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Semesterarbeit „Schaumige Pansenblähung“ Raphael Kottmann PP-05 Schaumige Pansenblähung im Herbst 2003 Diskussion von Fallbeispielen und Literaturrecherche zu den verantwortlichen pflanzlichen Eigenschaften Semesterarbeit von Raphael Kottmann Fachrichtung Pflanzenproduktion Spezialisierung Unterricht und Beratung Vorgelegt bei Dr. Peter Thomet Zollikofen, den 27. Februar 2004 - 1 -

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Semesterarbeit „Schaumige Pansenblähung“ Raphael Kottmann PP-05

Schaumige Pansenblähung im Herbst 2003 Diskussion von Fallbeispielen und Literaturrecherche zu den verantwortlichen pflanzlichen Eigenschaften

Semesterarbeit von Raphael Kottmann Fachrichtung Pflanzenproduktion Spezialisierung Unterricht und Beratung Vorgelegt bei Dr. Peter Thomet Zollikofen, den 27. Februar 2004

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Semesterarbeit „Schaumige Pansenblähung“ Raphael Kottmann PP-05

Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung...................................................................3

Einleitung ..................................................................................5

Material und Methoden ............................................................6

Theoretischer Hintergrund zur akuten Pansenblähung .......6

Geschichte...........................................................................................6

Gasproduktion im Vormagensystem des Wiederkäuers.................7

Akute Pansenblähung mit Schaumbildung ......................................7

Schaumhemmende und schaumfördernde pflanzliche Inhaltsstoffe.........................................................................................8

Chemische Schaumbildung und -eliminierung ..............................11

Züchterische Einflussmöglichkeiten...............................................14

Stand der aktuellen Forschung........................................................14

Projekt „Pansenblähung“......................................................16

Ergebnisse.........................................................................................16

Betriebsanalysen: Zusammenfassung der Resultate ......................... 16

Diskussion der Hypothesen................................................................... 22

Hypothesen der Landwirte..................................................................... 28

Gesamtdiskussion und Folgerungen ...................................29

Literaturverzeichnis: ..............................................................31

Grafik- und Abbildungsverzeichnis ......................................33

Anhang: Ergebnisse Fallbeispiele........................................34

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Zusammenfassung Die akute Blähung mit Schaumbildung, welche in dieser Semesterarbeit vertieft untersucht wird ist weltweit verbreitet, verläuft oft tödlich und betrifft häufig mehrere Tiere. Bei dieser Form von Pansenblähung gibt es keine alleinige Ursache. Es hängt vielmehr von den Fakto-ren Tier, Futter sowie den Wetter und Witterungseinflüssen ab und wie diese Faktoren zu-sammenspielen. Im Herbst 2003 traten in der Schweiz etliche, dramatisch verlaufende Fälle von akuten Pansenblähungen (Tympanie) auf. Einige dieser Fälle endeten für die Wieder-käuer tödlich. Im Rahmen dieser Semesterarbeit wurde versucht, die verschiedenen Einflussfaktoren, de-ren Gewichtung und gegenseitigen Wechselwirkungen zu erfassen, um Möglichkeiten zur erfolgreichen Prävention und Behandlung aufzeigen zu können. Die Arbeit soll eine fundierte Grundlage bieten, welche ermöglicht in einer weiteren Studie (Diplomarbeit) ein sicheres und zuverlässiges Frühwarnsystem gegen die akute Pansenblähung zu entwickeln. In einem ersten Schritt wurden anhand der internationalen Literatur die Einflussfaktoren auf die akute Pansenblähung genaustens studiert, verglichen und Schlussfolgerungen gezogen. Hierbei wurde der Schwerpunkt nach den pflanzlichen Inhaltsstoffen, die den Schaum verur-sachen oder in destabilisieren können, gerichtet. In diesem Teil wurde zudem versucht Ge-meinsamkeiten zwischen der Schaumherstellung oder -eliminierung in der chemischen In-dustrie und den biologischen Abläufen bei der Schaumproduktion im Pansen des Wieder-käuers aufzudecken, um auf ähnliche erwünschte oder unerwünschte Pflanzeninhaltsstoffe zu schliessen und Anhaltspunkte zur Entwicklung von Antiblähmittel geben zu können. In einem zweiten Schritt galt es fünf im Vorfeld aufgestellte Hypothesen bezüglich der Tym-panie und deren Auswirkungen zu überprüfen. Hierfür wurden zehn Schweizer Betriebe, welche im Herbst 2003 von der Tympanie betroffen waren betreffend des Wetters, des Fut-ters, der erkrankten Tiere und der persönlichen Befindung befragt. Anhand der ausgewerte-ten Antworten wurde unter Einbezug der internationalen Literatur versucht allgemeingültige Aussagen herauszukristallisieren um daraus Empfehlungen abzuleiten. Mit der Arbeit wurde bestätigt, wie komplex und kompliziert sowohl die Einflussfaktoren und deren gegenseitigen Wechselwirkungen, wie auch der Krankheitsablauf der akuten Pansen-blähung (Tympanie) selber sind. Anhand verschiedener Studien und Untersuchungen konnte aufgezeigt werden, dass die botanische Zusammensetzung und die Inhaltsstoffe der Pflanze dabei eine wichtige Rolle spielen. Die botanische Zusammensetzung des Pflanzenbestandes ist hierbei noch relativ einfach zu beeinflussen. Welche Inhaltsstoffe in welchen Mengen und Konzentrationen jedoch in den Pflanzen vorzufinden sind, hängt von vielen Faktoren (Witte-rung, Nährstoffversorgung, Nutzungszeitpunkt, Krankheitsbefall) ab. Die ungewöhnlichen Witterungsverhältnisse während des Sommers und Herbstes 2003 vermochten die Pflanzen-inhaltsstoffe in ihren Mengen und Verhältnissen so zu verändern, dass sie sich positiv auf die Gasproduktion im Pansen und somit die Tympanieanfälligkeit auswirkten. Es konnte aufge-zeigt werden, dass bei einem hohen Gehalt an leicht verdaulichem Chlorophyll im Pansen der Wiederkäuer auch die Chloroplasten-Membranfragmente mit anliegenden Mikroorganis-men zunehmen. Dieser Komplex verhindert das Zusammenfliesen der kleinen Gasblässchen zu grösseren Gasblasen, welche durch den Ruktus entweichen könnten. Es kommt zu einer Ansammlung von kleinen Gasblasen, die das System nicht verlassen können und schliess-lich die Blähungssymptome verursachen. Je jünger und das verfütterte Pflanzenmaterial ist und je schneller es gewachsen ist (erhöhte Düngungsintensität), desto leichtverdaulicher ist es und um so mehr gasbildende Fraktionen fallen an, die zur Blähung führen können. Die Einflüsse des Wetters und der Witterung waren schwierig zu erfassen, da unter den Landwirten und Forschern verschiedene Ansichten vertreten werden. Die Resultate der im Rahmen dieser Arbeit angestellten Untersuchung liesen keine klaren Aussagen bezüglich der Witterung während der Blähungsphase und deren Einfluss auf das Blähungsrisiko zu.

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Bereits heute werden in Antiblähmittel Stoffe verwendet, die auch in anderen Bereichen, wo eine Schaumbildung unerwünscht ist eingesetzt werden, doch bestehen noch viele bis anhin unbetrachtete Möglichkeiten und Erkenntnisse aus anderen Gebieten der Schaumeliminie-rung, die auf die Problematik der Pansenblähung bei den Wiederkäuer übertragbar oder zu-mindest zu testen wären. Züchterisch kann nur in beschränktem Masse auf die Blähungsanfälligkeit Einfluss genom-men werden. Schlussfolgernd kann gestützt auf den aktuellen Stand der Forschung und der vorliegenden Untersuchung gesagt werden, dass verschiedene Faktoren mehr oder weniger stark das Blähungsrisiko beeinflussen und zueinander in Beziehung stehen. Die wichtigsten Einfluss-faktoren sind das Futter, die Witterung und das Tier selber, welche das Pansenmilieu und somit die Gasproduktion und das Verhalten der Gasblasen beeinflussen.

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Einleitung Weltweit führen Pansenblähungen zu Verlusten auf Milchproduktions- oder Mastbetrieben. Es gibt leider nicht eine einzige Ursache, die für das Auftreten einer Blähung verantwortlich gemacht werden kann. Vielmehr kann das Zusammenspiel von Futtermittel, mikrobielle und chemische Zusammensetzung des Panseninhaltes und spezifische Tiereigenschaften wie eine vererbte Anfälligkeit eine Blähung hervorrufen. Pflanzeneigenschaften, die als Risiko-faktoren gelten, sind rasches Wachstum, hoher Protein- und tiefer Rohfasergehalt. Es konnte in verschiedenen wissenschaftlichen Arbeiten festgestellt werden, dass vor allem zwei Pflan-zeninhaltsstoffe bei der Bildung respektive Reduktion von Schaum wichtig sind. Zum einen ist dies ein Protein benannt S 18 oder auch als Fraktion 1 Protein. Dieses wird als wichtigs-tes Schaumbildendes Protein betrachtet. Anderseits sind gewisse Tannine fähig, Schaum im Pansen zu destabilisieren. Pansenblähung, auch Tympanie genannt, ist wie erwähnt eine komplizierte Krankheit, die schwierig unter Versuchsbedingungen vorauszusagen ist. Infol-gedessen haben Feldbeobachtungen mannigfaltige und kontroverse Theorien über die Ursa-che dieser Krankheit hervorgerufen. Der Inhalt dieser Semesterarbeit versucht sich auf gut untermauerte Tatsachen und auf Kollektiverfahrungen zu stützen, diese zusammenzutragen und zu evaluieren. Aufgrund der oben erwähnten Problematik wurde diese Semesterarbeit unter der Regie von Dr. Peter Thomet, Dozent Futterbau und Assistentin Heidi Schäublin, Assistentin Futterbau abgefasst. Ziel dieser Semesterarbeit ist es in einem ersten Teil anhand einer umfassenden Literaturre-cherche die Krankheit und deren Ursache zu Erfassen, wozu zuerst der geschichtliche Hin-tergrund und anschliessend die Krankheit umschrieben werden, wodurch dem Leser ermög-lichet werden soll sich ein Bild über die akute Pansenblähung (Tympanie) verschaffen zu können. Im Literaturkapitell wird ein Schwerpunkt auf die für die Schaum und Gasproduktion verantwortlichen pflanzlichen Inhaltsstoffe gelegt, welche anhand der Internationalen Litera-tur über die Pansenblähungen herauskristallisiert und beschrieben werden. Bezüglich den züchterischen Möglichkeiten die Tympanie zu beeinflussen scheiden sich die Geister vieler Praktiker und Forscher, was eine allgemeingültige Aussage über die Einflussmöglichkeiten durch die Züchtung erschwert. Mit dieser Arbeit soll die Schwierigkeit bezüglich den züchte-rischen Optionen aufgezeigt und die verschiedenen Ansichten und Auffassungen dargelegt sowie Gemeinsamkeiten aufgedeckt werden. In einem weiteren Teil des Literaturkapitels soll untersucht werden, wie Schaum in der chemischen Industrie, wie jener der Kosmetik- oder Waschmittelindustrie, erzeugt wird, um daraus mögliche Parallelen mit der Schaumbil-dung bei der Tympanie des Wiederkäuers aufzudecken. Auch soll hier aufgezeigt werden, welche chemischen Verbindungen eine Schaumhemmende Wirkung aufweisen, um weitere Anhaltspunkte zur Vorbeugung von Pansenblähungen und zur Erzeugung von Antiblähmittel geben zu können. In einem weiteren Schritt soll der Stand der aktuellen Forschung aufge-zeigt werden. Im zweiten Teil der Arbeit werden betroffene Landwirte mit Hilfe eines von Heidi Schäublin ausgearbeiteten Fragebogens (siehe Anhang 1) befragt. Auch wird das Wissen einiger Tier-ärzte miteinbezogen, um die Ergebnisse aus der Befragung deuten zu können und Erkennt-nisse daraus ableiten zu können. Ziel dieses Teiles ist es, Gemeinsamkeiten bei den Unter-suchten Fällen aufzudecken und Differenzen aufzuzeigen, um auf mögliche Ursachen für die Pansenblähung schliessen zu können und Tipps zur Prophylaxe geben zu können.

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Material und Methoden In einem ersten Schritt wurde eine gründliche Literaturrecherche durchgeführt, um mich über die Thematik rund um die Problematik der Pansenblähung ins Bild zu setzen. Hierfür dienten mir gewisse Unterlagen, welche mir von Dr. Samuel Koller (Dozent Tiergesundheit) und Hei-di Schäublin (Assistentin Futterbau) zur Verfügung gestellt wurden. Als nützlich stellte sich auch das Internet und die bewährten Schul- sowie Stadtbibliotheken heraus. Die wichtigsten Forschungsergebnisse der einzelnen Untersuchungen werden nach dem Krankheits-beschrieb aufgeführt, um Aussagen über die Ursachen der Pansenblähungen nachvollziehen zu können. Um mich vertieft über die Schaumbildung zu informieren, wandte ich mich schrift-lich an ungefähr vierzig Kosmetik- oder Waschmittelkonzerne. Anhand der brieflichen Ant-worten und telefonischen Gesprächen, sowie durch das Beiziehen von Chemiebüchern wur-de die Schaumbildung wie sie in der Chemischen Industrie erreicht oder unterdrückt wird untersucht, um allfällige Gemeinsamkeiten zu jener bei den Wiederkäuern aufzudecken. An dieser Stelle wurde auch nach chemischen Verbindungen, die die Schaumbildung unterdrü-cken oder verlangsamen und in ähnlicher oder gar gleicher Form auch in gewissen Pflanzen vorkommen, gesucht. Es sollte also die Fragen geklärt werden, welche pflanzlichen Inhalts-stoffe eine Schaumbildung ermöglichen und fördern beziehungsweise eine solche verhindern oder eindämmen. Im zweiten Teil wurde jeder Studenten der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft (SHL), welcher das Modul PP-11 "Ackerfutterbau" besuchte beauftragt, einen Betrieb zu be-suchen auf welchem im Sommer/Herbst 2003 einen oder mehrer Blähungsfälle eingetreten sind. Der Betriebsleiter wurde mit Hilfe des Fragebogens (Anhang 1) über den Verlauf und die möglichen Ursachen der Blähung befragt. Die Fragebogen wurden in einer Unterrichts-lektion zusammengetragen und im Plenum besprochen. Anschliessend wurden sie zur exak-ten Auswertung und Analyse im Rahmen dieser Semesterarbeit an mich gereicht.

Theoretischer Hintergrund zur akuten Pansenblähung

Geschichte Die geschichtlich interessanten und erwähnenswerten Punkte sowie die normale Gasproduk-tion im Vormagensystem des Wiederkäuers wurden von den Autoren W. Majak, T.A. McAl-lister, D. McCartney, K. Standford und K-J Cheng wie folgt zusammengetragen: Pansenblähung ist eine seit langer Zeit beschriebene Krankheit. Wenige Viehkrankheiten haben solch eine lange und bunte Geschichte. So haben beispielsweise die Namen über die Jahre sehr oft geändert. In den letzten Jahrhunderten wurden Gifte als die Ursache der ü-bermässigen Gasproduktion angeschaut. Einige Empfehlungen von der Vergangenheit er-scheinen heutzutage als sehr ungewöhnlich, zum Beispiel: „halte brennende und stark rau-chende Federn für eine Zeit lang direkt unter die Nase des betroffenen Tieres“ oder „eine Tasse Gin für jedes Tier“. Einige noch heute praktizierte Regeln haben sich über viele Jahre gehalten. So hat man schon früher die Tiere vorne höher gestellt, um den oberen Bereich mit den Gasblasen auf die Höhe des Psalters zu bringen und so ein entweichen über die Schlundröhre zu ermögli-chen. Auch wird seit eh und je empfohlen einen Ast (Holunderstecken) in den Mund des Tie-res zu binden, um so die Speichelproduktion anzuregen. 1925 zeichnete die London Society of Arts den Entwurf eines 10 cm Trokars mit der silber-nen Medaille aus. Die weltweite Ausdehnung der Pansenblähung wurde stark durch die Verbreitung und starke Zunahme des Leguminosenanbaus gefördert.

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Gasproduktion im Vormagensystem des Wiederkäuers Eine aktive Bevölkerung von Mikroorganismen (Bakterien, Pilze und Protozoen) besiedeln das Vormagensystem des Wiederkäuers. Ohne diese Organismen wäre das Tier nicht im Stande, faserartiges Futter wie Gräser und Leguminosen zu verdauen. Bei den Verdauungs-vorgängen dieser Futterbestandteile, produzieren die Mikroorganismen grosse Mengen Gas, die das System verlassen müssen. Unter normalen Bedingungen trennt sich das Gas, das im Pansen produziert wird vom festen und flüssigen Inhalt und steigt zur Oberseite des Pansens, wo es sich als freie Luftblase an-sammelt. Durch den Ruktus wird es von da durch die Cardia (Mageneingang) und über die Luftröhre an die Umgebung abgegeben. Das Öffnen der Pansenöffnung wird durch Rezepto-ren in der Pansenwand gesteuert, die abfragen können, wann der Bereich einer Flüssigkeit oder freiem Gas ausgesetzt ist. Liegt Flüssigkeit in diesem Bereich vor, so ist die Pansenöff-nung fest verschlossen. Dieser Mechanismus verhindert, dass keine Flüssigkeit in die Lun-gen gelangen kann. Der Ruktus wird ausgeführt, wenn die Rezeptoren um die Pansenöffnung die Anwesenheit von freiem Gas empfangen. Während des Ruktuses nimmt das Tier einen tiefen Atemzug und lässt das Gas durch die Pansenöffnung auftreiben. Nur gerade 40% des Gases wird durch die Schlundröhre entlassen. 60% gelangen zuerst in die Lunge, was das Erkennen des Ruktuieren für den Tierbeobachter erschwert. Wird jedoch eine grosse Menge Gas ent-wichen ist entweder ein Ton, ein Geruch oder beides wahrnehmbar. Normalerweise wird einmal pro Minute zehn Sekunden lang ruktuiert.

Akute Pansenblähung mit Schaumbildung Man unterscheidet zwei Formen von akuter Pansenblähung (Kaufmann 2003). Zum einen die akute Blähung mit dorsaler Gasblase und zum anderen die akute Blähung mit Schaum-bildung. Bei der akuten Blähung mit dorsaler Gasblase sind meist Einzeltiere betroffen, bei welchen der Ruktus gestört ist. Dies kann durch die Verlegung des Schlundrinneneingangs, eine gestörte Nerven-Reizleitung oder durch eine Erkrankung des Schlundes verursacht wer-den. Die akute Blähung mit Schaumbildung, welche in dieser Semesterarbeit vertieft untersucht wird ist weltweit verbreitet, verläuft oft tödlich und betrifft häufig mehrere Tiere. Bei dieser Form von Pansenblähung gibt es keine alleinige Ursache. Es hängt vielmehr von den Fakto-ren Tier, Futter, und Wetter ab und wie diese drei Faktoren zusammenspielen. Als gefährde-te Futtermittel und Rationen können solche bezeichnet werden, welche grosse Gehalte an schnellabbaubaren Kohlenhydraten und Eiweissen enthalten und arm an Rohfaser und Struktur sind (Kaufmann 2003). Schnell abbaubare Proteine enthalten viele Chloroplasten und Chlorophyll. Durch die überstürzte bakterielle Zersetzung der „blähenden Futtermittel“ fällt innerhalb sehr kurzer Zeit ein hoher Gehalt an Chloroplast-Membranfragmenten mit an-liegen Mikroorganismen an. Diese Partikel verhindern das Zusammenfliessen der kleinen in grössere Gasblasen (Leguminosen sind reich an solchen Fragmenten). Zudem begünstigt ein leicht angreifbares Pflanzengerüst den Proteingehalt und somit die Schaumbildung. Sol-che Futtermittel können zu einer erhöhten Viskosität des Pansensaftes führen. Es wurde auch festgestellt, dass ein verändertes Mineralstoffmilieu im Pansen Schaum stabilisieren kann. Es gibt bestimmte Pflanzeneigenschaften, die das Risiko für eine Pansenblähung erhöhen. Junge, oder langsam bei niederen Temperaturen gewachsene Pflanzen weisen eine schlechte Struktur auf und sind schneller abbaubar. Ein hoher Wassergehalt der Pflanzen, welcher durch Regen, Tau und Raureif verstärkt wird wirkt bakterienbelastend und ver-schlechtert somit das Pansenmilieu. Angefrorenes Futter oder stark zerkleinertes bezie-hungsweise gehäckseltes Futter weißt eine zerstörte Struktur auf, was die Abbaubarkeit der organischen Substanz erhöht. Der Wiederkäuer vermag diese kaum oder nur zaghaft zu verwerten. Besonders gefährliche Pflanzen sind die Luzerne (auch Alfalfa genannt), der Rot-klee und der Weissklee.

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Oft tritt die Krankheit im Herbst auf. Die Ursachen für diese Tatsache sind darin zu finden, dass nach einem trockenem Sommer vor allem Leguminosen, welche durch ihr weit ver-zweigtes Wurzelwerk konkurrenzfähiger sind, in ihrem Wachstum gefördert sind. Da im Herbst, verursacht durch die kühle Witterung, das Graswachstum langsam vonstatten geht, wird es jung gefressen und enthält folglich wenig Struktur, was wiederum die Abbaubarkeit der organischen Substanz im Pansen fördert. Durch die reduzierte Lichteinstrahlung, kann die Pflanze im Herbst weniger Energie aufbauen, was zu einem Proteinüberhang führt. Zu-dem hemmen die oft im Herbst taunassen Pflanzen die Mikroorganismen im Pansen. Ein weiterer Faktor, welcher für das Aufkommen einer Pansenblähung von Bedeutung ist, ist die mikrobielle und chemische Zusammensetzung des Panseninhaltes. Diese kann je nach Tier und Ration verschieden sein. Um eine neue Ration anzupassen, werden mindestens 2 Tage benötigt. Eine endgültige Anpassung tritt erst innerhalb 2-3 Wochen ein. Es ist bekannt, dass individuelle Unterschiede hinsichtlich der Anfälligkeit für Pansenblähun-gen bestehen. Es wird unterschieden zwischen den schwach blähungsempfänglichen und hoch blähungsempfänglichen Tieren. Diese Eigenschaft ist erblich. Hoch blähungsempfäng-liche Tiere zeichnen sich aus durch ihre geringe Fresslust, eine tiefere Passagerate-Zeit, eine schlechte Kauintensität (geringe Schleimbildung), mehr Flüssigkeit im Pansen, mehr Panseninhalt vor der Fütterung und eine veränderte Pansenmotorik aus. Der Krankheitsverlauf zeichnet sich durch eine zu Beginn erhöhte Pansentätigkeit aus. Es tritt eine Überdehnung des Pansens und des Netzmagens auf, was zur Komprimierung der Lungen und Venen führt. Infolgedessen ist der Sauerstoffaustausch ungenügend. Der Körper wird übersäuert und die Herzarbeit ist eingeschränkt. Werden keine oder zu späte Mass-nahmen getroffen kann die Krankheit durch Atemlähmung und Kreislaufversagen zum Tode führen. Meist ist eine frühe Diagnostizierung nur schwer zu machen. Symptome der Krankheit sind jedoch Fressunlust, Unruhe, aufgetriebener Pansen auf der linken Seite des Tieres und kei-ne Gasentweichung beim Sondieren. Werden Krankheitssymptome festgestellt muss das Futter sofort abgestellt und die Tiere aufgestallt werden. Zudem kann ein Seil oder Stock ins Maul gebunden werden, was die Schleimproduktion fördert. Weiter können Antiblähmittel auf Silikonbasis, Tran, Olivenöl, Mineralwasser oder Paraffinöl eingegeben werden. In schweren Fällen muss der Tierarzt benachrichtigt werden (Koller 2003). Als Therapiemassnahmen eig-ne sich auch das sondieren mit der Blähsonde oder das stechen mit dem Trokar in der linken Hungergrube (bringt nicht viel ausser zum Eingeben von Entschäumern). Im Extremfall kann ein Pansenstich mit dem Messer in der linken Hungergrube das Tier vor dem Tod bewahren, was jedoch immer grosse Komplikationen mit sich bringt. Der wohl wichtigste Punkt ist die intensive Beobachtung der ganzen Herde, um Extremfälle zu vermeiden und frühzeitige Massnahem treffen zu können. Zur Prophylaxe sollte vor dem Austrieb in Risikoweiden (junges, strukturarmes, legumino-senreiches Gras) stets Heu oder Stroh verfüttert werden. Die Tiere dürfen nicht auf tau- und Raureifbehaftete Risikoweiden getrieben werden. Auch darf kein angefrorenes Futter verab-reicht werden und der Futterwechsel soll langsam von statten gehen. Risikoweiden sollten zudem später oder als Heuwiese genutzt werden. Um das Gras/Leguminosen-Verhältnis zu Gunsten des Grases zu beeinflussen kann eine Aussaat von Gras in Weiden vorgenommen werden oder durch Düngemassnamen der Grasanteil gefördert werden. Zudem können durch die züchterische Selektion tympanieempfindliche Tiere nicht zur Zucht verwendet wer-den.

Schaumhemmende und schaumfördernde pflanzliche Inhaltsstoffe Im Folgenden wird auf verschiedene Forschungsergebnisse eingegangen, um die Kernaus-sagen zusammenzutragen, was ermöglichen soll allgemeingültige und gesicherte Aussagen über gewisse pflanzliche Inhaltsstoffe und deren Wirkung auf die Schaumbildung machen zu können. In einer Untersuchung von W. Majak, R.E. Howarth und P. Narasimhalu (1984)wurde ver-sucht die Zusammenhänge zwischen dem Chlorophyll und Proteinlevel und dem Auftreten

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von Blähungen beziehungsweise der Schaumbildung festzustellen. Hierfür wurde der Pan-sensaft nach den Inhaltsmengen an Chlorophyll, der Bildung von Stickstoff/Ammoniak und der Zusammensetzung des Futters untersucht. Die Resultate zeigten, dass wenn im Futter (Alfalfa/Luzerne, Weissklee, Rotklee, Grünweizen) hohe Stickstoffgehalte vorliegen auch der Chlorophyllgehalt steigt. Die somit in erhöhtem Ausmasse anfallenden Chloroplast-Membranfragmenten mit anliegen Mikroorganismen verhindern das Vereinen der kleinen Gasbläschen und rufen somit die Blähung hervor. Es konnte in diesem Versuch gezeigt wer-den, dass der Futter-Chlorophyllgehalt mit dem Pansenchlorophyllgehalt positiv korreliert ist und Chlorophyll aus den Mesophyllzellen schneller abgebaut werden kann und somit rascher in grossen Mengen vorliegt, was die Blähungsgefahr verstärkt. Lösliche Proteine können zudem nach den Untersuchungen von W. Majak, R.E. Howarth und P. Narasimhalu (1984) den Schaum stabilisieren, wobei die Menge nicht zunimmt und auch keine Häufigkeitszu-nahme von betroffenen Tieren festgestellt werden konnte. In einer anderen Studie, welche von Jennifer W. MacAdam und Ralph E. Whitesides in der 36. Ausgabe des Magazins CROP SIENCE 1996 veröffentlicht wurde, wurde versucht die Auswirkung von verschiedenen Temperaturen auf die Morphologie der Pflanzen, die Gewe-be- und Zellverletzungen sowie den Chlorophyll- und Proteingehalt zu erfassen. Hierfür wur-de ein Luzerneversuch angelegt, bei welchem beim Verfahren 1 (high -> H) die Tagestempe-ratur 25°C und die Nachttemperatur 15°C betrug. Beim Verfahren 2 (low -> L) wurde der Lu-zernebestand tagsüber einer Temperatur von 15°C und während der Nacht 5°C ausgesetzt. Es wurden folgende Resultate festgestellt: - Länge der Internodien: L > H - Zellenverletzungen: L < H - Zellengrösse: L > H - interzellulärer Raum: L > H - Chlorophyllgehalt: L > H - lösliches Protein: L > H Durch die niedrigen Temperaturen vermochte die Pflanze weniger häufig neue Nodien zu bilden, was zu längeren Internodien (Zwischenknotenstücken) führte. Es wurde festgestellt, dass beim Verfahren L weniger Zellverletzungen vorliegen, was auf einen erhöhten Lignin-gehalt schliessen lässt. Durch die kalten Temperaturen wurde eine Stressreaktion hervorge-rufen, welche die Einlagerung von Lignin förderte um die Pflanze vor Verletzungen zu schützen. Die Zellgrösse wie auch der interzelluläre Raum sind beim L-Verfahren höher aus-gefallen, da die Zellteilungsrate durch die niedrigen Temperaturen herabgesetzt war, wo-durch weniger aber grössere Zellen gebildet wurden. Der Chlorophyllgehalt, wie auch der Gehalt an löslichem Protein sind beim Verfahren L höher als beim Verfahren H. Es ist mög-lich, dass durch das reduzierte Wachstum mehr Chlorophyll gebildet wurde, um den Ener-giebedarf der Pflanze zu decken. Die Chlorophyllkörner sind bei tieferen Temperaturen we-niger tätig und stellen weniger Energie zur Verfügung als wenn die gleiche Anzahl Körner bei höheren Temperaturen Assimilieren würden. Auch werden die Abläufe in der Pflanze, wie der Proteinauf- und Einbau, die Nährstoffaufnahme, die Energieumsetzung, die Atmung und andere Umwandlungsprozesse in ihrer Geschwindigkeit reduziert. Dies hat zur Folge, dass mehr lösliches Protein in den Pflanzenzellen vorzufinden ist, als bei einem Pflanzenwachs-tum bei höheren Temperaturen. Mehr Chlorophyll und lösliches Protein in den Pflanzen führt zu mehr Chlorophyll und lösli-chem Protein im Pansen, was den Gehalt der Chloroplast-Membranfragmenten mit anliegen Mikroorganismen erhöht, welche das Zusammenfliessen der kleinen in grössere Gasblasen verhindern und dadurch die Blähsymptome hervorrufen.

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Eine weitere Studie (Majak, Howarth, Cheng and Hall 1983) zeigt auf, wie unterschiedlich das Blähungsvermögen der unterschiedlichen Panseninhalte ist. Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, welchen Einfuss die Konsistenz und die Zusammensetzung des Pansen-saftes auf die Gasproduktion hat. Um dies zu evaluieren wurden zwei Versuche, eine 1979 vom Mai bis September und einer 1981 vom Juni bis September, durchgeführt. Den fistulier-ten Kühen wurde Pansensaft aus der oberen, leichteren Schicht, sowie den unteren, schwe-reren Schichten entnommen, um dieser auf den Chlorophyllgehalt und die Latenz zur Mikro-bengasproduktion zu untersuchen. Bei der Auswertung der erhaltenen Daten und dem Aus-mass des Blähungsvermögens der einzelnen Futterschichten im Pansen kam zum Ausdruck, dass die oberen, leichteren Schichten ein viel höheres Gasproduktionsvermögen als die un-teren, schweren Schichten besitzen und somit gefährdeter für eine Pansenblähung sind. Dies ist dadurch zu erklären, dass in den oberen Schichten gut verdauliches, leicht lösliches Protein stärker vorkommt, die Bakterien optimale Bedingungen vorfinden und die Abbautä-tigkeit beschleunigt wird. Dadurch entstehen in kurzer Zeit viele Chloroplast-Membranfragmente, welche eine Blähung stark begünstigen. In Neuseeland wurde 1994 eine Studie durchgeführt, welche 16 Farmen mit Blähungsvor-kommen und 16 ohne Blähungen miteinander verglichen hat (Carruthers and Henderson 1994). Dabei wurden die Indikatoren Weidemanagement, Futterangebot auf der Weide, Bo-denproben, Body condition Score, und die Milchleistung erfasst. Die Resultate ergaben, dass die blähungsfreien Farmen einen tieferen Anteil an Raigräser (58 versus 66%), jedoch einen höheren Anteil an den übrigen Gräser (25 versus 17%) aufweisen. Es wurde zudem festge-stellt, dass die Blähungsanfälligkeit vor allem von zwei Faktoren beeinflusst wird. Zum einen von der Vor- und Nachbeweidung, welche die zur Verfügung stehende Pflanzenmasse regu-liert und zum anderen von der botanischen Zusammensetzung. In einer Untersuchung, welche in Kanada durchgeführt wurde (W. Majak et al. 1994), wurde Versucht die Zusammenhänge zwischen der Blähungsanfälligkeit und den Pflanzeninhalts-stoffen von Luzerne, den Wettereinflüssen sowie des Fütterungsregimes aufzuzeigen. Hier-für wurden Kühe fistuliert und entweder auf der Weide gelassen oder im Stall gefüttert, wo ihnen das frisch geschnittene Luzernefutter vorgesetzt wurde. Das Ausmass der Blähungen wurde und anhand einer Skala von eins (niedriger Blähungsgrad) bis fünf (hoher Blähungs-grad) beurteilt. Es wurde bestätigt, dass verschiedene Proteinfraktionen in Luzerne und das Auftreten von Blähungen assoziieren, wobei man den Wert an der Proteinfraktion 1, welches ein Enzym (ribulose 1,5-biphosphate carboxylase oxygenase) ist, schlecht voraussehbar ist. Besser geeignet ist hierfür die Menge an löslichem Protein welches mit dem Blähungsaufte-ten positiv korreliert, zu evaluieren. Der Saponingehalt in den Luzernepflanzen hatte keinen Einfluss auf das Auftreten von Blähungen. So stieg die Blähungsrate bei doppeltem (1.94% gegenüber 0.82%) Saponinvorkommen nicht an. Weiter konnte aufgezeigt werden, dass Tiere mit verzögertem Auftreten der Blähsymptome eine höhere Chlorophyll-Konzentration eine grössere Schaumfähigkeit der Partikel und eine erhöhte Gasproduktionsrate aufwiesen. Tiere welche stärkere Blähungssymptome aufzeigten, hatten eine tiefere Passagerate, was die Mikroben-Aktivität und Gasbildung fördert. Es konnte zudem festgestellt werden, dass die Futteraufnahme bei den blähungsanfälligen Tieren geringer ist, als bei den nicht blähungsan-fälligen. Bei den Untersuchungen konnte eine Beziehung zwischen einzelnen Jonenkonzent-rationen und der Blähungsanfälligkeit aufgezeigt werden. Je tiefer die Konzentration an Natriumionen (Na+) und je höher diejenige von Kaliumionen (K+) ist, desto grösser ist die Blähungsgefahr. Ebenso wirken sich eine erhöhte Magnesium (Mg2+)- und Calciumkonzent-ration (Ca2+) fördernd auf die Schaumbildung aus. Obwohl es scheint, dass eine Natriumzu-fuhr die Blähungsanfälligkeit reduzieren könnte, wurde in der Studie belegt, dass eine Zufuhr von Natrium eine ineffektive Vorbeugemassnahme ist. Das Zusetzen von Ionophoren wie Monensin und Lasalocid, welche das Jonengleichgewicht manipulieren, kann die Fälle von Blähungen um mehr als 50% reduzieren, jedoch nicht verhindern. Poloxalene (Bloatguard®) hingegen konnten im Gegensatz zu Mineralzusätzen Blähungen total verhindern.

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Es wurde festgestellt, dass es im Mittel eine Stunde mehr Sonnenschein hatte und der Tem-peraturbereich um 1°C weiter war an Tagen wo Blähungssymptome diagnostiziert werden konnten. Weiter konnten die Untersuchungen zum Ausdruck bringen, dass das Blähungsrisiko be-trächtlich reduziert war, wenn das Futter vom Tau getrocknet war. Die gleichen Erkenntnisse konnte man machen, wenn die Tiere konstant weiden konnten, da bei einer 24-Stundenweide im Gegensatz zu einer 6-Stundenweide der Pansenchlorophyll-Gehalt viel niedriger ausfällt und die Schaumbildung weniger stark und ausgeglichener ist.

Chemische Schaumbildung und -eliminierung In einem weiteren Schritt wurde bei ca. vierzig Kosmetik- und Waschmittelkonzerne eine Anfrage gemacht, ob diese Auskunft über folgende Problemgebiete geben können:

- Welche chemischen Verbindungen verursachen eine starke Schaumbildung?

- Wie wird erreicht, dass sich möglichst kleine Bläschen bilden?

- Wie erreichen sie in Ihren Produkten, dass eine starke Schaumbildung einsetzt?

- Welche Substanzen wirken schaumhemmend? (Ideen zur Entwicklung eines Antiblähmittels)?

Die erhaltenen Antworten sollen zum einen das chemische Verständnis, für den Aufbau, die Verhaltensweisen und Eigenschaften der Schaumbildenden und Schaumeliminierenden Substanzen sensibilisieren, um Rückschlüsse auf die Schaumbildung im Pansen der Wie-derkäuer ziehen zu können sowie Vergleiche mit schaumfördernden und schaumhemmen-den Pflanzeninhaltsstoffen anstellen zu können. Zum anderen war gefragt, wie schaum-hemmende Moleküle wirken um Anregungen zur Profilachse oder Antiblähmittelherstellung geben zu können. Schäume (von Latein. spuma = Schaum genannt) sind Gebilde aus Gasgefüllten, kugel- oder poliederförmigen Zellen, welche durch flüssige, halbflüssige, hochviskose oder feste Zellste-ge begrenzt werden. Zur Erzeugung von Schäumen wird Gas in geeignete Flüssigkeiten eingeblasen, oder man erreicht Schaumbildung durch heftiges Schlagen, Schütteln, Versprit-zen oder Rühren der Flüssigkeit in der betreffenden Gasatmosphäre, vorausgesetzt, dass die Flüssigkeiten geeignete Tenside oder andere grenzflächenaktive Stoffe (so genannte Schaumbildner) enthalten, die ausser Grenzflächenaktivität auch ein gewisses Filmbildungs-vermögen besitzen. In anderen Fällen, wie beispielsweise bei der Pansenblähung der Wie-derkäuer beruht die Schaumbildung auf chemischen Reaktionen, die unter Gasentwicklung ablaufen. In vielen Fällen ist die Bildung von Schaum ein erwünschter Vorgang - man denke an die bekannten Anwendungen im Haushalt wie Brotteig, Schlagsahne, Speiseeis, Baiser, Bier, Schaumbad, Haarshampoo, Rasierschaum, Zahnpasta. Die Schaumbildung kann aber auch unerwünscht sein, wo man sie versucht zu unterdrücken. Hier könnte man die Vorhan-densein von Schaum auf Gewässer, wo er früher als Folge des ungenügenden biologischen Abbaus der Waschmitteltenside auftrat oder das in dieser Semesterarbeit untersuchte Prob-lem der Pansenblähung, erwähnen (Römpp 1997). Man unterscheidet 2 Arten von Schäu-men: Den Kugelschaum, der aus selbstständigen Gasblasen in einem flüssigen Dispersi-onsmittel entsteht und den Poliederschaum mit einem viel höheren Gasanteil, bei dem die Flüssigkeitslamellen zwischen den Gasblasen beidseitig von einem elastischen Film eines Tensids bedeckt sind (unter anderem bei kosmetischen Reinigungspräparaten). Schaumbä-der bestehen aus bis zu 30 % waschaktiven Substanzen, bevorzugt Natriumlaurylethersulfat oder auch besonders hautfreundliche Amphotenside (Betaine, Imidazolinderivate), Zucker-fettsäureestertenside oder Proteinhydrolysat-Fettsäuretenside. Also Zusätze mit rückfetten-

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der Wirkung und zur Schaumstabilisierung können Fettsäurealkanolamide verwendet werden (Geissel 2003). Wie bereits erwähnt wird Schaum durch oberflächenakive Substanzen (Tenside) gebildet, die auch im Körper vorkommen und generell lebenswichtig sind. Sie setzten die Oberflä-chenspannung herab, was für viele biochemische Abläufe zwingend erforderlich ist. Auch viele Pflanzen bilden Substanzen, welche oberflächenaktiv sind wie beispielsweise die Sa-ponine, die sehr häufig sind. Der Name stammt von „Sapo“ = Seife, und Seifen schäumen. Der Name „Saponinienkraut“ wiederum kommt von den Saponinien her, die durch die Pflan-ze gebildet werden. Viele verschiedene chemische Verbindungen haben Tensid-Charakter, setzen also die Oberflächenspannung des Wassers herab. Normale Seifen sind zum Beispiel etwas völlig anderes als Saponine in Pflanzen welche als Syndets bezeichnet werden (Steid-le 2003). In der Natur sind es vor allem Proteine, welche für die Schaumbildung verantwort-lich sind. In Verbindung mit Hefen oder Bakterien, die einen Gärprozess auslösen, entstehen Gase (Methan, Kohlendioxid), die diese Proteine aufschäumen lassen (JORDI 2003). So verschieden die chemischen Strukturen von oberflächenspannungherabsetzenden Stof-fen sind, so verschieden sind auch deren Eigenschaften. Es gibt Tenside mit grossblasigem und solche mit feinblasigem Schaum, Tenside, welche die Haut austrocknen und solche die die Hautfeuchtigkeit bewahren. Die Blasengrösse in Shampoos, Duschbädern und derglei-chen kann durch den Zusatz von Ölen, Ölderivaten und anderen Stoffen gesteuert werden (Steidle 2003). Dieser Erkenntnis muss auch beim Lösen des Pansenblähungsproblems Be-achtung geschenkt werden, da vielleicht in der Waschmittel- und Kosmetikindustrie einge-setzte Substanzen auch im Bereich der Tiermedizin Anwendung finden könnten. Solche Un-tersuchungen würden den Rahmen dieser Semesterarbeit jedoch sprengen. An dieser Stelle werden lediglich verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, welche einer exakten Überprüfung auf die Anwendbar- und die Verträglichkeit sowie deren Nutzens unterzogen werden sollten und noch weitere Untersuchungen abverlangen. Der Schaum kann durch Schauminhibitoren (meist auf Basis von Silikonöl, vereinzelt auch spezielle Paraffine) gedämpft oder vollständig unterdrückt werden. Wie zurzeit in einem deutschen Werbespott zu ersehen ist, treten ähnliche Blähungsprobleme wie sie beim Tier vorkommen auch beim Menschen auf, wo sie mit Lefax® von der Firma Bayer gelöst wer-den. Lefax® besteht laut Deklaration aus dem Silikonöl Semiticon, das fein zerkaut Gasan-sammlungen im Magen-/Darmbereich wirksam bekämpft. Also genauso wie die Schaum-bremsen in der Waschmittelherstellung wirken (Schambil 2003). Ein weiteres beim Men-schen eingesetztes Blähmittel, dessen Inhaltsstoffe auch beim Wiederkäuer zum Abbau des Druckes und somit zur Reduktion der Qualen führen könnte, heisst Flatulex®. Silikonöl ist ein Vertreter der Schauminhibitoren. Es hat unpolare und damit hydrophobe Eigenschaften. Es lagert sich bei der Schaumbildung mit in die Phasengrenzfläche des Schaums ein. Die Entstehung einer regelmäßigen Lamellenstruktur ist durch die Einlagerung von In-hibitormolekülen nicht möglich. Die Stabilität und damit die Haltbarkeit der Seifenblasen sind stark reduziert.

Abbildung 1: Silikonöl als Beispiel eines Schau-minhibitors. Schaumbildende Substanzen sind laut Herrn Wiedmer von der Firma Temmentec AG in Su-miswald anionische Tenside, was jedoch laut den Angaben von anderen Kontaktpersonen nicht zwingend sein muss. Solche anionische Tenside sind beispielsweise Lauryl Sulfat oder das in Duschmittel häufig verwendete Lauryl Ether Sulfat. Um etwas kleinblasigeren Schaum oder wie in der Kosmetik oft gewünscht auch cremigen Schaum zu erhalten, wird oft Glycerin oder andere mehrwertige Alkohole zugegeben (Wiedmer 2003). Generell kann gesagt wer-

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den, dass je weniger ethoxiliert die anionische Substanz ist, desto ausgeprägter die Schaumbildung, aber auch die Irrativität für die Haut und Zellen ist. Als Schaumhemmer können laut Wiedmer Alkohole oder Siliconöle eingesetzt werden. Von der Industrie werden typisch schaumbrechende Siliconverbindungen angeboten, welche auch den Schaum beim Tier zu unterbinden vermögen. Um die aufgegriffenen Fragen, welche an die Fachpersonen der Waschmittel- und Kosmetik-industrie gestellt wurden, zu beantworten kann zusammenfassend gesagt werden, dass Schaumbildende Substanzen grenzflächenaktive Stoffe sind, die ein gewisses Filmbildungs-vermögen haben und so die Erzeugung von Schaum in Flüssigkeiten fördern. Dies können unter Anderem Tenside, Saponine und manche Eiweissstoffe sein. Für die Pansenblähung ebenfalls gefährliche Verbindungen könnten die Schaumstabilisatoren („Schaumbooster“) wie beispielsweise Fettsäurealkanolamide darstellen, da sie einen Schaumzerfall verzögern. In der Waschmittel- und Kosmetikindustrie werden zur Schaumherstellung die in der chemi-schen Industrie üblichen Substanzen verwendet. Es sind dies vor allem die Tenside, welche Fette und Wasser miteinander verbinden können (Furrer 2003). Als Schaumverhütungsmittel (Anitschaummittel, Schauminhibitoren, Schaumdämpfer, Schaumbremsen) werden entweder grenzflächenaktive Stoffe, die die Schaumbildner aus der Grenzfläche verdrängen, ohne selbst Schaum zu erzeugen, oder aber Produkte, die die Oberflächenspannung des Wassers erhöhen, wie beispielsweise natürliche Fette und Öle oder Fettalkohole eingesetzt (Römpp 1997). Die Frage zu klären, wie in der chemischen Industrie eine Produktion von kleinen Blässchen erreicht wird, stellte sich als schwierig heraus, da viele der Befragten noch nie oder nur selten mit dieser Fragenstellung konfrontiert waren. In der Praxis versucht man ver-schiedene Tenside und deren Wirkung auf die Schaumbildung abzuschätzen, was sich oft als schwierig oder unmachbar herausstellt (Furrer 2003). Deshalb bleibt nichts anderes üb-rig, als verschiedene Tenside auf deren Schaumbildungsvermögen zu testen und die geeig-neten zu verwenden. Oft sind es gerade fettartige Stoffe, welche grossblasige Schäume zu kleinblasigen werden lassen (Steidle 2003). Es kann somit nicht gesagt werden, dass alle fett- oder ölartigen Futter- und Arzneimittel gut für die Prävention oder die Behandlung einer akuten Pansenblähung geeignet sind. Jedes verabreichte Mittel muss auf seine Wirkung und Verträglichkeit überprüft werden. Die erhaltenen Antworten der Waschmittel- und Kosmetikindustrie waren zum Teil sehr um-fangreich, manchmal aber auch etwas kontrovers. Es wurde versucht die relevantesten aus den genannten Möglichkeiten zur Bekämpfung der Tympanie aufzugreifen. Hierbei wurde darauf geachtet, dass die Situation von einem anderen Blickwinkel als von demjenigen der Landwirtschaft betrachtet wurde. Dies ermöglichte es neue Anhaltspunkte herauszukristalli-sieren, die bei der Bekämpfung der Pansentympanie von Bedeutung sein könnten. Denn Ziel dieses Teils der Semesterarbeit bestand nicht darin für die Landwirtschaft bereits bekannte und zum Teil bewährte Massnahmen zu erwähnen, sondern neue Optionen bei der Bekämp-fungsstrategie der akuten Pansenblähung aufzudecken. Es wurden sehr viele Anhaltspunkte gegeben, wie Schaum erzeugt oder eliminiert werden kann. Sie reichen von den üblichen in der Waschmittelmittel- und Kosmetikindustrie angewandten Substanzen über unzählige an-dere Möglichkeiten wie sie für die Fachleute anhand der eigenen Erfahrung und dem eige-nen Wissen in Frage kommen könnten. So wurde neben dem Einsatz von Silikonölen zur Reduzierung der Schaumbildung auch andere Stoffe wie Öle, Prielwasser, Fenchel- oder Kamillentee, kohlensäurehältige Säfte oder Mineralwasser zur Untersuchung empfohlen. Die gemachten Aussagen dürfen jedoch nicht eins zu eins auf den Wiederkäuer übertragen wer-den, da die Vorgänge im Tier oft von vielen Einflussfaktoren abhängen und somit oft viel un-kontrollierbarer sind als jene in der chemischen Industrie. Deshalb bedarf es für jede erwähn-te Möglichkeit Nachforschungen invitro und/oder invivo anzustellen, um eine unbestreitbare Wirkung zu gewährleisten.

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Züchterische Einflussmöglichkeiten Wie in der Einleitung erwähnt ist es sehr schwierig Aussagen bezüglich den züchterischen Möglichkeiten zu machen, da sich die gemachten Erfahrungen und Untersuchungen in der Praxis wie auch der Forschung von Fall zu Fall unterscheiden können. Dies rührt vor allem daher, dass es sich bei der Tympanie um eine Faktorenkrankheit handelt, die durch das Zu-sammenwirken verschiedener Umstände und Einflüsse zustande kommt. Es gibt keine allei-nige Ursache, auf welche man gezielt züchten könnte. Die Krankheit hat eine sehr tiefe Heri-tabilität, da sie hauptsächlich von Umwelteinflüssen geprägt wird, was nur einen geringen Zuchtfortschritt zulässt. Der Phänotyp, also wie sich das Krankheitsbild am Tier äussert, wird durch die Umweltweinflüsse Futter, Wetter und Haltungsbedingungen (Fütterungsmanage-ment) und durch die genetische Anlage des Tieres (Genotyp) bestimmt. Wie schwierig es ist züchterisch auf die Krankheit Einfluss zu nehmen soll am Beispiel des Pansenmilieus, wel-ches die entscheidende Rolle beim Ausbruch der Tympanie spielt aufgezeigt werden: Die Pansenfauna, also die für die Gasproduktion verantwortlichen Mikroorganismen, wird zum einen durch die natürliche erbliche Veranlagung, wie das Pansenvolumen des Tieres beeinflusst. Wie sich die Miroorganismen im Pansen entwickeln, und welche Abbauprodukte sie im Pansen in welchem Ausmass produzieren hängt aber auch stark von der botanischen Zusammensetzung, dem Alter, den Inhaltsstoffen des Futters, den Fütterungsbedingungen und von anderen in der Herde oder beim betroffenen Tier vorherrschenden Krankheiten ab. Zudem werden die erblichen und züchterisch zu behandelnden Krankheitseinflüsse quantita-tiv vererbt. Es sind also viele Gene und Allelausprägungen am für die Krankheit beeinflus-senden Genotyp beteiligt. Es soll hier aber nicht er Eindruck entstehen, dass züchterische Erfolge nicht erzielt werden können. Durch eine Selektion und den Verzicht einer Nachzucht von anfälligen Tieren, kann auf einen nicht zu unterschätzenden Einflussfaktor (Genotyp) züchterisch vorgegangen werden. Mit dieser Arbeit konnte zudem klar zum Ausdruck ge-bracht werden (Grafik 5), dass vor allem Kühe gefährdet sind, die ein hohes Milchleistungs-potential besitzen, was bedeutet, dass die Zucht auf Milchleistung positiv mit der Blähungs-anfälligkeit korreliert, welche somit über Zucht des Sekundärmerkmales Milch beeinflusst werden kann.

Stand der aktuellen Forschung Es werden zwei Tympanietypen unterschieden welche nicht auf eine Schlundverstopfung zurückzuführen sind:

- Tympanie mit schaumiger Durchmischung des Panseninhalts, bei welcher meistens mehre Tiere in unterschiedlichem Ausmass betroffen sind. Der ganze Pansen-Haubenraum ist mit einer schaumigen Masse gefüllt und wird durch diese zusätzlich ausgedehnt.

- Tympanie mit grosser Gasblase und mehr oder weniger erhaltener Schichtung des Panseninhaltes. Von dieser Form sind meist Einzeltiere betroffen.

Mischformen beider Krankheitsbilder sind möglich. Bei der im Herbst in der ganzen Schweiz stark aufgetretenen und in dieser Arbeit behandel-ten Tympanieform handelt es sich um die Tympanie mit schaumiger Durchmischung. Bei den Ursachen scheiden sich teilweise die Geister der Experten beträchtlich. Einige glau-ben an die heilende Wirkung bestimmter Hausmittel wie beispielsweise Prielwasser, Fen-chel- oder Kamillentee, kohlensäurehältige Säfte oder Mineralwasser. Andere wiederum schreiben diesem Hilfsmittel keine heilende, lindernde oder vorsorgliche Wirkung zu. Bekannt und deshalb bei allen Bekämpfungsstrategien zu berücksichtigen ist, dass die akute Pansenblähung (Tympanie) eine Faktorenkrankheit ist, deren Auftreten auf verschiedene Ursachen und Unstimmigkeiten zurückzuführen ist. Sowohl die Fütterung und Haltung wie auch das Tier selbst und dessen Pansenmotorik spielen beim Ausbruch und dem Ausmass der Krankheit eine wichtige Rolle.

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Fütterung: Beim heutigen stand der Forschung ist man sich einig, dass rohfaserarme Futtermittel mit hohem Gehalt an leichtverdaulichen Kohlenhydraten (Rüben, Kartoffeln, Rückstände aus der Zuckerindustrie oder Brauereien) und Eiweissen (rasch gewachsene Leguminosen wie Klee, Luzerne, Wicke) die Schaumgärung beeinflussen. Je stärker solche Komponenten in der Tagesration vertreten sind, desto ausgeprägter ist die Schaumgärung im Pansen und somit das Tympanierisiko. Man kommt übereinstimmend zum Schluss, dass verschiedene Mecha-nismen, welche eine überstürzte bakterielle Zersetzung der „blähenden Futtermittel“ hervor-rufen und ein erhöhter Gehalt an Chloroplast-Membranfragmenten mit anliegenden Mikroor-ganismen das Risiko einer akuten Pansenblähung verschärfen. Witterung: Uneinig ist man sich jedoch, wie gross die Witterungseinflüsse auf das Auftreten einer Tym-panie sind. In der Praxis wird der Witterung nach wie vor viel Beachtung geschenkt, obwohl einige Forscher derselben einen untergeordneten Stellenwert zuordnen. Die meisten jedoch besagen dem hohen Wassergehalt wie er bei Regen, Raureif oder Tau vorzufinden ist eine negativer Wirkung zu, da durch den erhöhten Wassergehalt das zusammenfliesen der klei-nen Gasblasen zu grösseren vermindert und somit die Gasentweichung reduziert wird. Der-selbe Effekt soll laut diesen Fachleuten auch das Verfüttern von gefrorenem, angewelktem oder in Gärung begriffenem Futter, sowie das Tränken von grossen Wassermengen unmit-telbar nach dem Weidegang oder der Fütterung hervorrufen (Martig 2000 et al). . Individuelle Disposition des Tieres: Eine wichtige Rolle spielt das Volumen und die Zusammensetzung des Panseninhaltes, wel-che durch die Menge und Zusammensetzung des produzierten Speichels beeinflusst wird (Muzin als hemmender Faktor der Schaumbildung). Eine Beeinträchtigung des Ruktus er-höht die Geschwindigkeit des Krankheitsverlaufes. Eine solche Beeinträchtigung kann durch eine „Verstopfung“ der Kardia nach hastigem Fressen, gefolgt von funktioneller Störung, zu-stande kommen. Ebenfalls eine gestörte Ruktusmotorik wird durch eine Reflexhemmung hervorgerufen, die durch eine Blutung in der Bauchhöhle (Ovariotomie, Gelbkörperenukleati-on), einen Schmerz in der Bauchhöhle (Peritonitis, Ileus, reizende Medikamente) oder das Auftreiben von Labmagen oder Blinddarm verursacht werden kann (Martig et al. 2000). Bei der Haltung der Tiere wurde festgestellt, dass weidende Tiere stärker betroffen sind, als solche, die im Stall gehalten werden. Es traten jedoch etliche Fälle auf, wo auch Tiere in Stallhaltung an Tympanie erkrankten und teilweise daran zu Grunde gingen. Eine allgemeine Aussage, welches Haltungssystem sich am besten zur Vermeidung von akuter Pansenblä-hung eignet, kann nicht gemacht werden. Diese Zweideutigkeit kommt nicht nur in der Hal-tung, sonder allen Bereichen und den jeweiligen Massnahmen zum Ausdruck. So gibt es Fälle, bei denen trotz dem Verfüttern von Rohfaserreichem Futter vor Weideaustrieb Blähun-gen auftraten, wobei in anderen Situationen die Tiere weder auf nasses, noch gefrorenes Futter reagierten. Diese Erkenntnisse verdeutlichen dass nicht eine Komponente welche zum Krankheitsausbruch beitrug isoliert betrachtet werden darf, sondern viele Faktoren am Auftreten und Ausmass der Tympanie beteiligt sind und diese umfassend und in gegenseiti-ger Wechselwirkung betrachtet werden müssen. Nur so ist es möglich wirksame Strategien zur Vorbeugung und Behandlung der Tympanie auszuarbeiten. Da betreffend der Tympa-nieproblematik aber sowohl in der aktuellen Forschung wie auch in der Praxis sehr viele ver-schiedene Erfahrungen gemacht wurden und Ansichten vorzufinden sind, ist es unmöglich auf ausschliesslich die Literatur gestützte Schlussfolgerungen zu ziehen, um daraus Empfeh-lungen zur Verminderung der Tympanievorkommnisse auszuarbeiten. Aus diesem Grund wurden mit dieser Semesterarbeit verschiedene Betriebe, bei welchen das Problem der Tympanie im gleichen Zeitraum (Sommer/Herbst 2003) auftrat, untersucht und die Ergebnis-se im Folgekapitel dargelegt.

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Projekt „Pansenblähung“ Im zweiten Teil der Semesterarbeit wurden zehn Fälle von Pansenblähungen anhand eines Fragebogens dokumentiert. Die untersuchten Betriebe befinden sich an unterschiedlichen Standorten in der Schweiz und waren in mehr oder weniger hohem Ausmass von der Tym-panie betroffen. Die Auswertung der Betriebe wurde wie folgt durchgeführt: Zuerst wurde das Auftreten und der Verlauf sowie die Umstände, die zum Blähzeitpunkt vor-herrschten, zu jedem Betrieb kurz beschrieben, was dem Leser ermöglichen soll, sich ein grobes Bild vom jeweiligen Fall zu machen. Nach der Überblickverschaffung wurde sodann auf die Einflussfaktoren Witterung, Futter Tier zum jeweiligen Betrieb eingegangen, wodurch gewährleistet werden soll, dass die Hintergründe von jedem Fall gut zum Ausdruck kommen, womit eine umfassende Analyse und einen Vergleich ermöglicht werden soll. Die vierte Di-mension der Krankheit, welche sich direkt bei den Betroffenen Landwirten und deren Famili-en widerspiegelt, wird mit der Lebensqualität umschrieben und am Schluss der Einzelergeb-nisse als Zusammenfassung anhand den Äusserungen der Betriebsleiter aufgeführt. Dies wurde so gemacht, da sich die Gefühle wie Angst oder Unbehagen und die Emotionen wie Wutausbrüche bei den meisten Landwirte in ähnlichem Umfang und Ausmass äusserten. Die Erläuterungen der Landwirte und eventuell des jeweiligen Bestandestierarztes zu allen Be-reichen werden beim Beschrieb des jeweiligen Falls erwähnt. Die Einzelergebnisse wurden in einem nächsten Schritt zusammengefasst und miteinander verglichen, um daraus mögli-che Parallelen und Gemeinsamkeiten aufzudecken. Hierfür wurden fünf Hypothesen aufge-stellt, welche es zu überprüfen galt. Hier wurden auch die Vermutungen und Hypothesen der Landwirte und der Tierärzteschaft aufgegriffen. Die Ergebnisse wurden anschliessend aus-gewertet und in der Einzeldiskussion besprochen und dargestellt.

Ergebnisse

Betriebsanalysen: Zusammenfassung der Resultate Betrieb 1 Ereignisbeschreibung: Auf dem Betrieb 1 traten im Sommer/Herbst 2003 zu zwei Zeitpunkten Tympanien auf, nach-dem seit gut acht Jahren nie mehr eine schaumige Pansenblähung aufgetreten ist. Die erste, bei welcher zwei Kühe starben, trat Anfangs August und die zweite Anfangs September, bei welcher von sechs betroffenen Tieren eine Kuh gerettet werden konnte, auf. Der Krankheits-ausbruch ereignete sich in beiden Fällen um circa 10.00 Uhr als sich die Kühe auf der Weide befanden, wobei es eine Kuh nach dem Weidegang um 16.30 Uhr im Stall blähte. Präventiv wurde den Kühen pro Tier und Tag 1 bis 2 Deziliter Fischtran verabreicht. Wetter und Witterung: Zum Zeitpunkt der Blähung war die Witterung regnerisch, was nasses Futter nach sich ge-zogen hat. Die Temperaturen waren im Vergleich zu jenen in der Woche vor der Blähung massiv tiefer. Sowohl in der Zeit vor, wie auch während der Tympanie wehte kein Wind. Der Frühling war aussergewöhnlich trocken, was die Konkurrenzkraft der Graser stärkte. Im Mai gab es kaum eine Wachstumsdepression, da das wüchsige Wetter anhielt. Futter: Beim ersten Auftreten Anfangs August befanden sich die Kühe auf einer Parzelle, welche mit einer 480er Mischung angesät war und sich im zweiten Hauptnutzungsjahr befand. Beim Tympanieausbruch im September weideten die Tiere auf einer 440er Mischung. Beide Be-stände sind laut dem Betriebsleiter sehr rasant gewachsen und enthielten zum Zeitpunkt des Blähungsauftrittes sehr viel Leguminosen (rund 50% Weissklee). Der Bestand war 25 Tage alt und in beiden Fällen nass (August: Regen, September: Tau). Beide Parzellen werden als Schnittweide genutzt, wobei lediglich eine Schnittnutzung im April durchgeführt wird. Die Parzellen waren durch die Weidenutzung und eine Güllengabe (1:1,5 verdünnt) Ende März

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entsprechend mit Nährstoffen versorgt. Zudem werden 2 kg pro Jahr eines PRP-Düngers gegen den Scharfen Hahnenfuss eingesetzt. Die Kühe befanden sich am Tag der Blähung wie auch zuvor jeweils nachtsüber und am Folgemorgen auf der Weide und wurden mittags in den Stall gelassen, um ihnen dort geringe Mengen Apfeltrester vorzusetzen. Am Abend wurden die Tiere dann nach einer Heugabe, die nach der ersten Tympanie verdoppelt wurde, auf die Weide gelassen. Tier: Es werden Tiere der Brown-Swiss Rasse gehalten, welche nach den Angaben des Betriebs-leiters sehr gefrässige und gierig fressende Tiere sind. Es traf Kühe, welche im Durchschnitt eine Milchleistung von 6500 kg Milch pro Laktation erbringen oder erbrachten und sich in verschiedenen Laktationsstadien befanden. Hier ist noch anzudeuten, dass die Tiere um den Blähungszeitpunkt sehr hohe Harnstoffwerte verzeichneten, was auf ein unausgeglichenes Energie/Proteinverhältnis in der Futterration schliessen lässt. In der Verwandtschaft der be-troffenen Kühe gab es bis anhin keine bekannten Blähungsfälle. Betrieb 2 Ereignisbeschreibung: Das Risiko für Pansenblähung war über die gesamte Zeitspanne zwischen dem 11.09.2003 und dem 25.10.2003 vorhanden. Es waren ungefähr fünf Tiere, welche sich allesamt auf der Weide befanden, betroffen. Die Behandlung und Prävention wird auf diesem Betrieb vom Betriebsleiter selbst übernommen. Hierfür wird zur Prävention und zur Behandlung bereits geblähter Tiere Dorschlebertran und Rapsöl verabreicht oder bei akuten Blähungsanzeichen eine Sonde verwendet. Der Lebertran hat laut dem Betriebsleiter eine sehr gute Wirkung und ist dem Rapsöl vorzuziehen. Wetter und Witterung: Regnerisch und relativ kühl. Das Futter befand sich in einem taunassen oder regennassen Zustand. Es war jedoch windestill. Futter: Die Kühe befanden sich ausser am 14.09.2003 während der ganzen Weideperiode auf einer SHL-Kunstwiesenmischung, welche sich im zweiten Standjahr befand. Am 14.09.2003 wei-dete die Herde auf einer 31 Tage alten Naturwiese auf welcher der Löwenzahn eine Vor-machtstellung einnahm und der Kleeanteil lediglich 3% ausmachte. Die SHL-Mischung war 18 Tage alt und wurde im August 2001 angesät. Beide Parzellen wurden als Weide mit einer Schnittnutzung im Frühling genutzt und mit 300 bis 440 kg Ammonsalpeter und 55 - 65m3 Mischgülle (1:1,5 verdünnt) gedüngt. Die Ration der betroffenen Tiere bestand ausschliesslich aus Weidegras mit Mineralstoffer-gänzung. Als Prophylaxe wurde Dorschlebertran eingesetzt. Tier: Auf dem Betrieb 2 werden Kühe sowohl der Rasse Fleckvieh wie auch der Rasse Braunvieh gehalten, wobei beide Rassentypen im gleichen Ausmass betroffen waren. Die Durchschnitt-liche Milchleistung der geblähten Tiere war unterschiedlich und reichte von 3100 kg bis zu 8500 kg Milch pro Laktation. Betrieb 3 Ereignisbeschreibung: Am 18. Oktober 2003 um 20.30 Uhr blähte es auf dem Betrieb 3 zwölf Kühe wovon 2 einge-gangen sind. Die Tympanie wurde vom Betriebsleiter bei der Abendkontrolle im Stall be-merkt, worauf er Hilfe beim Nachbarn und dem Bestandestierarzt anforderte. Zur Behand-lung wurde Salatöl und ein Antiblähungsmittel eingeschüttet. Zudem musste eine mit dem Trokar gestochen werden.

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Wetter und Witterung: Bis im August herrschten ideale Witterungsverhältnisse für ein schnelles Graswachstum vor, da immer wenn es zu trockener Witterung neigte ein Gewitter aufkam, das die Fruchtbarkeit und das Wachstumsvermögen sicherstellte. Ab August waren die Grasbestände, verursacht durch die Sommertrockenheit, in ihrem Wachstum gehemmt und wiesen über die Sommer-periode einen schlechteren Zustand auf. Das Wetter der Vorwoche und jenes während der Blähungsphase waren vergleichbar. Es war wechselhaftes, eher trockenes und windstilles Wetter bei einer Temperatur von ungefähr 10°C. Futter: Die Kühe bekamen am Morgen 1.5 kg Maiskolbenschrot, 2 kg Maiswürfel und wurden gut mit Heu versorgt. Ab diesem Zeitpunkt wird den Kühen normalerweise adlibitum Gras verfüttert. Da aber eine Maschine kaputt ging und das zur Verfügung stellen von frischen unterblieb, hatten die Kühe bereits alles Gras um ca. 2 Uhr gefressen. Es konnte am betreffenden Tag also erst wieder um 16.00 Uhr eingegrast werden, was die Tiere hungrig machte und sie dementsprechend gierig das frische Gras aufnahmen. Die Parzelle, von welcher eingegrast wurde, war im Sommer ein fast reiner Raigrasbestand. Durch die Trockenheit entstanden jedoch Lücken, welche durch den Löwenzahn und Leguminosen (vor allem Weisklee) gefüllt wurden. Das Gras war zur Zeit der Verfütterung 25 Tage alt, trocken und frisch, jedoch durch Mäusehaufendreck stark verschmutzt. Die Parzelle wurde nur Schnittnutzungen unterzogen und fünfmal mit je 35m3 verdünnter Mischgülle (Rinder und Schweine) gedüngt. Tier: Das gehaltene Rindvieh mit einer durchschnittlichen Milchleistung von 7900 kg Milch gehört der Rasse Braunvieh an. Es konnte keinen Unterschied bezüglich dem Laktationsstadium ausgemacht werden, da alle gleichermassen betroffen waren. Alle befanden sich aber in der Produktionsphase und hatten sehr grossen Hunger (gieriges Fressverhalten), als ihnen das Futter vorgesetzt wurde. Betrieb 4 Ereignisbeschreibung: Am 13.09.2003 um circa 10.00 Uhr blähte es auf der Weide eine Kuh, welche obwohl sie der Bauer mit dem Trokar gestochen hat nicht mehr gerettet werden konnte. Der Vorfall wurde vom Landwirt selbst bemerkt und den Pansenstich auch von ihm durchgeführt. Wetter und Witterung: Es herrschte zum betreffenden Zeitpunkt eine frische, vom Biswind beeinflusste Wetterlage vor. Futter: Das von der betroffenen Kuh gefressene Futter stammt von einer Naturwiese mit der Stan-dardmischung 440. Das Futter war noch leicht Taufeucht und wies einen Leguminosenanteil von rund 10% auf. Die Kühe bekamen ab dem 20.08.2003 jeweils am Morgen vor dem Wei-deaustrieb geheckselten Mais vorgesetzt, worauf sie auf die Weide getrieben wurden. Am Abend nach dem Weideeinlass wurde nochmals Mais und anschliessend Heu verfüttert. Zur Prophylaxe wurde zudem Tran verabreicht. Die Parzelle auf welcher sich die Kuh zur Zeit der Blähung befand, wird als Schnittweide genutzt, wobei sie rund drei mal geschnitten und nach jeder Schnittnutzung mit 25m3 Gülle pro Hektare versorgt wird. Tier: Auf dem Betrieb 4 werden Tiere der Rindviehrasse Red-Holstein gehalten, welche eine durchschnittliche Milchleistung von knapp 6000 Liter erbringen. Das geblähte Tier befand sich in der Produktionsphase (232. Tag) in der zweiten Laktation. Es weißt keine Verwandten Tiere auf, die jemals Blähungsprobleme verursacht haben.

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Betrieb 5 Ereignisbeschreibung Anfangs Oktober um 18.45 Uhr blähte es auf einer Weideparzelle auf dem Betrieb 5 eine Kuh, woraufhin Lebertran und Antiblähmittel eingeschüttet wurde, dessen Wirkung aber un-genügend war. So musste der Betriebsleiter zuerst den Pansenstich (Trokar) und der Tier-arzt bei dessen Eintreffen den Pansenschnitt durchführen. Wetter und Witterung: Es herrschte sonniges und trockenes Herbstwetter bei milden Temperaturen und Windstille vor. Futter: Auf der Weideparzelle dominierten Kräuter (50%) und Leguminosen (40%), wodurch der Grasbestand (10%) nur einen bescheidenen Anteil an der botanischen Zusammensetzung einnahm. Die Parzelle wird lediglich zwei Schnittnutzungen unterzogen und steht ansonsten zur Beweidung zur Verfügung. Gedüngt wird sie durch das Beweiden der Tiere und zwei zusätzliche Düngergaben nach den Schnittnutzungen mit verdünnter Rindergülle à je 25 m3. Tier: Die Herde, wie auch das geblähte Tier, welches sich in der Galtphase befand gehören der Rasse Braun-Swiss an und vermögen eine Milchleistung von durchschnittlich 7000 kg Milch zu erbringen. Das Tier war gierig, da kurz vor dem Tympanieausbruch ein Weidewechsel statt gefunden hat. Obwohl keine Kühe aus der Verwandtschaft der betroffenen Kuh bekannt sind, die eine übermässige Blähungsanfälligkeit aufweisen, wiesen die Bestandestierärzte darauf hin, dass eine erhöhte Tympanieanfälligkeit genetisch veranlagt sein kann. Betrieb 6 Ereignisbeschreibung: Am 02.09.2003 am Mittag um 13.00 Uhr wurde vom Nachbar bemerkt, dass es auf der Wei-de drei Kühe gebläht hatte, wovon zwei bereits tot waren. Jener Kuh die auf der Weide noch lebte wurde ein Blähmittel verabreicht (silikonhaltiges Produkt) und zusammen mit den ande-ren Kühen in den Stall genommen, wo schliesslich auch die dritte Kuh verendete. Wetter und Witterung: Es herrschte sonniges aber von der Bise geprägtes und deshalb eher kühles Herbstwetter. In der Woche vor der Blähung war es warm (25°C) und feucht, was das Graswachstum stark beschleunigte. Futter: Das Weidegras welches von einer 440er Mischung stammt und im 8. Nutzungsjahr stand war zum Zeitpunk der Weidenutzung in einem frühen Stadium und erst drei Wochen alt. Es befand sich in trockenem Zustand und setzte sich hauptsächlich aus Gras (50%) und Klee (40%) sowie einen geringen Anteil Kräuter (10%) zusammen. Die Pazelle wird sowohl als Weide, wie auch zur Schnittnutzung verwendet, nach welcher jeweils eine Mischgüllegabe (Rinder und Schweine) von 20m3 ausgebracht wird. Die Kühe waren zur betreffenden Zeit während dem Tag und der Nach auf der Weide. Sie bekamen ausser dem Weidegras keine zusätzlichen Futtermittel vorgesetzt und hielten sich nur während den Melkzeiten im Stall auf. Tier: Die verendeten Tiere gehörten der Braunviehpopulation an und erbrachten eine durch-schnittliche Leistung von 6400 kg Milch. Je eine Kuh befand sich in der ersten, in der zweiten und in der dritten Laktation, wobei die Erst- und Drittmelkkuh ein deutlich höheres Fressver-

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mögen und dementsprechend eine höhere Milchleistung zu erbringen vermochten. In der Verwandtschaft der betroffenen Kühe ist kein Blähungsfall bekannt. Betrieb 7 Ereignisbeschreibung: Am 17. und 18.Oktober 2003 blähte es jeweils etwa eine Stunde nach dem Nachzäunen mehrere Tiere. Gesamthaft waren zwölf Weidetiere vom Tympanieausbruch betroffen. Das Problem wurde vom Betriebsleiter erkannt, welcher sofort begann Tran einzuschütten und somit die Herde vor einem oder mehreren Todesfällen zu schützen vermochte. Wetter und Witterung: Es herrschte trockenes und sonniges Wetter, bei starker Bise war es aber doch ziemlich frisch (9°C). Eine Woche vor der Blähung präsentierte sich das Wetter regnerisch und bei wenig Wind frisch. Futter: Die Kühe wurden zur Beweidung in eine Parzelle gelassen, die Mitte Juli mit Stoppelrüben angesät worden war. Die Tiere fanden also Stoppelrübenlaub vor, welches trotz der trocke-nen Witterung einen hohen Wassergehalt aufwies. Die Vorkultur bildete Winterweizen, wel-che am 18. Februar mit 35 m3 verdünnter Rindergülle und im April gesamthaft mit 275 kg Ammonsalpeter versorgt wurde. Am Morgen vor dem Weideaustrieb wurde den Kühen circa ein Kilo Heutrockensubstanz vorgesetzt, worauf sie in das Stoppelrübenfeld gelassen wur-den. Kurz nach Mittag wurde dann 1,5 m auf eine Länge von rund 200 m nachgezäunt. Am Abend nach dem Weidegang wurde pro Tier 1 kg TS Ganzpflanzenmaissilage verabreicht. Tier: Die betroffenen Tiere gehören der Red-Holstein Rasse an und geben im Durchschnitt 7500 kg Milch pro Laktation. Ein geblähtes Tier vermag sogar eine Milchleistung von 10'000 kg Milch zu erbringen. Obwohl alle Tiere gierige Fresser sind konnte man auf dem Betrieb 5 seit langem keinen Blähfall mehr registrieren. Betrieb 8 Ereignisbeschreibung: An einem Juniabend 1999 blähte es auf diesem Betrieb drei Kühe, wovon eine starb. Die Betriebsleiterfamilie bemerkte das Problem völlig überraschend, als sich die Tiere auf der Weide befanden. Es wurde versucht mit Hilfe einer Sonde und mit dem Einschütten von Mit-teln die Krankheit zu bekämpfen, was zumindest bei zwei Tieren erfolgreich gemacht wurde. Wetter: Zum Zeitpunkt der Blähung konnte man sonniges und wüchsiges Wetter mit Temperaturen von 20° verzeichnen. In der Woche vor dem Blähungsausbruch, präsentierte sich vorerst die Sonne mit hohen Temperaturen. Dann folgte auf die trockene Phase eine Regenperiode, die das Wachstum stark förderte. Futter: Die Tiere befanden sich auf einer Naturwiese, wo die Standardmischungen 440 und 480 angesät worden waren. Der Bestand konnte als ausgeglichen bis Gräserreich eingestuft werden und befand sich im dritten Hauptnutzungsjahr. Das auf der Kurzrasenweide vorzufin-dende Futter war sehr kurz, trocken und jung. Der Bestand wurde intensiv durch die Weide-tiere genutzt und dementsprechend mit Nährstoffen versorgt. Zusätzlich wurden regelmässig Ammonsalpetergaben verabreicht, was ein sehr schnelles Graswachstum nach sich zog. Am Tag des Blähungsgeschehens befanden sich die Kühe ununterbrochen auf der Weide und bekamen keine anderen Futtermittel vorgesetzt.

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Tier: Die betroffenen Kühe der Red Holstein Rasse weisen ein Milchleistungspotential von 7000 kg Milch pro Standardlaktation auf und befanden sich in verschiedenen Laktationsstadien. Eine besonders stark betroffene, spätlaktierende Kuh vermochte eine Milchleistung von 8000 kg zu erbringen. Einen erblichen Einfluss durch bekannte Fälle bei verwandten Tieren konnte nicht ausgemacht werden. Betrieb 9 Ereignisbeschreibung: Vom 16. bis 18. September blähte es im Herbst 2003 vier Tiere, wovon eine vom Betriebslei-ter gestochen wurde. Der dramatische Vorfall bei welchem ein Tier mit dem Trokar gesto-chen wurde ereignete sich am Morgen um 7.15 Uhr noch vor dem Weideaustrieb. Wetter: Es herrschte sonniges, mildes Wetter bei mittelstarken Windverhältnissen vor. Die Vorwoche präsentierte sich laut dem Betriebsleiter in etwa gleich. Futter: Das vorgelegte Futter wurde am Vorabend eingegrast und stammte aus einer 330er Stan-dardmischung welche einen hohen Kleeanteil (50%) aufwies. Das ausschliesslich durch Schnittnutzung geerntete Futter befand sich in einem trockenen und sauberen Zustand und wurde dementsprechend gern gefressen. Der Bestand wurde nach jedem Schnitt mit 30m3 verdünnter Gülle gedüngt. Es wurde in der Zeit als das Blähungsproblem auftrat immer am Morgen eingegrast. Dann wurden die Kühe bis am Abend auf die Weide gelassen und an-schliessend im Stall wieder mit frischem Gras fertig gefüttert. Tier: Das am stärksten betroffene Tier gehört durch Red Holstein Rasse und produziert pro Stan-dartlaktation durchschnittlich 7500 kg Milch. Wie alle anderen Tiere der Herde, wies sie ein sehr hastiges Fressverhalten auf und verzerrte das vorgelegte Futter sehr gerne. Dem Be-triebsleiter sind keine verwandtschaftlichen Beziehungen bezüglich der Blähungsanfälligkeit bekannt. Betrieb 10 Ereignisbeschreibung Am 17. September am Abend und am 18. September am Morgen ereigneten sich im Herbst 2003 zwei Fälle von akuter Pansenblähung. Der Betriebsleiter entdeckte die betroffenen Tiere im Stall, worauf er sofort Antiblähmittel einschütten zu versuchte und mit dem Schlund-rohr die Gasentweichung ermöglichen wollte. Diese Massnahmen halfen aber nichts, was den Betriebsleiter veranlasst zu sagen, dass er bei erneutem Auftreten von Tympanie sofort einen Pansenschnitt durchführen würde. Wetter: Es war sonniges Wetter bei Temperaturen um die 15°C und ohne Windvorkommnisse. Auch die Woche zuvor präsentierte sich wettermässig im selben Rahmen. Futter: Das Futter, eine 106er UFA-Mischung, wurde den Kühen im Stall vorgelegt und wies eine sehr einseitig botanische Zusammensetzung auf, bestehend aus fast ausschliesslich Legu-minosen (Alexandriner- und Perserklee). Der Anfangs August gesäte Bestand, welcher das erste Mal geschnitten wurde, wurde am Abend zuvor bei trockener Witterung eingegrast. Der Bestand wurde nicht gedüngt. Die Ration setzte sich wie folgt zusammen: Am Abend vom 17.09.2003 bestand die Ration aus eingegrastem Gras aus je zur Hälfte einer 320er und 106er Mischung. Dazu wurde den Kühen 1 kgTS Heu und 1,5 kg Ganzpflanzenmaiswürfel

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verabreicht. Am nächsten Morgen erhielten die Kühe zuerst je 1,5 kg Heu und Mais und dann bevor sie auf die Weide gelassen wurden 6 kg TS Eingegrastes Gras. Auf der Weide mit der Kunstwiesenmischung 440 im vierten Nutzungsjahr blieben die Kühe bis zum abend-lichen Melken. Tier: Das eingegangene Tier der Fleckviehrasse vermochte in der 6. Laktation eine Milchleistung von 8'500 kg Milch zu erbringen. Die Kuh befand sich in der Produktionsphase und wies ein schnelles Fressverhalten auf. Es sind keine Fälle bei verwandten Tieren bekannt, bei wel-chen eine erhöhte Blähanfälligkeit zu verzeichnen wäre. Lebensqualität Betrieb 1 bis 10: Obwohl es nicht alle Landwirte als gleich schlimm empfunden haben, was zum einen auf das Ausmass der Krankheit und zum andern auf die persönliche Haltung zurückzuführen ist, er-wähnten alle, dass sich ihre Lebensqualität in der Phase während der Tympanie erheblich verschlechtert habe. Je nach schwere des Falls, waren die Betriebsleiter und deren Familien unterschiedlich vom Vorfall betroffen. Während einige sagten, das es eine kurze Phase mit Stress sei, in welcher man nichts anderes machen könne als gegen die Krankheit vorzuge-hen, fühlten sich andere machtlos und rechneten mit dem worst-case Szenario, bei welchem sogar die Betriebsaufgabe nicht ausgeschlossen wurde. Angst und Unwissen (Hilflosigkeit) ist eines der am häufigsten genannten Gefühlsausdrücke. Dies ist vor allem deshalb so, weil die Betriebsleiter alles für sie erdenkliche machen und trotzdem keinen Erfolg sichtbar ist. Die betroffenen Betriebsleiter haben ihr Kontrollverhalten völlig geändert. Es wurde während der Zeit der akuten Blähung viel häufiger und Präziser beobachtet. Mit dem in der Schweiz verfügbaren Angebot an Mitteln gegen Blähungen sind die meisten Betriebsleiter zufrieden. Doch wünschen sich einige Landwirte zur Blähungsprophylaxe ein-fache und billige Mittel, die gut auf den ganzen Bestand angewendet werden können. Denn für einige ist die Zufütterung von Heu nicht erwünscht, da sich ein möglichst hoher Weidean-teil und eine Heuzufütterung nicht miteinander Vereinbaren lassen. Hier wären beispielswei-se Mittel gefragt die mit dem Mineralstoff oder über das Tränkewasser verabreicht und von den Kühen gerne aufgenommen würden.

Diskussion der Hypothesen Im Nachfolgendem Teil des Ergebniskapitels werden die Resultate der Betriebsergebnisse zusammengefasst und anhand den folgenden fünf aufgestellten Hypothesen diskutiert (Hypothesen 1 bis 4: Thomet 2003):

1. Blähungen haben sich dann ereignet, wenn zuvor eine kühle Nacht gewesen war und auf Gras noch Tau lag. Dazu wehte ein kalter Wind.

2. In der Futterration hatte es einen hohen Anteil Leguminosen. Das Futter ist schnell gewachsen und wurde sehr gut gedüngt.

3. Die anfälligen Tiere lassen sich als gierig fressende Tiere mit guter durchschnittlichen Milchleistungen typisieren. Schon bei zu diesem Tier verwandten Tieren hat es schon Fälle von Blähungen gegeben.

4. Die unsichere Situation in diesem Herbst belastet den Betriebsleiter schwer. Obwohl er sehr häufig seine Tiere kontrollieren geht, ist er unruhig.

5. Tympanien ereignen sich auf Weidebetrieben bei welchen den Tieren vor dem Wei-deaustrieb zu wenig Rohfaserreiche Futtermittel (Heu, Stroh) verabreicht wurden.

Die Hypothesen wurden anhand gemachten Erfahrungen und oft genannten Vermutungen der Landwirte und der Tierärzteschaft abgefasst. Nach der Diskussion der aufgestellten Hypothesen, werden diejenigen der Landwirte aufgegriffen, dargelegt und ebenfalls bespro-chen. Die Ergebnisse werden zusätzlich graphisch abgebildet, um die Einzeldiskussionen gut nachvollziehen zu können.

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Grafik 1: Hypothese 1a

heis

s >2

0°C

8

mild

10

-20°

C

3, 5, 9, 10

kühl

<1

0°C

Hypothese 1a

1, 2

4

6, 7

nass feucht trocken

Tem

pera

tur

Futterzustand Der Grafik kann entnommen werden, dass nur gerade in zwei Fällen die These, welche aus-sagt, dass vor allem bei kaltnasser Witterung eine hohe Gefahr für einen Tympanieausbruch besteht, stimmt. In der Mehrzahl der Fälle herrschten milde Temperaturen zwischen 10°C und 20°C vor. In der Praxis wird oft angenommen, dass nasses oder feuchtes Gras eine Hauptgefahr für das Blähen von Wiederkäuern darstellt, was mit der vorliegenden Untersu-chung nicht zum Ausdruck und demzufolge nicht bestätigt werden kann. Sieben der zehn untersuchten Betriebe verfütterten den Kühen Futter in trockenem Zustand, wurden aber dennoch von der akuten Pansenblähung erfasst. Es kann anhand der gemachten Untersu-chung gesagt werden, das Blähungsfälle in allen Temperaturbereichen und sowohl bei tro-ckenem wie auch feuchtem oder nassem Futter, aufgetreten sind und somit von diesen zwei Indikatoren kaum abhängig gemacht werden kann. Die hier erzielten Resultate stimmen also nicht mit jenen von anderen Forschungsergebnissen (Majak et al. 1994) überein, welche zum Ausdruck bringen konnten, dass das Blähungsrisiko beträchtlich reduziert war, wenn das Futter nicht mehr taunass war. Hier ist allerdings anzufügen, dass viele Betriebsleiter sich nicht mehr exakt an die Wetterdaten erinnern konnten oder gar keine Angaben gemacht haben. Die fehlenden Daten mussten anhand den Wetterdaten von Wetterstationen in der nähe des Betriebes nachgefragt werden. Diese vermochten aber nicht die wahrheitsgetreuen Daten zu widerspiegeln, da die Wetterstationen nur sporadisch überprüft werden oder in un-genügender Nähe des Betriebes lagen, wodurch das Mikroklima nicht erfasst werden konnte. Dieser Umstand gilt es zu berücksichtigen, jedoch nicht über zu bewerten, da das Resultat klar aufzeigt, dass es auch bei milden Temperaturen und abgetrocknetem Futter zu Blä-hungsfällen gekommen ist.

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Grafik 2: Hypothese 1b

star

k

Hypothese 1b

7

mitt

el

4

6, 9

kein

1, 2

3, 5, 8, 10

nass feucht trocken

Win

d

Futterzustand Die Hypothese 1b besagt, dass bei zunehmender Windstärke gekoppelt mit einem feuchten oder nassen Futterzustand die Häufigkeit von Blähungen zunimmt. Anhand der ausgewerte-ten Daten kann jedoch keinerlei Beziehung zwischen starken Windvorkommnissen und ei-ner erhöhten Tympanieanfälligkeit ausgemacht werden. Zudem präsentiert sich beim Futter-zustand dasselbe Bild, wie bei der Hypothese 1a, wo bereits festgestellt werden konnte, dass von zehn betroffenen Betrieben nur gerade auf deren drei feuchtes oder nasses Futter verfüttert wurde. Es kann also gesagt werden, dass zwischen einer erhöhten Gefahr für Blä-hungen und nassem Futter sowie starkem Wind keine positive Korrelation vorliegt. Im Ge-genteil könnte man anhand dieser zehn Betriebe gewagt sein, eine Gegenhypothese aufzu-stellen und vermuten, dass bei einer trockenen Futtergrundlage und Windstille ein erhöhtes Risiko einer Tympanieerkrankung bestünde. Hierfür müssten jedoch weitere Erforschungen angestellt werden, da der Umfang der vorliegenden Untersuchungen viel zu klein ist und es nicht zulässt definitive Schlüsse zu ziehen, sondern vielmehr Anhaltspunkte geben will in welche Richtung sich das Krankheitsrisikoschema bewegt, um daraus weitere Untersuchun-gen gezielt anstellen zu können. Grafik 3: Hypothese 2a

alt

St. 4

, 5

mitt

el

St. 3

3, 2, 4

1, 5, 9, 10

jung

St

. 1, 2

2

Hypothese 2a 6, 8

wenig <10% mittel 10-25% viel >25%

Pfla

nzen

alte

r

Leguminosenanteil

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Bei der Hypothese 2a und 2b wurden nur neun Betriebe beurteilt, da auf dem Betrieb 7 den betroffenen Tieren Stoppelrübenkraut angeboten wurde. Der Anteil an Leguminosen lag praktisch bei Null, da es sich um eine Reinkultur handelte und auch das alter der Pflanzen ist schwierig mit demjenigen eines Wiesenbestandes zu vergleichen, da die Stoppelrüben erst auflaufen und die Jugendentwicklung durchlaufen mussten, bis sie nur schon das Stadium der zu vergleichenden Wiesebestände aufwies. Wieso es bei der Verfütterung von Stoppel-rübenkraut zu Blähungen kam lässt sich lediglich spekulieren, da keine fundierten Untersu-chungen vorliegen. Verschiedenen Literaturnachweisen (Meylan et al 2003) kann man ent-nehmen, das schnell gewachsene Futtermittel mit viel leicht verdaulichen Kohlenhydraten und Proteinen, zu welchen auch die Stoppelrübe gezählt werden kann, besonders gefährlich für das Blähaufkommen sind. Bei den neun für diese Hypothese ausgewerteten Betrieben, kann festgestellt werden, dass in allen Fällen das Pflanzenalter Stadium 3 nicht überschritten wurde und mindestens einen Leguminosenanteil von 10% vorherrschte. Es kann also gesagt werden, dass sich die Resul-tate der vorliegenden Untersuchung recht gut mit den hypothetischen Aussagen vereinbaren lassen und mit zahlreichen Forschungsergebnissen aus dem Inn- und Ausland (Majak et al. 1994), welche belegen, dass junge gut verdauliche und proteinreiche Pflanzen ein beson-ders grosses Blährisiko in sich bergen, zur Übereinstimmung kommt. Grafik 4: Hypothese 2b

rasc

h

1, 10

Hypothese 2b 2, 3, 6, 8

mitt

el

4, 5

9

lang

sam

extensiv mittelintensiv intensiv

Pfla

nzen

wac

hstu

m

Düngungsintensität Aus der Grafik 4 kann abgeleitet werden, dass nur mittel- bis intensiv gedüngte und demzu-folge mittel- bis rasch gewachsene Pflanzenbestände zu einem erhöhten Risiko der akuten Pansenblähung geführt haben. Diese Erkenntnis deckt sich sehr gut mit jenen aus anderen Forschungsergebnissen, bei welchen ebenfalls eine positive Korrelation zwischen der Gras-wachstumsgeschwindigkeit und der Blähungsanfälligkeit aufzeigt werden konnte (Majak et al. 1994). Und da eine erhöhte Düngung das Pflanzenwachstum beschleunigt, besteht auch zwischen dem Indikator Düngungsintensität und einem Tympanierisiko eine positive Regres-sion. Es kann gesagt werden, dass je jünger und folglich leichtverdaulicher das Futter ist, desto riskanter es bezüglich Blähungen ist. Junges Futter enthält viele Chloroplasten, welche wiederum viel Chlorophyll enthalten, was im Pansen zu einem erhöhten Gehalt an Chlo-roplast-Membranfragmenten mit anliegen Mikroorganismen führt. Diese unterdrücken das Zusammenfliessen der kleinen Gasblasen zu Grösseren und verunmöglichen so das Entwei-chen des Gases, was schliesslich zur Pansenblähung führt.

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Grafik 5: Hypothese 3a

hoch

>8

000

7, 10

mitt

el

6000

-800

0

6

Hypothese 3a 1, 2, 3, 5, 6, 7,8, 9

gerin

g <6

000

4

2

langsam mittel schnell

Milc

hlei

stun

g (k

g M

ilch)

Fressverhalten Anhand der zehn untersuchten Fällen kann ausgesagt werden, dass vor allem Kühe mit ei-nem schnellen und gierigen Fressverhalten Blähungssymptome aufwiesen. Nur gerade auf zwei Betrieben waren auch Tiere mit einem mittelschnellen Fressverhalten betroffen. Dies lässt sich dadurch erklären, dass in kurzer Zeit viel Pflanzenmaterial in den Pansen gelangt, womit die Mikroorganismen gefördert werden. Diese produzieren einerseits sehr viel Gas, welches das System verlassen muss und anderseits legen sie eine grosse Menge an Chlo-roplast-Membranfragmenten frei, durch welche die Bildung von grossen Gasblasen vermin-dert und somit der Gasausstoss vermindert wird. Das Tier ist nicht mehr befähigt das ange-sammelte Gas entweichen zu lassen, was zu den typischen Blähungssymptomen führt. E-benfalls bestätigt wurde die Annahme, dass Kühe mit einer hohen Milchproduktion stärker betroffen sind, als jene mit einem tiefen Milchleistungsniveau. Der Zusammenhang besteht darin, dass Kühe mit einem hohen Milchleistungspotential auch mehr Futter aufnehmen müssen um ihre Leistung erbringen zu können. Wird jedoch eine grössere Menge Futter auf-genommen und handelt es sich hierbei um besonders gefährliche Futtermittel (jung, leicht-verdaulich, proteinreich) so steigt auch, durch die erhöhte Mikrobenaktivität im Pansen, die Gasproduktion und somit das Risiko einer akuten Pansenblähung. Grafik 6: Hypothese 3b

Ja nein Verwandte Tiere mit Blähung? 0 10

Die Hypothese 3, welche besagt, dass vor allem Tiere an Tympanie erkranken, die in der Verwandtschaft anfällige Tiere haben, konnte nicht bestätigt werden. Auf keinem der unter-suchten Betriebe waren konnte eine betroffene Kuh verzeichnet werden, in deren Verwandt-schaft bekannte Tympaniefälle bekannt waren.

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Grafik 7: Hypothese 4

extr

em

hoch

1

erhö

ht

Hypothese 4 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10

glei

ch

gleich öfter sehr oft

psyc

hisc

he B

elas

tung

Kontrollhäufigkeit Mit der Untersuchung kommt klar zum Ausdruck, dass die Erkrankung der Tierbestands oder einzelner Tiere an einer akuten Pansenblähung, eine sehr hohe psychische Belastung nach sich zieht, die Kontrollhäufigkeit drastisch gesteigert wird und sich die Hypothese 4 bestätigt. Alle Betriebsleiter und deren Familien waren psychisch angespannt, da für viele die Krank-heit nicht nur ein hoher wirtschaftlicher Schaden, sondern auch der Verlust von liebumsorg-ten Tieren bedeutete. Beim Erfassen des Kontrollverhaltens wurde mit der vorliegenden Un-tersuchung vor allem die Quantität, nicht aber die Qualität erfasst, wobei davon auszugehen ist, dass auch die Kontrollgenauigkeit zugenommen hat. Ein Betriebsleiter litt so stark am Verlust seiner Tiere, dass er sich Hilfe bei Verwandten und Bekannten hohlen musste. Grafik 8: Hypothese 5

viel

>=

4 k

g

3

mitt

el

< 4

kg

4, 10

1, 7

kein

9

Hypothese 5 2, 5, 6, 8,

kein mittel (Halbtagesweide) Vollweide Roh

fase

r (H

eu, S

troh

) kg

TS

Weideanteil Der Grafik kann entnommen werden, dass vor allem Kühe betroffen waren, die vor dem Weideaustrieb oder dem Vorsetzen des Frischgases nur geringe Mengen an rohfaserreichen Futtermitteln verfüttert wurden. Auch sind mehr Betriebe betroffen, die Vollweide betreiben. Bei der Interpretation ist jedoch höchste Vorsicht geboten. Zum einen ist der Umfang viel zu tief, um definitive Schlüsse ziehen zu können und zum andern können auch Betriebe betrof-fen sein, welche weder rohfaserreiche Futtermittel verfüttern noch die Tiere auf die Weide lassen. Eine Ursache, warum viele der erkrankten Tiere auf der Weide gehalten wurden,

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könnte darin liegen, dass die Kühe mit einem relativ hohen Milchleistungspotential ihren Be-darf auf der Weide besser zu decken vermochten, da sie unbeschränkten Zugang zum Futter hatten. So waren sie befähigt grössere Mengen Futter aufzunehmen (gierige Fresser), was die Pansenaktivität und die Gasproduktion förderte. Zudem wird auf Vollweidebetrieben meist das Kurzrasenweidesystem mit einem sehr jungen Pflanzenbestand betrieben. Die Tiere nehmen junges, gut verdauliches und proteinreiches Futter auf, was wie bereits be-schrieben die Gasproduktion und das Zusammenfliessen der kleinen Gasbläschen beein-trächtigt und dadurch die Gefahr einer akuten Pansenblähung erhöht. Das erhöhte Risiko einer Tympanieerkrankung ist also vor allem auf den Pflanzenbestand und das Fressvolu-men zurückzuführen, als auf die Dauer der Weide. Dies konnte auch in anderen Untersu-chungen, bei welchen der Chloroplastengehalt bei einer 24-Stunden-Weide viel niedriger ausgefallen ist, als bei einer 6-Stunden-Weide, belegt werden (Majak et al. 1994). Durch die bessere Verteilung des Futteranfalls im Pansen, steigt auch der Chloroplastengehalt nicht stark an, sondern vermag konstant abgebaut zu werden. Das Ergebnis der vorliegenden Nachforschungen, welches darauf hindeutet, dass vor allem Vollweidebetriebe betroffen sind, darf nicht überbewertet werden, da der Umfang mit zehn Betrieben sehr bescheiden ausgefallen ist und der Pflanzenbestand einen grossen Einfluss hat.

Hypothesen der Landwirte Der Hauptgrund für das stake Auftreten der Tympanie im Herbst 2003 sahen die Landwirte im enormen Graswachstum, das nach der Sommertrockenheit im Herbst durch die Regenfäl-le stattgefunden hat. Das Gras nahm innert kurzer Zeit an Masse zu und war sehr Nährstoff-reich, da es zu Beginn gehemmt durch die Trockenheit nur sehr langsam wachsen zu ver-mochte. Mit dem einsetzen des Regens nahm das nährstoffreiche Futter an Volumen zu, so dass es genutzt werden konnte. Viele Bauern sind überzeugt, dass leguminosenreiches Fut-ter besonders gefährlich ist, da die Proteine das Blähvermögen steigern. Andere wiederum behaupten, dass es gar nicht so sehr auf den Mischungstyp und die botanische Zusammen-setzung des Bestandes, sondern viel mehr auf den Wachstumsverlauf ankommt. So stellte ein Bauer fest, dass es bei einem im bekannten Berufskollege Tiere in einem gräserreichen Bestand ohne viele Leguminosen gebläht hat. Bezüglich des Wetters scheiden sich die Geis-ter der Landwirt. Die einen sagen, dass Trockenheit und Bise, die andern feuchte Witterung oder Tau nicht gut seien. Anhand meiner Untersuchung konnten diesbezüglich auch keine exakten Angaben gemacht werden. Es deutet Vieles darauf hin, dass nicht die Witterung zum Zeitpunkt der Blähung eine entscheidende Rolle spielt, sondern vielmehr das Wetter, welches für das Wachstum des Pflanzenbestandes verantwortlich war. Der Gehalt an Nähr-stoffen und deren Verdaulichkeit scheint also die grössere Bedeutung zu erlangen, als die spezifischen Witterungseinflüsse. Weiter wurde erwähnt, dass die Rohfaserfütterung viel bringen kann, was auch durch die vorliegende Untersuchung bestätigt werden kann. Den Kühen wird zuerst etwas rohfaserreiches und schwerverdaulicheres Futter vorgelegt, wo-durch bereits der grösste Hunger gestillt wird und sie weniger hastig vom nährstoffreichen Futter verzehren. Zudem wird die Ration bezüglich der Nährstoffkonzentration im Pansen verdünnt, die Mikroorganismenpopulation entwickelt sich in einem kontrollierbaren Ausmass und die Gasproduktion sowie die Freilegung von Chloroplasten werden reduziert. Die An-nahme eines Landwirten, dass es vor allem am Abend bei heissem Wetter zu Blähungen kommt, konnte mit dieser Arbeit ebenso wenig bestätigt werden, wie jene von jenem der glaubt, dass es nur zu Blähungen kommen kann wenn kühle und bedeckte Witterungsver-hältnisse vorherrschen. Von fast allen Betriebsleitern wurde jedoch erwähnt, dass die betrof-fenen Kühe gierige Fresser sind oder waren und dementsprechend grosse Futtermengen in kurzer Zeit zu sich nahmen.

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Gesamtdiskussion und Folgerungen Mit der Arbeit kam einmal mehr zum Ausdruck, wie komplex und kompliziert sowohl die Ein-flussfaktoren und deren gegenseitigen Wechselwirkungen, wie auch der Krankheitsablauf der akuten Pansenblähung (Tympanie) selber sind. Um sich mit der Materie befassen und diese auch verstehen zu können ist es von Nöten, dass man sich zuerst gründlich über die Krankheit ins Bild setzt und sich erst anschliessend vertieft auf bestimmte Fragenstellungen einlässt. Es gilt zu verstehen, dass im Pansen der Wiederkäuer durch die Mikroorganismen eine natürliche Gasproduktion stattfinden, die sich bei gesunden Tieren im Gleichgewicht befindet. Doch wie kann die produzierte Gasmenge so ein hohes Mass erreichen, dass Tiere dabei elend verenden? Anhand verschiedener Studien und Untersuchungen konnte aufge-zeigt werden, dass die botanische Zusammensetzung und die Inhaltsstoffe der Pflanze dabei eine wichtige Rolle spielen. Sind Pflanzen in ihrem Wachstum gehemmt, wie das durch die Sommerhitze 2003 der Fall war, wird in den Pflanzen mehr Chlorophyll gebildet, um den E-nergiebedarf zu decken. Gleichzeitig nehmen die Lignineinlagerungen bei höheren Tempe-raturen ab, da sie keiner Kältestressreaktion unterliegen (MacAdam et al. 1996). Bei den während des Sommers 2003 gewachsenen Pflanzen setzte im Herbst, verursacht durch die wüchsige Witterung, einen Wachstumsschub ein. Die Pflanzen wiesen einen sehr hohen Chlorophyllgehalt und tiefe Ligningehalte auf. Anhand verschiedener Studien wurde die Be-ziehung zwischen dem Gehalt an Rohfaser, Chlorophyll und dem Auftreten von Blähungen beim Wiedekäuer untersucht. Es konnte aufgezeigt werden, dass bei einem hohen Gehalt an leicht verdaulichem Chlorophyll im Pansen der Wiederkäuer auch die Chloroplasten-Membranfragmente mit anliegenden Mikroorganismen zunehmen (MacAdam et al. 1996). Dieser Komplex verhindert das Zusammenfliesen der gebildeten kleinen Gasblässchen zu grösseren Gasblasen, welche durch den Ruktus entweichen könnten. Es kommt somit zu einer Ansammlung von kleinen Gasblasen, die das System nicht verlassen können und schliesslich die Blähungssymptome verursachen. Entscheidend ist also, wie gross die Men-ge und vor allem der Gehalt an Chloroplasten-Membranfragmenten mit anliegenden Mikro-organismen sind und wie diese Beeinflusst werden können. Wenn grosse Mengen an prote-inreichem und somit stickstoffhaltigem Futter (Alfalfa/Luzerne, Weissklee, Rotklee, Grünwei-zen) vorliegen, nehmen der Chlorophyllgehalt und die Tympanieanfälligkeit zu (Majak et al. 1984). Der im Herbstfutter 2003 tiefe Ligningehalt und die damit verbundene reduzierte Struktur führte zu einer hohen Verdaulichkeit, wodurch die Nährstoffe im Pansen schnell abgebaut wurden und in kurzer Zeit viel Gas produziert wurde. Dies begründet auch, wieso bei Unter-suchungen blähungsfreie Farmen einen relativ hohen Grasanteil mit einem hohen Rohfaser-gehalt aufwiesen (Carruthers and Henderson 1994). Diese Erkenntnisse konnten auch mit der vorliegenden Untersuchung, bei welcher hauptsächlich Betriebe mit wenig rohfaserrei-cher Futtermittelzufütterung betroffen waren, zum Ausdruck gebracht werden. Es können alle Fütterungssysteme betroffen sein, da es viel mehr auf den Pflanzenbestand, dessen Alter, Wachstumsverlauf, Zusammensetzung und die Pflanzeninhaltsstoffe ankommt, als auf die Art der Futterbereitstellung, wobei der Fütterungszeit genügend Beachtung geschenkt wer-den muss, da bei konstanter Futteraufnahme der Chlorophyllgehalt im Pansen in einem ord-nungsgemässen Gleichgewicht gehalten werden kann. Die Einflüsse des Wetters und der Witterung sind schwierig zu erfassen, da unter den Land-wirten und Forschern verschiedene Ansichten bestehen. Die Resultate der im Rahmen die-ser Arbeit angestellten Untersuchung vermochten keine Beziehung zwischen den Witte-rungsverhältnissen (Wind, Temperatur, Nässe) und dem Risiko einer akuten Pansenblähung aufzudecken, da die gemachten Aussagen der Landwirte und Tierärzte häufig kontrovers ausfielen. In anderen, grösser angelegten Studien konnte jedoch eindeutige Witterungsein-flüsse aufgezeigt werden. So konnte zum Ausdruck gebracht werden, dass das Blähungsri-siko beträchtlich reduziert werden konnte, wenn das Futter von Tau getrocknet war und die Temperaturbereiche bei Blähungen um 1°C weniger weit ausfielen (W. Majak et al. 1994). Übereinstimmend präsentierten sich jedoch die Ergebnisse dieser Untersuchung mit jenen aus internationalen angelegten Studien in den Bereichen des Leguminosenanteils, der Dün-

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gungsintensität, des Pflanzenalters sowie des Pflanzenwachstums. Je jünger das verfütterte Pflanzenmaterial ist und je schneller es gewachsen ist (erhöhte Düngungsintensität), desto leichtverdaulicher ist es und um so mehr gasbildende Fraktionen fallen an, die zur Blähung führen. Mit zunehmender Stickstoffdüngung oder einem erhöhten Leguminosenanteil nimmt zudem der Proteingehalt (N-Verbindungen) zu, was denselben Effekt verursacht. Mit den angestellten Nachforschungen kam zum Ausdruck, dass vor allem Tiere mit einem gierigen Fressverhalten und einem mittleren bis hohen Milchleistungspotential ein erhöhtes Blähungs-risiko tragen. Auf den untersuchten Betrieben kam die Betroffenheit der Landwirte und deren Familie klar zum Ausdruck. Die psychische Belastung nahm vor allem durch das Gefühl der Machtlosig-keit enorm zu, was sich in erhöhten Herde- und Futterkontrollen widerspiegelt hat. Obwohl bei der gemachten Befragung keine Verwandtschaften zwischen betroffenen Tieren ausge-macht werden konnten, kann mit gezielten züchterischen Massnahmen, wie der Selektion oder dem Verzicht einer Nachzucht von anfälligen Tieren, züchterisch gegen die Tympanie vorgegangen werden. Ein weiteres Ziel der Arbeit war es die Schaumerzeugung und -unterdrückung in der chemi-schen Industrie aufzuzeigen um Mögliche Parallelen zu jener beim Wiederkäuer aufzude-cken und Anhaltspunkte für weitere Untersuchungen oder zur Entwicklung von Antiblähmittel zu geben. In der Waschmittel- und Kosmetikindustrie werden zur Erzeugung von Schaum grenzflächenaktive Substanzen wie Proteine, Tenside, zu welchen auch die Seifen gehören oder polymere Naturstoffe verwendet. Je nach der chemischen Struktur des oberflä-chenspannungherabsetzenden Stoffes werden grössere oder kleinere Blasen gebildet. Die Grösse kann zudem durch die Zugabe von Ölen, Ölderivaten und anderen Stoffen gesteuert werden (Steidle 2003). Dieses Verhalten könnte bei der Entwicklung von geeigneten Anti-blähmittel von Bedeutung sein. Es handelt sich um einen Gärungsprozess, bei welchem Gasblasen aus einer Flüssigkeit selbst erzeugt werden und der Zusammenfluss durch eine hohe Viskosität der entsprechenden Flüssigkeit gehemmt wird. Es wäre also angezeigt in weiteren Untersuchungen nach Stoffen zu suchen, die die Viskosität herabsetzen und somit das Zusammenfliessen der Gasbläschen ermöglichen. In der chemischen Industrie werden zur Reduktion der Schaumbildung Stoffe verwendet, die den regelmässigen Filmaufbau an den Grenzflächen der Schaumblasen stören (Silikone, Alkohole, Feststoffe). Schlussfolgernd kann gestützt auf den aktuellen Stand der Forschung und der vorliegenden Untersuchung gesagt werden, dass verschiedene Faktoren das Blähungsrisiko mehr oder wenige stark beeinflussen und zueinander in Beziehung stehen. Die wichtigsten Einflussfak-toren sind das Futter, die Witterung und das Tier selber, welche das Pansenmilieu und somit die Gasproduktion und das Verhalten der Gasblasen beeinflussen. Dem vorgesetzten Futter kommt hierbei, wie es der internationalen Literatur entnommen werde kann und auch bei dieser Untersuchung zum Ausdruck kam, eine besonders hohe Bedeutung zu. Es ist vor allem das Alter, der Wachstumsverlauf, die Inhaltsstoffe (unter Anderem bestimmte Proteine, Tannine) und den Rohfasergehalt, welche die Blähungsanfälligkeit beeinflussen. Die Witte-rung ist schwierig zu beurteilen, da Studien und Meinungen unter Experten aus Praxis und Forschung oft stark auseinander klaffen. Mit dieser Semesterarbeit konnten keine allgemein-gültigen Aussagen bezüglich des Wetters im Allgemeinen und der Witterung während der Zeitspanne wo Blähungsfälle auftraten gemacht werden. Züchterisch kann nur in beschränk-tem Masse auf die Blähungsanfälligkeit Einfluss genommen werden, da hauptsächlich Um-welteinflüsse für einen Tympanieausbruch verantwortlich sind. Dennoch ist es möglich durch gezielte Selektion und auf den Verzicht einer Nachzucht von blähungsanfälligen Tiere züch-terische Fortschritte zu erzielen. Mit dieser Arbeit konnte zudem zum Ausdruck gebracht werden, dass Kühe mit einem gierigen Fressverhalten und hohem Milchpotential eine erhöh-te Blähungsanfälligkeit aufweisen, was eine indirekte Zucht auf Sekundärmerkmale zur Re-duktion der Blähungsanfälligkeit zulässt. Bereits heute werden in Antiblähmittel Stoffe ver-wendet, die auch in anderen Bereichen, wo eine Schaumbildung unerwünscht ist eingesetzt werden, doch bestehen noch viele bis anhin unbetrachtete Möglichkeiten und Erkenntnisse aus anderen Gebieten der Schaumeliminierung, die auf die Problematik der Pansenblähung bei den Wiederkäuer zu übertragen oder zumindest zu testen wären.

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Semesterarbeit „Schaumige Pansenblähung“ Raphael Kottmann PP-05

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Grafik- und Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Silikonöl als Beispiel eines Schauminhibitors..................................................12 Grafik 1: Hypothese 1a..........................................................................................................23 Grafik 2: Hypothese 1b..........................................................................................................24 Grafik 3: Hypothese 2a..........................................................................................................24 Grafik 4: Hypothese 2b..........................................................................................................25 Grafik 5: Hypothese 3a..........................................................................................................26 Grafik 6: Hypothese 3b..........................................................................................................26 Grafik 7: Hypothese 4............................................................................................................27 Grafik 8: Hypothese 5............................................................................................................27

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Betrieb 1 Betrieb 2 Betrieb 3 Betrieb 4 Betrieb 5 Betrieb 6 Betrieb 7 Betrieb 8 Betrieb 9 Betrieb 10

Temperatur C° kühl (5°C) kühl (8°C)mild (10°C)

kühl (ca. 6°C)

mild (15°C) kühl (8°C) kühl (9°C)

mild (20°C)

mild (14°C) mild (15°C)

Futterzustand nass nass trocken feucht trocken trocken trocken trocken trocken trocken

Wind kein kein kein leichte Bise kein leichte Bise starke Bise kein leicht kein

Pflanzenalter mittel (25 Tage)

jung (18 Tage) mittel (31 Tage)

mittel (25 Tage) mittel mittel

jung (21 Tage)

jung (KRW)

mittel (30 Tage)

mittel (25 Tage)

Anteil Legumino-sen viel (>25%)

mittel (12%)

mittel (22%)

mittel (10%) viel (40%) viel (40%) viel (25%) viel (50%) viel (>50%)

Wachstum rasch rasch rasch mittel mittel rasch rasch mittel rasch

Düngung mittelintensiv intensiv intensiv mittel mittel intensiv intensiv intensiv mittel

Milchleistung mittel (6000 kg)

mittel (6000 kg)

mittel (7900 kg)

tief (<6000 kg)

mittel (7000 kg)

mittel (6400 kg)

mittel (7'500 kg) hoch (10'000 kg)

mittel (7'500 kg)

mittel (7200)

hoch (8'500)

Fressverhalten hastig hastig hastig mittel hastig hastig, nor-mal hastig hastig hastig hastig

psychische Be-lastung extrem hoch hoch hoch hoch hoch hoch hoch hoch hoch hoch

Kontrollhäufigkeit häufiger häufiger häufiger häufiger häufiger häufiger häufiger häufiger häufiger häufiger

Weideanteil Vollweide Vollweide kein mittel Vollweide Vollweide hoch Vollweide mittel mittel

Heuverfütterung mittel (4 kg) keine viel (>5 kg)

mittel (3 kg) keine keine wenig keine kein wenig

Anhang: Ergebnisse Fallbeispiele

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