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Geog-GK-ET/Ma Signatur 48/1 Seite 1 von 10 Sächsisches Staatsministerium Geltungsbereich: für Kultus - allgemeinbildendes Gymnasium - Abendgymnasium und Kolleg Schuljahr 2017/18 - schulfremde Prüfungsteilnehmer Schriftliche Abiturprüfung Grundkursfach Geographie - E R S T T E R M I N - Material für den Prüfungsteilnehmer Allgemeine Arbeitshinweise Ihre Arbeitszeit einschließlich der Zeit für das Lesen und Auswählen der Prüfungsarbeit beträgt 240 Minuten. Ihnen werden zwei Prüfungsarbeiten vorgelegt (Prüfungsarbeit A und Prüfungsarbeit B). Sie erhalten zusammen mit der Aufgabenstellung Materialien, die bei der Bearbeitung der Aufgaben einzubeziehen sind. Die Quellentexte folgen in Rechtschreibung und Zeichensetzung der Vorlage. Auf dem Deckblatt ist der verwendete Atlas anzugeben. In jeder Prüfungsarbeit sind 60 Bewertungseinheiten (BE) erreichbar. Zugelassene Hilfsmittel: Weltatlas grafikfähiger, programmierbarer Taschenrechner mit oder ohne Computer-Algebra- System oder ein Computer-Algebra-System auf der Grundlage einer anderen geschlossenen Plattform entsprechend den getroffenen Festlegungen an der Schule Wörterbuch der deutschen Rechtschreibung Handelt es sich bei den Hilfsmitteln um Wörterbücher, sind jeweils nichtelektronische und elektronische Wörterbücher zugelassen, sofern sie geschlossene Systeme ohne Möglichkeit der Speichererweiterung sind. Internetfähige Hilfsmittel sind ausgeschlossen. Prüfungsteilnehmer mit Migrationshintergrund, deren Herkunftssprache nicht Deutsch ist, können zusätzlich in allen Prüfungsfächern ein zweisprachiges Wörterbuch (Deutsch- Herkunftssprache/Herkunftssprache-Deutsch) verwenden. Prüfungsinhalt: Wählen Sie eine der nachstehenden Prüfungsarbeiten aus und bearbeiten Sie diese.

Schriftliche Abiturprüfung Grundkursfach Geographie - E R ... · Quelle: Geographische Rundschau 56 (2004) Heft 11, S. 13 M 5 Das Projekt „Ophir-Ölpalmplantage“ „Die Gewinnung

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Geog-GK-ET/Ma Signatur 48/1 Seite 1 von 10

Sächsisches Staatsministerium Geltungsbereich: für Kultus - allgemeinbildendes Gymnasium - Abendgymnasium und Kolleg Schuljahr 2017/18 - schulfremde Prüfungsteilnehmer

Schriftliche Abiturprüfung

Grundkursfach Geographie

- E R S T T E R M I N -

Material für den Prüfungsteilnehmer

Allgemeine Arbeitshinweise Ihre Arbeitszeit einschließlich der Zeit für das Lesen und Auswählen der Prüfungsarbeit beträgt 240 Minuten. Ihnen werden zwei Prüfungsarbeiten vorgelegt (Prüfungsarbeit A und Prüfungsarbeit B). Sie erhalten zusammen mit der Aufgabenstellung Materialien, die bei der Bearbeitung der Aufgaben einzubeziehen sind. Die Quellentexte folgen in Rechtschreibung und Zeichensetzung der Vorlage. Auf dem Deckblatt ist der verwendete Atlas anzugeben. In jeder Prüfungsarbeit sind 60 Bewertungseinheiten (BE) erreichbar. Zugelassene Hilfsmittel:

Weltatlas

grafikfähiger, programmierbarer Taschenrechner mit oder ohne Computer-Algebra-System oder ein Computer-Algebra-System auf der Grundlage einer anderen geschlossenen Plattform entsprechend den getroffenen Festlegungen an der Schule

Wörterbuch der deutschen Rechtschreibung Handelt es sich bei den Hilfsmitteln um Wörterbücher, sind jeweils nichtelektronische und elektronische Wörterbücher zugelassen, sofern sie geschlossene Systeme ohne Möglichkeit der Speichererweiterung sind. Internetfähige Hilfsmittel sind ausgeschlossen. Prüfungsteilnehmer mit Migrationshintergrund, deren Herkunftssprache nicht Deutsch ist, können zusätzlich in allen Prüfungsfächern ein zweisprachiges Wörterbuch (Deutsch-Herkunftssprache/Herkunftssprache-Deutsch) verwenden. Prüfungsinhalt: Wählen Sie eine der nachstehenden Prüfungsarbeiten aus und bearbeiten Sie diese.

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Prüfungsarbeit A

Haiti – Entwicklungsland mit hoher Verwundbarkeit Haiti liegt auf dem westlichen Teil der Karibikinsel Hispaniola. Kaum ein anderes Land der Erde ist gegenüber Naturgefahren so verwundbar wie Haiti. Es sind aber nicht nur Erdbeben oder Wirbelstürme allein, die diese Gefährdung hervorrufen und das Land immer wieder in seiner Entwicklung zurückwerfen. 1 Stellen Sie den Entwicklungsstand Haitis anhand der Strukturdaten in M 1 dar.

Erreichbare BE-Anzahl: 12 2 Erklären Sie die natürliche Bevölkerungsentwicklung Haitis unter Einbeziehung des

Modells des demographischen Übergangs.

Erreichbare BE-Anzahl: 10 3 Erläutern Sie den Prozess der Verstädterung in Haiti und daraus resultierende Risiken

und Chancen für die Metropolregion Port-au-Prince.

Erreichbare BE-Anzahl: 14 4 Haiti ist immer wieder von Überschwemmungen und Erdrutschen infolge von

Starkniederschlägen betroffen. Erklären Sie die Entstehung von Tiefdruckgebieten in den Tropen sowie die damit

verbundenen hohen Niederschläge.

Erreichbare BE-Anzahl: 08 5 Beschreiben Sie die plattentektonische Situation in der Karibik sowie die Ursachen der

Entstehung des Erdbebens vom 12.01.2010 in Haiti.

Erreichbare BE-Anzahl: 08

6 „Die Natur lässt sich nicht beherrschen. Ob und mit welcher Intensität Naturereignisse

auftreten, kann der Mensch nur bedingt beeinflussen. Doch er kann Vorbereitungen treffen, die dazu beitragen, dass aus einem Naturereignis keine Katastrophe wird. Besonders hoch ist das Risiko dort, wo extreme Naturereignisse auf verwundbare Gesellschaften treffen.“ 1

Begründen Sie die hohe Verwundbarkeit Haitis gegenüber Naturgefahren.

Erreichbare BE-Anzahl: 08 1 Weltrisikoindex 2016, Herausgeber Bündnis Entwicklung Hilft, Berlin, S. 43

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Prüfungsarbeit B

Sumatra – Landnutzung in einem gefährdeten Naturraum Die indonesische Insel Sumatra liegt in der Zone der immerfeuchten Tropen und ist mit einer Fläche von etwa 473 000 km² die sechstgrößte Insel der Erde. Ihre Bewohner leben in ständiger Gefahr vor Vulkanausbrüchen, Erdbeben und Tsunamis. Seit Mitte der 1990er Jahre wurde die Palmölproduktion auf Sumatra massiv ausgedehnt. Der Anbau von Ölpalmen trägt zum Rückgang der tropischen Regenwälder bei. 1 Erklären Sie die im Bereich der Insel Sumatra ablaufenden plattentektonischen

Vorgänge und die damit verbundenen Begleiterscheinungen.

Erreichbare BE-Anzahl: 10 2 In den Gebirgen Sumatras kommen vor allem Vulkanite und Plutonite vor. Erläutern Sie die Entstehung und Erkennungsmerkmale dieser Gesteine sowie zwei

Möglichkeiten der Veränderung von Plutoniten innerhalb des Gesteinskreislaufes.

Erreichbare BE-Anzahl: 12 3 Erklären Sie die Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse der Station Padang sowie

die Prozesse, die in den immerfeuchten Tropen zur Entstehung von Wolken mit einer großen Vertikalausdehnung führen.

Erreichbare BE-Anzahl: 12

4.1 Stellen Sie den in M 3 abgebildeten Landnutzungswandel und daraus resultierende

Auswirkungen für die Bevölkerung und das Ökosystem Regenwald dar.

Erreichbare BE-Anzahl: 14 4.2 Die Ophir-Ölpalmplantage wird von den Initiatoren des Projekts als Beispiel für einen

nachhaltigen Palmölanbau gesehen. Beurteilen Sie diese Auffassung.

Erreichbare BE-Anzahl: 12

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1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015

Jahr

Anzahl der Geburten pro Frau im gebärfähigen Alter (Gesamtfruchtbarkeitsrate)

Geburtenrate

Sterberate

Geburten- und Sterbefälle pro 1000 Einwohner

Anzahl der Geburten pro Frauim gebärfähigen Alter

(Gesamtfruchtbarkeitsrate)

Materialien zur Prüfungsarbeit A M 1 Ausgewählte Strukturdaten Haitis

Indikatoren Jahr 2000 Jahr 2015

HDI (Platz in der Welt)

0,443 150. von 175 Ländern

0,493 164. von 188 Ländern

Bruttonationaleinkommen (BNE) in PPP-$ pro Einwohner (PPP =Kaufkraftparität)

1378 1762

Anteile der Wirtschaftssektoren am BNE

Landwirtschaft: Industrie: Dienstleistungen:

26,1 % 22,9 % 51,0 %

Landwirtschaft: Industrie: Dienstleistungen:

20,0 % 28,6 % 51,4 %

Anteil von Rücküberweisungen der im Ausland arbeitenden Haitianer in % am BNE

14,6 % 24,7%

Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu öffentlichen Versorgungseinrichtungen

Stromnetz: Wasser:

31,4 % 60,8 %

Stromnetz: Wasser:

37,9% 57,7 %

Gesundheitsausgaben pro Einwohner

26 US-$ 61 US-$

Alphabetisierungsgrad in % der Gesamtbevölkerung

45,6 % 60,7 %

Internetnutzer 0,23 pro 100 Einwohner 12,2 pro 100 Einwohner

Quellen: Human Development Report 2016, Weltbank http://data.worldbank.org/country/haiti?view=chart, abgerufen am 10.08.2017

M 2 Natürliche Bevölkerungsentwicklung Haiti 1980 bis 2015

Quelle: Weltbank, World-Development-Indikators, abgerufen am 29.11.2016

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Materialien zur Prüfungsarbeit A

M 3 Einwohnerentwicklung Haitis

Quelle: World Development Indicators, abgerufen am 27.11.2016

M 4 Bevölkerung der drei einwohnerreichsten Städte Haitis

1990 1995 2009 2015

Metropolregion Port-au-Prince 1.190.000 1.485.000 2.166.000 2.481.000

davon in Stadt Port-au-Prince 690.000 846.000 876.000 978.000

Cap Haitin 86.000 101.000 156.000 171.000

Saint-Marc k.A. k.A. 123.000 150.000

Quelle: http://www.geohive.com/cntry/haiti.aspx, abgerufen am 16.03.2017, Werte gerundet

M 5 Metropolregion Port-au-Prince

Quelle nach: https://cal.revues.org/3142, abgerufen am 14.09.2017

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2015

2010

1995

1990

Einwohner in Millionen

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Materialien zur Prüfungsarbeit A M 6 Plattentektonische Situation in der Karibik

Quelle nach: Geographische Rundschau 10/2016, S. 5

M 7 Erdbeben vom 12. Januar 2010 in Haiti

- Stärke 7,0 - Epizentrum rund 25 km südwestlich von Port-au-Prince - über 250.000 Todesopfer und 300.000 Verletzte - fast 190.000 zerstörte Häuser - mehr als 1,5 Millionen Menschen wurden obdachlos

Quelle nach: http://www.un.org/en/peacekeeping/missions/minustah/documents/ ocha_haiti_one_year_factsheet.pdf, abgerufen am 26.11.2017

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Materialien zur Prüfungsarbeit B M 1 Klimadiagramm der Station Padang

Quelle: https://de.climate-data.org/location/577569/, abgerufen am 17.09.2017

M 2 Wolken mit großer Vertikalausdehnung (Cumulonimbus)

Quelle: http://2.bp.blogspot.com/FGV_q1TbYIU/UAnetEYSLAI/AAAAAAAAHYA/ 17XUCwXjpPc/s1600/P1100292.JPG, abgerufen am 17.09.2017

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Materialien zur Prüfungsarbeit B M 3 Schematische Darstellung des Landnutzungswandels in den immerfeuchten

Tropen Südostasiens

Quellen nach: Geographische Rundschau 49 (1997) H.1, S.6 und Seydlitz Weltatlas 2013, S.165

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Materialien zur Prüfungsarbeit B M 4 Die Ölpalme – eine umweltfreundliche Nutzpflanze? „Prinzipiell ist die Ölpalme eine umweltverträgliche Nutzpflanze. Ihre Produkte sind

biologisch abbaubar. Als Baumkultur ist sie gut an die ökologischen Bedingungen der

dauerfeuchten Tropen angepasst, auch an die dort vorherrschenden nährstoffarmen

Ferralsolböden. [...]

Das geschlossene Kronendach einer Pflanzung sorgt für eine Dauerbeschattung des Bodens 5

und somit für ein ausgeglichenes Mikroklima. In jungen Pflanzungen werden zwischen die

Setzlinge schnellwüchsige Leguminosen als Bodendecker ausgesät. Diese reduzieren die

Bodenerosion, sorgen für eine ausgewogene Bodenfauna und reichern den Boden mit

Stickstoff an. [...]

Palmöl ist vergleichsweise billig und deshalb auf dem Weltmarkt günstiger positioniert als die 10

Hauptkonkurrenten Soja-, Raps- und Sonnenblumenöl. Den Preisvorteil verdankt Palmöl in

erster Linie den niedrigen Löhnen. Ölpalmplantagen sind auf billige Arbeitskräfte

angewiesen, da sich die meisten Arbeitsgänge nicht mechanisieren lassen. Rund 50% der

gesamten Produktionskosten entfallen auf die Arbeitslöhne. [...] Erst nach drei Jahren

beginnt die Palme zu fruchten und erst mit sieben bis zehn Jahren erreicht sie ihre volle 15

Produktivität. Dafür zeichnet sich die Ölpalme durch eine überragende Flächenproduktivität

aus.“

Quelle: Geographische Rundschau 56 (2004) Heft 11, S. 13

M 5 Das Projekt „Ophir-Ölpalmplantage“ „Die Gewinnung von Öl aus der Frucht der Ölpalme ist ein komplizierter Prozess, der ein

ausgeklügeltes Management und einen straffen Zeitplan erfordert. Nach der Ernte müssen

die im Schnitt 20 kg schweren Fruchtstände möglichst noch am selben Tag in eine Fabrik

transportiert, sterilisiert und weiterverarbeitet werden. Moderne Anlagen rentieren sich nur

bei regelmäßiger Anlieferung großer Mengen. Solchen Anforderungen kann verständ-5

licherweise nur ein Großbetrieb, also eine Plantage, gerecht werden. Bis in die 1970er Jahre

hielt man deshalb die Erzeugung von Palmöl durch Kleinbauern für undurchführbar.

Dies änderte sich mit der Einführung der sogenannten Nukleus-Plantagen. Bei diesem

Plantagentyp sind an eine Kernfläche (Nukleus) mit Fabrik und festem Arbeiterstamm

weitere Flächen (Plasma) angeschlossen, die an Kleinbauern vergeben und von diesen nach 10

vertraglich mit der Plantagengesellschaft festgelegten Regeln bewirtschaftet werden. [...]

Eines der ersten Projekte dieser Art war das mit deutscher Unterstützung 1981 gegründete

Ophir-Projekt in Westsumatra. [...] Am Fuß des Ophir-Vulkans gelegen, verfügt dieses

Gebiet über fruchtbare Böden und günstige klimatische Bedingungen. Außerdem war es

seinerzeit nicht mit Regenwald, sondern mit Busch- und Grasbeständen bedeckt und relativ 15

dünn besiedelt.

Die Bewirtschaftung des Nukleus von 3200 ha übernahm die staatliche indonesische

Plantagengesellschaft. Auf ihrem Gelände befinden sich die Fabrik, die Verwaltungsgebäude

und die Wohnzeilen von 750 Plantagenarbeitern. Das daran angrenzende sogenannte

„Plasma“ von 4800 ha wurde unter 2400 Kleinbauern (d.h. 2 ha /Haushalt) aufgeteilt, die 20

sowohl aus der Region als auch aus Java stammten. Die Siedler leben in vier Dörfern mit je

einer Schule, Moschee, Kindergarten, Gesundheitsstation, Verwaltungszentrum und

Dorfbank.

Auf deutscher Seite übernahm die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Finanzierung für

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die gesamte Infrastruktur (Fabrik, Wegenetz, Häuser für die Kleinbauern) sowie den Bau 25

einer Verbindungsstraße zum Hafen von Padang. Die deutsche Gesellschaft für Technische

Zusammenarbeit (GTZ) führte umfangreiche Ausbildungs- und Beratungsprogramme für die

neu angesiedelten Kleinbauern durch und organisierte den Aufbau von Bauerngruppen.

Nach zehn Jahren bestätigt das Ergebnis, dass die wirtschaftlichen Projektziele nicht nur

erreicht, sondern teilweise sogar deutlich übertroffen wurden. Die Belastungen für die 30

Umwelt werden als tragbar bezeichnet. Sowohl die Produktionssteigerung von Palmöl als

auch die Erhöhung der bäuerlichen Einkommen sind erreicht worden. [...] Fast alle

Kleinbauern konnten ihre Kredite erheblich früher zurückzahlen als ursprünglich vorgesehen

und sich so den Eigentumstitel für ihre Parzelle sichern. Es ist aber auch zu einigen

überraschenden und möglicherweise unerwünschten Auswirkungen im sozialen Bereich 35

gekommen. Die relativ wohlhabenden Siedler in den Plasmadörfern heben sich deutlich von

den weit schlechter verdienenden Arbeitern im Nukleus ab.“

Quelle: Geographische Rundschau 56 (2004) Heft 11, S. 11 und 15