Schaumg deutsch 2015:Schaumguide 07 - · PDF fileIn einem Schaum gibt es eine Vielzahl weiterer Phänomene, die dessen Stabilität beeinflussen können. Plateaukanal-Unterdruck

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    Schaum

    Dez

    embe

    r 20

    15

  • 2

    *Mitglieder:Dr. Wolfgang Brennich,Zschimmer & Schwarz GmbH & Co. KG, 56112 Lahnstein

    Dr. Britta Jakobs-Sauter,** 45764 Marl

    Rolf-Dieter Kahl,** 67056 Ludwigshafen

    Drs. Hamke Meijer,**46422 Emmerich

    Dr. Dennis Miller,Clariant Produkte (Deutschland) GmbH,65926 Frankfurt

    Dr. Renke Rommerskirchen, Sasol Germany GmbH, 45772 Marl

    Dr. Natascha Schelero,Clariant Produkte (Deutschland) GmbH, 65926 Frankfurt

    Dr. Kati Schmidt,BASF SE, 67056 Ludwigshafen

    Dr. Jrg Andreas Schrter,Ecogreen Oleochemicals GmbH,06861 Dessau-Rolau

    Dr. Wolfgang Spiegler,**67056 Ludwigshafen

    Dr. Michael Stapels,KaoChemicals GmbH, 46446 Emmerich

    Dr. Rainer Traber,**CH-4002 Basel

    Dr. Joachim Venzmer, Evonik Nutrition & Care GmbH, 45127 Essen

    ** ehemalige Mitglieder der Arbeitsgruppe

    Schaumbroschre TEGEWA Arbeitsgruppe

    Grenzflchenaktive Substanzen*

  • 3

    Schaumbroschre TEGEWA Arbeitsgruppe Grenzflchenaktive Substanzen"

    Inhalt1. Ziele der Broschre 4

    2. Theoretische Grundlagen 5

    3. Tenside 12

    4. Entschumer 15

    5. Schaum in der Praxis 19

    5.1 Stark schumende Systeme 19

    Flssige Krperreinigungsmittel 19

    Haarfestigerschaum 20

    Rasierschaum 21

    Handgeschirrsplmittel 22

    Schaumreiniger fr harte Oberflchen 22

    Beschichtung textiler Flchen 24

    Flotation 25

    Lschschaum 26

    Lebensmittel 27

    5.2 Schwach schumende Systeme 28

    Waschmittel 28

    Automatische Geschirrreinigung 30

    Industrielle Flaschenwsche 31

    Reiniger fr den gewerblichen Bereich 32

    5.3 Schaumfreie Systeme 33

    Herstellung von Papierfasern 34

    Faserherstellung aus Holz 34

    Faserherstellung aus Altpapier 34

    Herstellung der wssrigen Fasersuspension (Pulpe) 35

    Papierherstellung 35

    Textilvorbehandlung 36

    Textilfrbung 38

    Textildruck und Textilausrstung 39

    Metallbearbeitung 40

    Wssrige Lacksysteme 41

    Zuckerherstellung 42

    6. Schaumprfmethoden 43

    7. Literatur 51

    8. Glossar 52

  • 4

    Schaumbroschre TEGEWA Arbeitsgruppe Grenzflchenaktive Substanzen"

    1. Ziele der Broschre

    In vielen Prozessen, sei es im Haushalt oder im

    industriellen Bereich, spielt Schaum eine wichti-

    ge Rolle. Dabei kann das Entstehen von Schaum

    erwnscht sein und wie bei der Bierblume

    oder auch beim Haarshampoo ein charakteri-

    stisches Produktmerkmal darstellen. Vielfach

    leistet der Schaum auch einen wichtigen Bei -

    trag zur Performance der Produkte, so bei-

    spielsweise in Wasch- und Reinigungsmitteln.

    In anderen Fllen dagegen wie etwa bei der

    Textil- und Papierherstellung strt Schaum

    ganz empfindlich und muss daher vollstndig

    und sicher vermieden werden.

    Schaum wird also je nach Bedarf mglichst

    gezielt erzeugt, gesteuert oder zerstrt, seine

    Qualitten und Eigenschaften werden den

    Anforderungen entsprechend eingestellt. Dies

    erffnet in zahlreichen Anwendungsgebieten

    und Industrien, in denen Grenzflcheneffekte

    und grenzflchenaktive Substanzen von Be -

    deutung sind, vielfltige Mglichkeiten zur

    Entwicklung neuer und verbesserter Produkte

    und Herstellverfahren. Hierzu ist zum einen ein

    grundlegendes Verstndnis der physikalischen

    und molekularen Vorgnge der Schaumbildung

    und des Schaumverhaltens erforderlich, zum

    anderen aber auch die Fhigkeit, anwendungs-

    orientierte Fragestellungen mit Hilfe geeigneter

    Labormethoden untersuchen und mglichst

    wirklichkeitsnah simulieren zu knnen. Nicht

    zuletzt kommt hier der Auswahl geeigneter

    Schaumprfmethoden eine wichtige Rolle zu.

    Die Komplexitt des Themas Schaum mit sei-

    nen vielfltigen Ausprgungen hat inzwischen

    jedoch zu einer kaum noch berschaubaren

    Anzahl von Prfmethoden gefhrt, die zwar oft

    hnliche Aussagen liefern, aber nur bedingt

    vergleichbar sind. Eine Bestandsaufnahme und

    ein Vergleich der in den verschiedenen Arbeits-

    gebieten verwendeten Prfmethoden scheint

    uns daher hilfreich zu sein.

    Standardisierte Prfmethoden erleichtern es,

    Produkte und deren Eigenschaften in definierter

    Weise zu charakterisieren und die Daten indu-

    strieweit effizient zu kommunizieren. Die stndi-

    ge Weiterentwicklung der Methoden und die

    fortschreitende Automatisierung der Labor -

    technik machen es daher notwendig, den Be -

    darf an einer weiteren Standardisierung und

    Normung von Prfmethoden frhzeitig zu erken-

    nen und ihm Rechnung zu tragen.

    Ziel dieser Broschre ist es, das Phnomen

    Schaum sowohl theoretisch als auch anwen-

    dungsbezogen zu beschreiben und die Anfor -

    der ungen und Problemlsungen in unterschied-

    lichen Anwendungssegmenten anschaulich

    darzustellen. Sie richtet sich daher in erster

    Linie an Produktentwickler und Anwendungs -

    tech niker im Labor. Aber auch Verfahrens -

    technikern, die Schaumphnomene bei der

    Ausarbeitung und Steuerung von Prozessen

    zu bercksichtigen haben, und Praktikern im

    Betrieb, die mglicherweise bei Prozess -

    strungen mit Schaumproblemen konfrontiert

    werden, kann sie wertvolle Hilfestellung bieten.

    Nach einer theoretischen Einfhrung in das

    Thema Schaum werden Eigenschaften und

    Verwendung sowohl von Tensiden als auch

    Entschumern beschrieben. Dem gezielten Ein -

    satz dieser grenzflchenaktiven Substanzen

  • 5

    Schaumbroschre TEGEWA Arbeitsgruppe Grenzflchenaktive Substanzen"

    kommt bei der Schaumerzeugung und -kon -

    trolle ebenso wie bei der Einstellung spezieller

    Schaum eigenschaften eine entscheidende

    Rolle zu.

    Es folgt eine Beschreibung des Phnomens

    Schaum und seiner vielfltigen Facetten

    anhand von Beispielen aus der Praxis. Sie rei-

    chen von stark schumenden Systemen, in

    denen Schaum von ganz spezieller Qualitt ver-

    langt wird, ber schwach schumende Systeme

    mit gezielt reguliertem und niedrig gehaltenem

    Schaumvolumen bis hin zu schaumfreien

    Systemen, in denen Schaum unerwnscht ist

    und deshalb vermieden oder zerstrt werden

    muss.

    Nach einer Diskussion allgemeiner Aspekte zu

    Schaumprfmethoden folgt im abschlieenden

    Kapitel eine zusammenfassende Darstellung der

    in den einzelnen Anwendungsgebieten gngigen

    Prfmethoden. Die in der Praxis in groer Zahl

    fr spezielle anwendungstechnische Frage stel -

    lungen genutzten Tests konnten in der Bro -

    schre nicht bercksichtigt werden, weil dies

    den vorgesehenen Rahmen gesprengt htte.

    Auerdem musste die Thematik auf flssige

    Schume begrenzt bleiben. Wssrige Schume

    stehen dabei, ihrer praktischen Bedeutung ent-

    sprechend, im Vordergrund.

    EinleitungSchaum kann als eine Dispersion von Gas in

    einer Flssigkeit definiert werden, in der das

    Volumen des Gases berwiegt. Schume sind

    thermodynamisch nicht stabil und zerfallen all-

    mhlich. Die Zeitskala, in der dies geschieht,

    variiert stark: Kurzlebige, durch kleine grenzfl-

    chenaktive Molekle stabilisierte Schume

    knnen in wenigen Sekunden zerfallen.

    Schume, die durch Polymere oder Tenside

    stabilisiert werden, bestehen ber Stunden

    oder sogar Tage. Bei der Mehrzahl der aus der

    Praxis bekannten Schume handelt es sich um

    wssrige Systeme.

    SchaumstrukturEs gibt zwei typische Schaumstrukturen, die als

    Grenzflle betrachtet werden knnen.

    Kugelschaum Diese Struktur mit kugelfrmigen Gasblasen

    ist typisch fr Schume mit einem hohen

    Flssigkeitsgehalt und liegt gewhnlich un -

    mittelbar nach der Schaumbildung vor.

    PolyederschaumHier werden polyedrische Gasblasen von

    dnnen Flssigkeitsfilmen getrennt. Diese

    Struktur, die in Abb. 1 gezeigt wird, bildet

    sich aus, wenn der Schaum entwssert ist.

    Das Volumen der Flssigkeit kann dabei sehr

    klein werden. Dabei treffen drei Filmlamellen

    in einem Winkel von 120 aufeinander und

    bilden den so genannten Plateaukanal

    (benannt nach dem belgischen Physiker

    Joseph Plateau, 1801-1883).

    2. Theoretische Grundlagen

  • 6

    Schaumbroschre TEGEWA Arbeitsgruppe Grenzflchenaktive Substanzen"

    Die Drainage der Flssigkeit verursacht einen

    allmhlichen bergang vom Kugelschaum in

    den Polyederschaum. Dnne Filme, wie zu

    beobachten in Schumen und Seifenblasen,

    weisen hufig Interferenzfarben auf. Dies zeigt,

    dass sie in ihrer Dicke vergleichbar sind mit der

    Wellenlnge des Lichts. Bei dnneren Filmen

    sind diese Farben nicht zu beobachten.

    Abb. 2 zeigt beide Strukturen in einer

    Schaumschicht. In viskosen Flssigkeiten ver-

    luft die Drainage langsam und begnstigt dort

    die Ausbildung der Kugelschaumstruktur.

    Abb. 1

    Schaumstruktur (Polyederschaum);

    Foto: Clariant

    Polyederschaum

    Kugelschaum

    Abb. 2

    Struktur einer Schaumschicht

  • 7

    Schaumbroschre TEGEWA Arbeitsgruppe Grenzflchenaktive Substanzen"

    Schaumbildung und -zerstrung

    Die Fhigkeit des Schaums, sich zu bilden, wird

    als Schaumbildungs- oder Schumvermgen

    bezeichnet. Dies zeigt die kurzfristige Stabilitt

    dnner Filme. Schaumbildung bedeutet auch

    die Bildung einer neuen Oberflche. Die dafr

    bentigte Energie steht in Zusammenhang mit

    der Oberflchenspannung. Die dynamische

    Oberflchenspannung ist, eher als die stati