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Schallschutz von Holzbalkendecken - Planungshilfen für die Altbausanierung, Teil 1: Direktschalldämmung

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Page 1: Schallschutz von Holzbalkendecken - Planungshilfen für die Altbausanierung, Teil 1: Direktschalldämmung

Fachthemen

DOI: 10.1002/bapi.201310074

280 © Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Bauphysik 35 (2013), Heft 4

Die Altbausanierung nimmt im gesamten Baubereich eine immer bedeutendere Stellung ein. Falls die geplanten Sanierungsmaß-nahmen nicht unter den Bestandsschutz von Baudenkmälern fal-len, sind die Anforderungen der zum Zeitpunkt der Sanierung baurechtlich eingeführten Normen zu berücksichtigen. Das Bau-teil, das bei der Sanierung eine besonders sorgfältige Planung er-fordert, ist die Wohnungstrenndecke, die in Altbauten häufig als Holzbalkendecke ausgeführt wurde. Die vorhandenen Planungs-grundlagen für den Schallschutznachweis von Holzbalkendecken sind sowohl in der Normung als auch in der Literatur sehr lücken-haft. Um bessere Planungsdaten zu erhalten, wurde deshalb am ift Rosenheim zunächst ein Forschungsvorhaben durchgeführt, in dem die Luft- und Trittschalldämmung typischer Altbaudecken und deren Verbesserungen durch unterschiedliche Sanierungs-maßnahmen unter Laborverhältnissen ohne Flankenübertragung untersucht wurden [1], [2]. In einem weiteren Forschungsvorha-ben [3] wurde in Kooperation mit der Hochschule Rosenheim die Flankenübertragung bei unterschiedlichen Mauerwerkstypen und Deckeneinbindungen ermittelt. Der vorliegende Beitrag beschreibt den Einfluss der Deckenkonstruktion auf die Schalldämmung und die Ermittlung der Planungswerte für die direkte Übertragung über die Decke. In einem noch folgenden zweiten Beitrag werden Planungsdaten für die Flankenübertragung bei Altbaukonstruktio-nen behandelt.

Sound insulation of wood beam ceilings – design guidance for building refurbishment projects, part I: Direct sound insulation. The restoration of existing buildings plays an increasing role in the construction industry. If projected remedial actions are not sub-ject to preservation requirements, then the relevant requirements to be applied are those listed in the current building standards. One structural element that requires an especially careful planning is the vertical partition between apartments, which often comprises of a timber beam floor construction. The current knowledge for the planning of the acoustic properties is insufficient, both in the standards as in literature. In order to close this gap, a research project was carried out at the ift Rosenheim, in which insulation against airborne as well as impact sound was tested for typical floor constructions in existing old buildings. Also a variety of re-medial actions to improve the acoustic insulation were tested un-der laboratory conditions (not including flanking transmission) [1] [2]. A subsequent research project was carried out in collabora-tion with the University of Applied Sciences Rosenheim to investi-gate flanking transmission for various types of connections of the masonry wall with the floor. The present article describes the in-fluence of the floor construction on the acoustic insulation and the generation of numbers for acoustic planning parameters con-cerning the direct transmission of sound via the floor. A subse-

quent article will address the issue of planning data for the flank-ing sound transmission.

1 Planungswerte Altbaudecken

Zur Ermittlung belastbarer Planungsdaten wurden unter Begleitung der in der Sanierung tätigen Industriefirmen Prüfserien an Altbaudecken durchgeführt. Die Untersu-chungen erfolgten an typischen Holzdecken, wie sie im Altbau vorzufinden sind. Es wurden verschiedene Sanie-rungsmaßnahmen an der Holzdecke sowie Ertüchtigungen durch Nass- und Trockenestriche geprüft. Die Messungen der Luft- und Trittschalldämmung erfolgten nach EN ISO 140 [4] im Deckenprüfstand ohne Nebenwege. Da die tief-frequente Trittschallübertragung vom Bewohner in der Re-gel am stärksten wahrgenommen wird, wurde zur Beurtei-lung und Wichtung der Messergebnisse im Wesentlichen der bewertete Norm-Trittschallpegel Ln,w mit Berücksichti-gung des Spektrum-Anpassungswertes CI,50-2500 herange-zogen.

1.1 Analyse Bestandsdecken

Für die Festlegung der erforderlichen Sanierungsmaßnah-men ist zunächst die Analyse der Konstruktion und des Zustands der im Bauvorhaben vorgefundenen Holzdecke zu beurteilen. Da die vorhandenen Altbaudecken, je nach Region und Zeitpunkt der Gebäudeerstellung, sehr unter-schiedlich ausgeführt wurden, besteht hier bereits eine erhebliche Unsicherheit in der Bewertung der vorhande-nen Luft- und Trittschalldämmung. Eine belastbare Aus-sage konnte bislang meist nur durch eine bauakustische Messung der Altbaudecke vor Ort gewonnen werden. Um eine einfachere und kostengünstigere Beurteilung der vor-handenen Altbaudecke zu ermöglichen, wurden deshalb zunächst anhand von Literaturrecherchen [5], [6] Holzde-cken, die häufig im Altbau vorzufinden sind, in Gruppen mit ähnlichem schalltechnischem Verhalten zusammenge-stellt. Aus diesen Gruppen wurden dann nach Vorgabe der projektbegleitenden Arbeitsgruppe repräsentative De-ckenaufbauten ausgewählt und auf ihr schalltechnisches Verhalten untersucht, um die Ergebnisse auf die anderen Holzdecken der jeweiligen Gruppe übertragen zu kön-nen.

Schallschutz von Holzbalkendecken – Planungshilfen für die AltbausanierungTeil 1: Direktschalldämmung

Andreas RaboldStefan BacherUlrich SchandaAndreas MayrFabian Schöpfer

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gemessen. Für den Ln,w + CI,50-2500 betrug die Verbesserung bei gleicher Massenerhöhung 4 dB (Bild 3, links). Im nächs-ten Schritt wurde der Einfluss der flächenbezogenen Masse der Unterdecke untersucht. In Altbauten findet man oft eine Deckenuntersicht vor, die aus einem Putzsystem auf Schilfrohrmatten besteht. Die Masse dieses Putzsystems wurde bei sonst gleichen Bedingungen von 15 kg/m2 auf 26 kg/m2 erhöht. Dies führte zu einer Verbesserung von 4 dB im Ln,w bzw. 1 dB im Ln,w + CI,50-2500 (Bild 3, rechts).

2 Mögliche Sanierungsmaßnahmen

Nach der Untersuchung der Bestandsdecken wurden in enger Zusammenarbeit mit der projektbegleitenden Ar-beitsgruppe mögliche Sanierungsmaßnahmen zusammen-gestellt. Hierbei wurde zwischen Sanierungsmaßnahmen an der Unterdecke und am Tragwerk unterschieden. Auf den so sanierten Decken wurden jeweils unterschiedliche Nass- und Trockenestrichaufbauten geprüft. Eine Übersicht der durchgeführten Messungen ist in Bild 4 dargestellt.

2.1 Sanierung der Unterdecke

Bei der Sanierung der Unterdecke wird häufig die vorhan-dene Rohrputz-Unterdecke durch eine Konstruktion auf Basis von Gipsbauplatten (Gipskarton- oder Gipsfaserplat-ten) ersetzt. Die Gipsbauplatten werden entweder starr über eine Lattung oder federnd über geeignete Abhänger (Feder-schiene, systemspezifische Abhänger o. ä.) an den Holzbal-ken befestigt. Eine schalltechnische Entkopplung ist auch durch eine freitragende Unterdecke möglich. Dabei wird die frei gespannte Unterdeckenkonstruktion ohne direkten Kontakt zur Rohdecke an den flankierenden Wänden

Die erste Gruppe umfasst Rohdecken ohne Hohlkör-per, deren schalltechnisches Verhalten einem einschaligen Aufbau ähnelt. Der wichtigste Einflussparameter auf das schalltechnische Verhalten ist die flächenbezogene Masse der Decke. Für die Laborprüfungen wurde aus dieser Gruppe die „Dollendecke“ (Dollen-Holzbalkendecke [5], Dübelbodendecke [6]) ausgewählt (Bild 1).

Die zweite Gruppe besteht aus Holzbalkendecken mit Unterdecke und Zusatzmasse zwischen den Balken (z. B. in Form einer Schüttung auf einem Einschub). Die wichtig sten Einflussparameter auf das schalltechnische Verhalten bei dieser Gruppe sind die Art und die Befestigung der Unter-decke und die zwischen den Balken eingebrachte flächen-bezogene Masse. Aus dieser Gruppe wurde die Holzbalken-decke mit Einschub (Bild 2) für die Laboruntersuchungen ausgewählt, da diese im Altbau am häufigsten vorkommt.

Die Bestandsdecken wurden exemplarisch im Labor nachgebaut. Um eine Vorstellung über die Schwankungs-breite der akustischen Eigenschaften zu bekommen, wur-den folgende Parameter variiert: – Masse der Beschwerung im Blindboden einer Holzbal-

kendecke mit Einschub, – Masse des Putzes an der Deckenunterseite, – Ausführung der Dollendecke mit/ohne Dielung und Putz

an der Deckenuntersicht.

1.2 Einfluss der flächenbezogenen Masse von Holzbalken­decken auf die Trittschallübertragung

Die zunächst untersuchte Zusatzmasse im Einschub wirkt hauptsächlich im tieffrequenten Bereich. Im bewerteten Norm-Trittschallpegel Ln,w wurde bei Erhöhung der Masse von 0 kg/m2 auf 120 kg/m2 eine Verbesserung um 3 dB

Bild 1. Schnittzeichnung der DollendeckeFig. 1. Section of doweled timber beam floor

Aufbau: 1 24 mm Dielung gehobelt, 2 300/340 Balken, Balkenabstand

e = 707 mm, 3 80 mm Lehmverstrich/Auffüllung, 4 200/260 Balken, 5 Runddübel (= Dollen), d = 30 mm,

e = 2000 mm, 6 15 mm Schilfrohrmatten mit Lehmputz

Bild 2. Schnittzeichnung der Holzbalkendecke mit EinschubFig. 2. Section of timber joist floor

Aufbau: 1 24 mm Dielung gehobelt,2 160/220 Deckenbalken, Abstand

e = 848 mm, 3 Hohlraum, 4 Auffüllung: m′ = 20/80/ 120 kg/m², 5 24 mm Einschubbretter sägerau, 6 Rieselschutz, 7 40/60 Latten, 8 18 mm Deckenschalung sägerau, 9 15 mm Schilfrohrmatten mit Lehmputz

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Bild 3. Einfluss der flächenbezogenen Masse auf die Trittschalldämmung von Bestandsdecken; links: Einfluss der Schüt-tungsmasse im Einschub, rechts: Einfluss der Putzmasse an der Unterdeckea) ohne Schüttung (Einschub leer) Ln,w = 72 dB, CI,50-2500 = –2 dBb) 20 kg/m² Schüttung im Einschub Ln,w = 70 dB, CI,50-2500 = –2 dBc) 120 kg/m² Schüttung im Einschub Ln,w = 69 dB, CI,50-2500 = –3 dBd) 15 kg/m² Lehmputz-Unterdecke Ln,w = 69 dB, CI,50-2500 = –3 dBe) 26 kg/m² Lehmputz-Unterdecke Ln,w = 65 dB, CI,50-2500 = 0 dBFig. 3. Influence of the mass per unit area on the impact sound insulation of existing floor constructions. Left: The influence of the mass per unit area of the loose fill of the floor cavity, right: The influence of the mass per unit area of the plaster of the suspended ceiling a) without infill (cavity empty) Ln,w = 72 dB, CI,50-2500 = –2 dBb) 20 kg/m² infill in cavity Ln,w = 70 dB, CI,50-2500 = –2 dBc) 120 kg/m² infill in cavity Ln,w = 69 dB, CI,50-2500 = –3 dBd) 15 kg/m² clay plaster on underside Ln,w = 69 dB, CI,50-2500 = –3 dBe) 26 kg/m² clay plaster on underside Ln,w = 65 dB, CI,50-2500 = 0 dB

Bild 4. Übersicht der geprüften SanierungsmaßnahmenFig. 4. Overview of renovation measures investigated

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– Verstärkung der Deckenbalken durch seitlich aufgedop-pelte Laschen,

– Verstärkung der Decke durch Holz-Beton-Verbundsys-teme,

– Entlastung der vorhandenen Deckenbalken durch zu-sätzliche Träger.

Die genannten Maßnahmen erfordern alle einen Eingriff in die Rohdecke von oben. Da die Unterdecke unverändert bleiben kann, sind diese Maßnahmen bei bewohnten Räu-men unterhalb der Decke oder bei zu schützenden Unter-decken (Stuck) geeignet.

Die Verstärkung der Deckenbalken durch seitlich auf-gedoppelte Laschen erhöht die Tragfähigkeit und gleicht Unebenheiten (Durchhängen der Balkenlage) aus. Solange eine Deckenschalung auf den Laschen aufgebracht wird, ergibt sich für die Luft- und Trittschalldämmung der Roh-deckenkonstruktion keine nennenswerte Verbesserung. Diese Maßnahme wird wesentlich wirksamer, wenn der Hohlraum bis zur Oberkante der Verstärkungen mit einer mineralisch gebundenen Schüttung aufgefüllt wird und der Estrichaufbau ohne Einsatz einer Deckenschalung direkt auf diese gebundene Schüttung aufgelegt wird. Hierzu ist es erforderlich, den Blindboden statisch zu ertüchtigen (Bild 6, links).

Alternativ kann die erforderliche Verstärkung der De-cke durch Holz-Beton-Verbundsysteme erreicht werden. Holz-Beton-Verbundsysteme werden schon seit einiger Zeit im Bereich der Altbausanierung eingesetzt, da neben der Verbesserung der Deckenstatik auch eine schalltechnisch positive Erhöhung der Masse und ein Höhenausgleich (Ni-

montiert. Der Austausch des eher biegeweichen Rohrput-zes der Altbaudecke gegen eine an Latten montierte Gips-bauplatte ergibt deutlich ungünstigere Werte und ist des-halb nicht zu empfehlen. Eine Verbesserung der Trittschall-dämmung gegenüber der ursprünglichen Situation wird erst durch eine entkoppelte Montage der Unterdecke er-reicht. Die Entkopplung der Unterdecke durch Federschie-nen bei gleichzeitiger Erhöhung ihrer flächenbezogenen Masse ergibt bereits eine deutliche Verbesserung im bewer-teten Norm-Trittschallpegel (s. Bild 5, links). Eine weitere Verbesserung der Trittschalldämmung auch bei tiefen Fre-quenzen kann durch eine abgehängte Unterdecke mit zu-sätzlicher Hohlraumdämmung erfolgen. Bild 5, rechts zeigt die Verbesserung der Trittschalldämmung durch eine Sys-temlösung (Abhänger entkoppelt über ein PUR-Elastomer).

Als Grenzfall einer akustisch entkoppelten Unterdecke kann die Montage einer freitragenden Unterdecke angesehen werden. Die Unterdecke wird hier auf einer Konstruktion befestigt, die nur an die flankierenden Wände angebunden ist. Diese hochwertigeren Maßnahmen sind vor allem dann von Interesse, wenn keine Möglichkeit besteht, die Altbaude-cke von oben zu verändern, weil die darüberliegenden Räume nicht saniert werden können, beispielsweise weil keine ausreichende Aufbauhöhe zur Verfügung steht oder die Statik keine Zusatzmaßnahmen auf der Altbaudecke zulässt.

2.2 Sanierung des Tragwerks

Nachfolgend werden Maßnahmen, die häufig zur statischen Ertüchtigung der Altbaudecke eingesetzt werden, auch in Bezug auf eine schalltechnische Verbesserung erläutert:

Bild 5. Sanierung der Rohdecke durch eine entkoppelte Unterdecke, links: Unterdecke an Federschienen, rechts: Unterdecke mit entkoppeltem Abhänger montierta) Bestandsdecke mit direkt montierter Lehmputz-Unterdecke Ln,w = 69 dB, CI,50-2500 = –3 dBb) Unterdecke an Federschienen, 2 × 12,5 mm Gipsfaser Ln,w = 60 dB, CI,50-2500 = 0 dBc) Unterdecke mit Abhänger (AMC, Getzner), 2 × 12,5 mm Gipsfaser Ln,w = 50 dB, CI,50-2500 = 1 dBFig. 5. Remedial of a bare floor using a decoupling of the ceiling. Left: Ceiling mounted on a resilient channel. Right: Ceiling mounted with vibrationally decoupled single-point connectorsa) Existing ceiling with directly mounted clay plaster underside Ln,w = 69 dB, CI,50-2500 = –3 dBb) Underside on sprung strip 2 × 12.5 mm plaster fibre Ln,w = 60 dB, CI,50-2500 = 0 dBc) Underside with hanger (AMC, Getzner) 2 × 12.5 mm plaster fibre Ln,w = 50 dB, CI,50-2500 = 1 dB

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Trittschallpegel Ln,w mit Spektrumanpassungswert für den erweiterten Frequenzbereich CI,50-2500 angegeben. Für die Luftschalldämmung wird das bewertete Schalldämm-Maß Rw ebenfalls mit Spektrumanpassungswerten C50–2500 für den erweiterten Frequenzbereich angegeben. Bei prognos-tizierten Deckenaufbauten wurde der bewerte Norm-Tritt-schallpegel Ln,w und die mittlere Standardabweichung der Berechnung angegeben.

Nicht geprüfte Kombinationen von Estrichaufbau und Bestandsdecke wurden rechnerisch ermittelt. Für den Pla-ner und Ausführenden stehen dadurch über 300 Konstruk-tionsvarianten zur Verfügung, um für den spezifischen Sanierungsfall eine passende Lösung zu finden. Die Pla-nungsdaten konzentrieren sich auf die Prognose der Tritt-schalldämmung, da die Luftschalldämmung der relevanten Deckenaufbauten bei allen Messungen bei Rw > 65 dB lag und somit am Bau nur noch die Übertragung der flankie-renden Wände für das Ergebnis maßgeblich ist. Da die Be-standsdecken in der Bausituation stark variieren, wurden zusätzliche Messungen mit unterschiedlichen Einschub- und Putzmassen durchgeführt, um den Einfluss der Aus-führungsvarianten besser einordnen zu können. Die ermit-telten Differenzen im Norm-Trittschallpegel gegenüber den Bezugswerten (Schüttung im Einschub: m′ = 80 kg/m², Schilfrohrmatten mit Lehmputz: m′ = 26 kg/m²) sind in Tabelle 1 zusammengestellt.

Die Berechnung der Trittschalldämmung für die ein-schaligen Rohdecken (Holz-Beton-Verbunddecken) erfolgte

vellierung) der Deckenoberfläche erreicht wird. Die Dicke der Betonschicht richtet sich nach der angestrebten Decken-statik. Die Verbindung des Betons mit der Rohdecke erfolgt meist über Systemanker. Die Trittschalldämmung des De-ckenaufbaus wird im Wesentlichen durch die eingebrachte Zusatzmasse der Betonschicht verbessert (Bild 6, c und d).

Der Einsatz von zusätzlichen Trägern in der Rohde-cke stellt im Vergleich zu den zuvor genannten Maßnah-men einen gravierenderen Eingriff in die Altbaudecke dar, da hier sowohl die Dielung als auch der Einschub entfernt werden müssen. Die Maßnahme ist vor allem dann inter-essant, wenn die vorhandene Balkenlage das Eigengewicht des geplanten Estrichaufbaus und die Verkehrslasten nicht abtragen kann oder große Unebenheiten in der Decke aus-zugleichen sind. Die Sekundärträger, die den erneuerten Fußboden tragen, werden an den flankierenden Wänden befestigt. Die vorhandene Balkenlage trägt nur noch ihr Eigengewicht inklusive Unterdecke. Der neue Fußboden hat damit keinen direkten kraftschlüssigen Verbund mehr mit den Holzbalken der Altbaudecke.

3 Planungsdaten für Ln,w und Rw

Zur praxisnahen Planung von schalltechnischen Sanie-rungsmaßnahmen wurden die Konstruktionsvarianten der Bestandsdecken mit den jeweiligen Bodenaufbauten in Matrizen zusammengestellt. Bei geprüften Deckenaufbau-ten wird für die Trittschallübertragung der bewertete Norm-

Bild 6. Sanierung von Altbaudecken durch statische Ertüchtigung des Tragwerks, links: am Deckenbalken seitlich aufge-doppelte Laschen, rechts: HBV-System auf einer Dollendeckea) Trockenestrich auf Rohdeckenbeplankung (Einschub nicht tragend) Ln,w = 53 dB, CI,50-2500 = 4 dBb) Trockenestrich auf gebundener Schüttung (Einschub tragend) Ln,w = 44 dB, CI,50-2500 = 9 dBc) Zementestrichaufbau auf Dollendecke Ln,w = 45 dB, CI,50-2500 = 3 dBd) Zementestrichaufbau auf Dollendecke mit HBV-System Ln,w = 38 dB, CI,50-2500 = 2 dBFig. 6. Renovation of ceilings in existing building stock via structural reinforcement of the supporting framework. Left: Dual brackets applied to the sides of the beams. Right: HBV system on a dowel and beam ceilinga) Dry screed on bare ceiling boards (cavity not load-bearing) Ln,w = 53 dB, CI,50-2500 = 4 dBb) Dry screed on bound infill (cavity load-bearing) Ln,w = 44 dB, CI,50-2500 = 9 dBc) Cement coating structure on dowel and beam ceiling Ln,w = 45 dB, CI,50-2500 = 3 dBd) Cement coating structure on dowel and beam ceiling with HBV system Ln,w = 38 dB, CI,50-2500 = 2 dB

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Literatur

[1] Rabold, A., Bacher, S., Hessinger, J.: Holzbalkendecken in der Altbausanierung, Teil 1: Direktschalldämmung. ift For-schungsbericht 1/2008.

[2] Rabold, A., Hessinger, J., Bacher, S.: Schallschutz, Holzbal-kendecken in der Altbausanierung. Mikado plus, 3/2008.

[3] Mayr, A., Schöpfer, F., Schanda, U., Rabold, A., Hessinger, J., Bacher, S., Schramm, M.: Holzbalkendecken in der Altbausa-nierung, Teil 2: Flankenschalldämmung. ift Forschungsbericht 11/2012.

[4] EN ISO 140-6:1998, Bauakustik; Messung der Schalldäm-mung in Gebäuden und von Bauteilen; Teil 3: Messung der Trittschalldämmung von Decken in Prüfständen.

[5] Lißner, K., Rug, W., Winter, S., Schmidt, D., Holtz, F., Hes-singer, J., Hauser, G., Otto, F.: Modernisierung von Altbauten. INFORMATIONSDIENST HOLZ der EGH, hh Reihe 1; Teil 14; Folge 1, 12/2001.

[6] Rug, W., Held, H., Stützer, Ch., Schulze, K.: Erneuerung von Fachwerkbauten. INFORMATIONSDIENST HOLZ der EGH, hh Reihe 7; Teil 3; Folge 1, 12/2001.

[7] DIN 4109, Schallschutz im Hochbau, Anforderungen und Nachweise November 1989 und Beiblatt 1 zur DIN 4109 Schallschutz im Hochbau, Ausführungsbeispiele und Rechen-verfahren, 11/1989.

[8] EN 12354:2000-12, Bauakustik; Berechnung der akustischen Eigenschaften von Gebäuden aus den Bauteileigenschaften.

[9] Fischer, H. M., Schneider, M., Blessing, S.: Einheitliches Kon-zept zur Berücksichtigung des Verlustfaktors bei Messung und Berechnung der Schalldämmung massiver Wände. Tagungs-band DAGA 2001.

Autoren dieses Beitrages:Dr.-Ing. Andreas Rabold, Dipl.-Ing. (FH) Stefan BacherSchallschutzzentrum ift RosenheimLackermannweg 26, 83071 Stephanskirchen/Kragling

Prof. Dr. Ulrich Schanda, Dr. Andreas Mayr, Fabian Schöpfer M. E.Hochschule Rosenheim, Fakultät für Angewandte Natur- und Geisteswis-senschaften, Hochschulstraße 1, 83024 Rosenheim

in Anlehnung an DIN EN 12354-2, Anhang B.2. [8]. Wei-tere Details zur Vorgehensweise bei der Konstruktions-varianten-Berechnung und der Planung einschaliger Be-standsdecken sind in [1] beschrieben.

4 Zusammenfassung

Im vorgestellten Projekt konnten dank der regen Beteili-gung der Industriefirmen aus dem sehr breiten Feld der möglichen Deckenvariationen im Altbau typische Vertre-ter ausgewählt und in über 200 Messungen an 60 verschie-denen Deckenaufbauten die schalltechnischen Einfluss-parameter untersucht werden. Hierbei lag der Fokus so-wohl auf der Beurteilung der Rohdecken im Ist-Zustand als auch in der Ermittlung der Verbesserung durch die unterschiedlichen Sanierungsmaßnahmen. Für die prakti-sche Anwendung wurden die Konstruktionsvarianten der Bestandsdecken mit den jeweiligen Bodenaufbauten in Matrizen zusammengestellt, sodass für Planer und Ausfüh-rende über 300 Konstruktionsvarianten mit den zugehöri-gen schalltechnischen Kenndaten für den spezifischen Sa-nierungsfall zur Verfügung stehen. Im nächsten Schritt wurde die Flankenübertragung im Altbau in die Prognose eingebunden. Hierzu wird auf den noch folgenden zweiten Beitrag verwiesen.

Danksagung

Der Dank der Projektbearbeiter gilt der finanziellen Förde-rung durch die AiF im Rahmen des Programms zur Förde-rung der industriellen Gemeinschaftsforschung und -ent-wicklung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und den in der Arbeitsgruppe beteiligten Industriefirmen (Fibo Exclay Deutschland GmbH, Getzner Werkstoffe GmbH, Gutex Holzfaserplattenwerk, Knauf Gips KG, Lignatur AG, Pavatex SA, SFS intec AG, Saint-Gobain Rigips Austria GesmbH, Spillner Spezialbaustoffe GmbH, Steico Aktiengesellschaft, Xella Trockenbausysteme GmbH).

Tabelle 1. Einfluss der flächenbezogenen Masse (Einschub und Unterdecke) auf den bewerteten Norm-Trittschallpegel der Deckenaufbauten in der Ergebnismatrix Table 1. The influence of mass per unit area (cavity and ceiling) on the weighted standard impact sound level of different floor constructions

Variable Differenz bewerteter Norm-Trittschall pegel ∆Ln,w

Auffüllung im Einschub:m′ = 0 kg/m²m′ = 20 kg/m²m′ = 80 kg/m²m′ = 120 kg/m²Schilfrohrmatten mit Lehmputz:m′ = 15 kg/m²m′ = 26 kg/m²

∆Ln,w = 4 dB∆Ln,w = 2 dB∆Ln,w = 0 dB∆Ln,w = –1 dB

∆Ln,w = 2 dB∆Ln,w = 0 dB

Skizze

24 mm220 mm 18 mm 15 mm

Estrichaufbau mit variabler Aufbauhöhe DielenBalken mit Einschub, m′ = x kg/m²Deckenschalung sägerauSchilfrohrmatten mit Lehmputz, m′ = x kg/m²