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3 Mittwoch, 20. Juni 2007 SEITE DREI SCHIFFSKATASTROPHE ROST AM RUMPF, REPARATURSTAU, PROFITSTREBEN: NEUE UNTERLAGEN BELASTEN REEDER UND EIGNER SCHWER Die „Pamir“ − von vornherein ein Totenschiff? Der Schriftsteller Johannes K. Soyener spürte im Bremer Staatsarchiv Akten auf, die nur einen Schluss zulassen: Die Bark hätte niemals auslaufen dürfen. Josef Nyary Hamburg Am 21. September 1957 um 15.01 Uhr fängt die britische Hauptküstenfunkstelle Portis- head Radio einen Funkspruch auf: „SOS. SOS. Viermastbark ‚Pamir‘ in schwerem Hurrikan. Position 35,57 Nord 40,20 West. Alle Segel verloren. 45 Grad Schlagseite. Gefahr des Sinkens.“ Zwanzig Minuten später reißen vierzehn Meter hohe Wogen den Großsegler in die Tiefe. Die größ- te deutsche Schifffahrtskatastro- phe der Nachkriegszeit erschüt- tert die Republik, mit den Ange- hörigen bangen, hoffen, trauern Millionen Menschen. 80 von 86 Besatzungsmitgliedern, meist junge Seekadetten, ertrinken. Der aktuelle „Spiegel“ wirft jetzt ein ganz neues Licht auf die Ereignisse. Auf neun Seiten wid- met sich das Magazin den Hinter- gründen der Katastrophe − und zitiert dabei aus einem neuen Buch. Danach war die „Pamir", der Stolz der deutschen Handels- flotte, wohl nicht mehr weit von dem entfernt, was Matrosen ein Totenschiff, einen Seelenverkäu- fer nennen. Am Rumpf fraß Rost, das Schiff leckte, für dringend notwendige Reparaturen fehlte das Geld, Profitstreben erhöhte das Risiko, und ein überlasteter Funker bekam Sturmwarnungen nicht richtig mit. „Vieles davon trifft zu“, bestä- tigt einer der letzten drei Über- lebenden, der Kochsmaat Karl- Otto Dummer (75), der allein in einem umgebauten Hühnerstall am Stadtrand von Lütjenburg wohnt. „Dass der Rumpf halb durchgerostet war, habe ich auch schon im zweiten meiner beiden eigenen Bücher dokumentiert. Anderes ist mir dagegen völlig neu. Dass dringend nötige Repa- raturen unterblieben, höre ich jetzt zum ersten Mal.“ Der Autor, der Bremer Schrift- steller Johannes K. Soyener (61), stützt sich auf Akten aus dem Bremer Staatsarchiv. Die 13 Kar- tons stammen von der Stiftung „Pamir und Passat". Auf Grund- lage dieser Dokumente verfasste Soyener, der eigentlich Johannes Klaus Loohs heißt, sei- nen fünften historischen Roman: „Sturmlegende. Die letzte Fahrt der Pa- mir“. Auf die Idee brachte den leidenschaftlichen Segler, der dreimal den Atlantik überquerte, der 327 Seiten dicke Bericht des Lübecker Seeamts, auf den er schon in den 80er-Jah- ren in einer Buchhandlung gesto- ßen war. Das Amt verhandelte über die Katastrophe vom 6. bis 10., am 14. und am 20. Januar 1958. Am 21. Januar verkündet der Vorsitzende, Amtsgerichtsrat Luhmann, den Spruch. Hauptur- sachen für die Katastrophe der „Pamir" waren demnach: L Falsche Segelführung. Die „Pamir" hatte im Hurrikan noch elf bis zwölf Segel gesetzt. Sach- verständige sagten aus, sie hät- ten bei diesem Winddruck ohne Segel oder mit weniger Segeln manövriert. L Nicht ausreichende Stabili- tät durch Beladung der Tieftanks mit Gerste statt mit Ballastwas- ser. Ungesagt blieb: Mehr Fracht bedeutete mehr Einnahmen. L Die verrutschte Gerstenla- dung. Gerste ist so glatt, dass sie sich wie eine Flüssigkeit verhält. Bei solcher Ladung ist Stabilität besonders wichtig. L Wassereinbruch in nicht or- kansicher abgedichtete Aufbau- ten. Fast bis zuletzt glaubte nie- Die „Pamir“: Bis auf ein Besansegel ist alles Tuch gerefft. Als die Bark am 21. September 1957 in den Hurrikan gerät, sind elf bis zwölf Segel gesetzt. FOTO: UP/DPA/BODIG − GRAFIKEN: „DER SPIEGEL“ mand an Bord, dass das Schiff un- tergehen könnte; es wurde geges- sen, geraucht, fotografiert und gefilmt. L Mangelnde praktische Erfah- rung der Schiffsführung. Kapitän Johannes Diebitsch, für den er- krankten Hermann Eggers einge- sprungen, war zwar als Erster Of- fizier auf dem Segelschulschiff „Deutschland" gefahren, aber das lag 25 Jahre zurück. Der Seeamtsspruch stellt fest: „Bei geflutetem Tieftank (ohne Gerstenladung), bei wasserdich- ten Aufbauten (Verschlusszu- stand), bei nicht verrutschter La- dung und einer der Erfahrung entsprechenden Segelführung wäre das Schiff nicht gekentert.“ Denn: „Es sind keine Anhalts- punkte für die Annahme gege- ben, dass der Erhaltungszustand des Schiffskörpers bei dem Un- tergang eine nachhaltige Rolle gespielt hätte.“ An dieser Feststellung weckt Soyeners Roman jetzt ernste Zweifel. Die Recherchen des Schriftstel- lers führen in den März 1957 zu- rück. Damals hätten sich in Ham- burg 23 Herren getroffen, um über die Zukunft zweier legendä- rer Großsegler zu sprechen: der „Pamir“, die schon 1950 ver- schrottet werden sollte, und der fast baugleichen „Passat“. Die Gründung einer Stiftung hatte die Schiffe davor bewahrt, abge- wrackt zu werden. Stattdessen sollten sie als Schulschiffe Cha- rakter und Disziplin junger See- leute härten. In der Runde saßen etwa der Reeder John T. Essberger, Harald Schuldt von der Reederei Zerssen & Co., der dort für die Segelschiffe zuständige Inspektor Fritz Domi- nik, der Stiftungsvorsitzende Dr. Otto Wachs und hohe Beamte aus dem Bundesverkehrsministe- rium. Es ging um finanzielle Probleme: Die Segler fuhren Ver- luste ein, die erhoffte Finanzhilfe der Länder Bremen und Ham- burg dünnte aus − mit fatalen Fol- gen. Vor der fünften Reise drängt Kapitän Eggers, die Laderäume müssten endlich „unter Farbe kommen“, und kritisiert Instand- setzungsarbeiten bei Blohm + Voss: „Zum Verzweifeln ist es mit unserem Hochdeck; was B + V ge- macht haben, lasse ich wieder rausreißen. Ich befürchte bei Re- genwetter, dass ein Offz. an- kommt mit verdorbenen Sachen, gibt es dafür eine Versicherung gegen Effektenschäden?“ Segelschiff-Inspektor Dominik fordert daraufhin: „Die Laderäu- me der Pamir müssen entrostet und konserviert werden.“ Falls das nicht geschehe, „laufen wir Gefahr, dass die Behörden in Ar- gentinien das Schiff ablehnen“. Und: „Das Hochdeck leckt an den verschiedensten Stellen stark. Teilweise gehen die Decksplan- ken bei Regen direkt hoch.“ Grund: Das darunter lie- gende Stahldeck ist „sehr stark korrodiert“, sodass „auch durch das Einziehen neuer Plan- ken und durch Kalfatern das Deck nicht mehr dicht zu bekommen ist.“ Doch für Reparaturen ist kein Geld da. Das Geschäftsjahr ende- te mit über 245 000 Mark Verlust. Nach Bezahlung der dringends- ten Rechnungen in Höhe von mehr als 188 000 Mark bleiben Verbindlichkeiten von über 391 000 Mark, zehn Reedereien steigen aus der Stiftung aus. Kapitän Diebitsch kämpft ge- gen die Kosten an. Als in Buenos Aires die Hafenarbeiter streiken, lässt er das Schüttgut von eigenen Leuten trimmen, um die Liege- kosten von täglich 3000 Mark zu reduzieren − auch nach Karl-Otto Dummer eine Todsünde: „Nur Hafenarbeiter wissen, wie man eine so gefährliche Ladung wie Gerste verteilt. Das können nicht mal Ladeoffiziere, geschweige denn unerfahrene Kadetten. Aber damals hat keiner gewagt, etwas zu sagen.“ Dazu kommt: Nicht nur der Ka- pitän, auch Funkoffizier Wilhelm Siemers ist neu − und soll neben- bei auch noch den Zahlmeister machen. Damit ist er offenbar überfordert: Womöglich hat er die ersten Hurrikan-Warnungen glatt überhört. „Das habe ich auch immer geglaubt“, sagt Dum- mer, „aber natürlich lässt sich das nicht beweisen. Ich bin er- staunt, dass jemand das jetzt so deutlich sagt.“ Angerostet, mit tückischer La- dung und unter einem unerfahre- nen, schlecht informierten Kapi- tän steuert die „Pamir“ in die Ka- tastrophe, die 80 Seeleute das Le- ben kostet. Besonders empört Dummer, dass den Eignern nach Auszahlung der Versicherungs- summe angeblich sogar noch ein „nicht unbeträchtlicher Buchge- winn“ blieb. „Ich halte alles, was Soyener schreibt, für plausibel“, sagt er, „aber es ist leider ein Roman, kein Tatsachenbericht. Für mich gibt es wohl zwanzig Möglichkei- ten, warum die ‚Pamir‘ unterging − und alle Gründe sind ein biss- chen wahr.“ „Das Hochdeck leckt an den verschiedens- ten Stellen stark. Teilweise gehen die Decksplanken bei Regen direkt hoch.“ ER SPÜRTE DIE NEUEN DOKUMENTE AUF Johannes K. Soyener wurde als Johannes Klaus Loohs in Altötting geboren und wuchs dort im Um- feld des katholi- schen Wallfahrts- betriebs auf. Nach mittlerer Reife und Ausbildung arbeitete er 34 Jahre als Chemotechniker. Er veröffentlichte bisher sieben Bücher: das Fachbuch „Die Schiffe des Christoforo Colom- bo" (1992), die historischen Romane „Der Meister des siebten Siegels" (1994), „Teeclipper" (1998), „Die Ve- nus des Vela ´ zquez" (2001), „Der Schatten des Kaisers" (2004) und „Der Chirurg Napoleons" (2006) so- wie den Medizin-Thriller „Das Pharma Komplott" (2006). Der leidenschaftli- che Segler lebt mit Lebensgefährtin Heidi in Bremen, Hamburg und auf Sylt, liebt italienische Küche und schottischen Malt Whisky. Seinen Künstlernamen wählte er nach sei- nem früheren Wohnort Soyen, einer niederbayerischen 2700-Einwohner- Gemeinde bei Wasserburg am Inn. ER ÜBERLEBTE DIE KATASTROPHE Karl-Otto Dummer kam 1932 im pom- merschen Treptow an der Rega zur Welt. Sein Vater starb als Offizier an Kriegsverlet- zungen. Der Sohn lernte nach der Schule Bäcker, er- warb den Meisterbrief, ging dann aber zur See. Stecknadeln in einer Weltkarte in seiner Wohnung markie- ren Häfen von Vancouver bis Yokoha- ma. Zwischendurch war Dummer auch Sales Manager für eine New Yorker Presseagentur und Bauer in der Eifel. Auf dem Hof wohnt heute Sohn Jens, Kunstdozent in Düren. Den Untergang der Viermastbark er- lebte Dummer als 25-jähriger Kochs- maat. Seine Rettung hat er in dem Buch „Viermastbark Pamir. Die Ge- schichte eines legendären P-Liners, geschildert von einem Überlebenden des Untergangs" verarbeitet. In Lüt- jenburg führt er das „Pamir Archiv Dummer" − Ölbilder, sein alter Cola- ni, das Zeugnis der Äquatortaufe, Fo- tos, Zeitungsausschnitte . . . Höhepunkte entlang der Donau 4-Länder-Flussreisen mit der eleganten MAXIMA ★★★★+ vom 16. bis 21. Juli oder vom 21. bis 27. Juli 2007 Zu sensationellen AVG-Sonder- preisen bieten wir Ihnen eine romantische Flussreise auf der Donau an. An zwei Terminen zur besten Reisezeit wer- den Sie von der freundlichen Crew an Bord der sehr belieb- ten MAXIMA willkommen ge- heißen. Das stilvolle Ambiente, die geräumigen Kabinen – 15 bis 16 m² groß und zum größ- ten Teil mit französischem Balkon – die geschmackvollen Aufenthaltsräume, das Restau- rant mit Panoramablick, das weit- läufige Sonnendeck und nicht zuletzt der Wellness-Bereich mit Sauna, Whirlpool und Fitness- center bieten Ihnen höchsten Wohlfühlkomfort. In Passau beginnt Ihre Reise. Prachtvolle Bauten der Kaiser- zeit zeugen in Wien von einer großen Vergangenheit. Budapest beeindruckt vor allem durch seine unvergleichlichen Baudenkmäler. Bratislava ist die Hauptstadt der jungen Republik Slowakei mit ihren reich verzier- ten Adelspalästen. In Dürnstein gehört die 32 km lange Verengung des Donautals zu den faszinierend- sten Landschaften Österreichs, die Sie durchfahren, bevor Sie wieder in Passau ankommen. Ihre AVG-Vorteile: Unschlagbare Sonderpreise auch für Balkonkabinen An- und Abreise geschenkt Ein Herz für Alleinreisende Bahnfahrt 2. Klasse von Hamburg nach Passau und zurück Personen- und Gepäcktransfer vom Bahnhof zum Schiff und zurück Flussreise mit der MAXIMA in einer Außenkabine Begrüßungscocktail an Bord Volle Verpflegung an Bord Festliches Kapitänsdinner Sektempfang für AVG-Gäste auf Einladung der Reisebegleitung Benutzung aller Bordeinrichtungen Alle Veranstaltungen an Bord Deutsche Bordreiseleitung Reisepreis-Sicherungsschein AVG-Reisebegleitung Das ist alles inklusive: Tag Hafen Ank. Abf. 16.07. Bahnfahrt von Hamburg nach Passau 15.30 17.07. Wien/Österreich 10.00 21.30 18.07. Esztergom/Ungarn 09.00 10.00 Budapest/Ungarn 13.30 23.00 19.07. Bratislava/Slowakei 14.00 17.00 20.07. Dürnstein/Öster. 08.00 13.00 Flussfahrt durch die Wachau 21.07. Passau 08.00 Bahnfahrt nach Hamburg Tag Hafen Ank. Abf. 21.07. Bahnfahrt von Hamburg nach Passau 15.30 22.07. Wien/Österreich 10.00 21.30 23.07. Esztergom/Ungarn 08.30 09.30 Budapest/Ungarn 13.30 24.07. Budapest/Ungarn 22.00 25.07. Bratislava/Slowakei 13.00 19.00 26.07. Dürnstein/Öster. 07.00 13.00 Flussfahrt durch die Wachau 27.07. Passau 08.00 Bahnfahrt nach Hamburg AVG-Sonderpreise schon ab 599,– p.P. ab/bis Hamburg AVG-Sonderpreise pro Person für die Reise 16.07.-21.07.2007: Kabinenkategorie Deck Euro 2-Bett, außen Neptun 599,– 2-Bett, frz. Balkon Saturn 699,– 2-Bett, frz. Balkon Orion 799,– Aufpreis Einzelkabine nur 99,– Aufpreis für die Reise 21.07.- 27.07.2007 je Kategorie nur 99,– p.P. Sie erhalten Ihre Kabinennummer mit den Reiseunterlagen. Beratung und Buchung nur bei: Alles über Kreuzfahrten Neuer Wall 86/Stadthausbrücke 20354 Hamburg Telefon: 040 / 7 10 09 10 Fax 040 / 32 38 33 [email protected] Mo. - Fr. von 09.00 - 18.00 Uhr und Sa. von 10.00 - 14.00 Uhr Anja Bruckmann Karin Kanicke Antje Pechardscheck Melanie Plambeck Eine Marke von Bremen Anika Sehm Kabine mit französischem Balkon Budapest – Königin der Donau Dürnstein – im Herzen der Wachau Wien – die Walzerstadt Dürnstein Wien Bratislava Passau Budapest Esztergom Das ist Ihre Reiseroute: Taxi-Service ab/bis Haustür im Stadtgebiet Hamburg 9,– p. P. Ihr Reiseprogramm 16.-21.07.2007: Ihr Reiseprogramm 21.-27.07.2007:

SCHIFFSKATASTROPHE ROST AM RUMPF, · PDF fileJosef Nyary Hamburg Am 21. September 1957 um 15.01 Uhr fängt die britische ... ReederJohnT.Essberger,Harald SchuldtvonderReedereiZerssen

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3Mittwoch, 20. Juni 2007 SEITE DREI

SCHIFFSKATASTROPHE ROST AM RUMPF, REPARATURSTAU, PROFITSTREBEN: NEUE UNTERLAGEN BELASTEN REEDER UND EIGNER SCHWER

Die „Pamir“ − von vornherein ein Totenschiff?Der SchriftstellerJohannes K. Soyenerspürte im BremerStaatsarchiv Aktenauf, die nur einenSchluss zulassen: DieBark hätte niemalsauslaufen dürfen.

Josef NyaryHamburg

Am 21. September 1957 um15.01 Uhr fängt die britischeHauptküstenfunkstelle Portis-head Radio einen Funkspruchauf: „SOS. SOS. Viermastbark‚Pamir‘ in schwerem Hurrikan.Position 35,57 Nord 40,20 West.Alle Segel verloren. 45 GradSchlagseite. Gefahr des Sinkens.“Zwanzig Minuten später reißenvierzehn Meter hohe Wogen denGroßsegler in die Tiefe. Die größ-te deutsche Schifffahrtskatastro-phe der Nachkriegszeit erschüt-tert die Republik, mit den Ange-hörigen bangen, hoffen, trauernMillionen Menschen. 80 von 86Besatzungsmitgliedern, meistjunge Seekadetten, ertrinken.

Der aktuelle „Spiegel“ wirftjetzt ein ganz neues Licht auf dieEreignisse. Auf neun Seiten wid-met sich das Magazin den Hinter-gründen der Katastrophe − undzitiert dabei aus einem neuenBuch. Danach war die „Pamir",der Stolz der deutschen Handels-flotte, wohl nicht mehr weit vondem entfernt, was Matrosen einTotenschiff, einen Seelenverkäu-fer nennen. Am Rumpf fraß Rost,das Schiff leckte, für dringendnotwendige Reparaturen fehltedas Geld, Profitstreben erhöhtedas Risiko, und ein überlasteterFunker bekam Sturmwarnungennicht richtig mit.

„Vieles davon trifft zu“, bestä-tigt einer der letzten drei Über-lebenden, der Kochsmaat Karl-Otto Dummer (75), der allein ineinem umgebauten Hühnerstallam Stadtrand von Lütjenburgwohnt. „Dass der Rumpf halbdurchgerostet war, habe ich auchschon im zweiten meiner beideneigenen Bücher dokumentiert.Anderes ist mir dagegen völligneu. Dass dringend nötige Repa-raturen unterblieben, höre ichjetzt zum ersten Mal.“

Der Autor, der Bremer Schrift-steller Johannes K. Soyener (61),stützt sich auf Akten aus demBremer Staatsarchiv. Die 13 Kar-tons stammen von der Stiftung„Pamir und Passat". Auf Grund-lage dieser Dokumenteverfasste Soyener, dereigentlich JohannesKlaus Loohs heißt, sei-nen fünften historischenRoman: „Sturmlegende.Die letzte Fahrt der Pa-mir“. Auf die Ideebrachte den leidenschaftlichenSegler, der dreimal den Atlantiküberquerte, der 327 Seiten dickeBericht des Lübecker Seeamts,auf den er schon in den 80er-Jah-ren in einer Buchhandlung gesto-ßen war. Das Amt verhandelteüber die Katastrophe vom 6. bis10., am 14. und am 20. Januar1958. Am 21. Januar verkündetder Vorsitzende, AmtsgerichtsratLuhmann, den Spruch. Hauptur-sachen für die Katastrophe der„Pamir" waren demnach:

L Falsche Segelführung. Die„Pamir" hatte im Hurrikan nochelf bis zwölf Segel gesetzt. Sach-verständige sagten aus, sie hät-ten bei diesem Winddruck ohneSegel oder mit weniger Segelnmanövriert.

L Nicht ausreichende Stabili-tät durch Beladung der Tieftanksmit Gerste statt mit Ballastwas-ser. Ungesagt blieb: Mehr Frachtbedeutete mehr Einnahmen.

L Die verrutschte Gerstenla-dung. Gerste ist so glatt, dass siesich wie eine Flüssigkeit verhält.Bei solcher Ladung ist Stabilitätbesonders wichtig.

L Wassereinbruch in nicht or-kansicher abgedichtete Aufbau-ten. Fast bis zuletzt glaubte nie-

Die „Pamir“: Bis auf ein Besansegel ist alles Tuch gerefft. Als die Bark am 21. September 1957 in den Hurrikan gerät, sind elf bis zwölf Segel gesetzt.FOTO: UP/DPA/BODIG − GRAFIKEN: „DER SPIEGEL“

mand an Bord, dass das Schiff un-tergehen könnte; es wurde geges-sen, geraucht, fotografiert undgefilmt.

L Mangelnde praktische Erfah-rung der Schiffsführung. KapitänJohannes Diebitsch, für den er-krankten Hermann Eggers einge-sprungen, war zwar als Erster Of-fizier auf dem Segelschulschiff„Deutschland" gefahren, aberdas lag 25 Jahre zurück.

Der Seeamtsspruch stellt fest:„Bei geflutetem Tieftank (ohneGerstenladung), bei wasserdich-ten Aufbauten (Verschlusszu-stand), bei nicht verrutschter La-dung und einer der Erfahrungentsprechenden Segelführungwäre das Schiff nicht gekentert.“Denn: „Es sind keine Anhalts-punkte für die Annahme gege-ben, dass der Erhaltungszustanddes Schiffskörpers bei dem Un-

tergang eine nachhaltige Rollegespielt hätte.“

An dieser Feststellung wecktSoyeners Roman jetzt ernsteZweifel.

Die Recherchen des Schriftstel-lers führen in den März 1957 zu-rück. Damals hätten sich in Ham-burg 23 Herren getroffen, umüber die Zukunft zweier legendä-rer Großsegler zu sprechen: der„Pamir“, die schon 1950 ver-schrottet werden sollte, und derfast baugleichen „Passat“. DieGründung einer Stiftung hatte dieSchiffe davor bewahrt, abge-wrackt zu werden. Stattdessensollten sie als Schulschiffe Cha-rakter und Disziplin junger See-leute härten.

In der Runde saßen etwa derReeder John T. Essberger, HaraldSchuldt von der Reederei Zerssen& Co., der dort für die Segelschiffezuständige Inspektor Fritz Domi-nik, der Stiftungsvorsitzende Dr.Otto Wachs und hohe Beamte ausdem Bundesverkehrsministe-rium. Es ging um finanzielleProbleme: Die Segler fuhren Ver-luste ein, die erhoffte Finanzhilfeder Länder Bremen und Ham-burg dünnte aus − mit fatalen Fol-gen.

Vor der fünften Reise drängtKapitän Eggers, die Laderäumemüssten endlich „unter Farbekommen“, und kritisiert Instand-setzungsarbeiten bei Blohm +Voss: „Zum Verzweifeln ist es mitunserem Hochdeck; was B + V ge-macht haben, lasse ich wiederrausreißen. Ich befürchte bei Re-genwetter, dass ein Offz. an-kommt mit verdorbenen Sachen,gibt es dafür eine Versicherunggegen Effektenschäden?“

Segelschiff-Inspektor Dominikfordert daraufhin: „Die Laderäu-me der Pamir müssen entrostetund konserviert werden.“ Fallsdas nicht geschehe, „laufen wirGefahr, dass die Behörden in Ar-gentinien das Schiff ablehnen“.Und: „Das Hochdeck leckt an denverschiedensten Stellen stark.Teilweise gehen die Decksplan-ken bei Regen direkt hoch.“

Grund: Das darunter lie-gende Stahldeck ist„sehr stark korrodiert“,sodass „auch durch dasEinziehen neuer Plan-ken und durch Kalfaterndas Deck nicht mehrdicht zu bekommen ist.“

Doch für Reparaturen ist keinGeld da. Das Geschäftsjahr ende-te mit über 245 000 Mark Verlust.Nach Bezahlung der dringends-ten Rechnungen in Höhe vonmehr als 188 000 Mark bleibenVerbindlichkeiten von über391 000 Mark, zehn Reedereiensteigen aus der Stiftung aus.

Kapitän Diebitsch kämpft ge-gen die Kosten an. Als in BuenosAires die Hafenarbeiter streiken,lässt er das Schüttgut von eigenenLeuten trimmen, um die Liege-kosten von täglich 3000 Mark zureduzieren − auch nach Karl-OttoDummer eine Todsünde: „NurHafenarbeiter wissen, wie maneine so gefährliche Ladung wieGerste verteilt. Das können nichtmal Ladeoffiziere, geschweigedenn unerfahrene Kadetten.Aber damals hat keiner gewagt,etwas zu sagen.“

Dazu kommt: Nicht nur der Ka-pitän, auch Funkoffizier WilhelmSiemers ist neu − und soll neben-bei auch noch den Zahlmeistermachen. Damit ist er offenbarüberfordert: Womöglich hat erdie ersten Hurrikan-Warnungenglatt überhört. „Das habe ichauch immer geglaubt“, sagt Dum-mer, „aber natürlich lässt sich

das nicht beweisen. Ich bin er-staunt, dass jemand das jetzt sodeutlich sagt.“

Angerostet, mit tückischer La-dung und unter einem unerfahre-nen, schlecht informierten Kapi-tän steuert die „Pamir“ in die Ka-tastrophe, die 80 Seeleute das Le-ben kostet. Besonders empörtDummer, dass den Eignern nachAuszahlung der Versicherungs-

summe angeblich sogar noch ein„nicht unbeträchtlicher Buchge-winn“ blieb.

„Ich halte alles, was Soyenerschreibt, für plausibel“, sagt er,„aber es ist leider ein Roman,kein Tatsachenbericht. Für michgibt es wohl zwanzig Möglichkei-ten, warum die ‚Pamir‘ unterging− und alle Gründe sind ein biss-chen wahr.“

„Das Hochdeck leckt an den verschiedens-ten Stellen stark. Teilweise gehendie Decksplanken bei Regen direkt hoch.“

ER SPÜRTE DIE NEUENDOKUMENTE AUF

Johannes K.Soyener wurde alsJohannes KlausLoohs in Altöttinggeboren undwuchs dort im Um-feld des katholi-schen Wallfahrts-betriebs auf. Nachmittlerer Reife undAusbildung arbeitete er 34 Jahre alsChemotechniker. Er veröffentlichtebisher sieben Bücher: das Fachbuch„Die Schiffe des Christoforo Colom-bo" (1992), die historischen Romane„Der Meister des siebten Siegels"(1994), „Teeclipper" (1998), „Die Ve-nus des Velazquez" (2001), „DerSchatten des Kaisers" (2004) und„Der Chirurg Napoleons" (2006) so-wie den Medizin-Thriller „Das PharmaKomplott" (2006). Der leidenschaftli-che Segler lebt mit LebensgefährtinHeidi in Bremen, Hamburg und aufSylt, liebt italienische Küche undschottischen Malt Whisky. SeinenKünstlernamen wählte er nach sei-nem früheren Wohnort Soyen, einerniederbayerischen 2700-Einwohner-Gemeinde bei Wasserburg am Inn.

ER ÜBERLEBTEDIE KATASTROPHE

Karl-Otto Dummerkam 1932 im pom-merschen Treptowan der Rega zurWelt. Sein Vaterstarb als Offizieran Kriegsverlet-zungen. Der Sohnlernte nach derSchule Bäcker, er-warb den Meisterbrief, ging dannaber zur See. Stecknadeln in einerWeltkarte in seiner Wohnung markie-ren Häfen von Vancouver bis Yokoha-ma. Zwischendurch war Dummerauch Sales Manager für eine NewYorker Presseagentur und Bauer inder Eifel. Auf dem Hof wohnt heuteSohn Jens, Kunstdozent in Düren.Den Untergang der Viermastbark er-lebte Dummer als 25-jähriger Kochs-maat. Seine Rettung hat er in demBuch „Viermastbark Pamir. Die Ge-schichte eines legendären P-Liners,geschildert von einem Überlebendendes Untergangs" verarbeitet. In Lüt-jenburg führt er das „Pamir ArchivDummer" − Ölbilder, sein alter Cola-ni, das Zeugnis der Äquatortaufe, Fo-tos, Zeitungsausschnitte . . .

Höhepunkte entlang der Donau4-Länder-Flussreisen mit der eleganten MAXIMA★★★★+

vom 16. bis 21. Juli oder vom 21. bis 27. Juli 2007

Zu sensationellen AVG-Sonder-preisen bieten wir Ihnen eine romantische Flussreise auf der Donau an. An zwei Terminen zur besten Reisezeit wer-den Sie von der freundlichen Crew an Bord der sehr belieb-ten MAXIMA willkommen ge-heißen. Das stilvolle Ambiente,die geräumigen Kabinen – 15 bis 16 m² groß und zum größ-ten Teil mit französischemBalkon – die geschmackvollen Aufenthaltsräume, das Restau-rant mit Panoramablick, das weit-läufige Sonnendeck und nicht zuletzt der Wellness-Bereich mitSauna, Whirlpool und Fitness-center bieten Ihnen höchsten Wohlfühlkomfort.In Passau beginnt Ihre Reise. Prachtvolle Bauten der Kaiser-zeit zeugen in Wien voneiner großen Vergangenheit.Budapest beeindruckt vor allemdurch seine unvergleichlichenBaudenkmäler. Bratislava ist dieHauptstadt der jungen RepublikSlowakei mit ihren reich verzier-ten Adelspalästen. In Dürnsteingehört die 32 km lange Verengungdes Donautals zu den faszinierend-sten Landschaften Österreichs, dieSie durchfahren, bevor Sie wiederin Passau ankommen.

Ihre AVG-Vorteile:✓ Unschlagbare Sonderpreise

auch für Balkonkabinen✓ An- und Abreise geschenkt✓ Ein Herz für Alleinreisende

✔ Bahnfahrt 2. Klasse von Hamburg nach Passau und zurück

✔ Personen- und Gepäcktransfer vom Bahnhof zum Schiff und zurück

✔ Flussreise mit der MAXIMA in einer Außenkabine

✔ Begrüßungscocktail an Bord✔ Volle Verpflegung an Bord✔ Festliches Kapitänsdinner✔ Sektempfang für AVG-Gäste auf

Einladung der Reisebegleitung✔ Benutzung aller Bordeinrichtungen✔ Alle Veranstaltungen an Bord✔ Deutsche Bordreiseleitung✔ Reisepreis-Sicherungsschein✔ AVG-Reisebegleitung

Das ist alles inklusive:

Tag Hafen Ank. Abf.16.07. Bahnfahrt von Hamburg nach

Passau — 15.3017.07. Wien/Österreich 10.00 21.3018.07. Esztergom/Ungarn 09.00 10.00

Budapest/Ungarn 13.30 23.0019.07. Bratislava/Slowakei 14.00 17.0020.07. Dürnstein/Öster. 08.00 13.00

Flussfahrt durch die Wachau — —

21.07. Passau 08.00 —Bahnfahrt nach Hamburg

Tag Hafen Ank. Abf.21.07. Bahnfahrt von Hamburg nach

Passau — 15.3022.07. Wien/Österreich 10.00 21.3023.07. Esztergom/Ungarn 08.30 09.30

Budapest/Ungarn 13.30 —24.07. Budapest/Ungarn — 22.0025.07. Bratislava/Slowakei 13.00 19.0026.07. Dürnstein/Öster. 07.00 13.00

Flussfahrt durch die Wachau — —

27.07. Passau 08.00 —Bahnfahrt nach Hamburg

AVG-Sonderpreise

schon ab € 599,– p.P.

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für die Reise 16.07.-21.07.2007:Kabinenkategorie Deck Euro2-Bett, außen Neptun 599,–2-Bett, frz. Balkon Saturn 699,–2-Bett, frz. Balkon Orion 799,–Aufpreis Einzelkabine nur 99,–

Aufpreis für die Reise 21.07.-27.07.2007 je Kategorie nur € 99,– p.P.Sie erhalten Ihre Kabinennummer mit den Reiseunterlagen.

Beratung und Buchung nur bei:

Alles über Kreuzfahrten

Neuer Wall 86/Stadthausbrücke20354 HamburgTelefon: 040 / 7 10 09 10 Fax 040 / 32 38 [email protected] Mo. - Fr. von 09.00 - 18.00 Uhr und Sa. von 10.00 - 14.00 Uhr

Anja Bruckmann Karin Kanicke Antje Pechardscheck Melanie PlambeckEine Marke von Bremen

Anika Sehm

Kabine mit französischem Balkon

Budapest – Königin der Donau

Dürnstein – im Herzen der Wachau

Wien – die Walzerstadt

Dürnstein

Wien

BratislavaPassau

BudapestEsztergom

Das ist Ihre Reiseroute:

Taxi-Service ab/bis Haustür im Stadtgebiet Hamburg € 9,– p. P.

Ihr Reiseprogramm 16.-21.07.2007:

Ihr Reiseprogramm 21.-27.07.2007: