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Neue Studien zur Sachsenforschung 10 Sächsische Leute und Länder Benennung und Lokalisierung von Gruppenidentitäten im ersten Jahrtausend

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Neue Studien zur Sachsenforschung 10ISBN 978-3-932030-84-0

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Sächsische Leute und LänderBenennung und Lokalisierung von Gruppenidentitäten im ersten Jahrtausend

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Sächsische Leute und LänderBenennung und Lokalisierung von Gruppenidentitäten

im ersten Jahrtausend

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Neue Studien zur SachsenforschungBand 10

herausgegeben vom Braunschweigischen Landesmuseum

in Verbindung mit dem Internationalen Sachsensymposion

durchBabette Ludowici

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Sächsische Leute und LänderBenennung und Lokalisierung von Gruppenidentitäten

im ersten Jahrtausend

herausgegeben von

Melanie Augstein und Matthias Hardt

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Gedruckt mit Unterstützung des Leibniz-Instituts für Geschichte und Kultur des östlichen Europa e. V. in Leipzig. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Alle Beiträge wurden einem Verfahren zur Qualitätssicherung (peer review) unterzogen.

Umschlaggestaltung: Karl-Heinz PerschallSatz und Layout: Matthias Halle

Redaktion: Melanie Augstein und Matthias Hardt (Korrektorat der englischen Texte durch Madeleine Hummler und Daniela Hofmann)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2019 Braunschweigisches LandesmuseumAlle Rechte vorbehalten

Verlag Uwe Krebs, 38176 Wendeburg

Abbildungsnachweiseliegen in der Verantwortung der Autoren

Druck: oeding print GmbH, Braunschweig

ISBN 978-3-932030-84-0

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Im Jahr 2015 wurde in Leipzig der Ersterwähnung des Ortes zum Jahr 1015 durch den Bischof und Chronisten Thietmar von Merseburg gedacht. Das Stadtjubiläum ist mit einer breiten Palette von Veranstaltungen begangen worden, unter anderem mit einer Ausstellung im stadtgeschichtlichen Museum unter dem Titel »1015. Leipzig von Anfang an«. Das Geisteswissenschaftliche Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig (jetzt Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa) hielt dieses Jubiläum für angemessen, die »Arbeitsgemeinschaft zur Archäologie der Sachsen und ihrer Nachbarvölker in Nordwesteuropa« in die Stadt einzuladen und ihr damit zum ersten Mal in demjenigen Land Gelegenheit zur Zusammen-kunft und zur Diskussion zu geben, das in der Gegenwart als einziges unter vielen anderen den Namen der Sachsen ohne differenzierenden Zusatz trägt.

Es lag nahe, bei dieser besonderen Gelegenheit über »Sächsische Leute und Länder« und die »Benennung und Lokalisierung von Gruppenidentitäten im ersten Jahrtausend« nachzudenken. In enger Kooperation mit dem Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte am Historischen Seminar der Universität Leipzig wurde unter dieser Themenstellung vom 12. bis zum 16. September 2015 das 66. Internationale Sachsensymposion in den Räumen des GWZO und der Universität ausgerichtet. 89 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, den Nieder-landen, aus Norwegen, Österreich, Polen, Russland, Schweden, aus der Schweiz, aus Wales und aus den USA nahmen daran teil und tauschten sich über Sachsen und ihre Namen, ihre Regionen und Identitäten ebenso wie diejenigen anderer Gentes, Gruppen und Einzelpersonen zwischen Römischer Kaiserzeit und hohem Mittelalter sowie über aktuelle Funde und Forschungen aus. Ziele der Exkursion waren das Museum für Ur- und Frühgeschichte des Archäologischen Landesmuseums Thüringen in Weimar und der Merseburger Dom mit dem zugehörigen Museum im Rahmen der Vereinigten Domstifter zu Merseburg, Naumburg und des Kollegiatsstifts Zeitz.

Die im Rahmen dieses Bandes versammelten 21 inter-disziplinären archäologischen, historischen und sprachwis-senschaftlichen Beiträge sind das Ergebnis des Leipziger Sachsensymposions. Ihre Veröffentlichung wäre nicht gelungen ohne die finanzielle Unterstützung des GWZO. Die sprachliche Überarbeitung der englischsprachigen Texte haben Madeleine Hummler (York) und Daniela Hofmann (Bergen) vorgenommen, Layout und Satz übernahm Matthias Halle (Leipzig).

Melanie AugsteinLehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte am Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften der Universität Rostock

Matthias HardtLeibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa in Leipzig

Babette LudowiciBraunschweigisches LandesmuseumArbeitsbereich Sachsenforschung

Claus von Carnap-BornheimStiftung Schleswig-Holsteinische LandesmuseenVorsitzender des Internationalen Sachsensymposions

Vorwort

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Inhalt

Matthias Hardt und Melanie AugsteinSächsische Leute und Länder – Eine Einführung 9

I. Identitäten und Imaginationen

Walter PohlSächsische Identitäten und die Bedeutung der Ethnizität im frühmittelalterlichen Europa 23

Christian Zschieschang(Die) Sachsen – Ein Terminus im Spannungsfeld dreier anderer: Denotat, Identität und Raumordnung 33

James M. HarlandImagining the Saxons in Late Antique Gaul 45

Barbara YorkeSaxon Identity in Southern England 57

Ludwig RübekeilSingularität in jütischen Ethnika 65

II. Symbole und Verkörperungen

Lone Claudi-Hansen and Morten AxboeGudum on Zealand – A New ›Gudme‹ Emerging? 79

Bente MagnusStrange Creatures – S-shaped Brooches from the Migration Period in Norway 95

Torun Zachrisson and Maja KrzewińskaThe ›Lynx Ladies‹ – Burials Furnished with Lynx Skins from the Migration and Merovingian Periodsfound in Present-day Sweden 103

Ulrich LehmannIn Search of the Snake – The Hidden Symbolism of Early Medieval Sword Blades 121

Michael NeißEin weibliches Herrschaftszeichen? Überlegungen zur wikingerzeitlichen Elec-Spange 133

III. Räume und Routen

Pernille KruseShow me your House – And I will tell you who you are? 147

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Nancy L. WickerThuringian Links to Jutland and Western Norway as Reflected in Scandinavian-type Migration PeriodBracteates – A Family Affair? 155

Karen Høilund NielsenThe Cemetery at Viumgård in North-Western Jutland and the Chronology of the Sixth Century 167

Ingo Eichfeld und Daniel NöslerBauern, Händler, Seefahrer: Ein neu entdeckter Handelsplatz des 1. Jahrtausends n. Chr. an der südlichen Niederelbe 183

Mirko OehlertStein oder nicht Stein. Die »urbs Libzi« im 10. und 11. Jahrhundert 201

Joanna WojniczDer Hortfund von Cortnitz in der Oberlausitz 211

IV. Kontinuitäten und Transformationen

Bertil HelgessonVång, Blekinge, Sweden – A Place of Eternity 219

Melanie Augstein and Hans-Jörg KarlsenNienbüttel – New Research on Old Graves 227

Christoph G. SchmidtTotengedenken und Identität: Beobachtungen am jüngerkaiserzeitlichen Fundplatz Frienstedt in Thüringen 237

Sven JägerGekommen – Geblieben – Gewandelt: Beziehungen des spätkaiserzeitlich-germanischen Fundmaterialsaus dem nordwestlichen Baden-Württemberg und deren Bewertung 249

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Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 66. Internationalen Sachsensymposions vor dem Leipziger Opernhaus am Augustusplatz (Foto: Kristin Opitz).

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Frühgeschichtliche Bilder sind ein besonders Quellenmaterial. Zumeist handelt es sich nicht um Zufallsprodukte, sondern um Zeichen, die Botschaften vermitteln sollten. Dies gilt nicht zuletzt für die Bilderwelt der Wikingerzeit. Jedoch sind freistehende Bildmonumente aus dieser Epoche relativ selten. Häufiger haben sich Bilder im kleineren Format erhalten, genauer gesagt als Tierornamentik auf Gebrauchsgegen-ständen. Den Ausgangspunkt zu meinen Überlegungen bildet eine prachtvolle Spange aus Elec im heutigen Russland. Im reichen Dekor der Spange findet sich eine Mischfigur bestehend aus einem anthropomorphen Kopf und einem vogelähnlichen Körper. Diese Bildfigur bindet die Elecer Spange möglicherweise an das Fürstenhaus der Rjurikiden. Da es sich um einen Funktionsgegenstand aus der Frauentracht handelt, muss man sich fragen, ob die Spange die Machtfülle der gesamten Dynastie symbolisiert oder sich auf eine einzig-artige Frau bezieht.

In Hinblick auf die wikingerzeitliche Frauentracht unterscheidet man zwischen verschiedenen Funktionsteilen. Am wichtigsten waren wohl zwei ovale Spangen, welche das innere Gewand zusammenhielten. Darüber hinaus trifft man in Grabfunden gelegentlich auf eine dritte Spange, die zumeist gleicharmig, kleeblattförmig oder rund war. Einige dieser Drittspangen entwickelten eine rundplastische Formensprache und ähnel-ten dadurch interaktiven Skulpturen, bei denen ein veränder-ter Blickwinkel eine Veränderung im Bildausdruck hervorruft. Gefördert wurde diese Entwicklung sicherlich durch die besonders flexiblen Sehgewohnheiten der Nordleute, die dazu führten, dass ein- und dieselbe Bildfigur mehrere Lebens-weltphänomene darstellen konnte (sogenannte »Vexier-bilder«; vgl. Neiss 2011; Neiss 2012a). In Anbetracht ihrer dramatischen Ausführung hat man jene Drittspangen in der Forschungsgeschichte mitunter als »barock« bezeichnet (Capelle 1962). Grabfunde, die einfache Parallelen zu den Barockspangen enthalten, deuten darauf, dass sie das äußerste Lager im Frauengewand zusammenhielten, welches vermutlich aus einem Schal oder Mantel bestand (vgl. Jansson 1984, 75). Folglich dürfte es der Trägerin zu Lebzeiten keine Mühe bereitet haben, ihre Drittspange aus der Tracht zu entfernen und unter potentiellen Bewunderern herumzureichen, damit jene das Kunstwerk aus nächster Nähe begutachten konnten. In Zusammenhang damit sei erwähnt, dass Drittspangen oft viele Vexierbilder zeigen, während sich das Interesse an Bildspielereien in Hinblick auf die zeitgleichen Ovalspangen

offenbar in Grenzen hielt (vgl. die Untertypen zu Ingmar Jans-sons Typ P 51; vgl. Jansson 1985, 70 f., Abb. 54, 55). Zudem treten ovale Schalenspangen nur ganz ausnahmsweise in Silber auf (z. B. Eilbracht 1999, Kat. Nr. 313–314, Taf. 18). Dies könnte darauf beruhen, dass man Ovalspangen in erster Linie für den Zusammenhalt des Innengewandes benötigte und sie daher weniger gut herumzeigen konnte. Auch bezüglich ihrer Größe übersteigen die barocken Drittspangen in der Regel ihre massenproduzierten Parallelen.

Der wikingerzeitliche Größenzuwachs hat einen interessan-ten Vorläufer in der Vendelzeit. Damals produzierte man Bü-gelscheibenfibeln mitunter in einer Größenordnung, welche ihre Funktionsfähigkeit in der Tracht beeinträchtigt haben dürfte. Angesichts dessen liegt es nahe, die ›Barockisierung‹ einer Spange als ein Indiz dafür zu werten, dass man den betreffenden Gegenstand der rituellen Sphäre zurechnete (vgl. Arrhenius 1962, 93, 96 f.). Der grenzüberschreitende Charakter der wikingerzeitlichen Barockspangen äußert sich ebenfalls darin, dass sie wiederholt Elemente vereinen, welche in der Massenproduktion unterschiedlichen Spangenkategorien vorbehalten sind (siehe z. B. Neiss 2012a, Abb. 3). Daher dürfen wir uns fragen, ob Barockspangen in erster Linie eine praktische Funktion erfüllten oder ob ihre primäre Funktion auf einer anderen Ebene lag. Diese Frage sei anhand einer prachtvollen Spange aus Elec erörtert (Abb. 1–4/Kat. Nr. 7). Es handelt sich um ein mehrfarbiges Handwerkserzeugnis aus Silber (Abb. 1 und 2). Das Dekor besteht aus Rundfiguren, vergoldeten Reliefpartien und flachen Silberpartien, wobei letztere mit eingravierten Mustern verziert sind, welche mit Niello geschwärzt wurden. Die gleicharmige Spange ist zwar heute nur noch bruchstückhaft erhalten, wiegt dabei aber immerhin 224,5 g. Das ursprüngliche Gewicht der Spange lässt sich zudem mit Hilfe von 3D-Laserscanning virtuell rekonstruieren und dürfte um die 330 g herum gelegen haben. Dies macht sie zu der mit Abstand schwersten Spange in der Gruppe der Barockspangen. Beispielsweise wiegt sie das Anderthalbfache einer Rundspange aus Jämjö (Kat.  Nr.  14), die aller Wahrscheinlichkeit aus derselben gotländischen Her-stellungstradition stammt (Neiss in Vorb.) und deren Gewicht ungefähr einer Mark Silber entspricht (Neiss 2007; 143; vgl. Wiechmann 2001, 280; Thunmark-Nylén 2006, 345).

Ein weibliches Herrschaftszeichen? Überlegungen zur wikingerzeitlichen Elec-Spange

Michael Neiß

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Datierung und Provenienz

Elec liegt heute im südlichen Russland und zählte während der Wikingerzeit zur Einflusssphäre der Pečenegen. Hierbei handelt es sich um eine nomadische Gruppe, die den turksprachigen Völkern zugerechnet wird und die sich im 10. Jahrhundert wiederholt im Kriegszustand mit der Kiewer Rus’ befand. Mårten Stenberger (1959, 95) suchte die Werkstatt der Elec-Spange in Zentralschweden, während Holger Arbman (1960, 120) aufgrund von stilistischen Erwägungen glaubte, man hätte sie in Altrussland hergestellt. Dabei stützte er sich u. a. auf eine palmettenähnliche Bildfigur (Arbman 1960, 122 f.; akzeptiert von Duczko 2004, 185 f.). Allerdings übersahen die Forscher bei ihren Verortungsversuchen das charakteristische Niellomuster auf der Rückseite der Spange (Abb. 3), bestehend aus Kordelbändern, die in einem dreipassförmigen Bandknoten zusammenlaufen. Auf Gotland tritt dieses Bildmotiv häufiger auf, und zwar sowohl auf berühmten Einzelstücken (z. B. Kat. Nr. 5, 6, 13) als auch auf Massenprodukten der gehobenen Klasse (z. B. Thunmark-Nylén 1998, Taf. 8.2, 168.1, 163.6). Die betreffenden Schmuckstücke entsprechen meistenteils der landestypischen Frauentracht und entstammen zudem einem begrenzten Werkstattkreis. Dabei sei erwähnt, dass das Schwärzen mit Niello eine anspruchsvolle Technik ist, welche

den Ausführenden stete Übung abverlangt. Dieser Umstand veranlasste Lena Thunmark-Nylén zur Spekulation, dass das schrittweise Überhandnehmen des Niellodekors auf den got-ländischen Dekorflächen das Ergebnis einer kontinuierlichen Leistungssteigerung innerhalb ein und derselben Werkstatt sein könnte. Falls dies stimmt, zählt die Elec-Spange angesichts des großen Anteils an geschwärzten Flächen wohl zu den späten Produkten dieser Werkstatt (vgl. Thunmark-Nylén 2006, 393, 419). Eine geeignete Parallele zur Datierung der Elec-Spange bildet die gotländische Bügelscheibenfibel aus Klinta (Kat. Nr. 5), welche überwiegend mit Niello verziert ist. Hier deuten gleich mehrere Indizien darauf, dass die Spange im späten 10. Jahrhundert gefertigt und im 11. Jahrhundert getragen wurde (d. h. Periode VIII:3; vgl. Thunmark-Nylén 2006, 62 f., 86 f., 683, 692). Auch die Elecer Spange verfügt über eine Kombination von Verschleiß und Reparatur, die auf eine längere Anwendungszeit schlussfolgern lässt.

Spurensuche in Altrussland

Wie so viele barocke Drittspangen, ist die Elec-Spange mit Vexierbildern übersät (Abb. 4). Aus Platzgründen ist es hier nicht möglich, das gesamte Bildprogramm zu analysieren

Abb. 1. Gleicharmige Spange von Elec (© The State Hermitage Museum, St. Petersburg – Inv. Nr. 997-1).

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(siehe anstelle Neiss in Vorb.). Stattdessen beschränkt sich folgende Erörterung auf ein aussagekräftiges Bildzeichen, das in der Forschungsgeschichte lange unbeachtet blieb (vgl. Neiss 2005; Neiss et al. 2012). Es handelt sich um ein Mischwesen (Abb. 4, unten links), bestehend aus einem anthropomorphen Haupt mit napoleonhutähnlichem Kopf-putz und einem Vogelkörper in Form eines Dreizacks mit einem palmettenähnlichen Gebilde auf der mittleren Zacke (Abb. 4, unten rechts), welches bereits Holger Arbmans Inter-esse auf sich zog (s. o.). Nun sind Mischwesen durchaus keine Seltenheit in der wikingerzeitlichen Tierornamentik. Zudem

treten Mischwesen mit Napoleonhut besonders häufig auf Gotland auf (z. B. Thunmark-Nylén 1998, Taf. 2, 8.a–e). Jedoch liegt der Verbreitungsschwerpunkt des vogelähnlichen Dreizacks weiter östlich, nämlich in Altrussland. Die Kontexte der Fundstücke sprechen dafür, dass das aktuelle Bildzeichen häufig als ein Emblem für die rjurikidische Fürstendynastie diente (Edberg 2001, 6; Duczko 2004, 228–238; Beleckij 2011, 44).

Ein erster Hinweis auf den fürstlichen Bezug des Palmetten-Dreizacks stammt aus der von Vladimir dem Heiligen gestifteten Zehntkirche in Kiew. Die Ruine der Kirche wurde im 19. Jahr-hundert durch einen Nachfolgerbau ersetzt, der wiederum dem stalinistischen Kirchensturm zum Opfer fiel. Während der Abrissarbeiten bargen Archäologen im westlichen Kirchenschiff Reste eines hölzernen Sarkophages, der eine säbelähnliche Waffe enthielt. Die Säbelscheide besaß einen Ortbeschlag, der ganz unten den Elecer Palmetten-Dreizack wiedergibt (vgl. Arbman 1960, 123) und darüber einen Greifvogelkopf in Profilperspektive (Abb. 5/Kat. Nr. 12; siehe Paulsen 1953, 82 f.). Michail Konstantinovič Karger (1940) schrieb das Grab dem Großfürsten Rostislav Mstislavič von Kiev zu (1110–1167). Allerdings stützten sich seine Grabzuweisungen vor allem auf Angaben in den mittelalterlichen Chroniken, obwohl anzunehmen ist, dass diese nur einen Teil der durchgeführten

Abb. 2. Gleicharmige Spange von Elec (Illustration: Verfasser).

Abb. 3. Rückseite der Elecer Spange. Niellodekor in Form eines gotländi-schen Kordelbands mit Triquetra (Illustration: Verfasser).

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Begräbnisse nennen (Karger 1940, 17 f.; vgl. Korzuchina 1950, 69 f.). In Kontrast zu Kargers Assoziationen fußte die Grabinventar-Analyse durch Galina Fedorovna Korzuchina auf den etablierten Methoden der Ur- und Frühgeschichte. Sie gelangte zum Ergebnis, dass der Holzsarg aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts stammt und assoziierte den darin erhaltenen Säbel mit der Herrschaftszeit des Großfürsten Jaroslav des Weisen. Korzuchina untermauerte ihre Zuord-nung u. a. mit Hinweisen auf eine Säbelscheide in Wien, welche Varianten des Kiewer Palmetten-Dreizacks wiedergibt (Kat. Nr. 15), und auf einen Ortbeschlag aus dem lettischen Turaida, welcher in derselben Technik gefertigt wurde und zudem nur in einem Dekordetail abweicht (Kat. Nr. 11; siehe Korzuchina 1950, 84). Vier Jahrzehnte danach schlug Fedir Androščuk vor, dass man den Sarkophag während des frühen 10. Jahrhunderts errichtet habe, und zwar an einem Ort, der sich zu jener Zeit noch außerhalb der westlichen Kirchenwand befand (Androščuk et al. 1996). Zwar gelten die 14C-Werte, auf die er sich stützte, heute als umstritten, jedoch wird seine Interpretation von alternativen Befunden bestätigt, die bei den

jüngsten Nachgrabungen zum Vorschein kamen (freundliche Mitteilung von Denis Jolšin; ausführlicher bei Neiss 2015, 129). Ein weiteres Indiz kam vor wenigen Jahren bei Nach-untersuchungen zum Vorschein, welche teils am älteren Grabungsmaterial aus der Zehntkirche, teils vor Ort erfolgten. Die Neuentdeckung besteht aus massenproduzierten Ziegel-fliesen, die eine Trikvetra zeigen (Abb. 6, rechts). Bis dato kannte man nur Ziegelfliesen mit Dreizack (Abb. 6, links/Kat. Nr. 18; Jolšin 2012). Interessanterweise enthält das Bild-programm auf der Elec-Spange beide Bildfiguren (s. Abb. 2, 3, 4). Insofern spricht die Neuentdeckung aus Kiew zugunsten der Annahme, dass sie sich aufeinander bezogen und schon deshalb keine sinnbefreiten Flächenfüller waren.

Die rjurikidische Fürstendynastie

Die Anfänge der rjurikidischen Fürstendynastie sind von Legenden umwoben. Gemäß den Erzählungen der Nestor-chronik (zu den Jahren 6368–6370 nach Erschaffung der

Abb. 5. Ortbeschlag aus der Zehntkirche in Kiew. Reliefdekor in Form eines Raubvogelkopfs und Niellodekor in Form eines Dreizacks mit Pal-mette (nach Paulsen 1953, Abb. 104).

Abb. 4. Elec-Spange. Unten links: Dekordetail in Form eines Mischwesens, zusammengesetzt aus einem anthropomorphen Kopf mit »Napoleonhut« und einem Körper in Form eines vogelähnlichen Dreizacks mit Palmette. Unten rechts: Dreizack mit Palmette (Illustration: Verfasser).

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Welt, d. h. 860–862 n. Chr.) kam ihr Stammvater Rjurik aus Skandinavien und wurde nach Novgorod geladen, um über die ortsansässige Bevölkerung zu herrschen. Angeblich starb Rjurik, als sein Sohn Igor (?–945) noch ein kleines Kind war. Deshalb übernahm ein Verwandter namens Oleg die Vormundschaft und verwandelte Kiev in eine Großmacht, die selbst das mächtige Byzanz in seinen Grundfesten er-schütterte (zu den Jahren 6378–6420, d. h. 870–912 n.  Chr.). Igor (912?–945) heiratete Fürstin Ol’ga von Pskov (?–969) und konsolidierte nach Erreichen seiner Volljährig-keit den Machtanspruch Kievs gegenüber den Nachbarvölkern (Nestorchronik, zu den Jahren 6421–6454, d. h. 913–946 n. Chr.). Indes ist anzunehmen, dass sich die Etablierung des Kiever Fürstentums in Wahrheit komplexer gestaltete und dass die Rjurikiden bei ihrem Aufstieg zur Macht viele Verbündete und Konkurrenten hatten, welche aber in der Nestorchronik unerwähnt bleiben. Zudem hat man diskutiert, ob Kiev in seinen Anfängen vom Khanat der Chazaren abhängig war und inwieweit dieser Umstand die Organisation des späteren Fürstentums beeinflusste (Edberg 2001, 12; vgl. Duczko 2004, 29–33, 202–210). Als Igor im Jahre 945 von den Derevljanen erschlagen wurde, vergalt seine Witwe diesen Frevel angeblich mit blutigen Racheaktionen. Zugegebenermaßen erinnert Ol’gas Racheplan dabei eher an einschlägige Märchenmotive, z. B. wenn sie eine belagerte Stadt mit Hilfe von Vögeln in Brand steckt (Nestorchronik, zu den Jahren 6453–6454, d. h. 945–946 n. Chr.). Historisch glaubhaft erscheint indes, dass Ol’ga im Jahre 947 in den altrussischen Norden reiste, um die regionale Verwaltung zu organisieren (Nestorchronik, zum Jahr 6455; vgl. Duczko 2004, 214). Zudem erhob man ihren minderjährigen Sohn Svjatoslav (942–972) zum Fürsten von Kiev, wobei Ol’ga bis 963 an seiner Stelle regierte.

In den letzten Jahren ihrer Regentschaft konvertierte Ol’ga zum Christentum und suchte politische Allianzen mit christlichen Herrschern (Nestorchronik, zu den Jahren 6455–6463, d. h. 947–955 n. Chr.) – anfänglich mit Byzanz und später mit dem europäischen Westen. Geradezu aufsehen-erregend erscheint Ol’gas Besuch beim Kaiser von Byzanz im Jahre 957, der als historisch abgesichert gilt und Ol’ga reiche Gaben in Form von Gold bescherte (Duczko 2004, 212, 214 f.) sowie Silber, Seide und Vasen (Nestorchronik, zu den Jahren 6456–6463, d. h. 948–955 n. Chr.). Ihr Sohn Svjatoslav verharrte indes im Heidentum, angeblich, weil eine Taufe seinem Ansehen als Krieger abträglich gewesen wäre. 968 begann Svjatoslav einen neuen Kriegszug und gab drei seiner Söhne in die Obhut seiner Mutter Ol’ga in Kiev. Sie hießen Oleg (957?–977), Jaropolk (958?–980) und Vladimir (958?–1015; Nestorchronik, zum Jahr 6476, d. h. 968 n.  Chr.) und waren wahrscheinlich Halbbrüder. So stammte Vladimir aus einer unebenbürtigen Beziehung mit Maluša (Nestorchronik, zum Jahr 6478, d. h. 970 n. Chr.), welche der Fürstin Ol’ga als Haushälterin diente (Russisch; kлючница »Schlüsselträgerin«; Kovalev 2012, 469; vgl. Duczko 2004, 216). Im Übrigen beabsichtigte Svjatoslav, sich ein neues Im-perium an der Donaumündung aufzubauen, fernab von den

altrussischen Kernlanden, wogegen seine Mutter vergeblich protestierte. Sie starb im Jahre 969 (Nestorchronik, zum Jahr 6477). 970 gewährte Svjatoslav seinen Söhnen die Fürstenwürde. So erhob er Jaropolk zum Fürsten von Kiev, Oleg zum Herrscher über die Derevljanen, und Vladimir zum Fürsten von Novgorod (Nestorchronik, zu den Jahren 6477–6479, d. h. 969–971 n. Chr.). Im Jahre 972 geriet ihr Vater Svjatoslav in die Gefangenschaft der Pečenegen und wurde, wohl auf Geheiß ihres Khans, hingerichtet (Nestorchronik, zum Jahr 6480). Daraufhin entbrannte ein Bruderzwist zwischen seinen Söhnen. Dieser kulminierte 977, als Jaropolk Oleg ermorden ließ und Vladimir nach Skandinavien floh (Nestorchronik, zu den Jahren 6484–6485, d. h. 976–977 n. Chr.). 978 kehrte Vladimir aus seinem Exil zurück. Laut Nestorchronik erzwang er eine Heirat mit Rogneda, die eigentlich seinem Bruder Jaropolk, dem regierenden Großfürsten von Kiev, versprochen war. Vladimir fügte Rogneda dabei schweres Leid zu, denn sie hatte seinen Antrag bereits einmal ausgeschlagen – angeblich mit der Begründung, sie wolle keinen Sklavensohn zum Manne. Rognedas verhängnisvolle Aussage deutet darauf hin, dass man Vladimirs Herkunft von Maluša als einen Makel empfand.

Einige Zeit danach stürzte Vladimir seinen Bruder vom Kiever Thron. Acht Jahre darauf wechselte er den Glauben und erhob das Christentum zur Staatsreligion (Nestorchronik, zu den Jahren 6486–6488 und 6496, d. h. 978–980 und 988 n. Chr.). Nach dem Tode Vladimirs im Jahre 1015 entbrannten neue Nachfolgekriege, aus denen sein Sohn Jaroslav (978?–1054), als Sieger hervorging (Nestorchronik, zu den Jahren 6524–6527, d. h. 1016–1019 n. Chr.). Wie bereits sein Vater, regierte Jaroslav zunächst als Fürst von Novgorod. Während des Erbfolgestreits verbündete er sich mit den Mächtigen des Nordens, gewann die Hand der schwedischen Königstoch-ter Ingegerd (1001–1050?) und stellte als Gegenleistung Teile seines Fürstentums unter die Verwaltung des Jarls Ragnvald, der ein Vetter des schwedischen Königs war und

Abb. 6. Ziegelfliesen aus der Zehntkirche in Kiew. Links: Dekor in Form eines vogelähnlichen Dreizacks; rechts: Dekor in Form einer Triquetra (nach Jolšin 2012, Ил. 1.1).

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Jaroslavs Braut nach Novgorod begleitete. Auch später blieb Jaroslav ein beliebter Partner für Nordleute – beispielsweise verheiratete er seine Tochter Elisabeth mit dem späteren König Harald III von Norwegen. Gemäß Snorri Sturluson (Haralds saga Sigurðssonar, Kap. 15–17) hatte er zunächst Haralds erstes Heiratsgesuch abgelehnt. Jedoch erwarb dieser alsbald Reichtum und Ruhm in Byzanz und ebnete dadurch den Weg für eine zweite Brautwerbungsfahrt. Angeblich komponierte Harald auf dem Rückweg nach Kiew ein Gedicht für seine Angebetete, und Snorri lässt es sich nicht nehmen, es im altwestnordischen Wortlaut wiederzugeben (vgl. Finnur Jónsson 1911, 456 f.). Sollte Snorris Begleitprosa den historischen Tatsachen entsprechen (vgl. Hazzard Cross 1929, 184 f.), gab Harald sein Gedicht aber wahrscheinlich nur mit ausdrücklicher Genehmigung Jaroslavs zum Besten, denn gemäß dem Ehrenkodex der Nordleute durfte man eine Frau nur im Einvernehmen ihrer Familie auf solche Weise beschenken. Zuwiderhandlungen galten als Ehrenkränkung an der der Sippe und konnten Blutrache nach sich ziehen (vgl. Clunies Ross 2005, 111).

Ein protoheraldisches Bildzeichen?

Traditionell wird der Dreizack der Rjurikiden als »stürzender Falke« gedeutet. Das Bilddesign soll dabei auf einen Zweizack zurückgehen, dessen Ursprung und Sinngehalt in der For-schung umstritten sind. Eine interessante Theorie stammt von Rune Edberg (2001). Demnach sollen die skandinavischen Einwanderer die Grundidee für den Zweizack von den Chazaren übernommen haben, bei denen der emblematische Gebrauch von Bildzeichen wohletabliert war. Wie bereits erwähnt, repräsentiert die gleicharmige Spange von Elec aller Wahrscheinlichkeit nach eine Drittspange und ist als

solche der weiblichen Sphäre zuzuordnen. Deshalb liegt es nahe zu fragen, ob Frauen im wikingerzeitlichen Altrussland eigene Embleme führen konnten. Peter Paulsen befürwortete diese Idee und berief sich auf Erzählungen, wonach Fürstin Ol’ga eigene Embleme zum Einsatz brachte. Gleichzeitig nannte er einen Anhänger von Chilovo als eine denkbare Parallele zu Ol’gas Herrschaftszeichen (Abb. 7 links/Kat. Nr. 1; siehe Paulsen 1953, 173 mit Verweis auf Balodis 1948, 360). Die von Paulsen erstellte Verbindung zwischen Ol’ga und dem Chilovo-Anhänger ist bemerkenswert, weil der An-hänger u. a. denselben Palmetten-Dreizack abbildet wie die Elec-Spange. Dort bildete der Dreizack den Vogelkörper zu einem Mischwesen mit Menschenkopf und »Napoleonhut« (Terminologie von Thunmark-Nylén 2006, 400). In der wikingerzeitlichen Bildkunst tauchen derartige Mischwesen mehrmals auf. Die wohl bekanntesten Beispiele stammen von einem gotländischen Bildstein (Abb. 8/Kat. Nr. 4), von einem Ortbeschlag aus der Protostadt Birka (Abb. 9/Kat. Nr. 10) und von einem Becher aus Lejre (Abb. 10/Kat. Nr. 3). Diese Bilder wurden in der Forschungsgeschichte zum Ausgangspunkt für ikonographische Deutungsversuche. Dabei blieb die slawische Folklore unbeachtet (z. B. die Erzählung vom Prinzen, der sich in einen Falken verwandelt; vgl. A. N. Afanás’evs [1984–86] Russisches Folklorearchiv). Stattdessen stützte man sich auf altwestnordische Literatur. Im Zuge damit verknüpften einige Forscher das Bildmotiv (Abb. 8–9) mit Odins Verwandlungen (Ambrosiani 2001b, 12, 21; Nylén und Lamm 1978, 49–52), während andere darin Wielands Flugmaschine wiedererkannten (Lindqvist et al. 1941, 95; Oehrl 2009, 553). Die Bildfigur von Lejre (Abb. 10) deutete man indes als eine Darstellung der Göttin Freja im Vogelgewand (Christensen 2010, 184). Wieder andere distanzierten sich von pauschalen Rückgriffen auf die altnordische Mythologie, wollten dafür aber nicht unbedingt ausschließen, dass die Tracht des Mischwesens von Lejre eine

Abb. 7. Anhänger aus Chilovo. Links: Dekor in Form eines Dreizacks mit Palmette; rechts: Dekor in Form eines Schlüssels(?) (nach Paulsen 1953, Abb. 241).

Abb. 8. Bildstein aus Hammars. Dekordetail in Form eines Mischwesens aus Mensch und Vogel (nach Ambrosiani 2001b, Fig. 1.4).

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geschlechtsbestimmende Bildfunktion erfüllt (Helmbrecht 2011, 134, 155, 169, 239, 349, 436, Kat. Nr. 65; vgl. mit einem Fehlzitat von Neiss 2015, 128).

In der Tat verfügen die Mischwesen von Lejre und Elec über einen ähnlichen Kopfputz (Abb. 4, unten links). Daher erscheint es verlockend, die für die Mischfigur von Lejre (Abb.  10) etablierte Deutung auf Elec zu übertragen. Sollte sich diese Interpretation bewahrheiten, würde das Elecer Mischwesen seinerseits Björn Ambrosianis Theorie untermauern, wonach sich das Emblem der Rjurikiden auf Frigg und Freya im Vogelgewand bezieht (Ambrosiani 2001b, 21). Nun spricht einiges zugunsten der Annahme, dass die genannten Göttinnen ideale Identifikationsfiguren für eine Frau vom Kaliber Ol’gas bildeten (vgl. Simek 1993, 90 f., 93–94; Kristoffersen und Lindstrøm 2001, 198 f. mit Literatur; Arrhenius 2009 über Freyas Schmuck). Allerdings ist zu fragen, ob diese mythologische Deutungslinie einer kritischen Überprüfung standhält: Erstens bestehen keine Garantien dafür, dass wikingerzeitliche Geschlechtsidentitäten unseren modernen Vorstellungen entsprechen (Back Danielsson 2007). Zweitens ist es nicht sicher, dass wikingerzeitliche Betrachter bildlich wiedergegebene Trachtelemente stets als Gender-Chiffren interpretierten. Drittens haben moderne Bilddeutungen, die von einer archäologischen Trachtenrekonstruktion abhängen, eine geringe Validität als Bilddeutungen, die durch ein erhaltenes Lebensweltphänomen aus der Wikingerzeit ab-gesichert sind (vgl. Methodik bei Neiss 2011; Neiss 2012a). Aus diesen drei Gründen erscheint es geboten, eine direkte Assoziation zwischen der Elec-Spange und der Fürstin Ol’ga abzulehnen.

Gleichzeitig existieren andere rjurikidische Embleme, die sich mit größerer Wahrscheinlichkeit mit Ol’ga in Verbindung setzen lassen. Den Ausgangspunkt für die folgende Argumen-tationskette bildet das jüngst entdeckte Kammergrab Nr. 5 in Pskov. Während der Rettungsgrabung im Jahre 2008 barg man u. a. Knochenreste eines Mannes sowie einen Silberanhänger

mit zweiseitigem Dekor (Eršova 2016b). Dieser zeigt auf der einen Seite einen Falkenkopf, wobei die Falkenhaube von einem gleicharmigen Kreuz gekrönt wird (Abb. 11 rechts/Kat. Nr. 2). Diese Figurenkombination ist in der Forschungsgeschichte bereits länger bekannt, und zwar durch einen Münzfund aus dem gotländischen Tuer (Kat. Nr. 9). Das dortige Münzdesign vereint eine verdorbene Inschrift von einem arabischen Dirham mit einem Pskover Falkenkopf. Else Lindberger schlug vor, der Prägestempel könne von einem byzantinischen Münzmeister entworfen worden sein. Dabei läge es nahe, das krönende Kreuz als ein Symbol für Ol’gas Glaubenswechsel zu deuten. Die Einbeziehung einer Falkenhaube in das Bilddesign motivierte Lindberger (2001, 62, 70) mit Ol’gas angeblicher Leidenschaft für die Falknerei. Bei seiner Analyse des Anhängers von Pskov

Abb. 9. Ortbeschlag aus Birka. Dekordetail in Form eines Mischwesens aus Mensch und Vogel (nach Ambrosiani 2001b, Abb. 1.3).

Abb. 10. Becher aus Leijre. Dekor in Form eines Mischwesens aus Mensch und Vogel (nach Christensen 2010, Fig. 2).

Abb. 11. Anhänger aus Pskov. Links: Dekor in Form eines Zweizacks mit Schlüssel; rechts: Dekor in Form eines Falkenkopfs mit Haube und Kreuz (nach Beleckij 2011, рис. 3).

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folgte Roman Kovalev Lindbergers Ausführungen hinsichtlich des Kreuzes, lieferte jedoch eine alternative Erklärung zur Anwesenheit des Falkenkopfs. Ihm zufolge verknüpfen die Schriftquellen Ol’ga auffallend häufig mit Vögeln. Er wertete diesen Umstand als ein Anzeichen dafür, dass Ol’ga bereits vor ihrer Taufe eine religiöse Führungsposition einnahm – indes nicht im christlichen Sinne, sondern als Leiterin eines vorchristlichen Staatskults, welche um die altnordische Göttin Freja oder ihre altslawische Entsprechung kreiste (Kovalev 2012, 491, 495, 497, 508, 510 f., 515 f.).

Auf der anderen Seite zeigt der Anhänger von Pskov eine schlüsselähnliche Bildfigur in Kombination mit einem Zweizack (Abb. 11 links). Dieser lenkt die Gedanken auf ein doppelseitiges Siegel aus Kiew, welches den Zweizack mit dem Namen des Großfürsten Svjatoslav (»sviatoslav«) sowie einem Kreuz kombiniert (Abb. 12/Kat. Nr. 16). Interessanterweise stammt unser ältester Beleg für die Verwendung des Zweizacks indes nicht aus Altrussland, sondern wir finden ihn auf Gotland (genauer gesagt in Gestalt von Graffiti in einer arabischen Münze, welche 878/879 geprägt wurde [Kat. Nr.  8]; siehe Melnikova 1996, 73; Duczko 2004, 230 f., 233 f.). Die Anwesenheit des großfürstlichen Emblems im Kammergrab Nr. 5 von Pskov spricht dafür, dass der Mann zu Lebzeiten ein Stellvertreter des Kiever Fürsten war (Beleckij 2011, 47; vgl. mit den folgenden: Rispling 1987; Lindberger 2001; Kovalev 2012, 482 f.). Der ungefähre Zeitpunkt seiner Bestattung ließ sich dabei über einen Münzanhänger (953/954) bestimmen. Kovalev (2010, 462 f.) sprach sich dafür aus, dass die Münze kurz nach ihrer Prägung in das Grab gelangte, stützte seine Hypothese dabei allerdings auf ein Zirkelargument. Im Kontrast dazu verlegte Sergeij Beleckij (2011, 47) den Zeitpunkt der Bestattung in eine Periode zwischen dem Jahr 960 und dem Beginn der 970er Jahre. Nun haben Münzanhänger in der Regel eine längere Anwendungszeit als Münzen, die als Zahlungsmittel verwendet werden (Thunmark-Nylén 2006, 685). Darum ist Beleckijs Datierung wahrscheinlicher. Aus-gehend vom ermittelten Bestattungszeitraum darf man daher fragen, wen genau der Amtsträger von Pskov zu Lebzeiten vertrat. Tatjana Eršova (2009) schlug vor, dass es sich bei der Bildfigur von Pskov um einen Vorläufer von Vladimirs Dreizack handelt. Insofern würde der hiesige Zweizack auf Vladimirs

Vater verweisen und der Schlüssel auf dessen Mutter. Diese Überlegung harmonisiert mit der traditionellen Annahme, dass Vladimir als Regionalfürst nicht dazu berechtigt war, den Zweizack des Kiever Fürsten zu führen, und sich daher nach einer Alternative umsehen musste (vgl. Edberg 2001, 7 mit den folgenden: Duczko 2004, 232; Beleckij 2011, 46; Kovalev 2012, 472). Dies könnte darauf beruhen, dass das Vorrecht zum Zweizack zunächst bei seinem Vater Svjatoslav lag und nach dessen Tod auf seinen Bruder Jaropolk überging. Gleichzeitig dürfte Vladimirs Aufstieg zum Großfürsten dazu geführt haben, dass das Prestige des Dreizacks das Prestige des Zweizacks überflügelte. Dies würde zumindest erklären, warum Vladimirs Nachfolger das Grundschema des Dreizacks übernahmen und durch kleine Modifikationen zu persönlichen Emblemen umgestalteten (vgl. Edberg 2001, 6–9; Beleckij 1998, 200–205). Dabei ist anzunehmen, dass sich Vladimirs Bedürfnis nach einem eigenen Emblem erst im Jahre 970 einstellte, als ihn sein Vater zum Fürsten von Novgorod erhob (Kovalev 2010, 472). Nun lassen sich Eršovas Überlegungen gut mit der Datierung des Kammergrabes in Einklang bringen. Gleichwohl erscheint ihre Argumentation aus einem anderen Anlass heraus nicht völlig überzeugend – denn warum sollte Vladimir zu Beginn seiner Herrschaft in Novgorod gewillt gewesen sein, den Makel seiner Geburt durch ein Emblem an die Öffentlichkeit zu tragen? Gemäß Kovalev würde es mehr Sinn machen, wenn der Pskover Zweizack auf den minder-jährigen Svjatoslav anspielt, während der Pskover Schlüssel (der ja in vielen Kulturen weibliche Autorität versinnbildlicht) als Symbol für Ol’gas Regentschaft steht. Als potentielle Parallele zu dieser Motivkombination wäre insofern das Kiewer Siegel (Abb. 12) zu nennen, welches Svjatoslavs Zweizack mit einem Kreuz verbindet, wobei letzteres vermutlich auf Ol’gas Glaubenswechsel verweist (Kovalev 2012, 465. f.).

Im Großen und Ganzen erscheint Kovalevs Interpretation des Bildprogramms von Pskov also in sich schlüssig. Zum einen lässt sich seine Deutung mit der Datierung des Kam-mergrabes in Einklang bringen, denn bekanntlich währte Svjatoslavs Unmündigkeit bis 963. Zum anderen wird sie Ol’gas Doppelrolle gerecht, d. h. als Regentin über das Großfürstentum von Kiev und als Regionalfürstin von Pskov. Als Beleg für Ol’gas regionale Herrschaft nannte Kovalev administrative Reformen, die Ol’ga bereits im Jahre 947 im altrussischen Norden durchsetzte. Ausgehend von der Annahme, dass sich Ol’ga dabei auf regionale Stellvertreter stützte und dass diese Amtszeichen führten, scheint es logisch, dass die Ikonographie der Amtszeichen die Doppelrolle der Auftraggeberin widerspiegelt.

Gleichwohl lässt Kovalevs Darstellung einige Fragen unbeantwortet. Die erste Frage betrifft seine Behauptung, der Schlüssel auf dem Anhänger von Pskov (Abb. 11 links) stelle einen Einzelfall dar (Kovalev 2012, 465). In der Tat zeigt der Anhänger von Chilovo ebenfalls eine Bildfigur, die an einen stark stilisierten Schlüssel erinnert (Abb. 7 rechts). Falls diese Bilddeutung korrekt sein sollte (vgl. Arbman 1940, Taf. 275 f.), kann man natürlich fragen, warum das weibliche

Abb. 12. Siegel aus Kiew mit der Inschrift »sviatoslav«. Links: Dekor in Form eines Zweizacks mit Kreuz; rechts: Dekor in Form eines Zweizacks (nach Duczko 2004, Pl. 67d).

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Autoritätssymbol diesmal ohne Zweizack steht, dafür aber zusammen mit einem Palmetten-Dreizack auf der umliegenden Seite des Anhängers.

Die zweite Frage betrifft Kovalevs Auffassung, dass Ol’ga als Besitzerin eines Dreizacks ausscheidet, weil man bislang keine andere Frau mit diesem Zeichen in Verbindung gebracht hat. Dieses Argument kann aus zwei Richtungen beanstandet werden. Zum einen sind die traditionellen Zuweisungen an Männer ebenfalls mit großen Unsicherheitsmomenten belastet. Zum anderen kennen wir zumindest einen weiteren Fall, bei dem ein Elecer Palmetten-Dreizack in eine aristokratische Frauentracht skandinavischer Machart eingebunden ist. Hierbei handelt es sich um ein weiteres Kammergrab aus der zuvor erwähnten Nekropole in Pskov. Kammergrab Nr. 3 stammt aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts, wurde aber einige Zeit danach geöffnet und teilweise geleert. Vom Inhalt der Grabkammer sind heute u. a. Möbelfragmente und Wachskerzen übriggeblieben sowie eine Schachtel, die ein Frauengewand mit skandinavischen Ovalspangen enthielt und die jemand unter einer Bodenplanke deponiert hatte. Nach Ansicht der Ausgräberin handelte es sich bei der Bestatteten um eine bedeutende Frau mit engen Verbindungen zum skandinavischen Kulturkreis, wobei die Wachskerzen den voranschreitenden Bekehrungsprozess in Altrussland illustrie-ren (Eršova 2016a, 139). Abgesehen von den Ovalspangen bestand das Gewand aus einer zerschnittenen Seidenweberei (Kat. Nr. 17), welche neben einer Jagdszene wahrscheinlich auch Varianten des Elecer Palmetten-Dreizacks (Abb. 4, unten rechts) abbildet. Technische Details sprechen zugunsten byzantinischer Seidenweber, welche alte Vorlagen aus dem Reich der Sassaniden kopierten (Zubkova et al. 2010, 293 f. mit einer Rekonstruktion des Bildgewebes und mit Bildverweisen auf zeitgleiche Parallelen im Kaukasus und in Westeuropa).

Kovalevs Untersuchungsergebnisse legen nahe, dass Ol’ga mehrere Embleme gleichzeitig führte, nämlich den Schlüssel (Abb. 11 links) und die Falkenhaube mit Kreuz (Abb. 11 rechts). Hinzu kommt das Kreuz auf Svjatoslavs Siegel (Abb. 12 links), das sich gemäß der traditionellen Auffassung eigentlich nur auf Ol’ga beziehen kann. Ol’gas flexible Handhabung von Emblemen wurde dabei vielleicht durch den Umstand begünstigt, dass der Gebrauch von solchen Zeichen unter den skandinavischen Einwanderern gerade erst in der Eta-blierungsphase steckte und dass die strengeren Regeln der mittelalterlichen Heraldik noch nicht griffen. Unter diesen Voraussetzungen muss man allerdings auch fragen, warum sich eine außergewöhnliche Frau wie Ol’ga dazu genötigt gesehen haben sollte, ihren Gebrauch von Emblemen auf genau drei Bildzeichen zu beschränken. Traditionell hat man Vladimirs Dreizack als eine Weiterentwicklung von Svjatoslavs Zweizack verstanden. Indes besteht bislang keine Klarheit darüber, ob der Dreizack direkt vom Zweizack abstammt oder ob sich Vladimir von anderen Vorbildern inspirieren ließ. Gleichzeitig wissen wir, dass Vladimir einige Zeit im Haushalt seiner ehrfurchtgebietenden Großmutter verbrachte und vielleicht sogar bei Ihrem Tode zugegen war. Zudem leitete

Ol’ga (aus Sicht der orthodoxen Kleriker im mittelalterlichen Altrussland) die Annäherung der Russen an Byzanz ein, welche Vladimir in späteren Lebensjahren vollendete. In Anbetracht dessen sollten wir nicht von Vornherein ausschließen, dass Ol’gas Nachlassenschaft bei Vladimirs Wahl eines Emblems eine Rolle gespielt haben kann (vgl. Beleckij 2011, 47).

Symbol für Frauenpower oder fürstliches Emblem?

Die Erörterung des Elecer Bildmotivs lieferte Argumente zugunsten der Annahme, dass man die gleicharmige Spange mit Rücksicht auf eine Frau fertigte, die mit der Fürstendynastie der Rjurikiden in Verbindung stand und die in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts oder zu Beginn des 11. Jahrhunderts lebte. Aufgrund des hohen Materialwerts und der beachtlichen Handwerksleistung liegt es nahe, dass bereits die Erteilung des Herstellungsauftrags von der Umgebung als eine Machtdemonstration verstan-den wurde. Realisiert wurde der Schmiedeauftrag offenbar von einer Person, die auf Gotland geschult worden war. Gleichzeitig ist es keine Selbstverständlichkeit, dass man zur Erteilung des Auftrages selber nach Gotland segelte – denn bekanntlich waren wikingerzeitliche Handwerker oft mobil und konnten bei ihren Reisen mitunter beachtliche Distanzen zurücklegen (Beck 1983, 631; Callmer 2002; Hed Jakobsson 2003, 159 f.). Auf der anderen Seite verfügte die durchschnittliche Frau der Oberklasse wahrscheinlich nur über einen begrenzenten Handlungsspielraum. Nancy Wicker problematisierte diese Frage und gelangte zum Ergebnis, dass Metallhandwerk zu denjenigen Kanälen gehörte, über welche Frauen ihre sozialen Strategien verwirklichen konnten. Beispielsweise konnten sie die Machtbalance innerhalb ihrer Sippe nachhaltig beeinflussen, indem sie verfügten, wer ihren Schmuck und das damit verbundene Prestige erben sollte (Wicker 2012, 899 f.). Interessanterweise trägt die Elecer Spange Spuren von Verschleiß und Reparaturen, die darauf hindeuten können, dass die erste Trägerin ihr Kleinod an eine nachfolgende Generation weiterreichte. Andererseits stieß das Verfügungsrecht der Frau mitunter an seine Grenzen, wenn sie Außenstehende bedenken wollte. Gemäß der altnordischen Rechtstradition fiel ererbtes Silber nämlich unter Umständen unter dasselbe Gemeinschaftsrecht wie ererbter Grund und Boden und durfte daher nur mit Zustimmung der Sippe an Außenstehenden weitergegeben werden (vgl. Thunmark-Nylén 2006, 462, 473). Zudem wich die wikingerzeitliche Auffassung von Identität deutlich von unseren modernen Konzepten ab. Demnach fielen die Handlungen einer Frau aus der Oberklasse direkt auf ihre Sippe zurück (Wicker 2012, 899 f.). Folglich war es wohl auch keine Privatsache, wenn ein Mann einer Frau ein Geschenk darbrachte. Stattdessen wertete man seine Handlung als einen Annäherungsversuch an den gesamten Familienverband, was in unerwünschten Fällen einer Ehrenkränkung gleichkam (vgl. oben über Dichtkunst). Sofern der Herstellungsauftrag für die prächtige Elec-Spange von

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einer Frau ausging, kam dies in den Augen ihrer Umgebung einer Machtdemonstration gleich, die das Ansehen ihrer gesamten Sippe förderte. Andererseits spricht natürlich auch nichts dagegen, dass es sich bei der Spange um eine wertvolle Gabe handelt, die der Frau von einer Einzelperson oder von einem Kollektiv dargebracht wurde. Eine interessante Parallele zum letztgenannten Szenario bildet eine Anekdote in der Heimskringla des Snorri Sturluson (Sagan af Haraldi konungi gráfeld, Kap. 16), wonach das Althing Islands eine riesige Silberspange in Auftrag gab, um den Nationaldichter der Insel zu belohnen (Finnur Jónsson 1911, 104). Gegen diesen Hintergrund möchte man fragen, inwiefern die Elecer Spange auf Geheiß des gotländischen Althings gefertigt worden sein kann und zu welchem Zweck. Handelte es sich gar um eine diplomatische Gabe an ein Mitglied des rjurikidischen Fürstenhauses? Egal wie die Antwort lauten mag, so spricht der begrenzte Gebrauchswert der Elec-Spange auf jeden Fall zugunsten der Annahme, dass ihre hauptsächliche Funktion weniger im praktischen Bereich lag und mehr im Bereich der ritualisierten Handlungen.

Gleichwohl liegt es mir fern zu behaupten, dass das Emblem der Rjurikiden von Gotland stammt. Weiterhin beabsichtige ich nicht, den Herstellungsauftrag für die Elecer Spange der Fürstin Ol’ga, der Gotländischen Volksversammlung oder einem Fürsten von Novgorod anzudichten. Meine Kurzbiographie der rjurikidischen Herrscher diente lediglich dazu, die soziale Sphäre zu illustrieren, in der sich die erste Trägerin der Elec-Spange bewegt haben muss – denn, wie gesagt, deuten Dekor, Materialwert und Handwerksgeschick darauf hin, dass wir es mit einem fürstlichen Gegenstand zu tun haben. Ein Blick auf die Rjurikiden zeigt zudem die Möglichkeit auf, dass es wikingerzeitliche Frauen gab, die eigene Embleme führten – wobei unklar ist, ob dieses Vorrecht für alle gleichermaßen galt oder allein in Ausnahmefällen. Unter der Voraussetzung, dass man das Konzept von Emblemen bereits hinreichend verinnerlicht hatte, liegt es nahe, dass die Elecer Spange in Bezug auf dieselbe Person gefertigt wurde wie das Ortband von Kiev (Abb. 5) und der Anhänger von Chilovo (Abb. 7 links). Ergänzend dazu sei festgestellt, dass man die Spange in einer Epoche fertigte, in der skandinavische Herrscher dazu übergingen, Bildelemente aus der Tierornamentik als protoheraldische Embleme zu nutzen (vgl. Kleingärtner 2007, 214 zum Hiddensee-Stil in Altdänemark). Die Frage, warum man sich im Falle der Elec-Spange dennoch dazu entschied, das potentielle Emblem in einem komplexen Bildgefüge zu »verstecken«, ließe sich über die spezielle kulturelle Situation in Altrussland erklären, wo die flexiblen Sehgewohnheiten der Nordleute mit der Emblem-Tradition der Chazaren zu einem neuen Ganzen verschmolzen. Gleichwohl werden wir wohl niemals erfahren, über welche Umwege die fürstliche Spange in das Herrschaftsgebiet der Pečenegen gelangte. Wer gewillt ist, über diese Frage spekulieren, sei dazu aufgerufen, einen Blick in die Nestorchronik zu werfen. Dort findet man zahlreiche Scharmützel, Kriege und Allianzen zwischen Rus‘ und Pečenegen, die einen Besitzerwechsel illustrieren können.

Danksagungen

Rafael Minasyan und Ekaterina A. Šablavina (an der Eremitage in St. Petersburg) ermöglichten ein eingehendes Studium der Elec-Spange. Denis D. Jolšin (ebenfalls dort) half mit wertvollen Angaben über seine Untersuchungen an der Zehntkirche in Kiev, während Michail Vasiljev (am Archäologischen For-schungszentrum der Region Pskov) Informationen über die Rettungsgrabungen an den Pskover Kammergräbern bei-steuerte. Die Untersuchungen wurden finanziert durch die Stiftung Helge Ax:son Johnson, das Schwedische Institut, den Schwedischen Altertumsverein, die Königliche Akademie für Literatur, Geschichte und Altertümer in Stockholm (Montelius Reisestipendium) und den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Dora Plus-Stipendium der Universität Tartu). Der vorliegende Aufsatz ist eine revidierte und erweiterte Version von Neiss 2015.

Abkürzungen

GE – Eremitage (Государственный Эрмитаж), Sankt Petersburg, Russland

KhMW – Kunsthistorisches Museum Wien, Österreich

SHM – Staatliches Historisches Museum (Statens Historiska Museum), Stockholm, Schweden

Katalog

1. Anhänger (Abb. 7). Kupferlegierung(?). Russland, Tver oblast (Тверская область), Chilovo (Хилово), Kurgan 60 (19) (Paulsen 1953, Abb. 241).

2. Anhänger (Abb. 11). Silber mit Niellodekor. Russland, Oblast Pskov (Пско́вская о́бласть), Pskov (Псков), Kammergrab 5 (Beleckij 2011, рис. 3).

3. Becher (Abb. 10). Silber mit Vergoldung und Niellodekor. Dänemark, Sjælland, Kirchspiel Allerslev, Lejre (Christensen 2010, Abb. 2).

4. Bildstein (Abb. 8). Schweden, Gotland, Kirchspiel Lärbro, Hammars III (Lindqvist et al. 1941, Taf. 30; Ambrosiani 2001b, Abb. 1.4).

5. Bügelscheibenspange. Kupferlegierung mit Vergoldung und Silber-plattierung mit Niellodekor. Schweden, Gotland, Kirchspiel Klinta, Valla (SHM 8941+9394; Thunmark-Nylén 1998, Taf. 46 f.).

6. Dosenförmige Spange. Kupferlegierung mit Vergoldung und Silber-plattierung mit Niellodekor. Schweden, Gotland, Kirchspiel Lye, Ljugarn (SHM 2829; Neiss 2010, Abb. 17b).

7. Gleicharmige Spange (Abb. 1–4). Silber mit Vergoldung und Niello-dekor. Russland, Oblast Woronesch (Воронежская область), Elec (Елeц; GE 997-1; Stenberger 1959; Arbman 1960, Neiss et al. 2012; Neiss 2015).

8. Münze. Silber. Mit sekundärem Graffiti. Schweden, Gotland, Kirchspiel Lummelunda, Kinner (Melnikova 1996, 73 f., Abb. 5; Duczko 2004, Pl. 67d).

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9. Münze. Silber. Schweden, Gotland, Kirchspiel Bro, Tuer (Lindberger 2001, Abb. 2.11).

10. Ortbeschlag (Abb. 9). Kupferlegierung. Schweden, Uppland, Kirchspiel Adelsö, Björkö/Birka, »Schwarze Erde« (Svarta jorden), Südliches Grund-stück (Södra tomten; Ambrosiani 2001b, Abb. 1.3).

11. Ortbeschlag. Silber mit Niellodekor. Lettland, Livland, Turaida, Kurgan Nr. 22 (Korzuhina 1950, рис. 2; Paulsen 1953, Abb. 93–95).

12. Ortbeschlag (Abb. 5). Silber mit Niellodekor. Ukraine, Kiew, Zehntkirche (Десятинна церква), aus einem hölzernen Sarkophag (Korzuhina 1950, рис. 1; Paulsen 1953, Abb. 104).

13. Ringspange. Silber mit Vergoldung und Niellodekor. Schweden, Got-land, Kirchspiel Tingstäde, angeblich aus Austris, aber tatsächlich ein Fund aus Västris (SHM 8211; Neiss 2010b, Abb. 17b).

14. Rundspange. Silber mit Vergoldung und Niellodekor. Schweden, Öland, Kirchspiel Gärdslösa, Jämjö (SHM 13537; Neiss 2007, Abb. 11b, 12c, Tafeln; Neiss 2010, Abb. 2b, 11b, 12c, Pl. 1–11).

15. Säbelscheide. Kupferlegierung mit Vergoldung(?). Österreich, Wien, »Säbel Karls des Großen« (KhMW SK-WS-XIII-5; Korzuhina 1950, рис. 7; Paulsen 1953, Abb. 96).

16. Siegel (Abb. 12); Ukraine, Kiew (Duczko 2004, Pl. 67d).

17. Textil. Aus einer skandinavischen Frauentracht. Seidenweberei. Russ-land, Oblast Pskov (Пско́вская о́бласть), Pskov (Псков), Kammer-grab 3 (Zubkova et al. 2010; Eršova 2016a).

18. Ziegelfliesen (Abb. 6). Ukraine, Kiew, Zehntkirche (Десятинна церква; Jolšin 2012, Ил. 1.1).

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