Upload
others
View
2
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Geog-GK-ET/Ma Signatur 48/1 Seite 1 von 10
Sächsisches Staatsministerium Geltungsbereich: für Kultus - allgemeinbildendes Gymnasium - Abendgymnasium und Kolleg Schuljahr 2017/18 - schulfremde Prüfungsteilnehmer
Schriftliche Abiturprüfung
Grundkursfach Geographie
- E R S T T E R M I N -
Material für den Prüfungsteilnehmer
Allgemeine Arbeitshinweise Ihre Arbeitszeit einschließlich der Zeit für das Lesen und Auswählen der Prüfungsarbeit beträgt 240 Minuten. Ihnen werden zwei Prüfungsarbeiten vorgelegt (Prüfungsarbeit A und Prüfungsarbeit B). Sie erhalten zusammen mit der Aufgabenstellung Materialien, die bei der Bearbeitung der Aufgaben einzubeziehen sind. Die Quellentexte folgen in Rechtschreibung und Zeichensetzung der Vorlage. Auf dem Deckblatt ist der verwendete Atlas anzugeben. In jeder Prüfungsarbeit sind 60 Bewertungseinheiten (BE) erreichbar. Zugelassene Hilfsmittel:
Weltatlas
grafikfähiger, programmierbarer Taschenrechner mit oder ohne Computer-Algebra-System oder ein Computer-Algebra-System auf der Grundlage einer anderen geschlossenen Plattform entsprechend den getroffenen Festlegungen an der Schule
Wörterbuch der deutschen Rechtschreibung Handelt es sich bei den Hilfsmitteln um Wörterbücher, sind jeweils nichtelektronische und elektronische Wörterbücher zugelassen, sofern sie geschlossene Systeme ohne Möglichkeit der Speichererweiterung sind. Internetfähige Hilfsmittel sind ausgeschlossen. Prüfungsteilnehmer mit Migrationshintergrund, deren Herkunftssprache nicht Deutsch ist, können zusätzlich in allen Prüfungsfächern ein zweisprachiges Wörterbuch (Deutsch-Herkunftssprache/Herkunftssprache-Deutsch) verwenden. Prüfungsinhalt: Wählen Sie eine der nachstehenden Prüfungsarbeiten aus und bearbeiten Sie diese.
Seite 2 von 10 Signatur 48/1 Geog-GK-ET/Ma
Prüfungsarbeit A
Haiti – Entwicklungsland mit hoher Verwundbarkeit Haiti liegt auf dem westlichen Teil der Karibikinsel Hispaniola. Kaum ein anderes Land der Erde ist gegenüber Naturgefahren so verwundbar wie Haiti. Es sind aber nicht nur Erdbeben oder Wirbelstürme allein, die diese Gefährdung hervorrufen und das Land immer wieder in seiner Entwicklung zurückwerfen. 1 Stellen Sie den Entwicklungsstand Haitis anhand der Strukturdaten in M 1 dar.
Erreichbare BE-Anzahl: 12 2 Erklären Sie die natürliche Bevölkerungsentwicklung Haitis unter Einbeziehung des
Modells des demographischen Übergangs.
Erreichbare BE-Anzahl: 10 3 Erläutern Sie den Prozess der Verstädterung in Haiti und daraus resultierende Risiken
und Chancen für die Metropolregion Port-au-Prince.
Erreichbare BE-Anzahl: 14 4 Haiti ist immer wieder von Überschwemmungen und Erdrutschen infolge von
Starkniederschlägen betroffen. Erklären Sie die Entstehung von Tiefdruckgebieten in den Tropen sowie die damit
verbundenen hohen Niederschläge.
Erreichbare BE-Anzahl: 08 5 Beschreiben Sie die plattentektonische Situation in der Karibik sowie die Ursachen der
Entstehung des Erdbebens vom 12.01.2010 in Haiti.
Erreichbare BE-Anzahl: 08
6 „Die Natur lässt sich nicht beherrschen. Ob und mit welcher Intensität Naturereignisse
auftreten, kann der Mensch nur bedingt beeinflussen. Doch er kann Vorbereitungen treffen, die dazu beitragen, dass aus einem Naturereignis keine Katastrophe wird. Besonders hoch ist das Risiko dort, wo extreme Naturereignisse auf verwundbare Gesellschaften treffen.“ 1
Begründen Sie die hohe Verwundbarkeit Haitis gegenüber Naturgefahren.
Erreichbare BE-Anzahl: 08 1 Weltrisikoindex 2016, Herausgeber Bündnis Entwicklung Hilft, Berlin, S. 43
Geog-GK-ET/Ma Signatur 48/1 Seite 3 von 10
Prüfungsarbeit B
Sumatra – Landnutzung in einem gefährdeten Naturraum Die indonesische Insel Sumatra liegt in der Zone der immerfeuchten Tropen und ist mit einer Fläche von etwa 473 000 km² die sechstgrößte Insel der Erde. Ihre Bewohner leben in ständiger Gefahr vor Vulkanausbrüchen, Erdbeben und Tsunamis. Seit Mitte der 1990er Jahre wurde die Palmölproduktion auf Sumatra massiv ausgedehnt. Der Anbau von Ölpalmen trägt zum Rückgang der tropischen Regenwälder bei. 1 Erklären Sie die im Bereich der Insel Sumatra ablaufenden plattentektonischen
Vorgänge und die damit verbundenen Begleiterscheinungen.
Erreichbare BE-Anzahl: 10 2 In den Gebirgen Sumatras kommen vor allem Vulkanite und Plutonite vor. Erläutern Sie die Entstehung und Erkennungsmerkmale dieser Gesteine sowie zwei
Möglichkeiten der Veränderung von Plutoniten innerhalb des Gesteinskreislaufes.
Erreichbare BE-Anzahl: 12 3 Erklären Sie die Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse der Station Padang sowie
die Prozesse, die in den immerfeuchten Tropen zur Entstehung von Wolken mit einer großen Vertikalausdehnung führen.
Erreichbare BE-Anzahl: 12
4.1 Stellen Sie den in M 3 abgebildeten Landnutzungswandel und daraus resultierende
Auswirkungen für die Bevölkerung und das Ökosystem Regenwald dar.
Erreichbare BE-Anzahl: 14 4.2 Die Ophir-Ölpalmplantage wird von den Initiatoren des Projekts als Beispiel für einen
nachhaltigen Palmölanbau gesehen. Beurteilen Sie diese Auffassung.
Erreichbare BE-Anzahl: 12
Seite 4 von 10 Signatur 48/1 Geog-GK-ET/Ma
0
1
2
3
4
5
6
7
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015
Jahr
Anzahl der Geburten pro Frau im gebärfähigen Alter (Gesamtfruchtbarkeitsrate)
Geburtenrate
Sterberate
Geburten- und Sterbefälle pro 1000 Einwohner
Anzahl der Geburten pro Frauim gebärfähigen Alter
(Gesamtfruchtbarkeitsrate)
Materialien zur Prüfungsarbeit A M 1 Ausgewählte Strukturdaten Haitis
Indikatoren Jahr 2000 Jahr 2015
HDI (Platz in der Welt)
0,443 150. von 175 Ländern
0,493 164. von 188 Ländern
Bruttonationaleinkommen (BNE) in PPP-$ pro Einwohner (PPP =Kaufkraftparität)
1378 1762
Anteile der Wirtschaftssektoren am BNE
Landwirtschaft: Industrie: Dienstleistungen:
26,1 % 22,9 % 51,0 %
Landwirtschaft: Industrie: Dienstleistungen:
20,0 % 28,6 % 51,4 %
Anteil von Rücküberweisungen der im Ausland arbeitenden Haitianer in % am BNE
14,6 % 24,7%
Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu öffentlichen Versorgungseinrichtungen
Stromnetz: Wasser:
31,4 % 60,8 %
Stromnetz: Wasser:
37,9% 57,7 %
Gesundheitsausgaben pro Einwohner
26 US-$ 61 US-$
Alphabetisierungsgrad in % der Gesamtbevölkerung
45,6 % 60,7 %
Internetnutzer 0,23 pro 100 Einwohner 12,2 pro 100 Einwohner
Quellen: Human Development Report 2016, Weltbank http://data.worldbank.org/country/haiti?view=chart, abgerufen am 10.08.2017
M 2 Natürliche Bevölkerungsentwicklung Haiti 1980 bis 2015
Quelle: Weltbank, World-Development-Indikators, abgerufen am 29.11.2016
Geog-GK-ET/Ma Signatur 48/1 Seite 5 von 10
Materialien zur Prüfungsarbeit A
M 3 Einwohnerentwicklung Haitis
Quelle: World Development Indicators, abgerufen am 27.11.2016
M 4 Bevölkerung der drei einwohnerreichsten Städte Haitis
1990 1995 2009 2015
Metropolregion Port-au-Prince 1.190.000 1.485.000 2.166.000 2.481.000
davon in Stadt Port-au-Prince 690.000 846.000 876.000 978.000
Cap Haitin 86.000 101.000 156.000 171.000
Saint-Marc k.A. k.A. 123.000 150.000
Quelle: http://www.geohive.com/cntry/haiti.aspx, abgerufen am 16.03.2017, Werte gerundet
M 5 Metropolregion Port-au-Prince
Quelle nach: https://cal.revues.org/3142, abgerufen am 14.09.2017
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
2015
2010
1995
1990
Einwohner in Millionen
Ja
hr
Seite 6 von 10 Signatur 48/1 Geog-GK-ET/Ma
Materialien zur Prüfungsarbeit A M 6 Plattentektonische Situation in der Karibik
Quelle nach: Geographische Rundschau 10/2016, S. 5
M 7 Erdbeben vom 12. Januar 2010 in Haiti
- Stärke 7,0 - Epizentrum rund 25 km südwestlich von Port-au-Prince - über 250.000 Todesopfer und 300.000 Verletzte - fast 190.000 zerstörte Häuser - mehr als 1,5 Millionen Menschen wurden obdachlos
Quelle nach: http://www.un.org/en/peacekeeping/missions/minustah/documents/ ocha_haiti_one_year_factsheet.pdf, abgerufen am 26.11.2017
Geog-GK-ET/Ma Signatur 48/1 Seite 7 von 10
Materialien zur Prüfungsarbeit B M 1 Klimadiagramm der Station Padang
Quelle: https://de.climate-data.org/location/577569/, abgerufen am 17.09.2017
M 2 Wolken mit großer Vertikalausdehnung (Cumulonimbus)
Quelle: http://2.bp.blogspot.com/FGV_q1TbYIU/UAnetEYSLAI/AAAAAAAAHYA/ 17XUCwXjpPc/s1600/P1100292.JPG, abgerufen am 17.09.2017
Seite 8 von 10 Signatur 48/1 Geog-GK-ET/Ma
Materialien zur Prüfungsarbeit B M 3 Schematische Darstellung des Landnutzungswandels in den immerfeuchten
Tropen Südostasiens
Quellen nach: Geographische Rundschau 49 (1997) H.1, S.6 und Seydlitz Weltatlas 2013, S.165
Geog-GK-ET/Ma Signatur 48/1 Seite 9 von 10
Materialien zur Prüfungsarbeit B M 4 Die Ölpalme – eine umweltfreundliche Nutzpflanze? „Prinzipiell ist die Ölpalme eine umweltverträgliche Nutzpflanze. Ihre Produkte sind
biologisch abbaubar. Als Baumkultur ist sie gut an die ökologischen Bedingungen der
dauerfeuchten Tropen angepasst, auch an die dort vorherrschenden nährstoffarmen
Ferralsolböden. [...]
Das geschlossene Kronendach einer Pflanzung sorgt für eine Dauerbeschattung des Bodens 5
und somit für ein ausgeglichenes Mikroklima. In jungen Pflanzungen werden zwischen die
Setzlinge schnellwüchsige Leguminosen als Bodendecker ausgesät. Diese reduzieren die
Bodenerosion, sorgen für eine ausgewogene Bodenfauna und reichern den Boden mit
Stickstoff an. [...]
Palmöl ist vergleichsweise billig und deshalb auf dem Weltmarkt günstiger positioniert als die 10
Hauptkonkurrenten Soja-, Raps- und Sonnenblumenöl. Den Preisvorteil verdankt Palmöl in
erster Linie den niedrigen Löhnen. Ölpalmplantagen sind auf billige Arbeitskräfte
angewiesen, da sich die meisten Arbeitsgänge nicht mechanisieren lassen. Rund 50% der
gesamten Produktionskosten entfallen auf die Arbeitslöhne. [...] Erst nach drei Jahren
beginnt die Palme zu fruchten und erst mit sieben bis zehn Jahren erreicht sie ihre volle 15
Produktivität. Dafür zeichnet sich die Ölpalme durch eine überragende Flächenproduktivität
aus.“
Quelle: Geographische Rundschau 56 (2004) Heft 11, S. 13
M 5 Das Projekt „Ophir-Ölpalmplantage“ „Die Gewinnung von Öl aus der Frucht der Ölpalme ist ein komplizierter Prozess, der ein
ausgeklügeltes Management und einen straffen Zeitplan erfordert. Nach der Ernte müssen
die im Schnitt 20 kg schweren Fruchtstände möglichst noch am selben Tag in eine Fabrik
transportiert, sterilisiert und weiterverarbeitet werden. Moderne Anlagen rentieren sich nur
bei regelmäßiger Anlieferung großer Mengen. Solchen Anforderungen kann verständ-5
licherweise nur ein Großbetrieb, also eine Plantage, gerecht werden. Bis in die 1970er Jahre
hielt man deshalb die Erzeugung von Palmöl durch Kleinbauern für undurchführbar.
Dies änderte sich mit der Einführung der sogenannten Nukleus-Plantagen. Bei diesem
Plantagentyp sind an eine Kernfläche (Nukleus) mit Fabrik und festem Arbeiterstamm
weitere Flächen (Plasma) angeschlossen, die an Kleinbauern vergeben und von diesen nach 10
vertraglich mit der Plantagengesellschaft festgelegten Regeln bewirtschaftet werden. [...]
Eines der ersten Projekte dieser Art war das mit deutscher Unterstützung 1981 gegründete
Ophir-Projekt in Westsumatra. [...] Am Fuß des Ophir-Vulkans gelegen, verfügt dieses
Gebiet über fruchtbare Böden und günstige klimatische Bedingungen. Außerdem war es
seinerzeit nicht mit Regenwald, sondern mit Busch- und Grasbeständen bedeckt und relativ 15
dünn besiedelt.
Die Bewirtschaftung des Nukleus von 3200 ha übernahm die staatliche indonesische
Plantagengesellschaft. Auf ihrem Gelände befinden sich die Fabrik, die Verwaltungsgebäude
und die Wohnzeilen von 750 Plantagenarbeitern. Das daran angrenzende sogenannte
„Plasma“ von 4800 ha wurde unter 2400 Kleinbauern (d.h. 2 ha /Haushalt) aufgeteilt, die 20
sowohl aus der Region als auch aus Java stammten. Die Siedler leben in vier Dörfern mit je
einer Schule, Moschee, Kindergarten, Gesundheitsstation, Verwaltungszentrum und
Dorfbank.
Auf deutscher Seite übernahm die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Finanzierung für
Seite 10 von 10 Signatur 48/1 Geog-GK-ET/Ma
die gesamte Infrastruktur (Fabrik, Wegenetz, Häuser für die Kleinbauern) sowie den Bau 25
einer Verbindungsstraße zum Hafen von Padang. Die deutsche Gesellschaft für Technische
Zusammenarbeit (GTZ) führte umfangreiche Ausbildungs- und Beratungsprogramme für die
neu angesiedelten Kleinbauern durch und organisierte den Aufbau von Bauerngruppen.
Nach zehn Jahren bestätigt das Ergebnis, dass die wirtschaftlichen Projektziele nicht nur
erreicht, sondern teilweise sogar deutlich übertroffen wurden. Die Belastungen für die 30
Umwelt werden als tragbar bezeichnet. Sowohl die Produktionssteigerung von Palmöl als
auch die Erhöhung der bäuerlichen Einkommen sind erreicht worden. [...] Fast alle
Kleinbauern konnten ihre Kredite erheblich früher zurückzahlen als ursprünglich vorgesehen
und sich so den Eigentumstitel für ihre Parzelle sichern. Es ist aber auch zu einigen
überraschenden und möglicherweise unerwünschten Auswirkungen im sozialen Bereich 35
gekommen. Die relativ wohlhabenden Siedler in den Plasmadörfern heben sich deutlich von
den weit schlechter verdienenden Arbeitern im Nukleus ab.“
Quelle: Geographische Rundschau 56 (2004) Heft 11, S. 11 und 15