 40: Saison Ausgabe 04/10

Bezahlte anzeige

Im Jahr 2009 startete auf Initiative von LH Günther Platter und LHStv. ÖR Anton Steixner die Kampagne „Bewusst Tirol“ von Land Tirol, Agrarmarketing Tirol und der Tirol Werbung. In der Gast-

ronomie und Hotellerie sollen vermehrt regionale Produkte zum Einsatz kommen. Ziel ist, die Tiroler Wirtschaft, den Touris-mus und die Landwirtschaft nachhaltig zu stärken und die Wertschöpfung in der Re-gion zu steigern. Nun wurde das Projekt auf öffentliche Großküchen ausgeweitet. Auch hier sollen vermehrt Milch und Milchpro-dukte aus Tirol eingesetzt werden.

Schulterschluss von Tourismus und LandwirtschaftLandeshauptmann Günther Platter spricht im Zuge dieses Projektes von einem wich-tigen „Schulterschluss von Tourismus, Handel und Landwirtschaft“. „Wer in einem fremden Land Urlaub macht, erwartet sich,

Tirol auf den TellerMehr heimische Produkte in die Gastronomie: Das Projekt „Bewusst Tirol“ von Land Tirol, Agrarmarketing Tirol und Tirol Werbung rückt die Regionalität in den Vordergrund.

mit regionalen Produkten verwöhnt zu werden. Tirol hat dabei einiges zu bieten: Das Angebot, von würzigem Berg- über schmackhaften Ziegen- bis hin zu mild-cremigem Weichkäse und einer Vielzahl weiterer Spezialitäten, hergestellt aus bes-ter Tiroler Milch, begeistert den Gaumen eines jeden Genießers“, erläutert Platter. LHStv. ÖR Anton Steixner, Obmann der Agrarmarketing Tirol, freut sich über den positiven Verlauf des Projekts und ergänzt: „Tirols Bauern veredeln das Dauergrünland wie Almen, Wiesen und Felder mit viel Einsatz und Engagement zu hervorragen-den Qualitätsprodukten. Sie pflegen und erhalten damit die unvergleichliche Land-schaft Tirols, die jährlich hunderttausende Touristen in unser Land lockt. Positive Re-aktionen von Gastronomen und Hoteliers sowie dem Gastrogroßhandel zeigen, dass wir mit diesem Projekt den richtigen Weg gewählt haben.“

„Das Bewusstsein muss dahingehend gestärkt werden, dass vermehrt Tiroler Produkte auf den Teller kommen“.LHStv. ÖR Anton Steixner

Käsespezialitäten aus Tirol sollen vermehrt in Tirols Gastronomie und Hotellerie zum Einsatz kommen.

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Page 41: Saison Ausgabe 04/10

Bezahlte anzeige

Bewusst Tirolgewachsen und veredelt in Tirol.

Nachhaltiger Imagegewinn„Unser Ziel ist es, Einheimische und Gäste von der Spitzenqualität heimischer Produk-te zu überzeugen und ihnen einen Einblick in die Welt der Tiroler Landwirtschaft bzw. Milchwirtschaft zu bieten“, berichtet DI Wendelin Juen, Geschäftsführer der Ag-rarmarketing Tirol, „Tirol ist bekannt für seine einzigartige Landschaft, seine Berge und Täler. Nun gilt es, Tirol kulinarisch zu positionieren und für seine hervorragenden Produkte bekannt zu machen.“ Neben Be-sichtigungen von Sennereien für Gäste und Mitarbeiter, Mitarbeiterschulungen und der Erstellung von speziellem Werbemate-rial für heimische Produkte soll durch eine optimale Platzierung von Tiroler Produkten das Image der teilnehmenden Gastrono-mie- und Hotelleriebetriebe nachhaltig ge-stärkt werden. Gezielte Bewusstseins- und Profilbildung soll die Käsekompetenz Tirols beim Konsumenten dauerhaft verankern. So stammen nicht alle bei Tiroler Händlern gekauften Produkte aus Tirol.

Öffentliche KüchenAuch in den Küchen von öffentlichen Ein-richtungen wie Alten- und Pflegeheimen sowie Krankenhäusern werden künftig mehr regionale Produkte verwendet. Es gibt teilweise erhebliche Informationsde-fizite beim Einsatz von Tiroler Produkten. So stammen nicht alle bei Tiroler Händlern gekaufte Produkte aus Tirol. Nur etwa 50% des in öffentlichen Küchen verwendeten Käses stammt aus Tirol. „Das Bewusstsein muss dahingehend gestärkt werden, dass vermehrt Tiroler Produkte auf den Teller kommen“, ist LHStv. ÖR Anton Steixner überzeugt.

Page 42: Saison Ausgabe 04/10

42 MAGAZIN

Aktion99. Wie im vergange-

nen Herbst und heurigen Frühjahr bieten

kleine Tiroler Unterkunftsbetriebe wieder

einen Kurzurlaub um 99 Euro an. Privatzim-

mer- und Ferienwohnungsvermieter, Pen-

sionen und viele Tiroler Bauernhöfe laden

Tirol-Fans zu ein paar entspannenden Tagen

in die herbstliche Tiroler Natur. Der Pau-

schalpreis von 99 Euro enthält zwei bis vier

Nächte bei Zimmer oder Ferienwohnung mit

Frühstück oder zwei bis fünf Nächte in einer

Ferienwohnung ohne Verpfl egung. Darüber

hinaus ist im Preis eine Zusatzleistung aus

dem Angebot des Hauses oder der Region

inkludiert. Diese kann eine Wellnessbe-

handlung, eine Wanderung, eine Radtour

oder ein Ausfl ug mit der ganzen Familie

sein. Wie viele Übernachtungen die Betriebe

um 99 Euro anbieten – also ob zwei, drei

oder vier – bleibt ihnen überlassen.

www.aktion99.tirol.at

Das Organisationskomitee der 2012

in Innsbruck stattfi ndenden Olym-

pischen Jugendwinterspiele war vor

kurzem beim sommerlichen Pendant in

Singapur zu Gast. Gemeinsam mit der

Tirol Werbung lud man zum „First Win-

ter Youth Olympic Games Soiree“ und

stimmte die Olympische Familie auf die

Spiele in Innsbruck und Seefeld ein. Das

Youth Olympic Team Austria feierte dabei

zudem die Bronzemedaille des Tiroler

Triathleten Luis Knabl, der von LH-Stv.

Hannes Gschwentner vor Ort die Tiroler

Sportleruhr überreicht bekam. Innsbruck

2012-Geschäftsführer Peter Bayer: „Die

beeindruckende Erö� nungsfeier, der

Besuch im Olympischen Jugenddorf,

die vielen Eindrücke, die wir durch die

Gespräche mit dem Singapur-Organi-

sationskomitee und wichtigen Partnern

sammeln konnten – diese Erfahrungen

sind sehr wertvoll, und wir werden sie

dementsprechend in unsere weitere Or-

ganisation einfl ießen lassen.“ ×

www.innsbruck2012.com

Tirol besucht Singapur

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LH-Stv. Hannes Gschwentner, ÖOC-Präsident Dr. Karl Stoss und Peter Bayer, Geschäfts-führer der Olympischen Jugend-Winterspiele 2012, gratulierten dem Tiroler Luis Knabl zur ersten österreichischen Medaille bei Olympischen Jugendspielen. Fünf Jahre

Alpine Gastgeber

D ie grenzüberschreitende Kooperation

Alpine Gastgeber feiert heuer ihr fünf-

jähriges Bestehen – und setzt auf die Kom-

munikation im Internet. Neben der kürzlich

erfolgten Neugestaltung des Web-Auftritts

sind die Alpinen Gastgeber mit ihren 450

Mitgliedsbetrieben nun auch in Facebook

vertreten. Bei den Alpinen Gastgebern han-

delt es sich um einen Zusammenschluss

von Privatzimmervermietern und kleinen,

familiär geführten Beherbergungsbetrie-

ben aus den Ferienregionen Allgäu, Ober-

bayern, SalzburgerLand und Tirol. ×

www.facebook.com/alpine.gastgeber

www.alpine-gastgeber.com

Page 43: Saison Ausgabe 04/10

43

GEHOBENER SPASSKabarettist Lukas Resetarits beschäftigt sich in seinem 23. Programm mit Österreich, genauer mit Osterreich, ganz ohne ö-Striche. Heraus kommt „ein Warietee“ und vor allem kluger Witz mit Trag-weite und Tiefgang. 15. 9. 2010, Stadtsaal, Imst

JUNGE MEISTERSCHAFTDie Kremerata Baltica versammelt unter der Leitung des Geigenvirtuosen Gidon Kremer die besten jungen Musiker des Baltikums. Die Konzer-te des Ensembles zeichnen sich durch technische Meisterschaft und frische Interpretationen aus.19. 9. 2010, Congress Innsbruck

GETANZTE LEIDENSCHAFT„TangOtoño“ ist das erste Tangofestival Tirols: mit Kursen, Konzerten, Milongas und einem umfang-reichen Rahmenprogramm. Besonders empfeh-lenswert ist das Konzert von Anja Lechner und Dino Saluzzi in den Swarovski Kristallwelten.22. bis 24. 10. 2010, Innsbruck und Wattens

WEITERE VERANSTALTUNGEN8. Internationale Literaturtage Sprachsalz 10. bis 12.9.2010, ganztägig, Parkhotel u. a., Hall www.sprachsalz.comWolfgang Hübsch: Geliebte alte Tante Jolesch17.9.2010, 20.00 Uhr, Saal der Musikschule, Lienz www.stadtkultur.atSchwerpunkt Otto Grünmandl: Biermösl Blosn 28.10.2010, 20.00 Uhr, Kurhaus, Hallwww.stromboli.atPublic Enemy 5.11., 20.00 Uhr, Hafen, Innsbruck, www.hafen.cc

KULTURTIPPSVON ES THER PIRCHNER

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Bike-Portal. Bei rund 5200 Mountainbikekilometern muss

man sich erst einmal zurechtfi nden. Das neue Anfang des Sommers gelaunchte

Online-Portal www.bike.tirol.at listet 146 Touren im ganzen Land auf. Die Touren

sind unterteilt in die Kategorien Leicht, Mittel, Schwer, Singletrails, Bike Trail und

Bike Trail-Rundtouren. Zur Streckenbeschreibung gibt es kostenlose GPS-Daten

und Linktipps. Weiters fi nden Mountainbike-Fans auf der neuen Website auch

Packages in den Top-Regionen Tirols. Außerdem kann man sich hier nützliche

Tipps zur Pfl ege des Rades und zum Thema Sicherheit holen. Mit Hilfe der Vi-

deos mit Kurt Exenberger von der Bike Academy kann man seine Fahrtechnik

verfeinern, denn der Profi verrät hier, wie man sich in bestimmten Fahrsituatio-

nen am besten verhält. Biker, die ihre Erlebnisse auf Tirols Mountainbikerouten

gerne mit anderen teilen möchten, können dies in Form von Blogeinträgen tun.

Darüber hinaus gibt es immer wieder Gewinnspiele mit attraktiven Preisen.

www.bike.tirol.at

BUCHTIPP

„BERGSTEIGERGESELLSCHAFT ‚WILDE BANDE‘ INNSBRUCK” VON GÜNTER AMOR

Am Anfang standen fünf Männer, die 1878 am Stempeljoch den Beschluss zur Gründung eines Bergsteigervereins fassten – die „Wilde Bande“ war die erste Bergsteigergesellschaft Innsbrucks, eine Gruppe von bergbegeisterten, angesehe-nen und einfl ussreichen Mitgliedern der Sektion Innsbruck des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Rasch stieg die Mitgliederzahl auf die angestrebte Obergrenze von zwanzig an. Das Bergsteigen an sich, die Erschließung der Berg-welt und der Bau von Wanderwegen und Gipfel-anstiegen waren eine Herzensangelegenheit der „Wilden Bande“, deren Spuren sich nach der Feier anlässlich des 60-jährigen Bestehens 1937 verlie-ren. Der Innsbrucker Günter Amor hat in langer mühevoller Kleinarbeit zahlreiche Quellen in öf-fentlichen Archiven und Sammlungen, aber auch Schriftstücke aus Privatbesitz durchforstet, um die Geschichte der „Wilden Bande“ zu erforschen.

Günter Amor: „Bergsteigergesellschaft ‚Wilde Bande‘ Innsbruck”, Universitäts-verlag Wagner, 188 Seiten, 19,90 Euro

Page 44: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

MAGAZIN44

SAISON: Herr Ringler, seit wann fasziniert Sie die Luftfahrt? JAKOB RINGLER:

Schon immer eigentlich. Mit

13 Jahren war ich jeden Samstag am

Flughafengelände zum Fliegerschauen

und erkannte sämtliche Flugzeugtypen

an ihren Landegeräuschen. Der Moment

meiner Berufung war aber mit zwölf

Jahren, als meine Tante eine Postkarte

mit einer brandneuen Boeing 707 drauf

aus New York schickte. Das war dann der

Auslöser.

Frau Ringler, was war bei Ihnen der Aus-löser? IRENE RINGLER: Die Hochzeit mit

meinem Mann (lacht). Ich habe in Inns-

bruck und während unserer Zeit in Mün-

chen in einer Bank gearbeitet, aber wie

heißt es? „Mitgehangen, mitgefangen“.

Die Fliegerei war immer schon Jakobs

Passion und ein besetzendes Thema. Es

war immer schon sein Traum, eine eige-

nen Fluggesellschaft zu besitzen. Wenn

ich mich nicht dafür interessiert hätte,

wäre es sicher schwierig geworden.

Wie gelang Ihnen der Schritt zur Luft-fahrt, Herr Ringler? JAKOB R.: Angefan-

gen habe ich bei der British Eagle Airways

in Innsbruck als Ko� erträger, Ticketver-

käufer und Flugzeugabfertiger. Als nach

dem Unglück von 1964 (Am 29. Februar

1964 fl og eine Maschine knapp unter-

halb des Gipfels in den Glungezer und

zerschellte, wobei alle 83 Personen an

Bord ums Leben kamen. Es ist bis heute

das schwerste Flugunglück in Österreich,

Anm.) der Flughafen zum Sportfl ughafen

für Sonntagsfl ieger verkam, studierte ich

Wirtschaft und legte als Diplomarbeit ein

„Regionalfl ugverkehrskonzept für Öster-

reich“ vor. Die Austrian Airlines hätten

mich dann als Assistent in die Direktion

aufgenommen, aber ich hatte bereits für

die Biafra-Luftbrücke der Vereinten Kir-

chenhilfe / Caritas International im Golf

von Guinea zugesagt.

Was haben Sie dort gemacht? JAKOB

R.: Ich habe dort als 22-Jähriger ein Jahr

lang nächtliche und vor allem gefährli-

che Hilfsfl üge in die vom Bürgerkrieg

gebeutelte Zone von Biafra organisiert.

Lebensmittel sind rein- und Kinder raus-

gefl ogen worden.

Sind Sie selbst gefl ogen? Haben Sie den Pilotenschein? JAKOB R.: Nein, ich

kann nicht selber fl iegen. Aus einem ganz

„Pfe� er in unser Leben gebracht“Der Innsbrucker Jakob Ringler ist der eifrigste Fluggesellschaf-ten-Gründer Österreichs. Vor über 30 Jahren startete die Ty-rolean Airways, vor zehn Jahren die Welcome Air, dazwischen die Christophorus Flugrettung und das Tyrolean Jet Service. Unterstützt von seiner Frau Irene, ohne die „nichts gegangen wäre“, wie er im Interview mit SAISON erzählt.

DA S INTERVIEW FÜHRTE NINA HEIZER .©

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AIR

Page 45: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

MAGAZIN 45

banalen Grund: Ich trage seit der Schule

eine Brille. Damals durften Brillenträger

keinen Pilotenschein machen. Auch hat

mich die extrem strenge Auswahl, wo

vor allem auf mathematisches Wissen

und sportliche Fähigkeiten gesetzt wird,

geschreckt.

Sie haben nach sieben Jahren als Mar-ketingleiter für ein deutsches Regional-fl ugzeugprojekt in München gemein-sam mit Gernot Langes-Swarovski und Christian Schwemberger-Swarovski die Tyrolean Airways gegründet. War Tirol damals bereit für eine eigene Flugge-sellschaft? JAKOB R.: Zwischen 1978

und 1980 haben wir von allen Seiten

Prügel bezogen. Eine private Fluggesell-

schaft war in der Zeit der verstaatlichten

Betriebe unvorstellbar. Aber am 1. April

1980 startete die erste Maschine. Aller-

dings hatten wir die ersten fünf Jahre

keine Linienkonzession. Wir waren als

„Bedarfsverkehr mit festen Abfl ugzeiten“

eingestuft.

Frau Ringler, wie haben Sie diese Zeit in Erinnerung? IRENE R.: Als sehr turbulent

und spannend. Ich habe die ersten 15 Jah-

re in der ground operation mitgearbeitet.

JAKOB R.: Auch die ersten Uniformen hat

sie ausgesucht.

IRENE R.: Ja, da habe ich auch mitgehol-

fen. Und als die Flugambulanz begonnen

hat, kamen die ersten Anrufe bei uns zu

Hause. Manchmal hat um fünf Uhr Früh

das Telefon geklingelt. Da war ich schon

fest eingebunden.

Es wurden mit der Tyrolean Airways noch weitere Bereiche der Luftfahrt ausgebaut. Neben den Linienfl ügen gab es Hubschrauberfl üge für die hoch-alpine Bauwirtschaft, Businessfl üge und die Ambulanz-Flüge, die 1983 mit den Christophorus-Hubschraubern zur Marke wurden. Wie passt das alles in ein Unternehmen? JAKOB R.: Schwierig,

daher wurde 1983 die Tyrolean Airways

in fünf getrennte Bereiche, in alles se-

parate Firmen aufgeteilt. Wir haben

gekrönte Häupter gefl ogen und dann

wieder Beton transportiert. Das passte

nicht zusammen.

1999 kam das Angebot von Gernot Langes-Swarovski, im Rahmen eines Management Buy-Outs das Ambulanz-Unternehmen Tyrol Air Ambulance zu übernehmen. Wie schwierig war die Entscheidung? JAKOB R.: Sehr schwierig!

Wir standen vor der Möglichkeit plötzlich

selber Unternehmer zu sein. Wir haben

uns diesen Schritt schon sehr gut überlegt.

IRENE R.: Wir waren damals Anfang 50

und manche unserer Bekannten waren

auf dem Weg in die Pension und wir wur-

den Jung-Unternehmer. Das stieß nicht

nur auf Verständnis.

JAKOB R.: Daher war auch von Anfang

an klar, dass es nur eine Sache auf Zeit

sein kann. Wir haben im Jahr 2000 die

Welcome Air als Muttergesellschaft ge-

gründet und sie in drei Bereiche, Linie,

Ambulanz und Charter, aufgeteilt.

Wie waren die vergangenen zehn Jah-re? JAKOB R.: Das war eine aufregende

Zeit. Sie hat Pfe� er in unser Leben ge-

bracht (lacht) und uns sehr zusammen

geschweißt. Es war aber auch sehr an-

strengend. Wir waren rund um die Uhr er-

reichbar, Urlaub oder Abendgestaltungen

waren nur sehr eingeschränkt möglich.

IRENE R.: Aber wir haben den Schritt nie

bereut, nein! Wer nicht mal was wagt,

wird sich immer nur in den sicheren

Bahnen bewegen. Wenn wir heute ir-

gendwo im Ausland auf einem Flughafen

eine Welcome-Air-Maschine sehen oder

auch eine Tyrolean – das ist schon was.

Da sind wir stolz drauf. Besonders bei den

gelb-lila-Fliegern der Welcome Air reißt

es uns schon noch.

Wie hat die Branche auf die ausgefallene Farbgebung ihrer Airline reagiert? JA-

KOB R.: Die Kommentare waren anfangs

schlimm. Der Chef eines deutschen

Telekom-Multis ist deswegen nicht bei

uns eingestiegen. Er meinte, die Farbe

sei „zum Kotzen“.

IRENE R.: Und jetzt hat dieses Unterneh-

men fast die gleichen. Wir stellten uns

die Frage, wie wir als kleine Gesellschaft

au� allen können. Das ging nur über die

damals noch sehr unüblichen Farben.

Rückblickend auf die letzten zehn Jah-re hätten Sie sich auch eine einfachere Zeit aussuchen können, um eine Airline zu gründen, oder? JAKOB R.: Es waren

viele Highlights, aber auch viele Hiobs-

botschaften enthalten, das stimmt. Es

hat gleich einmal mit dem 11. September

begonnen, dann kam SARS, wegen dem

ganze Gruppen storniert haben. Die Si-

cherheitsprobleme, EU-Vorschriften, die

Wirtschaftskrise. Oder die ganze Treib-

sto� entwicklung: Heute ist der fünfmal

so teuer als noch vor zehn Jahren. Es

hätte wirklich einfacher gehen können.

Wie geht es bei Ihnen weiter? JAKOB

R.: Ich warte dringend auf viel Freizeit.

Seit 2008 führt der Luftfahrtprofi Hel-

mut Wurm die Welcome Air als CEO.

Ihm zur Seite steht seit kurzem Manfred

Helldoppler als COO. Mit diesem Team

bin ich sehr glücklich. Die Airline gehört

inzwischen zu hundert Prozent einem

Schweizer Unternehmen. Ich werde noch

bis 2011 dort beratend tätig sein.

IRENE R.: Ich bin schon ganz draußen und

hole vieles ohne Zeitdruck nach. Man ge-

nießt die Dinge bewusster, wenn man sie

zehn Jahre nicht machen konnte.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

IRENE UND JAKOB RINGLERDie beiden Innsbrucker sind seit 1972 ver-heiratet, haben zwei Töchter und zwei En-keltöchter. Als 22-Jähriger organisiert Ja-kob Ringler Flüge für die Biafra-Luftbrücke in Afrika. 1972 zieht er gemeinsam mit Irene nach München und arbeitet bei einem deut-schen Regionalfl ugzeugprojekt. Gemeinsam mit Gernot Langes-Swarovski und Christian Schwemberger-Swarovski gründet er 1978 die Tyrolean Airways (Erstfl ug am 1. April 1980). 1983 wird die alpine Flugrettung, die er gemeinsam mit dem Arzt Gerhard Flora beginnt, mit den Christophorus-Hubschrau-bern zur Marke. 1999 ergibt sich die Möglich-keit eines Management Buy-Outs der Tyrol Air Ambulance und Jakob Ringler gründet gemeinsam mit seiner Frau die Welcome Air. Inzwischen ist die Airline im Besitz eines Schweizer Unternehmens und wird von zwei Geschäftsführern geleitet. Irene hat sich ins Privatleben zurückgezogen, ihr Mann folgt ihr nächstes Jahr.

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Page 46: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

MAGAZIN46

Teamwork als wesentliches ElementDie Tirol Werbung organisiert sich neu. Das Ziel: Mehr Power in der Kooperation mit den einzelnen Tourismusregionen – und eine noch kantigere Marke Tirol.

VON MICHAEL RIEDLER

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Page 47: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

MAGAZIN 47

Eine gute Organisation hat

laufend an Verbesserungen

zu arbeiten und periodisch

auch an größeren Verände-

rungen“, begründet Josef Margreiter,

Geschäftsführer der Tirol Werbung, die

jetzt anlaufende dritte große Strukturer-

neuerung („Change Agenda“) in der TW.

Sie war nicht zuletzt deshalb notwendig

geworden, weil sich die Umfeldbedingun-

gen weiter stark verändern: Da sind nicht

nur neue Marketingkanäle, nicht nur der

Online-Boom, sondern auch neue Strate-

gien auf Bundesebene für die Österreich

Werbung etwa.

Und schließlich hat sich in Tirol

selbst ja vieles geändert. Aus dem Fle-

ckerlteppich von Tourismusverbänden ist

eine Landkarte mit starken Organisatio-

nen geworden, die zu vielen Marketing-

maßnahmen fähig sind. Die Eckpunkte der

Reorganisation:

1. Kooperationsmarketing neu. Es gab einige Entwicklungen in der TW

selbst, die zum Handeln veranlassten,

etwa beim Kooperationsmarketing. Hier

hat die Tirol Werbung in den letzten

Jahren über die „Tirol Marketing Service“

Sonderprogramme für spezialisierte

Agebotsgruppen entwickelt. Dieses

Know-how ist nun – im Gegensatz zu

früher – unbestritten und routiniert auf

„Wir werden künftig kantiger werden. Tirol bleibt Tirol in der Markendefi nition, aber die Über-setzung, die Aktivierung der Marke wird schärfer werden.“JOSEF MARGREITER, GESCHÄFTSFÜHRER DER TIROL WERBUNG

„Wir müssen im Internet wieder an die

Spitze kommen, und ich habe keine großen

Sorgen, dass wir das nicht scha� en.“

JOSEF MARGREITER

Schiene. Diese Aktivitäten werden daher

in den Hauptbetrieb der TW „reintegriert“

und nicht mehr über die eigene Schiene

„Tirol Marketing Service“ abgewickelt.

2. Standortmarketing. Die TW wi-

ckelt weiterhin mit ihren Partnern Tiroler

Zukunftsstiftung, Agrarmarketing Tirol

und Bildungsinstitutionen die Agenden

des Standortmarketings ab. Die aufge-

bauten Kooperationen (etwa bei Welt-

ausstellungen oder Olympia) bleiben

bestehen. Und: Es bleibt natürlich wie

bisher die Aufgabe der TW, die Marke

Tirol zu führen.

3. Neue Führung der Marke Tirol. Hier gibt es auch eine massive Stärkung:

„Die Führung der Marke Tirol wird mit

deutlich mehr Ressourcen ausgestattet“,

kündigt Margreiter an. Intensiviert werden

dabei auch die Kooperationen mit der

starken Markenlandschaft in Tirol (Kitzbü-

hel, Ischgl, Innsbruck etc.). Das Ziel dieses

Bereichs: die Beliebtheit und Bekanntheit

der Marke und des Landes zu stärken. Und

Margreiter kündigt an: „Wir werden künftig

kantiger werden. Tirol bleibt Tirol in der

Markendefi nition, aber die Übersetzung,

die Aktivierung der Marke wird schärfer

werden.“ Das betri¡ t unter anderem die

Bildsprache, das „Corporate Wording“,

aber auch etwa die Prioritäten bei der

Unterstützung von Veranstaltungen.

4. Wieder zentrale Länderver-antwortliche. Bei konkreten Kampa-

gnen in Kooperation mit den Verbänden

und Regionen zur Steigerung der Nach-

frage wird das Rad nicht neu erfunden.

„Da setzen wir auf Kontinuität, was die

Kernmärkte betri¡ t“, sagt Margreiter.

Verstärkt wird aber die Orientierung auf

Themen (wie Skitourismus, Wandertou-

rismus etc.). Es geht darum, die richtigen

Produkte auf die richtigen Märkte zu brin-

gen, und das aus einem Guss (nicht wie

früher, als teilweise Angebotsentwicklung

und Vermarktung in der Kompetenz zwei-

er verschiedener Teams standen).

Neu ist, dass es jetzt wieder zentral

Verantwortliche für einzelne Länder-

märkte gibt – Experten, die die entschei-

denden Leute in diesen Märkten kennen

und dort die ersten Ansprechpartner für

die Tiroler Touristiker sind.

5. Online: Wieder an die Spitze. Auch im Bereich E-Marketing und Online-

Tourismus will Margreiter deutlich aufrüs-

ten, „nicht, indem wir wieder eine eigene

Technologiegesellschaft gründen“ (wie

Tiscover), sondern indem man auf allen

Plattformen eine starke Präsenz aufbaut,

von www.tirol.at bis Facebook. „Tirol hat

hier ein Jahrzehnt lang eine europaweite

Führungsrolle eingenommen. Wir befi n-

den uns nach wie vor im vorderen Feld,

aber nicht mehr in der absoluten Spitze“,

gibt Margreiter zu. Aber: „Wir müssen

wieder an die Spitze kommen, und ich

habe keine großen Sorgen, dass wir das

nicht scha¡ en.“

Was die Touristiker davon haben. Die Touristiker, Regionen und Verbände

sollen mehrfach profi tieren von der neu-

en Struktur:

∞ durch die neuen zentralen Länderver-

antwortlichen

∞ durch künftige Möglichkeiten, nicht

nur gemeinsame Kampagnen, sondern

auch gemeinsame Markenwerbung mit

der TW zu betreiben

∞ durch gemeinsame Planung von Maß-

nahmen (bisher lud die TW zu Koope-

rationen ein, jetzt lädt sie bereits zur

Planung von solchen Kooperationen

ein).

Das alles ist möglich auf der Basis einer

sehr gut aufgestellten Marktforschung.

Diese wird auch Grundlage sein für den

völlig neuen eigenen Bereich „Strategie-

entwicklung“. Führende Köpfe aus dem

Tiroler Tourismus haben ihre Bereitschaft

signalisiert, sich dabei stärker in die TW

zu integrieren – nicht mit dem Ziel, ihr

eigenes Süppchen zu kochen, sondern

gemeinschaftlich die Marke Tirol und die

Destinationen zu stärken.

Das wesentliche Element der

Strukturreform heißt Teamwork, sagt

Margreiter: Das Zusammenspiel der Tirol

Werbung mit den Touristikern und Ver-

bänden soll deutlich mehr Schlagkraft

entwickeln und die Strahlkraft der Marke

Tirol spürbar stärken. ×

Page 48: Saison Ausgabe 04/10

saison

magazin48

D ie Technologie ist nicht

neu. Wir haben sie nur neu

angewandt“, sagt norbert

span. Und doch haben der

studierte Meteorologe aus steinach und

seine Geschäftspartner Peter Grasser und

Marius Massimo eine Weltneuheit erson-

nen. Wer mit ihrem aussichtsfernrohr

namens Viscope das Panorama genießt,

etwa auf der Tiroler Zugspitzbahn, wo das

erste Exemplar aufgestellt wurde, dem

werden auch die namen und Höhenan-

gaben der Berge ins Gesichtsfeld einge-

blendet. Punktgenau und automatisch

scharf. Damit lassen sich auch für den

unbedarften Betrachter die einzelnen Gip-

fel identifizieren – ein Kunststück, das mit

einem herkömmlichen aussichtsfernrohr

trotz opulenter Panoramatafeln zur orien-

tierung bisweilen etwas Übung verlangt.

Der Clou dabei: Die Erfinder haben

sich ein längst ausgelaufenes Patent aus

den 1920er Jahren zu nutze gemacht

und für ihre anforderungen adaptiert.

Eine art umgekehrter Diaprojektor mit

einer leistungsstarken LED-Lampe blen-

det informationen in das Gesichtsfeld ein,

Bildträger ist ein Dia. Wie das system der

drei Tüftler im Detail funktioniert, bleibt ein

gut gehütetes Geheimnis. span sagt nur so

viel: „Wir haben eine wirklich sehr einfache

idee gehabt, wie wir das Problem, in ein

optisches system etwas einzublenden,

umgehen“.

Computerchips, komplexe steuer-

elemente oder sonstiges High-Tech sucht

man dabei jedenfalls vergebens. Das ho-

rizontal schwenkbare Viscope mit einem

Gesichtsfeld von 20 Grad – es wird fix auf

einem sockel montiert – besteht nur aus

Kunststoff- und Metallteilen sowie der op-

tik. Einzig wegen der LED-Lampen wird ein

12-Volt-anschluss benötigt. in Zeiten von

Beamer, Touchscreen und Co. wirkt das

spezialfernrohr beinah wie ein anachro-

nismus – und ist damit bestens gerüstet

für die harten Umweltbedingungen in

Info mit AusblickDrei Tiroler haben ein Aussichtsfernrohr entwickelt, das den Benut-zer mit Informationen zum Panorama versorgt. Name und Höhe eines Berges werden direkt in das Blickfeld eingeblendet.

Von M at thia s Kr apf

den Bergen. Dank seiner einfachen und

robusten Bauweise widersteht das Viscope

sowohl extremer Kälte und nässe als auch

unsachgemäßer Handhabung. Einmal

aufgestellt und justiert, sei es im Grunde

wartungsfrei, sagt norbert span, der sich

auf die Konzeption von ausstellungen und

outdoor-inszenierungen spezialisiert hat

(Team Eiswelten) und die Bedürfnisse von

Touristikern gut kennt.

Prototyp und Marktreife. Zwei

Jahre lang haben der Hobby-astronom

und seine Mitstreiter in der gemeinsamen

Firma i.d.e.e. herumexperimentiert. Bis mit

Fördermitteln des Landes Tirol schließlich

ein Prototyp gebaut werden konnte. „Der

war dann aber zu teuer“, erzählt span. in

Zusammenarbeit mit den Herstellern der

Bauteile konnten die Kosten dann doch

auf einen marktfähigen Preis reduziert

werden. inklusive Montage werden für ein

Viscope rund 5000 Euro fällig.

20 stück wurden mittlerweile

installiert – neben der Zugspitze unter

anderem auch am Hintertuxer Gletscher,

der schmittenhöhe in salzburg und dem

nationalpark Hohe Tauern. „Uns war es

wichtig, dass die gesamte Fertigung in Ti-

rol erfolgt. nur die LED-Lampen beziehen

wir aus asien“, erklärt norbert span. Dies

gilt auch für die nächste, etwas modifi-

zierte serie, deren Produktion im Herbst

startet. Und es gibt noch einen weiteren

anspruch: Das Viscope wird prinzipell

ohne Münzeinwurf gebaut. Für das Be-

trachten des Bergpanoramas Geld zu

verlangen, widerstrebt spans Verständnis

von alpiner inszenierung: „Die Leute be-

zahlen ja schon, wenn sie mit der Bahn

hinauffahren.“

Derzeit arbeiten die Fernrohrher-

steller an weiteren anwendungsmöglich-

keiten. Denn eingeblendete informationen

könnten auch im urbanen Bereich oder in

Museen einen attraktiven Zusatznutzen

bringen.� ×

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Page 49: Saison Ausgabe 04/10

saison

magazin 49

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AUGMENTED REALITY auf mobilen Geräten gelten augmented-reality-anwendungen (aug-mented reality = erweiterte realität) seit aufkommen der smartphones als vielversprechende Technologie. Dabei werden etwa im Display eines iPhones zusätzlich zum „realen“, von der Kamera aufgenommenen Bild weitere informationen eingeblendet. Dies können zum Beispiel topo-grafi sche Daten sein oder informationen zu sehenswürdigkeiten. Eine der ersten anwendungen von augmented reality überhaupt waren die sogenannten Head-Up-Displays in Kampffl ugzeugen, die im sichtfeld des Piloten Flug- und instrumentendaten darstellen.

www.viscope.at

Norbert Span mit dem Viscope: „Uns war es wichtig, dass die ge-samte Fertigung in Tirol erfolgt.“

Page 50: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

MAGAZIN50

D as Schild wirkt ein wenig

verloren. Auf der Bun-

desstraße zwischen Afi esl

und St. Stefan am Walde,

inmitten der Hügellandschaft des oberös-

terreichischen Mühlviertels, weisen große

Lettern auf Österreichs einziges Single-

hotel hin: „AVIVA make friends“. Seit drei

Jahren buhlt das Hotel der etwas anderen

Art um die Gunst der ständig wachsenden

Schicht von Alleinstehenden, ein Klientel,

um das immer mehr geworben wird.

Von 1985 bis heute ist die Zahl der

österreichischen Singlehaushalte um nicht

weniger als 61 Prozent gestiegen. Über

1,2 Millionen gibt es davon hierzulande.

Die Gründe sind vielfältig, wie etwa der

demographische Wandel und die gestie-

gene Scheidungsrate. Das Geschäft mit

den Singles boomt, die Umsätze steigen

und steigen. Singlepartys sind längst

nicht mehr ein Privileg der Großstadt-

Spaßkultur in Wiener Innenstadtbezirken.

Vom Kochkurs für Alleinstehende bis zur

Singlekreuzfahrt im Indischen Ozean und

dem Singletrekking in Kenia wird alles ge-

boten. Gerade im Urlaub sind Singles eine

lohnende Kundenschicht, die noch relativ

wenig ausgereizt ist.

Angst vor Swingerclub. St. Stefan

am Walde: ein 800-Seelen-Ort im ober-

österreichischen Mühlviertel – touristisch

unerschlossen. Bis vor wenigen Jahren

verzeichnete der Ort keine dreihundert

Nächtigungen pro Jahr. Werner Pürmay-

er hat mit seinem Singlehotel einen Nerv

getro� en. Das Viersternhaus verhalf dem

Örtchen zu über 10.000 Übernachtungen.

Doch gerade am Anfang war es nicht leicht.

„Natürlich verbinden nach wie vor viele mit

dem Begri� ‚Single‘ etwas Schmuddeliges.

Viele hatten sogar Angst, wir würden hier

einen Swingerclub bauen“, sagt Pürmayer

und lacht. Auch wenn Partys an der Tages-

ordnung stehen und in der hauseigenen

Disco wie auch in der benachbarten AVIVA

Alm die Nacht zum Tag wird, reicht das

keinesfalls aus. „Urlaub als Kontaktbör-

se hat sich schon in den 1980ern nicht

durchgesetzt“, sagt Ulrich Reinhardt von

der Stiftung für Zukunftsfragen in Ham-

burg dazu. „Singles sind schon realistisch

genug, um zu wissen, dass man die große

Liebe nicht unbedingt im Urlaub fi nden

wird. Spaß und ein Abenteuer schon und

das wollen und erwarten sie auch.“

Werner Pürmayer wollte keinen rei-

nen „Verkuppelungsschuppen“ erö� nen.

Hundert Zimmer fi nden sich in seinem Ho-

tel, siebzig davon sind Einzelzimmer. Wer

sich hier im Wellnessbereich massieren lässt

oder am Badesee in der Sonne räkelt, hat

nur wenig Lust auf Dinge wie Speeddating

oder Online-Kontaktbörsen. Viele, die hier

sind, möchten auch einfach nur alleine auf

Urlaub fahren, in ein Hotel, in dem sie nicht

von den Familien am Nachbartisch beäugt

werden, wenn sie nur mit sich selbst beim

Frühstück sitzen. So wie Michael aus Wien.

Er ist Single, berufl ich viel unterwegs und

suchte nach einer Möglichkeit, alleine auf

Kurzurlaub zu fahren. Er sitzt in einen Ba-

demantel eingewickelt an der Bar und isst

Kuchen. „In den meisten Hotels fühlt man

sich als Alleinstehender sehr schnell unwohl.

Aber hier ist das anders, weil eben alle mit

denselben Voraussetzungen herkommen.“

Untypisches Verhalten. „Wenn man

ein Angebot für Singles scha� en möchte,

ist es schon wichtig darauf zu achten, die

Zielgruppen zu trennen“, erklärt Ulrich

Reinhardt. Ein Angebot für Singles in ei-

nem Familienhotel ist ebensowenig ratsam

wie neben einer Honeymoon Suite. „Der

Großteil ist nicht freiwillig alleinstehend

und für einen Single gibt es nichts, was

Zielgruppe SinglesDer Markt für Singles boomt. Auch im Tourismus ist das Geschäft mit den Alleinstehenden längst angekommen. Doch wer Urlaub für einsame Herzen anbietet, muss mehr auf Lager haben als Partys und Speeddating.

VON FLORIAN G A SSER

Das AVIVA im Mühlviertel hat sich als erstes Hotel Österreichs auf Singles spezialisiert.

Page 51: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

MAGAZIN 51

frustrierender ist als das kuschelnde Lie-

bespaar nebenan.“

Als Gästeschicht sind Singles aber

allemal lohnend, auch wenn das touris-

tische Verhalten eher untypisch ist. „Ich

glaube, es gibt keine fl exibleren Touristen

als Singles“, sagt Pürmayer. Für ihn sind sie

die Lastminute-Könige. „Zwei Drittel der

Buchungen kommen eine Woche vor der

Anreise.“ Die Flexibilität zeigt sich aber auch

vor Ort: Viele der Gäste verlängern ihren

Urlaub spontan um einige Tage. Doch Sing-

les sind auch anspruchsvolle Kunden und

alles andere als eine homogene Gruppe mit

denselben Wünschen und Bedürfnissen.

„Jemand, der frisch geschieden ist,

oder eine langjährige Beziehung hinter sich

hat und das aufarbeiten möchte, erwartet

sich etwas anderes als jemand, der hier-

her kommt und nur Spaß möchte“, sagt

Pürmayer. Um dem zu begegnen, muss

ein breites Angebot zur Verfügung stehen:

Vom Flirtcoach über Beziehungs- und Le-

bensberater bis hin zum Marathontrainer

und dem Ausritt mit einer Harley Davidson

reicht die Palette. „Wir müssen sicher mehr

anbieten als ein normales Hotel. Aber es

wird angenommen. Bei unseren Wande-

rungen etwa sind manchmal ein Drittel aller

Gäste dabei“, sagt Pürmayer.

Wenn Michael am Abend den Spei-

sesaal betritt, wird er von einem Kellner an

einen der großen Tische begleitet. Nach

dem Zufallssystem werden die Gäste zu-

sammengesetzt, auf dass sie untereinander

ins Gespräch kommen. Zwangsbeglückt

wird aber niemand. Wer das nicht möchte,

kann auch auf einem der Einzeltische Platz

nehmen. „Ich kann hier von einem Moment

auf den anderen alleine sein und ein paar

Stunden später aber wieder mit einer gro-

ßen Gruppe Bier trinken. Das ist es, was ich

möchte“, sagt Michael.

Noch nicht ausgereizt. Ausreichend

ist das Angebot für Singles im Tourismus

noch keineswegs. „Ich glaube nicht,

dass der gesellschaftlichen Entwicklung

bereits genügend Rechnung getragen

wird. Es könnte sicher noch deutlich

mehr angeboten werden“, erklärt Ulrich

Reinhardt. Während der Städtetourismus

bereits erfolgreich bei Singles wirbt, ist

das sonstige Angebot noch eher spärlich.

Zwar werden auch in Tirol Wanderungen,

Skitouren, Hüttenabende und ähnliches

für Singles angeboten, doch der Markt ist

damit noch nicht ausgereizt. Gerade für

die Wintersaison sieht Reinhardt Potenzial.

„Der Wintertourismus wird ja oft auch mit

Spaß am Abend gleichgesetzt, hier passt

das Thema Singles sehr gut hinein. Für

den Bergtourismus im Sommer ist es da

schon schwieriger. Nur weil jemand ande-

re Singles tri� t, wird er nicht zum Wandern

kommen“, sagt Reinhardt, „bei der Schicht,

bei der aber Interesse dafür vorhanden ist,

kann das auch im Sommer funktionieren.“

Im Mühlviertel ist es inzwischen

Abend geworden. Eine Gruppe steht um

ein Lagerfeuer versammelt. Bevor sie hier

waren, kannten sie sich untereinander noch

nicht, doch in der kurzen Zeit haben sich

einige von ihnen bereits angefreundet.

Auch Michael steht hier und nippt an sei-

nem Bier. „Die Frau fürs Leben werde ich

hier nicht fi nden, aber dafür bin ich gar nicht

hier. Ich möchte einfach nur ungezwun-

gen Spaß haben.“ Werner Pürmayer sieht

das nüchtern: „Es werden nicht unbedingt

immer die große Liebesgeschichten, aber

es entstehen auch Freundeskreise. Wir sind

dazu da, die Kommunikation zu unterstüt-

zen. Das ist unsere Herausforderung.“ ×

„Der Großteil ist nicht freiwillig alleinstehend und für einen Single gibt es nichts, was frustrierender ist als das kuschelnde Liebespaar nebenan.“ULRICH REINHARDT, STIFTUNG FÜR ZUKUNFTSFRAGEN

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SINGLES IN ÖSTERREICHWie viele Singles in Österreich leben, ist schwierig zu erheben. Laut Statistik Austria gibt es hierzulande 1,2 Mio. Singlehaushalte. Eine Umfrage der Partneragentur Parship.at gemeinsam mit dem IFES-Institut erhob 1,4 Mio. alleinstehende Personen zwischen 18 und 69 Jahren. Die meisten Singles leben in Wien, dort sind 33 Prozent der Einwohner al-leinstehend, gefolgt von Niederösterreich mit 26 Prozent. Die übrigen Bundesländer haben im Schnitt rund zehn Prozent weniger Single-anteil. Eine aktuelle Umfrage von Parship.at erhob, wo Singles ihren ersten Urlaub mit ei-nem neuen Partner verbringen würden. Dem-nach würde jeder vierte in ein Romantik-Hotel reisen, 22 Prozent an einen See und 16 Pro-zent auf eine „einsame Alm“.

Page 52: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

MAGAZIN52

Mit gelben Schutzhelmen

auf dem Kopf und Sicher-

heitsstiefeln an den Füßen

stapfen sie durch den

Schutt. Die Baustelle erstreckt sich über

mehrere Kilometer, schließlich soll hier

der längste Eisenbahntunnel der Welt, der

Schweizer Gotthard-Basistunnel, entste-

hen. Die Gruppe aus acht Männern und

vier Frauen hört den Ausführungen des

Baustellenführers zu, besichtigt die Tun-

nelbohrmaschine, ein paar Baumaschi-

nen und natürlich das riesengroße Loch

im Berg. Der Höhepunkt der Führung ist

die Schachtbefahrung: Es geht tief hinein

in den Berg, dorthin, wo in wenigen Jahren

Hochgeschwindigkeitszüge mit 250 km/h

durchrasen werden.

Die acht Männer und vier Frauen sind

nicht bei der Arbeit. Sie sind hier, um Urlaub

zu machen. Urlaub auf der Baustelle.

Faszination Baustelle Großbaustellen sind Touristikern ein Graus. Wer möchte schon neben einem Schutthaufen Urlaub machen? Mehr Menschen, als man denkt. Die Baustellentouristen sind unterwegs.

VON S YLVIA A INE T TER

Die Baustelle als Attraktion. Dabei

vermutet man in einer Großbaustelle kaum

eine Sehenswürdigkeit, die Besucher an-

zieht, sondern eher einen Hemmschuh

für den Tourismus. Am Gotthardtunnel

aber hat sich ein regelrechter Baustel-

lentourismus entwickelt. Immer mehr

Menschen bekundeten Interesse an dem

Großprojekt und wollten mit eigenen Au-

gen sehen, wie die Tunnelbauer arbeiten,

welche Maschinen eingesetzt werden und

wie es um den Baufortschritt des längsten

Eisenbahntunnels der Welt steht.

Zu Beginn des Baus wurden nur

Baustellenführungen angeboten, später

hat die Errichtergesellschaft Alptransit

Gotthard AG in Sedrun, Erstfeld und

Bodio-Pollegio Infozentren errichtet.

Mehr als 300.000 Menschen haben in-

zwischen die Multimediaausstellungen

in den Besucherzentren besichtigt, jedes

Jahr kommen 60.000–70.000 Besu-

cher dazu. Wiederum die Hälfte davon

bucht eine Baustellenführung oder eine

Schachtbefahrung.

Die Besucherzentren entstanden in

Kooperation mit den Tourismusverbän-

den der Region. So dreht sich dort nicht

alles nur um die Baustelle – es werden

auch Nächtigungen vermittelt, Tickets für

Veranstaltungen und Führungen verkauft

und Informationen über Sehenswürdig-

keiten der Region weitergegeben.

Touristischer Nutzen. Auch rund

um den Brenner Basistunnel (BBT) läuft

die Marketingmaschinerie: Schließlich soll

der BBT nur zwei Kilometer kürzer als der

Gotthardtunnel werden. Baustellenfüh-

rungen, Tage der o� enen Baustelle und

die bereits in der Schweiz erprobten Be-

sucherzentren sollen Besucher anlocken.

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Page 53: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

MAGAZIN 53

„Wir stehen mit den Schweizer Kollegen in

engem Kontakt, auch was die Konzeption

der Infozentren angeht. Wir können von

ihnen lernen und in der Umsetzung auf

ihr praktisches Wissen, das sie über Jah-

re erworben haben, zurückgreifen“, sagt

Konrad Bergmeister, Vorstand der Euro-

päischen Gesellschaft Brenner Basistun-

nel (BBT SE). In erster Linie dienten die

Besucherzentren dazu, die Bevölkerung

über den Baufortschritt zu informieren

und Wissen über Tunnelbau, Geologie

und Umweltschutz zu vermitteln. Doch

Bergmeister glaubt auch an einen tou-

ristischen Mehrwert: „Wenn man sieht,

wie in Sedrun 25.000 Personen pro Jahr

den Gotthardtunnel besichtigen, dann bin

ich überzeugt, dass das Besucherzentrum

und die BBT-Baustellen einen touristi-

schen Nutzen bringen werden.“

Inwiefern ein „touristischer Nutzen“

in der Schweiz beim Gotthardtunnel tat-

sächlich gegeben ist, kann nicht belegt

werden. Da die Infozentren vorrangig der

Ö� entlichkeitsarbeit dienen, gibt es keine

genauen Zahlen. Nur das Besucherzen-

trum in Pollegio gibt an, im Jahr 2009

immerhin 126 Nächtigungen vermittelt zu

haben. „Der Baustellentourismus kann zu

zusätzlichen Nächtigungen beitragen“, ist

Bergmeister überzeugt, „auch die zahl-

reichen Facharbeiter der Baustelle selbst

werden Betten benötigen. Wenn es ge-

lingt, die Arbeiter in privaten Unterkünften

und nicht in den üblichen Containern un-

terzubringen, besteht großes Potenzial.“

Breites Publikum. An der Anregung

des Baustellentourismus wird bereits

fl eißig gearbeitet: Rund um den Brenner

Basistunnel wurden bereits zwei Besu-

cherzentren erö� net. In Franzensfeste gibt

es seit 2007 am Bahnhof Informationen zu

dem Großprojekt, am Innsbrucker Haupt-

57.091 MeterGotthard-Basistunnel (CH, noch nicht fertiggestellt)

55.000 MeterBrenner Basistunnel (AT, Baubeginn noch nicht erfolgt, ohne Umgehungstunnel Innsbruck)

49.940 MeterEuro-Tunnel (FR, England)

34.576 MeterLötschberg-Basistunnel (CH)

Die längsten Eisenbahntunnel Europas

bahnhof erö� nete im Jänner ein Infopoint.

Das nächste Projekt ist in Steinach geplant:

Dort soll in Kooperation mit dem Touris-

musverband Wipptal ein drittes Besucher-

zentrum entstehen. „Das Infozentrum in

Steinach wird eine Attraktion für sich

darstellen. Es soll großfl ächig, ähnlich wie

jenes am Gotthard in der Schweiz, ausge-

legt sein“, sagt Bergmeister.

Führungen durch die Baustelle des

Brenner Basistunnels werden bereits seit

einiger Zeit angeboten: Derzeit können zwei

aktive Tunnelbaustellen besichtigt werden.

Dies sind der 1,8 Kilometer lange Fensters-

tollen Mauls sowie der neun Kilometer lange

Erkundungsstollen Aicha. Auch die Erkun-

dungsstollen in der Sillschlucht stehen nach

vorheriger Anmeldung für Besichtigungen

o� en. „Natürlich ist der BBT ein Magnet

für Fachpublikum. Sowohl für Studenten

als auch für Experten ist dieser einzigartige

Tunnelbau wissenschaftlich hochinteres-

sant. Unsere Führungen richten sich aber

an ein breites Publikum“, betont Bergmeister.

Für den Tourismus ist dieses breite

Publikum besonders interessant: Gäste,

die nicht nur die Baustelle besichtigen

möchten, sondern auch an der Region

interessiert sind. Wie man diese Kli-

entel anlocken könnte, probieren die

Schweizer gerade aus: Im Infozentrum

Bodio-Pollegio können Ein- und Zwei-

Tages-Pauschalen gebucht werden. Für

Gruppen von zehn bis 45 Personen wird

ein Programm zusammengestellt, das

außer einer Baustellenbegehung auch

Wanderungen, Ausfl üge und Besichti-

gungen organisiert. Übernachtung und

Verpfl egung in heimischen Gastronomie-

betrieben inklusive. ×

„Der Baustellentourismus kann zu zusätzlichen Nächtigungen beitragen.“KONRAD BERGMEISTER, VORSTAND DER BRENNER BASISTUNNEL SE

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DER BRENNER BASISTUNNELDer Brenner Basistunnel (BBT) ist ein öster-reichisch-italienisches Gemeinschaftsprojekt zum Bau eines Eisenbahntunnels unter dem Brennerpass. Der BBT soll die Alpen entlang der Achse Innsbruck–Bozen unterqueren und Teil der Eisenbahn-Hochgeschwindigkeits-achse Berlin–Palermo werden. Am 30. Juni 2006 erfolgte der symbolische Spatenstich, am 3. Dezember 2007 die erste Sprengung für einen Erkundungsstollen in Aicha. 2010 sol-len die Bohrungen für einen Pilottunnel be-ginnen, ab 2013 soll der Haupttunnel gebaut werden. Die Fertigstellung wurde für 2020 angekündigt.

28.300 MeterGuadarrama-Tunnel (ES)

32.800 MeterKoralmtunnel (AT, noch nicht fertiggstellt)

Page 54: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

MAGAZIN54

D ie Natur selbst ist ein be-

liebtes Thema: die Pfl an-

zen- und Tierwelt ebenso

wie die Gesteine. Auch

Kunstwerke und Kulturgüter werden in

den letzten Jahren vermehrt ins Blickfeld

des Wanderers gerückt.

„Die Idee zu Themenwanderwe-

gen kommt aus den All-inclusive-Clubs.

Animation wurde in den normalen Er-

holungsurlaub hineingetragen“, erklärt

Professor Peter Zellmann vom Institut für

Freizeit und Tourismusforschung in Wien.

Mitte der 90er Jahre wollten Touristen

nicht mehr nur in den Urlaub fahren, sie

wollten etwas erleben. Doch Professor

Zellmann übt auch Kritik an derzeitigen

„Einfach nur einen Natur- oder Geologie-

pfad errichten – das ist defi nitiv zu wenig.

Der Tourist muss vom Quartier weg bis

Inszeniertes WandernIn Österreich gibt es bereits an die 300 Themenwanderwege und das touristische Interesse nimmt weiter zu. Zahlreiche Nationalparks, aber auch immer mehr Gemeinden errichten Tafeln und Lehrpfade und geben dem Wanderer Wissen mit auf den Weg.

VON JULIA BRUGG ER

zu seiner Rückkehr von der Wanderung

betreut und begleitet werden.“ Damit ist

sowohl persönliche Begleitung als auch

professionelle Markierung vom Hotel

oder der Ferienwohnung weg gemeint.

Zellmann schlägt eine zwar aufwendige,

seiner Ansicht nach jedoch erfolgsver-

sprechende Variante vor, wie Themen-

wanderwege erschlossen werden sollten:

„Am besten, man entwickelt den Weg mit

dem Gast gemeinsam. Denn der Gast hat

einen anderen Blick auf die Natur und den

Weg als Einheimische.“

Für Gesprächssto� sorgen. Wer

die kulturellen und altersbedingten Vor-

lieben seiner Gäste kennt und bedient, der

hat schon viel gewonnen. Viele Japaner

beispielsweise lieben die Kunst des Blu-

menarrangierens. Auf der Schildhornbahn

in der Schweiz machte man sich dieses

Wissen zu Nutze. Am „Flower-Trail“ wird

die Flora der Alpen auf Tafeln genauestens

erklärt – neben Englisch auch auf Japa-

nisch. Und die asiatischen Gäste schätzen

das sehr. Lukrativ sei vor allem, was die

breite Masse sowie Kinder anspricht, und

es müsse interaktiv sein, meint Heinz

Keller von Schweiz Tourismus. Mit einem

interaktiven Weg gibt man dem Gast Ge-

sprächssto� für zu Hause mit. Und Mund-

zu-Mund-Propaganda zählt schließlich

immer noch zu den mächtigsten Instru-

menten der Kundengewinnung.

Wertschöpfung erhöhen. Im Ide-

alfall erhöhen Themenwanderwege die

Wertschöpfung der Region. Der Klangweg

Toggenburg in der Schweiz ist dafür ein

Beispiel. „Das für den Weg kreierte Bahn-

Senn‘s WunderWanderWeg

Page 55: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

MAGAZIN 55

TIROLER THEMENWANDERWEGE – EIN KURZER STREIFZUG

ST. ANTON AM ARLBERGSenn‘s WunderWanderWegRund um die Sennhütte am Arlberg werden Kinder und interessierte Erwachsene ani-miert, die Natur zu sehen, zu fühlen und zu begreifen. Der WunderWanderWeg besteht aus sechs Bereichen: dem Alpenblumen- und KräuterWeg, einem BarfußPfad, einem Was-serWeg, dem NaturSpielplatz, dem Baumhaus und dem WunderWald. www.wunderwanderweg.at

LEUTASCHKunstweg 22 Bilder und Skulpturen regionaler Kultur-scha� ender zieren den Rand der Langlaufl oi-pe. Objekte von u. a. Ursula Bieler (Kugelster-ne), Ype Limburg, Alois Schild oder Bernhard Witsch (Bergkönig und Königin) verschmelzen mit der Natur zu einem Gesamtkunstwerk.www.seefeld.com

WILDSCHÖNAUFranziskuswegDie neun Darstellungen des Bildhauers Hu-bert Flörl lassen innehalten. Flörl stellt den „Sonnengesang des heiligen Franziskus“ in verschiedenen Formen dar. www.wildschoenau.com

NEUSTIFTBesinnungsweg im PinnistalGerne werden Besinnungswege auch in Zu-sammenarbeit mit örtlichen Kirchen entwi-ckelt, wie es beim Neustifter Besinnungsweg im Pinnistal der Fall ist. Werke des Bildhauers Hansjärg Ranalter zieren hier den Weg. www.stubai.at

SMARTPHONE ALS „SMART GUIDE“Wer am Puls der Zeit sein und vor allem Jugendliche an-sprechen möchte, der bietet GPS-Geräte oder speziel-le Apps für iPhone und Co. an. Informationen und Da-ten der Stationen können per Handy abgerufen werden. Doch der digitalisierte Themenwanderweg hat Nachteile: Zum einen kostet er mehr Geld. Zum anderen lenkt das Hightech-Angebot die Aufmerksamkeit vom Touristen weniger in die Natur als wieder auf das elektronische Gerät, das grundsätzlich bereits eine Konkurrenz zum Wandern darstellt.

KOSTENPUNKT FÜR THEMENWEGE AM BEISPIEL VON SAAS-FEE (CH): Digitalisierte Themenwege: rund 70.000 Euro, das um-fasst Investitionen in und ums Dorf. Vor allem professio-nelle Sprecher und der hinterlegte Tonteppich sind teu-er. Klassische Themenwege mit Tafeln: zwischen 18.000 und 28.000 Euro. Jährliche Unterhaltskosten betragen geschätzte 700 bis 1500 Euro pro Jahr. Der Lebenszyklus eines Themenweges liegt bei rund 10–15 Jahren.

Postbus-Ticket wird pro Jahr 40.000 Mal

verkauft. Regulär kostet das Ticket 24

Franken, halbtags 12 Franken. Geht man

von einem Durchschnittserlös pro Gast

von 15 Franken aus, wären die Anfangsin-

vestitionen von 60.0000 Franken bereits

in einem Jahr amortisiert“, heißt es in der

Schweizer Hotel Revue.

Um erfolgreich zu sein, ist es laut

dem Innsbrucker Tourismusforscher Pe-

ter Haimayer wichtig, sich auf wenige und

gut beschilderte Wege zu konzentrieren.

„Wenn die Wege gut gewartet sind und

Gasthöfe, Hütten und Jausenstationen

am Wegrand liegen, dann kann auch die

Wertschöpfung entsprechend steigen.“

Doch genaue Daten über den wirtschaft-

lichen Mehrwert, den Themenwander-

wege in Tirol bringen, gibt es derzeit

jedoch noch nicht. ×

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Kunstweg in Leutasch

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MAGAZIN56

„Lernprozess auf beiden Seiten“Die Tirol Werbung hat im Sommer ein künstlerisches Experiment gestartet. Sieben international tätige Fotografen wurden losgeschickt, um Tirol im Bild festzuhalten. Wolfgang Scheppe, Leiter des Projekts und renommierter Philosoph, Fotograf und Werber, im Interview

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Für die Tirol Werbung hat Wolfgang Scheppe die Werbekampagne „Gefühlsraum“ konzipiert.

Page 57: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

MAGAZIN 57

SAISON: Herr Scheppe, was ist für Sie der besondere Reiz an diesem Projekt? WOLFGANG

SCHEPPE: Ich glaube, dass das

vorliegende Projekt einen Kern der Prob-

lematik betri­ t, mit dem alle Beteiligten zu

tun haben. Ein Subjekt der touristischen

Werbung, wie die Tirol Werbung, muss

sich fragen, wie unter den gegebenen

Umständen einer Kultur des kritischen

Konsumenten glaubwürdige und authen-

tische Bilder dem allgegenwärtigen Zwei-

fel am geschönten und fi ktionalisierten

Katalogbild begegnen können. Und die

von uns eingeladene Elite europäischer

Landschaftsdokumentaristen im Feld der

Fotografi e muss sich fragen, wie eine

zeitgenössische Ästhetik imstande sein

kann, emotive Inhalte der Hinwendung

zur Substanz eines Sehnsuchtsortes

aufzunehmen, Gefühle, die sie wirklich

auslösen kann, ohne ihre Maßstäbe des

Realismus zu verletzen.

Wie haben Sie sich der Aufgabe angenä-hert? Ich habe über ein Jahrzehnt lang

mit diesem Problem gekämpft und mich

an ihm abgearbeitet. In diesen zehn Jah-

ren sind wirkliche Glücksfälle entstanden,

bei denen die ö­ entlichen Reaktionen

den Überlegungen recht gaben, die ich

in die Konstruktion des Bildes investiert

habe. Das gilt etwa für das berühmte

„Gefühlsraum“-Foto. Es gab aber auch

viele Enttäuschungen und oft ein Schei-

tern an der Gratwanderung zwischen Do-

kument und Überhöhung, etwas, das in

der Landschaftsmalerei der Erhabenheit

eine lange Tradition hat. Dieses Projekt

sollte diese Auseinandersetzung auf eine

höhere Stufe heben: Ein kollektives Expe-

riment, das die künstlerischen und hand-

werklichen Fähigkeiten zusammennimmt

mit einer einführenden theoretischen

Überlegung und einem fortgesetzten

Dialog, an dem alle beteiligt waren, die

Künstler, die Denker und die Tirol Werber.

Wie kam die Auswahl der Fotografen zustande? Ich habe in der Vergangen-

heit viel mit dem deutschen Fotografen

Jörg Koopmann zusammengearbeitet.

Er ist nicht nur ein vielpublizierter und

bedeutender Praktiker des Genres, mit

grenzüberschreitenden Erfahrungen in

der künstlerischen Fotografi e, dem Bild-

journalismus und der Reisefotografi e, er

hat sich immer auch als Integrationsfi gur

der gegenwärtigen fotografi schen Szene

betätigt, Ausstellungen und Konferenzen

organisiert. Auch seine Bücher waren

immer als Beitrag zur Entwicklung eines

aktuellen Bilddenkens gedacht.

Die Rolle, die er in dieser Kultur

spielt, hat es mit sich gebracht, dass sein

Enthusiasmus sich auf die Angesproche-

nen übertragen hat. Das erstaunliche

Resultat: Die absolute A-Liste der Spezia-

listen und künstlerisch Renommiertesten

hat zugesagt und sich zu diesem außer-

gewöhnlichen Experiment versammelt.

Liest man die Biographien der einzel-nen Fotografen, fällt auf, dass für die meisten die Aufgabe neu ist, für eine Tourismuswerbe-Organisation zu fo-tografi eren. Die Werke der Fotografen zeigen die ungeschönte Umwelt. Kann man der Tourismuswerbung so viel Re-alität zumuten? Das ist eine der Fragen,

die die erste Tagung mit Spannung aufge-

laden hat und auch als zu überwindende

Schere im Kopf bei den Produktionen,

Wanderungen und Fotoexkursionen noch

zu spüren war. Es ist eine Frage, die sich

am Ende des Experiments wieder stellen

wird. Ich bin mir aber sicher, dass ihre Be-

antwortung einen Lernprozess auf beiden

Seiten voraussetzt. Deshalb ist der Kontakt

mit der zeitgenössischen Stellung eines

künstlerisch Sehenden so wichtig für die

normalerweise davon getrennt arbeiten-

den Werber. Und umgekehrt müssen die

Fotografen die Welt der Zwecke erfahren

haben, in der ihre Fotos eingesetzt wer-

den. Beide müssen in meinen Augen mehr

der Bildung trauen, die beim breiten Pu-

blikum im Kontakt mit guten Fotografi en

heute unterstellt werden kann.

Was erwarten Sie sich als Endprodukt?

Ein Buch, das die Auseinandersetzung,

ihre Polaritäten und Spannungsfelder wi-

derspiegelt. Ein Buch, in dem die Autoren

die ikonischen Eindrücke fi nden können,

die Tirol in ihnen hinterlassen hat, in dem

aber auch der Einheimische und sein pro-

totypischer Vertreter, die Tirol Werbung,

ein Fremdbild ihrer Landschaft erblicken

können, das ihrem Selbstbewusstsein zu

entsprechen vermag.

Sie haben für die Tirol Werbung außer-gewöhnliche Projekte gestartet und wa-ren damit sehr erfolgreich. Ist es heute sehr viel schwerer, mit guter Werbung aufzufallen? Ja. Es gibt einen Verlust

verbindlicher Kontaktstellen zur Ö­ ent-

lichkeit. Es gibt neue Medien, die weniger

geeignet sind für einen zentralen Sender

oder ein kommerzielles Subjekt, das eine

Verlautbarungspolitik betreibt und mehr

einer unendlich großen demokratischen

Debatte der Konsumenten, die ihre ei-

genen Sender wurden, das Wort gibt.

Insgesamt hat die Reizüberfl utung mit

kommerziellen Signalen es unabdingbar

für den Einzelnen gemacht, sich dem

Spam zu verschließen. Normale Werbe-

botschaften sind unsichtbar geworden,

weil sie als störend und bedrückend

empfunden werden.

In welche Richtung geht die Werbe-welt. Ist es noch sinnvoll, Kampagnen im klassischen Sinne zu fahren, oder ist

ZUR PERSON Der Fotograf, Philosoph, Werber und Universitätsprofessor Wolfgang Scheppe, 1955 in München geboren, studierte Philosophie und Linguistik mit Schwerpunkt Kommunikations- und Sprach-theorie. 1993 Gründung der mehrfach ausgezeichneten Kreativagentur SBA. Heute Lehrtätigkeit in Italien und der Schweiz. Wolfgang Scheppe war bereits mehrmals für die Tirol Werbung tätig. Er entwickelte die Werbekampagne „Gefühlsraum“ oder auch die 360-Grad-Panorama-Bilder, genannt „Big Horizons“. Er lebt und arbeitet in Venedig und New York.

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Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut. Fuchsteufelswildkönnte man werden, wenn man sich durch tausende Seiten eines Rechtsratgebers quält. Dabei gehts doch viel einfacher:

Die Rechtsberatung für Tourismusunternehmer - kompetent und kostenlos: Telefon: 05 90 90 5 - 1215 E-Mail: [email protected] Internet: wko.at/tirol

Boutique-Marketing der Weg, die Ziel-gruppe zu erreichen? Intelligente, über-

raschende, individuelle und schließlich

schöne Inhalte, deren Beurteilung dem

kommunikativen Gegenüber überlassen

ist, werden imperative und persuasive

Formen der Werbung ablösen. Man tri­ t

sie als normaler Mensch dort an, wo man

Botschaften mit Interesse begegnet. Es

sind dies persönliche Medienplätze.

Sie haben mit Migropolis in Venedig eine Arbeit vorgelegt, die international beachtet wurde, aber nicht das Venedig aus touristischer Sicht zeigt. Was hat Sie bewogen, für die Tirol Werbung wieder tätig zu werden? Das Interesse an den ak-

tuellen Entwicklungen in der Geschichte

der Fotografi e. Das Interesse an dem, was

ich Bildhandlung nenne. Die Gewissheit,

dass dieser Workshop ein zentrales The-

ma tri­ t, das Verhältnis von Dokumen-

tation und Fiktionalisierung. Der feste

Wille, man müsse Werbern einfach klar

machen, was sich im Bildersehen der

Gesellschaft verändert hat und warum

ihre Überlegungen diesen Entwicklungen

hinterherhinken. Und schließlich: Eine

sorgende Zuneigung zu der Landschaft

des Transitlandes Tirol, das denen, die

es durcheilen, mehr zu bieten hat, als sie

sich träumen lassen. Diesen Traum muss

man ihnen beweisen. Mit Bildern, die der

konservativen Stellung der Tourismus-

wirtschaft zunächst erstaunlich, vielleicht

sogar schockierend vorkommen mögen.

Ist Fotografi e Kunst oder Handwerk? Eine Frage, die so alt ist wie das Medium

selbst. Ich selbst bin mehr interessiert an

Kunst mit Fotografi e denn einer Fotogra-

fi e als Kunst. Dieser Diskurs existiert seit

den 60er Jahren des letzten Jahrhun-

derts. Vielleicht hat die Lösung für diese

tief-metaphysische Frage der englische

Philosoph Ruskin gefunden, der in der

Malerei des Frühmittelalters, als sein

Autor den gesellschaftlichen Rang eines

Handwerkers hatte, eine größere spiritu-

elle Tiefe gesehen hat, als sie das zum

Rang des Künstlers erhobene Genie der

Renaissance noch hätte erscha­ en mö-

gen. Vielleicht liegen die Qualitäten von

großer Kunst in der Handwerksbeschei-

denheit ihres Schöpfers.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

∞ Maren Krings, geb. 1980 lebt in Bad Langensalza und Tirol

∞ Michael Danner, geb. 1967, lebt in Berlin

∞ Dominik Gigler, geb. 1968, lebt in München∞ Jörg Koopmann, geb. 1968, lebt in München∞ Andrew Phelps, geb. 1967, lebt in Salzburg∞ Matthias Ziegler, geb. 1964, lebt in München∞ Monika Höfl er, geb. 1977, lebt in München

DIE FOTOGRAFEN

Unter der Leitung von Wolfgang Scheppe sind bis Ende September sieben renommierte Fo-tografen im Land unterwegs. Ihr Auftrag lau-tet, Tirol in realistischen Bildern, die sich durch einen anderen Blickwinkel auszeichnen, fest-zuhalten. „Es ist ein Kunstprojekt“, erklärt Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung. „Künstlerische Leistungen haben der Tirol Werbung immer gut getan. Es ist ein Projekt abseits des Alltagsgeschäfts. Uns geht es dar-um, unsere Bildsprache zu erneuern. Das Herz jeder Kampagne ist das Bildarchiv.“ Im Herbst werden die Werke gesammelt und begutach-tet. Die Verö­ entlichung des Bildbands ist für kommendes Jahr geplant.

DAS EXPERIMENT

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Page 59: Saison Ausgabe 04/10

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E in Traum ist wahrgeworden

– Tirol ist das Zentrum euro-

päischer Filmscha� ender!“. Mit

diesen Worten begrüßte Cine-Tirol-Leiter

Johannes Köck fünfzig Filmproduzenten

aus 28 europäischen Ländern sowie zahl-

reiche Experten der internationalen Film-

branche. Auf Initiative von Cine Tirol tagten

diese Anfang Juli in Seefeld, um im Rahmen

des Aus- und Weiterbildungsprogramms

der Organisation EAVE neue Filmprojekte

zu entwickeln und zur erfolgreichen Um-

setzung zu führen. Der Workshop in Tirol

diente dabei der abschließenden Bear-

beitung der Drehbücher, der Projektent-

wicklung und dem Networking auf hohem

Niveau. Zusätzlich wurde den Teilnehmern

ein umfangreiches Rahmenprogramm ge-

boten, um das neue Fördermodell „Films-

tandort Österreich“, das Filmland Tirol und

die vielfältigen Unterstützungsmöglichkei-

ten von Cine Tirol kennenzulernen.

Wertvolle Kontakte. „Wir haben

uns um die Akquisition dieses EAVE-

Workshops sehr bemüht, weil wir da-

durch unser fi lmisches Netzwerk enorm

erweitern können – die persönlichen

Kontakte werden uns helfen, auch in

den kommenden Jahren spannende

Filmprojekte nach Tirol zu führen, weil

die internationale Filmbranche durch

besondere Beziehungen verbunden ist.

Die durch die Veranstaltung in Seefeld

geknüpften Verbindungen werden wir

für unsere Zielsetzungen als führendes

Filmland der Alpen zu nützen wissen –

für diese überaus erfolgversprechende

Zusammenarbeit mit EAVE sind wir sehr

dankbar!“, zieht Johannes Köck erfreut

Resümee.

Wie erho� t, scha� te die Tagung

in Seefeld eine einzigartige Möglichkeit

für Cine Tirol, viele Filmproduzenten,

Drehbuchautoren und weitere Experten

der internationalen Filmbranche in Tirol

persönlich kennenzulernen und darüber

hinaus in das Netzwerk von rund 1000

Filmscha� enden in Europa und darüber

hinaus einzutreten. ×

Netzwerk erweitertIm Juli war Tirol für ein paar Tage Zentrum des europäischen Films. Auf Initiative der Cine Tirol tagten Produzenten und zahlreiche Experten der internationalen Filmbranche in Seefeld.

Von links nach rechts: Danny Krausz (Dorfi lm), Kristina Trapp (EAVE), Arie Bohrer (Location Austria),

Gerlinde Seitner (Österreichisches Filminstitut), Peter Zawrel (Filmfonds Wien), Johannes Köck (Cine Tirol)

DIE EAVE Die Organisation EAVE (European Audiovisual Entrepreneurs) mit Sitz in Luxemburg ist nicht nur eine der führenden Aus- und Weiterbil-dungseinrichtungen für Filmscha� ende in Eu-ropa, sondern stellt auch ein herausragendes Netzwerk mit rund 1000 europäischer Filmpro-duzenten als Absolventen und 200 Referen-ten aus über 30 Ländern dar; dieses Netzwerk bezieht zudem zahlreiche Fachveranstaltun-gen in Europa und Übersee ein. Kernstück des Trainingsprogramms ist das Angebot der EAVE-Workshops – innerhalb eines Jahres nehmen rund 50 ausgewählte Filmproduzenten an drei jeweils einwöchigen Workshops in drei euro-päischen Ländern teil und werden dabei von führenden Referenten speziell in den Bereichen „Development“, „Packaging and Finance“ und „Distribution“ begleitet. Die Teilnehmer bringen dafür konkrete Projekte mit, um sie mit den Er-fahrungen der Workshopserie zu realisieren und auf den Markt zu bringen.

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60 SAISON

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Kulturtreiben im GebirgeMit einer breit gefächerten Kampagne unter dem Motto „Keine Berge. Trotzdem Tirol“ positioniert die Tirol Werbung zurzeit Tirol als Kulturland. Ihr Herzstück, die Website kultur.tirol.at, richtet sich an Kulturinteressierte aus dem deutschsprachigen Raum und an Tiroler Kulturscha� ende.

VON ES THER PIRCHNER

K eine Berge. Trotzdem Tirol“ –

so mancher, der in letzter Zeit

an einem der Grenzstellenpla-

kate der Tirol Werbung vorbeigefahren ist

oder eine (Kultur-)Zeitung mit Bezug zu

Tirol aufgeschlagen hat, mag sich dar-

über gewundert haben, dass die Berge

in Tirol in den Hintergrund treten. Mit

Werbesujets, die Szenen aus dem heimi-

schen Kulturgeschehen zeigen, setzt die

Tirol Werbung das Scha� en der kreativen

Kräfte im Land wirkungsvoll in Szene. Auf

den zweiten Blick o� enbart sich, dass die

Kultur in Tirol mit den Bergen eng vernetzt

ist, schließlich leuchten sie an den Rändern

der Bilder und durch den ausgestanzten

Schriftzug hervor.

Damit setzt die Tirol Werbung eine

Richtlinie aus dem Tiroler Regierungspro-

gramm vom Herbst 2008 um: der Kultur

in Tirol einen besonderen Stellenwert zu

geben und den Fokus nicht mehr nur auf

die Außenwirkung kulturellen Handelns zu

legen, sondern dem Bemühen um Kultur

auch eine innenwirksame Komponen-

te zu verleihen. Die aus dieser Vorgabe

seit 2009 entwickelte und umgesetzte

Kampagne umfasst eine ganze Reihe

von Maßnahmen: Anzeigen in regionalen

und internationalen Medien und Pro-

grammheften, Online-Werbung, einen

Imagespot, Postkarten, Kleber, eine CD

mit zeitgenössischer E-Musik aus Tirol,

die zusammen mit Col legno produziert

wurde, einen Promotionstand, der bei den

Erö� nungen der wichtigen Festivals wie

den Tiroler Festspielen Erl, den Klangspu-

ren Schwaz, den Innsbrucker Festwochen

und dem Stummer Schrei aufgebaut wur-

de, und anderes mehr.

Kultur auf allen Ebenen. Zentrales

Element der Kampagne ist aber die neue

Website kultur.tirol.at, die Tiroler Kultur auf

allen Ebenen präsentiert. An ihr lässt sich

auch am besten ablesen, in welche Rich-

tung das neue kulturelle Marketingkonzept

weist: Anders als bei den Kulturhighlights,

die bereits seit mehreren Jahren in Hin-

blick auf ihre Außenwirkung konsequent

beworben werden, richtet sich kultur.tirol.

at an drei Zielgruppen: Gäste, die nach Tirol

kommen, Tiroler Kulturinteressierte und die

heimischen Kulturscha� enden selbst.

Dementsprechend verfügt die

Website nicht nur über einen umfassen-

den redaktionell betreuten Bereich, in

dem Artikel, Tipps, Veranstaltungen, Hin-

tergrundinformationen und Porträts von

Kulturereignissen und Einrichtungen zu

fi nden sind, sondern auch und vor allem

Die Gestaltungswelt von „Keine Berge. Trotzdem Tirol“ spielt mit zweit Tirolspezifi ka: Kultur und Berge ©

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Die Vielfalt der Tiroler Kultur steht im Mittelpunkt: Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, Tiroler Volksschauspiele Telfs, Tiroler Volkskunstmuseum, Wiltener Sängerknaben, Operettensommer Kufstein

Page 61: Saison Ausgabe 04/10

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über einen Akteursbereich, den Kultur-

scha� ende und -veranstalter selbst mit

Inhalten füllen können. Musiker, bildende

und darstellende Künstler, aber auch Mu-

seumsbetreiber, Konzertveranstalter und

viele andere mehr können den „kommu-

nikativen Dienstleistungsservice“ der Tirol

Werbung kostenlos nutzen und sich als

Akteure auf kultur.tirol.at anmelden. Über

einen einfach zu bedienenden Zugang

können sie sich und ihre Werke in Text und

Bild vorstellen und den Veranstaltungska-

lender der Website bestücken.

Auf diese Weise soll sich die Seite

mit Leben füllen – oder genauer: mit dem

Kulturleben Tirols. Die Bandbreite der The-

men reicht dabei von Fotografi e bis Archi-

tektur, von Kleinkunst bis Volkskunst, von

SO GEHT’SKulturscha� ende und -veranstalter, die sich, ihre Arbeit und ihre Veranstaltungen auf kultur.tirol.at präsentieren wollen, können sich im Akteursbereich der Website registrieren. Einfach die Anmeldung im Menüpunkt „Scha� en“ ausfüllen und schon geht’s los.

Tirol als KulturlandInterview mit Josef Margreiter zur Rolle der Kultur in Tirol

SAISON: Herr Margreiter, wel-chen Stellenwert hat Kultur im Tourismus in Tirol? JOSEF

MARGREITER: Gästebefragun-

gen zeigen, dass die Kultur einen sehr

hohen Stellenwert genießt. Die Gäste

schätzen die Kombinationsmöglichkeit

aus Bergwelt und Kultur. Soll heißen, man

kann sich sportlich betätigen, aktiv sein

und Kultur genießen.

Welche kulturellen Angebote werden von Gästen besonders genützt? Besonders

geschätzt werden „kulturelle Veranstal-

tungen, die Unterhaltung und Spaß bieten“.

Besuche von Museen und Theatern werden

als „Freizeitbeschäftigung“ eingeordnet.

Der Slogan „Keine Berge. Trotzdem Ti-rol“ spielt mit dem fest verankerten Bild vom „Land im Gebirge“. Sind Kultur und Berge in Tirol ein Gegensatz? Nein, ganz

im Gegenteil. Die Symbiose von Kultur

und Bergen ist eine traditionelle Einheit,

die Tirol über Jahrhunderte geprägt hat.

Gerade der Slogan macht darauf aufmerk-

sam, dass unsere Kultur mit dem Alpinen

eine Einheit bildet und die USP darstellt.

Was ist in dieser Hinsicht „typisch tiro-lerisch“? Die Innsbrucker Festwochen,

die Festspiele Erl, die Hofburg – all diese

Veranstaltungen und Institutionen sind

mit der kulturellen Geschichte Tirols und

der alpinen Landschaft eng verbunden.

Auch die für Tirol so typischen zahlreichen

Volksmusikgruppen haben eine mittler-

weile fast 200-jährige Tradition aufgrund

ihrer alpinen Herkunft und Geschichte.

Vielen Dank für das Gespräch. ×

Brauchtum bis Kulturgeschichte. Wer auch

immer sich für Kultur in Tirol interessiert

– nach Erkenntnissen der Marktforschung

sind dies vor allem Tiroler und Gäste aus

den anderen österreichischen Bundeslän-

dern, aus Süddeutschland, der Schweiz

und dem deutschsprachigen Südtirol –,

wird auf der Website fündig werden. Mit

vielfältigen Suchmöglichkeiten ausgestat-

tet – nach Datum, Region oder Inhalt – soll

kultur.tirol.at nämlich vor allem die Vielfalt

der Tiroler Kultur zeigen und es Kulturin-

teressierten ermöglichen, jederzeit die

für sie passende Veranstaltung zu fi nden

– ganz gleich, ob ihnen der Sinn nach

großem Theater, einem Museumsbesuch

oder dem Besuch eines kleinen, feinen

Konzerts steht. ×

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Neue Zielgruppen, neue Website: kultur.tirol.at ist für kulturinteressierte

Tiroler und Gäste und für Tiroler Kulturscha� ende, die sich und ihre

Arbeit präsentieren wollen.

Page 62: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

MAGAZIN62

I Atem. Musik und das Musizieren

auch als körperliche Erfahrung – bis

an die äußersten physischen Grenzen

– zu begreifen, prägte Heinz Holligers

Kompositionen vor allem in den 1960er und

1970er Jahren. Als Oboist erfand und er-

probte er nicht nur neue Spieltechniken und

Klangspektren, er dehnte diese Forschun-

gen bis zum Äußersten aus: Wie weit reicht

der Atem? Wie weit lässt sich der Herzschlag

erhöhen? Berühmteste Komposition aus

dieser Zeit ist „Cardiophonie“ für Oboe und

drei Magnetophone von 1971, in der sich die

Geschwindigkeit des Stückes jeweils nach

den Herztönen des Spielers richtet, die wie-

derum umso schneller aufeinander folgen,

je schneller der Oboist zu spielen hat – ein

gegenseitiges Sich-Vorantreiben, das die

Grenzen des Machbaren auslotet: Das Stück

endet, wenn der Interpret zu erschöpft ist,

um weiterzuspielen.

II Instrumente. Die Oboe ist Hol-

ligers zentrales Instrument, doch beim

Komponieren hat er sich in den letzten

Jahren von ihr abgewandt. Er kenne sie

schon zu gut und sehe die Gefahr, in

Klischees zu verfallen, wie er in einem

Interview mit dem Schweizer Radio DRS

anlässlich seines 70. Geburtstags 2009

erzählte. „Wenn man für ein Instrument

schreibt, muss es ein Geheimnis haben.

Man muss es im Geist auseinanderneh-

men und neu zusammensetzen.“ Auf

diese Weise näherte sich Heinz Holliger

in letzter Zeit Instrumenten an, mit denen

er „früher nicht so viel anfangen konnte“:

Neuere Stücke entstanden für Posaune

oder für Kontratenor und Naturhorn

(„Induuchlen. 4 Lieder nach Gedichten

von Albert Streich“), und auch darin geht

der Komponist weit über das hinaus, was

spieltechnisch gebräuchlich ist.

III Poesie. Im gesamten Werk Heinz

Holligers fi nden sich Bezüge zu histo-

rischen Persönlichkeiten, die nicht mit

den Maßstäben der Normalität zu mes-

sen sind: Menschen, die an den Rändern

der Gesellschaft in ihren eigenen Welten

lebten und darin Bedeutendes schufen:

Holligers „Scardanelli-Zyklus“ (1975/85)

und die „Turm-Musik“ (1984) gehen auf

den Dichter Friedrich Hölderlin zurück,

der die Hälfte des Lebens in einem Turm

lebte und unter verschiedenen Pseudony-

men (u. a. Scardanelli) Gedichte schrieb.

„Beiseit“ von 1990 ist dem Schweizer

Schriftsteller Robert Walser gewidmet, der

die letzten Jahre in einer Nervenheilanstalt

verbrachte und dessen Spuren am 25. De-

zember 1956 auf einem Spaziergang im

Schnee endeten. 1993 bis 1995 schließlich

komponierte Holliger eine Hommage an

den Musiker und Maler Louis Sutter, der

Mit dem Frankfurter Ensemble Modern und Schülern der Internationalen Ensemble Modern Akademie bestreitet Heinz Holliger zwei Konzertein Innsbruck und Schwaz.

Musik als GanzesMit Heinz Holliger haben die Klangspuren Schwaz einen der bedeutendsten Musiker des 20. und 21. Jahrhunderts aus der Schweiz nach Tirol eingeladen. Der heute 71-Jährige erfasst Musik in ihrer Gesamtheit: als Interpret, Dirigent, Komponist, Begründer von Konzertreihen und nicht zuletzt als Hochschullehrer. Ein Porträt in fünf Kapiteln.

VON ES THER PIRCHNER

Page 63: Saison Ausgabe 04/10

SAISON

MAGAZIN 63

KLANGSPUREN SCHWAZ9. bis 26.9.20106130 Schwaz/Tirol05242/[email protected]

10.9., 20.00 Uhr, Aula der SOWI InnsbruckKomponistengespräch und KonzertEnsemble Modern, Svetlana Savenko (Sopran), Felix Renggli (Flöte), Ursula Holliger (Harfe), Heinz Holliger (Oboe, Dirigent), Franck Ollu (Dirigent)11.9., 19.00 Uhr, Franziskanerkloster SchwazGespräch und KonzerteTeilnehmer der Internationalen Ensemble Modern Akademie, Cornelia Zach (Stimme), Felix Renggli (Flöte), Lettischer Radio Chor, Heinz Holliger (Dirigent)

CDS MIT MUSIK VON HEINZ HOLLIGERHeinz Holliger, Clara Schumann: Romancendres, 2005Heinz Holliger: Violinkonzert, 2003, Schneewittchen, 1999, Lieder ohne Worte, 1997, Scardanelli-Zyklus, 1993alle CDs © ECM

INSPIRATION

„Ich mache meinen Gang, das führt ein Stückchen weit und heim; dann ohne Klang und Wort bin ich beiseit.“Inschrift auf dem Grabstein von Robert Walser

© M

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Eine von vielen musikalischen Facetten Heinz Holligers: jene des Dirigenten

wegen seines nonkonformen Verhaltens

mit 52 Jahren in ein Altersheim eingewie-

sen wurde und dort zwanzig Jahre bis zu

seinem Tod 1942 verbrachte.

IV Denken/Schreiben. Die Be-

schäftigung mit bestimmten Themen, die

Umsetzung in komponierte Musik fi ndet

vor allem im Kopf statt. Vieles entsteht

über Jahre des Denkens, Konkretisierens,

Verwerfens, Verfeinerns – ehe es in einer

Niederschrift fi xiert wird. Das Violinkon-

zert, die „Hommage à Louis Sutter“ ent-

stand so, aber auch „Romancendres“, ein

Stück über Robert Schumann, das Holliger

15 Jahre „mit sich herumtrug“ und erst

dann in wenigen Tagen zu Papier brachte.

V Dirigieren/Lehren. Alles führt

zusammen: Die Auseinandersetzung

mit Musik verlangt nicht die Speziali-

sierung auf eine Tätigkeit, sondern das

Zusammenwirken mehrerer Ebenen –

die Arbeit als Interpret, als Komponist,

Dirigent und nicht zuletzt als Lehrer. Bei

den Klangspuren wird Heinz Holliger in

allen diesen Bereichen vorgestellt: zum

einen mit den „Sieben Stücken für Oboe

und Harfe“ (1998), dem „Quintett für

Klavier und vier Bläser“ (1989), den „Jah-

reszeiten“ (aus dem „Scardanelli-Zyklus“)

und der „Turm-Musik“; zum anderen als

Dirigent und Lehrer bei der Ensemble

Modern Akademie der Klangspuren. Mit

den teilnehmenden Musikern erarbeitet

und spielt er zentrale Werke des 20. Jahr-

hunderts. Ergänzend dazu geben Künst-

lergespräche zwischen Holliger und den

Musikern Aufschluss über musikalische

Zugänge und Hintergründe – ein Ge-

samtbild mit vielen Schattierungen und

Abstufungen. ×

Page 64: Saison Ausgabe 04/10

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Page 65: Saison Ausgabe 04/10

65 SAISON

KOMMENTARE

Nur gemeinsam sind wir stark VON ALOIS SCHÖPF

Die Sache mit der Kunst im Sommer VON ERNS T MOLDEN

VON ALOIS SCHÖPF

Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.

Ernst Molden lebt als Dichter und Songwriter in Wien. Heuer wurde sein Sing-spiel „Häuserl am Oasch“ am Rabenhoftheater uraufgeführt.

W ir können von Glück sprechen, dass die

Geschichte auf die heimischen Medien be-

schränkt blieb. Die aberwitzige Aktion, über

einen Trail oberhalb von Innsbruck ein Stahl-

seil zu spannen, um lästige Mountainbiker fernzuhalten, hätte sich

in der „Bild“-Zeitung prächtig gemacht und zur höheren Ehre Tirols

wahrlich wenig beigetragen. Umso intensiver ist, bevor sich solche

oder ähnliche Totschlagversuche wiederholen, interne Besinnung

angebracht. Denn dass zwischen den Mountainbikern, die es als

hip betrachten, sich über den österreichischen Restriktionswahn

hinweg zu setzen, und dem Rest derer, die den Berg ebenfalls

nutzen wollen, der Haussegen gleich einmal schief hängt, dürfte

bekannt sein.

Und das ist gefährlich in einem Land, das sich seine touris-

tische Poleposition seit den weltweit ersten Tourismusgesetzen

und der Gründung von Verschönerungsvereinen Ende des 19.

Jahrhunderts durch die Zusammenarbeit der verschiedensten Be-

völkerungsgruppen erkämpft hat. Heute scheint dieses Mitei nander

zunehmend einem sturen Beharren auf dem jeweils eigenen Stand-

punkt zu weichen. Es sei an den Dauerstreit Gemeinden contra

Agrargemeinschaften erinnert, dem wir bereits das Ende einiger

I ch misstraue dem Sommertheater. Zutiefst eigentlich.

Ich habe meinen Akkordeonisten einmal gebeten, mir

einen Revolver anzusetzen, wenn ich je in Versuchung

kommen sollte, selbst ein Sommertheater zu leiten. Das

sprach ich im Scherz, aber tief drin schlummert ein Kern von

tiefer Überzeugung. Sommertheater darf in Österreich ja fast

jeder leiten. Es reicht zu sagen „Ich will“ und schon greift einem

eine Gemeinde, die irgendwas wie ein Schloss, eine Ruine oder

ein natürliches Amphitheater aufzuweisen hat, unter die Arme.

Ehemalige Fernsehsprecher, betagte Schau-

spieler und Schauspieler innen, die einem

schon in der Grundschulzeit in den seligen

Siebzigern auf den Geist gegangen sind,

die man dann aber vergessen hat,

tauchen plötzlich wieder auf, erheben ihre Häupter

auf grafi sch schaurigen Großplakaten und geben

sich als das zu erkennen, was sie nunmehr sind:

Intendanten oder Intendantinnen eines Sommer-

theaters.

Ich will hier keineswegs behaupten, alles

Sommertheater sei schlecht, aber der Grundgedanke

von Sommertheater – also Kunst als genau bemessener,

möglichst unanstrengender Teil eines gut durchmischten

Sommerfrische-Stundenplans – führt dazu, dass viele

Beteiligte mit, nun, eingeschränktem künst-

lerischen Talent befreit genauso arbeiten,

wie sie es halt können, denn mehr wäre

dem Sommertheatergast eh zu viel.

beliebter Ausfl ugsalmen verdanken. Oder an die o� en-

bar schiere Unmöglichkeit, im Zeitalter schrumpfender

Ölreserven auf Konsensbasis neue Wasserkraftwerke zu

errichten, Skigebiete zu erweitern oder gar ein Hotelressort

in ein Naturschutzgebiet zu verlegen, wo es für Gäste,

welche die Natur suchen, eigentlich stehen sollte.

Die einen leben unmittelbar vom Land,

die anderen betrachten es als Freizeitgelände,

die dritten als Radikalalternative zur belasten-

den Urbanität, die vierten als Jagdrevier, die

fünften als Sportgerät, die

sechsten als ihr Eigentum,

die siebten als Meditationsbühne. Die

Liste, wie man von Tirol profi tiert und profi tieren

kann, ist lang. Allerdings auch nur deshalb, weil

durch eine bisher aufeinander abgestimmte Nut-

zung ein Wohlstand entstanden ist, der überhaupt erst all die neuen

Nutzungen möglich machte.

Es bleibt uns nichts übrig, als weiterhin ein ästhetisch über-

zeugendes Gemeinschaftsprodukt vieler aufeinander abgestimm-

ter Bedürfnisse und Sehnsüchte zu bilden. Ein Land der Bauern, die

von ihren Produkten leben können, der Wanderer, der Radler, der

Jäger, der Kletterer, der Wasserkraftwerke, Skifahrer, Tourengeher

und Naturschutzgebiete. Wenn wir das nicht scha� en, sägen wir

am Ast, auf dem wir erfolgreich seit Jahrzehnten sitzen. ×

Mit der Sommermusik ist es nicht viel besser. Die meiste Festival-

programmierung ist inhaltlich belanglos, bewegt sich, abgesehen

von leichten geschmacklichen Schlagseiten, im Mainstream, baut

sich auf der logistischen und technischen Seite aber gewaltig,

dröhnend, stil- und gefühllos in der Landschaft auf. Als Musiker

bleibt einem aber nicht viel übrig, als in diesem Zirkus mitzureisen.

Und along the road fi elen mir heuer zwei Festivals auf, die es

besser machten, anders, angenehmer. Beide fi nden in Niederös-

terreich statt – eins im Waldviertel (das Musikfest Waidhofen an

der Thaya), eins im Mostviertel („More Ohr Less“ in Lunz am See).

Das Waidhofener Musikfest ist eine gewachsene Ver-

anstaltung aus den Hippiezeiten, früher hieß es Folkfestl, jetzt

ist es moderner, fi ndet aber immer noch in der alten Thaya-

Badebaracke von damals statt. Das Lunzer „More Ohr Less“ ist

intellektueller ausgerichtet, verbindet Konzerte mit Vorträgen

und Performances, fi ndet auf der beeindruckenden kleinen See-

bühne von Lunz statt, die sich ö� nen lässt wie eine hydraulische

Muschel.

Und noch was haben die Festivals gemeinsam. Strukturell

sind sie überschaubar. Inhaltlich wollen sie aber mehr sein als

die Kunststunde im großen Sommerfrischeplan. ×

„Es bleibt uns nichts übrig, als weiterhin ein ästhetisch überzeugendes Gemeinschaftsprodukt vieler aufeinander abgestimmter Bedürfnisse und Sehnsüchte zu bilden.“

„Ich habe meinen Akkordeonisten einmal gebeten, mir einen Revolver anzusetzen, wenn ich je in Versuchung

kommen sollte, selbst ein Sommertheater zu leiten.“schon in der Grundschulzeit in den seligen

Siebzigern auf den Geist gegangen sind,

die man dann aber vergessen hat,

tauchen plötzlich wieder auf, erheben ihre Häupter

auf grafi sch schaurigen Großplakaten und geben

sich als das zu erkennen, was sie nunmehr sind:

Intendanten oder Intendantinnen eines Sommer-

theaters.

Ich will hier keineswegs behaupten, alles

Sommertheater sei schlecht, aber der Grundgedanke

von Sommertheater – also Kunst als genau bemessener,

möglichst unanstrengender Teil eines gut durchmischten

Sommerfrische-Stundenplans – führt dazu, dass viele

Beteiligte mit, nun, eingeschränktem künst-

lerischen Talent befreit genauso arbeiten,

wie sie es halt können, denn mehr wäre

Page 66: Saison Ausgabe 04/10

66 SAISON

NACHGEFRAGT

DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): Salzburg, Elounda Bay (Kreta), Santa Tal, Cordillera Blanca (Peru)

DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Kundenfreundlichkeit, Verlässlichkeit und faires Preis-Leistungs-Verhältnis

DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Unfreundlichkeit, Schlamperei, Preistreiberei

DER SCHÖNSTE BERG TIROLS: Der Habicht im Stubaital

DAS BESONDERE AM STUBAIER GLETSCHER: Große Gletscherfl ächen und zahlreiche Abfahrten von leicht bis sehr

schwierig. Der neue Carving-Stil erfordert viel Platz für jeden einzelnen Fahrer.

DIESER BERGFÜHRER MUSS NOCH GESCHRIEBEN WERDEN: Ich habe in meiner Studentenzeit die Alpenvereinsführer Karwendel,

Stubaier Alpen, Ötztaler Alpen und Zillertaler Alpen verfasst, die mein Sohn Walter Klier laufend auf den neuesten Stand bringt.

LIFTFAHREN ODER SELBER GEHEN? Beides! Für eine Besteigung des Zuckerhütl wählen viele Gäste die

Au� ahrt mit einer unserer Bahnen, dann geht’s zu Fuß weiter.

DREI WORTE ZUM KLIMAWANDEL: Anfang der 80er Jahre gab es einen beachtlichen Gletschervorstoß.

Damals wollte man uns mit einer neuen Eiszeit Schrecken einjagen. Die Eiszeit kam nicht. Für heute und für immer gilt: Jeder vernünftige Mensch wird möglichst sparsam mit unseren Ressourcen umgehen.

BRAUCHT TIROL NOCH MEHR LIFTE? Die Zahl der Wintersportler ist europaweit rückläufi g; ich glaube nicht,

dass man derzeit neue Lifte braucht.

DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Skilauf bis in die Dreitausender-Regionen sorgt für sichere Schneelage

im ganzen Land.

DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Neue Attraktionen im Sommer (siehe WildeWasserWeg im Stubai)

sind notwendig.

DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Aussichtsplattform TOP OF TYROL am Stubaier Gletscher auf 3210 m

Höhe, mit grandiosem Rundblick auf die gesamten Tiroler Hochalpen.

LETZTER URLAUB (WANN UND WO): Eine Woche Kreta im Frühsommer.

ICH LERNE VON: Ich lese eifrig die Kataloge der großen Tourismusanbieter.

DAS KÖNNEN TIROLS TOURISTIKER GUT GEBRAUCHEN: Tourismus ist ein hartes Geschäft – ob Seilbahnunternehmer, Hotelier

oder Privatzimmervermieter; und der Tourismus hat sich als solide Stütze in Zeiten der Krise erwiesen. Dafür hätte sich der Touristiker mehr Anerkennung und Wohlwollen verdient.

1 5 FR AG EN A N . . .

Heinrich Klier

Dr. Heinrich Klier (83) ist Gründer und Vorstands-vorsitzender der Wintersport Tirol AG, Schriftsteller und Alpinist.

Page 67: Saison Ausgabe 04/10

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