Upload
hoangliem
View
213
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink
Reuters Institute Digital News Report 2018Ergebnisse für Deutschland
Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts Nr. 44 | Juni 2018
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
2
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink (2018): Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für
Deutschland. Hamburg: Verlag Hans‐Bredow‐Institut, Juni 2018 (Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐
Instituts Nr. 44)
ISSN 1435‐9413
ISBN 978‐3‐87296‐144‐0
Die Hefte der Schriftenreihe „Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts“ finden sich zum Download
auf der Website des Instituts. Ein Ausdruck des Heftes ist gegen eine Schutzgebühr von 20,00 EUR
direkt beim Verlag erhältlich.
Hans‐Bredow‐Institut für Medienforschung an der Universität Hamburg
Das Hans‐Bredow‐Institut erforscht den Medienwandel und die damit verbundenen strukturellen Ver‐
änderungen öffentlicher Kommunikation. Medienübergreifend, interdisziplinär und unabhängig ver‐
bindet es Grundlagenwissenschaft und Transferforschung und schafft so problemrelevantes Wissen
für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Eine derartige Medienforschung setzt Kooperation voraus:
Mit Partnern in vielen Ländern werden international vergleichende Fragestellungen bearbeitet. Mehr
unter www.hans‐bredow‐institut.de.
Die Autoren
Sascha Hölig ist Senior Researcher am Hans‐Bredow‐Institut für Medienforschung in Hamburg, Uwe
Hasebrink ist Direktor des Instituts und Professor für „Empirische Kommunikationswissenschaft“ an
der Universität Hamburg.
Projekt „Reuters Institute Digital News Report“
Die technischen Geräte sowie die Dienste, die zur Nutzung von Nachrichten verwendet werden können,
differenzieren sich weiter aus; zugleich konvergieren die verschiedenen Optionen zur Nachrichtennut‐
zung, indem mit einem einzigen Endgerät ganz unterschiedliche Dienstetypen genutzt werden können.
Für den jährlichen Reuters Institute Digital News Report, den das in Oxford ansässige Reuters Institute
for the Study of Journalism im Jahr 2012 zum ersten Mal durchgeführt hat, wurden 2018 zeitgleich Be‐
fragungen in 36 Ländern realisiert, um generelle Trends, aber auch nationale Besonderheiten erkennen
zu können. Das Hans‐Bredow‐Institut ist seit 2013 als Kooperationspartner verantwortlich für die deut‐
sche Teilstudie; es wird dabei von den Landesmedienanstalten und dem ZDF unterstützt.
Hans‐Bredow‐Institut für Medienforschung
Rothenbaumchaussee 36
20148 Hamburg / Germany
Tel.: (+49 40) 450 217‐12
E‐Mail: info@hans‐bredow‐institut.de
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
3
Inhalt
Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................................ 4
Überblick über die wichtigsten Ergebnisse ................................................................................................ 7
1. Zielsetzung und Stichprobe .............................................................................................................. 9
2. Basiswerte der Nachrichtennutzung .............................................................................................. 11
2.1. Interesse an Nachrichten und Nutzungshäufigkeit ............................................................. 11
2.2. Interesse an politischen Nachrichten und politische Orientierung .................................... 12
2.3. Reichweite verschiedener Nachrichtenquellen .................................................................. 14
2.4. Wichtigste Nachrichtenquellen ........................................................................................... 18
2.5. Genutzte, wichtigste und einzige Nachrichtenquelle ......................................................... 19
2.6. Vertrauen in Nachrichten .................................................................................................... 22
2.7. Nutzung „alternativer“ Medienangebote ........................................................................... 26
2.8. Falschmeldungen ................................................................................................................. 28
3. Nutzung von Online‐Nachrichten .................................................................................................. 31
3.1. Verwendete Geräte ............................................................................................................. 31
3.2. Auffinden von Inhalten ........................................................................................................ 33
3.3. Push‐Nachrichten auf dem Smartphone ............................................................................. 36
3.4. Online‐Nachrichtenvideos ................................................................................................... 40
4. Partizipation ................................................................................................................................... 43
4.1. Nachrichtenbezogene Nutzung von Social‐Media‐Angeboten ........................................... 43
4.2. Aktive Beteiligung ................................................................................................................ 49
5. Nachrichtenkompetenz .................................................................................................................. 53
6. Finanzierung von Nachrichten ....................................................................................................... 57
6.1. Zahlungsbereitschaft ........................................................................................................... 57
6.2. Öffentliche Finanzierung und Spenden ............................................................................... 59
6.3. Finanzierung durch Werbung .............................................................................................. 61
7. Abschließende Anmerkungen ........................................................................................................ 66
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
4
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Nachrichteninteresse und Nutzungshäufigkeit 2018 (in Prozent) ........................................... 11
Abb. 2: Interesse an politischen Nachrichten 2018 (in Prozent) .......................................................... 12
Abb. 3: Politische Orientierung in Deutschland seit 2015 (in Prozent) ................................................ 13
Abb. 4: Wöchentlich genutzte Nachrichtenquellen 2018 (in Prozent) ................................................ 14
Abb. 5: Wöchentlich genutzte Nachrichtenquellen 2018 (nach Alter, in Prozent) .............................. 15
Abb. 6: Wöchentlich genutzte Nachrichtenquellen online 2018 (nach Alter, in Prozent) .................. 16
Abb. 7: Regelmäßig genutzte Nachrichtenquellen seit 2013 (in Prozent) ........................................... 17
Abb. 8: Hauptnachrichtenquelle 2018 (nach Alter, in Prozent) ........................................................... 18
Abb. 9: Hauptnachrichtenquelle Internet 2018 (nach Alter, in Prozent) ............................................. 19
Abb. 10: Genutzte, wichtigste und einzige Nachrichtenquelle 2018 (in Prozent) ................................. 20
Abb. 11: Genutzte, wichtigste und einzige Nachrichtenquelle 2018 (nach Alter, in Prozent) ............... 21
Abb. 12: Allgemeines Vertrauen in Nachrichten 2018 (nach Alter, politischer Orientierung,
Nachrichteninteresse und Hauptquelle, in Prozent) ................................................................ 22
Abb. 13: Vertrauen in die genutzten Nachrichten 2018 (in Prozent) ..................................................... 23
Abb. 14: Vertrauen in Nachrichten in sozialen Medien und Suchmaschinen 2018
(nach Alter, in Prozent) ............................................................................................................. 24
Abb. 15: Vertrauen in Nachrichtenmarken 2018 (in Prozent) ................................................................ 25
Abb. 16: Kenntnis „alternativer“ Medienangebote 2018 (nach Alter, in Prozent) ................................ 26
Abb. 17: Regelmäßige Nutzung „alternativer“ Medienangebote 2018 (nach Alter, in Prozent) .......... 27
Abb. 18: Bedenken, Falschmeldungen von Fakten unterscheiden zu können 2018
(nach Alter, in Prozent) ............................................................................................................. 28
Abb. 19: Mindestens gewisse Bedenken, hereinzufallen auf… 2018 (in Prozent) ................................. 29
Abb. 20: Gewünschte Akteure mit Maßnahmen gegen Fake News 2018 (in Prozent) .......................... 30
Abb. 21: Verwendete Geräte für Online‐Nachrichten 2018 (in Prozent) ............................................... 31
Abb. 22: Verwendete Geräte für Online‐Nachrichten 2018 (nach Alter, in Prozent) ............................ 32
Abb. 23: Häufigstes Gerät für Online‐Nachrichten 2018 (nach Alter, in Prozent) ................................. 32
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
5
Abb. 24: Zugangswege zu Online‐Nachrichten 2018 (in Prozent) .......................................................... 34
Abb. 25: Wichtigster Zugangsweg zu Online‐Nachrichten 2018 (nach Alter, in Prozent) ..................... 35
Abb. 26: Genutzte Aggregatoren für Online‐Nachrichten (in Prozent) .................................................. 36
Abb. 27: Anzahl der abonnierten Push‐Dienste 2018 (nach Alter, in Prozent) ...................................... 37
Abb. 28: Zufriedenheit mit der Anzahl der Push‐Nachrichten 2018 (in Prozent) .................................. 38
Abb. 29: Anreize, Push‐Nachrichten‐Dienste zu abonnieren 2018 (in Prozent) .................................... 39
Abb. 30: Nutzung von Online‐Nachrichtenvideos 2018 (nach Alter, in Prozent) ................................... 40
Abb. 31: Text und Bewegtbild in Online‐Nachrichten 2018 (nach Alter, in Prozent) ............................. 41
Abb. 32: Zukünftiger Bedarf an Online‐Nachrichtenvideos 2018 (nach Alter, in Prozent) ................... 42
Abb. 33: (Für Nachrichten) genutzte soziale Medien 2018 (in Prozent) ................................................ 43
Abb. 34: Für Nachrichten genutzte soziale Medien 2018 (nach Alter, in Prozent) ................................ 44
Abb. 35: (Für Nachrichten) genutzte soziale Medien seit 2016 (Auswahl, in Prozent) .......................... 45
Abb. 36: Verhalten der Nutzer von News auf Facebook und WhatsApp 2018 (in Prozent) ................. 46
Abb. 37: Abonnierte Akteure der Social‐Media‐Nachrichtennutzer 2018 (in Prozent) ......................... 47
Abb. 38: Entscheidende Aspekte der Nachrichtennutzung in Social Media 2018
(nach Alter, in Prozent) ............................................................................................................. 48
Abb. 39: Aktive Beteiligung an der Nachrichtenberichterstattung 2018 (in Prozent) ........................... 49
Abb. 40: Aktive Beteiligung an der Nachrichtenberichterstattung seit 2013 (in Prozent) .................... 50
Abb. 41: Aktive Beteiligung an der Nachrichtenberichterstattung 2018
(nach polit. Orientierung, in Prozent) ....................................................................................... 51
Abb. 42: Aktive Beteiligung an der Nachrichtenberichterstattung 2018 (nach Vertrauen, in Prozent) 52
Abb. 43: Nachrichtenkompetenz 2018 I – Finanzierung (in Prozent) ..................................................... 53
Abb. 44: Nachrichtenkompetenz 2018 II – Pressemitteilung (in Prozent) ............................................. 54
Abb. 45: Nachrichtenkompetenz 2018 III – Nachrichtenauswahl auf Facebook (in Prozent) .............. 55
Abb. 46: Nachrichtenkompetenz 2018 – Überblick (nach Alter, in Prozent) ......................................... 56
Abb. 47: Zahlverhalten für gedruckte und Online‐Nachrichten seit 2013 (in Prozent) ......................... 57
Abb. 48: Zahlverhalten für gedruckte und Online‐Nachrichten 2018 (nach Alter, in Prozent) ............ 58
Abb. 49: Zukünftige Zahlbereitschaft für Online‐Nachrichten 2018 (nach Alter, in Prozent) ............... 59
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
6
Abb. 50: Finanzierung über öffentliche Spenden 2018 (nach Alter, in Prozent).................................... 60
Abb. 51: Finanzierung über persönliche Spenden 2018 (nach Alter, in Prozent) .................................. 61
Abb. 52: Einsatz von Adblocker‐Software 2018 (in Prozent) .................................................................. 62
Abb. 53: Adblocker derzeit verwendet auf… 2018 (in Prozent) ............................................................. 62
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
7
Überblick über die wichtigsten Ergebnisse
• Im Jahr 2018 informieren sich 95 Prozent der erwachsenen Onliner in Deutschland mindestens
mehrmals pro Woche über das aktuelle Weltgeschehen im Fernsehen, im Radio, in gedruckten
Zeitungen und Zeitschriften oder im Internet. Insgesamt 70 Prozent äußern zudem ein überaus
oder sehr hohes Interesse an Nachrichteninhalten. Beide Werte bewegen sich auf einem
ähnlich hohen Niveau wie im Vorjahr 2017.
• Ein explizites Interesse an Nachrichten zur Politik äußern 54 Prozent der Befragten, und 32
Prozent sind einigermaßen an diesem Thema interessiert. Lediglich 14 Prozent sind nicht an
politischen Nachrichten interessiert.
• Drei von vier erwachsenen Onlinern sehen sich regelmäßig Nachrichten im Fernsehen an
(74 %). 45 Prozent hören Nachrichten im Radio und 31 Prozent erhalten nachrichtliche Infor‐
mationen über soziale Medien. Gedruckte Zeitungen weisen gegenüber 2017 einen Anstieg in
Höhe von 4 Prozentpunkten auf und erreichen 2018 30 Prozent der erwachsenen Onliner.
Auch die Online‐Ausgaben von Zeitungen (25 %) und von Zeitschriften (29 %) haben jeweils
Anteile in Höhe von 3 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr dazugewonnen.
• Online‐Nachrichten werden von 65 Prozent der Internetnutzer im Alter über 18 Jahren mehr‐
mals pro Woche abgerufen. Dabei stehen traditionelle journalistisch‐redaktionell betreute An‐
gebote im Vordergrund.
• Das Fernsehen ist nicht nur die am weitesten verbreitete Quelle für Nachrichten, sondern es
ist für einen Großteil der Onliner auch die wichtigste Quelle (49 %). Jeder Dritte betrachtet das
Internet als Haupt‐Nachrichtenquelle (32 %); unter den 18‐ bis 24‐Jährigen sind es 59 Prozent.
• 31 Prozent der Befragten nutzen soziale Medien als Quelle für Nachrichten, für 7 Prozent ist
es die wichtigste Quelle und für knapp 2 Prozent die einzige.
• Jeder zweite erwachsene Onliner in Deutschland vertraut dem Großteil der Nachrichten
(50 %). Den Nachrichten, die man selbst nutzt, vertrauen 60 Prozent. Gegenüber Nachrichten
aus den sozialen Medien äußern 18 Prozent ihr Vertrauen.
• Die höchsten Vertrauenswerte entfallen auf die Hauptnachrichtensendungen der beiden öf‐
fentlich‐rechtlichen Fernsehprogramme und auf regionale Tageszeitungen.
• Vielen sind „alternative“ Medienangebote im Internet bekannt, genutzt werden sie aber nur
von 1 bis 3 Prozent der Internetnutzer im Alter über 18 Jahren.
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
8
• 37 Prozent der deutschen Onliner sind besorgt über „Fake News“ im Internet. Das bezieht sich
hauptsächlich auf Berichte, in denen Tatsachen verdreht oder verfälscht werden (90 %) sowie
auf schlechte journalistische Leistungen, wie sachliche Fehler, starke Vereinfachung oder irre‐
führende Überschriften (89 %).
• Zum Abrufen von Online‐Nachrichten verwenden die meisten erwachsenen Internetnutzer ei‐
nen Laptop oder PC (55 %). Der Vorsprung dieser Geräte gegenüber dem Smartphone (47 %)
schmilzt jedoch von Jahr zu Jahr. In den Altersgruppen unter 45 Jahren überwiegt bereits der
Einsatz des Smartphones.
• Der direkte Zugriff auf die Webseite bzw. die App eines spezifischen Nachrichtenangebots ist
in allen Altersgruppen der am weitesten verbreitete (36 %) und auch der am häufigsten ge‐
nutzte Zugangsweg (35 %). Die Nachrichtenmarke stellt dementsprechend für junge und für
ältere Nutzer weiterhin ein ausschlaggebendes Kriterium für den Zugang zu Nachrichten dar.
Bei den jüngeren Onlinern sind ergänzend aber auch algorithmenbasierte Möglichkeiten für
das Auffinden von Nachrichten, insbesondere soziale Medien, relevant.
• 60 Prozent sagen, dass sie Nachrichten meist in schriftlicher Form lesen und sich höchstens
gelegentlich ein Video online ansehen. Meist als Video und nur gelegentlich als Text nutzt nur
eine Minderheit von 8 Prozent nachrichtliche Inhalte im Internet. 11 Prozent möchten in der
Zukunft gern mehr Nachrichtenvideos sehen; jeder Vierte wünscht sich jedoch weniger Nach‐
richtenvideos im Internet (24 %).
• Die am häufigsten genutzten sozialen Medien, um nachrichtliche Inhalte zu lesen, anzu‐
schauen, zu teilen oder darüber zu diskutieren, sind Facebook (24 %), YouTube (15 %) und
WhatsApp (14 %).
• Der Großteil der Nachrichtennutzer beteiligt sich nicht aktiv an der Nachrichtenberichterstat‐
tung im Internet. 10 Prozent der erwachsenen Onliner kommentieren Artikel in sozialen Me‐
dien und 6 Prozent direkt auf den Seiten von Nachrichtenanbietern. Besonders aktiv sind Nut‐
zer, die sich selbst dem äußeren linken oder rechten Spektrum zuordnen und/oder der Nach‐
richtenberichterstattung nicht vertrauen.
• Von drei gestellten Fragen zur Nachrichtenkompetenz konnten nur 12 Prozent alle Fragen rich‐
tig beantworten. Die meisten richtigen Antworten wurden in der Gruppe der 18‐ bis 24‐Jähri‐
gen gegeben.
• Die Bereitschaft, für Online‐Nachrichten in der Zukunft Geld auszugeben, ist in allen Alters‐
gruppen leicht gestiegen und bewegt sich zwischen 16 und 21 Prozent.
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
9
1. Zielsetzung und Stichprobe
Medienvermittelte Nachrichten sind in unserer Gesellschaft das zentrale Mittel zur Orientierung. Dies
gilt für die lokale und regionale Umgebung wie für das nationale und internationale Geschehen. Für
die Nutzung von Nachrichten stehen heute mehr Inhalte, mehr Anbieter, mehr Trägermedien und Ge‐
räte denn je zur Verfügung. Nicht nur über traditionelle Wege, sondern auch über das Internet können
wir uns jederzeit und an jedem Ort mit nachrichtlichen Informationen versorgen. Welche Arten von
Nachrichten dabei von Interesse sind; welche Geräte und Wege genutzt werden, um diese zu finden;
welchen Anbietern vertraut wird und welche Standpunkte Menschen hinsichtlich der Finanzierung von
Journalismus vertreten, sind Fragen, die seit 2012 im Rahmen des Reuters Institute Digital News Survey
untersucht werden.
Die Studie wird unter Koordination des in Oxford (UK) ansässigen
Reuters Institute for the Study of Journalism zeitgleich in Argenti‐
nien, Australien, Belgien, Brasilien1, Bulgarien, Chile, Dänemark,
Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien,
Hongkong, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kroatien, Malaysia, Me‐
xiko1, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumä‐
nien, Schweden, Schweiz, Singapur, Slowakei, Spanien, Südkorea,
Taiwan, Tschechien, Türkei1, Ungarn und in den USA realisiert, um
generelle Trends, aber auch nationale Besonderheiten erkennen
zu können. Pro Land wurden 2018 rund 2.000 Personen befragt.
Insgesamt basiert die Studie in der sechsten Wiederholung auf
74.194 Befragten aus 37 Ländern.
Die Feldarbeit wurde zwischen dem 19. und 22. Januar 2018 vom
Umfrageinstitut YouGov durchgeführt, das auf der Basis von On‐
line‐Access‐Panels Stichproben zog, die für Internetnutzer2 der beteiligten Länder ab 18 Jahren reprä‐
sentativ sind. Diesbezüglich ist bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen, dass es bei
1 Urbane Regionen.
2 Für eine bessere Lesbarkeit wird in diesem Report das generische Maskulinum verwendet.
Deutschland – Stichprobe 2018
Einwohnerzahl ca. 81 Mio.
Internetnutzer ca. 89,6 %
Netto‐stichprobe
n=2.038
Männlich 49 %
Weiblich 51 %
18 bis 24 Jahre 9 %
25 bis 34 Jahre 15 %
35 bis 44 Jahre 15 %
45 bis 54 Jahre 20 %
55+ Jahre 41 %
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
10
der Stichprobenziehung aus Online‐Access‐Panels zu Resultaten kommen kann, die Aspekte der Inter‐
netaffinität und die Nutzung des Social Web etwas überschätzen.3 Die Teilnehmer, die innerhalb des
vergangenen Monats keine Nachrichten genutzt haben (2018: 2,2 %), wurden nicht weiter befragt, da
das Hauptinteresse der Studie denjenigen Personen gilt, die Nachrichten nutzen. Die durchschnittliche
Dauer der Befragung betrug 17 Minuten und 11 Sekunden.
Das Hans‐Bredow‐Institut ist seit 2013 als Kooperationspartner für die deutsche Teilstudie verantwort‐
lich; die Erhebung im Jahr 2017 wurde dabei von den Landesmedienanstalten und dem Zweiten Deut‐
schen Fernsehen (ZDF) unterstützt.
Um ein gemeinsames Verständnis zu schaffen, was in der ländervergleichenden Untersuchung mit
dem Begriff „Nachrichten“ gemeint ist, wurden die Befragten zu Beginn darüber informiert, dass „[…]
mit ‚Nachrichten‘ Informationen über internationale, nationale, regionale/lokale oder andere aktuelle
Ereignisse [gemeint sind], die über Radio, Fernsehen, Printmedien oder online zugänglich sind“.
Die vorgelegten Resultate sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung im Alter ab 18 Jahren mit
Internetzugang4 im Jahr 20185.
3 Liljeberg, H.; Krambeer, S. (2012): Bevölkerungsrepräsentative Onlinebefragungen. Die Entdeckung des „Schwarzen Schimmel“? Planung und Analyse (Sonderdruck: Online, social, mobile: What’s next?): S.1–6.
4 Laut internetworldstats.com gelten im Juni 2017 89,6 Prozent der deutschen Bevölkerung als Internetnutzer. Ein Inter‐netnutzer ist: „anyone currently in capacity to use the Internet“ [15.05.2018].
5 Ergebnisse aus den Jahren seit 2013 können unter https://hans‐bredow‐institut.de/de/publikationen/arbeitspapiere abgerufen werden.
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
11
2. Basiswerte der Nachrichtennutzung
2.1 Interesse an Nachrichten und Nutzungshäufigkeit
Im Jahr 2018 läßt sich in Deutschland ein großes Interesse und auch eine weit verbreitete regelmäßige
Nutzung von Nachrichten beobachten. 95 Prozent der erwachsenen Onliner in Deutschland geben an,
sich mindestens mehrmals pro Woche über das aktuelle Weltgeschehen im Fernsehen, im Radio, in
gedruckten Zeitungen und Zeitschriften oder im Internet zu informieren. Die Anteile der Nutzer, die in
dieser Häufigkeit regelmäßig Nachrichten schauen, lesen oder hören, sind in den älteren
Bevölkerungsgruppen etwas höher als in den jüngeren, aber auch in der jüngsten untersuchten
Altersgruppe liegt ihr Anteil noch immer bei 88 Prozent. Damit befindet sich die Nutzungshäufigkeit
nachrichtlicher Inhalte auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr 2017 mit insgesamt 94 Prozent.
Auch innerhalb der Altersgruppen sind keine wesentlichen Veränderungen festzustellen (Abb. 1).
Abb. 1: Nachrichteninteresse und Nutzungshäufigkeit 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q1b: Wie häufig konsumieren Sie üblicherweise Nachrichten? (Antwortmöglichkeiten: mehrmals täglich; einmal täg‐lich; 4‐6 Tage pro Woche; 2‐3 Tage pro Woche; einmal pro Woche; seltener als einmal pro Woche; seltener als einmal pro Monat; niemals; ich weiß nicht; Basis n=2038) Frage Q1c: Wie sehr sind Sie an Nachrichten interessiert? (Antwortmöglichkeiten: äußerst interessiert; sehr interessiert; eini‐germaßen interessiert; nicht sehr interessiert; überhaupt nicht interessiert; ich weiß nicht; Basis n=2038)
70
5462
6671
77
9588 91 94 95 98
Gesamt 18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
überaus und sehr an Nachrichten interessiert mindestens mehrmals pro Woche
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
12
Ähnliches gilt für das Interesse an Nachrichten. Wie im vergangenen Jahr 2017 sagen im Jahr 2018
70 Prozent der Onliner im Alter über 18 Jahren in Deutschland, sie seien überaus oder sehr an Nach‐
richten interessiert. In der ältesten untersuchten Altersgruppe der über 55‐Jährigen beträgt ihr Anteil
77 Prozent und in der jüngsten Gruppe der 18‐ bis 24‐Jährigen 54 Prozent. Auch innerhalb der Alters‐
gruppen ist das Interesse an Nachrichten im Vergleich zum Vorjahr 2017 stabil.
2.2 Interesse an politischen Nachrichten und politische Orientierung
Ihr explizites Interesse an Nachrichten zur Politik äußern 54 Prozent der Befragten und 32 Prozent sind
einigermaßen an diesem Thema interessiert. Lediglich 14 Prozent zeigen sich wenig interessiert. Unter
den Männern äußert ein größerer Anteil ein hohes Interesse (64 %) als unter den Frauen (44 %). Die
typische Altersverschiebung ist auch bei diesem spezifischen Nachrichteninhalt erkennbar: Unter den
älteren Onlinern ist das Interesse tendenziell ein wenig höher ausgeprägt als in den jüngeren Alters‐
gruppen (Abb. 2).
Abb. 2: Interesse an politischen Nachrichten 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage [Q2_new2018] Wie sehr sind Sie an Nachrichten zur Politik interessiert, falls überhaupt? (Antwortmöglichkeiten: äu‐ßerst interessiert; sehr interessiert; einigermaßen interessiert; nicht sehr interessiert; überhaupt nicht interessiert; ich weiß nicht; Basis n=2038)
5464
44 43 43 4657 61
32
26
38 4232
36
3030
14 1018 14
2517
14 9
Gesamt Männer Frauen 18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
äußerst und sehr interessiert einigermaßen interessiert nicht sehr und überhaupt nicht interessiert
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
13
Der Großteil der erwachsenen Onliner in Deutschland ordnet sich selbst weitgehend der politischen
Mitte zu. 71 Prozent geben an, sich auf einer 7‐stufigen Skala genau in der Mitte (4) oder leicht rechts
(5) bzw. leicht links (3) wiederzufinden. Am rechten Rand sehen sich im Jahr 2018 6 Prozent der Be‐
fragten und 8 Prozent ordnen sich dem linken Rand zu. Während die Anteile des linken Spektrums in
den vergangenen Jahren weitgehend stabil geblieben sind, lassen sich bei den eher rechten Positionen
leichte Anstiege in der Selbsteinschätzung beobachten. Nachfolgende Auswertungen, in welchen nach
politischer Orientierung differenziert wird, beziehen sich auf die dreiteilige Einordnung nach „links“,
„Mitte“ und „rechts“ gemäß der Abbildung (Abb. 3).
Abb. 3: Politische Orientierung in Deutschland seit 2015 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q1f: Einige Menschen verwenden zur Beschreibung von Parteien und Politikern die Begriffe „links“, „rechts“ und „Mitte“. (Allgemein werden sozialistische Parteien als zum linken Flügel gehörig betrachtet, während konservative Parteien eher dem rechten Flügel zugeordnet werden). Wenn Sie an diese Begriffe denken, wo würden Sie sich auf der folgenden Skala selbst einordnen? (Antwortmöglichkeiten: Links außen; Weit links; Etwas links von der Mitte; Mitte; Etwas rechts von der Mitte; Weit rechts; Rechts außen; Ich weiß nicht; Basis n 2015=1969; 2016=2035; 2017=2062; 2018=2038)
2
7
23
34
17
31
13
1
6
20
32
20
30
17
1
7
21
31
18
31
17
2
7
22
30
19
5
1
14
Links außen Weit links Etwas linksvon der Mitte
Mitte Etwas rechtsvon der Mitte
Weit rechts Rechts außen Ich weiß nicht
2015 2016 2017 2018
Links: 8 %
Mitte 71 %
Rechts: 6 %
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
14
2.3 Reichweite verschiedener Nachrichtenquellen
Nach wie vor zeigt sich, dass die Nachrichten im Fernsehen die am weitesten verbreitete Quelle für
Informationen über das Weltgeschehen darstellen. 74 Prozent der erwachsenen Onliner schauen re‐
gelmäßig6 Nachrichtensendungen oder 24h‐Nachrichtensender im linearen Programmfernsehen, um
sich über aktuelle Nachrichten zu informieren. Auch das Radio erfreut sich großer Beliebtheit, was
sicherlich auch auf die spezifische Eignung als „Nebenbeimedium“ im Auto oder am Arbeitsplatz zu‐
rückzuführen ist. 45 Prozent der Befragten kommen regelmäßig auf diesem Weg mit Nachrichten in
Kontakt. Auch soziale Medien als Quelle für Nachrichten bewegen sich auf einem stabilen Niveau. Mit
31 Prozent der Onliner im Alter über 18 Jahren ist der Anteil derjenigen, der sich auf diesem Weg über
das aktuelle Geschehen informiert, im Vergleich zum Vorjahr (29 %) wieder etwas angestiegen. Einen
Zugewinn in Höhe von 4 Prozentpunkten können die gedruckten Zeitungen vorweisen. 30 Prozent der
erwachsenen Onliner geben 2018 an, sich regelmäßig in einer gedruckten Tageszeitung zu informieren.
Auch die Online‐Ausgaben von Zeitungen (25 %) und von Zeitschriften (29 %) haben im Vergleich zum
Vorjahr jeweils Anteile in Höhe von 3 Prozentpunkten dazugewonnen (Abb. 4).
Abb. 4: Wöchentlich genutzte Nachrichtenquellen 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q3: Welche der folgenden Nachrichtenquellen haben Sie letzte Woche genutzt, falls überhaupt eine? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Basis n=2038)
6 „Regelmäßige“ Nutzung umfasst hier und im Folgenden diejenigen, die angeben, dass sie in der letzten Woche eine genannte Nachrichtenquelle bzw. ein bestimmtes Medium genutzt haben.
7445
37313029
2522
1916
8565
47
TVRadionachrichten
Print gesamtsoziale Medien
gedruckte ZeitungenNachrichtenmagazine online
Zeitungen onlineTV‐ und Radioanbieter online
andere Nachrichtenquellen onlinegedruckte Zeitschriften/Magazine
Traditionell (TV, Radio, Print)Internet gesamt
Tradionelle Medien online
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
15
Im Vergleich der Altersgruppen zeigen sich in den regelmäßig für Nachrichteninformationen verwen‐
deten Quellen die bekannten und teilweise recht deutlichen Unterschiede. Während die jungen Nut‐
zergruppen eher von Informationen aus dem Internet erreicht werden als die älteren, ist diese Ten‐
denz bei den traditionellen Angeboten, wie Fernsehen, Radio oder Zeitung genau entgegengesetzt.
Allerdings darf nicht übersehen werden, dass auch fast die Hälfte der 18‐ bis 24‐jährigen Onliner in
Deutschland (48 %) sich regelmäßig Nachrichten im linearen Programmfernsehen anschaut und dass
auch deutlich mehr als die Hälfte der Onliner im Alter über 55 Jahre regelmäßig Nachrichten im Inter‐
net nutzt (Abb. 5).
Abb. 5: Wöchentlich genutzte Nachrichtenquellen 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q3: Welche der folgenden Nachrichtenquellen haben Sie letzte Woche genutzt, falls überhaupt eine? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Basis n=2038)
Insgesamt ist die Nachrichtennutzung im Internet durch journalistisch‐redaktionell betreute Angebote
geprägt. In allen Altersgruppen erreichen die Online‐Auftritte traditioneller Nachrichtenanbieter aus
dem Print‐ und dem Rundfunkbereich die größte Reichweite; mit 57 Prozent sind es in der jungen
Altersgruppe der 18‐ bis 24‐Jährigen mehr als in der Gruppe der über 55‐Jährigen (42 %). Aber auch
soziale Medien sind insbesondere in der Gruppe der 18‐ bis 24‐Jährigen Onliner als eine Quelle für
Nachrichten weit verbreitet (Abb. 6).
74
45
37
65
48
32
22
79
53
3125
75
63
3330
71
84
51
36
60
87
5448
58
TV Radio Print Internet
Gesamt 18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
16
Abb. 6: Wöchentlich genutzte Nachrichtenquellen online 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q3: Welche der folgenden Nachrichtenquellen haben Sie letzte Woche genutzt, falls überhaupt eine? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Basis n=2038)
In der Betrachtung der Trends aus den vergangenen sechs Jahren zeigt sich ein tendenzieller Anstieg
der Reichweite des Internets7 als Quelle für Nachrichten (Abb. 7). Das lineare Programmfernsehen ist
7 In dieser Darstellung umfasst die Kategorie "Internet" auch die sozialen Medien, die ergänzend dazu separat ausgewie‐sen werden.
47
31 29
57
44
35
57
3937
53
35 35
43
26 25
42
25 24
0
10
20
30
40
50
60
Traditionelle Medien online (gesamt) soziale Medien Nachrichtenmagazine online
2522
19
28 27
18
31
26
18
2925
222320 18
2219 18
0
10
20
30
40
50
60
Zeitungen online TV‐ und Radioanbieter online andere Nachrichtenquellen online
Gesamt 18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
17
zwar nach wie vor die Ressource, auf die die meisten erwachsenen Onliner regelmäßig zugreifen, al‐
lerdings weisen die Anteile über die Jahre betrachtet leichte Rückgänge auf, was insbesondere auf die
jungen Nachrichtennutzer zurückzuführen ist. Das Radio zeigt sich innerhalb des beobachteten Zeit‐
raums vergleichsweise stabil. Auch soziale Medien als Nachrichtenquelle haben sich nach anfänglich
stets steigenden Zahlen inzwischen bei ca. 30 Prozent stabilisiert. Gedruckte Zeitungen und Zeitschrif‐
ten haben seit Beginn der Durchführung dieser Studie stetig an Nutzeranteilen innerhalb der Gruppe
der Onliner im Alter über 18 Jahren verloren. In diesem Jahr kann erstmals wieder ein leichter Anstieg
auf 37 Prozent verzeichnet werden. Ob dies tatsächlich ein dauerhafter Anstieg ist oder ob es sich um
einen positiven Ausreißer innerhalb der jährlichen Schwankung der Messwerte handelt, bleibt abzu‐
warten.
Abb. 7: Regelmäßig genutzte Nachrichtenquellen seit 2013 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q3: Welche der folgenden Nachrichtenquellen haben Sie letzte Woche genutzt, falls überhaupt eine? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Basis: 2013=1064; 2014=2063 2015=1969; 2016=2035; 2017=2062; 2018=2038)
8782
8882
78 77 7468
51 52 5046 45 45
6863
5245
3834 37
6166
58 60 59 6065
18 1823 25
31 29 31
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018
TV Radio Print Internet soziale Medien
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
18
2.4 Wichtigste Nachrichtenquellen
Das Fernsehen ist nicht nur die am weitesten verbreitete Quelle für Nachrichten, sondern es ist für
einen Großteil der Onliner auch die wichtigste Quelle (49 %) (Abb. 8). Über 60 Prozent der Onliner im
Alter über 55 Jahren betrachten das Fernsehen als ihre Haupt‐Ressource (62 %). Aber auch für fast
jeden Vierten der jüngsten untersuchten Altersgruppe der 18‐ bis 24‐Jährigen ist das der Fall. In dieser
jungen Altersgruppe dominiert mit 59 Prozent allerdings deutlich das Internet als wichtigste Nachrich‐
tenquelle. Bei den Nachrichtenquellen im Internet überwiegen insgesamt die Angebote, die ihren Ur‐
sprung in einer Zeitschriften‐ bzw. Zeitungsmarke haben. 7 Prozent der befragten Onliner betrachten
soziale Medien als ihre Haupt‐Nachrichtenquelle im Internet. Unter den 18‐bis 24‐Jährigen ist ihr Anteil
mit 19 Prozent am größten und mit 3 Prozent unter den über 55‐Jährigen am geringsten (Abb. 9).
Abb. 8: Hauptnachrichtenquelle 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q4: Sie haben angegeben, dass Sie diese Nachrichtenquellen letzte Woche genutzt haben. Welche davon würden Sie als Ihre HAUPT‐Nachrichtenquelle bezeichnen? (Basis n=1959)
49
23
28
42
55
62
32
59
56
43
24
17
11
13
11
8
13
11
8
5
5
7
8
10
Gesamt
18‐24
25‐34
35‐44
45‐54
55+
TV Online Radio Print
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
19
Abb. 9: Hauptnachrichtenquelle Internet 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q4: Sie haben angegeben, dass Sie diese Nachrichtenquellen letzte Woche genutzt haben. Welche davon würden Sie als Ihre HAUPT‐Nachrichtenquelle bezeichnen? (Basis n=1959)
2.5 Genutzte, wichtigste und einzige Nachrichtenquelle
Der Blick auf die genutzten und die wichtigsten Quellen für Nachrichten führt zu aufschlussreichen
Erkenntnissen im Hinblick auf die vieldiskutierte Fragmentierung von Öffentlichkeiten und die in die‐
sem Zusammenhang befürchtete Herausbildung von abgeschotteten „Filterblasen“ und „Echokam‐
mern“. Ein maßgeblicher Indikator für Fragmentierung ist, inwieweit sich Nutzer auf eine einzige
Quelle stützen. Gerade, wenn es sich nicht um journalistisch‐redaktionell gestaltete und damit einem
gewissen Universalitäts‐ und Vielfaltsanspruch verpflichtete Nachrichtenangebote handelt, bestünde
bei ihrer alleinigen Nutzung durchaus die Gefahr, sich in abgeschottete Kommunikationsräume zu be‐
geben.
Insgesamt sind die Anteile der erwachsenen Onliner in Deutschland, die sich auf eine einzige Quellen‐
art für ihre Nachrichten verlassen, recht gering. Soziale Medien nutzen zum Beispiel nur knapp 2 Pro‐
zent der Onliner im Alter über 18 Jahren als einzige Nachrichtenquelle, um sich über das aktuelle Welt‐
geschehen zu informieren (Abb. 10). Den größten Anteil exklusiver Nutzung weist mit 11,5 Prozent das
Internet auf, wobei in dieser Kategorie sämtliche Anbieter zusammengefasst sind. Unter ihnen befin‐
den sich auch die 1,9 Prozent der zusätzlich separat ausgewiesenen Nutzer sozialer Medien. Auch in
7
9
13
10
5
5
9
14
16
14
9
5
7
19
15
9
4
3
4
10
7
5
3
3
3
5
5
5
3
2
1
1
1
1
1
0
Gesamt
18‐24
25‐34
35‐44
45‐54
55+
Zeitungen online Nachrichtenmagazine online soziale Medien
TV‐ und Radioanbieter online andere Nachrichtenquellen online Blogs
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
20
der Gruppe der 18‐ bis 24‐Jährigen ist der Anteil der Onliner, der ausschließlich in sozialen Medien mit
nachrichtlichen Inhalten in Kontakt kommt, mit 5 Prozent nicht sehr hoch (Abb. 11).
Abb. 10: Genutzte, wichtigste und einzige Nachrichtenquelle 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q3: Welche der folgenden Nachrichtenquellen haben Sie letzte Woche genutzt, falls überhaupt eine? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Basis: n=2038) Frage Q4: Sie haben angegeben, dass Sie diese Nachrichtenquellen letzte Woche genutzt haben. Welche davon würden Sie als Ihre HAUPT‐Nachrichtenquelle bezeichnen? (Basis n=1959)
74,0
44,9
37,2
64,7
30,5
48,8
11,28,2
31,8
7,210,5
0,0 1,5
11,5
1,9
TV Radio Print Internet soziale Medien
regelmäßig genutzte Quelle Hauptquelle einzige Quelle
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
21
Abb. 11: Genutzte, wichtigste und einzige Nachrichtenquelle 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q3: Welche der folgenden Nachrichtenquellen haben Sie letzte Woche genutzt, falls überhaupt eine? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Basis: n18=187; n55+=841) Frage Q4: Sie haben angegeben, dass Sie diese Nachrichtenquellen letzte Woche genutzt haben. Welche davon würden Sie als Ihre HAUPT‐Nachrichtenquelle bezeichnen? (Basis n18=181; n55+=822)
48,0
32,3
22,1
78,8
44,1
22,7
13,5
5,0
58,9
19,2
6,20,0
4,6
33,2
5,0
TV Radio Print Internet soziale Medien
18‐24
regelmäßig genutzte Quelle Hauptquelle einzige Quelle
86,5
53,848,2
57,9
24,8
61,6
10,9 10,317,3
2,8
11,3
0,0 2,9 4,10,6
TV Radio Print Internet soziale Medien
55+
regelmäßig genutzte Quelle Hauptquelle einzige Quelle
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
22
2.6 Vertrauen in Nachrichten
Abb. 12: Allgemeines Vertrauen in Nachrichten 2018 (nach Alter, politischer Orientierung, Nachrichteninteresse und Hauptquelle, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q6a: Bitte denken Sie allgemein an Nachrichten. Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? „Ich glaube, man kann dem Großteil der Nachrichten meist vertrauen“ (Antwortmöglichkeiten: ich stimme überhaupt nicht zu; ich stimme eher nicht zu (stimme nicht zu); ich stimme weder zu noch stimme ich nicht zu (unentschieden); ich stimme eher zu; ich stimme voll und ganz zu (stimme zu); Basis=2038) Frage Q1f: Einige Menschen verwenden zur Beschreibung von Parteien und Politikern die Begriffe „links“, „rechts“ und „Mitte“. (Allgemein werden sozialistische Parteien als zum linken Flügel gehörig betrachtet, während konservative Parteien eher dem rechten Flügel zugeordnet werden). Wenn Sie an diese Begriffe denken, wo würden Sie sich auf der folgenden Skala selbst einordnen? (Antwortmöglichkeiten: links außen; Weit links (links); Etwas links von der Mitte; Mitte; Etwas rechts von der Mitte (Mitte); Weit rechts; rechts außen (rechts); Ich weiß nicht; Basis: nlinks=171 ; nMitte=1453; nrechts=123; nIchweiß‐nicht=291) Frage Q1c: Wie sehr sind Sie an Nachrichten interessiert? (Antwortmöglichkeiten: äußerst interessiert; sehr interessiert (inte‐ressiert); einigermaßen interessiert (nicht aufgeführt); nicht sehr interessiert; überhaupt nicht interessiert (nicht interes‐siert); ich weiß nicht; Basis ninteressiert=1421; nnicht interessiert=79) Frage Q4: Sie haben angegeben, dass Sie diese Nachrichtenquellen letzte Woche genutzt haben. Welche davon würden Sie als Ihre HAUPT‐Nachrichtenquelle bezeichnen? (Basis: nPrint=161; nTV=957; nRadio=219; nOnline=622; nSocial Media=141)
50
42
35
39
52
60
37
39
55
36
56
22
57
55
44
43
30
29
31
32
35
31
25
41
32
27
26
26
33
26
26
32
30
34
21
27
33
27
18
16
23
29
19
37
19
45
17
20
24
28
37
Gesamt
18‐24
25‐34
35‐44
45‐54
55+
ich weiß nicht
links
Mitte
rechts
interessiert
nicht interessiert
TV
Radio
Online
soziale Medien
stimme zu unentschieden stimme nicht zu
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
23
Ein derzeit viel diskutierter Aspekt ist das Vertrauen, welches Nachrichtenmedien entgegengebracht
wird. Wie im vorigen Jahr gibt jeder zweite erwachsene Onliner in Deutschland im Jahr 2018 an, dem
Großteil der Nachrichten meist zu vertrauen (50 %) (Abb. 13). Im Vergleich zu 2017 ist der Anteil in der
Altersklasse der 18‐ bis 24‐Jährigen mit plus 6 Prozentpunkten deutlich angestiegen. Etwas zurückge‐
gangen sind die Anteile hingegen in den Gruppen der 25‐ bis 34‐ (‐5 Prozentpunkte) und der 35‐ bis
44‐Jährigen (‐4 Prozentpunkte).
Onliner mit einer politischen Orientierung im Bereich der Mitte vertrauen deutlich eher den Nachrich‐
ten (55 %) als Nutzer mit Einstellungen am rechten (36 %) oder linken (39 %) politischen Rand. Auch
haben Onliner, die an Nachrichten interessiert sind, ein deutlich größeres Vertrauen (56 %) in die Be‐
richterstattung als Nicht‐Interessierte (22 %). Nutzer, die als Hauptquelle traditionelle Nachrichtengat‐
tungen nennen, vertrauen tendenziell eher den Nachrichten als Nutzer, die das Internet oder speziell
soziale Medien als ihre wichtigste Quelle angeben. Die Wirkungsrichtung lässt sich aus methodischen
Gründen an dieser Stelle jedoch nicht analysieren.
Im Vergleich zu dem generellen Vertrauen in die Nachrichtenberichterstattung, welches sich auf eine
große Bandbreite individueller Verständnisse von Nachrichten und Medien bezieht, zeigt sich ein et‐
was größeres Vertrauen in die Nachrichtenmedien, die man selbst nutzt. Gut 60 Prozent stimmen in
diesem Fall der Aussage zu, dem Großteil der Nachrichten zu vertrauen (Abb. 13).
Abb. 13: Vertrauen in die genutzten Nachrichten 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q6a: Bitte denken Sie allgemein an Nachrichten. Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? „Ich glaube, ich kann dem Großteil der Nachrichten, die ich nutze, meist vertrauen“ (Antwortmöglichkeiten: Ich stimme überhaupt nicht zu; Ich stimme eher nicht zu (stimme nicht zu); Ich stimme weder zu noch stimme ich nicht zu (unentschieden); Ich stimme eher zu; Ich stimme voll und ganz zu (stimme zu); Basis=2038)
61
63
50
48
61
69
26
20
32
36
27
21
13
17
18
16
12
11
Gesamt
18‐24
25‐34
35‐44
45‐54
55+
stimme zu unentschieden stimme nicht zu
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
24
Ergänzend dazu wurde in der aktuellen Welle des Surveys dezidiert das vorhandene Vertrauen in Nach‐
richteninhalte aus sozialen Medien und Suchmaschinen erfasst. 18 Prozent der erwachsenen Onliner
vertrauen meist den Nachrichten, auf die sie über soziale Medien stoßen, während 42 Prozent explizit
ihr Misstrauen äußern. In der Gruppe der 18‐ bis 24‐Jährigen lehnen sogar 53 Prozent ab, den dortigen
Nachrichteninhalten zu vertrauen. Auch in Hinsicht auf die Inhalte der nachrichtenbezogenen Ergeb‐
nisse, die über Suchmaschinen gefunden werden, ist das Vertrauen überschaubar. Lediglich 30 Prozent
der erwachsenen Onliner stimmen der Aussage zu, den gefundenen Beiträgen in Suchmaschinen meist
zu vertrauen (Abb. 14).
Abb. 14: Vertrauen in Nachrichten in sozialen Medien und Suchmaschinen 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q6c: Es ist heutzutage möglich, auf unterschiedliche Weisen, einschließlich Suchmaschinen und Social‐Media‐Seiten, Online‐Nachrichten zu erhalten. Geben Sie vor diesem Hintergrund bitte an, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustim‐men: Ich glaube, man kann den Nachrichten in den sozialen Medien meistens vertrauen. Ich glaube, man kann den Nach‐richten in den Suchmaschinen meistens vertrauen; Basis=2038)
18
16
19
18
17
20
40
31
34
39
42
43
42
53
47
43
41
37
Gesamt
18‐24
25‐34
35‐44
45‐54
55+
Soziale Medien
30
30
28
25
29
32
46
37
42
52
46
48
24
33
30
24
25
20
Gesamt
18‐24
25‐34
35‐44
45‐54
55+
Suchmaschinen
stimme zu unentschieden stimme nicht zu
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
25
Unabhängig von Mediengattung und Plattformen von Drittanbietern wurde in diesem Jahr das spezi‐
fische Vertrauen in die Berichterstattung bestimmter Nachrichtenmarken erfasst. Die Befragten soll‐
ten sich dazu äußern, wie vertrauenswürdig sie die genannten Marken einschätzten. Geantwortet
wurde auf einer 11‐stufigen Skala von 0 (überhaupt nicht vertrauenswürdig) bis 10 (äußerst vertrau‐
enswürdig) und der Option, die entsprechende Marke nicht zu kennen. In der Grafik sind die Mittel‐
werte der Antworten abgebildet, die sich auf Onliner beziehen, die die jeweilige Marke kennen (Abb.
15).
Die durchschnittlich höchsten Vertrauenswerte konnten die Hauptnachrichtenmarken der beiden öf‐
fentlich‐rechtlichen Fernsehprogramme und die regionalen Tageszeitungen verzeichnen. Auf Platz 1
befindet sich die Tagesschau der ARD (7,01) und auf Platz 2 die heute des ZDF (6,85). Die geringsten
Vertrauenswerte wurden Bento (4,69), einer Tochtermarke von Spiegel Online, und Bild (3,94) zuge‐
sprochen. Beide Werte befinden sich unterhalb des Skalenmittelpunktes (5).
Abb. 15: Vertrauen in Nachrichtenmarken 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q6: Wie vertrauenswürdig sind Ihrer Meinung nach die Nachrichten aus den folgenden Quellen? Verwenden Sie bitte die nachfolgende Skala, auf der 0 „Überhaupt nicht vertrauenswürdig“ und 10 „Äußerst vertrauenswürdig“ bedeutet. Ba‐sis=jeweils alle Befragten, die die Marke kennen: n=897 (Bento) ‐ 2016 (Tagesschau)
7,01
6,85
6,77
6,68
6,54
6,54
6,45
6,35
6,27
6,10
5,92
5,85
5,64
4,69
3,94
0,00 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 6,00 7,00 8,00 9,00 10,00
Tagesschau
heute
Regional/Lokalzeitung
n‐tv
Die Zeit
Sueddeutsche Zeitung
FAZ
Der Spiegel
Focus
Der Stern
Sat1 News
RTL aktuell
T‐online
Bento
Bild
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
26
2.7 Nutzung „alternativer“ Medienangebote
Im Kontext der Debatte über das Vertrauen in die Nachrichtenberichterstattung ist oft die Rede davon,
dass Nutzer sich „alternativen“ Medienangeboten zuwenden, die sich mit ihrer thematischen Auswahl
und inhaltlichen Rahmung, zum Teil auch mit einer dezidierten politischen Orientierung von den
„Mainstream‐Angeboten“ absetzen wollen. Zu den bekanntesten Angeboten zählen Breitbart, Junge
Freiheit, Compact Online, Epoch Times oder Politically Incorrect. Es zeigt sich, dass diese Angebote bis
zu 17 Prozent der erwachsenen Onliner in Deutschland durchaus bekannt sind (Abb. 16). Die Anteile
der Internetnutzer im Alter über 18 Jahren, die tatsächlich regelmäßig auf eines der genannten Ange‐
bote zugreifen, sind mit Anteilen zwischen 1 und 3 Prozent deutlich geringer (Abb. 17). Dies gilt insbe‐
sondere für Breitbart. Es ist zu vermuten, dass die Berichterstattung über einen vermeintlich anste‐
henden Launch in Deutschland erheblich zum Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung beigetragen hat.
Abb. 16: Kenntnis „alternativer“ Medienangebote 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q5c: In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Nachrichtenwebsites entstanden, die ihre Inhalte häufig über die sozi‐alen Medien verbreiten. Von welchen der folgenden Nachrichtenwebsites haben Sie, falls überhaupt, bereits gehört? Wählen Sie bitte alle zutreffenden Antworten aus. (Basis n=2038)
17
23
2120
17
14
11
1416
17
9
79
12
14
13
75
8
10
13 12
7
4
7
1011
12
4 4
Gesamt 18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
Breitbart Junge Freiheit Compact Online Epoch Times Politically Incorrect (PI‐News)
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
27
Abb. 17: Regelmäßige Nutzung „alternativer“ Medienangebote 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q5c: Welche der folgenden Nachrichtenwebsites haben Sie, falls überhaupt, in der vergangenen Woche genutzt, um auf Nachrichten zuzugreifen? Wählen Sie bitte alle zutreffenden Antworten aus. (Basis n=2038)
Obwohl diese Thematik vermutlich anfällig für ein Antwortverhalten im Sinne sozialer Erwünschtheit
sein kann, gibt es keine Anzeichen, dass die Ergebnisse die „wahre“ Nutzung erheblich unterschätzen.
Im Gegenteil: Nutzer, die angegeben haben, dass sie regelmäßig auf eines oder mehrere der genann‐
ten Angebote zurückgreifen, waren vergleichsweise auskunftsfreudig, wenn sie in einer offenen Ant‐
wort nach den Gründen hierfür gefragt wurden. Hauptsächlich wurde Kritik an den „Mainstream‐Me‐
dien“ und dem öffentlich‐rechtlichen Rundfunk aufgrund einer einseitigen Berichterstattung geäußert.
Dazu wurde mehrfach angemerkt, dass die etablierten Medien eher versuchen, bestimmte Meinungen
aufzuzwingen und erzieherisch zu wirken als umfassend zu informieren. Zudem wurden oft eine zu
große Staatsnähe und fehlende Unabhängigkeit erwähnt. Neben diesen Argumenten, mit welchen die
Nutzung der „alternativen“ Angebote mit Kritik an den etablierten Angeboten begründet wird, zeigen
sich auch andere Gründe, wie zum Beispiel, dass entsprechende Webseiten aus reiner Neugierde be‐
sucht werden oder auch, dass es wichtig ist, verschiedene Sichtweisen auf politische Themen zu ken‐
nen.
13
12 1 1
3 43
7
322 3
4 4
1 13 3
53
2 123 3 3
1 1
0
5
10
15
20
25
Gesamt 18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
Breitbart Junge Freiheit Compact Online Epoch Times Politically Incorrect (PI‐News)
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
28
2.8 Falschmeldungen
Eng verknüpft mit Vertrauen und der Nutzung „alternativer“ Medienangebote ist die Unterscheidung
zwischen Fakten und Falschmeldungen. 37 Prozent der erwachsenen Internetnutzer stimmen der Aus‐
sage zu, dass sie in Bezug auf Online‐Nachrichten Bedenken haben, Fakten und Falschmeldungen un‐
terscheiden zu können. Mit Perspektive auf die anderen 36 untersuchten Länder ist das zwar ein ver‐
gleichsweise geringer Wert (siehe Reuters Institute Digital News Report 2018). Allerdings äußern le‐
diglich 22 Prozent keine Bedenken, während der größte Teil der Internetnutzer in Deutschland in der
Beantwortung der Frage unentschieden ist (41 %) (Abb. 18).
Abb. 18: Bedenken, Falschmeldungen von Fakten unterscheiden zu können 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage QFakeNews: Geben Sie bitte an, inwieweit Sie der folgenden Aussage zustimmen: „Bei Online‐Nachrichten habe ich Bedenken in Bezug darauf, zu erkennen, was Fakten und was Falschmeldungen sind.” (Antwortmöglichkeiten: Ich stimme überhaupt nicht zu; Ich stimme eher nicht zu (stimme nicht zu); Ich stimme weder zu noch stimme ich nicht zu (unentschieden); Ich stimme eher zu; Ich stimme voll und ganz zu (stimme zu); n=2038)
Diese Vorbehalte beziehen sich in erster Linie auf Berichte, in denen Tatsachen verdreht oder verfälscht
werden, um damit bestimmte Absichten zu verfolgen. 90 Prozent der erwachsenen Onliner in Deutsch‐
land äußern diesbezüglich zumindest gewisse Bedenken. Auch gegenüber schlechten journalistischen
Leistungen, wie sachlichen Fehlern, zu starken Vereinfachungen, irreführenden Überschriften (Click‐
37 40 35 36 33 39
41 3839 41 44
41
22 22 26 22 22 20
Gesamt 18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
stimme zu unentschieden stimme nicht zu
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
29
bait) zeigen die Befragten Zurückhaltung (89 %). Ähnliches gilt für Berichte, die zu politischen oder öko‐
nomischen Zwecken vollkommen frei erfunden werden (86 %); die Verwendung des Begriffs „Fake
News“ (Falschmeldungen), beispielsweise von Politikern oder anderen Personen, um die Nachrichten‐
medien, die diesen nicht gefallen, zu diskreditieren (85 %) oder Überschriften, die wie ein Nachrichten‐
bericht aussehen, sich jedoch als Werbung herausstellen (81 %). Lediglich in Bezug auf Berichte, die
vollkommen frei erfunden werden, um die Leser zum Lachen zu bringen (Satire), haben vergleichsweise
wenig Onliner Bedenken (54 %).
Abb. 19: Mindestens gewisse Bedenken, hereinzufallen auf… 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage QFakeNews: Inwieweit, falls überhaupt, haben Sie Bedenken in Bezug auf die folgenden Aspekte? (Antwortmöglichkeiten: überhaupt keine Bedenken, keine großen Bedenken, gewisse Bedenken, große Bedenken, sehr große Bedenken; n=2038)
Wenn es darum geht, Maßnahmen zur Reduzierung von Fehlinformationen in den Medien oder den
sozialen Medien zu ergreifen, sehen die meisten Internetnutzer Medienunternehmen bzw. Journalis‐
ten in der Verantwortung (72 %). Auch von Technologieunternehmen erwarten mehr als zwei Drittel
der Befragten, dass sie dahingehend tätig werden. Im direkten Vergleich der Optionen sehen die we‐
nigsten Onliner in Deutschland die Regierung in der Verantwortung (59 %).
90
89
86
85
81
54
verdrehte Tatsachen
schlechter Journalismus
erfundene Berichte
Verwendung des Begriffs „Fake News“
Werbung statt redaktioneller Inhalt
Satire
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
30
Abb. 20: Gewünschte Akteure mit Maßnahmen gegen Fake News 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage QFakeNews: Jegliche Maßnahme zur Verringerung von Fehlinformationen (in den Medien oder den sozialen Medien) führt wahrscheinlich dazu, dass in gewissem Maße auch die Bandbreite seriöser Berichterstattung oder Meinungen reduziert wird. Geben Sie bitte vor diesem Hintergrund an, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustimmen: Technologieunterneh‐men (z. B. Facebook und Google) / die Regierung / Medienunternehmen und Journalisten sollten mehr unternehmen, damit es einfacher ist, im Internet die Fakten von den Falschmeldungen zu trennen.(Antwortmöglichkeiten: Ich stimme überhaupt nicht zu; Ich stimme eher nicht zu (stimme nicht zu); Ich stimme weder zu noch stimme ich nicht zu (unentschieden); Ich stimme eher zu; Ich stimme voll und ganz zu (stimme zu); n=2038)
6858
7972
62
84
5952
68
22
28
1521
28
13
2729
21
10 156 6 10
314 19
11
Gesamt 18‐24 55+ Gesamt 18‐24 55+ Gesamt 18‐24 55+
stimme zu unentschieden stimme nicht zu
Technologieunternehmen Medienunternehmen/Journalisten Regierung
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
31
3. Nutzung von Online‐Nachrichten
3.1 Verwendete Geräte
In den vorangegangenen Erhebungen des Reuters Institute Digital News Survey war stets der Laptop
bzw. der PC das Gerät, dessen Nutzung am weitesten verbreitet war. In diesem Jahr befinden sich
erstmals Smartphones auf gleichem Niveau. Beide Gerätetypen wurden von 78 Prozent der erwachse‐
nen Onliner in Deutschland schon einmal genutzt. Für die spezifische Funktion, Nachrichten zu lesen,
zu hören oder anzuschauen, liegt nach wie vor der Laptop bzw. der PC mit 55 % vorn. Zwar holt das
Smartphone auch zum Abruf nachrichtlicher Inhalte stetig auf, aber es liegen noch immer 8 Prozent‐
punkte zwischen ihnen (Abb. 21). Dies liegt hauptsächlich an den Nutzergruppen im Alter über 45 Jah‐
ren. Hier verwenden deutlich mehr Onliner den Computer, um sich über das Geschehen in der Welt zu
informieren. In den jüngeren Altersgruppen bis 45 Jahren verwenden hingegen bereits mehr Nutzer
das Smartphone für Nachrichten (Abb. 22). Dieser Unterschied zwischen den Altersgruppen spiegelt
sich noch akzentuierter in den Antworten auf die Frage wider, welches Gerät am häufigsten zum Ab‐
rufen von Nachrichten verwendet wird (Abb. 23).
Abb. 21: Verwendete Geräte für Online‐Nachrichten 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q8a: Welche der folgenden Geräte haben Sie schon einmal genutzt (zu jeglichem Zweck)? Bitte wählen Sie alle zutref‐fenden Antworten aus. Frage Q8b: Welche der folgenden Geräte haben Sie letzte Woche zum Abrufen von Nachrichten genutzt? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Basis n=2038)
78
78
46
42
5
55
47
19
12
2
Laptop oder PC
Smartphone
Tablet
Connected u. Smart TV
Smart Speaker
genutzt letzte Woche für Nachrichten genutzt
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
32
Abb. 22: Verwendete Geräte für Online‐Nachrichten 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q8a: Welche der folgenden Geräte haben Sie schon einmal genutzt (zu jeglichem Zweck)? Bitte wählen Sie alle zutref‐fenden Antworten aus. Frage Q8b: Welche der folgenden Geräte haben Sie letzte Woche zum Abrufen von Nachrichten genutzt? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Basis n=2038)
Abb. 23: Häufigstes Gerät für Online‐Nachrichten 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q8: Sie haben angegeben, dass Sie letzte Woche die folgenden Geräte zum Abrufen von Nachrichten genutzt haben. Welches Gerät nutzen Sie AM HÄUFIGSTEN zum Abrufen von Online‐Nachrichten? (Basis n=1628)
55
43 4652 54
62
47
75
63
54 4235
1915 16
20 19 21
128 8
14 1710
2 3 2 3 3 2
Gesamt 18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
Laptop oder PC Smartphone Tablet Connected u. Smart TV Smart Speaker
45
2126
36
48
61
36
68
59
40
30
21
106 8
12 10 12
6 44 8 10
52018 18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
Laptop oder PC Smartphone Tablet Connected u. Smart TV
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
33
3.2 Auffinden von Inhalten
Wie Inhalte durch die Nutzer gefunden werden, ist eine der zentralen Fragen des Online‐Journalismus.
Maßgeblich ist hier vor allem die Unterscheidung, ob die Nutzer sich an einer bestimmten Nachrich‐
tenmarke orientieren oder auf andere Weise auf die Inhalte aufmerksam werden. Insgesamt betrach‐
tet ist der direkte Zugriff auf die Webseite bzw. die App eines bestimmten Nachrichtenangebots der
am weitesten verbreitete (36 %) (Abb. 24) und am häufigsten genutzte Zugangsweg (35 %) (Abb. 25).
Das gilt für alle Altersgruppen. Auch die Eingabe eines Nachrichten‐Markennamens in eine Suchma‐
schine ist ein häufig praktizierter Zugang zu Nachrichten (24 %). Beide Zugangswege, die zusammen‐
genommen regelmäßig von über der Hälfte der Onliner genutzt werden (53 %), beziehen sich explizit
auf den Markennamen und verdeutlichen so dessen anhaltende Relevanz im Nachrichtenjournalismus.
In der jungen Nutzergruppe der 18‐ bis 24‐Jährigen (59 %) kommt dies sogar noch deutlicher zum Tra‐
gen als in der Gruppe der über 55‐Jährigen (51 %).
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
34
Abb. 24: Zugangswege zu Online‐Nachrichten 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q10: Bitte denken Sie nun an Nachrichten, die Sie vergangene Woche online abgerufen haben über einen Computer, ein Mobilgerät oder ein sonstiges Gerät. Wie sind Sie auf bestimmte Artikel und Berichte gestoßen? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Basis n=2038)
39
30
33
23
9
14
14
59
57
46
36
24
22
22
17
10
10
53
42
36
36
22
18
22
24
8
7
51
39
34
Direktzugriff auf eine Webseite oder App
Bestimmte Website in Suchmaschine eingegeben
Nachrichten in sozialen Medien gefunden
Nachrichtenthema in Suchmaschine eingegeben
über E‐Mail‐Newsletter o. E‐Mail‐Benachrichtigung
Newsreader‐Seite oder App mit versch. Quellen
Nachrichtenalarm auf meinem Mobiltelefon/Tablet
Aufruf einer Marke (direkt o. über SE + Marke)
Algorithmisiert (SE + Thema, Aggregator, SM)
Suchmaschine
18‐24 Gesamt 55+
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
35
Auffällig ist jedoch auch, dass insbesondere in der jungen Nutzergruppe algorithmenbasierte Zugangs‐
wege ebenfalls sehr weit verbreitet sind. 57 Prozent der 18‐ bis 24‐jährigen Onliner finden Nachrichten
regelmäßig über die thematische Suche in Suchmaschinen, über Aggregatoren oder soziale Medien.
Insbesondere soziale Medien nehmen in dieser Altersgruppe eine wichtige Stellung ein. 33 Prozent
nutzen sie regelmäßig als Zugangsweg zu Nachrichten und für 23 Prozent ist es sogar der wichtigste.
Unter den über 55‐Jährigen ist dies lediglich bei 10 Prozent der Fall. Es zeigt sich, dass die Nachrich‐
tenmarke für junge und für ältere Nutzer ein ausschlaggebendes Kriterium für das Auffinden von Nach‐
richten darstellt. Bei den jüngeren Onlinern sind ergänzend dazu aber auch algorithmenbasierte Zu‐
gangsmöglichkeiten, insbesondere soziale Medien, von Bedeutung.
Abb. 25: Wichtigster Zugangsweg zu Online‐Nachrichten 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q10: Welcher von diesen war der HAUPTSÄCHLICHE Weg, über den Sie innerhalb der letzten Woche auf die Nachrich‐ten zugegriffen haben? (Basis n=1675)
31
20
23
13
2
7
0
52
44
34
35
15
13
13
9
7
5
50
32
28
35
13
10
12
15
5
4
48
28
25
Direktzugriff auf eine Webseite oder App
Bestimmte Website in Suchmaschine eingegeben
Nachrichten in sozialen Medien gefunden
Nachrichtenthema in Suchmaschine eingegeben
über E‐Mail‐Newsletter o. E‐Mail‐Benachrichtigung
Newsreader‐Seite oder App mit versch. Quellen
Nachrichtenalarm auf meinem Mobiltelefon/Tablet
Aufruf einer Marke (direkt o. über SE + Marke)
Algorithmisiert (SE, Aggregator, SM)
Suchmaschine
18‐24 Gesamt 55+
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
36
Zu den algorithmenbasierten Zugangsmöglichkeiten zählen auch Nachrichtenaggregatoren, also Ange‐
bote, die Nachrichten aus verschiedenen Quellen zusammentragen und diese nach automatisierten
Selektionsmechanismen für ihre Nutzer aufbereiten. Das mit Abstand am häufigsten verwendete An‐
gebot aus diesem Bereich ist Google News. Knapp 11 Prozent der erwachsenen Onliner in Deutschland
nutzen regelmäßig diese Website, die Nachrichtenangebote aus zahlreichen Quellen bündelt. Die an‐
deren abgefragten Aggregatoren erreichen deutlich geringere Publika (Abb. 26).
Abb. 26: Genutzte Aggregatoren für Online‐Nachrichten (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q10b: Falls Sie das Internet für Nachrichten nutzen: Haben Sie irgendwelche der folgenden Websites oder Apps, die verschiedene Nachrichtenlinks zusammenfassen, in der vergangenen Woche verwendet? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Basis n=2038)
3.3 Push‐Nachrichten auf dem Smartphone
Eine weitere Möglichkeit, auf Nachrichteninhalte aufmerksam zu werden, sind so genannte Push‐
Nachrichten. Damit sind Benachrichtigungen gemeint, die die Nutzer direkt auf dem Startbildschirm
ihrer Smartphones oder Tablets erreichen, ohne dass explizit ein Angebot aufgerufen werden muss.
Aus Perspektive der Anbieter sollen ihre Kunden keine wichtigen Meldungen mehr verpassen, wobei
sich die Herausforderung stellt, das richtige Maß zu finden und die Erwartungen der Nutzer zu treffen.
10,8
5,3
4,4
3,1
3,0
2,8
2,5
1,1
Google News
Google Play Kiosk
Apple News
Upday
Snapchat Discover
Blendle
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
37
In Abb. 24 wurde deutlich, dass etwa 10 Prozent der erwachsenen Onliner regelmäßig Push‐Benach‐
richtigungen über aktuelle Geschehnisse erhalten. Wir haben diese Nutzer intensiver zu ihren Nut‐
zungsgewohnheiten und Meinungen befragt. Dabei ist zu beachten, dass die Teil‐Stichprobe mit n=194
nicht ausreichend groß ist, um tatsächlich belastbare Antworten in den einzelnen Altersgruppen zu
bekommen. Von daher sind diese Angaben eher als grobe Orientierungswerte zu interpretieren. Ins‐
gesamt nutzen die Befragten im Mittel den Push‐Service von etwa 4 Nachrichtenangeboten (Abb. 27).
Es gibt jedoch eine kleine Anzahl unter diesen Nutzern, die ausgesprochen viele Dienste abonniert
haben. Diese große Streuung führt dazu, dass der Mittelwert nur bedingt geeignet ist, die abonnierten
Angebote anhand einer statistischen Kennzahl zu beschreiben.
Abb. 27: Anzahl der abonnierten Push‐Dienste 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q10b: Sie haben angegeben, dass Sie auf Ihrem Mobiltelefon/Tablet in der vergangenen Woche eine Benachrichti‐gung über eine aktuelle Meldung erhalten haben. Von ungefähr wie vielen unterschiedlichen Nachrichtenunternehmen er‐halten Sie in einer durchschnittlichen Woche Benachrichtigungen? (Basis n=194; 18‐24=26; 25‐34=39; 35‐44=33;45‐54=32; 55+=63)
Aus diesem Grund ist in der Abbildung zusätzlich der Modus ausgewiesen. Der Modus ist der Wert, der
in einer Verteilung am häufigsten vorkommt. Innerhalb der gesamten Teilgruppe haben dementspre‐
chend die meisten Nutzer genau einen Push‐Dienst für Nachrichten abonniert. In der Gruppe der 45‐
bis 54‐Jährigen haben die meisten Nutzer hingegen 5 Dienste abonniert, wobei aufgrund der geringen
4,13,8
4,5
3,4
4,2 4,3
1
2 2
1
5
3
Gesamt 18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
Mittelwert Modus
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
38
Fallzahl bereits geringe absolute Werte ausreichen, um die Position der am häufigsten vorkommenden
Anzahl zu erreichen.
Was die Anzahl der versendeten Push‐Nachrichten betrifft, sind die meisten der Abonnenten zufrie‐
den. 71 Prozent sagen, dass die Menge der Nachrichten, die sie erhalten, genau richtig ist (Abb. 28).
17 Prozent sind der Meinung, zu viele Benachrichtigungen zu erhalten und 10 Prozent wünschen sich
mehr Push‐Informationen über aktuelle Meldungen.
Abb. 28: Zufriedenheit mit der Anzahl der Push‐Nachrichten 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q10b: Sie haben angegeben, dass Sie auf Ihrem Mobiltelefon/Tablet in der vergangenen Woche eine Benachrichti‐gung über eine aktuelle Meldung erhalten haben. Welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie im Zusammenhang mit den Benachrichtigungen über aktuelle Meldungen, die Sie derzeit erhalten, am meisten zu? Wählen Sie bitte nur eine Antwort aus. (Basis n=194)
Ein Großteil der erwachsenen Onliner in Deutschland nutzt jedoch keine nachrichtenbezogenen Push‐
Services. Dementsprechend stellt sich die Frage, ob und wie diese Nutzer sich für derartige Dienste
interessieren könnten. Insgesamt vertritt etwa die Hälfte der bisherigen Nicht‐Nutzer die Meinung,
dass es keine potentiellen Funktionen gibt, die sie veranlassen würden, Push‐Benachrichtigungen zu
17
71
10
Ich erhalte zu viele Benachrichtigungen über aktuelleMeldungen
Ich erhalte die richtige Anzahl an Benachrichtigungen überaktuelle Meldungen
Ich würde gerne mehr Benachrichtigungen über aktuelleMeldungen erhalten
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
39
verwenden (51 %) (Abb. 29). Bemerkenswert ist das Altersgefälle in Bezug auf diese Einstellung. Wäh‐
rend fast 60 Prozent der über 55‐Jährigen sich keine Optionen vorstellen können, die sie zur Verwen‐
dung veranlassen würden (57 %), ist es unter den 18‐ bis 24‐Jährigen nur etwa jeder Dritte (30 %). Das
heißt, ein Großteil der jüngsten untersuchten Nutzergruppe könnte sich vorstellen, Push‐Dienste zu
abonnieren, wenn bestimmte Funktionalitäten zur Verfügung stünden. Am wichtigsten sind diesbe‐
züglich die Möglichkeiten, die Nachrichten je nach persönlichen und berufsbedingten Präferenzen zu
personalisieren (jeweils 23 %) und ihre Anzahl zu bestimmen (21 %). Auf die zu bestimmende Anzahl
der Push‐Meldungen entfällt mit 11 Prozent auch die häufigste Nennung in der Gruppe der über 55‐
Jährigen.
Abb. 29: Anreize, Push‐Nachrichten‐Dienste zu abonnieren 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q10b: Sie benutzen ein Mobilgerät, haben jedoch angegeben, dass Sie in der vergangenen Woche keine Benachrichti‐gung erhalten haben. Welche der folgenden Funktionen würde Sie dazu veranlassen, Alerts/Benachrichtigungen zu nutzen bzw. zu installieren? (Basis n=1491)
23
21
16
15
23
30
13
13
11
9
9
51
9
11
8
5
3
57
Themen, die für meine Vorlieben relevant sind, zupersonalisieren
die Anzahl zu bestimmen
die Tageszeit zu bestimmen, zu der ich sie erhalte
doppelte Alerts von verschiedenen Anbietern zureduzieren
Alerts, die für meine Arbeit relevant sind, zupersonalisieren
nichts würde mich dazu anregen
18‐24 Gesamt 55+
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
40
3.4 Online‐Nachrichtenvideos
Ein spezifisches Erkenntnisinteresse des Surveys gilt in diesem Jahr den Nutzungsweisen von Online‐
Nachrichtenvideos. Befunde aus den vergangenen Jahren deuten darauf hin, dass das Lesen von Arti‐
keln und Berichten deutlich gegenüber dem Anschauen von Nachrichtenvideos präferiert wird (Hölig
und Hasebrink 2017). Ein Großteil der erwachsenen Onliner in Deutschland schaut nach wie vor Nach‐
richtenvideos im Internet nicht regelmäßig an (56 %) (Abb. 30). Obwohl ein deutliches Altersgefälle
erkennbar ist – deutlich mehr ältere Nutzer sehen sich keine Nachrichtenvideos im Internet an als jün‐
gere – liegt der Anteil der Nicht‐Nutzer auch in der jüngsten Altersgruppe bei über einem Drittel.
Abb. 30: Nutzung von Online‐Nachrichtenvideos 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q11_VIDEO: Denken Sie bitte an die Online‐Nachrichtenvideos (jeglicher Art), die Sie in der vergangenen Woche ange‐sehen haben. Welche der folgenden Aussagen trifft auf Sie zu? Wählen Sie bitte alle zutreffenden Antworten aus. (Basis n=2038)
2124
20 2119
22
1623
1816
12
1615
26
1712
1414
9
19
10 10
7 7
56
36
53
5962
58
0
10
20
30
40
50
60
70
Gesamt 18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
auf einer Nachrichten‐Website oder App auf Facebook
auf YouTube auf einer anderen Plattform (z. B. Snapchat, WhatsApp)
keine Nachrichtenvideos gesehen
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
41
Die Quellen, über die 18‐ bis 24‐jährige Onliner Nachrichtenvideos im Internet anschauen, sind sehr
heterogen. Am ehesten kommen sie auf YouTube mit nachrichtenbezogenen Videoclips in Kontakt
(26 %), aber auch auf direktem Weg über Nachrichten‐Websites und Apps (24 %), über Facebook
(23 %) oder andere Plattformen, wie zum Beispiel WhatsApp (19 %). Insgesamt kommen erwachsene
Onliner, wenn sie sich denn Nachrichtenvideos im Internet ansehen, am häufigsten direkt auf den
Nachrichten‐Webseiten bzw. den entsprechenden Apps mit Bewegtbildinhalten in Berührung (21 %)
(Abb. 30).
Diese Zahlen drücken bereits aus, dass Nachrichtenvideos im Internet nicht unbedingt für eine breite
Mehrheit der erwachsenen Onliner attraktiv sind. Noch deutlicher wird dies bei der Frage nach den
generellen Nutzungsgewohnheiten für nachrichtliche Inhalte im Internet. Insgesamt sagen 60 Prozent,
dass sie Nachrichten meist in schriftlicher Form lesen und sich höchstens gelegentlich mal online ein
Video ansehen (Abb. 31).
Abb. 31: Text und Bewegtbild in Online‐Nachrichten 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q11b: Bitte betrachten Sie einmal Ihre Gewohnheiten im Bereich Online‐Nachrichten und geben Sie an, welche der folgenden Aussagen am besten auf Sie selbst zutrifft? Bitte wählen Sie eine Antwort aus. (Basis n=2038)
33
25
26
37
33
36
27
38
26
24
23
27
15
12
18
17
15
14
4
8
8
3
5
2
4
5
5
5
3
3
17
13
17
14
20
18
Gesamt
18‐24
25‐34
35‐44
45‐54
55+
meist in schriftlicher Form meist schriftlich, gelegentlich Videos
in gleichem Maße schriftlich und als Video meist als Videos, gelegentlich auch schriftlich
meist als Videos Ich weiß nicht
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
42
Meist als Video und nur gelegentlich als Text nutzt nur eine Minderheit von 8 Prozent nachrichtliche
Inhalte im Internet. Zwar gibt es geringfügige Unterschiede zwischen den Altersgruppen, aber interes‐
santerweise ist gerade in der am ehesten videoaffinen Altersgruppe der 18‐ bis 24‐Jährigen der Anteil
derjenigen, die Nachrichten in Textform bevorzugen, mit 63 Prozent besonders hoch. Diese Präferen‐
zen sind nicht neu. Seit mehreren Jahren deuten die Befunde des Reuters Institute Digital News Survey,
auch mit unterschiedlichen Frageformulierungen, in eine ähnliche Richtung: Videos im Internet sind
zwar eine sehr beliebte Präsentationsform, allerdings nicht unbedingt für Nachrichteninhalte außer‐
halb von extremen Ereignislagen. In diese Richtung deutet auch die direkte Frage nach dem zukünfti‐
gen Bedarf an Online‐Nachrichtenvideos. In allen Altersgruppen liegt der Anteil derjenigen, die mit der
momentanen Menge an verfügbaren Nachrichtenvideos zufrieden sind, bei knapp über einem Drittel
(Abb. 32). Gut jeder Zehnte wünscht sich mehr Nachrichten in Form von Videos (11 %) und knapp jeder
Vierte möchte in Zukunft weniger Nachrichtenvideos sehen (24 %).
Abb. 32: Zukünftiger Bedarf an Online‐Nachrichtenvideos 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q11b: Nachrichtenunternehmen können entscheiden, ob sie Berichte als Text oder Video erstellen. Was würden Sie vor diesem Hintergrund in der Zukunft gerne sehen? Wählen Sie bitte nur eine Option aus. (Basis n=2038)
11
19
8
3638
36
24 2423
Gesamt 18‐24 55+
Mehr Online‐Nachrichtenvideos So viele Online‐Nachrichtenvideos, wie ich heute sehe
Weniger Online‐Nachrichtenvideos
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
43
4. Partizipation
4.1 Nachrichtenbezogene Nutzung von Social‐Media‐Angeboten
Ein Großteil der erwachsenen Internetnutzer in Deutschland verwendet regelmäßig soziale Medien.
Gemeint sind damit unter anderem Messenger‐Dienste wie WhatsApp, soziale Netzwerkseiten wie
Facebook oder auch Plattformen zum Teilen von Videos wie YouTube. Aus diesem Angebotsbereich ist
derzeit WhatsApp der am weitesten verbreitete Dienst unter den Onlinern im Alter über 18 Jahren.
Knapp 60 Prozent nutzen den Messenger regelmäßig. YouTube und Facebook sind mit knapp 53 Pro‐
zent bzw. 52 Prozent ähnlich weit verbreitet. Die anderen genannten Angebote folgen mit einem deut‐
lichen Abstand (Abb. 33). Daher überrascht es nicht, dass diese drei Dienste auch im Kontext der nach‐
richtenorientierten Nutzung die wichtigsten sind (Abb. 34).
Abb. 33: (Für Nachrichten) genutzte soziale Medien 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage 12a: Welche der folgenden Dienste haben Sie in der letzten Woche zu einem beliebigen Zweck genutzt, falls überhaupt einen? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. Frage 12b: Welche der folgenden Dienste haben Sie letzte Woche genutzt, um Nachrichten zu suchen, zu lesen, anzu‐schauen, zu teilen oder um darüber zu diskutieren, falls überhaupt einen? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Basis n=2038)
59,6
52,5
51,7
24,7
15,6
13,1
12,1
8,1
6,0
5,8
14,1
15,2
23,5
3,8
2,8
5,0
1,5
2,0
1,5
1,1
YouTube
FB Messenger
Snapchat
genutzt für Nachrichten genutzt
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
44
An der Spitze der für Nachrichtennutzung relevanten Dienste befindet sich Facebook. Fast jeder Vierte
erwachsene Onliner nutzt diese Plattform regelmäßig, um Nachrichten zu lesen, anzuschauen, zu tei‐
len oder um darüber zu diskutieren (24 %). Aber auch YouTube (15 %) und WhatsApp (14 %) werden
für diese Zwecke von einem beachtlichen Anteil der erwachsenen Onliner genutzt. Dienste, wie Twit‐
ter, der Facebook Messenger, Instagram oder Snapchat werden zwar auch für Nachrichten genutzt,
können aber im Hinblick auf die Gesamtbevölkerung eher als Nischendienste gelten.
Hinsichtlich der altersbezogenen nachrichtenorientierten Nutzung dieser sozialen Medien zeigt sich im
Jahr 2018 eine interessante Entwicklung. Tendenziell konnte in den vergangenen Jahren das typische,
weitgehend lineare Altersgefälle beobachtet werden, nach dem die Nutzeranteile in der jüngsten
Gruppe am höchsten sind, während sie mit zunehmendem Alter stetig geringer werden. Nun zeigt sich,
dass Facebook zwar auch in der Gruppe der 18‐ bis 24‐Jährigen die am weitesten verbreitete soziale
Netzwerkplattform für den Kontakt mit nachrichtlichen Inhalten ist, dass aber diese Anteile geringer
sind als in den Gruppen der 25‐ bis 34‐ bzw. 35‐bis 44‐Jährigen (Abb. 34).
Abb. 34: Für Nachrichten genutzte soziale Medien 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage 12b: Welche der folgenden Dienste haben Sie letzte Woche genutzt, um Nachrichten zu suchen, zu lesen, anzu‐schauen, zu teilen oder um darüber zu diskutieren, falls überhaupt einen? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Basis n=2038)
24
29 28
21 21
21 18
12
14 14
11 15
14
14 15
10 6 6 5
36 6
2 2118‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
Facebook YouTube WhatsApp Twitter Instagram
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
45
Facebook ist auch in der Gesamtbetrachtung der einzige der untersuchten Dienste, der in den vergan‐
genen zwei Jahren Nutzeranteile in Bezug auf Nachrichtenkontakte verloren hat (Abb. 35). YouTube,
WhatsApp und auch Instagram konnten Zugewinne verzeichnen, während Twitter und Snapchat in
Bezug auf die Anteile der erwachsenen Onliner, die dort Nachrichten lesen, anschauen, teilen oder
darüber diskutieren, weitgehend stabil geblieben sind.
Abb. 35: (Für Nachrichten) genutzte soziale Medien seit 2016 (Auswahl, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage 12a: Welche der folgenden Dienste haben Sie in der letzten Woche zu einem beliebigen Zweck genutzt, falls überhaupt einen? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Basis n2016=2035; n2017=2062; n2018=2038)
Frage 12b: Welche der folgenden Dienste haben Sie letzte Woche genutzt, um Nachrichten zu suchen, zu lesen, anzu‐schauen, zu teilen oder um darüber zu diskutieren, falls überhaupt einen? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Basis 2016 n=2035; 2017 n=2062; 2018 n=2038)
51,5
51,748,4
52,5
46,8
59,6
9,8 13,1
8,4
15,6
2,4
6,0
2016 2017 2018
genutzt
Facebook YouTube WhatsApp
Twitter Instagram Snapchat
26,7
23,5
11,815,2
10,2
14,1
4,1 5,0
0,9 2,8
0,2 1,5
2016 2017 2018
für Nachrichten genutzt
Facebook YouTube WhatsApp
Twitter Instagram Snapchat
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
46
Von denjenigen, die nachrichtenbezogene Berichte oder Geschichten in ihrem Newsfeed auf Facebook
erhalten, klickt gut jeder Dritte regelmäßig auf die Verlinkung, um zusätzliche Informationen zu be‐
kommen (Abb. 36). Unter den WhatsApp‐Nutzern ist es knapp jeder Vierte. Den Post mit Überschrift
und/oder einem Video, so wie er in der Timeline erschienen ist, und ohne darauf zu klicken, haben sich
28 Prozent der Nutzer von Facebook angesehen. Dass 13 Prozent der Facebook‐Nutzer, aber 19 Pro‐
zent der WhatsApp‐Verwender selbst einen Nachrichtenbericht posten, unterstreicht die Relevanz von
privaten, nicht öffentlichen Kommunikationsräumen für den Austausch von nachrichtlichen Inhalten
(Hölig und Hasebrink 2017; Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (mpfs) 2016).
Abb. 36: Verhalten der Nutzer von News auf Facebook und WhatsApp 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage [Q12_2018_FB] Denken Sie bitte an die Nachrichten, die Sie über Facebook erhalten. Welche der folgenden Dinge ha‐ben Sie in der vergangenen Woche getan? Wählen Sie bitte alle zutreffenden Antworten aus. (Basis Facebook n=480, WhatsApp n=288)
36
32
28
16
13
8
23
23
16
18
19
6
für weitere Infos auf Verlinkung geklickt
Nachrichtenbericht geteilt oder gelikt
Überschriften oder Video angesehen, aber nicht geklickt
in privater Gruppe über Nachrichtenthema diskutiert
Nachrichtenbericht gepostet
an spezifischer thematischer Gruppe teilgenommen
Facebook WhatsApp
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
47
Selbst unter den Social‐Media‐Nutzern, die angeben, regelmäßig über diese Plattformen mit nachricht‐
lichen Inhalten in Kontakt zu kommen, scheint dieser Verwendungszweck keine besonders große Re‐
levanz zu haben. Zumindest legen die Befunde nahe, dass Nachrichten dort nicht zielgerichtet nachge‐
fragt werden. Insgesamt hat nicht einmal jeder Vierte derjenigen, die Social‐Media‐Angebote nutzen,
um Nachrichten zu lesen, anzuschauen, zu teilen oder um darüber zu diskutieren, eine Nachrichten‐
marke abonniert bzw. folgt ihr (22 %) (Abb. 37). Mindestens einem Journalisten folgen 11 Prozent. In
der jüngsten Altersgruppe der 18‐ bis 24‐jährigen Nachrichtennutzer in sozialen Medien folgen 37 Pro‐
zent einem Nachrichtenunternehmen und 22 Prozent einem Journalisten. Um Fehlinterpretationen zu
vermeiden, sei noch einmal betont, dass sich diese Angaben nicht auf alle Social‐Media‐Nutzer bezie‐
hen, sondern ausschließlich auf diejenigen, die angegeben haben, in diesen Kanälen auch mit nach‐
richtlichen Inhalten Kontakt zu haben.
Abb. 37: Abonnierte Akteure der Social‐Media‐Nachrichtennutzer 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q12C_2018: Haben Sie irgendeine der folgenden Optionen in den sozialen Medien wie Facebook, YouTube oder Twit‐ter abonniert oder folgen Sie ihnen? Wählen Sie bitte alle zutreffenden Antworten aus. (Basis (Nutzer von News in sozialer Medien) n=924)
22
37
34
24
17
13
15
32
19
13
15
9
14
28
1713 15
911
22
1814
6
589
12 12
5 4
0
5
10
15
20
25
30
35
40
Gesamt 18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
Nachrichtenunternehmen Politiker Partei Journalist Kampagnengruppe
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
48
Ob im Newsfeed auf einen nachrichtenbezogenen Link geklickt wird oder nicht, hängt in erster Linie
von der Marke der Nachrichtenquelle ab. 54 Prozent der Nutzer sozialer Medien stimmen der Aussage
eher oder voll und ganz zu, dass „… die Marke der Nachrichtenquelle sehr wichtig für mich ist, um zu
entscheiden, ob die Information es voraussichtlich wert ist, dass ich mir die Zeit zum Lesen nehme“
(Abb. 38). Die Bebilderung bzw. eine Illustration sind für 48 Prozent entscheidende Aspekte. Im Ge‐
gensatz zu den Attributen, die die Nachrichtenmeldung an sich betreffen, sind die sozialen Komponen‐
ten, wie die Person, die den Beitrag teilt (38 %) oder die Anzahl der Kommentare, Shares und Likes
weniger ausschlaggebend (21 %). Dies trifft insbesondere auf die Altersgruppe der 18‐ bis 24‐Jährigen
zu, wobei die Rangfolge der Wichtigkeit in allen Altersgruppen identisch ist.
Abb. 38: Entscheidende Aspekte der Nachrichtennutzung in Social Media 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q12C_2018: Geben Sie bitte an, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustimmen: Wenn ich Berichte/Geschichten in den sozialen Medien sehe, ist ... sehr wichtig für mich, um zu entscheiden, ob die Information es voraussichtlich wert ist, dass ich mir die Zeit zum Lesen nehme. (Basis (Nutzer sozialer Medien) n=1759)
54 54
5048
53
60
4853
45
41
4751
38
3836
33 32
45
2123
2018
2123
0
10
20
30
40
50
60
70
Gesamt 18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
Marke der Nachrichtenquelle Überschrift bzw. Illustration
teilende Person Anzahl Kommentare, Shares, Likes
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
49
4.2 Aktive Beteiligung
Eigene nachrichtenbezogene Aktivitäten in sozialen Medien sind auch im Jahr 2018 nur für kleine Teil‐
gruppen interessant. Der Großteil der Nachrichtennutzer beteiligt sich nicht aktiv an der Nachrichten‐
berichterstattung im Internet. Mit einem Anteil von 15 Prozent der erwachsenen Onliner ist das Be‐
werten von Artikeln bzw. das Markieren als „gefällt mir“ noch am weitesten verbreitet. Kommentiert
werden Artikel in sozialen Medien von 10 Prozent der Internetnutzer und auf den Seiten der Nachrich‐
tenanbieter von 6 Prozent. Altersunterschiede lassen sich mit Ausnahme der in Messengern aktiveren
jungen Nutzergruppe kaum feststellen (Abb. 39).
Abb. 39: Aktive Beteiligung an der Nachrichtenberichterstattung 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage 13: Auf welche der folgenden Arten teilen Sie in einer durchschnittlichen Woche die Berichterstattung in den Nachrich‐ten oder nehmen aktiv an der Berichterstattung teil, falls überhaupt? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Ba‐sis 2018 n=38)
33
34
14
15
7
20
9
13
5
6
6
5
6
44
31
15
13
11
11
10
9
7
6
5
3
3
49
31
17
12
11
8
11
7
7
4
5
2
3
keine der Genannten
über Artikel und Berichte persönlich unterhalten
Artikel bewerten oder „Gefällt mir“ markieren
an Umfragen von Nachrichtenseiten oder SNS teilnehmen
Artikel in SNS teilen
über Artikel und Berichte online unterhalten
Artikel in SNS kommentieren
Artikel über Kurzmitteilungsdienste teilen (z. B. WhatsApp)
Artikel per E‐Mail teilen
Artikel auf Nachrichten‐Webseite kommentieren
Bilder oder Videos über Artikel auf SNS posten
Bilder oder Videos auf Nachrichten‐Webseiten posten
an Gruppen zu bestimmten Nachrichtenthementeilnehmen
18‐24 Gesamt 55+
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
50
Auch in der längerfristigen Betrachtung zeigt sich, dass der Anteil der erwachsenen Onliner, die regel‐
mäßig Artikel in sozialen Medien, per E‐Mail oder Messenger teilt oder in sozialen Medien bzw. auf
den Seiten eines Nachrichtenanbieters kommentieren, weitgehend konstant bleibt. Auch wenn im
Zeitverlauf geringfügige Schwankungen auftreten, ist keine Tendenz erkennbar, dass das Interesse,
sich aktiv an der Nachrichtenberichterstattung zu beteiligen, ansteigt. Dies gilt insbesondere für das
öffentliche Kommentieren von Artikeln (Abb. 40).
Abb. 40: Aktive Beteiligung an der Nachrichtenberichterstattung seit 2013 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage 13: Auf welche der folgenden Arten teilen Sie in einer durchschnittlichen Woche die Berichterstattung in den Nachrich‐ten oder nehmen aktiv an der Berichterstattung teil, falls überhaupt? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. „Tei‐len“=Ich teile Artikel und Berichte in sozialen Netzwerken (z. B. Facebook, Twitter, LinkedIn); Ich teile Artikel und Berichte per E‐Mail; Ich teile Artikel über Sofortmitteilungsdienste; „Kommentieren“=Ich kommentiere Artikel und Berichte in einem sozi‐alen Netzwerk (z. B. Facebook oder Twitter), Ich kommentiere Artikel und Berichte auf einer Nachrichten‐Webseite (z. B. WhatsApp, Facebook Messenger), (Basis 2013 n=1064; 2014 n=2063 2015 n=1969; 2016 n=2035; 2017 n=2062; 2018 n=2038)
Auffällig sind hingegen erneut Unterschiede in den Aktivitäten hinsichtlich der politischen Orientierung
der Nutzer. Erwachsene Onliner, die sich selbst eher dem rechten oder dem linken politischen Spekt‐
rum zuordnen, sind deutlich aktiver, insbesondere in Hinsicht auf das Kommentieren von Nachrichten‐
artikeln in sozialen Medien und auf den Seiten der Nachrichtenanbieter (Abb. 41).
1619 19 17 18
21
14 15 15 13 1114
2013 2014 2015 2016 2017 2018
Teilen Kommentieren
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
51
Abb. 41: Aktive Beteiligung an der Nachrichtenberichterstattung 2018 (nach polit. Orientierung, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage 13: Auf welche der folgenden Arten teilen Sie in einer durchschnittlichen Woche die Berichterstattung in den Nachrich‐ten oder nehmen aktiv an der Berichterstattung teil, falls überhaupt? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. Frage Q1f: Einige Menschen verwenden zur Beschreibung von Parteien und Politikern die Begriffe „links“, „rechts“ und „Mitte“. (Allgemein werden sozialistische Parteien als zum linken Flügel gehörig betrachtet, während konservative Parteien eher dem rechten Flügel zugeordnet werden). Wenn Sie an diese Begriffe denken, wo würden Sie sich auf der folgenden Skala selbst einordnen? (Antwortmöglichkeiten: Links außen; Weit links; Etwas links von der Mitte; Mitte; Etwas rechts von der Mitte; Weit rechts; Rechts außen; Ich weiß nicht; (Basis: 2018=2038; Links (n=171); Mitte (n=1453); Rechts (n=123); ich weiß nicht (n=291)).
27
25
22
17
20
16
12
9
10
10
10
3
15
13
11
11
10
9
8
6
5
3
3
2
19
17
18
14
15
13
7
11
8
4
2
0
Artikel bewerten oder „Gefällt mir“ markieren
an Umfragen von Nachrichtenseiten oder SNSteilnehmen
Artikel in SNS teilen
über Artikel und Berichte online unterhalten
Artikel in SNS kommentieren
Artikel über Kurzmitteilungsdienste teilen (z. B.WhatsApp)
Artikel per E‐Mail teilen
Artikel auf Nachrichten‐Webseite kommentieren
Bilder oder Videos über Artikel auf SNS posten
Bilder oder Videos auf Nachrichten‐Webseitenposten
an Gruppen zu bestimmten Nachrichtenthementeilnehmen
Blog über politische Themen schreiben
links Mitte rechts
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
52
Ähnliche Befunde zeigen sich in Bezug auf das Vertrauen, welches der Nachrichtenberichterstattung
entgegengebracht wird. Im Verhältnis sind die erwachsenen Onliner in Deutschland, die Nachrichten
eher oder überhaupt nicht vertrauen, deutlich aktiver als Nutzer, die Nachrichten vertrauen oder in
ihrer Meinung unentschieden sind. Unter denjenigen die der Nachrichtenberichterstattung skeptisch
gegenüberstehen, bewerten mehr Nutzer Artikel (20 %), geben mehr Nutzer ihr Votum bei Online‐
Umfragen auf Nachrichtenseiten ab (15 %) und sie teilen (14 %) und kommentieren Artikel in sozialen
Medien (14 %) bzw. auf Nachrichtenseiten (10 %) eher als die anderen beiden Gruppen (Abb. 42).
Abb. 42: Aktive Beteiligung an der Nachrichtenberichterstattung 2018 (nach Vertrauen, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage 13: Auf welche der folgenden Arten teilen Sie in einer durchschnittlichen Woche die Berichterstattung in den Nachrich‐ten oder nehmen aktiv an der Berichterstattung teil, falls überhaupt? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. Frage Q6a: Bitte denken Sie allgemein an Nachrichten. Inwieweit stimmen Sie den folgenden Aussagen zu? „Ich glaube, man kann dem Großteil der Nachrichten meist vertrauen“ (Antwortmöglichkeiten: Ich stimme überhaupt nicht zu; Ich stimme eher nicht zu (stimme nicht zu; n=436); Ich stimme weder zu noch stimme ich nicht zu (unentschieden; n=592); Ich stimme eher zu; Ich stimme voll und ganz zu (stimme zu; n=1010)
13
13
11
10
4
5
2
14
11
9
9
6
5
4
20
15
14
14
10
6
3
Artikel bewerten oder „Gefällt mir“ markieren
an Umfragen von Nachrichtenseiten oder SNS teilnehmen
Artikel in SNS teilen
Artikel in SNS kommentieren
Artikel auf Nachrichten‐Webseite kommentieren
Bilder oder Videos über Artikel auf SNS posten
an Gruppen zu bestimmten Nachrichtenthementeilnehmen
stimme zu unentschieden stimme nicht zu
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
53
5. Nachrichtenkompetenz
Einer der Schwerpunkte der Befragung im Jahr 2018 liegt darin, sich mit der Nachrichtenkompetenz
erwachsener Onliner etwas eingehender zu beschäftigen. Stellvertretend für dieses komplexe Phäno‐
men wurde den Untersuchungsteilnehmern jeweils eine Frage aus dem Bereich zur Finanzierung von
Nachrichtenquellen, zu Pressemitteilungen und der Nachrichtenauswahl auf Facebook gestellt. Es gab
mehrere Antwortoptionen, wobei jeweils eine richtige Antwort und eine „Ich weiß nicht“‐Option ent‐
halten waren.
Für den Aspekt der Finanzierung von Nachrichten wurden die Nutzer befragt, welche Nachrichten‐
quelle nicht primär auf unterstützende Finanzierung durch Werbung angewiesen ist. 56 Prozent der
Befragten wählten aus den verfügbaren Optionen die richtige Antwort „ARD“, 30 Prozent antworteten
mit „ich weiß nicht“ und jeweils 5 bzw. 4 Prozent gaben die Antworten „Der Spiegel“, „RTL“ bzw. „Bild“
(Abb. 43).
Abb. 43: Nachrichtenkompetenz 2018 I – Finanzierung (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q14_2018a: Welche der folgenden Nachrichtenquellen sind NICHT primär auf Werbung zur finanziellen Unterstützung angewiesen? Wählen Sie bitte nur eine Antwort aus. (Basis n=2038)
ARD (richtig)56%
ich weiß nicht30%
Der Spiegel5%
RTL5%
Bild4%
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
54
Die Frage nach der Person, die in der Regel für das Verfassen einer Presserklärung zuständig ist, kreuz‐
ten 31 Prozent der Untersuchungsteilnehmer richtig an; normalerweise ist der Sprecher einer Organi‐
sation hierfür zuständig. 29 Prozent antworteten mit „ich weiß nicht“ und gut jeder Fünfte ist der An‐
sicht, dass ein Journalist eines Nachrichtenunternehmens dafür zuständig sei (Abb. 44).
Abb. 44: Nachrichtenkompetenz 2018 II – Pressemitteilung (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q14_2018b: Welche der folgenden Personen ist normalerweise für das Schreiben einer Presseerklärung zuständig? Wählen Sie bitte nur eine Antwort aus. (Basis n=2038)
Der dritte Aspekt bezieht sich auf die Auswahl der nachrichtlichen Inhalte, die Nutzern in ihrem News‐
feed auf Facebook angezeigt werden. Die richtige Antwort lautet: „durch eine Computeranalyse der
Themen, die sie interessieren könnten“. Diese Option wurde von 28 Prozent der Befragten angegeben.
Die häufigste Antwort war „Ich weiß nicht“. Neben der algorithmenbasierten Auswahl standen noch
die Möglichkeiten, dass Journalisten, die für ein Nachrichtenmedium arbeiten, diese Selektion vorneh‐
men (14 %) und, dass Journalisten, die für Facebook arbeiten, die Entscheidung treffen (11 %). Dass
die angezeigten Artikel das Ergebnis einer zufälligen Auswahl sind, nehmen 6 Prozent der erwachsenen
Onliner an.
Sprecher einer Organisation (richtig) 31%
ich weiß nicht29%
Journalist eines Nachrichten‐unternehmens
21%
Leiter eines Nachrichten‐unternehmens
14%
Jurist einer Nachrichten‐
sammelwebsite5%
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
55
Abb. 45: Nachrichtenkompetenz 2018 III – Nachrichtenauswahl auf Facebook (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q14_2018c: Wie werden die meisten Entscheidungen darüber, welche Nachrichtenberichte auf Facebook bestimmten Menschen gezeigt werden, getroffen? Wählen Sie bitte nur eine Antwort aus. (Basis n=2038)
Im Gesamtüberblick der drei Fragen zum Thema Nachrichtenkompetenz zeigt sich, dass 12 Prozent der
erwachsenen Internetnutzer alle drei Fragen richtig beantwortet haben, 22 Prozent antworteten zwei‐
mal richtig und 35 Prozent gaben einmal die richtige Antwort. Mit 31 Prozent hat jedoch auch fast ein
Drittel aller Befragten keine der drei Fragen richtig beantwortet.
Ein Blick auf die Altersverteilung zeigt, dass die meisten richtigen Antworten in der Gruppe der 18‐ bis
24‐Jährigen gegeben wurden. 50 Prozent unter ihnen haben zwei oder drei Fragen richtig beantwortet.
In der Gruppe der über 55‐Jährigen waren es im Vergleich nur 32 Prozent (Abb. 46).
ich weiß nicht41%
Durch eine Computeranalyse der Themen, die sie interessieren könnten (richtig)
28% Durch Herausgeber und Journalisten,
die für Nachrichtenunternehmen arbeiten
14%
Durch Herausgeber und Journalisten, die für Facebook
arbeiten11%
Zufällige Auswahl6%
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
56
Abb. 46: Nachrichtenkompetenz 2018 – Überblick (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q14_2018a: Welche der folgenden Nachrichtenquellen sind NICHT primär auf Werbung zur finanziellen Unterstützung angewiesen? Wählen Sie bitte nur eine Antwort aus. Frage Q14_2018b: Welche der folgenden Personen ist normalerweise für das Schreiben einer Presseerklärung zuständig? Wählen Sie bitte nur eine Antwort aus. Frage Q14_2018c: Wie werden die meisten Entscheidungen darüber, welche Nachrichtenberichte auf Facebook bestimmten Menschen gezeigt werden, getroffen? Wählen Sie bitte nur eine Antwort aus. (Basis n=2038)
0 richtig31%
1 richtig35%
2 richtig 22%
alle 3 richtig 12%
50
62
68 69 68
50
38
32 31 32
0
10
20
30
40
50
60
70
80
18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
0‐1 richtig 2‐3 richtig
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
57
6. Finanzierung von Nachrichten
6.1 Zahlungsbereitschaft
Eine der großen Herausforderungen des Journalismus ist die Frage der Finanzierung. Seit mehreren
Jahren ist zu beobachten, dass der Anteil der erwachsenen Internetnutzer, die regelmäßig gedruckte
Tageszeitungen erwerben, rückläufig ist. Im Jahr 2018 lässt sich erstmals seit der Durchführung dieser
Befragung eine Unterbrechung dieses Trends beobachten. 42 Prozent der Befragten geben an, regel‐
mäßig für eine Tageszeitung Geld auszugeben: Dieser Wert ist im Vergleich zu dem vorangegangenen
Jahr stabil geblieben. Im Jahresvergleich weitgehend stabil ist auch der Anteil der Onliner im Alter über
18 Jahren, die im Verlauf des vergangenen Jahres für Nachrichten im Internet bezahlt haben. Seit der
Datenerhebung bewegt er sich im Bereich zwischen 7 und 8 Prozent (Abb. 47).
Abb. 47: Zahlverhalten für gedruckte und Online‐Nachrichten seit 2013 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q7: Haben Sie in der vergangenen Woche eine gedruckte Tageszeitung gekauft (bezahlt)? (Dies könnte zum Beispiel ein laufendes Abonnement oder eine Einmalzahlung für eine gedruckte Ausgabe sein). Frage Q7a: Haben Sie im vergangenen Jahr für ONLINE‐Nachrichten bezahlt oder haben Sie einen gebührenpflichtigen ON‐LINE‐Nachrichtendienst genutzt? (Dies könnte zum Beispiel ein digitales Abonnement, ein Abonnement für digitale/ge‐druckte Nachrichten oder eine Einmalzahlung für einen Artikel, eine App oder E‐Ausgabe sein) (Basis n=2038)
56 55
47 4642 42
8 8 7 8 7 8
2013 2014 2015 2016 2017 2018
ja, gedruckte Zeitung ja, Online‐Nachrichten
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
58
Bemerkenswert ist die positive Entwicklung des Zahlverhaltens für Online‐Nachrichten in den Alters‐
gruppen bis 44 Jahre. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Anteile innerhalb der Altersgruppen um
bis zu 3 Prozentpunkte erhöht. Auf der anderen Seite ist in diesen Gruppen auch ein Rückgang für
bezahlte gedruckte Tageszeitungen zu erkennen. Das Zahlverhalten für journalistische Produkte im
Internet stagniert in den beiden untersuchten Gruppen ab einem Alter von 45 Jahren. In diesen hinge‐
gen ist der Anteil geringfügig angestiegen, der regelmäßig für eine gedruckte Tageszeitung Geld be‐
zahlt hat (Abb. 48).
Abb. 48: Zahlverhalten für gedruckte und Online‐Nachrichten 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q7: Haben Sie in der vergangenen Woche eine gedruckte Tageszeitung gekauft (bezahlt)? (Dies könnte zum Beispiel ein laufendes Abonnement oder eine Einmalzahlung für eine gedruckte Ausgabe sein). Frage Q7a: Haben Sie im vergangenen Jahr für ONLINE‐Nachrichten bezahlt oder haben Sie einen gebührenpflichtigen ON‐LINE‐Nachrichtendienst genutzt? (Dies könnte zum Beispiel ein digitales Abonnement, ein Abonnement für digitale/ge‐druckte Nachrichten oder eine Einmalzahlung für einen Artikel, eine App oder E‐Ausgabe sein) (Basis n=2038)
2624
33
41
57
1411 10
5 6
18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
ja, gedruckte Zeitung 2018 ja, gedruckte Zeitung 2017
ja, Online‐Nachrichten 2018 ja, Online‐Nachrichten 2017
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
59
Auch die Antworten auf die Frage nach der zukünftigen Zahlbereitschaft für Nachrichten im Internet
entwickeln sich aus Perspektive der Nachrichten‐Anbieter positiv. In allen Altersgruppen sind die An‐
teile derjenigen, die in Zukunft wahrscheinlich für Online‐Nachrichten bezahlen werden, im Vergleich
zum Vorjahr angestiegen. Am deutlichsten fiel der Anstieg mit 15 Prozentpunkten in der Altersgruppe
der 25‐ bis 34‐Jährigen aus (Abb. 49).
Abb. 49: Zukünftige Zahlbereitschaft für Online‐Nachrichten 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q7b: Sie haben angegeben, dass Sie im letzten Jahr nicht für Online‐Nachrichten bezahlt haben. Wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ist es, dass Sie innerhalb der nächsten 12 Monate für Online‐Nachrichten von bestimmten Quellen, die Sie mögen, bezahlen werden? (Basis n=1785)
6.2 Öffentliche Finanzierung und Spenden
Die Zustimmung zu einem öffentlichen Spendenaufruf, falls ein Nachrichtenunternehmen nicht in der
Lage ist, seine Kosten zu decken, hält sich unter den erwachsenen Onlinern in Deutschland in Grenzen.
Nicht einmal jeder vierte Internetnutzer ab 18 Jahren stimmt diesem Modell zu. Am größten ist die
Ablehnung unter den über 55‐Jährigen. 15 Prozent dieser Altersgruppe halten das für eine gute Mög‐
lichkeit. In der Altersgruppe der 18‐ bis 24‐Jährigen hingegen sind es 41 Prozent (Abb. 50).
1621 18
139
80
72 74
8388
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
sehr/etwas wahrscheinlich 2018 sehr/eher unwahrscheinlich 2018
sehr/etwas wahrscheinlich 2017 sehr/eher unwahrscheinlich 2017
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
60
Abb. 50: Finanzierung über öffentliche Spenden 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q7b: Geben Sie bitte an, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustimmen: „Nachrichtenunternehmen sollten die Öf‐fentlichkeit um Spenden bitten, wenn sie nicht in der Lage sind, ihre Kosten auf andere Weise zu decken.“ (Basis n=2038)
Noch weniger Begeisterung erhält die Idee, selbst für ein Nachrichtenunternehmen, welches einem
gefällt, zu spenden, wenn dieses seine Kosten nicht decken kann. Insgesamt 19 Prozent würden eine
Spende in Erwägung ziehen. Allerdings kann sich eine große Mehrheit von 55 Prozent nicht vorstellen,
einem Nachrichtenunternehmen eine Spende zukommen zu lassen. Auch in diesem Fall ist die größte
Ablehnung unter den über 55‐Jährigen festzustellen. Zwei Drittel würden eine Spende nicht in Erwä‐
gung ziehen (Abb. 51).
22
41
27 25 2115
29
24
35 3632
25
49
35 37 3947
61
Gesamt 18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
stimme zu unentschieden stimme nicht zu
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
61
Abb. 51: Finanzierung über persönliche Spenden 2018 (nach Alter, in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage Q7b: Geben Sie bitte an, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustimmen: „Ich würde in Erwägung ziehen, eine Spende an ein Nachrichtenunternehmen, das mir gefällt, zu tätigen, wenn dieses nicht in der Lage wäre, seine Kosten auf andere Weise zu decken.“ (Basis n=2038)
6.3 Finanzierung durch Werbung
Neben dem Bezahlen von Inhalten und der Bitte um Spenden, sind Werbeeinnahmen eine der klassi‐
schen Finanzierungsmöglichkeiten von journalistischen Erzeugnissen. Im Internet steht dieses Modell
jedoch großen Herausforderungen gegenüber, da sogenannte Adblocker installiert werden können,
die das Einblenden von Werbeanzeigen verhindern. 36 Prozent der erwachsenen Internetnutzer in
Deutschland geben 2018 an, eine solche Software heruntergeladen zu haben, von 33 Prozent wird sie
aktuell auch angewandt (Abb. 52). Beide Werte liegen über den Anteilen des Vorjahres. Im Jahr 2017
hatten 32 Prozent einen Adblocker heruntergeladen und bei 28 Prozent war er aktiviert.
Am häufigsten wird ein Adblocker auf dem Laptop bzw. PC verwendet. 91 Prozent derjenigen, die ak‐
tuell einen Werbeblocker einsetzen, haben diesen auf ihrem Computer aktiviert. Der Anteil für Smart‐
phones und Tablets ist mit 28 bzw. 21 Prozent deutlich geringer (Abb. 53).
1926 26 22 20
14
26
28 3231
26
21
5546 42 46
5465
Gesamt 18‐24 25‐34 35‐44 45‐54 55+
stimme zu unentschieden stimme nicht zu
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
62
Abb. 52: Einsatz von Adblocker‐Software 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage 15a: Bitte denken Sie an Werbung auf Nachrichten‐Websites oder Nachrichten‐Apps und geben Sie an, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustimmen. Wenn Sie einen Anzeigen‐Blocker verwenden, beantworten Sie die Frage bitte unter Annahme, dass er ausgeschaltet ist. Ich empfinde die Anzahl der Werbung auf Nachrichten‐Websites als Belästigung; Ich bin bereit, im Tausch gegen kostenlose Nachrichten Werbung zu sehen Frage 15b: Haben Sie jemals Software auf eines Ihrer persönlichen Geräte heruntergeladen, mit der Sie Werbung im Internet blockieren können (z. B. Adblock Plus)? Und verwenden Sie zurzeit Software auf einem Ihrer persönlichen Geräte (z. B. Lap‐top, Smartphone usw.), mit der Sie Werbung im Internet blockieren können (z. B. Adblock Plus)? (Basis n=2038)
Abb. 53: Adblocker derzeit verwendet auf… 2018 (in Prozent)
Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland / Hans‐Bredow‐Institut
Frage 16a: Auf welchen der folgenden persönlichen Geräte, falls überhaupt einem, verwenden Sie zurzeit Software, mit der Sie Werbung im Internet blockieren können? Bitte wählen Sie alle zutreffenden Antworten aus. (Basis n=681)
36
33
56
58
8
9
Adblocker heruntergeladen
Adblocker zur Zeit verwendet
Ja Nein Weiß nicht
91
2128
Laptop/PC Tablet Smartphone
Sascha Hölig / Uwe Hasebrink: Reuters Institute Digital News Report 2018 – Ergebnisse für Deutschland
63
7. Abschließende Anmerkungen
Mit dem vorliegenden Bericht dokumentiert das Hans‐Bredow‐Institut die wichtigsten deskriptiven
Befunde der diesjährigen Befragung im Rahmen des Reuters Institute Digital News Survey. Der Fokus
liegt dabei auf den Befunden für Deutschland. Die ländervergleichenden Ergebnisse können im Reuters
Institute Digital News Report 2018 eingesehen werden, der unter www.hans‐bredow‐institut.de und
unter www.digitalnewsreport.org zur Verfügung steht. In den nächsten Wochen und Monaten wird
das Institut vertiefende Analysen der Daten vornehmen und die Befunde in aktuelle politische und
theoretische Diskussionen einordnen. Schon jetzt ergeben sich angesichts der berichteten Ergebnisse
einige allgemeine Beobachtungen.
Eine Besonderheit des Digital News Survey besteht darin, dass er nun mittlerweile seit 2012 in jährli‐
chem Rhythmus Bestandsaufnahme der Nachrichtennutzung in Deutschland ist. Die Betrachtung über
diese Zeitspanne hinweg zeigt vor allem, dass die Deutschen trotz der Umbrüche im Nachrichtensektor
wie auch in den (welt‐)politischen Kontexten in ihrer Nachrichtennutzung keine dramatischen Ände‐
rungen vorgenommen haben: Indikatoren wie das Interesse an Nachrichten, die Häufigkeit der Nach‐
richtennutzung und auch die bevorzugten Nachrichtenquellen erweisen sich als recht stabil. Für die
Diskussion über den Zustand der öffentlichen Kommunikation bedeutet dies, dass aus technischen
oder angebotsbezogenen Neuerungen im Nachrichtenwesen – so bahnbrechend sie auch erscheinen
mögen – nicht gleich auf entsprechende Verschiebungen in der Nachrichtennutzung geschlossen wer‐
den kann.
Eine weitere Besonderheit dieser Studie liegt darin, dass sie darauf abzielt, möglichst alle Nachrichten‐
quellen zu erfassen und so die medienübergreifenden Nachrichtenrepertoires der Nutzer erkennbar
zu machen. Die Befunde unterstreichen eine solche Perspektive, indem sie vor Augen führen, dass die
meisten Nutzer verschiedene Nachrichtenquellen miteinander kombinieren. Dass sich Nutzer auf eine
einzige Quelle stützen, stellt hingegen die Ausnahme dar. Im Hinblick auf besorgte Diskussionen um
eine zunehmende Fragmentierung öffentlicher Kommunikation im Allgemeinen und um die algorith‐
mengestützte Herausbildung von „Filterblasen“ im Besonderen bedeutet dies nicht zwangsläufig eine
„Entwarnung“, auf jeden Fall aber eine wichtige Relativierung. Diese umfasst unter anderem den Be‐
fund, dass das Hauptmotiv der Nutzung spezialisierter Nachrichtenanbieter nicht die Einengung des
eigenen Nachrichtenrepertoires auf die persönlich wichtigen Themen, sondern die Erhöhung der Viel‐
falt des insgesamt genutzten Nachrichtenspektrums ist.
Arbeitspapiere des Hans‐Bredow‐Instituts Nr. 44 | Juni 2018
64
Und schließlich zeichnet sich diese Studie durch ihre international vergleichende Anlage aus. Die dabei
zutage tretenden Unterschiede zwischen den untersuchten Ländern sind zum Teil gravierend – und
auch im Zeitverlauf sehr stabil, so dass sich von etablierten Unterschieden in den jeweiligen Nachrich‐
tenkulturen sprechen lässt. Die Situation in Deutschland ist in allen bisherigen Erhebungswellen durch
die im internationalen Vergleich starke Position der etablierten Nachrichtenanbieter – TV, Print, Radio
bzw. deren Online‐Angebote geprägt. Umgekehrt liegt die Nachrichtennutzung in Deutschland im Hin‐
blick auf die Rolle von Online‐Nachrichten im Allgemeinen und von Nachrichten über Social Media im
Besonderen im unteren Bereich des Ländervergleichs. Unter Berücksichtigung der zuvor betonten Be‐
funde ist dies nicht mit mangelnder Bereitschaft, „mit der Zeit zu gehen“ und sich Innovationen zuzu‐
wenden, gleichzusetzen; vielmehr gibt es Hinweise darauf, dass der Grund für diesen Befund eher in
einem im internationalen Vergleich recht gut ausgebauten und vertrauenswürdigen Nachrichtensys‐
tem besteht, das entsprechend weniger Anlass gibt, auf neue Angebote zu wechseln.