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Schatzkammer Basilika St. Margareta in Düsseldorf-Gerresheim

Schatzkammer...cher der Schatzkammer. Sie knüpft mit einem Programm von Vorträ-gen und Bildungsprojekten für Kinder und Randgruppen ein lebendiges Netz um die Schatzkammer herum

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Schatzkammer Basilika St. Margareta in Düsseldorf-Gerresheim

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Die Kirchengemeinde St. Marga-reta in Düsseldorf-Gerresheim ist Nachfolger des hochadeligen freiweltlichen Damenstiftes St. Hippolyth (um 870 bis 1803). Die Gemeinde besitzt daher einen Kirchenschatz mit teils bedeuten-den kunsthistorischen Erzeugnis-sen.

Kernstücke der Sammlung sind zum Beispiel ein Ottonisch- Salisches Schmuckevangeliar (vor 1052), ein Reliquienschrein aus Limoger Emaille (12. Jh.) und eine hochgotische Schaumons-tranz (um 1400). Die Objekte werden als Bestandteil einer mehr als 1000-jährigen Orts- und Glaubenstradition verwahrt. Ihr Wert liegt nicht nur in ihrem handwerklich kostbaren Gepräge, sondern darüber hinaus in der Erfahrbarkeit der Objekte im liturgischen Zusammenhang.

Die Einrichtung einer öffentlich zugänglichen Schatzkammer an St. Margareta ist aus dem Interesse heraus entstanden, sich die Kostbar-keiten des Kirchenschatzes vor Augen zu führen. Ziel der Schatzkammer ist es, über den bloßen Zeugniswert der Objekte hinaus die vergangene und gegenwärtige Situation vor Ort ganzheitlich erfahrbar zu machen.

Die süd-östliche Seitenkapelle, der älteste Teil der romanischen Basi-lika und bis 1958 als Sakristei, Bibliotheks- und Archivraum genutzt, wird erneut seinem ursprünglichen Zweck zugeführt. Die Exponate des Kirchenschatzes werden dort in Vitrinen im kirchlichen Kontext präsen-tiert und behalten ihren Gebrauchswert als Teil des gestalteten Fest- und Kultraumes. Dies unterstreicht die Originalität und Authentizität der Objekte. Die Schatzkammer in Gerresheim wird zur Erlebniswelt.

Die Aufstellung der Objekte erfolgt thematisch nach Werkzusammen-hängen in Vitrinen.

Das Evangeliar wird per Touch Screen über das Programm „Turn the Pages“ für Besucher virtuell komplett einsichtig sein. Das Original kann wegen seiner hohen Lichtempfindlichkeit nur unter Fachaufsicht ge-zeigt werden. Den einzelnen Exponaten werden kurze Beschreibungen und kleine Erläuterungstexte beigefügt. Die Ausgestaltung des Innen-raums plant die renommierte und in der Planung von Schatzkammern erfahrene Innenarchitektin Ingrid Bussenius aus Köln.

Projektbeschreibung

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Durch ihr Engagement für den Stadtteil Gerresheim fühlt sich die Bürgerstiftung Gerricus verpflichtet, das kulturelle Erbe der romani-schen Basilika St. Margareta in Gerresheim vor Ort zu erhalten, der Öffentlichkeit, und zukünftigen Generationen zugänglich zu machen.

Die Bürgerstiftung Gerricus ist ein gemeinnütziger Zusammenschluss von ehrenamtlich tätigen Bürgern, die sich u. a. um die caritative und kulturelle Fortentwicklung des Stadtteils bemühen. Für ihre Arbeit hat sich die Bürgerstiftung Gerricus vier Schwerpunkte gesetzt: Kinder und Jugend, Senioren und Hospiz, soziale Fürsorge sowie Kunst und Kultur.

Die Einzigartigkeit der Gerresheimer Schatzkammer ist durch den histo-rischen Ausstellungsort, ein Baudenkmal von 1236, und die kostbaren kunsthistorischen und religiösen Ausstellungsobjekte gegeben.

Die Bürgerstiftung Gerricus setzt sich für die Schatzkammer ein und vernetzt Wissenschaftler, Kulturvereine, interessierte Laien und Besu-cher der Schatzkammer. Sie knüpft mit einem Programm von Vorträ-gen und Bildungsprojekten für Kinder und Randgruppen ein lebendiges Netz um die Schatzkammer herum. Um die Lebendigkeit der Schatz-kammer langfristig zu gewährleisten, wirbt die Bürgerstiftung Gerricus um Förderer, Paten und Stifter für das Projekt „Schatzkammer Gerres-heim“.

Bürgerstiftung Gerricus als Projektkoordinator

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ZielgruppenDie Basilika St. Margareta wird von Gläubigen und Kulturinteressierten besucht. Da sich die Schatzkammer an St. Margareta architektonisch in den romanischen Kirchenbau eingliedert und nur von diesem aus zugänglich sein wird, ist davon auszugehen, dass der bisherige Publi-kumsverkehr auch den Weg in die Schatzkammer findet.

Wegen ihres besonderen Raum- und Akustikerlebnisses findet die Kirche regen Zuspruch. Fachleute (Historiker, Kunsthistoriker) und geschichtlich interessierte Laien kommen wegen des romanischen Großkreuzes (10. Jh.) und des ge-malten Gnadenstuhls in der Ost-apsis (13. Jh.) nach Gerresheim. Ebenso wird die Basilika als Motiv der Düsseldorfer Malerschule ge-schätzt.

Die Besucher interessieren sich für prominente Stiftsdamen aus Gerresheim, so zum Beispiel die „Kölner Bischöfin“ Agnes von Mansfeld und die Äbtissin Theo-phanu. Der Kirchenbau an sich ist ein bedeutendes Beispiel der Rhein-Maas-Gotik und lockt auch Architekturfans an.

Aufgrund dieser Erfahrungen soll die geplante Schatzkammer Indi-vidualnutzer sowie Kleingruppen gleichermaßen ansprechen.

Wirkung

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MethodenDie einzelnen Objekte verfügen über optisch einheitlich gestal-tete Texte. Es sollen kurze Sätze sein, jede Zeile bildet eine Sinn-einheit, auf Worttrennungen wird verzichtet, die Schriftgröße soll ausreichend groß sein.

Hohe Aufmerksamkeit bringt ver-mutlich der Touch Screen zum Ottonisch-Salischen Evangeliar. Der Einsatz eines elektronischen Mediums erhöht in der Regel die Verweildauer. Dennoch soll in der Präsentation darauf geachtet werden, dass der Touch Screen nicht allzu sehr von den anderen Originalexponaten ablenkt.

Die Besucher benötigen in der Ausstellung eindeutige thema-tische Orientierungspunkte, da-her werden die Objekte in ihren Werkzusammenhängen präsen-tiert. Die Vermittlung der Schatz-kammer soll ehrenamtlich über geschultes Führungspersonal erfolgen. Ebenso werden die Kir-chenwachen geschult, sodass sie Auskunft geben können.

DauerDie Schatzkammer an St. Marga-reta in Gerresheim wird eine dau-erhafte Einrichtung.

RealisationDas Projekt wird in zwei Phasen realisiert. Zunächst steht die ar-chitektonische und inhaltliche Vorplanung an. Parallel hierzu werden die Objekte mit Restaura-tionsbedarf bearbeitet. Die erste Projektphase wurde vom Gene-ralvikariat Köln mit rund 100.000 Euro finanziert.

In einer zweiten Phase geht es um die Möbelierung der Schatzkam-mer und die Ausstellungspräsen-tation. Die Finanzierung in Höhe von veranschlagten 44.000 Euro sowie 21.000 Euro Publikations-kosten steht noch aus.

StandortStandort der Schatzkammer ist die sogenannte Taufkapelle. Es handelt sich hierbei um einen ca. 40 qm großen Raum, dem ältes-ten erhaltenden Gebäudeteil der romanischen Basilika. Bis 1958 wurde dieser Raum noch als Sa-kristei, Bibliotheks- und Archiv-raum genutzt.

Der Raum hat zwei von außen ver-gitterte Schlüssellochfenster und innen ein massives Kreuzgratge-wölbe. Sein Zugang erfolgt vom südöstlichen Querschiff und ist derzeit durch ein massives Eisen-tor vergittert.

Träger und BetreiberTräger der Schatzkammer ist die Kirchengemeinde St. Margareta in Düsseldorf-Gerresheim. Durch die Renovierung des Stiftsgebäudes neben der Kirche und die bevor-stehenden Renovierungsarbeiten am Jugendhaus Aloysianum und am Altenheim Gerricusstift sind die Finanzen der Gemeinde weit-gehend erschöpft.

Die ehrenamtliche Arbeit in Bezug auf die geplante Schatzkammer wird deshalb von der Bürgerstif-tung Gerricus übernommen. Ihr haben sich in bürgerschaftlichem Engagement über 40 Zeitstifter angeschlossen, welche auch die organisatorische und logisti-sche Arbeit zur Einrichtung ei-ner Schatzkammer übernehmen. Wenn die ehrenamtlich erbrachte Leistung mit 20 Wochenstunden von mindestens zwei Personen angesetzt wird, so ergibt sich da-raus jedes Jahr eine Leistung von 27.560 Euro im Jahr.

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PatenschaftenAktueller SammlungsbestandDie katholische Pfarrgemeinde St. Margareta verfügt im Wesentlichen über > 25 Skulpturen (10./18./19. Jh.)> 10 Gemälde (17./18./20. Jh.)> 1 romanischen Sarkophag (1270/1280)> 6 Grabplatten (17./18. Jh.)> 5 antike Möbel (13.-19. Jh.) > 10 Reliquiare ( 10./19. Jh.)> 7 Kelche (18.-20. Jh.)> 6 Ziborien (17.-20. Jh.) > 2 Schaumonstranzen (14./19. Jh.)> 2 Tabletts (18.-19. Jh.)> 2 Taufkannen> 10 Kreuze (10./19.Jh.)> 45 Leuchter> 6 Weihrauchgerätschaften> 5 Liturgische Bücher (12./20. Jh.) > 15 Paramente (16./19. Jh.) und diverse metallene Einzelstücke.

Ausgestellt werden vor allem Stücke von besonderem kunsthistorischen und religiösem Schauwert.

Patenschaften für die RestaurationAls Projektkoordinator bemüht sich die Bürgerstiftung Gerricus Paten-schaften und Einzelförderer für die Restauration der kunsthistorisch wertvollen und religiösen Schauobjekte einzuwerben.

Vorschläge zur Präsentation der Förderer, Stifter und PatenDie Bekanntmachung des Projektes „Schatzkammer Gerresheim“ erfolgt weitestgehend über folgende Wege: Printmedien und Mund-zu-Mund-Propaganda.

Tritt ein Förderer auf, so wird er in Pressemitteilungen erwähnt. Zudem ist daran gedacht, eine Stiftertafel mit Namenszug und Logo im Ausstellungsraum anzubringen. Entscheidet sich ein Förderer, ein Einzelobjekt zu fördern, wird die entsprechende Tafel am Einzelobjekt angebracht. Dies bietet den Besuchern die Gelegenheit, auf den Förde-rer aufmerksam zu werden.

Das Ottonisch-Salische Evangeliar der Kölner Malerschule, vor 1052 (Detail)

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Objekte in Auswahl

Bei dem ältesten Objekt der Sammlung handelt es sich um ein Lindenholzkästchen, das mit Kupfernägeln beschlagen ist (Höhe 5,6 cm, Länge 13 cm, Tiefe 7,8 cm).

Wie die erhaltenen Reste einer Beinverkleidung andeuten, war das Lindenholzkästchen mit kost-baren Täfelchen verkleidet. Die Verzierung eines hölzernen Kerns mit Beintäfelchen, vermutlich El-fenbein, stand im Frühen Mittel-alter hoch im Kurs. Das glänzende weiße Material wurde sehr ge-schätzt und blieb nur besonderen Stücken vorbehalten.

Die Nägel, welche die Verkleidung hielten, sind angerostet. Eben-so haben sich Fragmente eines Scharniers erhalten. Das kleine, filigrane Scharnier ist eine Fort-entwicklung gegenüber einfa-chen Holzkästchen, deren Deckel und Boden einfach nur ineinander gesteckt wurden.

Reliquiar, 10. Jahrhundert/um 900 (?)

Der satteldachförmige Deckel ist aus einem Holzstück gearbeitet. Die Nagelbeschläge verlaufen in drei Reihen. Auf einer Dachseite, in der Mitte befinden sich je drei senkrecht verlaufende Nägel. Auf der Giebelseite verlaufen die Nä-gel am Rand.

Das Reliquienkästchen wurde 1983 im Außenmauerwerk der Apsis, etwa in der Mittelachse der Kirche, 250 cm hoch und ca. 45 cm tief, bei Restaurierungsarbei-ten gefunden. Die dazugehörigen Reliquien wurden wieder einge-mauert. Die Verkleidung mit Bein-täfelchen und der Auffindungsort des Reliquiem, in der Mittelachse der Ostapsis, deuten darauf hin, dass es sich bei diesem Reliquien-kästchen um ein äußerst promi-nentes Stück handelt.

Literatur: Schulten/ Hauser 1984, S. 213ff; Ohne Namen (bt), Reli-quienfund im Stiftskirchen-Mauer-werk, in: Rund um den Quadenhof 35, Nr. 2 (1984), S. 45-47 mit zwei Abb.; Walter Schulten, in: Kata-log Ornamenta Ecclesiae. Kunst und Künstler der Romanik in Köln, Bd. 2, Köln 1985, Kat. Nr. D. 63; Terboven/Büth 1986, S. 192f, Abb. 136; Terboven 1986, S. 257f; Kamp-mann 2006, S. 24, Abb. 141, 142.

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Von besonderem Schauwert ist das farbig gearbeitete Reliqui-enhäuschen mit Satteldach und Firstkamm aus dem beginnenden 13. Jahrhundert. Es steht auf vier quaderförmigen Füßen, die vorne mit einem eingerollten gravierten Blatt und an den Seiten und hin-ten rautenförmig verziert sind. Der Schrein hat eine Höhe von 18,5 cm, Länge 15,5 cm und Breite 8,2 cm. Auf seiner Rück-seite befindet sich ein leicht beschädigtes quadratisches ver-schließbares Türchen. Auf den Eichenholzkern des Schreines sind acht emaillierte und vergol-dete Kupferplatten genagelt. Die Seiten und das vordere Dach zei-gen Figuren. Sie haben alle halb-plastische, gegossene Köpfe auf gravierten Körpern.

Ihre Gesichter treten daher re-liefartig hervor. Auf der in drei Einzelfelder geteilten Vorderseite befindet sich im Mittelfeld eine Majestas Domini Darstellung in der Mandorla. Christus ist mit Krone als Weltenherrscher erkennbar, vollführt mit der rechten Hand einen antiken Zeigegestus und hält mit der linken ein Buch auf seinem Knie. Er sitzt auf einem hellblauen Regenbogen. In den Ecken der Felder sind blau-weiße Blüten und goldene Scheiben. Sie stehen auf tiefblauem Emaille-grund. Neben Christus zeigt die Vorderseite des Schreines in einer Bogenarchitektur zwei Heiligenfi-guren mit Buch, die auf Christus schauen. Ihre Körper stehen vor einem hellblauen Band.

Auf der Vorderseite des Dachs ist im Mittelfeld ein Engel in einem Kreis zu sehen. Auch er wird seitlich von Heiligen mit Buch begleitet, die in einer Bogenarchitektur stehen.

Limoger Reliquienschrein, Anfang 13. Jahrhundert

Der abschließende First-kamm besteht aus einem Schlüssellochfries und drei klei-nen Blütenmedaillons. An den seitlichen Giebelwänden befindet sich je eine Heiligenfigur auf ei-nem Regenbogen. Darum Blat-tranken und Kreuzchenfries in den Farben Dunkelblau, Hellblau, Gelb, Grün und Rot. Die Rückseite und das Dach zeigen quadratische Felder mit einer sternförmigen Vierblattblüte.

Die Einzeldarstellung der Vor-derseite und des Daches werden von blau-weißen Wellenbändern zusammengefasst, die Schmalsei-ten und die Rückseite von Kreuz-chenleisten gerahmt. Einzelne Nägel fehlen.

Firstkamm, Blüten und Bogen-fries erinnern in Ausführung und Art an den Reliquienschrein des hl. Thomas Beckett in der Samm-lung Schnütgen, Köln.

Die Emaillearbeiten des Gerres-heimer Reliquienschreins weisen auf das südfranzösische Limoges, das im Hohen Mittelalter für sei-ne mit geschmolzenem Grubenerz farbig gefüllten, strahlend ver-goldeten Kupferplatten äußerst berühmt war.

Literatur: Aus‘m Weerth 1857, Taf. XXXI, Nr. 8, Aus‘m Weerth 1860, S. 49; KdRh. Düsseldorf 1894, S. 103; Doede 1939, o.S.; Achter 1970, S. 86ff, Abb. 34-35; Kat. Stift und Stadt Gerresheim 1970, Nr. 60, Abb. 3; Kat. Frommer Reichtum 1978, Nr. 5, Abb. 150,153; Achter 1986, S. 130-132, Abb. 84f. Heppe 1990, S. 28f. Abb. 24; Saeger 2001, S. 22, Abb. S. 19; Kampmann 2006, S. 24, Abb. 143-145.

Objekte in Auswahl

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Dieses Reliquienkästchen aus dem 14. Jahrhundert ist mit kost-baren Stoffen bespannt.

Es ist innen mit weißem Leinen ausgeschlagen und außen mit Seidengewebe bezogen. Das Weiß galt als Symbolfarbe der Reinheit. Eine Kordel aus Baumwolle, deren Enden mit Seide ummantelt sind, ist um das Kästchen gelegt. Die äußeren Farben changieren zwi-schen Purpur, Gelb, Braun, Grün, Gold und Silber. Der Korpus ist 15,5 cm lang, 6 cm hoch und 6 cm tief. Im Innern ist das Futter be-schädigt und der Rand abgesto-ßen. Auf der Zarge des Deckels ist

eine Litze auf grünem Grund. Sie zeigt goldene Sterne und Rauten, die Litze ist teilweise lose und be-steht aus Seidenbrokat. Als Ver-schluss dienen zwei Kordelknöpfe mit Schlaufen. In einem spitzen Wappenschild ist ein aufrechter, nach rechts schreitender Löwe zu sehen. In den Feldern zwischen den Schildern befindet sich je-weils ein Wiederkreuz. Das Wie-derkreuz ist eine Wiederholung der Kreuzform an den vier Enden des lateinischen Kreuzes. Es wird auch Deutsches Kreuz genannt. So sind in einem Kreuz fünf Kreu-ze zu sehen, die als Symbol für die fünf Wundmale Christi stehen.

Literatur: KdRh. Düsseldorf 1894, S. 104; Doede 1939, o.S.; Achter 1970, S. 89f. Kat. Stift und Stadt Gerresheim 1970, Nr. 62; Achter 1986, S. 135, Abb. 88; Kat. From-mer Reichtum 1978, Nr. 6a; Hep-pe 1990, S. 29; Kampmann 2006, S. 25, Abb. 146-148.

Reliquienkästchen, 14. Jahrhundert

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Seit dem Hochmittelalter wurde die Präsentation von Reliquien in fein gearbeiteten Schaumonst-ranzen üblich. Die eingeschossige Monstranz von Gerresheim veran-schaulicht die Herrlichkeit Got-tes in feingliedrigen gotischen Architerktur-Elementen, Fialen und Wasserspeiern. Über einem sechsblättrigem Fuß erhebt sich das filigrane Strebewerk mit dem zentralen Glaszylinder. Inner-halb des Glaszylinders trägt ein kniender Engel einen polygonal geschliffenen Bergkristall, der einen Blutstropfen Jesu umfängt. Die Herrenreliquie ist mit einer Akanthus-Kranz bekrönten Kup-pel überwölbt und von der Statu-ette Jesus als Schmerzensmann bekrönt. Seitlich des Schauzy-linders befinden sich die Figuren der hl. Katharina mit Schwert und Rad und des hl. Hippolyt in ge-rahmten Torbögen. Sie sind über zinnenbekrönte Vertikalstreben mit dem Schauzylinder verbun-den. Die filigranen Goldschmie-dearbeiten des 14. Jahrhunderts sind der Kölner Goldschmiede-kunst der Spätgotik zugeordnet.

Die Überlieferung berichtet, dass der Ritter Arnold von Eller 1319 die Heilig-Blut-Reliquie mit ei-nem in Avignon ausgestellten Ablassbrief dem Stift Gerresheim übereignete. Die Heilig-Blut-Reli-quie aus Avignon ist vor dem Hin-tergrund zu betrachten, dass der Templerorden 1317 in Frankreich aufgelöst wurde. Das Vermögen des Ordens wurde zu Geld ge-macht, so drängten um das Jahr 1317 viele Reliquien aus dem Hei-ligen Land auf den Markt.

Heilig-Blut-Reliquiar,Köln um 1410/1430

Literatur: KdRh. Düsseldorf 1894, S. 104; Doede 1939, o.S.; Kat. Stift und Stadt Gerresheim 1970, Nr. 64, Abb. 4; Achter 1970, S. 92ff., Abb.40; Stemmer 1970, s. 173; Fritz 1970, S. 213ff, Abb. 2,4; Kat. Frommer Reichtum 1978, Nr. 17, Abb.156; Achter 1986, S. 138, Abb. 91; Heppe 1990, S. 29; Schommers 1993, Abb.66; Saeger 2001, S. 22; Kampmann 2006, S. 25, Abb. 150.

Objekte in Auswahl

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Das Turmreliquiar ist eine Fort-entwicklung gegenüber dem früh-mittelalterlichen und spätantiken Kapselreliquiar.

Über einem flachen, sechsteiligen Sternfuß mit Kreuzchenfries auf der Seite und Punktfries oberhalb erhebt sich ein glatter sechstei-liger Schaft, unterbrochen durch gotische Knoten. In den sechs rautenförmigen Griffknoten be-finden sich die Wappenschilder der Äbtissin Ida von Waldeck (1332-1367) und dem Angermun-der Amtmann Rainer von Lands-berg (um 1348).

Ein runder Trichter, an den Rän-dern verziert, trägt das Schau-gefäß. Ein schmaler Glaszylinder beherbergt die Reliquie. Die ver-glaste rechteckige Reliquienkap-sel wird von einer Kreuzblume getragen und von kreuzförmig angeordneten Lilien gerahmt und oberhalb von einem Kreuz be-krönt. Den Abschluss des Reliqui-ars bildet ein schindelgedeckter, mit Krabben besetzter Turmhelm.

Darüber befindet sich die kleine Statuette der hl. Katharina. Die hl. Katharina war als Heilige im mittelalterlichen Adel und Ritter-tum äußerst beliebt, da sie sich klug, standhaft und redegewand mit den Ungläubigen auseinan-dersetzte.

Literatur: Achter 1970, S. 90f, Abb. 38; Kat. Stift und Stadt Gerresheim 1970, Nr. 61; Kat. Frommer Reich-tum 1978, Nr. 10, Abb. 155; Fritz 1982, S. 202, Nr. 131, Abb. 131; Achter 1986, S. 136, Abb. 89; Hep-pe 1990, S. 29; Kampmann 2006, S. 25, Abb. 14

Turmreliquiar der hl. Katharina, Mitte 14. Jahrhundert

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Der hl. Hippolyt war Hauptpatron des hochadeligen freiweltlichen Damenstiftes in Gerresheim. Da die Stiftsdamen beim Ungarnein-fall Ende des 10. Jahrhunderts den Großteil ihrer Reliquien nach St. Ursula in Köln, ihrem Zu-fluchtsort, schafften, blieben in Gerresheim nur Partikel des Grün-dungspatrons Hippolyt zurück. Diese wurden Mitte des 18. Jahr-hunderts in eine Turmreliquar ge-fasst.

Über einem flachen sechsteili-gen Sternfuß mit glatt poliertem Rand erhebt sich ein sechsteiliger Schaft. Auf dem Knauf eingra-viert ist das Jahr 1726. Dem folgt ein sechsteiliger Trichter mit pro-filiertem Sockel und Zackenfries. Der Trichter bereitet den Schau-zylinder vor, der von einer Fas-sung aus Bogenfriesen und vier senkrechten Leisten gehalten wird. Den Abschluss bildet ein achtseitiger Turmhelm mit Krab-benstegen, bekrönt von einer Statuette des hl. Hippolyt.

Die Reliquie ist auf roter Satin-seide mit goldener Kordel befes-tigt und mit Perlen, Pailletten und Glasperlen verziert. Das Re-liquiar ist dem der hl. Katharina nachempfunden und als Gegen-stück dazu gearbeitet. Das Stück ist dem Meister „WM“ oder dem Meister mit Seepferdchen zu-zuschreiben. Hinter letzterem verbirgt sich der Düsseldorfer Goldschmied Johann Joseph Ros-bach.

Turmreliquiar des hl. Hippolyt, Düsseldorf 1726

Literatur: Achter 1970, S. 90f, Abb. 39; Kat. Stift und Stadt Gerresheim 1970, Nr. 74; Stemmer 1970, S. 173; Kat. Frommer Reichtum Nr. 142, Abb. 155; Kat. Düsseldorf 1982, Nr. 88; Achter 1986, S. 136, Abb. 90; Hep-pe 1988, Nr. 61/4, Abb. 80; Heppe 1990, S. 29; Clasen 592d: Schommers 1993, S. 162, 307, Nr. 53, Abb. 66; Kampmann 2006, S. 26, Abb. 151.

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Kreuzreliquien gelten als beson-dere Herrenreliquien und wurden eigens verehrt. Bei der Gerreshei-mer Reliquienmonstranz erstreckt sich über ovalem Fuß 30 cm hoch in Silber und teilvergoldet ein polygonaler Balusterschaft. Das ovale Schaugefäß wird von einem im Umriss sternförmigen, dichten Stahlenkranz, auf der Rückseite von einem großen Strahlenkranz mit einem geschwungenen Blü-tenrankenkranz gerahmt.

Bekrönt wird die Reliquie von ei-ner Weltkugel und einem Kreuz. Das Schaublatt zeigt kreuzförmig gelegte Reliquien-Partikel in ei-nem Kreis aus Bergkristall. Im Hintergrund unterstreicht roter Siegellack die Wahrhaftigkeit der Reliquien. Die Reliquienmons-tranz ist aufgrund des Meister-zeichens „IHC“ Johann Ignatz Willems (1771-1830) zugeschrie-ben und um 1800 vermutlich in Düsseldorf geschaffen worden.

Literatur: Kat. Stift und Stadt Gerresheim 1970, Nr. 75; Kat. Frommer Reichtum 1978, Nr. 232; Clasen 403 i/1157a; Heppe 1990, S. 30; Schommers 1993, S. 154, 323f, Nr. 81, Abb. 85; Kampmann 2006, S. 26, Abb. 152, 153.

Reliquienmonstranz mit Kreuzreliquie, Düsseldorf um 1800

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Das 25,5 cm hohe Reliquiar ist dem Dülkener Goldschmied Jo-hann Heinrich Cornely (ca. 1755-1834) zugeschrieben und um das Jahr 1800 datiert. Über ovalem Fuß mit glatter Seite ist ein ka-niesförmiger Fries mit eingetrie-benen Palmettenfries gelegt, oberhalb einer glatten Stufe setzen eine Wölbung und vom Schaft her getriebene flache Zun-gen an.

Über einem glatten Wulst befindet sich ein polygonal gebrochener Balusterschaft. Den Abschluss bilden eine Akanthus-Manschette und eine Kugel. Das ovale Schau-gefäß wird von einem dichten Strahlenkranz gerahmt, dahinter setzt ein größerer Strahlenkranz mit geschwungenen Blütenran-ken an.

Gekrönt wird das Schaugefäß von einem Kreuz mit Blattwerk. Die Reliquien-Partikel sind mit rotem Samt eingefasst und von roten und grünen Steinen und Perlen geziert.

Eine Banderole zeichnet die Par-tikel als Überreste des Märtyrers Johannes Nepomuk aus. Das Re-liquiar ist optisch kleiner, aber in Art und Weise wie die prominen-tere Kreuzreliquie gearbeitet.

Literatur: Kat. Stift und Stadt Ger-resheim 1970, Nr. 76; Kat. From-mer Reichtum 1978, Nr. 233; Kat. Düsseldorf 1982, Nr. 202, Abb. 127; Heppe 1988, 119/1, Abb. 82; Clasen 1157 a/403 i,k; Schommers 1993, S. 162,324, Nr. 82, Abb. 85; Heppe 1990, S. 30; Kampmann 2006, S. 26f, Abb. 154, 155.

Reliquienmonstranz von Johannes Nepomuk, Dülken um 1800

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Der barocke Kelch ist um 1720/30 datiert und stammt vermutlich aus dem Rheinland. Über einem sechspassigen runden Fuß mit profilierter Seite und Bandel-werk liegen geflügelte Engelköp-fe auf der Wölbung. Aus diesen Engelsköpfen heraus erhebt sich ein glatter Hals, dem Bogenman-schetten aufgelegt sind. Dem folgt ein Balusterschaft mit plat-tem Körper. Die Kelchschale ist von einem silbernen durchbro-chenen Korb umfangen, der aus getriebenen Engelköpfen und Akanthuswerk mit achsialsym-metrischen Blüten besteht. Die Schale ist innen vergoldet. Die Höhe des Kelches beträgt 22 cm.

Literatur: Kampmann 2006, S. 27, Abb. 160.

Der Kelch ist Konrad Anton Beu-mers aus Düsseldorf durch Gra-vur zugeschrieben und auf das Jahr 1868 datiert. Conrad Anton Beumers (1837-1921) gründete nach seiner Gesellenwanderung über Paris 1859 in Düsseldorf eine Goldschmiedewerkstatt. Der Goldschmied ist bekannt für seine neuromanisierenden Formen.

Der Gerresheimer Kelch gehört zum Bestand der Pfarrgemeinde, und nicht mehr zum ursprüngli-chen Bestand des hochadeligen Damenstifts. Ein runder Fuß mit filigranem Weinlaub-Wellenran-kenfries und Blüten erhebt sich trompetenförmig. Unter Rundbo-genarkarden sind biblische Sze-nen dargestellt: Gott fragt Kain, nachdem er Abel erschlagen hat, Abraham opfert Isaak, der Engel tötet die Erstgeburt der Ägypter,

Kelch, Rheinland um 1720/1730

Kelch, Düsseldorf 1868

die eherne Schlange, Saul, Jo-nathan und David, der Bethlehe-mische Kindermord. Es folgt ein glatter Hals mit auferlegter neu-romantischer Blattmanschette und Perlschnur. Darüber setzt ein kurzer zylindrischer Schaft an. Anden Übergängen ist der Kelch mit Kordeln, Palmettenfries und Perlschnüren verziert. Der runde Knoten ist mit durchbrochenem Filigranwerk und türkisfarbenen emaillierten Blüten geschmückt. In vier Kreismedaillions befinden sich die Evangelistensymbole. Eine flache Blattmanschette trägt die schlichte, runde, halbkugelige Kelchschale. Der Kelch ist aus Sil-ber und vergoldet.

Literatur: Thieme/Becker 1909, S. 552f.; Kat. Kirchenschmuck und Tafelzier 1987., S. 250-252; AKL 1995 S. 280f; Kampmann 2006, S. 28, Abb. 162, 163.

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Ein Ziborium ist ein Gefäß zur Aufbewahrung der konsekrierten Hostien.

Das Gerresheimer Ziborium ist Franz Schönfeld I. aus Augsburg zugeschrieben und laut Gravur auf das Jahr 1670 datiert. Es hat eine Höhe von 38,5 cm. Auf einem zunächst glatten Fuß sind über einem Stehrand große kräftige Blüten, Tulpen, Anemonen und Pfingstrosen zu sehen. Unter dem Fuß befindet sich eine Inschrift: seruio: Prae Nob(ili) Collegiat(ae)Eccl(es)iae: S(ancti) Hippolyt:i in Geresheim: Anno 1670.

Bis zum mit Engelsköpfen ver-zierten Griffknoten folgt ein glatter Hals.

Der Kölner Diözesanbaumeister Heinrich Wiethase (1833-1893)entwarf um 1866 das 36,5 cm hohe Ziborium. Es ist in Silber ge-arbeitet und vergoldet.

Über einem glatten runden Fuß mit seitlicher Perlenschnur er-hebt sich ein runder Schaft und ein glatter runder Griffknoten mit vier aufgesetzten ovalen Noppen, die auf ihrer Stirn Blüten zeigen. Am Hals des Fußes, am Schaft und Griffknoten sind aufgelegte Per-lenschnüre und Palmettenfriese zu sehen. Um die Kelchschale he-rum ist ein Palmettenfries gelegt, abwechselnd frontal und herzför-mig eingerollt. Die Kelchschale an sich ist glatt mit poliertem Abschluss. Der Deckel bildet zu-sammen mit der Kelchschale eine Kugelform.

Ziborium, Augsburg 1670

Ziborium, Köln 1866

Auf dem Deckel befinden sich Palmettenfries und Kordel. Die Spitze ist bekrönt mit einer aus aufgelöteten Blüten und Palmet-ten umkränzten Kugel. Auf dem Palmettensockel befinden sich ein Kreuz und ein Christusmono-gramm auf flacher runder Schei-be, umgeben von vier Strahlen-bündeln.

Litertatur: Kat. Stift und Stadt Ger-resheim 1970, Nr. 77; Kampmann 2006, S. 31, Abb. 179.

Die weit ausladende Kelchscha-le wird durch einen von geflü-gelten Engelsköpfen gebildeten Überfangkorb getragen. Der von einem Kruzifix bekrönte Deckel nimmt die Form des Fußes erneut auf.

Literatur: Achter 1970, S. 114, Abb.57; Kat. Stift und Stadt Ger-resheim 1970, Nr. 67; Kat. Frommer Reichtum 1978, Nr. 71/42; Achter 1986, S. 162; Abb. 115; Heppe 1990, S. 30; Saeger 2001, S. 22; Kampermann 2006, S. 31, Abb. 178.

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Dieses 23 cm hohe Ziborium wur-de von Conrad Anton Beumers um 1880 in Düsseldorf geschaffen.

Beumers war für seine roma-nisierenden Entwürfe bekannt und schuf für die Pfarrgemeinde 1868 bereits einen romanisierten Kelch und eine emaillierte Schau-monstranz. Über einem runden profilierten Fuß mit Rankenband erhebt sich ein glatter Hals mit einer auferlegten Palmetten-Blütenmanschette. Dem runden Schaft folgt ein melonenförmiger Griffknoten, dem rautenförmige Blüten und senkrechte Kordel-bänder auferlegt sind. Die Kelch-schale umgibt eine Manschette aus lanzettförmigen Blättern, Kordel und Palmettenfries. Die Kelchschale und der Deckel bil-den eine Kugelform. Auf dem Deckel befindet sich ein gravier-ter Rankenfries mit eingerollten romanischen Palmettenblättern, eine aufgesetzte Blattkrone mit silbernen Bügeln und Kordel. In den Zwickelfeldern ist je eine durchbrochene Pflanze zu sehen. Vermutlich gab es oberhalb ein Kreuz, das jedoch fehlt.

Literatur: Festschrift 1986, Abb. 78; Kampmann 2006, S. 31, Abb. 180.

Ziborium, Düsseldorf 1880

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Daneben zeigt die Gerreshei-mer Monstranz ein üppiges Fi-gurenprogramm: paarweise den als Heilig verehrten Stiftsgrün-der Gerricus im Ritterornat mit Schwert, den hl. Laurentius in ei-nem überweltlich langen Gewand, seitlich davon die hl. Margare-ta und die hl. Katharina unter Strebepfeilern, auf den äußeren Voluten nochmals die hl. Marga-reta und den mit miniaturhaft kleinen Goldpfeilen gemarterten hl. Sebastian. Oberhalb des mit Blattkränzen eingefassten Glas-zylinders sind zwei Engel, welche die Leidenswerkzeuge Christi vor-weisen, im unteren Turmgeschoss bekrönt durch eine Muttergottes mit Kind und abschließend durch ein blühendes Kreuz mit Corpus ausgezeichnet. Laut Gravur am Schaft der Gerresheimer Mons-tranz weist sich diese als kom-munale Stiftung aus. Mit der An-schaffung einer Schaumonstranz stellte sich auch die seit der Ver-leihung von Stadtrechten 1368 an Einfluss erstarkende bürgerliche Gemeinde unter den Schutz des Höchsten.

Literatur: KdRh, Düsseldorf 1894, S. 103f.; Tf. VIII, 1; Kunsthistori-sche Ausstellung 1902, Nr. 405; Witte, Bd. 1, 1932, S. 192, Braun, 1932, S. 356, 363, 407; Doede 1939, o.S.; Dehio-Gall 1949, S. 71; Kat. Köln 1900 Jahre Stadt 1950, Nr. 416; Ohm 1954, S. 187f.; Per-peet-Frech 1964, Nr. 50, Abb. 47, 253,255, S. 38, 40,42,51, 74f.; Fritz 1965, S. 17ff.; Fritz 1966, Nr. 239, S. 82, Abb. 57,396; Dehio 1967, S. 143; Achter 1970, S. 92, Abb. 40; Kat. Stift und Stadt Gerres-heim 1970, Nr. 63, Abb. 5; Kat. Frommer Reichtum 1978, Nr. 16, Abb. 65; Fritz 1982, S. 9, 92, 243f. Abb. 412, Achter 1986, S. 138, Abb. 92; Heppe 1990, S. 29, Abb. 25; Saeger 2001, S. 22, Abb. S. 18; Dehio 2005, S. 322. Kampmann 2006, S. 34, Abb. 185, 186; Kat. Verborgene Schätze 2011, S. 30.

Schaumonstranz, Düsseldorf um 1400

Dem nach 1250 aufkommenden Bedürfnis nach direkter Gottes-schau trägt die kostbare gotischeMonstranz des Gerresheimer Kir-chenschatzes Rechnung. Sie wird aufgrund eines Vergleichstückes aus Ratingen um 1400 datiert. Erst nachdem Papst Urban IV. 1264 das Fronleichnamsfest ein-führte, wurde das eucharistische Brot in Schaumonstranzen ver-ehrt. Auf künstlerischer Ebene löste das visuelle Bedürfnis nach Gottesschau die Entwicklung fili-

graner, vertikaler Architekturen aus. Auch sie sind ein Symbol für das Himmlische Jerusalem. Für die präzise ausgeführten Maß-werktürme lieferten vermutlich Mitglieder der mittelalterlichen Dombauhütten die Vorzeichnun-gen. Die Goldschmiedewerkstät-ten verfügten über einen festen Musterkatalog. So finden sich an den Monstranzen aus Gerresheim und Ratingen identische Figuren, die des hl. Viktor und des hl. Hip-polyt.

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Die Schaumonstranz ist das dritte Werk der Gerresheimer Sammlung, das dem Düsseldorfer Conrad An-ton Beumers aus Düsseldorf zuge-schrieben ist. Laut Gravur ist das 59 cm hohe Stück auf das Jahr 1866 datiert.

Auf einem runden Fuß mit zwei Perlschnüren geschmückt be-finden sich sechs runde Elfen-beinmedaillions. Darauf sind zu sehen: Moses bringt die Geset-zestafeln, König David spielt die Harfe, der Engel bringt Elias Brot und Wein, Melchisedech als Pro-phet mit Schriftband, Johannes der Täufer mit Agnus Dei und Kreuz. Die Medaillions sind mit Pünktchenranken verziert. Dem folgt ein runder, mit Bändern und Punktbändern verzierter Schaft. Der Griffknoten ist mit Zungen, Kordeln, Edelsteinen, Reif- und Blattmotiven und Bändern um-wickelt. Dem schließt sich ein sechsseitiger Trichter mit gra-viertem Blattwerk an. Auf der Sockelschräge liegt eine Granat-brosche, getragen von Weinlaub, Edelsteintrauben und Blüten. Das kreuzförmige Schaugefäß ist seit-lich gerahmt von zwei gewunde-nen Säulen. An den Balkenenden befinden sich vier quadratische Medaillions mit Evangelisten-symbolen in einem Blattrahmen. Das Expositorium, in dem die Eu-charistie zur Schau gestellt wird, hat eine quadratische Form mit vierpassiger Öffnung und mitt-leren Nasen. Der Rahmen ist blau emailliert und hat eine goldene Inschrift in gotischer Majuskel: Hostia Sancta Coena Novissima Ar-rha Foederis Tabula Legis Antido-tum Animae Coeli Pignus Gloriae. (Die heilige Hostie neueste Spei-se Dreingabe des neuen Bundes Tafel des Gesetzes Gegenmittel

Schaumonstranz, Düsseldorf um 1866

der Seele des Himmels Unter-pfand der Herrlichkeit).

Oberhalb sind auf einem Sockel zwei Säulchen mit vierseitigem Baldachin, bestehend aus Klee-blattbogen, viereckigem Helm, und rautenförmig gravierten Schindeln. In dem Baldachin steht das johannäische Lamm mit Standarte als Siegeszeichen der Auferstehung.

Literatur: Kampmann 2006, S. 34, Abb. 191-194.

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Das Silber getriebene Tablett hat eine Länge von 29 cm und eine Breite von 21 cm. Es ist ein ovales Tablett in verschliffener Vierpass-form mit geschweiften Nasen. Das Tablett ist Johan Joseph Rohr, Goldschmiedemeister aus Köln, um 1736/1746 zugeschrieben.

Tablett, Köln um 1736/1746

Diese Werkstatt schuf auch das berühmte Apokalyptische Lamm auf einem Buch mit sieben Sie-geln liegend. Es befindet sich in der Domschatzkammer Köln.

Literatur: Kat. Stift und Stadt Gerresheim 1970, Nr. 73; Kat. Frommer Reichtum 1978, Nr. 149; Clasen 152 i (um 1745); Heppe 1990, S. 30; Irmscher 2005, Bd. 1, S. 332, Bd. 2, Abb. 385. Kampmann 2006, S. 35, Abb. 197.

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Das in Silber getriebene Altar-kreuz hat einen hölzernen Kern. Es ist dem Düsseldorfer Meister Joseph Krischer zugeschrieben. Das Kreuz erhebt sich über einem hohen, polygonal gebrochenen Architektursockel.

Es ist 87 cm hoch und 13 cm tief, der Corpus hat eine Höhe von 16,5 cm. Oberhalb von einem Vierpass-Ornamentenfries erhe-ben sich Maßwerkgiebel im Wech-sel mit vorgelegten Säulchen. Auf der Spitze der Kuppel findet sich auf einem Kissen das Kruzi-fix. Das lateinische Kreuz ist mit vorgelegten Baldachinen an den Balkenenden verziert. Der Corpus Christi entspricht dem Dreinagel-typus. Das Altarkreuz wurde der Kirche 1883 von der St. Sebasti-anus- Schützenbruderschaft ge-schenkt.

Dieses Stück steht für die Pfarrge-meinde St. Margareta und gehört nicht mehr in den Bestand des Kanonissenstiftes. Das Altarkreuz ist Zeichen der tiefen Verbunden-heit der Schützenbruderschaft mit der Gemeinde. Es steht mit seinem gotischen Architekturso-ckel in der Zeit des Historismus.

Literatur: Achter 1970, S. 116, Abb. 58; Kat. Frommer Reichtum 1978, Nr. 263; Heppe 1981, S. 33ff.; Ach-ter 1986 S. 164, Abb. 116; Kat. Kirchenschmuck und Tafelzier, 1987 Nr. 60, Abb. 64; Heppe 1988, 173/5, Abb. 135; Lütkenhaus, S. 43f., Abb. 17, S. 276, Nr. 146; Heppe 1990, S. 30; Saeger 2001, S. 22; Kampmann 2006, S. 36, Abb. 203.

Altarkreuz, Düsseldorf 1841

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Diese Silberleuchter sind von ei-nem um 1730/1760 in Düsseldorf ansässigen Meister in den Jahren 1754/1755 geschaffen worden. Das Markenzeichen des Meisters war eine Sonne. Die Leuchter haben eine Höhe von 55,6 cm und zeigen den Düsseldorfer Löwen als Beschauzeichen.

Über einem dreiseitigen Voluten-sockel mit gebrochenen Kanten auf Kugelfüßchen erhebt sich ein profilierter Balusterschaft. In den konvexen Sockelfeldern befinden sich ovale Buckel. Auf der Ober-seite der geschweiften Kanten sind drei vollplastische Engel-köpfe aufgesetzt. Über einem abschließenden Wulst erhebt sich der Lichtteller. Hier befindet sich ein graviertes Wappen mit der Beischrift Maria Theresia von Hochkirchen. Maria Theresia von Hochkirchen war 1685-1711 Ka-nonissin in Gerresheim.

Vergleichstücke finden sich in Düsseldorf, St. Lambertus und in der Herz Jesu Kirche sowie in St. Laurentius in Wuppertal.

Literatur: Kat. Stift und Stadt Ger-resheim 1970, Nr. 70, Stemmer 1970 S. 177, Abb. 91; Kat. From-mer Reichtum 1978, Nr. 143, Kat. Düsseldorf 1982, Nr. 128; Clasen 593 p; Heppe 1988, 71/15, Hep-pe 1990, S. 30. Kampmann 2006 S. 398

Altarleuchter, Düsseldorf um 1754/1755

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Ein Weihrauchschiffchen ist ein kleines schalenförmiges Gefäß aus Metall, in dem während der katholischen Messe der Weih-rauch aufbewahrt wird.

Das in Silber getriebene Weih-rauchschiffchen von Gerresheim hat einen runden Fuß über zwei

Weihrauchschiffchen (Navikulum), um 1710

Stufen mit breitem Stehrand und Buckeln. Es ist 15,5 cm hoch und 19,5 cm lang. Über dem Balus-terschaft mit schlichtem Wulst-knoten erstreckt sich ein glatter Rumpf. In den Deckel wurden zur Zierde Akanthisranken und Mu-scheln getrieben.

Literatur: Kat. Stift und Stadt Ger-resheim 1970, Nr. 71; Kampmann 2006, S. 41, Abb. 230, 230A.

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Umschlagdeckel Ottonisch-Salisches Evangeliar, vor 1052

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Eine weitere Kostbarkeit und klei-ne Sensation im Kirchenschatz ist das nahezu 1000-jährige Evange-liar. Dieses Buch wurde laut eines Vermerkes von Hitda dem Stift übereignet. Die Forschung hat in Hitda die Prinzessin und Äbtissin Ida aus St. Maria im Kapitol in Köln erkannt, die dieses Evange-liar ihre Schwester, der Äbtissin Theophanu, vor 1052 schenkte.

Theophanu galt ihren Zeitgenos-sen als äußerst führungsstark. Ihrem Testament ist zu entneh-men, dass sie die beiden hoch-adeligen Stifte Essen und Gerres-heim in Personalunion regierte.

Sie war Mitglied der Familie der Ezzonen, dem führenden Adels-geschlecht im mittelalterlichen Rheinland. Die Prinzessinnen Ida und Theophanu waren Enkeltöch-ter Kaiser Otto II. und seiner by-zantinischen Frau Theophanu. Mit dem gestifteten Evangeliar war Gerresheim unmittelbar in das künstlerische und machtpoliti-sche Weltgeschehen des Mittelal-ters eingebunden.

Seine Darstellungen sind in Quali-tät und Ausführung auf der Höhe der Zeit und weisen auf eine Be-freiung von strengen karolingi-schen Vorbildern. Das Evangeliar

steht für eine Vermischung meh-rerer lokaler Traditionen hin zu einem gesamteuropäischen Stil. Bis auf die schlichten, von Drei-ecksgiebeln bekrönten Kanonta-feln und die Sitzbänke der Evan-gelisten zeigt das Gerresheimer Evangeliar keine Architekturen. Bemerkenswert ist jedoch eine auffallend lebendige Farbigkeit aus Gold, Safrangelb, Rosa, Pur-pur, Kobaltblau und Grün. Die Expressivität der vier Evangelis-tengesichter, deren individuelle Beinstellung, die dramatischen Trauergesten der Kreuzigungs-gruppe, die Bewegtheit der Haa-re und der Faltenwurf der Kleider

Innenseiten Ottonisch-Salisches Evangeliar, vor 1052

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gehören zur Tradition der Kölner Malerschule. Es erinnert formal an das Gebetbuch Kaiser Otto III., welches in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt wird.

In seiner Helligkeit und der Klar-heit der Farben nimmt das Ger-resheimer Evangeliar aber auch südwestdeutsche Einflüsse von der Reichenau bis Echternach in sich auf. Das Evangeliar diente keinem privaten Zweck. Wie eine handschriftliche Eidesformel zeigt, wurde das Buch bei Rechts-akten benutzt. Über Jahrhunder-te sprachen die Kanoniker, die

geistlichen Betreuer des Stiftes, über diesem Evangeliar ihre Ei-desformel und verpflichteten sich für die Aufgaben vor Ort. Im Buch finden sich Schatzverzeichnisse der Stiftsdamen aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Dies stellt eine Besonderheit dar. Solche Schatz-verzeichnisse in einem Evangeliar finden sich im Rheinland nur noch in einer Handschrift in St. Georg in Köln.

Das Evangeliar ist in der Gemein-de verblieben und nicht in den Wirren der Säkularisation verlo-ren gegangen.

Literatur: Lamprecht 1882, Nr. 35, S. 28; KdRh Düsseldorf 1994, S. 104; Doede 1939, o.S.; Bloch/Schnitzler 1967, S. 64ff, Tf. 236-259, Farbtf. XIII, XIV; Küffner 1970, S. 149-156, Abb. 70-80 und Titelbild; Kat. Stift und Stadt Ger-resheim 1970, Nr. 59; Kat. Frommer Reichtum 1978, Nr. 1, Tf. I; Küff-ner 1986, S. 168-178, Weilandt 1987, S. 49-83; Heppe 1990, S. 11, 28, Abb. 23; Handschriftence-nus Rheinland 1993, S. 482-483, Saeger 2001, S. 22; Dehio 2005, S. 322; Kampmann 2006,S. 44. Abb. 241-246.

Innenseiten Ottonisch-Salisches Evangeliar, vor 1052

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Das farblose geschliffene Glas mitScheibenfuß ist auf der recht-eckig geschweiften Kuppa mit einem Trinkspruch graviert: Scy-phum hunc comitem que/scyphi Gertrudis amorem. Propino ut vivas ore manuque tibi (Nimm diesen Begleiter und nimm Gertrudis Lie-be auf. Lass uns Dir zusprechen (trinken) als lebendige Hand).

Die eingravierte Inschrift nennt die Jahreszahl 1583. Die Form des Glases weist auf eine Entstehung in Nordböhmen oder Schlesien. Das Glas ist 15,8 cm hoch und be-sitzt einen Durchmesser von 8,3 cm.

Die kleine Marienkrone aus Sil-ber ist teilvergoldet. Sie ist 9 cm hoch, hat einen Duchmesser von 14 cm. Die Krone ist stark ange-laufen und hat einen hohen Re-staurierungsbedarf. Der Reif der Krone zeigt ovale und rautenför-mige vergoldete Edelsteinimitati-onen, gerahmt von Perlenschnü-ren an den Rändern. Darüber erhebt sich ein Blattkranz aus Akanthusblättern, dazwischen zeigen sich Dornen, Symbol für die Schmerzen Mariens.

Die Marienkrone ist D. P. Serva-es aus Düsseldorf zugeschrieben und auf das Jahr 1772 datiert.

Literatur: Kampmann 2006, S. 43, Abb. 237.

Glaspokal, Böhmen 1583

Krone, Düsseldorf 1772

Es ist in der Sammlung das einzi-ge Stück, welches auf die profa-ne Geschichte des hochadeligen Stiftes verweist.

Literatur: Kampmann 2006, S. 43, Abb. 235, 236.

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Das Silber getriebene, 11,8 cm hohe und 9,7 cm breite, flach gewölbte Herz wurde als Votivan-hänger für eine Heiligenfigur ge-nutzt. Es ist nach 1762 entstan-den und trägt die Düsseldorfer Beschauzeichen.

Der Kruzifixus vom Alten Friedhof hing bis vor wenigen Jahrzehntenals Missionskreuz an der südli-chen Außenwand der Kirche. Die farbliche Fassung ist bis auf Reste der Originalfassung entfernt. Es hat eine Höhe von 145 cm. Die vollplastische Figur gehört zum Dreinageltypus. Der Kopf neigt sich zur rechten Schulter, die Au-gen sind geschlossen und zeigen den toten Christus. Strick und Lendentuch sind über der rechten Hüfte geknotet. Das Lendentuch fällt dreiecksförmig zur Rechten ab. Der Corpus ist dem nieder-rheinischen Künstler Peter van den Banden zugeschrieben.

Literatur: Küffner/ Spohr 1985, S. 151; Saeger 2001, S. 12; Kamp-mann 2006, S. 15, Abb. 81, 82.

Herz Votivanhänger, Düsseldorf um 1762

Das Herz hat einen gewellten Rand und eine unregelmäßig ge-schwungene Kontur. Auf ihm ist ein Marienmonogramm graviert.

Literatur: Kampmann 2006, S. 43, Abb. 238.

Kruzifixus, Rheinland um 1715/1720

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Bürgerstiftung GerricusGerricusstraße 940629 DüsseldorfTelefon +49 211 289330Telefax +49 211 294071www.buergerstiftung-gerricus.deinfo@buergerstiftung-gerricus.de

Stiftungskonten Stadtsparkasse Düsseldorf Kto.1005225782- BLZ 30050110Deutsche Bank Düsseldorf Kto.9910019 - BLZ 30070024

StiftungsverzeichnisInnenministerium NRW Ordnungsnummer 21.13-St.1339Ki

KuratoriumPastor Karl-Heinz Sülzenfuß (Vorsitz)Dr. Thomas Kreifels (stellv. Vorsitz)Peter BossSven GösmannManfred KirschensteinPatrick Schwarz-SchütteDr. Harald SelznerDr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann

VorstandBarbara Krug (Vorsitz)Angelika FröhlingChristina von PlateThomas Speier

Pressereferentin Angelika Fröhling

Fachliche Projektbetreuung Dr. Beate Johlen-Budnik (Kunsthistorikerin)