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SAISON 2015 2016 26.5.16 3. AUFFÜHRUNGSABEND Kazuki YAMADA Rozália SZABÓ Volker HANEMANN

SAISON 2015 2016 26.5.16 3. AUFFÜHRUNGSABEND · Concerto da Camera für . Flöte, Englischhorn und Streichorchester H 196 1. Allegretto amabile 2. Andante. 3. Vivace ... Besetzung:

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  • SAISON 2015 201626.5.163. AUFFÜHRUNGSABEND

    Kazuki

    YAMADARozália

    SZABÓVolker

    HANEMANN

  • Jacques Ibert (1890 -1962)

    Divertissement für Kammerorchester1. Introduction. Allegro vivo2. Cortège. Moderato molto3. Nocturne. Lento4. Valse. Animato assai5. Parade. Tempo di marcia6. Finale. Quasi cadenza – Vivo

    (Tempo di galop)

    Arthur Honegger (1892-1955)

    Concerto da Camera für Flöte, Englischhorn und Streichorchester H 1961. Allegretto amabile2. Andante3. Vivace

    PA U S E

    Francis Poulenc (1899-1963)

    Sinfonietta für Kammerorchester FP 1411. Allegro con fuoco2. Molto vivace3. Andante cantabile4. Finale. Très vite et très gai

    Kazuki YamadaDirigent

    Rozália SzabóFlöte

    Volker HanemannEnglischhorn

    DONNERSTAG 26.5.16 20 UHR I SEMPEROPER DRESDEN

    3. AUFFÜHRUNGSABEND

  •  Als Arnold Schönberg 1915 von einem k.k. Oberst seines Regimentes ange-sichts der »Erfindung« der atonalen Musik gefragt wird: »Wie kann das nur ein so kleiner Oberst?«, erhält der Militär die prompte Antwort: »Keiner hat’s sein wollen, einer hat’s sein müssen, da hab’ ich mich dazu hergegeben.« Schönbergs Reaktion wäre im musikalischen Frankreich so nicht vorstellbar. Zwar streben auch hier die Komponisten nach einer Emanzipation der Dissonanz, doch wird die Tonalität als harmonisches Gefüge nicht rundheraus in Frage gestellt. In seinen Werken bedient sich Jacques Ibert zumeist traditioneller Formen. Den »Partisanen der Avantgarde« steht er skeptisch gegenüber und verwendet die in-novativen Strömungen seiner Zeit höchstens in dosierten Maßen. Er studiert am Pariser Conservatoire Komposition und gewinnt 1919 den renommierten Prix de Rome, woraufhin die Musikwelt auf ihn aufmerksam wird. In den späten 1920er Jahren schreibt er mit seinem sechssätzigen Divertissement einen geistsprühenden Reigen auf Eugène Labiches Bühnenposse »Un chapeau de paille d’Italie« (Ein Florentiner Hut), deren Verfilmung 1928 in Frankreich mit großem Erfolg zu sehen ist. Ibert, der die ursprüngliche Idee eines Divertissements als Unterhaltungsmusik im weitesten Sinne aufgreift, komponiert eine Folge von Tableaux unterschied-licher Valeurs. Der erste Satz ist im Ouvertürenstil einer Opéra comique gehalten, nachfolgend zieht eine Prozession (Cortège) musikalisch vorüber, angereichert mit einem Zitat aus Mendelssohns »Sommernachtstraum«-Hochzeitsmarsch. Nach einem Nachtstück (Nocturne) entwirft er eine Valse, die verschiedene Walzertypen vereint, sei es aus dem französischen Ballett oder aus Strauß’ »Blauer Donau«, sei es parodistisch verfremdet in der Art von Schostakowitsch oder als verzerrte Versi-on der Mackie-Messer Ballade aus der »Dreigroschenoper«. Mit vollgriffigen Ak-korden im Klavier (Quasi cadenza) und dem lustvollen Gebrauch von Trillerpfeifen neigt sich das Stück mit Verve dem Ende.

    Besetzung: Flöte (auch Piccolo), Klarinette, Fagott (auch Kontrafagott), Horn, Trompete, Posaune, Schlagzeug, Klavier, Celesta und Streicher // Dauer: ca. 17 Minuten

    ZUM PROGRAMM

     Als Arthur Honegger im Juli 1947 zu einer Amerika-Tournee aufbricht, er-leidet er wenige Tage später einen Herzinfarkt, dem nach vier Wochen drei weitere folgen. Honegger erholt sich erstaunlich schnell und unternimmt schon nach drei Monaten seine ersten Schritte. Im November kehrt er wieder nach Frankreich zurück. Für einige Zeit scheint es, als ob sich sein Körper komplett wie-derhergestellt hätte. Bereits im Juli 1947 hat ihm die amerikanische Kunstpatronin Elizabeth Sprague Coolidge, Pianistin und Großhandelserbin, einen Auftrag für eine Sonate oder ein Kammermusikwerk unter Verwendung des Englischhorns er-teilt. Coolidge denkt dabei an Louis Speyer, Englischhornist des Boston Symphony Orchestra, dem Honegger das Werk dann auch widmet. Der Komponist bevorzugt allerdings die Konzertform. Unmittelbar nach einem Sommeraufenthalt mit Paul Sacher, einem schweizer Förderer moderner Musik, beginnt er im August 1948 mit

  • der Arbeit am ersten Satz, die beiden weiteren Sätze schreibt er in rascher Folge im September und Oktober. Über sein Werk bemerkt Honegger: »Der erste Satz beruht auf sehr einfachen Themen populärer Prägung, sie zeichnen sich vor dem Hintergrund der Streicherharmonien aus, von denen sie sich absetzen. Das Andan-te beinhaltet ein melodisches Thema, dessen festlicher Charakter zunehmend an geschärfter Brillanz gewinnt, gehalten in einer Atmosphäre melancholischer Ruhe. Das Finale folgt den Zügen eines Scherzos.« Die Solisten agieren weitgehend in kontrapunktischer Verquickung, meist in Imitation und Dialogform, was vor allem im zweiten Satz deutlich wird, wenn die Flöte figurativ um die expressiven Linien des Englischhorns herumwirbelt. Honegger gelingt es, die Grenzen der Tonalität zu überwinden, ohne dem Hörer jene Orientierung zu nehmen, die ihm eine Leich-tigkeit und Ungezwungenheit suggeriert. Das Stück wird am 6. Mai 1949 in Zürich unter der Leitung von Paul Sacher uraufgeführt und erlebt seine amerikanische Erstaufführung bereits ein Jahr später in Minneapolis.

    Besetzung: Flöte, Englischhorn und Streicher // Dauer: ca. 18 Minuten

     Von Jean Cocteau stammen die programmatischen Worte der Groupe des Six, einem Zusammenschluss von sechs französischen Komponisten um 1920: »Was wir brauchen ist Musik, die auf der Erde zu Hause ist, eine Musik für alle Tage ... vollendet, rein, ohne überflüssiges Ornament.« Zur Gruppe gehören u. a. Francis Poulenc, Darius Milhaud, Arthur Honegger und Georges Auric. Nach der ersten Begegnung mit Francis Poulenc vermerkt Milhaud: »Ich dachte an jenem Tag an einen Satz, den mir d’Indy über die Entwicklung der Musik gesagt hatte: ›Die französische Musik wird so werden, wie sie der nächste geniale Komponist haben will.‹ Wird nach all den impressionistischen Nebeln nicht diese simple und klare Kunst [von Poulenc], die so sehr an Scarlatti und Mozart erinnert, die nächste Phase unserer Musik sein?« Clarté und ein gewisses Maß an Élégance begleiten Poulencs Musik, auch wenn dem Komponisten der Ruf eines musikalischen Clowns und brillanten Nachahmers vorauseilt. Die früheren Ideale sind überwunden. Pou-lenc zeigt sich offen für den Stil von Ravel und Strawinskys Neoklassizismus und findet Zugang zur sakralen Musik. Die Sinfonietta entsteht 1947 / 1948 als Auftrags-werk der BBC und wird am 24. Oktober 1948 in London uraufgeführt. Das Stück mutet wie eine Zeitreise durch die europäische Musikgeschichte an, gespickt mit Zitaten und Reminiszenzen, die vorgeben, welche zu sein. So ist im ersten Satz Tschaikowskys Einfluss nicht zu überhören, sind zudem durchscheinende Abschnit-te eingeflochten, die auf Poulencs spätere Opern hindeuten. Im zweiten Satz fühlt man sich geradewegs in den Geschwindmarsch aus Tschaikowskys »Pathétique« hineinversetzt, im Blech blitzt das bekannte »Schwanensee«-Motiv auf. Ein Melos brahmsscher Herkunft durchweht das Andante. Das Finale bündelt noch einmal, was Poulencs wachem Geist dienstbar ist. Im Stilgemisch finden sich klassische Anklänge ebenso wie Versatzstücke aus der Unterhaltungsmusik und Passagen, die an Strawinskys im gleichen Jahr uraufgeführte »Orpheus«-Ballettmusik erinnern.

    Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Harfe und Streicher // Dauer: ca. 26 Minuten

  • Kazuki Yamada Dirigent

    wurde 1979 in Kanagawa geboren und studierte Dirigieren an der Tokyo National University of Fine Arts & Music. 2009 gewann er den 51. Internationa-len Wettbewerb für Junge Dirigenten in Besançon. Seitdem arbeitet er mit renommierten Orchestern wie dem Orchestre de Paris, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Royal Stockholm Philhar-monic und dem Orchestre de Chambre de Lausanne. Er ist Erster Gastdirigent des Orchestre de la Suisse Romande in Genf. Zudem übernahm er die gleiche Position beim Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo und beim Japan Philharmonic Orchestra.

    Rozália Szabó Flöte

    wurde in Abony (Ungarn) geboren und studierte an der Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest bei Lóránt Kovács und János Bálint sowie anschließend an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart bei Jean-Claude Gérard. Seit 2002 ist sie Soloflötistin der Staatskapelle Dresden. Zudem trat sie mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf. Musikfestivals wie das Fürstensaal Classix in Kempten, Movimentos in Wolfsburg und das Musikfestival St. Gallen in der Steiermark stehen im Vordergrund ihres vielsei-tigen Engagements für die Kammermusik.

    Volker Hanemann Englischhorn

    wurde 1966 in Köln geboren und studierte Oboe und Englischhorn bei Winfried Liebermann an den Musikhochschulen von Lübeck und Heidelberg-Mannheim. Von 1987 bis zum Sommer 2000 war er als Englischhornist am Nationaltheater Mannheim engagiert und wirkte als Lehrbeauftragter an der dortigen Musikhochschule. 1993 wurde er in das Orchester der Bayreuther Festspiele berufen. Seit 2000 ist Volker Hanemann Solo-Englischhornist der Staatskapelle Dresden und trat in Solokonzerten unter Fabio Luisi und Sir Colin Davis auf. Kammer-musikalisch ist er im Kapellquintett aktiv.

  • VORSCHAU

    Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als Tonkünstler- Verein zu Dresden

    Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein

    IMPRESSUM

    Sächsische Staatskapelle DresdenChefdirigent Christian Thielemann

    Spielzeit 2015 | 2016

    HER AUSGEBER

    Sächsische Staatstheater – Semperoper Dresden © Mai 2016

    REDAK TION

    André Podschun

    TE X T

    Der Einführungstext von André Podschun ist ein Originalbeitrag für dieses Programmheft.

    BILDNACHWEISE

    Kazuki Yamada: Marco Borggreve alle anderen: Matthias Creutziger

    GESTALTUNG UND SATZ

    schech.net Strategie. Kommunikation. Design.

    DRUCK

    Union Druckerei Dresden GmbH

    Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.

    W W W.STA ATSK APELLE-DRESDEN.DE

    11. Symphoniekonzert

    SA MSTAG 4.6.16 11 UHR

    SONNTAG 5.6.16 20 UHR

    MONTAG 6.6.16 20 UHR

    SEMPEROPER DRESDEN

    Christian Thielemann DirigentNikolaj Znaider Violine

    Ludwig van BeethovenViolinkonzert D-Dur op. 61Max RegerVariationen und Fuge über einThema von Mozart op. 132Zum 100. Todestag des KomponistenRichard Strauss»Till Eulenspiegels lustige Streiche« op. 28

    Kostenlose Konzerteinführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im Foyer des 3. Ranges der Semperoper

    Aufzeichnung durch MDR KulturSendetermin: 7. Juni 2016, ab 20.05 Uhr bei MDR Kultur

    »Symphonie der Menschlichkeit«

    DONNERSTAG 23.6.16 20.30 UHR

    OPEN-AIR-KONZERT A M KÖNIGSUFER

    Franz Welser-Möst Dirigent

    Dmitri SchostakowitschSymphonie Nr. 7 C-Dur op. 60»Leningrader«